1896 / 9 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Jan 1896 18:00:01 GMT) scan diff

[ute SREE Or E R E S E M R R H Sn E R E E E

Königlich Bayerische Armee.

Offiziere, Portepee- Fähnrihe x. Ernennungen, Beförderungen und Berl aungen Im aktiven Heere. 3. Januar. oß, Pr. Lt. im 19. Inf. Regt., unter Beförde- rung zum Hauptm. ohne Patent, zum Komp. Chef in diesem Negi- ment ernannt. Lampel, Pr. Lt. vom 14. Inf. Regt. Hartmann, zum 19. Inf. Regt. verseßt.

5. Januar. Zerreiß, Major à la suite des Generalstabs, von der Funktion als persönliher Adjutant Seiner Königlichen Des des Prinzen Rupprecht von Bayern enthoben und in den

eneralstab (Zentralstelle) verseßt. v. Stetten, Pr. Lt. des 3. Chev. Regts. Herzog Karl Theodor, bisher dem Generalstab zur Dienst- leistung zugetheilt, unter Stellung à la suite des genannten Regts. zum persönlichen Adjutanten Seiner Könglichen Hoheit des Prinzen Rupprecht von Bayern, Illing, Major vom Generalstab der 2. Div., zum Bats. Kommandeur im 1. Inf. Reat. König, ernannt. Deppert, s v ene “g Zentralstelle des Generalstabs, zum Generalstab der

. Viv. verseßt.

Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Nosen- berger, Pr. Lt. des 1. trags Regts. vakant Bothmer, vom Komznando zur Luftschiffer-Abtheil. enthoben. „Wirth, Sec. Lt. des 11. ‘nf. Regts. von der Tann, zur probeweisen Dienstleistung zum 2. Train-Bat. kommandiert. / E

Durch Verfügung der Inspektion der Fuß-Artillerie. Scchwenin ger, Zeug-Hauptm.,, Shweigart, Feuerwerks-Pr. Lt., in ihrer bisherigen Eintheilung beim Art. Depot Ingolstadt Hal. Linsmayer, Feuerwerks-Lt., beim Haupt-Laboratorium eingetheilt.

: Im Beurlaubtenstande. 1. Januar. Martin, Sec. Lt. der Nes. vom 12. Inf. Negt. Prinz Arnulf, zum 2. Inf. Regt. Kron- prinz, Geitner, Sec. Lt. der Res. vom 18. Inf. Regt. Prinz Lud- wig Ferdinand, zum 15. Inf. Regt. König Albert von Sachsen, Dietrich (Ingolstadt), Sec. Lt. von der Landw. Inf. 1. Aufgebots, zur Res. des 2. Inf. Regts. Kronprinz, verseßt. German, Pr. Lt. der Nef. des 1. Fuß-Art. Negts. vakant Bothmer, Arras (Kaisers- lautern), Pr. Lt. in der Landw. Feld-Art. 2. Aufgebots, zu Hauptleuten ; die Sec. Lts.: Prell in der Res. des 15. Inf. Regts. König Albert von Sachsen, Fischer (1 München) bei der Inf., Fahr

weibrücken) beim Train, beide in der Landw. 1. Aufgebots,

ies (I München) in der Landw. Feld-Art. 2. Aufgebots, zu Pr. Lts. ; die B ilee l bezw. Vize-Wachimeister der Nes. : Honold (Paffau), Pfister (Kempten), beide im 3. Inf. Negt. rinz Karl von Bayern, Distler (Bamberg) im 5. Inf. Regt.

roßherzog Ernst Ludwig von Hessen, Keilholz (Erlangen) im 6. Infanterie - Regiment Kaiser Wilhelm, König von Buben Roth, Alt noeder (Regensburg) im 11. Inf. Regt. von der Tann, Schmidinger (Passau) im 12. Inf. Negt. Prinz Arnulf, Schäfer L) im 15, Inf. Regt. König Albert von Sachsen, Stadler (Passau) im 16. Inf. Regt. Großherzog Ferdinand von Toskana,

ellner (Aschaffenburg) im 2. Jäger-Bat., Graf v. Geldern- Egmond (Augsburg) im 1. Ulan. Regt. Kaiser Wilhelm 11., König von Preußen, Schmitt (Kempten), Herrle (Augsburg), beide im 1. Feld - Art. Regt. Prinz - Regent Luitpold, Helm (Kempten) im 3. Feld-Art. Regt. Königin - Mutter, Mezger (Augsburg) im 4. Feld-Art. Regt. König, Kellner (Augsburg) im 1. Fuß-Art. Negt. vakant Bothmer, Schimpfle Auasbura) im 2. Fuß-Art. Negt.,, Heymann (Augsburg) im 1. Train-Bat., Schüttoff (Erlangen) von der Landw. Inf. 1. Aufgebots, zu Sec. Lts., befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 83. JIg- nuar. Frhr. v. Seckendorf, Hauptm. und Komp. Chef vom 19. Inf. Regt., mit der geseßlihen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den für Verabschiedete vor- geschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. 1. Januar. Winkelmeyer (Hof), E von der Landw. Inf. 1. Aufgebots, v. Gönner (Weiden),

r. Lt. von der Feld-Art. 1. Aufgebots, beiden mit der Er- laubniß zum Tragen der Landw. Uniform mit den für Ver- abschiedete vorgeshriebenen Abzeihen, B a (Aschaffenburg), Sec. Lt. von der Landw. Inf. 2. Aufgebots, eyer (Hof) Sec. Lt. von der Landw. Kav. 2. Aufgebots, der Abschied bewilligt.

Im Sanitäts-Korps. 1. Januar. Pr. Langreuter, Stabsarzt von der Landw. 1. Aufgebots (Aschaffenburg), Pr. Haupt, Stabsarzt von der Landw. 2. Aufgebots (Aschaffenburg), der Abschied bewilligt.

Beamte der Militär-Verwaltung.

