1896 / 40 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 14 Feb 1896 18:00:01 GMT) scan diff

systematishen Botanik. Botanishe Exkursionen. Privatdozent Dr. Carl Müller: Mikroskopie der Nahrungs- und Genußmittel. Nepetitorium der Botanik. Grundzüge der Bakterienkunde.

e. Zoologie und Thierphysiologie, Professor Dr. Neh - ring: Zoologie und Geschichte der Hausthiere. Ueber Fischzucht. Zoologishe Uebungen. Zoologishe Exkursionen. Dr, Rörig: Veber die der Landwirthschaft nüßlihen und s{hädlihen Insekten, mit besonderer Berücksichtigung der Bienenzuht und des Seidenbaues. Entomologische Exkursionen. Professor Dr. Zun t: Ueberblick der esammten Thierphysiologie. Thierphysiologisches Praktikum. Arbeiten m thierphysiologishen Laboratorium für Geübtere.

3) Veterinärkunde.

Professor Dr. Dieckerhof f: Jnnere Krankheiten der Haus- thiere. Professor Dr. Fröhner: Aeußere Krankheiten der S thiere. Geheimer Regierungs-Rath, Professor Müller: NRepe- titorium der Anatomie der Hausthiere und Demonstrationen, mit besonderer Berücksichtigung der Knochen, Muskeln, des Nerven- sy\stems und der Sinnesorgane. Ober-Roßarzt Küttner: Huf- beschlagslehre.

4) RNechts- und Staatswissenschaft. Professor Dr. Sering: Nationalökonomie. Staatswissenschaft-

lihes Seminar. 5) Kulturtehn if. i Negierungs- und Baurath von Münstermann: Kulturtecnik. Entwerfen kulturtehnis{her Anlagen. Meliorations-Bauinspektor Grang: Baukonstruktionslehre. Erdbau. Wasserbau. Entwerfen von Bauwerken des Wasser-, Wege- und Brückenhbaues.

6) Geodäsie und Mathematik.

Professor Dr. Vogler: Ausgleihungsrehnung. Praktische Geometrie. Geodâätische RNechenübungen. Meßübungen, gemeinsam mit Pro- fessor Hegemann. Professor Hegemann: Geographische Orts- bestimmung. Uebungen im Ausgleichen. Zeihenübungen. Professor Dr. Reichel: Analysis. Algebraishe Analysis. Trigonometrie. Analytishe Geometrie und Analysis. Uebungen zur Analysis. Mathe- mathishe Uebungen. Uebungen zur analytishen Geometrie und Elementarmathematik.

Beginn des Sommer-Semesters am 16. April, der Vorlesungen zwischen dem 16. und 23. April 1896. Programme sind dur das Sekretariat zu erhalten.

Berlin, den 17. Fanuar 1896.

Der Rektor der MOORO Gen Hochschule.

Franl.

Vorlesungen und praktische Uebungen an der Königlichen Thierärztlihen Hochschule zu Vannover. Sommer-Semester 1896. Beginn am 9. April.

1) Direktor, Geheimer Regierungs-Rath, Medizinal-Rath, Pro- fessor Dr. Dammann: Seuchenlehre und Veterinärpolizei, Montag bis Donnerstag von 8—9 Uhr Vormittags, 4 stündig. Diätetik, Pra von 8—9 Uhr und Sonnabend von 2—10 Uhr Vormittags, 3 stündig.

2) Professor Dr. Nabe: Allgemeine Pathologie und allgemeine pathologishe Anatomie, Montag bis Freitag von 8—9 Uhr Vor- mittags und Sonnabend von 12—1 Uhr Mittags, 6 stündig. Spital- klinik für kleine Hausthiere, täglih von 10— 11 Uhr Vormittags. Pflanzlihe Parasiten, Mittwoh und Donnerstag von 12—1 Uhr Mittags, 2 stündig. Fleishbeshau, Montag von 4—5 Uhr Nach- mittags, 1 stündig. Fleishbeschau-Uebungen und Demonstrationen auf dem Schlachthofe, Dienstag von 4—6 Uhr Nachmittags, 2 stündig. Obduktionen und pathologish-anatomishe Demonstrationen, tägli je nah vorhandenem Material.

3) Professor Dr. Kaiser: Operationslehre, Freitag von 9—10 Uhr und Sonnabend von 9—11 Uhr Vormittags, s stündig. Geburts- hilfe mit Uebungen am Phantom, Dienstag von 9—10 Uhr Vor- mittags, Mittwoh von 9—10 Uhr Vormittags und von 5—6 Uhr Nachmittags, 3 stündig. Geschichte der Thierheilkunde, Donnerstag von 95—6 Uhr Nachmittags, 1 stündig. Ambulatorische Klinik.

4) Professor Tereg: Physiologie T, täglich von 7—8 Uhr Vor- mittags, 6stündig. Arzneimittellehre und Torikologie, Montag von 9—10 Uhr Vormittags, Mittwoh von 2—3 Uhr Nachmittags und Donnerstag von 9—11 Uhr Vormittags, 4\tündig.

5) Professor Dr. Arnold: Organishe Chemie, Montag bis Freitag von 8—9 Uhr Vormittags, 5 stündig. Rezeptierkunde, Diens- tag und Freitag von 10—11 Uhr Vormittags, 2 stündig. Uebungen im hemishen Laboratorium, täglich Vormittags von 19—1 Uhr. Pharmazeutische Uebungen.

6) Professor Boether: Histologie und Embryologie, Montag bis Donnerstag von 9—10 Uhr Vormittags, 4 stündig. Allgemeine Anatomie, Ofsteologie und Syndesmologie, Freitag und Sonnabend von 9—10 Uhr Vormittags, 2stündig. Anatomie der Sinnesorgane, Dienstag und Freitag von 4—d Uhr Nachmittags, 2 stündig. Histo- logische Uebungen täglich Vormittags von 10—1 Uhr.

