1914 / 273 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 20 Nov 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Unter dem Titel „Zur Beurteilung der belgischen Neutralität“ {reibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ :

Aus emer dem Amtsgericht in Cöln a. Nh abgegebenen Zeugen- ausfíage (im Verfahren zur FeststeUung belgisher Gewalttiätigkeiten gegen Deutsche) teilen wir folgendes mit :

„Am 31. Juli und 1. August habe ich von der französischen Grenze bet Maubeuge Grenzort JFeumont bis Namur nur einen belgischen Husaren ge\ehen. Dagegen war um diese Zeit die belgische Gierze nah Deuschland von Namur bis Verviers dicht mit belgi\hen Truppen aller Waffengattungen besezt. Ja Char- [leroi war die Mobilmachung in vollem Gange. Schon um 43 Ubr Moraens war alles in Tätigkeit. Am 31. Juli Abends riet mir ein Belgier, die Naht durhzufabren, denn bei Lüttich sei alles mit Truppen dicht beseyt. Die beigishe Grenze gegen Frankreich stand also Ende Juli ganz offen. Gegen Deutschland war sie dagegen dicht besetzt.“

Ferner aus einer Zeugenaus\age

Papenburg :

"Sh wobnte seit Januar 1907 infolge kontraktlichen Engagements als Ingénieur-Directeur technique des Usines de Nickel de la Nèthe in Duffet, Provinz Annwerpen (früher : E. Chavans, Fonderies de Nickel de la Nèthe). Meine Wobnung befand sih in einem gemteteten Hause, dessen Besiyerin das Kioster der Norbertiner|chrwe|stern in Duffel ist. Dieses Haus liegt in Duffel am Place de l’Eglise. Am Donnerstag oder Freitag vor der deutshen Mobilmahung wurden bereits bei uns 3 oder 4 Jahresklafsen einberufen und in der Naht vom 31. Juli auf den 1. August d. J. 10 weitere Jahresklassen. Jh weiß dies von unseren Arbeitern. von denen ein großer Teil eintreten mußte, und zwar befanden fich diese bereits am Samöstagmorgen, als sie thre Lhnung entgegennehmen wollten, in Uniform. Am 1. August Mittags war beretts ein folossales Leben bei uns in Duffel intolge der einrüdenden Fortbesaßzung und anderer Truppen.“

vor dem Amtsgericht in

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ sind die Ausgaben 209 und 210 der Deutschen Verlustlisten beigelegt. Sie enthalten die S1. Verlustliste der preußi- schen Armee, die 55. und 56. Verlustliste der bayeri- schen Armee, die 58. Verlustliste der sächsishen Armee und die 61. Verlustliste der württembergischen Armee.

Eine neue österreichische Verlustliste G. 59) ist so- eben erschienen und liegt, wie die übrigen bisher erschienenen Listen, in der Geschäftsstelle des Deutsh-Oesterrei chi} ch- Ungarischen Wirtschafts verbandes, Berlin W.,, Am Karlsbad 16, den Junteressenten wochentäglih während der Zeit von 11 bis 1 Uhr Vormittags und 4—6 Uhr Nach- mittags unentgeltlih zur Einsicht aus.

Oesterreich-Ungarn.

Wie aus dem Kriegspressequartier gemeldet wird, besagen zuverlässige Berichte aus den von den Russen beseßten Teilen Galiziens, daß die Russen ganze Eisenbahnzüge voll Wert- gegen stände nah Rußland abschieben.

Großbritannien und Jrland.

Lord Newton sprach gestern in einer Werbeversamm- Tung in Salford und sagte laut Meldung des „W. T. B.“, daß er die Verluste der englischen Truppen, die nah Oftober 57 000 Mann betragen hätten, jeßt auf 80000 Mann schäßte. Einige Bataillone hätten ihre sämtlichen Offiziere verloren. Ein Bataillon Elite- truppen habe unlängst unter dem Befehl eines Feldwebels gestanden. Zwei Divisionen, die zusammen etwa 37 000 Mann gezählt hätten, seien auf 5300 Mann zusammengeshmolzen.

Italien.

Der Zentralvorstand des starfen, in ganz Jtalien ver- breiteten Landarbeiterverbandes mit dem Siß in Bologna hat, der „Neuen Zürcher Zeitung“ zufolge, beschlossen, der Propaganda für Beteiligung am Kriege eine energische Aftion zugunsten der absoluten Neutralität Jtaliens entgegen- zusezen.

Asquith bis ps 31.

Belgien.

Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ meldet aus Oost- burg: Nachdem auf einen deutshen Wachtposten in Stoo- bruage Schüsse abgegeben worden waren, find in Maldegem vierzig der angesehensten Einwohner verhaftet worden. Sie sollen als Beiseln dienen, bis man den Täter

entdeckt. Schweden.

Das „Amtsblatt“ veröffentlicht den französishen Wortlaut der Protestnote der Regierungen von Schweden, Nor- wegen und Dänemark an gewisse Kriegführende. Es heißt in der Note: /

Darauf bedacht, die strengste Unparteilichkeit zu beobahten und in der Ausubung ihres Handels von dem Geiste vollklommenster Loyalität gegenüber den Kciegtührenden erfüllt, haben die neutralen Länder ge- glaubt, fih auf die Unverlegbarkeit der grundlegenden Säge des inter- nationalen Rechtes verlaffen zu fönnen. Indessen haben sie von Tag zu Tag zu ihrem Schaden feststellen müssen, daß Kriezführende das Recht in Kefvead nehmen, Grundsäße anzuwenden, die mit den Interessen der Neutralen ebenîo unverträalih sind wie mit dem Völkerrecht. Die gegenwärtige Krise wird cines Tages ein Ende nehmen. Dann werden die friegführenden Staaten sihtstrlih nit darüber ungehalten sein, einige de:ienigen Grundsäye noch in Geltung vorzufinden, die ibnen in der Vergangenheit teuer waren und deren ruhmreihe Ver- fehter sie oft gewelen find. Sich der Grundsäße des Völkerrechts erinnern, beißt das gemeinsame Ebe der zivilisierten Nationen be- wahren und verhindern, daß die Fortschritte, die man mehr als hundert- jährigen Anftrengungen verdanke, verfallen.

Die Note führt furz die folgenden, besonders wichtigen Punkte an: C :

Das Avslegen von Minen auf den großen Handelsstraßen im Meere, ohne die schuldige Nüdcksichtnahme auf die Sicherheit der friedlichen Schiffahrt, das beträhtlihen Schaden verursacht und selbst den Verlust zablreiher Menschenleben nach sich gezogen habe. Die Freiheit der Meere und das unwandelbare Hecht der Neutralen, die gemeinsamen Straßen zu benugen, sind vermindert und beschränkt worder. Die Grundsäte für relative und absolute Konterbande, die Grundsäße über Durhjubung und Kaperung, tie seit Jahrhunderten anerkannt seien, fird nicht mehr beahtet worden, was dem gesctz- mäßigen Handel beträhtlihe Verzögerung und Schaden zufüge.

