1896 / 36 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Feb 1896 18:00:01 GMT) scan diff

edor von Zobeltiß „Der Thron seiner Väter". Die ndlung verseyt den Ee in ein Milieu ähnlih wie in Moser?s chwank „Krieg im Frieden“. Die kleine märkische Stadt Zernow ist zu der Würde einer Garnisonsstadt erhoben worden, und mit chnfucht erwarten die Ginwohner den Einzug der zwei Eskadrons Ulanen, wel bei ihnen Quartiere beziehen follen. Die feier- lihe Ankunft derselben und die komishen Ovationen, die ihnen bereitet werden, {ließen wirkungsvoll den ersten ein- führenden Akt ab. Nun entspinnt si erst die eigentlihe Handlung. Held derselben ift der Lieutenant Christian XXVII1., Graf und Edler von Hegenau-Samst, Freiherr von at und zur Linden, Vetter des regierenden F eines vom Dichter supponierten kleinen sou- veränen Fürstenthums Hegenau. Der Tod des regierenden Fürsten und die Aufregungen, die Lieutenant Graf Christian als präsumtiver Thronfolger durchleben muß, bis die Annexion seines Lindchens durch reußen ihn der landesväterlihen Sorgen enthebt und in den tand seßt, eine ihm nicht ebenbürtige hübsche Cousine zu heirathen, machen, mit mancherlei lustigen Nebenepisoden und wißigen Schlagworten ausgeschmückt, den Inhalt - der folgenden drei Akte aus. Troß der harmlosen liebenswürdigen Heiter- keit diéses Stoffes vielleicht auch infolge derselben, fand sich unter den an derbere und gewürztere Kost Gew óbnten Zuschauern des Lessing- Theaters eine Oppositionspartei, die am Schluß der Vorstellun recht hörbar murrte. Die Mehrzahl der Anwesenden aber schien sich ausgezeichnet unterhalten zu haben. Als Regisseur wie als Träger der Doe zeichnete sich Ludwig Stahl aus, der eleganteste Offizterdarsteller, den Berlin augenblicklich besißt. Auch die Herren Sauer, Merten, Burg und Kriete verdienen als Vertreter der Übrigen in dem Stück enthaltenen Sol- __ dateylypen und die Herren Guthery, Suske, Vorwerk und Cramer als Ortseingesessene Zernows volle Anerkennung. Unter den Damen ist in erster Linie Frau von Pöllniy zu nennen, welche als Vorsißende der „.Scktion Zernow der großen internationalen Friedensliga“ einen unwiderstehlihen Humor entwickelte, während die weibliche Jugend in den Damen Meta Jäger, Marie Elsinger und dem als Gast mit- wirkenden Fräulein A Wirth vortrefflihe Vertreterinnen fand. Der anwesende Verfasser wurte mehrmals durch Beifall und Hervorruf ausgezeichnet.

Im Königlichen Opernhause werden im Laufe des Februar das Ballet „Laurin“ von Taubert-Graeb mit Musik von Mosczkowski und Adam's Oper „Die Nürnberger Puppe“, sowie unmittelbar darauf Maëcagni’s „Natcliff“ zum ersten Mal in Scene gehen.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Shake- speare’'s „König Richard der Zweite", überseßt von Schlegel, in der Bearbeitung von Wilhelm ODechelhäuser mit Herrn Matkowsky als König Richard gegeben. In nächster Zeit kommt daselbst ein neuer Schwank „Die Höllenbrücke“ von Wilhelm Wolff und Jaffó zur Aufführung. :

Die Königliche Kapelle bringt in ihren beiden Konzerten am 11. und 12. Februar in der Alberthalle zu Leipzig unter Felle Weingartner s Leitung nachfolgende Werke zu Gehör:

endelsfohn: Duvertüre „Hebriden“ ; Mozart: Es-dur-Symphonie Beethoven : Ouvertüre „Leonore 111“, Symphonie V und VII; Weber: Ouvertüre „Freishüg“; Berlioz: Sinfonie fantastique; Strauß: „Tyll Eulenspiegel“; Wagner: „Tannhäuser“-Ouvertüre.

Mannigfaltiges.

Der Verwaltungsrath des Kaiserin Augusta-Vereins für deutshe Töchter berichtet über die Thätigkeit des Vereins im Jahre 1894 Folgendes: Die Ansprüche, welhe von Töchtern der im Kriege von 1870/71 gefallenen oder infolge des Feldzuges verstorbenen Offiziere und Militärbeamten an die Beihilfe des Vereins im Berichtsjahre erhoben wurden, find wiederum zurückgegangen die natürliche Folge des Zeitraums, welcher seit dem Kriege bereits verstrichen ist. MRegel- mäßige Erziehungsbeihilfen wurden 6 Töchtern bewilligt, von denen eine wegen besonderer Dürftigkeit eine Unterstüßung von 300 A, Von diesen

