1914 / 294 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Dec 1914 18:00:01 GMT) scan diff

E I E E I M E Se E

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Ene R PESALT E E

S L E E E R E e S

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nahme von Kriegsrohstoffen aus beshlagnahmten Beständen“) werden von allen Postanstalten 1. und I1. Klasse vom 15. d, M. ab an das Publikum ausgegeben.

n einem Erlaß des Ministers des Innern wird dem „W. T. B.“ zufolge mitgeteilt, daß den Kriegsgefangenen die Benußzung der Telegraphen- und Fernsprechanlagen in teinem Falle zugestanden werden kann. Dagegen sei die Möglichkeit des S oñanweifunagoertebrs der Kriegsgefangenen nunmehr dahin erweitert worden, daß von jeßt ab auch in

der Richtung aus Großbritannien Postanweisungen an britische

Kriegsgefangene in ‘Deutschland oder von deutschen Kriegsge- fangenen in England nach Deutschland durh Vermittlung der niederländischen Postverwaltung zugelassen find. Jn den Nieder- landen werden die Postanweisungen in niederländisch-deutsche Postanweisungen umgeschkieben und portofrei weitergesandt.

___ Für das englisch-belgische Einvernehmen haben sih neue shwerwiegende Schuldbeweise gefunden. Die „Nord- deutsche Allgemeine Zeitung“ teilt hierüber folgendes mit:

Bor einiger Zeit wurde in Brüssel der englische Legations)ekretär Grant-Wat|\on festgenommen, der im englischen Gesandtschafts-

ebäude verblieben war, nahdem die Gesandtichaft ihren Siy nach

ntwerpen und später nach Havre verlegt hatte. Der Genannte wurde nun kürzlih bei dem Versuch ertappt, Schriftstücke, die er bei feiner Festnahme unbemerkt aus der Gesandtschaft mitgeführt hatte, verschwinden zu lassen. Die Prüfung der Schriftsiücke ergab, doß es sch um MAktenstückdke mit Daten intimer Art über die belgishe Mobilmachung und die Vertetidigung Antwerpens aus den Jahren 1913 und 1914 handelte. Es befinden sih darunter Nunderiasse an die höheren belgischen Kommandostellen mit der fakfimilierten Unterschrift des belgischen Kriegsministers und des belgishen Generalstabshefs, ferner eine Aufzet{nung über eine Sitzung der , Kommission über die Ver- Pl egungobatis Yntwerpens“ vom 27. Mai 1913. Die Tatsache, daß ih diese Schriftstücke in der engli\chen Gesandtschaft befanden, zeigt hinreichend, daß die belgtischWe Regterung in militäri\her Hinsicht keine Geheimnisse vor der englischen Regierung hatte, daß vielmehr beide Negièrungen dauernd im engsten mtlitärisWen Einvernehmen standen.

Von besonderem Interesse ist auch eine handschriftlihe Notiz, die bei den Papieren gefunden wurde, um deren Vernichtung der eng- lische Sekretär besorgt war. Ste lautet folgendermaßen :

Renseignements.

1) Les officiers français ont reçu ordre de rejoindre dès le 27 après-midi; :

2) Le même jour, le chef de Gare de Feignies a reçu ordre de concentrer vers Maubeuge tous les wagons fermés disponibles, en vue de transport de troupes.

Communiqué par la Brigade de gendarmerie de Frameries. : : Hlerzu ist zu b-merken, daß Feignies eine an der Eisenbahn Mau- beuge—Mons zifka 3 km von der belgishen Grenze in Frankretch ge- legene E!senbahnstation it. F-ameries ist an derselben Bahn in Belgien 10 km von der französishen Grenze gelegen.

Aus d'eser Notiz is zu entnehmen, daß Frankreich beretts am 27. Jult seine ersten Mobilmachungmaßnahmen ge- troffen hat, und daß die englische Gesandtschaft von diejer Tatsache belgischerseits jofort Kenntnis erhielt.

Wenn es noch weiterer Beweise für die Beziehungen bedurfte, die zwishen England und Belgien bestanden, fo bietet das auf- gefundene Matertal fn dieser Hinsicht eine wertvolle Ergänzung. Es zetgt erneut, daß Belgien sich seiner Neutralität zugunsten der Entente begeben hatte, und daß es ein tätiges Mitglied der Koalitton aeworden war, die sih zur Bekämpfung des Deutschen Netichs gebildet hatte Für England aber bedeutete die belgiiche Neutralität tatsählich nichts weiter als ein „ecrap of paper“, auf das es si bertef, soweit dies setnen Interessen entsprah, und über das es sich hinwegseßte, sobald dies feinen Zwecken dienlich erschien. Es ist offensihtuich, daß die englische Negterung die Verletzung der belgischen Neutralität durch Deutschland nur als Vorwand benußte, um den Krieg gegen uns vor der Welt und vor dem englischen Volk als gerecht erscheinen zu lassen.

Auf Grund der Schlußbestimmung der Anlage C zur Eisenbahnverkehrsordnung hat das Reichseisenbahnamt fia 7. d. M. einige Aenderungen der Nummern Ia. und I1 verfügt.

Ia. Sprengstoffe. In den Eingangsbestimmungen A ist in der 1. Gruppe a. die Vorschrift über die Zusammenseßung von Astralit T und Il geändert sowie der Förder-Sicherheits\prengstoff H nahgetragen, in der 2. Gruppe b. Gestetns - Leonit eingeschaltet worden. Im Abschnttt 4 3 Gruppe der Sprengmittel - sind Ver- packunggerleichterungen für nicht handhabungsfihere Ammoniak|alpeter- Sprengstoffe und Sprengstoffyroben eingeführt.

IL. Selbstentzündliche Stoffe. In Ziffer 2 ist Phosphor- sesquisulfid nachgetragen.

Das Nähere geht aus der Bekanntmachung in Nr. 108 des NReichsgeseßblatts vom 10. d. M. hervor.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ sind die Ausgaben 273 und 274 der Deutschen Verlustlisten beigelegt. Sie enthalten die 102. Verlustliste der preußi- schen Armee, die 119. und 120. Verlustliste der bayeri- schen Armee, die 75. O der sächsishen Armee und die 78. und 79. Verlustliste der württembergischen Armee.

