1896 / 9 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Jan 1896 18:00:01 GMT) scan diff

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dabei in warmen und éiflerten Warten der liden Er- Satte dacht , veaaline das deutsche bet dur Gottes Gnade im abgelaufenen Jihte unter den Se nungen Friedens feiern durfte. Jch sage dem ‘Magistrat für ie erneute Mudaeung treuer Anhänglichkeit Mons Dank und benuße die Gelegenheit, Meine ärmften Wünschen für glückliches ingen und gesegneten Erfolg der in diesem Jahre stattfindenden

Kroll’shen Festsälen den Tag seiner vor 7s Jahren erfolgten | Erwahsene das Reht, ohne Unterschied des Stiftung in besonders feierlicher Weise durch E sowie ein | Kind unter zehn Jahren frei O U E cs sih hieran s{hließendes Festmahl und Festspiel begehen. D e BINLIRte Orea g angs an 1870/71“ r —— einmal zu zeigen, hat Direktor Renz dasselbe für die mor

Ein auf der Charlottenburger Straßenbahn em Nachmittag | Vorstellung auf das Programm t esett, Die abenblide gettede in Betrieb gestellter Acc umulatorwagen der Neuen Berliner | Vorstellung bringt das Künstlerfeft mit seinem neuen Glanztheil, Elektrizitätswerke und Accumulatoren-Fabrik, Aktien- | „In Aqua Gaudium !“ s gesellshaft, wurde zuvor dur eine Probefahrt einer Prüfung unter- Eb Et 2A

Erste Beilage

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I n Berliner Gewerbe-Ausstellung Ausdruck zu geben, in welcher der industrielle Theil der Bürgerschaft ein, wie Ih hoffe, glänzendes

Zeugniß seines Fleißes und seines Könnens ablegen wird. Neues Palais, den 4. Januar 1896. Wilhelm R.

Dem Magistrat danke Jh aufrihtig für die Glückwünsche, welche Treue und

Wenn derselbe bei dem Rükblick welche die erzielt haben, so / Ausdruck, . daß sich Mir au in Zukunft die Gelegenheit darbieten möge, diesen Anstalten Mein ungetheiltes Interesse zuzuwenden und alle die Bestrebungen zu unterstüßen, welche auf die Linderung geistiger und leibliher Noth

er Mir an der Schwelle des neuen Jahres in gewohnter Anhänglichkeit dargebracht hat. auf das alte Sake der Erfolge Erwähnung thut, von Mir ins Leben gerufenen Anstalten gebe Ich gern dem Wunsche

gerihtet sind. Berlin, den 5. Januar 1896. Victoria,

Kaiserin und Königin Friedri.

Potsdam, 11. Januar. Dem hiesigen Magistrat is nach- stehendes Dankscreiben Seiner Majestät des Kaisers zu-

gegangen :

s ist Mir eine herzlihe Freude gewesen, an der Schwelle des e 1 Re otsdam Glüdck- und Segenswünsche zu empfangen, welchen E rat

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neuen Jahres auch von Meiner lieben fidenzstadt und die Stadtverordneten in der Adresse vom 1. warmen Ausdruck gegeben haben. e getreu werde Ich auch künftig der Stadt Potsdam Mein be- onderes landesväâterlihes Wohlwollen zuwenden und freudigen Antheil an Allem nehmen, was Meiner Residenz und ihren Bewohnern zu Nuy und Frommen dienen kann. Mit dieser Versiherung gebe Jch Lai Magistrat und den Stadtverordneten gern Meinen Dank zu er- ennen. Neues Palais, den 4. Januar 1896. Wilhelm R.

Die städtischen Behörden erhielten von Jhrer Majestät der Kaiserin Friedrich folgendes Dankschreiben :

Der Magistrat und die Stadtverordneten der Residenzstadt Potsdam haben Mich durch ihre Glückwünshe zum Jahreêwechsel aufrichtig erfreut und dur die Worte, mit welchen sie beim Rückblick auf die großen Ereignisse der Zeit vor 25 Jahren der Mitwirkung des in Gott ruhenden Kaisers und Königs Friedrih gedenken, Mich zu besonderem Danke verpflichtet. Gern verbinde Ich mit dem Aus- druck desselben die aufrihtigsten Wünsche zu dem eben begonnenen neuen Jahr für das Wohl der Stadt Potsdam, welche Meiner Theil- nahme an allen ihren Interessen stets gewiß sein darf.

Berlin, den 5. Januar 1896.

: , Victoria, Kaiserin und Königin Friedrich.

__ Der „Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes“ wird am Montag, den 20. Januar, Nachmittags 5 Uhr, in den

Den Ueberlieferungen Meines

zogen. Die Fahrt ging vom Bahnhof der Straßenbahn bis zum „Knie“ und wieder zurück. In den Geleisen liegen Phönixschienen. Blait legte detWagen, der für31Perfonen berechnet ift, aber erheblich stärker beseßt war, seinen Weg zurück. Die Accumulatoren sind, wie die „Voss. Ztg.“ berihtet, nah dem System Schäfer u. Heinemann hergestellt. Die Tagesleistun der Batterie, die aus 124 Elementen besteht, wird mit 110 Wagenkilometern angegeben, dabei aber bemerkt, daß sie noch 30 Wagenkilometer mehr, also im Ganzen 150, zu leisten vermöge. Diese Leistung würde gestatten, den Accumulatorwagen innerhalb 24 Stunden nur ein einziges Mal zu laden und mithin dieses Laden während der Nachtzeit torzünemen. Der gestern in Be- trieb gefeßte Wagen wiegt 9700 kg, von denen 3490 kg auf das Untergestell einshließlich Motor und Steuerapparate, 3000 kg auf den Wagenkasten und 3300 kg auf Bleiaccumulatoren entfallen. Daß der neue Wagen die Steigung zum Spandauer Bock, welche auf 550 m Entfernung 1 : 28 beträgt, bei voller Belastung mit 6 km in der Stunde zu nehmen vermag, und daß er auf der günstigen Strecke in Charlottenburg mit der Geschwindigkeit von etwa 12 km in der Stunde fuhr, sei noch hinzugefügt. Ausgestattet i der Wagen ret hübsh; die Batterie befindet sich unter den Bänken. Vier Glühlihtlampen, jede zu 16 Normalkerzen, erleuchten das Innere. Elektrische Lampen erhellen auch die beiden Perrons, und mit Sein- werfern versehene Lampen erleuhten die Strecke bis auf vier oder B Meter Entfernung. Ob es gelingen wird, mit diefen verbesserten

ccumulatorwagen den Verkehr einer Großstadt zu bewältigen, kann nur eine längere Erfahrung auch nach der Richtung hin ergeben, ob E “dl Wagen sih in der Praxis auf die Dauer widerstandsfähig erweisen.