Afrika.

Aus zuverlässiger Quelle erfährt der Privatkorrespondent des „Wolffschen Telegraphen-Bureaus“, daß finfolge des Vor- dringens der Beduinen und Araber der Sig der Zivil- behörden von Suez, Port Said und Jsmailia eiligst nach Zagazig verleai worden ist, Die Verwaltung des Suez-

bäude in Militärhospitäler umgewandelt worden. Ein eng- lisher Versuch, eine Spaltung unter den ¿gyntisgen Notablen und der Familie des Vizekönigs Ben, ist mißlungen. Hussein Kamel ist von dem Polizeikommandanten Mamura nah Kairo gebeten worden, wo ihm der Zivilgouverneur Cheetham den höchsten Posten anbot. Der Prinz lehnte in- dessen ab. Diese Ablehnung ruft in ganz Aegypten große Ge- nugtuung hervor. i

Es bestätigt sich, daß die männlichen Mitglieder der deutschen und der österreichishen Kolonie in der zweiten Novemberwoche rücksichtslos in die Eisenbahnen gepferht, nah Alexandria ge- schafft und dann nah Malta verschifft wurden.

Kriegsnahhrihten.

Westlicher Kriegsschaupla ß.

Großes Hauptquartier, 20. November, Vormittags. Gt: T. B.) Jn Westflandern und in Nordfrankreich eine wesentlihen Aenderungen. Der aufgeweichte halb aefrorene Boden und Schneesturm bereiteten unseren Bewegungen Schwierigkeiten. Ein französischer Angriff bei Combres südöstlih Verdun wurde abgewiesen.

Oberste Heeresleitung.

Oestliher Kriegsschauplaßt. Berlin, 19. November. (W. T. B.) St. Petersburger Meldungen über ein Vorrrüccken russisher Truppen gegen Gumbinnen und Angerburg wie über die Besezung von Laugs- zargen bei Tauroggen sind durch die Ereignisse überholt. Die Russen waren vorgegangen, sind aber zurückgeschlagen worden.

Großes Hauptquartier, 20. November, Vormittags. (W. T. B.) An der Grenze Ostpreußens ist die Lage unverändert. Oestlih der Seenplatte bemächtigten sich die Russen eines unbeseßten Feldwerkes und der darin stehenden alten unbeweglichen Geshüße. Die über Mlawa und Lipno zurück- gegangenen Teile des Feindes seßten ihren Rückzug fort. Südlich Plozk schritt unser Angriff fort. Jn den Kämpfen um Lodz und östlih Czenstohau ist noch keine Ent- scheidung gefallen. Oberste Heeresleitung.

Wien, 19. November. (W. T. B.) Amktlih wird ge- meldet: Die Schlacht in Russish-Polen nimmt einen günstigen Fortgang. Nach den bisherigen Meldungen machten unsere Truppen 7000 Gefangene und erbeuteten 18 Maschinen gewehre und auch mehrere Geschüße. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:

von Hoefer, Generalmajor.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Konstantinopel, 19. November. (W. T. B.) Amt- liher Bericht des Hauptquartiers. Seit zwei Tagen greift unser Heer mit Macht das russische Heer an, das seine Stellung in der Linie Azab-Zazak-Khahab in der Umgebung der Grenze eingenommen hat. Wit der Hilfe Goites hat unser Heer durch einea Bajonettangriff die Höhen in der Umgebung von Azab erobert, die der Feind außerordentlich stark* befestigt hatte. Der Kampf, der heftig ist, nimmt für uns einen sehr günstigen Verlauf. Unsere in der Nichtung auf Batum vorrückenden Truppen haben dem Feinde eine weitere große- Niederlage beigebracht und die Stellungen von Zavotlar und Koura be- seßt; sie haben bei Zavotlar von den Russen eine Fahne erbeutet und sechs Offiziere, darunter einen Oberstleutnant und einen Hauptmann von den Kosaken, sowie mehr als hundert Soldaten zu Gefangenen gemacht; sie eroberten vier Kanonen und ein Automobil, eine Menge Pferde und viel Lebensmittel. Die russischen Verluste sind groß. Der Rest rêttete sih in ordnungsloser Flucht in der Richtung auf Batum. Unsere Truppen, die in Aserbeid\chan vorrückten, hatten am 16. d. M. ein Gefecht mit einer starken russishen Abteilung in der Nähe von Salmas. Die Russen wurden geschlagen und verloren an Toten zwei Offiziere und hundert Mann. Die Häupter der persischen Stämme, die sich bis jeyt zu den Russen gehalten hatten, haben sih samt ihren Stämmen mit unseren Truppen vereinigt.

Frankfurt a. M., 20. November. (W. T. B.) Die „Frankfurter Zeitung“ meldet aus Konstantinopel: Die En g- länder haben in Koweit 4000 Mann, auf den Bahrein- inseln im Persishen Golf 6000 Mann und in Bender und Buschir an der Südküste Persiens 5000 Mann indisher Truppen gelandet. Die Türken charterten zur Sperrung des Schatt-el-Arab (Bassorah) den dort liegenden Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie „Ekbatana“, den sie dann versenkten. Außerdem sorgt eine gute Viinen- sperre für die Sicherung des Schatt-el-Arab gegen englische Angriffe.

Parlamentarische Nachrichten.

Wie „W. T. B.“ meldet, ist der Reichstagsabgeordnete für den sechsten schleswig-holsteinshen Wahlkreis Dr. Braband (Fortschrittlihe Volkspartei), Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, heute in Hamburg nach kurzer Krankheit im Alter von 44 Jahren gestorben.

Kunst und Wissenschaft.

