1895 / 299 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Dec 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Landtag e Negierung, s erhandlungen einzutreten : ate Bee

Bundesregierungen in beiführung von dem mitileren Handels- und Gewer 2

gebahrung der Waarenhäuser und Versandgeshäfte, Konsum- vereine, das Filial- und Versteigerüngswesen drohenden wirthschaftlihen Gefahren.“

Reuß; j. L.

Der Landtag beendete in seiner Sizung vom Sonnabend die Etatsberathung und nahm darauf die Abänderung bzw. Ergänzung der Sporteltaxe sowie das Gesey, betreffend die Besoldung der Lehrer an den Volksschulen, an. Die Session wurde sodann durchden Staats-Minister Dr. V ollert geschlossen.

Bremen.

Bei der am Sonnabend vorgenommenen Wahl zum Senat wurde der Rehtsanwalt Dr. Hildebrand mit 87 von 140 Stimmen zum Mitglied des Senats gewählt.

Elsaß-Lothringen.

Das am 31. März d. J. abgeschlofsene Etatsjahr 1894/95 at für die elsáß-lothringishen Finanzen infolge be- onderer günstiger Umstände einen Uebershuß von 1 831 773 M ergeben. Jn demLandeshaushalts-Etat für 1894/95 war zur Ergän-

zung der Einnahmen die Aufnahme einer Anleihe von10192954 votgesehen. Die im Etat veranschlagten ordentlihen Einnahmen haben indessen die Etatsansäße derart überschritten, daß, wie dies bei der Etatsberathung im Landesausshuß seitens des Unter- Staatssekretärs von Schraut bereits in Aussicht gestellt werden konnte, die Aufnahme der Anleihe nicht noth- wendig wurde, sich vielmchr noch der vorgenannte Ueber- {uß ergab. Dieses günstige Resultat ist insbesondere dem Umstand zu verdanken, daß die wirklihen Ueberweisun- en des Reichs- den Etatsansaz um 889220 # üÜber- chritten haben, während der an das Reich vom Lande zu zahlende Matrikularbeitrag um 738 929 F hinter dem Etats- ansaz zurückgeblieben ist. Das Finanzverhältniß des Landes zum Reich gestaltete sich hiernah für 1894/95 um rund 1 600 000 günstiger, als im Landeshaushalts-Etat ange- nommen war. Hierdurch wurde die Aufnahme der vor- erwähnten Anleihe allein {on unnöthig und es blieb noch der Betrag von rund 600 é verfügbar. Außerdem ergab fich gegenüber den Etatansäßgen eine Mehreinnahme von 1364521 A bei der Erbschaftssteuer und von 301 317 A an eigentlihen Enregistrementsgebühren, während bei anderen Posten kleinere indereinnahmen und Mehrausgaben ein- traten. Der Ucbershuß von 1831 773 #4 fommt dem der nächsten Tagung des Landesausschusses vorzulegenden Landes- haushalts-Etat für 1896/97 zu gute.

Oesfterreih-Ungarn,

Die Landtage von Böhmen, Galizien, L ELEO unter und ob der Enns, Steiermark und Krain, Mähren, Schlesien, sowie von Görz und Gradisfka sind für den 28. Dezember, die Landtage von Kärnten und Tirol für den 2. Januar, der Landtag von Salzburg für den 7. Januar, die Landtage von Jstrien, Vorarlberg und der Stadt Triest für den 8. Januar, der Landtag der Bukowina für den 10. Januar und der Landtag von Dalmatien für den 11. Januar einberufen worden.

Der Minister-Präsident Graf Badeni empfing gestern cine Abordnung der in Wien eingetroffenen Deputationen von Ruthenen in freundlihster Weise und. theilte den Delegirten, nah Einsichtnahme in das Audienzgesuch, in den Text der an den Kaiser zu rihtenden Anfprahe und in das dem Kaiser Le E eIne Memorandum, mit, daß der Kaiser die

glieder der Deputation heute Abend 6 Uhr empfangen werde. Er empfahl ihnen sodann, die Abordnung aus zwei Geistliheu und je zwei Angehörigen des Bürger- und des Bauernstandes t auizirenzüséner: :

In der vorgestrigen Sizung des österreihishen Ab- geordnetenhauses führte der Abg. Dr. Lueger in der Spezialdebaite über das Budget aus, daß eine Reihe von Deputationen zu dem Kaiserlihen Throne nicht zugelassen worden seien, beispielsweise die österreichischen Gewerbetreibenden und die ungarischen Rumänen. Der Minister-Präsident Graf Badeni erklärte, der Empfang und die Audienz einer Deputation bei dem Kaiser hänge ganz allein von dem persönlichen Willen des Kaisers ab. Er (der Minister-Präsident) könne aber im Namen der Regierung erklären, daß, so oft er oder ein anderes Mitglied des Kabinets in dieser Beziehung von dem Kaiser befragt worden seien, sie sich stets für den Empfang oder die nachgesute Audienz ausgesprochen hätten; ‘gan Ÿ eziell sei dies der Fall gewesen, wenn es sich um eine Beschwerde gegen die Regierung oder gegen Mitglieder derselben gehandelt habe. Der Berichterstatier Graf Palffy betonte: hierauf, die Erklä- rung des Minister-Präsidenten {ließe jeden Zweifel us. Das Haus nahm fodann die Kapitel des Budgets über den NReichsrath, das e qgeiht und den Ministerrath an.

Der ungarische [derbau-Minister Daranyi und der Handels-Minister Daniel haben sih vorgestern von Budapest nah Wien begeben. Die Meldung, daß der Minister- räsident Baron Banffy und der Finanz-Minister Lukacs sich schon jeßt nah Wien begeben würden, um die Ausgleichsverhand- lungen mit der österreichishen Regierung zu Stn, bestätigt sih niht. Der Minister-Präsident und der Finanz-Minister werden niht vor Januar nah Wien reisen.