Das Repertoire der Urania bringt in kommender Woche am Donnerstag einen ersten Vortrag des Dr. C. Müller, Vorstandes der biologischen Abtheilung der Urania: „Das Hühnchen im Ei“, „Einblicke in die Entwicklungsgeshichte der höheren Thiere“. Am Dienstag wird Herr Spies noh einmal feinenExperimental-Vortrag über „Teéla’'s Licht der Zukunft“ wiederholen, und am Mittwoch berichtet e Richard Tabbert über seine Erlebnisse und Eindrücke während eines mehrjährigen Aufenthalts in Transvaal, dem jeßt häufig genannten Goldlande Afrikas. Morgen, am Montag, Freitag und Sonnabend finden die leßten Wochentags - Aufführungen, Sonntag, den 19. d., die leßte Aufführung überhaupt des dekorativen Vortrags „Vom Fels zum Meer“, welcher die heimathlihen Ströme und ihre Gntwiklungsgeschichte in reizvollen Bildern behandelt, statt. Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, daß nah der Eröffnung der neuen Urania - Filiale in der Taubenstraße im tommenden April das alte Institut in der Juvalidenstraße nah wie vor täglich geöffnet bleiben wird. Leßteres wird die von den Autoren selbst N Projektions- und Experimentalvorträge mehr als bisher Tultivieren, rend die größere Bühne in der Taubenstraße aus\hließlich die dekorativ ausgestatteten, mehr theatralisch wirksamen Vorträge bringen foll.

Im Zirkus Renz beginnt mit der morgigen Nachmittags- Vorstellung eine vielen Besuchern gewiß willkommene Neuerung. Es hat näâmlich von jeßt ab für diese Vorstellungen jeder

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vom 11. Januar, Morgens.

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München . | 773 wolkenlos |—15 Chemniß . . | 780 Nebel —14 Den... | 776 bededckt 3 Aen» «(80 ill wolkenlos |—15 Bredlau... 7 B Dunst —10

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Vebersiht der Witterung.

Ein tiefes Minimum unter 745 mm is} über Lappland ershienen und scheint südostwärts fort- zuschreiten, im übrigen hat sih die Wetterlage wenig verändert. Das Depressionsgebiet im Nordosten hat sich auch über Norddeutshland ausgebreitet, wo überall westlihe und südwestlihe Winde bei wärmerer und trüber Witterung herrshen; in Süd- deutschland dagegen hat bei heiterer Witterung und frishen Nordostwinden der Frost erheblih zuge- n S: „Bag e teutfs, Aen

rad unter Null; dagegen das deutsche Küsten- gebiet hat überall Thauwetter. | Deutsche Seewarte.

L P E E A O A L S n P e U T E N Theater.

Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern- haus. 11. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas. Text mit Benußung des Goethe*’shen Romans „Wilhelm Meisters ah tiabres von Michel Carró und Jules Barbier, deuts von

erdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni.

irigent Kapellmeister Sucher. Anfang 72 Uhr.

Schauspielhaus. 12. Vorstellung. Egmont. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Wolfgang von Goethe. Musik von Ludwig van Beethoven. In Scene eseßt vom Ober-Regisseur Max Grube, Dirigent :

apellmeister Dr. Mud. (Herzog von Alba: Herr Friedrih Haase, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: In KRKroll!s

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MWüllner. 74 Uhr.

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Fedora. *

Lautenburg.

Paul Block.

Sonnta

Theater: Der Troubadour. von. Giuseppe Verdi. Text nach dem Italienischen | Regie: Gustav Lemaitre. des Salvatore Camerano. e Preise dêr

Mittel-Parquet und Mittel-Balkon 3 A Seiten- Parquet und Seiten-Balkon 2 A Stehplaß 1 M Abends 7 Uhr: Halali. Lustspiel in 4 Auf- zügen von Richard Skowronnek. Jn Scene ge- seßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Die ftille Wache. Schwank in 1 Aufzug von Richard

N E Scene rf

reise ittel-Parquet und Mittel-Balkon 2 M 50 S. Seiten-Parquet 2 4 Seiten-Balkon 1 M 59 4. Stehplay 75 9.

Montag: Opernhaus. 12. Vorstelluna. Oberon. Romantische Oper in 3 Aufzügen. Maria von Weber. Ballet von Emil Graeb.

Schauspielhaus. 13. Vorstellung. Sonder-Abonne- ment A. 1. Vorstellung. spiel in 1 Aufzug nach Hermann Hölty von L. Adler. Neu einstudiert: Die Royalisten. Schauspiel in 4 Aufzügen von Ernst Raupach. (Oliver Cromwell : Herr Friedrih Haase, als Gast.) Anfang 7ck Uhr.

Deutsches Theater. Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Die Jüdin von Toledo. Abends 7¿ Uhr: Florian Geyer.

Montag: Don Carlos.

Dienstag: Romeo und Julia.

Berliner Theater. Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Kabale und Liebe. Abends 7ck Uhr:

Montag: Hasemaun’s Töchter. Dienstag: Faust.

Lessing-Theater. Sonntag, Nahmittags 3 Uhr: Zu volksthümlichen Preisen: Der Probepfeil. Abends 77 Uhr: Comtesse Guckerl.

Montag: Comtesse Guckerl.

Dienstag: Comtesse Guekerl.

