E L E T
„Sappho“ vor. Die Künstlerin brachte ihre umfangreiche, besonders E Tiefe klangvolle Mezzosopranstimme darin vortrefflih zur Geltung; au die Vortragsweise war eine belebte. Weniger gelang ihr Schu- bert’'s „Gretchen am Spinnrade“ in der Bearbeitung von Liszt; das hierauf folgende „Herbstlied“ von Massenet wurde jedoch mit großem Beifall aufgenommen. Einen Glanzpunkt des Abends bildete der Vortrag des Violinkonzerts in D-dur, op. 35, von Tschaikowsky durch den schnell berühmt gewordenen jungen russischen Geiger Alexander E chnikoff. Sein weicher, edler Ton und seine s{wungvolle usdrucksweise seßten das s{chôöne Werk in das glänzendste Licht, sodaß stürmischer Applaus folgte. Den Schluß machten zwei Orchester- werke: das Vorspiel zu „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner und die Vierte Symphonie von Beetboven, die von dem Philhar- monishen Orchester unter der vortrefflihen Leitung des Dirigenten in vollendeter Weise zu Gehör gebracht wurden. A Der Violoncell - Virtuose Friedrich Grüßmacher junior aus Köln, ein Neffe des durch feine Wirksamkeit in Leipzig und Dreéden wohlbekannten gleihnamigen Violoncellisten, gab am Sonn- abend im Saal der Sing - Akademie sein erstes Konzert bierselbst, welches von dem Philharmonischen Orchester unter Professor Mannstädt?s Leitung mit Mendelsfohn's Ouvertüre zum „Sommer- nachtstraum“ eröffnet wurde. HerrGrüßmacher trug hierauf ein Konzert von Volkmann mit Orchesterbegleitung vor. Sein schöner, voller Ton, die teh- nishe Sicherheit, mit-der ihm auch die plößlichen Einsätze des Flageolets gelangen, sowie die seelenvolle Art feines Vortrags, die stets mehr den Inhalt der Komposition als die Virtuosität in _den Vordergrund ftellt, gaben seinem Spiel einen wirklih fünst- lerishen Werth. In einer seltener gehörten Sonate für Klavier und Cello von L. Bocwerini, bei der die Klavierpartie dur Herrn O. Bake lobenswerth ausgeführt wurde, sowie in einem aus drei Säßen bestehenden, durch Originalität der rbythmishen und barmo- nischen Gestaltung fefselnden Konzert von Ed. Lalo traten die erwähnten Vorzüge im Spiel des Konzertgebers noch besonders glänzend hervor. Die zum theil s{wierigen Anforderungen an die Orchesterpartie er- p ias die Philharmonishe Kapelle sehr wacker. Das zablreih er- chienene Publikum nahm alle Vorträge des Abends mit lebhaftem und wohblverdientem Beifall auf.
Im Scht&iller-Theater kommt am Freitag Grillparzer?s dramatishes Märchen „Der Traum ein Leben“ zur erstmaligen Auf- führung. Die beiden Hauptrollen, den Rustan und den Zanga, spielen die Herren Bach und Pauly. — Einen „Fabel- und Viärchenabend“ veranstaltet die Direktion am Sonntag, den 15. Dezember, im Nath- hause. Der Abend is vornehmlich für Kinder gedacht, do haben auch Erwachsene Zutritt. Es werden Märchen und Fabeln vor- getragen und geeignete Lieder von Taubert, Brahms, Wilhelm Berger u. st. w. gesungen. S i
Madame Judic wird im Neuen Theater noch in vier weiteren Vorstellungen auftreten, und zwar am Donnerstag, Freitag, Sonn- abend und Sonntag. Der Vorverkauf ift eröffnet.
Im Konzerthause veranstaltet Kapellmeister Meyder morgen eine Gedächtnißfeier für den großen franzöfischen Komponisten Hector Berlioz. Die beiden ersten Theile des Programms bringen die Ouvertüre zur Oper „Beatrice und Benedict“, die Karneval- Ouvertüre, den Sylphentanz aus „Faust's Verdammniß“, ein Bruch- stück aus „Benvenuto Cellini“ und die nur selten gehörte Symphonie „Harold in Italien“.
Mannigfaltiges.
Die zum Besten der Unterstübungskafsen des Vereins „Berliner Presse“ und des Vereins „Berliner _Künstler“ morgen, Mittwoch, Abends 7¿ Uhr, im Kroll’shen Etablissement stattfindende Wieder - bolung der Aufführungen des Huldigungsfestes zu Ehren Adolf Menzel’s hat noch eine besondere Anziehungskfraft durch die Mitwirkung zweier auserlesener Küxstler aus dem Neich der Tône erhalten. Die vortrefflihe Sängerin Miß Mary Howe wird nämlich einige Lieder
L vom 10. Dezember
Wetterberi
9° Lan f 5
“Temperatur
| Klaus. Wind. | Wetter.
———— [Edt
Stationen.
in 9 Celsius
99C.=4' R.
Donnerstag.
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp. red. in Millim.