Oesterreich-Ungarn.

| Wien, 15. Dezember. Die „Wiener Zeitung“ veröffent- l iht eine Verordnung des Gesamtministeriums über den Erla ß eines Zahlungsverbotes gegen Rußland. |

Großbritannien und JrlandD.

Ein neues Naturalisierungsgeseß, das am 1. Ja- nuar 1915 in Großbritannien in Kraft tritt, gibt, wie „W. T. B.“ meldet, dem. Staatssekretär des Jnnern Vollmacht, Naturalisierungsscheine, bei denen der Ver- dacht besteht, daß sie unter“ Vorspiegelung falsher Tat- sahen erlangt wurden, für ungültig zu erklären. Wer sein Zertifikat nah der Annullierung nicht zurückerstattet, kann mit einer Geldbuße bis zu 100 Pfund bestraft werden. Das neue Geseg erkennt Personen, die innerhalb des britischen Weltreihs geboren wurden, sowie Personen, die im Aus- lande geboren wurden, deren Väter jedoch britishe Unter- tanen find, ferner auf britishen Schiffen geborene als britische Untertanen an. Ein Kind britisher Untertanen ist als im Herrschaftsbereih. des britishen Königs geboren zu betrachten, wenn es in einem Orte geboren wird, in dem der britishe König Rechtsprehung über die britischen Unter- tanen ausübt. Eine Person, die auf einem fremden Schiffe

geboren wurde, wird dadurch, daß sich das Schiff zur Zeit der Geburt in britischen Territorialgewässern aufhielt, nicht britischer Untertan. Als für die Naturalisierung geeignet zu betraten find Personen, die ‘niht weniger als fünf Jahre auf britishem Gebiete gelebt oder im Dienste der britishen Krone gestanden haben. Eine solhe Person muß unbescholten sein, genügende Kenntnisse des Englischen be- fißen und die Absicht haben, wenn die Naturalisterung gewährt wird, auf britischem Gebiet zu wohnen oder in den Dienst der Krone zu treten, beziehungsweise diesen Dienst fort- zuseßen. Eine naturalisierte Person besitzt alle Nechte eines british geborenen Untertanen, kann jedoh nicht Mitglied des Privy Councils und des Parlaments werden und ist auch von verantwortlichen zivilen und militärischen Aemtern ausgeschlossen.

: Frankreich.

Der Finanzminister Ribot hat si kürzlih in einer Unter- redung über die Finanzlage geäußert und laut Bericht des „2B, L. D. êrtlari:

Wir lebten bis jeßt von Tresormitteln. Sie sind völl!g ge- nügend. Die Scbaßschemaus®gabe erreichte letzter Tage 82 Millionen. Die gesamte Zeichnung wird eine Milliarde übersteigen und auch dann niht anhalten. Wir brauchen daher für den Augenbli niht zu einer Anlethe unsere Zuflucht zu nehmen und be- halten uns vor, die Stunde selb#|st zu wählen, ein Beweis des Erfolges der großen nationalen Operation : Herabsetzung des Zinsfußes der dreimonatigen Schaßscheine von 5 auf 4 Proz. außer den Bons, welhe vor dem 15. Dezember erneuert werden. Wir wollen dadurch unsern Zeichnern einen Borteil geven. Die Bank Frankreichs belehnt Dreimonatbons ebenso wie S@at- scheine auf sechs Monate und etn Jahr. Endlich sehe ich tin der Wiedereröffnung der Börse ein gutes Anzeihen. Man hatte vns so sehr Vorsicht gepredigt, daß nit zu erwarten war, daß der Markt unter solchen Bedingungen der Nuhe und des Vertrauens wieder er- öffnet werden würde.

Wie die „Basler Nachrichten“ melden, haben . die Franzosen aus Maasmünster und Umgebung 3000 Land- sturmpslihtige im Alter von 17 bis 45 Jahren nah Avignon gebracht. Jhre Lage ist nach den eingetroffenen Berichten recht kläglich, viele von ihnen sind bereits \{chwer erkrankt.

Jtalien.

Die Anregung des Papstes, eine Waffenruhe über Weihnachten herbeizuführen, ist bei einer Mehrheit der kriegführenden Mächte auf günstigen Boden gefallen. Wie die „Kölniiche Zeitung“ mitteilt, äußerten sich / besonders Deutsch- land und Oesterreih-Ungarn sofort zustimmend. Auch die Türkei war bereit, dem Wunsche der Kurie Rechnung zu tragen. Der Widerspruh gegen die päpstlihe Anregung ging von Rußland und Frankreich aus, die bestimmt ablehnten, auf den Vorschlag einzugehen. Die Ablehnung Frankreichs er- scheint in besonderem Lichte, da neuerdings die französische Politik den Anschein hervorzurufen suchte, als bringe fie mit Rücksicht auf das sogenannte katholische Protektorat Frankreichs im Orient, wie auch aus andern Gründen dem Vatikan freund- lichere Gesinnungen entgegen. Durch ihre Zustimmung zu dem Vorschlage zeigten Deutschland, Oesterreich-Ungarn und die Türkei, daß sie für den religiös-humanen Gedanken, der dieser Anregung zugrunde liegt, volles Verständnis haben.

