1914 / 278 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Nov 1914 18:00:01 GMT) scan diff

S S RE DE L inie L bard anem G i E

L E E

fünfzig.

Stadt Berlin-Lichtenberg, Teltow, Stadt Berlin-Wilmersdorf

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Abänderung des Statuts der Potsdamer Handelskammer, Siß Berlin.

)

S 6 Die Zahl der Mitglieder

_8 3, Absayß 4. ¿n Der dritte Teilbezirk umfaßt die Kreise Niederbarnim,

‘der Handelskammer beträgt

und Beeskow-Storkow; auf denselben entfallen 25 Mandate. B, f Der dritte Teilbezirk wird in die folgenden engeren Wahl- bezirke zerlegt: Niederbarnim. . . . mit 9 Mandaten, Stadt Berlin-Lichtenberg . . mit 2 Mandaten, E C L E . mit 10 Mandaten, Stadt Berlin-Wilmersdorf . mit 3 Mandaten, Beeskow-Storkow . . . . mit 1- Mandat. (Wahlort: Stadt Beeskow.) In dem Wahlbezirk Beeskow-Storkow wird mit allge- meinem gleichen Wahlrecht aller Wahlberechtigten gewählt. n. dem Wahlbezirk Berlin-Lichtenberg werden zwei gleiche IWahlabteilungen zur Wahl je eines Mitgliedes gebildet. Jn den Wahlbezirken Niederbarnim, Teltow und Berlin-Wilmers- dorf werden die Wahlberechtigten unter Zugrundelegung des Ergebnisses ihrer Veranlagung zur Gewerbesteuer in drei gleiche Abteilungen zerlegt, welhe je !/; der auf den be- treffenden Wahlbezirk entfallenden Mitglieder zu wählen haben; danach hat zu beseßen: - Niederbarnim 3 Mandate 1. Kl, 3 Mandate I1. Kl, 3 Mandate III. Kl; Teltow 3 Mandate I. Kl., 4 Mandate 11 Kl., 3 Mandate II1. Kl.: Berlin- Wilmersdorf 1 Mandat 1. Kl, 1 Mandat I1. Kl, 1 Mandat 111. Kl. Wahlort für die Kreise Niederbarnim und Teltow ist Berlin, für die Kreise Berlin-Lichtenberg und Berlin-Wilmersdorf der Stadtbezirk beider Gemeinden. Berlin, den 20. Oktober 1914. Potsdamer Handelskammer, Siß Berlin. C 9,) Marggraf f. Vorstehende Statutenänderung wird hierdurch genehmigt. Berlin, den 18. November 1914.

Der Minister für Handel und Gewerbe. F N: LU)ensty.

Boranncma Un g;

Von den zuständigen Staats- und Kirchenbehörden wird die Errichtung einer selbständigen evangelischen Kirchengemeinde für den Nord-Bezirk der Luisen- Kirchengemeinde zu Charlottenburg beabsichtigt. Dem- gemäß haben wir nah Anhörung der kirhlihen Körper- \chaften der Luisen-Kirchengemeinde mit dem Herrn Polizei- präsidenten von Berlin folgende Festseßzungen in Aussicht ge- nommen:

l

Die EvangelisGen in demjenigen Gebiet der Stadt CGharlotten- burg, welhes um|ichrieben wird: | im Süden: ausgehend von dem Punkt (A), wo die Wekchbildgrenze der Stadt die Spree nordwärts verläßt, dur die Viittellinie der Spree qufwärts bis zu dem Punkte (B) der städtischen Weichb ldgrenze, wo diese die Spree senkrecht kreuzt, im Often, Norden und Westen durch die Weichdildgrenze der Stadt von Punkt B bis Punft A, i | werden aus der Luisen-Kirchengemeinde ausgepfarrt und zu einer felbst- ständigen Luisen 11 (Nord)-Kirchengemetnde vereinigt. I Die siebente Pfarrstelle der Luisen-Kirhengemeinde geht mit ibrem derzeitigen Inhaber als erste Pfarrstelle an die neue Kirchen- gemeinde über. : In der Luisen I1 (Nord)-Kirchengemeinde wird eire neue zweite Pfarrstelle errichtet. H

Für die neue Kirchengemeinde gelten bis auf weiteres die gegen- wärtigen Gebührenordnungen der Luisengemeinde. V Die neue Kirchengemeinde hat so lange, bis thr eine eigene Be- erdigungsabteilung auf dem Südwestktrchhofe bei Stahnsdorf zu- gewiesen wtrd, jedoh längstens auf die Dauer von einem Jahre vom Inkrafttreten ihrer Errihtungsurkunde ab, das Necht, .die der Luisen- Kirchengemeinde gehörigen Ktrhhöfe 11 und [111 (am Spandauerberg und am Neuen Fürstenbrunnerweg) dergestalt mitzubenutzen, daß a. die Verwaltung dieser Kirhhöfe allein der Stammgemeinde verbleibt, welche au alle Verwaltung8- und Unterhaltungs- kosten allein zu tragen hat, L b. die Zweiggemeinde nur die Stolgebühren für Begräbnisse threr Mitglieder auf diesen Kirhhöfen, sowie etwaige Auslösungs- gebühren im Falle der Beerdigung von Mitgliedern auf anderen Kirhhöfen bezieht, während alle übrigen Gebühren der Stammgemeinde zufließen.