Belmullet. . | 760 |NNW 3\wolkig Aberdeen .. | 753 |WNW ckshhalb bed. Kopenhagen . | 747 |W 2 Nebel Stockholm . | 746 |SSO 4\Schnee aparanda . | 749 till bedeckt t.Petersburg| 752 1'bedeckt
Cork, Queens- T 762 Cherbourg . | 763 3 bedeckt Der l TDD 5'halb bed. 749 |[W 2 halb bed. mburg .…| 752 5 bedeckt 1) Swinemünde | 750 4 Dunst 2) Neufahrwasser| 749 3 bedeckt3) Demi ¿1 201 3 Schnee G e ec 02 2 bedeckt Veunsler. „. | 755 2 Regen Karlsruhe . . | 761 5 bedecktt) Wiesbaden . | 759 2'bedeck15) München... | 762 6 bedeckt Chemniß .. | 757 4 Regen Sli» o « « |-- CD8 3\Negen®) Witti... | 760 4 bedeckt B. (00 3/Schnee | Jle d’Aix. . | 766 3\bedeckt . | e R 1\halb bed. | S l 166 1/halb bed. | 4
von Mosenthal, fang 74 Uhr.
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9 heiter Briche: Hr.
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Neu bearbeitet
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7{ Ubr.
7# Ubr.
Dohe Lied.
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und Schnee. 2) Nachts Regen. 4) Nachts Regen. 5) Abends Regen. #*) Gestern Regen und Schnee.
Uebersicht der Witterung. Die Witterung West-Europas steht unter dem Ein-
dem südlihen Norwegen liegt und welhe über Zentral-Europa lebhafte westliche Winde verursacht. | mont a. G.) In Deutschland, wo seit gesteru überall Regen oder Schnee gefallen ift, ist das Wetter wärmer, vor- | -8 Nullerl. wiegend trübe und regnerish; die Temperatur liegt an der Küste bis zu 5, im Binnenlande bis zu 6 Grad über dem Mittelwerth ; im Binnenlande fanden
Nawhtfröfte statt. / Deutsche Seewarte.
E SEMIE D S EO S S S I E PUER E E H E I E AOLSM U N Theater.
Königliche Schauspiele. Mittwoh: Opern- Eaus. 184, Vorstellung. Wagner - Cyclus. IT1. Tannhäuser und der ugerkrieg auf
Friedrich -
Alexander Petschnikow zwei Violinstücke vortragen. Dem Konzert {ließt \sich dann das sinnige Festspiel von Julius Wolff mit den glanzvollen lebenden Bildern aus Menzel's Werken an. Der Billet- verkauf findet Vormittags von 11 bis 1 Uhr, am Abendkassenschalter des Königlichen Schauspielhauses und vor Beginn der Vorstellurg an der Kasse des Kroll’shen Etablissements ftatt.
Nach der #ßt zusammengestellten Uebersicht der Frequenz der hiesigen Gemeindeshulen nach dem Stand vom 1. No- vember 1895 bestehen gegenwärtig in Berlin bei 211 Gemeindeshulen 3940 Klassen (einschließli 69 fliegender). Die Gesammtzahl der verfügbaren Klafsenzimmer ist 3545; davon sind 74 unbesegt. Von den Klaffenzimmern befinden sich 3349 in eigenen Schulbäusern und Gebäuden der Stadt, 196 in gemietheten Räumen. Die Zabl der sogenannten fliegenden (d. h. überzäbligen) Klassen ist 69; es wird also im Ganzen in 3540 Klafsen unterrichtet. Durch die eingeschulten Kinder sind beseßt : 92208 Knabenpläße und 93749 Mädchenpläte, zusammen 185 957 Pläge.
Nachdem gestern im Zirkus Renz das militärische Festspiel 1870/71 fein 50. Aufführungs-Jubiläum vor einem bis auf den leßten [laß beseßten Hause gefeiert hat, geht morgen das von Herrn Direktor ranz Renz inscenierte große Sport-Schaustück „St. Hubertus“, welches eine Fülle seltener equestrisher Effekte und einen glänzenden Ausstattungsapparat darbietet, zum ersten Mal in Scene. Im ersten Theile entwickelt sch ein an prächtig bespannten Fubrwerien reiber Korso, ueoon im zweiten Bilde eine naturgetreue Parforcejagd vom , endezvous“ bis zum „Halali*, und zwar mit einer bedeutenden Anzabl kostbarer Vollblut- Springpferde zur Darstellung gelangt. Hierbei werden zum erften Mal Riesendistanz- und Höhbensprünge, z. B. üker 3 und 4 Paar Pferde, ausgeführt : Leistungen, die in der Pferdedrefsur unerreiht da- steben dürften.
Stettin, 9. Dezember. “ Dem brasilianischen Panzer- \chiff „24 de majo“ brach, wie ,W. T. B.* berichtet, auf der Fahrt von Swinemünde hierher die Ruderpinne, und das Schiff gerieth infolge defsen auf Grund. Zwei Eisbrecern von hier gelang
es, den Panzer \{ließlich wieder flott zu machen. Er wird voraus- sichtlih heute Abend an der Werft des „Vulkan“ eintreffen.
Wilhelmshaven, 9. Dezember. Der Hamburger Lootsen- \{chooner „Elbe 2“ wurde gänzlih wrack bier eingeschleppt. Ein Mann ift ertrunken, die Besaßung zum theil verwundet. Die Ver- leßten wurden in das Krankenhaus gebracht.
Braunschweig, 9. Dezember. Die Betriebs - Inspektion Braunschweig 1 macht bekannt : Heute gegen 10 Ubr Vormittags sind die Lokomotive, der Packwagen und les ofene Güterwagen des Güterzuges 902 infolge falscher Weichenftellung im Bahnhof JIerrxheim entgleist. Ein Bremjer ift getödtet; der Zugführer und ein Bremser find, anscheinend unerheblich, rerlett.
