Der preußishe Justizminister hat unterm 3. d. M. eine allgemeine Verfügung, betreffend die Bestellung von Zwangsverwaltern, erlassen, die folgendes besagt:
In der gegenwä: tigen Z it hat wegen der rehtlicen. und wirt- schaftlichen Hindernisse, die ter Zwangtversteigerung eines Grunt\tücks in vielen Fällen entgegenstehen, die Zwangéverwa!tung erhöhte Be- deutung gewornen. Infolgedessen ist es besonders wichtig, auf eine zweckmäßige Gestaltung des Zwangkverwaltungéverfahrens Bedacht zu nehmen. Insbesondere ist es jür alle Beteiligten von großem Wert, daß die Zwangtyerwaltungtkosten -nah Möglichkeit herab; emindert werden. Zur Ecreichung dieses Zieles wollen auch die Hypotheken- banken beitragen, indem sie bei den auf ibren Antrag eingeleiteten Zwanßsverwaitungen einen ihrer unter der Au'sicht der Bank bleibenden Beamten als Zwangsverwalter unter Verzicht auf die Gewährung einer Vergütung zur Verfügung stellen.
Den “Amtsgerichten wird empfohlen, bei der Auëswahl von E Eparnalteen auch vorstehende Gesichtspunkte tin Erwägung zu ziehen.
Wie „W. T. B.“ erfährt, hat das Oberk ommando in den Marken strengere Maßnahmen gegen die Ange- hörigen der mit uns im Kriege sich befindenden Staaten (Männer, Frauen und Kinder über 15 Jahre) an- geordnet. Danach ist befohlen :
1) Stete Müführung eines Polizeiau!weises.
2) Täglich zweimalige periönlihe Meldung auf der Polizei.
3) Verbot, den Polizeibezirk threa Wohnsißes (arundsäßlich sind unter e die Bezirke der selb11ändtgen Polizeiverwaltungen zu verstehen) ohne Geaehmigung der Polizei zu v rlassen. (Bekannt- gabe der Grenzen des Polizeibezirkes durh die Polizei)
4) Verpflichtung, von 8 Uhr Abends bis 7 Uhr Vormittags in der eigenen Wohnung zu bleiben.
Diese Bestimmungen treten“ mit dem 10. November in Kraft. Jhre Durchführung soll durch eingehende Kontrolle der Polizei sowohl in den Wohnungen, als auch auf der Straße und in Wirtschaften erfolgen. Zuwiderhandelnde werden sofort verhaftet und in militärische Sicherheitshaft abgeführt.
Zu der Festnahme der in Deutschland befind- lihen Engländer schreibt die „Norddeutshe Allgemeine Zeitung“:
Die Behandlung der Reichsangehörigen in den feindlihen Ländern ist vom Autb:uh des Krieges an der Regierung ein Gegenstand ernster Fürsorge gewesen. Die Verfolgung jeder in greifbarer Form zur Kenr tnis gekommenen Beschwerde war amtlich eingeleitet, bevor in der Oeffentlichkeit die Klagen über {chlechte Bebandlung von Deut- schen tn Feindesland, besonders in England, sich häusten. Nah der amtlichen Untersuchung, bet der wir uns der Vermittlung neutraler Mächte bedienen mußten, stellten sh manche Fälle nicht in allen Um- ftänden fo dar, wie in den Schilderungen der Presse. In Einzel- beiten find zweifellos den Beschwerdeführern hin und wieder auh UVebertreibungin untergelaufen. Was aber als Ergebnis amtlicher Feststellungen übrig bleibt, ist so \chwerwtegend, daß, vor allem geg-nüber England, Vergeltungsmaßregeln gerechtfertigt und notwendig find.
I iese Maßregeln sind nit darauf berechnet, mit unsern Gegnern einen Wettstreit in der Brutalität gegen f indlihe Svaatsangehörige zu eröffnen. Mutwillige Grausamkeiten geg-n Deu!she waren den Engländern im großen und ganzen niht nachzuweisen. Es sind aber ganz unnôtige und unwürdige Härten vorge!ommen, wie sie min- déstens ohne Fahrlä!figkeit von Beauftragten der britischen Krone vidt möglich geweien wären. Vollkowmere Genugtuung datür Éönnen wir ntich1 suhen in der Rache an Unschuldigen, nicht in einem Sch'iftwechs?el mit neutraler Unt-rstüßung und niht durch cinen Schieds)pruch Dies? Dinge gebören mit zu der verstockten Ueber- bebung, mit der fih England gegen alles, was deutsch ist, versündigt, und wir müssen fie etnbeziehen in die Abrebnung, di- wir gegen das auf ieine Unangreifbaukeit pohende Inselvolk durchzuführen ent-
chlossen sind.
Die Goldmünzen gehören in den Schaß der Reichs- bank! Das beherzige jeder, der Goldmünzen im Besiße hat. Die Postanstalten tauschen Gold gegen Papier- aeld um und führen alle Goldmünzen der Reichsbank zu. Dies ist troy eines Aushangs in den Schaltervorräumen noch immer nicht hinreichend bekannt. Es wird deshalb erneut darauf hingewiesen, daß die Postanstalten für jedermann eine bequeme Gelegenheit zum Umtausch der Goldmünzen bieten.
Der heutigen Nummer des „Neichs- und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 179, 180, 181 und 182 der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthalten die 71. Verlustliste der preußischen Armee, die 44. Verluftliste der bayerischen Armee, die 49. Verlustliste der sächsischen Armee sowie die 10. Verlustliste der Kaiserlichen Marine.
Oesterreich-Ungarn.
Der Kaiser Franz Joseph hat gestern vormittag den Erzherzog Karl Franz Joseph in zweistündiger Audienz zur Entgegennahme des Berichts über dessen Eindrücke vom nördlichen Kriegsschauplaß empfangen.
