1896 / 24 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Jan 1896 18:00:01 GMT) scan diff

wie ein Pöuee Na(hklang aus st vergangenen Jahr- i uh die Tomalerei follte bei uns, angeregt durch die Stiftung eincs m ursiiGen Edelmanns, ihre Auferstehung feiern. Von jugendlicher Meisterhand entsteht so ein Cyclus inter- effsanter Werke, zunächst in dem Saal des Architektenhauses, dann in der reizvollen Diele des Pildesheimer Rathhauses und, soeben vollendet, in dem Treppenhaus des Museums zu Breslau. Wenn dieser Art be- währter Technik auh nit die berückende Gluth anderer moderner Mal- mittel zur Seite stebt, fo hat sie doch ihren eigenartigen Neiz in dem barmonischen Zusammenklang mit der arcitektonishen Farben ebung eines Raums. Aus den noch frishen Eindrücken unserer Heeres- erfolge thut si der Malerei ein anderes eigenartiges Schaffensfeld in der Panorama-Malerei ae Sehen wollte die Menge die blut- etränkte Wahlstatt mit ihren todesmuthigen Kämpfern, wollte fis durhschauern lassen von den Schrecken des Todes und erderbens. So werden die Schlachten von St. Privat, Sedan, Mars la Tour, Mont Valérien 2c. vorgeführt. Man Hat diesen Arbeiten, gemalt für einen vorübergehenden ete häufig die volle Werths{äßung nicht gezollt, und doch zeigen sie ein fo großes Maß von fünstlerishem Können, eine folhe Virtuosität der Mache, daß wir das hohe Interesse verstehen können, welches die Menge ihnen entgegengebraht hat. M I genas für die Malerei wurde die Wiederbelebung der Mofaiktechnik. Lange war diese fo edle, für die Anwendung im Aeußern allein haltbare Technik vergessen. Die Uebung, welhe in ibr in früheren Jahrhunderten vorhanden war, fristeee nur ein fkümmer- lihes Dasein in den bescheidenen Werkstätten Murano's bei Venedig, Einem venezianishen Rechtspraktikanten, dem Dr. Salviati, war es vorbehalten, die noch vorhandenen Kräfte zu sammeln und mit glänzendem Erfolge die alte Technik wieder ins Leben zu rufen. Jhrer großen Kostbarkeit wegen konnte leider nur selten von ihr Gebrauch emacht werden ; hier zuerst an dem Pringsheim’s{en Hause in der ilhelmstraße, an der Façade des Gewerbe-Muscums und in der Vorhalle des Völker-Museums. Besonders aber hat die Siegessäule durch sie ihren farbenglänzenden Shmuck erhalten. Zu bedauern bleibt nur, daß bei diesem Werk die gekrümmte Fläche und die Säulen die shöône Komposition des siegathmenden Bildes nicht zur vollen Wirkung gelangen E

_Jenen eistungen in der Wandmalerei nahestehend sind die groß? artigen Repräfentationsbilder, die uns beispielsweise die Kaiser- krönung zu Versailles, den Berliner Kongreß, die Thronbesteigung Kaiser Wilhelm's 11. vorführen. Jn ihrer Art hohbcdeutende künstle- rische Leistungen, haben sie das große Verdienst, kostbare Dokumente für die Nachwelt zu sein: dur die gewissenhafte Wiedergabe des historischen Vorganges, durch die feine Charakteristik der Per- fönlihkeiten und die frappante Aehnlichkeit des Porträts. Aber auch die Tafelmalerei erfährt in diesen Zeiten einen ungeahnten Aufschwung. Der Milliardensegen hat leihtflüssig das Geld gemaht. Der \chnell angewachsene Reichthum hat das Luxusbedürfniß ge}teigert; die immer großartiger auftretenden öffentlihen und privaten Aus- stellungen haben das Kunstverständniß gefördert und zuglei die Kauflust angeregt; mit der vergrößerten Nachfrage ift auch das Angebot gewachsen. Aber auch die Schattenseiten des Lichtbildes sind niht ausgeblieben. Eine Menge oft nicht ganz berufener Kräfte sind hierfür wachgerufen. Troß der Anstrengungen für diese alljährlich wiederkehrenden Schaustellungen und troß des Beiwerks, welches ihnen leider beigefügt worden ist, bleibt die Kauflust weit hinter der Fülle des Gebotenen zurück. Die UVeberproduktion maht sich in Verstimmungen nah viel- fachen Richtungen Luft. Dennoch darf die stets zunehmende Frequenz und die _ebenfo sich s\teigernden Verkaufserträge als ein erfreulihes Zeichen angesehen werden. Als eine ganz überraschende und die gesammte Malerzunft auf das tiefste erregende Grscheinung tritt einem Gewittersturm glei jene Bewegung zur Hell- und Freilihtmalerei, zum Jmpressionalismus, auf. Grund- fäßlich brechend mit den alten Traditionen, geyaart mit dem Suchen nah überrashenden außergewöhnlihen Lichtwirkungen , zugleich mit dem Anspruch, frappierende augenblicklihe Eindrücke, \kizzen- haft auf die Leinwand geworfen, als fertige Kunstwerke be- trachten zu dürfen; dazu das Bestreben, die sensationellsten Motive mit Vorliebe aus den Scattenseiten des menschlichen Daseins zu wählen, oft gerade das Häßliche zu suchen, forderte zu \{ärfster Abwehr die ältere Tradition heraus. Im Fluge bemächtigt sich diese auffällige Bewegung der sämmtlichen Kunfststätten; heftig entbrennt der Kampf der Gemüther, Es bilden sih Sezessionen. Aber erst wenige Jahre sind verflossen, und {on beginnt diese Er- scheinung sih abzuklären, es sondert sih die Spreu vom Weizen. Wie faft immer aus solchem geistigen Ringen, dürfen wir auch von ihm erwarten, daß es anregend und einem Gewitterregen glei befruchtend und nußbringend für das gesammte Kunstleben sein werde. Unsere Kunst- ausftellungen bieten für alle folhe Bestrebungen ohnehin den besten Tummelplaß; wer Sieger bleiben wird, entscheidet {ließlich der gesunde Instinkt der Menge und nicht in leßter Linie au der Käufer.