31. Dezember. Körner, Zahlmstr. des 7. Inf. Regts. Prinz Leopold, tritt unter Verleihung des Titels eines Rechnungs-Raths mit Pension in den erbetenen Ruhestand.

1. Januar. Schuegraf, Ober - Apotheker von der Landw. 1. Aufgebots (T München), diesem mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, Ruppert, Ober-Apotheker von der Landw. 2, Aufgebots (1 München), der Abschied bewilligt.

3. Januar. Knussert, Geheimer Kanzlei-Rath, Geheimer Registrator und Geheimer Registratur-Vorsteher im Kriegs-Ministerium, ub Q Antrag zum 1. April d. J. mit Pension in den

uhestand.

Kaiserliche Marine.

Offiziere x. Ernennungen, Beförderungen Ver- seßungen 2x. Neues Palais, 30. Dezember. Wilde, Kapitän- Lt., zum Kommandanten S. M. Avisos „Blitz“ ernannt.

Neues Palais, 6. Januar. Meuß, Korv. Kapitän, Aus- rüstungs-Direktor der Werft zu Danzig, unter SENUnd in dieser Stellung mit der Vertretung des fehlenden Ober-Werftdirektors der Werft zu Danzig beauf tragt.

Kaiserlihe Schußtruppe für Deutsch-Ostafrik a.

_ Neues Palais, 30. Dezember. v. Stuemer, Sec. Lt. a. D., bisher vom Fuß-Art. Regt. Encke (Magdeburg.) Nr. 4, mit dem 8, Januar 1896 der Schußtruppe zugetheilt.

Neues Palais, 6. Januar. Eberhard, Pr. Lt. a. D,., scheidet mit dem 17. Januar 1896 aus der Schußtruppe aus.

Nichtamflicßes.

Deutsches Reiccch.

Preußen. Berlin, 11. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen getan Nachmittag von 4 Uhr an im hiesigen Schlosse den ortrag des Justiz-Ministers Schönstedt entgegen. Heute Vormittag hörten Seine Majestät den Vortrag des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, Staats - Ministers E von Marschall in dessen Wohnung und empfingen m Schlosse den Chef des Generalstabs der Armee, General

Grafen von Schlieffen, den * Lur der ersten Kavallarie-

Jnspektion, General von Krosigk und den Chef des Militär- A General von Hahnke zum Nord | |

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- Mueshüse fes n für Sage ias die vereinigen oll- un euerwesen und für Rechnungs-

wesen hielten heute Sizungen. | uts

Der Bevollmächti te zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial-Rath Lon Gellee ist hier angekommen.

Bayern.

Die Kammer der Abgeordneten berieth vorgestern die Juterpellation über einen Vorfall, der sich während der Sylvesternahht in einem Münchener Restaurant ereignet hatte und bei welchem mehrere Militärpersonen betheiligt waren. Die erjte Veranlassung desselben war die Verleßung einer dienstlihen Vorschrift durch einen Soldaten und die Parteinahme des Publikums für denselben, die ih durch die Verhöhnung eines Sergeanten kundgab. Der Kriegs-Minister Freiherr von Asch ergriff das Wort und erläuterte, wie die Münchener „Allg. Ztg.“ berichtet, junoos an der Hand der Bestimmung über die Ehren-

zeigungen, daß die Erweisung solher in einem Restau- rant durch „Antreten“ niht in der Vorschrift stehe, sondern sih dur die Praxis herausgebildet habe. Geschehe das An- treten ohne Uebertreibung, Stampfen u. dgl., niht mit einem zu starken Aplomb, so sei es do weder lächerlih noch be- lästigend. Sonst gehe ja auch ein Bekannter zu seinem Freunde hin, wenn er ihn grüße, und ein Soldat könne doch nicht etwa dem Unteroffizier auf die Schulter klopfen. Eine Ueber- treibung mißbilligte der Minister entschieden. Unter Anführung der einzelnen, seit 1875 ergangenen Verordnungen wies der Minister nah, daß während vor noch nicht so Gin Q jeder Soldat jahraus jahrein drei Patronen in einer Tasche hatte die Ausrüstung der Mannschaften mit scharfer Munition im Wachdienst bisher immer mehr ein- geshränkt und schließlich durch die Verordnung vom Jahre 1893 auf Posten in besonders exponierten Verhältnissen be- schränkt wurde Os von Strafanstalten u. dgl.). Es seten ferner Bestimmungen dahin getroffen, daß mit N iconèn ausgerüstete Posten niht mit geladenem Gewehr stehen, sondern erst laden, wenn der Gebrauch der Waffe bei Ge- fährdung der persönlihen Sicherheit oder in einem anderen, durch die Verordnung über den Waffengebrauch bestimmten Fall in Frage kommt, ferner daß solhe Posten hinsichtlich des Waffengebrauhs mit besonderen Jnstruktionen versehen werden. Als unerwiesen erklärte der Minister die Behaup- tung, daß in der Sylvesternacht auf der Hauptwache ein Punsch- gelage gehalten worden sei. Wenn nun Abg. Grillenberger dem Wachoffizier auch E das Urtheil Geluradien habe: „Er muß entlassen werden!“ so habe der Landtag selbst sih gegen die Penstonierung von Offizieren wegen eines einzelnen Vorkomm- nisses ausgesprochen, und so weit, daß der hier in Frage stehende Offizier seiner Verfehlung wegen aus dem Dienst ent- lassen werden müsse, sei es doh niht. Auf das Vorgehen der Münchener Wirthe zurückommend, bemerkte der Minister sließlich: „Jh mißbillige jede Ueberhebung, also auh die mit dem Begriff des Militarismus sih deckende, aber zu einem geduldeten Uebel wollen wir uns denn doch nicht herunterdrücken lassen. Wir beanspruchen in der bürgerlihen Gesellschaft jene Stellung, die uns zu- kommt; wir verlangen die Achtung, welhe Bürgern gezollt wird, die jeden Augenblick bereit sind, mit Blut und Leben für die Existenz und das Gut ihrer Mitbürger einzutreten.“ Nachdem noch mehrere Redner diese Erklärung des Kriegs- Ministers für ershöpfend und zufriedenstellend erklärt hatten, war die Interpellation erledigt.