— Der ehemalige ungarische Ministerpräsident Graf Khuen Hedervary hat zu einem Vertreter des „Neuen Pester Journals“ bemerkenswerte Aeußerungen über die neueste Phase
des Weltkrieges gemacht.
Laut Bericht des ,W. T. B.“ sagte Hedervary bezügli der Stellung- nahme der Türkei: Die Gefahr für Cngland lteat darin, daß sich die Türkei des Suezkanals bemächtigen konn. Die Türket zwingt aiso den hinterlistigsten unserer Feinde, feine Kräfte, die er jeßt so hilfsbereit
feinen Bundesgenofsen zur Verfügung gestellt hat, für fich selbst aufzu- .
bewahren. Auch Nußland muß die Kräfte, die es vielleicht noch gegen uns und Deutschland ins Treffen hätte {icken können, gegen die Türkei aufbieten. Bezüglih Japans führte Graf Hedervary aus: Die Vereinigten Staaten achten ei'ersühtig darauf, daß die Snteressen\phäre Japans im Stillen Ozean nicht erweitert werte. Sollte England Japan hierbei unterstüßen wollen, fo kommt es zum Bruch zwischen London und Washington, wo man {hon heute mit Widerwillen sieht, daß der ameikanische Handel mit dem euxto- päischen Kontinent teilweije auf Schwierigkeiten ößt, und wenn einmal diefe großen Weltgegensäße aneinander geraten, so kommt es noch zu ganz anderen Verwicklungen, als fie im gegenwärttgen Kriege bereits auf etaucht sind; denn täuschen wir uns nicht, der Krieg wird {chließlich zu Ende gehen und Frankreich wird erkennen, daß es in seiner wirtschaftli&en Entwicklung niemals von Deuts(land gehemmt worden ist. uh Nußland wird wieder zu der Einsicht gelangen, daß nicht Deutschland und Oefsterreih-Ungarn feinen Machtbéstrebungen im W ge stebt, sobald sih diese niht auf Europa richten. Dann aber wird sich England wirklich der ganzen Welt gegenüber allein befinden, und wie es dann mit dieser fertig werden wird — wer will dieses Bild ausmalen !
Großbritannien und Jrland.
Die Admiralität erklärt, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, daß das deutsche Hospitalschiff „Ophelia“ fest gehalten worden sei, weil sein Name der britischen Regierung niht gemäß der Konvention als Hospitalschiff bekannt gemacht worden sei und weil es, als es angeti offen wurde, den Pflichten eines Hospitalschiffes zuwider gehandelt habe. Die „Ophelia“ wird vor ein Prisengericht gebraht werden.
Die Erklärung, die den Kriegs zustand mit der Türkei mitteilt, ist zur selben Zeit wie die Annexion von Zypern ver- öffentlicht worden. Sie erklärt, daß der Ausdruck „feindlich“, der bezüglih der Türkei gebraucht wird, sich in gleicher Weise auf die anderen türkfishen Besißungen außer Aegypten, Zypern und allen Territorien, die England und seine Verbündeten {hon beseßt haben, bezieht.
— Die Admiralität macht bekannt, daß der große und der kleine Minch für die Schiffahrt geschlossen sind.
— Der Staatssekretär des Jnnern hat angeordnet, daß die Einschränkung der Beleuchtung Londons weitere zwei Monate dauern soll, und neu verfügt, daß die intenfive Be- leuhtung der Schaufenster von 6 Uhr Abends oder früher, wenn die Polizei es anordnet, verringert werden muß. Starke Lampen werden für Automobile und andere Gefährte verboten.
Nuß land.
Der Kaiser Nikolaus ist gestern bei der Feldarmee eingetroffen.
— Die russische Regierung hat, der Korrespondenz „Rundschau“ zufolge, beschlossen, die Forderung Persiens, die russischen Truppen aus den persischen Gebieten abzuberufen, abzulehnen und ihre Truppen in Persien unverzüglich auf den Kriegsstand zu erhöhen.
Svanien.
Jn der Deputiertenkammer legte gestern der Minister- präsident Dato einen Geseßentwurf über eine Amnestie für politische Vergehen vor und erklärte, die Regierung werde fortfahren, strenge Neutralität zu bewahren, unter Aufrecht- erhaltung freundschaftlicher Beziehungen zu allen Kriegführenden.
Portugal.
Die portugiesische Regierung hat der „Times“ zufolge eine Untersuchung über die Veranlassung zu dem Grenzgefechte zwischen den deutshen und den portugiesischen Truppen in Südangola angestellt.
Belgien.
Die deutsche Verwaltung erhebt in dem beseßten belgischen Gebiet auf Grund des Artikels 48 des Haager Ab- tommens über die Geseße und Gebräuche des Landkriegs die bestehenden Abgaben, Zölle und Gebühren. Wie „W. T. B.“ meldkt, läßt jie die Erhebung durch die belgischen Zoll- und Steuerbeamten vornehmen, die eine Verpflichtungs8- erflärung gegenüber der deutschen Verwaltung abgegeben haben und in ihrer Amtsführung durch deutshe Beamte über- wacht werden. Das beseßte belgische Gebiet bildet auch Deutsch- land gegenüber ein abgeschlossenes Zollgebiet, woraus fich ergibt, daß die im Verkehr zwishen Deutschland und Belgien die Grenze überschreitenden Waren nach wie vor den Zollsäßen des Einfuhrlandes unterliegen. Die von Angehörigen des deutschen Heeres und der deutshen Verwaltung eingebrachten oder nachweislich für sie bestimmten Waren sind zollfrei und beim Eingang keiner Revision unterworfen. Zur Erleichterung der Eingang3abfertigung, insbesondere im Personenverkehr sowie zur Sicherung deutscher Interessen, sollen bei den wichtigen Zollämtern der Grenze gegen Deutschland neben den belgischen Zollbeamten deutsche mitwirken.
