weniger bedeutend, als der \ich selbst überwindende , begeisterte König Heinri. Der Gefühlswechsel g Demuth ¿um aufbäumenden Troß vor dem Ppäpfi Stuhl war nur s{hwach begründet und wirkte etwas ge- __\altsam, wie au der Tod der frommen Königëmutter und später der / Ee cenen der leßten beiden Akte, welche die Gestalt des Papstes stärker hervortreten lassen, leiden
- d € Im Ganzen zeigt der Dichter wieder feine mächtige dramatische Zina in dem zumeist stürmischen Fluß erifierung der beiden großen Gegner einrih und Papst Gregor und in der Schaffung herzergreifender Len geschichtlichen
ih’s von der
des Königs in Rom. Die S
einige Längen des Dialogs.
der Handlung, in der plastischen Chara Köniîg H E und von Leidenschaft durhbebter Scenen ; er faßt den gro Stoff straf zusammen und weiß die Aufmerksamkeit der
Um die Darstellung machten sih die Herren Sommerstorff als König
Heinrich und Krauüneck als Papst Gregor besonders verdient. Die
Inscenierung und die Regie boten in den stimmungsvollen Dekorationen und in der geschickten Bewegung der Volksmassen treffliche Leistungen. Konzerte.
Der erblindete Pianist und Komponist Franz Walter ließ si estern im Saal des „Römischen Hofes“ hören und zeigte im ortrag fklafsisher und moderner Kompositionen eine in Anbetracht
des thm mangelnden Augenlihts bewundernswerthe technische Sicher- beit, die in Beethoven’s Sonate op. 31 (Es-dur), in Chopin's F-moll-Phautasie, in ¿zwei Novelletten von Schumann und. in drei fkleinecen Klavierstücken eigener Komposition treflich zur Geltung fam. Die Sopraniftin Else Deutloff, welde den Konzertgeber unterstüßte, sang eine Arie aus Donizetti’ss „Linda di Chamounix“, in wel@er sie eine erftaunlihe Kokoraturgewandt- heit erkennen licß. Ihre Stimme zeigte sh jedoch im Vortrag von Liedern, die cin längeres Aushalten der Tône erfordern, nicht kräftig genug. Unter den Kompositionen des Konzertgebers gefielen am meisten die Lieder „Herbstlied“ und „Heimlihe Liebe“. Der König- liche Kammermusikus Bruno Wendel (Viokoncello) trug eine Nomanze von Walter und Stahlkneht’s „Espagnole“ mit gutem Ge- lingen vor. Das Publikum spendete allen Leistungen anerkennenden Beifall.
Im Saal Bechstein gaben zu derselben Zeit zwei junge Damen, Kätbe Selchow (Gesang) und Hermine Sck@warz (Klavier) ein Konzert, tas si cines zahlreihen Besuc{s zu erfreuen batte und mit Mendelsfobn’'s Variations sérieuses eréffnet wurte. Dieses Werk ebenso wie Schumann's „Papillens“ und einige beliebte Stülle von Sgainkbati, Nubinstein und Liszt \ührte die Pianistin vor- trefflih aus, wäßrend in Beethoven?s Sonate „Les Adieux“ mebr Neife
* der Auffassung zu wünschen blicb. Die Sängerin, weld;e eine um- Ms wenn auch nit sebr klangvolle Alistimme besißt, trug - Bruch's Arie „Aus der Tiefe des Grams* aus „Achilleus“, sowie einige Gesänge von C. Löêwe, Franz und Brahms temperamentvoll vor und erntete, glei der Pianistin, reihen und wohlverdienten Beifall. __ Im Königlichen Overnhause werden morgen Meverbeer?s eHugenotten“ unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung gegeben. Fräulein Emmy Teleky vom Königlichen Hoftheater in Dreéden ea als Margaretbe von Valois, Herr Otto Holldack singt den aoul de Nangis. Im übrigen lautet die Besetzung : Valentine : “eret Reinl; Marcel: Herr Mödlinger; St. Bris: H rr Beh; Nevers: Herr Bulß; Page: Fräulcin Dietrih; Bois Nose: Herr Philipp. Im Zigeunertanz tritt Fräulein Dell?Era auf.
Im Königlihen Schauspielhause gelangt morgen Nicolay Gogol’s Lustspiel „Der Revisor“ zum 15. Mal in der Be- arbeitung von Elsa von Schakelsky zur Aufführung. - Die Be- seßung ist: Stadikommantant: Herr Klein; feine Frau: Fräulein Abih; seine Tochter: Frau Plan; Kreisrichter : Herr Keßler; Schul- rektor : Herr Heine: Inspektor: Herr Oberländer ; Postdirektor: Herr
rtmann ; Klestakow: Herr Vollmer; Ossip: Herr Krüger: Stadt- wohner: Herren Link, Eichbolz ; tine Klcmpnersfrau: Frau Schramm. Das Stü spielt in ciner kleinen Bezirksstatt im Innern Rußlands um das Jahr 1830. — Die Aufführung des neu einstudierten Dramas
uhörer auf die hervorragenden Personen zu konzentrieren und zu F —
„König Nichard 11.“ von Sboresponre ist für Donnerstag, den 30. Januar, festgeseßt. Dieselbe bildet den s der in historischer Reihenfolge in völlig neuer Ausstattung in Scene gehenden Königedramen in der Ueberseßung von Schlegel-Tieck. Jm Laufe des Februar geht Friedri Hebbel’s Drama „Judith* mit Fräulein Poppe n der Titel- rolle und Herrn Matkowsky als Holofernes neu einstudiert in Scene.
Im Adolph Ernst-Theater geht der Repertoireposse „Frau Lobengrin“ jeßt die anziehende Offenbab’sche Operette „Die Hanni weint — der Hansi lacht“ voraus. Dieselbe wird von Frau Dora und den Herren Worlißsch, Jürgas und Löber dargestellt.
