1896 / 22 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Jan 1896 18:00:01 GMT) scan diff

vain von der „Millionenwette* zweier

and : einem armen Teufel einen unwehselbaren eine ion Pfund anzuvertrauen , sehen, es ihm gelingen werde, einen Monat hindur

leben, den ihm dieser eigentlih werthlose Der L erleider“ Iô\t secine Aufgabe BERtY „glän in den Ru Verm in

kcemmt, „sPleeniger* Millionär ju ein, der sei

aanzes einem Check stets bei h Um diese amüsánte Grundidee rankt \sich in dem neuen Stü, das die SLURE der Operette, der Posse und des Aus- stattungsstüds in sich vereinigt, das umfangreihe Bei- werk. Der „Hungerleider“ geht auf Reisen; Frankrei, Oesterreich, die Schweiz und Deutschland werden besucht und ziehen in allerlei lustigen, von Kuplets und Tänzen unterbrochenen Scenen vor den Augen der Zuschauer vorüber. Einige Kürzungen würden die Wirkung entschieden noch steigern. Darstellung und Inscenierung waren durhaus lobenswerth. In der Titelrolle zeihnete sich Herr Hanno dur frischen Humor aus; ebenso Anerkennenéwerthes leisteten die Damen Kramm, Cornelli, Kraft und Elise Shmidt. Jn den Tänzen erwies si das neuengagierte Fräulein Pitéro als febr s{chäßenswerthe Kraft. Die Musik des Wiener Operetten-Komponisten Louis Roth ift gefällig, ohne sich durh Eigenart irgendwie hervorzuthun. Das

Publikum nahm das Werk mit Beifall auf. ' Konzerte.

Der philharmonische Chor brachte vorgestern im Saale der Phar onie unter der trefflichen Leitung des Herrn Siegfried chs das große „Requiem“ von Mage Berlioz aufs neue und mit dem gleichen künstlerishen Erfolge zu Gehör der die vor- jährigen beiden Aufführungen des gewaltigen Tonwerks be- gleitet hatte. Alle an der Aufführung Betheiligten waren au diesmal erkennbar von ernstem fkünstlerishem Bestreben durchdrungen, fodaß es dem umsichtigen, verständnißvollen und energischen Dirigenten gelingen konnte, die vielen Einzelkräfte, Chor, Orchester und Nebenorchester, zu einer großartigen Gesammtwirkung zu vereinen, die einen tiefen Eindruck auf die Hörer ausübte. Das Tenorsolo wurde von Herrn Lavin lobenswerth vorgetragen. y : Gestern Abend fand im Saal der Philharmonie cin „Rufssishes Konzert“ unter Leitung des Herrn W. Safon off aus Moskau statt. Das Programm enthielt drei größere Werke russisher Komponisten, von welhen Tschaikowsky's „Zinfonis athétique* und Rubinstein's Klavierkonzext in Es-dur ereits - ehrende Anerkennung gefunden haben, während die symphonishe Suite „Scheherazade" von MRimsky - Korfakow hier ncch sehr wenig bekannt ist. Die einzelnen Säye sind betitelt: „Das Meer und das Schiff Sindbad’'s*, „Die Erzählung des Prinzen Kalender“, „Der junge Prinz und die Prinzessin“, „Das Volksfest in Bagdad*, „Das Meer“, und „Sindbad's Schiff zerschellt an dem Magnetfelsen®*. Der Komponist, dessen Vorliebe für die Schilderungen des Meeres \sih dur seine frühere Wirksamkeit als Marine-Offizier erklärt, folgt unverkennbar dem Vorbilde H. Berlioz?'s, dessen Größe er aber freilich niht erreiht; immerhin sind die glänzende, geshickte Behandlung des Orchesters und die vielen tonmalerishen Effekte in scinem Werk zu rühmen. Der Klavier- virtuos J. Lhévinne, welcher das Nubinstein’she Konzert mit sicherer Beherrshung der Technik und temperamentvoller Vortrags- weise ausführte, wurde durch den Beifall des Publikums noch zu einer Zugabe animiert. Sämmtlichen Vorträgen des Abends folgte reger Applaus, der au der wirksamen Betheiligung des Philhar- monischen Orchesters unter dem obengenannten Dirigenten galt.

Am Königlichen Opernhause gelangt morgen Humperdinck's „Hänsel und Gretel“ unter Kapellmeister Weingartner's Leitung zur Aufführung. Den Hänsel singt Fräulein NRothauser, das Gretel Fräulein Dietrich, die Knusperhexe Fräulein Reinl. Hierauf folgt das Ballet „Phantasien im Bremer Nathskeller“. :

Im Königlihen Schauspielhause findet morgen die erste Aufführung von Ridhard Skowronnek's vieraktigem Lustspiel „Die kranke Zeit“ statt. Die Besezung lautet: Carla von Nesselkamp:

Londoner Banquiers

sich führt. |

äulein Poppe; Sabine, ihre SckEwester: Fräulein von Mayburg; tan von Nesdltamp: Fräulein Hausner; Breitenstein : Herr Molenar; Dr. Ea: Herr Vollmer; Valentine Poucette: Frau Schramm; Krugpächter : Herr Hartmann; Minna: Frau Conrad; Blommert: E E Das Stüdck iff vom Ober-Regisseur Max Grube in cene gefeßt. L

Die wegen der Hoftrauer verschobeneFestvorstellung des Zwe ig- veretu E Merlin des Vaterländischen Frauen-Vereins Dea nunmehr am Donnerstag, den 30. d. M., in Kroll?s

heater statt. Das Programm dieser Vorstellung ift so gewählt, daß es neben einer größeren Gesanasarführung des 180 Personen zählenden Sängerbundes des Berliner Lehrer-Vereins eine Reihe lebender Bilder, bei denen die Fürstinnen aus dem Hohenzollernhause den Mittelpunkt bilden, vnd ein belicbtes einaktiges Repertoirestück des Königlichen Schauspielbauscs enthält. Außerdem haben erste Gesangskräfte der Königlichen Oper ihre Mitwirkung zugesagt. j Im Schiller-Th eater p morgen die drei einaktigen S „Ebrenschulden“, „Das Schweigen" und „Ohne Liebe* in

cene.