Töchtern befanden sch im Alter von 13 Jahren eine, von 15 Jahren zwei, von 16 Jahren zwei und von 17 Jahren eine. Von Töchtern, welche das erziehungsbedürftige Alter von 17 Jahren bereits über- schritten hatten, aber zu ihrer weiteren Ausbildung für das Lehrfah oder einen anderen Lebensberuf noch einer Beihilfe benöthigten, erhielten 6 eine außerordentlihe Unterstüßung von je 300 M. Die Gesammtsumme der hiernah von dem Vereine gewährten Unter- stüßungen betrug: im Jahre 1890 an 13 Töchter 2250 46, 1891 an 13 Töchter 2250 4, 1892 an 19 Töchter 3750 #4, 1893 an 14 Töchter 2400 Æ, 1894 an 12 Töchter 3150 M Die vom Schhatmeister des Vereins über das Jahr 1894 gelegte Nehnung f\tellt fich folgendermaßen: I. Einnahmen : Bestand aus dem Jahre 1893 1160 4 9 F, Zinsen belegter Kapitalien 658 #4 75 A, eingezogene Kapitalien 2000 A Summe der Einnahmen 3819 4 70 Z§; I1. Ausgaben: regelmäßige Er- ziehungsbeihilfen 1050 4, außerordentlihe Unterstützungen 2100 #6, Verwaltungsausgaben 25 4 40 „4, Summe der Ausgaben 3175 4 40 4§; mithin bleibt Ende 1894 ein Bestand von 644 4 30 pr ITT1. Bermögensbestand: an Effekten 15 000 46, hierzu obiger Kassen- beftand 644 Æ 30 4, mithin Vermögensbestand Ende 1894 15 644 4 30 4. Am Schlusse des Jahres 1893 ves derselbe 18160 A 95 S, er hat si also im Jahre 1894 vermindert um 2516 6 65 .

Dgs alljährlich von dem „Verein Berliner Presse" ver- anstaltete große Ballfest fand am Sonnabend, wie früher, in den Sälen der Philharmonie statt, aber selten ist wohl in den leßten Jahren die Bethetligung cine so lebhafte gewesen wie dies- mal. chon um 10 Uhr herrshte in dem Hauptsaal ein dihtes, festlihes Gewoge von Damen und Herren, ein farbenreihes Bild, welches sch dur die Uniformen vieler Offiziere aller Waffen- gattungen noch glänzender gestaltete. Jn der zwölften Stunde war der Zudrang ein fo bedeutender, daß felbst demjenigen, der die hervorragendsten Perfönlichkeiten der Berliner Gesellschaft kennt, die Vebersiht fast unmöglih wurde. Etwa um diese Zeit erschien der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe - Schillingsfürst im Saale. Seine Durchlaucht trat mit dem Vorsißenden des Vereins, dem Schriftsteller Hermann Sudermann, und dessen Schriftführer, dem Redakteur und Hauptmann d. R. Georg Schweißer, einen Rundgang an und besichtigte dann die „Reimschmiede“ nebst der in Thätig- keit vorgeführten amerikanischen Seßmaschine. Unter den hoch- gestellten Chrengästen des Vereins befanden sich ferner: der preußishe Kriegs - Minister, General der Infanterie Bronsart von Schellendor|, der Minister des Königlichen Hauses von Wedel-Piesdorf, der General-Intendant der Königlichen Schauspiele Graf von Hochberg und der österreichisch - ungarische Botschafter von Szögyényi- Marih. In großer Zahl war die hiesige Schriftstellerwelt auf dem Ball erschienen, die König- lien sowohl wie die anderen hiesigen Theater hatten zu dem Fest Vertreter entsandt, und auch Maler und Musiker hatten ein größeres Kontingent geftellt. Im Konzertsaal wies nur das mit einer Freitreppe versehene Orchester- Podium eine besondere Aus\chmückung auf. Dort befanden sich in einem -geschmackvoll hergerihteten und mit Topfgewächsen gezierten E die für die Tombola gestifteten Gewinne, welche zumeist aus Semälden und Zeichnungen der Mitglieder des befreundeten Vereins Berliner Künstler und aus Prachtwerken und Büchern bekannter Autoren und Verlagsfirmen bestanden. Unter den ersteren bildeten eine Federzeihnung Adolf Menzel's, eine Porträtzeihnung Ihrer Königlihen Hoheit der Grofßhe zogin Alexandrine von Mecklenburg - Schwerin von dem auf dem Balle an- wesenden Professor Conrad Freyberg, Werke von Knaus u. A. die begehrenswerthesten Gewinne. Nach Mitternaht gelangte auch die üblihe Damenspende zur Vertheilung. Sie bestand diesmal aus einem Fächer, zu dem Professor Ehrentraut den malerishen und Ernst von Wildenbruch, Ernft Wichert, Hermann Sudermann, Julius Stinde, FriedriÞh Spielhagen und Ludwig Fulda: den poetischen Schmuck geliefert hatten.

Stuttgart, 7. Februar. Der Württembergische In, genieurverein hielt geftern Abend im großen Saal deg oberen Museums eine außerordentliß zahlreich besuchte Ver, fammlung ab. Eine hohe: Auszeihnung wurde dem Verein dadurch zu theil, daß Seine Majestät der König zu derselben ex. schienen war. Unter den Anwesenden bemerkte man den Herzog Wilhelm von Urah, die Staats - Minister Dr. von Faber, Ee Schott von ia E Dr. von Riede, den abinets - Chef Geheimen Rath Freiherrn von Griesinger, den Géneral-Adjutanten General-Lieutenant Freiherrn bon Falkenstein die Generale von Dettinger, von Pfaff, von Schlotheim u. A. Dex Redner des Abends, General-Lieutenant z. D. Graf v o,n Zeppelin, spra, wie s{chon telegraphisch gemeldet, über feine Entwürfe für lenkbare Luftfahrzeuge. Graf Zeppelin (derselbe, der im Jahre 1870 den berühmten Rekognoszierungsritt ausführte) ist der Ueberzeugung, daß sein N alle Bedingungen erfüllen werde, die man -an das „Fahrzeug der Zukunft“ zu stellen habe. Er hat das Gewicht aller zum Bau verwendeten Materialien genau festgestellt; die Herstellung der Seide für die Gas- bhüllen wird nah einem von ihm angegebenen Verfahren bewirkt, und ein Wasserstoffgas von ungewöhnlih starkem Auftrieb soll zur Ver- wendung kommen. Die Triebkraft wird erzeugt durch einen Daimler- {chen Petroleummotor von einer Pferdestärke und 49 kg Gewicht, der ein Paar -symmetrish zur Fahrzeugachse angeordneter Schrauben- räder mit je vier Flügeln treibt. Da die Berechnungen unanfehtbar seien, müsse das von dem Erfinder projektierte Luftschiff #ch in die Luft erheben. Das Schiff wird durch ein Ruderwerk ge- steuert und dur ein Triebwerk in jeder Nichtung weitergeführt. Die schwierigste Aufgabe war, genügende Festigkeit des Schiffs mit erheb- liher Fahrgeshwindigkeit zu vereinigen. Es gelang, durch eine