In der im nä®sten (VII.) Philharmonischen Konzert (3. Februar) unter Arthur Nikisch?s ing und sfolistisher Mit- wirkung von Frau Teresa Carreño zur Aufführung gelangenden „Harold“. Sympktonte von Berlioz übernimmt Herr Professor Her- mann Ritter aus Würzburg das Bratschen-Solo.
_ Morgen Abei. ck findet im Saal Bechstein die I. Abonnements- Soirée des Böhmischen Streih-Quartetts statt, in welcher die Slreich:Quartette in D-dur, op. 64, von Haydn, in A-dur von Borodin und in F-dur, op. 18, von Beethoven zur Ausführung gelangen.
Das für gestern im Konzertsaal, gewesene Konzert ter Konzertsängerin Fräulein Helene Schröder und des Violinisten Herrn Ludwig Lauboeck aus Leipzig mußte wegen plößlicher Erkrankung des Letzteren auf einen späteren, dem- nächst uo bekannt zu gebenden Termin verlegt werden.
Potsdamerstraße 9, angeseßt
Mannigsaltiges.,
__ Im Interesse des Dampfschiffeverkehrs überhaupt und inse- besondere nah der Gewerbe-Ausstellung in Treptow latte der Ma- gistrat die Errichtung einer Dampfer-Anlegestelle am Gröben- Ufer in der Nähe der Oberbaumbrücke, und zwar im Zuge der Pfuel- straße,| ins Auge gefaßt. Die erforderlichen Mittel hierfür in Höhe von 40 C09 sind bereits im dieéjährigen Etat vorgesehen. Nach Fertigstellung dieser Dampfer-Anlegestelle sollte dieselbe der Spree - Havel - Dawpfschiffahrts - GeseUschaft „Stern“ gegen Er- stattung der aufgewendeten Kosten zur Benußung überlassen werden. Jeßt beabsichtigt nun der Magistrat, eine öffentlihe Dampfer- Anlegesielle am linken Uferé der Spree, oberhalb der Waisen-Brücke zu errichten und die am Gröben-Ufer im Zuge der Bevernstraße be- legene städtishe Boots. Anlegestelle für die Dauer der Ausftellung 1896 zum Anlegen der Dampfer- und Motorboote freizugeben. Der Magistrat hat der Stadtverordneten-Versammlung eine biecrauf be- zuglide Vorlage zur Veschluß fassung zugehen lassen.
Eine Au€stellung für häuéëliche Krankenpflege wird in den Näumen des Medizinishen Waarenhauses im Monat Februar eröffnet werden. Diese Ausstellung wird alle Geräthschaften und Utensilien, welhe in der häuslichen Krankenpflege Verwendung finden, umfassen. Das Material wird fo geordnet sein, daß {i ein wissenschaftlider Ueberblick ergiebt; die einzelnen Geräthe der Kranken- pflege werden, entiprehend den Zweckten, welchen sie dienen, zu Gruppen zusammengefaßt ¿zur Anschauung gebracht werden, während alle für eine ähnlihe oder gleiche Einwirkung bestimmten Utensilien immer ein zusammenhängendes Ganzes bilden. Der Eintritt in diese Sonder- ausftellung wird unentgeltlih sein.
Im Zirkus Nenz fand am Dienstag eine Wohlthätigkeit s- Vorstellung zum Besten der unter dem Protektorat Seiner Moajeftät des Kaisers stehenden Stiftung „Nationaldank für Veteranen“ statt, welde einen Reinertrag von 2000 6 einbrachte. Die von Herrn Kommissions-Rath Renz persönlih geleitete Vor- stellung natm einen glänzenden Verlauf. Sämmtliche Leistungen ver- dicnen höchstes Lob, so z. B. der von der Amerikanerin Miß Rita del Erido mit Verve auêgeführte Schulritt im Herrensattel, dann das fffekivolle „Joujou hippique“ mit den 9 Vollbluthengften, und tie cbenfalls vem Direktor Renz dirigierte große Armee-Steeple- chase mit den „Riesensprüngen“ der Herren Franz Ackermann, Léon
Dassie, Fassio und Preuße über vier, fünf und sogar ses
ferde: ein Bravourstück, welches viel Bewunderung erregte. E diente Anerkennung erntete ferner die anmuthige Schulreiterin Frau Robert Renz mit ibrem zum Schluß keck und elegant exekutierten Baguettesprung. Die den zweiten Theil des abwehslungsreihen Programms bildende Pantomime „Ein Künstlerfest“ fand, wie immer, lebhaften Beifall.
: of en, 22. Januar. Die Königliche Eifenbahn-Betriebs,- inspektion mat bekarnt: Am 21. d. M., Nachmittags gegen 7 Uhr 41 Minuten, entgleisten von dem gemischten Zuge 78 bei der Einfahrt in die Haltestelle Shwarzen au der Strecke Oels-Gnesen sechs mit Kohlen beladene Güterwagen. Drei derselben wurden fast ganz zertrümmert, die drei andern nur theilweise, und die vom Zuge p e Weiche beschädigt. Reisende, Eisenbahnpersonak oder fonstige Personen sind weder getödtet noch verletzt. Der Personenverkehr wurde bis heute 10 Uhr Vormittags durch Umsteigen am Orte der Störung aufrecht erbalten. Seit diesem Zeitpunkt verkehren die Lee Ene rvGNa dienenden Züge wieder fahrplanmäßig. Der Unfall ist darauf zurückzuführen, daß während der Fabrt des genannten Zuges ein Güterwagen unterwegs, wahr- scheinlich wegen einer abgebrohenen, auf das Geleise gefallenen Ahs- gabel, aus dem Geleise sprang und infolge dessen au die anderen fünf Wagen, wie bereits angeführt, während der Einfahrt in Schwarzenau beim Durchfahren der Weichen zur Entgleisung brachte.
