V
[4
v
Konskription als praktische Frage in die Politik einträte, würde die Nation sofort in zwei feindliche Lager geschieden sein. Viele hinge Leute würden denken, daß dann Amerika der leßte Zu- uhtsort der Freiheit sei. Viele würden dahin auswandern und man könnte sie niht einmal tadeln. — Die Zahl der belgischen Flüchtlinge in England beläuft sih dem „Journal de Genève“ zufolge auf rund 200000.
Frankreich.
Laut Dekret mit Geltung vom 1. November wird in den Vorortsgemeinden des Seinedepartements sowie in drei Ge- meinden von Seine und Oise ein Korps von Hilfs\chußtß- leuten gebildet mit der Aufgabe, zur Aufrechterhaltung. der Ordnung beizutragen und die Wahrung der Maßnahmen für die allgemeine Sicherheit im Amtsbezirk mitzubeobahten. Die Hilfsbeamten wurden aus kräftigen, von der Militärverpflihtung befreiten Bürgern rekrutiert und erhalten drei Franken Ent-
\chädigung für jeden Diensttag bei vierzehntägiger Auszahlung.
— Vie „W. T. B.“ meldet, sind dreißig weitere öster-
reichische und deutsche Häuser mit Beschlag belegt worden. Jtalien.
Nach einer Mitteilung des Blattes „Roma“ sind mit dem Dampfer „Umbria“ aus Alexandrien Mohammed Ali, der Bruder des Khedive, und der Prinz Jusset Ahmed Azi; Hassan mit ihren Frauen in Neapel eingetroffen. Sie find durch die englischen Behörden ausgewiesen worden.
Niederlande.
Das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten hat in der holländishen Presse bekannt geben lassen, daß- zufolge be- sonderer von der englishen Regierung erlassener Vor- schriften Reisende bei der Ankunft in und bei der Abfahrt von England zur Erklärung über etwaige von ihnen mitge- nommene Briefe oder andere Schriftstücke aufgefordert werden. Die englishen Behörden können die bei den Reisenden vorge- fundenen Briefe und Schriftstücké der Zensur unterwerfen.
Türkei.
Der belgische Gesandte hat seine Pässe erhalten und ist gestern früh abgereist. Die Vereinigten Staaten sind mit der Vertretung der belgischen Jnteressen betraut worden.
— Die Pforte erklärt die Meldung des „Temps“, daß unter den Armeniern ein Aufstand A sei, entschieden
\
für unwahr; die Haltung des armenischen atriarhen und die Sprache der armenischen Presse bewiesen, wie sehr das armenische Volk treue Anhänglichkeit an die Türkei bekundet und zu allen Opfern bereit ist.
— In Smyrna haben die Behörden drei englische Dampfer, drei englische und dreifranzösishe Schlepp er sowie andere fremde Schiffe beschlagnahmt und die Be- sazungen für kriegsgefangen erklärt.
Asien. Der Fall von Tsingt1au wird in Tokió mit großen Festlichkeiten gefeiert. ; Afrika.
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Pretoria vom 9. d. M. gewann der Führer der Aufständischen Dewet Fühlung mit einer Abteilung Regierungstruppen, die unter dem Kommando des Mitglieds der Geseßgebenden Ver- sammlung Cronje stand, und zersprengte sie. Der Sohn Dewets fiel in dem Gefecht.
Ein Burenkommando, das sich in Zoutmansdrift befand, ist nordwärts nach dem Bezirk von Waterberg gegangen und wird durch den Kommandanten van Deventer verfolgt.
Kriegsnahhrithten.
Westlicher Kriegsschaupla ÿ.
Großes Hauptquartier, 11. November, Vor. mittags. (W. T. B.) Am Yser-Abschnitte machten wir gestern gute Fortschritte. Dixmuiden wurde erstürmt, mehr als 500 Gefangene und 9 Maschinengewehre fielen in unsere Hände. Weiter südlih drangen unsere Truppen über den Kanal vor. Westlih Lange- marck brachen junge Regimenter unter dem Gesange „Deutschland, Deutschland über alles“ gegen die erfte Linie der feindlichen Stellungen vor und nahmen sie. Etwa 2000 Mann französischer Linien- Jufanterie wurden gefangen und 6 Maschinengewehre erbeutet. Südlich Ypern vertrieben wir den Gegner aus St. Eloi, um das mehrere Tage erbittert gekämpft worden ist. Etwa 1000 Gefangene und 6 Maschinen- gewehre gingen dort in unseren Besiß über.
Troß mehrfacher heftiger Gegenangriffe der Eng- länder blieben die beherrschenden Höhen nördlich Armentières in unserer Hand. Südwestlich Lille fam unser Angriff vorwärts. Große Verluste erlitten die Franzosen bei dem Versuch, die beherrschende Höhe nördlih Vienne le Chateau am Westrand Der Argonunen zurückzuerobern. Auch im Argonnen- walde sowie nordöstlich und südlich Verdun wurden französishe Vorstößze überall zurückgeworfen.
Oberste Heeresleitung.
Oestlicher Kriegsschauplaß. Großes Hauptquartier, 11. November, Vormittags. (W. T. B.) Vom östlichen Kriegsschauplaß liegen keine Nach- rihten von Bedeutung vor. Oberste Heeresleitung.
Südlicher Kriegsschauplaß.
Wien, 10. November. (W. T. B.) Amilih wird ge- meldet: Die erbitterten Kämpfe an den Bergfüßen der Linie Sahac—Ljesnica wurden auch gestern bis in die Nacht fortgeseßt und hierbei einzelne der feindlichen stark verschanzten Stellungen erstürmt. Südlih der Cer Planina drangen unsere fiegreihen Truppen auf dem tags zuvoor erreichten Raume östlih Losnica—Krupanj—Ljubovija weiter vor. Auch hier fam es zu hartnädigen Kämpfen mit den Nachhuten des Gegners, die sämtli in kurzer Zeit geworfen wurden.
N
Der Krieg zur See.
Berlin, 11. November. (W. T. B.) Nach amtlicher Bekanntmachung der englischen Admiralität wurde S. M. S. „Emden“ am 9. November früh bei den Cocosinseln im Indischen Ozean, während eine Landungsabteilung zur Zer- störung der englischen Funken- und Kabelstation ausgeschifft war, von dem australischen Kreuzer „Sydney“ angegriffen. Nach hartnäckigem verlustreihen Gefecht ist S. M.S. „Emden“ dur dié Uberlegene Artillerie des Gegners in Brand geschossen und von der eigenen Besatzung auf Strand geseßt worden.
