1914 / 306 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 31 Dec 1914 18:00:01 GMT) scan diff

s an die Staatsbauverwa!tung für den Ausbau des Plauer

h: R e Amtsblätter

er ns Regierung in Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 48 S. 601, auêgegeben am 28. November 1914, und

der Königlichen Regierung in Magdeburg Nr. 49 S. 466, aus- gegeben am 5. Dezember 1914;

9) der auf Grund Allerhöchster Ermächtigung vom 16. August

1914 (Geseysamml. S 153) ergangene Que des Staatsministertums

vom 12 Oktober 1914, betreffend die Verleihung des Enteignungs-

rechts an die Ziesarer Kieinbabn-Aktiengesellsdait in Ziesar tür die

Anlage einer Kleinbahn von Ziejar nah Güsen, dur das Amts-

blait der Königl. Regierung in Magdeburg Nr. 44 S. 417, aus-

gegeben am 31. Oktober 1914;

3) der auf Grund Allerhöchster Ermächtigung vom 16. August 1914 (Geseßsamml. S. 153) ergangene Erlaß des Staatëministeriums vom 26. Oktober 1914, betreffend die Verleihung des Enteignungs- rets an die Ges. lichaft für eleftrishe Hoh- und Untergrundbahnen in Berlin für die Anlage einer Untergrundbahn in der Siadt Berlin von der Klosterstraße anschließend an die in dieser St1aße bereits vorhandene Untergrundbahn dur die Königstraße, den Aterander- plaß, die Landsberger Straße, die Weberstraße, den Strausberger Play, die A Frankfurter Straße und die Frankfurter Allee bis etwa 50 m jenseits von der Votgtstraße, durch das Amtsblatt der Königlichen Regterung in Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 46 S. 588, ausgegeben am 14. November 1914;

4) der auf Grund Allerhöchster Ermächtigung vom 16. August 1914 (Geseysamml. S. 153) ergangene Erlaß des Staats- ministeriums vom 29. Oftober 1914, betreffend die Verleihung des Enteicnungsreh1s an die Kleinbahü-Aktiengesell\chatt Lüben—Koßenau in Lüben für die An!age einer Kleinbahn von Lüben nach Kozenau mit unmittelbarem Gleisan\chluß an die Staattbahn bei Lüben und Koßenau, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung tf Liegniß Nr. 46 S. 437, ausgegeben am 14. November 1914;

5) der auf Grund Allerhöhster Ermächtigung vom 16. August 1914 (Geseßsamml. S. 153) ergangene Erlaß des Staatsministeriums vom 21. November 1914, betreffend die Verleibung des Enteignungs- rechts an den Kreis Niederbarnim für den Bau von Chausseen : a. von Friedrichsfelde nah Dahlwitz, b. von Groß Schönebeck nach Groß Dölln, c. von Summt nah Lehniß, d. von Herztelde einer- seits und Kagel anderseits zur Kreiöchaussee Erkner—Neu Hartmanns- dorf, o. von Zühlodorf nach Wandlig, f. von Germendorf bis zur Kreitgrenze in der Richtung auf Hohenbrvch und von der Kretsgrenze aus der Nichtung von Hohenbruch nach Nassenheide, durh das Amts- blatt der Köntalihen Regterung in D und der Stadt Berlin Nr. 50 S. 647, ausgegeben am 12. Dezember 1914.

Nichtamtliches. Deutsches Neich. Preußen. Berlin, 31. Dezember 1914. Das Königlihe Staatsministerium trat heute zu

einer Sißzung zusammen.

Dér Bundesrat versammelte sih heute zu einer Plenar- sibung; vorher hielt der Ausshuß für Handel und Verkehr eine Sizung.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ . sind die Ausgaben 295 und 296 der Deutschen Verlust- liften beigelegt. Sie enthalten die 114. Verlustliste der

en Armee, die 84. Verlustliste der sächsischen

rmee und die 86. Verlustliste der württembergischen Armee.

Bremen.

Im Konvenisaale der Bremer. Börse fand gestern der Konvent der L stat. Am Schlusse der Verhandlungen hielt der Präses der Handelskammer A. Loh- mann eine Ansprache, die von der Versammlung mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde. Zunächst streiste der Redner die vielen Beziehungen, die Bremen mit England von jeher ver- bunden haben und die dur den Krieg jäh unterbrochen sind, sowie die wirtschaftlichen Maßnahmen, die Deutschland zur Ab- wehr der Feinde getroffen hat, und führte dann laut Bericht des „W. T. B.“ u. a. aus:

Die Landwirtschaft kann bei etner den Kriegszeiten angemessenen Sparsamkeit in jedem Hauehalt unser Volk ohne Schwierigkeiten für SFahre ernähren. Kohlen und Eisen produzieren wir selbst. Wir find mit den für die Kriegsführung notwendigen Robstoffen für einen Krieg von mehreren Jahren Dauer gedeckt. Die Absperrung Deutsch- lands und Oesterreihs wirkt dahter vornehmlich s{chädigend auf die übeérseeishen Länder, die Kohmaterialien produzieren, indem durch Ausfall dieser bedeutenden Absaßtzgebiete die Preise an den Uebersee- märkten mit Ausnahme der für Lebensmittel ganz erheblich gefallen find und bei langer Dauer des Krieges noch weiter stürzen werden. Unfere neutralen Nachbarn haben dabei belonders unter den unglaublihen Schikanen Englands gegenüber ihrer Schiffahrt zu leiden. Es ist notwendig, diesen unerträglihen englishen Flottendünkel zu brehen. Seite an Seite mit Oesterreih-Ungarn und den tapferen Türken werden wir siegen, und, wie ih hoffe, bringt uns das kommende Jahr Frieden. Wenn aber bis dahin unjere Feinde noch nicht niedergeworfen sind, so kämpfen wir weiter und sind bereit, noch jedes weitere Opfer zu bringen, bis das Ziel erreicht ist.

Die Versammlung brachte ein Hoch auf Kaiser und

Reich aus.

Oesterreich-Ungarn.