Residenz - Theater. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Kassenpreisen: Der Rabenvater. Schwank in 3 Akten von H. Fr. Fisher und Josef Jarno, Abends 7} Uhr: in 3 Aktea von Bergudre Bisson, deutsch von Vorher: fehrung. Plauderei von Paul Linsemann. Montag und folgende Tage: Hals über Kopf. In doppelter Bekchrung.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. | Soquiecsrage 25— 26.

Sp „vollsthümlihe A es Kaiser i | i Fiala: Gefallene Ea eler P a

Oper in 4 Akten

Dirigent: Musikdirektor läße: Fremdenloge 5 M

ae ersten Male:

vom Negisseur

der Plähe: Fremdenloge 4 | yom K. u. K. Herr Direktor Lustspiel in 3 abrice Carré. n Scene geseßt von

Musik von Carl Anfang 7#§ Uhr.

Die Necitative von Franz Anfang | Militärstaat.

Parquet 2 M

Das Buch Hiob. Schau- | Herr Direktor.

Julius chg a7

Bei halben ®

Chilperih. Burleske

helm Mannstädt.

meister Federmann. Montag Chilperich.

Adolph Ernst-Theater. Lohenugriu.

Cranzs schen

von Gust. Steffens. Montag: Dieselbe Vorstellung.

Sonntag: Eine tolle Nacht.

Direktion: Sigmund

von W

Hals über Kopf. Schwank Montag : Eiue tolle Nacht.

Koblenz, 11. Januar. Die „Koblenzer Zeitung“ meldet- Heute Naht 3 Uhr 14 Minuten wurde in der Kitung, von Ole nach Westen ein ziemli starker Erdstoß wahrgenommen, der von unterirdishem Rollen begleitet war. In Vallendar wurde die, selbe Wahrnehmung gemaht. Der Erdstoß dauerte mehrere Sekunden.

London, 10. Januar. Nach einer Meldung des „Reuter’sc{hen Bureaus“ aus Perth (Australien) vom gestrigen Tage foll in Nullagene (Nordwest-Australien) ein großes Diamantenlager entdeckt worden sein.

Madrid, 10. Januar. In der Nähe von Las Casetas a der Cifenbahn Alsasua— Zara goza fand heute ein Ran: st zweier Personenzüge statt. Zwei Personen sind getödtet, zwanzig verleßt worden.

, Genf, 10. Januar. Gestern und heute herrschte hier ein Stur m- wind, der an verschiedenen Gebäuden der Landesausstellung Schaden anrihtete. Ein Theil des Daches der Maschinen-Galerie wurde los- gerissen, wobei zwei Personen verwundet und eine getödtet wurden. Die Schiffahrt auf dem Genfer See mußte eingeftellt wer- den, ebenso der Verkehr der Straßenbahnen längs des Sees, da die Straßen infolge der Spriyzwellen gänzlih erweiht sind. Der Sturm warf shwere Lastwagen um und riß viele Schornsteine herab. Der Fußgängerverkehr auf der Montblanc-Brücke war zeitweise ganz un- möglih. Heute Abend wurde der Wind etwas {wäher.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Konstantinopel, 11. Januar. (W. T. B.) Die von den Konsuln in Aleppo zur Durchführung ihrer Ver- mittelungsaufgabe in Zeitun zu unternehmenden Sthritte sind noch nicht vereinbart. Die Konsuln dürften sih wahr- scheinlich U diesem Zweck nah Marasch begeben. Heute soll hier eine Besprehung der Botschafter über diesen Gegenstand stattfinden.

Buenos Aires, 11. Januar. (Telegramm des „Reuter- schen Bureaus.) Der Gesezentwurf, betreffend Uebernahme der Staatsgarantie für die Eisenbahnen, wurde von beiden Kammern endgültig angenommen.

__ Massowah, 11. Januar. (W. T. B.) General Bara- tieri telegraphierte gestern aus Adigrat, er sei benachrichtigt worden, daß die Schoaner auch am 8. d. M. den Angriff auf Makalle erneuerten, aber mit s\{chweren Perlusten zurückgeschlagen wurden. Die Schoaner sind von der Ankunft der italienishen Verstärkungen und der Artillerie unterrichtet. Längs des Atbara ist die Lage ruhig.

Volksleben in 3 Akten von Richard Nordmann.

Anfang 7x Uhr. Bom 13.—22. d. M. geschlossen.

_ Donnerstag, 23. Januar: In großartiger Aus-

stattung an Dekorationen, Kostümen und Nequisiten.

Der Hungerlcider. Aus-

attungskomödie von Keller und Herrmann.

Ueues Theater. Sghiffbauerdamm 4 a. /5. Sonntag: Gastspiel des Herrn Frauz Tewele priv. Carl. Theater in Wien. Der Wonsieur le Directeur). ften von Alexandre Bisson und Deutsh von Ferdinand Groß. Siegmund Lautenburg.

Sonntag Nachmittags: Zu halben Preisen: Der Bei der Nachmittags-Vorstellung

Montag (16. Abonnements-Vorstellung): Der Dienstag: Der Herr Direktor.

Theater Unter den Linden. 2 Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: reisen: Der Obersteiger. Abends 7# Uhr: In durchaus neuer glänzender Ausstattung an Dekorationen, Kostümen und Requisiten: König l Auss\tattungs-Operette in 3 Akten (5 Bildern) von Hervó und Paul Ferrter, deuts bearbeitet von Eduard Jacobson und Wil- | Musik von Hervs. geseßt von Julius Fritzsche. Dirigent: Herr Kapell-

und die folgenden Tage:

Sonnatg: Gesangsposse in 3 Akten, nach dem i bearbeitet von Ed. Jacobson und . Mannstädt. Kuplets von Gust. Görs. Musik Anfang 7} Uhr.

BPentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30

fat one mit Gesang und Tanz in 5 Bildern lh. Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. In Scene geseßt vom | Direktor Richard Schul. Die Tanz-Arrangements vom Balletmeister Gundlach. Anfang 7{ Uhr.

(Forisezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Ra

Montag, Anfang 74 Uhr: VL. Philharmo- nisches Konzert. Dir.: Arthur Nikisch. Sol.: Jean Gérardy.

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Sonntag, Anfang 7# Uhr: V. Abend Amalie Joachim. Das deutsche Lied.