Vis

Die Luisen-Kirchengemcinde ist verpflichtet, alle Nehte und Pflichten, welche ihr aus dem Verkauf ihrer an der Gaußstraße be- legenen und tm Grundbuch der Stadt Charlottenburg Band 74 Blatt Nr. 2881 eingetragenen unter Nr. 5, 6, 7 des Bestandsver- zeihnisses aufgeführten Grundstückte Kartenblatt 11, Parzellen 50, 1161 und 11611 erwachsen, an die Luisen Il (Nord)-Kirchengemeinde zu deren Ausstattung abzutreten.

VL.

Die Luisen-Kirchengemeinde is auf Verlangen des Königlichen Konsistoriums der Provinz Brandenburg verpflichtet, _ thre in den Nonnenwiesen gelegenen, im Grundbuhe der Stadt Charlottenburg Band 74 Blatt Nr. 2881 eingetragenen, unter Nr. 8 und 9 des Be- standsöverzeihnisses aufgeführten Grundstücke, Kartenblatt 10 Par- zellen 945/3 und 946/3, der Luisen 11 (Nord). Gemeinde entweder lasten-, fosten- und \chuldenfrei zu übereignen und aufzulassen oder, sobald sie diese Grundstücke an einen anderen als die Luisen 11 (Nord)- Gemeinde veräußert, den Verkauféerlös nach Abzug der durh die Veräußerung und Auflassung entstandenen Kosten zu überweisen.

VII.

Dle Luisengemeinde ist verpfl1htet, sobald sie thre Kirhhöfe II und [IT (am Spandauerberg und am Neuen Fürstenbrunnerweg), ein- etragen im Grundbuche der Stadt Charlottenburg Band 59 Blatt Nr. 2450 und Band 126 Blatt Nr 4603, ganz oder in einzelnen Teilen (teilweise) veräußert, von dem jedesmaligen Netnerlôs, wenn dieser bis zu 500000 #4 -— Fünfhunderttautend Mark beträgt, 10 vom Hunrert, wenn er zwischen 500 001 Fünfhunderttaufendeine bis zu 10909 000 4 Eine Million Mark beträgt, 15 vom Hundert, und wenn er über 1000000 6 Eine Million Mark beträgt, 20 vom Hundert an dke Luisen TT (Nord)-Gemeinde abs

selbst Teile zu neuen oder Nachbargemetnden abgezweigt find, ver- pflichtet, von den ihr nach Absay 1 von der Luisengemeinde über- wiesenen Beträgen Tetlbeträge nah näherer Anordnung des König- lien Konsistoriums der Provinz Brandenburg abzuführen.

gemeinde nah den vorstehenden Bestimmungen unter V, VI und VlI

Die Luisen 11 (Nord)-Gemelnde ist, sofern inzwischen von ihr

VIII. Die Vermögenswerie, welhe die Luisen IT (Nord)-Kirchen-

erbält, werden von der Berliner Stadtsynode, vertreten dur ihren geshäftsführenden Aus|chuß, mit der Maßgabe verwaltet, daß diese Vermögenswerte lediglich für die Luisen 11 (Nord)-Kirhengemeinde oder für von ihr abgezweigte Kirchengemeinden und nur mit Zu- stimmung des Königlichèn Konsistoriums verwendet werden dürfen.

UX, Die Quisen-Kirchengemeinde hat das Gehalt, den Alterszulage- fassenbeitrag und die Mietsentshädigung für die an die neue Gemeinde überwiesene Pfarrstelle solange aus ihrer Kirchenkasse weiter zu zahlen, wie die neue Gemeinde die Kirhhöfe 11 und I1l der Luisengemeinde mitbenugt (Ziffer [V diefer Urkunde). D. Q Der neuen Kirchengemeinde wird als gottesdtenstliche Stätte zunächst die von der Stadtgemeinde Charlottenburg hierfür zur Ver- fügung gestellte Aula der 29. Gemeindeshule zu Charlottenburg, Wiebestraße 53—98, überwiesen. Für ihre Amtshandlungen stehen ihr bis zur Einweihung einer eigenen Kirche die Luisen- und die Lützow-Kirche zu Charlottenburg dergestalt zur Verfügung, daß die Gebühren für Heizung, Beleuchtung, Schmuck (außer Pflanzendekoration) und Glodenläuten der Luisen- bezw. der Lühßow-Kirchengemeinde, alle übrigen Gebühren aber der Luisen I[ (Nord)-Gemeinde zufließen. Eine weitere Ausstattung erhält die Zweiggemeinde von der Luisengemeinde nit. Jndem wir diesen Parochialregulierungsplan zur öffent- lichen Kenntnis bringen, fordern wir die Beteiligten auf, etwaige Einwendungen gegen ihn bis zum 5. Dezember 1914 an einem Wochentage in der Zeit von 10 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags in dem Zimmer Nr. 30 unseres Dienstgebäudes, Lindenstraße 14 hierselbst, bei dem Herrn Zivilsupernumerar Moldenhauer oder dessen Stellvertreter unter geeignetem Aus- weis über ihre Legitimation zur Sache schriftlih einzureichen oder zu Protokoll zu érklären. Berlin, den 20, November 1914. (L. D.) Königliches Konsistorium der Provinz Brandenburg, Abteilung Berlin. Sleinhausen.

Erl Ot agS Urt Un De,

Mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten und des Evangelischen Oberkirchen- rats sowie nah Anhörung der Beteiligten wird von den unter- zeichneten Behörden hierdurch folgendes festgeseßt.