7) Dr. Malkmus: Allgemeine Chirurgie, Montag. Dienstag und Mittwoch von 7—8 Uhr: Vormittags, 3 stündig. Untersuhungs- methoden, Donnerstag von 7—8 Uhr Vormittags, 1 stündig. Allge- meine Therapie, Freitag und Sonnabend von 7—8 Uhr Vormittags, 2 stündig. Propädeutische Klinik, täglich von 10—11 Uhr Vormittags, Ll Spitalklinik für große Hausthiere, täglich Vormittags von

e Ls

8) Professor Dr. Heß: Botanik, Montag bis Freitag von 3 bis 4 Uhr Nachmittags, © stündig. Botanishe Erkursionen, Sonnabend von 3—5 Uhr Nachmittags, 2 stündig.

9) Beschlaglehrer Geiß: Uebungen am Huf, Freitag und Sonn- abend von 5—6 Uhr Nachmittags, 2 stündig.

10) Sanitäts-Rath Dr. Esberg: Ophthalmoskopischer Kursus, Freitag von 9—10 Uhr Vormittags, 1 stündig.

11) Assistent Diedrihs: Tbierishe Parasiten, Montag von 9—6 Uhr und Donnerstag von 4—5 Uhr Nachmittags, 2 stündig.

Zur Aufnahme als Studierender ist der Nachweis der Reife für die Prima eines Gymnasiums oder eines NRealgymnasiums oder einer dur die zuständige Zentralbehörde als gleihstehend anerkannten höheren Lehranstalt erforderlich.

Ausländer und Hospitanten können auch mit geringeren Vorkennt- nissen aufgenommen werden, sofern sie die Zulassung zu den thierärzt- lichen Staatsprüfungen in Deutschland nicht beanspruchen. Nähere Auskunft ertheilt auf Anfrage unter Zusendung des Programms i die Direktion der Thierärztlichen Hochschule. Dr. Dammann.

Angekommen : Seine Excellenz der Staats-Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Freiherr von Hammerstein, aus Hannover.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 14. Februar.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin haben Sich heute früh nah Jagdschloß Hubertusstock begeben.

Jn der am 13. d. M. unter dem Vorsiß des Vize- Präsidenten des Staats - Ministeriums, Staatssekretärs des Jnnern Dr. von Boetticher abgehaltenen Plenarsizung des Bundesraths wurde dem Entwurf eines Gesezes für Elsaß- Lothringen, betreffend die Wahlen der Mitglieder der Bezirks- und der Kreisvertretungen, sowie dem Ausschußantrage, be- treffend die Aenderung der Vorschriften über Denaturierung von Salz, die Zustimmung ertheilt. Von der Uebersicht über die Geschäfte des Neichsgerihts für 1895 wurde Kenntniß genommen. Den zuständigen Ausschüssen wurden überwiesen : der Antrag Mecklenburg - Shwerins, betreffend die Zoll- begünstigungen bei der Einfuhr von Getreide u. \. w., die Vorlage wegen Verleihung von Korporationsrehten an die „Westdeutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft“ in Düfsel- dorf und der Kommissionsbericht über die Prüfung der Zoll- einrihtungen und des Zollverwaltungskosten - Etats für Ham- burg. Außerdem wurde über mehrere Eingaben Beschluß

gefaßt.

Bayern.

In der Kammer der Abgeordneten gelangte gestern bei der Berathung des Justiz-Etats ein Antrag Luß zur Verhandlung, welcher sich gegen die Beeinträchtigung des Hand- werks dur den Verkauf von Gefängnißarbeiten wendet, die Ver- wendung der Sträflinge- zu landwirthschaftlichen Kulturarbeiten fordert unddie Errichtung Überseeisher Strafkolonien in Anregung bringt. Seitens des Zentrums wurde ein Gegenantrag gestellt, der die Regierung auffordert, ihre bisherigen Bestre- bungen zum Schuße des Handwerks gegen die Konkurrenz der Gefängnißarbeit fortzuseßen und mit den übrigen Bundes- staaten Vereinbarungen zu gleihmäßiger Regelung des Ab- jaßes von Gefängnißarbeiten zu treffen. Gegen den Gedanken Überseeischer Strafkolonien wandten sih Redner aller Parteien. Auch der Justiz - Minister Dr. Freiherr von Leonrod wies diesen Plan entschieden zurück und betonte, daß noch Tags zuvor der in München weilende frühere Gouverneur von Kamerun Zimmerer es als die unglücklichste Jdee bezeihnet habe, überseeische Strafkolonien zu begründen, weil dadur das Prestige der weißen Rasse erheblih leide. Schließlich wurde der Antrag Luß abgelehnt und der Zentrumsantrag einstimmig angenommen.

Sachsen,

Die Erste Kammer nahm gestern die Kapitel 88 bis einschließlich 101 des ordentlihen Staatshaushalts-Etats, welche das Departement des Kultus und öffentlichen Unter- rihts betreffen, mit Anschluß an die in der Zweiten Kammer zu Kapitel 91 und 92 angenommenen Anträge auf thunlichste Beschränkung einzelner Forderungen an. Die Zweite Kammer seßte die allgemeine Vorberathung über die Vorlage, betreffend die Abänderung des Wahlrechts, fort. Der Vize- Präsident Georgi sprach sih in längerer Rede für den Ent- wurf aus und beantragte dessen U-berweisung an die Geseß- gebunagskommission. Der Abg. Stolle-Gesau sprach gegen den Entwurf und tadelte insbesondere, daß die in- direkten Steuern bei Ermittelung des Steuerbetrags außer Acht gelassen würden. Der Abg. Preibisch begründete, warum er entgegen der Mehrheit seiner nationalliberalen Parteigenossen gegen die Vorlage stimmen werde: er halte den Entwurf nicht für nothwendig und, da er die Agitation ver- mehren und Mißmuth erregen werde, für s{hädlich. Namens der Minderheit der nationalliberalen Partei, der Abgg. Rollfuß, Richter-Großschönau, Kästner und Preibisch, erklärte der Abg. Rollfuß aus den von dem Abg. Preibisch angeführten Gründen den ablehnendenStandpunkt diefer Minder- heit, die für eine Ueberweisung des Entwurfs an die Geseß- gebungs-Deputation stimmen werde, in der Hoffnung, daß ihre Vorschläge doh noch vielleiht Berücksichtigung finden würden. An der weiteren Debatte betheiligten sich noch die Abgg. Matthes und Behrens, welche für die Vorlage eintraten, und die Abgg. Theuerkorn, Dr. Minckwig und Schubert, welche dagegen sprachen. Schließlih wurde die Vorlage der Kommission überwiesen.