Die englishe Admiralität gibt ferner bekannt, daß S. M. S. „Königsberg“ im Rufidschi-Fluß (Deutsch Ost- afrika) sechs Seemeilen oberhalb der Mündung vön dem eng- lischen Kreuzer „Chatham“ durch Versenken eines Kohlendampfers blockiert worden ist. Ein Teil der Besaßung soll sih in einem befestigten Lager an Land ver- \chanzt haben. Eine Beschießung durch „Chatham“ scheint ohne Wirkung gewesen zu sein.
Der stellvertretende Chef des Admiralstabes: Behnce.
Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.
R PELECS Ur, 10, November. (W. T. B.) Jn einer Mitteilung des Generalstabes der kaukasischen A rmee wird bekanntgegeben, daß am 8. November der Kampf
bei Tagesanbruch in der Nähe von Kepriköi mit neuer Kraft
aufgenommen wurde, als der Feind gegen die russischen Truppen in der Gegend von Erserum gesammelte Streit- kräfte einseßte, die ihrerseits von der Besaßung dieser Festung verstärkt wurden. Am Nachmittag nahm der Kampf einen besonders hartnäckigen Charakter an, als die Türken ihre Vor- huten dur neue Divisionen verstärkten. Jndes sei ihr Versuch, einen der russishen Flügel zu umfassen, gescheitert. Zum Schluß heißt es: „Dank der Tapferkeit unserer Truppen konnten wir gegen Abend, als der Kampf nachließ, alle er- oberten Stellungen behaupten. Eine unserer Kolonnen bemächtigte sih der Stellungen von Karakil isse und Alaschkertaka “.
Konstantinopel, 11. November. (W. T. B.) Amtiliche Meldung aus dem Hauptquartier. Jm Kaukasus hat der Feind sih auf die zweite Linie seiner Stellungen zurück- gezogen und große Verluste erlitten. Wir haben eine Anzahl Gefangene gemacht. Unsere Offensive dauert fort.
Konstantinopel, 11. November. (W. T. B.) Amtliche Meldung aus dem Hauptquartier. Unsere Truppen, die die ägyptische Grenze überschritten hatten, haben die Stellung von Scheikzar und das Fort El Arisch beseyt; wir haben den Engländern vier Feldgeshüße und Feldtelegraphen- material abgenommen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Gemeinnüßige Rechtsberatung im Großherzogtum Baden im Jahre 1913.
Seit einigen Jahren wird von der Abteilung für Arbeiterstatistik im Kaiserlichen Statistishen Amt auf Grund jährliher Sonder- erhebungen über die Tätigkeit dec Etnrihtungen zur Erteilung von Nechtsauskunft und Gewährung von Rechtsshuß an minderbemittelte No ifskreise berichtet. Bei dieser Statistik handelt es sich nur um nit gewerbsmäßig betrtebene Einrihtungen und deren Gescbäfts- tätigkeit : außer acht gelassen ist ferner au die einschlägige umfang- reiche Tätigkeit der ordentlihen Gerihte und der Sondergertchte (Gewerbe-, Kaufmanns-, Schiedsgerichte), der Behörden für Arbeiter- und Angestelltenvetsicherung, der Handwerksiammern und der Poltzei- ämter in den großen Städten. In der in dieser Weise be- grenzten Statistik der gemetnnügßigen Rechtsauskunft nimmt das Großherzogtum Baden verhältnißmäßig große Zahlen in Anspruch und liefert dadurh den Beweis, daß der Sinn für den Wert dieses Zwetges sozialer Hilfstätigkeit in Baden besonders ausgeprägt ist. Die amtlichen „Statistishen Mitteilungen über das Großherzog- tum Baden* (Septemberheft 1914) stellen fest, daß die Erhebung für das Jahr 1913, die für die zusammenfassende Berichterstattung der Ab- teilung für Arbeiterstatistik im Kaiserlihen Statistischen Amt das Unterlagenmaterial bildet, 45 gemeinnügige RNechtsauskunftstellen in Baden ergeben hat.
Es bestanden 4 sädti\che Rechtsauskunftstellen, und zwar in Freiburg, Pforzheim, Mannheim und Karlsruhe. Die leßtere ist mit dem städtischen Arbeitsamt verbunden. Jnsgesamt sind im Jahre 1913 von diesen 4 Stellen 18 727 Auskünfte erteilt worden.
Nechtsauskunft- und RNechts\hutstellen für Frauen gab es 7 im Lande, und zwar in Baden-Baden, Heidelberg, Konstanz, Lörrach, Mannheim, Freiburg und in Karlsruhe. Im ganzen wurden von diesen pon Frauenvereinen etngerthteten Stellen während des Berichtsjahres 4164 Auskünfte erteilt, wobei zu beachten ist, daß das Geschäftsjahr bei 4 Auskunftstellen (Karlsruhe, Konstanz, Lörrach, Véannheim) vom 1. April 1913 bis 31. März 1914 lief. Der Verein Nechtsfchuß für Frauen und Mädchen in Mannheim erleilte allein 2393 Auskünfte und fertigte 1196 Schri\t\äße an.
Fn Arbeitnehmervereinigungen bestanden bei den freten Gewerkschaften 16 derartige Etnrihtungen, von denen 5 mit Arbeitersekretariaten und 11 mit Kattellstelen verbunden waren. Dte Gejamtzahl der Auskünfte bezifferte fh bei den ersten 5 auf 35 190 und die Zahl der gefertigten Schriftsäße auf über 8000, bei den 11 leyteren auf 2079 bezw. über 400. Das Arbeitersekretariat Mannheim insbesondere erteilte 16588 Auskünfte und fertiate 3857 Stbristsäße an. Die deutschen Gewerk vereine (H. D.) unterhielten im Jahre 1913 eine Nechtsauskunftstelle in Mannheim; es wurden von ihr im Berichtéjahr 394 Auékünfte erteilt. und 81 Sqrifisäße angefertigt. Bet chrtislichen Gewerkschaften wurden von 2 Rechtsauskunftstellen (Feiburg und Lahr) 80 Auskünjte erteilt und 22 Schrifisäße abgefaßt. Zu den Rechtsauskunftstellen unabhängiger Arbeitervereine 1 diejenige des Badischen Eisenbahnerverbands in Karlsruhe zu renen; ihre Geschäftstätigkeit im Berichtsjahre belief sih auf 2356 Auskünfte und 1461 Schristsäße,
Rechteauskunftstellen von Arbeitgebern weist die Statistik für 1913 im Großberzogtum nicht auf; dagegen berichtet sie über 10 fon- fessionelle Rehtsauskunftstellen, 1 evangelishe und 9 katholi\che. Das neueingerthiete evangeli'che Volkshureau in Freiburg erteilte in der Zeit vom 1. Juni bis 31. Dezember 1913 zusammen 38 Aus- tünfte und fertigte 21 Schriftiäße an. Bei den 9 Volksbur-aus und (katholischen) Arbeitersekretariaten errelchte die Zahl der Auskünfte insgesamt 22 064 und die der angefertigten Schriftsäße 6456. Von Rec chtsautkunfistellen poltitisher Vereinigungen ist nur die des liberalen Volksvereins in Donaueschingen aufgefühit, die im Berichts- jahre 150 Auskün}te erteilte und 15 Schriftsäye antertigte.