A. F, In der November-Sißung der Vorderastiatischen Gesellichaft sprach der Geheime Regterungsrat Professor Dr. Borchardt über „Stadt- und Häuseranlage in Tell el Amarna“. Au! diese Ausgrabungen in Oberägypten sind seit dem Winter 1910/11, wo fie begannen, und mit nur etner Unterbrechung alle Jahre in etwa drei Wintermonaten fortgeseßt wurden, die Blie aller si für das Wunderland am Nil Interessierenden gerichtet; denn bekanntlich spielte #ich hier, etwa im 14 Jahrhundert vor unserer Zeitrehnung, ein höchst merkwürdiges Stück ägypti\her Geschichte ab: die Negierungs- zeit des von den ägyptishen Priestern als etn Abtrünniger verkeyerten

haraos Amenophis 1V, Seiner gewaltigen Tatkraft war die Ent- itehung der aroßen Stadt aus Feindshaft mit dem an Tempeln

Fürsten zu danken; denn schon glei

überreichen Theben tin der kurzen Dell der S e T nah feine

junge Schövfung dur die wieder mächtig gewordene Priester|chaft mit

lassen, unter \{chwerer Bedrohung die verödete und verfemte Stadt meiden, und in den nadfolgenden Jahrhunderten bedeckte alsdann der Wüstensand fie so vollständig, daß die Stadt nur noch in der Sage weiterlebte, bis die deutsch# Forshung, auf sie aufme:ksam geworden, ihre Wiederausgrabung unternabm. Die Flucht aus Tell el Amarna muß zu jener Zit so \{chnell vor sih gegangen, die Bedrohung mit dem Zorn der Priester bei Wiederbetreten der Stadt so wirk\am gewesen sein, daß die mit großer Sorgfalt betriebene Ausgrabung und Freilegung fort und fort Ueberra\hungen ungeahnter Art bringt, bezüglich des Inhalts der Häuser an Dingen, die des Mitnehmens wert gewesen wären, vor allem an Kunstgegenständen wertvoller Art. Die von der Deut\chen Orientgesellshaft unter- nommene Ausgrabung ist unter Oberleitung von Geheimrat Borchardt durch den Regierungsbauführer Breith erfolgt. Die archäologischen Ar- beiten besorgte Professor Dr. H. Ranke aus Heioeiberg, für dte archi- tektonishen Aufnahmen sind die inegierungsbaumeister Hollander und Honroth tätig gewesen, während der Major Timme seine Arbeitskraft der Geländeaufnahme gewidmet hat. Von den Fundftücken der 1912/13 er Grabung în Tell el Amarna sind im Herbst vorigen Jahres eine Anzahl zu einer kleinen Ausstellung in der Aegyptiichen Abteilung der Königlichen Museen vereintgt worden, die datma!s bei allen mit der Vorge\h'chte der Auffindung Vertrauten, allen, die für alte Kunst und Kultur Sinn haben, das größte Interesse erregten. Und doch waren diese Gegenstände der Ausftellung nur ein geringer Tet! der Funde, vornchmlih solche, die im Geböft des Bildhauers Thutmes zu Tage ge)ördert waren und das berechtigte Staunen erregten, daß sie scheinbar achtlos beim Verlassen ter Stadt dem U, tergange überlassen worden waren. Die Fortseßung der Aus- grabungsarbeiten hat in den Wintermonaten 1913/14 weitere belangs- reiche Ergebnisse gebraht. Jn den Ruinen der Ytesidenz von Pharao Amenophis 1V. wurde die große „Oberpriesterstraß2" weiter nah Norden hin über ein fie jeßt unterb1iehendes Negenbachtal verfolgt, fodaß die durchschnittlich 45 m breite Straße mit den an iegenden Grundstücken nun 800 m füdllch und 400 m nördlih von dem genannten Tal untersucht ist. Der Gegensaß zwischen dieser breiten

« und großzügiga S Hauptstraße und den engen Nebenstraßen

tritt hterbei {arf hervor, und aus gewissenhafter Kleinarbeit und Prüfung des Gefundenen wäst immer klarer ein Verständnis des Uufbaues eines ägyptishen Wohnhauses aus einer Zeit heraus, die 3300 Jahre vor der Gegenwart lag. Im Anschluß an diese bereits im leyten - Jahresbericht der Deutshen Orktent - Ges:ll\chait angedeutete Richtung der ferneren For|chungsarveiten in Tell el Amarna ‘ließ es sch der Vortragende angelegen sein, etne ins einzelne gehende Beschreibung der Stadt- und Hausanlazen zu geben. Lettere verglih er m1t dea ägypti)chen Tempeln. Vor allem interessant ist die Einsicht, die über die Anlage von Türen und Fenflern gewonnen wor“*en ist; denn vorausfihtlich gibt es nirgends anders Gelegenheit, Bauten dieser Art von auch nur annähernd gleichem Alter wie die ma|\siven Wohnhäuser Tell el Amarnas zu \studieren. Ja jedem Fall darf die deut\he arhäologishe Wissenschaft Genugtuung darüber empfinden, daß threm For|hungselfer diese \chônen Erjolge zuteil geworden sind.

Im Kunstgewerbemuseum is eine Sonderausstellung bildmäßtger Photogravhien von Heinrich Kühn in Innd- bru ck, aus den Jahren 1894—1914, eröffnet. Sie bietet aus der zwanztigjäh1 igen Tätigkeit eines Führers der künftlerishen Photographie in Oesterreich eine reiche Auéwahl von Bildnissen, Landschaften u. a. in vershiedenen neueren Verfahren.

Literatur.

Die Net®Stsgrundsäße des Köntglih preußtschen Oberverwaltungsgerichts. Begründer von K. Parey. Vierte, aänzlih neu bearbeitete und bio zur Gegeiwart ergänzie Auflage, herausgegeben von Fr. Kunze, weil. Wirkl. Geh. Oberregter :ngsrat, und Dr G. Kautz. P äsidenten ‘des Kaiserlih n Kanalamts. Er gänzungsband 1912/14 zum dritten Band (Steuer achen), X11 und 487 Seiten Berlin, J. Guttentag, Veciagsb chandlung. Geb. 1050 A. Der treffiihen Bearbeitung der Nechtsprehung des Oberverwaltungs8gerihts von Kunze und Kau ist im „Neichs- und Staatsanzeiger“ |\chon wiederhoit gedacht worden. Mit dem vorliegerden Ergänzungsband 1912/14 wird der dritte Band dieses Werkes, der ein jelbständizges Handbuch für Kommunal- und Staatesteuerrecht bildet und als jolhes in der Praxis viele Freunde - gefunden hat, bis zur neuesten Zeit fortgeführt. Gegenüber setnen Vorgän ern ist der neue Er..änzungs- band niht uawe)entlih erweitert. Vor allem hat die Abteilung „Entsch idungen in Neihszuwachssteuer) achen“ eingefü .t w-rden müssen, und sodann iît die Necht pr:chung über Kreis- und Provinztialab ¡aben dem Steuereränzungsbande zugewiesen, damit man das Kommunal- steuerrecht geschlossen beisammen hat. Den breitesten Naum nehmen auh diesmal wieder die E ticheidungen über Gemeindeabgaben (244 Seiten) und die Erkenntnisse in Staatssteuer)ahen (Cinkommens-, Ergänzungs-, Gewerbe: und Warenhaussteuer, 137 Seiten) ein Es find im vorlteg-nden Ergänzunusbande bearbeitet die Entschtidungen des Oberverwaltungöaerlch1s tn Kommunalsteuer- und in Staatesteuers- ange!egenbe!ten aus Band 58 bis 60 (Band 61 enthält keine Steuer- uit-ile), 62 (aus dieiem Bande auh die Eut|heidung-n über Neichszuwachtsteuerangelegenheiten, Provinzial. und Kretsabgaben) der offiziellen Sammlung der Entschetdungen der Stammt|enate und aus Band 15 der Entscheidungen in Staatssteuer'achen, aus dem „Preußlchen Verwaltungsbiatt', der „Deutschen Juristen- zeitung", der Zeitschrift „Das echt“ und dem „Steuerarchiv“ bis zum 1’ Januar 1914. Klare, s{harfe Systematisierung und leicht verständliche Darstellung zeichnen auch diesen Ergänzungsband, ins- besondere die sür die Praxis wer1vollsten Kapitel über das Gemeindesteuer- und das Staatesteuerreht aus. Den mitgeteilten Nehtégrundsäten sind wieder die zugrunde liegenden Tatbestände und die Ent|heidungs ründe, soweit sie das Versländnis zu fördern vermögen, beigefügt, was ein Zurüdckgreifen des Belehrung Suchenden auf die Quellen entbehrlich macht. Den einzelnen Ab)\chnitten sind Angaben über die gesetz- lihen Grundlagen und über die Literatur vorausgeshickt. Die Benußung des Bandes, durch den die von Kunze und Kautz gegebene systematische Darstellung des Steuerrechts eine Voll- ständigkeit erreiht hat, wie fie keine andere Sammlung oder Zusammenstellung bietet, erleihtern ein chronologisches Ver- zeihnis der in ihm wiedergegebenen Entscheidungen und etn jorgfä!tig zusammengestelltes alphabetishes Sachregtster, und in Ver- bindung mit der ausführlichen \ystemati\chen Inhaltsübe1siht und den entsprehenden Verzetchnissen der früher er|chtenenen Bände ermöglichen sie es, mit geringem Zeitaufwand bet jeder auftauhenden Frage des Kommunalsteuer- und des Staatssteuerrehts sich über den Stand der Rechisprehung in Preußen zuverlässig und vollständig zu unterrichten.