Jm Senat wurden gestern die Mitteilungen der Regierung besprochen. Alle Redner sprachen dem Kabinett Salandra das Vertrauen zu feinem Vorgehen aus, das den Interessen Jtaliens volllommen entspreche, und billigten die Neutralitätserklärung. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ führte u. a. der Professor Barzelotti aus:

Gr billige die Ciflärungen der Regierung, die glei weit ent- fernt von einer absoluten Neutralität nie von einem Krieg um jeden Preis seien, und wünsche, daß in einem günstigen Augenblick Jtalien interv-nteren werde, niht ‘mit den Waffen, sondern durch etne mächtige und drohende Anregung zum Fuieden, um zu verbindern, daß die Umwandlung der früheren geographishen und ‘politischen Geftaltung sich zu seinem Nackteil entwikle. Wenn einerseits ver siegrethe Vormarsch Oesterreih-Ungarns auf dem Balkan die Jnterefsen Italiens \chädigen würde, so set es andererseits unbestreitbar, daß bet der Vernichtung der Zentral. Kaisermächte das Adriatisde Meer etn slavisches und das Méittelländishe Vècer ein english-französiches Meer werde. Das Land erwarte, daß es von der Regierung, zu der es Wer- trauen habe, geführt werde. Um die Gefahren des Heraustretens aus der Neutralität zu kennzeihnen, genüge es, auf die Anhängir einer Intervention einzugehen. Vtit Ausnahwe eines Teils der liberalen

Partet, die von tal\chen Voraus}eßungen sich leiten lasse, seten die

Xür|preher des Krieges nur antifonstitutionele Leute. Es seien die Antimilitaristen von gesle1n, die in dem Kriege eine Gelegenheit sehen und suchen, die innere Lage zu verändern, und die ihren revo- luttonären und anarchistisWen Gärungsstoffen Luft machen wollen. Dei: Redner wies dann auf die schwere Eefahr hin, die besonders den Kolonien Italiens durch die Türkei drohe, falls Italien auf seiten der Tripleentente am Kriege teilnehme, und fuhr fort: „Die Nech- nung, die vtele über den Ausgang des Kampfes und die Be- dingungen aufstellen, unter denen \sich derjenige befinden würde, der am Kriege nicht teilnimmt und der ohne Kom- pensationen bleibt und ausgeseßt is dem Urteils)pruch der Sieger, ist raiv, denn fie sieht die vollkommene Besiegung einer der beiden Parteien voraus. Daß, wte auch immer es sei, diese Nieder- werfung nicht wahr|cheinlich bei derjenigen Partet eintreten wird, von der es einige boffen, das kann man aus dem Heldenmut \chltießen, mit dem Deutschland Krieg führt. Grundlegende Erwägungen sprechen gegen eine Intervention, die die Macht der auf den Meeren rivali- flerenden Staaten vermehren könnte. Gründe der Moral und des politis{chen tnternationalen Anstandes widerraten, den Verbündeten den Gnadenstoß zu geben.“

Der „Sole“, das hervorragendste täglich erscheinende Finanz- und Handelsblatt, bespricht die handelspolitischen Folgen des Krieges für Jtalien und kommt dabei zu dem Schlusse, daß Jtaliens Jnteressen durch einen Sieg Englands und Frankreichs keine Förderung erfahren würden.

Beide Mächte hätten, so führt das Blatt aus, {hon jeßt die Herrschaft im Mitte: meer an sich gerissen und würden dann noch stärker von ihren Wachiposten Gib1altar, Suez, Bizerta und Malta auf Italien drücken können und ihm jede Entwtlcklungsfähtgkeit raub-n. Eine Verstärkung der deutshen Klotte im Véittelmeer würde dagegen zur Herstellung des Gleichaewichts unter den Großmächten zum Vorteil Italiens beitragen. Wahr]cheinlih könnten dann, da keine Verringerung der Machtstellung JFtaliens in der Adria zu be- fürchten ist, durch friedlihe diplomatische Verhandlungen auh dies- bezüglihe Wünsche Italiens thre Erfüllung finden.

Niederlande.

Zu der gestrigen Meldung über die FJnternierung des Dampfers „Delia“ wird von unterrichteter Seite mit- geteilt, daß es sich um ‘eine vorher mit den deutschen Behörden verabredete, durhaus normale Maßnahme handelt. Der Dampfer wird während der Jnternierung ausgebessert.

In der Nähe der wesiseeländisch-flämishen Grenze ist ein englisher Zweidecder, der noch eine Bombe bei sich hatte, infolge Maschinenschadens gelandet. Der Flieger und sein Flugzeug wurden interniert.

Schweiz.

Der Bundesrat hat beschlossen, das Aus fuhrverbot sofort auszudehnen auf baumwollene und leinene Lumpen, altes Tauwerk und andere zur Papierfabrikation taugliche Abfälle, auf Makulatur und Lumpenhalbstoff, auf Kaolin, Linsen- feldsteher, Prismenfeldsteher, gereinigtes Fichtharz, Kolo- phonium, Kerzen, mit Ausnahme von Baumkerzen, Seifen und Waschmittel.

- Dos Pressebureau des Schweizerischen Generalstabes plant, wie „W. T. B.“ meldet, aus Anlaß der leichtfertigen Verbreitung von Gerüchten über angebliche Greueltaten deutscher Truppen durh \{hweizerishe [Bürger eine vorläufige Untersuchung auf Grund der Militärstrafprozeß- ordnung und zitiert dabei eine bundesrätliche Verordnung vom 10. August 1914, die für derartige Fälle eine Bestrafung vor- sieht. Das Pressebureau führt zwei Beispiele an, unter diesen das Gerücht, deutshe Schwestern des Roten Kreuzes hätten Verwundeten Gift anstatt Serum eingeimpft. Dieses Gerücht habe sich, wie die andern, als gänzlich haltlos herausgestellt. Die Mitteilung ließt:

„Ohne aus der Neserve der Neutralität herauszutreten, kann die Militärbebörde nicht umhin, angesichts fo lehrreiher Beispiele der Presse und der Bevölkerung klar zu legen, gegen fo'he Sensations» nachrichten auf der Hut zu setn. Die geiitige Wappnung - geaen tendenziöóse Beeinflussung gehört mit zu den Aufgaben der Neu- tralität.“

Schweden.