Sn der Parochial- Kirche (Klosterstraße) findet am Mittwcch, den 29. d. M., zum Besten ‘des seit mehreren Jahren erblindeten Familienvaters Hermann Werth ein Konzert statt. In demselben wirken mit: die Konzertsängerinnen Fräulcin Helene Jahnke (Sopran) und Fräulein Rena Fabrice (Sopran), Herr F. Kleinecke (Bariton), Fräulein Anna Grasnick (Violine), der Organist Herr Ad. Friedrich, ein Pofaunen-Quartett, bestehend aus den Königlichen Kammermusikern Herren Weschke, Körner, Burghardt 1. und I1l., sowie ein Frauenchor unter Leitung des Fräulein Helene Jahnke. Billeis (Altarraum 2 4, Schiff 1 4) sind zu haben in der Hof- Musikalienhantlung von Bote u. Bock, Leipzigerstraße 37, und am Konzertabend am Eingang der Kirche. i

Mannigfaltiges.

Die neue chirurgische Poliklinik der Charitó in dem Tritt’schen, von der Charité angekauften Hause, Luisenstr. 2 (diht am Luifenplatz, gegenüber der Philippstraße), ist nunmehr so weit vor- bereitet, daß Bt Eröffnung in den ersten Tagen des Februar wird erfolgen können. Mit dem Hauptgebäude der Klinik, dem f. g. Sommerlazareth, is fie dur den hinter dem lctgteren liegenden Garten in unmittelbare Verbindung gebraht. Diese neue Poliklinik wird über alle erforderlihen Warte-, Untersuhungs- und wissenschaft- lichen Räumen reichlih verfügen und hinsichtlih ihrer fonstigen Ausstattung und thres Betriebes durchaus auf der Hôhe der modernen Ansprüche \teben. Der Direktor der Klinik, Geheime Medizinal-Rath, Professor Dr. König hat im Einver- nehmen mit der Charité-Direktion und dem vorgeseßten Ministerium das Programm . in allen einzelnen Theilen aufgestellt und wird die Oberleitung der Poliklinik persönlih übernehmen. Unter ihm wird als Leiter derselben der von Göttingen hierher verseßzte Professor Dr. Hildebrand’ fungieren, welchem der Stabsarzt Dr. Tilmann mit mehreren Unterärzten zur Seite steben soll. Die Poliklinik, welcher auch das nöthige Wart- und Dienstpersonal beigegeben ift, wird werktäglih von 16-bis 2 Uhr für das hilfesuhende Publikum zugänglich sein. Die Behandlung ist unentgeltlich; außerdem erhalten Unbemittelte freie Arzneien und Verbandstoffe.

Für das Helmholß-Denkmal sind bisher Beiträge in einer Gesammthöhe von 49 308 j eingegangen. In den leßten Wochen haben dem Denkmalcomitéó eingesandt : Seine Königliche Hoheit der Herzog Karl Theodor in Bayern 100 „46, der Verein deutscher Ingenieure 1600 4, das Leipziger Lokalcomité 1124 4, die Deutsche Gesellschaft für Mechanik unnd Optik 1329 4 „Verehrer des Ehrenbürgers von Potédam" 580 Æ, die Familie von Siemens 1000 #4, 37 Aerzte- vereine 1612 46 und 20’ Gulden, drei Gewerbevereine 200 4 Als Ergebniß der Sammlung in Karlsrube gingen 1819 #4, ferner aus Nußland 351 Rubel, aus England 4,2 d. Sterl., aus Hollznd 88 4 ein.

#

Aús der Mitte der Stadtverordneten-Versammlung ist- der Antrag llt worden: den Magistrat zu ersuchen, mit dem Baù eines Feuerwehrdepots in der Tempelhofer Vorstadt s{leunigst vor- zugehen und die erforderlihen Mittel in den Etat pro 1896/97 ein- Tttellen: sowie während der anderthalbjährigen Bauzeit provisorisch- eine Filiale der Feuerwehr dort zu errihten bezw. in einem \tädtischen Gebäude oder in Miethsräumen einen ständigen LWschzug unter-

zubringen.

Am Montag Abend fand, von der Deutschen Gesellschaft für volksthümlihe Naturkunde veranstaltet, im Bürger- faale des Rathhauses ein fesselnder Vortrag des Astronomen der Grunewald-Sternwarte und Erbauers des Riesen-Fernrohrs für die Berliner Gewerbe-Ausftellungy 1896, Herrn F. S. Archenhold, über das Thema: „Ein Tag auf dem Monde“ statt. Der Vor- tragende zeigte an wirksamen Projektionsbildern die Stellung des Mondes im Planetensystem, das Zustandekommen seiner verschiedenen le und seine physikalische Einwirkung auf unseren

rdenball, welche leßtere an einem sinnreihen Modell noch besonders erläutert wurde. Nach einer interessanten Wanderung durch die ver- \chiedensten Mondlandschaften mit ihren Gebirgsbildungen und Kratern, von denen eine ganze Reibe vorzüglicher photographisher Aufnahmen der Pariser und der Lick. Sternwarte vorgeführt wurde, veranschaulichte Herr Archenhold ncch zum Schluß durch einen lehrreihen Versuch die von Herrn Geheimen Bergrath Althans zur Erklärung der Mondkrater zuerst aufgestellte sogenannte Aufsturztheorie, nahdem die von anderen Gelehrten begründeten Theorien zuvor furz besprochen worden waren. Das zahlreiche Publikum, welchbes den Saal bis auf den leßten Plat gefüllt hatte, befundete dur lebhaften Beifall seinen Dank für die reihe Anregung, die ihm geworden war. Da einer größeren Anzahl von Perfonen wegen Ueberfüllung des Saals kein Eintritt mehr ge- währt werden konnte, so beabsichtigt die Gesellschaft, am Freitag, den 31. d. M, eine Wiederholung des Vortrags zu veranstalten.