3 Nechtsauskunfistellen von Privatangestelltenverbänden, ao in Mannheim, erteilten 85 Auskünfte und fertigten 21 Schri|t- tüde an.
s
Alles in allem haben die 45 badishen Rechtsauskunftstellen für minderbemittelte Volkskreise im Jahre 1913 rund 85000 Auskünfte erteilt und gegen 21000 Schriftstücke für die um Rat Nachsuhenden angefertigt.
_Vergleichsweise sei für die an Baden angrenzenden Linder mit- aeteilt, daß im Jahre 1913 in Bayern links des Rheins (Pfalz) von 15 Auskunftstellen 9997 Auskünfte erteilt und 2828 Schriitsäge ge- fertigt wurden; für ganz Württemberg betrugen diese Zahlen in gleicher Rethenfolge 21, 42156 und 4258, für das Großberzogtum Helen Lt 33376 und 8746 und für Elsaß-Lothringen 14, 50 126 und 9762.
Wohlfahrtspflege. Der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im
Kriege Gefallenen wurde eine bedeutende Spende zuteil, und .
zwar 50000 # aus einer unter den Mitgliedern des Verbandes mittlerer MRNeichspost- und Telegraphenbeamten “ ver- anstalteten Sammlung. . Das Präsidium der Nalionalstifstung hat dem Verbande den wärmsten Dank für diesen glänzenden Bewris des Patriotismus zum Ausdruck gebrach.. An weiteren Spenden find der Nationalstiftung u. a. überwiesen worden von der Firma A. Borsig in Borsigwerk (Oberschlesien) wiederum 3700 A, insgesamt bis jegt als Ergebnis einer Samm- lung unter den Beamten und Arbeitern 14900 #, als erste Nate einer Sammlung des Hilfskomitees der Stadt Moufon (Amerika) 2074 A. Von Frau Justizrat E. F. {i der Nationalstifturg ein Legat in Höhe von voraussichtlich 5000 4 zu- gefallen. Auch von anderer Seite sind ihr bedeutende Summen testamentarisch vermaht worden. Die Nationalstiftung bedarf noch ganz erheblicher weiterer Mittel; auch werden gute Staatêpapiere und Obligationen entgègengenommen von den bekannten Zahlstellen sowte dem Bureau in Berlin NW. 40, Alsenstraße 11.
Von dem Lebrkörper der juristishen Falkultät der Berliner Universttät sind dem „Kriegsaus|chuß für warme Unterkleidung“ 2000 A überwiesen worden.
Der Andrang der Arbeitslosen in Groß Berlin ift wesentlich dadurch gemildert worden, daß feit dem Beginn des Krieges eine große Zahl von Arbeitskräften zu Schanzarbeiten vermitte|l werden konnte. Im ganzen sind von Anfang August bis Anfang November 30 000 Arbeitskräfte aus Groß Berlin und zu einem Teil aus der weiteren Provinz Brandenburg für Schanzarbeiten beschafft worden. Die beträchtliche organisfatorishe Arbeit, die hiermit verbunden war, ist vom Zentral verein für Arbeitsnahweis in Berlin unter Mitwirkung des Verbandes märkischer Arbeitsnachweise ge- leistet worten. Die Schanzarbeiter erhalten außer freier Fahrt, Be- hearbergunga, Verpflegung etnen Tageslohn von 3—4 #4. Daß dte ver- mittelten Leute mit der Be\chäftigung im ganzen ret zufrieden find, ergtbt sich aus einer von einem Kolonnenptührer an den Verwalter eines Arbeitsnachweises geriht-ten Mitteilung, in der es heißt: „Befinde mich mit meinen sämtlihen Mannschaften bet der Festungsbau- fompagnie Nr. . Die Behandlung und Verpflegung ist einfach großartig, auch die Arbeit leiht und jedem zu empfehlen. Wir hoffen, den Winter über hter zu bleiben, und werden Ihnen keine Schande machen.“
- Kunst und Wissenschaft.
Deutsche Zukunft und deutshe Kunst.