Horizontalversteifung des Ballons, mittels Einführung eines Güter-

trägers in die Konstruktion, verbunden mit einer gleichzeitigen Herabminderung des Motorengewichts diese Aufgabe zu lösen, \o- daß der Ballon, der die Form eines 70 m langen Zylinders hat, noch über 400 kg übershüssige Lriebkrast besißt. Durch ein Laufgewiht wird die Stabilität gesichert, beziehungs- weise die Längsachse des Ball ons in wagerechter oder {chräger Richtun

gehalten. Der Erfinder ist der Ueberzeugung, daß dieser Ballon dur

Wind und Wetter mit einer Geschwindigkeit von 12,5 m in der Se- kunde sih fortbewegen werde, bei völliger Lenkbarkeit und ohne Ge- fahren bei der Landung. Die Herstellung des durch den Ballon getragenen Fahrzeugs ist aus Aluminium mit Kupferlegierung gedacht. Zum Schlusse seiner Ausführungen bemerkte der Redner: „Wenn alles stimmt, so würden meine E thatsählich verwirklichen, was die Menschheit so lange erstrebt hat. Mit einer Geschwindig- keit von über 1000 km im Tage würden sie wochenlang dahinshweben. Dabei würde ihre Fahrt eine weit sicherere fein, als die der Seeschiffe; denn weder Klippen noch Stürme wären ihnen ge- fährlid. Jch überlasse es nit der Phantasie —, wohl aber praktishem Ueberlegen eines jeden, sich auszudenken, welchen Nuten solche Fahrzeuge dem Weltverkehr jeder Art bringen müßten, der Post, der Schiffahrt, der Kriegführung, der Erforshung des Grden- rundes bis in das Innerste der noch unaufgeklärten Welt- theile und bis an die eiserstarrten Pole.“ An den Vortrag knüpfte sih eine kurze Diskussion, an der Professor Ernst, Präsident von Leibbrand, Graf Zeppclin und Pro- fessor Bach theilnahmen. Im allgemeinen trat die Ansicht her- vor, daß die Vorschläge des Grafen Zeppelin volle Beahtung und auch Erprobung verdienten. Insbesondere werde das lenkbare Luft- hi bei der Kriegführung eine wichtige Rolle zu spielen haben. Die von einer Seite vorgeschlagene Herstellung eines Fahrzeuges von ge- ringeren Dimensionen oder eines „Modellballons“ wurde von dem Er- finder selbs und von Professor Bach als unthunlich bezeihnet. Der Erfinder berechnet die Kosten für Herstellung des Luftfahrzeuges auf circa 300 000 4, während allerdings andere Schäßzungen weit höher (1 Million Mark) lauteten.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

fünf dagegen eine folhe von 150 4 jährli erhielten.

Wetterbericht vom 10. Februar, 8 Uhr Moraens.

Stationen. Wetter.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeres\p. red. in Millim Temperatur in 9 Celsius 59 C. =4°9 R.

3|bedeckt 3[wolkig Regen Dunst wolkenlos

Belmullet . . Aberdeen Christiansund Kopenhagen . | 764 Stockholm . | 752 aranda . | 741 Nebel t.Petersburg| 748 Schnee Moskau... | 746 |W Negen

Cork, Queens- O l O bedeckt Cherbourg . | 773 bedeckt Ie v C02 wolkenlos 767 |W halb bed. Da C00 bededt 1) winemünde | 767 wolkig?) Neufahrwasser| 763 Dunst?) Memel ... | 758 heiter

Dari Big A bededckt E al * 0A bedeckt Karlsruhe . . | 775 |SW bedeckt Wiesbaden . | 774 still|bedeckt München .| 765 |SSW 3\bedeckt Chemniß .. | 774 |SW 2 Regen Berlin. .… . | 770 |W 4 |bedeckt 4) E e s C0. 3[bededt Breslau... | 771 |W 4'bedeckt*) Ie At. 00 |D 3|bedeckt ia S 1 OTD et ele TTS

2 wolkenlos still |wolkenlos

1) Gestern Regen. ) Abends Regen. 3) Abends Regen. 4) Abends Regen. 5) Nachts Regen.

Vebersicht der Witterung,

Unter der Wechselwirkung eines Hochdruckgebiets über Südfrankreih und einer Med ras Depression über Nord- und Nordost-Europa wehen im Nordsee- und südlichen Ostseegebiete lebhafte, {tellenweise stürmische we tlihe Winde, unter deren Einfluß über der ganzen Nordhälfte Europas die milde Witte- rung fortdauert; nur am Weißen Meer und Umgebung herrscht noh strenge Kälte. In Deutsch- land ist das Wetter mild und vorwiegend trübe, meist ist Regen gefallen; die Morgentemperatur liegt überall, außer am Bodensee, wo noh leiter Frost berrscht, über dem Mittelwerthe, bis zu 8 Grad im nordöstlichen Deutschland. Fortdauer der milden Witterung wahrscheinli. /

Deutsche Seewarte.

A N Theater.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- haus: Geschlossen.

