1914 / 269 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 14 Nov 1914 18:00:01 GMT) scan diff

E E E T E L M E" 27 O E N IN APIERE DIINE N IE M hn

/ {n Bielefeld, Dr. Friedrih Grimm bei dem Amtsgericht und Landgericht in Essen und der aee Gerichtsafsessor

g Feldhaus bei dem Amtsgericht in Burgsteinfurt.

Der Rechtsanwalt Dr. Graff in Kemberg ist gestorben.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Der Regierungsbaumeister des Maschinenbaufahs Soder, bisher beurlaubt, ist unter Verseßung von Dortmund nach Sir (Main) der Eisenbahndirektion daselbst zur Be-

äftigung überwiesen.

Bekanntmachung.

Auf Grund des § 377 Abs. 3 der Reichsversicherungs- ordnung werden in Ergänzung meiner Bekanntmachung vom 24. Dezember 1913 [V. 43. 148/1087 auch die nach- stehenden Befugnisse der Versicherungsämter den Königlichen Eisenbahndirektionen als Aufsichts- behörden über die Eisenbahnbetriebskrankenkassen übertragen :

1) die it labelugnilse über die Betriebskrankenkassen, soweit sie sih aus den §8 31 bis 33 *) ergeben ;

2) die Wahrnehmung der Geschäfte des Kassenvorstandes oder seines Vorsißenden oder des Ausschusses im Falle deren Weigerung (8 379);

3) die Entgegennahme von Anzeigen des Kassenvorstandes über Wahl und Aenderung in der Zusammensezung des Vorstandes 6).

Berlin, den 12. November 1914.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten. von Breitenb ach.

Ute angezogenen Paragraphen beziehen \sich auf die Neichs- versihherungsordnung.

Ministerium der geistlihen und Unterrichts-

angelegenheiten.

Der juristishe Hilfsarbeiter bei dem Provinzialschul- kollegium in Münster, Gerichtsassessor Erih Wende ist bei seiner Uebernahme in die Verwaltung der Provinzialschulkollegien zum Regierungsafsessor ernannt worden.

Der Regierungs- und Schulrat Node ist der Regiekung in Potsdam überwiesen worden. :

Dem Seminardirektor K onopka ist das Direktorat des Lehrerinnenseminars in Hohensalza verliehen worden.

Kriegsm inisterium.

Die Militärintendanturreferendare Reiß, Dr. Meyer und Wandersleben sind zu etatsmäßigen Militärintendantur- assessoren ernannt worden.

Ministerium des Fnnern.

Der neuernannte Polizeirat Bluhm verbleibt als solcher bei der Königlichen Polizeiverwaltung in Neukölln.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 30 der Preußischen Geseßsammlung enthält unter

Nr. 11 379 eine Verordnung über die Bildung von Ge- nossenschaften zur Bodenverbesserung von Moor-, Heide- und Mpigen Ländereien, vom 7. November 1914, und unter

r. 11 380 einen Allerhöchsten Erlaß, betreffend Rang- und Titelverleihung an die Leiter und Lehrer der städtischen Baugewerkschule in Berlin und der Beuthschule, Höheren Tech- nischen Lehranstalt der Stadt Berlin, vom 15. Juni 1914.

Berlin W. 9, den 13. November 1914.

Königliches Geseßsammlungsamt. Krüer.

Die: von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 31 der Preußischen Geseßsammlung enthält unter

Nr. 11 381 das Geseß zur Abänderung des Geseßzes, be- treffend die Feststellung des Staatshaushaltsetats für das Etatsjahr 1914, vom 3. Juni 1914 (Geseßsamml. S. 69), vom 10. Saoember 1914, unter

Nr. 11382 eine Verordnung über die Wahlen zu den Tierärztekammern, vom 15. Oktober 1914, und unter

Nr. 11383 eine Bekanntmachung, betreffend die Ge- nehmigung der Enteignungsnotverordnung vom 11. September 1914 durch die beiden Häuser des Landtags, vom 9. No- vember 1914.

Berlin W. 9, den 14. November 1914.

Königliches Geseßsammlungsamt. Krüer.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 14. November 1914.

Dié vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Ne und für Justiz- wesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Justizwesen sowie der Ausshuß für Zoll- und Steuer- wesen hielten heute Sizungen.

Der Geheime Baurat und vortragende Rat im Ministerium der öffentlihen Arbeiten Paul Effenberger hal als Ober- leutnant der Reserve und Kompagnieführer in einem Jnfanterie- regiment in den Kämpfen bei Arras den Heldentod für das Vaterland gefunden.

Jn verhältnismäßig jungen Jahren wurde der Verstorbene wegen seiner Tüchtigkeit und seiner hervorragenden Kenntnisse i dem Gebiete des Betriebsdienstes und der Fahrplan- gestaltung am 1. Oktober 1913 in das Ministeriuni berufen und am 16. Februar 1914 zum Geheimen Baurat und vor- tragenden Rat ernannt. Hier hatte er alsbald Gelegenheit, E praktischen Dienste gesammelten Erfahrungen bei

ear

eitung der Betriebs- und Fahrplanangelegenheiten zu verwerten. Als die ersten nah der Kriegseröffnung | für

