1914 / 274 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 21 Nov 1914 18:00:01 GMT) scan diff

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4 S N -TOHE R ELEEN I E E D T ET É

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Salomon beî dem Oberlande8geriht in Frankfurt a. M. Dr. Sie fried Fraenkel bei dem Landgericht [Il in Berlin, Dr. Karl Friedleben bei dem Amtsgericht und dem Land- E n S 6. M O Müller bei dem Amts- erswalde und Hentschel bei dem Amtsgericht i Shrnabeva (aufig), Hentsch ei dem Amtsgericht in

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Verseßt sind: der Ober- und Geheime Regierungsrat Reisewißg, bisher in Königsberg (Pr.), als Oberregierungsrat zur Eisenbahndirektion nah Stettin, der Regierungsrat von Szymonski, bisher in Altona, als Oberregierungsrat (auftrw.) zur Eisenbahndirektion nah Königsberg (Pr.) und der Regierungs- und Baurat Meilly, bisher in Corbach, als Vorstand des Eisenbahnbetriebsamts 2 nah Stendal.

Ministerium der geistlihen und Unterricht s- angelegenheiten.

Unter Abänderung meines Erlasses vom 10. August d. J. U Il Nr. 2114. 1 bestimme ih im Einverständnis mit dem Herrn Kriegsminister und dem Herrn Minister des Jnnern, daß junge Leute, die auf anderen Schulen als den öffent- lichen höheren Lehranstalten (auf Mittelshulen, Privat- schulen usw.) oder durch Privatunterriht vorbereitet sind und sich an einer sech8s- oder neunstufigen höheren Lehr- anstalt der Prüfung behufs Nachweises der wissen schaftlihen Befähigung für den einjährig- fre i- willigen Dienst unterziehen wollen, von jeßt ab ihre Meldung zu dieser Prüfung niht mehr bei den einzelnen Lehranstalten, sondern bei den Königlichen Provinzial- \chulkollegien einzureichen haben.

Berlin, den 17. November 1914.

Der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten. von Trott zu Solz.

Der ordentliche Honorarprofessor Dr. Karl Ludloff in Breslau ist in gleicher Eigenschaft in die medizinische Fakultät der Königlichen Universität in Frankfurt a. M. verseßt worden.

Ministerium des Innern. Der Regierungsassessor Dr. Hesse Edler von Hessen- thal in Trier ist zum Mitgliede des der Regierung daselbst angegliederten Oberversiherungs8amts ernannt worden.

BVeranntmahuna.

Gemäß 8 46 des Kommunalabgabengesezes vom 14. Juli 1893 (Geseßsammlung S. 152) wird hiermit öffentlih bekannt- gegeben, daß der im laufenden Steuerjahr zu den Kommunal- abgaben einshäßbare Reinertrag der Neustadt-Gogoliner Eisenbahn-Gesellschaft für das Betriebsjahr 1913/14 auf 150 000 é festgeseßt worden ist.

Kattowiß, den 17. November 1914.

Der Königliche Eisenbahnkommissar. J B: Stanmbtke,

Nichkamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 21. November 1914.

__ Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sißzung zusammen.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar- sißung; vorher hielten die vereinigten Aus\chüsje für Zoll- und Steuerwesen und für Justizwesen sowie der Ausshuß für Zoll- und Steuerwesen Sißungen.

Das Staats5sministerium hat beshlofen, den von dem Dom- kapitel in Hildesheim zum Kapitularvikar der Diözese Hildesheim gewählten Domherrn Johannes Hagemann zur Ausübung der ihm als Kapitularvikar zustehenden bischöflihen Rechte und Verrichtungen zuzulafsen.

Es ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß in erheb- lichem Umfänge Goldmünzen zu dem Zwecke aufgekauft werden, fie in das Ausland weiterzubefördern. Da die Ausfuhr von Gold in den gegenwärtigen Zeiten als Ver- brehen gegen §8 89, 91 R.-Str.-G.-B. oder als Vergehen gegen die Bekanntmachungen des Bundesrats vom 30. Sep- tember und vom 20. Oktober d. J. (R.-G.-Bl. S. 421, 443) strafbar sein fann, werden durch eine allgemeine Verfügung des Justizministers vom 17. d. M., betreffend strafrecht- lihes Einschreiten gegen das Aufkaufen von Gold für das Ausland, die Strafverfolgungsbehörden angewiesen, dem bezeichneten Treiben ihre besondere Aufmerksamkeit zu- zuwenden und gegen verdächtige Personen mit allem Nachdruck einzuschreiten. E

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ liégéñn die Nummern 211, 212 und 213 der Deutschen Verlust- liften bei. Sie énthälten die 82. Verluftliste der preußi- ichen Armee, die 57. und 58. Verluftliste der bayeri- schen Armee, die 59. Verluftliste der sächsishen Armee und die 62, Verluftlifste der württembergischen Armee.

