1896 / 57 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Mar 1896 18:00:01 GMT) scan diff

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Zwangs-Verfteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht T Berlin stand am 3. März das Grundstückx Swinemünderstraße 76, dem Archi- tekten Em il Machledt gehörig, zur Versteigerung; Fläche 8,54 a; Meistbietender blieb der Rentier und Gutsbesißer Guftav Mack, Schönhauser Allee 5, mit dem Gebot von 145 000 4

Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlin ftand das zu Diedersdorf, angeblih Blankenfelderstraße 12 und an der Chauffee nah Blankenfelde belegene, dem Arbeiter Reinhard Schulze zu Diedersdorf gehörige Grundstück zur Versteigerung. Flächen- raum 831,79 a; mit 462 Æ Nuzungswerth zur Gebäude- steuer veranlagt; mit dem Gebot von 20090 M blieb der Buffetier Hermann Hundertmark zu Groß-Lichterfelde, Berliner- ftraße 138, Meistbietender. Gingeftel lt wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung unter Aufrehterbaltung M E regeln auf drei Monate wegen des Grundftücks zu Wilmersdorf, Hobrechtstraße 6, Eke Boothstraße 6, dem Maurermeister Friedrich Gutschmidt gehörig. ,

Beim Königlichen Amtsgeriht zu Charlottenburg ift das Verfahren der Zwangsversteigerung des im Grundbuche von Charlottenburg Band 124 Blatt Nr. 4526 auf den Namen des Zimmermeisters Gustav Schulz zu Charlottenburg eingetragene, Straße 31a. Nr. 5 in Charlottenburg belegene Grundftück aufge- hoben worden. , | / L

Beim Königlichen Amtsgeriht zu Nixdorf ist das Verfahren der Zwangéeversteigerung des im Grundbuche von Rirdorf Band 67 Blatt Nr. 2043 auf den Namen des Maurermeisters und Bauunternehmers Wilhelm Wieczorek zu Berlin und Emil Jagow zu Rirdorf eingetragenen, zu Rirdorf belegenen Grundstücks aufgehoben worden. Die Termine am 11. März d. I. fallen fort.

Ausweis über den Verkebr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 4. März 18%. Marktpreise nah Schlachtgewiht; nur Schweine werden nach Lebendgewicht

bandelt. Rinder. Auftrieb 397 Stück. (Durchschnittspreis ür 190 kg.) I. Qualität —,— H, Il. Qualität —,— û, III. Qualität 90—96 A IV. Qualifät 80—86 #ÆAÆ Schweine. Auftrieb 7803 Stück. (Durchschnittspreis für 100 Kg.) Mecklenburger 90 , Landschweine: a. gute 86—88 A, b, gecingere 80—84 #4, Galizier —,— A, leihte Ungarn —,— Æ bei 20 °/9 Tara, Bakonver A bei kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 1739 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) T. Qualität 1,12—1,20 , II. Qualität 1,02—1,10 4, III. Qualität 0,92— 1,00 A Schafe. Auftrieb 970 Stück. (Durhschnittépreis für 1 kg.) I. Qualität 0,90—1,00 4, II. Qualität 0,84— 0,88 A, 111. Qualität —,— M

Die Betriebseinnahmen der Ostpreußischen Südbahn im Februar 1896 betrugen nah vorläufiger Feststellung im Personen- verkehr 54 768 Æ, im Güterverkehr 283 059 Æ, an Erxtra- ordinarien 20 100 Æ, zusammen 357 927 Æ, darunter auf der Strecke Fishhausen—Palmnicken 4915 Æ, im Februar 1895 nach vorläufiger Heftstellung 261 080 M, mithin gegen den entsprehenden Monat des Vorjahres mehr 96 847 4, im Ganzen vom 1. Januar bis 29. Fes bruar 1896 708 241 Æ (vorläufige Einnabme auß russischem Verkehr na russishem Stil), gegen vorläufig 612 924 4 im Vorjahre, mit- bin gegen den entsprehenden Zeitraum des Vorjabres mehr 95 317 H, gegen die endgültige Einnahme mehr 59 876 M

Verkehrs-Anftalten.

Thorn, 4. März. (W. T. B.) Die Weichsel ift eisfrei der Wasserstand if normal, die Eröffnung der Schiffahrt steht bevor. s

Bremen, 4. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „, Aachen“ hat am 2. März Nachmittags Prawle

oint passiert. Der Poftdampfer „Habsburg“ is am 2. März in Res amen angekommen. Der Dampfer „Spectalift ist am 1. März inMontevi deo angekommen. Der Reid; s-Postdampfer „Oldenburg* hat am 3. März Vormittags die Reise von Port Said nah Neapel fortgeseßt. Der Reiché-Postdampfer „Kar ls- ruhe“ hat am 3. März Morgens die Reise von Neapel nah ua fortgeseßt. E b. Münz. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Swnelldamvfer , Havel“ hat am 4. März Morgens Hurst Castle pasfiert. Der Dampfer „Riverd ale“ hat am 3. März Abends die p

iht vom 5. März, r Morgens.

Weititerb 8

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frostfrei. Veränderlihe böige und etwas fältere Witterung wahrscheinlich.