„Der rückwärts gewendeten Betrachtungen über den Zusammen- bruch des bisherigen Zustandes von Europa fängt man an genug zu haben. Wir müssen versuchen, die Umrisse dessen, was kommt und wird, zu fassen“. So leitet im dritten Kriegsheft der „Inter- nationalen Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik“ (Etnzelheste # —,29. Verlag von B. G. Teubner, Letpzig - Berlin), der Heidelderger Kunsthistortiker Karl Neumann setne vom Wesen deut' her Kultur und deutscher Kunst im besonderen handelnden Auéführungen ein, die Wege zur deutshen Zutunft und einer wahrha}it deutschen Kunst in ihr weisen. „Alles kommt darauf an“, führt der Verfasser aus, „ob \sih etn Wille zu nationaler Kunft in allen maßgebenden Kreifen bilden fann, der sih auf deutsche Ueberlieferung befinnt. Wenn fich der Deutsche mit bunten Lappen fremder Kunst bebhängt, seine Flitter von Yokohama bis Parts zusammen}ucht und sich als Nesthet seiner Kenner- \chast brüftet, ist es dann verwunderlih und niht vielmehr selbf1ver- ständlih, was wir dann etntreten sehen ? daß sh nämli ernst tüchtige Deutsche von solhem Aesthetengesindel abwenden und etnen heiitgen Zorn gegen Kunst überhaupt in sich aufbringen. Ich verahte solche Stimmen gar niht. Sie sind ehrlich und treffen eine Art Wahr- heit. Sie irren zwar, indem sie glauben, in einer Zeit, die starke und stärkste Nerven fordert, sei für Kunst kein Play weiter; sie irren, indem fie glauben, Kunst fei eine Sache {wacher Nerven. Goethe und Rembrandt hatten feine Kunst- nerven, aber feine chroachen Nerv?:n. Aber jene Stimmen haben nah einer anderen Seite recht. Was fle fürchten, fürhten äuch wir anderen seit langem und leiden darunter Nämlich unter dem Zu- stand etner Kunstbetätigung, die in engen Kreisen von Angebot und Nachfrage Sport und Luxus ist, ein Fremdköiper, der niht aus dem tiefen und dauernden Leben der Nation geboren ist. Das Volk unserer Landwehr, unserer Niesenmörser, muß diese internattonalen Tanz- meistervorstellungen des Graziöfen, Schicken und Puppenhaften aus- rotten, womit eine gedanken- und gefühllose Mehrheit ihre. Kunst- begriffe verbindet. Viel ist \{chon ge hehen, aber lange nit genug, bis wir unsere großen alten Meister niht bloß als ein Kapitel inter- nationaler Kunstgeschichte, sondern als ein levendiges Stück von uns selber begreifen lernen, bis wir die Ntemenschnetder und Altdorfer, die Grünewald und Dürer, die wundersamen Kupferstecher des 15. Jahrhunderts niht mehr „häßlich“ finden, weil fie die akade- mise Richtigkeit vermissen lassen, nicht mehr brüchig und edcktg finden, weil sie keine italienishen Posen“ zur Schau tragen, bis wir aufhdren, Grazie als Bestandteil deutshen W.sens und deutscher Kunst zu fordern. Wenn jeßt aus dem Schmelz- tiegel dieses Krieaes und seiner furchtbaren Glut nicht Einsicht und Antrieb und Einkehr kommt, dann ist eine der ganz großen Ge- legenheiten verpaßt. Hierbei ist weniger auf die Künstler als auf das Publikum zu rechnen. Das 19. Jahrhundert hat die Künstler mit dem Dogma threr Souveränität mehr als je in ihren Werkstätten abgesperrt. Der feste Halt an einem sicheren Kunstwillen und Ver- langen des Publikums hat thnen gefehlt. Etwas derart muß stch in uns neu bilden, eine stille Uebereinstimmung der Geister, etn Be- sinnen auf uns selber, ein Erkennen des Programms, das doch troß Abweichung und Untreue seit hundert Jahren klar vor Augen steht. Wir alle müssen fühlen und einsehen lernen, was wir niht wollen, und dann, was wir wollen. Besonders können dabei auch unsere deutschen Frauen helfen, die sih von der französishen Frauenmode befreten müssen, dieier Hoh- und Zwingburg des Franzosentums. Db das furchtbare Geschick unjeres Nachbarstaates, der, man weiß warum, zusammenbricht und in eine Art von Hellenismus vor Bildungs- fermenten ohne politishe Kraft degenerieren wird, bekehrend wirken kann? Siter wäre es für die Zukunft unserer nationalen Kunst das VerhängnisvoUste von allem, wenn in Sachen des Geshmacks unsere tonangebende - Frauenwelt im feindlihen Lager steht. Es wäre die gefährlihste Klippe unserer Hoffnungen. Wenn dieser Krieg in setnen Früchten seine Rechtfertigung legtlih zu erbringen hat, so gilt es, den Maßstab festzuhalten, den feine ungeheuere Kraftanstrengung so wunderbar gesteigert hat. Der Kriea wirkt auf die Schäßung aller Dinge wie ein Sieb mit vergrößerten Löhern. So manches, dem die Lautheit der öffentlihen Meivung eben noch Ansehen gab, fällt wie Sp1eu durch die Löcher dieses Siebes. Kaum ein Utteil, das nicht der Krieg grausam unerbiitlich zur Revision angémeldet- hätte. (Es ist, als ob uns ganz andere Augen gewachsen wären. Mit diesen ver änderten und geshärften Sinnen wollen wir uns nah dem Krieg
wieder \prechen und sehen, welches die deutsche Kunst sein wird, die dann möglich und die erträglch ist. Ueber Nacht kann sie nicht fommen, und man fkann sie auch nicht „machen“. Den Boden tür ihre Saat zu bereiten, dazu kann ein jeder von uns helfen“. : Gleicher Beachtung, wie diéser Aufsaß. sind die anderen Beiträge gewiß, die teils die Vorgeschich:e des Krieges beleuchten, teils vom Standyunkt des Theologen und Juristen unser Recht in ihm prüfen. Auch dieses dritte Kriegsheft der Monatsschrift gibt uns telbst und denen draußen wertvolle Aufs{chlüsse über die wahren Ursachen des Krieges, Maßstäbe zu seiner Beurteilnng und Ausblicke auf die Zu-
kunft nah ihm.
Den Tod für das Vaterland starb der außerordentlihe Profeffor für Ktrhengeshihte an der Universität in Kiel D. Dr. Heinrich Hermelink. In Westindien als Sohn eines Missionars geboren, hatte er in Tübingen feine Studien vollendet und war von 1901 ab an der Tübinger Universitätsbtblio1hek und dann am Stuttgarter Staats- ariv tätig, bis er sih im Jahre 1906 in Letpzig habilitierte. Fm Fabre 1913 wyrde er als außerordentliher Professor für Kirchen- geshichte nah Kiel berufen.
Die Nhetnishe Gesellschaft für wissenschaftliche Forschung schretbt folgende drei Preis8aufgaben aus dem Ge- biete der menschlichen BVorgeshihte aus: 1) Die Materialten sind zu- sammenzustellen für die Erörterung der Frage nach den Landes- verbindungen, die zur Tertiär- und Quartärzeit im “Atlantischen Ozean und im Mittelmeer für die Wanderungen der Primaten be- standen haben. 2) Die Tatsachen find zusammenzüstellen und zu er- ôrtern, die auf einen zeitlihen oder ursächlichen Zusammenhang zwischen der Umbildung der Tierweélt (und des Menschen) und den flimatishen Aenderungen während der jüngiten Tertiärzeit und der Diluvialzeit hindeuten. 3) Welche anatomishen und phvsiologischen Anhaltsyunkte sind vorhanden zur Erklärung des aufrechten Ganges beim Menschen? Die Arbeiten sind in deutsher Sprache abzufassen und bis zum 1. Januar 1916 mit Motto versehen an den Vor- sitzenden der Gesellschaft in Bonn einzusenden. Der Preis beträgt für jede Aufgabe 800 6.