Netchsstempelgesey vom 3. Jult 1913 (Gesellschaf1s- verträge, Kuxe, ausländische Aktien, Renten- und Schuldverschrei- bungen, LTalon-, Börsen-, Lotterie- [Sptel und Wette], Fracht- urkunden-, Fahrkarten-, Kraftfahrzeug-, Tanttieme-, Scheck-, Grund- stückäübertragungs- und Versicherungöstempel) mit den ge)amten Aus- \ührungébestimmungen unter betonderer Berücksichtigung der Ents- scheidungen der Verwaltungösbehörden und des Netlchsgerich18. Zwölfte, umgearbeitete und vermehrte Auflage von Gehetimem Negierungsnat P. Loeck, Netchsbevollmädbtigtem X und 658 Seiten. Beiclin, J. Gutten:ag, Verlagsbuhhandlung. Geb. 8 4. Diese neue Auslage der in der Praxis längst bewährten Loeckshen Ausgabe des Reichsstempelges tes entbält im ersten Abschnitt einen zuverlä'sigen Abdruck des Gesetzes und des Tarifs in der seit dem 1. Oktober 1913 geltenden Fassung, dem bei den einzelnen Paragraphen und Tar'fnummern Htnweiije auf die sie erläuternden Stellen der im Bundesratöbe\{chluß vom 23. Mai 1912 aufgeslellten „Grundsäße zur Auslegung des Reichöstemp-l- geseßes vom 15. Jult 1909“, der uuterm 15. September 1913 bekannt gegebenen Ausführungöbestimmunoen des Bundes1ats

fanals hat das Militär übernommen. Die Regierungsschulen in Zagazig sind geschlossen, die Schüler entlassen und die Ge-

Acht uad Bann belegt. Alle Bewohner mußten Tell el Amarna yer-

zum Meichö\tempelges) vom 3. Jult 1913, der ergänzenden

preußisGen Ausführungsvorschriften vom 22. September 1913, der für die Auslegung der geltenden Vorschriften bedeutsamen Gesegzes- materialien und auf die eins{lägigen Verfügungen der Nerwaltunas- behörden und E; t'cheidungen der Gerichte, besonders des Ne1chsgerichts, einuefügt find. Bei den Gesegesstellen, die auf Bestimmungen des Bürg rlihen Gesezhuhs und anderer Reichsges-ße Bezug nehmen, sind diese B-stimmungen in Anmerkungen wörtlich wiedergegeben. An den Adbdruck des jeyt geltenden Textes des Gesetzes und Tarifs {ließt fih ein folher der auch nah der vorjäh!tgen Gesetzes- änderung in Geltung gebliebenen „Grundsäße des Buadesbrats zur Auslegung des Netchsstempelgeseßes vom 15, - Juli 1909“ an. Dann folgen im zweiten bshnitt die Ausführuygs- bestimmungen des Bundeërats zum Reichsstempelgeseß vom 3. Juli 1913, die ergänzenden preußischen Ausführungsvorshriiten zum Neichs- stempelgeses vom 22. September 1913 nebst einigen allgemeinen Ver- füguugen des p'eußishen Justiz- und Finanzministers in genauem Iortlaute, im drttten Abschnitt Auszüge aus den Materialien zu den Neichsstempelgesetzen von 1881, 1885, 1894, 1900, 1906, 1909 und 1913, im vierten Abschnitt eine übersichtlihe, der Legalordnung folgende Wiedergabe der bet der Auslegung und Anwendung des Ge- seges und Tarifs in der geltenden Fassung zu berücksichtigenden Ver- fügungen der Verwaltungobehörden, insbesondere des preußischen Finanzministeiiums, und Entscheidungen der Gerichte, vornehmlich des Reich8gerihts, in etnem Anbang endlih ein Abdruck für P'eußen ergangener Erlasse betreffend die Wertermittlung bei gebundenem Grund- besi, den Frahturkunden- und den Personenfahrkartenstempel, sowie Aus- züge aus dem Netchsgeseyß betreffend die Inhaberpapiere mit Prämien, aus dem Reichogejey über die Wetten bet öffentlich veranstalteten Pferderennen (Totalisatorge|\ey) und den zu dtesem erlassenen Aus- jührungsbestimmunuen. Das reichhaltige Werk, dessen Benußung ein chronologi\hes Register der in ihm wiedergegebenen Verordnungen und Gerichtsentsheidungen und ein sehr ausführlihes alpbabettishes Sachregister noch erleichtern, bietet in großer Uebersichtlichkeit somit alles, was bei der Anwendung des Reichsstemve!geseßes vom 3. Juli 19153 zu beachten is. Fnsbefondere macht die 217 Seiten einnehmende Wiedergabe der Rechtsgrundsätze, die in den zur Erlänterung des geltenden Neichsstempelgesezes und Tarifs ergangenen Verfügungen der Verwaltungsbehörden und Entscheidungen der Gerichte aus- gesprochen find, tn Verbindung mit dem Abdruck der vom Bundesrat aufgestellten Grundsäße zur Auslegung des Geseßes und Tarifs die Loeck'che Ausgabe des Neichs\tempelgeseßzes zu einem zuverlässigen Handkommentar.