…_ Das ungarische Oberhaus bewilligte vorgestern ein- stimmig das dreimonatige Bubgetproviforinne; nachdem der Minister-Präsident Baron Ban ffy die Beschuldigung der Volkspartei, es seien Wahlmißbräuche vorgekommen, energisch zurückgewiesen hatte. y

Großbritannien und JFrland. i

Lord Salisbury hat es, wie „W. T. B.“ erfährt, im

offentlihen Jnteresse abgelehnt, eine Deputation armenischer Christen zu empfangen.

Frankreich.

In dem am Sonnabend ab,ehaltenen Ministerrath unterzeichnete der Präsident Faure ein Dekret, durch welches der General Zédé zum Kommandeur des XTIV. Armee-Korps und ps : E E r E “are wird. é Berlangen des früheren Minister-Präsidenten Ribot entsprechend - beschloß der Ministerrath sofort eine

erihtlihe Untersuhung eröffnen zu lassen, um die

i [ der E n S Lr die Veigtifts,

Verhaftung Arton’s beauftragte Agent sich seiner Aufgabe Ee Fm Senat legte vorgestern der Finanz-Minister Voutier

Rußland.

Der Großfürst-Thronfolger ist am Freitag in Batum eingetroffen und hat sich sofort an Bord des Dampfers der freiwilligen Flotte „St. Petersburg“ begeben, der darauf ins Ausland abging.

Der Gouverneur von Livland, General-Lieutenant Sinowjew ist vorgestern Abend auf der Reise von St. Peters- burg nach Riga in Gatschina plöglich“ gestorben.

Ftalien.

Die Negierung brachte am Sonnabend im Senat einen Gese ent ein, wonach die Ausnahmégeseße gegen die Anarchisten vom 19. Juli 1894 bis Ende 1896 ver- längert werden follen. Ja den Motiven des Entwurfs wird eine Statistik der biëherigen Anwendung der Geseße gegeben, aus welcher sih ergiebt, daß auf Grund derselben 860 Ver- urtheilungen erfolgt sind, von denen 426 auf Zwangsaufent- halt lauteten. Die von dem Senat ernannten Kommissions- mitglieder find, dem „W. T. B.“ zufolge, dem Entwurfe günstig gestimmt. :

Die Anfragen, welche de Bernardis und andere Ab- eordnete in“ der vorgestrigen Sißung der Deputirten- ammer über den Ankauf ausländishen Getreides seitens des Kriegs-Ministiums an die Regierung richteten, riefen zwei Anträge hervor : cinen Antrag des Deputirten Cavallotti auf Einsezung einer parlamentarischen Unter- suhungskommission und cinen des Deputirten Lucca auf eine Untersuhung durch die Behörden. Jm Verlaufe der Debatte vertheidigie der Kriegs - Minister General Mocenni den Ankauf ausländishen Getreides, zu welchem er durch das Geseß berehtigt Beer sei und den er unter vortheilhaften Bedingungen gemacht habe. Den Anträgen der Deputirten Cavallotti und Lucca gegenüber erklärte der Minister, er werde eine weitere olber Wers der Angelegen- heit durch eine Kommission von solhen Personen veranlassen, die der Verwaltung fern ftänden. Das Ergebniß der Unter- suhung werde er dem Bee in etwa einem Monat vorlegen. Der Deputirte di Rudini äußerte, er sei niht gegen den Kriegs-Minister, sondern gegen das Ministerium, welches zum Ruin der parlamentarischen S vis: t führe. Jn Vertretung des noch niht völlig genesenen Minister-Präsidenten Crispi erklärte der Minister Saracco, er habe nicht gegtaubl, daß die Frage einen politishen Charakter annehmen fönnte. Wenn beabsichtigt werde, die Vertrauensfrage aufzuwerfen, so würde diese Absicht keinen Widerstand finden. Jn namentlicher Ab- stimmung genehmigte die Kammer fodann mit 239 gegen 139 Stimmen bei 7 Stimmenthaltungen den Vorschlag des Kriegs-Ministers. :

Gestern verhandelte die Deputirtenkammer über die Jnter- pellationen wégen der Ereignisse in Afrika. Die Deputirten JImbriani, Cavallotti und Bovio (radikal), Bonin, de Martino (oppofitionell) und Sanguinetti (miñtisteriell) seßt-:n ihre Tagesordnuügen ohne Zwischenfall auseinander. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Saracco kündigte an, der Minister-Präsident Crispi werde an der heutigen Sißun der Kammer theilnehmen. Die Regierung werde Unver Bal, voraussihtlich s{hon heute, einen Aelcuentouel einbringen, durch den fie ihre Absichten über Afrika kundgeben werde. Hierauf wurde die Sißung geschlossen.

Das „Giornale militare uffiziale“ veröffentliht ein Dekret, durch welches die Urlaubsklasse des Jahrgangs 1873 cinberufen wird. Die „ITtalia militare“ meldet, es gelte als fiher, daß nah der bevorftehenden, bereits ange- fündigten Absendung von 5 Bataillonen und 2 Gebirgs- Batterien nach Afrika noch 4 Bataillone und wahr- sheinlich auch 2 Feld-Batterien dorthin abgehen würden.

Der Kreuzer „Etruria“ ist am Sonnabend von Smyrna nach Massowah in See gegangen.

Die Beisegung des Kardinals Melchers ist auf den 17. d. M. festgeseßt und wird in der Kirhe San Bernardo alle Terme stattfinden..

Spanien. Graf Tejada Valdosera, bisher Gouverneur der Bank von Spanien, ist zum Justiz-Minister und Linares Nivas, bisher Präsident des Staatsraths, zum Minister der öffentlichen Arbeiten ernannt worden. 2um Gouver- neur der Bank von Spanien wurde der frühere Finanz- Minister Garcia Barzanallana ernannt.

Türkei.

Ein neues Jrade des Sultans befehle die shonungslose Verfolgung und strengste Bestrafung derjenigen, die si der Plünderung, des Raubes von taten R des Mordes, der Brandstiftung und anderer Missethaten {huldig maten. Die Trüppen müßten Unordnungen mit Waffengewalt unterdrücken. Diejenigen Personen, welhe Waffen trügen, sollten nah dem Kriegsrecht abgeurtheilt werden.