Sachsen.

Seine Majestät der König empfing gestern in Dresden den bisherigen Kaiserlih und Koniglich österreichish-ungarischen Gesandten Grafen von Chotek behufs Entgegennahme seines Abberufungsschreibens in Audienz. Später wurde derselbe zur Königlichen Tafel zugezogen.

Beide Ständekammern traten gestern wieder zu

Sißzungen zusammen. Den Verhandlungen der Ersten Kammer wohnte der Staats-Minister von Meßsh bei. Der einzige Gegenstand der Tagesordnung war der Bericht der erson Deputation über den Enlivutf eines Geseßzes, betreffend die Abänderung des § 1 des Gesehes über Gewährung von Ent- schädigung für infolge von Milzbrand gefallene oder getödtete Rinder vom 17. März 1886. Die Deputation beantragte die Eng zu dem Entwurf mit einigen redaktionellen Aenderungen. Nachdem NRitterguisbesizger Wecke - Wiesa der Regierung für die Vorlage gedankt und seiner Be- O darüber Ausdruck gegeben hatte, daß noh iesem Landtag eine Geseßvorlage, betreffend obligatorische Viehversicherung und Fleischbeshau, zugehen werde, bemerkte der Staats-Minister von et ch berichtigend, G die Re- gierung zwar eine Vorlage diejer Art in Aussicht gestellt habe, indessen nicht für die gegenwörtige Session der Stände- kammern. Ferner rechtfertigte er den Standpunkt der Staatsregierung gegenüber einer die Ueberschrift des Gesetzes beeenban Bemerkung des Deputationsberichts. Dr. von Frege - Welßien ersuhte die Königlihe Staats- regierung: im Bundesrath darauf hinzuwirken, daß in den Ländern (namentlich den Niederungsländern), aus welchen die sächsishen Landwirthe Zuchtvich bezögen, ebenso umfassende Ne Vorkehrungen getroffen würden, wie in Sachsen. er Deputationsantrag wurde einstimmig an- genommen.

Sachsen-Weimar-Eifßenach.

Anläßlich der 26. Wiederkehr des Gedenktags des Gefechts bei Sapignies richtete Seine Majestät der Kaiser an Seine Königliche Hoheit den Großherzog, nah der „Weim. B folgende Depesche:

„Neues Palais, den 4. Januar 1896. Mit Eurer Königlichen Hoheit als dem langjährigen erlauchten Chef der Geßler-Kürassiere oie Ich eins zu fein, wenn Ih heute der von Ihrem - braven

egiment vor 25 Jahren bei Sapignies bewiesenen Tapferkeit dankbar gedenke und dies dem Negiment kundgegeben habe. ilhelm R.“

Seine Königliche Hoheit der Großherzog antwortete durch nachstehendes Telegramm:

„Gurer Majestät danke Ich herzlich für den Gruß, den Aller- böchstdieselben Meinem Regiment zu seinem Ehrentage zu senden ge- ruht haben, wo es vor 25 Jahren sich seiné Lorbeeren zu Sapignies errang. Es wird dasselbe durch diesen Kaiserlihen Gruß sh hoch- beglückt fühlen und in demselben einen neuen Antrieb finden, den Bahnen der Ghre und des Ruhmes weiter zu folgen.

Garl Alexander.“

Oldenburg.

Ueber das Befinden Jhrer Königlichen Hoheit der Groß- herzogin wurde am Freitag folgendes Bulletin ausgegeben:

Die Nacht war \{hlaflos und brachte neue Leiden; der Kräfte- zustand ift derselbe wie gestern. s :

Bremen.

__ Nach der Monatsübersiht der ordentlihen Staats- einnahmen entfallen der „Weser-Ztg.“ zufolge auf den Freibezirk im leßten Dezember 10 176,63 6 gegen 9698,19 (4 im Dezember des Jahres 1894. Vom 1. April bis Ende Dezember 1895 wurden 504 597,88 A6 vereinnahmt gegen 349 483,69 4 im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Die Schiffahrts- eaone auf der Unterweser erbrahte im leßten Dezember 46 421,80 6, vom 1. April bis Ende Dezember 1895 ing- gesammt 383 368,50 M

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser wohnte gestern, wie „W. T. B.“ aus Wien berichtet, im Militärkasino dem Vortrage des Majors Schirmbeck über den Einfluß der Zusammensezung der Haupt- quariiere und über den des inneren Dienstes bei denselben auf den Gang L Ereignisse bei. Nah dem Vortrage spra der Kaiser dem Vortragenden seine Anerkennung aus und zeichnete mehrere Generale durch eine Ansprache aus.

Jm böhmischen Landtag wurden gestern weitere Wahlen zu den Kommissionen vorgenommen. Dabei wählten die den Städte- und Landgemeinde-Kurien angehörenden czehishen Ab eordneten im Sinne der gestern 1 erfo Be- hlüsse nur Czehen. Bei den Wahlen aus dem gesammten Landtage fielen den Deutschen jedoch durch die Unterstüßung seitens des Großgrundbesißes immer so viel Stimmen zu, als ihnen in den Kurien entzogen wurden; daher bleibt die bisherige Parität der Kurien und der beiden Nationalitäten aufreht- erhalten. Von den Jungczehen Adamck, Niemec , Krejci und Genossen wurde der Antrag eingebracht : der Landtag möge anläßlich des Kaiser-Jubiläums 500 000 Fl. zur Stiftung eines Kaiser Franz Joseph-Fonds zum Zweck der Unter- stüßung des Kleingewerbecs bewilligen.