Das in den nächsten Tagen erscheinende österreihisch- ungarische Rotbuch ist, den Wiener Blättern zufolge, seit längerer Zeit vorbereitet und wird die Aktenstücke enthalten, die sich auf die unmittelbare Vorgeschichte des Wesltkrieges be- iehen. Die bevorstehende Veröffentlichung ist zwar anscheinend bie leßte in der Reihe der amtlichen Publikationen, allein tat- sächlih war Oesterreih-Ungarn die erste Macht, die durh Ver- öffentlihung von Urkunden Recht und Pflicht seiner Selbst- verteidigung vor aller Welt flar dargelegt hat, wie dies in der vor Beginn des Krieges veröffentlichten, an die serbische Re- gierung gerichteten österreihish-ungarishen Note und dem nach- Tee aide-mémoire geschehen ist. Das Rotbuch kann

S nicht die eigentlihen und ursprünglichen Gründe des Weltkonfliktes darstellen, weil man hierzu die Sammlung von Akten vieler, vieler Jahre veröffentlichen und weit in die Vergangenheit zurückgreifen müßte. Durch die Veröffentlihung des französishen Gelbbuches und des englichen Blaubuches is aber die Notwendigkeit entstanden, zu diesen Darstellungen Stellung zu nehmen und gegenüber mehrfachen Täuschungsversuhen der englischen und franzö-

n Diplomatie mehrfache Richtigstellungen für die inter-

nationale Oeffentlichkeit vorzunehmen. Jn diesen Erwiderungen

s Notbuch das deutsche Weißbuh ergänzen und in der D stellung der Wahrheit unterstüßen. Das „Fremdenblatt“ sagt:

Das Rotbuch wird gewiß den Beweis erbringen, daß es nicht Deutschland und Oesterre ch Ungarn waren, die aus der notwendigen Abwebr unserer Monarchie gegen serbishe Verbrecherpolitik die Ursache zum Welt rieg geschaffen haben.

Das ungarische Amtsblatt veröffentlicht eine Verord- nung des Gesamtministeriums, nach. der Zahlungen, die in Gold ausbedungen sind, bis auf weiteres mittels jedweden ge- seßlihen Zahlungsmittels erfolgen können. Der Finanzminister bestimmt den Kurs für die Umrechnung dieser Forderungen auf Kronenwährung bei allen Verpflichtungen der Staatsverwaltung, bei Privatverpflihtungen ist der Umrechnung die jeweilige Parität zugrunde zu legen.

Die Universität Budapest hat an den Rektor der Universität Tübingen eine Zuschrift gerichtet, in der sie erklärt, daß sie sich dem gemeinsamen Einspruch der deutschen Universitäten gegen die verleumderischen Beschuldigungen des Dreiverbandes anschließt. Jn dieser Zuschrift heißt es laut Meldung des „W. T. B.“:

Wir {ließen uns mit voller Seele und aus Ueberzeugung diesem Protest an. Uns ist das rehtlihe Wesen, die von einem tiefen Ge- müt und von ftrengen sittlichen Anschauungen getragene echte Herzens- kultur des verbündeten, von uns sehr Vetebeien deutschen Volkes viel zu sehr bekannt, als daß wir auch nur einen Augenblick diesen An- klagen Glauben gesenkt oder sie anders bewertet bäiten, denn als verleumderishe Ausgeburt eines durch diesen furchtbaren Krieg auf das hödste gesteigerten Hasses, dazu bestimmt, die Sympathien der Welt von dem mit uns zuiammen für \eine Existenz und für die Existenz der österreihis{-ungarishen Monarchie heldenmütig ringenden deutschen Volke abzuwenden.

Die Zuschrift weist auf die barbarische Kriegführung Ruß- lands hin und \{ließt:

Wir benußten die Gelegenbeit, um unsere Solidarität mit den Universitäten Deutschlands und Oesterreihs mit Worten zu bekräftigen und dem Gefühle der Zusammengehörigkeit mit thnen Ausdruck zu verleihen. Unsere Söhne kämpfen gemeinsam Schulter an Schulter auf den ôstlihen und westlihen Schlachtfeldern, und wir alle fühlen, daß wir in diesem uns aufgezwungenen gemeinsamen Kriege nidt nur für unseren bheimatlihen Boden und für die Ehre unseres Vater- landes kämpfen, jondern auch für die große und beilige Sache der europäischen Kultur. Ebenso wie unsere deutshen Waffenbrüder find wir alle von der Zuversicht auf den Steg durhdrungen und fest ent- \hlossen, durhzuhalten, bis ein ehrenvoller Friede ge|chlossen werden fann, der uns auf lange Zeit hinaus die Möglichkeit einer friedlichen

Entwicklung sichert.

Großbritannien und Jrland.

Das neue Natural isierung§8geseß, das am 1. Januar in Kraft tritt, ermöglicht nach einer Meldung des „W. T. B.“ englischen Witwen deutsher Männer die Wiedererlangung der britischen Staatsangehörigkeit gegen eine Gebühr von fünf Schilling.

Türkei. Die angekündigten, shwerwiegenden Maßnahmen gegen Hussein Kemal machen großen Eindruck, da sie in der Geschichte des Jslams selten vorgekommen sind. Durch Be- {luß der Regierung wird Kemal der Generalsrang und der Paschatitel abgesprohen. Die in den Fetwas verhängten Strafen kommen einer Profkription beziehungsweise Exkommuni- kation gleich.

Amerika.

Die von der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika an England gerichtete Note, in der auf baldiger Besserung der Behandlung des amerikanischen Han- dels durch die britishe Flotte bestanden wird, weist, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, warnend darauf hin, daß eine große Empfindlichkeit in Amerika durch „das ungerechtfertigte Eingreifen“ in den legitimen amerikanischen Handel erzeugt worden sei. Die Regierung sehe sih genötigt, endgültige Mit- teilungen über Englands Haltung zu erbitten, um Maß- regeln zum Schuße der Rechte der amerikanischen Bürger zu ergreifen. Die Note führt viele besondere Fälle von Anhaltung und Beschlagnahme der Ladungen an und erklärt, die Vorstellungen seien in freundschaftlihem Geiste gemacht, aber die Vereinigten Staaten erachteten es für das Beste, eine offene Sprache zu führen. Die Note, die praftisch für alle Ententemächte bestimmt ist, spricht die Hoff- nung aus, daß England einsehen werde, welch ernste Bedeutung die fortdauernde Einmischung für die neutrale Schiffahrt habe. Sie legt ferner dar, daß Nahrungsmittel bedingte Konterbande seien, da sie sowohl für die bürgerlihe Bevölkerung wie für die Armee bestimmt seien. Ueber das Anhalten von Schiffen auf See sagt die amerikanische Regierung, daß fie das Durchsuchungsrecht kriegführender Staaten anerkenne, aber der Beweis, daß die Ladung für eine feindlihe Nation be- stimmt sei, müsse während der Durchsuchung geführt werden; gegen das Aufbringen neutraler Schiffe nur auf den Verdacht hin erhébe sie Einspruh. Die Note betont, daß es die Pflicht der kriegführenden Mächte sei, den neutralen Handel zu be- schüßen, und beschuldigt England, die skandinavischen Kupfer- ladungen anders zu behandeln als die amerikanischen; die amerikanischen Ladungen nah Jtalien würden angehalten,