Adolf Kahles Vollständiger Stempelsteuertarif nach dem preußishen Stempel steuergeseße vom 31. Juli 1895/ 26. Juni 1909 in der Fassung der Bekanntmachung vom 30. Juni 1909 mit dèn dazu erlassenen Ausführungsbestimmungen, mit Aus zügen aus dem Erbschaftssteuerge'eß und dem Neichsstempelges tz vem 3. Juli 1913 nebst den Ausführungsbestimmungen zu diejem sowie mit umfassenden Tabellen unter Berücksibtigung des preußi- schen Gerichtskostengeseß-s vom 25. Juli 1910, zum prakti- schen Gebrauch für Gerthte, Nechtsanwälte, Notare, Vecwaltungs- behörden 2c. neu bearbeitet von K. JFehnrih, NRechnungsrevisor bei dem Käntglichen Landger'cht 1 Berltn. Vierte, gänzlich umgearbeitete und bedeut- nd vermehrte Auflage. I1V und 432 Setten tn großem Quartformat Berlin, Verlag von Grorg Wattenbah Geh. 17 4. Die nunmehr abge\hlossene neue Auflage, deren erste Lieferungen in Nr. 169 des „N.- u. St -A.* besprochen sind, enthält zunächst den Text des preußt|chen Stempelsteuergeseßes und sodann den des zu- gehörtgen Stempe!steuertarifs, beide in der g genwärtig geltenden xafsung der Bek .nntmahung vom 30. Junt 1909, mit zah!1reichen Erläuterungen, die das Verttändnis der Heseyesbestimmungen und Tiarifstellen erleichtern Verwertet sind dazu neben den Geseßeäma!eria!ten und Ausfühcungebestimmungen in großer BVolstänoigk-eit die bis in die neeste Zeit zur Aus legung der Geseßzoovo:ch'iften und Tarifstel-n ergangenen Bertügungen der WVerwal1ungsbebörten, Beschlüsse und Urteile der Gerichte, insbesondere des Kammergerichts u: d des N ihsgerichts, der-:n wesentlicher Fnhalt kurz mitgeteilt wird Mit Erlaubnis des Kamwergerichtspräsidenten hat der neue Bearbeiter zur Erläuterung des Ge)czes anch viele ungedruckte, beim Kammergeriht auf Be- \chwerden in Stempeliteuersaben erlassene Enticheidungen ben ten können. Ferner findet man die Literatur über. das pr-ußtshe Stemp-l- steuerge] ‘8, insbesondere die Rommentare von Heiniß, Hummel- Specht und Böhm-Sonntag, berücksichtigt und zitiert. vurchweg sind die Erläuterun„en wohlgeordnet und klar. An den Kommentar {ließt sich ein wörtliher Abdruck der Ausfübrungsvestimmungen des Finanzministers zum vreuß's{en Stempelsteuergeseßh vom 16. August 1910 nebst Mustern, Geschäitéanwetsungen usw., der allgem: inen Verfügung des Justiz- und des Finanzministers über gericht ihe Landesft mpeisahen vom 28. Juli 1910 der die Gesell- \chaftsverträge, Aktien, Kuxe, Nenten- und Schuldverschreibungen, Gewinnanteilsein- und Zinsbogen, Kauf- und fonstige An'chaffungs- geschäfte, Grundstücksübertragunyen und Ve: sicherungen betreffenden und der all, emeinen Bestimmungen des R ichsstempelges es in der Fassung vom 3. Jult 1913 sowie der dazu gehörigen Tarttstellen nebît den zu Ta'ifnummer 11 (Grundstücksübertragungen) im Bundes- ratsbeshluß bom 23. Mai 1912 aufge\i:ellten Auslegunusgrund)äßen Weiter folgen ein Abdruck der all emeinen Verfüaung des Juntz- und des etnanzministers uber gerihtiiche Neicbsftempelsachzn vom 22. September 1913, Lus.üge aus den unterm 15. September 1913 veröffentlihien Aus- tührungsbestimmungen de-s Bundesrats und aus den am22 September 1913 erlaffenen preußi\chen Ausführungt vorshriften zum Reichsstempelgesey, ein Abdruck des Erbschaftssteuergesez-s vom 3. Junt 1906 unter Be- rüdcksidtigung der Aenderungen tes Finarzgeseßes vom 3. Juli 1913 ferner Prozentstempeitabellen, aus denen der Betra1 der Stempel- abaabe abgelesen w* den fann, den die in den versh'edenen Tarif- siellen normierten Steuersäße von 2/56, !/25, 13, "/10, !/3, !/», 1 und 3 0/6 bet Werten bis zu 50000 4 und daruber ergeben, endith ein aus- führliches alphabetishes Sachregister. Die für ein so ches Werk vor allem nötige Ucbersihtiichkeit ist troy des vermehrten Umfanges auch diesmal erhalten; niht unwesentlih träzt dazu das gewählte roße QUNNINas bei. Anerkennung verdient au der sforgfältige, klare

Technik.

A. F. Die Tagung der 16. Hauptversammlung der Schiffbau - technischen Gesellschaft begann gestern vormittag in der Aula der Technischen Hohshule in Charlottenburg mit einer wichtigen geschäft- lichen Beratung. Es handelte sih um Beschlußfassung über Verwendung eines betiächtiihen Leiles des Gesellihaftevermögens für wichtige Zwecke zuguusten unserer Flotte Es wurden dem Vorstand 11 000 #6 zur Verfügung gestellt, um sie u. a. der von Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Heinrich von Preußen ins L ben gerufenen Vereinigung zur Unterstüßung Martneange ôriger und einec ähnlihzn Ver- anstaltung Setner Königlichen oheit des Großherzoas von Oldenburg zu überweijen, während es einer künftig zu ‘be- rufendèn Versammlung der Gefell haft vorbehalten bletben foll, über die Verwendung weiterer 50 000 46 aus ihrem Vermögen zu be- chließen. Aus dem vorgelegten Bericht über das Geschäftejahr 1914 ergibt sih als besonders erfreulih das Anwathsen der Mitgliederzahl um etwa 300 aut 1959. Für die fruhtbringende Tätigkeit der Gefell- ¡Q spricht u. a. thre Mitarbeit für nachstehende Verbände: Deutsche Se psfessel-Normenkommission, Deutscher Aus\{chuß für technisches E N Deut'\cher Schulschiff - Veretn, Jllustriertes technis{hs In die 0 in sechs Sprachen, Sechster deut\her Seeschifahrtsta,z. S al, ageß8ordnung eintretend, teilte der Vorsißende, Geheimrat ftadt ey mit, daß alle die Hauptver\ammlung betreffenden Schrift- e das Groß» Hauptquariter gesandt worden sind und daß La E Majestät d. m Kaiser hieraut durh den Chef bed AEEAS als Antwort der Wun\h ausgesp oen E L die Tagung möge einen erspr'eßlihen Verlauf ne e i Im Anschluß hieran wurde folgendes Telegramm bl fe, 0 ersten Kriegsheirn nah dem Hauptquartier abzusenden be- [d q pn „Eurer Kaiserlichen und Könkglichen Majestät beehrt sh die 16, Hauptversammlung der [{ch'ffbautechnt'chen Ge]ell)cha|t ihre