Schweiz.
Der Chef des Generalstabs der Schweizer Armee bezeichnet, wie „W. T. B.“ meldet, ein neuerdings verbreitetes Gerücht, Deutschland habe von der Schweiz freien Durhmarsch durch den Bezirk Pruntrut verlangt, als vollständig grundlos und warnt vor Verbreitung des Gerüchts unter Strafandrohung.
Schweden. Die Zeitungen aller Parteien \sprehen ihre Zufriedenheit mit dem Einspruh der \hwedishen Regierung gegen die britishen Maßregeln in der Nordsee aus.
Norwegen.
Die norwegische Regierung und interessierte Kreise haben sih mit der englishen Maßregel der Nordsee sperre lebhaft beschäftigt. Wie „W. T. B.“ meldet, wird amtlich mitgeteilt :
Das norwegische Ministerium des Aeußern hat am 5. November die Gesandt\hfr in London angewiesen, der englischen Regierung weg-n der Kundmachung der Admiralität, betreffend die Nord)eesperre, Vor- stellungen zu machen. Der norwegische Minister des A-ußern hat mit den Borstandsmitgliedern der Reedervereine, der Schiffskriegöversicherung, der Warenkriegsversicherung und Vertretern der norwegischen Amerika- linie sowie anderen Interessenten zur Besprehung der Lage eine Sitzung abgehalten. Das norwegtsche Ministerium des Aeußern hat von der englishen Regierung die Mitteilung empfangen, daß die Durchfahrt von The Mtnch (zwischen Hebriden und Schoitland) und Firth geschlossen 1ei. Norwegiihe Schiffe, die bereits un'erwegs sind und freiwillig nah Kirkwall gehen, werden Erlaubnis zur Weiterfahrt erhalten, wenn ihre Ladungen nah Norwegen bestimmt sind. Artikel, die bedingte Konterbande find, werden nur dann durchgelassen, wenn fie in Norwegen einém Aussuhrverbot unterltegen.
Türkei.
Der bulgarishe Gesandte Toschew hatte aestern nach- mittag eine längere Unterredung mit dem Minister des Innern Talaat.
— Jn den Provinzen finden fortdauernd patriotische Kundgebungen statt. Jn Mossul haben sich Tausende von Personen mit den Ulemas und ihren Stammeshäuptern ver- sammelt. Sie \{chwören, die Regierung bis zum Ende des Krieges zu unterstüßen. An die österreichish-ungarische und die deutsche Botschaft wurden freundschaftlihe Begrüßungsadressen gerichtet.
— Wie „W. T. B.” meldet, sind Minen ausgelegt
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worden, um den Golf von Saros zu sperren.
. Bulgarien.
Der Krieg3minister hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ Verfügungen zur stufenweisen Einberufung von \echs
Klassen Reserven in drei aufeinanderfolgenden Abteilungen Be je eine Uebungsperiode getroffen. Am Ende einer jeden
eriode sollen die einberufenen Klassen der Reservisten be- urlaubt werden.
Amerika.
Das amerikanishe Staatsdepartement ist dem „Daily Telegraph“ zufolge benachrichtigt worden, daß England die mit Kupfer beladenen italienishen Dampfer „San Giovanni“ und „Regina d’Jtalia“, die in Gibraltar festgehalten wurden, freigegeben hat.
Amerikanishe Kupferinteressenten erwägen nach der „Morning Post“ den Plan, ein amerikanishes Schiff zu chartern und es mit einer Kupferladung nach einem neutralen Lande zu senden, um die Konterbandefrage zwischen Amerika und England zur Entscheidung zu bringen.
— Die demokratishe Mehrheit im amerikan ischen NRepräsentantenhaus ist der „Times“ zufolge nah dem bisher vorliegenden Wahlergebnis von 145 auf etwa 20 vermindert worden. Die Staaten New York, Pennsylvanien und Connecticut wählten mit überwältigender Mehrheit repu- blikanish. New Jersey, der Staat des Präsidenten Wilson, ist jeßt im Kongreß durh acht Republikaner und vier Demokraten vertreten. Er hatte früher neun Demokraten und drei Ne- publikaner. Der Westen und der Süden wählten geschlossen demokratish; die Demokraten behaupteten fih gleichfalls in Massachusets. Die Stimmen der Progressisten scheinen all- gemein den Republikanern zugefallen zu sein. Die Niederlage der dritten Partei, der Partei Roosevelts, ist \{chwer. Die republifanishe Presse jubelt, sie erwartet den Sieg bei der nächsten Präsidentenwahl.
— Der mexikanische General Villa hat zahlreiche Mit- glieder des mexifanishen Konvents verhaftet, den Belagerungs- zustand erklärt und eine vorläufige Regierung in Aguas Calientes eingeseßt. Carranza hat erflärt, daß er Villa-bis aufs äußerste bekämpfen werde. Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus hat bereits zwischen den Truppen Carranzas und Villas zwanzig Meilen südlich von Aguas Calientes ein Kampf stattgefunden.
Asien.
Vom Wiener , K. K. Telegraphen-Korrespondenz-Bureau verbreitete Nachrichten aus Teheran besagen, daß der ö fter- reihish-ungarische Generalkonsul und der türkische Vertreter in Täbris von den Russen gefangen ge- nommen und nah Tiflis geführt worden sind. Die persische Regierung und die amerikanische Gesandtschaft in Teheran er- hoben bei der dortigen russishen Gesandtschaft wegen dieses völkerrehtswidrigen Vorgehens Einspruch. Ein gleicher Protest wurde von der persischen Regierung in St. Petersburg erhoben.