lärm beeinflußt wurde.“ Der Ministerpräsident Asquith sagte,

die Staakseisenbahnverwaltung besonders \{chwierigen Wochen vorüber waren und Effenberger in seiner Berufsstellung entbehrlich gemacht werden konnte, hielt ihn nihts mehr zurück, dem Rufe zu den Fahnen zu folgen und seine Kräfte dem Dienste des Vaterlandes auch auf dem Schlachtfelde zu widmen. Gleich in den ersten Kämpfen, an denen er teil- nahm, hat erx seine Treue . für König und Valerland durch den Tod auf dem Felde der Ehre besiegelt. Die Staatseisen- bahnverwaltung betrauert in dem allzu früh Dahingeschiedenen einen pflichttreuen Beamten und in allen Stellungen, die er bekleidet, hoh geshäßten Mitarbeiter. Seine vortrefflichen Charaftereigenschaften, seine lautere Persönlichkeit sichern ihm bei allen, die ihm im Leben näher treten durften, ein dauerndes ehrenvolles Andenken.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 196, 197 und 198 der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthalten die 77. Verlustliste der

reußischen Armee, die 51. Verlustliste der bayerischen [rmee, die 54. Verlustliste der sähsishen Armee und “L 57. und 58. Verlustliste der württembergischen rmee.

Oesterreich-Ungarn.

Die „Wiener Zeitung“ und das „Reichsgeseßblatt“ bringen eine Verordnung des Gesamtministeriums: vom 11. d. Mts. über die Kohlenversorgung. Der Zweck dieser Verordnung ist in erster Linie, die im öffentlichen Interesse notwendige Versorgung der Bevölkerung sowie die Befriedigung des dringenden öffentlichen Bedarfs an Kohle auch während des gegenwärtigen Kriegszuslandes sicherzustellen. Durch die Ver- ordnung wird der Minister der Oeffentlichen Arbeiten ermächtigt, alle Anordnungen zu treffen, die zur ungestörten Fortführung des Betriebes im Kohlenbergbau notwendig sind, und behufs Steigerung der Kohlengewinnung besondere Maßnahmen dann anzuordnen, wenn die Deckung des dringenden öffentlichen Bedarfes an Kohle in anderer Weise überhaupt nicht oder nur zu unverhältnismäßig hohen Preisen möglich wäre. Zur Sicherstellung der Befriedigung solchen Kohlenbedarfs hat sich die Festseßung eines Anforderungsrechtes als notwendig erwiesen, kraft dessen der Minister bei dem Vorliegen bestimmter Vorausseßungen die Besißer von Kohlenbergwerken zur Lieferung von Kohle in bestimmten Mengen und Sorten aus ihren Be- trieben verpflichten kann. Die gleiche Verpflichtung soll auch den Kohlenhändlern bezüglih ihrer Vorräte an Inlandskohle auferlegt werden können.

Das ungarische Abgeordnetenhaus hält am Mittwoch, den 25. November, eine Sigzung ab.

Vom Kommando S. ‘M. S. „Kaiserin Elisabeth“ ist durch Vermittlung der österreichish-ungarischen Gesandtschaft in Peking die Meldung in Wien eingetroffen, daß das Kriegs- hi nach Erschöpfung der Munition versenkt worden sei, worauf seine Besaßung zu Lande weiter gekämpft habe. So- weit bisher festgestellt werden konnte, sind von der Schiffs- besaßung acht Mann gefallen, der Fregattenleutnant Baierle und achtzig Mann verwundet.

Großbritannien und Jrland.

Das Unterhaus hat gestern die Adresse auf die Thronrede angenommen. Ueber die Debatte in der vor- gestrigen Sißung verbreitet das „W. T. B.“ noch folgenden ausführlicheren Bericht:

Bonar Law führte aus, er habe niemals die Illusion geteilt, daß der jeßige Krieg nur ein Krieg mit den Negterenden in Deutsch- land sei, es set ein Krieg mit der deutschen Nation. Bonar Law machte fich fodann die Verleumdungen gegen die deutshe Krieg- führung zu eigen und fuhr fort: „Es ist müßig, die Augen vor dem Patriotismus zu s{ließen, mit dem die Bürger sih um die Fahnen \charten und vor dem Mut, mit dem sie auf dem S{hlachtfelde kämpften. Aber die Hilfsquellen der Verbündeten sind, wenn sie verfügbar gemacht werden können, weit größer als die unserer Feinde. Jedenfalls müsse man alle Anstrengungen machen, um jeden Mann ins Feld zu schicken.“ Bonar Law stellte sodann eintge Fragen, tns- bejondere über die Beteiltgung der Admiralität an der Verteidigung Antwerpens und fragte, da es auèschließlich eine militärische Operation gewesen set, weshalb der Marineminister Churchill und niht Lord Kitchener dort hingegangen fei, wenn der Chef der Streitkräfte dorthin gehen mußte. Der Redner erörterte sodann die Behandlung der Untertanen feindliher Staaten und sagte, niemand im Lande wünsche, rachsüchtig gegen sie zu handeln. „Wir wünschen", fuhr er fort, „ihnen ketne Härte und ketn Unrecht zuzufügen, wir wollen nur die Sicherheit, daß sie uns nicht shädigea. Ich bin sicher, daß die Nation zu wissen wünscht, nah welhem. Grundsay die Negierung diese heikle Frage behandelt hat. Wir wünschen zu wissen, daß sie, kindem sie eines Tages verhältnismäßig wenig, am nächsten Tage mehr tat, nicht vom Zeitungs-