Reise von Antwerpen nach dem La Plata fortgeseßt. Der Schnell- dampfer , Lahn“ tf am 3. März Mittags von New-York nah der Weser abgegangen. Der S6nelldampfer „Saale“ hat am 4. März Vormittags Dover passiert. Der Reichs-Postdampfer „Karlsruhe“ ist am 4. März Morgens in Genua angekommen. Der Reichs-Postdampfer „Gera“ hat am 4. März Nachmittags die Reise von Adelaide nah Colombo fortgeseßt.

London, 4. März.- (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Trojan* ist heute auf der Heimreise von Madeira abgegangen.

Rotterdam, 4. März. (W. T. B.) Niederländisch- Amerikanishe Dampfschiffahrts - Gesellschaft. Der Dampfer „Veendam“ ift heute Nahmittag von Rotterdam ab- gegangen.

Theater und Mufik.

Swiller«Thaäter :

„Der Graf von Hammerstein *, ein hiftorishes Schauspiel in 5 Akten von Adolf Wilbrandt, welches in den 70er Jahren im Königlichen Schauspielhause seine Erstaufführung bierselbft erlebt hat, gelangte gestern Abend am Schiller-Theater zur Darstellung. Es ist ein auf bistorischem Untergrund aufgebautes Ritterschauspiel im besten Sinne: Kühne Thaten, edle Begeisterung, scharfe Gegensäße ziehen in einer für unser realistishes Zeitalter zwar etwas pathetischen, jedenfalls aber edlen und beredten Sprache am Zuschauer vorüber. Es ift ein Werk, wie geschaffen für das eie Gemüth der Besucher einer Volksbühne, denen der Sinn für Nomantik noch nicht verloren ging, und es fand denn auch gestern eine so warme Aufnahme, wie sie ibm früher niht zu theil wurde. Wie eine dramatisierte Ballade muthet die Handlung an: Durch einen kühnen, bei Nacht und Sturm vollführten Klosterraub gelangt der Graf von Hammerstein in den Besitz seines ihm heimlih angetrauten Weibes Irmgard. Ob dieser That vom Kaiser Heinrih 11. in die Aht und von der Kirhe in den Bann erklärt, harrt er mit der Geliebten in den Mauern seiner Burg muthig aus, bis diese in die Hände der Feinde fällt. Kaum rettet er das nackte Leben und Irmgard und zieht mit ihr hinaus in Noth und Elend, bis Heinrichs Tod und die Wahl seines Freundes Konrad von Franken zum Kaiser wieder eine Wandlung zum Besseren in den Schicksalen des fast zum Bettler gewordenen Ritters herbeiführt. So klingt das Stü in einer wirfungsvollen Schlußscene versöhnend aus. Die Inscenierung machte dem Ober-Regisseur Herrn Adler alle Ehre, und die Darstellung war vortrefflih. Das Liebespaar wurde von Herrn Winterstein und Fräulein Pauly mit Wärme und Verständniß gespielt. Mit Geist und, wo es noth that, auch mit Humor zeichnete Herr Froböse die edle Gestalt Konrad's von Franken, die einen interessanten Gegensatz zu dem fkörperlih gebrochenen, gers aber starrsinnigen Kaiser Heinrich bildete, welchen legteren Herr Pategg eindruckèvoll darstellte. Mit scharfer Charakteristik gab Herr Pauly den fanatisen Diener seiner Kirhe, den Bischof von Paderborn, während Herr Bach einen weichherzigen jungen Priester, Eckard, glaubhaft gestaltete. Auch die übrigen Mitwirkenden füllten ihre Pläße bestens aus. Die Kostüme und Dekorationen waren geschmackvoll und gediegen. Das zablreihe Publikum nahm das Werk, wie schon oben erwähnt, sehr beifällig auf und rief die Hauptdarsteller mehrmals vor den Vorhang.

Im Königlihen Opernhause gelangt morgen Heinrich Marscner’s Oper „Der Vampyr“ unter Kapellmeister Weingartner?s Leitung zur Aufführung. Der Kaiserlit Königlite Kammersänger Herr Theodor Reichmann von der Hofoper in Wien eröffnet während des Urlaubs des Herrn Bulß ein Gastspiel in der Titelrolle. Die übrige Besetzung ist nahstehende: Sir Humphrey : Herr Mödlinger; Mealrwvina: Fräulein Hiedler; Edgar Aubry: Herr Sommer; Berkley: Herr Schmidt; Janthe, seine Tochter: Fräulein Egli; Dibdin : Herr Lieban; Jobn Perth: Herr Michaels; Emmy, seine Tochter : Fräulein Krainz; Landleute: die Herren Krolop, Philipp, Alma, Krasa; Meister der Vampyre : Herr Fränkel. : ; :

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen Otto von der Pfordten's „1812* in folgender Beseßung gegeben : Napo- leon I.: Herr Kahle; General York: Herr Molenar; Johanna: Frau Seebach; Luise: Fräulein Lindner; Reichsfreiberr vom Stein: Herr Grube;. Rittmeister Hertling: Herr Purschian. Der am Sonnabend zum ersten Mal in Scene gehende dreiaktice Schwank „Die Höllenbrücke“ von Richard Jaffé und Wilbelm Wolf if folgendermaßen beseßt: Friy Scbwendemann: Herr Vollmer; F. Schwendemann: Herr Molenar; Dr. Rennert:

Benno Jacobson.