Bremerhaven, 10. Dezember. Fortwährend laufen Nach- rihten von Schiffsunfällen ein. Der Fischdampfer „Nymphe“ rettete fünf Mann des englishen Kutters , Arcadian“, der Fisch- dampfer „Dora“ neun Mann der finnishen Bark „Axel“. _Von dem Fishdampfer ,Polyp* wurden fünf Mann über Bord gespült, von denen nur zwei gerettet werden konnten. Ein anscheinend gr ö- ßerer Dampfer ist beim Weser-Leuhtschif gesunken.
Hamburg, 9. Dezember. Der „Hamburgische Korrespondent“ meltet: Ein dänisher Vieh-Transportdampfer aus Es8- bjerg, der {on für verloren gehalten worden war, ift gestern nah viertägiger, äußerst gefährliher Reise hier eingetroffen. Der Dampfer wurde bald vyach dem Abgang von Es- bjerg von einem gewaltigen Sturm überrascht. Der Kapitän fonnte den Kurs nicht innehalten, sodaß das Schif der
s y / rative Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. r 2 Dirigent : Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr. enedir. Regie: Gustav Thies. Schauspielhaus. 276. Vorstellung. ;
Lustspiel in 5 Aufzügen von Adolph | spiel in 3 A L’Arronge. In Scene gesezt vom Ober-Regisseur Mar Grube. Anfang 7# Uhr.
Opernhaus. 185. Vorstellung. Die
luftigen Weiber von Windsor. Komis{h-phan- Z Er : tastische Oper in 3 Akten von Otto Nicolai. Tert Ie ggr g E n tor Fr. Renz. 1. 4 weitere Vorstellungen verlängert. theilung: Großer Wagerkorso mit den Jagdgästen. Mittwoch: Speectacle coupé. — Lili. (Akt 3.) — Divorcçons! (Aft 2.) — Chan- E No ems à papa, (A2) | Sauer und Ii Ae Sie: Ae
namigem Lustspiel, Tanz von Emil Graeb. An-
Schauspielhaus. 277. Vorstellung. Eine Be- kfehrung. Lustspiel in 1 Aufzug von Charles de Courcy, deutsch ven Emil Neumann. (Raoul de Friedri Haase, als Gast.) — Monfieur Balauceux. Genrebild in 1 Aufzug von Benno Jacobson. (Agénor Balanceux: Hr: eFriedrih Haase, Schwiegermütter. dem Sparishen des Don Manuel
Cleto: Hr. Friedri Haase, als Gast.) Anfang
Deutsches Theater. Mittwoh: Der Misan- throp. — Hierauf: Das Hohe Lied. Anfang
Donnerstag: Der Meister von Palmyra. Freitag: Der Misanthrop. — Hierauf: Das
: n-| Lessing-Theater. Mittwoch: Gastspiel von fluß einer umfangreihen Depression, deren Kern in Felix Schweighofer. Fifi. Anfang 74 Ubr.
Freitag: Gastspiel von Felix Schweighofer.
Refidenz - Theater.
tellenweise, d ishen Küste allenthalben | Lautenburg. Mittwoch: Hals über Kopf. (Coup j L ADreRUN@ s de tête.) Schwank P 3 Akten von A. Bisson.
— Vorher: Jn doppelter Bekehrung. Plauderei von Faul Linjemann. Anfong 7# Uhr.
4 — Jun doppelter Bekehrung.
Mittwoh: Bei bedeutend ermäßigten Preisen.
Doktor
Ueues Theater.
nah William Shakespeare's gleih-
Donnerstag: Lili. Freitag: Niniche.
Freie Entrées sind aufgehoben.
als Gast.) — Rezept gegen Lustspiel in 1 Aufzug nah Juan Diana.
von Heinrih Heinemann. (Don | &Fulius Fritsche.
Donnerstag: Der Mikado.
Adolph Ernst-Theater.
„For Theuter. D: Se MqueS überseßt. von Bolten-Bäters.
Anfang 7{ Uhr.
Abonnements-Vorstellung): Prin-
Direktion: Sigmund
Benedict“.
Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße*25—-26.
Wartburg. Romantische Oper in 3 Akten von Volksthümlihe Vorstellung unter Leitung des Kaiser- | Wirth, Hausmauu.
Richard Wagner. Ballet von Emil Graeb. In [ih russishen Hofshauspielers Herrn Julius Fiala:
Schiffbauerdamm 4 a. / 5.
nfang sämmtlicher Vorstellungen 74 Uhr.
Theater Unter den Linden.
Mittwoch: Der gei ) € Operette in 2 Akten. Hierauf: Großes Ballet- | Freibeits-, Springe und Schulpferde. Divertifsement. Anfana 74 Uhr
fleine Lord. Lebensbild in 3 Akten, nach dem ria L cleihnamigen Roman von Mrs. Hodgsen Burnett, | Geboren: Ein Sohn: Hrn. Regierungs-Afsefsor as Hierauf: Die Dr. Walther Niethammer (Kamenz). — Eine z ; c ¿ ; wige Braut. Operette in“1 Akt von W. Mann- Donnerstag, Nachmittags 24 Uhr: Prinzesfin | £! N Q S E S 1) Gestern und Nats Regen. ?) Nachts Regen V Abends 7# Uhr: Pan Cezar. städt und Jean Kren. Anfang 7 Uhr.
reitag 5.
zeffin Goldhaar.