Das zweite österreihisch- ungarische Stations- \chiff ist am Sonnabend, das zweite russische Stations- \ch iff gestern in Konstantinopel eingetroffen.

Der „Standard“ meldet aus Konstantinopel, daß der Inspektor der Tabackregie E dessen Tod gemeldet wurde (siehe Nr. 290 d. Bl.), wohlbehalten in Kharput einge- troffen fei.

Bulgarien.

Die nah Sofia berufene Versammlung der mace- donishen Vereinigungen hat, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern ihre Berathungen begonnen.

Schweden und Norwegen.

_Die S Ot aus den Zöllen, der Branxt- weinsteuer, der Nübenzuckersteuer und den Staatseisenbahnen E sich in den ersten elf Monaten dieses Jahres auf 64509 013 Kronen gegen 60 158 279 Kronen in der gleichen Zeit des Vorjahres. |

Amerika.

Aus Havanna von gestern wird gemeldet: Ein Tru von 800 Aufständischen unter dem Befehl von Rödotguez, Lopez Úúnd- Recio habe eine von demn Hauptmann Borrego und dem Lieutenant Ardieta geführte Kolonne von 72 Sol- daten bei“ dem Dorfe Minas, zwischen Nuevitas und Principe, überra\{@t. Troß heldenmüthiger Vertheidigung hätten

rt und Weise zu erfahren, in welcher der von Ribot mit der

die Spanier 1 Lieutenant ‘und 29 Mann verloren, 8 Mann seien verwundet worden. Einem Hauptmann und vier Sol-

Das „Reuter’she Bureau“ meldet aus Konstantinopel: -

daten sei cs geglückt, zu entkommen. Der Rest der n gefangen „genommen worden. Die Rebellen verhinderten tearbeiten in Camaguey. Eine Rd unter Führung Mirabal's habe zwei Barken auf dem Sugua-Fl genommen und plündere Ortschaften und Zuckerplantagen. Afrika.

Die „Agenzia Stefani“ erfährt aus Massowah: de Kommandant des Forts Makalle Major Galliano f daß am 11. d. M. Abends die Ergänzungsarbeiten an den Befestigungen vollendet gewesen seien; die Stimmung der Besaßung fei eine schr gehobene. Das Verhalten der Schoaner mache einen Angriff MwahrsSinzie, Ein Mhetorener, welcher unversehrt aus Amba Aladji zurückgekommen sei, berichte er habe dem von Ras Makonen angeordneten Leichenbegängniß des Majors Toselli beigewohnt. Ünter dem gestrigen Datum wird der „Agenzia Stefani“ berichtet : der Lieutenant Scala, der am Kampf bei Amba Aladji theilgenommen hatte, habe geschrieben, er werde von Ras Makonen gefangen gehalten und gut behandelt ; es seien noch mehrere andere Ftaliener wohlbehalten im Lager der Schoaner, deren Namen man aber niht kenne. Nach den leßten Mittheilungen sei das Gros des Jas noch nit über Maimesghi (?) hinausgekommen.

eral Arimondi habe sich nach Massowah een, um Anordnungen für die Ankunft der aus Jtalien nah Truppen zu treffen.

Privattelegramme aus Massowah melden, mehrere Sol- daten, die unter Persico gestanden, seien wohlbehalten urn und berichteten, daß 40 Mann dieser Abtheilung

eim Nückzuge von Amba Aladji auf der Höhe bis Mitternacht Widerstand geleistet hätten. Bisher hätten die regulären ein- geborenen Truppen, die den Kampf von Amba Aladji überlebten, die Zahl 500 erreicht, nit eingerechnet die Eingeborenen, die verschiedenen anderen Trupps angehörten. Ein zufällig ab- E Schuß habe einen großen Lärm in dem Lager der S)oaner verbreitet, welche bewaffnet unter Nufen: „Da find Baschibozuks!“ herbeigeeilt seien. Dieser Lärm, der den Eindruck der bei Amba Aladji erlittenen Verluste widerspiegele, erkläre die Unthätigfkeit der Schoaner seit dem 7. d. M. Ja Adua E Ruhe. Sämmtliche Bewohner der Kolonie, die fähig eien, die Waffen zu tragen, seien einberufen wotden; die Bevölkerung entsprehe wider alles Erwarten dem Rufe. Gestern sei ein von dem Major Devito befchligtes Bataillon angekommen, welches in dem Landstrih von Keren gewesen sei; sämmtliche eingeborenen Häuptlinge hätten sih eingeftellt und gebeten, an den ferneren Kämpfen theilnehmen zu dütfen. Die Sthoaner, die sich in Maimesghi befänden, seien demnach 70 km von Matktalle entfernt: der Feind halte fih nah wie vor südli; die gegentheiligen Gerüchte in dieser Beziehung seien unbegründet.

Nach einer Depesche des Generals Duchesne aus Tananarivo vom 6. d. sind die Unruhen, welhe aus dem Südwesten von Tananarivo gemeldet waren, mit Nahdruck unterdrückt worden; die madagassishe Negierung habe hierbei ihre Unterstüßung gewährt.

Dem „Reuter shen Bureau“ wird aus Cape Coaft Castle vom heutigen Tage gemeldet: unter den Eingeborenen sci das Gerücht verbreitet, derKönig Kumassi habe denHäuptling der Ashantis im Süden von Kurtnassi ang egriffen, infolge der Weigerung des Häupilings, ihm (dem König) Hilfe zu leisten; die Ashantis seien unter großen Verlusten zurück- geschlagen worden. Man betrachte die Angelegenheit als ein Anzeichen dafür, daß der König entschlossen sei, sich mit den Engländern zu schlagen.

ommenden

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sizung des Nei hstags befindet sih in der Ersten Beilage.

In der beutigen (9.) Sißung des Ae Oatags, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. von Boetticher beiwohnte, wurde auf Antrag des Abg. Auer zunächst beschlossen, das gegen den Abg. Lütgenau {webende Strafverfahren einzustellen.