Es erübrigt uns no, au der vierten, so verwöhnten Schwester- kunst, der Musik, u gedenken. Haben, fo fragen wir, au hier unsere Kriegserfolge, wie zur Zeit. der Befreiungskriege, jene Kampfes- und Siegesgesänge hervorgebraht, wie fie heute noch Ult und Jung mit Begeisterung singen? Wir dürfen diese Frage mit einem dreiften „Nein“ beantworten. Die populärsten von ihnen, „Die Wacht am Rhein“ und „Deutschland, Deutschland über alles“, waren lange vor dem Kriege bekannt. Der Siegeslauf war eben zu \hnell, das Kriegselend in der Heimath nicht wie damals auf das {werte empfunden, wo aus der verzweifelnden oder rachedürstenden Volksseele heraus folche Lieder geboren wurden. Auch die gewaltigen Musik- dramen des modernen Reorganisators der deutschen Oper, über die der Parteien Streit neh immer erregende Worte wechselt, und die, wer will dies bestreiten, eht deutshem Empfinden entsprungen, fast ausnahmslos nur deutshe Stoffe und Stimmungen zur- Aussprache bringen, auch sie haben ihre Gntstehung zum größten Theil vor der deutschen Erhebung gefunden; ihr wirklicher Erfolg und ihre unvergleichlihe Aus- breitung im Auslande i erst dur “die deutshen Siege ermöglicht worden. Der Kunsttempel in der alten bayrischen Stadt Bayreuth „ist ebenso ers nach dem Frieden errichtet worden. Das glänzendste Zeugniß ihres musikalischen Werthes, den sie im Kampf der Geister errungen Vat Ihr das sonst \o revanchedürstende Paris gegeben, weles troß allen Widerstrebens mit Jubel ihr endlih die Thore geöffnet hat. Andere große deutsche Meister, die in dem Nahmen unserer Altmeister fortwirkten und in ihrem Geiste Neues \hufen, haben den Triumph der ernsten, würdevollen deutshen Tonkunst behauptet, ohne an ihren Grundvesten und Pfeilern zu rütreln. Von einem ihrer mactvollsten Vertreter hat die Musikliteratur ein Werk erhalten, das direkt Bezug auf Deutschlands große Zeit nimmt und als Triumphlied die Summe der Errungenschaften des Krieges und des Friedens zieht. Der erste Theil dieses Werkes, für Kaiser Wilhelm geschrieben, wird den Beschluß der heutigen Feier bilden.

Aber noch einen anderen Gewinn hat die deutsche Tonkunst in den legten fünfundzwanzig Jahren errungen. Die frühere Zeit war troß unserer herrlihen Altmeister gewohnt, alles Heil musikalischer Erziehung jenseits der deutshen Grenze zu suchen; man pilgerte nach Italien, um die vollendete Gesangékunst und den Palestrina-Stil in der Sixtinischen Kapelle und anderen italienischen Musikvereinigungen u studieren. Für die dramatische Musik war fast aus\chließlih Paris und seine große Vper das Ziel. Man sah es als eine besondere Wohlthat ür den jungen Musiker an, wenn er nah dorthin seine Schritte lenken durfte. Mit tolz kann heute der deutshe Musiker sagen, daß er nicht außerhalb der Heimath zu suchen hat, was er auf vater- ländishem Boden besser findet. Die deutshe Musik hat allenthalben im deutschen Vaterland in Musik- und Meistershulen, Orchester- und Gesangvereinen und auf den Opernbühnen eine so reiche und liebevolle Pflege und überall so ausgebreitetes Verständniß gefunden, daß heutigen Tags der Ausländer, welcher seine musikalischen "Studien und Kenntnisse vervollständigen will , gern in Deutschland das Gastreht suht und nußbringende Belehrung und Anregung erhält. So erweist sich auch die Bedingung hoch-

iger deutscher Stiftec, - junge Tonkünstler außer Landes geben zu assen, als Éerattio nachthei ig r die Ausbildung der Begünstigten. ht fi doch gleichzeitig der Staat, immer mehr der forgfältigsten edürfnisse. gereys zu werden. dürfen wir mit vollem Reht behaupten, daß auch die deutsche Musik seit der Neubegründung des Deutschen Reichs einen vollberehtigten Aufschwung genommen at. So geht Hand in Hand mit der zunehmenden Bedeutung, die deutsches Wesen, deutsches Wort und Werk in der ganzen Welt sh zu erobern verstand, auch die deutsche Musik. Mit frohem Muth dürfen hiernach Kunst und Künstler in die Zukunft bliden. Schwer wohl lastet die Ungunst der Zeiten -auf Handel und Wandel, und unheimlih Wes rüttelt an den Grundvesten unserer fittlihen Ordnung, an taaï und Familie ein dämonischer Geist und sucht unseres Volkes Seele zu vergiften. Doc, getrosî nur! Noch waltet ungebrohen der alte ger- manishe Geist, dem die Vorschung als bestes Erbtheil gegeben den idealen Sinn, das nie wankende Pflibtgefühl und die unwandelbare Treue zu Gott, König und Vaterland. Sie haben uns zum Siege geführt über den alten verhaßten Erbfeind, sie werden uns auch sicher helfen, des inneren Feindes Herr zu werden. Und wir Künstler vor Allen, wir {ind berufen, dem idealen Empfinden unseres Volkes Ausdruck und Gestaltung zu geben, Pfadfinder zu sein für die Kultur alles Schönen und Edlen in Miner Seele. Nicht umsonst, niht rein zufällig ist der Adler Schild- und es unseres Hohenzollerngeschlechts. Gleih ihm, ih empor- chwingend in die höchsten Höhen der Lüfte und herabschauend auf das Niedrige und das alltäglihe Getriebe der Menschen, haben auh sie es verstanden, sich emporzuheben auf die \tolzeste Höhe menshlicher Macht und mens{hlicher Größe. Seien wir dankbar und stolz darauf, daß es uns beschieden ist, aus solhem Stamm und solher Art unsern jugendfrishen Kaiser in der ganzen Fülle Seiner Kraft und Seines Geistes zu sehen. Mit fester Hand ist Er gewohnt, das Steuer zu fassen, kühn und sicher durch die wogende, brandende See sein Segel zu führen, furchtlos einzutreten für Wahrheit und Recht, wenn es gilt, allüberall! Haben wir“ nicht leßzthin das Echo Seines mächtigen Wortes erlebt, wie es widerhallte durh die ganze politische Welt und grollend sich bra an Albions Küsten? Und was Gr der Kunst ist, wie warm Sein Herz für sie {chlägt, hat Er es nicht oft genug glänzend bewiesen? Was wir erlebt mit jenem sinnigen Feste im Schlosse zu Sanssouci und erst neulid, als es galt, unsern theuren Altmeister Menzel zu feiern, wie stolz waren wir auf die hochherzige und rührende Art, mit der nur ein folher Kaiser wie Wilhelm IT. versteht, einen verdienst- bollen, hobbetagten Künstler zu ehren. Dafür fei Jhm von dieser Stelle unser besonderer unauslös{chliher Dank gebraht, Ihm, unserm echten und rechten Allergnädigsten Protektor! So wollen wir aus dankerfülltem Herzen für Jhn, hochverehrte Festversammlung, des Himmels reisten Segen erflehen, und fo fordere ih Sie hiermit auf, einzustimmen mit mir in den Jubelruf : i „Unser erhabener König und Herr, unser Kaiser Wilhelm I1., Er lebe hoh!“

rfüllung aller S g

„Vom Kriege hinter der Front, 1870/71. *

Festrede zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät

des Kaisers und Königs, gehalten am 26. Januar 1896 in der

Aula der Technischen Hochschule zu Berlin von dem Rektor der Hochschule, Professor Müller-Breslau.

__ Hochgeehrte Festversammlung ! /

Im reichges{mückten Festraume unserer Hochschule hat heute die Liebe zum erhabenen Schirmherrn des theuren Vaterlandes uns zusammengeführt, das Geburtsfest des treuen Fürsten eines treuen Volkes zu begehen.

Mit unbegrenzter Verehrung und tiefstem Dankgefühl huldigen wir unserem mächtigen Kaiser und Könige, und des Himmels Segen erflehen wir für Sein Wirken. In Ihm erblicken wir den Führer, dem Treue bis in den Tod wir gelobten, der mit nie ermüdender Fürsorge auf das Wohl Seines Volkes bedacht ist und mit kräftigem Arm das heilige Erbe Seiner Väter hütet: unser so lang ersehntes Deutsches Reich!