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pi I O U) i M M U bD A U M M C P P P RNO

Schauspielhaus. 42. Vorstellung. König Richard der Zweite. Trauerspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare, überseßt von Auguft Wilhelm von Schlegel. Für die deutsche Bühne bearbeitet von Wilhelm Vechelhäuser. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Dekorative Ginrichtung vom Ober-Jnspektor Brandt. Anfang 7} Uhr.

Mittwoh: Opernhaus. Snbskriptions - Ball. Anfang 9 Uhr.

Schauspielhaus. 43. Vorstellung.

eit. Lustspiel in 4 Aufzügen

kfowronnek. Anfang 7F Uhr.

Die kranke von Richard

Deutsches Theater. Dienstag: Der Meister von Palmyra.. Anfang 7} Uhr.

Mittwoch: Die Weber.

Donnerstag: Der zerbrochene Krug. Hierauf : Liebelei.

Berliner Theater. Dienstag: König Hein-

rich. Anfang 7F Uhr. Mittwoch: Zum ersten Male: Nora. Donnerstag: König Heinrich.

Lessing - Theater.

Dienstag: Comtesse

Guckerl. Anfang 7# Uhr. Mittwoch: Der Thron seiner Väter. Donnerstag: Comtesse Gueckerl.

Refidenz - Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Dienstag: Hotel zum Freihafen. (L’Hôtel du Libre Echange.) Shwank in 3 Akten von Georges Feydeau, überseßt und bearbeitet von Benno Jacobson. Anfang 7} Uhr. b s und folgende Tage: Hotel zum Frei- afen.

Friedrih - Wilhelmslädtisches Theater. Chausseestraße 25—26.

Dienstag: Mit großartiger Ausftattung an Kostümen, Dekorationen und Requisiten: Der Hungerleider. Ausftattungs-Komödie mit Gesang und Ballet in 10 Bildern von Julius Keller und Louis Herrmann, mit theilweiser Benutzung einer

dee des Mark Twain. Musik von Louis Roth.

n Scene geseßt von Julius Sribige. Dirigent:

err Kapellmeister Winné. Anfang Uhr.

Mittwoch: Der Hungerleider.

Ueues Theater. Siffbauerdamm 4a. /5. Dienstag: MAIOtE des Herrn Franz Tewele vom K. u. K. priy. Carl-Theater in Wien. Der err Direktor (Monsieur le Direccteur). ustspiel in 3 Akten von Alexandre Bisson und abrice Carró. Deutsch von Ferdinand Groß. n Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7# Uhr.

Mittwoch: Der Herr Direktor.

Donnerstag : Der Herr Direktor. Vorher: Ein Zündhölzchen zwischen zwei Feuern.

Freitag: Der Herr Direktor. Vorher: Eiu Zündhölzchen zwischen zwei Feuern.

Theater Unter den Linden. Direktion:

Fulius Frißshe. Dienstag: Gaftspiel der Frau Petterson Norrie. Die schöne elena. Komische Operette in 3 Akten von Meilhac und Halóvy, deutsch von J. Hopp. Mußk von Jacques Offenbach. Dirigent: Herr Kapellmeifter Feder- mann. Hierauf: Mufsikalische Scherze. Großes Ballabile, arrangiert vom Balletmeister F. Reisinger. Anfang 73 Uhr.

Mittwoch: Gastspiel der Frau Pettersoun Norrie. Die \chöne Helena. Hierauf: Musikalische Scherze. Großes Ballabile, arrangiert vom Balletmeister J. NReisinger.

Sonntag, den 16. Februar, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Der Bettelftudent. Operette in 3 Akten von F. Zell und R. Genée. Musik von Carl Millöcker.

Adolph Ernst-Theater. Dienstag: Charley's Taute. Schwank in 3 Akten von Thomas Brandon. Repertoireftück des Globe-Theaters in London. In Scene geseßt von Adolph Ernst. Vorher: Die Bajazzi. Parodistishe Posse mit Gesang und Tanz in 1 Akt von Ed. Jacobson und R, Jacobson. Musik von F. Noth. * Anfarg

Y; Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Pentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

Dienstag: Emil Thomas a. G. Eine tolle Nacht, roße Ausstattungsposse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wikh. Mannstädt und

lius Freund. Musik von Julius Einödshofer.

n Scene geseßt vom Direktor Richard Schultz.

ie Tanz-Arrangements vom Balletmeister Gund- lach. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Eine tolle Nacht.

Konzerte.

Konzert-Haus. Karl Meyder - Konzert.

Dienstag: Ouvert. „Maritana“, Wallace. „Nienzi“, Wagner. Walzer „Sirenenzauber* von Waldteufel. Air varió“ für Violine von Vieurtemps (Herr Carnier). „Der Liebestraum“ für Piston von Hoch (Herr Werner).

Dienstag, den 18. Februar: Fastnuachts - Sub- Le tious:Ball. Karten à 3 46 im Bureau des

uses.

Sing-Akademie. Dienstag, Anfang 8 Uhr: Lieder- und Balladen-Abeud des Kammersängers Carl Mayer.

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Dienstag, Anfang 74 Uhr: AxL. Abonnements-Soirée des Böhmischen Streich-QOuartetts.