BPirkus Renz. Karlstraße. Sonntag: Zwei Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr: Etxtrg- Vorstellung. Aufvielseitiges Verlangen: 1870/71. Preise der Pläße zu der Nachmittags-Vorstellung : Logensiß 4 #4, Sperrsiß 2 #4 50 4, Tribünen- fiß 2 4 50 „4, Erster Nang-Balkon 2 46, Zweiter Plaß 1 #, Dritter Plaß (Galerie - Stehplat) 590 . Außerdem hat jeder Besucher das Recht, auf allen Plägen ein Kind unter 10 Jahren unent- geltlih einzuführen. Abends 7x Uhr: Außer- ordentliche Vorstellung. Ein Künstlerfest. Luxus-Ausstattungs-Pantomime in 2 Abtheilungen vom Großherzoglichen Hof-Balletmeister A. Siems, auf das Glänzendste insceniert vom Direktor Fr. Nenz. Unter Mitwirkung des gesammten Personals. Neue Musik-Einlagen. Im Rosenduft, shwe- disches Volkslied, vorgetragen von 40 Damen, mit Begleitung des Rene hierzu enáagierten Harfen- Virtuosen Herrn H. Voß. Ballet von 100 Damen. Kinder-Orchester. Großer Blumen-Korso. Nacht- fest auf dem Gartensee im Künstlerheim. Erste Abtheilung: Das Festcomité in S agel, Zweite Adtheilung: Vollständig neu! Im Wasser. Voll- ständig neu! Gran Finale: Plafond-Pracht- Feuerwerk. In beiden Vorstellungen: Auftreten von nur Künstler-Spezialitäten . allerersten Ranges. Vorführen und Reiten der bestdrefsierten Freiheits-, Spring- und Schulpferde. Komische Entrées und Intermezzi sämmtlicher Clowns.

Montag, Abends 74 Uhr: Ein Künstlerfeft.

Direktion :

In Scene

König

au E a R, : Familien-Nachrichten. Verehelicht: - Hr. Lieut. Gebhard Graf von Bose mit Jrene Gräfin zu Dohna (Montreux). Hr. Landrath Rudolf von der Schulenburg mit Frl. Marie von Gerlah (Nordhaufen b. Vietniß). Hr. Lieut. Willy Haupt mit Frl. Magda von Petersdorf (Cassel). Hr. Lieut. Knobel mit Frl. Clara Wolff (Neisse—Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rittergutsbesizer und Lieut. d. R. von Gersdorff (Bauchwit). Gestorben: Hr. Eugen von Unruh (Kl. Mü- ce). rn. Divisions-Pfarrer Pickert Sohn Gottfried (Posen), Gräfin Blanka von Luckner, geb. Gräfin Baudissin (Berlin). Hr. Pastor Simon G Hr. Hauptmann a. D. Gustav Greifen- agen (Berlin). Hr. Bürgermeister Rudolf von

Große Aus-

n doppelter Be- F Une Konzerte. Konzert-Haus. Sonntag Anfang 6 Uhr. Symphonie-Konzert.

bini. „Leonore 11*, Beethoven. A-dur von L. van Beethoven.

bedeutend ermäßigten Preisen. unter Leitung

Ein Stück aus dem | Konzert.

Karl Meyder - Konzert.

Montag Anfang 7 Uhr. Ouv. „Lodoiska“, Cheru- Symphonie Nr. 7

Philharmonie.* Sonntag, Mittags 12 Uhr: Oeffentliche Hauptprobe zum VLI. Philharmon,

Baussen (Nauen). Verw, Fr. Professor Marie Augustin, geb. Kühns (Leipzig). Bel

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verläg der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (eins{hließlich Börsen-Beilage).

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

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Deutscher Reichstag.

12. Sißung vom 10. Januar 1896, 1 Uhr.

Tagesordnung: Fortseßung der ersten Berathung des Entwurfs eines Börsengeseßes und des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Pflichten der Kauf- leute bei Aufbewahrung fremder Werthpapiere.