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Direktion: Nicard SGuly. Emil Thomas a. G. M Ae D E E ofe No, de N aue Donnerstag: Heimath. (Magda: Louise Du- attungspofse mit Gesang und Tanz in ildern S 9 von Wilh. Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. In Scene gesezt vom Direktor Richard S@ult. Die Tanz-Arrangements3 vow Balletmeister Gundla%. Anfang 72 Uhr. Donnerstag: Eine tolle Nacht.
Konzerte.
Konzert-Haus. Mitiwoch: Karl Meyder-
Donnerstag und folgende Tage: Hals über Kopf. Konzert. Berlioz-Feier. Ouv. „Beatrice und Symphonie „Harold in Italien“. Sylphentanz aus „Faust’'s Verdammniß“.
Sing-Akademie. Mittwoch, Anfang 72 Uhr:
englishen Küste zuirieb. Hierauf ließ der Kapitän die schließen. Die Seeleute hatten während der Fahrt {wer unter dem Mangel an Proviant zu leiden. In dem von der Luft abgesperrten Viehraume befanden \sich 255 Rinder, von denen viele
idten, andere zertreten oder {wer verleßt wurden. Brüllen der Thiere übertôönte, wie die Bemannung erzählt, selbft das Heulen des Sturmes. Nachdem der Wind nachgelassen hatte, gelang es, das Schiff wieder in den rihtigen Kurs zu bringen. Beim Oeffnen der Luken, das unter Aufsicht der Veterinärpolizei erfolgte, bot sich ein entseßliher Anblick. Nur 124 Stück Vieh konnten [ebend nah der Quarantänestation gebradt werden; etwa 100 Rinder lagen todt umber; die übrigen, welhe schwer verleßt waren, wurden unter thierärztliher Aufsicht an Bord geshlachtet.
Triest, 9. Dezember. Der Dampfer des österreihischen Lloyd „Argo * stieß gestern im Hafen von Konstantinopel mit dem englishen Dampfer „Manningtry“ zusammen; leßterer wurde stark beschädigt.
London, 9. Dezember. Nach einer bei Lloyds eingegangenen Depesche aus Leith brah auf dem Dampfer „Prinzipia“ {tvon Shields nah New-York unt:rwegs) 140 Meilen nördlich von Kay Wreath Feuer aus. Der Dampfer fteuerte darauf nah Faroe zu, stich jedoch auf einen Felsen und san f. 27 Personen von der Mann- saft sollen umgekcmmen sein; eirer, Henry Anders aus Rosto, wurde gerettet. j
Lemvig, 9. Dezember. Die Schoonerkuff „NRenska* aus Großefehn, Kapitän Tommesen, mit Brettern von Memel nah Papen- burg unterwegs, ist bei Fialtring (Westküste Fütlands) aestran det. Die aus 5 Mann bestehende Besaßung wurde, wie ,W. T. B.* meldet, mittels des Naketenapparats gerettet.
Kopenhagen, 9. Dezember. Bei Hirtshals auf Jütland wurden geftern mehrere Schiffskisten von dem Stettiner Bark - \chiff „Nestor“ gefunden. Das Schiff ist wahrscheinlich bei dem Sturme der letzten Tage untergegangen.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Rom, 10. Dezember. (W. T. B.) Der „Agenzia Stefani“ wird aus Massowah gemeldet: An Einzelheiten über das Gefeht bei Ambalagi steht Folgendes fest: Der Kampf wurde während sechs Stunden hartnäckig geführt. Unsere Flügel leisteten einen langen, erbitterten Widerstand; aber sie mußten si s{ließlich, von überaus starken feindlichen Kräften umfaßt, zurückziehen. Dadurch wurde au der Widerstand unseres Zentrums vergeblih. Die \oanishe Armee bestand aus den Korps der Ras Michael, Mangascha, Olie, Butal, Makonen und Mangascha-Atishin. Man versichert, daß ihre sehr A Verluste 2000 bis 3000 Todte und Ver- wundete betragen. Unter den Gefallenen sollen si nah dem Bericht von Augenzeugen zwei Ras be- finden. Ueber ein weiteres Vorrücken der Schoaner ist bis jeßt keine Meldung eingetroffen. Das Gefecht von Ambalagi hat trotz seiner Veröffentlihung mit den Einzel- heiten keinerlei nachtheiligen Einfluß auf die Bevölkerung von Agame ausgeübt. Die Haltung der eingeborenen Truppen ift fortgeseßt eine vortrefflihze. General Baratieri traf in Adigrat ein und übernahm den Oberbefehl. An der Atbara ist alles ruhig.
(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
und der berühmte Geiger Herr ——————————————— E * Der lauge | Saal Bechltein.
Scene gefeßt vom Ober-Regisseur Teßlaff. Deko- | Das bemoofte Haupt, oder: (
srael. Schauspiel in 4 C N 7 ne Anfang 74 Uhr: Klavier-Abend von Cathérine
r N Die Memoiren des Teufels. Lust- theilungen von L. Sthneider.
Unkstraße 42, Mittwoch,
Jatchinowska.