Der holländische Gesandte besuhte das Staatisdepartement und empfing dort eine Abschrift der Note an England. Der Gesandte sagte, Holland habe England dasselbe erklärt. Die Vorstellungen Hollands erhielten durch die Stellungnahme der Vereinigten Staaten mehr Gewicht.

Jm amerikanischen Repräsentantenhause übte vorgestern der Führer der republikanishen Partei Mann scharfe Kritik an der Mexikopolitik der Regierung und sprach seine Zustimmung zu dem Protest gegen die Bes chlag- nahme neutraler Schiffe seitens Englands aus.

Im Senat wurde ein vorläufiger Bericht der Re- gierung über die Lage der Schiffahrt seit Beginn des Krieges vorgelegt. Er bezeihnet das Steigen der Ozeanfrachten als unbegründet und übertrieben.

Afrika.

Nach Meldungen des „Reuterschen Bureaus“ ist der Führer der Buren Martin Slabbert am 26. Dezember nordwehtlih von Bloomfontein gefangen genommen worden. Seine An- hänger hatten sich vorher ergeben. Die Ueberreste der leßten Kommandos der Buren im Distrikt von Heilbronn haben sich

ebenfalls ergeben.

während die für Skandinavien bestimmten unbelästigt blieben. '

Kriegsnarihten. Westliher Kriegs\chauplagz.

Großes Hauptquartier, 31. Dezember. (W. T. B.) An der Küste war im allgemeinen Ruhe. Der Feind legte sein Artilleriefeuer auf Westende Bad, zerstörte einen Teil der Häuser, ohne militärishen Schaden anzurichten. Jn der von uns gesprengten Alger Auberge me \ üdöstlich Reims wurde eine ganze französishe Kompagnie vernichtet. Starke französishe Angriffe nördlich des Lagers von Châlons wurden überall abgewiefen. Im westlihen Teil der Argonnen gewannen unsere Truppen unter Fortnahme mehrerer hintereinander liegender Gräben und Gefangennahme von über 250 Franzosen er- heblich Boden. Jn Gegend Flirey nördlih Toul \cheiterten französische Angrifssver suche. Jm Ober- elsaß in Gegend westlih Sennheim b rachen sämtliche Angriffe der Franzosen in unserem Feuer zusammen. Systematish \chossen sie Haus für Haus - des von uns beseßten Dorfes Steinbach in Trümmer, unsere Verluste sind aber gering. Oberste Heeresleitung.

Oestlicher Kriegsschauplaß.

Großes Hauptquartier, 31. Dezember. (W. T. B.) Die Lage in Ostpreußen und in Polen nördlich der Weichsel ist unverändert. An und östlih der Bzura dauern die Kämpfe fort, in Gegend Rawa machte unsere Offensive. Fortschritte; auf dem Ostufer der Pilica ist die Lage unverändert. Oberste Heeresleitung.

Berlin, 31. Dezember. (W. T. B.) Aus dem Großen Hauptquartier erfahren wir: Unsere in Polen kämpfenden Truppen haben bei der an die Kämpfe bei Lodz und Lowicz anschließenden Verfolgung über 56 000 Gefangene gemacht und viele Geschüße und Maschinengewehre erbeutet. Die Ge- \samtbeute unserer am 11. November in Polen einsegenden Offensive ist somit auf 136000 Gefangene, über 100 Ge- \hüge und über 300 Maschinengewehre gestiegen.

Mien, 30. Dezember. (W. T. B.) Amtlih wird ge- meldet: Jn den Karpathen griffen unsere Truppen nördlich des Uzsoker Passes an und nahmen mehrere Höhen. Nördlich des Lupkower Passes brachte ein Gegenangriff das Vorrücken der Russen zum Stehen. Weiter westlich ging der eind mit shwächeren Kräften an einzelne Uebergänge heran. tördlih Gorlice, nordöstlih Zafkliczyn und an der unteren Nida brachen die russishen Angriffe unter \chweren Verlusten zusammen. Jm Raume östlih und südöstlich Tomaszow machten die Verbündeten Fort- schritte. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes :

von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Südlicher Kriegsschauplaß.

Wien, 30. Dezember. E T. B.) Amtlich wird ge- meldet: Auf dem Balkankriegsschauplaße herrsht an der serbishen Grenze Ruhe. Näctliche Angriffe. der Montenegriner auf Gat bei Avtovac und auf Lastva bei Trebinje wurden abgewiesen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg. zur See.

London, 30. Dezember. (W. T. B.) Die „Times“ berichtet unter dem 29. d. M.: Gestern find vier en glische Schiffe durch Zusammenstoß mit Minen verloren ge- gangen, nämlich der Dampfer „Limaria“, der fleine Dampfer „Gem“ und zwei Fishdampfer. Seit dem Weihnachtstage sind in der Nordsee aht Schiffe infolge von Minen zugrunde gegangen.