Jm ungarischen Abgeordnetenhaus brachte der Finanz-Minister Luca cs gestern einen Geseßentwurf ein über die Deckung von Nachtragsleistungen zu den gemeinsamen Ausgaben für 1893, 1894, 1895, deren auf Ungarn ent- fallender Theil nah den Schlußrehnungen 1 497 025 Gulden beträgt. Darauf widerlegte der Minister- Präsident Baron Banffy die Begründung des Antrags des Abg. Ugron auf Unterbrehung der Ausgleichs- verhandlungen. Baron Banffy führte aus: Ungarn veréhre in seinem König den konstitutionellsten Monarchen, und er, Vanffy, könne nicht zugeben, daß behauptet werde, in Oesterreich, unter dem Scepter Seiner Majestät, werde un- konstitutionell regiert. Er fühle si verpflichtet, die Aus- leihsverhandlungen mit der österreichishen Regierung ortzusegen. Meritorish sei während der jüngsten Wiener Ministerberathungen nichts vereinbart worden ; es seien nur Vorbesprehungen gepflogen worden. Alle An- gaben über Forderungen und Begenforderungii hinfichtlich der Quote entbehrten der Grundlage. Die Regierungen würden ihre Vorschläge behufs Entsendung einer Quoten- deputation den Parlamenten Mitte Februar unterbreiten; erst diese werde die Quotenfrage erörtern. Hierauf wurde der Titel „Minister-Präsidium“ angenommen, die Beshlußanträge wurden abgelehnt. Jn der heutigen Sißung wurde bei der fortgeseßten Budgetdebatte der Titel „Dispositionsfonds“ in namentlicher Abstimmung mit 82 gegen 63 Stimmen angenommen, nachdem der liberale Abg. Pulsky erklärt hatte, die liberale Partei habe volles Vertrauen zur Regie- rung, und nachdem der Kultus-Minister Wlas id den Ein- würsen der Opposition gegenüber richtiggestellt hatte, daß auf der Wiener orientalischen Akademie, ungarishes Verfassungs- S und ungarishe Sprache mit gutem Erfolge gelehrt werden.

Großbritannien und Frland.

Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain begab sich gestern Nachmittag von London nah Osborne zur

Audienz bei der Königin. Für heute ist, dem „W. T. zufolge, ein Kabinetsrath angeseßt worden.

Ruß:lanD.

__ Das Budget für 1896 veranschlagt im Ordinarium die Einnahmen auf 1 239 400000 Rbl. die Ausgaben auf 1 231 000 000 Rbl. und im Extraordinarium die Einnahmen auf 2200 000 Rbl., die Ausgaben auf 130 400 000 Nbl. Das Ordinarium ergiebt demnach einen Uebershuß von 8400000 Rbl., welcher zur Deckung von außerordentlihen Ausgaben benußt wird. Die im Extraordinarium außerdem noch zu deckenden 119 800 000 Nbl. werden aus den disponiblen Kassenbeständen der Reichsrentei gedeckt. Leßtere betragen zum 1. Januar 1896 271 000 000 Rbl. Das Budget nimmt gegenüber dem Voranschlage für 1895 bei den Einnahmen im Ordinarium ein Mehr von 106 100 000 Nbl. an, herrührend aus der Ver- staatlihung der Südwestbahnen, der Vermehrung des Ertrages der übrigen Staatsbahnen und aus der R Verstärkung der meisten Einnahmequellen. Die Ausgaben weisen gegenüber dem Voranschlage für 1895 im Ordinarium ein Mehr von 120 200 000 Rbl. auf infolge Einrehnung der Betriebskosten für die Südwestbahnen, der Kosten für die Verkehrsausdehnung auf den übrigen Staatsbahnen, ferner infolge der Erhöhun der Kredite für Wege- und Wasserbautien und der Auf wendungen für fernere Ausbreitung des staatlihen Branntwein- verkaufs. Von den Ausgaben des Éxtraordinariums sind

82 200 000 Rubel für den Ausbau der Sibirishen Bahn,

2 400 000 Rubel für Hilfsarbeiten bei diesem Bahnbau und 45 700 000 Rubel für den Ausbau verschiedener Magistral- n Vizinalbauten sowie den Ankauf von rollendem Material estimmt.

Der Bericht des E ere Witte an den Kaiser zum Budget betont die ausnahmslos günstigen Er- gebnisse der Durchführung des Budgets seit 1888, nament- lich die Uebershüsse der lehten drei Jahre und die troß großer finanzieller Opfer erzielten Ueberschüsse der Jahre 1891 und 1892. Der Bericht hebt das E thum des Nationalwohlstands hervor, das aus der Ér- tragssteigerung der auf nicht unentbehrlihe Bedürf- nisse gelegten indirekten Steuern, sowie der Eisenbahnen, Staats- domänen, Posten und Telegraphen erhelle, und stellt fest, daß troy der gedrückten e a immer mehr eine be- güterte Landbevölkerung heranbilde. Sodann verbreitet si der Bericht über die nüglihen Wirkungen und die Aus- wüchse der Spekulationsbewegung und hebt insbesondere die Sicherheit und die E Werthschäßung der russischen Papiere scitens des Auslandes hervor. Schließzli ék t fich

der Minister für unentwegte allmählihe Durchführung

orm mit Vermeidung sowohl der geringsten Ein-

En en als auh fünstlicher Veränderung eichnen

erhältnisse aus und betont, daß Rußland dur die Jnangriff-

nahme der Valutareform von neuem seine Friedensliebe in überzeugender Weise dargethan habe. Ftalien.

Die „NRiforma“ veröffentlicht folgende Note: Die Re- gierung wird beschuldigt, daß sie Verstärkungen in un- genügendem Umfang oder zu langsam nah Erythr äa sende. Der Thatbestand isst indessen der, daß General Baratieri der Regierung erklärt hat, daß er mehr niht verlange und nicht wünsche im Hinblick auf die Schwierigkeit der Bewegung der Truppen und der Ver- pflegung derselben. Nichtsdestoweniger hat die Regierung auf der Absendung ciner Reservetruppe nah dem Jnnern der Kolonie bestanden und dieselbe angeordnet zu dem Zwecke, die Ruhe in dem dortigen Gebiete sowie die Sicherheit der Marschrouten der Operationstruppen herzustellen und die Möglichkeit des Ersaßes für etwaige Lücken zu bieten. :

Am 12. d. M. sollen der „Jtalia militare“ zufolge zwei Bataillone von Neapel nah Massowah abgehen und drei weitere Bataillone am 13. Januar folgen. Auch werden mehrere Batterien dahin gesandt werden.