Deutsche Seewarte.

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Stationen.

Bar. auf 0 G: d. Meeressp

WNW 4'bedeckt WNW d halb bed. SO 1wolkig 3|bedeckt 2\bedeckt 6|Schnee 1¡Dunst

Belmullet . . Aberdeen Chriftiansund Kopenhagen . Stodckbholm

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3/heiter 7\wolkig 4\RNegen 2¡Regen!) 5!bedeck12) 5|balb bed.?) 3; en 3\wolkig 3\bedeckt 3\wolkig 9/bededt 4) 2'balb bed.) 5 |bedeck1) 2\wcelkig 4|bedeck1?) till ¡Nebel®) 3'bedeckt°)

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7&4 Ubr. Sonnabend:

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winemünde Neufahrwafser Memel

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MHTIEE Karlsruhe . . Wiesbaden Mlinhen . | 751 Chemnigz .. | 748 n. | 149 l Ua | Breslau . . . | 749 A Se Bz. | C00 O3 5 wolkig A s se 004 4 2 beiter / E A L 2 Regen 10 1) Früh Schnee. 2?) Gestern und Nachts Regen,

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7F Uhr.

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Königliche Schauspiele. baus. 60. Vorstellung. Der Vampyr. Noman- | bearbeitet von Benno Jacobson. tishe Oper in 3 Aufzügen von Heinrih Marschner. Text von Wohlbrück. In Scene geseßt vom Ober- | hafen. Regisseur Tetlaff. Dirigent: Kapellmeister Wein- (Lord Ruthwen : Herr Theodor Reichmann, K. u. K. Kammersänger, von der Hofoper in Wien, als Gast.) Anfang 73 Ubr.

Schauspielhaus. 66. Vorstellung. Sonder-Abonne- } „C0 ment B. 10. Vorstellung. L812. Schauspiel in Kostümen, 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten. In Scene gesest vom Ober-Regifsseur Max Grube. Anfang

Opernhaus. 61. Vorstellung. Die

von A. Adam. Beauxlan. Deutsch von Ernft Paëqué. Laurinu. Phantastishes Ballet in 3 Aufzügen (6 Bildern), nah einer Dichtung Emil Taubert’s, von Emil Graeb. Musik von Mori Moszkowtki. Anfang

Schauspielhaus. tel : r Male: Die Höllenbrücke. Schwank in 3 Aufzügen von Richard Jaffs und Wilhelm Wolff. In Scene | spiel. Hans Lange. gesezt vom Ober-Regiffeur Max Grube. Anfang i

Deutsches Theater. Freitag: Doú Carlos.

Anfang 73 Ubr. : i 3 Sonnabend: Zum ersten Male: Die junge Frau | deutsch von Julius Hopp. Arneck. Lustspiel von Hugo Lubliner.

Residenz - Theater.

Lautenbura. Freitag: Hotel

Theater.

Freitag : Mit großartiger

Tert von Leuven und A. von

Zum ersten | Otto Ludwig. Anfang 7# Ubr. Sonnabend und Sonntag:

67. Vorstellung.

Julins Friushe. Freitag:

Schauspiel von Dreyer, betitelt „Winter

Abends 74 Ubr: Zum erften Male: Fräulein Tizian. Berliner Schauspiel in 5 Aufzügen von

Direktion : zum de ibe 4 R L’'Hôtel du Libre Eehange.) Schwan N ingen. UTetag: Peti, i 3 Akten von Georges Feydeau, übersegt und | la®. Anfang 75 Uhr. Anfang 7 Uhr. Sonnabend und folgende Tage: Hotel zum Frei-

Friedrich - Wilhelmflädtishes Theater. Ghaufseeftraße 25—26.

Ausstattung an Dekorationen und Requisiten: Der Hungerleider. Ausstattungs-Komödie mit Gefang und Ballet in 10 Bildern on e deng einer | prátise Abends 74 Uhr: Novität! Lustige Blätter! Sdee ves Mark Twain. Musik von Louis Roth. | Novität! Sigens vom Direktor Frans Nen ile, R Y ‘Cl ; : : f dem roßherzog elen Hos - ein Nürnberger Puppe. Komische Oper in 1 Aft M eil L E T N ai, d August Siems für Berlin komponierte, mit gänzlich

Sonnabend: Der Hungerleider.

Theater Unter den Linden. Direktion: - Gastspiel der Frau A A A

Petterson- orte, Mie (Ee DLEAA, Ae : m 3 t o ilhac und Halsóvy, z ; TOUE “von L auvb Musik von Jacques | Geboren: Ein Sohn: Hrn. Lieut. Mathieu Offenba. Dirigent: Herr Kapellmeister Feder-

Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Die Weber. | mann. Hierauf: Divertifsemeut, arrangiert Anfano Uhr

geftern Gewitter. ?) Reif. 4) Nachts Regen. | ugends 74 Ubr: Zum ersten Male wiederholt: Die

5) Gestern R Regen. *) Fr

egen. €) Nachts Regen. 7) Gestern uh Reif. 9°) Nachts Regen.

Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes

barometrisches Minimum liegt über

der norwegishen See, einen Ausläufer nah der

deutschen Inseln ift bei

Nordsee entsendend. Ueber den Britischen

frischen westlichen und nordwestlichen

Winden das Barometer stark geftiegen, sodaß Aus-

breitung der

westlichen und nordwestlichen Luft-

ftrômung zunähst über Westdeutshland wahrschein- lih if. Eine Depression ift jenseits der Alpen in

der Gntwidel Wetter trübe

ung begriffen. In Deutschland ift das und ziemlih mild, bei meift südlicher

Luftstrômung ; fast überall i Regen gefallen. Ham- burg und Cassel hatten gestern Nachmittag Gewitter,

Magdebnrg Hagel schauer.

Ganz Westrußland ift

innge Frau Arnecck.

Berliner Theater. Freitag (25. Abonnements- Vorftellung): Zum ersten Male: Freund Fritz. Anfang 7# Uhr.

Sonnabend: König Heinrich.

Sonntag, Nachmittags 25 Uhr: Der Pfarrer von Kirchfeld. Abends 7§# Uhr: König Seinrich.

Lessing - Theater. Guckckerl. Anfang 7} Uhr. Sonnabend: Comtefse Gukerl.

Freitag : Comtesse

vom Balletmeister J. Reisinger.

J. Reisinger. Adolph Ernsi-Theater.

Brandon.

74 Ubr.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: volksthüm-

lien Preisen: Der Pfarrer von Kirchfeld. ?!,

Freitag: ley's Tante. Schwank in 3 Akten von Thomas Repertoirestück des Globe-Theaters in London. e Baume gesevt pon E Pofe Z: Vorher : Die Bajazzi. Parodistishe Posse mi \ | Gesang und Tanz in 1 Akt von Ed. Jacobson und | Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlag#- Benno Jacobfon. Musik von F.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Herr er; Kommerzien-Rath Nötel : Oberländer ; Nôötel : L E

Betty räulein Abih; Hermine, Leonie, beider Töchter: die Damen

Hausner, von Mayburg; Mister Tobias Brooks: Herr Oberg; Miß Keddy Brooks: Frau von Hochenburger; Edroard T. Horthlay: Herr Keßler; Sir Reginald Putter: Herr Arndt.

Am Dienstag nächster Woche bringt das Neue Theater ‘ein {hlaf*, zur ersten Aufführung. Der Erk ’\che Männer-Gesangverein veranstaltet morgen

im Konzerthause einze Aufführung, in welcher Frau Altmann, Frau Krüger-Chun, Herr A. Pfitzner und die Meyder’sche Kapelle mit- wirken werden. Der erste Theil wird aus Lieder- und Orchefter- nummern bestehen; im zweiten Theile gelangen die „Scenen aus der Frithjofsage* von Max Bruch zum Vortrag.

Mannigfaltiges. Der hierselbst verstorbene Rentier Simon Blad hat dic

Stadtgemeinde Berlin in Gemeinschaft mit den Stadtgemeinden Mainz und Bingen zu Universalerben seines, nah oberfläz- liber Schäßung mindestens 1} Millionen Mark betragenden Nach- [asses eingeseßt, und zwar dergestalt, daß Berlin die eine Hälfte und Mainz und Bingen die andere Hälfte erbalten follen. Der Erblasser hat be- stimmt, daß der Nachlaß zur Gründung einer Stiftung zwecks Belohnung von Jenden_ Gebiet der Kunst, der Wissenschaft und des Handwerks

hervorragenden Leistungen auf dem

verwendet werden foll.

Die zehn Berliner Unfallstationen wurden im Monat

Februar in 1133, also täglih in 40 Fällen für erfte Hilfe in An- \pruh genommen, und zwar 1012 mal bei Unfällen und 121 mal bei plotlihen Erkrankungen. In den Stationen wurden 1052 außerhalb derselben 81 Personen behandelt.

Kattowtt, 5. März. „W. T. B.* meldet: Der Brand in

der Kleophasgrube (vgl. Nr. 56 d. Bl.) dauert noch an. Die Leiter und Belegschaften benachbarter Gruben sind zur Hilfeleistung gekommen. Die Baulichkeiten über Tage sind vom Feuer nicht er-

griffen. Der Betrieb der Grube is voraussichtlih auf Monate hinaus gestört. Bis heute früh find einundsiebenzig Leichen geborgen worden,

darunter die von vier NRettungsmannschafsten. Das Verhalten der Beamten is bewundernswürdig. Der Regierungs - Präsident Bitter ist hier eingetroffen. Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin haben Bericht über die Anzabl der Hinterbliebenen ein-

gefordert. L

Christiania, 4. März. Der s{chwedis{ch-norwegische Gefandte in St. Petersburg von Reuterskjsld theilt telegraphisch einc Unterredung mit Baron Toll auläßlih der aus Irkutsk eingetroffenen Depesche über Nansen mit. Baron Toll finde, daß das in der De- peshe angegebene Datum vom 20. November die Wahrscheinlichkeit des Gerüchts vermindere, da Nansen und dessen Gefährten gleichzeitig auf dem Festland eingetroffen sein müßten, und in diesem Fall fon längst direkte Nachrichten eingetroffen wären. Die Mittheilung Kuchnarew?s scheine zu unsiher und positiver Grundlage entbehrent.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Wien, 5. März. (W. T. B.) Aus Konstantinopel wird gemeldet: Jn einem Ort des Vilajets Angora sind zwei Armenier getödtet worden. Jm Distrikt von Gentich, im Vilajet Bitlis, haben Gewaltthätigkeiten der Kurden gegen die Armenier, welhe früher Mohamedaner waren und zum Christenthum E sind, stattgefunden. Auch aus anderen Orten werden Gewaltthätigkeiten gemeldet.