Zirkus Renz. Karlstraße. Mittwoch, Abends
7# Ubr Parade-Gala-Vorsftellung. Auf, auf zur fröhlichen Jagd! (St. Hubertus). Original - Sports-Schauftückx mit neuen Arrangements in 2 Abtheilungen von Direktor Fr. Renz. 1. Ab-
Rendezvous. Aufführung komischer Scenen und rozer Ballet - Divertissements. 2. Abtbeilung: Barforce-Sagk über H?ecken, Wassergraben, Stein-
Rieseusprünge über 3 und 5 Pferde von den englishen Volblutfpringpferden Imperial, Bessy, Bafsra, Paria. Das Grokartigste, was bis jeßt in diesem Genre geboten wurde. Finale: Der Kas- kfadenritt. Großes Hallali und Schluß-Tableau mit e den Jagdtrophäen des Hubertus. Außerdem : Auf- Direktion: | treten von nur Künstler - Spezialitäten allerersten Mikado. | Nanges. Vorführen und Reiten der bestdressierten
Komische ntrées von sämmtlichen Clowns. ; Donnerstag: Abends 74 Uhr: Auf, auf zur
Sonnabend, den 21. Dezember: Zum ersten | fröhlichen Jagd ! (St. Hubertus).
Male (neu): König Chilperich. Burleske Aus- stattungs-ODperette in 3 Akten (5 Bildern) von Hervé. | T
Familien-Nachrichten.
Mittwoch: Der | Verehelicht: Hr. Caspar Friedrih von Both
mit Frl. Maria Renziena von Laer (Berlin).
T ochtèr: Hrn. Prem.-Lieut. von Bennigsen (Ham- burg). — Hrn. Wafserbauinspektor Weber (Posen).
(Oppeln).
s Gestorben: Hrn. Dr. Niessing Tochter Käthe Dentral-Theater. Alte Zakobstraße Nr. 30. (Peiligenbau). — Hrn. Hauptmann Peter von
anckensee Towter Ursula (Breslau). — Hr.
beim).
— Hrn. Negierungs-Baumeister Friß Wolff (nit Adolf, wie in der gestrigen* Nummer gedruckt)
Ritterschafts-Rath a. D. Leberecht von Klitzing (Dieckow). — Hr. Max von Pochbammer (Albury, Enaland). — Hr. Sec.-Lieut. Paul Scheid (Hildes-
Verantwortliher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Neun Beilagen (einschließli Börsen-Beilage),
vom 2. bis 7, Dezember 1895,
Dru der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags-
sowie dic Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent-
VTL. Qnartett-Abeud von Joachim, Kruse, | lichen Anzeigers Kommanditgesellschafteu auf Bit L AUE Aktien inb Ättier gela) für die Woche
zum Deutschen Reichs-
¿ 294.
Erste Beilage
Berlin, Dienstag, den 10. Dezember
Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
1895.
Deutsches Reich. Uebers i Mi
der in den deutschen Münzstätten bis Ende November 1895 vorgenommenen Ausprägungen von Reichsmünzen.
1) Im Monat November Goldmünzen
Silbermünzen
1895 find geprägt Doppel-
Kronen worden in : Éronen
Kronen
Halbe [Hiervon auf
E marfkstücke| markstücke | markstücke | pfennigstüde
M M M. Á.
Ge e e e Ge i ; SUns- Zwei- Ein- _Fünsztg- Zwanzig-
pfennigstüdcke M M M M M [4
A r
Nickelmünzen Kupfermünzen
Zwanzig- Zehn- Fünf- Zwei- Ein- pfennigstüde
pfennigstücke | pfennigstüde pfennigstücke | pfennigstüdcke
Berlin
; 15 969 960 — Be Hamburg 8
15969960| 392075] — “t n lea
M |t M f M. ; c | M A
E - S Le 2 | 7 429/68
Summe 1. 15 969 960 B 2E
15969960 2) Vorher waren geprägt*)| 2 405 888 920537 692 M 969 925/1648498620/90 645 675/111 966 266 184 992 554] 71 486 559 — i
392 075 — H fis 8
5 005 860/80] 31 261 081'80| 16 345 970 —
7 139/68 6 213 207/44] 6 775 889/54
4) Hiervon sind wieder eingezogen 5) Bleiben
1 493 700} 2 589 060 12 035 2 420 365 1801535 103 220127 957 890 2983 426 290 M
3) Gesammt-Ausprägung| 2 421 858 en 692 280127 969 925 1664468580/91 037 T5OITIT 966 206[TS1 993 551 71 486 552!—
10 575 11 994 Pi 4 844 13 004 967/80
9 005 860/80] 31 261 O81 80] 16 345 970 —
6 213 207/14] 6783 319/22 46/40 1 936/30 61315 61/54 53/30
91 027 1751111 954 272/181 979 S830] U 151 708|—] 22 712 955.
5 005 814/10] 31 299 115/30| 16 315 356 i)
6 213 145/901 6 753 265 992
482 155 940,— M
*) Vergl. den „Reichs-Anzeiger“ vom 9. November 1895 Nr. 269.
Berlin, den 9. Dezember 1895.
Deutscher Reichstag. ¿n 3. Sißzung vom 9. Dezember 1895, 2 Uhr.
eber den Anfang der Sitzun i estri S berichtet. fang bung wurde in der gestrigen
ur Einleitung der Debatte über den Ne i chs aushalts- Etat für 1896/97, das dazu gehörige Arte eset und den Etat für die Schuzgebiete nimmt das Wort der Staatssekretär des Reichs-Schaßamts Dr. Graf von Posa- dowsky:
Meine Herren! Aus der Thatsache, daß im Rechnungsjahr 1894/95 die Einzelstaatea an das Reih nur eine baare Zuzablung von 23 Millionen zu- leisten hatten und dem Neich für seine eigene Wirthschaft noch ein UVeberfchuß von 7 Millionen zugeflofsen ilt, hat man in der Oeffentlichkeit mannigfahe Vorwürfe gegen die verbündeten Regierungen und gegen ihre Finanzleiter hergeleitet. Man hat suppeditiert, daß die Veranschlagung der Einnahmen für das Etatsjahr 1894/95 eine offenbar zu niedrige gewesen sei, um daraus eine festere Stütze für die Begründung neuer Steuer- forderungen zu gewinnen. Ich glaube in der Lage zu sein, diese An- nahme als durhaus tendenziós und ungerechtferctigt zurückzuweisen.