Hierauf ergriff zur Einleitung der ersten Berathung des Gesegentwurfs, betreffend die Errihtung von Handwerker- fammern, das Wort der h

Staatssekretär des Innern, Staats - Minister Dr. von Boetticher: Ich kalte mi für vervflichtet, eine Reihe von Miß- verständnissen und Besorgnifsen zu berichtigen bezw. zu zerstreuen, die man an diesen Geseßentwurf in der Presse geknüpft hat. Die Bildung von Handwerksfkawmern habe ih bereits vom 15. Januar d. I. an als einen der Wege zur Lösung der wichtigen Fra e der Handwerkerorganisation bezeihnet. Dieser Geseßentwurf verfolgt feineë- wegs die Absicht, die Organisation in dieser gsrage binauszuschieben oder ihr zu präjudizieren. Jh würde nicht die Wahrheit gesprochen haben, wenn auch nur entfernt der Gedanke, die Handwerkerorganisation auf die lange Bank zu schieben, bei uns aufgekommen wäre; ih ins- besondere, der ih mi durchaus nit schäâme, diesen Weg zu betreten, würde mit meiner ganzen Vergangenheit in Widerspruchß ge- rathen sein, wenn mir auch nur entfernt der Gedanke gekommen wäre, durch diejen Weg die- verbündeten Negie- rungen ven der Lösung der Handwerkerfrage zu befreien. Dieser Geseßentwurf verjolgt im Gegentheil die Absicht, zunächst eine praftishe und wirksame Handhabe zu gewinnen für die Lösung der Handwerkerfrage. Man hat in der Prefse von einer Meinungs- verschiedenheit zwishen meinem Kollegen von Berlepsch und mir in dieser Sache gesprochen und fogar von einem großen Siege auf meiner Seite und von einer Uneinigkeit im preußishen Staats-Minifterium. Das entsprang dem Bedürfniß, von Zeit zu Zeit dem hochverehrten Publikum eine pikante, fensationelle Notiz zu bringen und was -ist pikanter als ‘ein Konflift im Staats-Ministerium, Herr von Berlepsch und ih, die wir eng mit einander befreundet sind, haben bisher in der Hand-

ferfrage einen und denselben Strang gezogen, und wenn eine gewisse Meinungsverschiedenbeit zwischen uus in Bezug auf die Oppor- tunität der jepigen Maßregel obgewaltet hat, so sind daraus absolut nit die Schlüfse zu ziehen, die die Presse daraus gezogen hat. Wir werden auch ferner denselben Strang ziehen, aide hinsichtlich der definitiven Organisation des Handwerks. Jch vertrete hier den ein - müthigen Vorschlag der verbündeten Regierungen; es kann demnach keine Bosheit oder \chädlihe Absicht vorgewaltet haben, fonst würde wenigftens eine Regierung diesen Vorschla verworfen haben. Da ich mi überzeugt hatte, daß man in den Handwerker- kreisen über die E der Organisation keineëwegs einig war, schien es mir nügli, zur F tstellung dessen, was eigentli dem ge- sammten Handwerk, nit einer Partei, im Interesse der Fortent- eas seiner Thâtigkeit ersprießlich sei, eine s zu schaffen, vermöge welher die Handwerker sich “gutahtli äußern können. Ich dachte dabei an einen Unterbau, wie er in den Landwirtbschaftskammern geschaffen ift, ähnlich wie in anderen Ländern. Man hat, ehe man die“ genossenshaftlihe Organifation in Oesterreich

an durchführte, au erst Gewerbekammern eingeführt, die bei der Durd- führung der -genofsenschaftlichen Organisation t esentlich mitgewirkt