Peking, 4. März. (Meldung des „Reuter'schen Bureaus“.) Der Vize-König Li-Hung-Tschang und die Mitglieder der Gesandtschaft find gestern zu den Krönungsfeierlichkeiten nah Moskau abgereist.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Bentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Freitag: Emil Thomas a. G. Eine tolle Nacht. Große Ausftattungspofse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wilh. Mannstädt und Sigmund | Julius Freund, Musik von Julius Einödsbofer. In Scene geseßi vom Virektor Richard Schul#. Die Tanz-Arrange:nents vom Balletmeister Gund-

Sonnabend und folgende Tage: Eine tolle Nacht.

Konzerte. üonzert-Haus. Freitag: Konzert des Erfk- \ckecn Männer - Gesang - Vereins. Dirigent: Th. Hauptfteiu.

BDirkus Renz. Karlstraße. Freitag, Anfang

neuen tehnisden Apparaten und Beleu@Wtungs- Einrichtungen inscenierte Original - Vorstellung in 2 Abtheilungen mit den Ausftattungs-Diver-

Neues Theater. Siffbauecdamwm 4 8/5. | tifsements Weltstadtbilder ! Anfang präzise Abends Freitag: Baumeister-Gastspiel. Fünfter Abend: | 7i Uhr. Der Erbförster. Trauersviel in 5 Akten von

Baumcecister-Dast-

Sonnabend, Anfang präzise 75 Uhr: Novität! Lustige Blätter! Novität!

Sonntag, den 8. März: Zwei Vorftellungen: Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren frei): 1870/71. Abends 75 Ubr: Novität! Lusftige Blätter! Novität!

Familien - Nachrichten,

(Görliß). Hrn. Bergwerks-Direktor, Berg-Assessor a. d. Lüthgen (Herne). Eine Tochter: Hrn. Staatsanwalt Dr. Keil (Breslau).

Sonnabend: Neu in Scene gesezt: Columbia. | Gestorben: Hrn. Houptmann Frhrn. von Gregory 1. Ausftattungs-Ballet in 4 Abtheilungen von H. Regel. Musik von Iosef Bayer. Der coreographische Theil von F. Haßreiter. Insceniert vom Balletmeister

Sohn Friedel (Oldenburg i. Gr.). Hr. Nitter- gutsbesitzer Hans Wolf von Schönberg (Dresden). Fr. Professor Julie Dehn (Berlin). Hrn. Carl von Zeddelwann Tochter Senta- (Berlin). Hedwig Gräfin von Rittberg (Berlin).

Char- Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin,

Anftalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen (eins{ließlid Börsen-Beilage).

Roth. Anfang

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Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 5. März

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

89G.

Deutscher Reichstag. 51. Sißung vom 4. März 1896, 1 Uhr.

Tagesordnung: Fortseßung der ersten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Zuckersteuer.

Abga. Göt v. Olenhusfen (Zentr.): Der Minister hat einen warmen Appell an alle diejenigen gerichtet, welhe der Landwirth- haft, der durch den Antrag Kaniß nicht geholfen werden konnte, helfen wollen, auf diesem Wege Hilfe zu bringen. Wir sind bereit, auf den Boden der Vorlage zu treten, damit die Zuckerfabriken, mit deren Bestand die Landwirthe rechnen müssen, erbalten werden. Mir betraten die Vorlage als ein Kampfgesetß gegenüber einem un- haltbaren Zustand. Das Steigen der Preise bängt zusammen nicht mit dem Nückgang des Rübenbaues, sondern nur mit dem Fehlen des cubanishen Zuckers. Wenn die Vorlage zu Fall kommen follte, fo werden die Preise wieder erheblich fallen. Die billigen Zuerpreise find entstanden durch die deutsihe Zuckecrindustrie, welche fkräftig genug war, fi auszudehnen, troß der ausländisWen Konkurrenz. Wenn die Zuckerindustrie Deutschlands einmal ruiniert sein wird, dann werden die Preise noch ganz anders steigen. Jch bin ein großer Arend der Materialsteuer gewesen, sie hat den Export gefördert. Redner verweist auf eine Zuckerfabrik in seinem Wahl- kreise, und zwar in dem katholischen Theile desfelben, welche in Gefahr {chwebe. Die Bevölkerung des Kreises bestehe zum theil aus Hausierern, zum theil aus Tabakarbeitern und aus Landarbeitern. Wenn das Zentrum den Hausiterhandel beschränke, wenn die Taback- fabrikatsteuer die Tabackindustrie bedrohe,- so müsse wenigstens der Landwirthschaft geholfen werden dadurch, daß die Prämie für den Zucker- export aufrecht erhalten werde. Dann komme es wirklich nicht darauf an, ob die eine oder ändere Fabrik etwas mehr oder weniger Prämie erhalte. Redner weist auf die Petition des hannoverschen landwirthschaftlihen Zentralvereins hin und empfiehlt die Annnahme der Vorlage als Landwirth, nicht als Mitglied des Bundes der Land- wirthe , dessen Agitation ihm oft gefährlih erschienen sei. Die Land- wirthe in Braunschweig und Hannover, fährt er dann fort, ftehen niht auf dem Boden dieser Agitation, die niht na deutscher Art ift, troßdem das Organ des Bundes die Devise an der Stirn trägt: Für Kaiser und Reich, für deutshe Art, für deutsche Arbeit in Stadt und Land. Troy aller Artistenkunststücke kann ih die Agitation des Bundes niht- billigen, weil sie der Landwirthschaft niht nüßt. Jch hoffe, daß die Vorlage die Selepinqung des Hauses finden wird.