Abg. Dr. von Cuny (nl.): Meine politischen Freunde sind nit esonnen, die Börse zu verhindern an der Erfüllung der ihr oblie- genden wir1hschaftlihen Aufgaben; sie sind der Ansicht, daß die Vor- lage nicht geeignet ist, die Börse zu beschränken, sie hoffen, daß die Vor- lage einen Anfang machen wird mit der nothwendigen Besserung der mißlihen Verhältnisse, welche fih herausgestellt haben. In früheren Sessionen sind zwei Anträge gestellt worden : von dem Zentrum und den Konservativen einerseits und von meinen Freunden andererseits. Infolge dessen haben Untersuhungen überdie Börsenverhältnisse stattgefunden, und deren Ergebniß is die Vorlage. Die Vorschläge der Enquête- Kommission gingen aber weit über die Vorlage hinaus; die Börsen- reform wirb erst dann durchgeführt fein, wenn das Gefeß durh- geführt ist und seitens des Bundesraths und der Einzelregierungen die verschiedenen Ausführungébestimmungen erlassen sein werden. Es wäre vielleicht zu prüfen, ob niht die Bestimmungen, welche von dem Bundesrath erlassen werden sollen, in das Geseß aufgenommen werden können. Der Bundesrath ist zu recht wichtigen Bescbluß- fassungen berufen, bei welchen keineswegs bloß das Interesse der Börse inBetracht kommt. Der Börsenterminhandel greift tief in die Verhältniffe der Landwirthschaft und der Industrie ein; es wäre also recht und billig, wenn nicht bloß die Vertreter der Börse, sondern auch die Vertreter der anderen Erwerbszweige, welche in Betracht kommen, bei der Ent- scheidung über die Vorschriften über den Terminhandel mitwirken. Nun sollen aber zwei Drittel der Mitglieder des Börsenaus\chusses von den Börseninteressenten gewählt werden; es werden vorwiegend Ver- treter des Börseninteresses gewählt werden, sie würden das Ueber- gewiht haben. Mit Recht haben [hon die gestrigen Nedner Bedenken dagegen erhoben ; meine politishen Freunde schließen sich diesen Be- denken an und bitten die Kommission, die Frage einer anderen Zu- fammenseßung des Ausschusses in Erwägung zu ziehen. Zur Frage des Ghrengerihts nehmen meine Freunde eine freundlichere Stellung ein als die gestrigen Redner der Konservativen. Ich kann meine Verwunderung nicht unterdrücken, daß auch Herr Meyer von diefem Ghrengericht nihts wissen will, denn es handelt sich s{ließlich darum, den Grundsaß der Selbstverwaltung auf die Börse auszudehnen. Herr Meyer meinte, man sollte die störenden Elemente gleih hinaus- weisen. Ist es aber nicht besser, eine gewisse rechtliche Garantie zu \chafffen für ein derartiges Verfahren? Mit einer Bestimmung aber find wir nicht einverstanden. Es soll da, wo nit ein Aus\{uß be- steht, die Gesammtheit der Börsenbesucher zur Wahl des Ehren- gerihts berufen sein. Damit könnten wir uns nicht einverstanden erklären. Ich halte mi für verpflichtet, auf den Vorgang bezüglich der Herren Frenßel und Mendelsfohn zurückzukommen. Als Mitglied der Börsen - Enquête - Kommission muß ih betonen, daß die Herren die Interessen der Börse eifrigst wahrgenommen haben, und troßdem sind sie, weil sie ihrer Ueberzeugung gemäß gestimmt haben, von der Börse geboykottet worden. Das ilt eine große Undankbarkeit und Ungerechtigkeit. Ich erblicke darin einen Vorgang der bedenklichsten Art; denn wenn die Mitglieder in der Kommission für ihre Thätigkeit solhen Dank ernten, dann wird sich bald niemand mehr finden, der als Sachverständiger sich an, folhen Unter- suchungen betheiligen will. Die einzelnen Fragen will ih nicht sämmtlih erörtern, sondern mich nur auf einige Punkte beshränken. Bezüglih der Zulassung fremder Werthpapiere find meine Freunde auch der Meinung, daß Vorsihtsmaßregeln nothwendig sind. Aber wir können nicht îo weit gehen, wie Graf Kanihz vor- geschlagen hat. Eine wichtige Frage ist auh die Stellung des Kom- missionäârs. Die Vorlage will demselben zum theil den Selbst- eintritt gestatten, wie es das Handelsgeseßbuh zuläßt. Anders liegt es aber bezüglich. des Maklers, der jeßt selbst nit eintreten kann. Wie foll eine Aenderung des bestehenden Rechts herbeigeführt werden? Er darf sich dabei aber nur innerhalb gewisser Grenzen bewegen und unterliegt ja au der Aufsicht der Börfenorgane. Der Lieferungshandel is von großer Wichtigkeit für das wirthschaftlihe Leben; er soll nicht gestört werden. Aber die gegenwärtige Aus- dehnung des Börserterminhandels {ädigt namentlich die Landwirth- schaft, und deshalb billigen meine Freunde die staatliche Regelung desfelben. Ein Theil meiner Freunde is der Meinung, daß der Terminhandel in gewissen Produkten über- haupt verbcten werten müsse; sie wollen es der Entschließung des Bundesraths überlassen, zu prüfen, für welche Atitikel der Termin- handel auêges{chlossen werden soll. Ein Theil meiner Freunde ist auch bereit, dem Bundesrath die Befugniß zu geben, über die Liefer- barkeit der Waaren Vorschriften zu erlassen, und fie hoffen, daß von dieser Befugniß eins{chneidenden Gebrauch machen wird. Es muß der Benußung von nit lieferungéfähizen Waaren eine gewisse Schranke gezogen werden. Gerade der Börsen- terminhandel giebt Anlaß zu dem Ünfug, der mit dem Börsenspiel getrieben wind. Namentlich tie Urtheile des Reichsgerihts haben darauf hingewiesen, daß die Termingeschäfte oft reine Differenz|piele gewesen sind. Es giebt aber auch Termingeschäfte, welche ‘eine gewisse wirthshaftlihe Berehtigung haben, und diese Geschäfte wollen wir nicht hindern. Ein ideales Mittel ist ja das Bôrsen- register niht, es s\prehen manwe Bedenken dagegen. Aus Süddeutschland sind hauptsächlich Klagen laut geworden darüber, daß die Agenten von Berliner Kommissionshäusern zu Per- sonen kommen, die dur ihren Beruf niht zum Termingeschäft geeignet sind, um Termingeschäfte zu engagieren; ja, sie haben an die Bürgermeister geshrieben und um eine Liste wohlhabender Per- sonen gebeten, welhe sich auf Termingeschäfte einlassen wollen. 1891 brachten mcine Freunde einen Antrag ein, um den Mißbräuchen entgegenzutreten, die im Depotwesen sich herausgestellt hatten. Des- halb sind wir natürlih prinzipiell Freunde des zweiten uns vor- gelegten Entwurfs, betreffend die Aufbewahrung von Werthpapieren. Aber es wird nöthig fein, das Sep noch etwas auszubauen, namentlich cine Kontrole dafür einzuführen, daß wirklich der Kom- missionär die Werthpapiere gesondert aufbewahrt. Meine Freunde find überzeugt, daß eine gescßlihe Negelung der Börsenverbältnisse nothwendig ist; sie sind nicht der Meinung, daß die wirthschaftliche Bedeutung der Börse durch die Vorlage beschränkt wird, und sie heffen, daß es möglih sein wird, die Vorlage noch in dieser Session zu stande zu bringen. MNedner beantragt darauf die Verweisung der Vorlagen an cine Kommission von 21 Mitgliedern.