Und erhöht wird die festlihe Stimmung des heutigen Tages dur die stolze Erinnerung an jenen Siegeszug ohne gleichen, der vor 25 Jahren die deutshen Stämme nah langer Trennung in treuer Waffenbrüderschast bis tief in das Herz von Frankrei führte, die feindlichen Heere in rühmlihem Kampfe bezwingend. „Mit Eisen geshmiedet, mit Blut gekittet“, so erwuchs das neue Neich aus jenem glorreichen Kriege, der noch den fernsten Geschlechtern ein leuhtendes Denkmal deutsher Tapferkeit sein wird, und zu dem der Vaterlandsfreund so gern die Gedanken zurücklenkt.

Auch mir sei es vergönnt, zu Ihnen in dieser Stunde von jenem denkwürdigen Kriege zu reden, doch niht von der tobenden Feld- lat und dem Angriff auf die wehrhafte Festung nein, Bilder vom Kriege hinter der Front, vom Kriege am Schienenwege will ih Ihnen entrollen ; erzählen will ih von der Thätigkeit jener Eisenbahn- Ingenieure und Pioniere, denen die {chwierige Aufgabe zugetheilt war, die vom Feinde zerstörten, rückwärtigen Verbindungen der weit vor- geshobenen deutschen Heere wiederherzustellen.

Zwar sind es nur Streiflichter, welhe der knappe Rahmen dieses Vortrages bieten kann; sie werden aber, so hoffe i, genugsam be- weisen, daß au an der Etappenstraße für Deutschlands Größe ge- wirkt und gekämpft wurde.

Die hervorragende Stellung, welche die Eisenbahnen im Kultur- leben unserer Zeit sih errungen haben, nchmen fie auch in der heu- tigen Kriegführung ein, und insbesondere stüßten ih im Deutsch- französischen Kriege die rückwärtigen Verbindungen unserer Heere bei dem Fehlen einer im Bau von Feldbahnen dur lange Friedensarbeit geshulten und gut ausgerüsteten Eisenbahntruppe vorzugsweise auf die bestehenden Eisenbahnlinien. Ihr gesicherter Betrieb war von der höchsten Wichtigkeit für die Verpflegung des Heeres, für die Nach- fendung von Munition, Waffen und Bekleidung, für den {nellen Vorschub ges{chlossener Truppentheile, für die Zurückbeförderung von Verwundeten, Kranken und Gefangenen.

Die einfache Pflicht der Selbsterhaltung gebot daher dcn Krieg- führenden, dem Feinde die Benußung des Schienenweges zu er-

weichenden Gegners.

Auf weiten Bahnstrecken war Brücke auf Brücke zerstört, stolze Viadukte lagen in Trümmern, Tunnels und Einschnitte waren „ges sprengt, und die nachgestürzten Bergmassen verlegten dem Sieger den Weg. Noch während der späteren Betriebsführung wurden sorgfältig versteckte geladene Erdminen entdeckt.

Auf der freien Strecke, nam: ntlih an weit von Ortschaften ent- fernten Stellen und in Wäldern waren die Schienen auf Längen von mehreren Kilometern beseitigt. Jn den Bahnhöfen fand \ich häufig keine Weiche mehr vor. Die Wasserstationen waren zerstört oder dur Entfernen der Schieber und Ventile und durch Verstopfung {wer zugängliber Nohrleitungen unbrauhbar gemacht.

Sodann gehörte die Vernichtung und gründliche Beschädigung der Eisentahnwagen und namentli der Lokomotiven zu den empfind- lidsten Störungen, welhe dem vordringenden Sieger bei der Jn- betriebsezung einer in seine Gewalt gegebenen Eisenbahnstrecke bereitet worden find: denn häufig war es ihm nicht möglich, die EONN Be- triebsmittel aus eigenen Beständen zu beschaffen, weil eine Festung den Zugang zu jener Strecke sperrte oder die Wiederherstellung einer größeren Brücke in einer Zufahrtslinie Wochen in Anspruch nahm.

Zu den technishen Schwierigkeiten aber, erhöht dur einen aus- nahmsweise statken Winter, traten die großen Gefahren, die den Bahnlinien durch die zahlreihen mobilen Kolonnen und Freischaaren der Franzosen erwuhsen.

, Selbst Truppenzüge waren vor den Angriffen der Freischaaren niht siher. So wurde am 23. Dezember ein Cifenbahnzug

mit dem 2. Bataillon des 72. Infanterie-Regiments, welches

schweren. Und mit großem Erfolg geschah dies seitens unseres zurück-

von Chaumont nach Nuits \ous Ravières befördert werden sollte, zum Entgleisen gebraht glücklicherweise ohne die Böschung hinabzustürzen und aus 160 m Entfernung von einem Kugelregen empfangen. Das aus Marine - Kanonieren, Mobilgarden und Franctireurs bestehende Streifkorps hatte sogar die Absicht gehabt, den Wg in die Luft zu sprengen; fast alle Leute trugen komprimierte ießbaumwolle im Tornister, ein Feuerwerker führte 30 Gramm Knallquecksilber bei sih. Nur dem Umstand, daß während einer Rast, die das Streifkorps in einer Ferme hielt, das Knallquelsilber infolge einer Unvorsichtigkeit erplodierte, war es zu danken, vaß sich die Franzosen mit der Entgleisung begnügten. Sie nahmen die Schienen auf und legten sie kunstgerecht wieder so bin, daß der Lokomotivführer die gestörte Stelle niht sehen konnte. Das preußische Bataillon ging sofort in langer Schüyenlinie zum Angriff vor, doch gelang es den Franzosen wie fast immer —, im dichten Walde zu entkommen, unter Zurüklassung von 7 Todten und 12 Gefangenen. Die benachbarte Gemeinde Orges wurde in eine Geldstrafe genommen, sie mußte den Wald in einem Abstand von 300m von der Bahn niederlegen, und hatte fortan 4 angesehene Männer zu tellen, welche die auf der Strecke Château-Vilain verkehrenden Züge auf deren Lokomotiven als Bürgen begleiten mußten. Dies etne Beispiel möge genügen, die Unsicherheit am Schienenwege zu kennzeichnen.

__ Mit der Niesenarbeit nun, ein weit verzweigtes Eisenbahnneßz inmitten einer dur ibre Regierung zu Thätlichkeiten aufgestachelten Bevölkerung hetriebsfähig zu machen, wurden 6 Feldeisenbahn-Ab- theilungen (9 preußische und 1 bayerische) betraut, über deren geringe Stärke die folgenden Ziffern des Kriegsverpflegungs-Etats Auskunst geben mögen.

An der Spitze jeder Abtheilung stand ein höherer Eisenbahn- techniker, unter ihm 4 höhere und 15 niedere Eisenbahn-Bau- und Betriebsbeamte. Zu jeder Abtheilung gehörte eine Eisenbahn- Kompagnie, bestehend aus 4 Offizieren (darunter nur ein Ingenieur- Offizier), 75 Pionieren, 100 zur Herstellung des Oberbaues bestimmten Hilfêmannschaften, zu den berufsmäßige Eisenbahnarbeiter gewählt wurden, und 10 Trainsoldaten. Die bayerische Abtheilung war etwas stärker und hatte durhweg Ingenieur. Offiziere bei der Truppe. Die Kompagnien waren in ihrem technischen Dienste den Abtheilungs- Chefs unterstellt.