Ich gestatte mir, die älteren Mitglieder dieses Hauses zunäst daran zu erinnern, daß, seit wir - einen deutshen Reihs-Etat haben, mit drei Ausnahmen, im Jahre 1877/78, 1878/79 und 1879/80, die
Grundlage für die Veranschlagung der Einnahme stets der dreijährige Durchschnitt war, und ih erinnere ferner daran, daß den verbündeten Regierungen in der Militärkommision das ungünstige Horoskop ge- stellt wurde, das Fahr 1894 zeige nur den sicheren Anfang einer fortgeseßten Reibe finanzieller Verlegenheiten, auch abgesehen von der Militärvorlage. Meine Herren, ih glaube, diese pefsimistishe Auffassung, die si bezüglih der tünftigen finanziellen Entwickelung der NReichseinnahmen in der Militärkommission Éundgab, fonnte für die verbündeten Regierungen kein Anlaß sein, von dem durch lange Traditionen be- währten und von dem Reichstag in langer Uebung an- erfannten Verfahren für die Veranschlagung der Einnahmen abzugehen. Als demnächst die neuen Steuerforderungey zur Deckung der Kosten der Militärvorlage in Sicht kamen, änderte si aller- dings die pessimistishe Stimmung wesentli in eine optimistische. Der Reichstag erhöhte die Einnahmen in drei Einnahmetiteln um zu- sammen 113 Millionen — wie i hiermit ausdrücklich anerkenne —, in zwei Fällen mit Erfolg, in einem Fall ift der von dem Reichs: lag erhöhte etatêmäßige Ansagz rechnungsmäßig nit erreiht. J muß aber besonders darauf hinweisen, daß der verhältnißmäßig günstige Abs{luß des Nechnungsjahres 1894/95 nit nur eine Folge erhöhter Einnahmen. ist, sondern auch in der wesentlihen Ver- minderung der Mehrausgaben liegt, und daß das so ift, verdanken wir vor allen Dingen der Heereslertung.
Wir haben seit 1885/86 in den einzelnen Rehnungsjahren Mebr- ausgaben gegen das Etatsfoll von 12 Millionen gehabt, während das Rechnungsjahr 1894/95 gegen das Etatssoll ein absolutes Minus von 80 000 A nahweist. Aber, meine Herren, auch die Etatsüberschrei- tungen und die außeretatsmäßigen Ausgaben find im Jahre 1894/95 um 7 Millionen geringer gewesen als im vorigen Jahre. Jh glaube, aus dieser Thatsache darf uns kein Vorwurf gemaht werden; im Gegentheil geht daraus hervor, daß wir ernstlich bemüht waren, spar- fam und etatsmäßig zu verfahren.
Ich erlaube mir aber auch ferner die Frage zu stellen: ist denn ein Uebershuß von 274 Millionen für die Bundeëstaaten und bon 7 Millionen für die eigene Wirthschaft des Reichs in der Finanz- ge[didte des Reichs irgend etwas Ungewöhnliches ? Auch da appelliere h an die Erinnerung der älteren Mitglieder dieses Hauses, daß wir sr die eigene Wirthschaft des Reichs seit 1879/80 unerhoffte Ueber- lhüsse bis zu 25 Millionen gehabt haben, allerdings au Feblbeträge dis zu 23 Millionen. Ih erinnere ferner daran, daß überhaupt nur in 7 Etatsjahren Mehrüberweisungen für die Bundesftaaten verans- llagt waren, während die Bundeestaaten in 10 Rechnungsjahren thatsächlich Mehrüberweisungen erhalten haben, wie Ihnen Allen er-
| mmerlich sein wird, in sehr bedeutenden Beträgen; es sind den
Undesftaaten gegenüber dem Etatsfoll Mehrüberweisungen bis zu 803 Millionen zugeflossen, andererseits haben sie auch mit Ausfällen gegenüber dem Etat bis zu 14 Millionen vorlieb nehmen müssen.
l Ich glaube, diese Nekapitulation der früheren Finanzübershüsse fhrt zweierlei: erstens, daß man do in der Veranschlagung von innahmen außerordentli vorsichtig sein muß, wenn man keine Fehlerträge haben will, und zweitens, daß wir in früheren Nehnungs-
¿Hauptbuchhalterei des Reichs-Schazamts. Biester.
jahren viel größere Schwankungen in den Ueberweisungen gehabt haben als im Jahre 1894/95; ih habe so das Gefühl: wenn man sih nicht hätte von dem Bestreben leiten laffen, neue Steuern bint- anzuhalten und deshalb unsere ganze Finanzlage ausnebmend günstig zu beurtheilen, dann bätte man aus diesen verhältnißmäßig geringen Uebershüfsen gar fein Wesens gemaht. (Sebr richtig! rechts.) Aber es ift {ließli aut unrihtig — und das ift in der ganzen öffent- lichen Diskussion verschwiegen worden —, daß die Bundesstaaten einen unerwarteten Uebershuß von 272 Millionen gehabt haben. Die
Herren erinnern si, daß das Stempelsteuergesez, welhes die den Einzelstaaten auferlegten Aufwendungen für die Militärvorlage den- selben theilweise ersezen sollte, erst na ch Abschluß des Etats für 1894/95 überbaupt bewilligt ist. Am 19. April 1894 hat bier das hobe Haus diesen Gesegzentwurf erst verabschiedet.