allergetreueste Huldigung zu Füßen zu legen. Dank. der heren Führung Eurer Majestät können wir heute wie im tiefsten Fri-den in einer stark besubten Sigung tagen, woraus Eure Majestät aller- gnädigst eseben wollen, welhe Nuhe und Zuversicht die deutiche In- dustrie erfült Die Aula durbraust in diesem Augenblick der Ruf: „Setne Majestät der Deutsche Kaiser und König von Preußen Wilhelm 11. Hurra, Hurra, Hurra!“ Den von der Versammlurg braufend dargebrahten drei Hurras folgte dann noch ein Drahtgruß an den Ehrenpräsidenten der Gesellshaft, Seine König!iche Hobeit den Großberzog von Oldenburg, der riht wte fonst die Ve-r- fammlung periönlih zu leiten vermocht hatte und dem eine glüdck-

Es |chloß sih hieran noch die von Geheimrat Professor Rudloff im Namen des Vorstands erfolgende Ueberreihung der goldenen Medaille der Schiffbautechnishen Gesellschaft an den Geheimrat Busley, während die silberne Medaille dem im Fe: de stehenden Professor Dr.-Ing. Gümbel zuerkannt und von dem Geheimrat Buslcy zur Ab- gabe an den Empfänger einem seiner Freunde überantwortet wurde. __ Den ersten Vortrag hielt der Oberlehrer Diplomingenieur Paul Knorr aus Kiel über „Fi\chdampfer und Hocbseefischerei“. Gs gibt, so führte der Nedner aus, drei auf See gebräuchliche Fischereiarten: Angelfischerei, Treibneßfi\herei und Grundnehßz- fischerei. Bis etwa 1884 wurden alle drei Methoden mit Segel- fahrzeugen allein ausgeübt. De erste Aenderung vollzog \ich für die Grundn-zfischeret, die man mit Dampfern auszuführen begann. Damit waren Aenderungen der tn ihr verwendeten Netze und der für die Bedienung der Neße nötigen Netwinden verbunden. Zahlreiche Abbildungen erläuterten diese Entwicklung. Die New nden bedangen die Anwendung von Kurz!einen, Rolenpoller, Galgen und Scheer- brettern. Der Redner |\chloß hieran die Beschreibung eines deutschen Fischdampfens in seiner jeßt für große Fahrt üblihen Ausführung und \childerte im weiteren die Art, wie zurzeit der Fishdampferbau auf deutshea, englischzn, französischen, holländischen und belgishen Werften gehandhabt wird. Sehr verscieden sind die Betriebsverhältnisse der Grundneßfischeret an den Fishmärkten der genannten vier Länder sowie in Portugal, Spanien, Norwegen, Schweden, Dänemark, Nußland usw. Sie bängen natürlich nit allein von der mehr oder weniger geschickten und nicht allzu teuren Herstelung der Dampfer, deren Anzabl, der Gewandtheit und dem einsihtigen Entgegenkommen der Needereten, sondern au vom Fängergebnis und Jahresumsay ab. Ist man berechtigt, aus den Grgebnissen und der Ausdehnung des Fischfangs in den verschiedenen Ländern einen vorsihtigen RNüfichluß zu ziehen auf Fleiß, Geschick, in den Schulen entwickelt!es Denkvermögen, Verständnis und Etnsicht der die Filcheret auf der See betreibenden Kreise, fo steht die deutsche Seefiscerei zweifelles auf der -obersten Stufe der Entwicklung. Zur Gewinnung eines Ueberblickes hat man in der Neuzeit überall in den europäischen Staaten dte ver|hiedenen Arten der Seefi1herei gesetzlich festaelegt, wobei u. a. der jegt vorhandene Gesamtb stand von etwa 2300 %1rundneßfishdampfern Einteilung fand in „kleine Fishdampjer“, „¿Tishdampter für fleine, miit'ere und große Fahrt“, und „große Fishdampfer“. Es ist von Wichtizkeit zur Gewinnung ein-s Urteils, inwieweit Deutshland wicklih den Play an erster Stelle verdient, ih folgende Z1hlen zu vergegenwärtigen: England, das me-rumaebene, besaß 1913 an F'\hereidamvfern für große Fahrt 234, Deutschland 217, Frankceih 32, Holland 21, Belgien 3. Nirgends als in Deutschland wird den Fischereifahrzeugen fo viel Sorg- falt der Behörden, z. B in den Vor}chriften der Seeberufegenossen- schaften, gewiämet wie in Deutschland. In der an den Vortrag sich anschließenden Aus\fprahe wurde dem Redner allfeitig lebhaft zu- gestimmt und namentli hervorgehoben, wie bedaht Schiffsbauer und B den auf Erreichung höchstmözl her Sicherheit des Fischerei- betriebes fih erweisen.

_ Seine Majestät der Kaiser und König bat auf das Ouldig:naëteleuramm der Scbiffbaut-chnishen Gesellsha't folgende telegrapbishe Antwort gesandt: Der diesjährigen Hauptver'ammlung der Schiffbautechnischen GeseUsbait für die freundlihe Begrüßung Meinen wärmsten Dank. Ihre treue Friedensarbeit bat mit zu den bisherigen Kriegserfolgen beigetragen. Ich “freue Mich über die Zuversicht und das zielbewußte Schaffen der deutschen Industrie, die sich auch in dieser ernsten Zeit als etne fräftige Stüße des Vater- landes erweist. Gott der Herr gebe au ferner unteren Waffen zu Wasser und zu Lande Sieg. Wilhelm k. R.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Das Kaiserlihe Gesundheitsamt meldet den Ausbruch und das Crlöschen der Maul- und xlauenseuche vom Sthlactt- viehhof in Dortmund am 17. d. M.

Verkehrëöwesen.

__ Nach einer Mitteilung der \hweizerishen Postverwaltung läßt Frankreih Postpakete mit Wertangabe von Kriegsgefangenen und für solhe nicht zu. Es dürfen also nur Postpakete ohne Wertangabe und ohne Nachnahme an- genommen werden.