S1. : In der evangelischen Eptphanien Il (Südost) -Kirchen- gemetnde zu Charlottenburg, Diözese Friedrihswerder [l1, wird eine dritte Pfarxstelle errichtet. S 2. j Diese Urkunde tritt am 1. Januar 1915 in Kraft. Berlin, den 4. November 1914. : S) Berlin, den 12. November 1914. Königliches Konsistorium s der Provinz Brandenburg, Der Königliche Polizeipräsident. Abteilung Berlin. von Jagow. Steinhausen.

Sa geSoronuna

für bie Sißzung des Landeseisenbahnrats

am Donnerstag, den 10. Dezember D Vormittags 11 Uhr.

1) Vebersicht der Normaltransportgebühren für Personen

und Güter. R : i | h . 9) und 3) Mitteilung über die aus Anlaß des Krieges

genehmigten Ausnahmetarife usw. Berlin, den 25. November 1914. Der Vorsißende des Landeseisenbahnrats. Stieger, Unterstaatssekretär, Wirklicher Geheimer Rat.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 26. November 1914.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar- sizung: vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, der Ausschuß für Handel und Verkehr sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen Sißzungen.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 224, 225 und 226 der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthalten die 86. Verlustliste der preußischen Armee, die 65,, 66., 67. und 68. Ver- lustliste der bayerishen Armee, die 63. Verlustliste der sächsishen Armee und die 65. Verlustliste der württembergischen Armee.

Sachsen.

Der Land tag ist gestern zu einer außerordentlichen Tagung zusammengetreten, die durh den Vorsißenden im Ministerrate Kultusminister Dr. Becck namens des Königs mit einer Rede eröffnet wurde. Der Minister führte laut Bericht des „W. L, B. “aus: Der außerordentliche Landtag trete zu einem Zeitpunkte zusammen,

in dem Deutschland in ungeahnter Kraft sein \harfes Schwert zur Abwehr des heimtückishen Ueberfalls einer ganzen Welt von inden erhoben habe, die es auf seine Vernichtung abgesehen hätten. Die fast übermen|chliche Aufgabe von ebenso tiefem Ernste wte weltgeshihtliher Größe, vor die das Vaterland plöulih gestellt sei, habe, Gott sei Dank, ein großes Geschleht, ein einiges Volk von Brüdern, bereit zu jedem Opfer an Gut und Blut, celundén, Nicht als Amboß für andere Nationen, wie es die Feinde sich dächten, sondern zu threm

Volk den dachte der Minister der genialen SeereclBing, vergleichlichen

Reihen auch die eingetreten seien und Mitglieder beider Kammern sich dem Dienste des Vaterlandes widmeten. Neben den Ruhmestaten des Heeres \trahle aber helleuchtend die Opferbereitshaft der Bevölkerung. Er set beauftragt, dem Lande hierfür den wärmsten Königlichen Dank zu übermitteln. Der Minister ging sodann auf die einzelnen dem Landtag gemahten Vorlagen ein, von denen die bedeutsamste dazu be- stimmt sei, für die mit dem Kriege zusammenhängenden Erforder- nisse des Staatshaushalts, die ständischen Kreditbedürfnisse zu be- willigen, und wodurch das Finanzministerium ermächtigt werden foll, die Barbestände der Finanzhauptkasse um 200 Mil- lionen Mark zu verstärken Der Minister {loß: „Die Staatsregierung t mit Jhnen in dem unerschütterlihen Gntsch:uß eins, tm Bewußtsein unserer unbeuasamen Stärke mit allen Kräften durdzuhalten, bis wir unsere Feinde niedergerungen und einen der Paget Opfer und vergossenen Tränen werten aben.“

für eröffnet. die Negierungsvorlagen Debatte an. Staatsminister Dr. Beck in einer von vaterländishem Geiste durchwehten Rede den Königlichen Dank für die einmütige Be- willigung der geforderten Mittel aus, worauf er den außer- ordentlichen Landtag für geschlossen erklärte.

zuführen

Screcken als der De von ferndeutshem Stahl, von dessen wudhtigen Schlägen bald die Tore Europas erzitterten, habe das

ents{chlossen aufgenommen. Dankbar ge- sodann des Herrn der Heerscharen und Bereits sei die Kunde von un- tegen der deutschen Truppen gekommen, in deren öniglichen Prinzen mit jugendlicher Begeisterung

Kampf

Frieden errungen Stürmischer Beifall unterbrach die Nede wiederholt.

Der Minister erklärte darauf den außerordentlichen Landtag Beide Kammern des Landtages nahmen einstimmig und ohne In einer feierlihen Schlußsißung drückte der

Oesterreich-Ungarn. Der Erzherzog Leopold Salvator, der vor einigen

Tagen zu kurzem Aufenthalte vom Kriegsshauplaß in Wien eingetroffen ist, empfing vorgestern vom Deutschen Kaijer der „Korrespondenz Wilhelm“ zufolge nachstehende Depesche :

Setner Kaiserlihen und Königlichen Hobeit Erzherzog Leopold Salvator von Oesterreich. Großzes Hauptquartier, 24. 11. 1914.

Gurer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit erfolgreiche Tätigkeit als Generalartillerieinspettor und Oberster Waffenvorgeseßter der in meiner Armee so ruhmreich am Kampfe beteiligten östertreichisch- ungarishen Mörserbatterten veranlaßt mtch zu der Bitte, daß Eure Kaiserliche und Königliche Hoheit das Eiserne Kreuz zweiter und erster Klasse, deren Insignien Eurer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit zugehen werden, von mir annehmen und tragen wollen.