Literatur.
Die NRüstung8ausgaben des Deutschen Neichs. Von M. Erzberger, Mitglied des Neichs1ags. (Ftinanzwirt\chaftliche Zeitfragen, berausgegeben von MNeichsrat, Professor Dr. Georg von Schanz in Würzburg und Geheimem Regierungsrat, Professor Dr. Fultus Wolf in Berlin, 14. Heft.) 73 Seiten. Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart. Preis 3 46. — Der Verfasser dieser Schrift aibt zunächst etnen Ueberblick über die Gesamtausgaben des Reichs für das Landheer und die Marine seit dem Jahre 1872 und ihre Gliederung nah den Hauptverwendungszwecken, aus dein auch ersichtlich wird, welcher hohe Prozentsaß von den sächlichen Ausgaben für Bauten und Leferungen aller Art an private Un'ernehmungen geht; er zeigt, wie die gewaltige Steigerung der Nüstungsauëgaben im Ver- hältnis steht zu unserer gesamtwirtshafstlihen Entwicklung, ins- besondere auch zu der des deutshen Außenhandels. Dann folat ein lehrreiher Vergleih der Ausgaben der Großmächte für das Landheèr und die Marine im ganzen und auf den Kopf der Bevölkerung für die leßten zehn Jahre, der ergibt, daß für 1913 die Gesamtbelastung auf den Kopf der Bevölkerung tn Großbritannien 33,05 M, in Frankreich 29,67 4, in Deutschländ 21,86 #, in Ftalien 15,30 4, in Oesterreih-Ungarn 11,67 Æ, in Nußland 11,10 4, tin den Vereinigten Staaten von Amerika 10,50 4, in Fapan 7,40 4 betrug. Wenn diese Zahlen auch keinen abfolut rich1igen Maßstab dar|tellen, weil die Verhältnisse in den einzelnen Ländern zu verschieden find, z. B. der Unterschied tn der Löhnung eines deutschen und etnes französischen Soldaten (bet uns 30 4, in Frank- rei nur 4 bis 8 2 für den Tag), ebenio in den Bezügen der VDffiziere, bet den Bauten, bet dem Rüstungsmaterial usw. sehr groß, auch der Nationalwohlstand ungleich ist, so find fie doch beachtenswert. Sm Anschluß an die Feststellung der gewaltigen Steigerung der NRüstungsausgaben namentltch im leßten Jahrzehnt beantwortet der Verfasser die Frage, ob Deutschland der Nüstungstreiber sei. Er verneint sie und erblickt die Ursachen jener {chnellen Steigerung einer- seits in den „sich nahezu überstürzenden Neuerunaen der Technik“, andererseits in der „von einem internationalen Mächtekonzern be- triebenen Einkreisungspolitik gegenüber Deutshland“, was durch Gegenüberstellung der von Deutschland und der von Frankrei, Nuß- land und Großbritannten getroffenen Rüstungsmaßnahmen bewiesen wird. Weitere Abschnitte behandeln die bisher gemahten Vorschläge ciner internationalen Beschränkung der Nüstungen, die der Verfasser in Uebereinstimmung mit den im Wortlaute wtedergegebenen Aus- führungen des Metchskanzlers Dr. von Bethmann Hollweg über die Abrüstungsfrage in der Meichetagésißzung vom 30. März 1911 für undurchführbar hält, den Umfang sowie die Vorteile und Nachteile der Be\haffung der Rüstungs„egenstände dur reichs- eigene Nüstungswerkstätten und durch die Privatindustrie, die Frage einer allgemeinen Verstaatlihung der Rüstungttndustrie, die abgelehnt wird, weil sie \chwere Nachteile für die deutshe Volkswtrtschaft zur Folge haben würde, die Wirtschaftiihkeit der Nüstung8ausgaben, „Rüstungsindustrie und tehni\chen Fortschritt“, „Rüstungen und Finanzen“. Der Wert der Schrift liegt in den übersichtlichhen Zu- sammenstellungen {wer zugänglichen, in vielen amtlichen Veröffent- lihungen der vers{chiedènen Staaten zerstreuten Matertals.
- Dem Oktoberheft der im Verlage von J. Bensheimer, Mann- heim, Berlin und Leivzig erscheinenden „Nheintschen Zeitschrift für Zivil- und Prozeßreht“ schickden die Herausgeber Josef Kobler, Albrecht Mendeléfohn-Bartholdy, Mox Pagensteher, Ernst ‘Nabel die folgende Erklärung voraus: Unsere Zet!schrift ist gegründet worden, um auf dem Gebtet tes Privatrechts und Zivtlprozesses den wissenschaftlichen Austausch unter den Kulturstaaten zu fördern. Zumal den geistigen Zusammenhang mit dem französischen Necht suchten wir zu pflegen. Im Frieden glaubten wir diefe Wacht am Nhein balten zu können. Heute ist es an uns Lehrern der Nechtswissenschaft, laut vor allem Volk der Erde zu bezeugen, daß die deutshen Heere, die wieder s{hüyzend vor unserm Strome stehen, für das Recht, für das heilige gute Recht streiten. So oewiß die Feinde des Rechtes sind- rohe Ge- walt, leidenschaftsblinde Nache und sheele Gewinnsucht, so aewiß ist Deutschland im echt mit seinem Kampf gegen die russihe Großfürsten- partei, gegen dte franzöfische Nevanche, gegen das engliihe Ministerium und Parlament. Jeder Deutsche weiß heute, daß er sih als Hüter der schwer bedrohten Gesittung fühlen muß. Keiner darf wanken in der Er- füllung der hochge|pannten Pflicht. Auch die deutshe Wissenschaft darf in keiner ihrer Arbeiten, ob groß oder fklein, zaudern; am wenigsten dürfen die Bemühungen s\tockden, durch die dereinst, wenn der irre Haß unserer Gegner gebrochen sein wird, die Gemeinbürg|chaft der Bildung und des Rechtes neu befestigt werden kann. Deshalb cen wir im Einverständnis mit dem opferbereiten Verleger unsere Zeitschrift fort. Wir wollen unsern Freunden im Ausland etn Zeichen davon geben, wie ernst es jedem Deutschen auch in Kriegszeiten mit dem Recht ist. '
Land- nud Forstwirtschaft.