Von jeßt ab find auch nach und aus Nußland Pofst- anweisungen für Kriegsgefangene oder von solchen zugelassen. Die Postanweisungen nah Nußland (Meistbetrag 300 Rubel) sind auf der Border)eite des für den Auslandsverkehr bestimmten Vordrucks mit der Adresse „Königlih Sbwedishes Postamt Malmö 1 Upa,, Schweden“ zu versehen, während die Adresse des Empfängers der Geldsendung auf der Nückseite des Abschnitts genau anzugeben ist. An der Stelle, die fonst für die Freimarken zu dienen hat, ift die Bemerkung „Kriegägefangenensentung. Taxfrei“ anzubringen. In Malmö werden die deutsch-\{chwedischen Anweitungen in {wedis{- russi he und die russish-\{chwedischen Anweisungen in s{chwedi|sch- deuishe umgeschrieben.

Aus dem Vèrwaltungsberiht des Kaiserlihen Kanalamts über den Betrieb des Katser Wilbelm - Kanals im Nechnungs- S (1. April 1913 bis 31. März 1914) sei folgendes mits- geteilt :

„„Zm Gesamtverkehr ist der Eanal in der Beriht8zeit von 99 382 abgabepflihtigen Scbiffen (von 3984 weniger als im Vorjahr) benußt worden. Die Schiffe hatten einen Gesamtraumgehalt von 10 349 929 Registertonnen netto (+4 425 692). Die Schiffe verteilten ih auf 25 755 Damp? ch ffe mi! 8 306 206 RNegistertornen (überall „netto*), 19 246 Segelschiffe mit 812 543 Registertonnen und 8381 Leichter und Schuten mit 1231 180 Megistertonnen. Der Verkehr der Dampf» \chitfe ist um 483 Schiffe oder 1,84 v. H. getallen und um 698786 Negistertonnen oder 9,19 v. H. gesttegen; der Verkehr der Segelschiffe ist um 115 Schiffe oder 0,60 v. H. und um 25 265 Gdiflettontien oder 3.21 v O. gestiegen, während der Ver- kehr der Leihter und Schuten haupt|äblih wegen des abnebmenden Bedarfs an Materialien usw. für den Erwetterung8bau des Kanals etnen erbeblihen Ausfall zu verzeichnen hatte, und zwar bei den Schiffen um 3616 = 30,14 v. O. und bei den Registertonnen um 298 359 == 19,50 v. -H. Den größten Vorkehr hatte nach der Anzabl der Schiffe der Monat Juli mit 5308 Schiffen, nach der Zahl der Negistertonnen der Monat Nov-mber mit 1041 551 Registertonnen, den geringsten Verkehr der Januar mit 3001 Sch{ffen und der Februar mit 613 505 N gistertonnen. Na dem Nettoraumgrbalt war der Verk: hr im Berichtsjabr der größte seit Eröffaung des Kanals. Der Durchgangsverkebr, d. b. derjenige Verkehr bei dem der Kanal auf einer ganzen Strecke mit setnen Ends@Gleusen durhfahren wird, umfaßte 28339 Schiffe mit 9077 708 Nezister- tonnén, gegen 26 971 Schiffe mit 8 380 416 Registertonnen Un Vor-

jahre. Diese Schiffe verteilea s\ch auf 16500 Damp!schiffe mit

liche Heimk-br nah beendetem, erfolgreihem Feldzug gewünscht wurde.

7845 511 Regi!tertonnen, 9722 Segelschiffe mit 512630 Register« tonnen und 2116 Schuten und eee 719 567 E Dieser witige Verkehr ist gegen das Vorjahr im ganzen um 1368 Schiffe = %5,07 v. H. und um 697292 R gistertonnen- - = 8,32 v. H. gewasen, und zwar bei den Dampfichiffen - um 6,07 v. H. der Sch'ffe und 9,56 "Negistertonnen, bei den Segel-

schiffen um 5.02 v. H. der Swiffe und 7,90 der Krgistertonnen und be,ügitch

der Schuten und Leichter um 1,90 H. der Schiffe und 3,30 v.H. der Reaister-

tonnen. Fm deutschen Küstenfrahtverfehr benußten den Kinal

34 595 Sciffe mit 2660293 Regist-rtonnen geaen 38488 Schiffe

mit 2782 566 Negistertonnen im Vorjahr. Dieser Verkehr hat aiso um

3893 Schiffe mit 122 273 Regtstertonnen abgenommer. Wie in

den Vorjabren ist die deutsche Flagge in allen Fällen am stärksten

beteiligt g-wesen, nämlih im Gesamtverk-hr mit 82,31 v. H. der

Scbiffe und 57,17 v H. des Raumgehalts, im Durchganäsverkehr

mit 69.93 v. H. der Schiffe und 54,69 v. H. des Naumgehalts, im

deutshen Künenfrachtverkehr mit 96,78 v. H. der Schiffe und

93,63 v. H. des Naumgehalts. Der deutschen Flagge folgten im

Gesamtverkehr nach der Schiffszahl die niederländische (443 v H.),

die dänische (3,92 v. H.), die shwedische (3,86), die norwegische

(2,86) die russische (1,53), die briit'he (0,95), die belgische (0,16), die

franzöfische (0,09) und foyrstige Flaggen 0,07. Vermehrt hat h nah der Registertonnenzahl nur die der Kohlen-, Holz-, Getr-ide- und

Stückguttransporte; bei allen übrigen L1wungégruppen ist die Zahl der Yegistertonnen gefallen, Die Pas1agierdampfer fahren zumeist im Teilstreckenverkehr n ch und von den es des Kanals: die übrigen Dampfer, die den Kanxl ganz durchfahren, bahen Aus- wanderer oder Reisegesellshaften an Bord. Die Pafsagiershiffe ver- teilten sih auf 2844 regelmäßtge Tourendampfer mit 51 939 Negister- tonnen, 64 andere Pafsagierdampfer mit 28000 Registertonnen und 261 Segeljachten mit 4123 NRegistertonnen. An Frachtgütern wurden hbauptsählich Kohl-n, Steine, Holz, Getreide, Erz, Koks, Flahs. Papier masse, Phosphat und Zuer befördert. Schiffe und Fahrzeuge der deutshen Kriegsmarine haben den Kanal in der Zahl von 1739 Fahrzeugen befahren, nämli 20 Linten- schiffe, 6 aroße Kreuzer, 96 kleine Kreuzer, 1060 Torpedoboote, 7 Shalschlffe, 146 Spezialschiffe und 404 sonstige Schiffe, Außerdem haben 17 Schiffe fremder Kriegsmarinen den Kanal passiert. Der Seedampfserverkehr zeigte au&@ im Jahre 1913 eine erbebliche Zunahme, und zwar um 1064 Dampfer. Er erreichte die Zabl von 16012 Seedampf-rn, von denen 14301 Schiffe Fraht- Personen- und Negterungsdampfer sowie fremdländische Kriegs|chifffe und Lustjachten, 676 Fischdampfer und 1035 deutsche Kriegeshiffe waren (im Vorjahr : 13 360 570 1018). Auch der Bruttoraumaeha t der Seedamp'ec zeigte wieder etne Zunahme; er betrug 14 473 083 gegen 13 313 609 im Vorjahre. Die Durchfahrtszeiten find bei Schiffen jeden Tiefganges wieder erheblih verkürzt worden. Die N-iseabkürzung betrug tür Schiffe bis 54 m Tiergang durhschnittllch 53 Minuten, für Schiffe von 9,0—6,9 m Tiefgang 1 Sturde 5 Minuten und für folche über 7 m Tiefgang 2 Stunden 23 Minuten. Im Berichtsjahr ereigneten sh b-i einem Verkehr von 16012 Seedampfern 274 Un- fälle = 17L v. H. gegen 214 v. H. im Vorjahre. Von den Unfällen find 83 == 0,518 v. H. durch den Erweiterun-sbau ver- ursaht; die verbleibenden Unfälle im reinen Schiffahrtsbetrieb (12 v. H) entîprehen normalen Verbä'tnissen. Von den Unfällen waren 4 schwerer Natur, 204 leiht und 6E betrafen Verspätungen. Der Schle ppzugsverkehr hat sib gegen das Vorjahr erheb-