London, 30. Dezember. (W. T. B.) Der „Daily Te- legraph“ berichtet nah einem Telegramm der „New York Times“ aus Buenos Aires vom 17. Dezember, daß der Kom- mandant des Kleinen Kreuzers „Dresden“ dem deutschen Konsul in Punta Arenas folgende Schilderung über den Kamp]\ bei den Falklandinseln gegeben habe:

Das deut|che Geschwader verlteß den Stillen Ozean und ging um Kap Horn nah den FaUlandinseln. Ehe es dort ankam, sandte der Admiral Graf von Spee einen Kreuzer voraus, um festzustellen, ob englishe Schiffe anwesend seien. Der Kreuzer berichtete, daß zwei englishe Kreuzer anwesend seten. - Der Admiral traf sofort Vorbereitungen zum Kampf. Als wir uns den Inseln näherten, sahen wir niht zwei, sondern fech8 Kreuzer, aber der Admiral hielt an seinem Entschluß fest. Noch später bemerkten wir zwei Schlachtkreuzer der Liönklasse am Eingange der But. Die Wetterbedingungen waren ausgezeichnet. Der Admiral be\chloß, mit „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ den Kampf aufzunehmen und befahl den dret anderen Schiffen, sch zu zerstreuen. Das englische Geshwader wurde hierauf von „Scharnhorst“ und „Gneisenau an- gegriffen, während die Kleinen Kreuzer „Leipzig", „Nürnberg“ und „Dresden“ versuchten, außer Schußweité zu gelangen. Die englischen Schiffe führten 34,3 cm-Geshütze, während die beiden deutschen Panzerkreujer nur 21 cm-Geschüßze hatten. Der Kommandant der „Dresden“ entnahm aus einem englishen Funkentélegramm den Untergang von „Scharnhorst“ und „Gneisenau“, wußte aber nichts über das Schicksal von „Leipzig“ und „Nürnberg“.

Parlamentarische Nachrichten.

Das Mitglied des Herrenhauses Wilhelm von Ban- demer, Rittmeister a. D. und Rittergutsbesiger in Weiten-

hagen, ist am 29. d. M. gestorben.

“auf das Gelb- und Blaubuch wird das österreichisch-ungari]che

Statistik und Volkswirtschaft.

Entwicklung des Beshäftigungsgrades in Groß Berlin in der Zeit vom 12. bis 19. Dezember 1914.

Nah der vergleichenden Darstellung des gewerblihen und Industriellen Beschäf1gunysgrades in Groß Berlin am 12. und 19. Dezember, die das Statistishe Amt der Stadt Berlin veröffent- licht, stieg in der Zeit zwischen diesen beiden Stichtagen die Gesamt- zahl der versiherungspslihtigen Mitglieder von 238 Krankenkassen Groß Berlins von 1 063297 aut 1070 168, d. i. um 6871 oder 0 6509/9. Besonders beahtenswert ist es, daß die Ent- wicklung des Beschäftigung8agrades für männliche Personen, die in den beiden vorhergehenden Wochen sih verlangsamt hatte, nun wieder lebhafter wurde, wenn fie auch mit einem Mehr von 3128 Ver- sicherungspflichti en oder 0,53% noch nicht das gleihe Zunahme- ve1hältnis erreihte, wie es beim wetblihen Geschleht mit + 3743 odec 0789/9 anzutreffen ist.

Die 28 allgemeinen Ortskrankenkassen zeigen eine Steigerung um 1380 Vetsicherungspflichtige oder 0,46 9/9 beim männ- lien und um 2756 oder 0,80 9/9 beim wetblich-n Geschlecht, im ganzen um 4136 oder 0,64%. Bei der Berliner allgemeinen Ortskranken- fasse insbesondere . beziffert sich die Gesamtzunahme auf 3238 Be- N E E “p U gegenüber dem Gruppens

n ärkeren Entwickiung des Beschäftigungsgrades für das weibliche Geschlecht. s Bs |

Die 207 gewerblicch gegliederten Krankenkassen, von denen die Angaben für Anfang und Ende der Berichtewoche vor- liegen, lassen eine Steigerung um 2672 Beschäftigte oder 0,66 9/6 er- kennen, und zwar bet den Véännern um 1745 oder 0619/0, bei den Frauen um 927 oder 0,809/9. Besonders zu erwähnen ist die 1931 oder 107 9/9 betragende, wesentli auf Kriegsbedarf zurückzuführende Zu- nahme in der Metall- und Ma|chinenindustrie. Verhältnismäßig die stärkste Entwiklung zeigten die Papier- und Lederindustrie mit 3,71 und die chemishe Industrte mit 1,32 %/0.

Bei den 41 Fachverbänden der freien Gewerkschaften ver- mindert? sich die Zabl der Arbeitslosen von 15669 am 14. auf 14 999 am 21. Dezember, d. i. um 670 oder 4,28%/0. Abnahme der Arb-itélosenzabl bildet die Regel. Die größte zeigt sih mit 270 bei den Buchbindern, mit 100 bei. den Buch- und Steindruckhilfsarbeitern.

Kunft und Wissenschaft.

A. F. Thre legte Versammlung im alten Jahre hielt die Brandenburgia, Gesellschaft für Heimatkunde, kurz vor dem Weihnachtsfest. Nachdem der Vorsißende, Geheimrat Friedel, Gescä'tliches erledigt und dur interessante wissenschaftliche Ptit- teilungen erfreut hatte, ergriff zu dem zeitgemäßen Thema „Be- ziehungen des Ru}sentums zur Mark“ der Professor Nobert Mielke das Wort. Wie Straßenräuber, so begann der Redner, find die Russen über Ostpreußen hereingebroden. Unwillkürlich denkt man dabei ihrer früheren, keineswegs freundlihen Krieyésitten, die in den fciderizianiichen Kriegen besonders unsere Heimatprovinz Brandenburg zu \püren bekam und von denen die jeutgen \ich keineswegs unterscheiden. Diese russisWe Sonderart des Slaven- tums ist eine andere als jene, die von den Ostslaven vor mehr als 1000 Jahren tn das Land gebracht wurde. Ste deutet auf eine Ver- shlechterung der R e, die sh unschwer aus den gesthihtichen Er- eignifsen erklären läßt. Die Urheimat der Slaven t\t zwischen dem Dniepr und den Karpathen zu suchen. Bon hier aus breiteten sie \ih um den Beginn unserer Zeitrechnung immer weiter nah Westen, Südwesten und Süden aus. Im Gefolge der Markomannen und Quaden kamen sie über Ungarn bis nah ‘Aquileja, im Gefolge der Burgunder \ogar bis nah Frankreih, obne jedoch dort wie hier dauernde Spuren zu hinterlassen. Etne große A 1sdehnungsmöglichkeit eröffnete sich ihnen nah Norden in das dünn bevölferte Geviet finnisch ugrischer Stämme; aber hier leistete thnen, wohl schon seit Begi! n unserer Zeitrehnung, eine von Nord- und Ostgermanien aus- gehende germanische Volkéwille Widerstand. Anschetnend war diese von abenteuernder Jungmannichaft getragen, die ursprünglich kiein war und sich mit der Gründung kleiner Herrschaften beanügte. Die Veberlieferung weiß au von einer alten sfandinavischen Niederlassung füdlih des finnischen Meerbusens zu berihten. Auf eine folhe früh- germanische Herrschaft in dem bezeihneten Gebiet deuten gewtsse gernmanische, zum Teil vor der ersten Lautverschiebung in slavishe Sprachen eingedrungene Worte, wie rîkis = Köntg aus dem germanischen riks, dem gotishen roiks, wie Kunningas = Herr und Pfarrer aus dem germanis{chen Kuningaz, das alt-\flavish Kunegu, Kunezu lautete und zu Knes abgeschliffen wurde. Aehnlich sind Zospodi = Herr aus dem gotishen gastifas, Kralji = König aus dem altnordishen Jarl, Karl entstanden. Von groß-m Werte für den Nachweis dieser Beeinflufsung ist es, daß |lavische Herrscher- namen, wie Godomir (germanisch Godartcus), Gra1islav (althohdeutsch Gardwic), Liubobrat (althochdeutsch Liubger), Vladimir (germanish Segimerus) einfahe Umlautungen oder Ueberseßungen sind.