Die Stärke der Cisenbahn-Kompagnien erwies \ich sehr bald als so wenig ausreichend, daß noch mebrere Sestungês-Pionier-Kompagnien, zuleßt 9, und 2 selbständige Pionier-Detachements zu Wiederherstellungs- arbeiten und zum Bau von Feldbahnen herangezogen werden mußten. Sie wurden in technisher Beziehung ebenfalls den Chefs der Feld- eisenbahn-Abtheilungen unterstellt. Diese Kompagnien konnten den Besazungen der deutschen Festungen entnommen werden, da keine der- selben zur Belagerung gelangte. Bei größeren Arbeiten wurden sranzösishe Werkleute mit herangezogen. Ihre Löhnung erhielten sie meistens von den zu Kontributionen verpflihteten Gemeinden.

Gleich bei Beginn des Feldzugs fiel den Feldeisenbabn-Abthei- lungen T und IV, unterstüßt von vier Festungs-Pionier-Kompagnien, die umfangreiche Aufgabe zu, die gegen 5 Meilen lange normalspurige Feldbahn von Rémilly nach Pont à Mousson zur Umgehung der Festung Mcy in sehr schwierigem Gelände auszuführen. Die Bahn, deren Herstellung bereits beshlossen und an der Hand der General- stabsfkarte vorbereitet worden war, als der Feind die ersten Nieder- lagen bei Spicheren, Weißenburg und Wörth erlitten hattè, über- schreitet zwei Flüsse, die Seille und die Mosel, und zwei Wasserscheiden , „deren tiefste Einsattlungen die Flußthäler um 60 m überragen. Am 14. August, am Tage der Swhlacht bei Colombey, erfolgte von Némilly aus die Absteckung der Linie, von deren Mühsamkeit die eine Angabe zeugen möge, daß die Ueberschreitung der hohen Wasserscheide zwischen den nur eine Meile entfernten Flußthälern der Seille und der Mosel in einem Gelände aufgefuht werden mußte, welches fast ganz von dichtem, unterholz- reihem Buchenwald bestanden war, und daß Aufnahmen und insbesondere Höhenmessungen von der Genauigkeit, wie sie die Tracierung einer Bahn verlangt, nit zu Gebote standen. Am 17. August trafen * die ersten größeren Trupps der aus der Gegend von Saarbrücken herbeigeholten Bergarbeiter, die des Krieges wegen feiern mußten, ein, und es fonnten nunmehr die Erdarbeiten kräftig in Angriff genommen werden. Troß des großen Utmnfangs dieser Arbeiten, troß der Schwierigkeiten, welhe die Ver- legung des Oberbaues bereitete, dessen Theile von verschiedenen Bahn- verwaltungen und Fabriken bezogen werden mußten und deshalb \{lecht zusammenpaßten, troßdem endlich zwei größere Brücken und zwei längere Viadukte zu erbauen waren, wurde bereits am 23. September der legte Schienennagel geshlagen und am 26. September die Bahn in Betrieb genommen.

Bringt man die Tage in Abzug, an denen ungewöhnlih starke Regengüsse zur Einstellung der Arbeiten zwangen, \o bleiben für die Ausführung des bedeutenden Werks nur 33 Tage übrig, eine ahtunggebietende Leistung und ein glänzender Anfang.

Mit dem weiteren Vordringen in Feindesland steigerten \ich die aus der unvolllommenen Ausrüstung der Feldeisenbahn-: Abtheilungen erwachsenden Schwierigkeiten. Besonders fühlbar wurde der Mangel vorbereiteter Bautheile für den Brückenbau.

Während heute die Leitungen aller größeren Heere um die Be- schaffung einfacher, zerlegbarer Brücken bemüht sind, die einen s{ne!llen Aufbau ohne feste Gerüste selb bei größeren Spannweiten gestatten, waren unfere Feldeisenbahn- Abtheilungen oft gezwungen, das Brücken- baumaterial in Feindesland, in großer Entfernung von der Baustelle zu suchen und auf vershneiten Waldwegen heranzuschaffen.

Die Franzosen waren etwas besser gerüstet, wenngleich auch bei ihnen von einer gründlihen Vorbereitung für den Brückenbau im Feindeéland nicht die Rede sein konnte. In Metz wurden ganze Eisen- bahnzüge mit Kunstrammen, Pfählen und Gitterträgern zur Her- stellung von Flußüberbrückungen erbeutet. Wie begehrt dieses Material war, beweist der kleine Handstreich, den der zur Zeit der UNebergabe von Met in Epinal weilende Chef der V. Feldeisenbahn- Abtheilung vollführte, indem er auf die Nachricht von dem großen Funde sofort nah Met eilt, cinen Zug von 20 AwWhfen mit Gitter- trägern und langen Baumstämmen aus dem überfüllten Bahnhofe bitte ob ot erst nahträglich Billigung dieser nothgedrungenen Selbst-

ilfe erbittet.

Ein trefflihcs Bild von der Umständlichkeit der Gewinnung der Bautheile bietet die Wiederherstellung der Moselbrücke bei Charmes, etwa 100 km von Meh in der Bahnlinie Nancy—Epinal. Die 17 m weiten Brükenöffnungen mußten freitragend überspannt werden, da ein Nammen von Pfählen in den s\teinigen Unter- grund auêgeschlossen war. Man entschied \sich für den Bau von Gitterträgern. Die größte Schwierigkeit machte die Beschaffung der 18 m langen, starken Gurtungshölzer. Einige fand man in Mey, in Nancy und in dem südlih von Epinal gelegenen Remiremont. Der größte Theil mußte in den 30 km von der Baustelle gelegenen Staatswaldungen von Rambervilliers geshlagen werden. Zu den Diagonalen wurden 2500 laufende Meter Eisenbahnshwellen ver- wendet. Die eisernen Hängestangen gewann man aus den Unter- gestellen der Wagen eines Eisenbahnzuges, den die Franzosen kurze Zeit vorher in Nomiremont in Brand gesteckt hatten.

Noch größer waren die Schwierigkeiten beim Bau einer Brücke über die Seine bei Montereau. Hier war éine gußeiserne Bogenbrücke gesprengt worden. Der gänzlihe Mangel an fräftigem Langholz verbot die freitragende Ueberspannung der 50 m weiten Oeffnung. Nur vereinzelte Eichen und {wache Fichten fanden sich in den bon französischen Freischaaren unsicher gemahten Waldungen Das Ein- rammen von Pfählen zwischen den stehen gebliebenen Pfeilern behufs Kürzung der Spannweite war unausführbar, weil die Beseitigung der tief in den s{chlammigen Untergrund wversunkenen Trümmer niht glückte. Es wurde deshalb die Erbauung einer neuen Pfahbljohbrücke 12 m oberhalb der alten Brücke beschlossen, der alte Bahndamm abgetragen und ein neuer geschüttet.

ugrammen fand man in Melun und Cannes. Zur Herstellung des chiffssteges entdcckte man nah langem Suchen zahlreihe Kähne im Loing-Kanal. Diese aber hatte der Feind durch umlaufende Seile mit einander verkettet, theilweise unter dem Boden verankert, größten-

ils auch beschwert und \{ließlich durch Sprengung einer Schleuse mers gelegt. Mit großer Anstrengung und Anwendung künstlicher Stauvorrichtungen gelang es, sie flott zu mahen. So E sih unsere es die Bautheile und Hilfsmaschinen in Feindesland zu- ammenfuchen. | Auch an kühnen Bauwerken, die Bewunderung erregten, hat es nicht gefehlt. Im Süden von Epinal, in der Nähe von Xertigny Vbecscreitet die nah Vesoul führende Bahn ein 37 m tiefes Thal. Ein 142 m langer Viadukt stüßte den Schienenweg. Aus 9 Bogen bestand das stolze Bauwerk, durch kräftige Gruppenpfeiler in drei Abschnitte zerlegt, damit beim Sprengen eines der {lanken Zwischen- pfeiler nicht der ganze Bau, fondera nur eine Gruppe einstürzen \ollte.