Getreideanbau in Argentinien.
Die argentinische Tage?presse veröffentlicht aus dem ersten Bericht des Direktors der statistischen Abteilung im argentinischen Lantwirt- shaftsministerium folgende Schäßungen über den Anbau von Getreide Jür die Ernte 1914/15:
Die Anbaufläche in ganz Argentinien wird aes{hägt für
D A ee iv eo, «OPOD 0D la
Vet alf. ¿, ¿4 s L C20:000- Ha
Hafer auf 1142000 ha. @ Wenn diese Schäßung richtig ist, würde die Anbaufläche für diese Î rzeugnisse im ganzen 470 000 ha = 5 9% weniger betragen als im Vorjahre, nämli
für Weizen . . 308 000 ha = 5 9/9 weniger, „_ Leinsaat . . 55 000 ha = 3 9/9 weniger und « Hafer. . , 107000 ha = 99/9 weniger.
Die Abnahme der Anbaufläche ist, namentlich in den Provinzen Buenos Aires, Santa Fé und Entre Nios, auf die andauernden Negengüße seit April d. J. und auf die dadurch hervorgerufénen Veberschwemmungen zurückführen. In einigen Gegenden des Landes wird die Abnahme auch auf eine Ausdehnung der Maiskultur zurück- geführt. Die Aussihten für das Ergebnis der bevorstehenden Ernte sind bis jeßt so günstig, daß man annimmt, der an ich \chon ver- hältnismäßig nur geringe Ausfall der Anbauflähe werde durch den ergiebigen Crtrag mindestens ausgeglichen werden.
Der Ertrag für 1 ha wird durchs{nittlih ges{chäßt
bei Weizen auf L B E „ SEMIdAt Qu » « « + L O0 R d „ Hafer auf
Danach würde die Gesamternte ergeben : für Weizen 5 513 200 t, » Leinensaat 1293 700 t und e D . 1336 000 t. (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Buenos Aires vom 5. Oktober d. I)
Washington, 9. November. (W. T. B) Der heute zur Neröffentlichung gekommene amtliche Bureaubericht enthält über Mais folgende Angaben: Der Durchschnittsertrag für den Acre betrug am 1. November 25,8 Bushels gegen 25,5 Bushels am 1. Oktober und 23 Bush-ls zur gleichen Zeit des Vorjahres. Der allgemeine Qualitätsdurhschnitt wird mit 85,19/o geaen 72,9 %/ am 1. Oktober und 95,8 9/6 zur aleichen Zeit des Vorjahres angegeben. Der Ertrag wird auf 2705 692 000 Bufshels gegen 2 676 000 000 Busbels am 1. Oktober und 2 446 988 000 Busheis im Vorjahr ver- anschlagt. Die Bestände an Mais alter Ernte beliefen sich am 1. November auf 80 069 000 Bushels gegen 137 972 000 Bushels im Norjahr. Die Durchschnitt8gewichte betrugen für Weizen 58,0 (58,6 im Vorjahr), für Hafer 31,5 (32,1) vnd für Gerste 462 (46,5) Pfund für ‘den Bushel. Der Ertrag der Nübenzuckerernte wird auf 5 147 000 t geshägt ; im Vorjahre betrug die Ernte 5 293 000 t.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.
NVerwundetenfürsorge im Seekrieg. In seinem in der „Wiener Klinishen Wochenschrift“ veröffentlichten Vortrag über Ver- wundetensürsorge weist der Professor von CEiselsberg (Wien) auch darauf hin, wie grundverschieden die Verhältnisse: im Seekrieg von dem Kawpyf auf dem Lande sind, sodaß auch die Fürsorge für die Verwundeten eine ganz andere Grundlage haben muß. Während beim Kampf zu Lande das Bestreben der Gegner ist, möglicst viele Truppen außer Gefecht zu seyen, ist im Seekcieg die Hauptabsicht nicht sowohl auf die Vernichtung der feindlihen Soldaten als auf die des fetnd- lichen Schiffs gerihtet. Daher ist die hauptsächlihste Waffe des Seekriegs die {chwere Artillerie, die aus großer Entfernung das feind- iche Schiff mit ihren \{chweren Ge\hössen zu zershmettern sucht. Dazu kommen noch Minen und Torpedos für den Nahekampf. Fn den letzten Kriegen war diése Waffe noch unbekannt, hier spielte die \{hwere Artillerie neh die ausschlaggebende Rolle, wie se es bei einem Gefecht zwishen Panzerschiffen auch noch weiter tun wird. Im rul\ish-japanischen Krieg waren drei Viertel aller Seekrieg8verlezungen durch Ärtilleriegeshosse veranlaßt und nur ein Viertel durch Minen und Toryedos. Bei der eigentlichen See\chlacht ist die Schiffsmann- {haft auf engstem Raum und in kürzester Zeit einer Venge der s{chwersten und eigenartigsten Verletzungen ausgeseßt, Quetshungen, Zerretßungen, Zerma!mungen, wozu noch durh die Wirkung der Gase chemi)che Schädigungen der methanisch zerquetshten Gewebe hinzukommen. Gs fommen hier vorwiegend Wunden von größerer Ausdehnung vor, oft mehrere, selbst massenhafte Verleßungen an einem Bleshierten. Die Verwundeten können nun nicht sofort vom Schiff entfeint werden. Deshalb muß {on beim Bau des Schiffs auf die Lage und .Zu- aänglihkeit des Hauptverbandplaßzes, der Lagerungtpläße usw. Rük- ficht genommen werden. Der Verbandplaß muß tunlihs vor feind- lichem Feuer geshügt, also unter Panzerdeck gelegen sein; er muß durch günstige Ventilattonsarl1gen gut gelüftet werden, er muß neben eleftiri\Gem cht zur Aushilfe auch eine Kerzenbeleuhtung haben, Wasser, \teriles Verbandmatertal, Tragbahren, " Hänge- matten sowie besonders geshulte Krankenträger müssen zur Verfügung stehen. Auch die vorbereitende Hygiene darf nicht aus dem Auge gelassen werden : Die Stunden vor einem zu ezwartenden Treffen find zu allen nôtigen und zweckdienlichen Vorbereitungen zu benußen ; außer auf Sauberkeit des Körpers ist auf Anlegen reiner Wäsche und Kleider zu achten, damit Wundinfekiionen durch s{chmußige Hüllen möglihst vermieden werden. Einführen von Watte zum Ohrschußz, Nauchbinden gegen giftige Geshoßgase aechören zu diefen Vor- kehrungen. Bet dem oft mafsenha{ten Andrange von Blessierten zum Verbandzimmer kann in jedem Etnzelfall nur das Aller- notwendigste von erster Hilfe geleistet werden, Erst nah Beendigung des Gefechts können die Verwundeten von dem Verbandplatz an höher gelegene frische Luft und in Räume gebracht werten, die natürliher Beleuchtung zuoänglih sind. Die nächste