Im Zirkus Ne nz gelangt morgen, Sonnabend, in der Wafsser- Abtheilung der glänzenden Pantomime „Ein Künstlerfest“ ein neues packendes Manègenschauspiel zur ersten Darstellung, nämlich die Katastrophe eines großen Seedampfers. Für die nächste Zeit steht ferner eine vom Direktor Franz Renz und dem Großherzogli. hessishen Hof-Balletmeister August Siems - ge- plante und nah sorgfältiger Vorbereitung zur Aufführung gelangende eigenartige Vorstellung in Aussicht. Es ist dies ein speziel für Berlin komponiertcs, den ganzen Abend füllendes und aus zwei Abtheilungen bestehendes Stück, welhes unter dem Titel „Lustige Blätter“ alle circensishen, einshließlih der equestrischen Künste mit choreographishen und pantomimischen Darstellungen ira Rahmen einer sich vom Anfang bis zum Schluß fortspinnenden ag zu einer großen Gesammtvo1steUung vereinigt. Jeder der eiden Akte {ließt mit einem Ausstattungs - Diyertissernent „Weltstadtbilder“. Im Schlußbild, betitelt: „Rund ist die Welt und muß sich drehen!* wird dur einen neu erfundenen Apparat ein besonders frappanter \cenisher Cffekt hervorgerufen werden. Außerdem bieten die „Lustigen Blätter“ über ein Dußtend originaler gefanglicher, musikalischer, tanzkünstlerisher und tehnisch (speziell elektrish) wir- kungsvoller Episoden dar.

Weißenfels a. d. Saale, 23. Januar. In der Marien- grube zu Deuben explodierte heute ein Kessel; zwei Arbeiter wurden {wer, ein Ingenieur leicht verleßt.

Wien, 23. Januar. Wie die „Neue Freie Presse“ aus Brürx meldet, zeigte fh gestern an der neuen Verbindungsfstraße eine Erdsenkung von 2 qm Durchschnitt; dieselbe roird auf eine Er- weichung des Erdreichs infolge Thauwetters zurückgeführt und deshalb für bedeutungslos gehalten.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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vom 24. Januar, Morgens.

9°C. =4R

Stationen.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp red. in Millim

Wind.

Wetter.

Temperatur in 9 Celsius

Belmullet. . | Aberdeen .… . | D nto | ‘openhagen . | Stoctholm . | aranda . t.Petersburg) Moskau . . . | Cork, Queens- | town ... | Cherbourg . | EL ois ao | mburg .. | winemünde Neufahrwasser!| Memel

E ünster. . . | Karlsruhe . . | Wiesbaden . | Sen ; | emniß .. Beelin A ¿e Breslau... |

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Triest S 1) Reif: 9

Sfkfudeêsnäs wehen stürmische südliche, auf der Jrischen ' See fsteife südwestliche

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Neif. 3) Reif. Vebersiht der Witterung.

Ein tiefes barometrisches Minimum liegt nördlich von Schottland und \{eint nordostwärts fortzu- schreiten, während Zentral-Europa von einem Hoch- druckgebiet überdeckt wird, welches 770 mm über- steigt. Die Luftbewegung ist überall schwah, nur zu

Winde.

meßbare Niederschläge ;

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bededckt heiter Nebel 5bedeckt bedeckt wolkig

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4) Gestern Regen.

In Deutschland ift

das Wetter ruhig, theilweise heiter und etwas kälter,

im westdeutschen

Binnenlaude, sowie im ofstpreußishen Küstengebiet

r rings leichter Frost, in Ungarn herrsht strenge e.

Deutsche Seewarte.

RERRESS O RES S R d D SSE E L E B E I S T S Lit 2 D Theater. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern-

haus. 24. Vorstellung.

Hänsel uud Gretel.

Müärchenfpiel in 3 Bildern von Engelbert Humper- dinckd. Text von Adelheid Wette. geseßt vom Ober-Regisseur Teßlaff. Dekorative

In Scene

Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. Diri- gent : Kapellmeister Weingartner. Phantasien im Bremer Nathskeller. Phan!aftishes Tanzbild, frei nach Wilbelm Lauf, von Emil Graeb. Musik von Adolf Steinmann. Dirigent: Musik- direktor Steinmann. Anfang 7#§ Uhr.

Schauspielhaus. 2%. Vorstellung. Zum erften Male: Die krauke Zeit. Lustspiel in 4 Aufzügen ton Richard Skowronnek. In: Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 25. O E Der Evangelimaun. Musikalis{es Schauspiel in 2 Aufzügen, nah einer von. Dr, Leopold Florian Meißner erzählten wahren Begebenheit, von Wilhelm Kienzl. Anfang 8 Ubr.

Schauspielhaus. 26. Vorstellung. Die kranke Zeit. Lustspiel in 4 Aufzügen von Richard Skowronnek. Anfang 7F Uhr.

Deuisches Thegter. Geyer. Anfang 7ck Uhr.

Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Die Weber. Abends 7 Ubr: Lebenswende.

Montag: Romeo und Julia.

Sonnabend: Florian

Sonnabend: König

Berliner Theater. Heinrich. Anfang 7F Uhr.

Sonntag, Nachmittags 2x Ubr: Abends 74 Ubr: König Heinrich.

Montag, Nachmittags 3 Uhr: Festvorstellung. Bernhard von Weimar. Hohenzoklern. Abends 74 Uhr: König Heinrich.