Mecklenburg-Schwerin.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat sih, wie aus Cannes von gestern gemeldet wird, in den legten Tagen eine Erkältung zugezogen, infolge deren das Asthma wieder in verstärktem Maße aufgetreten ist.

Bremen.

Der reuernannte preußishe Gesandte bei den Hansestädten Graf von Wallwiß überreichte gestern dem Senat das Be- S und nahm später an dem Diner bei dem Vürgermeister Dr. Pauli theil.

Oesterreich-Ungarn.

Der Erste Oberst-Hofmeister Prinz Konstantin zu Hohenlohe-Schillings fürst ist heute Nacht 2 Uhr infolge von Herzlähmung gestorben. Das Befinden des bereits vor einiger Zeit erkrankten Prinzen schien, nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus Wien, gestern Abend so gebessert, daß für heute eine Ausfahrt beabsichtigt war. Der Prinz zeigte gestern Abend guten Appetit und war sehr aufgeräumt. Das Ableben erfolgte ganz plöglih. Der Kaiser wurde heute früh von dem Hin- scheiden des Prinzen verständigt und ließ sih von deim Professor reten von Widerhofer den Verlauf der Krankheit schildern.

er Oberst-Stallmeister Prinz zu Liechtenstein kondolierte heute früh im Namen des Kaisers.

__ Dem Statthalter von Böhmen Grafen Thun, den Fürsten Karl Paar, Paul Esterhazy und Adam Sapicha sowie dem Landesvertheidigungs-Minister Grafen Zeno von Welsersheimb und den Grafen Johann Harrach,

assilo Festetics und Aladar Andrassy is der Orden des Goldenen Vließes verliehen worden.

Der niederösterreichische Landtag hat gestern nah längerer stürmisher Debatte einstimmig einen Antrag des Abg. Magg angenommen, worin die Regierung aufgefordert wird, das Zoll- und Handelsbündniß mit Ungarn rechtzeitig zu kündigen und nur dann zu erneuern, wenn die bisherigen Uebelstände bezüglich der Konsumsteuern, des Mahl- verkeh: s und der Bahntarife beseitigt würden und eine bedeutende Herabminderung der auf Oesterreich entfallenden Quote erwirkt sein werde, sodaß diese dem e Verhältniß der beiden Reichshälften entsprehe. Bei der Abstimmung herrschte auf der Galerie große Unruhe, sodaß der Landmarschall die

G V nee Le o über die Pulszky-: Angelegenheit fort. er Abg. Ka schilderte als Mitelleg der vom Kultus-Minister wege M Bilderkäufe entsandten Kommission die Art und Weise z Käufe und die gekauften Kunstobjekte. Während der Ausführu der A sei nicht die geringste Jnkorrektheit seitens ded Direktors Pulszky bemerkt worden; die Kommission müsse im Gegentheil seines Eifers und seiner Sakenntnik anerkennend gedenken. Nedner warnte das Haus, die ß gelegenheit des Museums in den politischen Kampf hinein: zuziehen. Gegenüber Bemerkungen des Abg. olony; bezuüglih der slavonishen Eisenbahnen erklärte der Minister des Jnnern Perczel, er sei niht Konzessionär der Slavg: nischen Vizinalbahn gewcsen, sondern nah Konstituierung der Gesellshaft zum Vize-Präsidenten derselben gewählt worden Diese Stelle habe er zwei Jahre behalten. Jn der Leitung der slavonishen Bahnen sei nichts zu verzeihnen, was die strengste Kritik zu scheuen nöthig habe. Da der Abg. Polonyj behauptete, man hätte nah der Untersuhung, welche infolge seiner Jnterpellation im Jahre 1887 gegen die Verwaltung deg Museums und der B. ldergalerie eingeleitet worden sei, wissen müssen, wie wenig vertrauenswürdig Karl Puls ky sei, verlas der Kultus-Minister Wlassics den, mit Ausnahme Polonyi's, von sämmtlichen Mitgliedern der damaligen Untersuchungskommission unterzeihneten Bericht, worin die Kommission erklärt, daß die Beschuldigungen sih als durchaus unbegründet erwiesen hätten und ihr Bedauern ausspricht, daß die an der Spiße der erwähnten Anstalten stehenden Männer in unwürdiger Weise angegriffen worden seien. Hierauf wurde die Debatte vertagt,

Die Budapester Blätter melden, der Finanz - Minister werde wahrscheinlih eine Vorlage über die Verlängerung der Dauer des provisorischen Budgetgeseßes, welchcs Ende März abläuft, einbringen, da keine Aussicht s oige sei, daß bis dahin die Budgetdebatte beendet sein werde.

sehte gestern die Debatte

der

Großbritannien und Jrland.

Gestern ist ein weiteres Blaubuch veröffentlicht worden, welches die Einführung von Reformen in Armenien betrifft.