Baden.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat Seiner Majestät dem Kaiser vor kurzem durch Seine Größherzogliche Hoheit den Prinzen Max das Großkreuz des militärischen Karl Friedrih-Verdienstordens überreichen lassen und hierauf laut Meldung des „W. T. B.“ vom Kaiser fol- gendes Schreiben empfangen:

„Durchiauchtigster Fürst, freundlichst gaeltebter Vetter und Bruder ! Gure Köntgliche Hoheit haben Vih durch die Verleihung des Großkreuzes des militärishen Karl Friedrich-Verdienstordens hoh

erfreut. Mit befonders ‘herzlihem Dank empfinde Ih es, daß au F gleid meinem Vater und unserem Großvater den böchsten badischen Kriegsorden tragen darf. Der Orden wtrd Mich stets er- innern an die bervorragende Tapferkeit, mit der fih die badischen Truppen im Felde überall ge\chlagen haben. Empfangen Eure Königliche Hcheit die erneute Versicherung der wahren Hochachtung und Freundschaft, womit Ih verbleibe Eurer Königlichen Hoheit freundwilliger Vetter und Bruder. gez- Wilhelm I. R.“ Seine Königliche Hoheit der Großherzog ant- wortete : n „Durchlauchtigsier, Großmächtigster Kaiser und König, Hochgeehrtester Herr Vetter und Bruder! Eurer Kaiterlichen und Königlichen Majestät Schreiben vom 9, d. M. hat Mich dur die Mitteilung hoch erfreut, daß Höchst- dieselben die Verleihung des Großkreuzes Meines militärishen Karl Friedrih-Verdienstordens in dem Sinne entgegengenommen haben, in dem Ich es anzubieten Mir erlaubte. In der Zeit, in der unter Eurer Majestät glorreicher Führung die deu!shen Heere Großtaten obnegleihen verrihten und auh die Truppen Meines Landes un- vergänglihen Ruhm an ihre Fahnen heften, empfinde Ih es mit Meinen Badenern als eine bejondere Ghre, daß Eure Majestät den höchsten badischen Kriegöorden zu tragen geruhen wollen. Mit der Versicherung vollkommenster Verehrung und wahrer Freundscaft habe Ich die Chre zu verbleiben Gurer Kaiserlihen und Königlichen Majestät treu ergebener Vetter und Bruder. gez. Friedrich.“

Oesterreich-Ungarn. Dem Armeeoberkommandanten Erzherzog Friedrich ist heute nachstehendes Telegramm zugegangen :

Eure K. und K. Hoheit beglücckwoün)che ih im Namen der Kaiserli oêmanishen Armee und zugleih in meinen Namen zu den großen Erfolgen, die Ihre beldenmütigen Truppen unter der geschickten Führung» des Generals Potiorek nah hartnäckigem Kampfe in Serbien errungen haben.

Enver Pascha, Stellvertreter des Oberbefehlhabers des

Katserlih o8manischen Heeres und der Flotte. Erzherzog Friedrich antwortete mit folgender Depesche :

Ich dankte Eurer Exzellenz auf das herzlichste für die freund- lihen Glückwün|che aus Anlaß der Er1olge unferer braven Truppen in Serbien. Mit aufrichtiger Befriedigung vernehme ih die Kunde von den stets wachsenden Erfolgen der unter der hervorragenden Führung Eurer Exzellenz stehenden tapferen Kaiserlih osmani|chen Armee und Flotte und bin dessen gewiß, daß es unseren vereinten Anstrengungen gelingen wird, den Feind niederzuringen.

General dec Jn'anterie Erzherzog Friedrich, K. und K. Armeeoberkommandant. Gleichzeitig hat der Erzherzog Friedrich die Glückwün sche Enver Paschas an den General Potiorek, den verdienten Kommandanten der Balkanstreitkräfte, die auf diese Aner- kennung der tapferen Kaiserlih os8manishen Armee mit Recht stolz sein könnten, telegraphish übermittelt.

Wie aus dem Kriegs8pressequartier gemeldet wird, werden fortgeseßt neue Gewaltakte der Russen in den be- seßten Teilen Galiziens bekannt. Der Ort Kalish wurde nach seiner Einnahme geplündert und späterhin flüchtig befestigt. Hierbei wurden sämtlihe Juden während. der jüdischen Fest- tage, insbesondere am Versöhnung8tage, mit Nagaiken (Peitschen) zu Schanzarbeiten gezwungen. Die Ortschaften Dolina Krecho- wice, Rozniatow, Ceniawa, Spas, Luhy wurden von drei Sotnien Kosaken beseßt, die durh zahlreiche Streiswachen die ganzen Gegenden unsicher machten.

- In der Angelegenheit der Festseßung von Höchst- preisen für Getreide und Mehl fand gestern im Minister- ratspräsidium eine mehrstündige Konferenz statt. Jrt dieser wurde, wie „W. T. B.“ meldet, zunächst das Ergebnis der jüngst von Vertretern beider Regierungen in Budapest ge- pflogenen Verhandlungen besprochen, bei welchen sih in wesent- lichen Punkten eine Annäherung der beiderseitigen Anschauungen herausstellte. Jm weiteren Verlauf wurden bestimmte Richt- linien für eine unmittelbar bevorstehende Fortseßung der Ver- handlungen mit der ungarischen Regierung gewonnen, deren gedeihliher Abschluß für die erste Hälfte der kommenden Woche zu erwarten ist.

Großbritannien und Frland.

Die Regierung hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ den autonomen Kolonien folgende Vorschüsse gewährt: Kanada 12 Millionen, Australien 18, Südafrika 7, Neuseeland 5 250 000 Pfund Sterling. Man schäßt die Kriegskosten für Kanada auf 20 Millionen für das Jahr.

Im Oberhaus erwähnte Lord Halsbury am Mittwoch verschiedene angebliche hochverräterishe Handlungen, die in England begangen wurden, und fragte, ob die Regierung die Fälle untersucht habe, und weshalb keine Strafverfolgungen wegen Hochverrats stattgefunden hätten.