Portugal.

In der Pairskammer brachte gestern, wie „W. T. B.“ aus Lissabon meldet, der Premier-Minister seine Hoch- ahtung für den Präsidenten von Transvaal zum Aus- druck. Die Kammer nahm einen Antrag an, in welchem die Befriedigung darüber ausgedrückt wird, den Frieden und die Ruhe in Süd-Afrika erhalten zu sehen.

Türkei.

Ein Jrade des Sultans ordnet die Bildung einer Hilfskommission unter dem Vorsiß des Sultans behufs Ünterstüßung der durch die leßten Ereignisse heimgesuchten asiatishen Vilajets an. Die Hilfeleistung wird Türken und Christen zu gute kommen. :

Gestern empfing der Sultan, nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus Konstantinopel, den deutschen Bot- schafter Freiherrn von Saurma-Jelt\ch, den österreichisch- ungarischen Botschafter Freiherrn von Calice, sowie den österreichisch - ungarishen Militär-Attahé Freiherrn Giesl[ von Gieslingen in Audienz.

Amerika. Amtliche Depeschen bestätigen, daß Oberst Molina und General Prats auf Cuba über die Banden von Maceo und Miro Erfolge errungen haben.

Afrika.

Nach einer Mittheilung des „W. T. B.“ aus London vom gestrigen Tage erklärte der Präsident der Südafrikanischen Republik Krüger in seiner Antwort auf die von Chamberlain auf Anordnung der Königin von England an ihn gerichtete Depesche: Es sei seine ernste Absicht, Jameson und die anderen Gefangenen den englishen Behörden auszuliefern, damit sie durch die englische Regierung zur Strafe gezogen würden. Er werde seine endgültige Entscheidung Über diese Ange- legenheit bekannt geben, sobald Ruhe und Ordnung in Johannesburg wiederhergestellt seien. Präsident Krüger bat, der Königin die Betfitheruna seiner Hochachtung und den Dank für ihre Worte zu übermitteln, und sandte der Königin seine chrfurchtsvollen Grüße. Ein Vertreter der Zeitung „Pretoria Preß“ ist amtlich benachrichtigt worden, daß die Regierung der Südafrikanischen Republik alles Mögliche thun werde, um den Be- tricbd der Minen zu fördern, deren Besißer daher niht nöthig hätten, ihre Jnteressen zu Gunsten einer Schaar von Aufwieglern zu opfern. Das „Reform-Comité“ im Randdistrikt zögert dagegen, einer Meldung des „Reuter- hen Bureaus“ aus Prätoria zufolge, immer noh, das Ver- sprechen der Entwaffnung seiner Leute auszuführen. Jnfolge- dessen hat sih der englishe Agent De Wet wieder nah «Johannesburg begeben. Zur N tagt dort eine Negierungs- kommission, um sih von der Ausführung der Unterwerfungs- bestimmungen zu vergewissern. De Wet wohnt den Sißungen der Kommission bei. Ungefähr 10 000 Boeren sind unter den Waffen und werden nicht eher in die Heimath zurückehren, als bis die Angelegenheit endgültig geregelt ist. Jn der Nacht vom 9. zum 10. Januar wurden zweiundzwanzig Mit- lieder des „Reform-Comités“, darunter der Bruder von Sir

ecil Nhodes, Oberst Rhodes, Sir Drummond Dunbar, Lionel Phillips und Dr. Sauer, unter der Beschuldigung des Hoch- verraths in ihrem Klub verhaftet und darauf nah en gebraht. Der britishe Staatssekretär für die Kolonien Thamberlain hat nah einer Mittheilung der „Times“ aus Kapstadt an den Chef des „Afrikander Bund“, Hofmeyer, telegraphiert: über die Umstände von Jameson's Aufstand werde eine eingehende Untersuchung stattfinden, und die nöthi- gen Schritte würden gethan werden, um das Planen oder die Ausführung solcher Versuche in Zukunft unmöglih zu machen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Rei chs- tags befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (13.) Sißung des Reichsta gs, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. von Boetticher, der preußishe Minister für Handel und Ge- werbe Freiherr von Berlepsh und der Präsident des Reichsbank-Direktoriums Dr. Koch beiwohnten, genehmigte das Haus Lmean ohne Debatte den s{hleunigen Antrag des Abg. Auer und Genossen wegen Einstellung des gegen den Abg. Shmidt-Frankfurt \{hwebenden Strafverfahrens und seßte dann die erste Berathung des Entwurfs eines Bör)engeseßzes und des Entwurfs eines n be- treffend die Pflihten der Kaufleute bei Auf- bewahrung fremder Werthpapiere, fort.

Zunächst nahm das Wort der

Abg. S chönlank (Soz.): Ich bin veranlaßt, einen mir heute egangenen Brief des Herrn Professor Meyer zu verlesen: «Sehr geehrter Herr eihstags-Abgeordneter! Zur Steuer der Wahrheit ersuhe ich Sie, möglihst im Reichstag au zu sagen, daß der „Frankfurter Aktionär“ seine verleuinderishe Aeußerung in einer der folgenden Nummern wieder zurückgenommen hat, und daß ih im Besiß eines Schreibens des Eigenthümers der „Vossischen Zeitung“ bin, in welchem derselbe erklärt, daß die Kündigung meiner Stellung nicht erfolgt sei, weil er

an die Wahrheit der Beshuldigung geglaubt habe, fondern weil ih den dienftlihen Anordnungen seinerseits zuwider gehandelt habe. Die Beweise hierfür kann ich leider nicht beilegen, weil sich das Material zur Zeit im Kultus-Ministerium befindet. Hochachtungsvoll Moritz Meyer, Dozent am Polytehnikum.“