Abg. Frißen (Zentr.): Die Erwartung, daß die Vorlage zu leidenshaftlihen Debatten Anlaß geben würde, is getäuscht worden. Alle Redner haben sachlih gesprohen und au, mit einer Ausnahme, sich für den Entwurf erklärt; der einzige Gegner der Vorlage, der bisher zu Worte gekommen it, hat gemeint, daß die Vorlage mit einigen Vershärfungen angenommen werden würde. Er hat das mit einer gewissen Nesignation gesagt; aber ih sprehe es mit einer gewissen Befriedigung als meine Meinung aus. Einem Bötsenkominifsar konnte ih zuerst keinen Geschmack abgewinnen. Er erinnerte mich immer an die früheren Staatskommissarien bei

der Bundesrath

Berlin, Sonnabend, den 11. Januar

Aktiengesellschaften, die eine sehr unbedeutende Rolle spielten. Aber ih habe mich überzeugt, daß der Kommissarius in diesem Falle doch eine große Bedeutung hat. Er hat verschiedene Befugnisse der Börse gegenüber, und wenn der Bundesrath überhaupt für die Börse irgend welche Verordnungen erlassen soll, so braucht er den Kommis- sarius, welcher das Bindeglied zwischen der Börse und dem Bundesrath bildet. Der Prozeß der Aufsaugung der Provinzialbörsen dur die Ber- liner Börse ist sehr bedauerlih. Was ist z. B. die Kölner Börse jeyt gegen früher! Nur die Börse in E a. M. hat sih eine Be- deutung gewahrt, was mit den besonderen Verhältnissen des Frank- furter Geldmarkts zusammenhängt. Für die Emission eine Zentral- telle zu schaffen, wäre sehr bedenklih; es müßte doch eine Reichs- behörde sein und sie würde eine zu große Verantwortung auf ih nehmen müssen. Bezüglich der Haftung der Emissionshäuser wird die Kommission darauf sehen müssen, daß die Beweislast für die Ge- shädigten so geregelt wird, daß ihnen der Beweis auch ermöglicht wird, damit sie wirklich zu ihrem Recht kommen. Redner bemängelt dann die Vorschriften über die Emission in einzelnen Punkten und verlangt, daß bei Emissionen über die Zutheilung an die Zeichner und über den Maßstab der Vertheilung bei Ueberzeihnung Bestim- mungen getroffen werden und fährt dann fort: Der Terminhandel in Waaren und namentlich in Getreide hat zu großen Mißbräuchen geführt. Wie man in dem MNRegisterzwang etwas Bedenk- liches finden kann, das begreife ich nicht. Die Herren von der Börse sollten sich über ihn freuen, weil fie dadurch eine gesteigerte Sicherheit in ihren Geschäften erlangen. Eine Einschränkung des Terminhandels in gewissen Werthen ift sehr zu wünschen; ih erinnere an die Zechenaktien, die doch einen rein lokalen Werth haben ; die Direktoren dieser Zehen sind meist niht sehr erbaut davon, wenn ihre Aktien Gegenstand des Termin- ge\chäfts, des Börsenspieles sind. Sachverständige sind z. B. auch der Meinung, daß das Termingeshäft in Kaffee verboten werden müßte; ebenso verhält es sch mit dem Kammzug-Terminhandel. Besonders wichtig is die Bestimmung über die Lieferbarkeit der Waaren. Wenn strenge Bestimmungen über die Lieferbarkeit des Getreides erlassen würden, so würden große Mengen von Getreide überhaupt niht an die Börse gelangen. Die Redner von gestern haben sih zum theil über die Termingeschäfte nicht ganz klar ausgedrüt. Sie scheinen das Termingeshäft für nothwendig zu halten. Diese Frage muß gründlih und offen in der Kommission erwogen werden, Jch für meine Person halte z. B. den Getreide-Terminhandel für unentbehrlih in wirthschaftliher Beziehung; aber wenn ih mih überzeugen sollte, daß die Nachtheile des Terminhandels größer sind als seine Vortheile und ein großer Theil des Volkes hat diese Meinung so würde ih mich auch dazu entschließen, den Terminhandel ganz zu beseitigen. Das Börsengeseß wird, wenn es die unsoliden Geschäfte und Emissionen unterdrückt, wenn es den Terminhandel einschränkt, eine erhebliche Nerminderung der Einnahmen aus der Börsensteuer zur Folge haben. Aber der wirthschaftliße Vortheil, die Fernhaltung zweifelhafter fremder Werthpaviere und die Einschränkung tes Börsenspiels würden diesen Nachtheil weit überwiegen. Mit dem Depotgesetz bin ih einverstanden; aber es müßten die Vorschriften des Geseßes noch erweitert werden dahin, daß jedem Deponenten ein Nummernverzeichniß seiner Papiere gegeben wird, damit er dieselben verifizieren kann, und zwar muß das Nummernverzeichniß von einer zur Vertretung der Bank berechtigten