Lessing-Theater. Sonnabend: Gukerl. Anfana 7# Uhr.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: - Zu volksthüm- lichen Preisen: Der Compaguon. Abends 7} Uhr: Untreue. Fräulein Wittwe.

Montag: Comtesse Guekerl.

Residenz - Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Hals über Kopf. Schwank in 3 Akten von Alexandre Bifson, Paul Block. rang Plauderei von Pau

K

Sonntag und folgende Tage: Hals über Kopf

Ju doppelter Bekehrung.

Friedrich - Wilhelmstädtifches Theater. t E 25—26,

Fedora.

Comtesse

Sonnabend: Kostümen, Dekorationen und Hungerleider. Auéftattungs-Komödie mit Gefang und Ballet in 10 Bildern von Julius Keller. und

Louis Herrmann, mit theilweiser Benußung - einer

Idee des Mark Twain. Musik von. Louis Roth.

In Scene geseßt von Julius Fritsche. - Dirigent :

Herr Kapellmeister Winné.: Anfang 74 Uhr. Sonntag: Der Hungerleider.

deuts „von ; Vorher : Cr doppelter VBe- Linsemann. Anfang.

Mit - großartiger Ausstattung an Reqguisiten: Der:

Ueues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5.

Sonnabend: Gastspiel des Herrn Franz Tewele vom K. u. K. priv. Carl-Theater in Wien. Der

err Direktor (Monsieur le Directeur). ustspiel in 3 Akten von Alexandre Bisson und

abrice Carré. Deutsch von Ferdinand Groß.

n Scene geseßt von Siegmund Lautenburg. Anfang 7# Ubr.

Sonntag: Der Herr Direktor.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen : Der Nabenvater.

Montag: Der Herr Dircktor.

Dienstag: Der Herr Direktor.

Theater Unter den Linden. Direktion: h Frißshe. Sonnabend: Großer Masken-

all,

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen : Der Zigeunerbaron. Abends 77 Uhr: König Chilperich. Großartige Ausstattung an Kostümen, Dekorationen. Glänzende Ballets.

Adolph Ernst-Theater. Sonnabekd: Frau Lohengrin. Gesangsposse in 3 Akten, nah dem

ranzöjishen bearbeitet von Ed. Jacobson und

. Mannstädt. Kuplets von Gust. Görs. Mußk von Gust. Steffens. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Pentral-Theater. Alte Jakobstrañe Nr. 30 Sonnabend: Eine tolle Nacht. Große Aus83- MattungpoiE mit Gesang und Tanz ia 5 Bildern von Wikh. Mannstädt und Julius Freund. - Musik von Julius -Einödshofer. In Scene geseßt vom Direktor Richard Sul. Die Tanz-Arrangements vom Balletmeister Gundla&. Anfang 7} Uhr. Sonntag: Eine tolle Nacht.

Konzerte.

Konzert-Haus. Karl Meyder - Konzert.

Sonnabend: Operetten- und Walzer-Abend. Dienstag, den 18. Februar: Fastnachts - Ball. Billets im Bureau des Hauses.

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Sonnabend, Anfang 7# Uhr: Klavier-Abend (eigene Kom- positionen) von Alex. Scriabin aus Moskau.

Pirkus Renz. Karlstraße. Sonnabend, Abends 74. Uhr: Parade - Gala - Vorstellung. Ein Künstlerfest. Luxus - Ausstattungs - Sonne in: 2'Abtheilungen vom Großherzoglichen Hof-Ballet- meister A. Siems, auf das Glänzendste insceniert vom Direktor Fr. Renz. A neu! Die gigantischeFenersäule. Außerdem: Auftreten von nur Künstler-Spezialitäten allerersten Ranges, Vor-

führen der berühmten Original-Dressuren des Dis rektors Fr. Renz. i

Sonntag: S Vorstellungen: Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren frei): 1870/71. Ubends 7# Uhr: Ein Küustler- fest. Die gigantische Feuersäule.

Familien-Nachrichten,

64439] l Am 23. d. M., Nachmittags §2 Uhr, starb der Königliche Oberst-Lieutenant und Abtheilungs- Chef im Kriegs-Ministerium, Nitter mehrerer Orden, Hexr Karl vou Ekensteen.

Ein selten liébenswürdiger Mann, cin hervorragend tüchtiger, bewährter Offizier ist mit dem Dahin- geshiedenen von uns gegangen. Schon in jungen Jahren durch Muth und Entschlossenheit vor dem Feinde ausgezeichnet, führte ihn eine {nelle und alücklihe militärishe Laufbahn in das Kriegs- Ministerium, dem er in verschiedenen Stellungen, züleyt zwei Jahre als Chef der Pensions-Abtheilung, angehörte. Die reihen Gaben seines Geistes, feine Herzensgüte, sein ritterliher Charakter, die Freund- lihkeit seines Wesens haben ihm alle Zeit die Zu- neigung und De eotung seiner Kameraden, die be- sondere Werthshäßung seiner Vorgeseßten gesichert. Bis zum leßten Athemzuge hat er seinem Könige und Kriegsherrn die Treue in der Pfliht bewahrt. Ehre seinem Andenken !

Berlin, den 24. Januar 18396.

Der Kriegs-Minifter. Bronfart von Schellendorf f.

Verlobt: Gräfin Thomazine Wachtmeister mit Hrn. Hauptmann a. D. Grafen Wilhelm ckhlippenbah (Bassendors—Schönermark).

Geboren: Eine Towcwter: Hrn. Divisions- Bera Runge (Wiesbaden). Hrn. Dr. Alfred Mengers (Berlin).

Gestorben: Herr Kommissions-Rath Julius Mantel (Charlottenburg). Hr. Geheimer Sanitäts- Rath Dr. Julius Meyer (Berlin). Hr. Bau- rath a. D. Gustav Foelshe (Köntgóberg i. Pr). Fr. Oberst-Lieutenant Anna von Oheimb, ge von Poser-Nädliy (Eisdorf). Verw. Fr. Auguste Friederike Wilhelmine von Prittwiß und Gaffron aus dem Hause Omechhau, geb. von Dewiy (Breslau).