Auf- gabe ist dann die Entfernung der Verwundeten von dem Schiff. Solange der Kciegsschauplaß in der Nähe der heimishen Kusten sich befindet, würde die Ueberfüh:ung in Lazarette auf dem Lande wohl angängig sein. Spielt \sich dec Kamp} aber in feindlihen Gewässern ab, jo hört die Möglichkeit, die Verwundeten an Land zu bringen auf. Dann dienen zu ihrer Aufnahme Lazarettschiffe und Hilfslazarettsckife, auf denen die Verwundeten nah der vaterländishen Küste geschafft werden sollen. Au} den Wzarettshiffen kann natürlih eine bessere Krankenpflege und auch operative Hilfe geleistet werden. Diese Schiffe find mit Nöntgenkabinett, mit Räumen für elektro- mediziniihe Apparate, wit medikom-chant\cher Einrichtung, medizinishen Bädern und Liegehallen und natürlich auh mit Operattonsräumen versehen. Auch eine zahnärztliche Abtetlung be- findet sich auf ihnen. Sie haben maschinelle Vorrichtungen zu Auf- zügen, zur Herstellung von Eis, zur Destillierung von Wasser, zur Deoinfektion u. a. m. Selb|\tverständlih wird ein modernes Lazarett- {if auch eine Anlage für drahtlose Telegraphie haben. Es kent- zeichnet die Art der Kriegführung der Engländer, daß sie diese Selbst- verständliheit zum Vorwande nahmen, um gegen alles Völkerrecht und gegen alle Kriegsgebräuche gesitteter Nationen ein deutsches Lazaretl schiff zu be\chlagnahmen.
Technik.
Die Ortsbestimmung im Luftschiff. In den ersten Zeiten der Luftschiffahrt, als der Ballon ein willenloses Spiel des Windes war und si{ch nur kurze Zeit in der Luft zu halten vermocbte, war ein Bedürfnis nah Orientierung für die Insassen etnes Ballons kaum vorhanden. Sie s{chwebten nicht in sehr beträhtliher Höhe, sodaß sie den Weg, den der Ballon sie über die Erde führte und den fie nah threm Willen zu lenken ganz und gar nicht imstande waren, einigermaßen vom Ballon aus durch den Anblick der Erde verfolgen konnten; zudem mußten fie ja bald wieder auf die Erde niedergeben und erfuhren dann ganz genau, wohin fie von ihrem Aufstieg? punkt entführt waren. Das hat sih erst in den lezten zwanzig Jahrèn geändert. Erst seit die Bemühungen, etn lenkbarês Luftshiff zu bauen von Etfolg gekrönt waren, stellte fich die Notwentigkeit heraus, nun auch im Ballon sich genauer zurecht zu finden, um das Lufts{hif duth den Luftozean mit derselben Sicherheit zu steuern, wie es der Kapitän ünd Steuermann etnes Seeschiffs tun, die den Weg dur die endlose Wassérwüsté, die sie tage- und wochenlang umgeben, mit \tets unbeêirrter Sicherheit finden. Die Methoden, die sie hierbei anwenden, versucht man natürlich
au auf die Steuerung der Luftschiffe zu übertragen. Zunähst ist es der Kompaß, die treue Magnetnadel, die dauernd nah Norden weist und dadur wenigstens überall eine “bestimmte Richtung angibt. Aber sie weist doch nur ungefähr nah Norden, ihre tatsächlihe Richtung weit von der genauen Nord-Südrichtung des M ridians etwas ab, sie hat eine „Mißweisung“, die noch dazu an den vershiedenen Orten der Erd- und Meeresoberfläche recht verschiedene Weite hat, und die sih über- dies von Jahr zu “ahr ändert. Es ist jx bekannt, wie beunruh'aend diese Tatsache auf Columbus wirkte, als er fie bei seiner großen Ent- deckungsfah:t, die ihn nach dec Neuen Welt führte, feststelte. Im Lauf der Zeit is aber der Wert dieser Abweichung, die sogenannte Detklination der Ma, netnadel und das Gesey ihrer Aenderung für alle Punkte der Erd- und Meeresobe! flähe genau festgestellt worden, sodaß ein Irrtum für den Seemann beim Suchen der Richtung, in der er sein Schiff steuern muß, nit mehr zu befürchten is. Anders dagegen verhält es fich bei dem Luftschiffer. Für ihn bildet der Kompaß keineswegs einen ebenso untrüglichen Wer einer bestimmten Richtung, wie es zu Lande und zu Wasser der Fall ist. — Das zweite große Orientierungsmittel zu Wasser und zu Lande ist die Beob- achtung der Himmelskörper. Sie gestattet die geographische Länge und Breite eines Ortes festzuï#elen, sodaß auf etner Karte jederzeit der Punkt angegeben werden fann, an dem der Beobachter sich gerade befindet. Natürlich “ist auf dem Meere die Benußung der Jn- strumente, die zu astrónomi\{en Ortsbestimmungen dienen, etwas schwteriger als auf dem Lande, da ja das be- wege Schiff keinen festen rußhend-n Standort darstellt, namentli bei flürmishem Wetter werden die Shwänkungen des Schiffs so stark, doß cine Orteobestinmung kaum noch in Frage fommt. Im Luftschiff gestaltet si diese Aufgabe naturgemäß noch \{wieriger, doch sind in den lezten Jzhren mit der großartigen Ent- wicklung, die die Luftschiffahrt vor allem durch die Bemühungen des Grafen Zeppelin genommen hat, ve!schiedene Meßmethoden und Meß- instrumente jür diesen Zweck erionnen und ausgeführt worden. Für die Höhenmessung eines Gestirns, die ja hauptsäblih in Frage fommt, is! ein besonderer Libellenguadrant gebaut worden, mit dessen Ferarohr das Gestirn dicekt anvisiert wird. Die Alhidade, auf der eine Lbelle angebracht i, wird dann gedreht, bis die ins Gesichtsfeld gespiegelte Libell-nblase das im Fern- rohr ßchtbare Gestirn symmetrisch umspielt. Der Libellenquadrant trägt also seinen künstlichen Horizont 1n Gestalt der fieinen Libelle selbst an sich. Die Ortsbestimmung im Luftschiff is natürlich nicht mit derselben Genauigkeit möglih wie auf dem Erdboden oder auf dem Seeschif; do vermag ein geuübter Beobachtec aus dem Véêtttel mehrerer Beobachtungen Abweihungen von mehr als 6 Kilometern zwischen dem berechnetea und wüklichen Ort zu vermeiden. Zu den astronomishen Ortsbesttmmungen treten vom Ballon aus natürlich noch in großem Umfang Erdbestimmungen.