Auf Einladung des Königs von Schweden wird dem „Svenska Telegrambyran“ zufolge am 18. d. M. eine Zu- jammenkunft zwishen den Königen von Schweden, Dänemark und Norwegen in Malmö stattfinden. Die Könige werden von ihren Ministern des Auswärtigen begleitet sein. Diese Zusammenkunft, die ein Ausdruck für das gute Verhältnis zwischen den drei nordishen Reichen und für die zwischen ihnen bestehende vollständige Einigkeit ist, ihre bis jetzt beobachtete Neutralitätspolitik aufrehtzuerhalten, bezweckt ins- besondere, Gelegenheit zu geben, sich über die Mittel zu be- raten, die in Frage tommen könnten, um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die der Kriegszustand für die drei Länder mit ch bringt, zu begrenzen und zu hemmen.

Türkei.

Die Eröffnung des Parlaments hat gestern in Gegenwart des Sultans, der in Begleitung des Thronfolgers, der anderen Prinzen und des Generaloberjten Freiherrn von der Golß erschienen war, des Khediven, der hohen Geistlichen, an ihrer Spiße der Scheih ul Jslam , der Ulemas der Staats- und Hofwürdenträger, der Generalität und der Diplo- matie in feierliher Weise stattgefunden. Nach der Begrüßungs- zeremonie wurde die Thronrede des Sultans verlesen, die laut Bericht des „W. T. B.“, rie folgt, lautet:

Ich sage Gott Dank, daß er in seiner Gnade mir erlaubt hat, nach der dritten Erneuerungewahl die erste Session der Nationai- versammlung zu eröffnen und heiße Sie willkommen. Wir warêèn dabet, alle Anstrengungen zu machen, um den autwärtigen Schroiertg- keiten zuvorzufommen, tndem wir die s{chwebenden Fragen zu beseitigen tuchten, die von Zeit zu Zeit unsere Beziehungen zu den Mächten trubien, und den Neformen und Forishritten im Innern einen frisch:n Aufiwung zu geben, um die WBerluste und Uebel des Balkankrieges sobald wie möglich zu heilen, als p1öglich die große Krise ausbrach, die aus einem Angriff tn großem Maßstabe gegen den aligemeinen Frieden in Europa entsprang. Da die Frage der Vertetdigung und Wahrung unserer politishen Rechte und Fnter- essen natinl!ch alles andere in den Hin'ergründ drängte, babe i zugleih mit der Erklärung unserer Neutralität die allgemeine Mobil machung aller unserer Land- und Seestreitkräfte befohlen. Während unsere Katserlihe Negierung .fest entschlossen war, in threr bewaffneten NMeutraltiät zu verharren, wurde unsere Kaiserltche Flotiee im Schwarzen Meere von der russisGen Flotte angegriffen, und begannen England und Frankceih sodann tat\ächlih die Feindse!igkciten, indem sie Truppen uud Schiffe an unsere Grenzen \{chickten. Daher habe ich unter der Gnade Gottes und mit Hilfe des Propheten den Kriegszustand gegenüber diefen PVeiächten erflärt und den Vormash meiner Truppen, die fich an den Grenzen befanden, befohlen. Da die Notwendtg- keit, mit bewaffneter Macht die Zerstörungspol!tik abzuwehren, die zu allen Zeiten von Rußland, KFrankreih und England gegen die islami|che Welt verfolgt worden tit, den Charakter einer religiösen Verpflichtung angenommen hat, habe ich in Uebereinstimmung mit den betreffenden Fetwas alle Mufelmanen zum Hetligen Krieg gegen diese Mächte und diejenigen, die ihnen zu Hilfe kommen würden, aufgerufen. Der Mut und die Tapfer- keit, von der meine faiserlihen Heere an den Grenzen und unsere Flotte im Schwarzen Meere Bewetlse geben, werden den hbervorragendsten Play unter den Heldentaten unserer Ge- \c{hichte einnehmen. Die Ordnung und der Eifer, mit dem man dem Mobilmachunssbefehl folgte, und dite außerordentlihen An- strengungen zur Bereitstellung der für die Armee nötigen Norrâte, haben bewiesen, daß unsere Nation einen durch die Naterlandsöltebe zusammengehaltenen Block bildet, zum Heile unseres Vaterlandes. Diese schône Handlungswetlse patriottis{cher Hin- gebung ist etn wahrhaft würdiges Beweismiitel. Ich hoffe, daß untere Volksvertretung in thren Entichließung:zn und Arbeiten mir Proben von Einigkeit und Eintraht geben wird, und erwarte, daß sie raf die notwendigen Aenderungen der Verfassung und die militärischen Kredite prüfen wird, die thr durch unsere Erekutivregierung vorgelegt werden, ebenso wte andere Geseßen!würfe, über die fie in g!eiher Weise zu ent- scheiden haben wird. Ich bin überzeugt, daß unsere Kräste zu Lande und zu Vieer ebenso wie die muselmanishen Kämpfer, die zum Hetligen Kriege gegen England, Frankreih und Rußland zu den Fahnen gerufen worden sind, glänzende Siege in Asien und Afrika den Siegen hinzufügen werden, die nacheinander in Europa. von den glorreihen Armeen unserer Verbündeten, Deutschlands und“ Dester- ret Ungarns, gegen bie gemeinsamen Felnde errungen worden sind, und daß der Allmächtige eine Zukunft voll Glück und Nuhm unserem MNeiche eben]jo wie den Muselmanen der ganzen Welt béschetiren möge, die die Waffen ergriffen haben, un Recht und Gerelttgkeit zu verteidigen. Die besonderen Vorrete, die ehedem durch unsere Regierung den #|Fremden eingeräumt worden find, haben mit der Zeit thren Charakter und thre Bedeutung verloren und eine \chädliche, gegen unfer Höheitsrecht gerichtete Forur angenommen. Ich habe also die Unterdrückung aller dieser Vorrechte angeordnet, die mit feinem Prinzip tes Völkerrehts veretnbar waren und unter der Bezeihnung „Kapitulationen“ zusammengefaßt wurden. Ih habe im Gebiete meines Neihes nah dem Muster anderer Länder für die Behandlung der Fremden und thre e heiten die Bestlmmungen des internationalen Rechts eingeführt. (15) stelle mit Betriedigung fest, daß unsere“ Beziehungen zu den Staaten, die am allgemeinen Kriege nicht teilgexnommen haben, aufrichtig und freundschaftlich sind, und daß fle es insbesondere find zu unserem Nachbaun Bulgarien. i

Die Verlesung der Thronrede wurde der Tradition ent- sprechend shweigend entgegengenommen. Das ihr folgende Gebet wurde zum ersten Male im türkishen Parlament in arabisher Sprache gesprochen.