Das Blaubuh beginnt mit einem Telegramm des britischen Botschafters in Konstantinopel Sir Philip Currie an den damaligen Staatssekretär des Aeußern Lord Kimberley vom 19. Januar 189 und dem von Sir Philip Cure aufgestellten Entwurf für Reformen und {ließt mit der Wiedergabe des Wortlautes der vom Sultay endgültig genehmigten Reformen. Hervorzuheben aus dem Blaubude ist cine Depesche des damaligen britischen Botschafters in St. Petersbur Sir FrankLascelles vom9. August1895 an den Premier-Minister Lor Salisbury, Darnach hat Fürst Lo ban ow auf die Anfrage, wieweit die 1ussihe Regierung einen Oruck auf den Sultan auszuüben bereit sei, falls leßterer sih weigere, die verlangten Schritte zu thun, erklärt, der Kaiser von Rußland habe eine persönlihe Abneigung gegen die Anwendung von Gewalt, und ebenso zuwider würde der russische Regierung cine Anwendung von Gewalt seitens irgend einer anderen der drei betheiligten Mächte fein. Sir Frank Laëcelles fügt jedod hinzu, Fürst Lobanow habe si dahin ausgesprochen, daß eine gemein fame feste Haltung der drei Botschafter den Sultan zum Nachgeben veranlassen werde, und habe erklärt, daß er in einer Unterredun mit dem türkfishen Botschafter sowie in einem von ibu vor kurzem an den Großvezir gesandten Schreiben die absolute Noth wendigkeit sofortiger Schritte seitens des Sultans dargelegt hab! Eine fernere Depesche des Botschafters Sir Frank Lascelles an Lor

Salisbury vom 28. August 1895 berihtet von einer weiteren Unter

redung mit dem Fürsten Lobanow, welcher in der endlich erfolgta }

Abreise Schakir Pascha’s auf seinen Posten die Anerkennung der Noth wendigkeit einer Aktion zur Lösung der Frage seitens des Sultans er blickt habe. Lobanow habe ihm mitgetheilt, daß der türkishe Botschafta Hußni Pascha in einer Unterredung vor kurzem ihm das Befremder und Bedauern darüber ausgesprochen habe, daß die russische Negierun; den englishen NReformforderungen zugestimmt habe. Darauf hab Fürst Lobanow erwidert, daß diese Aktion dur den Berliner Vertraz vollständig gerchtfertigt sei, und die türkishe Regierung sich selbst die Schuld daran zuzuschreiben habe, da sie nit früher Reformen ein geführt habe. Die türkishe Regierung habe sih vermuthlich zu der Hoffnung verleiten lassen, daß der MRegierung8wechse| in England eine Aeaderung der dortigen Anschauungen her beigeführt habe; hierin habe sich die türkishe Negierun getäusht. Die gestellten Forderungen seien nah seiner (des Fürstn Lobanowo) Ansicht das Mindestmaß, welches Lord Salisbury angesid! der öffentlihen Meinung in England habe annehmen können. D ihm gegenüber von dem Botschafter Hußni Pascha erhobenen Vorw erachte er für ungereht angesihts des vorher gemahten Versuchs, \ Vorgehen der britishen Regierung zu mäßigen, von der es gescian habe, daß sie zeitweise ein isoliertes Vorgehen habe in Angriff nehna wollen, das nah seiner (des Fürsten Lobanow) Ansicht große V widelungen hätte herbeiführen und die ganze Orientfrage wieder t öffnen können.

Ueber die gestrige Sizung des Unterhauses liegt fol génder- Bericht des „W. D. B.“ vor:

Der Parlaments-Sekcetär des Auswärtigen Curzon erklärte, sei für die Einwohner von Zeitun eine Amnestie zwischen den Bot- \haftern und der tüikishen Regierung vereinbart worden: von der leßteren sei die Mittheilung eingetroffen, daß die Zeituner mohame- danishe Dörfer verbrannt und geplündert hätten. Die Nat- riht von der Einnahme der Stadt Andrin (?) ausgenommen, sei keine Bestätigung anderer Gerüchte eingelaufen. Von den Einwohnern von Zeitun seien türkishe Soldaten getödtet worden; der britishe Konsul berihte, daß ein Beuge deren Zahl auf 250 an- gebe. Von der Niedermachung von Christen in Zeitun hätten die Konsuln nihts gehört. Weiter erklärte Curzon, die Jusel Trinidad sei von England im Jahre 1781 beseßt, aber infolge von Vorstellungen Portugals 1782 wieder aufgegeben worden. Die bri- tische Regierung habe nun die Jnsel von neuem in Besitz genommen auf Grund der Annahme, daß dieselbe niemandem gehöre, da sie seit einem Jahrhundert aufgegeben gewesen sei. Die Regierung habe Brasilien ein Schiedsgeriht als die beste Lösung vorgeschlagen. Schließlich theilte Curzon mit, die Regierung sei nicht in der Lage, eine Information über Verhandlungen zu geben, die an- geblih zwischen der deutshen und der portugiesishen Regierung be“ treffs der Landung von Truppen in der Delagoa-Bai stattgefunden hätten. Der Erste Lord der Admiralität Goschen, von Bowles in Betreff der Nichtigkeit des Zeitungsberihts über seine am Dienstag bei Gelegenheit der Adreßdebatte gehaltene Rede befragt, erklärte, er wisse nit, ob scine Worte rihtig wiedergegeben seien; er habe dic- selben aber noh genau in Erinnerung. Jun seinen Bemerkungen habe es id) um die Konvention von Cypern gehandelt, und er habe dabei seine

nsicht, an welcher er noch festhalte, dahin geäußert, daß, da der Sultan die versprochenen Reformen in Armenien nicht durchgeführt habe, Eng- land von jeder Verpflichtung aus der Konvention, die Integrität der Besißungen des Sultans in Kleinasien zu vertheidigen, frei fei ; von dem Vectrage vom 4. Juni 1878 habe er niht gesprohen. Das Haus setzte sodann die Berathung der Adresse fort und verwarf mit 276 gegen 160 Stimmen das von Dill on beantragte Amendement, worin erkiärt wird, die Verweigerung von Homerule für Jrland pver- mehre die Verwickelungen und Schwierigkeiten, die aus der aus- wärtigen und der kolonialen Politik der Regierung entstanden seien. Labouchère beantragte ein Amendement, wonach keine Unter- suhung der jüngsten Ereignisse in Süd-Afrika als vollständig anzu-

Räumung der Galerie anordnete.

sehen fei, welche ‘nit auf die finanzielle und politishe Thätigkeit dee Chartered Company ausgedehnt werde, Der Redner sagte, er wo

| würden.