Den einen Pfeiler hatten die Franzosen von Grund aus gesprengt ; er lag mit den angrenzenden Bogen in Trümmern. Ueber der 25 m weiten Oeffaung bildeten die Eisenbahnschienen, die mit den Schwellen im vollen Zusammenhang geblieben waren, eine flahe Kette, und dieser leidtges{hürzten Hängebrücke in s{hwindelnder Höhe bedienten ih waghalsige Pioniere, um auf einem Bahnmeisterwagen den Telegraphendraht hinüberzubringen. Bergab ging es flott, allerdings in bedenklichen Schwingungen, der aufsteigende Zweig der Kette aber fonnte nur mit großer Anstrengung überwunden werden, indem si die Pioniere auf dem Wagen festbanden, liegend die Schienenköpfe erfaßten und sich langsam hinaufzogen.

Die Wiederherstellung des hocragenden Baues war nicht ohne Gefahr, denn auch die stehen gebliebenen Bogen zeigten Risse und mußten entlastet werden. Den geïprengten Steinpfeiler in der ganzen Hôbe dur einen Holzpfeiler zu ersetzen, erschien zu gewagt, und man ents{loß sih, den unteren Theil troy des strengen Frostes zu mauern. Nur wenn der mit heißem Wasser bereitete Zementmörtel den Maurern unter den Händen gefror, stellte man die Arbeit ein. Auf diesem Sockel wurde der inzwishen in Epinal gezimmerte {lanke Holz- pfeiler errihtet und durch kräftige Spannkalken in der Höbe von 28 m gegen die Gruppenpfeiler abgesteift eine halsbrechende Arbeit auf den mit Eis überzogenen Gerüsten. Gitter!räger Überbrückten {ließli die Deffnungen. Lange zögerten die Postzüge, sich dem kühnea Bau anzuvertrauen, troßdem die Pioniere mit frishem Wage- muth sofort {were Lokomotiven über ihr Kunstwerk geführt hatten.

Der kühne Bau von Xertigny erfuhr zwei längere Unterbrehungen. Einmal mußte die Baustelle vor der vordringenden Armee Bourbaki?s geräumt werden. Das zweite Mal rief ein Telegramm Meoltke?s die V. Feldeisenbahn-Abtheilung nah Fontenoy bei Toul zur Fahrbar- machung der von Franctireurs ge\prengten Moselbrüdce.

Das Kriegsbild, das si hier abspielte, gehört zu den bewegtesten Bildern aus dem Leben hinter der Front und zeugt von der Kühnheit der französischen Freischaaren. Zwei französishe Hauptleute hatten ein aus 300 Köpfen bestehendes Freikorps, das sich die Jäger der Vogesen nannte, gebildet und unweit Lamarche, 50 km nördlich von Epinal in einem Walde ein bef:stigtes Lager errichtet, von dem aus sie die deutshen Etappentruppen wiederholt beunruhigten, unterstüßt vom Kommandanten der Festung Langres. Ganz besonders hatten sie es auf die Zerstörung der Bahnstrecke Toul— Nancy abgesehen. Durch Sprengung des Tunnels bei Toul oder der Moselbrücke bei Fontenoy follte dem deutschen Heere diese wichtigste aller rückwärtigen Verbindungen verlegt werden. Am 18. Januar, Nachmittags 5 Uhr, brach die Freishaar auf. In eisigkalter Winter- nacht, durch knietiefen Schnee, auf s{lechten Straßen, zum theil ganz ohne Weg und Steg und dur dichten Bergwald wurden auf an- strengenden Nachtmärschen gegen 70 km zutückgelegt. Man mar- \chierte so hinter einander, daß mögli wenig Fußspuren im Schnee entstanden, die dann noch durch nachfolgende Leute mittels Harken verwischt wurden. Am 21., Morgens 5 Uhr, erreichte die Schaar eine Ferme, 25 km von Fontenoy, hielt sih dort bis Nachmittags 2 Uhr versteckt und nahm dann querfeldein die Richtung nah Fontenoy, nachdem Kundscbafter die Nachricht gebracht, daß die Sprengung des 10 km hinter Toul gelegenen Tunnels wegen der daselbst befindlichen starkea Besaßung autsichtslos sei. Da Wagen der Abtheilung nicht folgen konnten, wurde das mitgeführte Sprengpulver auf 4 Pferde verladen. Um Mitternacht bewirkte die kühne Schaar in einem nur 40 Mann fassenden Fährboot bei starkem Eisgang den Uebergang über die Mosel und erreihte Morgens 5 Uhr Fontenoy. Der Posten und die Wache am Bahnhof, roelchze die Ankommenden für Kirch- gänger gehalten hatten, wurden übe:fallen. Einem Theil gelang es, zu ertfliehen und die von Toul und Nancy heranbraufenden Eisen- bahnzüge noch rehtzeitig zum Stehen zu bringen und sicherem Verderben zu entreißen. 2 Stunden nah dem Ueberfall gelang die Sprengung der Brücke. Sodann überschritt die Freishaar 7 km unterhalb Fontenoy die Mosel mittels los8gehauener Eisschollen-.und erreichte nah beshwerlihem NRücckmarshe unangefohten ihr Waldlager. Stleunigste Fahrbarmachung der Brücke war dringend geboten; die beiden gesprengten Oeffnungen von im Ganzen 35 m Weite wurden durch Damm!chüttung geschlossen. Die Bodengewinnung war des starken Frostes wegen sehr beshwerlih; sie mußte bald aufgegeben werden, weil die Erde dur und dur gefroren war. Man war ge- zwungen, sich nah anderem Füllmaterial umzusehen. Auf der Seite von Fontenoy gewann man genügende Massen aus den Trümmern und Mauerresten einiger massiv aufgeführter Häuser des Dorfes, das zur Strafe der beim Sprengen behilfli} gewesenen Einwohner eingeäschert worden war. Auf der Touler Seite wurden alle Brüstungen und Treppen längs der Bahn abgebrohen; die Vorräthe eines aroßen Steinlagerplayes bei Toul, zum theil aus fein behauenen Werksteinen bestehend, wurden geräumt und in die Mosel geschafft. Kies und Schotter wurden aus einem 35 km entfernten Lager herangefahren. / /

Das Flußbett erfuhr dur die Schüttung eine Einengung um den 4. Theil feiner Breite, es war deshalb bei dem an sich schon gefähr- lien Hohwasfer der Mosel eine sorgfältige Befestigung der Böschungen

eboten. 10 Tage nach der Sprengung, am 31. Januar, wurden ereits einzelne Wagen über die Brücke geschoben, und vom 4. Februar ab konnten au Lokomotiven die Unfallstelle wieder befahren. :