Nach der Abfahrt des Hofes und des diplomatischen Korps begann die erste Sißung unter Leitung des früheren Prä- sidenten Halil Bei, der in seiner Eröffnungsrede daran er- innerte, wie die Türkei zum Krieg gezwungen worden sei.

Der Unterschied mit dem vorhergegangenen Kriege, so führte der Nedner aus, bestehe darin, daß sehr starke Gründe die Ueberzeugung der O3manen, daß sie fiegreih sein würden, stüßen. Die Balkan- ftaaten hätten die Türkei mitten in der Revolution und etner Ums wandlung aller politishen Verhältnisse angetroffen und deshálb von ihnen felbst nicht erträumte Siege erringen können. Diesmal aber sei die Mobilmachung im rechten Augenblick angeordnet und in Ord- nung vollendet worden. Alle, die Reichen wie die Armen, griffen zu den Waffen. Die türkishen Armeen, die den Feind aus furchtbar starken Stellungen mit dem Bajonett verjagten, sähen heute die ruhmreihsten Traditionen ihrer Geschichte wieder aufleben, und felbst die Feinde seien gezwungen, dies anzuerkennen. Der Krieg von heute gelte nicht der Lösung einer einzelnen Frage, niht der WiederhersteUung der angegriffenen Nattionalehre, es sei kein vorübergehender Krieg zur Verteidigung einer Provinz, sondern ein Kampf um die Gristenz. Daher müßten denn auh alle sich in Treue und Vaterlandsliebe um den Herrscher sharen und mit Einseßung alles dessen, was sie hätten und wären, im Kriege durch- halten, bis ein dauerhafter Frieden gesichert sei, der noch den Enkeln erlaube, thre zivilisatorthen Pflichten ungestört zu er- füllen. Früher habe die Türkei den Moskowitern, die seit zweieinhalb Jahrhunderten in dem tyrannishen Berlangen, den Orient zu be- herrschen, mit einem Fuße gegen die Meerengen und Konstantinopel, mit dem anderen gegen das Baltishe Meer vorschreitend, die Türkei angegriffen hätten, nur thre Brust und thre Waffe allein entgegen- zuseßen gehabt. Künftig aber würde sie die Zivilisation und die Fretheit des Okfzidents und Orients im Bunde mit den Deutschen, die nicht nur auf dem Schlachtfelde, sondern au auf „wirtshaf1!lihem Gebiete und dem der Verwaltung und Organisation die Ueberlegenheit ihres Geistes bewiesen hätten, und mit threm großen und siegreichen Verbündeten, den Oesterreihern und Magyaren, verteidigen. Er sei sicher, daß nah dem Kriege auch die Lrargolen und Engländer, die mit Bitterkeit erkennen würden, daß die Fortschritte“ der Deutschen niht mit Gewalt vernichtet werden könnten, cine Einigung mit der Türkei suchen würden. Halil Bei |\chloß mit ergreifenden, an die türkishe Armee und Martne und ar die erm Seen s l C Pru e gerihteten Worten, ndem er den Siegern Heil wünschte und den tim Heiligen Kriege Gefallenen die Gnade Gottes. a : _ Die Kammer wählte Halil Bei mit 126 gegen eine Stimme von neuem zum Präsidenten. Zu Vizepräsi- denten wurden gewählt Emir Ali Pascha, ein Bruder des Führers der Aufständischen in Marokko, und Hussein Djahid.

, Wie das Blatt „Turan“ erfährt, wird demnächst in Kon- stantinopel eine türkijch-deutshe Vereinigung gegründet werden, die mehrere Senatoren und andere der Regierung niht angehörende osmanische Persönlichkeiten sowie deutsche Politiker und Publizisten zu ihren Mitgliedern zählen wird. Sie soll die Aufrehterhaltnng des türkisch-deutschen Bündnisses und des herzlichen Einvernehmens zwischen beiden Völkern auch nach dem Kriege zum Ziele haben, an der Ausgestaltung der wirtschaftlihen Beziehungen arbeiten und beide Völker einander noch näher bringen.

Nach Berichten des Osmanischen Lloyd aus Rußland verfolgen die russishen Behörden die Musel manen in den Gouvernements Kasan und Orenburg. Auch die türkische Presse ‘und Literatur sei der Verfolgung ausgeseßt. Die strengsten Maßnahmen würden getroffen, um die Verbreitung des Aufrufs der türkischen Patrioten zu verhindern. Aehnliche Maßregeln seien im Kaukasus getroffen worden. Den Musel- manen sei verboten worden, aus dem Kaukasus in das Innere des Landes zu reisen. Der türkishe Konsul in Rostow sei mit 30 muselmanischen Notabeln verhaftet und nah dem Kuban- gebiet geschafft worden.

Griechenland.

Die bulgarisde Regierung hat der „Agence d’Athènes‘‘ zufolge den Vorschlag der hellenishen Regierung auf Einsezung einer gemischten aus Offizieren gebildeten Kommission zur Prüfung der Ursachen der kleinen Konflikte an der griehisch-bulgarishen Grenze angenommen.

Serbien.

___Das Blatt „Neon Asty“ meldet aus Korißa, da U Albaner über Dibra in Serbien einge tas eien.

Amerika.

Jn dem Jahresbericht des Staatssekretärs des amerikanishen Marineamts wird der Bau von zwei Dreadnoughts, sechs Torpedobootszerstörern, mindestens acht Unterseebooten, darunter eines großen, und eines K anonenbootes

beantragt. Asien,

Der Sohn des Groß-Scheichs der Senussi ist in Medina eingetroffen, um am Heiligen Kriege teilzunehmen. Wie die Konstantinopeler Blätter erfahren, werden in Damaskus große Vorbereitungen zum Empfange der Heiligen Fahne Ga Sar) getroffen, die unter dem Geleite von Tausenden von Kriegern dort eintreffen wird.