der Krieg könne lange Zeit dauern, aber er zweifle, ob er so lange dauern werde, als man anfänglih angenommen habe. Je länger er dauere, desto mehr würden die Krafstre|erven des Reiches fich imstande erweisen, die Lüden auszufüllen, die Verluste zu erseßen und die Stellung zu behaupten, bis sie den endgültigen und vollständigen Sieg errungen hätten. Die Verantwortung für die Erxpeditton nah Antwerpen trage die Negterung als Ganzes. Der Kriegs- sekretär sei befragt worden. Asquith betonte, daß die Er- pedition ein wesentlider und der nüglih'e Faktor im Feldzug geweien set. Betreffend die Behandlung der Ausländer sagte Asquith, die Ansichten über die beste Methode der Behandlung ihwankten mehrfach. Das erste Prinzip, nah dem die Negierung ge- handelt habe, lei gewesen, verdächtige Personen unshädlih zu machen. Dies sei gesehen während der ersten zwei Wochen nah dem Kriegs- ausbruch, aber die Verzweigung der Sptonage set eine unendltich große Gefahr. Die Spionage sei nicht vollständig beseitigt, wenn jeder Deutsche in . England hinter Schloß und Riegel fich befände. Die MNegierung häbe geglaubt, daß als Vorsichtsmaßregel wünschenswert gewesen sei, die Ausländer zu internteren, nicht um völlig unschuldige Leute dauernd gefangen zu halten, sondern um fie einer Sichtung zu unterwerfen, um zu entscheiden, wer freigelassen und wer im öffentlichen Fnteresse festge- halten werden folle. Dieser Prozeß, der {chwierig und gefährlich sei, werde jezt ausgeführt. Versehen kämen notwendig von Zett zu Zeit vor. Der Prozeß werde, soweit die Negterung in Betracht komme, und soweit sie es vermeiden könne, siher nicht mit einem U-:b-rmaß an Härte oder Grausamkeit für die Individuen ausgeführt. Wenn Unbequeml!ichkeiten und in einzelnen Fällen Härten vorkämen, so. sei zuerst die Sicherheit des Landes zu berücksichtigen. Ac quith reht- fertigte die Zenfur, betonte, daß alles gemeinsam und nah Beratung mit Frankrei ge\hehen müsse, und erörterte sodann die Versorgung der Angehörigen der Soldaten und |1immte dem Vorschlage Bonar Laws zu, einen Aus\{huß etnzusezen.

Im Laufe der gestrigen Adreßdebatte wies der neue Führer der Arbeiterpartei Henderson auf die Einigkeit aller Gesell shaftsklassen hin und sagte, scine Partet werde alles tun, um die Einigkeit bis zum

| gesamte Arbeiterpartei sei mit der Regterung einfg, und troß des früheren Gegen|aßes bleibe jeßt keine andere Wahl für die Nation, als den Krieg ents{lossen %is zu einem befriedigenden Ausgang fort- zuseßen. Die Dauer des künftigen Friedens hänge von der Voll- ständigkeit des Sieges ab. Die Arbeiterpartei werde fortiahren, die Negierung überall zu unterstützen, in der Erwartung, daß diese die übernommene Aufgabe bis zu dem von allen gewünschten Ergebnisse durchführen werde.

In Beantwortung einer Frage teilte Asquith mit, daß die englischen Verluste auf dem französishen Kriegsshauplay bis zum 31. Dftober ungefähr 57 000 Mann betragen hätten.

Im Oberhaus fkritisierte Lord Selborne die Expedition nah Antwerpen mit See}oldaten, die für eine Landoperation untauglih wären, und fragte weiter, wie es möglich gewesen, daß das Ge- \chwader des Admirals Craddock gewählt worden sei, um die britische Flagge gegen ein Geshwader deutscher Kreuzer zu verteidigen. Die Nation habe Anspruch auf genaue Aufklärung. Selborne pro- testierte dagegen, daß Chur(tll persönlich Botschaften an fremde Mächte und eine Seebrigade in seinem eigenem Namen s{chicke, anstatt daß sieim Namen des Kollegiums der Admiralität gefandt würde. Selborne rübmte sodann den Prinzen Louis von Battenberg und bezeibnete den An- griff auf thn als eine nationale Shmach. Der Lordkanzler er- fiärte, daß ein hochorganisiertes System aebrimen Nacbrichtendienstes bestanden habe und beobachiet worden sei. Man habe es jedoch mit Leuten von großer Schlauheit zu tun, und bei Ausbruch des Krieges set es sehr s{chwer geworden, die richtigen Leute zu fassen. Die Folge set gewesen, daß bei den Bemühungen, die Spionage zu unterdrüdcken, eine enorme Menge von Ungerechtigkeiten unvermeidlich gewesen wäre. Das Kabinett übernehme übrigens die volle Verantwortung für alles, was in Antwerpen geschehen sei.

Belgien.

_Für die Ausgrabung und Ueber ührung der Leichen gefallener Krieger nah Deutschland gelten für das Gebiet des Generalgouvernements (ausschließlih des Operations- und Etappengebiets deutscher Armeen), wie „W. T. B.“ meldet, folgende Grundsäze: i

_ Die Ausgrabung der Leichen ist nur mit Genehmigung der Zivilverwaltung derjenigen Provtnz gestattet, in der das Grab ih befindet. Die Ueberführung der Leiche mit der Eisenbahn aus dem Okkupationsgebiete in die Heimat wird nicht gestattet und darf mit Kraftwagen nur mit Zustimmung des Militärgouverneurs der Provinz erjolgen. Die erteilte Erlaubnis gilt für die ungehinderte Fahrt des Transportwagens von der deutschen Grenze bis zur Grabstelle und zurückd. Für das Operations- und Etappengebiet gelten die Vor- {riften des Kriegsministeriums vom 22. Ottober d. JI., wonach die Ueberführung der Liche der Zustimmung der zuständigen Etappen- inspektion bedarf und: niht mit der Eisenbahn erfolgen darf.