Nach dem Bericht des „W. T. B.* erwiderte der Lordkanzler, die betreffenden Gerüchte seien ihm bekannt. Alle Fälle würden unter- sucht. Vielfach fei das Beweismaterial zu unzureichend aewesen, um einzuschreiten. Es sei nit zu befürbten, daß ernste Fälle der Auf- mertsamfeit der Behörden entgingen. Es lägen nit viele Fälle von Hoch- verrat vor. Lord Mayo erïtlârte, er haite es für unzweifelhaft, daß deutshe Seeminen an der iri\chen Küste aus trischen Fischerbooten ausgelegt worden seien. Lord Curzon’ sagte, alles das weise auf ein ausgebreitetes Spibnagesystém hin. Er warf dem Lordkanzler vor, daß er das Behagen und die Bequemlichkeit der Untertanen feindlicher Staaten über die Sicherheit des Reiches stellte. Er wünsche die Er- richtung von Zentrialressoris für Spionageangelegenheiten. Lord Crewe sagte, es sei ihm neu, daß das Legen von deutschen Seeminen an der iri)hen Küste mit aufrührerisher Gefinnung in Irland zusammen- hänge. Er wisse, daß etne Erregung im Lande herrsche, weil die Ne- gierung angeblich nit drasti\ch genug gegen die Svionage eingeschritten sei, aber die edlen Lords, die von Hochverrat sprächen, sollten nit ver- gefsen, daß auch bei dem herrshenden Kriegörecht ein volles Bewets- material, das dite Jury überzeuge, beigebraht werden müsse, um Leute verurteilen, insbe\ondere zum Tode verurteilen zu können. Einige Kritiker der Negierung {tenen zu glauben, daß es in etner Zeit großer Gefahr nicht fovtel auf Beweise anfkäme, und daß man es nicht zu genau nehmen müsse, wenn zroei oder drei Leute, gegen dite eigentli nichts erwiesen sei, gehängt oder erschossen würden. Die Negierung könne sich niht zu diesem Standpunkt bekennen. Lord Halsbury fragte, ob nit ein jehr finnreihes Korrespondenzsystem aufgededckt worden sei. Der Lordkanzler erwiderte, eine genaue Untersuchung habe ergeben, daß nichts daran wäre.

Im weiteren Verlauf der Sizung sprah Lord Crewe über die Kämpfe in Ostafrika und führte aus:

Œs sei zu Anfang des Krieges deutlich gewesen, daß die britische Stellung dort nicht völlig sicher sei und daß es frühzeitig notwendig wäre, Verstärkungen zu senden. Der Kampf habe im Weiten be- gonnen und an ver|chiedenen Punkten mit wehselndem Ergebnis an- gedauert. Als man Genauetres über die deu!schen Borbereitungen acwußt habe, fei es notwendtg gewesen, Verstärkungen aus Indien zu tenden. Nicht weniger als sieben kleine Aftionen hätten auf britishem Gebiet mit wechselndem Ergebnis stattgefunden. Die Dperationen

seien mit beträhtliGßen Verlusten verbunden gewesen. In einem Falle sei ein Angriff auf eine wichtige vom Feind mit einer Anzahl Leuten uïtd Maschinengewehren gehaltene Stellung gemacht worden, wobet die britishen Truppen \chwere Verluste erlitten, ohne ihr Ziel zu erreichen. Die Gesamtverluste in Ostafrika betrügen in zwet Veonaten etwa 900 Mann. Obwohl das Schiksal der deut- \chen Kolonien von dem Endergebnis des Krieges abhänge, fei es doch notwendig, die britische Stellung als Vormacht in Süd- und Zentral- afrika zu erhalten, und in Ostafrika sei es notwendig, die deutschen Angriffe mit allen verfügbaren Mitteln abzuwetsen und bei günstiger Gelegenheit zu erwidern.

Im Unterhause standen am Mittwoh Anfragen auf der Tagesordnung. Auf eine Anfrage Lord Charles Beresfords erwiderte der Erste Lord der Admiralität Churchill, wie „W.“ T. B.“ meldet: die Gesamt- verluste der Flotte seit Beginn des Krieges hätten 229 Offiziere tot, 37 verwundet und 5 vermißt betragen, die der Mannschaften 3455 tot, 428 verwundet und 1 ver- mißt. Diese Zahlen enthielten nicht die Vermißten von der Seebrigade, noch die von der Besaßung der „Good - Hope“. In beiden leßteren Fällen seien die Zahlen noch unvollständig. Schäßungsweise betrage die Zahl der Vermißten der See- brigade 1000 und die der Vermißten der „Good Hope“ 875. Auch die in Holland internierten Offiziere und Mannschaften der Seebrigade seien in den Angaben nicht enthalten.

Lord . Beresford fragte ferner, ob der Premierminister Asquith im Jhuteresse der Oeffentlichkeit die Frage der Errichtung eines Ausschusses für die öffentliche Sicherheit erwägen wolle, mit Zweigbureaus in allen großen Zentren, um über feindliche Untertanen Nachforschungen anzustellen und darüber zu berihten. Asquith antwortete: Was die Gefahren der Spionage betreffe, so sei vor einiger Zeit auf Vorschlag des Reichsverteidigung8ausschusses im Kriegsamt eine Nachrichtenabteilung errichtet worden, die mit der Admiralität zusammenarbeite, und wenn nötig, von der Zivilbehörde unterstüßt werde. Diese Abteilung leistete unschäßbare Arbeit. Gegenwärtig werde die Frage der Ver- mehrung der Beamten der Nachrichtenabteilung erwogen. Der Vorschlag Lord Charles Beresfords würde die Verantwortung der bestehenden Behörden nicht vermindern, außer wenn diesem Ausschuß die gesamte Militär- und Polizeigewalt übertragen würde. Die Regierung schenke der Spionenfrage andauernde Aufmerksamkeit.