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Kriegsnahrichten.

Westlicher Kriegs\schaupla§.

es Hauptquartier, 15. Dezember, Vormittags.

Die Franzosen griffen gestern an mehreren Stellen ver-

Y Ein Angriff gegen as Stellungen südö t li ch f pern brach unter starken Verlusten für den Gegner zu- en. „Ein feindlicher Vorstoß aus der Gegend nord- 0 R ih Suippes wurde ebenso wie ein feindlicher Angriff nor d- V ih Ornes (nördlich Verdun) unter \chweren feindlichen Àlusten abgewiesen. Jn der Gegend von Ailly- premont (südlih St. Mihiel) versuchten die Franzosen di viermaligem Ansturm unsere Stellungen zu nehmen; le M ngriffe sheiterten. Ebenso mißlang ein erneuter fn licher Vorstoß aus Richtung Flirey (nördlich Toul). Jn Rie 0 e n up 2e n : ¡906 im Se Bei der

orfes einba e machten wir bréibukdert efangene. L N Oberste Heeresleitung.

Oestlicher Kriegsschauplaz.

Großes Hauptquartier, 15. Dezember, Vormittags. (W. T. B.) Aus Ostpreußen nichts Neues. Die deutsche ole SoldauüberMlawa in Richtung Ciehanow vorgedrungene Kolonne nimmt vor überlegenem Feind ihre alte Stellung wieder ein. n Russif ch Polen hat sih nihts Wesentliches ereignet. Die ungünstige Witterung beeinflußt unsere Maßnahmen.

Oberste Heeresleitung.

Wien, 14. Dezember. (W. T. B.) Amtlih wird ge- meldet: Die Verfolgung der Russen in Westgalizien wurde fortgeseßt und gewann, abermals unter kleineren und größeren Gefechten, allenthalben nordwärts Raum. Nun ist auch Dukla wieder in unserem Besiß. Unsere über die Karpathen vorgerückten Kolonnen maten gestern und vor- gestern 9000 Gefangene und erbeuteten zehn Maschinen- gewehre. Die Lage an unserer Front von Rajbrot bis östlich Krakau und in Südpolen ist unverändert. Nördlich Lowicz drangen unsere Verbündeten im Angriffe weiter gegen die untere Bzura vor.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Generalmajor.

Südlicher Kriegsschauplaßs.

Wien, 14. Dezember. (W. T. B.) Amtlih wird ge- meldet: Die von der Drina in südöstliher Richtung vorge- triebene Offensive ist südöstlih Valjevo auf stark über- legenen Gegner gestoßen und mußte nicht allein aufgegeben werden, sondern veranlaßte auch eine weiter reichende ck- gängige Bewegung unserer seit vielen Wochen hartnäig, glänzend, aber verlustreih kämpfenden Kräfte. Diesem steht die Gewinnung von Belgrad gegenüber. Die hieraus folgende Gesamtlage wird neue operative Entschlüsse und Maßregeln i e haben, die der Verdrängung des Feindes dienen müssen.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

St. Petersburg, 14. Dezember. (W. T. 0) Der gestrige Bericht des Generalstabes der faukasischen Armee lautet: Am 11. Dezember wurde den ganzen Tag auf der Front Pyrusk, Esmer, Dutak gekämpft. Der Feind wurde überall zurückgeworfen und mit fühlbaren Verlusten über den Euphrat zurückgetrieben. Unsere Truppen erbeuteten eine Vieh- herde von 1400 Stück. Um die Dörfer Assurli und Basch Kala wird noch gekämpft.

,_ (Notiz des „W. T. B.*: Die russishen Berichte über die Kämpfe im Kaukasus haben \ich bisher noch weniger glaubhaft er- wiesen, als die übrigen russishen Kriegsnachrichten.)

Konstantinopel, 15. Dezember. (W. T. B.) Mitteilung des Großen Hauptquartiers: An der Grenze des Wilajets Wan dauern die Zusammenstöße der russischen Truppen mit unseren Abteilungen zu unseren Gunsten an. Russische Kavallerie griff an der persischen Grenze bei Sarai unsere Kavallerie an, deren Gegenangriffe von Erfolg gekrönt waren. Die Russen wurden zurücckgeschlagen und zersprengt.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der am 9. d. M. stattgefundenen Reichstagsersa§- wahl im zweiten Hannovershen Wahlkreise Wittmund Aurich sind, wie „W. T. B.“ meldet, nah amtlichen Er- mittelungen 8923 Stimmen abgegeben worden: davon ent- fielen auf Dr. Stresemann (Nationalliberal) 8904 Stimmen. 19 0 a waren zersplittert. Dr. S tresemann ist somit gewählt.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Die deutschen Hochschulen im Sommer 1914.

Im verflossenen Sommer waren die 52 Universitäten und anderen Hochschulen des Deut\hen Reichs von tnsgesamt 79077 Stu- dierenden, unter denen etwa 4500 weibliche, und von 8506 Hörern (Gästen), unter denen etwa 2000 Frauen \ih befanden, besucht. Wettaus der größte Teil der immatrfkulierten Studierenden, nämli 60 943 (darunter 4117 Frauen), entfällt naturgemäß auf die 21 Un i- verstitäten, dann folgen die 11 Technishen Hochschulen mit 12232 (darunter 82 Frauen), sodann die 6 Handelshoch- schulen (in Berlin, Cöln, Frankfurt a. M., Leivzig, Mannheim und München) mit 2625 Skudierenden, thnen |chließen sich an die 4 Tierärztlihen Hochschulen in Berlin, Dresden, Hannover und München mit 1404, die 3 Landw irtshaftlihen Hoch- \chulen in Berlin, Hohenheim und Weihenstephan mit 938, die 3 Bergakademien in Berlin, Claustal und Freiberg mit 668, und an reue Stelle stehen die 4 F orstak ademien in Eberswalde, Eisenach, Münden und Tharandt mit 267 Studierenden. Von den 8506 Hörern entfallen auf die Universitäten 4086, auf die Technischen Hochschulen 1647, auf die Handelshohs{chulen 2858, l die Tier- ärztlihen Hochschulen 92, auf die Bergakademien ‘73, auf die Fo st- afademien 45 und auf die Landwirtschaftlichen Hochschulen 5 Am geringsten besudt sind die Forstakademten in Ebeiswalde und Tharandt, die nur je 54 Studierende zählten; die meisten Studierenden hat die Universität Berlin, wo sich im leßten Sommer 8538 befanden.