Das Ostgotenreih hat dann diese Einflüsse getestigt. Haben ih do noch bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts in der Krim goti)che Sprachreste erhalten! Zwischen 450 und 500 erfolgte das Vordringen der Slaven nach Westen, _vermutlich aber mit stärker germanischer Durchsegung, was zu der überrashend shnellen Festseßung und Auf- NUad der germanishen Stammbeoölkerung bis an die Elbe, Saale, Unters und Donau führte. Nur durch diese starke germanische

nter|chicht läßt fch in der Mark die Ueberdauer des alten ostgermanishen Vorhallenhauses und des wohl suebischen Nunddorfes erklären. Von großem Werte könnte es sein, wenn man die Namen der märkischen Slavenfürsten auf ihren etwatgen germanischen Ursprung untersuchen würde. Es könnte da- dur e man altes einheimi\ches Sprahgut freigelegt werden. : Die 4 hichtliGe Entwicklung hatte die Slaven immer weiter von threm Ursprungslande entfernt, obne daß sie jedoch irgendwo dauernd Fn ¡heer erreihten. Nur von Griechenland beklagt der byzanttinisd;e oa er Könstantin Porphyrogennetos um 1000, daß es vollständig von x On und Slaven erfüllt set eine Tatsache, die noch heute in der Green Bevölkerung zn erkennen ist. Jm Norden standen den G die litauishen und \fkandinavi\chen Völker im Wege, die ee der Osisee waren ihnen im Westen von der germanis{- E {en Mischbevölkerung verschlossen, die sehr bald deuts wurde, pn art Schwarzen Meere waren fie durh Byzanz und späterhin a die türkish-tatariihen Völker der Petihenegen, Bulgaren und D a auf beinahe ein Jahrtausend abgeschlossen Dazu kam noch ein pu E in der eigenarti,en Dorf» und Stammesvertas ung, die auf Jahr- an erte nur kleine, aber als Tyrannen herr)chende Fürsten auffommen s und eine gemetnfame staatliche Bindung verhinderte. Wo aber Ma ave erobernd hinkam, befand er fi stets im Gefolge anderer isr, wie der Goten, Hunnen, Avaren u. a. Niemals hat er aus j enes Kraft s\taatenbildend gewirkt. ‘Das große Slavemeih, das entia Jahrhundert zwishen Karpathen, Alpen, Main und Havel cha und auch Brandenburg umfaßte, war yon dem Franken Samo gels assen und zerfiel na setnem Tode. Erst mit dem Waräger Nurik, der ï auf Einladung der skandinapischen Landschaft Nus nah Nowgorod a Ls dem neuen Neiche den Namen Rußland überbrahte, gewann C e Bestand, vor allem seitdem Wladimir der Große 958 das ñ ristentum angenommen batte. Cine weh'elvolle Geschichte {loß s an die Warä.erherrschaft. Durch den 1238 ein)eßenden Tataren- Blut, und die si hieraus ergebende Mishung mit mongolishem F lu VANE sie wieder auf die Bildung kleinerer Fürstentümer ge- Gro, bis im 16. Jahrhundert die Unterwerfung dieser unter das b roßfürstentum Moskau erfolgte. Jetzt erst Mitte des 16. Jahr- e bts tritt das Nussentum als ein staatlicher Faktor 3 uropa auf, der ‘besonders unter Iwan dem Graufamen nach der gr Dimmectng has livbländischen Ordensst \ates seine Augen auf die B. e Ostseeküste richtete. 726 Jahre hatten die Nachfolger des Lor gers Rurik das russis@e Volk beherrscht, bis sie 1598 mit or 1. ausftarben und 1610 das Haus Holstein-Gottorp als Nach-

¿0 lelien; aber sie hatten feine russishe Kultur erzwingen

deutschen, französishen, italienischen, englishen und \chwedis{hen Quellen, besonders aber der an erster Stelle genannten, die, hon von Iwan dem Grausamen begünstigt, von Peter dem Großen \ystematisch gepflegt wurde. Dagegen verharrten die im Süden sißenden Kieinrufsen von reinerem |lavishen Blut bei threm Volkstum, das unverkennbare Fuge auh mit den Westslaven rer hatte und in einen ftarfen egensaß zu dem rohen, stark tatarisch (mongolisch und finnis{) dure seßten Großrussentum geriet. Mit Peter dem Großen, der 1697 in Berlin verweilte, beginnen engere Beziehungen des offiziellen Ruß- land mit Brandenburg. Sie wurden nur 1757 bts 1762 dur Krieae unterbrochen, die freilih das Rufsentum in unverminderter Jtoheit zeigten. Im 19. Jahrhundert wurden. die Beziehungen, entstanden im Kampfe gegen Napoleon 1., mit Preußen und Berlin fehr eng. Sie endeten erst unter dem gegenwärtigen Zaren. Der Redner wies zum Schluß noch auf eine große Anzahl von Einflüssen hin, die als Reste der vorge\{ch|chtlihen Beziehungen zwischen Germanen und Slaven auch in die frühe Kultur der Mark Brandenburg hineinleubten. So ging er auf das Dorf und den Aerbau mit seiner eigenartigen Flurverfassung in der Mark und in Nußland ein, wies auf den Gegensaß hin, der zwishen der Scheunen- wiriscast der Deutschen und Wen slaven einerseits und den Feld- \heuern der Nussen andererseins besteht, und sprach zum Schluß über die Dörrwirtschatt, die einem großen Teil der Russen aus germanishen Quellen zugeflossen ist und die fich in dem ru|sishen Dörrhause vermutlih als ein altgermanishes Grbe erhalten hat. Der Vortragende mate darauf aufmerk{am, daß vielleiht manche der sogenannten Herdgruben, die man fo häufig in der Umgebung vorge\chichtliher Wohnstätten (z. B. Buch) findet, sih bet eingehender Beobachtung als Reste alter Dörrhäuser erweisen könnten. /