Persischen Blättermeldungen zufolge haben die Russen die Telegraphendrähte zwishen Urmia, Salmas und Choi zer- schnitten. Das religiöse Oberhaupt der Perser hat einen Fetva erlassen, in dem er zum Kriege gegen Rußland aufruft. Die Russen tun ihr Möglichstes, um die Verbreitung des Fetva zu verhindern. Die Kurden griffen den russenfreundlichen Häuptling Symko an und belagerten und erstürmten die Stadt Targevar. Die persishe Regierung hat den Gouverneur von Urmia, der den Rufßsen geneigt war, abgesetzt.
-Kriegsnahrichten. Westlicher Kriegsschaupla ß. f
Großes Hauptquartier, 7. November, Vormittags. (W. T: B) Unsere Angriffe in Richtung Yprés machten auch gestern, besonders südwestlih Ypres Fortschritte. Ueber 1000 Franzosen wurden zu Gefangenen gemacht und 3 Maschinengewehre erbeutet.
Französishe Angriffe westlich Noyon sowie auf die von uns genommenen Orte Vailly und Cha- vonne wurden Uner \chweren Verlusten. FUpv den Feind abgewiesen. Der von uns epoverte und nur schwach beseßté Ort Soupix und der Wests teil von Sapigneul, der dauernd unter shwerstem franzöfischem Artilleriefeuer lag, mußten von uns geräumt werden. Bei Servon wurde der Feind abgewiesen, im Argonner- wald weiter zurückgedrückt.
Oberste Heeresleitung,
ODestlicher Kriegs8schauplaßt.
Großes Hauptquartier, 7. November, Vormittags. (W. T. B.) Auf dem östlichen Kriegsshauplaß wurden drei russishe Kavalleriedivisionen, die die Warta oberhalb Kolo überschritten hatten, ge\chlaagen und über den Fluß zurückgeworfen. Im übrigen kam es dort zu keinen Zu- sammenstößen. Oberste Heeresleitung.
Wien , 6. November. (W. T. B.) Amtlich wird bekannt gegeben: Gestern wurde im Norden nicht gekämpft. Ungehindert vom Feinde nehmen unsere Heeresbewegungen sowohl in Russish-Polen, als auch in Galizien den beabsichtigten Verlauf. Wenn den Russen an einzelnen Teilen der Front troß der örtlih günstigen Lage gewonnener Boden wieder vor- übergehend überlassen wird, so ist dies in der Gesamtlage be- gründet. Der Stellvertreter des. Chefs des Generalstabes:
von Hoefer, Generalmajor.
Der Krieg zur See.
Kopenhagen, 6. November. (W. T. B.) Die „Ber- lingske Tidende“ meldet aus London über die Seeschlacht bei Chile: Die englishen Schiffe befanden sich im Hafen von Coronel, um Kohle überzunehmen. Sie verließen dann den Hafen zu weiteren Nachforshungen nah deut- hen Kreuzern. Diese, die ihnen aufgelauert hatten, fuhren den englischen Schiffen entgegen und eröffneten be- reits aus neun Kilometer Abstand das Feuer, während die britishen Schiffe erst bei sechs Kilometer Abstand zu feuern begannen. Zu diesem Zeitpunkt war die „Monmouth“ bereits stark beschädigt, konnte jedoch noch einige Zeit den Kampf fort- seßen, bis eine furchtbare Breitseite in Verbindung mit einem plößlih auffommenden Zyklon das Schiff zum Ueberneigen und Sinken brachte. Wegen des hohen Seeganges und des heftigen
Stkurmes war die Rettungsarbeit fast unmöalih. Es glüdte, em. sehr wenige von der Mannschaft, die 678 Mann zählte, zu retten.
London, 6. November. (W. T. B.) Die „Times“ meldet weiter : Der Panzerkreuzer „Good Hope“ ist gesunken. Das schwere Geschüß der beiden deutschen Panzerkreuzer feuerte bewundernswert genau, Flammen schlugen bei der „Good Hope“ aus zahlreihen Stellen empor, ihr Oberbau wurde weg- geschossen, die Geschüße kampfunfähig. „Good Hope“ wendete chließlih_ und fuhr nach der Küste, während das Wasser in Den Schiffsrumpf eindrang. Es war erkennbar, daß „Good Hope“ unterging. „G las gow“ wurde ebenfalls ernstlich be- {hädigt und flüchtete nah Coronel. Die „Gneisenau“, „Scharn- horst“ und „Nürnberg“, die sich noch in Valparaiso befinden und wenig Schaden aufweisen, fahren heute ab. Die „Leipzig“ und die „Dresden“ befinden fich außerhalb des Hafens.
London, 6. November. (W. T. B.) Die „Exchange Telegraph Company“ meldet aus Washington: Nach einem amtlichen Bericht des amerikanischen Gesandten in Chile ist der Kreuzer „Glasgow“ in Chile interniert worden.
__ Rotterdam, 7. November. (W. T. B.) Zuverlässigen Nachrichten zufolge haben nah Aussage des deutschen Admirals in Valparaiso die deutschen Schiffe in dem Seegefecht an der chilenishen Küste keine Verluste erlitten. Nur wenige Leute sind leiht verwundet.
London, 5. November. (W. T. B.) Die Blätter melden: Der Sunderlanddampfer „Vinebranch“ wurde von dem Kreuzer „Leipzig“ an der Küste von Chile er- beutet und versenkt. Die Mannschaft ist in Sicherheit.
Kolonialer Kriegsschaüplaß.
Tokio, 6. November. (Meldung des Neuterschen Bureaus.) Amtlich. Jn den Kämpfen vor Tsingtau beliefen sich die englischen Verluste auf zwei Tote und acht Verwundete, darunter zwei Majore; die japanischen Verluste auf 200 Tote und 78 Verwundete. Die Beschießung Tsingtaus dauert an. Flugzeuge werfen Bomben und Flugblätter herab, worin den Einwohnern geraten wird, an den militärischen Operationen nicht teilzunehmen.
Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.
Konstantinopel, 6. November. (W. T. B.) Amkt- liche Mitteilung des Hauptquartiers: An unserer östlichen Grenze sind unsere Truppen auf der ganzen Front in Fühlung mit dem Feinde Jn der Reede von Smyrna wurden drei große englische Schiffe sowie mehrere kleinere englishe und franzöfische Dampfer beshlagnahmt und deren Besaßzungen ge- fangen genommen.
Konstantinopel, 6. November. (W. T. B.) Amtliche Mitteilung des Hauptquartiers. Gestern wurde bei der russischen Armee keine Bewegung bemerkt. Die Engländer landeten zum zweiten Male Truppen in Akaba, aber Gendarmen und eingeborene Stämme griffen sie an. Nachdem ein englischer Offizier getötet -worden war, mwarfen die Engländer ihre Munition fort und ergriffen die Flucht. Heute morgen besch oß die russische Flotte zwei Stunden lang Songuldak und Kozlu im Schwarzen Meer. Jn Kozlu wurde der Dampfer „Nikea“ mit 648 Tonnen Wasserver- drängung, der dem Griechen Arvanitidis gehörte, zum Sinken gebracht. _HDn Songuldak wurden im französischen Viertel die französische Kirche, das französische Konsulat und wei Hâujer zerstört, sonst aber kein Schaden angerichtet.
Wohlfahrtspflege.
Veber kommunale Maßnahmen zur Leben3mittel- versorgung
wtrd in der von der Zentralstelle für Volkswohlfahrt (Berlin W. 50, Aug*burger Straße 61) neu herausgegebenen „Korre; pondenz für Kriegswohlfahrtspflege* ausgeführt : :
Cin Mangel an den notwendigsten Lebensmitteln i bisher mrgends eingetreten. Wohl war die Zufuhr unregelmäßig, wodur hier und da vorübergehende Preiss\teigerungen zu verzeichnen waren. So kostete tn Berlin in den legten Wochen bei Masseneinkäufen der Zentner Speisekartoffeln 4 bis 450 4: diefer Prets war jedoch nach Aussage der Großhändlec nicht auf Ausaußzung der Marktlage zurückzuführen, sondern bedingt durŸ den Pferdemangel auf dem Lande und andere Zufubhrerschweiungen. An diesen Miß"änden ware nichts dadurch geändert worden, daß die Stadt thre nit sehr großen Vorräte auf den Markt geworfen hätte. In Mannheim hat allerdings die Gemeinde unberechtiaten Prets- steigerungen dadurch entgegentreten können, daß sie als Ver?käuferin auf- trat. Dort ist es gelungen, den Kartoffelpreis bis vor kurzem auf dem niedrigen Stande von 2,30 4 tür den Zentner zu halten. Solch-ein Vorgehen war nur möglich, wo die Verwaltungen beizetten billige Abschlüsse in großen Mengen agaez?itigt hatten. Zuweilen hat jedoch ihr Auftreten als zahlungsfähiger Käufer den Wearkt un- günstig beeinflußt.
Um den verschtedenen Interessen der Stadt, die Käuferin, Ver- Täuferin und Verbrauchertn von Lebenamitte!n zuglei ift, gerecht zu werden, find von den Gemeinden Versuche gemacht w orden, dte wesentlih voneinander abweichen. /
__ Mane Gemeinden haben von Landwtrten oder Großhändlern die Waren eingekauft und an die Kletnhändler entgeltliß abgegeben, mit der Maßgabe, fie gegen einen bestimmten Preisauf|chlag zu ver- kaufen. So hat Dres den, sobald em billiges Angebot vorhanden war, Mehl, Salz, Neis und Erbsen aufackauft zum Zwecke des Wiedervertaufs. Von den dafür zur Verfügung ge- \tellten 300 000 A waren jedoch in den ersten Oktobertagen erst 58700 « verbrauht. Auh in Hamburg können die Händler von der dortigen Kriegshtife Kolonialwaren hbe- ziehen Diese Geschäfte werden dur Aushängung eines Plakats kenntlich gemacht. Daß in den An?äufen auch eine Gefahr liegen kann, hat die Gemeinde Gevelsberg erfahren müssen, für die fich die Kartoffelbeshafung verlustreich gestaltete. weil der Transport zu langsam vor si ging. Verschiedenartige Waren hat Bromberg angeschafft. Es handelt stch um Salz, Bratenshmalz, eis, Hafer- floden, Noggen, kondenfierte Milch, Graupen und MNoggenmehl, wovon Anfang Oftober nur etn Viertel der vorhandenen Salzmenge an Wiederverkäufer abgegeben war.
