1914 / 253 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Oct 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Y H | f |

T E E

E M ee O E S E E S t T N E

Wahlordnung vorzunehwenden Handlungen, z. B. das Wahlaugs- schreiben, einer seibîtändigen Anfechtung grundsäglih entzogen [1908]; Etn bei Krankenkassenwahlen lediglih zur Leitung der Wahl- bandlung bestellter BevoUmächtigter ist niht zur Entgegennahme von Wah!vorschlägen befugt [1909]; : : : 1) Wenn die Wahlordnung einer Krankenkasse bestimmt, daß Stimmzettel, die oder deren Umschläge ein Merkmal haben, das die Absicht einer Kennzeichnung wahricheinlich macht, ungültig sind, jo find nur solche mit einem Zusaß versehene Stimmzettel als ungültig anzusehen, die sich von anderen für den gletchen Wahlvor|chlag abge- gebenen Stimmzettel oder deren Umschlägen unterscheiden

2) Sind gültige Stimmzettel bei Fesistellung des Wahlergebnisses n’cht berüdsihtigt worden, ohne daß gleichzeitig das Wahlverfahren an wesentlihen Mängeln litt, so ist lediglih das Wahlergebnis erneut feslzustellen [1910];

Eine auf Grund des § 377 der MReichtversicherungsordnung erlassene Anordnung des Versicherungsamt1s kann nicht von demjenigen angefochten werden, der ihr freiwillig Folge geleistet hat (1911);

Die Beschwerde gegen eine Anordnung des Versihherungsamts, welche die Beschlußfassung des Kassenvorstandes über die Bejiellung von Kassenangestellten betrifft, steht nicht einzelnen Mitgliedern des Borstandes, sondern nur diesem als so!chem zu. Die Beschwerde des Boritandes ist nicht mehr zulässig, wenn der Voistand die Anordnung befolgt hat (1912);

Die Verhängung einer Strafe nach'§ 1488 der Neicheversiche- rungsordnung seßt Verschulden des Arbeitgebers vorans. Jedoch ge- nügt hierzu jede Fahrlässigkeit [1913];

1) Der Vorsitzende des Oberversicherung8amts ist in den Fällen, in denen er nach § 1640 der Neichsversiherungsordnung zur Ent- \{etdung zuständig ist, zur Abgabe der Sacke an das Neschsversiche- rungsamt Gas S 1799 der Reichsversiherungso1dnung befugt;

2) Nach Artikel 86 des Einführungsgesezes zur Retchöversiche- rungêordnung ift dasjenige Versihecungsamt zur Weiterführung einer anhängigen Streitfache berufen, das zu entscheiden hâtte, wenn auf das Verfahren von Anfang an die Vorschriften der Neichsversiche- rung8ordnung anzuwenden gewesen wären [1914].

1) Das Reichsve: sicherungsamt ist in Beschlußsachen nach § 1799 der Neichsversicherungsordnung zuständig, wenn es sich in einem Falle, in dem ein Oberversiherungsamt entgültig zu entscheiden bâtte, um eine noch nit festgestellte Auslegung geseßliher Vorschriften handelt E o Bezirk in Frage kommt, für den ein Landesversicherungsamt etteht ;

2) Vorentseidungen sind im Beschlußverfahren in demselben Umfang zuläffig wie im Spruchverfahren [1915].

Hieran 1chließen sih die Uebersihten über Zahluvgen aus Invaliden-, Kranken-, Alters- und 1b Mm und über Ver- sicherungsletstungen der 31 Versicherungsanstalten an Hinterbliebene im Monat August 1914 sowie über den Erlös aus Beitragsmarken bei diesen Anstalten im Monat September 1914,

Der heutigen Nummer des „Neichs- und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 146, 147 und 148 der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthalten die 61. Verluftliste der preußishen Armee, die 36. Verlvstliste der bayerischen Armee, die 41. Verlustliste der \sächsishen Armee und die 43. Verlustliste der württembergishen Armee.

Braunschweig.

Seine Königliche Hoheit der Herzog Ernst August, der auf einige Zeit vom Kriegsshauplaß nah Braunschweig zurückgekehrt ist, hat, wie „W. T. B.“ meldet, beschlossen, aus Anlaß des gegenwärtigen Krieges ein. Kriegsverdienstkreuz zu stiften. Das Kriegsverdienstkreuz soll in nur einer Klasse ohne Unterschied des Ranges und Standes für Verdienste im Kriege verliehen werden.

Oesterreich-Ungarn.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht folgendes Aller-

höchste Handschreiben: Lieber Graf Stürgkh ! : i Der Kriegszustand, der der gesamten Bevölkerung der Monarchie empfindlihe Opfer auferlegt, lastet besonders {wer auf den durch die militärishen Operationen betroffenen Gebieten Galiziens und der Bukowina. Mit tiefem Kummer hat mich das über diese Gebiete hereingebrohene Ungemah erfüllt. Meine treuen Untertanen, die in ihrer per)jöniihen Sicherheit, in dem ruhigen Besiße der ererbten Scholle, in Handel und Wandel gefährdet wurdin, dürfen meiner väterlichen Teiinahme gewiß sein. Jch erwarte von ihrer patriotischen Standhaftigkeit, daß sie die thnen auferlegte Prüfung mutig ertragen und in der festen Zuversicht auf eine bessere und völliz gesicherte Zukunft mann- baft das Ihre dazu beitragen werden, die Wunden des heimatlichen Wirtschaftslebens zu heilen. Ich beauftrage meine Regierung, den vom Kriege unmittelbar heimge]uchten Ländern ihre besondere Obsorge angedethen zu lassen und zunächst zur Linderung des drücckenden Not- standes im Zusammenwirken mit den berufenen lokalen Faktoren die geeigneten Maßnahmen zu treffen. Ich heae das volle Vertrauen, daß die Bevölkerung, wenn sie mit dieser Hilfe die Bedrängnis des AUugenblids überwunden hat, meiner weiteren nachhaltigen Fürsorge, auf die sie getrost zählen dart, versichert und bald imstande scin wtrd, die Schädigung des allgemeinen Wohlstandes wett zu machen und wieder jeste Grundlagen für die segensreiche Entfaltung ihres kulturellen

Lebens zu gewinnen. j (ge¿.) Franz Josef. (ggez.) Stürgkh.