Wiesbaden. Vie private Wohlthätigkeit hat fch im Regierungsbezirk Wiesbaden in den letzten Monaten durch verschiedene Schenkungen und lehtwillige Zuwendungen an mildthätige und gemein- nüßige Anstalten hervorgethan. So wurde von der in Kairo verstorbenen Rentnerin Wittwe Peußtel der Stadt Frankfurt a. M. für die Kleinkinder- schule in Bccktenheim ein Legat von 5000 vermaht. Der Rechtéanwalt Dr. Matti rermacj'e leßtwillig der katholischen Gemeinde zu ¿Frank- furt a. M. 60000 46 behufs Verwendung zur Erbauung einer Kirche in Westend. Durch Testament der am 9. November verstor- benen Rentnerin Fräulcin Ludwig wurde der Frankfurter Diakonissen- vercin zum Erben des auf 498 053 4 inventarisierten Nachlasses, nach Abzug von Legaten, eingeseßt. Zu wohlthätigen Zwecken wurden ferner legiert: dem rheinisch - westfälishen Diakonissen-Berein zu Kaiseröwerth 20 000 46, dem Hauptverein der Gustav-Xdolf-Stiftung zu Frankfurt a. M. 20000 A, dem Frauenverein ebendort 2000 6, dem Magdalenen - Verein 4000 A, dem Pestalozzi- Verein 1000 46, der Kolonie für epileptishe Kranke in Bethel bei Bielefeld 5000 46, dem Ebvangelishen Verein für innere Mission in Frankfurt a. M. 50 0060 46, dem Lutherischen Prediger- Ministerium ebendort 2000 , dem Presbyterium der französish- reformierten Gemeinde 10000 6, dem Evängelischen Vereinshaufe gg zu Frankfurt 15 000 46 und dem dortigen Gefängnißverein
M
Paris, 22. Januar. In der Gießerei von Hotchkiß- Kanonen in Saint-Dents brach heute Vormittag eine heftige Feuersbrunst aus. Das gesammte Werkzeug, 70 Maschinen und 150 Kanonen, darunter 40 an Frankrei zu liefernde, wurden ver- et Der entstandene Schatten wird auf eine Million Francs geschäßt.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. '
London, 23. Januar. Das „Reuter’she Burcau“ meldet aus Cowes: infolge der Gemüthsbewegungen während des gestrigen Tages habe die Königin eine unruhige Nacht ver- bracht und befinde sih heute nicht wohl.
(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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Wind. Wetter.
Temperatur in ® Cel 56 C,
Belmullet. . | Aberdeen S sund topenhagen . Stockholm .
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764 768 798 759 750 749 769
bedeckt heiter bedeckt 3|halb bed. Scnee ill|bedeckt halb bed.
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767 770 L 765 766 760 759 757
wolkig wolkig wolkig bedeckt bhededckt 1) bedecki 2) Dunst Regen
Maris Cs Unster. . | Karlsruhe . MWiesbadcn . München Chemniy Berlin... M
Breslau
771 760 771 770 770 770 765 771 766 768 768 770
1) Abends Schnee.
nee.
bedeckt beiter Nebel wolkenlos Nebel heiter wolkig?) Nebel — WSW 2|/Schnee —
ONO 1 halb bed.
Rar D O0 M l O D h bd DO LY O5 f 3 O
D 4 wolkig
\till wolkig ?) Abends Schnee, 3) Nachts
Uebersicht der Witterung.
Das barometrishe Minimum, welhes gestern an der mittleren norwegischen Küste lag, ist ostsüdost- wärts nah Finland fortgeschritten, in den deutschen Küstengebieten vielfah starke westlihe Winde hervor-
rufend.
Eine breite Zone 765 mm übersteigenden Luftdrucks erstreckt sich von den Britischen ostsüdostwärts nah dem Sd)
nseln ¿warzen Meere. Jn
Deutschland ist bei vorwiegend ei Oder Luft\ströwmung
das Wetter mild und trübe ; viel
gefallen, jedo allenthalben nur in geringer Menge ; in Norddeutschland herrsbt Thauwetter ; im übrigen
Deutschland
leihter Frost.
In Westirland ist das
Barometer wieder stark gefallen.
Deutsche Seewarte.
„„Söniglihe Schauspiele. “haus. 23. Vorstellung. Die Hu tten. Oper in 5 Akten von Siberae M
Theater.
Freitag: Opecn- Große
Text
ah ifi Niederschlag
nah dem Französischen des Eugène Scrike, übersetzt von Ignaz Caftelti. Tanz von Emil Graeb. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Teylaff. Diri- gent: Kapellmeister Dr. Muck. (Margarethe vcn Valois: Frl. Emmy Teleky, vom Königlichen Hof- Theater in Dresden, als Er Anfang 7F Uhr. Schauspielhaus. 24. Vorstellung. Sonderabonne- ment B. 4. Vorstellung. Der Revisor. Lustspiel in 5 Aufzügen von Nicolai Gogol, deutsch von Elsa von Scabelsky. Jn Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang 7x Uhr. Sonnabend: Opernhaus. 24. Vorstellung. Hänsel und Gretel. WMärchenspiel in 3 Bildern von Enaelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. — Phantafien im Bremer Nathskeller. Phan- tastishes Tanzbild, frei nach Wilhelm Hauff, von Emil Graeb. Musik von Adolf Steinmann. An-
fana 7 Uhr.
Schauspielhaus. 25. Vorstellung. Zum ersten Male: Die kranke Zeit. Lustspiel in 4 Aufzügen pon Richard Skowronnek. In Scene - geseßt vom
Ober-Regifseur Max Grube. Anfang 7X Uhr.
Deuisches Theater. Freitag: Der Meister vou Palmyra. Anfang 7{ Uhr.
Soanakend: Florian Geyer.
Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Die Weber. — Abends 73 Uhr: Lebenswenude.
Berliner Theater. Freitag: Bei aufgehobenem Abonnement: Faust. Anfang 7 Ubr.
Sonnabend: König Heinrich.
Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Fedora. — Abends 7F Uhr: König Heinrich.