Andere Gemeinden haben unter UVebergehung der Händler die eigenen Vorräte zum Selbstkostenpreis an die Kon'umenten (Kaiserslautern) oder an diejenigen Unterslütungsuchenden ver- h eren Bedürftigkeit dur die Kriegsh!lfe geprüft war. Diese bo regel konnte nur da getroffen werden, wo die Geldunterstützung Ses a war, um die twtrtschaftlihe Selbständtgkeit der dur den d lber Dien zu erhalten, Machte die Lebensmittelabgabe einen Aeruail ntertüßung aus, so mußten die Lebensmittel unentgeltlih
gegeven werden. Diesen Weg hat u. a. Friedenau besch:itten,
o I angekauften Vorräte in kleinen Mengen an Arme verteilt
In manch-n Orten hat die Verwaltung groß- Mengen vcn Lebensmitteln angekauft und für den Betarféfall aufgespeichert, oder sie bat sich an der Bereitsfellung der Mittel für den äußersten Notfall genug sein lafsen und zunächst von dem Ankauf Abstand ge- nominen. :
Eine regelmäßige Versorgung mit einzelnen Nahrungsmitteln durch die Gemetaden, wie sie in der Zeit der hohen Fleischpreise geschah, ist bis jezt ncch nit beobahtet worden. Nur die Fisch- verforgung is vereinzelt wieder aufgenommen worden. Die
. Gemeinde Gevelsberg hat 45 Stück Vieh gekauft und an
Meyger abgegeben, während Breslau 5000 Stück Nindvieh und Schweine auf dem WBiehhof angesammelt hat. Fa Pot2dam haben die Stadtverordneten wegen des Nisikos es ab- gelehnt, 200 000 4 zum Ankauf geräucherter Fleisch- und Wurstwaren zu bewilligen, und auch ein Versuch, die Fletshermelster zur Herstellung von Dauerware zu bewegen, ist feblgeschlagen- Größere Maßnabmen hat Straßburg i. E. getroffen. Eine eigens für die Flei1{- versorgung eingeseßte Kommission hat für 250 000 46 Vieh- und Fleischeinkäufe gemaht und außerdem noch 39 000 kg .Gefrierfleis in Gefrierräumen aufstapeln lassen, um später steigenden Fleishpreisen entgegentreten zu können.
Das Hofmarschallamt Seiner Königlihen Hoheit des Prinzen Eitel &Friedrih von Preußen teilt mit, daß der Nuf nah Liebes- gaben für unsere braven blauen Jungen begeisterten Widerhall in allen Teilen unseres lieben Vaterlandes gefunden hat. Große Mengen von nüglihen Bckleidungsstücken und Genußmitteln find in den Sammelstellen abgegeben. Für einen Teil davon ist bereits seitens der obersten Marinebebörde zwecks Ver- teilung an die Marineteile verfügt worden. Weitere Gaben jedoch find herzlih willkommen, und darum möge jeder, der bis- ber verhindert war, geben, was er entbehren kann. Sn dankenêwerter Weise ist von den Spendern an alles gedacht worden. Es besteht aber noch vielseitig der Wunsh nach Zigarren, Tabak und kleinen Tabakspfeifen. Diese sowte alle anderen Gaben werden auch noch fecnerhin dankbar entgegenge-ommen Mittwochs und Sonnabends von 11 bis 1 Ubr und von 4 b1s 6 Uhr tn Berlin im Königlichen Schloß, Archivfaal, Donnersta,s und Freitags von 11 bis 1 Uhr in Potsdam im Stadtshloß, Marmorsaal. Wer nicht die Zeit hat zu kommen, kann seine Gaben auch an das Hofmarschallamt Seiner Körtglichen Hohett des Prinzen Eitel Friedrich von Preußen, Wildxark, Villa Ingenheim, senden.
Der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen sind an weiteren Spenden u. a. über- wiesen worden von den Beamten und Arbettern der Ver- waltung der Neichseijenbabnen laut Mitteilung des Präsidenten der KRaisertiton Generaldirektion der Eisen- bahnen in Elsaß Lothringen als erste Rate einer Samm- lung 15000 #, von dem Kongreß für innere Medizin in Wiesbaden 3000 #4, von Kriminalwachtmeistern und Sch{upßpmännern der Abteilung 1V des Königlichen Poltzet- prâsitiums in Berlin 193250 #, von dem Kaiserlich deutschen Konful in Triést als Ergebnis emer unter reihs- deutschen und österretchi\chen Firmen und Privatleuten eingeleiteten Sammlung 13 000 Kr., in welher Summe eine Spende des österreihisWen Staatsangehörigen Hezrn Dr. Paul Mut il Edlen von Moilenbruck in Höhe von 5000 4 enthalten ist, von den Herren Schack u. Co. in Curityba, Staat Parana, Brasilien, als Teilergebnis einer unter der deutschen Kolonte veranstalteten Sammlung 10000 . Wettere G.ldspenden, au gute Staatepaptere und Obligationen werden dringend erbeten und von den bekannten Zahlstellen sowie von dem Bu1eau der National- stiftung, Berliu NW. 40, Alsenstraße 11, entgegezngencmmen.
Kunft und Wissenschaft.