Auf Grund eines mit der deutschen Zivilverwaltung Belgiens hergestellten Einvernehmens wird das Handels- ministerium einen Abgeordneten nah Brüssel und Ant- werpen zu dem Zwecke entsenden, die österreichischen Jnteressen wahrzunehmen und insbesondere jene Waren sficherzustellen, die für österreichische Rechnung dort lagern, sei es, daß es sih um Exportwaren oder um überseeische Rohstoffbezüge handelt.

Unter besondere staatlihe Ueberwachung sind die in Wien befindlihen Generalvertretungen folgender Ver- siherungs8gesellshaften gestellt worden: The Gresham London, Star London, North British and Mercantile Jnsurance Company London und Edinburgh, The Erzen Jnsurance Company London, Commercial Union Affurance Company London und L’Aigle Paris.

Das ungarische Amtsblatt veröffentlicht ein König- lihes Handschreiben an den Ministerpräsidenten Grafen Tisza, durch welches die Regierung beauftragt wird, der durch die nunmehr abgeschlagenen feindlichen Angriffe verursachten Schädigung der Bewohnerschaft von Nordost-Ungarn und Slavonien ihre besondere Sorgfalt zuzuwenden und Maßregeln zu treffen, damit die Bewohnerschaft in den Stand geseßt werde, ihre wirtschaftlihe Tätigkeit wieder aufzunehmen und den erlittenen Schaden wettzumachen.

Nufß:land.

Der Marineminister hat an den Kommandanten der baltishen Flotte laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Mitteilung gerichtet:

Der Kaiser hat mi beauftragt, Ihnen und der Marine setne Anerkennung für ihre anstrengende Tätigkeit während der Herbstzeit unter den Gefahren von Torpedobooten und Unterseebooten auszu- drücken. Dank ihrer Geshtcklichkeit und Ausdauer hat die baltische Flotte die Verteidigung der Küste und der Hauptstadt mit Erfolg geführt und die Landarmee unterstützt. Trotz seiner zahlenmäßigen Ueberlegenheit hat der kühne Feind ketne witrflihen Ergebnisse erzielt. Der Kaiser glaubt, daß Gott die Anstrengungen der russishen Marine, die zum Nuhme ihres teuren Vaterlandes kämpft, dur einen \chließ- lihen Triumph segnen wird.

Portugal.

Jn Lissabon hat sih eine antideuishe Liga gebildet: ihr Gründer ist dem „Temps“ zufolge das Mitglied der Akademie der Wissenschaften Cabreiro, ihr Vorsißender der General Monteiro, ihr Delegierter in Frankreich Xavier de Carvapho.

Dänemark.

Der dänische Passagierdampfer „Oskar Il“, auf der Reise von New York nah Kopenhagen, ist Sonnabend von einem englishen Kriegsschiff aùigehalten und nah Stornoway gebracht worden.

Norwegen.

Der Kriegsminister hat angeordnet, daß das Aus fuhr- verbot für Wollwaren auch auf Wollabfälle jeglicher Art ausgedehnt werde. Weiter wird amtlih gemeldet, daß, wie früher hon mitgeteilt worden is, versucht werden soll, ‘die Schiffahrt nah Archangel länger als gewöhnlich offen zu halten. Der Minister des Aeußern habe von der Gesandt- haft in St. Petersburg eine Mitteilung erhalten, wonach Nußland einen Eisbrecher mit 6000 Pferdekräften von Kanada angekauft und in Archangel bereits in Dienst gestellt habe. Zwei andere Eisbrecher seien {hon von früher vorhanden, ein von privater Seite gekaufter Eisbrecher mit 1300 Pferdekräften sei von Kanada unterwegs.

Türkei.

Der Sultan hat vorgestern den früheren persischen Bot- hafter Prinzen Mirza Riza empfangen. Wie die „Frank- urter Zeitung“ meldet, wird in gut unterrichteten Kreisen ver- ichert, daß zwischen der Tÿrkei und Persien ein Bündnis- vertrag abgeschlossen worden sei. Auf die Bitte des Schahs sind ferner türkische Jnstruktionsoffiziere nach Teheran entsandt worden.

Die Hafenpräfeltur in Konstantinopel kündigt amtlich an, daß von gestern abend ab das rotierende Leu chtfeuer von Anatol Kavak unweit der Einfahrt in den Bosporus ge- löscht ist.

Rumänien.

Die Erschütterungen, denen die Königin Elisabeth aus- gesezt war, haben ihre Gesundheit fo beeinflußt, daß fie das Vett hüten mup. Vorerst bleibt die Königin noch in Bukarest : nach der Erholung wird sie nach Curtea d’Argesch übersiedeln.

Vulgarien.

Das Bulgarische Nationalkomitee hat vorgestern eine große Versammlung in Sofia veranstaltet zum Zwecke der Aussprache über die Nachrichten, die ohne Unterbrehung aus Mazedonien einlaufen. Mehrere Redner s\childerten, wie „W. D. B.“ berichtet, die unhaltbare Lage der bulgarischen Mazedonier, die unter fremder Herrschaft leben. Die Ver- sammlung nahm einstimmig eine Resolution an, in der sie gegen die unerhörte Schreckensherrschaft der serbischen und griechischen Behörden in Mazedonien Einspruch erhebt, die bulgarische Re- gierung bittet, nach Mitteln zur Erleichterung des grausamen Loses der mazedonischen Bulgaren zu suchen, und sie versichert, daß sie bei dieser Aufgabe auf den vollen und einmütigen Bei- stand der ganzen Nation zählen könne, die ungeachtet der über- menschlihen Anstrengungen der jüngsten Vergangenheit zu jedem Opfer für die Freiheit Mazedoniens bereit sei.

Der Präfekt von Strumitza teilt der „Agence Bulgare“ zufolge mit, daß eine neue, hundert Mann starke serbische Bande im Bezirk von Radovischte erschienen sei und dort plündere und die Bevölkerung in Schrecken seße.

Albanien.

Ueber die Verhältnisse in Südalbanien erhält die „Neue Freie Presse“ Mitteilungen, in denen die Frage gestellt wird, in welcher Weise troß des Umstandes, daß fast alle Unterzeichner der Londoner Beschlüsse sich im Kriege befinden, die Beschlüsse der Mächte hinjichtlih dieses Landes gesichert werden fönnten. Es liege nahe, daß als einzige neutrale Macht unter den Teilnehmern der Londoner Botschafterkonferenz Jtalien hierzu berufen sein könnte; es sei anzunehmen, daß Jtalien sich dieser Aufgabe im Einvernehmen mit den übrigen Mächten, insbesondere mit Oesterreih-Ungarn, auch unterziehen werde. Es würde fih dabei in der Praxis um Maßregeln zu humanitären und polizeilihen Zwecken in der Gegend von Valona handeln, die überdies den Wert hätten, keinen Zweifel darüber aufkommen zu lassen, daß die zwischen den Mächten hinsichtlih Albaniens getroffenen Abmachungen trog des Welt- trieges aufrecht erhalten bleiben.