Also in den 275 Millionen Mehrüberweisungen an die Bundesstaaten is der erböbte Betrag aus der Börsensteuer be- reits inbegriffen, der im Etat indeß nit berücksihtigt ist, auf den aber die Bundeëstaaten selbstverständlih, da das Gefeß im hoben Hause bereits eingebraht war, rechneten. Nun hat, entgegen allen ungünstigen Vorausfagungen, die Börsensteuer {on im ersten Jahre gegenüber der Jst-Einnahme von 1893/94 ein Mehr von 18 Millionen und gegenüber dem Etatsansaß ein Mehr von 145 Millionen ge- bracht. Man muß also gerechterweise, wenn man von einem un erw ar- teten Uebershuß für die Bundesstaaten sprechen will, von dem rechnungs8mäßigen Uebershuß von 277 Millionen den Mehrertrag der Börsenstzeuer, die erst nahträglich genehmigt ist, in Höhe von 143 Millionen abziehen ; dann kommt man nur zu einer unertwar- teten Mehrüberweisung an die Bundesftaaten von 12F Millionen.
Das ift geradezu eine minimale Summe gegenüber den unerwar- teten Mehrüberweisungen früherer Fahre.
Ich kann mich im Einzelnen darauf beschränken, bezügli des Nechnungsjahres 1894/95 über die Anschläge der beiden großen Be- triebsverwaltungen nur wenige Worte zu sagen. Als ih die Ebre hatte, bei Ueberreihung des Etats für 1895/96 eine Schäßung dem hohen Hause darüber zu geben, wie das Jahr 1894/95 wobl abschließen würde, theilte ih nach Angabe der Reichs-Postverwaltung mit, daß dieselbe befürchtete, den etatsmäßigen Ansaß nicht zu erreichen. Thatsächlih hat die Reichs - Postrerwaltung. noch einen Ueber- schuß über den Etat von 15 Millionen Mark ergeben. Ich glaube, auch hieraus wird man der Reichs - Postverwaltung keinen Vorwurf machen können, wenn man weiß, wie unendlih schwierig es ist, für eine derartig große Betriebêverwaltung nah Ablauf erst von sieben Monaten des Rechnungéjahres si ein genaues Bild zu machen, wie sie nah weiteren fünf Monaten thatsählih ab- schließen wird. Der Reinübershuß der Reichs - Postverwaltung für das Jahr 1894/95 hat 214 Millionen betragen; man muß aber meines Erzchtens davon noch den Betrag der Zinsen des Anleibe- betrags abziehen, welcher zu Gunsten der Reichs-Postverwaltung auf- genommen ift. Dann würden wir für das leßte Rechnungsjahr zu einem Reinüberschuß von 18} Millionen gelangen. Die Eisenbabn- verwaltung hat den etatêmäßigen Ansay nit erreiht; man batte sich offfenbar vom boben Hause zu einer so wesentlichen Erhöhung des Etatsanfazes der NReineinnabmen der Reichs- eisenbahnen dadur verleiten laffen, daß dieselben im vorvorigen Jahre 1893/94 einen Mebrüberschuß von 34 Millionen Mark geliefert haben. Im Jahre 1893/94 waren aber die Verhältnisse für den Personenverkehr ganz ausnebmend günstig, während sie 1894/95 ausnehmend ungünstig waren. Obgleich die Anzahl der Personen- zugsfilometer im Jahre 1894/95 nit unwesentlih böber gewesen ift, so ist doch die. Einnahme aus dem Perfonen- und Gepäckverkehr gegen das Vorjahr um 2,8%/9 zurüdckgeblieben. Ferner aber hatte man bei der Erhöhung des Einnahmetitels seitens des Reichstags verabsäumt, was bei einer Betriebsverwaltung unzweifelhaft noth- wendig ist, gleichzeitig auch eine entsprehende Erhöhung des Ansatzes der Betriebs8ausgaben vorzunehmen. Hieraus erklärt sich einfa kalkulatorisch, daß der etatsmäßige Ansaß nicht erreiht werden konnte. Meine Herren, man hat ferner behauptet, die verbündeten Re- gierungen und insbesondere die Reichs-Finanzverwaltung habe auch im Laufe des “Jahres 1894/95 bei Beurtheilung der Finanzlage der auf- steigenden Bewegung unserer Einnahmen und unferes Erwerbslebens nicht genügend Rechnung getragen. Nun, meine Herren, ih habe im Dezember 1894 die Einnahmen des Rechnungsjahres für die Bundes- staaten, wie für die eigene Wirthschaft des Reichs zusammen nur um 3 Millionen niedriger geshäßt, wie sie sich hinterher rehnungs-
mäßig ergeben haben. Nun vergegenwärtigen Sie si, was das heißt,
5 Millionen an. bemerken will, eine außeretatsmäßige Ausgabe zur Herstellung von Bassins für flüssige Brennstoffe, die unter keinen Umständen länger hinausges{oben werden konnte.