Zu Gn des neuen Jahrhunderts waren die Universitäten erst von 34 839 Studierenden besucht, die Technischen Hohschulen von 12 786, die Landwirtschaftlihen von 934, die Tierärztlihen Hochshulen von 1345, die Forstakademten von 241, die Bergakademlen von 901 und die Handelehochshulen, deren Entwicklung um diese Zeit erst ein- gelezt hat, von einer unbekannten Zahl Studtierender. Demnach war die Zunahme des Besuchs der Untyersitäien be- sonders groß, fie beläuft sich auf 75 vom Hundert. Gering ist die Steigerung bei den Technikern, noch geringfügiger bet: den Land- wirten, während die Zahl der Bergingenteure ganz beträhtlih, die der Forsiwirte nicht wesentlih zurückzing. Bet den Tierärtzten ist tatsählid wohl kaum eine Verminderung eingetreten, da die veterinär- medtzinische Abteilung der Universität Gießen, deren Besucher in der Zahl der Universitätsstudenten einbegriffen find, von Jahr zu Jahr, insbesondere nah der 1910 erfo!gten Aufhebung der Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart, stärker besucht wird.

In der Neichshauptstadt Berlin sind 6 Hochshulen vereinigt (Universität, Technische, Tierärztliche, Landwirtichaftlihe und Handels- hodshule jowie Bergakademie) mit insgesamt 12434 Studenten, München hat 4 (nämli Universität, Techni]he, Tierärztliche und ee G mit 9366, Breslau (Universität, Tecnishe und Handelshc{chschule) mit 4822, Leipzig 2 (Uni- versität und Handelshohshule) mit 5866, in Dresden und in Hannover befinden ch je eine Technische und eine Tierärztliche Hoch- schule mit 1516 bezw. 1442 Studierenden, und von den übrigen 34 HoGsWulsiven haben 18 eine Universität, 6 etne Technische, je 2 eine

ändwirtschaftliche, eine Handel8bohs{chule oder eine Bergakademie und

4 eine Forstakademie mit einer Studentenzahl von 3178 (Freiburg i. Br.)

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bis 54 (Eberswalde und Tharandt). Das Vereinigungsbestreben tritt im deutschen Hochschulwesen z. Zt. deutlich in Erscheinung: Seit 1910 sind - die Tierärztlihe Hochschule in Stuttgart und die Forstatademie in Aschaffenburg aufgeiöst worden, die Akademie für Sozial- und Vandelswissensdaften in Frankfurt a. M. wurde in die neue Unt- versität aufgenommen, und die Vereinigung der Dresdner und der Münchener Tterärztlihen Hochschule mit den Universitäten in Leipzig bezw. München steht bevor. Neugründungen find nur zwei zu ver- zeichnen: eine Tehnishe Hohshule in Breslau (1910) und eiae Universität in Frankfurt a. M. (1913).

Bei den preußishen Justizbehörden im Jahre 1914

beshäftigte Neferendare.

„Nach einer im „Justizministerialblatt“ veröffentlihten Nah- weisung der Zahl der bei den preußischen Justizbehörden in den Jahren 1902 bis 1914 beschäftigten Neferendare waren bei diesen Behörden am 1. August 1914 insgesammt 6668 Justizreferendare vorhanden gegen 7155 zu derselben Zeit des Vorjahres 1913, 7413 im Jahre 1912, 7612 im Jahre 1911, 7701 im Jahre 1910, 7694 im Jahre 1909, 7528 im Jahre 1908, 7182 im Sahre 1907, 7003 im Jahre 1906, 6524 im Jahre 1905 und 5319 im Jahre 1902. Ihre Zabl ist also, nahdem sie von 1902 bis 1910 um 2382, von 1905 bis 1910 allein noch um 1177 gestiegen war, seitdem um 1033 zurückgegangen, von 1913 bis 1914 allein um 487 (von 1912 bis 1913 um 258). Für den Zeitraum von 1902 bis 1914 ergab \sich daher nur noch eine Zu- nahme von 1349 Referendaren oder 25,4 9/0, für die Zeit von 1905 bis 1914 gar nur etne solhe von 144 Referendaren.