Für Belgien ist eine neue Verordnung, die den Ver- fehr mit Kriegsbedarfsstoffen regelt, in Kraft getreten. Sie regelt den Verkehr folgender Stoffe:

Silber, Kupfer, Messing, Blei, Zink, Niel, Nikelerze, Alumt- nium, Zinn, Antimon, Ferro-Mangan, Manganerze, Ferro Silizium, Roh- und Superphotphat, Salpeter, Salpetersäure, Schwefelkies, Schwefelsäure, Graphit, Glyzerin, Gerbstoffe, Sprengstoffe, Kampyfer, Kodetn; Morphium, Optum, Lumpen, Baumwolle, Wolle, Jute, Hanf und die Garne und Fertigerzeugnisse dieser Stoffe, Säâcke, VDâute, Leder, Kautshuk, Nohgummi, Guttapercha, Fette, Mtneralöle, Benzin, Benzol. :

Die Ausfuhr dieser Stoffe aus Belgien wird bis auf weiteres der Aufsicht des Kommissars des Kriegsministeriums in Belgien (Brüssel, Rue de la Loi 65) unterstellt. Begründete Anträge wegen Genehmigung der Ausfuhr sind an den Kommissar zu richten. Eine Umgehung seiner Aufsicht hat die Einziehung der Stoffe zur Folge. Der Kommissar kann bestimmen, daß Vorräte der genannten Stoffe an das Deutsche Reich oder an Dritte eigentümlih gegen Wertentschädigung zu überlassen sind. Der Wert der Vorräte wird dur einen vom Kriegsministerium in Berlin eingeseßten Aus\{huß festgestellt. Der Kommissar kann Stoffe an deutsche Eigentümer zur Ausfuhr nah Deutsch- land freigeben, wenn zweifelsfrei nachgewiesen wird, daß die Stoffe vor Ausbruch des Krieges gekauft wurden.

Schweden.

Anf Einladung der s{chwedischen Regierung haben seit längerer Zeit zwischen den Vertretern gewisser neutraler Staaten in Stockholm Beratungen stattgefunden über ein ge- N Auftreten anläßlih verschiedener Maßregeln, die von friegführenden Mächten ergriffen worden sind und die den neutralen Handel und die neutrale Seefahrt be- rühren. Wie „W. T. B.“ meldet, ist bei diesen Beratungen eine Einigkeit dahin erzielt worden, wegen gewisser Anord- nungen, die in bedenkfliher Weise den neutralen Verkehr zu stören drohen, bei den betreffenden Mächten Schritte zu unter- nehmen. Die \{wedische, die dänische und die norwegische Regierung haben den Vertretern der in Frage kommenden Mächte gle ihlautende Protestnoten überreicht.

Die schwedische Presse beschäftigt sich (a Geend mit der Sperrung der Nordsee durch England und findet den amtlichen englishen Bericht über die Gründe nicht zufriedenstellend. Die Versicherungen Englands ständen im scharfen Gegensaß zu der übereinstimmenden Meinung aller \hwedishen Seefahrtskreise, daß das angewiesene Fahr- wasser gefährlicher sei als das gewöhnlich benugte.

Schweiz. Der Bundesrat hat die generelle Ausfuhrbewilli-

gung für Kammgarne, ob einfach oder mehrfach, vom 20. November ab aufgehoben.

Türkei.

Der Sultan hat einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge nachstehendes Manifest an die Armee und Flotte erlassen:

Infolge der Erklärung des Krieges zwischen den Großmächten waret Ihr unter die Fahnen berufen, um nôötigenfalls gegen dite auf eine Gelegenheit lauernden Feinde die Nechte und die Eristenz unserer Regierung und unseres Landes zu verteidigen, das stets ungerechten, unerwarteten Angriffen auêgeseßt war. Während wir so in bewaffneter Neutralität lebten, eröffnete bte ru|sishe Flotte, die in das Schwarze Meer ausgelaufen war, um im Bosporus Minen zu legen, plôßlih das Feuer gegen einen Teil unserer Flotte, welcher gerade Manöver abhielt, und während wir erwarteten, daß Nußland diesen demVölkerecht widersprechen- den Angriff witder gutmahen werde, hat dieser Staat ebenio wie seine Verbündeten, Frankreich und England, die Beziehungen zu unserer Regterung abuebroh-n, indem er seinen Botschafter abberief. Unmittelbar darauf überschritt die russishe Armee unsere Ostgrenze, während die vereinigte englishe und französische Flotte die Dardanellen sowie englishe Schiffe Akaba bombardierten. Angesichts derartiger aufeinanderfolgender Atte verräteri!her Fetnd)eligketten waren wir gezwung-n, den Frieden auf- zugeben, den wir immer wünschten, und im Vereine mit Deutschland und Oesterreih-Ungarn zu den Waffen zu greifen, um unsere ge\egmäßigen Nechte zu verteidigen. Seit dret Jahr- hunderten hat Nußland unserem Reiche \chwere Nahteile zugefügt und ch immer bemüht, sei es durch Krieg, sei es dur jede Art von List und Intrige, jede sh kundgebende Aufrihtung, die zur