bg. Bachem (Zentr.): Der Abg. Liebermann von Sonnenberg hat geftern rühmend anerkannt, daß die Zentrumspartei ih vom Gründungs- und Börsenwesen bisher ferngehalten habe. Er hat dann aber auf eine Broschüre hingewiesen, in welcher dem Handelsredakteur der Kölnishen Volkszeitung vorgeworfen wird, daß er mit einem bekannten Börfenmanne in Verbindung stehe. Dafür kann die Zentrumspartei und -Fraktion niht verantwortlich gemacht werden. Die „Kölnische Volkêzeitung“ ift ein von der Zentrumspartei absolut unabhängiges Organ, und ich äußere mich nur zur Sache wegen meiner persönlichen verwandtschaftlichen Beziehungen zu dem Verlage. Die Behauptung, daß der Handelsredakteur der „Kölni- \{en Volkszeitung“ in engster Verbindung mit einem jüdischen Börsenjobber stehe, enthält an fich noch nichts Beleidigendes. Jeder Handelsredakteur i|ff genöthigt, im Interesse der Aufklärung mit allen Leuten in Verbindung zu treten, von welhen er Nachrichten erwartet. Anders steht es mit dem Vorwurf, daß der Redakteur betrügerishe jädishe Manipu- [ationen unterstüßt habe. Die betreffende Broschüre enthält nun in dieser Beziehung keinen thatsächlihen bestimmten Vorwurf, und deshalb haben Verlag und Redaktion der „Kölnischen Volkszeitung“ beschlossen, diese Broschüre einfa zu ignorieren. Wer einen derartigen Vorwurf gegen einen Redakteur erheben will, der muß angeben, welche be- trügerishen Manipulationen der betreffende Börsenjobber GEO hat, er muß diesen mit Namen nennen und sagen, durch welche Artikel der Redakteur jene Manipulationen unterstüßt habe; er muß darlegen, daß der Handelsredakteur niht lediglih aus innerer Ueber- zeugung etwas geschrieben habe, sondern aus unlauteren Motiven. Ich habe geslern fofort telegraphisch aus Köln nähere Informationen erbeten, und darauf erklärt der Handelsredakteur der „Kölnischen Volkszeitung“, daß er die Behauptung, daß er unmoralische Mani- pulationen von jüdishen Börsenmännern unterstüßt habe, als gänzlich unwahr mit Entrüstung zurückweise. Jn einer zweiten Depesche erklärt der Verlag der „Kölnischen Volkszeitung“, daß ein Verkehr des Handelsredak- teurs mit Börsenleuten selbstverständlich sei, da er sonst nicht über Börsen- vorgänge berichten fönne, daß sich der Verlag der Zeitung von aller und jeder Verbindung mit der Börse und von Börfengeschäften irgend welher Art streng fern halte und der Handels8- redakteur kontraktlich verpflichtet sei, auf Börsengeshäfte {sich unter keinen Umständen einzulassen, und daß der Handels- redakteur Manipulationen der Börsenmänner niht unterstüßt, sondern im Gegentheil stets auf das shärfste bekämpft habe. Jeder objektive Leser kann nur zu der Einsicht kommen, daß die „Kölnische Volks- zeitung“ und ihr Handelétheil absolut unabhängig ist. Ich wollte die Ehre des Handelsredakteurs vor dem ganzen Reichstag retten. Dieser Mann hat stets in selbstlosester Weise die Interessen des Publikums gewahrt. Wenn er von anti- semitischer Seite vielfa angegriffen wird, so kommt das wohl daher, daß er für einen Juden gehalten wird, obwohl er einem ganz christ- lihen Stamm angehört. Gerade durch seine genaue Kenntniß der Börse hat er oft das Publikum frühzeitig warnen können.

Abg. Liebermann von Sonnenberg: Ich danke Herrn Bachem für diese Aufklärung. Aus meinen gestrigen Aeußerungen kann man nit die Vermuthung ableiten, daß ih den Herrn habe an- reifen wollen. Jch wollte dem Zentrum als einem der wichtigsten hattoren hier im Hause zur Bekämpfung des Börfenthums

elegenheit geben, nah dieser Richtung Aufklärung zu schaffen. Ja, wenn Sie selbst von sich voraussehen, daß Sie Winkelzüge machen, dann mögen Sie-das mit sich selbst abmachen. Ich habe fo gedacht, wie ih gesprochen habe. Die große Bewegung, in der ih stehe, kann nicht vorwärts kommen, wenn sih nicht die fatholishe Bevölkerung daran betheiligt. In katholischen Kreisen hat sich s{chwerer Unwille über diese Verdächtigungen des Handels-Redakteurs der „Kölnischen Volkszeitung“ bemerkbar gemacht, ohne daß vom Zentrum dagegen L wäre. Ich bin deshalb mit der Erklärung des Zentrums zufrieden.

Abg. Bachem: Ich habe die Ausführungen des Abg. von Lieber- mann garnicht anders aufgefaßt, als er heute sagt. Jh war hon gestern ihm dankbar, daß er mir Gelegenheit zu_ dieser Aufklärung gab. Ich hatte keine Ahnung, daß die Sache in weiteren Kreisen bekannt is. Der Handels-Redakteur der „Kölnishen Volks- zeitung“ hat niemals jüdische Ausschreitungen mit anderem Maße ge- messen. als die von anderer Seite.

Bei Schluß des Blattes spricht der Abg. Hahn.