Zirkus Renz. Karlftraße. Dienstag, Abends 74 Uhr: Gala-Sport-Vorstellung. Großartiger Erfolg! Ein Küustlerfes. Auf das Glänzendste inscentert vom Direktor Fr. Nenz. Neue Einlage : Die Katastrophe des Riesendampfers „„Cir- ceutia“’. Außerdem: Auftreten von nur Künsftler- Spezialitäten allerersten Ranges. Vorführen und NReiten der bestdressierten Freibeits-, Spring- und Schulpferde. Komishe Entrées und Intermezzi. sämmtlicher Clowns und- des beliebten Original- August Mr. Lavater Lee.

ittwoh: Abends 7} Uhr: Große Komiker- Vorstellung zum Benefiz für den beliebte e„Original-August Mr. Lavater Lee. Mr. vater Lee stellt eine Flashe mit Geld im Schw fenster des Zigarrenges{chäfts des Herrn Louis Krafi, Are: 116 (am Oranienburger Svoei aus. Der nhalt dieser Flashe wird demjenigen Besucher der Vorstellung überliefert werden, welher den Werth des Geldes am genauesten erräth. Es wird gebeten, die geschäßte Summe, auf einem Zettel verzeichnet, mit Namensunterschrift und Angabe der genauen Eon Sette bei Vorzeigung des Billets ab- zugeben. Ein Künstlerfest. Neue Einlage: Die Katastrophe des Riesendampfers „Circenutia““.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Dorothea Girodz von Gaudi mit Hrn. Rittergutsbesiger und Prem.-Lieut. d. L. Wilhelm von Klißing (Berlin—Kolzig). Frl. Ssolde von Arnim mit Hrn. Landstallmeister Grafen Grnst zu Münster-Langelage (Dresden). Frl. Hanna von Lindeiner mit Hrn. Lieut. Georg Kranold (Schweidnitz).

Verehelicht: Hr. Oberst-Lieut. z. D. Johannes Kreß mit Antonie, verw. von Bargen, geb. Bolle a ny, Hr. Lieut. d. R. Hans

one von Schwerin mit Jda Gräfin von Bern- tor} (Ankershagen).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Wasser-Bauinspektor Roloff (Oppeln). Eine Tochter: Hm Mroienot E. von Esmarch (Königsberg i, Pr.).

Gestorben: Fr. Oberst Katharine Gräfin vol Bredow, geb. von Wedemeyer (Charlottenburg/- Fr. Clara von Rabiel, geb. Nernst (Berlin) Hr. Superintendent Theodor Opitz (Prettin). Hr. Rittergutsbesißer, Lieut. a. D. Alexander von Witowski (Schloß Mokrau).

E

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) în Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

(einshließlich Börsen-Beilage). (233)

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staals-Anzeiger.

M 36.

Berlin, Montag, den 10. Februar

Königreich Preußen.

Deum

wegen Ausfertigung auf den Jnhaber lautender Anleihe- \heine der Stadt Elmshorn im Betrage von 1500000

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c.

Nachdem die städtischen Kollegien zu Elmshorn am 8. März 1895 beschlossen haben, die theils zur Abtragung älterer Schulden, theils zur Erbauung einer Realschule, zur Kanalisation der Stadt und zu Erweiterungsbauten am Krankenhause, an der Gasanstalt und den Mädchenshulhäusern erforderlichen Mittel im Wege einer Anleihe zu beschaffen, wollen Wir auf den Antrag der Stadtvertretung,

zu diesem Zwecke auf jeden Inhaber lautende, mit Zinsscheinen versehene, seitens der Gläubiger unkündbare Anleihescheine im Betrage von 1 500 000 4 ausstellen zu dürfen, i; da sih hiergegen weder im Interesse der Gläubiger noch der Schuldnerin etwas zu erinnern gefunden hat, gemäß § 2 des Gesetzes vom 17. Juni 1833 (G.-S. S. 75) und der Königlichen Verordnung vom 17. September 1867 (G.-S. S. 1518) zur Ausstellung von Anleihescheinen im Gesammtbetrage von 1500000 #Æ, in Buch- staben: „Einer Million fünfhundert Tausend Mark“, welche in fol- genden Abschnitten: 900 Stüd zu 1000 A == 900 000 M 1000 000. = OCO O00. 1000100 / ==- 100000 zusammen 1 500 000 #4 nach dem anliegenden Muster auszufertigen, mit drei und einem halben Prozent jährlich zu verzinsen und nach dem festgestellten Tilgungsplan mittels Verloosung oder Ankaufs vom 1. April 1896 ab jährlich mit wenigstens einem und einem halben Prozent des Kapitals unter G rebnüng der dur die fortshreitende Tilgung ersparten Zinsen zu tilgen sind, dur gegenwärtiges Privilegium Unsere landesherrliße Genehmigung ertheilen. Die Ertheilung erfolgt mit der rechtlichen Wirkung, daß ein jeder Inhaber der Anleihescheine die daraus sih ergebenden Rechte geltend zu machen befugt ist, ohne zu dem Nachweise der Uebertragung des Eigenthums verpflichtet ein. M l Durdd vorstehendes Privilegium, welhes Wir vorbehaltlih der Rechte Dritter ertheilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der Anleihescheine eine Gewährleistung seitens des Staats nicht über- nommen.

Urkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Berlin im Schloß, den 20. Januar 1896.

(L196) Wilhelm R. Miquel. Freiherr von der Necke.

Regierungsbezirk

Provinz - leswig.

Schleswig-Holstein. S h Y s Anleiheschein der Stadt Elmshorn . «te Ausgabe, ‘Buchstabe „… . . Nr... - - über .….. H Reichswährung.

Ausgekertigt in Gemäßheit des landesherrlichen Privilegiums vom (Amtsblatt der Köntglihen Regierung zu

Schleswig vom . 18. o 0, Se und Gesez-Sammlung für 18. „, Seite . . ., laufende Nr. . ._.).