Lessing-Theater. Freitag: Zum ersten Male: Untreu. Komödie in drei Aufzügen von Roberto Bracco, deutsch von Otto Eisenschitz. — Hierauf : Zum ersten Male: Fräulein Wittwe. Lustspiel in einem Aufzug von Ludwig Fulda. Anfang 74 Ubr.
Sonnabend: Comtesse Gucerl.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu volksthünm- ihen Preisen: Der Compagnoun. — Abends 7è Uhr: Untreue. — Fräulein Wittwe.
Refidenz - Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Freitag: Hals über Kopf. Schwank in 3 Akten von Alexandre Bifson, deutsch von Paul Block. — Vorher: Ju doppelter Be- a orn Plauderei von Paul Linfemann. Anfang
r
Sonnabend und folgende Tage: Hals über Ko — In doppelter Bekehrung. f ad
Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. j Chausseestraße 25—26. reitag: Mit großartiger Ausstattung an Kostümen, Dekorationen uud Reqguisiten: Der Hungerleider. Ausftattungs-Komödie mit Gesang und Ballet in 10 Bildern von Julius Keller und
Louis Herrmann, mit theilweiser Benußung einer
Idee des Mark Twain. Musik von Louts Roth.
In Scene geseßt von Julius Frits{e. Dirigent :
Herr Kapellmeister Winné. Anfang 7x Uhr. Sonnabend: Der Hungerleider.
Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a. /5.
Freitag: Gastspiel des Herrn Frauz Tewele vom K. u. K. priv. Carl. Theater in Wien. Der Herr Direktor (Wlonsieur le Birecteur). Lustspiel in 3 Akten von Alexandre Bisson und AUS Carró. Deutsh von Ferdinand Groß. In Scene gefeßt von Siegmund Lautenburg. Änfang 74 Uhr.
Sonnabend: Der Herr Direktor.
Sonntag: Der Herr Direktor.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Der Nabeuvater.
Theater Unter den Linden. Direktion: Julins Frische. Freitag: In durchaus neuer glänzender Auéftattung an Dekorationen, Kostümen und NRequisiten: König Chilperih. Burleske Auéêstattungs-Operette in 3 Akten (5 Bildern) von Hervó und Paul Ferrier, deutsch bearbeitet von Eduard Jacobson und Wilhelm Mannstädt. Musik von Hervé. In Scene geseßt von Julius Fritsche. 165 mg Herr Kapellmeister Federmann. Anfang d T.
Sonnabend : Maskenball.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen : Der Zigeunerbarou. — Abends 74 Uhr: König Chilperich.
Adolph Ernsi-Theater. Fceitag: Frau Lohengrin. Gesangépofse in 3 Akten, nah dem Cen Een bearbeitet von Ed. Jacobson und
. Mannstädt. Kuplets von Gust. Görs, Musik von Gust. Steffens. Anfang 74 Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Zweiter uud leßter großer
Veniral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.
Freitag: Eine tolle Nacht. Große Aus- ftattungsposse mit Gesang und Tanz tin 5 Bildern boa Wilh, Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. In Scene gesegt vom Direktor Richard Shuly, Die Tanz-Arrangements vom Balletmeister Gundlah. Anfang 7} Uhr.
Sonnabend: Eine tolle Nacht.
Kouzerte.
Konzert-Haus. Karl Meyder - Konzert.
Freitag: Ouv. „Die Falschmünzer“, Auber. „Die Großfürstin*, Flotow. „Rübezahl", Flotow. Peer Gynt-Suite Nr. 1 von Grieg. „Kol Nidrei*® für Cello von Bruch (Herr Smit). „O sag nicht nein“ sür Piston von Eichberg (Herr Werner). Walzer „Kaufmann's Kasino-Tänze“ von Guagl.
Linkstraße 42. Freitag, Anfang 75 Uhr: Vöhmisches Streich-Quartett. T. Abend: Haydn D-dur op. 64, Borodin A-dur, Beethoven F-dur op. 18.
Saal Bechstein.
Dirkus Renz. Karlstraße. Freitag, Abends 73 Uhr: Große humoristische Extra-Vorftellnung. Ein Künstlerfest, Luxus-Ausstattungs-Pantomime in 2 Abtheilungen vom Großherzoglichen Hof-BaUet- meister A. Siems, auf das Glänzendste insceniert vom Direktor Fr. Renz. Erste Abtbeilung: Das Festcomité in Thätigkeit. Zweite Abtheilung: Vollständig neu! Im Wasser. Vollständig neu! Zum erften Male in Berlin : Die gigantische eFeucrsäule. Zum Schluß: Plafond:Pracht- Feuerwerk. Außerdem: Auftreten von nur Künstler-Spezialitäten allerersten Ranges, Vorführen der AUBEen Original-Dressuren des ODirektors Fr. Renz.
Sonnabend : Ein Künstlerfest. Die gigantifche Feuersäule.
Sonntag: 2 Vorstellungen: Nachmittags 4 Ubr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren A 1870/71, Abends 75 Uhr: Ein Küustler- eft.
. Familien-Nachrichten,
Verlobt: Frl. Thekla von Schmidt-Pauli mit Hrn. Sec.-Lieut. Otto Frhrn. von Dungern (Pots- dam). — Frl. Hildegard von Wedel Parlow mit Ln Dr. med. Friedrih Schaumburg (Dessau— Alt-Scherbiz). — Frl. Margarete Klingemann mit Hrn. Lieut. der Ref., S Dr. Karl
Spannagel (Berlin). — Frl. Margarethe Goßler mit Hrn. Sec.-Lieut. Willy Reichardt (Naum- burg a. S.— Magdeburg).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann der Landwehr, Poftineister Herrmann (Dt.-Lissa).
Gestorben: Fr. Mathilde Strahl, geb- von Herh- berg (Breslau). — Hr. Fedor von Falkenhayn (Tarnowiß). — Hr. Stadt-Baurath a. D. Adolf Gerstenberg (Berlin). — Verw. Fr. Rosalie Zahn, geb. von der Osten (Sondershausen). — Hr. General-Arzt a. D., Großherzoglich oldenburgischer Leibarzt Dr. Dodo Emken Müller (Oldenburg).