Eine Srift über die Flotte des Großen Kurfürsten. Im Geheimen Staatsarhiv in Berlin hat Chr. Voigt einen inter- essanten quellenmäßigen Beleg über die Anfänge der branden- burgischen o gefunden, der ihre Stärkeverbältnisse zum ersten Male in klares Licht rückt. Es ist ein Werk mit dem Titel: „Coervorstelijke Scheeps Magazijn Boek, Pillau 1680—85* und es enthält Angaben über sämtlihe Schiffe, die Benjamin Naule, der aus Holland stammende Werftdirettor des Großen Kurfürsten, von 1675 ab, dem Beginn seines Wirtens für Kurbrandenburg, dem Kurfürsten zur Ver- fügung gestellt hat. Man erhält da zum ersten Male Angaben über die Größe, Besaßung, Bestückung der Schiffe. Da wir Original- wodelle jener Sch!ffe nit besißen, waren alle Nachbildungen, wie das prächtige Modell des „Friedrich Wilhelm zu Pferde“ im Münchner Deutschen Museum nur auf dem Wege von Vermutungen entstanden. Das Werstregister nennt nun 21 Schiffe. Das neueste und größte ist, wie Boigt in „Ueberall“ s{reibt, der 1681 auf der Pillauer Wertt er- baute „Friedri Wilhelm zu Pferde“ mit 125 Fuß Länge, 32 Fuß Brette, nicht weniger als 250 Mann Besaßung und 60, zu anderer Zeit 50 Kanonen. Das erste Schiff der Flotte aber war der früher spanische, 1680 vor Ostende gekaperte „Carolus 11“, der tn „Mark- graf von Brandenburg“ umgetauft wurde. Als weitere „Schiffe“, das sind dreimastige Mitteldinge zwischen großer Fregatte und Linien- \{chiff, nennt das Werftbuch die mit 32 bezw. 40 Kanonen bestückten «„Dorothea* und „Kurprinz“. Als Fregatten werden der „Große Afrikaner* mit 36 Kanonen, „Prinzessin Marie“ mit 12, „Fuchs“ mit 16 bezw. 20, „Falfe* und „Jan Baptist* mit 4 In auf geführt. Schiff heißt auch der „Rote Löwe“ mit 20 Kanonen Fleuts{chi} wird ein Kriegsschiff mit geringer Bewaffnung genannt; als solches geht „Feldmarschall Dörfling* mit seinen drei Kanonen, Zweimastige kleine Fahrzeuge heißen „Boyer“ oder „Galliot*, es find „Prinz Philipp“ und „Potsdam“. Ais „Schnau*" werden Zweimaster mit Briggtakelage bezeichnet. Ste führten in der brandenburgischen Flotte die Namen „Vogel Greif“, „Littauer Bauer* und „Nommelpott“ (das bekannte Spiel). Eine Pinasse und vier Jachten vervollständigten die Flotte. Außerdem enthält das gewissenhafte Register eine Menge Vermerke über die Verwendung der Schiffe, z. B. über die Mithilfe bet der Belagerung Stettins und dem Nüktransport der gefangenen Schweden 1679, von denen dur Schiffbruch bei Bornholm Tausende umkamen. Vielletcht finden fich im Archiv auch noch einmal eigentliche Konstruktionsrisse der Schiffe vor.

Literatur.

_Im Kriegszustand. Die Umformung des öffent- lichen Lebens in dèr ersten Kkiegswo he. Von Dr. J. Jastrow, Professor an der Universität Berlin. VI1 und 215 Seiten. Verlag von Georg Reimer, Berlin. Geh. 3,60 . Auf alle Lätigkeitsgebiete der öffentlichen Verwaltung hat der Krieg schon in seinen ersten Tagen einen umgestaltenden Einfluß ausgeübt. Ist in früheren Jahrhunderten nicht selten bei Beginn eines Krieges die Verwaltung in Staat und Gemeinde zusammengebrochen, wurde man noch in Kriegen d-s 19. Jahrhunderts der Störungen, die die Mobil- machung in die Verwaltung btneinbrachte, nur notdürftig Herr und fuhte man oît in dem Vewußtiein Trost, t hier Probleme vorlägen, die sih mit menschlichen Mitteln niht 1öôsen ließen, so ging man diesmal an die plôßlich gestellten Aufgaben vom ersten Tage, ja, man kann fagen: vom ersten Augenblick an mit zielbewüßter Sicherheit heran. Empfand man f: üher die neuen Auf gaben als Verwaltungshindernis, so wurden sie diesmal als Ver- waltungsgegenstand betrahtet. Von der weitgreifenden Umgestaltung aller Zweige der Verwaltung in Deutschland während der ersten Augustwoche des Jahres 1914, wie sie vorher noch niemals in so wenigen Tagen vollzogen worden ift, gibr Jastrow in feinem vor- liegenden Buche ein interessantes Bild, das dem Leser zum Bewußt- sein bringt, was für ein Wunderbau in jenen Tagen erriht:t worden ist. Für diejenigen, die augenblicklich und für eine unbestimmte Zeit in der veränderten Verwaltung zu arbeiten haben, sind in einem "An- hang die Gejeße und Verordnungen über den veränderten Zustand einschließlich des preußishen Geseßzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851, das dur Art. 68 der Reichsverfassung Geltung für das ganze Deutsche Neich erlangt hat, im Wortlaute zusammen- gestellt. Das Buch ist vom Beobachtungspunkte der Neichshauptstadt und ihrer Umgebung aus geschrieben und die Darstellung in der Hauptsache auf die erste Mobilmachungswoche beschränkt; der Anhang geht aber zeitlih darüber hinaus, gibt die bis Ende Oktober ergangenen NReichs- geseßze und -verordnur gen, Bundesratsbekanntmachungen und Ver- ordnungen des Oberbefeh!shabers in den Marken wieder und bietet au noch eine Uebersicht der im November erlassenen Bekannt- machungen des Bundesrats. Die Wanderung des Verfassers dur die Tätigkeitsgebiete in Staats-, Gemeinde- und Volkésleben, wie sie sih nah Ausbruch des Krteges gestaltet haben, beginnt bei der Ver- waltung der auswärtigen Angelegenheiten; dann folgen Kapitel über die Heeres- und Marineverwaltung, über Justiz, Finanzen, Geld und Kredit, über die Verwaltung des Innern und die Gesundheitspflege, über Unterricht, Kunst und Wissenschaft, Kirche, über Landwirtschaft, Gewerbe, Handel und Verkehr. Cin weiterer Abschnitt behandelt den Auf- Ce der Gemeinden, die umfassende Organt|ation der frenwilligen Hilfe und das Zusammenwirken der Gemeinden mit fretwilligen Or- ganen. In der Darstellung der Leistungen un|eres Volkes im Kriegs- zustande tritt uns als durchgehender Charakterzug dieier Betätigung entgegen, daß nicht der Etnzèlne tut, was thm ratsam erscheint, sondern daß die Gleichstrebenden zusammengefaßt, ihre Zusammenfassung mit ähnlich Strebenden in Verbindung gesetzt uno, was einheitlicher Leitung bedarf, einer gemeinsamen Spitze unterstellt wtrd. Diese Ordnung, in der Unter-, Ueber- und Nebenordnung durh die Stellung zum gemeinsamen Zweck bestimmt werden, dieser Organisationsgedanke in seiner großen Bedeutung für die gesamte nationale Betätigung ist etn |paufisch deutsher Charakterzug, der unser Wirtshaftsleden von dem gra t S s d