Auf Grund des von dem Bezirksausshusse zu Schleswig ge- nehmigten Beschlusses der städtishen Kollegien zu Elmshorn vom 8, März 1895 wegen Aufnahme einer Schuld von 1 500 000 A be- fennen fih der Bürgermeister, der Beigeordnete, der Stadtverordneten- Vorsteher und sein Stellvertreter namens der Stadt durch diese, für jeden Inhaber gültige, seitens des Gläubigers unkündbare Verschreibung zu einer Darlehns\{huld von é, welhe an die Stadt bar gezahlt worden und mit drei und einem halben Prozent jährli ¡u verzinsen ift.

Die Rückzahlung der ganzen Schuld von 1 500 000 Æ erfolgt nah Maßgabe des genehmigten Tilgungsplans mittels Verloosung oder Ankaufs der Anleihescheine in den Jahren 1896 bis spätestens 1931 einshließlich aus einem Tilgungs\tock, welcher mit wenigstens einem und einem halben Prozent des Kapitals jährlich unter Zu- wachs der Zinsen von den getilgten Anleihescheinen gebildet wird. Die Ausloofung geschiekt in dem Monat Januar jeden Jahres zur Auszahlung am 1. April jeden Jahres. Der Stadt bleibt jedoch das Recht vorbehalten, den Tilgungsstock zu verstärken oder auch fämmt- Me noch im Umlauf befindlihe Anleihesheine auf einmal zu ündigen.

Die durch die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen eben- falls dem Tilgungsstock zu. i N

Die ausgeloosten, sowie die gekündigten Anleihescheine werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Tel fs sowie des Termins, an welchem die Rückzahlung erfolgen foll, spätestens ur Monate vor dem Lermin der Einlösung öffentlih bekannt ge- macht. Diese Bekanntmachung erfolgt in dem „Deutschen Reichs- und Preußischen Staats-Anzeiger“‘, dem Amtsblatt der König- di Regierung zu Schleswig und den in Elmshorn jeßt erscheinenden eitungen.

Wird die Tilgung der Shuld durch Ankauf von Anleiheseinen bewirkt, so if dieses unter Angabe des Betrags der angekauften Anleihescheine alsbald nah dem Ankauf in gleicher Weise bekannt zu machen. Geht eines der vorbezeihneten Blätter ein, so wird an dessen Statt von der Stadtvertretung mit B na des Königlichen Regierungs-Präsidenten zu Schleswig ein anderes Blatt bestimmt.

Bis zu dem Tage, wo folchergestalt das Kapital zu entrichten ist, wird es in halbjährlihen Terminen, am 1. April und am 1. Ok- tober, von heute an gerehnet, mit drei und einem halben Prozent ährlich verzinst.

Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße Rückgabe der fällig gewordenen Zinsscheine beziehungsweise dieses An- leihesheins bei der Stadtkasse zu Elmshorn, und zwar auch in der nah dem Eintritt des Fälligkeitstermins folgenden Zeit. :

Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Anleihe- {eine sind auch die dazu gehörigen Zinsscheine der späteren Fälligkeits- termine zurückzuliefern. Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital abgezogen. Die gekündigten Kapitalbeträge, welche inner- halb dreißig Jahren nah dem Rückzahlungstermin niht erhoben werden, owie die innerhalb vier Jahren, nah Ablauf des Kalenderjahres, n welchem sie fällig geworden, niht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadk. Das Aufgebot und die Kraftloserklärung ver- lorener oder vernihteter Anleihescheine erfolgt nah Vorschrift der 2d 838 ff. der Zivilprozeßordnung für das Deutsche Reih vom V. Januar 1877 (Reichs-Geseyblatt Seite 83) beziehungsweise nah

20 des Ansführungsgesezes zur Deutschen Zivilprozeßordnung vom 4. März 1879 (Geseß-Sammlung Seite 281). /

Zinsscheine können weder aufgeboten, noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll demjenigen, welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei der Stadtver- wältung anmeldet und den stattgehabten Besiy des Zinsfcheins

durch Vorzeigung des Anleihescheins oder fonst in glaubhafter Weise darthut, va Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis dahin niht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung aus- gezahlt werden.

Mit diesem Anleizescheine find halbjährige Zinsscheine bis zum Schlusse des Jahres . . . ausgegeben; die ferneren Zinsscheine werden für fünfjährige Zeiträume ausgegeben werden. /

Die Ausgabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei der Stadtkasse in Elmshorn gegen Ablieferung der der älteren Zinsschein- reihe beigedruckten Anweisung.

. Beim Verlust der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des Anleihescheins, ofern dessen Pag Feen geschehen ift. ;

Zur Sicherung der hierdurh eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt mit ihrem Vermögen und mit threr Steuerkraft.

Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt.

Elmshorn, den . . ten Der Bürgermeister. Der Stadtverordneten-Vorsteher.

Der Beigeordnete. Der \tellvertretende Stadtverordneten-BVorsteher.

Anmerkung. Die Anleihescheine sind außer mit den vor- stehenden Unterschriften mit dem Siegel der Stadt zu versehen.

Regierungsbezirk

Provinz ] Schleswig.

Schleswig-Holstein. Zinsschein «s ÎE ULETDP zu dem Anleihescheine der Stadt Elmshorn, . . . te Ausgabe, BUPitabe .., ¿ Mr. ch. Ubck M U 0x Prozent” Zinsen über... . Mark . © Pfennig.

Der Inhaber dieses Zinsscheins empfängt gegen dessen Nückgabe in der Zeit vom 1. April (beziehungsweise 1. Oktober) . . . . ab die Zinsen des vorbenannten Anleihescheins für das Halbjahr vom . ... bis mit Mark . . . Pfennig bei der Stadtkasse zu Elmshorn.

Elmshorn, den .. Der Bürgermeister. Der Stadtverordneten-Vorsteher.

Der Beigeordnete. Der stellvertretende Stadtverordneten-Vorsteher.