92 610 316,75 12996 411,82 M
eine Shäßung für das ganze Jahr vorzunehmen bei einem Etat, der in Einnahmen und Ausgaben mit über 24 Milliarden ab- \{ließt, hon nah Ablauf von sieben Monaten des Rehnungsjahres. Wenn, meine Herren, meine Shäßung des UVebers{chufses nur um 3 Millionen differiert von dem wirklichen rechnungêmäßigen Uebers Huß, so bin ih zu bescheiden, mir das als Verdienst anzurechnen. Jh kann sagen, daß die Schäßung fo annähernd rihtig eingetroffen ift, die ich im Dezember v. J. gab, ist geradezu nur ein Werk des Zufalls. Also von einer tendenziós ungünstigen Schäßung ftann man da jedenfalls au niht s\prehen. Gestatten Sie mir aber auch ferner, meine Herren, daran zu erinnern, daß doch der beste Beweis gegen die Absicht der Regierung, die Verhältnisse ungünstig darzustellen, darin liegt, daß wir für das Etatsjahr 1895/96 abweichend von einer langen Praxis der Reihsberwaltung, sowobl die Einnahmen, wie auch die Ausgaben bei dem Naturalienbedarf für die Heeres- verwaltung anderweit veranschlagt und dadur den Etat für 1895/96 um 14 Millionen verbessert baben. Ich habe ferner im Januar und Februar in der Budgetkommission über jede Einnahme die ein- gehendften Mittheilungen gemacht, und die damaligen Mittheilungen decken sich fast vollständig mit den rechnungsmäßigen Ergebnissen, weil die meisten Mehreinnahmen im Laufe desselben Jahres infolge des Kredits gar nit mehr ersheinen können. Jch erinnere endli daran, daß, sobald der Reichstag den Etat auf cine Spannung von 105 Miklionen zurechtgeschnitten hatte, die verbündeten Regierungen ihre Steuerforderung auch fofort auf diesen Betrag ermäßigt haben. Ich glaube also, mit Erfolg kann für das Jahr 1894/95 und auch für das Fahr 1895/96 niht die Behauptung aufgestellt werden, wir bâtten erheblih zu ungünstig sowobl bei der Aufstellung des Etats, wie im Laufe des Rechnungsjahres die Verhältnisse dargestellt.
I gestatte mir nun zu der üblihen Schäßung des Abschlusses des laufenden Rechnungsjahrs überzugehen, die ja ein bei weitem größeres aftuefles Interesse für das bobe Haus bietet. Ich muß aber, um nit demnäthst wieder auf die dritte Dezimalstelle festgenagelt zu werden, vorauss{icken, daß bei dieser Schägung drei sehr {wankende Koeffizienten mitwirken. Erstens ift es für große Verwaltungen wie die Heeresverwaltung, die Marineverwaltung, ganz außerordentlih shwieria, nab dem Ablauf eines Semestzrs son ein sicheres Urtbeil zu fällen über ibren endgültigen Abschluß für das ganze Jahr. Ferner, meine Herren, ist natürli, daß die Betriebsverwaltungen, um nicht unberechtigte Hoffnungen zu erweden, stets geneigt sein werden, die Einnahmen niedriger zu veranschlagen und die Betriebsausgaben ver- bältnißmäßig hoh. Endli ist es Grundsay der Reichs-Finanzver- waltung seit jeher, den Antheil, der dem Reih aus dem Rein- einkommen der Reihsbank zufließt, nit der Schägßung zu unterwerfen, aus Gründen, die nabe liegen und die ih Ihnen niht mitzutheilen brauche.
Wenn ih zunächst zu den einzelnen Ressorts übergehe, so werden wir bei dem Auswärtigen Amt wegen der Ansprüche der Kolonien wiederum mit einer erheblichen Mehrausgabe zu rechnen haben. Die Mehrausgabe für Osft-Afrika, die noch aus dem Jahre 1894/95 stammt, wird zur Zeit auf 670000 veranschlagt, sie kann in- dessen erst endgültig nach Ablauf des Jahres 1895/96 zur Ver- rechnung fommen. Der Fehlbetrag aus Südwest - Afrika wird jeßt auf 15 Millionen geshäßt; die Abrehnung für das zweite Halbjaxhr 1894/95 steht noch aus. Beide Fehlbeträge find von mir im vorigen Jahre erheblich niedriger angenommen worden. Für Kamerun rechnet man auf einen Fehlbetrag aus dem Jahre 1894/95 von rund 900000 M, mit anderen Worten: im Auswärtigen Amt wird ih nah der jeßigen Schäßung und, abgesehen von dem Fehlbetrage für Ost-Afrika aus dem Jahre 1894/95, eine Mehrausgabe von 24 Millionen ergeben.
In der Kolonial -Abtheilung des Auswärtigen Amtes hofft man zur Zeit noch, mit ven Zuschüssen für das Jahr 1895/96 zu reichen. Im Reichsamt des Innern wird mit einer Mehrausgabe von
Î Villion gerechnet; es kommt das vorzugsweise von den Erhöhungen der Neihszushüsse für die Inbvaliditäts- und Altersversicherung her.
Die Kaiserlihe Marine nimmt eine Mehrausgabe von
Es befindet sich darunter, wie ih jeßt {hon
Das Neichsheer rechnet mit einer Minderausgabe von 2 Mil-
lionen. Mehr werden ausgegeben werden bei den Titeln für die Beschaffung von Tuch — ein Titel, der vom hohen Hause seiner
Zeit im Etat gekürzt ist gegenüber dem etatsmäßigen Ansatz;