Bürgerliches rtiegssonderre!. ystematishe und kritishe Darstellung des zivtle und prozeßrechtlihen M der deittshen Kriegönotaeseße von Dr. Ludwig Bendix, Rechtsanwalt

as an äußeren Errungenschaften zu sehen ist, entstammt [ in Berlin. XU und 172 Seiten. Verlag von Georg Bath, Berlin.

Geh. 4 4. Seinem bald nach Autbruch des Krieges erschienenen

Buche „Der gesezlihe Zahlungsaufshub im Kriege“ (\. Nr. 223 d. «R.- u. St.-A.*) hat Bendix segt als willkommene Ergänzung elne umfassende systematische und kritishe Darstellung des zivil- und des prozeß- rechtlichen Inhalts der deutschen Kriegsnotgeseze folgen lassen, in der die von den selbstverständlihen TLriebkräften der wirtschaftlichen Be- dürfnisse bewirkten Abänderungen des allgemeinen

durh das Kriegssonderreht aufgeieigt werden und hietx- bei die Sonderstellung der Kriegsteilnehmer und der Aus- länder (der tm Auslande Wohnenden) besonders herauëgehoben witd. In ihrem ersten, allgemeinen Teil erörtert der Verfasser den Begriff und die Aufgaben des bürgerlihen Kriegsfondérrechts im weiteren Sinne, dem er zweckmäßig auch das Zivilprozeßrecht als das öffent- lihe Necht der formellen Durchführung der Privatrehte fowie die von dem öffentilihen Interesse herbeigeführten und durch Siraf- drohungen sichergestellten Eingriffe in die Privatrehte, das „bürgér- liche Verwaltungsret" zuweist, und bestimmt in eingehenden Dar- legungen den Begriff des Kriegsteilnebmers. Dann wird im zweiten Kapitel das neue matertelle Net (das bürgerliche Kriegsfond»rrecht im engeren Sinne, das Kriegssonderrecht des Handels und der Börse, des Wecsels und des Schecks), im dritten das neue formelle Recht (däs Prozeßsonderreht der Kriegsteilnehmer, das der Nichtkriegsteilnehmer, das Kriegsfonderrecht der Geshästsaufsiht zur Abwendung des Konkurfes, das formelle Kriegäsonderrecht des gewerblichen Rechts\{hutzes, das Kon- furssonderreht im Kriege), im vierten Kapitel das Kriegssonderrecht der Ausländer (das Prozeßtonderreht der im Ausland wohnenden Personen, die Ueberwachung ausländischer Unternehmungen und das Verbot von Zahlungen an Angehörige feindliher Staaten) behandelt. Hteran \chlicßen sih ein Kapitel über „Kriegêsonderrecht und internationales Vergeltungsrecht" und als legter Abschnitt fritiihe Sclußbetrah- tungen an. Die systematische Darstellung etleihtert wesentlih die Uebersicht über die Fülle der vershiedenartigsten Sonderbestimmungen und trägt durch Grläuterung der Vor'chriften zu ibrem Verständnis bei. Auch Auseinandersezungen mit abweichenden Ansichten und literarisce Nachweise finden si in ihr in einem Umfange, daß dem Kundkigen die Wege zu den Quellen und zur . Literatur gewiesen sind und die Stellungnahme des Verfassers zu betden offenbar wird. In einigen Teilen sind vtelfah herrschende Ansichten auf ein richtiges Paß zurückzuführen gesucht, so bei der Bestimmung des Begriffs des Kriegsteilnehmers und der Gewinnung eines fritisWen Standpunktes zu der deutschen prozeßrechtlihen sung der durch den Krieg gé- ttellten „geseßgeberishen Au'gaben. Die vom Verfasser gemachten Borschläge für eine Ergänzung der Kriegsnotgeseßgebung dürften namentli für Juristen von Interesse sein.