Wiedie „Agenzia Stefani“ meldet, ist vorgestern das italienische Kriegss\chiff „Dandolo“ in Begleitung des Hochseetorpedo- boots „Climens“ in Valona eingetroffen, wo sih bereits die Schiffe „Agordat“ und „Dardo“ befanden. „Dandolo“ hatie Sanitätspersonal an Bord, um in Valona gemeinsam mit den Ortsbehörden eine Sanitätsstation zu errichten und die elenden Verhältnisse der geflüchteten Epiroten zu bessern. Das Kriegs\chiff „Calabria“, dem fich bald die „Etna“ zugesellen wird, beginnt bereits Kreuzfahrten an der Küste von Mittelalbanien, um die Einschmuggelung von Laln und Schießbedarf und die Landung von Bewasffneten zu verhindern. Wie die genannte Agentur meldet, hat sih herausgestellt, daß beabsihtigt war, Bewegungen hervorzurufen, durch die die Beschlüsse der Londoner Konferenz über die Neutralität Albaniens verletzt worden wären.

Asien.

Wie persishe Blätter melden, haben die Russen die Stadt Saudschbulak südlich des Urmiasees geräumt. Die persische Bevölkerung gab ihre Freude über den Abmarsch der Russen kund.

Teheraner Zeitungen zufolge herrsht in der ganzen Pro- vinz Chorassan infolge von Grausamkeiten, - die von russischen Kosaken in verschiedenen Ortschaften und namentlich im Gebiete der Stadt Mesched begangen worden sind, große Aufregung. . Die Bevölkerung flüchtete nach Mesched. Die Kosaken weigerten sih sogar, den Rat\chlägen des russischen

Konsuls zu entsprehen. Ein in Teheran abgehaltener außer: ordentliher Ministerrat beschloß, in St. Petersbur Vorstellungen zu erheben und in Mesched cine Kommission einzuseßen, zu der der russische Konsul zugezogen werden soll.

Kriegsnahrithten.

Westlicher Kriegsschauplaß. . ; Großes Hauptquartier, 27. Oktober, Vormittags. (W. T. B.) Die Kämpfe am Abschnitt des Yser—Y pre s- fanals bei Ypres und südwestlih Lille werden mit gleicher Hartnäckigkeit fortgeseßt. Die deutshen Truppen haben auch gestern Fortschritte gemacht. “Auf dem

übrigen Teil der Kampffront im Westen haben si

wesentliche Ereignisse nicht zugetragen.

Oestlicher Kriegsschauplaß.

Großes Hauptquartier, 27. Oktober, Vormittags. (W. T. B.) Westilih Augustow is der Angriff der Deutschen in langsamem Fortschreiten. Südwestlich Warschau sind alle Angriffe starker russischer Kräfte von unseren Truppen zurückgewiesen worden. Nördlich «„Jwangorod haben neue russishe Armeekorps die Weichsel überschritten.

Wien, 26. Oktober, Mittags. (W. T. B.) Amilich wird verlautbart: Jn den Kämpfen vor Jwangorod machten wir bisher 8000 Russen zu Gefangenen und erbeuteten 19 Maschinen- gewehre. Nächst Jaroslau mußten sich ein russischer Oberst und 200 Mann ergeben. Bei Zalucze (südwestlich Sniatyn) und bei Pasienicza (südwestlich Nadworna) wurde der Feind zurücégeworfen. Die Lage im großen ist unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Generalmajor.

Südlicher Kriegsschauplaß.

Wien, 26. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird bekannt gegeben : Seit dem 283. d. M. werden Erfolge unserer Truppen zwischen Mokro und Rogatifka gemeldet; die Operationen zur Säuberung des bosnischen Gebietes machten weitere erfreulihe Fortschritte. Der auf Veliko - Brod und Vracevica westlich von Visegrad eingeholte und gestellte Gegner ivurde am 24. Abends angegriffen und nah Visegrad zurüc- gewörfen. Unsere Verfolgungstruppen erreihten gestern die Drina bei Visegrad, Megjepa, Gorazda und westlih davon. Somit ist Ostbosnien bis zur Drina vom Gegner vollständig gesäubert. Bei dieser Aktion erbeuteten wir zwei Geschüße und eine große Menge Jnfanterie- und ins- besondere Artilleriemunition. Die montenegrinischen Abteilungen trennten sih von den Serben und ziehen sich südwestlich zurü. Gleichzeitig fanden auch im Save- und Drinagebiete (Matschwa) für uns erfolgreihe Kämpfe statt. Bei Ravnja und Ardenkovic gelang es unseren Truppen nah ent- sprechender Artillerievorbereitung troß starker Drahthindernisse zwei hintereinander gelegene feindlihe Positionen zu erobern, wobei vier Maschinengewehre und 600 Gewehre erbeutet sowie zahlreihe Gefangene gemaht wurden. Heftige Gegenangriffe der Serben brachen blutig zusammen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Meiereigenossenschaften m Deutschen Reiche im Jahre 1912.

(ah den kürzlih von der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse berau8gegebenen „Mitteilungen zur deutschen Genofssenschaf1sstatistik für 1912" (XLI. Ergänzungsheft zur „Zeitschrift des Königlich preußt\hen Stuaiistiscken Landes1mts“) find im Deutsden Reiche am ‘Anfang des Jahres 1912 unter 31 757 eingetragenen Genossen\chaften mit 5 555 803 Mitgliedern 3 307 Meitereigenossenschaften mit 304278 Mitgltedern ermittelt worden, das find 10,4199 der Ge- nofssenschaften und 5,489%/9 der Genossen‘chafttmitglieder. Da fich in den leßien 10 Jahren andere Genossenschaftsgruppen rascher als die Meiereigenossenschaften entwickelt baben, is ihr Anteil an dem Ge- jamtbejtande von Genossenschaften seit 1903 kleiner geworden. Diejer Rückgang ist in Preußen flärker als im Retihsdurshnitt und fällt besonders ins Auge in der Prov'nz Brandenburg, die 1903 noch 299 Metereigenossenschaften, 1912 aber nur 94 zählte, was setne Cr- lärung in der inzwischen eingetretenen anderweittgen Oraantsation des Milchbandels in den weiter nah Beclin zu gelegenen Teilen der Provinz findet. Der Haftvfli{cht nah waren 2168 Meieret- genossenshaften (65 5609/0) mit 187 307 Mitgliedern (61,66 9%) solche mit unbeschränkter Haftpfl!cht, 75 (2279/0) mit 13 545 (4,45%) solche mit unbe|chränkter Nachshukpfliht und 1064 (32 170/6) mit 103 426 (33,99 9/0) solche mit be|hränkter Haftpflicht ; die Mitglieder dieser leßteren hatten 207127 weitere Geschäftsanteile übernommen und mit 76 831 350 #6 zu baften.