N Zinsschein ift ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nah Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.

Anmerkung. Die Namensunterschriften können mit Lettern oder Faksimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenhändigen Namensunterschrift eines Kontrolbeamten ver-

sehen werden.

Provinz Regierungsbezirk Schleswig-Holstein. Schleswig. Anweisung zum Anleihescheine der Stadt Elmshorn, ¿ PMUSdabe DUMitabe Nr e U c Wat,

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem obigen Anleihescheine die . . te Reihe von Zinsscheinen für die fünf Jahre . . .. bis . . . . bei der Stadtkasse zu Elmshorn, sofern niht rehtzeitig von dem als folchen fih ausweifenden Inhaber des Anleihesheins dagegen Widerspruch erhoben wird.

Elwmshorn, den . Der Bürgermeister. Der Stadtverordneten-Vorsteher. Der Beigeordnete. Der stellvertretende Stadtverordneten-Vorsteher.

Anmerkung. Die Namensunterschriften können mit Lettern oder Faksimilestempeln gedruckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Namensunterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Die Anweisung is zum Unterschied auf der ganzen Blattbreite unter den beiden leßten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern

in nachstehender Art abzudrucken :

. ter Zinsschein. . _ ter Zinsschein.

Anweisung.

Deutscher Reichstag. 35. Sißung vom 8. Februar, 1 Uhr.

Ueber den Anfang der Sißung wurde in der Nummer d. Bl. vom Sonnabend berichtet.

Die nur im Auszug mitgetheilte Erklärung des Reichs- kfanzlers Fürsten zu Hohenlohe-Schillingsfürst hatte folgenden Wortlaut:

Ich habe vor Eintritt in die Tagesordnung das Wort erbeten, um dem Reichstag auf seine vorjährige Resolution wegen Einberufung einer Münzkonferenz eine Mittheilung zu machen.

Meine Herren, im Verfolg der von mir in der Sißzung des Reichstags vom 15. Februar v. J. abgegebenen Erklärung habe ih die Frage der Hebung und Befestigung des Silberwerths mit den ver- bündeten Regierungen in eingehende Erwägung aezogen. Dabei leitete mich die Ueberzeugung, daß das Schwanken und das starke Sinken des Silberpreises auh für uns ungeachtet unserer auf der Basis der Goldwährung befeftigten monetären Situation wirthschaft- lihe Nachtheile mit sich bringe. (Bravo! rets.)

Wie der Herr Staatssekretär des Reichs - Schaßamts in der Reichétagssißung vom 16. Februar v. J. ausführte, kommt in dieser Hinsicht zunächst die empfindlihe Schädigung in Betracht, die der deutsche Silberbergbau durh den Preisrückgang des Silbers erleidet.

Die deutsche Silberproduktion umfaßt etwa 90% der Silber- gewinnung der Erde. Für den überwiegenden, aus ausländischen Erzen dargestellten Theil dieser Produktion ist der Preisrückgang niht von Belang; für den aus inländishen Erzen gewonnenen Rest bedingt er jedo eine Werthverminderung, die so erheblich ift, daß sie die Rentabilität des auf Gewinnung von Silber gerichteten heimischen Bergbaues in Frage stellt.

Dazu tritt die Beeinflussung unseres Exports nah den Silber- ländern. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Verkehr mit diesen

Ländern durh das Sinken und die Schwankungen des Silberwerths"

ershwert wird (sehr rihtig! rechts), wenngleih die Schwankungen während der leßten Zeit \sich in verhältnißmäßig engen Grenzen gehalten haben, und wenngleich für die Interessenten die Möglichkeit besteht, sich im Wege der Deckung gegen etwaige Verluste zu sichern. Auch die deutshe Exportindustrie, soweit sie füx Silberländer

1896.

ist durch jene Valutaverhältnisse in Mitleidenschaft ge- zogen. Ich untershäße die Bedeutung dieser Einwirkung nicht ; man wird sie aber auch nicht zu hoch verans{hlagen dürfen. Unser Export nah den Silberländern beträgt seinem Werthe nah nur 3 bis 49/6 unserer gesammten Ausfuhr (hört, hört! links), und hat sich ungeachtet der im Rückgange des Silberpreises liegenden hemmenden Momente im Ganzen günstig entwickelt. (Hört, hört!)

Die freilich kaum ein völlig umfassendes Bild der Verhältnisse liefernden Ziffern der Reichsstatistik bereisen dies.

Das Sinken der Valuta, wie solhes für die Silberwährungs- länder aus dem Rückgang des Silberwerths folgt, kann aber au bis zu dem Zeitpunkt, wo eine Ausgleihung durch entsprehende Erhöhung der Inlandspreise und Löhne fich vollzogen hat, zur Erleichterung der konkurrierenden Ausfuhr aus jenen Ländern beitragen.

Endlich liegt in der durch den Silberfall herbeigeführten \tarken Unterwerthigkeit unserer Silbermünzen eine fortschreitende Deklassié- rung derselben zu Kreditgeld.

Allerdings glaube ih betonen zu follen, daß diese metallishe Unterwerthigkeit eine Gefährdung unserer Reichswährung nicht dar- stellt, denn unser Verkehr ist mit Gold ausreichend gesättigt. Die Noten der Reichsbank finden in dem Goldshaßze der Bank eine ge- nügende Deckung, und die Menge des umlaufenden Silbergeldes geht niht über das Maß des Bedarfs hinaus. Selbst in kritischen Zeiten dürfte dieser Bedarf eine Abnahme kaum erfahren.