Abg. Dr. Paasche (nl.): Die Bedeutung der Zuckerindustrie für die Landwirthschaft darzulegen, is wohl nicht nothwendig; es ift eigentlich nur nöthig, einige Einwendungen zu machen. Ich wi mih mit der Person des Herrn Nichter niht beschäftigen. Ich werde mih im allgemeinen an die s{chärfere Tonart halten, die durch Herrn Bock zum Ausdruck gekommen ist. Es ist nicht wahr, daß es sih nur um ein einziges Jahr des Nückganges handelt, fon- dern um einen dauernden Rückgang handelt es sich. Ich habe die Ergebnisse von einer ganzen Reihe von Zuckerfabriken, welhe das beweisen. (Zuruf des Abg. Nichter: Vorlegen!) Ich kann doch die mir disfkret anvertrauten iben nicht hier ofen bekannt machen. Die Zuckerpreise sind erheblich zurückgegangen (Redner giebt die Zahlen bis 1894). Daß die Preise jeßt hoh find, das weiß ich; das bestreite ih auch nicht. Der Minister hatte vollständig recht, wenn er Herrn Richter das Verständniß für landwirthschastlihe Dinge bestritt. (Zuruf tes Abg. Richter: Aber Sie haben es!) Ja, als gelernter Landwirth habe ich das Verständniß. Die Preise des

uckers sind niedrig, und wenn sie etwas höhere geworden find, so ist das den Betheiligten wohl zu gönnen. Die Melasse ist nahezu werthlos geworden. Darauf ist die Geseßgebung_niht ohne Einfluß ewesen. (Zuruf links: Die Gesetzgebung haben Sie selber gemacht!) Die Prämien haben die Konkurrenz auf dem ‘Weltmarkt aufreht erhalten; da kann man nicht von der Belastung des armen Mannes sprehen. Das kann man als ehrsamer Schuhmacher- meister wohl leiht ausrehnen, aber mit der Wirklichkeit hat das nichts zu thun. Beim Entstehen der Zuckerindustrie mußte der Zucker in großen Massen exportiert werden; es wurde damals keine Prämie gezahlt und troßdem war der Zucker so theuer, daß er nit ein Nahrungsmittel für den armen Mann, sondern ein Lurxusartikel für den Reichen war. Die Prämien baben die Ueberproduktion ge- schaffen und damit den Zucker verbilligt für den armen Mann. Vor 25 Jahren war die Industrie noch nit in der Lage, den Zucker- bedarf zu decken. Da kamen die technischen Fortschritte der Diffusion, der Melafseentzuckerung u. \. w., welche Steuervortheile mit sih brahten, und die deutshe Zudckerindustrie konnte exportieren. Die Preise wurden so billig, daß das Pfund feinste Raffinade heute unverzollt billiger ist als Roggenmehl. (Zuruf: Ohne Prämien würden die Preise noch billiger sein) Das ift niht wahr! Wenn die Prämien aufhören, dann würde die Produktion in ihre natürlihen Grenzeu zurüdckehren, d. h. nur den einheimishen Bedarf decken und damit würden die Preise \teigen und eine große Industrie würde zerstört. Die Prä- mien find bis auf den leßten Pfennig den Konsumenten zu gute gekommen. Das paßt in Ihr (links) A-B-C-Buch nicht hinein, deshalb bestreiten Sie das. Wer behauptet, daß die Liebesgaben an die Branntweinbrenner aus der Tasche des armen Mannes gezahlt seien, der muß die Preisentwickelung nicht kennen, denn der Spirituspreis ist vor der Branntweinsteuer Höher gewesen als nach derselben. Wenn eine Liebesgabe bestände, dann würde sie nur ein Ersaß sein für eine vom Staat erzwungene Einschränkung der Produktion. Die Prämien kommen nicht immer den Produzenten zu gute, sondern drücken die Weltmarktpreise (Zuruf: Dann nügen sie nihts!); dann drücken sie aber auh den armen Mann niht. Weshalb ängstigt man ch in Frankreih und Oesterreih um unsere Prämie? Doch nur, weil sie den Weltmarktpreis drücken wird. (Zuruf: Erhöhung der Ver- brauhs8abgabe um 6 46!) Die kommt auf der anderen Seite. Halten Sie mich denn für cinen so {hlechten Rechenmeister? Jch will Ihnen ja nur vorrehnen, daß Sie fals gerehnet haben, daß Sie etwas abstreichhen müssen von der berechneten Belastung. Deutschland soll die Prämienwirthshaft niht so lange aushalten können wie Frank- reich. Da kennt man die französishe Gesetzgebung s{lecht; denn in Frankreich giebt es keine Erportprämie , sondern eine Fabrikations- prâmie, welhe dem gesammten produzierten Zucker, au dem Kolonial- ¿ucker zu gute klommt. Frankreich wird sih also wohl besinnen, ehe es die Pramien erhöht, die ih jeßt auf 7,18 M berechnen und den Produzenten besser zu gute fommen als bei uns, wo die Prämie nur im Inlandspreise steckt. Derjenige, der den billigsten Preis stellt, be- sti£nmt die Höhe des Preises. Sie werden mir diese ökonomische Lehre nicht ausreden. Die Raffinadeure sind gezwungen, den billigen Preisen der Melasseentzuckerer fich anzubequemen. (Widerspruch des Abg. De. Barth.) Herr Barth hat früher im praktischen Leben gestanden und bâtte ih dasselbe wohl besser ansehen können. Daß wir niemals zu einer Beseitigung der Prämien kommen werden, wenn wir allein unsere Prämien aufheben, darin stimme ich den Vertretern der Ne- gierung zu. Man spriht von einer ungesunden Ausdehnung der Jn- dustrie, aber nur bei der Zuckerindustrie; wenn die Eisenindustrie oder eine andere Industrie sih ausdehnt, troßdem bin und wieder eine Krisis eintritt, so spriht man von einem technishen Fortschritt. Aber bezüglih der Zuckerindustrie sagt man: warum dehnen die thö- richten Landwirthe diese Industrie so aus; mögen sie sih selbst helfen. Derr Richter wollte einen Zwiespalt zwischen Süden und Norden, sten und Westen konfstruieren. Es ist ihm nicht gelungen. Noch