(Ende der großen gegenwärttgen Prüfung aufreht zu erhalten. Die

Erhöhung unserer nationalen Kraft und Größe hätte führen

Énnen, zu unterdrücken. Rußland, England und Frankrei, die Millionen von Muselmanen unter ihrer tyrannishen Ver- waltung halten, haben niemals aufgehört, Hintergedanken gegen unser erlauchtes Kalifat zu begen, mit dem diele Musel- manen durch Religion und Gefühl verbunden sind. Sie wurden die Urheber und Anstifier allen Unglücks und Ungemachs, das gegen uns gerichtet war. Durch den großen heiligen Krieg, den wir heute unternehmen, werden wir mit Gottes Hilfe den Angriffen ein Ende seten, die etnerseits gegen den Nuhm unseres Kalifats, anderer- sei18 gegen die Nehte unseres Neiches gerihtet waren. Die ersten Schläge, die wir mit der Hilfe Gottes Und dem Beistande des Propheten unseren Feinden durch unsere Flotte im Schwarzen Meere und durch unsere tapfere Armee in den Dardanellen, bei Afaba und an der Grenze des Kaukasus verlebten, haben unsere Ueberzeugung bestärkt, ' daß unser Kampf auf dem Wege des Nechtes vom Siege gefrönt sein wird. Die Tat- sache, daß die Gebiete und die Armeen unserer Feinde heute unter dem festen Druck unserer Verbündeten stehen, erhöht noch diese Ueber- zeugung. Meine heldenmütigen Soli aten! Laßt nie ab von der Festigkeit und Ausdauer in diesem heiligen Kriege, den wir gegen die Feinde eröffnen, die unsere heilige Religion und unser teures Naterland angreifen wollen! Stürzet Euch wie Löwen ungestüm auf den Feind, weil ebenso wie unser Neih auch das Leben und die künstige Eristenz von 300 Millionen Muselmanen, die ih dur das heilige Fetwa zum heiligen Kriege aufrufe, von Eurem Siege abhängen. Die Wünsche und Gebete von 300 Millionen unschuldiger, bedrüter Gläubigen, die in den Moscheen und Medschids sowie in der Kaaba sich mit In- brunst an den Herrn der Welten wenden, sie begleiten Euch! Soldaten, meine Kinder! Die Pflicht, die Cuch heute obliegt, war niemals bis jeßt irgend einer anderen Armee der Welt auferlegt. Zeiget, indem Ihr diese Pfl:cht erfüllt, daß Jbr würdige Nachfolger der Armeen der Ottomanen seid, die einst die ganze Welt erzittern ließen, damit der Fetad nicht mehr wage, an unser heiliges Gebiet zu rühren und die geweihte Erde von Hedschas, die die göttlihe Kaaba und das Grab des Propheten birgt, zu stören. Zeigt in wirksamer Weise den Feinden, daß eine Armee und Flotte der Otto- manen bestehen, die dem Tode für den Herrscher trogen und ihre Religion, ihr Vaterland und ihre militärische Ehre mit den Waffen zu verteidigen wissen, da das Necht und die Gerechtigkeit auf unserer Sette, die Ungerechtigkeit und die Unterdrückung auf der Seite unserer Feinde sind. Cs besteht kein Zweifel, daß zur Ver- nichtung unjerer Feinde uns die Gnade des Allmächtigen und der geistige Beistand des Propheten helfen und uns beshüßen werden. Ich bin überzeugt, daß wir aus diesem heikigen Kriege glorreih und mächtig hervorgehen werden. Vergesset niht, daß Jhr in diesem Kriege die Waffenbrüderschatt eingeht mit zwet der bedeutendsten und mächtigsten Armeen der Welt. Mögen Gure Märtyrer den Märtyrern, die Cuch vorangegangen sind, einen neuen glücklichen Sieg bringen, möge der Säbel derjenigen, die überleben werden, scharf fein. ;

Die „Agence Ottomane“ veröffentlicht folgende vom Vize- Generalissimus Enver Pascha an die Armee gerichtete Pr o- klamation: S

Kameraden! Ich teile Euch hiermit das erhebende Jrade unseres geliebten Oberkommandanten, Seiner Majestät des Khalifen, unseres erlauchten Herrn, mit. Unsere Armee wird mit der Hilfe Gottes und dem Beistand des Propheten und durch die frommen Gebete unseres Souveräns unsere Feinde ver- nihten. Der bis heute von den Offizteren und Soldaten, unseren Kameraden, zu Lande und zu Wasser bezeugte Heldenmut ist der beste Beweis dafür, daß unsere Feinde werden vernichtet werden. Kein Offizier und kein Soldat darf vergessen, daß das Schlachtfeld etn Feld des Opfers ist. Die Geschichte ist eine Zeugin dafür, daß es ketne so staadhafte und so opferberette Armee gtbt, wie die ottomanisce. Wir alle müssen daran denken, daß über uns die Seelen des Propheten und der übrigen Heiligen {weben und daß unsere ruhmreichen Vor- fahren unsere Taten verfolgen. Wenn Ihr beweisen wollt, daß wtr thre wahren Kinder find, wenn Ihr dem Fluh der Nachwelt ent- rinnen wollt, dann laßt uns arbeiten. 300 Millionen Muselmanen, darunter unsere ehemaligen Landsleute, beten alle für unsern Sieg. Niemand kann dem Tode entrinnen. Wie glücklich sind diejenigen, die vorwärts stürmen, wte glückli diejenigen, die als Märtyrer fallen auf dem Wege für den Glauben und das Viäterland! Borwärls, immer Voiwärts! Sieg, Ruhm, und das Paradtes sind vor uns, Tod und Schande hinter uns. Es lebe unser Padischah !

- Nach einem Telegramm des „Daily Telegraph“ hat die Pforte aus Rücksicht auf Jtalien den Gedanken einer Ein- verleibung des Suezkanals aufgegeben.