Statistik und Volks8wirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus London wird dem „W. T. B.“ zum Ausstande der Schiffsbauarbeiter vom heutigen Tage gemeldet: Die Hoffnung auf eine Beilegung des Ausftandes am Clyde is diese Nacht ge- \{chwunden infolge der Entschließung des Meistercomités, L die Arbeiter aht Wochen lang zu den alten Lohnsäßen arbeiten sollen, ehe irgend eine Sag stattfindet. Die Arbeiter lehnen diese Bedingungen ab, würden aber n die Arbeit auf Flottenkontrakte wieder A wenn die Regterung versprehen wollte, vermittelnd einzutreten, sobald die derzeitigen auswärtigen Fragen erledigt sind.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 29, De- zember 1895 bis inkl. 4. Januar 1896 zur Anmeldung gekommen : vom 29. bis 31. Dezember 1895 361 Lebendgeborene, 117 Che- \{chließungen, 9 Todtgeborene, 220 Sterbefälle; vom 1. bis 4. Januar 1896 468 Lebendgeborene, 174 Eheschließungen, 16 Todtgeborene, 345 Sterbefälle.

Kunst und Wissenschaft.

Professor Virhow i}, wie „W. T. B." aus Paris meldet, anläßlih der Säkularfeier des Institut de France zum Rom- mandeur der Ehrenlegion ernannt worden.

Wie dem „W. T. B.“ aus St. De teeoturo berihtet wird, fand dort gestern unter dem Vorsiß des Großfürsten Constantin eine feierlihe Sißung der Kaiserlihen Akademie der Wissenschaften statt. In derselben wurden u. A. zu Ehrenmitgliedern ernannt: der Großfürst-Thronfolger, Papst Leo X1TII., der Herzog von Aumale (Direktor der Akademie der Wissenschaften in Paris), Professor Leuckart (Leipzig), Professor Weierstraß (Berlin). Ferner wurden u. A. zu korrespon dieren- den Mitgliedern ernannt: die Professoren Klein (Göttingen), Lazarus, Fus, Schultze, Koehler (Berlin), Brentano (München).

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. n An der Nuhr sind am 10. d. M. gestellt 12769, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. / In ObèrsGlesien sind am 9. d. M. gestellt 5021, nicht rehcht- zeitig gestellt keine Wagen.

Verkehrs-Anstalten.

Budapest, 10. Januar. (W. T. B.) Der internationale L und Telegraphen-Kongreß wird hier am 16. Juni zu- ammentreten und dürste 6 Wochen dauern; etwa 130 ausländische Bagleute werden an dem Kongreß theilnehmen, zu deren Ghren ver- chiedene Festlichkeiten veranstaltet werden sollen.

Neapel, 10. Januar. (W. T. B.) Infolge heftiger Stürme auf dem Meer erlitt die Ankunft der Dampfschiffe große Ver-

¿ögerungen. In der Nähe von Forio auf Ischia kenterten zwei

Boote und eine Yacht, ebenso ein griehisher Postdampfer, dessen

Mannschaft zur Hälfte verschwunden sein sol. Der Dampfer

„Gottardo“ wurde zur Rettung abgesandt.

Konstantinopel, 10. Januar. (W. T. B.) Der infolge der

Etagen unterbrochene E isenbahnverkehr ist wieder- ergestellt.

Theater nund Musik.

Konzerte.

Der V. Symphonie-Abend der Königlichen Kapelle, welcher gestern wegen Erkrankung des Kapellmeisters Weingartner von dem Konzertmeister Professor Halir geleitet wurde, begann mit Beethoven's Ouvertüre „Coriolan“. Dann folgte die Sinfonis pathétique von TIsfchaikowsfy E 74, H-moll), die bereits im Konzerthause und im Saal der Philharmonie aufgeführt wurde. Dieses Werk des unlängst verstorbenen, fruchtbaren russishen Komponisten machte in der vortrefflihen Wiedergabe, die ihr zu theil wurde, einen sehr günstigen Eindruck ; besondere Wirkung übten wiederum der zweite und dritte Allegrosay und das Finale „Adagio Ilamentoso“ dur Originalität der Themen und formgewandte Behandlung. Na rauschendem Beifall, der dem Werk und der trefflichen Ausführung alt, wurde die bereits öfter gehörte Ouvertüre zu „König Lear“ von Berlioz vorgetragen. Den Schluß des Abends machte in ebenfalls schr anerkennenswerther, fein \chattierter Ausführung Mendelsfohn's A-dur-Symphonie (op. 90). /

Zu derselben Zeit fand in der Sing-Akademie das Konzert von Eugen und Hermine d’Albert statt, welhes dur die an- gekündigte Mitwirkung von Dr. Johannes Brahms als Dirigenten sih zu einem hervorragenden musikalishen Ereigniß gestaltete. Nach- dem das Philharmonishe Orchester unter Mannstädt's Leitung die „Abencerragen“ - Ouvertüre von Cbherubini gespielt hatte, er- schien der Komponist, von dem dichtgefüllten Saal mit herzlihen Ovationen und einem Tush des Orchesters begrüßt; in actungsvollem, längerem Abstande folgte, mit Beifall empfangen, Herr d’Albert, um dann unter Direktion des Meisters dessen Klavierkonzert in D-mo1l (op. 15) vorzutragen. In diesem, noch ganz im strengen Brahms'shen Stil der ersten Epoche gehaltenen Werk mit der geistvollen, aber herben kontrapunktishen Faktur, die es dem Hörer niht leiht mat, ihm durch das Labyrinth der musikalisWen Gedanken zu folgen, bewährte Herr d’Albert sich als ebenso ausgezeihneter Interpret wie bei der Ausführung des weit später entstandenen B-dur-Konzerts (op. 73). Leßteres, in welchem ein {wermüthiges, liedartiges Thema durch vier Suite hindurch in der fesselndsten und künstlerisch erfindungs8reichsten Weise verarbeitet erscheint, trägt einen vor- wiegend romantischen Charakter und ist so dankbar, daß man eigentlich niht begreift, warum dasselbe nicht öfter auf den Konzertprogrammen eben Eine Erklärung dafür läßt sich nur in den enormen pianistischen Schwierigkeiten finden, die dieses, wie die Brahms’schen Werke überhaupt darbieten. Es gehört eben ein so ausgezeichneter und fleißiger Künstler wie Herr d’Albert dazu, um die Technik in so vollkommener Weise zu bewältigen, wie dies z. B. in dem entzückenden „Allegretto grazioso“, dem leßten Saß, der Fall war. In dieser tadellosen Wiedergabe, um die sich au das Philharmonishe Orchester durch Präzision und aufmerksames Eingehen auf die Weisungen des Dirigenten wohl ver- dient machte, boten beide Werke einen seltenen, hohkünstlerischen Genuß und werden überall, wo sie so zu Gehör E werden, den Ruhm ihres Schöpfers dauernd befestigen. Herrn d'’Albert wurden im Laufe des Abends reiche Beifalls- ehren für seine großartigen Leistungen zu theil. Zwischen den beiden Klavterkonzerten erschien die dem Konzertgeber neuvermählte Sängerin Frau Hermine d’Albert zum ersten Mal vor dem hiesigen Publikum. In dem Vortrage der großen Arie aus Beethoven?s „Fidelio“: „Abscheulicher, wo eilst Du hin“ erwies fie sich im Besiß einer wohlklingenden, gleihmäßig gut ausgebildeten Stimme von dramatischer Ausdruksfähigkeit. Sie erntete dafür gebührenden Beifall. Nachdem die wohlbekannte „Akademishe Fest-Ouvertüre“, von Brahms selbst dirigiert, verklungen war, wiederholten sich die Ovationen für den greisen Meister und nöthigten ihn immer wieder in den Saal zur Entgegennahme der Dankesbezeugungen seitens der kunstbegeisterten Hörer.