Im Bezirk des Kammergerichts als Oberlandesgerihts wurden am 1. August 1914 ' 1302 Justizreferendare gegen 1367 im Vorjahre, 1338 im Jahre 1910 und 890 im Jahre 1902 beschäftigt, im Bezirk des Oberlandesgericchts Cöln, von dem im Fahre 1906 größere Gebiete abgetrennt und dem Bezirke des neu errichteten Oberlandesgerihts Düsseldorf zugeteilt worden find, 781 gegen 879, 922 und 735 in den genannten Vergleichsjahren, im Ober- lande8geriht8bezirk Breslau 706 gegen 766, 856 und 616, im Ober- landesgerihtsbezirk Hamm, von dem im Jahre 1906 tleine Gebiete abgetrennt und dem Bezirke des. neu errihteten Oberiandesgerihts3 Düsseldorf zugeteilt worden find, 661 gegen 737, 926 und 586, im Dberlandesaerihtsbezirk Naumburg. 546 gegen 574, 653 und 494, im Oberlandesgerihtsbezirk Celle 467 gegen 502, 566 und 906, in dem 1906 neu gebildeten Oberlandesgerihisbezirk Düss el- dorf 443 gegen 477 im Vorjahre und 450 im Jahre 1910, im Oberlandesgerihtsbeztrf Frankfurt (Main) 346 gegen 371 im Vor- jahre, 396 im Jahre 1910 und 234 im Jahre 1902, tim Oberlandes- gerihtöbezirk Königsberg 293 gegen 310, 375 und 266, im Ober- landesgerichtebezirk Stettin 288 gegen 285, 269 und 264, im Oberlandesgerichtsbezirk Kiel 233 gegen 248, 240 und 159, im Oberlande8agerichtsbezirk Cassel 230 gegen 255, 285 und 192, im Oberlandeé gericht: bezirk Posen 212 gegen 213, 212 und 206 und im Oberlandeegerihtsbezirk Marien werder 160 gegen 171, 213 und 171. Im legten Jahre, vom 1. August 1913 bis dahin 1914, hat die Zahl der bei den preußischen Justizbebörden beschäftigten MNeferendare nur im Oberlandebgerichtsbeztrk Stettin unbedeutend (um 3) zugenommen, in allen übrigen Bezirken dagegen mehr oder weniger abgenommen, im Oberlandesgecihtsbezirk ln um 98, im Oberlandesgerichtsbezirk Hamm um 76, im Kammergerihtsbezirf um 65, im Oberlandesgerihtsbe;irk Breslau um 60, im Oberlandes- gerichtébezirk Celle um 35, im Oberlandesgerihtebezirk Düssel dorf um 34, im Oberlandesgerichtsbezirk Naumburg um 28, in den Ober- landesgerihtsbezirken Cassel und Frankfurt (Main) um je 25 usw. Untec den bei den preußishen Justizbehörden des Oberlandesgerichts- bezirks Naumburg beschäftigten Neferendaren befanden sih am 1. August 1914 27 (5 weniger ais im Vorjahr) aus dem Herzogtum Anhalt und 5 (2 weniger) aus dem Fürstentum Schwarzburg: Sondershausen; unter den im Oberlandesgerihtsbezirk Celle bejhäftigten Referendaren 1 (1 weniger als im Vorjahre) aus Lippe.

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. i. d. Ersten Beilage.)

Wohlfahrtspfege.

Ueber die Mäßigkeitabestrebungen der deutschen Hee resverwaltung in der Armee und in der Heimat schreibt das preußische Kriegsministerium an den Vorsizenden des Deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke in Beantwortung einer Eingabe, die diejer Verein an das Krieasministerium gerichtet hatte: ,Der Empfang des Schreibens vom 6. Oktober wird mit dem Ausdrucke besten Dankes bestätigt. Von seiten der Heeresverwaltung werden auch in Zukunft die Mäßigkeitsbestrebungen in der Armee nachdrücklih gefördert werten. Während gegen die Versendung alkoholhaltiger Getränke in Feldpostbriefen Bedenken nicht bestehen, wird die Zusendung größerer Aloholmengen zum Feldheere in feiner Weise unterstüßt oder geduldet werden. Als freiwillige Gaben (Liebesgaben) werden außer NRotwein alkoholhaltige Getränke nicht mebr angenommen. Die Abnabmestellen der freiwilligen Krankenpflege find mit entsprehender Anweisung versehen. Aub die Presse ist in diejem Sinne in Kenntnis gefeßt. Um den Müäß'gkeitsbestrebungen auch in der Heimat unter den Soldaten Förderung angedeihen zu lassen, werden die Mann}chaften des Besaßzungsheeres über die Gefahren des Alkohols belehrt. Ebenso wird ihnen das von der. Medizinalabteilung des Kriegsministeriums herauëgegebene Merkblatt „Hütet euch vor Ausi\hweifungen“ ein- gehändigt. Was den Alkoholgebrau in Lazaretten angeht, so dürtte allgemein bekannt sein, daß die deute Aerzteshaft zum ganz über- wiegenden Teile die Mäßigkeitsbestrebungen nahdrüdcklih unterstügt, und daß der Alkohol von ibnen für Krankenzwecke nur in geringem Umfang verwandt wird. Als Beweis hierfür sei angeführt, daß in den Lazaretten von den planmäßig beschafften Weinen ein ganz er- heblicher Teil ih angesammelt hat, da er nit gebraudt worden ist. Im übrigen ist die Heranziehung des Alkohols zur Krankenverpflegung durchaus der Verantwortlichkeit des einzelnen Arztes überlaffen. Um aber au unter den zahlrèihen Verwundeten das Verständn für die Getahren des Alkobolmißbrauchs zu wecken und zu beleben, werden id geeigneter Weise auf diese Gefahren durch Belehrung hin-

en.

Nach Vollendung seines neunundse(zigsten Lebensjahres bat der Kommerzienrat Johann Ki ein, Vorsizender des Aufsihtsrats der Maschinen- und Armaturfabrik vormals Klein, Schanziin u. Beer in Frankenthal (Kheinpfalz), als Beitiag zur Errichtung eines pfälzischen Kriegererholung8heims die Summe von 10000 #4

gestiftet. Verkehrswesen.

Pakete an deutsche Kriegsgefangene in Frank- rei erleiden dadurch Verzögerungen, daß die französischen Eisenbahnstationen, denen die Beförderung dieser Pakete obliegt, die Aufschriften nur {wer oder gar nicht entziffern können, weil sie häufig unleserlich und mit deutschen Buchstaben ge- schrieben find. Es empfiehlt sich daher, daß die Absender mindestens den Namen der Bestimmungseisenbahnstation, ofern diefe bekannt ist, sonst den Bestimmungsort in der rihtigen französischen Schreibweise und in lateinischen Buchstaben gro be ‘Tei L h

t der Aufenthaltsort des Empfän nit beka 0 fann das Paket auch ohne diese Tae cio ae aber au dann A lichst deutlihe Schrift und, wenn be- kannt, die Auto „Region“ oder des Landesteïls, wo der GETARGE ih befindet (Nord-, Südfrankreih) sehr zu

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