unrihtiger ist die Konstruktion eines Gegensaßes zwischen Fabrikanten und NRübenbauern. In einzelnen Fällen mag ein Mißbrauch vorgekommen sein, aber im allgemeinen is fast weiter an den Zuerfabriken betheiligt als die Aftien- und Kaufrübenbauer; dem Kapital fällt gar kein Gewinn zu. Man hat es geleugnet, daß die Preise durch |pekulative Thätigkeit gesteigert find. Im Februar 1896 war ein Weltvorrath von Zucker vorhanden von 2800000 t, 1895 von nur 2500000 t, 1894 von nur 1800000 t und 1893 von nur 1600000 t, also jezt 1 000000 t mehr als in normalen Jahren. Was will dagegen der Ausfall in Cuba von 700 000 t bedeuten? Dieser Ausfall kann auch noch verschwinden ; denn die Ankünfte in den cubanishen Häfen sind durhaus nicht so klein. (Zuruf rechts: 20000 t im Januar.) Wenn bei diesen Ver- hältnissen die Preise steigen, so muß das einen anderen Grund haben. Ob die Vorlage unverändert angenommen werden kann, ift allerdings zweifelhaft. Wenn das Kontingent erhöht wird auf den normalen Stand, dann wird keine Einschränkung des Anbaus eintreten ; damit würden die Bedenken des Ostens beseitigt werden. Eine Er- mäßigung der Verbrauchs8abgabe und der Prämie wird ja wohl nah der Stellungnahme des Zentrums eintreten müssen. Jch wünsche, daß die Kommission das Gefe zu stande bringen möge, und zwar mög- lihst shaell; denn die Fabriken zögern, ihre Kontrakte abzuschließen. Deshalb follte die Kommission ras arbeiten und ein Geseß zu stande bringen, welhes wirklih helfen kann.

Abg. von Komierowski (Pole): Jh bin gegen das Geseß. Im Osten sind die Zuckerfabriken erst in den lezten Jahren entstanden, weil der Körnerbau nicht mehr lohnend war. Die Fabriken mußten in großartigstem Maßstab angelegt werden, um über die finanziellen Schwierigkeiten hinweg zu kommen. Für die Fabriken mußten meist erst Eisenbahnen und Chausseen gebaut werden, um die Rüben und den Zucker zu- und abzufahren. Die Betriebe des Ostens würden durch die Betriebssteuer ihre ganzen Prämien wieder verlieren. Jett hat sich die Landwirthschaft auf den Rübenbau eingerihtet, und nun soll alles wieder umgestürzt rverden. Wir wollen uns der Kommissions- berathung nit entziehen, aber wir haben wenig Hoffnung, daß etwas Brauchbares zu stande kommen wird.