Noch schwieriger als die Wiederherstellung gesprengter Brücken war die Fahrbarmachung zerstörter Tunnels. O

In der für die Pariser Belagerungs8armee besonders wichtigen Bahnlinie Straßburg—Paris war der 100 m von der Station Nanteuil entfernte Tunnel gesprengt worden. Die nah Paris zu gelegene Stirn war auf einer Länge von 25 m verschüttet. Der fteile, hohe Bergkopf und das stark rutshende Gebirge gestatteten es niht, den zerstörten Theil des Tunnels als offenen Einschnitt zu behandeln, und es ging deéhalb eine preußische Eisenbahn-Abtheilung damit vor, die zusammengestürztcn Massen mittels starken Holzbaues von neuem zu durhtunneln. Da aber auf einen siheren Ersay dieser ungemein \chwierigen Arbeit nit zu rechnen war, fo wurde gleichzeitig eine Umaehungsbahn in Angriff genommen. Diese Vorsiht war gerechtfertigt. Nah 4stägiger Arbeit , _nahdem Scheitel- und Sohlenstollen voklendet und die weitere Aushöhlung fo weit gefördert war, daß ihre Vollendung binnen vierzehn Tagen in Aus- sit stand, stürzte die Bruchstelle wieder ein. Man gab nunmehr die HersteUung des Tunnels auf und vereinigte alle Arbeitskräfte zur

Vollendung der Umgehungsbahn. Inzwischen war auch die bayerische Abtheilung herbeigerufen worden, um die Station Nanteuil, welche nur zwei Fahrgleise und keine einzige Rampe hatte, in eine End- station umzubauen. Des ungeheuren Verkehrs wegen mußte Tag und Nacht unter Aufbietung aller Kräfte gearbeitet werden; denn kaum war die erste Nampe nothdürftig vollendet, so kam hon der erfte

ug mit s{werem bayerischen Geshüß an, und nun folgten sich Zug auf Zug in schier endloser Länge, oft vier und fünf hintereinander \tehend und auf Ausladung wartend. Mit Ein- rihtungen, die nah Friedensbegriffen vollkommen unzulänglich sind, wurden fast das ganze Belagerungsges(ütz und eine große Menge von Munition für Paris, sodann Mannschaften, Pferde, Proviant, Fahrzeuge aller Art in raschester Folge entladen und die Ae derung von Verwundeten und Kranken bewerkstelligt, ohne daß ein nennenêwerther Unfall fi ereignete, eine glänzende Bestätigung des Sprichworts: „Noth bricht Eisen“.

in dem steilen Gelände Tunnel war an zwei das Gebirge bis weit über die First hinaus zertrümmert und gelockert, eine dritte Sprengung hatten Es Plänkler verhindert. Die Inbetriebsezung dieser ahnlinie, der ersten durchgehenden Schienenverbindung zwischen Deutschland und der Belagerungs-Armee vor Paris, wurde dur einen kühnen Le einiger Kompagnien preußischer Garden und Sachsen er- eichtert, die in einer dunklen Nacht etwa 40 französishe Eisenbahn- wagen erbeuteten. Während die eine Hälfte der Mannschaften aus- schwärmte und die feindlihen Vorposten beschäftigte, spannte fich die andere Hälfte mit Stricken vor die Wagen und brachte fie in den von Deutschen beseßten Bahnhof von Sevran.

__Kam ein nit gesprengter Tunnel in den Besiß des vor- dringenden Siegers, so durfte er nur mit der größten Vorsit in Be- trieb genommen werden. Zunächst wurde das Portal nah Batterien und Leitungen durhsuht und leßtere durhshnitten. Dann folgte das Aufsuchen und Entladen der Minen. Auch mit dem Vorhandensein von Torpedos unter den Schienen mußte gerehnet werden. Diese Sprengvor- rihtungen bestanden aus mit Dynamit gefüllten Kasten, deren Ladung dur Schlagloth und Zündshnur mit einem auf Stoßwirkung reagierenden, in einem Glasröhrhen befindlihen Sprengstoff verbunden war. Das Glasröhrhen war fo angebracht, daß es durch die unter der Last des Rades sich durhbiegende Schiene zersprengt werden sollte.

Bei einem 4100 m langen Tunnel in der Nähe von Dijon ent-

{loß sih die 4. Feldeisenbahn-Abtheilung, nahdem das Suchen nach Torpedos bei der mangelhaften Beleuhtung durch Fackeln ergebnißlos verlaufen war, zu dem gefährlichen Versu, einen Probe- zug durch den Tunnel zu \{chicken. Dem Zuge wurde eine ungeheizte Lokomotive {werter Bauart vorangestellt, fie sollte die Torpedos zum Springen bringen, darauf folgten 20 offene Güterwagen, dann 2 Personenwagen und zuleßt die den Zug vorwärts drückende Maschine.

Ein Baumeister und zwei Pioniere seßten \sich in den leßten Personenwagen, ein beherzter Führer bestieg ‘die Lokomotive, und hinein ging es in den Unheil drohenden s{warzen Shlund. Nach 35 bangen Minuten erreichte der Zug unangefohten den Ausgang des Tunnels. Dieser wurde nun in Betrieb genommen und von hunderten von Zügen befabren. Da fand man drei Wochen nach jener Probefahrt etwa 4 Meilen vom Tunnel entfernt, sieben Torpedos, von denen jeder mit 3—4 kg Dynamit geladen war. Die Glasröhrhen waren fo ungeschickt befestigt, daß sie unter den Schienen ausgewichen waren, ohne zu zerspringen. Das beunruhigende Gefühl, daß auch der Tunnel Torpedos enthalte, blieb nun bestehen, um fo mehr als der Maire von Dijon die Deutschen ausdrücklich vor Torpedos im Tunnel ge- warnt hatte.

Während auf vielen Bahnlinien die Kunstbauten in größerem Umfange zerstört waren, erforderte die Fahrbarmachung anderer Linien nur wenige Tage. Zu diesen gehörte die Bahn von Paris nah Orléans. Um fo s{wieriger aber gestaltete sih auf dieser Strecke der Betrieb. Denn bei der ersten Beseßung von Orléans am 11. Oftober erbeuteten die Deutschen zwar Güterwagen in genügender Zahl, aber keine einzige brauhbare Lokomotive. Sämmtliche Maschinen waren vom Feinde derart beshädigt worden, daß an eine Wieder- herstellung binnen kurzer Zeit niht zu denken war. Deutsche Lokomotiven auf die Strecke zu- bringen, war unaus- führbar, weil die Zufahrtslinien nicht fahrbar waren, und so mußte denn der Betrieb mit Pferden eingerichtet werden : ein Nothbehelf, unter dem die zahlreihen Verwundeten aus den Kämpfen bei Orléans sehr zu leiden hatten. Ein Verwundetenzug von Orléans bis Ablon, d. i. der leßten Station vor Paris, war drei Tage unterwegs bei nur 110 km Weglänge. Erst am 7. November gelang es, die am wenigsten beschädigte Lokomotive nothdürftig wieder herzustellen ; sie mußte bis Ende Dezember den ganzen Dienst auf der ganzen Strecke ver- richten und leistete namentlich am 9. November bei der Räumung von Orléans vortrefflihe Dienste. Den tapferen Bayern gelang es an diesem Tage, mit der einen Lokomotive sämmtliche Eisenbahnwagen aus Orléans zu retten eine muthige That —, denn der Wagenpark mußte in zwei Züge zerlegt werden, und beim Herautholen des zweiten Zuges galt es, sich wieder in die inzwischen von den deutschen Truppen vollständig geräumte Stadt zu wagen. Der stehen gebliebene Zug war bereits vom Pöbelhaufen umringt, der nur von einigen preußishen Kürassieren, die sih nach dem Bahnhof gerettet hatten, in Schah gehalten wurde, und immer E Schaaren der aufgeregten Bevölkerung drängten nach dem Bahnhof. Und als nun die von der ersten Fahrt zurück- gekehrte Lokomotive an den Zug gekuppelt Mar Ma S meldet der Lokomotivführer, daß die Maschine kein Wasser mehr habe. Es waren peinlihe Minuten, die da vergingen, bis mit Hilfe ciner Feuersprite, die hon Tags zuvor an Stelle der un- brauchbaren Wasserstation benußt worden war und glüdliher Weise noch in der Nähe an einem Weiher stand, die Lokomotive gefüllt werden konnte. Dann wurde die kostbare Spriße s{chnell aufgeladen und hinaus ging es aus dem Bahnhof 20 Pioniere auf dem Tender, die Gewehre \{ußbereit durh die wüthende Volksmenge hindurch.