Wilhelm. Darauf antwortete der Erzherzog Leopold Salvator mit folgender Depesche : Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen, Großes Hauptquartier. Wien, 24. November.

Für die allergnädigsten Worte der Anerkennung meiner Tälig- keit sowie der der österreichischen Mörserbatterien, denen das Glück zuteil wurde, unter dem allerhöchsten Befehl Eurer glorreichen Majestät in den Reihen der ruhmvollen deutschen Armee kämp!en zu könnén, bitte ih meinen elrfurchtsvollsten Dank huldv-Ust entgegenzunehmen. Diesem Danke schi1ieße ih auch ehrerbiet!git jenen 1ür die allergnäd1gste Verleihung des Cisernen Kreuzes zweiter und erster Klasse an. Mit großer Befriedigung nehme ih dicse Ghrenzeichen entgegen und werde sie mit Stolz tragen.

Grzherzog Leopold Salvator.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentliht eine Kaiserliche Verordnung, die mit Rücksicht auf die Ende November auf- hörende geseßlihe Stundung, die durch frühere Kaiserliche Ver- ordnung für privatrechtlihe Geldforderungen gewährt wurde, Bestimmungen für eine weitere Stundung trifft. Danach sollen im Dezember 1914 25 Proz. der Forderungen, die am 1. August bereits fällig waren oder im Laufe des August fällig wurden, und im Januar 1915 25 Proz. der Forderungen bezahlt werden, die vor dem 1. August 1914 entstanden und in den Monaten September und Oktober 1914 fällig geworden sind. Der Rest der Forderungen, auf die Teil zahlungen zu leisten sind, wird vorläufig bis einschließlich 31. Januar 1915 gestundet. Bis dahin wird auch sämtlichen im Dezember und Januar fällig werdenden, aus der zeit vor dem 1. August 1914 stammenden Forderungen Stundung ge- währt. Für Schuldner, die in Galizien oder der Bukowina ihren Wohnsiß oder ihre geschäftlihe Niederlassung haben, wird die gewährte volle Stundung auf weitere zwei Monate erstreckt.

Die gestrige Sißung des ungarischen Abgeord- netenhauses gestaltete sih zu einer großen Kundgebung für das Deutsche Reich und Kaiser Wilhelm, wobet auch mit großer Sympathie der Waffenbrüderschaft des türkischen Reichs gedaht wurde. Der Vizepräsiden! Karl von Szas8z beantragte zunächst, das Haus möge dem Kaiser Franz Joseph seine Huldigung ausdrücken und beschließen, daß das Abgeordnetenhaus Bewunderung, edlen Stolz und Ver- trauen zu der ruhmvoll kämpfenden Armee dem Höchst- kommandierenden Erzherzog Friedrich zum Ausdru bringe. Sodann fuhr der Vizepräsident laut Bericht des „W. T. B.“ mit folgenden Worten fort : :

Cs fann hier nicht meine Aufgabe sein, eingehend das herrliche Beispiel der Bundestreue zu würdigen, in der das mächt'ge Deutsche Reich (bei diesen Worten briht das ganze Haus in stürmishe Bet- fallskundgebungen Q mit seinem hohhsinnigen Katser an der Sviße (erneut \türmi|\che Betsallskundgebungen, an denen alle Parteien des Hauses ohne Unterschied teilnehmen) |ch bewährt hat. Es kann auch niht meine Ausgabe sein, im einzelnen die Waffenbrüder- haft zu würdigen, die mit der osmanishen Nation zu- stande gekommen it aber i darf wohl namens des ganzen Hauses aus\sprechen, daß wir von den aufrihtigsten und wärmsten Sympathien für diese Nation erfüllt sind, daß wir ihre Sache als die unscre an- sehen, ibren Triumph aus ganzer Seele herbeiwünshen und sie zu ihren bisherigen Erfolgen aus tiefstem Herzensgrund begrüßen. (Stürmischer Beifall.) Jch beantraae daher, daß wir die herzlichen Gefühle, die uns für die mit uns Schulter an Schulter kämpbfenden Nationen beseelen, im Protokoll zum Ausdru bringen, und bitte um die Ermächtigung, dies in entsprehender Form an die zuständigen Stellen gelangen lassen zu dürfen. /

Der ungarische Finanzminister hat einen Geseßentwurf,

betreffend die provisorishe Einführung einer Ein- kommensteuer, eingebraht, wonach Einkommen üver 20 000 Kronen einer Besteuerung von 3,85 Prozent, die sich bis zu 5 Prozent erhöhen kann, unterliegen en Man er- wartet einen Steuerertrag von 15 Millionen Kronen, die aus- \chließlih zu Zweckten der Kriegshilfe dienen sollen. E Wie einer offiziösen Korrespondenz aus der Bukowina berihtet wird, fanden dort sehr A 1 besuchte Ver- sammlungen ukrainisher Huzulenshüßen statt, in denen unter Kundgabe der größten Begeisterung sür dié Armee der Beschluß gefaßt wurde, unter dem Vesehl der in des

i E E;

Bukowina tätigen Truppenkommandos in eigenen militärischen Formationen an der Verteidigung des nationalen Bodens teil-

zunehmen. Großbritannien und Jrland.