Verantwortliher Redakteur: Siemenroth in Berlin. i Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Bu Anstalt Berlin O Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage).

ruckerei und Verlag8-

N 22.

Deutscher Reichstag. 22. Sizung vom 23. Januar, 1 Uhr.

Tagesordnung : Fortseßung der Mera ing des NReichs- haushalts:-Etats, und zwar des Etats der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung beim Titel: „Unter- beamte“.

Ueber den Anfang der Sißzung wurde in der gestrigen Nummer des Blattes berichtet.

Nach dem Abg. Jskraut (Reform-P.) nimmt das Wort

Geheimer Ober-Postrath Wittko: Ih muß ganz entschieden dagegen protestieren, daß die Post-Unterbeamten überbürdet seien. Es wird von seiten der Amtsvorsteher und der die Aufsicht führenden Organe dafür gesorgt, daß die Arbeitsleistungen der Unterbeamten sih in richtigen Grenzen halten. Beweis hierfür ift die Vermehrung der etatömäßigen und die Verminderung der nicht etatsmäßigen Stellen der Unterbeamten in den leßten sechs Jahren. Für 1896 stellt sich die Zahl der etatsmäßigen Stellen auf 43 778 69,62 9/9 der Gesammtzahl und die Zahl der niht etatsmäßigen Stellen auf 19 101 30,38% der Gesamntzahl. In diesen 6 Jahren hat ih die Zahl tec etatëmäßigen Stellen von 61,09 auf 69,62 9/9 ver- mehrt und die. Zahl der niht etatsmäßigen Stellen von 38,91 auf 30,38 9/6 vermindert. Es sind jedes Jahr ca. 2200 neue etats- mäßige Stellen geschaffen worden. Die Gesammtzahl der Unterbeamten hat n in demselben Zeitraum von 958 114 auf 70879 vermehrt. Das System der Gratifikationen b-\steht bei der Postverwaltung wie bei den anderen Verwaltungen. In allen Verwaltungen wird die Grati- fifation ungefähr nah einem gleihen Durchshnittssaß im Ver- hältniß zum MRemunerationsfonds bemessen, wobei natürlih die älteren Beamten mehr berücksichtigt werden als die jüngeren. Jm abgelaufenen Etatsjahr haben aus dem MNemunerationsfonds 48 000 Personen Unterstüßungen und Gratifikationen erhalten, und davon 32 000 Unterbeamte! Der Abg. Iskraut hat wiederholt von „himmelschreienden“ Mißständen in unserer Verwaltung hinsichtlich. der Sonntagsruhe der Unterbeamten gesprohen und seiner Beschwerde einen Ort an der Weser zu Grunde gelegt, aber nicht einmal die Güte gehabt, diesen Ort zu nennen. Wir Éönnen deswegen diese Aus- führungen nur als allgemeine ansehen. Wenn aber der Herr Ab- eordnete auch noch davon gesprochen hat, daß von den höheren

erwaltungsbeamten diese Angelegenheit mit Hochmuth behandelt

werde, so muß ih dem auf das entschiedenste widersprechen. Diese Le © id werden von uns mit abfolutem Wohlwollen be- andelt. :

Abg. von Jazdzewski (Pole) kommt auf den Verein zur Vertheidigung des Deutschthums in den Ostmarken zurück; der Unter- Staatssekretär habe erklärt, daß die Beamten in politishen Dingen eine gewisse Zurückhaltung beahten müssen. Abg. Hammacher habe seine Ausführungen a1s unberechtigt zurückgewiesen. Beamten garnicht verbieten, sich an Vereinen zu betheiligen, welche berechtigte Interessen verfolgen. Der angeführte Verein habe be- rehtigte Interessen verfolgen wollen, aber seine Thätigkeit habe zu Unzuträglichkeiten und zu einer Verleßung der Interessen anderer geführt. Deshalb müsse er namens seiner Landsleute Verwahrung da- gegen einlegen, daß die Beamten sih an einem solchen Verein be- theiligen, der zu einem Boykott gegen polnishe Gewerbetreibende und zu einem- s{hädigenden Denunziantenthum geführt habe.

Staatssekretär Dr. von Stephan:

Meine Herren! Sie werden ja nicht erwarten, daß die Post- verwaltung als folhe sich in diese lis uxoria zwischen dem deutschen Verein und den polnishen Herren Vertretern einmischen oder sich darauf einlassen soll. Wenn der Herr Abg. Dr. von Jazdzewski vorhin gesagt hat, er habe durch seine Anregung kei der neulichen Etatsposition im Reichshaushalt seine Absicht erreiht, dann, glaube ih, könnte er auch zufrieden sein, und es bedurfte einer nochmaligen Anregung tieser, wie ih glaube, bereits überstandenen Sache hier niht. Ich muß jedoch noch eins feststellen. Das hat der verehrte Herr Abgeordnete richtig gesagt, daß wir bisher von dem Verein bei unseren Postbeamten sehr wenig wahrgenommen haben und daß der Herr Unter-Staatssekretär Dr. Fischer bei der neulihen Berathung ge- sagt hat, er müsse eine gewisse Zurückhaltung erwarten gegenüber prononcie:ten politishen Vereinen von feiten der Beamten bezüglich ihres Beitritts oder Nichtbeitritts, ohne daß- ihr politisches Selbstbestimmungsrecht dabei in Zweifel gezogen war. Damit wird auch ter Herr Abgeordnete wohl einverstanden sein. Also: richtig war das Zitat, aber es war nicht vollständig; es ift nicht er- wähnt: wo1den jedenfalls infolge eines Versehens von seiten des verehrten Herrn Nedners daß der Unter-Staatssekretär noch folgenden wichtigen Zusaß gemacht hat, also: :

Zurückhaltung ist geboten gegenüber Vereinen, die prononcierte Parteizwecke verfolgen ; allein wir sind der Meinung, fo lange nicht wirklich die von Herrn Dr. von Jazdzewski bis jeßt nur befürchteten Uebelstände sich ergeben haben, daß wir es

also in den cinzelnen Fällen dem Takt des einzelnen Beamten überlassen können, wie weit er fh diese Zurückhaltung in dem hier vorliegenden Fall auf- zuerlegen hat.