Wohl aber erscheint die Gefahr verbrecherisher Nachprägung dur die Unterwerthigkeit der Stücke näher gerückt. Bis jeßt ift zwar innerhalb Deutschlands nur in einem Falle aus dem Jahre 1893 eine derartige qualitativ sehr unvollkommene, quantitativ be- deutungslofe Nachprägung feftgestellt worden. Wenn aber auch die seitherigen Erfahrungen weitgehende Befürchtungen nicht rechtfertigen, immerhin kann der Preisrückgang des Silbers zur Nachprägung anreizen.

Erscheint nah alledem die Hebung und Befestigung des Silber- preises als wirthshaftlich und münztehnisch werthvoll und demgemäß als ein erstrebenswerthes Ziel (hört, hört! rechts), fo waltet doch kein Zweifel darüber ob, daß diefes Ziel sih nur international ver- folgen läßt (sehr richtig! rechts), und daß seine Erreichung nur dann erhofft werden kann, wenn unter den sämmt- lihen, an dem Weltverkehr wesentlich betheiligten Kulturvölkern über den einzushlagenden Weg und die anzuwendenden Mittel Einverständniß besteht. Für ein \solhes Einverständniß bietet sch nach meiner Kenntniß der Ver- hältnisse zur Zeit keine Aussicht. (Hört, hört! links.)

Von bimetallistisher Seite is anerkannt, daß als Vorbedingung jeder internationalen Maßregel zu Gunsten des Silbers die Wieder- eröffnung der indischen Münzstätten für die unbeshränkte Silber- prägung gelten muß. Jch kann dieser Auffassung nur beipflichten. Ich halte dafür, daß ohne dieses Zugeständniß alle Versuche, den Silberpreis zu heben, vergeblich sein würden. Jh habe aber auf Grund eines vorläufigen Meinungsaustaushes, der gemäß meiner Weisung mit der englischen Regierung gepflogen worden ift, die Ueberzeugung gewinnen müssen, daß auf die Wiedereröffnung jener Münzstätten in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist. (Hört, hört! links.)

Nach alledem läßt sich von einer Münzkonferenz zur Zeit nicht erwarten, daß sie die Frage der Hebung und Befestigung des Silberwoerths ihrer Lösung praktisch näher rücken würde. Es er- scheint daher auch nicht rathsam, daß Deutschland die Initiative zur Einberufung einer solchen Konferenz ergreift. (Sehr wahr ! links.)

Von dieser Ueberzeugung geleitet, haben die verbündeten Regieruns- gen einstimmig beschlossen, dem Beschluß des Reichstags vom 16. Februar vorigen Jahres auf Einberufung einer Münzkonferenz zur Zeit keine Folge zu geben. Ich darf jedoch hinzufügen, daß, wenn von seiten eines anderen Staats annehmbare, Erfolg versprehende programmatishe Vorschläge -gemaht werden follten, ich meinerseits gern bereit fein würde, die Betheiligung Deutschlands an einer inter- nationalen Berathung solher Vorschläge in Ausfiht zu nehmen. (Bravo! rets.)

Auf der Tagesordnung steht die dritte Berathung des von den Abgg. Barth, Nickert und Gen. eingebrachten Geseßentwurfs , betreffend die Abänderung des Wahl-- geseßes für den Deutschen Reichstag.

Abg. Graf von Mirbach (dkons.): Bei der früheren Berathung haben verschiedene Herren mich genannt und lieben8würdig meiner Aeußerungen im preußischen Been gedaht, Jh acceptiere dieses Wohlwollen, aber ich muß Verwahrung dagegen einlegen, daß man aus meinen Aeußerungen Schlußfolgerungen zieht auf die Partei, der ih *angehöôre; ih habe ausdrücklih erklärt, daß ih nur für meine Person gesprohen habe. Jch glaube aber, ih stehe in meiner Partei niht ganz allein da. Ich ging damals von einem Ausspruche des früheren Reichskanzlers aus, der mir gesagt hatte, wir follten die Majorität nicht über die Autorität stellen. Darauf erwiderte ih, wie man die Autorität gegenüber dem Reichswahlreht, welches auf der Majorität beruht, anfû ren könne. Ich habe damals auch, vom Staatsstreich \prehend, ausdrücklich erklärt, daß ih dabei nicht an das Schwert denke. Jh habe auch ausdrücklih gesagt, daß auf Grund des bestehenden Wahlrechts niemals ein Reichstag zu erlangen wäre, welcher die Jnitiative zur Aenderung des Wahlrechts ergr ft. Ich habe gemeint, daß ‘das vorsichtige Zusammenwirken aller be- fonnenen Glemente eine Wahlrechtsreform herbeiführen müsse. Jch würde den Vorschlag machen, daß man das Wahlrehtsalter hinauf- seßt, da das jugendlihe Altèr nicht geeignet is, die Tragweite politischer Akte zu übersehen. Jh möchte jeden der Herren an sein jugendlihes Alter erinnern. Die ganze Wahlagitation, die jéßt direkt zum Stimmenkauf geführt hat, würde einen anderen Charakter annehmen, wenn das Wahlrecht nicht geheim wäre. Die Regierung und alle Parteien würden ihre Ansicht geltend machen, das ist ihr gutes Recht. Es würden dann keine perfiden Mittel mehr angewendet werden. Es find da Leute zu mir gekommen, die erklärten, daß sie ja mit mir einverstanden seien, aber sie hätten eine Mark bekommen für cine anderweite Abstimmung. Ich hake den Leuten gesagt, sie sollten das Geld behalten und Virnaneu, wie sie wollten. Aber die

rren haben nicht genug Vertrauen zur Ueberzeugungskraft ihrer

nsihten. Jch habe nur meine persönlihe Ansiht ausgesprochen: eine Aenderung wird in der nächsten Zeit nicht erfolgen, Jch bin

arbeitet,