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin, Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen (einschließli Börsen-Beilage),
sowie das Sachregister des Deutschen Neichs- Anzeigers und Königlich Preußischen Staats8- Anzcigers für 1895,
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.
M 21.
Berlin, Donnerstag, den 23. Januar
1896.
Deutscher Reichstag.
21. Sißung vom 22. Januar, 1 Uhr.
Ueber den Anfang der Sißung wucde in der gestrigen Nummer des Blattes berichtet.
Tagesordnung: Antrag der Abgg. Bassermann (nl.) Und Gen, 2c. (f. D. gestr. Ax. d Bl):
Abg. Bassermann: Der gegen unseren Antrag erhobene Vor- wurf, daß er nicht zeitgemäß sei, da die Beschlußfassung über ein einheitlihes Bürgerliches Geseßbuch unmittelbar bevorstehe, ist nit begründet. Bis zur Feststellung dieses Geseßgebungswerkes wird viel Zeit vergehen. Auch die verbündeten Regierungen haben neben dem Bürgerlichen Geseybu) uns die Vorlage wegen der Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes gemaht. Es ift die höchste Zeit, daß etwas geschieht, um die {weren Schädigungen, welhe dur den shamlosen Bauschwindel den Bauhandwerkern zugefügt werden, unmöglich zu machen. Schon liegen 25 verschiedene Vorschläge in dieser Hinsicht vor, die in den leßten Tagen um einen weiteren des preußischen Abg. Wallbrecht vcrmehrt worden find. Die Frage des Schutzes der Bauhändwerker hat immer weitere Kreise der Be- völkerung ernftlich beschäftigt. Der Bund für Bodenbesitz- reform hat Jahre lang in diesem Sinne gearbeitet; ebenso der Verband der deutschen Gewerbevereine, weiter auch die preußishe Justizverwaltung, die durch den Mund des Justiz- Ministers wohlwollende Erklärungen abgegeben hat. Auch die beiden Häuser des preußischen Landtags haben dur ihre Beschlüsse zu den bezüglichen Petitionen die Nothwendigkeit einer baldigen gesetz- lichen Regelung anerkannt. Die Frage nah der Höhe der Verluste der Bauhandwerker bei Subhastationen ist mit zuverlässigen statistischen Angaben nicht zu beantworten. Der Selbstmord des Berliner Malers Seeger gab den Anstoß zu Erhebungen in dieser Richtung, doch ist das Material lückenhaft. Welchen Umfang die Verluste ange- nommen haben müssen, kann man aber daraus erkennen, daß in Berlin die Zahl der „Bauherren“, welche die Krankenkassengelder untershlagen haben, 29, ja 32% in einem Jahre betrug. Jedenfalls beziffern sih diese Verluste auf viele Dußende von Millionen. Der Reichstag selbst hat {hon bei Gelegenheit der Anträge des Zentrums zur Abänderung der Konkursordnung sich mit der Frage beschäftigt; man hat shon damals die Einräumung einer dinglichen Berechtigung am Hause für die Bauhandwerker als eine sehr erwägenswerthe Lösung derselben bezeichnet. Einen Grund dafür, die Sache der Landesgesegebung zu überlassen, können wir nicht einsehen. Die Schäden find in allen großen Städten des Reichs hervorgetreten, und es handelt sih um eine zivilrehtlitce Materie. Im Wege der Selbsthilfe können die Bauhandwerker der Schäden niht Herr werden. Man giebt ihnen den Rath, nur mit fkreditfähigen Bauherren ab- zuschließen. Das ist ein sehr billiger Trost, mit dem der Hand- werker gar nichts anfangen kann, da er sich weder über die Vermögensverhältnifse der Bauherren unterrichten, noch ihnen Bedingungen stellen kann. Die typischen Fälle des Bauschwindels sind ja bekannt. Ein mittelloser Bauherr kauft den Bauplaß, nimmt sofort eine Kautionshypothek auf, bezahlt von den Baugeldern zum theil das Material, zum größeren Theil vielfa alte Schulden und eigene Bedürfnisse; dann kommt der Krach; die Arbeiter haben mittlerweile ihre Arbeit und ihre Materialien in den Bau gesteckt und dadurch werthvoller gemacht, diese fallen aber bei der Suhb- hastation aus. Der durch die Bauhandwerker geschaffffene Mehrwerth wird von den Spekulanten und Baubanken vershhluckt, während der
andwerker das Nachfehen hat. Diesen Uebelftänden hilft der Vorschlag des Bürgerlichen Gefseßbuches, den Handwerkern eine Sicherungshypothek einzüräumen, niht ab. Der Reichsgerichts- Rath Baehr hat in diesem Uebelstande mit Neht eine abscheuliche Ungerechtigkeit gesehen. Mein Vorschlag geht dahin: beim Baubeginn die Liegenschaft gerichtlih abzushäßen, wogegen ein Beschwerdereht eingeräumt werden kann, nah Fertigstellung des Baues eine zweite Abshäßung stattfinden zu lassen, welche dèn Mehrwerth ergiebt, den die Bauhandwerker geschaffen haben, und auf diefen zuerst die Bau- handwerker anzuweisen. Das hätte den praktishen Erfolg, daß die Bauhandroerker zum vollen Betrage ihr Geld erhalten. Diese Bau- handwerkerhypothek müßte aber {hon einen Monat nah Fertigstellung des Baues oder auch etwas später eingetragen werden. Dernburg, Baehr und Gierke haben si für den von mir vorgelegten Vorschlag ausgesprochen. Der Vorschlag der deutsh-sozialen Reformpartei will ein unbedingtes hypothekarishes Vorreht. Das geht nah meiner Meinung zu weit, weil der Bauhandwerker auf den Bodenwerth gar keinen Anspruch hat. Den l gitimen Verkehr in Grundstücken und Bäuten wird der Vorschlag nicht beschränken oder beeinträchtigen. Für den reinen Spekulanten hat die Gesetzgebung niht zu sorgen. Es i unmoralish, wenn der Kapitalist für seine Gelder Erlöse einzieht, welhe nicht den Verpflichteten, fondern den Arbeitern und Handwerkern gebühren ; wird er durch diese Vorschrift zu noch größerer Vorsicht bei Begebung seiner Gelder veranlaßt, um so besser. Heute wird vielskach dem un- soliden, vermögenslosen Manifestanten das Baugeld gegeben, weil der Männ sfkrupellos genug is, aus den paraten Mitteln die Zinsen zu zahlen und der Spekulant nachher beim Krach gesichert bleibt. Die Schwierigkeit der Schäßung, die uns auch ent- gegengehalten wird, iff nach der Ausführung des Verbandes der Innungen deutscher Baugewerksmeister garnicht so groß. Der Vor- {lag einer Bausperre bis zur Hinterlegung einer Kaution für die Beinbartirèrker und derjenige der Einräumung der ersten Hypothek an die Handwerker durch Einverständniß der Hypothekengläubiger sind beide prafktisch kaum durchführbar; die Hypothekengläubiger werden ch káum zu dieser Einigung bereit finden lassen, und die polizeiliche Bausperre hat die mannigfachsten Bedenken gegen ih. Die Einzel- heiten der Ausführung meines Vorschlages können getrost der weiteren Entwickelung überlassen bleiben. Es handelt sih hier zunächst um die Forderung, der Sache endlih näher zu treten und dem Bau- shwindel das Handwerk zu legen. Redner befürwortet zum Schluß, den Antrag einer Kommission von 14 Mitgliedern zu überweisen.