Es wird also, wenn eine Taktlosigkeit nah dieser Nichtung oder ein Mangel an Zurückhaltung sichtbar würde, die vorgeseßte Behörde, die Ober-Postdirektion, dem betreffenden Beamten wohl. die Eröffnung machen können, und damit, glaube ih, werden wir wohl die Sache als. erledigt ansehen.

_- Abg. Dr. Paasche (ul.): Im Namen des Herrn Hammacher erkläre ih, daß derselbe nichts von seinen damaligen Aeußerungen zurück- zunehmen hat. JIch würde mir eine Nüge des Präfidenten zuziehen, wenn ich ausführliß den Verein in den Ostmarken vertheidigen wollte: Jh finde die Stellungnahme des Herrn Staatssekretärs vollständig berechtigt. Der Verein hat geradezu Beschwerde darüber geführt, daß Postbeamten polnisher Nationalität Briefsendungen, die durch Aufdruck als Sendungen dieses Vereins bezeihnet waren, nit richtig bestellt haben.

Abg. Iskraut (Reform-P.): Der Vertreter der verbündeten Re- ierungen hat die von mir vorgebrachten Thatsachen in keiner Weise ent- räftet. Vielleicht hat er darauf verzichtet, weil der Präsident ja erklärt hat,

daß ich mich auherhalb der Geschäftsordnung bewegte. “Die Ver- mehrung der Beamtenstellen hat durchaus iod nit zur Entlastung derselben geführt.

Abg. Bebel (Soz.) bleibt dabei, daß die Vermehrung der Beamtenstellen durhaus noch nit eine Entlastung der Beamten zur Folge habe. Die lange Arbeitszeit am Sonntag beweise, daß die Zahl der Beamten niht ausreiche,- die Arbeiten in der Wote zu bewöltigen. Jch habe darauf hingewiesen, fährt Redner fort, daß dauernd Beamte Verrichtungen erfüllen müssen, für die sie niht angestellt sind. Das beweist einen Mangel an Beamten. Die

Er wolle den.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger. |

Berlin, Freitag, den 24. Januar

Gratifikationen bestehen allerdings nit nur im Post-Etat, sondern auch in anderen Etats. Aber besser wäre es, dieselben überall abzu- [en da fie durchaus nicht nothwendig sind. Redner bemängelt erner, daß die Unterbeamten fpäter als die anderen Beamten, erst nah 20—24 Jahren , unkündbar angestellt werden. Eine zwölf- jährige Dienstzeit, ehe ein Beamter etatsmäßig wird, reihe do aus, die Zuverlässigkeit des Mannes zu prüfen. Daß dazu 20 oder 24 Jahre nothwendig sein sollen, könne nur einem ungerechtfertigten Mißtrauen entspringen.

Staatssekretär Dr. von Stephan:

Meine Herren! Der Herr Abg. Bebel hat eben erwähnt, daß der Post-Etat mit besonderem Interesse und mit besonderer Genauig- keit mit allen seinen Titeln hier im Hause vorgenommen würde, weil der Etat ganz allgemeine Interessen für die ganze Nation bis in die kleinsten Kreise hinein, in Stadt und Land und auch über die Grenzen hinaus, berührt. In Frankreich wird der Post-Etat auch ziemlih genau durhgenommen, abweichend von anderen großen Ländern, Oesterreich, England, Jtalien u. \. w.; und da habe ih mir neulich aus der legten Verhandlung des Budgets der Post aus dem französishen Be- riht folgende Aeußerung notiert : :

Le budget des postes est le budget le plus électoral. Das mag eine französishe Anschauung sein; hier natürlich kann ih dem Herrn Abgeordneten, wenn er es sagt, nur glauben, daß es ledig- lih die sahlichen Interessen sind, welche die ganze Nation bei diesem mächtigen Verkehrsinstitut berühren, wegen deren die Etatsberathung folhe Ausführlichkeit in Anspruch nimmt.

Was dann den Punkt wegen der Anstellung der beamten betrifft, so war der Sah, den der Herr Abg. Bebel anführte, vollkommen richtig, daß es natürliß nicht angeht, einen Beamten oder Unterbeamten fest anzustellen, ehe man sich genau von seiner Eignung für den Dienst, von seinen Charaftereigenshaften, von seinem Verhalten, auch von seinen pekuniären Verhältnissen unterrichtet hat. Nun möchte i er- wähnen, was er niht gesagt hat, daß im vorigen Jahr bereits eine erheblihe Verkürzung dieser, ih will mal sagen, Waritefrist statt- gefunden hat. Es bestand früher eine Frist von 30 Jahren einschließ- lih der Vorbereitungs- und Hilfszeit also 20 Jahre war die Zeit nach wirkliher Anstellung. Diese Zeit ist herabgeseßt worden auf 12 Jahre, das ist doch {on ein ganz erhebliher Schritt vorwärts. Es gehört allerdings nah unserer Erfahrung eine längere Zeit dazu, ehe man bei der großen Verantwortlichkeit, die mit dem Postdienst wegen der Sicherheit der Sendungen verbunden ist, dazu übergehen kann, eine proviforische Anstellung in eine definitive umzuwandeln. Deshalb müssen wir einen längeren Zeitraum in Anspru nehmen; und es fommt endlich in Betracht, daß auch die Abkürzung der Zeit nur nach Maßgabe der vorhandenen Stellen erfolgen fann. Nun können Sie ja sagen: warum vermehren Sie nicht die Stellen? Das hat aber {hon der Herr Kommissarius vorher bewiesen, wie ih meine, mit durchs{lagenden Zahlen daß eine außerordent- lie Vermehrung der Stellen bereits stärker als in jedem anderen Nessort stattgefunden hat, und natürlich muß ih die Zeit der defini- tiven Anstellung danah rihten ih glaube, das wird wohl dem Herrn Abgeordneten in Bezug auf seine Anfrage genügen.