Veber Bilanz- und Betriebsergebnis\se von rund 30% der Meitereig-nossen\ha\sten lagen für das Geschäftéjahr 1911 in den Verbandsveröffentlihuvgen keine Angaben vor. Dur Nükfrage und andere Ermittilungen ist es gelungen, von 2930 (rund 89 9/0) der Meiereigenossenschaften des Neichs die wichtigsten Zahlen über ihre Bilanz- und Betriebsergebnisse zu erlangen. Ein kleiner Teil der Genossenschaften konnte aus. vershiedenen, zum Teil betrieböte- nischen Gründen nicht alle oder übe:haupt keine Berichtszahlen liefern, namentlich nit über die Betriebsergebnisse; beispieleweise fanden s 212 Genossenschaften, die ihren Betrieb verpachtet hatten und fomit im wesentlichen nur Bilanzzahlen geb-n konnten u. dgl. m. Man muß also mit dem zufrieden fein, was die Mühwaltung des statistischen Dienstes der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse zusammengebracht bat. Das ist folgendes: Die 2930 berihtenden Meiereigenossen- schaften hatten 284 144 Mitglieder, eine im Dur)chnitt 97. Bei 2942 Genoffenschaften betrugen die Aktiva 111816 650 4, dte Passiva oder Betriebsmittel bei 2539 Genossenshaften 105 298 960 4, durchschnittlich bei etner also die Aktiva 43988 und die Passiva 41 473 #4. Der Reingewinn ist bei 1758 Genossenschaften auf 7.289915 #Æ, der - Verlust bei 254 Genossenschaften auf 767825 (durbshnittlich auf 4144 und 3023 4) ermittelt. Sur 2767 Genossenshaften wurden 9437048 als Ge- \häftêgutbaben der Mitglieder (durchschnittlich 3411.) und 20808917 & als. Reserven und Betriebsrücklagen (dur(þ- s{chnitlich 8091 6) angegeben. Das eigene Vermögen von 2798 Genossenschaften betrug 30245 965 4 (dur{scnittlich 10810 4); die ange!iehenen fremden Gelder wurden auf 75 052 995 #6 berechnet. Bet 2834 Genossenschaften wurden 3091,34 Millionen Liter Milch eingeliefert (durdsc{nittliÞ 1 090 806 1). 1547 Genossenschaften ver- kfauiten 254710872 1 Vollmilch (durchschnittliÞh 164648 1);

2424 Genossenshaften gewannen 117249114 kg Butter (durch,

nittlih 48 370 kg). Für 2090 Gevnossen\chaften is der Gesamt- R an Milh- nid Meetereterzeugnissen - auf 261 356 724 6 an-

aegeben (d. f. durchschüitilich 125 061 M).

Diese betriebs- und wirtshafts\tatistishen Zahlen lassen die große Nedeutung der Meiereigenossen|haften erkennen; namentli ist die eingelieferte Milchmenge von über 30914 Millionen Litern etn her- yorragendes Merkmal dafür. Leider ist die Zahl der Milchkühe der Meteretigenossenshaftsmirtglieder nit bekannt; von 851 beritenden Genossenschaflen des Neicheverbandes der deutschen landwirtihaftlichen Genossenschaften wurde für die Kühe der Mitglieder und Lieferanten die Gesamtzahl 446 688 angegeben.

Bei der landwirtschaftlihen Betriebëzählung voa 1907 wurden 31 834 874 ha landwirtshaftlich benugte Fläche ermittelt; die Zahl der Kühe (aber nit der Milchkübe) in landwirtschaftlihen Betrieben betrug damals 10 339 965. Im Vergleih mit der landwirtschaftlih benußten Fläche gab es im Jahre 1912 im Reiche 1,4 Meierei- genossenschaften auf je 10000 ha; höher war diese Zahl in Braunschweig (4,12), Württemberg (3,29), Lübeck (2,11), Provinz Han- nover (1,97), Provinz Schleswig-Holstein (1,80), Waldeck (1,65), Olden- burg (1,02), Mecklendurg-Shwerin (1,58), Lippe (1,49), Provinz Sachsen (1,47), Rheinprovinz (1,46), Schwarzburg-Sondershausen (1,40), Bayern (1,21), PVeecklenburg-Streiitz (1,21), Bremen (1,18), Sachsen-Weimar-Etsenah (1,1) und Anhalt (1,10). Mit-

lieder von Meiereigenossenshatîten kamen im Sahre 1912 auf 10000 ha landwirtshaftlih benußtec Flähe im Reichs- durhschnitte 96, dagegen in Oldenburg 361, in Lübeck 361, in Braunschwetg 308, in der Provinz Hannover 290, in Württemberg 278, in Waldeck 245, in B:emen 231, in Schwarz- burg-Sondershausen 214, in Hessen 177, in der Rheinprovinz 176, in Lippe 165, in der Provinz Sachsen 162, in Schaumburg-Lippe 159, in der Provinz Westfalen 121, in Sachsen-Weimar Eisenach 119, 1n Hamburg 108, in der Provinz Schleswig-Holstein 107, in Medcklen- burg-Schwerin 103, in Anhalt 99; die übrigen Einzelstaaten und Landesteile blteben unter dem Neichsdurchschnitt, sehr weit darunter die Provinz Westpreuß-n und das Königreih Sachsen mit je 12, Elsaß-Lothringen mit 20, Sa(hsen-Coburg-Gotha mit 24.