Abg. Lo e (d.-soz. NResy.) freut sich der Thatsache, daß seine arte! in dieser Frage Schulter an Schulter mit der national- liberalen kämpfe, die doch an den herrschenden Zuständen, an den Auswüchsen der zügellofen Gewerbefreiheit wesentlih mit s{uld sei. Es sei aber nit zuzugeben, daß der Antrag der deutsch-sozialen Reformpartei zu weit gehe; er gehe noch nicht weit genug, denn eigent- lih sollte der Schuß der Bauhandwerker dahin ausgedehnt werden, daß der gesammte, an dem Eigenthum der Bauhandrwerker und Arbeiter verübte Naub wieder herausgegeben werden müßte. Man stelle die Vor- rechtshypothék der Bauhandwerker als unausführbar hin; aber wo ein Wille sei, müsse au ein Weg sich finden. Geratezu himmelschreiend sei die Zulässigkeit der unendlihen Belastung der Bauten mit Hypotheken. Mit dén Spekulanten Hund in Hand arbeitetéèn die meisten Baubanken, die noch dazu viel- fah bêsvrdérer“ ,Strohmänker" bedienten, die au ihrerseits an dem Raub theilnähmen. Der Bauunternehmer, der auf einem
: Bau verkracht fel, fange vielfach sofort einen anderen Bau an, zu dem
er neue zu betrügende und tw das Ihrige zu bringende Handwerker suhe und findè. Diesen Individuen müsse vor allem das Handwerk gelegt werden. Stehe dér Bauunternehmer unter dem Handels- ses sv ‘werde er. wenigstens voin Gericht bestraft wérdèn können.
n Berlin seien in einem der legten Jahre den Bauhandwerkern
46 Millionen geraubt worden. Dem Antrag auf Kommisfsions- berathung stimmt Redner zu, bittet aber um eine solhe von 21 Mit- gliedern. Der Bauunternehmer müsse als Kaufmann aufgefaßt und unter das Handelsgeseßbuh gestellt werden; das Grundbuch müsse außerdem bis zur Fertigstellung des Baues für alle weiteren un- redlichen Manipulationen gesperrt werden.
Staatssekretär des Reichs-Justizamts, Wirklicher Geheimer Nath N ieberding:
Meine Herren! Die Reichsverwaltung kann für die Erörterung der hier gestellten Anträge nur dankbar sein; denn diese Erörterung giebt auch ihr die Gelegenheit, ihre Stellung zu der wichtigen, in fozialpolitischer und wirthschaftliher Hinsicht ernsten Frage des Schußes der Bauhandwerker klarzulegen und dem Hause mitzutheilen, wohin ihre Bemühungen in dieser Frage bis dahin gegangen sind. Denn wenn man die beiden Herren Redner, die ihre Anträge focben begründet haben, allein gehört hat, dann kann man allerdings zu der Meinung gelangen, als sei von der Reichsverwaltung und von den Bundeëregierungen in dieser Sache überhaupt noch garnichts geschehen, und als ständen die Regierungen den {weren Mißständen, die hier unleugbar vorliegen, theilnahmlos gegenüber. Das, meine Herren, ift ein Irrthum!
Wenn der erste Herr Vorredner als einen theilweisen Zweck seines Antrags auch das hervorgehoben hat, daß damit ein Anstoß gegeben werden folle den verbündeten Regierungen, einer geseßlihen Regelung der Frage näher zu treten — fo drückte er sich aus —, so muß ih demgegenüber erklären, daß es eines solhen Anstoßes nicht bedarf, daß die Regierungen seit längerer Zeit mit Erwägungen einer geseßlichen Regelung dieser Sache befaßt sind; wir wollen nicht von diesem Tische aus der Oeffentlichkeit gegenüber die Meinung auf- kommen lassen, als wenn die Jnitiative für eine geseßliche Regelung auf den Anträgen, die heute und in der legten Session gestellt worden seien, beruhe. Nein, die Initiative beruht bei den verbündeten Re- gierungen, die viel länger {hon sich mit dieser Frage beshäftigen.