Fn der U nterhaussißung vom 23. November forderte der Abgeordnete Wedgwood die Regierung auf, die bürger- [liche Bevölkerung darüber aufzuklären, wie sie sich bei einem etwaigen deutschen Einfalle zu verhalten habe. Von der Regierung wurde laut Bericht des „W. T. B.“ ge- E f

An Orten, die Einfällen ausgeseßt sein könnten, seten Komitee gebildet worden, denen bestimmte S irutttonen gegeben wären, tis aber nit öffentli erôrtert werden könnten. Es bestünde jedo die Hoffnung, daß die Armee und die Flotte imstande sein würden, eine Landung zu verhindern oder, falls eine folhe dech stattgefunden haben follte, den Feind so {nell als möglich in die See zu werfen.

Lord Charles Beresford stellte eine Frage wegen der Verpachtung der Kanalinsel Herm ‘an eine deutsche Gesellschaft.

Von der Regierung wurde geantwortet, daß die West Bank Liegniy Lid. Inhaber der Pachtung sei, die seit drei Jahren von einer Pand în die andere übergegangen wäre. Die Regierung wkiffe nit, was die Gesellschaft dort treibe. Soweit ibr bekannt set, werde auf der Insel nur Landwirtschaft getrieben. Dte Ge'ellschaft beihäftige 25 Personen, darunter 12 En„länder. Nach Ausbruch des Krieges sei die Insel durchsucht worden, ohne daß etwas Verdächtiges gefunden wäre. Sie Habe jeßt eine englishe Besazung.

Frankreich. Der Präsident Poincaré ist, begleitet von Viviani und Dubost, in Paris eingetroffen.

Jtalien.

Die Blätter „Perseveranza““, „Lombardia“', „Sera“ und „Sole“ fordern von der italienishen Regierung energische Vorstellungen bei der englishen Regierung wegen der ungerechtfertigten Beschlagnahme von Kupfer- jendungen nah Jtalien durch englische Kriegsschiffe.

, Portugal.

Wie „W. T. B.“ meldet, gab gestern die Volksmenge vor dem Parlament begeistert ‘ihrer Sympathie für England, Frankreih und Belgien Ausdru. Die portugiesische Presse hebt hervor, daß der Beschluß der Kammer von dem im Monat August gefaßten bedeutend abweicht, da die Re- gierung damals nur zu Verteidigungsmaßnahmen ermächtigt

wurde. Niederlande.

Jn dem vorläufigen Kommissionsberiht über den Vor- anshlag des Etats von 1915 wird über die äußere Politik, wie „W. T. B.“ berichtet, gesagt:

Der Minister sei von ver)\hiedenen Seiten für die Art gelobt worden, in der ex in diesen Zeiten großer Schwierigkeit, die eine doppelte Tät1gkeit Und doppelten Takt erforderte, die Geschäfte geführt und die Neunalität des Landes würdtg behauptet habe. Der Bericht weist auf die s\cckwierige Lage hin, in die Holland, das vollständige Neutralität bewahre, aber au bewahrt zu sehen wünsche, dur beichränkende Bestimmungen gebracht werde, deren Bedingungen es den Reedereien fast unmöalih mache, den Betrieb auszuüben ; f rner durch Minenlegen auf offener See und dur Vorichriften, die den Begriff der Konterbande so ausdehnen, daß es große Nachteile für den Handel und eine ebenso große Unsicherheit zur Folge habe. Man beklage, daß die Londoner Deklaration nit als unantastbar gelte, daß den Interessen dr neutralen Schiffahrt Abbruch gesche, und daß ein Jahrhundert altes Prinzip der Freiheit des offenen Viecres in Gefahr komme. Man vertraue darauf, daß die Negierung forttahren werde, zur Aufhebung dieser Maßregeln mitzuwirken und nachteilige Folgen für das Land, soweit möglich, abzuwenden. ODabet sei die ¿rage entstanden, ob es sid nicht empfehlen würde, daß die Jegterung mit anderen neutralen Mächten, wie Amerika, Schweden, Nouwegen und Dänemark in Verhandlung trete.

E Einige Abgeordnete erbaten Auskunft darüber, wie der Versuch der deutschen Regierung behandelt worden sei, die belgische Bevölkerung aus Holland mit Lebensmitteln zu ver- sorgen.

Türkei.

Ie Regierung hat den Blättern die vom 21. November datierte Proklamation, betreffend den Heiligen Krieg, gugehen lassen. Die Pi oklamation trägt oben den eigenhändigen “(amen8zug des Sultans und darunter, wie „W. T. B.“ meldet, die Worte: Jch befehle, daß diese Proklamation in allen muselmanishen Ländern verbreitet werde. Sie ist ge- zeichnet von dem gegenwärtigen und drei früheren Scheichs ut Jslam sowie 24 hohen geistlihen Würdenträgern. Ver Proklamation geht eine Bemerkung voran, in der fest- gestellt wird, daß der Heilige Krieg gegen Feinde des Jslams gerichtet ist, die ihre Feindseligkeiten durh den Angriff gegen das Kalifat fundgegeben haben, während für die Staatsange- hörigen der übrigen Mächte, die die Verträge beobachten und ihre Prem dichaft bekunden, die islamitishen Grundsäße der Gerechtigkeit und des Friedens wechselseitige qute Beziehungen erheischen. | /

Die Proklamation des Scheich ul Jslamats ist ein längeres Schriftstück, in dem es obiger Quelle zu- fôlge heißt:

Rußland, das fch bemüht, die Unabhängigkeit zu vernichten, die ein Geschenk der Vorsehung für Nationen un Völker N das, indem es die ganze Menschheit zu unterjohen svcht, seit Jahr- E der grausame Feind der menshlichen Wohlfahrt ist, ist Df jeßt die Ursache des Unglücks im nahen und fernen Osten gewesen und hat sich im gegenwärtigen europäischen Kriege mit England und Frankrei vereinigt, die Millionen Muselmanen_ unter ihrem Ioh halten und die, um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen, es darauf abgesehen haben soviel wie möglich das Kalifat, den Stüßpunkt des Jslams und das einzige Zentrum der Beständigkeit des Islamismus, zu er- [chüttern und zu \{chwächen. Diese Gruppe von U/urpatoren,

i, O Tripleentente nennt, hat während des leyten Jahrhunderts alle ismalitishen Völker Indiens, Zentralasiens und des arößeren R „von Afrika ihrer Unabhängigkeit und Fretheiten beraubt. tese Länder sind seit einem Jahrhundert die U:sahe des Verlustes sehr wertvoller Teile der Türkei geworden und haben, indem sie uniere Nachbarn aufwiegelten, den Balkankrieg hervorgerufen und so R Verlust von Hunderttausenden unsculdiger Muselmanen, die L aiguig von Frauen und die Schändung tslamitisher Temyvel f det. Sie haben den gegenwärtigen Krieg hervorgerufen, dessen l es Funken sie gegen das Herz der mohammedanischen Nation s bab, ern, indem sie sch bemühen, mit ihren verruhten Plänen das rha le göttliche Licht zu verlöschen. saft te Proklamation legt sodann dar, daß diejenigen, welhe Feind- Be die Neligton des Islams betunden, früher oder später Séti rn Gottes erfahren werden, und daß der Kalif, der Diener der fe ili Stätten Mekka und Medina, um mit Hilfe des Allmächtigen Nedi d Do Stâtten des Jolams sowie die Heiltgen Orte Jerusalem, 4E 9 e vao Kerbela, das Zentrum des. Kalifats, kurz alle Orte, wo sn ci 4 eten und Heiligen Märtyrec begraben liegen, vor jedem ngril! zu shüûyen, es für scine Pflicht erahtet hat, gemäß den Ge«

boten des genannten Fetwas die Muselmanen zum Heiligen Kriege aufzufordern. Das Kalifat hat alle oêmanishen Unter- tanen von 20 bis zu 45 Jahren zu den Waffen gerufen. Heer und Flotte, die auf diese Art vorbereitet wurden, fowie die islamitischèn Glaubenslehrer und alle Studierenden der Theologie, kurz alle Kinder des Vaterlandes, werden nach und nah auf den ver- shiedenen Kriegsshaupläßen konzentriert, wo der Hetlige Krieg ge- führt wird, und alle Giäubi:en des Jélams haben Befehl erhalten, an dem großen Heiligen Krieg teilzunehmen, sei es, indem sie selbst dienen, fei es dur finanzielle Bethilfe. Daher müssen alle Muselmanen, die sich unter der tyrannitchen Herrschaft der genannten Regierungen in der Krim, in Kasan, Turkestan, Buchara, Chiwa und Indien sowie in China, Afghanistan, Persien, in Afrika und den anderen Kontinenten befinden, nah Maßgabe threr Kräfte mit den Smanen an dem Heiligen Kriege teilnehmen. Der Aufruf hebt hervor, daß insbesondere, um der Tragödie ein Ende zu seyen, wie sie die Entsendung mutelmanisWer Unter- tanen der feindlihen Mächte auf die blutigsten -Kriegsschaupläßze darstelle, wo sie gegen den Kalifen und dessen Verbündete Krieg führen sollen, die Muselmanen alle Opfer auf sich nehmen und Geduld haben müßten, Der Aufruf {ließt mit einem glühenden Appell an alle Muselmanen, ihre Pflicht zu tun, wobei er an die Heiligen Worte erinnert, die den Ueb:rlebenden ein glüdseliges Leben, denjenigen, die als Märtyrer auf dem Felde der Ebre fallen, die Wonnen des Paradi-:ses versprehen. Der Aufruf gibt der Ueber- zeugung Ausdruck, daß mit Gottes Hilfe die Feinde der Religion besiegt werden würden.

Der Scheih Mehmed el Senussi, der Neffe des Großen Scheich, sowie der Scheich Geschir el Senussi, die gestern in Konstantinopel eingetroffen sind, erklärten, wie „W. T. B.“ meldet, gegenüber Vertretern türkischer Blätter : _ Der Große Scheich habe bereits vor der Erklärung des Heiligen Krieges allen Zaujas in Marokko und Tunis befohlen, gegen die &ranzosen den Heiligen Krieg zu eröffnen. Dieser Krieg dauere nah der Erklärung des Dschihad fort. Auch die Zaujas in Aegyten hätten denselben Befehl erhalten. Jn diesem Augenblick dürfte der Heiltge Krieg bereits gegen die Eng'änder begonnen worden sein. Wir wollten, sagten beide Senu)si_ den DsWihad \{chon lange vorher er- öffnen, aber etne innere Stimme gebot uns, eine günstigere Zeit abzuwarten. Die \senussitishen Streitkräfte, die gegen die Gngländer marschieren sollen, belaufen sch auf einige hunterttausend Krieger. Alle wurden aufgefordert, ihre Pflicht zu erfüllen, um den Islam zu retten. Auf die Frage, ob der Krieg gegen Jtalien fort- dauern werde, sagten die Senussi, da die vom Khalifat erlassenen Fetwas den Heiltgen Krieg bloß gegen die kriegführenden feindlihen Mächte proflamierten, wäre es unniöglih, gegen eine Macht vorzugehen, die beute mit dem Khalifat fr-undschaftlihe Beziehungen unterhalte. Die Senussi richteten also ihren Haß gegen die Mächte, die Feinde des Khalifen seien.