Ï vorgeshlagen E Truppen N nach Transvaal zu senden. e i - A sei, gegen eventuelle Nachtheile Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen,

} Einladung gern gesehen und auch angenommen werden würde. ? } diese Einladung angenommen werden folite, würde der Präsident } Krüger von der englischen Regierung und dem englischen Volke mit

E diesem Zweck aufzuwenden. r (Cl i S früher oder später Gerechtigkeit geübt werden. Die Debatte wurde

| angenommen

| nehmbar.

ement nicht zur Abstimmung bringen, sondern nur die

aan anregen; er lobte Chamberlain's entshiedenes Ein- vifen, da aber die Truppen der Chartered Company die Grenze über-

shritten hätten, liege wenigstens die Vermuthung vor, daß Sir Cecil Rhodes dafür verantwortlich sei, und derfelbe hätte daber während der hwebenden Untersuhung von der Company als Direktor suspendiert werden müssen. Labouhère hob weiter hervor, daß alle Hand- lungen der Company den Charakter des Börsenspiels rügen, um den Werth der Aktien zu steigern. Arnold Forster unterstüßte das Amendement. Sydney Buxton erklärte, das Amendement La- bouchère involviere keine Parteifrage, das Ziel des ganzen Hauses müsse sein, die Regierung und besonders den Staatssekretär für die P fen Chamberlain, dessen Handlungsweise allgemeine Billigung nde und verdiene, zu unterstüßen. Das Haus wünsche nur die Ge- wißheit zu gewinnen, _daß eine_ vollständige und durchgreifende Untersuhung der Vorgänge in Süd-Afrika erfolge. Redner war der Ansicht, daß diese Untersuhung von einer Kommission des Unterhauses vorzunehmen sei, und wünschte zu wissen, was mittlerweile geschehen sei, um eine Wiederholung der M9 Vorkommnisse zu perhindern. Der Chartered Company jollte zum mindesten die Kontrole über die Polizei und jede bewaffnete Streitmacht entzogen werden. Redner wünschte ferner zu wissen, wie sih die künftige Stellung Transvaals in Betreff seiner auswärtigen Beziehungen und inneren Ver- waltung gestalten solle. Er sei erfreut über die ¿ntshiedene Erklärung der Regierung, daß die auswärtigen Beziehungen Transvaals von England fontroliert würden, welhes auch ein moralisches Recht habe, zu Gunsten der Uitlanders behufs Abstellung ihrer Beschwerden zu intervenieren. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain hob bervor, daß, obwohl man gewußt habe, daß die Agitation in Johannesburg ¡zu Unruhen führen könne, damals durchaus kein Grund zu einer Einmischung Englands vorhanden gewesen sei, zumal Transvaal jede Berechtigung Englands, sich M, die inneren Angelegenheiten der Republik einzumischen, zurückgewiesen habe. Auch habe kein Anlaß zu dem Glauben vorgelegen, daß Vorstellungen seitens Eng- lands von den betreffenden Parteien günstig aufgenommen werden Nach seinem besten Glauben hätten Sir Cecil Rhodes, die Chartered Company, das MNeformcomité in Johannes» burg und Sir Herkules Nobinson keine Kenntniß von dem

| beabsichtigten Vorgehen Jameson's gehabt. Der Staatsekretär erklärte } weiter, er habe keinen Grund, an der Wahrheit der Erklärung des | Präsidenten Krüger zu zweifeln, daß derselbe von einem beabsichtigten

oder wahrscheinlihen Einfall keine Kenntniß gehabt oder Deutschland habe, mit oder ohne Zustimmung Portugals Delagoa - Bai zu landen und die Truppen Wenn es aber für Deutschland legitim

J

in der

o werde es auch anderen Mächten zuzugestehen sein, das Gleiche zu thun.

Î Es empfehle sich daber, ein endgültiges Urtheil erst dann zu fällen,

wenn alle Thatsachen bekannt seien. Die Schuld Jameson’'s werde

E dur den gegen diesen eingeleiteten Prozeß klargestellt werden, über E die Mitschuld der Führer tn Johannesburg R:

cile das Gericht in

Prâtoria. - Was die Mitshuld der Chartered Company betreffe, so

E werde die Untersuchung gegen die Company ohne rahsüchtige Motive E dahin vor sich gehen, ob die Company geeignet sei, die Weiterverwal- E tung der Gebiete in Süd-Afrika zu behalten. Mithin fei das Amen- E dement Labouchère’s unnöthig. F werde aber besser niht durch einen parlamentarishen Auss{chuß, sondern S durch eine rihterlihe Kommission besorgt werden.