li vermindert ; ‘es verfehrten 11406 Schleppdampfer gegen 12486

im Jahre 1912. Die Abnahme fällt haupt ächlich auf den Verkehr von Privatshleppzügen (— 1054) und ift darin zu fuhen, daß der Tr:ans-

port von Baustoffen und -geräten für den Erweiterungsbau beendet

ist. Der Transport von geshleppten Segelfahrzeuzen hat

sh um 636 Súcgelschiffe vermehrt; es wurden im Be-

richtéjabhr 16657 Segelshffe durch den Kanal ges{!eppt,

dagegen ist aus dem oben arge'üh:ten Grunde die Z1hl der durch-

aeich epvten Prähme und Leichter von 17312 auf 13 450 gesunken.

Di- Durhfubrung der Sthleppzüge bat sich durdhschnittiih um

2 Stunden 14 M'nuten verkürzt; von Un'ällen wurden 55 (= 0,18)

Schleppzüge betroffen, meist infolge der Erweiterun. sbauten Die

Gesamteinnahmen im Berichtsjahre betrugen 5 002 86058 #,

die Gefamtausgaben 352521689 # Es blieb mithm ein

Ueberschuß von 1477 643,74 %. Gegenüber dem Vorjahre baben

fih die Einnabmen um 300 505,80 #4, die Ausgaben um 50 896 61 4

und der Ueberschuß um 249 609,19 #4 erböht. In der Werft-

anlage in Saatsee, auf der durchschnitti:ch 200 Mann arbeit-ten,

wurde der Umbau des Hauptmagazins vollendet und das Oelmagazin,

in dem bis zu 50000 kg O-le und Fa:ben Play finden werden,

zum Teil fertiggeftelt. Die bei der Werit im Bau be-

findlide Hellinganlage für die größten und ichwersten Schiffe der

Kanalverwaltung sowie der Reparaturhafen jollen in diesem

Jahre in Betrieb genommen werden. Schließtih seien

noh einige Angaben über die Woblfahrtspflege für

die Beamten und Arbeiter der Kanalyzrwaliuna gemacht. Es kamen

im Berichtsjahr 242 Fälle von Verlegungen beim Perional vor, bei

denen 9 Personen den Tod fanden. n Unfallentschägiaungen

wurden 30965 f gezahlt, für Krankenfürsorge wurden 82 018.4

verausgabt. Der Betriebskrankenkasse, die etn Gesamtvermögen von

98715 A besigt, gehö ten 1128 Mitglieder an. Die Arbeiter -

pensionskasfse, die 1013 M tglleder zählt, vereinnabmte 81 925 6

und verausgabte 74967 #, ibr Vermözen beträgt 130957 4.

Die Badeanstalten in Brunsbüite koog und Saatiee erfreuten

sich regen Zuspruhs, auch das Mineralwasierwerk

und die Waschanstalt wurden lebhaft benußt. Hausbrand-

kohlen wurden Beamten und Arbeitern zu billigen Lieferungtpreiscn

zur Verfügung gestellt. Die Kanalbüchereten wurden eifrig de-

nugt. Von dem Bauverein für den Kaiser Wilhelm-Kanal waren

bis zum 31. März 1914 folgende Wohnhäuser fer:iggestelt und

gegen billige Mieten an die Vereinsmitglteder abgegeben: beim Bau-

verein Brunsbüttelkoog 47 Wohnhbäuier mit 186 Wobnungen, beim

Bauverein Saatsee 40 Häuser mit 80 Wohnungen und beim Bau-

verein Holtenau 53 Häuer mit 128 Woknungen. In Brunsbüttel-

koog wurde auch etne Badeanstait und ein Versammlungsrauin, in

Saatsee ein Vereinshaus und in Holtenau ein Woblfahrtehaus mit

Badeanstalt und Schwesternwohnung ausgeführt.

Theater und Musik.

Morgen, Sonnabend, wird im Königli®en Opernbause «Aida* in folgender Befezung gegeben: Amneris Frau “A ls Trau Miekley- Kemp; Amonatro: Herr Hofmann; Radames: Herr

adlowfer; König: Herr Bachmann; Ramphis: Herr Schwegler. Musikalischer Leiter ist der Gzneralizufifdtrektor Blech.

Im Königlißen Schauspielbau'e wird morgen „Die

Nabonsteinerin® gegeben. Die Hauptrollen find mit den Damen Shönfeldt, Adi, Pategg und mit den Herren Kraußneck, Geiten- dötfer, Leffler und Pohl telezt Splelleiter ist Dr. Bruck. , «Sturmidyll*“, Lustipiel in drei Akten von Friy Grünbaum und Wilhelm Ste:k, dessen Uraufführung am letzten Soanabend in Wien (Deutsches Volkstheater) stattfand, wird no Ende dieses Monats im Theater in der Königgräßger Straße zum ersten Mal aufgerübrt.

Der Kammersänger Frit Feinhals gibt am 26 November im Beethoven-Saal feinen G Liederadend in diesem Winter unter Mitwirkung von Woltgang Ruoff (K avier). Das Programm enthält Lieder von Schubert, Schumann, Weder, Scillings, Mikorev, Bittner, Ramrath und N. Strauß. Ein Teil des Erträgnisses wird der Unterstüg ngskasse des Berliner Lokalverbandes der deuten Bühneagenossensaft überwiesen.

(Der Konzertbericht befindet sid in der Ersten Beilage.)

D E E A