* wissen müßten, wie die

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ieser Weg im preußishen Ministerium j ; - mebr vorgelegt werden. Ih selbst beantragte Jagar Zu i T Per, de }Falanaer ieder gans f E zur nächsten ) g ein bo iges Organisation8geseßz vor- elegt werden könnte. Dieser Erfolg ist nicht eingetreten. Der preu- ische Handels-Minister bat im Verein mit mir eine Untersuchung Íúber die Bewähbrung der Zwangsorganisation in Oefterreih angestellt, und über die Durchfübrbarkeit derselben bei un8 wurde eine Stich- proben-Enquête in verschiedenen Bezirken über die Verbreitung und die Art des Handwerks vorgenommen. Diese Enquête in diesem Moment abgeshlofsen und dem Reichstag mitgetheilt. Die en - werden seben, daß es ein ausgezeihnetes Werk ist, welhes dem Statistishen Amt zu großer Ehre gereidt. Aber wenn diese Engquête die Verhältnisse au wesentlich klärte, so hat sie doch n keine Entscheidung gebracht. Bei den Arbeiten für das definitive Organisationsgeseß wird sie zu Ratbe gezogen werden. Die jeßige Vorlage will die Errichtung von Handwerkskammern. Nach der Aufnahme, welche dieser Gedanke - im vorigen Jahr im Reichstag und auch bier und da in Handwerker- freisen gefunden bat, pan ih, würde der Reichstag den Entwurf accéptieren. Sowohl bei den Rednern des Zentrums wie der Konservativen fand dieser Gedanke vorbehaltlich der definitiven anisation des Handwerks sympathishe Aufnabme. Auch auf der Konfererz von Handwerkern in diesem Sommer, welche den Entwurf des preußischen Minifters von Berlepsch einer Besprehung unterzog, fand der Gedanke über die Errihtung von Handwerker- fammern sympathishe Avfnabme. In dem Protokoll der Konferenz beißt es, Laß die Mitglieder der Konferenz sich nicht der Veberzeugung versck&ließen konnten, daß die Errichtung der Handwerker- kammern eine vorbereitende Maßregel für das Inëélebentreten der definitiven Organisation des ndwerïs sei und daß hierfür der Entwurf des Herrn von Boetticher über die Handwerkerkammern, die einen provisorischen Charakter tragen, geeignet sei. Es sollen zu- nächst autoritative Organe hergestellt werden, die uns sagen, was dem Handwerk frommt, und die bei der demnätstigen Organisation mit- wirken follen, um die Organisationsbezirke fefizustellen, das Statut zu entwerfen u. st.w. Haben wir diese Organe nit, dann können Sie uns mit ReSt vorwerfeu, wir maten Organisationspläne vom grünen Tisch aus; fo aber fönnen wir uns darauf berufen, daß das Handwerk felbst in dieser Weise sein Geschick gestaltet zu sehen wünscht. Man hat gemeint, dazu braude man nit organisierte Bildungen, sondern nur freie Konferenzen; allein solhen freien Konferenzen haben aber noch immer die, denen das Ergebniß i elben nicht paßte, den Vorwur*? gemacht, die Regierung babe nah ibrem Belieten die Konferenz zusammenzeseßt. Allerdings giebt es {hon die Innungen, aus denen Vertreter berufen werden könnten. Jch bin au gern bereit, diesen cin Mitwirkungs- recht zu geben ; aker darüber dürfen wir uns nicht täuschen, daß zur Zeit die Zabl der im korporierten Handwerk vertretenen Handwerks- meifter eine sehr geringe - ist. (Sehr richtig! links.) Sie können nicht anders zu einem heilsamen Ergebniß kommen , als wenn Sie Organe schaffen, die nah Maßgabe berechtigter Interessen zusammengeseßt find. Die Leute, die außerhalb der Innungen fteben, haben doch auch das Recht oder mindestens den Wunsch, gehört zu werden. Auf der sechsten ordentlichen Hauptversammlung des Ver- bantes deutscher Gewerbevereine ist es als ein unbedingtes Erforderniß erahtet worden, daß das ganze deutse Handwerk mitwirke, nit nur das in den Innungen vertretene. Die nicht den Innungen an- gehörenden Leute find doch auch sozusagen Menschen. Die Hand- werfékammern follen nun nit rur uns mit Gutochten unterstüßen, sondern fie scllen auch ein wesentlicher og sein zur Mitbilfe bei der Liga tiou. In Oesterreih beftehen die Handwerkékammern {on über 10 Jahre, und doch konnten fie ncch nit in allen Kron- ländern durhgeführt werden. Gegen die Art der Zufammen- febung der Handwerkerkammern mögen berechtigte Bedenken vorliegen; diese können ja zum Ausdruck gebracht werden. Das Bedenken aber, daß der vorliegende Entwurf der ganzen Orga- nisation prâjudiziere, ist vollständig unberechtigt. Der Entwurf bat nur einen proviforisben Charakter. Seine Beftimmungen follen nur so [ange in Kraft bleiben, bis es gelungen ist, ein definitives Organisationêgesep zu schaffen. Auf Einzelheiten will ih niht eingehen. Die Zeit, wann es möglich sein wird, ein definitives Geseh zu schaffen, fann jeßt noch nicht mit Bestimmtheit angegeben werden. Der preußische Handels-Minister ist an der Arbeit, und diese wird nah Möglichkeit gefördert. Vielleicht kann es in der erften Hälfte des Februar dem Bundesrath vorgelegt werden. Dort werden die Meinungen über die Organifationsfrage von vornberein wenigstens kaum übereinstimmen. Selbst wenn die Berathung im Bundesrath nur rier Wochen dauert, so könnte der Entwurf dcch nicht vor Ende März dem Reichstag vor- gelcgt werden. Die Durchberathung desselben im - Laufe dieser Sesfion ersheint mir absolut unauéführbar. Demnach wird wohl erst - in der nâchften Session dem Reichstag der Entwurf vorgelegt werden können. Die Handelskammern werden für uns gutachtiliche Organe bilden, deren Votum, wie es auch falle, dem Vaterland zum Nutzen und Heil gereihen möge. B Abg. Hiße (Zentr.): Die Bildung von Handwerkékammern als vorbereitendes Stadium is von unserer Seite nicht ab- gelehnt worden; ih Habe aber immer betont, daß wir erft Organifation beschaffen sein soll. Die Handwerkskammern in der vorgelegten How sind für uns niht acceptabel. Ich kann um fo unbefangener an die Beurtheilung dieser Vorlage herantreten, als die Regierung selbst anerkannt hat, daß fie die Vorlage aufgeben könne, wenn es baldigst gelinge, die Organisationsvorlage zu machen. Wenn die Handwerkskammern t zusammentreten und die Borlage begutahten follen, dann muß das Material erst wieder bearbeitet werden, und darüber werden mindestens ¿zwei Sessionen vergehen. Jst cine solche provisorishe Organisation als Vorbereitung zur definitiven nothwendig? Sie ist bedenklih in sofern, als daducch Zeit verloren wird, und nothwendig erscheint fie nit. Jh freue mi, daß kein Gegenfaß ¿wishen Herrn von Boetticher und Herrn von Berlepsh besteht, und ih hofe daß fie beide an einem Strange ziehen werden. ch werde beantragen, die Vorlage einer Kommission von 21 Mitgliedern zu überweisen, um über dieselbe eine Aussprache berbeizuführen. Die Organi- sation des Handwerks i eine Forterung, die erfüllt werden muß im FInteresse der technischen Hebung des Handwerks. Darüber braucht man nicht erft eine Abstimmung herbeizuführen. Die prinzipielle Frage der Organisation ist hier erörtert und ent- {ieden worden. Wir können eine folhe Frage nicht erst in die breiten Massen der Handwerker hineintragen, ebenso wenig wie wir über die Fragen der Arbeiterversiherung die große Masse der Arbeiter selbs gehört Haben. Es giebt allerdings einige Streit- fragen, welche dur die Betheiligten selbst entshieden werden müssen: man fann streiten über die Dauer der Lehrzeit, ob man einen Befähigungënahweis verlangen foll, ob eine Gesfellen- und Meisterprüfung. Uber für die Entscheidung dieser Fra- gen sind die Handwerkerkammern untauglih; die Entschei- dung fann nur erfolgen für jeden einzelnen Handwerks- ¿weig. Es soll auch zulässig sein, daß dem Handwerk nicht an- gehörige Personen zu den Handwerkskammern zugezogen werden. Dar- Über wird die Mebrheit der Kammer entscheiden, die vielleicht der Organisation feindlich ist. Alles, was die Handwerkskammern leisten follen, kann dur besonders berufene Vertrauensmänner geleistet werdea. Eine provisorische Organisation brauen wir nicht; die Handwerker meinen, ß keine Zeit zu verlieren sei, daß man sich endlich verständigen müsse.