Die Untersuhung über diese Frage

Hierüber sei jedo noch nit bestimmt entschieden. Obwohl es der Chartered Company gestattet worden fei, ihr nüßlihes Werk in Süd-Afrika fortzusetzen, werde ihr doch die Kontrole über Militär und Polizei entzogen und dieselbe englishen Beamten übertragen werden. Chamberlain erflärte

F dann weiter, daß seine legte Deveshe an Sir Herkules Nobinson F nicht von Sir Cecil Rhodes beeinflußt worden fei; er habe nichts h mit dem Entschluß Sir Cecil Rhodes’, nah Süd-Afrika abzureisen, S zu thun L England fköônne F fônne aber Tranévaal

und demselben auch keinen Rath gegeben. wohl Unruhen außerhalb Transvaals abwehren, niht gegen innere Shwähe s{üßen, so lange der größere Theil der dortigen Bevölkerung wirklih in gedrüdter ge sich befinde. Die enalische Regierung habe das Recht, dem Präsidenten Krüger freundshaftlihe Rathschläge zu ertheilen, und werde auch fortfahren, dies zu thun. Die Einladung an den Präsidenten Krüger, England zu besuchen, fei erst erfolgt, nahdem er (Chamberlain) die private Andeutung erhalten habe, daß eine e ?7F aus

gehabt

der ihm gebührenden Achtung empfangen werden. Persönliche Unter-

| bandlungen würden etwaige Mißverständnisse beseitigen. Der Präsident

Krüger habe sich über die Beröffentlihung seiner (Chamberlain's) \ngslen Depesche beklagt und hinzugefügt, daß die Regierung Trans- vaals keinerlei Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten ' dulden werde, Er (Chamkerlain) bedauere diese Mittheilung und glaube, daß sie einem Mißverständniß zuzuschreiben sei. Kein Freund Trans- baals, so meine er, werde behaupten können, daß es niht wünschens- werth sei, die Beschwerden der Mehrheit der Bevölkerung zu be- seitigen. Die englishe Regierung werde fortfahren, ihren Einfluß zu f Er (Chamberlain) sei überzeugt, es werde

sodann vertagt. Frankreich. In der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer

z brahte der Deputirte Pams (radikal) eine Interpellation } Uber die jüngsten Zwischenfälle bei und infolge der Unter-

suhung in der Südbahn-Angelegenheit ein. Der Redner bemängelte es, daß der Senat Angaben ohne Beweis habe und gegen das Kabinet oppositionell aufgetreten sei. (Protestrufe im Zentrum, Beifall auf der äußersten Linken, Tumult.) Jn seiner weiteren Rede griff Pams den Senat wiederholt an. Der Präsident Brisson versuchte den Redner zu unterbrechen, war aber durch den Lärm auf der äußersten Linken nicht ver- Zum Schluß fragte Pams, ob das Kabinet ent- shlossen sei, das Werk der Gerechtigkeit, welches es begonnen abe, weiter zu führen. Der Justiz-Minister Nicard er- widerte, die Kammer habe dem Kabinet den Auftrag gegeben, Liht in die Südbahn-Angelegenheit zu bringen, was der Senat zu verhindern versucht habe. Der Minister rechtfertigte lerauf den Wechsel des Untersuhungsrichters. Der erste ihter sei mit der Untersuchung betraut gewesen. Er, Ricard, habe einen Wechsel eintreten lassen, um die Untersuchung zu beschleunigen. Es sei unrichtig, daß der erste Richter in änem an ihn gerichteten Briefe dagegen Verwahrung eingelegt habe. Am Schlusse seiner Rede erklärte der Minister, die volle erantwortlihkeit für seine Handlungsweise übernehmen zu vollen, er werde fortfahren, die Wahrheit ans Licht zu bringen; es berstehe sih von selbst, daß seine Befehle zur Ausführung gelangten. (Lebhafter Beifall auf der Linken; einige Stimmen forderten den öffentlihen Anschlag der Rede.) Der Deputirte Darlan warf em Justiz-Minister vor, er habe den ersten Untersuchungs- rihter ersezt, weil derselbe sich nicht zum Werkzeug für politische Ränke habe hergeben wollen. (Lärm auf der äußersten Linken,) Der Justiz-Minister Ricard widersprah lebhaft und fügte hinzu, er habe gemäß der vom Kabinet über- (Yumenen Verpflichtung eine weitere Untersuchung eingeleitet. L eifall.) Hierauf wurde die Debatte geschlossen. Das Zen- Prä verlangte die einfache Tagesordnung. Der Minister- Zrôsident Bourgeois forderte dagegen eine Tagesordnung, rin dem Ministerium das Vertrauen der Kammer aus- gesprochen werde; er erklärte, die Regierung wolle Klarheit, und

legte Verwahrung ein gegen die Beschuldigungen, welhe im Senat gegen den Chef der Justiz leicht ertig erhoben worden seien. Der Minister-Präsident fügte hinzu, die Re- gierung sei nicht fähig, das Recht zu Gunsten der Politik zu beugen: „Wenn Sie glauben, daß die Regierung den ihr von Jhnen gegebenen Auftrag getreulih erfüllt, so werden Sie derselben Jhr Vertrauen auch weiter erhalten ; die Gerichte werden fortfahren, ihre Thätigkeit unabhängig auszuüben, und die Regierung wird die Untersuhung beschleunigen, ohne ihr Reformprogramm zu vergessen.“ Die Kammer lehnte hierauf die einfahe Tagesordnung mit 341 gegen 222 Stimmen ab. Die Minister wurden zu diesem Ergebniß lebhaft beglückwünscht, und es ertönten Rufe, die sich gegen den Senat richteten. Dann wurde eine von der Regierung genehmigte Tagesordnung des Deputirten Sarrien mit 326 gegen 43 Stimmen angenommen. Jn dieser Tagesordnung wird das Vertrauen zu dem festen Willen der Negierung ausgedrückt, volles Licht in der Südbahn- Angelegenheit zu schaffen, alle Verantwortlichkeit festzustellen und die versprochenen Reformen durhzuführen. Die Annahme dieser Tagesordnung war von lang anhaltendem Beifall be- gleitet. Die Sißzung wurde hierauf aufgehoben.

Die Pariser Blätter stellen einstimmig fest, daß das gestrige Votum der Deputirtenkammer den Ernst des Konflifkts mit dem Senat merklih betone. Die Radikalen und Sozialisten verlangen von dem Kabinet, es solle von der Kammer eine Revision der Verfassung fordern unter dem Gesichtspunkt, den Senat abzuschaffen. Die Konservativen sind der Ansicht, das Kabinet könne niht mit der Kammer allein regieren, und sehen keinen anderen Ausweg, als die Auflösung derselben.