Die Anregung, der Sache näher zu treten, ergab si, als der erste Entwurf des Bürgerlihen Geseßbuhs von jeder Sicherung der Bauhandwerker gegenüber Neu- und Umbauten abgesehen hatte, auch von denjenigen Sicherungsmitteln, die einzelne Landesgeseße bieten. Gegen diese Bestimmung des Bürgerlihen Geseßbuchs, die ein Be- dürfniß zu einem besonderen Schuße der Bauhandwerker verneinte, erhob si eine fehr lebhafte und, wie ich hinzufüge, auch nach Ansicht der verbündeten Regierungen berechtigte Kritik, und die Wirkung diefer Kritik und der Auffassung der Regierungen war, daß bei der zweiten Berathung des Entwurfs des Bürgerlihen Geseßbuhs der Standpunkt der Kommission, wie er früher gewesen war, auf- gegeben und eine Bestimmung aufgenommen wurde, die so weit den Bauhandwerkern Sicherheit geben sollte, als diese in die Lage geseßt werden, für ihre Ansprüche aus Arbeiten und Lieferungen eine Sicherungshypothek auf das betreffende Grundstück eintragen zu lassen. Für die Regierung war aber damit die Sache keineswegs erledigt; denn wenn fie auch anerkannte, daß auf dem Gebiet des Hypothekenrechts mit jener Bestimmung der einzig mögliche
Schuß gewährt sei, so konnte sie doch nicht anerkennen, daß an-
gesihts der schweren Schädigungen, denen die Bauhandwerker zweifellos ausgeseßt sind, mit diesem Schutze es auch gethan sein müsse; im Gegentheil, ihre Meinung war die, man müsse nach weiteren Mitteln zum Schutze der Bauhandwerker suchen.
Nun, meine Herren, können diese Mittel auf zivilrechtlihem Gebiet liegen. Sie können auf dem Gebiet der Baupolizei liegen; sie können auc \trafrechtliher Natur sein, und die Fragen, die nah allen diesen Richtungen hin in Betracht kommen, haben die Reichs- verwaltung, das Neichsamt des Innern sowohl als auch das Neichs-Justizamt und mit ihnen die preußishen Refsort-Ministerien, vor allem das Justiz-Ministerium, während der leßten Jahre be- schäftigt. Sie werden daraus ersehen, daß der Herr Antragsteller des ersten Antrags sih in einem Irrthum befand, wenn er meinte, er müßte einen Anstoß den Regierungen geben, der geseßlichen Regelung diefer Frage näher zu treten.
Meine Herren, der Standpunkt, den die Regierung bei der Be- urtheilung des Bedürfnisses in dieser Frage einnimmt, stimmt darin mit den beiden Herren Antragstellern überein, daß es hier nicht entsheidend sein kann, ob man irgend ein juristishes Prinzip verleßt oder nit, sondern daß das Schwergewicht der materiellen Interessen, die hier in Betracht kommen, entscheidend sein muß.
Auch darin stimme ih mit dem Herrn Vorredner überein, daß das Bedürfniß, geseßlich einzuschreiten, wenn es auch seinem vollen Umfange nah bezüglih der Schäden, die bis jeßt die Bauhandwerker erfahren haben, nicht statistisch nächgewiesen ist, doch so weit evident vorliegt, daß es weiterer vorläufiger statistisher Ermittelungèn auf diesem Gebiet nit bedarf. Aber darin, meine Herren, stimmen wir nicht überein, daß die Herren Antragsteller ohne weiteres die Frage, ob für ganz Deutschland ein Bedürfniß der gefeßlihen Regelung, also im Wege der Reichsgefeßgebung, gegeben sei, bejahen, während für uns diese Frage eine ofene ist. Und das is doch eine wichtige Frage, die Reichsgeseßgebung in Bewegung zu seßen für Interessen, die möglicherweise nur von örtliher Bedeutung sind, in dem verhältnißmäßig kleinen Bereiche großér, {nell wachsender Städte zur Erscheinung kommen. Es würde ein unzweckmäßiger Weg sein, den wir niht empfehlen könnten.
Nun, meine Herren, um darüber Klarheit zu géwinnen, ist die Reichsverwaltung vor längerer Zeit mit den Bundesregterungen in Verbindung getreten. Die Aeußerungen“ der Regierungen liegen noch niht vollständig vor; ih bin also auch noch nicht in der Lage, ein abs{hließendes Urtheil dein Hause gegenüber zu vertreten ; so viel aber kann ih sagen, daß die einzelnen Landesregierungen über die Frage des Bedürfnisses, das von den Herren Vorrednern vorbin so unbedenklich und allgemein bejaht wurde , - keineswegs einer Meinung sind, daß wir eine ganze Reihe von Staäten haben , deren Regierungen erklären, in ihrem Gebiete feien Erscheinungen niht hervorgetreten, die zu einem Einschreiten der Neihsgesetzgebung nötbigen.
Das is ein Moment, das bei der legislatorishen Würdigung der Frage mit in Betracht gezogen werden muß.
Wir haben aber mit unseren Erwägungen über die möglihën Wege, die eingeshlagen werden können, um hier Hilfe zu bringen, nicht eêwa gewartet, bis die Aeußerungen der verbündeten Regierungen eingehen würden. Daß das nicht der Fall ist, meine Herren, wissen Sie ja aus den Ihnen au bekannten Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses, in denen der Herr Justiz-Minister fünf Gesetz- entwürfe nebeneinander vorlegte, die auf seine Veranlassung im Justiz-Ministerium ausgearbeitet waren, mit dem Zwecke, den ob- waltenden Mißständen entgegenzutreten. Die JIustizkommission des preußischen Abgeordnetenhauses hat diese Gesetzentwürfe geprüft, und sie ist zu dem Resultat gekommen, daß keiner davon geeignet sei, den vorliegenden Schäden wirfsam abzuhelfen, daß wahrscheinli, wenn man einen dieser Geseßentwürse zum Gesey erheben wollte, - nach anderen Richtungen hin Schädigungen wichtiger, tiefliegender Interessen hervortreten würden, die noch empfindlicher werden würden als die Schäden, über die wir uns jeßt beklagen. Die Justizkommission des Abgeordnetenhauses kam also zu dem Resultat, daß von diesen Entwürfen abzusehen sei, daß sie eine Rege- lung im Gebiete des Hypothekenwesens niht empfehlen könne, daß fie dagegen empfehle: einmal die in dem Bürgerlihen Geseßbuch vor- gesehene Sicherung der Handwerker durch den Titel auf eine Sicherungs- hypothek, zweitens eine gefeßlihe Vorschrift, welche die Bauunternehmer verpflichtet, ihre Firma ins Handelsregister eintragen zu lassen, um fie dann unter die eventuell daran sich knüpfenden \trafrehtlichen Folgen zu stellen, und drittens, in der Grundbuchordnung eine Be- stimmung vorzusehen, welche den bei einem Bau interessierten Hand- werkern die Befugniß giebt, das Grundbuch einzusehen, um ih dar- über zu unterrihten, ob die Vershuldungsverhältnisse des Grundstücks so sind, daß sie dem Bauunternehmer ohne Gefahr mit ihren Arbeitern Kredit gewähren können.