Gestern hat in Konstantinopel eine Kundgebung der dort lebenden P ekser für den heiligen Krieg an dem von Kaiser Wilhelm zur Erinnerung an seinen Besuch im Jahre 1898 gestifteten Prachtbrunnen vor der Moschee Sultan Ahmed tattgefunden. Die Teilnahme der Bevölkerung war allgemein. Redner waren Hodscha Jsmael Hoberi, ein vor den Russen geflüchteter Abgeordneter des Provinzialrates und der Direktor der hiesigen persischen Zeitung Haver. Sie forderten zum heiligen Kriege gemeinsam mit den Freunden und Verbündeten des Zslams auf, mit Deutschland und Oesterreih-Ungarn, deren Waffentaten die Begeisterung in der ganzen islamitishen Welt erregen. Nach mehreren anderen Reden zog ein riefiger Zug durch die flaggengeshmücten Straßen nah Pera und veran- staltete vor der österreichischen und deutschen Botschaft große Kundgebungen.

_ Der Militärkommandant von Smyrna ver- öffentlicht eine Proklamation, in der es heißt:

Die Militärbehörde hat alle Maßnahmen zur Berteidigung von Smyrna zu Wasser und zu Lande getroffen und wird bis zum Ende in der Verteidigung der Stadt beharren, was auch immer für An- g!iffe erfolgen. Die Armee ist ent\hlossen, ihre Pflicht bis zum legten Mann zu erfüllen, und is überzeugt, daß kein Feind seinen Fuß auf den geheiligten Boden des Vaterlandes wird seßen können.

18 Die Proklamation spricht sodann „ausführlih von den Pflichten der Bevölkerung im Falle einer Beschießung der Stadt.

Bulgarien,

Nachdem Nußland mit dem Verlangen des Trans- ports seiner Truppen durch Bulgarien in Sofia keinen Erfolg gehabt hat, fragte es, wie die „Frankfurter Zeitung“ meldet, nunmehr in Sofia an, ob Bulgarien gegebenen- falls seinen Kriegsschiffen in den Schwarzmeerhäfen von Burgas und Warna Schuß und Aufenthalt zu gewähren bereit sei. Auch dieses russische Verlangen hat Bul- garien abgelehnt.

,_— Der seit einigen Tagen in Sofia weilende frühere serbische Minister Marinkowitsh bemüht sich, wie „W. T. B“ meldet, in den dortigen politischen Kreisen, die (Grundlage für eine serbisch-bulgarishe Annäherung zu schaffen. Die bulgarischen politischen Kreise verhalten sih aber vollständig ablehnend. Die amtlichen Kreise lassen Marinkowitsh voll- ständig unbeachtet.

Der Präfekt von Strumißa meldet der „Agence Bulgare“ zufolge, daß die Serben in den Dörfern der Grenz- gegenden, besonders in den Distrikten von Doiran, Valan- dovo, Gewgeli und Tivkesh Flüchtlinge aus Altserbien unter- bringen und ihnen volle Freiheit lassen, die dort ansässige Bevölkerung zu plündern und niederzumeßeln und die Auswanderung von Bulgaren und Muselmanen aus

diesen Gegenden nah der bulgarischen Grenze zu ver- hindern. Jn Strumiga eingetroffene Flüchtlinge erzählten, daß die serbishen Behörden in Jschtip und. Radowischte die Fa- milien, deren Oberhäupter sih in Bulgarien befinden, zwängen, Offiziere, Gendarmen und fogar Soldaten aufzunehmen, die die unglücklichen und der Verteidigung ihrer Männer beraubten Frauen vergewaltigten. Die Bevölkerung zahlreicher türkischer und bulgarischer Dörfer in den Distrikten von Doiran, Tivkesch und Valandowo warte nur auf die Gelegenheit, selbst unter Lebensgefahr nah Bulgarien auszuwandern.

Serbien.

Das serbische Hauptquartièr ist nah einer Meldung der „Neichspost“ in größter Eile von Valjewo nah Mladenovaßz verlegt worden.

Amerika.

Einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung aus Washington zufolge hat Gutierrez den Eid als vor- läufiger Präsident von Mexiko vor der Versammlung von Aguascalientes geleistet, die darauf Carranza für einen Rebellen erklärte.

Afrika.

Der frühere Premierminister der Kapkolonie Schreiner ist dem „Reuterschen Bureau“ zufolge zum Oberkommissar ‘für Südafrika in London ernannt worden.

Nach amtlicher Mitteilung soll Botha Dewets Kom- mando nach forciertem Nachtmarsh 24 Meilen östlih von Winburg getroffen haben. Die Buren hätten 250 Gefangene und zwei Lager verloren.

Kriegsnahrihten.

Westlicher Kriegs\schauplag.

Großes Hauptquartier, 14. November, Vormittags. (W. T. B.) Die Kämpfe in Westflan dern dauern noch an, in den lezten Tagen behindert durch das regnerishe und stürmishe Wetter. Unsere Angriffe schritten weiter langsam . vorwärts, südlich Ypern wurden 700 Franzosen gefangen genommen. Englische Angriffe westlich Lille wurden abgewiesen. Bei Berry-au-Bac mußten die Franzosen eine beherr\chende Stellung räumen. Jm Argonnenwalde nahm unser Angriff einen guten Fortgang; die Franzosen erlitten starke Verluste und ließen auch gestern wieder über 150 Gefangene in unseren Händen. Oberste Heeresleitung.

Oestliher Kriegsschauplaßb.

Großes Hauptquartier, 14. November, Vormittags. (W. T. B.) Jn Ostpreußen dauern die Kämpfe noch an. Bei Stallup önen wurden 500 Russen gefangen ge- nommen, bei Soldau fiel noch keine Entscheidung. Jn der Gegend Woclawec wurde ein russishes Armee- forps zurückgeworfen; 1500 Gefangene und 12 Ma- schinengewehre fielen in unsere Hände.

Oberste Heeresleitung.