Die „Gazette de France“ veröffentliht eine Pro t est- Erklärung des Herzogs von Parma, worin derselbe unter Hinweis auf das Manifest des Prinzen Ferdinand feststellt: er, der Herzog von Parma, habe alles gethan, um die Apdstasie des Prinzen Boris zu verhindern; er habe immer gehofft, dieses ihm so s{hmerzlihe Ereigniß werde nit ein- treten, da er hinreihend Bürgschaften gehabt habe, welche jeden Gedanken daran ausgeschlossen hätten.

Jtalien,

Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, hat die italienische Regierung, nachdem sie von der Pforte die Notifikation erhalten hatte, daß die ottomanishe Regierung die Wahl des Prinzen Ferdinand zu bestätigen bereit sei, die Ant- wort ertheilt, daß sie (die italienishe Regierung) seit der Wahl des Prinzen Ferdinand die Kundgebung des Willens des bul- garischen Volks für gültig betrachtet habe.

Schweiz,

Die Kommission des Nationalraths zur Berathung des Eisenbahn-Rechnungsgeseßes, welhe vom 10. bis zum 12. d. M. in Basel zusammengetreten war, hat, dem „W. T. B.“ zufolge, die Fassung des Ständeraths mit folgenden Aenderungen angenommen: Die Bestimmungen über den Er- neuerungsfonds jollen für Linien, welche schweizerischen Kantonen oder fremden Staaten angehören, nicht gelten. Der Erneuerungs- fonds ist außer für Oberbau, Nollmaterial, Mobiliar und Geräth- schaften auch für Hochbau und Stationseinrichtungen zu dotieren. Der Bundesrath soll befugt sein, bis zum Erlaß eines Geseßzes über die Nebenbahnen in der Anwendung des Rechnungs- geseßes gegen die Nebenbahnen thunlichst milde zu verfahren. Mit 8 gegen 4 Stimmen erseßte die Kommission nach dem Antrage des Bundesraths die konzessionsmäßigen Schieds- gerichte durch das Bundesgericht, während das Plenum des Ständeraths diese Bestimmung gestrichen hatte.

Belgien.

Der „Soir“ meldet, der Gesundheitszustand des Minister- Präsidenten de Burlet sei bis jeßt unverändert geblieben. Es gelte als wahrscheinlih, daß der Minister-Präsident nicht mehr daran denken könne, die Leitung des Kabinets weiter zu übernehmen. Der Vorsiß werde an den Eisenbahn-Minister Vandenpeereboom übergehen. De Burlet werde nur das Ministerium des Auswärtigen behalten.

Türkei.

Der „Politishen Korrespondenz“ wird aus Konstanti- nopel gemeldet, der Austrag, die Zustimmung der Signatur- mächte zur Anerkennung des Prinzen Ferdinand ein- zuholen, sei den türkishen Vertretern telegraphish zugegangen. Der bezügliche Erlaß des Ministers des Aeußern Tewfik Pascha sei sehr knapp gefaßt und beschränke sih auf die Konstatie- rung, daß die Wahl des Prinzen Ferdinand in Uebereinstim- mung mit dem Berliner Vertrage erfolgt und der Sultan bereit sei, ihn als Fürsten von Bulgarien anzuerkennen. Wie „W. T. B.“ vernimmt, hätte der österreihish-ungarishe Bot- schafter Freiherr von Calice gestern der Pforte die Zu- )stimmung der österreihisch-ungarishen Regierung zu der Anerkennung des Prinzen Ferdinand mitgetheilt.

Griechenland.

Jn der Deputirtenkammer gab gestern der Deputirte Papamichalopulo in längerer Ausführung einen Ueberblick über die Lage auf Kreta, die er als äußerst kritish schilderte, und ersuchte die Regierung um Aufklärung. Der Minister des Auswärtigen Skuzes erwiderte, die Regierung folge mit gespannter Aufmerksamkeit den Ereignissen auf Kreta, sei aber gezwungen, die größte Zurückhaltung zu beobachten, und könne keine Mittheilungen machen.

Serbien.

Die Skupschtina hat gestern in der General- und Spezialdebatte einstimmig den A: der Regierung, be- treffend die Revision der Verfassung, angenommen; diejelbe kann jedoch erst dann vorgenommen werden, wenn gemäß der Bestimmung der bestchenden Verfassung dieser Antrag auch in der nächsten Session angenommen worden ein wird. i / | Der ehemalige Dragoman der russishen Gesandtschaft in Bukarest Sao VfoVi ist vorgestern in Belgrad verhaftet worden.

Bulgarien.

Nach der Ankunft in Sofia begrüßte gestern, wie ,W. T. B.“ berichtet, Graf Golenistshew-Kutusow den Prinzen Ferdinand in französischer Sprache namens des Kaisers Nikolaus und stellte den Botschaftsrath Tscharykow in seiner offiziellen Eigenschaft als diplomatischen Agenten in Bulgarien, jowie den Botschafts-Sekretär von Nelidow als Sekretär der Mission vor. Der Botschafts-

rath Tscharykow begab sich sofort nach einer

Ankunft in / | Stoilow und überreichte demselben sein Beglaubigungs- schreiben. / ) Agenten Besuche ab. Nachmittags fand im Palais der rus- sischen Installation i - die russishe Mission von dem Prinzen Ferdinand empfangen. Als vor dem Palais der russischen ; er von der Menge mit lauten Hurrahs begrüßt. Es erschollen die Rufe: „Es lebe der Kaiser von Rußland, es lebe die russishe Nation, es leben Rußland und - Bulgarien!“

das Palais des Minister - Präsidenten

Hierauf stattete er den übrigen diplomatischen

Zeremonie die

religiösen wurde dann

Später

einer

Agentur nach E att.