Der Unionist Hogge fragte, ob Verhandlungen über eine Verlängerung der Legislaturperiode mit Rücksicht auf den Krieg stattgefunden hätten, oder ob die Regierung beab- sichtige, die Dinge ihren natürlihen Lauf gehen zu lassen. Der Ministerpräsident Asquith beantwortete den ersten Teil der Frage mit „Nein“ und sagte, er könne über den zweiten Teil keine Erklärung abgeben. Das Haus würde sih mög- licherweise nächsten Donnerstag vertagen. Die Vertagung hänge vom Fortschritt der Verhandlungen ab.

Auf eine Anfrage des Lord Ronaldshay, betreffend die nach Belgien eingeführten Nahrungsmittel, erwiderte der Unterstaatssekretär Acland, am 16. Oktober habe der Generalgouverneur von der Golß den Gesandten der Ver- einigten Staaten und Spaniens in Brüssel die \chriftliche Bürg- schaft gegeben, daß die von dem Hilfskomitee nah Belgien ein- geführten Nahrungsmittel nicht vom Militär requiriert, sondern zur alleinigen Verfügung des Komitees bleiben würden. Jnfolge Dieser Garantieund auf Ersuchen der Vereinigten Staaten, Spaniens und der belgischen Regierung habe die britische Regierung beschloffen, Schiffs8transporte mit Nahrungsmitteln aus neutralen Ländern und auf neutralen Schiffen, die an die Gesandten der Ver- einigten Staaten und Spaniens in Brüssel oder an den Konsul der Vereinigten Staaten in Rotterdam konsigniert seien, nicht zu behindern.

Die „Daily Mail“ meldet, daß in Hull eine Ver- ordnung erlassen wurde, nah der zwischen Sonnenuntergang und -aufgang alle von außen "chtbaren Lichter ausgelöscht fein müssen. Zuwiderhandelnde werden vor ein Kriegsgericht gestellt werden.

Portugal.

Das Parlament tritt am Montag zusammen; es wird erwartet, daß der Premierminister eine Erklärung über Por- tugals auswärtige Beziehungen abgeben wird. Fortdauernd werden in Lissabon Verhaftungen vorgenommen.

Belgien.

Durch Verordnung des Generalgouverneurs in Belgien vom. 20. November bleiben, wie „W. T. B.“ meldet, die Protestfristen und sonstige zur Wahrung des Regresses bestimmte Rechtshandlungen bis zum 31. Dezember d. J. in Krast.

Norwegen.

Der deutsche Hilfskreuzer „Berlin“, der in Drontheim eingetroffen ist, ist dort abgerüstet wordén und wird in Hammer- viken interniert werden. Wie der „Frankfurter Zeitung“ ge- meldet wird, wird sich der Kommandant des Forts Agdenaes, der sofort seines Postens enthoben wurde, noch vor einem Kriegs- gericht zu verantworten haben, weil er die Einfahrt des Kreuzers „Berlin“ weder meldete noch überhaupt bemerkte, Sodann ift allen Fahrzeugen, die nicht eine besondere Erlaubnis eingeholt haben, die Einfahrt in die Kriegshäfen Kristiansand, Bergen und Drontheim verboten worden. Die Navigation der „Berlin“, die troy der Entfernung der gewöhnlichen Seezeichen das schwierige Fahrwasser bis in den Drontheimer Hafen gemeistert hat, findet in Fachkreisen ungeteilte Bewunderung.

Türkei.

Das Amtsblatt veröffentlicht eine türkish-bulgarische Post- und Telegraphenkonvention, die am 14. Oktober unterzeichnet worden ist und nah zwei Monaten in Kraft tritt. Jn einem Nachtragsprotokoll wird die Frist für die Herstellung einer Telephonverbindung zwischen Konstantinopel, Adrianopel und Sofia bis Ende 1916 verlängert. Die Konvention sieht Herabsezungen des Post- und Telegraphentarifs vor; das Porto für gewöhnliche Briefe ist auf 10 Centimes herabgeseßt.

Die türkische Regierung hat, wie „W. T. B.“ meldet, die englische Eisenbahn Smyrna—Aidin, deren Konzession im lezten Sommer verlängert worden war, mit Beschlag belegt. Hierzu wird bemerkt, daß die Pforte auf diese Weise gegen England für die Beschlagnahme zweier Dreadnoughts, die Einverleibung Cyperns und die Verlegung des Status von Aegypten Vergeltung übe.

Mit Bezug auf einen Artikel der „Jndependance RNoumaine“, der dem Heiligen Krieg eine falsche Auslegung gibt, wiederholen „Jldam“ und andere Blätter, daß der Heilige Krieg aus\chließlich gegen Rußland, England, Frankreich und

ihre Vêérbündeten gerichket ist, wie dies aus dem Terke des Fetwa und aus der Proklamation des Sultans klar hervorgeht. In den Herzen der Muselmanen bestehe kein Haß beispiels- weise gegen Jtalien, dem Verbündeten der Bundesgenossen der Türkei, noch gegen neutrale Länder wie Bulgarien, Nu- mänien und andere, und es unterliege keinem Zweifel, daß, solange die türfkisch-italienischen freundschaftlichen Beziehungen andauern, die Muselmanen Libyens gegen Jtalien freund- \schaftlihe Gefühle zeigen und es so viel als möglich werden unterstüßen wollen. Die muselmanishe Welt kenne heutzutage vollkommen die Bande herzlicher Freundschaft, die die Türkei und Jtalien verknüpfen. Bulgarien.