berühmte

Im Deutschen Theater finden in der nähsten Woche Wieder- holungen von „Florian Geyer“ morgen Abend, am Mittwoh Abend sowie am nächstfolgenden Sonntag Nachmittag statt. Morgen Nachmittag und am Donnerstag Abend wird „Die Jüdin von Toledo“ gegeben. Am Montag kommt „Don Carlos“ zur Auf- führung, Dienstag und nächstfolgenden Sonntag Abend „Romeo und Julia“. Für Freitag sind „Die Weber“, für Sonnabend „Die Mütter“ angeseßt.

Im Berliner Theater geht morgen Nachmittag Schiller?s „Kabale und Liebe“ in Scene, Abends das vieraktige Schauspiel „Fedora“ von Sardou. Am Montag werden „Hasemann's Töchter“ wiederholt, Dienstag, Donnerstag und Sonntag Goethe?s „Faust“, am Mittwoh wird Naimund?'s , Verschroender" aufgeführt, am Freitag „Fedora“. Am 18. Januar, dem Jubeltage der Wiedererrichtung des Deutschen Reichs, gehen Nachmittags um 3 Uhr Wildenbruch?s „Bern- hard von Weimar“ und das Festspiel „Hohenzollern“ von A. Pras und M. von R. in Scene, Abends Goethe's „Göß von Berlichingen“. Sonntag, den 14. Januar, Nachmittags, findet eine Wiederholung von Anzengruber?s „Pfarrer von Kirchfeld" statt.

Im Lessing-Theater sind dem Lustspiel „Comtesse Guckerl“ von Franz von Schönthan und Franz Koppel-Ellfeld wiederum sämmtliche Spielabende in der nächsten Woche eingeräumt worden. Als Nachmittags- Vorstellung gelangt morgen Oscar Blumenthal’s Lustspiel „Der Probe- pfeil“, am nächsten Sonntag Lessing's „Minna von Barnhelm“ zur Auf- führung. - Der patriotishe Erinnerungstag des 18. Januar wird im Lessing-Theater durch ein Festgediht von pg von Wildenbruh

efeiert werden, das auch am Sonntag, den 19. d. M., der Nachmittags- Porstellung vorangehen wird.

Im Sqiller-Theater wird morgen Nachmittag „Wils- lele Tell“ gegeben, Abends kommt das Volksschauspiel „Onkel Bräsig“ zur erstmaligen Aufführung. „Der Widerspenstigen Rug wird am Montag, N und Freitag wiederholt, am

ittwoch und Donnerstag „Onkel Bräsig“, am Sonnabend geht „Minna von Barnhelm* in Scene.

Im Fried rih-Wilhelmstädtishen Theater geht morgen als Abschiedsvoxstellung des Fiala’shen Ensemblegastspiels zum leßten Male das Schauspiel „Gefallene Engel“ in Scene. Am 283. d. M. er- öffnet Herr Direktor Julius Frische mit dem Ausftattungsstücke „Der Hungerleider“ das ihm gehörige Theater wieder unter eigener künst- lerischer Leitung. Vom 13. bis inklusive 22. Januar bleibt die Bühne wegen der Vorbereitungen für diese Uung eschlossen.

Im Residenz-Theater wird das Abend- Repertoire der nächsten Woche von Bisson's Schwank „Hals über Kopf“ und P. Linsemann?s Einakter „In doppelter Bekehrung“ beherrscht. Morgen und am nächsten Sonntag, den 19. d. M., Nachmittags 6 Uhr, gelangt bei m Kassenpreisen „Der Nabenvater“ von Fischer und Jarno zur

ufführung.

Im Theater Unter den Linden geht auch in kommender Woche die Operette „König Chilperich“ allabendlich in Scene. Am Donnerstag erlebt dieselbe die 25. Wiederholung.

Im Konzerthaus enthält das Programm für Mont5- u. a.: Cherubini's Duvertüre zu „Lodoitka", Wagner's Ouvertüre zu „Tann- häuser“, Liszt’s symphonishe Dichtung „Tass0, lamento e trionfo“, Beethoven's Symphonie Nr. 7, A-dur, op.,92.

Mannigfaltiges.

Dem Magistrat von Berlin sind nachfolgende Aller- höchste Dank s@reiben zugegangen : | An des Jahres Wende hat ir der Magistrat Meiner Haupt-

und Residenzstadt Berlin freundlihe Glückwünsche dargebracht und -