(Weitere „Statistische. Nachrichten“ \. i. d. Ersten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Auch die „Berliner Gesellschaft für Anthropo- [ogte“ wird fi, unbeirrt dur die kriegerishen Ereignisse, von der regelmäßigen Fortseßung ihrer Vereinstätigkeit nicht zurückhalten lassen. Ste begann thre Sißungen für das Winterhalbjahr am leßten Sonnabend, den 17. Oktober. Allerdings hatte der Vorsitzende, Professor Dr. Seler diese Sitzung durch Mitteilung mannig- facher - Veränderungen zu eröffnen, dle im Leben der Gesellschaft durch dle Kaegsiage hervorgerufen worden sind. Geheimrat Penk, bei Kriegsausbruch auf etner Reise nah der Südsee begriffen, soll auf der Nückret)je nah Europa sein. Geheimrat Felix von Luschan, seit Anfang Juli nah Australien auf einer Forschungs- 1eise unterwegs, ist nach - Honolulu gebracht worden und will von dort die Hetlmreise über Amerika versuchen. - Von an yer- schiedenen Stellen des Grdballes tätigen deutschen Forschern fehlen neuere Nachribten. Solche sind während der Sommerpause ein- g?ganaen von Grland von Nordenskjöld, wonach er Kannibalenstämme am Nio Itanes (Südamerika) besucht hat, terner von Dr. Preuß- Berlin, der ethnographi\che Untersuchungen des Eingeborenenstammes der Utoto in Columbien vorgenommen hat. Von einer Stiftung in Höhe von 2000 4 Tonnte Mitteilung gemacht werden, die Dr. Lehmann-München der Gesellschaft zum Zwecke der Anlage einer Photogramm-Sammlung von Typen aller in Deutschland vertretenen Bevölkerungéslämme übereignet hat.

Den ersten Vortrag des Abends hielt Herr Otto Messing über „Confucianismus8“. Der Vortrag war eine Fortsezung des früheren, von dem Kenner und Verehrer des chinesishen Weltreicbes an diefer Stelle g: haltenen über ‘Contvcius (= Kung 551 bis 479 v. Chr.) und seine Lehre und stellte sh die Aufgabe, die weitere Entwicklung di:ser Lehre - darzulegen: Drei Perioden laffen sich in der nadckconjucianishen Keit fesistellen, eine jede in überaus bezeichnender Weise in die Erscheinung tretend. Die erste entwidelte sih während der Han-Zeit (206 v. Chr. bis 221 n. Chr.). Sie war dur äußere Einflüsse gekennzeichnet, näm!ich die Erfindung des Papiers, des Schreibpinsels und die Bereinfahung der Schrift- zcthen, begleitet und gefolgt durch eine Zeit buhitabengläubiger Pietät und Alletnshäßung der wortgetreuen Üeberlteferung der nach der großen E L wieder ans Tageslicht ge- tommenen Shriften der alten Klassiker. Die zweite und bedeutendste Schule bildete ich während der Sung-Dynastie (960—1270 unserer Zetitrehnung). Sie {uf ein Speztalistentum und verlieh der Lehre ¿um Nateil ihrer voltkstümlichen Entwicklung eine offizielle Deutung. Die dritte Schule endli entwidelte sich während der leuten Dynastie, der Tfing (1644—1912) und stellte fi in \{roffen Widerspru zur Orthodorie der Sung-Philofophie. Biz zur Han-Zeit, also während etwa 300 Jahren, waren wichtige Abschnitte für die tbr vorangegangene Gntwicklung des Confuctantsmus die kriegertschen Perioden, die lange dauernden inneren Kämpfe zwischen einzelnen Staaten gewesen: politi]ch gewiß eine traurige Zeit, aber eine Zeit überaus reger GSe- danfenerzeugung. Daneben machte sich der Einfluß der das „Neich der Mitte" begrenzenden Staaten bemerkbar, noch beute erkennbar in volfstümlihen Gegensäßen und kulturellèen Abständen der lebenden Generation. Ferner fand zur bezeihneten Zeit die neu aufitrebende Lehre sofort einen hestigen W dersader im Zaoismus, Im Kampf gegen die Lehre des Moti, die Lehre der gegenseitigen Liebe, ging fie als Siegerin hervor. Als eifrigster Verfehter der Lehre Kungs trat Mengko (latinisiert Menciue) aus, ein würdiger Z:itgenosse der großen Philosopben Griechenlands, P'ato, Aristoteles. Mengko is ein ausgesprochener Bekenner der Lehre Kungs und seine Anschauungen über das Staatsleben find mehr auf das Praktise gerihtet, von einem demotratiscen Anstrich und dur Schärfe des Ausdrucks bemerkené wert. Er vertrat mit großer Ent- 1iedenheit die Ansicht, der Mens |ei von Natur aus gut, und {uf viermlt für Hunderte von Jahren ein weites Feld der philosophischen Streitfragen, bis - die Sung-Zeit einen Abschluß herbettührte. Die einen fo merkwürdigen Einfluß auf die Entwicklung der Lehre des Confuctius gewinnende Ausbildung der chinesishen Schriftzeichen er- läuterte der Vortragende an Lichtbildern Immerhin war diese ersie periode der Entwicklung der- Schrift für die gesunde Grstar ung der Lehre“ eine Zeit allzu häufig wedhselnden politischen Niederganges und Aufshwunges. Den Höhepunkt der 2 ntwilung wie er namentlich in der Vervielfältigung der Kla!siker zum Ausdru gelangte, brachte für den Confucianismus erst die Sung- Zeit, die zweite Periode. Der Buddhismus hielt etnen Einzug in China zu Anfang unserer Zeitrechnung, nachdem {hon zwei Fahr- hunderte vorher Sendboten der Hinayama-Schule die Lehre Buddhas nach China über Turkestan und auf dem Seewege getragen hatten,

„_ Die Squle, welche zu Anfang unserer Zeitrechnung in China Eingang fand, war die Mahayana-Sekte. Buddhismus und Con- fuctanismus standen sich tn ihren Anfhauungen, ihrer Lebens- auffasfsung {rof gegenüber. So entwielte sih ein hartnädiger Kampf, ein Ringen zweier Weltanshauungen. Daß von Volk und Sürsten dem Buddhismus der Vorzug gegeben, daß er so begtertg aufgesogen „wurde, hierfür lag der Grund wesentlich in der (g gleihôweisen Nüchternheit und im Mangel etnes unzweideutigen

ottesbegriffes in der si als Sittenlehre gebenden Lehre Kungs.

h Wahrkbeit ist die Geltung und der Einfluß, den der Buddhis8mus eran ina errungen, weniger auf seine von den Malhthabein an- itel è Autorität gegründet, als auf die Bedeutung, - die sein Vor- frièbiau A in den Volk3gedanken durch die Stillung des Be- deslomeih heishenden religiösen Bedürfnisses gewonnen hat. Nichts- Ehre be ger wurden dem Confuclus im Laufe der 24 Jahrtausende „ZYrenvezeigungen in steigendem Maße zuteil. Ste erreichten im Jahre 1906 ihren Höhepunkt, als Confuctus von der damals para Kaiserln-Wilwe zum höchsten Nang erhoben und somit Die ¿sten göttlichen Weisen Shangti gleichgestellt wurde.