Das Vordringen der österreichisch-ungarischen Armee in Serbien macht auf alle politishen und parla- mentarishen Kreise nachhaltigen Eindruck. Der „Agence Bulgare“ zufolge tritt allgemein die Ueberzeugung zu Tage, daß ein Zusammenbruch Serbiens eine tiefgehende Aenderung in der Lage am Balkan mit sich bringe und Ereignisse von großer Tragweite herbeiführen könne.

Amerika.

Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge nimmt der englische Hilfskreuzer „Glasgow“, der in der Schlacht bei Coronel beschädigt wurde, . jeßt in Rio de Janeiro Repa- raturen vor.

Asien.

Den britischen, französischen und russishen Untertanen in Syrien ist, der „Times“ zufolge, verboten worden, das Land zu verlassen. Bisher wurden nur wenige gefangen ge]eßt.

Vorgestern fanden in Jerusalem große Kund- gebungen für den Krieg mit Gebeten in der Omarmoschee für den Sieg der Türkei, Oesterreih-Ungarns und Deutsch- lands sowie deren Herrscher statt. Der österreichish-ungarische und der deutsche Konsul wohnten auf Einladung den weiteren Kundgebungen in der Kaserne bei, worauf die Konsuln in feier- lichem Zuge nah den Konsulatsgebäuden zurückgeleitet wurden, vor denen sih die Sympathiekundgebungen erneuerten.

Afrika.

Eine Bekanntmachung des britischen Generals Marwell in Kairo besagt, wie „W. T. B.“ meldet, England habe nicht die Absicht gehabt, die Türkei zu bekriegen, sondern lediglich Nußland habe infolge der Vorgänge im Schwarzen Meer den Krieg erklärt, worauf England durch Verträge gezwungen worden sei, sih anzuschließen. England bedaure, daß die Türkei diese Wendung herbeigeführt habe, und hoffe, daß die Bevölke- rung Aegyptens ruhig bleiben werde. Es verlange keinen Bei- stand fkriegerisher Natur von Aegypten. Die Kundmachung hat obiger Quelle zufolge einen sehr ungünstigen Eindruck ge- macht und Mißtrauen gegeu das englische Wohlwollen hervor- gerufen.

Australien.

Der Kommandant Petherbridge, der Sekretär des australischen Verteidigungsdepartements, ist der „Times“ zu- folge zum australishen Kommissär für deu nordwestlichen Teil des Stillen Ozeans ernannt worden. Er wird die ausiralischen Streitkräfte befehligen und ist bevollmächtigt, kommerzielle Ver- fügungen zu treffen.

Kriegsnachrithten.

Westlicher Kriegsschaupla ß.

Großes Hauptquartier, 21. November, Vormittags. (W. T. B.) Auf dem westlichen Kriegsschauplaß ist die Lage im wesentlichen unverändert geblieben. Fast vor der ganzen Front zeigte der Feind eine lebhafte artilleristische Tätigkeit. Oberste Heeresleitung.

Oestlicher Kriegs\schauplaß.

Großes Hauptquartier, 21. November, Vormittags. (W. T. B.) Die Operationen im Osten entwickeln sich weiter. Aus Ostpreußen ist nihts zu melden. Die Ver- folgung des über Mlawa und bei Plozk zurü- geschlagenen Feindes wurde fortgeseßt. Bei Lodz machen unsere Angriffe Fortschritte. Jn der Gegend östlih von Czenstochau kämpfen unsere Truppen Schulter an Schulter mit denen unseres Verbündeten und gewannen Boden.

Oberste Heeresleitung.

Wien, 20. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge- meldet: Auch gestern hatten die Verbündeten in Russi} ch- Polen überall Erfolge. Die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Die Zahl der gefangenen Russen nimmt zu. Vor Przemysl erlitt der Feind bei einem sofort abge- \{hlagenen Versuche, stärkere Sicherungs1truppen näher an die Südfront der Festung heranzubringen, \chwere Verluste.

Der Stellvertreter des Chess des Generalstabes: von Hoefer, Generalmajor.

Südlicher Kriegsschauplaßs.

Wien, 20. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge- meldet: Partielle Kämpfe auf der ganzen Front. Unser An- griff auf die befestigte Stellung von Lazarovac macht günstige Fortschritte. Gestern wurden sieben Offiziere und 660 Mann gefangen. Ungünstige Witterung; auf den Höhen ein Meter Schnee, die Niederungen übershwemmt.

Der Krieg zur See.

London, 20. November. (W. T. B.) Die „Morning Post“ berichtet aus Kalkuita: Die Hafenbehörde von Rangun erläßt eine Warnung, daß sich der dreimastige Sch oner „Ayesha“, der von der Landungs mannschaft des Kreuzers „Emden“ auf der Kokosinsel mit Beschlag belegt wurde, sowie der Kohlendampfer „Exford“ mit deutscher Prisenbesaßung an Bord noh in Freiheit befinde. Die Landungsabteilung bestand aus 44 Offizieten und Mannschaften mit 4 Maschinengewehren.

—,_ London, 20. November. (W. T. B.) Nah einem über A eingetroffenen Telegramm befinden sih 150 Ueber- lebende vom Kreuzer „Emden“ in Kriegsgefangen-

haft.

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Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Konstantinopel, 20. November. (W. T. B.) Ein Bericht des Generalstabes besagt: Unsere Truppen nahmen am 17. November mit einem Bajonettangriff alle Blockhäuser in der Umgegend von Artwin. Der Feind ergriff die Flucht und ließ zahlreiche Tote, Geniematerial und Aus- rüstung8gegenstände zurück. Die Kämpfe mit dem Gros der russischen Armee in der Gegend der Grenze am Kaukasus dauern fort. Nach einem heftigen Kampf \{chlugen unjere Truppen die russischen Truppén bei Liman auf russischem Boden. Die russishen Truppen flohen, nachdem fie große Verluste erlitten hatten, auf das andere Ufer des Tschuruk (russisch Tscharok).