Was die Gratifikationen betrifft, so möchte ih nur darauf auf- merksam machen, daß ein Antrag in früheren Jahren {hon wiederholt gestellt ist auf Beseitigung des sogenannten Gratifikationswesens. Es ist das ja kein rihtiger Ausdru, es sind das Unterstüßungs- und Beloh- nungsfonds für Krankheitsfälle, unvorhergesehene Ereignisse: weit mehr Fonds zu Unterstüßungen, als zur Belohnung extraordinärer Dienste, wie wenn jemand z. B. zwei Stellen zu versehen hat. Da- gewesen ist ein solher Antrag {hon wiederholt und zwar, wenn ih mich recht erinnere, im preußischen Abgeordnetenhause, aber auhim Reichs- tag wurde er jedesmal in Uebereinstimmung mit allen Regierungen abgelehnt, weil folche Fonds für eine große Verwaltung unentbehrlih find, wie sie ja auch in jedem Privatgeschäft existieren.

Abg. von Jazdzewski (Pole): Wir verlangen nihts weiter als gleiches Licht und gleihen Schatten. Den polnischen Beamten wird verboten, fih an politischen Vereinen zu betheiligen, sogar an Wohlthätigkeits- und Fachvereinen, welhe nur polnische Mitglieder umfassen. Da haben wir doch das Recht zu verlangen, daß die Behörden den Beamten verbieten, Vereinen beizutreten, welhe so gehässige Tendenzen verfolgen. Wir wollen den Frieden.

Abg. Dr.Paa | he (nl.) protestiert dagegen, daß der genannte Verein gehässige Ziele verfolge. Solche Vorwürfe seien niht dazu geeignet, den Frieden zu fördern.

Der Titel wird darauf bewilligt.

Bei dem Titel: Do L gg bemerkt

Abg. Werner (Reform-P.): Der Tarif des Wohnungsgeld- Zuschusses is seit zehn Jahren unverändert geblieben; einzelne Orte verdienen in eine höhere Klasse geseßt zu werden. Die Wohnungsgeld-Zuschüsse für Berlin und Hamburg reichen z. B. bei weitem nicht aus, um eine anständige Wohnung zu miethen.

Staatssekretär Dr. von Stephan:

Bei der von dem Herrn Abgeordneten erörterten Frage ift die Postverwaltung völlig unbetheiligt. Das wird, wie Ihnen bekannt fein dürfte, durch Beschluß des Bundesraths festgestellt, und diesen Beschluß haben wir nur auszuführen. Jh bin. also niht in der Lage, im nächsten Etat einen höheren Wohnungsgeldzushuß einzu-

seten. : Auf die materielle Seite der Frage gehe ih aus demselben

Grunde nicht ein. Aba. Werner: Dann hoffe ih, daß der Bundesrath stich der Sache annimmt.

Zum Titel „Stellenzulagen“ beantragt

Abg. Werner (Reform-P.: „DieStellenzulagen im nächsten Jahre abzushaffen und die dadurch verfügbar gewordene Summe zu Nacht- dienstentschädigungen an Beamte und Unterbeamte zu verwenden.“ Bei der Vertheilung der Zulagen, führt Redner aus, bekommen meist die Bureaubeamten das Meiste, weil fle als die rechten Hände der Vorsteher betrahtet werden. Die Schalterbeamten, welche eine freie Vere a O haben, kommen dabei s{chlecht weg. Man sollte lieber wie in Oesterreich Zulagen für den besonders nad ey aran Nachtdienst bezahlen. Fre die Nachtdienst thuenden Beamten find meistens nicht einmal Ruhelager vorhanden. Ja, es werden Beamte, die liegend getroffen werden, bestraft. Die anstrengend arbeitenden Unterbeamten

Unter-

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werden karg bedaht mit den Stellenzulagen, die Ober- « Mindestens sollte M künftig frei s Ctttccuai Ca

Staatssekretär Dr. von Stephan:

Der Herr Vorredner hat im Eingange seiner Ausführungen durchaus richtig gesagt, daß das ganze System der Stellenzulagen der Postverwaltung nicht sympathisch gewesen ift, und zwar einerseits auf Grund logischer Erwägungen, andererseits auf Grund von Erfah- rungen, die die Postverwaltung mit einem ähnlichen System gemacht hatte, das bis 1871 in Form von Lokalzulagen man nannte sie auch Ortszulagen bei ihr bestand. Es sind dabei die bekannten Uebelstände des Neides, der Mißgunst und der sittlihen Shwächhe derjenigen, die nit berüdcksihtigt wurden, zu Tage- getreten ; das hätte ih gerne vermieden gesehen, zumal durch derartige Ausführungen, wie wir fie eben gehört haben, fortwährend geschürt wird. Natürlich reizt es die Unterbeamten auf, wenn behauptet wird, die Oberbeamten bekämen vorzugsweise diese Stellenzulagen, und die Unterbeamten würden dabei zurückgeseßt.

Ich habe sodann dem Herrn Vorredner zu bemerken, daß wir lediglich nah den allgemeinen Grundsäßen verfahren, die in der dem Neichstag damals vorgelegten Denkschrift aufgestellt und vom hohen Hause genehmigt worden sind. JIrgend eine Ausnahme wird nicht gemacht.