Noch vieles könnte ich Ihnen erzählen aus dem Kriege, den man zwar den Krieg hinter der Front zu nennen pflegt, der aber die Be- theiligten oft genug nicht nur in die Front, fondern auch vor die Front geführt hat, und der an die Ausdauer, die Entschlossenheit und den Muth unserer Ingenieure und Pioniere wahrlih nicht geringe Anforderungen gestellt hat. Welche Summe von Gefahren birgt ¿3. B. eine Rekognoszierungsfahrt auf feindliher Bahnstrecke im Scwneetreiben, wie solhe unsere bayerishen Kameraden am 22. November ausführten. Bei einem Wetter, welhes nur er- laubte, das Gleis bis auf höchstens 100 m zu überfehen, jeden Augen- blick der Entgleisung ausgeseßt, über die deutschen Vorposten hinaus, bis in die französischen hinein, dann die Bremsen angezogen, Gegen- dampf gegeben, den Zug auf wenige Schritte gestellt und zurück, denselben gefahrvollen Weg! Gewiß ein packendes Bild aus dem Krieg an der eisernen Spur! i

Fünfundzwanzig Jahre sind verflossen, seitdem durch Deutsch- lands Gefilde der Kriegsruf dröhnte wie Donnerhall, wie Schwert- geklirr und Wogenprall, und jeder wollte Hüter sein des deutschen Rheins. Und wie frisch, wie farbenprächtig steht heute noch vor unserem Auge jene große, jene herrliche Zeit, einem strahlenden Gestirne glei, zu dem der Blik sich nicht vergeblih wendet, wenn es gilt, Kraft zu {chöpfen für des Lebens Kampf! |

Gar herrlich ist die Saat gediehen, die der blutigen Wahlstatt entsproß. Ein mächtiges Deutschland, mit starkem Schwerte um- gürtet, bereit, jedem Angriff zu wehren, aber auch gewillt, den Frieden zu hüten und zu shirmen, „niemandem zu Liebe, aber auch niemandem zu Leide“. Und an seiner Spiye ein thatkräftiger, edelmüthiger Kaiser, der nur dem Dienste des Vaterlandes lebt, und der erst vor wenigen Tagen inmitten der Feldzeichen, die vor 25 Jahren den ersten Deutschen Kaiser grüßten, das Gelübde erneuert hat: „für des Volkes und des Landes Alte E r as einzustehen, sowohl - nah außen, als auch nach innen.

s uben heut der Pulsshlag des geeinigten Deutschlands ; Ihm jubeln auch unsere Herzen heut in freudiger Begeisterung entgegen. Lassen Sie e alles, was in dieser Stunde uns bewegt, zusammen- assen in den Ruf : d / fan Seine Majestät, unser Allergnädigster Kaiser

und König, Wilhelm Il1., lebe hoh, hoch und immerdar hoch!

faum ausführbar

ebung8bahn A Stellen gesprengt und

gewesen wäre. Der

„Die Entwickelung und Ziele des Pflanzenschußes.“ Festrede, gehalten zur Feier des Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers am 26. Januar 1896 von dem Rektor der Königlichen LandwirthshaftlihenHochschule zu Berlin,

Professor Dr. Frank.

Unter den Aufgaben, welche den wissenschaftlihen Anstalten für Landwirthschaft gestellt sind, is diejenige eine der wichtigsten, die

_ Erfolgreicher verlief die Wiederherstellung des Tunnels bei Vierzy în der Linie Soissons—Paris, und das war ein Glück, da eine Um-

Bèittel zu finden, unsere Feldfrüchte vor ihren natürlihen Gefahren,

vor Krankheiten und Verderben zu s{hügen, den Mißwachs, der ir Ves Es Formen unsere Kulturen bedroht, zu verhüten abzuschwächen. a c hien S A E hat ja gus immer die orge für das Gedeihen der Fe e den Menschen am bewegt. Jn den Zeiten, wo der Verkehr der Völker unter sich noch niht bestand oder erschwert war, da gehörte das Mißrathen der Brot- früchte, weil es Hungersnoth im Gefolge hatte, zu den elementaren Kalamitäten, welche die Existenz des Menschen in Frage stellen. Heut- zutage tröôstet uns freilich die Nationalökonomie mit dem richtigen Sate, daß dank den gegenwärtigen Verkehrsverhältnissen Jn Ausfall im Ertrage einer Gegend durch die Produktion anderer Länder leicht gedeckt werden kann. Aber diefer volkswirthschaftlihe Trost nüßt dem direkt betroffenen einzelnen Landwirth nichts, wenn er die Hoffnung auf seine Ernte vernichtet e: : 7

Lassen Sie, hochanfehnlihe Versammlung, heute in einer flüch- tigen Stunde an unseren Blicken vorüberziehen, wieweit es nah und nah menshliher Forshung, menschlicher Kunst und menschlicher Energie gelungen ift, in diejenigen Naturgewalten, welche die Ent- widelung unserer Kulturpflanzen beherrschen, eigenmächtig lenkend, fördernd oder hemmend einzugreifen. / :

Es ist interessant, zu verfolgen, wie das Bestreben, die Pflanzens krankheiten zu erforschen und aufzuklären, im Lauf der Zeit je nah dem wechselnden Charakter, den die Naturforschung überhaupt in ihrem Entwicklungsgang zu verschiedenen Zeiten trug, bald vor- wiegend in der einen, bald in . einer anderen Richtung sich bewegte, den einen Weg immer wieder unbefriedigt abbrehend, um auf einem neuen sih zu versuchen, und wie selbst bis heute das B e näher gerüdckt, aber doch erft in wenigen Fällen wirkli erreicht ift.