Das Kaiser Friedrich-. Museum konnte am 18 Oktober, dem Geburistage semes ersten hohen P oteftors, dem es Plan und Namen_ verdankt, den zehnten Jahrestag feiner feierliden Éröffnung dur) Seine Majestät den Kaifer und Köntg begehen. Die |\chwere Bett, in die der Tag fiel, verbot eine besondere Feier. Jn der Geshihie der Köntglihen Museen is der Gedenktag aber doch so bedeutend, daß die Generalverwaltnng aus diesem Anlaß einen kurzen NRükblick auf das erste Jahrzehnt des Bestehens des Kaiter Friedrih-Museums im leßten (November-) He't der „Amtlichen Berichte aus den Könialichen Kunstsammlungen“* veröffentliht. Ihm sind die nachstehenden Angaben entnommen : Der im Jahre 1897 begonnene Bau des Museums nahm acht Jahre in Anspruch. Während dieser Zeit wurden die für das Veuseum bestimmten Sammlungen durch wichtige Neuerwerbungen ver- mehrt und die ursprünglichen Baupläne erhebl1 abgeändert. Das Kupferstichkabinett, das im Erdgeschoß unteraebraht werden sollte, Tonnte wegen der stôrenden Blendung dur den Wasserspiegel der am Museum vorbe!flicßenden Spree im Neubau überhaupt nit unter- gebraht werden; danu kamen dur \arke Erweiterung der großen Cingangshalle die oberen für die deutsche Kunst vorgesehenen Näume in Forifall und \ch{lteßlich mußte die neue islamise Abteilung mkt der kolossalen Fassade des Wüstenshlosses Mschatta aus Ytangel an anderem Plaß hier zunächst untergebraht werden. Auch hatten die Sammlungen gleih bet der Eröffnung einen urerwarteten, wesents- lichen Zuwachs erhalten, sowohl durch den Ankauf der Sammlung Thieme wie durch das Geschenk der Nenaissancesammlung Fames Simon und dur die zur Gröffnung gestifteten Gemälde. Seither sind sämt- liche Abteilungen des neuen Museums ständig vermehrt worden. Das Münzkabtnett hat namentli durch Ankauf der Sammlung Löbbecke seine Abteilung der griehishen Münzen fo ergänzt und ver- bessert, daß es nah dieser Richtung: an erster Stelle steht. Die Gemäldegalerie bat in allen Schuien wichtige Ber-icherungen erhalten; darunter Biider wie die große Anbetung der K nige von Hugo van der Goes, das Frauenbildnis von Nogier, vier tletne feine Bilder von Rembrandt, seltene trühe Italiener, darunter ein Haupt- wert von Beato Angelico, neben Bildern von Zurbaran, Murillo und Goya, au ein Jagendwerk von Velatquez, unter ciner Anzahl primitiver deutsher Bilder die kleine Kreuzigung von Konrad Witz mehrere Gemälde von MNubens und endlich ihren ganzen Bestand an Bildern der engli\hen Schule des 18. Jah hunderts. In der Abteilung der Bildwerke christliher Epochen wurden namentlich die altchristlich - byzantinishe Sammlung und die Samm- lung der deutschen Bildwerke bereichert ; leßtere so bedeutend, daß fie in diesen Jahren reihlich verdoppelt worden ist. Die Abteilung der t8slamishen Kunst, die erst mit der Eröffnung des Museums be- gründet wurde, hat si seither so erweitert, daß sie wissenschaftlich als dte bedeutendste Sammlung threr Art bezeihnet werden darf. Wie diese fast aussließlich aus Beiträgen von Gönnern zusammengebracht werden fonnte, so haben auch die übrigen Abtetlungen ihre Ver- mehrung zu einem guten Teil den Beiträgen des Katser Friedrich- Museums. Vereins und den Gaben anderer Freunde des Du feuns zu verdanken.
Durch die reiche Vermehrung der Sammlungen sind die Näume des Muteums stark überpüllt. Son wenige Jahre nah der Eröff- nung mußte an eine anderweit]ge Unterbringung einzelner Tetle der Sammlungen gedacht werden. Âls daher A1fred Messel die Aufgabe gestellt wurde, für die um den Pergamonaltar fh gruppierenden Sammlungen der Antike einen Neubau zu errticten, erhielt er den Auftrag, dabei zugleih für die deutsche Kunst den laß zu- schaffen. Als nördlicher Flügel der Messelbauten n bit dieses
neue Museum jeßt langsam empor, das in n Jahren |ämtiiche
deutsche und niederländische Kunstwerke aufnehmen wird, wobet dur) einen Uebergang über die Bahn die Verbindung mit dem Kaijer Frtiedrih-Museum gewahrt bleiben wird. Fn dem gegenüber- liegenden südlihen Flügel werden die Sammlungen der vorder- astatischen Kunst Platz finden, die seit Jahren magajzinartig fn den Kellerräumen des Kaiser Friedriß-Museums untergebracht find,
Dke islamische Abteilung samt der Mschattafassade wird in dem Asiatishen Museum, dessen Bau jüngst nach Plänen vou Bruno Paul in Dahlem begonnen ist, das Untergeshoß etnnehmen. Dadurh wird im Katser Friedrih-Mu'eum |o viel Plaß gewonnen werden, daß die Werke der romanishen Kunst und die Ge- mälde des 17. und 18. Jahrhunderts, die dort verbleiben, vortéilhafter aufgestellt werden föinen. Hoffentlich wird es bei den Aenderungen die dann im Kaiser hain ded ia gemacht werden müssen, zugleich mögli sein, die Haup1treppe — statt, wie jeßt, aus dem Museum hinaus — geradeaus tn den Raphael. Tapetenjaal zu führen, der von vornherein als Eingangésaal für die Gemäldegalerte gedaht war.
In Freiburg |. Br. is der Wirklihe Geheime Rat, Professor Dr. August Weismann im 80. Lebensjahr nach kurzer Krankbeit gestocben, die biologische und zoologishe Wissenschaft verliert in ihm einen ihrer hervorragent\ten Vertreter. Wetsminn war in Fränkfurt a. M. geboren und betätigte sich nach in Göttingen vollendeten Sludien zunächst in der ärztlichen Praxis. Im Jahre 1863 habilitierte er fich für Zoologie und vergleihende Anatomie an der Freiburger Universität, der er seither, und zwar seit 1873 018 Ordinarius, angehört hat. Die wissenschaftliche Arbeit des Verstorbenen galt vornehmlih dem Ausbau der Darwin- schen Deszendenztheo.te und im befonteren der Lehre von derx Ver- erbung, in der er im Gegens»8 zu Darwin die Ansicht von der Un- veränderlichkeit der endogenen Struktur des Keimplasmas vertrat. Der Gelehrte gehörte den Akademien von Berlin, München und Stockholm ‘als auswärtiges Mitglied an. Im Jahre 1906 batte ihm der Großherzog von Baden anläßlih seines 50 jährigen Regierurgs- jubiläums den Charakter als Wuklicher Geheimer Nat mit dem Prädikat Erzellenz verltehen.
Verkehrswesen.