Persönlichkeit untershrieben sein. Das ist nothwendig, weil die Banken vielfa die Verzeichnisse schreiben lassen von Bureaubeamten, welche dte Banken nicht verpflihten können. Redner \chließt \fich hierauf dem Antrage an, die Vorlage einer Kommission von 21 Mitgliedern zu überweisen, und spricht die Hoffnung aus, daß die Vorlage verbessert an das Haus zurückommen werde. Abg. Dr. Shönlank (Soz.): Die Freunde der Vorlage seinen feine rechte Freude an derselben zu haben und die Gegner keine Furht vor derselben; die Debatte bot wenigstens kein großes Interesse. Ueber die Bedeutung der Börse für die kapitalistishe Welt will ich kein Wort verlieren. Die Börse ist der Reflex des Welt- marktes auf den Geldmarkt, und wie bei allen Refleren geht es auch bei diesen NReslexen: se gehen wie beim menschlichen Auge dur eine Sammellinse und das entstehende Bild ist umgekehrt. Der Waaren- markt wird beeinflußt dur den Geldmarkt, der seinen eigenen Ge- setzen folgt und wieder einen Einfluß übt auf die Waarenbewegung. Der Geldhandel, der auf der Börse den größten Einfluß hat, gewinnt eine immer arößere Bedeutung; mit dieser Thatsahe muß man sich abfinden. Dieser Prozeß kann niht aufgehoben und ge- hindert werden. Wir find für eine Reform der Börse; aber die Vorlage betrachten wir nur als eine Abschlagszahlung, als das Anerkenntniß, daß eine Besserung eintreten muß. Eine Großthat ist die Vorlage nicht, sondern eine Ara In den Motiven wird die Behauptung aufgestellt, daß der Börsen- fommisfsar in Oesterrcih 1875 eingeführt sei. Er besteht seit 1854 und keines der Mitglieder der Börsen -Enquête - Kommission hat davon etwas gewußt. In der Kommission hat man sih über den Staatékommissar sehr eigenthümlih auégesproßen. Herr Professor Schmoller meinte, man könnte unabhängige Personen auf diesen Posten stellen. Ein Sachverständiger meinte, daß der Staatskommissar nur Gehalt beziehen würde, von den Vorgängen an der Börse würde er doch nichts verstehen. Ein Staatskommissar is noth- wendig; es müßten sogar viel mehr angestellt werden, als die Vorlage vorsicht. Pensionierte Minister werden die Stellung nih1 annehmen; man wird Juristen anstellen, die ja alles verstehen. Ueber die Qualität der Juristen sind allerdings die Meinungen jeßt ctwas getheilt. Troß des seit 1854 in Oesterreih vorhandenen Staatskommissars hat es die Krisen von 1873 gegeben, ferner den Bontoux- Krach und manche andere Krisen und \chließlch den |{{chwarzen Sonnabend, den 30. November 1895 mit 71 Insolvenzen. Bei den großen Ver- lusten, welde Deutschland an ausländischen Anleihen erlitten hat, ist ein Einschreiten dringend zu wünschen. Panamiêmus giebt es nicht uur in Frankreich, sondern überall, wo es Kapitalismus giebt; ih berufe mih auf die Aussagen des Hérrn Russel und anderer Sach- verständigen in der Börsenkommission über die Beeinflussung der Presse durch die Emissionsbank durch Zuweisung von Anzeigen, von Mittheilungen, ja von klingendem Gelde. Auf diese Weise wird die öffentlihe Véeinung gehandelt, wie Weizen oder alte Lumpen. Diese Beziehangen zu den Banken bestehen nicht bloß zwischen den Börsenblättern, die zur Erpressung gegründet werden, fondern auch zu sogenannten anständigen Blättern. Es wäre an- gemessen, hiergegen eine Strafbestimmung in die Vorlage hineinzubringen. Wie weit die Sache geht, beweist die That- sahe, daß ein anständiges Blatt seinen Börsenberichterstatter, der als wissenschaftlihe Autorität galt, entließ, weil behauptet wurde, er hätte fih erkaufen lassen, denn feine Berichte entsprachen nit mehr den Thatsachen. Der Berichterstatter ist Privatdozeut und hat erst kürzlih den Professortitel erhalten. Der Mann ist immer noch Privatdozent am Polytechnikum in Charlottenburg. Bezüglih des Termingeschäfts sagten die Sachverständigen in der Kommission aus, daß alle Stände sich daran ln Es geht niht mehr mit dem Pharifäismus, daß man die Ach eln zuckt über die Uebelstände an der Börse, während doch die ganze bürgerliche Gesellschaft angefressen ist von diesen Auswüchsen des Kapitalismus, Die Palliativmittelchen der Börsenreform helfen dagegen niht; man müßte die Quelle verstopfen. Wir treten für den Entwurf ein, ohne uns der Meinung hinzugeben, daß damit etwas Bedeutendes geschieht.