ie Chrungen bestanden bis zum Untergang der lezten Dynastie

in Darbzuingung von Opfern. Diese Opfer waren Suovetaurilia, in der Wahl der Opfertiere ganz den in Nom alle 5 Jahre ver- anstalteten Sühneopfern ähnlih, nämlich Darbringung etnes Stieres, eines Schafes und eines Shweines, die tm Tempel an der Seelentafel des Confuctus niedergelegt wurden. Diese Opfer nebst den sie begleitenden feierlihen Handlungen, Pantomimen, Tanz mit Gesang und Musikbegleitung, fanden zwetmal im Jahre, je am ersten Tage Ting des zweiten und achten Monats \tatt. Den Opferzeremonien liegen Bedeutungen zugrunde, zurüdckgreifend auf die ältesten Zelten der Geschlhte des „Neiches unter dem Himmel“ und begründet durch die besondere Auslegung der Geschehnisse und Anschauungen jener Fe Die Opfer stellten Confucius auf gleiche Stufe mit der höchsten Gottheit; do wurden sie ihm niemad als Gott dargebracht, galten vielmehr nur der Erinnerung an seine Perfon, waren eine Staatsangelegenheit und gleih der Staatsreligion eine Verherrlichung der Regierung. An der Hand gelungener Licht- bilder zeigte der Vortragende das Innere von Confuciustempeln mit Seelentaseln, geschmückt mit Bildsäulen des Confucius und feiner Jünger, die in streng vorgeschtiebener Folge zur Nechten und Linken aufgestellt find. Die zuerst gezeigten Lichtbilder geben das Innere von Tempeln in Wuchang und Tsinanfu wieder. Sie stechen in ihrer h1ichten Ginfachheit, ihrem mehr oder weniger in- die Augen sprin- genden Verfall bei geringer Sauberkeit gegen den Haupttempel in Küfu stark ab. . Ferner legte der Vortragende eine Reibe Aborüde von Tembvelinschriften vor und übersetzte davon mehrere, die in hoh- trabenden Worten Confucius und jeine Lehre verherrlihen. Auch der Kleidung und sonstigen Ausstattung der Confuctus-Statue wurde entsprehende Erklärung zuteil. Bei der im voranstehenden betonten erheblihen Verschiedenheit der Geltung und Würdigung von Bud- bdhismus und Confucianismus im Volksbewußtsein, die gleihwohl dec Schäßung des einen neben dem andern keinen Eintrag tut, ist es von Interesse, etwas über den Einfluß zu hören, den die confucianishe Lehre in_ den Schulen Chinas übt und üben foll, und zugleih über die Formen ihrer Vermittelung an die Jugend. Der Vortragende entsprach dieser Erwartung in Kürze, wle folgt: Die Verehrung des Confucius in den Schulen geht bis auf die Regierung des Kaisers der Han-Dynastte mit Namen Hsingti zurück und ist die gleihe bis auf unsere Zeit ge- blieben. Vom ersten Tage seines Schulbesulßes wurden und werden dem chinesishen Knaben die Grundlagen der confucianishen Lehre eingeprägt, und das Erste, was auswendig „zu lernen, bildet der vielumstrittene Sag: „Der Mensch is von Natur aus gut, in Wirklichkeit geht es aber weit ausetnander.“ Buch an Buch, in streng anti d a Tébien Geiste geschrieben, reiht fich an, und muß von den XFnaben, wenn auch ohne irzendwelhes Verständnis, auswendig gelernt werden, bis \chließlich die Nethe an die 9 Klassiker kommt, die gleihfalls auêwendig gelernt werden müssen. Dieser Volksunterricht ist jedoch nicht Sache der Neaierung, tondern der Fantilie und der einzelnen Gemeinwesen. Die 1901 nah Beendtgung der Boxerunruhen auf Anregung und Verlangen der Proolnzialregierungen aufgehobenen Staatscxamina standen ebenso unter dem Einfluß der confuct1nts{chen Lehre und die hierbei gestellten Themata waren aus\!ießlich Auf- gaben, welche die confucianische Ethik nach der Verdo!metshung dur Chu-hi betrafen. Wie die Zukunft fih zu der Lehre des Confuctus stellen wird, bleibt abzuwarten. Daß die im Volke eingewurzelte Kultur der confucianishen Gefellschaftsordnung bejtehen bleibe und an der Ueber- lieferung festgehalten werde, welhe Tausende von Jahren, und ihrem inneren Werte nah mit Recht, dem Lande „Wahrheit“ gewesen, ist sicher niht nur wünschenswert, sondern auch erforderlich für die ristenz und das Fortbestehen des Volkes.