Konstantinopel, 20. November. (W. T. B.) Amt- licher Bericht des Hauptquartiers: Eine russische Flotte von zwei Linienschiffen und fünf Kreuzern hat sich, verfolgt von unserer Flotte, nah Sebastopol geflüchtet. Eine Flottille von Torpedobooten ist in einen russishen Hafen geflohen.

Woßhlfahrtspflege.

Der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen wurden als weitere Spenden u. a. über- wiesen als Ertrag der von dem Berliner Lehrertverein in Ge- meinschaft mit dem Berliner Nektorenverein, dem Verein Berliner Volkss\chullehrerinnen und der Vereintgung Berltner Fachlehrerinnen veranstalteten Sammlung für Kriegs hilfe 20 000 „6, von einem Spender in Essen, der niht genannt jein will, ebenfalls 20000 A, von dem Geschäfts- inhaber der Disconto-Gesellshaft Dr. Arthur Salomonsohn in Berlin, von S. Neuberg in Berlin, von Gebr. Großmann, G. m. b. H, in Brombach und von dem Verband der Rüben - zuderfabriken Posens und Westpreußens gegen Entwertung von Zuckerrüben in Unglücksfällen zu Krushwiy je 5000 &, von Frau Vizeadmiral Klara Schröder in Charlottenburg, von Rittergutsbesißer von Baum-Mühlenburg in Mühlenburg bei Spenge, von Gebrüder Laurenz in Ochtrup und von Freiherrn Cl. von Elk-Nübenach in Wahn je 2000 46, von dem Allg. deutschen Jagdschußverein zu Weimar, von Professor Schwenke in Berlin, von N. Schürenberg u. Co. in M. - Giadba, von Jultus Tintelnot in Vlotho und von dem Kais. Gef. R. Prtit sh in Konstantinopel je 1000 A. Weitere Geldspenden werden dringend erbeten; es werden auch gute Staatspapiere und Obliga- tionen entgegengenommen ‘von den bekannten Zahlstellen sowie dem Bureau der Nattonalstiftung, Berlin NW. 40, Alsenstraßz 11,

Erweiterte Tätigkeit der Tuberkulosefürsorgestation der Landesversicherungsanstalt Berlin während des Krieges.

Die Tätigkeit der Tuberkulosefürsorgestation hat infolge des Krieges erheblich erweitert werden müssen. Die zum Sanitätskrieas- dienst einberufenen Aerzte und Schwestecn find erseßt worden. In einer gegen früher erheblich gestiegenen Zahl von Fällen wurden franke Bersicherte Lungenbeilstätten überwiesen, gefährdeïe oder nur leiht erkrankie Personen (Ecwachsene und Kinder) den Walderholungs- stätten des Notéa Kreuzes zugeführt und in allen Fällen die Gesamt- kosten übernommen. Um der für Lungenkranke oder in deren Um- gebung lebende Personen gefährlihen Unterernähtuna zu steuern, hat die Ausgabe von Speisemarken der Haushaltungs\{hulen des Vater- ländischen Frauenvereins (zu 40 4) und der Abrahamschen Volks- füchen (zu 10 4) sowte von Milchmarken etnen bedeutenden Umfang angenommen. An Mietszushüssen wurden allein im Monat Oktober rund 3200 4 gezahlt, um die AnsteXungsgefahr der an offener Tuber- fulose erfranften Versihher*en für thre Umgebung möglichst herabzu- mindern. Außerdem ist dic Anzahl der Leihbetten in stetigem Steigen begriffen. Das Zusamménarbeiten der Tuberkulosefürsorgestation der Landesversiherungsanstalt mit den anderen für denselben Zwet bes stehenden Organisationen sichert eine entschiedene Bekämpfung der Tuberkulose in Berlin auch während des Krieges.

Kunst und Wissenschaft.

Die philosophi\ch-historische Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften hielt am 12. November uater dem Borsiß ihres Sekretars Herrn Diels eine Sißung, in der Herr Eduard Vèey er über den Zweiten Punischen Krieg und speziell über die Persönlichkeit des Scipio Africanus sprah. Es wurde versucht zu zeigen, wie die Ueberlieferung über Scipios Per- sönlichkeit und die Ansicht, daß er unter übernatürliher Inspiration gehandelt habe, aus literarischen Gründen entstanden und durch Laelius und Polybios rationalistisch umgestaltet worden ift.

In der an demselben Tage unter dem Vorsig ihres Sekretars Herrn Planck abgehaltenen Sihung der physikalisch-mathematiscen Klasse las Herr Orth zur Frage nah den Beziehungen des Alkobolismus zur Tuberkulose. Der Vortragende wies nach, daß weder dte Angabe, in Frankrei sei der Branntweinverbrauch in den einzelnen Departements ausschlaggebend für die Tuberkulosesterbs lihfeit, noh die andere, die bôöhere Tuberkulosesterblihteit der Männer hänge mit dem bei thnen häufigeren Alkoholismus zusammen, einer eingehenderen Kritik ihrer Grundlagen standhält. Eine kleine Ver- suhhtreibe an Kaninchen hat au keine Stütze für die Annahme einer begünstigenden Wirkung des Alkohols für Entstehung und Verlauf der Tuberkulose ergeben.

Der Präsident der Geographischen Gesellshaft in Wien, Uni- versitätsprofessor Oberhummer, it nach einer Vereinbarung des österreihishen Unterrihtsmtnisteriums mit der Columbia-Universität in New Vork zum Austaushprofessor ernannt worden. Gr be- absihtigt, „W. T. B.“ zufolge, dort Vorlesungen über die politische

Geographie Europas zu halten.