Wien, 13. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge- meldet: Jm Norden hat sich gestern än der Front unserer Armeen nichts von Bedeutung ereignet. Jn Tarnow, Jaslo und Krosno ist der Feind eingerückt.

Die Gesamtzahl der in der Monarchie internierten Kriegs- gefangenen ist bis gestern auf 867 Offiziere und 92727 Mann gestiegen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs : von Hoefer, Generalmajor.

Südlicher Kriegsschauplaßt.

Wien, 13. November. (W. T. B.) Amtltlich wird ge- meldet: Der Feind seyt den Nückzug von Koceljeva und Val- jevo gegen Osten fort. An der Save wurde Usce erstürmt, Beljin und Banjani erreiht. Feindlihe Befestigungslinie Gomile-Draginje ist bereits in unserem Besitz und Soppot-Stolice erreiht. Die von Westen und Nordwesten vor- rüdckenden Kolonnen sind Details können nicht mitgeteilt werden gegen Valjevo herangekommen, wobei speziell die südlihen Kolonnen im \chwierigsten Terrain bewunderungs- würdige Leistungen vollführten.

Der Krieg zur See.

London, 13. November. (W. T. B.) Die Admiralität teilt mit, daß, obwohl keine näheren Berichte eingegangen find, die Kreuzer „Good Hope“ und „Monmouth“ als ver- loren betrachtet werden müssen.

London, 13. November. (W T. B.) Das australische Marinéamt hai nah einer Meldung der „Morningpost“ aus Sydney folgende Nachricht von den Kokosinseln erhalten: Die „Emden“ traf mit bewaffneten Barkassen eiù, die zwei Boote \{leppten und vierzig Mann, drei Offiziere und vier Maxims landeten. Nach der Zerstörung der funkentele- graphischen Jnstrumente und Maschinen, außer dem Konden- jator und Refrigerator, fuhr die Mannschaft nah dem Schiff ab. Jnzwischen wurde die „Sydney“ am Horizont gesichtet. Die „Emden“ stach sofort in See und ließ die Landungsabtei- lung und die Boote zurück. Die „Emden“ eröffnete das Feuer, schoß anfangs sehr gut, verlor zwei Schornsteine und fing binnen einer Stunde Feuer an dem Heck. Drei Mann von der „Sydney“ wurden getötet und 15 verwundet. Die „Emden“ liegt jept auf dem Strand nördlich Keeling und ist verbrannt. Der Kapitän der „Sydney“ sagt, daß sich nur 30 Mann auf der „Emden“ befinden. Die „Sydney“ war nördlich Keeling, um den Verwundeten der „Emden“ zu helfen, die dort gestrandet waren, aber später nah den Köfosinseln zurückkehrten. Man erfährt weiter, daß die Anwesenheit der „Emden“ der „Sydney“ durch eine Funkendepeshe von Be- amten der Eastern Cable Co. auf den Kokosinseln gemeldet worden ist.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Konstantinopel, 13. November. (W. T. B.) Die „Agence Ottomane“ veröffentliht folgenden Bericht des Hauptquartiers über die Vorgänge an der Ost-

grenze, über die aus strategishen Gründen noch nicht berichtet werden konnte: Die Nussen wollten an der Landgrenze den überrashenden Angriff wiederholen, den sie gegen unsere Flotte versucht hatten; ohne Kriegserklärung überschritten sie am 1. No- vember in fünf Kolonnen die kaukasishe Grenze. Es steht außer Zweifel, daß die Durchführung einer solchen Bewegung nur nah langen Vorbereitungen erfolgen konnte. Troß dieser Vorbereitung und diesem Angriffe des Feindes, führten unsere Grenztruppen die ihnen erteilten Befehle mit viel Tapfer- keit und Geschicklichkeit durh. Zunächst zogen sie sih, indem sie dem Feinde starke Schläge verseßzten, sehr langsam zurü. Wir fügten den Russen zahlreiche Verluste zu und seßten dur diesen Zeitgewinn unsere Nahschübe in den Stand, die not- wendigen Stellungen einzunehmen. Angesichts des beständigen Widerstandes unserer Vortruppen konnte der Feind, der alle seine Kräfte sammelte, erst vier Tage nah dem Ueberschreiten der Grenze in die Gegend von Kolbachis und Koeprikoei ge- langen. Ein Angriff der Kosaken gegen Koeprikoei wurde durch eine unserer Kavalleriedivisionen zurückgeschlagen. Am 5. und 6. November stellte der Feind seine Bewegungen ein und begann Verschanzungen zu errichten. Unsere in Zwischen- räumen eingetroffenen Truppen hielten den Vormarsch des Feindes auf. Unsere Jnfanterie traf die notwendigen Vor- bereitungen zum Sturmangriff. Am 7. November gingen unsere Truppen zur Offensive über. Der Feind leistete in der starten Stellung, die er im Westen von Koeprikoei errichtet hatte, Widerstand. Am 8. November wurde unsere Offensive fortgeseßt. Am Nachmittag drangen unsere tapferen Truppen in die Verschanzungen des Feindes ein und beseßten seine Stellungen, die von vier Jnfanterieregimentern, einem Arktillerieregiment und einer Kavalleriedivision verteidigt worden waren. Der Feind zog sih zurück und beseßte eine andere stärkere Stellung in der Umgebung von Koeprikoei, wo Verstärkungen einzutreffen begannen. . Am 9. November hatten wir vor uns eine russische Division und das ganze erste kaukasische Korps. Die feind- lihe Front erstreckte sih in einer Länge von 15 km vom Araxflusse im Süden bis zum Gebirge im Norden. Der Feind hatte in der ganzen Ausdehnung der Stellung Be- festigungen errichtet und verfügte hinter dem linken Flügel über starke Reserven. Am 10. November traf unsere Armee die notwendigen Maßnahmen, um zur Offensive überzugehen. Sie begann am 11. November früh mit einem allgemeinen Sturmangriff. Nach einer blutigen Schlacht nahmen unsere Truppen gegen Mittag mit “dem Bajonett Koeprikoei, das einen der feindlihen Stügßpunkte bildete. Bei Einbruch der Nacht waren drei Viertèl der feindlichen Stellungen von unseren Truppen besezt. Jn der Nacht wurde mit dem Bajonett auh die Höhe 1905 östlich Koeprikoei, der leßte feindlihe Stüßpunkt, genommen. Am 12. November war unser Sieg endgültig. Alle feindlihen Stellungen waren genommen. Ein ganzes russishes Armeekorps war geschlagen und ergriff die Flucht. Unsere unerschrockene, unermüdlihe Armee nahm die Verfolgung des Feindes auf. Jafolge dieser Nieder- lage des Gros der feindlichen Armee besteht kein Zweifel, daß die schwachen feindlichen Streitkräfte, die vor Tortum und Karaki- lissa gehalten haben, gleihfalls verjagt werden. Ungeachtet der fünftägigen Kämpfe und des gebirgigen Terrains ist die Moral unserer Truppen ausgezeichnet. Der Zustand zahlreicher Gefangener und Deserteure, deren Zahl “noch nicht geschäßt werden ftann, beweist, wie erschüttert die Moral des Feindes ist.