Tscharykow’s

Golenistshew - Kutusow bei der Rückkehr

Graf ; Agentur vorfuhr, wurde

Graf Golenistshew-Kutusow trat mehrmals ans Fenster, worauf er- neuter Jubel folgte. Abends fand im Palais des Prinzen

Ferdinand zu Ehren der russishen Gäste ein Diner statt, zu welhem auch die türkische Abordnung und die von

ihren Regierungen beglaubigten General-Konsuln Frankreichs und Serbiens geladen waren. Nah dem Diner war Konzert in der Militärschule, zu dem das gesammte diplomatische Korps mit den Damen Einladungen erhalten hatte.

Die Sobranze hat beschlossen, unter dem Titel eines Nationalgeschenks für den Prinzen Boris den Betrag von 500 000 Fr. in der Nationalbank bis zur Großjährigkeit des Prinzen zinstragend anzulegen.

Das Geseh, betreffend den außerordentlichen, auf die ver- schiedenen Ministerien vertheilten Kredit von 929 000 Fr., ist gestern veröffentliht worden.

Amerika.

Aus Havanna wird gemeldet: Die spanishen Truppen hätten die Jnsurgenten in mehreren Treffen geschlagen; in einem derselben seien 15 Insurgenten gefallen. Der General Weyler habe in einer Unterredung erklärt, er habe alles in größter Unordnung vorgefunden; er werde jeßt energish und schnell handeln, um den Ruin der Stadt zu verhindern. Die Kavallerie werde er reorganisieren, um sie in großen Massen wirken zu lassen; endlih werde er seine Streitkräfte zusammen- ziehen und das System der kleinen Kolonnen fallen lassen.

Die New-Yorker „World“ meldet aus Carácas, die Regierung von Venezuela habe einen Beauftragten bestellt, um in den Archiven des Vatikans Studien in der Angelegen- heit des english-venezolanishen Grenzstreits vorzunehmen.

Asien.

Das „Reuter’she Bureau“ berichtet aus Yokoha ma von gestern, daß am 11. d. M. der Aufstand auh in Söul ausgebrochen sei. Der Premier-Minister und sieben Beamte seien ermordet worden; der König und der Kronprinz hätten sih in die russishe Gesandtschaft geflüchtet, wo \ih auch der Vater des Königs befinde. Wie verlaute, habe der König den Tod der Minister verfügt. Eine russishe Streit- macht in der Stärke von 200 Mann sei zum Schutze der russischen Gesandtschaft gelandet worden.

Afrika.

Die „Agenzia Stefani“ erfährt aus Entiscio, daß sich, den von Kundschaftern über die Stellung der Schoaner ge- brahten Nachrichten zufolge, das Lager Ras Makonen's 7Kkm entfernt von den italienishenVorposten auf denSüdabhängen des Berges Tillile gegenüber der Stromschnelle von Ungnia be- finde. Bei Nas Makonen weile auch Ras Alu l a. Auf eine halbe Stunde Entfernung gegen Westen eröffne sih ein Thalkessel zwischen den Bergen Tillile und Gandarbia in der Richtung von Süden nah Norden. Das Lager Menelik's bedecke den ganzen Kessel, der mit Zelten besät sei. Jn der Mitte des Lagers erhebe sih das Zelt des Negus, um dasselbe gruppierten sih die Lager von Ras Olie und Ras Man- gas a. Den äußersten linken Flügel bilde Ras Mangascha, den äußersten rechten Ras Micael in der Richtung nah Gan- darbia und Adua. Jm Lager seien viele Pferde und Trag- thiere; an Lebensmitteln sei jedoch nur ein geringer S E vorhanden. Der General Baratieri erkläre die Nachricht, da er eine Unterredung mit einem Berichterstatter gehabt habe, für unbegründet.

Aus Prätoria vom 12. d. M. berichtet das „Reutersche Bureau“, daß der „Staatscourant“ am Mittwoh Nach- mittag einen von dem stellvertretenden Staatssekretär van Boeschoten an den englishen diplomatischen Agenten de Wet gerichtetes Schreiben veröffentlicht habe. Nachdem van Boeschoten darin den Empfang der Depesche des Gouverneurs der Kap-Kolonie Sir Herkules Robinson an de Wet, welche eine kurze Wiedergabe der Depesche Chamberlain's an Robinson enthält, bestätigt habe, beklage er es, daß die vorzeitige Veröffentlichung der leßteren Depesche in dem Londoner amtlichen Blatte es dem Präsidenten nicht gestatte, den Vorschlag Chamberlain's anzunehmen und abzuwarten, bis die Depesche der Regierung in seine Hände gelangt sei. Ohne die Ankunft besagter Depesche abzuwarten, glaube die Regierung von Transvaal die Pflicht zu haben, ]hon jeßt darauf aufmerksam zu machen, daß fie, es für wenig erstrebenswerth und wenig weise halte, daß das britische Kabinet seine Stellung im voraus bekannt gegeben, und nah Ansicht der Regierung die Lage sih dadurch verwickelter ge- staltet habe. Die Regierung sei dadurh nicht nur gezwungen, zu erklären, daß sie keinerlei Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Republik, von der die Depesche spreche, dulden könne, sondern fie sei auch ge- zwungen, diese Erwiderung im „Staatscourant“ zu veröffent- lihen. Die Anstrengungen der Regierung, ein gutes Ein- vernehmen zwischen der Republik und Großbritannien durch gemäßigte, friedliche Mittel herzustellen, würden, nah Ansicht der Negierung, zur großen Gefahr für den Frieden und die Ordnung nicht nur in der Republik, sondern in ganz Süd- Afrika ershwert werden, wenn man die Geister noch mehr aufreize.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Reichstags befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (40.) Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Pr. von Boetticher, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats-Minister Freiherr von Marschall und der Kriegs- Minister Bronsart von Schellend orff beiwohnten, wurde die Berathung des Reichshaushalts-Etats, und zwar des Etats des Auswärtigen Amts, bei dem Titel esandt-

schaften“ fortgesetzt.

(Schluß des Blattes.)