Vei Schluß des Blattes \priht der Abg. Gamp (Np.). Dem Reichstag find: die Gesetzentwürfe, betreffend den

- Verkehr mit Butter, Käse, Schmalz und deren Ersaßz-

mitteln, und betreffend Aenderungen und Ergänzungen des Gerihtsverfassungsgeseßes und der Strafprozeßord- nung, sowie eine Dents rift über die Thätigkeit der

Technisch-physikalishen Reihsanstalt vom Oftober 1893 bis Ostern 1895 zugegangen.

Das Resultat der am 13. d. M. im 15. württem- bergishen Wahlkreise (Blaubeuren, Ehingen, Laup- heim und Münsingen) vorgenommenen Ersaßzwahl zum Reichstag ist, ZaE einer Meldung des „W. T. B.“ folgendes : Gröber (Zentrum) 10346, Quidde (Volkspartei) 3289, Schmid (deutshe Partei) 2277 und Kloß (Sozialist) 110 Stimmen. Gröber ist somit gewählt.

Nr. 51 des „Zentralblatts für das Deutshe Reith“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 13. Dezember, hat fol- genden Inhalt: Konsulatwesen : Entlassung eines Konsuls bezw. Ein- ziehung eines Konsulats und anderweite Zutheilung des Amtsbezirks desfelben ; Exequatur-Ertheilungen. Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende November 1895. Allgemeine Ver- waltungsfsahen: Erlaß, betreffend dic Ausführung von Dienstreisen für die Zivilverwaltung des Reichs. Zoll- und Steuerwesen : Zoll- tarifierung von eingebendem frishem und zubereitetem Fleish in her- metisch vers{lossenen Gefäßen; Namhaftmachung einer zur Zu- fammenseßung des allgemeinen Branntwein - Denaturierungsmittels ermächtigten Firma. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. «

Nr. 50 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts*, vom 11. Dezember, hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige E gegen die Cholera 2c. Desgl. gegen Gelbfi-ber. Verwaltungsberiht von Leipzig, 1893. Ungarisches statistisches Zahrbuh, 1893. Gesund eitsverhältnifse Londons 1893. Gesetzgebung u. \. w. (Preußen.) Oeffentliche und Privat-Kranken-, Entbindungê- und Irrenanstalten. (Sachsen.) Einfuhr von Wieder- käuern und Schweinen. (Mecklenburg-Schwerin.) Viebseuchen. Maul- und Klauenseuche. (Waldeck.) Geheimmittel. C Galizien.) Bekleben von Gebäck. (Böhmen.) Todtenbeshau. (Bukowina.) Gemeinde-Sanitätsdienst. (Jtalien.) Milzbrand und Rotblauf. (Großbritannien.) Tollwuth. Gang der Thierseuchen im Deutschen Reiche, November. Deëgl. in Frankrei, 3. Viertel- jahr. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuhen. (Preußen, Berlin, Megierungsbezirk Schleswig, Elsaß - Lothringen.) Verhandlungen von geseßgebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen u. f. w. (ODesterreich.) I. internationale pharmazeutishe Ausstellung. (Velgien.) III. internationaler landwirthscaftliher Kongreß. Vermischtes. (Preußen.) Aerztli®e 2. Prüfungen, 1894/95. (Berlin.) Kaffee und Kaffcesurrogate. (Düfseldorf.) Oeffentliche Nabrungsmittel-Untersuhungéanstalt, 1894/95. Geschenkliste. Wocentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Aus- landes. Erkrankungen in Sraüfenbänsern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Grundwasserstand und Bodenwärme in Berlin und München, Oktober. —- Beilage: Gerichtlihe Entscheidungen auf dem Gebiete der öffent- lien Gesundbeitepflege (Heilmittel).

Kunft und Wissenschaft.

Im Lichthofe des Königlichen Euusigewerbe-Musenms find gegenwärtig Lüftre-Fayencen von dem Kunsttöpfer Hermann A. Kähler in Neftved (Dänemark) ausgestellt. Die Arbeiten sind mit metallifch glänzenden, fogenannten Lüstrefarben ausgeführt und von einer großen Mannigfaltigkeit der Färbung bei eigenartiger, mit nordishen Elementen dur{seßter Ornamentik. Im Anschluß hieran L die übrigen modernen Lüstrefayencen “aus dem Besitze des useums fowie die verwandten japanischen Arbeiten mit zur An- schauung gebracht. j i 4 E Der Profeffor der Zoologie an der Universität Leipzig, Dr. Rudolf Leuckart, ift aus Anlaß seines 50 jährigen Doktorjubiläums zum GEhrenmitgliede der Gefellshaft zur Förderung der gesammten Naturwissenshaften in Marburg, der Deutschen Zoologen-Gefsellschaft und der Pariser Akademie der Wifsenschaften ernannt worden. Aus Jena meldet ,W.T. B.*“: Zur Feier des bevorstehenden 100. Geburtstags Leopold von Ranfe’s (21. Dezember) fand am 14. d. M. Abends im Saale des Deutschen Hauses eine festliche Versammlung ftatt, zu welcher zahlreihe Professoren, Mitalicder des Ober - Landesgerichts, viele Studierende und andere Theil- nehmer erschienen waren. Nach einer einleitenden Ansprache des Vorfitenden Gelzer und nach Gesang folgte die Festrede des Profeffors Lorenz. Hieran {lossen sich weitere An- sprachen und Gesänge. Aus Ranke's Geburtëort Wiehe war der Bürgermeister Kamradt anwesend. Der Sohn, Professor von Ranke, und der Schwiegersohn hatten Schreiben gesandt.

Bauten.