Konstantinopel, 13. November. (W. T. B.) Eine Mitteilung aus dem Großen Hauptquartier besagt: Im Kampf bei Koepriktoei, der am 11. und 12. d. M. stattfand, ver- loren die Russen 4000 Tote, ebensoviel Verwundete und 500 Gefangene. Unsere Truppen erbeuteten 10 000 Gewehre und eine Menge Munition. Die Russen zogen \ich in \hlechtem Zustande in der Richtung auf Kutek zurück. Steiles Gelände, Nebel und Schnee ershwerte die Umgehungs- bewegung unserer Truppen und so konnte den Rufen die Nüc{&- zugslinie nicht vollständig abgeschnitten werden, doch wird die Verfolgung fortgeseßt.

Konstantinopel, 13. November. (W. T. B.) Amtlicher Bericht aus dem Großen Hauptquartier. Vergangene Nacht haben unsere Truppen nah einem überraschenden Angriff alle russishen Blockhäuser an der Grenze des Wilajets Trapezunt beseßt, sind drei Stunden in das Jnnere von Nußland in der Richtung auf Batum eingedrungen und haben

die russishe Kaserne von Kurdoghlu eingenommen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Von dem Statistischen Handbuch für das Königreich Württemberg ershien der Doppeljahrgang 1912 und 1913 (22. Ausgabe, kart. 2,590 46, Kommissionsverlag von W. Kohl- hammer, Stuitgart). Sein reicher, auf alle Gebiete des Volks-, Staats-, Gemeinde-, Kirchen- und Wirtschoitslebens stch erstreckender Inhalt macht ihn zu einem für die Behörden, für wissenscha|tliche wie praktische Zwecke wertvollen Hand- und Nacbschlagebuch. Bei- gegeben ist u. a. auch ein genaues Verzeichnis \ämtliher sonstigen statistishen Hand- und Jahrbücher für das Deutshe Neich, die deutshen Einzelstaaten und Großstädte.

Kunst und Wissenschaft. Das farbige Völkergemisch in Südafrika.

Das feindlihe Vorgehen Englants gegen deutsche Siedelungen und Schußtzgebtete in Südafrika hat die Aufmerksamkeit erneut auf das bunte Gemis von Volkësstämmen gelenkt, die in diesem weiten Gebiet vor Erscheinen der weißen Nasse geherrs{ht haben und beute noch die Masse der Bevölkerung ausmachen. Seit dem Burenkrieg sind diese Fragen auch von englishea Ethnologen näher studiert worden; nah den Ergebnissen ihrer Forschungen kann man unter den eingeborenen Völkern des Gebiets dret Havptgruppen unters@eiden, nämlih Buschmänner, Hottentotiten und die ver|chiedenen Bantu- stämme. Dazu kommen tin den nördlichen Teilen Südafrikas die Negrillos, gewöhnlih Pvamäen genannt, die eigentlihen Neger und hamitischW2n Völker, endlich noch arabische und semitishe Elemente. Ferner erfordert Aufmerksamkeit ein noch reckcht rätselhaftes Volk, das mögliherweise den est der eigentlichen Urbevölkeiung von Afrika südlich des Sambesistromes darstellt. Es sind dies die Kattea oder, wie fie von den Buren genannt werden, die Vaalpens (Wölfe). Dieser Spottname ist aus der Gewohnheit dieser Leute entstanden, auf dem Bauch . in ihre Erdhöhlen hinetnzukriehen. Sie bewohnen das Steppengebiet des nördlichen Transvaal bis zum Limpopo. Durch thr fast pechschwarzes Gesicht und ihre nur 1,22 m bobe Figur unter» scheiden sie ch sofort von ihren hochgewachsenen Bantunachbarn, ebénso von den gelbliden Bushmännern. Die Zulus nennen sie Huute oder Geier. Sie sind zweifellos das tiefstitehende Volk Ajrikas und fressen nicht nur überbaupt Menschenflei\{, sondern bereiten fich sogar ihr Mahl aus den Alten und S{wachen unter thren ‘eigenen

Genossen und Verwandten, was die Buschmänner niemals tun. Ihre