Hinsichtlih "der von der Heimat nach dem Feldheer gehenden Feldpostsendungen ist dem Publikum bekannt, daß sie bei den heimishen Postsammelstellen für die einzelnen Feldpostanstalten versandfertig gemacht und von dort täglich nah dem Felde abgeschickt werden. Jn ähnlicher Weise ist eine Reihe großer Postanstalten (Postverteilungsstellen), die sich nahe der Grenze auf deutshem Boden auf den Etappenstraßen be- finden, mit der Bearbeitung der bei den Feldpostanstalten aufgelieferten Sendungen betraut. Die Feldpostanstalten senden diese Briefe mit der größten Beschleunigung, wenn nötig sogar unabgestempelt, an die Postverteilungsstellen. Hier werden sie so bearbeitet, daß sie ohne weiteren Aufenthalt über die Bahn- posten“den Bestimmungspostanstalten zugehen. Daß die Feld- postanstalten sih mit diesen Sendungen nicht weiter befassen, erklärt sich daraus, daß sie als mobile Formationen meist nicht voraussehen können, wann sich die Gelegenheit zu einer Absendung bietet, und deshalb von jeder Gelegenheit möglichst ausgiebigen Ge- brauch machen müssen. Auch könnten die Feldpostanstalten die auf- gelieferten Sendungen, bei denen es sich um aroße Mengen handelt, wegen ihres aus militärischen Rücksichten nur be- \hränkten Parks an Fahrzeugen niht auf dem Marsche mit fh führen. Da ihnen ferner die an die Etappenstraßen an- shließenden heimishen Rückverbindungen, die ja in Kriegs- zeiten oft wechseln, niht bekannt sein können, muß ander- wärts, nämlih bei den Postoerteilungsstellen, für eine die rascheste Verbindung mit den Bahnposten sichernde Gelegenheit gesorgt werden. Das Sortiergeschäft bei den Postverteilungsstellen ist außerordentlich \chwierig, da das Sortierpersonal auf das genaueste mit der postalischen Geographie von ganz Deutschland und zum Teil auch des Auslandes vertraut sein muß. Dazu kommt- die auf vielen Feldpostsendungen, namentli Postkarten, vorhandene \chlechte Schrift, hervorgerufen durch die besonderen Umstände, unter denen die Sendungen von den Truppen vielfah ge- schrieben worden sind (mit Bleistift, ohne Unterlage). Die Schwierigkeit der Geschäfte dieser Postverteilungsstellen wird noch erhöht durch den außerordentlihen Umfang der vom Felde täglih eingehenden Korrespondenz und die not- wendige Schnelligkeit der Abwicklung. Dauernd find des- halb Personalverstärkungen bei den Postverteilungsstellen erforderlih. Hierfür kommen nur bewährte Sortierbeamte in Frage. Sie werden aus ganz Deutschland herangezogen und müssen an ihren seitherigen Amtsorten durch junges Aushilfspersonal erseßt werden. Den Postverteilungs- stellen werden von den Feldpostanstalten auch alle von den Truppenteilen zurückgegebenen unanbringlihen Feldpost- sendungen an Gefallene, Verwundete und Vermißte zuge- führt. Wenn diese Sendungen den Absendern in der Heimat oft erst nach Wochen zugehen, so erleiden sie diesen Aufschub nicht etwa bei der Feldpost oder bei der Reichspost, sondern dadurch, daß der Truppenteil, wie für die Aufstellung der Verlustlisten, entsprehende Zeit braucht, bis nach einem Gefecht der Verbleib der Briefempfänger feststeht und nunmehr mit Zuverlässigkeit die Vermerke „Gefallen“, „Vermißt“ usw. militärischerseits auf den Feldpostsendungen niedergeschrieben werden fönnen. Es ist also au nicht etwa die Feldpostanstalt, die diese Angaben auf den Rückbriefen macht.
Theater und Musik.
_ Morgen, Sonntag, wird im Königlichen Opernhause
„Lohengrin“ in _nachstehender Besezung aufgeführt: Ortrud: Frau Goeye; Clsa: Frau Denera; Lobengrin: Herr Unkel; Telramund: Herr Bischoff ; König Heinrich: Herr Friy Rapp aus Leipzig als Gast; Heerrufer: Herc Bachmana. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß. __ Im Königlichen Schauspielhaus wird morgen das Lust- spiel „Wie die Alten sungen“ geaeben. In den Hauptrollen find die Damen Conrad, Ellmenreih, Tbimig und Heisker, sowte die Herren Engels, Böttcher, Vallentin, Kraußneck und Vollmer beschäftigt. Spitelleiter ist der Negisseur Herter. — Die nähsten beiden der von der Generalintendantur der Königlichen Schausptele zum Besten. der notleidenden Bühnenkünstler veranstalteten Bunten Abende finden am Montag, den 9. und Freitag, den 13. d. M. im Sshaulpiel- hause statt.
Im Deutschen Theater wird Ende der kommenden Wodbe „Wallensteins Tod" — das leßte Stück der Wallenstein-Trilogie — zum ersten Male aufgetührt. Spielletter ist Max Reinhardt.
Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin hat zu dem am 17. November im Beethovensaal statifindenden „Schvmann-Abend“ von Wilhelm Backhaus ihr Erscheinen in Auesicht gestellt. Der Ertrag dieses Konzerts fließt der unter Höchst- ihrer Schirmherrschaft stehenden „Cäcillenhilfe" zu. Die „Câcilien« hilfe“ dient der Unterstüßung ver]|chämter Armer, unter diesen auch vieler Künstler, deren Not ja zurzeit besonders groß if.
Zur Linderung der Kriegsnot veranstaltet der Organist Otto Mürbe mit dem Lazaruskirchenchor am Montag, den 9. d. M,, Abends 8 Uhr, in Kellers Festsaal (Koppvenflraße 29) ein Konzert vaterländishen Inhalts. Aufgeführt werden Chöre bon Rüert, Paccivs, der neue Chor von Leo Blech „Gott, Kaiser, Vaterland“, ein König8pfalm vom Konzertgeber und die „Niederà ländischen Volkslieder“ mit verbindendem Vortrag, ‘den Herr Pfarrex