Der zweite Vortrag des Abends über „Skulpturen aus der älteren Steinzeit“ knüpite an dite Arbeiten des Vortragenden, Professor Dr. Karl Schuchardt, über die von ihm in Malta durchfors{ten und in den Hauptergebnissen seiner Studien an dieser Stelle {on be\prohenen Altertümer an: In den dorti.en Bau- den'mälern einer fernen vorgeshichtlihen Zeit find in mehreren Kult- Nischen noch Pfeiler gut erhalten, die offenbar bestimmt waren für Altäre der noch bildlosen Gottheit, und als solde gedeutet werden dürfen wegen der Aehnlichkeit mit den Menhirs in Westeuropa. Ganz ähnli vermögen wir den in Malta vorliegenden, aus zwei Nund- hütten mit Mittelgang entstandenen Palastiypus nach Kleinasien und Syrien, zu den Hethitern und den Pergamenern zu verfolgen, alsdann ihn im etrusfishen und rômischen Hause wiederzufinden. So lassen au ge- wisse in Malta zu Tage tretende Skulpturen eine bestimmte Deutung zu und dürf-n als Erklärung dienen für die ganz eigentümliche Haltung der uralten, in der Aurignacien-Kulturs{hicht des Abrt von Laussel in Südfrankreih gefundenen Darstellungen jener korpulenten Frauengestalten, die mit zum Gesicht erbobentr linker Hand dargestellt find, während die Rechte ein Horn (?) zu halten cheint. Cin Settenstück zu diesen ältesten Nachbildungen des Menschen besißen wir in der sfogenannten „Venus von Willendorf“ ; und deren Haartraht wiederhoit \sich auch b-i einer anderen weiblichen Figur aus der älteren Steinzett. Ganz ähnliche korpulente Frau?nfiguren sind nun in Hadjakim auf Malta, zum Teil bekleidet, zum Teil nackt dargestellt, gefunden worden. Pro*efsor Schuchhardt hält sie für Ahnenfiguren, parallel zu setzen den späteren römischen Laren, nimmt sie also nicht für Göttergestalten, denn hiergegen s\prehe ihre allzu bequeme Haltung. Diese Anschauung wird dadur unterstüßt, daß in einem Grab? in Hal! safient auf Malta ähnliche Figuren fic vorfanden, die einem Teil der mit nacktem Obeikörper dargestellten Frauengestalten auf etrusfischen Satkophagen und in fretishen Da: stellungen ztemlih genau gleih sehen. In diesen Figuren sind nah Ansicht des Vortragenden „Opfernde* zu erbliden, welce Erklärung durch eine Fülle von Matertal zu erbärten ist. Sie wird bewiesen dur die ersihtlicbe Vebereinstimmung zwlschen der Kultnishe auf Malta und gew: n Darstellungen im Palaste von Knossos aut Kreta. Der Kulitpfeiler, um den sch bisweilen Schlangen ringeln, bedeutet durch dtes der Hera, der Artemis, der Athene eigene Symbol, \chon den Altar der Gottheit, im besonderen der ältesten Gotiheit im Mittelmee:kreise, der „Mutter Eide“. Lar ist et-uskisch und bedeutet „Hera“, d. h. Herr des Hauses, Ah»herr, und wird zum Teil mit einem Horn auf römischen Bildern dargestellt. Nach allem sind demnach auh die wiiblichen Ftlguren aus dem Abrt von Laussel (bei Les Cyztes-Dordogne) als VBetende oder Opfernde anzusehen. Schon die Beigaben der Skelette aus den Moustórizn und Aurignacien, die Muschelketten und Aehnliches lassen uns ahnen, daß bereits in jener Pertode der Glaube an ein Jenseits im Mittelmeergebiet bestanden hat. Dem- enlsprech-nd find die Menhirs fn der Bretagne und sort in Westeuropa als „Seelenthrone“ anzusprechen, auf die si die aus der Grabkammer beh eite Srele chwang; eine aud im Volks- ¡lauben der Griechen bestehende Anschauung, bevor er dur dite offizielle Mytholoaie vers{chüttet wurde. Gegenüber dieser Erscheinung, der hohen Wah schetnlihkeit eines im Mittelmeer-Kulturkreise gemetin-

samen Glaubens an das „Jenteits* werden die geologischen Perioden des Aurignacien vielleicht etwas zu hoh gegriffen, und vielleicht

ist in diesem Punkte etne Nachprüfun gerechtfertigt, vor - allem jür Westeuropa; denn die retische Kultur

müssen wir auf 3000 bis 2000 vor Christus anseßen. Die Laren find die den Göttern opternden Vermitiler zwtschen Meensh und Gottheit ; sie sind aus den Ahnen hervorgegangen. Diese mit hobem Inters esse von der Versammlung entaegengenommwenen Mitteilungen des Vortragenden wurden von Dr. Wiegers und Professor Jentsh zum Teil durch kritishe Bemerkungen geologi!cher Art ergänzt. Eine große Anzahl von Lichtbildern hatte den Vortrag sehr befriedigend erläutert.

In der Aula ter neuen Frankfurter Universität fand

gestern, Mit'ags, eine kleine Erö}fnungsfeter tatt, bet der der Nektor Professor Dr. Wachsmuth betonte, daß unter den gegen- wärtigen Verhältnissen von einer feierlichen Eröffnung A ge» nommen werden müsse. In großen Zügen schilderte der Rektor die Vorgänge, die zur Gründung der Untiversität geführt haben. Mit cie Qu der eingegangenèn Glückwünsche fand der Eröffnungtakt ein Ende ;

che Museum, dessen alljäbrlihe Festversammlung die jeßigen {weren Zeiten unterblieben ist, hat an sten Vorsitzenden Geheimrats Duisberg in ng des Vorstands mit den Vor

Das Deuts mit Nücksicht auf dem Wohnfitze feines er Leverkufen eine Besprehu Schriftführern des Vorstandsrats abgehalten. wohnten „W. T. B.“ zufolge bet die Sta von Soden und Dr. von Knilling, Dr. Delbrück der Ministerialdtrekt Professor Dc. von Heigel, Präsident der b ten, Dr. Krupp von Bohlen und Halbach usw. dhiedene Maßnahmen beschlossen, die geeignet hen Museum zur Verfügung stehenden Kräfte und gemeinsamen Vaterlandes nußbar zu machen. nte e dem Allerhöchsten Protektor des Mu'eums König Ludwig 111. yon Bayern eine Summe von fünfzigtausend Mark zur Berfügung gestellt, um sie im Interesse der deutshen Krieger und Im Anschluß an die Sigzung fand hen Fabriken in Leverkusen sowie die gerade jeyt in so verdienst-

a!8minister Dr. Freiherr in Vertretung des Staatssekretärs ewald, die Vorsitzenden ayerischen Akademie der Wissenschaf Sißung w sind, die dem deuts, Mittel zug Unter anderem wurd

urden verf

ihrer Angehörigen zu verwenden. eine Besichtigung der großen chemif der Kruvp|ch2n Werke in Essen statt,

voller Wetse für das Deutsche Neich tättg sind.

Ueber die diesjährigen deut gamon berihtet H. Knacfuß im gishen Justituts, daß im wesentlichen an Zunächst galt es, die Frage der östlichen Z1 zu klären und bierdur die Untersuhung Nahe der Nordede gebauten Therme kam ferncr in den N eine kieine Töpferwerkstatt mit dem in Töpferofen zutage. verfertlgten NReliefge/äße fanden si vor, Geschichte der pergamentshen Keramifk Grabungskompler umfaßte das Tore“, den östlichen Keil des zwishen dem inneren dem großen Gymnasion, in gleiher Höhe mit ° Hier fand sich ein großes palastartiges Wohnhaus.

schen Ausgrabungen inPer- rbuh des Deut!chen Arhäolos zwei Stellen gegraben wurde. gänge zur Gymnasionterrasse des Gymnasions abzuschließen. der in das Gymnasion ein- uinen eines bellenishen Hauses seinen unteren Teilen erhiltenen Zahlreiche Formen und Bruchstücke der hier einst wodurch der Fund für die sehr wihtig wird. Der zw-ite „Philetärisch-n Burgawege und dem Herabezirk, ge-

Das ift gelungen.