Für Entwürfe zum Neubau eines Rathhauses in Duis- burg ist ein allgemeiner Wettbewerb ausgeschrieben worden. Die Bausumme beträgt 5C0 000 , der erfte Preis 7000, der zweite 5000, der dritte Preis 3090 4 Lamar “Ou außer dem Ober-Bürger- meister Lehr die Herren Geheimer Regierungs-Rath, Professor Ende in Berlin, Professor F. Thiersch in München , Stadtbaurath Stübben in Köln und Stadtbaurath Quedenfeldt in Duisburg. Die Entwürfe sind bis zum 15. April 1896 an das Ober-Bürgermeister- amt in Duisburg einzusenden, die Wettbewerbs-Unterlagen vom dortigen Stadtbauamt kostenfrei zu beziehen.

Laud- und Forstwirthschaft.

Reis- und Maisernte Italiens im Jahre 1895. Amtlichen Bekanntmachungen zufolge wurden in diesem Jahre in Italien geerntet an : : Mais 21 160 976 111 gegen 21 004 080 im Jahre 1894, Reis 5 959 192 11 gegen 5 738 015 im Jahre 1894.

Saatenstand in Rumänien. : Die Nachrichten über den Stand der Wintersaaten lauten im allgemeinen befriedigend, stellenweise lopar recht gut. Zur Zeit find die Saaten fast durhwêg durch tiefen Schnee ges{üßt.

Handel und Gewerbe,

Tägliche Wagengeftellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An de ETe find am 14. d. M. geftellt 13 435, niht reht- eiti ellt 33 Wagen. G “an Oberschlesien sind am 13. d. M. geftellt 5746, niht reht- zeitig geftellt keine Wagen.

Zwangs-Verfteigerungen.

Beim Königlihen Amtsgeriht T Berlin standen am 13. Dezember die nahbezeihneten Grundstücke zur Versteigerung : Raumerstr. 16, den Kaufleuten Otto Roesfeler und Karl Roeseler gehörig; Fläche 11,48 a; Nuzungswerth 15 800 Æ ; mit dem festgesezten geringsten Gebot von 1600 #4 blieb die Actien - esellshaft für Grundbesig und Hypotheken- Verkehr, orotheenftr. 95, Meistbietende. Fehrbellin erstr. 100, dem Schlächtermeister J. F. Schieke gehörig; Nußungswerth 4560 Æ ; für das Meistgebot® von 75000 4 wurde der Kaufmann Franz Wagener, Leipzigerstr. 66, Ersteher. Strelißzerstr. 62, dem Maurermeister E. Mudrack gehörig; Fläche 10,01 a; Nußungs- werth 13 550 #4; mit dem Gebot von 201 609 Æ blieb der Kauf-

mann Marx Priester, Kanonierftr. 39, Meistbietender.

Beim Königlichen Amtsgeriht 11 Berlin stanten die naGbezeihneten Grundstüfe zur Versteigerurg: Grundftück zu Pan- kow, lih in der Brehmestraße belegen, dem Zimmerpolier Karl Wiese zu Berlin gehörig; mit 0,09 Thlr. Reinertrag und einer Flähe von 7,88 a zur Grundfteuer veranlagt; das gu die Aktiengesellschaft für Grundbesiß und Hypot eten- Ver kehr zu Berlin, Dorotbeenftr. 95, abgegebene Gebot von 921 4 (Mindestgebot) blieb auch SLELee Grundftück zu Neu- Weißensee, Straßburgerstr. 17, dem Oekonomen Hermann Bechlin zu Neu-Hoben-Schönhaufen gehörig; Flächenraum 7,10 a; Nutzungêwerth zur Gebäudesteuer 1210 46; da- ein Gebot nit ab- gegeben wurde, trat Einstellung des Verfahrens auf drei Monate ein. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen des Grundftücké zu Hohen-Schönhausen, angeblich Warten- bergerstr. 7 belegen, dem Gärtner Johann Friedri Wilbelm Leh ne ¿zu Hohen-Schönhausen gehörig.

Der Aufsichtsrath der Aktien-Brauerei-Gesellschaft „Moabit“ in Berlin bat beshlofsen, der in der erften Hälfte des Monats Januar 1896 stattfindenden Generalversammlung vorzu- \{lagen, daß der im Geshäftejahr 1894/95 erzielte Reingewinn zur Vertheilung einer Dividende von 42% auf die Votzugs-Aktieñ ver- wendet werde. /

Die Generalversammlung der Posener Sprit-Aktien- gesfellschaft genehmigte die Vertheilung einer Dividende von 12 %% und die Erhöhung des Aktienkapitals um 600000 #4, wovon 500 000 A zum Bezugspreise von 140 A für die Aktie den alten Aktionären angeboten werden follen.

Theater und Musik,

Königliches Schauspielhaus. -

„Marino Falieri“, das Trauerspiel des greisen Dichters Hein - rich Kruse, welcher gestern seinen ahtzigsten Beburtstag feierte, gelangte am Sonnabend neu einstudiert zur Darstellung und wurde vom Publikum sehr freundlih aufgenemmen. Die Königliche Bühne wollte dadurch einem Mann, der mit unermüdlihem Eifer und voll edler Gesinnung im Reich der Dichtung sich gemüht und geschaffen hat, ein sihtbares ti der Verehrung und Anerkennung geben. So lange die Zuschauer an eine tragische Ursache für die blutige Entwickelung der Vorgänge glauben können, vermag die Handlung fie zu fesseln. Der Eindruck des Trauerspiels wird jedoch geschwädht, sobald man erfährt, daß niht eine wirklihe sittlihe Schuld, sondern ein zufälliges Versehen den tragishen Verwide- Tungen zu Grunde liegt, die zum Tode des Helden führen. Die Darstellung bielt sich wirkungsvoll im Stil der klassishen Tragödie. Herr Neéper sprach als Doge mit königlicher Haltung und mit würde- vollem Ernst die Verse der Dichtung, die im einzelnen manche s{höne Empfindung zum Aasdruck bringt und viele kluge Gedanken enthält. Die Rolle des ungestümen, ofenherzigen Michael Steno spielte Herr Purschian kraftvoll und im Ausdruck vornebm. Die holde Herzogin gab Fräulein Lindner \{licht und zart, und Fräulein von Mayburg führte die Rolle der Geliebten Michael Steno's frobsinnig und

launig dur. Lessing-Theater.