Ich habe den Herrn Vorredner ferner darauf hinzuweisen, daß diese ganze Angelegenheit ebenfalls niht zum Etat der Postverwaltung gehört, sondern daß sie beim Etat der allgemeinen Finanzverwaltung zur Sprache zu bringen wäre, weil die Frage alle Ressorts betrifft.

Schließlih möchte ih noch auf den Gang, den die österreihishen Verhältnisse genommen haben, besonders aufmerksam machen. In Oesterreih sind die Beamten verhältnißmäßig s{lechter gestellt, als bei uns; dort bleiben, wie allgemein bekannt ist, die Beamten- besoldungen weit hinter den unserigen zurück. Außerdem findet bet uns und das scheint dec Herr Abgeordnete nicht gewußt zu haben ein Autgleih zwishen Tag- und Nachtdienst dadurch statt, daß die Nachtdienststunden bei der Aufstellung der Dienststundenpläne immer anderthalbfah gerechnet werden. Das darf man bei dieser Angelegen- heit Teinesfalls außer Acht lassen. Ih möchte überhaupt, so sehr ih für meinen Theil natürlich geneigt wäre, in die Abschaffung der Stellenzulagen für die Postverwaltung zu willigen, mich doch gegen das Prinzip erklären, das im Antrag des Herrn Abgeordneten auf- gestellt ist: nämlich die vershiedenen Dienstleistungen nah ihrer Qualität, ihren Anstrengungen, ihren Unbequemlichkeiten, ihre Verantwortlichkeit verschieden zu bezahlen sowie Tag- und Nachtdienst unter verschiedene Klassen zu bringen. Eine folhe Unterscheidung würde uns ungemein weit führen; denn es giebt eine große Anzahl von Dienstleistungen bei Tage, die erheblich angreifender und \s{chwieriger sind als die Dienstleistungen bei Naht. Gegen ein derartiges Prinzip müßte ih nach meiner Meinung jede Staatsverwaltung wehren. Da beneide ih eigentlih die Nahtwächter; die haben überhauvt nur Na(tdienst und es müßte, wenn man das von dem Herrn Abgeordneten befür- wortete Prinzip überall durhführen wollte, dann auch die Besoldung der Nachtwächter in allen Staaten erhöht werden. Also daß wir auf ein folhes System niht eingehen können, wird mir der Herr Abgeordnete wohl glauben.

Abg. Werner (Neform-P.): Für die Vertheilung der Stellen- zulagen mache ih den Staatssekretär niht veranzwortlih. Jch wollte nur nachweisen, daß die Stellenzulagen s{chädlich sind.

Der Antrag Werner wird gegen die Stimmen der Re- formpartei abgelehnt.

Bei den einmaligen Ausgaben bemerkt der Berichterstatter

Abg. Dr. Bürklin (nl.): Die Kommission befücwoortet die Annahme sämmtlicher Ausgaben ; bei 25 Titeln handelt es sih um weitere Raten. Die vierzehn Neuforderungen haben keinen Abstrih erfahren, weil die Forderungen sich als dringend nothwendig ergeben haben. Bezüglich der vorgelegten Pläne wurde anerkannt, daß dieselben im Innern und Aeußern jeden Meinanaen Luxus vermeiden, womit den Wünschen des Reichstags Rechnung getragen worden ist. Ueber die Herstel- lung von Dienstwohnungen werdên Normativbestimmungen vor- bereitet. Die Wohnungen follen nicht zu groß sein, damit die Be- amten nicht zu Ausgaben verleitet werden, die ihren Mitteln nicht entsprechen.

Abg. von Leipziger (d. kons.): Wir haben mit unserem Be- streben nah Sparsamkeit gegenüber den großen Anforderungen unter den einmaligen Ausgaben , deren Bewilligung uns für weitere zwölf Millionen verpflichtet, keinen Anklang gefunden und müfsen deshalb darauf verzichten, Anträge zu stellen.

Staatssekretär Dr. von Stephan:

Ich bin dem geehrten Herrn Vorredner sehr dankbar für die Erklärung, die er namens der Herren von der Rechten abgegeben hat, daß sie bei der Berathung im Plenum den Versuch nit erneuern werden, Abstrihe gegenüber den mit großer Majorität gefaßten Be- \{chlüssen der Budgetkommission hier anzuregen.

Was dann die Zahlen betrifft, die er zuleßt angegeben hat, und die vielleiht geeignet sind, einen gewissen Eindruck hervorzurufen, so möchte ih mir die Bemerkung erlauben, daß diese Summe von 7 bis 10 Millionen, die nachher zu bewilligen sein würden, sih auf eine Anzahl von Jahren vertheilt, (sehr wahr!) und daß sie jedenfalls lange nit den Betrag erreicht, der bisher für die Zwecke des Post- bauwefens hat aufgewendet werden müssen. Die Summe, die in diesem Jahre in Anspruch genommen werden muß, bleibt, wie von dem Herrn Referenten bereits angeführt worden is, erheblih hinter den Forderungen der früheren Jahre zurück. Jch habe in der Budgetkommission die Ehre gehabt, den Herren die Zahlen vorzu- führen, wona in früheren Jahren im Extraordinarium der Baufonds bei der Post 3,27% der Gesammteinnahme ausmachte. Das war immer noch kein sehr bedeutender Betrag. Meine Herren, in diesem Jahre beträgt aber der Prozentsay nur 2,28 %; das if also erhebliß weniger. Ih habe auch neulid hier die Ghre gehabt, dem hohen Hause mitzutheilen, daß wir wviel- [leiht bis auf 30 Bauten noch im ganzen deutshen Reichs- fertig sind; dann wird binnen kurzem eine 30jährige Bauthätigkeit abges{lossen sein, die manchimal fieberhaft sein mußte, wenn wir