Kapitän Amundsen hat der norweglschen Regierung mitgeteilt, daß er auf die vom Storthing für )eine geplante Nordpolerpedition bewilligte Staatsunterstüßung von 200 000 Kronen Verzicht leistet. Damit ift die Nordpolexpedition Amundfens, die in einer mehrjährigen Drift von der Nordküste Alaskas quer durch das Polarbeckén über den Nordpol hinwegführen sollte, vollständig aufgegeben. Dbwohl die Vorbereitungen zur Abreise der Expedition, die im nächsten Sommer in San Francisco erfolgen sollte, schon weit vorgeschritten find, war Amundsen der Ansicht, daß Norwegen, wo die Schiffahrt und das ganze Erwerbsleben infolge des Krieges schwer darnieder- liegen, jeßt das Geld selbs notwendiger gebraucht.

Technik.

A. F, Die XV1. Hauvtversammlung der Shiffbau- technischen Gesellschaft. I1, *)

Der zweite Vortrag, den nah der Mittagspause der Zivilingenieur L. Benjamin-Hamburg hielt, behandelte „die Rollschwin- gungen der Schiffe“. Er führte an der Hand klarer Darlegungen den Beweis, daß eine sett 150 Jahren allgemein benußte Formel, die u. a. zur Berehnung der Schwingungsdauer des fahrenden Schiffes, vershieden nah der Art seiner Beladung und der Menge seiner Ladung,

*) Val. Nr. 273 d. Bl,

benußt wird, unrichtig sein muß. Diese von dem französi Sdchiffsingenieur Bouguer 1746 in seinem „T'racté du A f s gestellte Formel befagt, daß das Schiff als ein physishes Pendel an- zusehen fct, welhes um das Metazentrum des Schiffs s{winge. Unter Metazentrum versteht man im Schiffsbau bekanntlih den Durschnit: 84 punkt der Auftriebsrihtung des ruhenden Schiffes, also einer Bertikalen auf den Ktel in aujrechier Lage, mit den Auftriebsrihtungen für geneigte Lagen des Schiffes, und es ersien bisher so einleuhtend, daß jene Formel richtig ist, daß es nicht wunder nimmt, fie zurzeit noch überall in Geltung zu sehen, obgleich Bouguer selbst in seinen Aus- führungen dafür feinen anderen Beweis erbringt als die Worte, auf welche seine Betrachtungen hinauslaufen : „Ih weiß keinen geeigneteren Punkt, also nehme ich an, daß es dieser sein muß.“ Zu seinen Unter- suchungen ongeregt durch die zweifellose Tatsache, daß zu den wichtigsten Anrorderungen, welche man mit Bezug auf gute Seec- etgenshaften aon die Schiffe zu slellen hat, nähst einer hinreihenden Stabilität dicjenige gehört, daß im Seegange kein übermäßiges Nollen statifinde, hat der Vortragende eine be!rähtlighe Anzabl von Ver- suchen angestellt, die ihm zunähst die Ueberzeugung gaben, daß die Bouguersch? Formel nicht zutreffe. Doch gaben si- ihm nur den An- trieb zu eingehender mathematischer Prüfung der Frage, deren Ergeb- nisse er zur Erörterung zu bringen für notwendig hält, um zunächst die Irrtümer richtig zu stellen, an denen die jeßige Behandlung leidet, und dann auf Grund etner geläuterten Erkenntnis nach geeigneten Mitteln zu sucen, jenen wichtigen Anforderunaen auf Ver- ringerung des MNollens rationell zu genügen. Wern es auch heute |chon MWkêittel gibt, einem übermäßigen Rollen ents gegenzuwirken, z. B. die Anbringung von Sthlingerkielen oder die Anwendung von Frahmshen S{hlingertanks, so können leßtere doch nur für eine fleinere Z1hl von Schiffen ‘in Betracht fommen, während die Wirksamkeit der ersteren unter Umständen nur eine sehr beschränkte 1st. Aufgabe der Schiffsbauer muß es deshalb bleiben, die Schiffe so zu gestalten, daß sie unter den verschiedenen Beladungszuständen, für die sie bestimmt find, nicht bloß genügend stabil, 1ondern auch möglichst frei von starken Schlingerbewegungen sind. Die Aufgabe kann nur gelöst werden, wenn man eine genauere Kenntnis der Vorgänge und Bedingungen befißt, die das Schlingern verursahen. Zu den Irrtümern, die, neben dem Grundirrtum bezüglih der Bouguershen Formel, ihre Beseitigung dur tieferes Eindringen in das Wesen der Vorgänge erboffen laffen, gehört auch die allgemein verbrettete Ansicht, daß ein großes Maß von Stabilität immer ein stark rollendes Schiff erzeuge, und daß man starkes Rollen am besien dadur bekämpfen könne, daß man dite Stabilität nicht zu groß werden lasse. In dieser E liegt also die Annabme, daß tabilität und Neigung zum Nollen in unmittelbarer Abhängigkeit vonetnander stehen. Die Untersuhungen des Redners haben nun auch erkennen lassen, daß diese Ansicht in solcher Allgemeinbeit nicht rihtig und daß es deshalb unter Umständen getährlich seinkann, Sch!ußfolgerungen aus thr zu ziehen. Es ist indessen vorläufig noch niht möglich, neues Positives an die Stelle des für unrichtig erklärten Alien zu seßen. Das wird erst geshehen können, nachdem umfangreide weitere Versuche nah einer ganz neuen Richtung hin unternommen fein werden. Die Benußung der bisher üblihen Formel und vor allem ein etwaiger Nückshluß auf Grund derselben von der Shwingungsdauer auf die Schwér- vunktslage oder die Stabilität eines Schiffes hält der Vortragende jedo auf alle Fälle auf Grund seiner Ermittlungen und der mathematischen Beweisführung schôn im gegenwärtigen Augenblick für durchaus unzulässig. Der Vortrag fand gebührenden Beifall. f E boffen, daß tn dieser Frage sihece Grgebnisse in naher Aus- cht find.