Der Minister des Jnnern empfing gestern den Konstantinopeler Vertreter der Vereinigung zur Befreiung der Ukraine, Menelevsty , und erklärte ihm obiger Quelle zu- folge, daß allgemein dic Notwendigkeit der Befreiung der Ufraine von der russischen Herrschaft anerkannt werde. Nach der Bestegung Rußlands werde die türkishe Regierung dem ukrainischen Volke zur Gründung eines unabhängigen Staates Hilfe leisten.

Numäánuien. __ Der österreichishe Gesandte Graf Czernin hat gestern mittag dem König sein Beglaubigungsschreiben überreicht.

_— Wie „W. T. B.“ meldet, ist die Ausfuhr folgender Artikel verboten worden: Binsen, Leinen, Wachsleinwand, Säcke und Samen von Sonnenblumen. Ein provisorisches Ausfuhrverbot für diese Artikel war {hon Ende Oktober er- lassen worden.

Bulgarien.

Vorgestern abend besuchten die diplomatishen Vertreter des Dreiverbandes den Ministerpräsidenten Ra doslawow und drückten ihm ihre Genugtuung über seine Er- flärungen in der Sobranje aus, von denen sie ihre Re- gierungen unverzüglih in Kenntnis geseßt hätten.

Amerika. ¿A Nach einer Meldung der „Times“ aus Washington vom 22. November wird im Weißen Hause mitgeteilt, daß der türkische Votschafter berichtet hat, das Feuern auf die Barkasse der „Tennessee“ bei Smyrna sei nur eine freund\schaftlihe Warnung wegen der Nähe der Minen gewesen. Damit gilt der Zwischenfall als erledigt.

Ernsthafte Unruhen haben vorgestern Nacht in Mexiko stattgefunden. Dem „Reuterschen Bureau“ zufolge versammelte fih eine Menge vor dem Nationalpalast, griff die Magazine an, bemächtigte sich der Waffen und Munition und entwaffnete die Polizei. Einige Personen wurden getötet.

Kriegsnarichten.

Westlicher Kriegs\chauplaßt.

Großes Hauptquartier, 26. November, Vormittags. (W. T. B.) Die Lage auf dem westlichen Kriegs\chau- plaß ist unverändert. Jn Gegend St. Hilaire-Souain wurde ein mit starken Kräften angeseßter, äber {wächlich durchgeführter französisher Angriff unter großen Ver- [lusten für den Gegner zurückgeshlagen. Bei Apre- mont machten wir Fortschritte, :

Oberste Heeresleitung.

Oestlicher Kriegs\chauplaßt.

__ Großes Hauptquartier, 26. November, Vormittags. (W. T. B.) Jn Ostpreußen ist die Lage nicht verändert.

_Jn den Kämpfen der Truppen des Generals von Mackensen bei Lodz und Lowicz haben die russische erste und zweite und Teile der fünften Armee s{chwere Verluste erlitten. Außer vielen Toten und Verwundeten haben die Russen nicht weniger als etwa 40000 unverwundete Gefangene verloren; 70 Geschüße, 160 Munitionswagen, 156 Maschinengewehre sind von uns erbeutet, 30 Ge- hüße unbrauhbar gemaht worden. Auch in diesen Kämpfen haben sich Teile unserer jungen Truppen troy großer Opfer auf das glänzendste bewährt. Wenn es ungeachtet solher Erfolge noch nicht gelungen ist, die Entscheidung zu erkämpfen, so liegt dies an dem Ein- greifen weiterer starker Kräfte des Feindes von Osten und Süden her. Jhre Angriffe sind gestern überall abge- wiesen worden, der endgültige Ausga:g der Kämpfe steht aber noch aus. Oberste Heeresleitung.

Wien, 25. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge- meldet: Das gewaltige Ringen in Russi} ch Bet ba dauert jorl, Bisher machten unsere Truppen in diesex Schlacht

29000 Gefangene und erbeuteten 49 Maschinengewehre sowie viel sonstiaes Kriegsmaterial. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Hoefer, Generalmajor.

Budapest, 25. November. (W. T. B.) Ein offiziösec Bericht besagt: Die Zurückdrängung des s, e Rue pathenpässe in die Komitate Ung und Zemplin eing e- drungenen Seindes ist mit Erfolg in Angriff genommen. Bei dem derzeitigen Stande der Operationen können Einzel- heiten nicht bekannt gegeben werden, doch kann festgestellt werden, daß der Uzsoker Paß sih wieder in unserem Besiß befindet und damit das Komitat Ung vom Feinde ge- säubert ist. Auch die in die oberen Teile des Komitats Zemplin eingedrungenen feindlichen Kräfte ziehen sich nah \{chweren Verlusten zurück.

Südlicher Kriegsschauplaßt.

Wien, 25. November. (W. T. B.) Amitilih wird gemeldet: Unsere Truppen haben unter {weren Kämpfen die versumpfte Kolubara-Niederung bereits überall über- shritten und im Angriff auf die östlichen Höhen Naum ge- wonnen. Mehrere heftige Gegenangriffe der feindlichen Reserven wurden unter großen Verlusten für den Gegner abgewiesen. Zahlreiche Gefangene und Ueberläufer. Süd- östlich Valjevo haben unsere Truppen die \{chneebedeckten Kämme des Maljen und Suvobor kämpfend überschritten. Dort wurden gestern neuerdings 10 Offiziere, über 300 Mann Gefangene und drei Maschinengewehre erbeutet.