Da eine genauere Erkenntniß des Wesens der irdischen Dinge erst durch die Chemie ermöglicht wurde, so gestaltete si ja die Be- gründung dieser Wissenschaft für die Naturwissenschaften überhaupt zu einem Wendepunkte, und man kann füglih die Zeit vorher das vorchemische Zeitalter der Naturwissenschaften nennen. Zwar beginnt die Erkenntniß der stofflihen Zusammenseßung der Körper {on Ende des vorigen Jahrhunderts, und auch für die Pflanzenphysiolsgie waren damit schon wichtige Entdeckungen verbunden, namentlich die Aufklärung deswichtigen Stoffwechsels zwischen den lebenden Pflanzen und denBestand- theilen der Atmosphäre. Aber dennoch dauerte es noh geraume Zeit, bis die chemischen Faktoren des Pflanzenlebens in der C ae flargelegt waren, Und fo herrschten fast in der ganzen ersten Hälfte unseres Jahrhunderts über die Bedingungen der Entwickelung der Pflanzen unklare Ansichten. Meinte man, die Ursache einer Pflanzenkrankheit im Erdboden suchen zu müssen, so glaubte man {hon genug zu sagen, wenn die eg r etwa fo lautete: „Erschöpfung des Bodens“ oder wieder: „zu fette Nah- rung“ oder „zu viel Feuchtigkeit“ oder wie sonst solche allgemeinen Ausdrüdcke lauteten, durch die nihts weniger als eine wirklihe Erflärung gegeben war. Dazu kam noch, daß man damals auch von den dur Parasiten erzeugten Pflanzenkrankheiten falshe Ansichten hatte. Zwar wurden die parasitischen Pilze mit Hilfe des Mikroskops erkannt und auch als solche, d. h. als Pilze, anerkannt ; aber in jener Zeit leitete man ihre Entstehung nicht von einer Infektion dur von außen kommende Keime, sondern aus einer kranfhaften Bildungsthätigkeit der Pflanze selbst ab. Die parasitishen Pilze seien „aus \{lechten Säften der Pflanze entstandene Aftergebilde“, wie man sich damals unklar und falsch ausdrückte. Daß unter solchen Umständen von einem Pflanzen- \chuß noch keine Rede sein konnte, ift klar. i

Dagegen waren schon in der ersten Hälfte des Jahrhunderts die Erfolge der Chemie so bedeutende, daß auch für die Pflanzenphysiologie dieser dankbarere Weg zunächst eingeshlagen wurde. Jett erforschte man dur die chemische Analyse die Zusammenseßung der Pflanzen; dur die Ernährungsversuhe mittels künstlich zusammengeseßter Nährstofflösungen oder Quarzsandkulturen wurden diejenigen Stoffe im einzelnen erkannt, welche die Pflanze als Nahrung aus dem Erdkoden zieht und nothwendig zu ihrer Entwickelung braucht. Indem wir so mehr und mehr die Bedeutung jedes einzelnen Nähr- \toffs für das Pflanzenleben zu erkennen \uchten, [ernten wir ein- schen, wieviel auf die richtige Düngung und auf die geeigneten Bodenarten ankommt, um den Kulturpflanzen zur gewünschten Ent- wickelung zu verhelfen. Und so war die Chemie auf längere Zeit die Hauptleiterin geworden. Dennoch erreichte sie nicht so ras, wie es etwa nach den ersten Erfolgen hätte erwartet werden können, in allen Fragen ihr Ziel. Denn manches blieb erst der neuesten Zeit vorbehalten ; so namentlich die Bedeutung des freien Stickstoffs für die Ernährung der Pflanzen, sowie diejenige des Humus und anderer organisher Substanzen im Erdboden, weil das erst gelang, als man diese Fragen mehr mit der biologishen Forshung verquidckte und die chemischen Faktoren nit als die einzigen bei der Ernährung der Pflanzen in Betracht kommenden ansah.

Es erschien ja au anfangs ganz berechtigt, daß, sobald einmal die Chemie ihre Fackel angezündet hatte, dieselbe auch hier zunächst als die einzige Leuchte benußt wurde. Agrikultur chemik er nannten und nennen fich diejenigen, welche auf dem rein chemishen Wege die Faktoren des Pflanzengedeihens zu ermitteln suchen. Daß freilich eine aus\s{ließlihe Berücksichtigung der chemischen Faktoren au irrthümliche Ansichten erzeugen konnte, ist nur natürlich. Wenn es gelingt, gewisse Pflanzen in einer künstlich zubereiteten chemisch reinen Lösung bestimmter Salze zu leidlih \{chöner Ent- \vickelung zu bringen, fo kann der Chemiker leiht verleitet werden, Ls das Werden der Pflanze auch ähnlih wie einen im chemischen

aboratorium auszuführenden Prozeß vorzustellen. Daraus ents-

sprangen auch für den Pflanzenshuß manche irrigen Auffassungen die selbst bis in die neueste Zeit zu verfolgen find. Weil be Mangel an gewissen Nährstoffen die Pflanzen thatsächlich erkranken, waren die Agrikulturhemiker öfters geneigt, einen Mißwachs, der niht aus unmittelbar greifbaren äußeren Ursachen erklärlih schien, auf chemishe Gründe zurückzuführen und ihn dur eine entsprehende Düngung kurieren zu wollen. Sogenannte Müdigkeit des Bodens und ähnlihe Erscheinungen, welhe auf eine im Boden liegende Ursache deuten, sollten die “ln n ungenügender Ernährung mit gewissen Nährstoffen fein, während sie in Wahrheit dur parasitäre Drganismen verursaht sind, welche vom Erdboden aus auf die Pflanzen übergehen.

Aber man braucht noch garniht an die Thätigkeiten der Organismen zu denken, um einzusehen, daß außer der Chemie noch andere Naturwissenschaften für die Erforshung der Lebens- bedingungen der Pflanzen ihre Hilfe leihen müssen. Es ist hier niht allein an die meteorologis{chen Faktoren, fondern nament- lich an den Erdboden zu denken. Gewiß beruht die große Be- deutung, welhe die Bodenarten für das Gedeihen der Pflanzen haben, zum theil auf der chemischen Zusammenseßung des Bodens; aber zugleich wirken hier eine Reihe physikalisher Kräfte auf die Pflanzen, die von größtem Einfluß auf deren Gesundheitszustand und Entwickelungsfähigkeit sein müssen, wenn wir auch Ursache und Wirkung hier meist noch nicht klar übershauen können. Denn wir dürfen uns nicht verhehlen, daß bis jeßt eine befriedigende physio- logishe Erklärung dafür noch nicht gefunden worden ist, warum die Pflanzen sich gegenüber den verschiedenen Bodenarten fo ungleich . verhalten und warum wir manche Pflanzen auf gewissen Boden- arten troß genügender Düngung nicht mit Vortheil anbauen können. Denken läßt #fich dabei an manhen physikalishen Faktor, als da sind die Feuchtigkeitsverhältnisse, die je nah Bodenbeschaffenheiten anders sih gestalten, die mechanishe Struïtur des Bodens, die wieder unter den verschiedenen Feuhtigkeitsverhältnissen bei den einzelnen Bodenarten weselt, die damit zusammenhängende ver: schiedene Durchlüftungsfähigkeit des Bodens, niht minder die Tem- peraturverhältnisse der Bodenarten. Aber es is eken sehr s{wer, diese einzelnen Faktoren von einander loszulösen, um sie im Experiment einzeln für sich an den Pflanzen prüfen zu können. Es kann nicht genug betont werden, welchen s{wierigen Fragen hier die Pflanzenphysiologie noch ge es und eine wie wichtige Rathgeberin ihr außer der Chemie au die Bodenkunde sein mu

Aber eine ershöpfende Erforshung der Bedingungen des Pflanzen« [ebens konnte erst erwartet werden dur gleichzeitige Beri kfichtintenn /