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| 1896.

Daß die Vorlage eingebraht wurde, ist wichtig, weil alle diese Dinge eine Schärfung des öffentlihen Gewissens bedeuten, weil fie zeigen, daß es mit dem Kapitalismus so niht weiter geht. Der Kapitalismus ist desorganisiert, er ist krank, und schlechte Aerzte würden wir sein, wenn wir ihm nicht das kalmierende Pulver dieser Börsen- reform vershreiben wollten. i: i

Abg. Fischbeck (fr. BERnO \spriht namens seiner Freunde das Einverständniß mit einigen Theilen der Vorlage aus; einige organie satorishe Bestimmungen, wie die Ausdehnung der Befugnisse der Handelskammern zur Beaufsichtigung der Börse, die Bestimmungen über die Kursmakler seien zu billigen. Auch für das Depotgeseßz würden die Freisinnigen stimmen, weil diese Verhältnisse dringend einer Regelung bedürfen. Aber nicht einverstanden feien seine Freunde mit dem Staatskommissar, weil ein staatliher Beamter garnicht im stande sei, die Börsenverhältnisse zu beurtheilen. In der Börfen- fommission habe ein Sachverständiger gefragt, ob denn die Reichsbank- Direktoren geeignete Persönlichkeiten für die S R seien. Der Neichsbank-Präsident habe das verneint. Wer solle denn, für eine solhe Stelle geeignet sein? Wenn der Kommissar für die Ordnung der Börse sorgen folle, dann würden die Korporationen selbst dafür garnicht mehr eintreten. Für den Börsenkommissar träten dieselben Leute ein, welche bei den Handwerkskammern meinten, daß es ohne Beamte garnicht zu gehen heine. Redner bemängelt ferner die Da daß das Schiedêégeriht nur dann zuständig: sein soll, wenn beide heile Kaufleute seien. Das Berliner Börfsenschiedsgeriht genieße ein großes Ansehen. Wenn einem Nichtkaufmann gestattet sei, die Ent- scheidung des Schiedsgerichts zu verwerfen, so werde daraus \chlicßlich nur eine Vershleppung entstehen. Nicht - einverstanden ist Redner ferner mit den Bestimmungen über das Mafklerwesen, die gut gemeint seien, aber praktish kaum durhführbar sein würden. Es bestehe eine große Bewegung gegen die Emission ausländischer An- leihen. Man sollte dieser Bewegung niht ohne weiteres folgen, fondern man sollte prüfen, ob denn wirklih die Emissionshäuser irgend welhe Schuld treffe. Die Verhältnisse in Portugal, Griechen- land und Argentinien, fährt der Redner fort, waren zur Zeit der Emission der betreffenden Anleihen ganz anders, als sie jeßt geworden sind; die Banken konnten die Ver- \{lechterung der Verhältnisse nicht voraussehen. Die staat- lihe Beeinflussung hat nur Schaden gestiftet. Als Fürst Bismarck der Reichsbank die Beleihung russisher Werthe verbot, da wurden diese Papiere verkauft, und die Leute kauften sich hocverzinslihe auswärtige Papiere, an denen sie naher Verluste erlitten. Aber wenn man die Verluste zusammenrehnet und das, was an aus[ändi- hen Werthen verdient ist, so wird immer noch mehr verdient als verloren sein. Die Geschäftsleute wissen die Eigenschaften eines Werthpapieres besser zu beurtheilen als die Staatsbeamten. Die Herren, welhe hier ihre Stimme erheben für das deutsche Kapital, das sind dieselben Herren, welhe in Paris vom französishen Prâäsi- denten empfangen worden sind, welche durch den Bimetallismus das deutshe Kapital eines großen Theils seines Werthes berauben wollen, welche die deutshen Gläubiger s{ädigen wollen. Wenn die Regierungen etwas Praktishes thun wollen, dann sollten sie rund heraus erklären, daß sie mit den Anhängern des Bimetallismus nichts zu thun haben wollen; damit würde mehr geleistet, als durch die Bestimmungen über die Emissionen. Die Einschränkung des Terminhandels wird von denjenigen verlangt, welche den deutschen Markt möglichst von dem Einfluß des Weltmarktes befreien möchten. Nan sagt allerdings immer, den legitimen Handel wolle man nit schädigen; man spriht immer nur von dem Unfug des Terminhandels, der nach Belieben die Preise feststelle und die Landwirthschaft s{hädige. Wenn man auf den Handel \{himpft und auf die gesunkene Grund- rente hinweist, dann follte man nicht vergessen, daß die Kapital- rente noch_ viel mehr gesunken ist. Auf theoretishe Untersuhungen über den Terminhandel einzugehen, ift überflüssig; Jeder, der dié wirthschaftlihen Verhältnisse kennt, weiß, daß er nothwendig ist. Es giebt allerdings au sahverständige Industrielle, welche z. B. den Terminhandel in Kammzug beseitigen möchten. Aber andere Sah? verständige sind der Meinung, daß das nicht geschehen darf, wenn nicht auch die anderen Länder den Terminhandel abschaffen; denn sonst würde Deutshland in Bezu auf den Kammzug vom Ausland abhängig werden. Daß das Spie an der Börse getrieben wird, beklagen wir auch; wir haben au dagegen gestimmt, daß der Staat durch die Lotterie der Spielwut Vorschub leistet. Aber die Vorlage {haft das Gegentheil dessen, was sie shaffen will. Statt der Spielwuth einen Riegel vorzu- \chieben, sagt der Staat: Ihr, die Ihr spielen wollt, kommt her zu mir; zahlt 150 A4 Registergebühr und 25 # Jahresgebühr, dann könnt Ihr spielen, so viel Ihr wollt, und der Staat wird Euch au noch s{üßen, daß Euch niht der Einwand des Differenzsptels aemacht werden kann. Das ift ja der reine Ablaßhandel. Wo bleibt die Moral und das Recht, wenn das Verbotene demjenigen erlaubt wird, der 25 M4 bezahlt? Die Berechtigung des Termin- handels wird anerkannt, aber beim Terminhandelsregister wird gar fein Unterschied gemacht zwischen denen, welhe des Terminhandels zu ihrem Geschäfte bedürfen, und denen, welche bloß spielen. Das ist eine Schädigung des ehrlichen, soliden Kaufmanns, dem man zumuthet, si in ein Register eintragen zu lassen, in welhem die Spieler verzeichnet sind. Wenn Herr Gamp einen Unterschied machte zwischen den Ehren- männern Frenßel und Mendelésohn und den andern Vertretern der Beiliner Kaufmannschaft, so habe ih zu bemerken: Chrenmänner sind die Herren; wir haben Herrn Frenzel das auch zu erkennen gegeben dadurch, daß wir ihn wieder zum Vorsißenden des Handelstages machten. Darum handelt es sih nicht, sondern um Meinungsverschiedenheiten; man könnte niht zugeben, daß die Meinung, welche die Herren ver- treten hatten, den Anschauungen der Berliner Kaufmannschaft ent- \priht. Gegen das Register werden wir unter allen Umständen stimmen, und wir werden abwarten, ob die Konservativen , welche die Handelsverträge als \{chlecht bezeichnet haben, weil die Sozial- demokraten dafür gestimmt haben, auch das Register als s{lecht betrahten werden, weil die Sozialdemokraten dafür stimmen. Die Agrarier {chmähen die Börse nur, wenn die Getreidepreise niedrig sind; aber auf die unmoralischen Manöver der Spiritusspekulanten find die Agrarier niht bôse gewesen. Man spriht immer von der Volksernährung und thut fo, als ob die Kaufleute, welche fremdes Korn einführen, die Volksernährung \{hädigen. Das Wort von dem Kornwucher ist nicht gegenüber einem Kaufmann P fondern gegenüber einem Führer der Agrarier. Die Seind| aft gegen die Börse is} ein Ausdruck des Hasses des Junkers gegen den Kaufherrn. Je mehr die Wohlhabenheit des Bürgerstandes zunimmt und die SFunker, die fih den modernen Verhältnissen niht anpassen können, in ihrer Stellung zurüdckgehen, desto mehr verlangt man nah der Hilfe des Staats. Ein tleiner Theil des Volkes drängt sih in den Vorder- grund und wird mit Aemtern und Ehrenstellungen überhaupt aus- gezeichnet, während die große Menge des Volks immer mit neuen Lasten bedaht wird, ohne an Einfluß zu gewinnen. Redner erklärt ließli, daß seine Freunde für das Depotgeseß stimmen würden.

bg. Liebermann vonSonnenberg (d. Refp.): Wir haben

seit Jahren für eine Reform der Börse gesprochen und werden feit einigen Jahren von der agrarishen Bewegung unterstüßt. Wir aber mit unseren Anforderungen nicht durchgedrungen, wenn nicht die

über den Entwurf, wir werden ihn zu verbessern suchen

Stimmung des Volks uns Recht gegeben hätte. Wir soren af noch nit eingeweiht in alle Pfiffe und Kniffe der Börsenjobber,