Kolonialer Kriegsschauplaß.

Berlin, 25. November. (W. T. B.) Nach den bis heute vorliegenden Nachrichten beträgt die Zahl der bei den Kämpfen um Tsingtau und beim Falle der Festung gegen Angehörigen der Besaßung etwa 4250, einshließlich 600 Verwundete. Die Zahl der Gefallenen soll etwa 170 betragen, darunter fsechs . Offiziere. Vom österreichisch - ungarishen Kreuzer „Kaiserin Elisabeth“ sind 1 Leutnant und 8 Mann verwundet, 8 Mann tot. Die Behandlung der -Gefangenen in Japan soll gut sein. Die japanische Regierung hat die baldige Uebersendung namentlicher len der Toten, Verwundeten und Gefangenen in Aussicht gestellt.

Der Krieg zur See.

London, 25. November. (W. T. B.) Die „Times“ meldet aus Montevideo: Der deutshe Dampfer „Sierra Cordoba“ ist heute mit den Passagieren und Mannschaften des Houlderdampfers „LaCorrentina“ und der französischen Barke „Union“ eingetroffen, die der deutshe Kreuzer „Kronprinz Wilhelm“ erbeutet und versenkt hatte, ersteren am 7. Oktober 270 Meilen nordöstlih der Lobosinsel, leßteren am 28. Oktober 34 Grad südlich 52 Grad westlich Paris. Die Passagiere und Mannschaften wurden auf die „Slierra Cordoba“ gebracht, die den Kreuzer begleitete. Der Kapitän und drei Mann der „Union“ weigerten sih, eine Er- klärung zu unterzeihnen und werden als. Gefangene auf dem Kreuzer zurügehalten, alle anderen unterzeihneten und sind jeßt in Freiheit.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

__ Konstantinopel, 25. November. (W: T. B) Amts licher Bericht des Hauptquartiers. Die Fortdauer des \chlechten Wetters an der kaukasishen Grenze hält für den Augen- blick unsere Bewegungen in den gebirgigen, Gegenden auf. Auch die Russen halten ihre Grenzstellungen. Unsere Truppen, die in die Gegend des Tschorokh eingedrungen waren, haben einen neuen Sieg davongetragen. Sie haben Morgul beseßt und den Tschorokh in der Nähe von Burtschika passiert ; sie haben diese Stellung erobert und während dieser Bewegungen mehrere Schnellfeuergeschüße, eine Ambulanz mit allem Zubehör, zwei Automobile, 100 Zugpferde und Artilleriemunition sowie eine Menge Dynamit erbeutet.

__ Wien, 25. Növenber: (W. T. D) Wie die „Neus ¿Freie Presse” aus Konstantinopel meldet, haben Stämme der Schahsewennen Täbris beseßt.

Konstantinopel, 26. November. (W. T. B.) „Terdschu- man-i-Halikat“ bestätigt die gestern abend hier eingelaufene Nachricht, daß in Täbris zweitausend Russen von Ange- hörigen persischer Stämme getötet worden sind.

Konstantinopel, 25. November. (W. T. B.) Ein amtlicher Bericht des Hauptquartiers besagt: Nach dem Kampfe an der Küste von Bassorah am 19. November, der mit großen Verlusten an Toten und Verwundeten auf englischer Seite endete, erhielt der Feind Verstärkungen und rückte unter dem Schuße des Feuers seiner Kanonenboote langsam dén Fluß entlang vor. Unsere Truppen erwarten den Feind in einer neuen Stellung, wo seine Kanonen und seine Schiffe ihm nicht beistehen können. i ___ Das Schiff „Nilufer“ is infolge eines Unglücksfalls bei Kilia untergegangen. Von den anderen Kriegsschaupläßzen liegen heute keine Nachrichten vor.

(„Nilufer“ war ein kleines Fahrzeug von 209 Tonnen, das der . Krtegömarine als Minenleger diente.)

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Die ordentlihe Novembersizung der Berliner Ge sellschaft für Anthropologie L unter dem Vorsitz von Professor Dr. Seler mit einem Vortrag von Geheimrat Professor Dr. Hans Virchow über den Ehringsdorfer Unterkiefer er- öffnet. An diesem in der Nähe von Weimar gelegenen Ort sind [hon viele vorgeschichtliche Funde geglückt. Der in Rede stehende, dur Lichtbilder erläuterte Unterkiefer wurde, zugleich mit esten des Höhlen- bâären, des Rhinoceros Mur ckii und von Feuersteingeräten des Moustérien zutage gefördert, als man im Kalkstetnbruch Sprengungen vornahm. Dem offenbar mens{lidhen Unterkiefer fehlen beide rechte vordere Scneidezähne, und eine ziemlich beträchtliche Lücke ist zwischen den beiden linken. Wahrscheinlich sind diese Mängel s{hon während des Lebens eingetreten, wofür als Beweis gelten darf, daß rechts die Backenzähne mehr abgekaut sind. Eine starke Furhe für den Hals- kantmuskel zeigt d, ganz ähnlih wie bei dem bekannten, für den ältesten menschlichen Ueberrest gehaltenen Unterki-fer von Mauer au hiec. Dem Mittelstäck dés Kiesérbogens sehlt das vorlretende Kinn vollständig, die Zähne stehen troudèm ziemli