Oskar Blumenthal’s dreiaktiges Lustspiel „Gräfin Frißzi“ gelangte vorgestern im Lessing-Theater mit Luise Dumont in der Hauptrolle zur Aufführung. Mit der ungarishen Gräfin Friederike Laray werden alle Vertreterinnen des Faches der Salon- damen Ehre einlegen; auch Luise Dumont spielte fie mit Würde und Anstand, und dafür, daß sie die niht gerade ges{ickt einge- \hobene Vertheidigung des Standes der Schauspieler im zweiten Aft, welche beinaße an die berüchtigte Rede vom „Komödianten Kean“ erinnert, mit möglichster Harmlosigkeit sprach, brachte das Publikum ibr besondere Anerkennung entgegen. Im übrigen i|ff über diese Aufführung nihts Neues zu be- rihten. Die dankbarste \{auspieleri\ihe Aufgabe im ganzen Stück, welche dem alten Kommerzien-Rath Meinhard zufällt, führte Franz Guthery wiederum geradezu virtuos durch. Man vergaß fast über seiner Leistung das Triviale und Schablonenhafte gerade dieser gute: Recht gut waren gus in den fleineren Nollen die übrigen

itwirkenden: Jenny Groß als Wiener Operetten - Sängerin del Grundel, Luise von Pöllniß als Kommerzien-Räthin, Meta

aeger als deren Tochter Hedda, Ludwig Stahl als Rechtsanwalt Opit, Franz Schönfeld als Franz Helling, Ferdinand Suéfke als Kapellmeister Ambrosius und Karl Waldow in der amüsanten Rolle des Lobnkellners Flieder. Gelaht wurde daher auch während der vorgestrigen Aufführung wieder reihlich und hberzliÞh von dem dankbaren Publikum, und das ift ja bei einem Lustspiel oder Schwank für den Dichter und den Theaterdirektor nun einmal die Hauptsache.

Zentral- Theater.

Die „Gesellschaft deutscher Dramatiker“ veranstaltete gestern Nachmittag im Zentral-Theater eine zweite VersuWsaufführung mit drei Dramen, jedes in einem Aft, die ausnahmsélcs von sehr eringem Werth waren. Weder „Das Recht der Meinung, eine alt- balwsnnilde Legende in einem Vorgang“, in welcher în ziemlich all-

gemein gebräuchlihen Wendungen über die Freiheit der Schrift«

orshung gestriiten wird, noch das Drama „Tyrannen“, in dem die Hauptrolle eine von Ibsen’shen Ideen angekränkelte Pfarrersfrau svielt, war einheitlich gestaltet; man gewann deshalb fein flares Bild über die künstlerische Absicht, die etwa den Verfafsern vorgeshwebt baben mag. Den Abs{luß machte eine Märchen-Komödie „Prinzessin Sida“, die zuweilen gefälligen Humor entwickelte und an einzelnen Stellen nicht ungeschickt gesellshaftlihe Zuftände parodierte. Die Darsteller waren ebenso unzulänglich wie die Theaterstücke, sodaß durch fie eine Klärung der Dichterwerke nicht vermittelt werden konnte.

Konzerte.

Im Saal der Range führte am Freitag v. W. der Komponist Herr Gustav Mahler, Kapellmeister an der Oper zu mburg, seine neue Symphonie in C-moll für Soli, Chor und rchester auf. Das von selbständiger Erfindung ¿eugende Werk entbält besonders in den drei ersten Säßen große Schönheiten. Das finfiere Motiv des ersten Satzes, das von den Kontrabäfsen- zuerst allein gespielt wird, wechselt bald mit einem fehr melodiôs gehaltenen Gegenthema ab und fehrt am Schluß des Satzes nach ftilgerehter Behandlung beider Themata sehr wirkungs- voll wieder. Ein besonders reizvoller Satz ift das Andante, wel vom Publikum mit anhaltendem Beifall aufgenommen wurde, der auch dem mit tanzartigen Motiven beginnenden Scerzo folgte. Von da an tritt jedoch ein auffallender Wendepunkt in dem Werke ein. Der elegisch gehaltene vierte Saß bringt ein Alt -Solo von geringem musikalishen Werthe. N weniger bedeutend ift der fünfte Son: Einleitung, Allegro energico (mit Ghor, Sopran- und Alt-Solo), der in dem Streben nah Originalität |ch in harmonishen Unschönheiten, gewaltfamen Orchestereffekten und in gesuhter Verwendung einzeln ertönender Flöten und Glodenklänge bewegt, außerdem aber au an erbeblißen Längen leidet. Der Komponist, der sich anscheinend noch in seiner Sturm- und Drangperiode befindet, zeigt jedoch auch hierin einzelne treffliche Ge- danken und erweckt die besten Hoffnungen für seine weiteren Schöpfungen. - Das zahlreich erschienene Publikum nahm die Symphonie fehr günstig auf. Das Philbharmonishe Orchester und der Stern*\he Gesangverein führten unter Leitung des Komponisten das Werk mit lobenswerther Präzision aus, au waren die Damen Josefine qn ree (Sopran) und Hedwig Felden (Alt) wo iedigend in ihren Leiftungen. | i “a demelben Abend ließen sich zwei Geshwister, Rose und Ottilie Sutro aus Amerika im Saal der Sing-Akademie E und zwar mit Vorträgen auf zwei Klavieren. Die bekannte und eliebte Sonate in D-dur von Mozart machte den Anfang. Variationen von E. Rudorff (op. 1), Chopin's Rondo De Le) und andere Klavier- Duos von C. Reinecke, I. B. Duvernoy, J. Raff und F. Liszt folgten. Im Vortrag sämmtlicher Werke bekundeten die Künstlerinnen Klarbeit