Cinkommensteuerpfliht. und Eink ommensteuerver- anlagung während des Krieges. Von Dr jut. G Struß, Wirklichem Geheimen Oberregierungsrat und Senatspräsidenten des preußischen Oberverwaltungsgerihts. IV und 75 Seiten. Verlag von Jultus Springer, Berlin. Preis 1,60 Bei der Mitte Januar abzugebenden Steuererklärung tritt an alle Steuerpflitigen und befonders an die Vertreter der im Felde Stehenden die wichtige Frage heran, welche Einwirkungen der Krieg auf die Steuererklä ung und -veranlagung hat. Die hierbei sich ergebenden Zweifel und Un- flarbeiten beantwortet der Senatspräsident beim Oberverwaltungs- geriht Dr. Strußz in diesem mit Dank zu begrüßenden Buche in leiht faßliher und jedermann verständliher Weise. Er gibt Hin- weise zur Löfung der zahlreichen bei den Steuerpflihtigen aufs tauchenden Fragen und wird so auch mancher Enttäuscbung entgegen- wirken. Das beigefügte alphabetishe Sachregister wird die Auf- findung der auf die verschiedenen einzelnen Erwerbszweige bezüglichen Andeutungen über die steuerlihe Behandlung ihres Einkommens während des Krteges wesentlich erleihtern.

„Das Recht“. Rundschau für den deutschen Juristenstand, herausgegeben von Dr. jur. H. Th. Soergel, Köntalich bayeriicheimn Hofrat. XVIII. Jahrgang, Heft 24. Helwingiche Verlagsbuchhand- lung, Hannover. Bezugspreis vierteljährlih 4 4. Nach dem Er- scheinen des 24. Heftes liegt der 18. Jahrgang der Halbmgonats\chrift. «Das Necht“, die wegen ihrer gediegenen Aufsäße und Bericht- erstattungen aus der Praxis, besonders übér die Rechtsprewung, von Nichtern und Rechtsanwälten hochgeshäßt wird, abgeschlofsen vor. In diesem Schlußheft führt der Landgerichtsdirektor Unger (Berlin) seine eingehenden Erörterungen über die Bestimmungen der Bekanntmachung, betreffend die gerichtliche Be- willigung von Zahlungsfristen, vom 7. August 1914 zu Ende. Einen Beitrag zur Praxis der Zahlungsfristenverordnung liefert dann noch Landrichter Dr. Voß. Rechtsanwalt Dr. Mothes behandelt den Eigen- tumgêerwerb nah Krieasrecht. An die Aufsäße {ließt sich wieder eine ausführlihe Wiedergabe von Entscheidungen, die zu Bestimmungen der Kriegsno!geseßz ergangen sind, an. Von prakti\cher Bedeutung find ferner die beigegebenen Sammlungen oberstrihterlicer-Entscheidungen über Fragen des Reichsrechts sowie des preußishen und des bayertishen Landesrehts.

_ „Recht und Wirtschaft", Monatsschrift des Vereins zur Förderung zeitaemäßer Nechtspflege und Verwaltung „Net und Wirt\schaft*. Schri\tleiter: Professor Dr. Reicel und Professor Dr. Rumpf. 3. Jahrgang, Heft 12. Karl H2ymanns Verlag, Berlin. Preis des Jahrgangs 10 4. Den wirtschaftlichen Folgen des Krieges widmet dec Verein „Recht und Wirtschaft“ fortlaufende Aufmerkjamkeit, als deren Ergebnis zahlreihe Beiträge allmonatlih in seiner Zeitschrift ersGeinen. Das Dezemberheft bringt wieder eine An- zahl von Au|fätzen, die der Erforshung der dur. den Krieg hervor- gerufenen Erscheinungen auf dem Gebtete des gesamten Wirtschaftslebens dienen. Etne reihe Auswahl von Vorschlägen zur Gestaltung der Viietunterstübungen und der Mietämter enthält eine Arbeit von dem früheren Puätidenten des Kaiserlihen Statistishen Amts Dr. N. van der Borght, die im wesentlichen die berechtigten Ansprüche der Haus- besißer zur Erhaltung ihrer wiktschaftlichen Leistungs/ähigfeit wabrzu- nehmen sucht. Ueber die Kriegsgefahr in den Lebensversihe- rungsbedingungen verbreitet- ih das Mitglied des Kaiser- lihen Aufsihtsamts für Privatversiherung Dr. Brock. Ju etnem von umfangreihem statistishen Material gestüßten, die wirtschaftlilen und patentrehtlihen Folgen berüdsidti- genden Autsaze bespriht Professor Dr. Hermann Grofß;mann die wirtschaftlihe Lage der deutschen hemishen Industrie, ibren Ents« widelung8gang, ibie Erfolge und die durch sie geshaffene Sicherung gegen dauernde Schädigungen durch die kriegerischen Ereignisse. In weiteren Aufsäßen werden noch behandelt: die Kriegsrüstung in der Arbeiterversiherung von Bezirksamtsossessor Dr. Kaisenberg, die Kriegskreditbanken von dem Direktor der Krtiegskreditbank Groß Berlin Dr. Erich Alexander, die Arbeitslo}enfürsorge und der Krieg von Dr. W. Stein. Kein Nechtsgebiet hat seit Ausbruch des Krieges stärker an Anfehen verloren als das Völkerreht. Es bedarf keiner Frage, daß die Grundlagen für die Einrihtungen des Völkerrechts- {chutzes durch die Vo:kommnisse seit Kriegsbeginn so erschüttert worden find, daß der Bestand eines Völkerrechts vielfah überbaupt geleugnet worden ist. Dieser Anschauung tritt Pro'tessor Leonhard (Breslau) in einem Aufsaß über „neue Grundlagen des Völkerrechts“ entgegen, der aus einem Siege Deut\lands eine Verbesserung des keirechts ér- wartet und annimmt, daß falsce Anschauuygen über die menschliche Natur und über die Aufgaben des Völkerrechts, die bei den bishèrigen Versuchen und Verträgen auf diesem Gebiete eine verhängnisvolle Nolle gespielt haben, beseitigt werden dürften.

Theater nund Musik,

Deutsches Theater. ;

Mar Reknhbardt hat den Shakespeare-Zyklus des Deutschen Theaters „gestern mit einer Neueinstudierung des „Winke märhens „vorläufig abgeschlossen. Die Erfüllung des Veriprechens, den „Sturm* aufzuführen, bleibt einer späteren Zeit vörbehälten Im äußeren Biide des „Wintermärchens“ hat m eit seinem ersten Erscheinen auf der Bühne in der Shumannstraße î. I. 1906 nicht viel verändert. Das seinerzeit gerühmte Streben nah Einfachheit war bei. behalten, ja sogar erweitert worden, denn außer dem beiteren Schä