Mit gleihem Interesse wurde der leßte Vortrag dieser Tagung aufgenommen, den der Fabrikbesißer Karl Schmid aus Landsberg a. d. Warthe über das Thema „Bestrebungen zur Verein- fahung des Dampfmaschinenbaues* hielt. Der Titel cheint für den Inhalt des Vortrags allzu bescheiden gewählt; denn die von dem Redner eingehend beichriebene und eriäuterte Dampfmaschine (Patent Schmid), -- eine Vierzylinder glei ch - sstrom-Mashine, in 400 pferdiger Ausführung auf dem See \{lepper „Coriolan" eingebaut, veranschaulicht einen- Fortschritt im Dampsmaschinenbau von größter Tragweite. Man wird ih er- innern, welches Aufsehen vor wenig Jahren die Erfindung des Diesel- motors in der Technik erregte, weil dieser Motor einen Gesamt- wirkungsgrad des in ihm zur Geltung kommenden Materials Petroleum, Benzin von über 30%/9 erreihte, das war mehr als das Doppelte des von Dampfmaschinen bester Konstruktion erreihten Wirkungsgrades. Wenig vorher galten 11——13 9% bei Dampfmaschinen als eine gute Leistung, die Mehrzylindérerpansionsmaschinen brachten dann den Wirkungégrad auf durch\schnittlich etwa 14— 159%. Die Maschine nach Patent Schmid stellt in fihere Auéficht einen Gesamtwirkungögrad von 21—22 9/0, alfo eine um 5009/9 verbesserte Ausnugung des unter den Kesseln verbrannten Brennmaterials. Erreicht wird dies Ergebnis dur den zur Untersheidung von den vorangebhenden Konst-uktionen, „Gleichstrom-Verfahren" genannten Arbeitsproieß, dessen Vorteile durh die umfassenden Arbeiten von Professor Stumpf als erwiesen gelten dürfen. Tatsählih haben \fich in der Praris bereits Damyf- verbrauch8ziffern ergeben, die denen der Drei- und Vierfa- Expansionsmaschine gleihkommen. Der Vortragende wies zunächst an der Hand von Patentschriften, Diagrammen und \fonstigem Ma- terial nab, daß die Erfindung des Gleichstromarbeitsverfahrens von ibm berei1s 1902 (also volle 5 Jahre vor den Veröffentlichungen von Professor Stumpf) gemackt sei. Er wußte alsdann die thermischen und mechanischen Vorzüge der Gleichstromdampfmaschine auch dem Nichtfahmann verständlih zu machen. Die Ausfüh- rungen des Redners wandten fch dann auch an den Ma- shinenfabrikanten. Schmid findet die ungünstige Lage des Dampfsmaschinenbaues in erstor Stelle durch die ungeheure Vielheit der Typen verschuldet. An eine intensive Ausnutzung der Zeichnungen und Modelle ift deshalb z. Zt. gar n’cht zu denken. Nach Art des Dieselmotorenbauea, in dem der Einheitstyp das Feld be- herrs{che, müsse der Damptma!chinenbau vereinfaht werdèn. Es fei unter Benußung von nur 6 Say Konstruktionszethnungen und Modellen möglich, 24 verscbiedene Ma}schinengrößen von 20—3000 PS8 herzu- stellen, woraus fich große Fabrikationévorteile ergeben würden. Der Vortragende kam zu dem Schiuf, daß die Vereinfahung der Kolben- dampfmaschine und teren Anpassung an die mehr und mehr zur Einführung ge!angenden hohen Dampfspannungen und Ueberhitzungs- temperaturen, endlich die Herstellung der Etnzelteile als Mafsenartikel bejüglih der Betriebéekosten, des Herstellungëpreises und der Lieferung eine Verbesierung um annähernd 50 9% ermöglichen würde. Der Vortragende lud nah mit großem Beifall geendetem Bericht im Anichluß daran zur Befichtigung des ganz in der Nähe, an der Charlottenburger Brücke, liegenden Schleppdamp)ers «Coriolan®* ein; dle in den Dampfer eingebaute Gleich- stromdampfmaschine werde im Betrieb gezeigt werden. Seiner Ein- ladung wurde bereitwilligst und um so Ueber entsprochen, als es bis vor kurzem zweifelhaft gewesen war, ob es gelingen werde, in diesen Tagen das Schiff nah Berlin zu bringen, weil die Wasserverbältnisse der Warthe und Oder es zu vcrhindern drohten.

Literatur.

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Die Europäischen Kriegsschaupläte 1914. Geographish dorgestellt von Edmund Oppermann. Mit 5 a Karten von Ed. Gaebler. 2 H; gebdn. 2,60 #6. O , Julius Klinkbardt.

Wie England unser Feind wurde. Von Professor Dr. Felix Salonion. 050 #4. Leipzig, K. F. Koehler.

Wach auf! Weckruf an das deutshe Volk. Von P. Sé- bastian von Orr. O. S. B. 12° 18 S. 15 «3; 50 Stück 6 H Freiburg |. Br., Herdersche Verlagshandlung. j