Diese von der Justizkommission des Abgeordnetenhauses empfohlene Vorschrift ift auch bei ‘uns {on in Erwägung gekommen und wird voraussichtlich ihten Plaß finden in der Grundbuchordnung, die im Neichs-Justizamt in der Ausarbeitung bégriffen ist, und die auf dem Boden des neuen Bürgerlichen Geseßbuchs demnächst ins Leben treten soll.
Die andere Frage bezüglich der schärferen \trafrechtlihen Ver- antwortung der Bauunternehmer durch ihre Eintragung ins Firmen- register hat ebenfalls im Reichs-Justizamt ihre zustimmende Würdigung gefunden, und eine entsprehende Vorschrift wird Aufnahme finden in dem neuen Entwurf des Handelsgesezbuchs.
Nach den Richtungen hin ist also vorläufig alles geschehen. Sie werden, wie ih meine, daraus ersehen, daß die Reichsverwaltung der großen Frage gegenüber niht theilnahmlos und müßig da- gestanden hat.
Was nun die Anträge ihrem sahlihen Inhalt nah angeht, fo glaube ih, brauhe ich zu dem zweiten Antrag, dem des Herrn Abg. Liebermann von Sonnenberg, mi nicht näher auszusprehen. Fh glaube, die Verhandlungen in Ihrer Kommission werden Gelegenheit geben, überzeugend nachzuweisen, daß dieser Antrag den Grundkredit vollständig zerstören würde. (Sehr rihtig! links.) Damit, meine Herren, ist ihm das Urtheil gesprochen.
Was den Antrag der Herren Bassermann und Genoffen betrifft, so besteht dieser, wie der Herr Vertreter dieses Antrags selbst gesagt hat, aus zwei Theilen. Der zweite Theil dieses Antrags empfiehlt Ihnen, niht bloß den Weg der Gesetzgebung zu erwägen, sondern alsbald einen bestimmten Weg ins Auge zu fassen. Der Herr Antrag- fteller will den Bauhandwerkern ein Vorrecht geben auf den Mehr- werth des Grundstücks, der dadurch entstanden ist, daß das Grund- sttück neu bebaut ist mit Hilfe der Arbeit und der Lieferungen der Bauhandwerker. Meine Herren, ih kann Ihnen nicht empfehlen, sich von vornherein zu Gunsten dieses Antrags zu engagieren. Jh bin der Meinung, daß, wenn das Haus die Absicht hat, gründlich und vorurtheilsfrei nah allen Seiten die möglichen Wege der Abhilfe ju erwägen, es dann nicht richtig ist, von vornherein einen Vorschlag der Abhilfe in den Vordergrund zu schieben.
Ich muß aber auch sagen, daß ih diesen Vorschlag nach den Erwägungen, die im Schoße der Regierungen stattgefunden baben, niht für einen glü@cklihen halten kann. Dieser Vorschlag ift nicht neu, er ist bereits praktishes Ret im französischen Recht8gebiet, und ih frage alle die Herren, die dem Gebiet des französischen Rechts angehören, ob sie mir darin niht zustimmen müssen, daß die Vor- chrift vollständig wirkungslos geblieben ift, daß fie gegen die Schäden, die auch in einzelnen stark wahsenden Orten des französischen Rechtsgebiets in Bauunternehmungen bervorgetretén sind, keine Abbilfe geschaffen hat, daß wir, wenn wir auf diesem Wege den Bauhand- werkern hèlfen wollen, ihnen statt Brot einen Stein bieten würden.
Ich glaube, ih babe es au nit nöthig, diesem Antrag gegen- über hier in die Einzelheiten einzutreten, die, wie ich boffe, die Kommission überzeugen werden, daß der darin vorges{chlagene Weg nit gangbar ist. Jch will nur eins erwähnen.
Nach diesem Antrag bedarf es bei jedem Neu- und Umbau zweier gerihtliher Taxen. Bevor der Bau begonnen werden kann, muß eine gerihtlihe Taxe aufgenommen werden über den Werth, den das Grundftück mit den alten Baulichkeiten, die etwa darauf stehen, besißt; nahdem der Bau beendigt ist, muß abermals eine Taxe vor- genommen werden, um festzustellen, wie hoch der Werth des Grund- ffüd8 nun ist, und bei jeder dieser Taxen müssen natürlich die Bauhandwerker, der Eigenthümer und die Hypothekengläubiger gehört werden, es muß ihnen der Weg Rechtens darüber gewährt werden; denn das, meine Herren, was der Herr Antragsteller vorschlägt, bier den Weg der einfahen Beschwerde zu gewähren, balte ih für unmöglih. Wenn es si darum handelt, die Existenz eingetragener Hypothekenrehte dur eine Taxe zu beseitigen, was mögli sein würde, dann kann nicht im Wege der Beshwerde die Entschädigun gegeben werden, da muß das Interesse der betheiligten Hypo