Gelände neben dem

legenen Gebiets.

Literatur.

In vielen Feldpostbriefen, den Kriegsshaupläßen in Ost und kehrt die Bitte wieder, über der die geistige Kost nicht auf den verschtedenen Kriegsschaupläßzen sammenhange unterrichtet zu tein, ist ebenso ve ; geren Heimat näheres zu erfahren. jeder Soldat wissen, wie dite

die von unseren Kriegern von West in die Heimat gelangen, Sorge für die leiblihe Nahrung auch Wunsch, über alle Vor,„änge möglichst genau und im Zu- rständlich wie die Sehn- Vor allen Dingen Stimmung daheim ist. wie das Volk Anteil nimmt an den Ruhmestaten des Volkes in von selbst, daß ein Verbindungsglied das die Kluft zwishen daheim und in der Ferne über- erlässig über all die zahllosen Kämpfe tn hen Verhältnifse unterrichtet.

die feit 26 Jahren wohlbekannte, bei Karl Siegismund in Berlin „Deutscher

zu vergessen. ucht, aus der en

Waffen. Daraus ergibt sich erwün}cht ift, genau und zuv le über die heimattli Verbindungsglied stellt

Ost und West, w

deutshen Heere fel heinende

Friedenszeiten is mit dem ne blatt geworden. Er hat seine Spalten in erster Linie erer heiligen, gemeinsamen Sache ceöffnet und t über die wichtigsten Ereignisse auf

Soldaten- unserer Truppen zum Kriegs- allen Inter- unterrihtei den Kriegs- er unterrichtet

alte Freund u begonnenen Jahrgan

ejer zunä: en in Form etner kurzen Kriegshronik; von Urkunden politishen Charakters über n Vorgänge, die den

ferner an der Hand alle wichtigen politische diese Dokumente von bleibendem der Kriegsereignisse, anfhaulih ge'chriebenen Kriegsbildern Rußland, Oesterreih-Ungarn, von der

Krieg berühren; an Wert {ließen sich Darstellungen der Gejehte in

aus Frankreich, Nordsee und der Latftflotte ß threr bunten Mannigfaltigkeit doch nah bestimmten gewählt find und in ibrer reihen Fülle ein ab- der zeitgeshichtlihen Kämpfe bilden. An die Heimat, die dem Krieger Herzen gehen, t empfinden,

der Kämpfe,

punkten aus gerundetes Gemälde Krtegsbilder \{chließen draußen in Worten, die erzählen, was die Deut fühlen und wirken. kleinere Artikel Lebens; Karten und Inhalt dieser illustrierten Zeitschri Freund in Feindesland ift.

durch alle Postämter für 1,8

sih die Bilder aus der vom Herzen kommen und zu cen daheim in ernst bewegter Zei ließt fih ein Abschnitt „Humor“ und ershiedenen Gebieten des militärishen ständigen und veranschaulihen den ft, die unseren Truppen etn treuer Sie erscheint dreimal im Monat und ist 0 H vierteljährlich zu beziehen.

aus den v Bilder vervoll

Land- und Forstwirtschaft.

Lage der Landwirtschaft in Rumänten im Monat September 1914.

ne und warme Witterung in den ersten war für das Yeifen des Mais, eraus günstig, ermöglihte ihterte die Fortseßung des } Getreidedrushhes, verhinderte eitung der Aecker und den Anbau der konnten intolge der ziemli reihlihen ten Dekade des Monats allerorts aufgenommen

zur Reife gelangt. Befürch- zelnen hochgelegenen Gegenden und im hle Witterung das Reifen Mais wird im allge- : zufriedenst: lend, die Die Tabakernte ist in der ersten Hälfte Erträgnis an August und Sép- ¿derstoffen größer. begonnen; deëgleichèn werden e eingeheimst. Auch die Weinlese es Berichtsmonats ein och ist das Ge

Die trockene, meist zwei Dritteln des Vionats September der Trauben und anderer Herbstpflanze sogar teilweise deren Einbringung und erle in etnigen Gegenden noch nicht beendeten jedo andererseits die Bearb Herbsisaaten. Diese Arbeiten

Niederschläge in der letz

Der Mais ist fast im ganzen Lande nur in ein Norden des Landes,

bisher verhindert bat. als mittel,

Quaiität als gut beze des Berichtêmonais abgeschl Zulkerrüben is infolge der Trockenkeit im dagegen ist der Gehalt an Z: r Rüben hat bereits

wo die eingetretene __ Das Ernteerträgnis in einigen Gegenden sehr

ossen worden.

tember geringer ;

Das Einbringen de Kartoffeln und Herbstgemüs hat in der zweiten Häifte d find von guter Qualität, d Weinberge sehr stark unter Mehltau un Herbstobst sind Pfl Das Ertrà

geseßt. Die Trauben famtergebms gertng, da die d anderen Krankheiten gelitten aumen, Aepfel, Birnen, Nüsse gnis ist in fast allen Teilen Der frübzeitig gesäte Weizen hat bereits ntwidelt ch zusehends.

aben. Vom und Pfirsiche eingebracht. andes befried'gend.

zu keimen begonnen und e geringen Mengen angebaut. Niederschläge wteder zu grüne des ganzen Jahres dem (Bericht des Kaiserlichen Ko

: Naps tst in fehr Die Weiden haben intolge der leßten n begonnen und bieten wie im L Bieh auch weiterhin reihlide Nahrung. ulats zu Bukarest vom 13. Oktober d. J.)

Gesundheitswesen, Tierkraukheiten und Absperrungs- maßregeln.

Gesundheitsamt meldet das Erlöschen der chlahlviehböfen in Leipzig

Das Kaiserliche aul- und K am 24. und in Cöln am 26 d. M.

enseuhe von den S

In der FeldärztliGen Beilage der enshrift" werden von zwei Kreitmair, Verwundungen be- Dum-Geschosse zurüc{zuführen teckte das Geshoß noch in dem betroffenen Untersuchung, nahdem es herausgezogen war, bestand aus etner einem dickden schar}riehenden

ie Spitze war abge- die Geschoßwand von

Dum-Dum-Wunden. «Münchner Medizinishen Woch näâmlich Geheimrat Lenné und s{rteben, die ohne Zwei In einem Falle Unterschenkel, und setne stätigte den Verdach upferlegierung

el auf Dum.

t vollkommen. und war

schnitten, das obere Ende völlig platt,