Verkehrswesen.
Troß der wiederholten Hinweise auf die Wichtigkeit der richtigen und deutlihen Adressierung der Feldpofst- sendungen hat die Zahl der unzulänglihen Aufschriften bis- her keine Abnahme erfahren. Neben unrichtigen und unvoll- ständigen Bezeichnungen der Truppenteile kommen namentlich
auch zahlreiche Adressen vor, in denen der Absender diese An-
gaben nicht ausgeschrieben, sondern Abkürzungen dafür ange-
wandt hat, die dem Postpersonal unverständlich sind. Hierher gehören gz. B. Abkürzungen wie „H.K.K.“ für „Höherer Kavallerie- Kommandeur“, „R.E.B.K.“ für „Reserve-Eisen- bahn-Bau-Kompagnie“, „F. A. R.“, was „Feld“: und „Fuß- Artillerie-Regiment“ heißen kann, usw. Derartig unverständlich adressierte Sendungen geben Anlaß zu beklagenswerten Fehl- leitungen. Die auf die Entzifferung meist ohne Erfolg ver- wandte Zeit und Mühe hält die Bearbeitung der Sendungen mit ordnungsmäßiger Aufschrift auf. Die Postverwaltung hat si daher genötigt gesehen, die Aufgabepvstanstalten anzuweisen, Feldpostsendungen mit unverständlihen Abkürzungen des Truppenteils in der Adresse von der Beförderung allgemein auszuschließen und an den Absender unter entsprehender Ver- ständigung zurückzugeben.
Theater und Musik,
Morgen, Donnerstag, wird im Königlihen Opernhause „Fidelio“ in folgender Besezung gegeben: Leonore: Frau Leffier- Burkard, Marzelline: Frau Philivv-Dietrih als Gast, Minister : Herr Bachmann, Pizarco: Herr Bischoff, Florestan: Herr Unkel, Nocco: Herr Schwegler: Jacquino: Herc Heake; 1. Gefangener: Herr Philipp. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß.
Das Königliche Schauspielhaus bleibt morgen ges{lofsen.
Im Deutschen Theater findet am Freitag die Neuein- studiezuna von Schillers Walenstein-Trilogie mit der Erstaufführung von „Wallensteins Tod“ thren Abichluß. Die Hauptrollen sind folgendermaßen beseßt: Wallenstein: Albert WBasser- mann; Octavtio Piccolomini: Eduard von Winterstein; ‘Mar: Paul Hartmann; Terzky: Joseph Klein; Illo: Wilhe:m Diegelmann: Jiolan!: Friedrih Kühne; Butt1er: Bruno Decarli; Mrangel: Weiner Krauß; Gordon: Ioseph Danegger; Deverourx : Alfred Breiderhoff ; Macdonald: Ernst Benzinger ; \ckw-disber Haupt- mann: Carl Ebert; Getreiter: Eugen Klimm; Sent: Frit Richard; Herzogin von Friedland: Hedwig Pauly; Gräfin Terzky: Rosa Bertens; Thekla: Else Heims. Die Bühnenbilder und Gewänder sind nah Entwürfen von Ernst Stern hergestellt. Spielleiter ist Marx Reinhardt.
„Lohengrin“ wird das nächste Wagnershe Werk sein, welches im
Deutschen Opernhause er\heint. Die erste Aufführung ist für Mitte Dezember festgeseßt. Da die Vertreter der Hauptrollen zu- gleih in der „,Walküre“ beschäftigt sind uud sie nicht gleichzeitig die anstrengenden Prohen zu „Lohengrin“ mitmachen können, fleht fich die Direktton veranlaßt, vorher eine Oper anderer Art, zur Beschäftigung des übrigen Teils ihres Personals, nämlich „Fia Diavolo“ einzu- studieren. Die erste Aufführung dieser komischen Oper findet in der zweiten Hälite des November statt. ___ Henrik Ibsens „Brand“ wird am Freitag (74 Uhr) im Theater in der Köntggräßer Straße zum ersten Male in dieser Spielzeit, mit Georg Henrih und Anna Ernst in den Hauptrollen, aufgeführt. In der Rolle der Gerd stellt fich Fräulein Agda Nilsson vem Schau- sptelhaus in Bremen zum ersten Male vor.
Im Sqghiller-Saal in Charlottenburg findet am Mittwoch, den 18. d. M. (Bußtag) Abends, ein Getstlihes Konzert unter Mitwirkung der Sängerinnen Marianne Alfermann von der König- lichen Oper, Marie von Goey, El\a Keller, des Hofopern\ängers Ludwig Fraenkel, des Violtnvirtuosen Max Modern und des Pianisten Gustav Lazarus ftatt. Karten sind an der Kasse des Schillertheaters Charlottenburg ¿um Preise von 60 „4 und 1 4 (einsch(ließlich Kleider- ablage und Zettel) zu haben. j
Mannigfaltiges. Berlin, den 11. November 1914.
_ Ihre Majestät die Kaiserin und Königin besichtigte „W. T. B.° zufolge heute vormittag eingehend den zur Abfah1t nah dem Südosten berettslehenden Vereinslazarettzug R auf dem Schlesischen Güterbahn hofe. Ihre Majestät ordnete dabei an, daß fogleich eire größere Anzahl wollener Decken beschafft wurde, welhè zur Beförderung än die Truppen dem Zuge noch mitgegeben werden konnten.