Abg. Meyer-Danzig (Np.): Meine Freunde werden die Vor- lage unterstüßen, wie fie alles thun wollen, was für die Landwirth- haft und namentlih für die Zuckerindustrie Nußen bringen kann. Die Belastung des Verbrauchs wird als eine unerträgliche dargestellt. Aber gerade die ges{ütßte Industrie hat die billigen Preise erft zu Wege gebradt. Das hat Herr Paasche recht deutlih klar gemacht. Die Wichtigkeit der Erhaltung des Exports ist vom Grafen Bismarck schon richtig betont. Bedauerlih war es, daß Herr Richter von dem Landes - Oekonomie - Kollegium und dem Landwirthschaftsrath, den obersten Korporationen der deutshen Landwirthschaft, sagte, fie machten Schaustellungen für die Vorlage. Scaustellungen haben sie nicht gemacht; fie baben der Landwirthschaft ihre Arbeitskraft ers was Herr Richter aber für die Landwirthschaft geleistet at, ist mir noch nicht bekannt. Wenn wir erft die Landwirth\chafts- kammern haben, dann werden diese hoffentlih mit ihren Beschlüssen ebenso viel Eindruck machen wie die Handelskammern. Meine Freunde halten eine Kontingentbemessung auf 17 Millionen Doppel- zentner mindestens für nothwendig ; ein Kontingent von nur 14 Millionen würde eine Zurücks{chraubun unserer Industrie sein. Die Fabriken ge lde dazu über, den Rübenbauern Grundpreise zu gewähren von 0 bis 75 S, und die Preise werden erst gesteigert nach den Zudckerpreisen, die fie erzielen. Also ift die Vorlage eine Hilfe für die Landwirthschaft in erster Linie, niht für die Fabriken. Daß die Zuckerfabrik-Aktien über pari steben, ift selbstverständlih; denn es werden ja nur die Aktien der besten Fabriken an der Börse gehandelt. Freunde und Bekannte haben mi gebeten, Herrn Richter ihre Aktien an Zuckerfabriken zu 40 9% zur Verfügung zu stellen; er kann also ein gutes Geschäft damit machen. Die Peeiditeiaering begann mit dem Bekanntwerden der cubanischen Ernte und wurde beeinflußt durch die Vorlage, mit deren Zustandekommen die Spekulation natürlich rechnet. Aber für die Dauer der ganzen Kampagne wird der höhere Preis nit gelten. Kommt die E zum Ausdruck im Weltmarkt- preise, so baben wir einen höôberen Preis; geschieht das nicht, so werden die Konkurrenten beeinträhtigt und s{chränken ihre Produktion ein. Ohne Kontingent können wir die Prämie nicht erhöhen, ohne eine ungemessene Ausdehnung der Industrie berbeizuführen. Wir wünschen ferner, daß wir zur Abschaffung der Prämien kommen mögen, natürlich nur pari passu mit anderen Staaten. Wir wün- schen ferner, daß bei Ermäßigung der Prämien auch die Konsum- abgabe ermäßigt wird. In anderen Punkten gehen unsere An- shauungen auseinander. Wir hoffen aber zu einer annehmbaren Vereinigung zu kommen. Eine Prämie von 4 4 halten wir für unbedingt nothwendig für die Möglichkeit des internationalen Wett- bewerbs. Wir werden eifrig in der Kommission arbeiten, um die Vorlage zu ftande zu bringen.

5 Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammer- tein:

Meine Herren! Herr Goeß von Olenhusen hat vorhin mit- getheilt, daß in einem verbältnißmäßig kleinen Bezirke zwei land- wirth\caftlihe Fabriken zu Grunde gegangen find.

Ich habe gestern, um zu beweisen, welch große Kapitalien durch das Zugrundegeben solher Fabriken verloren werden, auf ein Beispiel hingewiesen, wo ich ausführte, daß eine Fabrik, die 600 000 M ge- kostet habe, zwei Jahre im Betriebe gewesen sei, dann für 75 000 4 verkauft sei. Inzwischen is mir noch ein drastisheres Beispiel zu Händen gekommen. Die Fabrik Tapiau in Ostpreußen koftete im Neubau 1 200 000 4 Dazu kam eine Anlage, die 200 000 A kostete für eine Raffinerie. Die ganze Fabrikaulage kostete also 1 400 000 M4 Es ist das diejenige Zahl, die ich für die größeren Fabriken als den Erbauungspreis gestern angegeben habe. Die ist vor zwei Jahren verkauft für einen Kaufpreis von 300 000 Æ, also an dieser einen Fabrik if ein Verluft von 1 200 000 4 eingetreten.

Ih habe dann in den gestrigen Darlegungen und der Herr Abg. Richter sagté, es sei das der rothe Faden meiner Darlegungen gewesen stets betont : ih glaube, daß der allergrößte Werth darauf zu legen sei, daß die Rübenindustrie als cine landwirthschaft - lie Industrie erhalten werde. Meine Herren, in Oesterreich-Ungarn das ist Ihnen {hon länger bekannt gewesen hat sich eine andere Entwickelung vollzogen. Dort ist die Rübenindustrie îm wesentlichen, soviel mir bekannt ist, eine fapitalistishe. Heute Morgen ist mir vom Auswärtigen Ministerium ein Ausschnitt aus dem „Pester Lloyd" mit- getheilt. Dieser behandelt die ungarische Landwirthschaft im Jahre 1895, und aus diesen Mittheilungen glaube ih eine kurze Darlegung, welche ih für von großem Interesse halte, hier vorlesen zu dürfen. Es heißt dort:

Bor nit langer Zeit haben die Landwirthe des Neutraer Komitats ein umfangreihes Memorandum der Regierung und dem

niemand |

Zackerindustriellen Repressivmaßregeln verlangen. In Anbetracht der wichtigen Stellung, welche die Zuckerindustrie und Zuckerrüber- produktion in unserer nationalen Wirthschaft einnehmen, halten wir es für unumgänglich nothwendig, daß die zwishen den In- dustriellen und Produzenten eingetretenen Friktionen je eher beseitigt werden. N

Friftionen zwishen Jndustriellen und Rübenbauern sind dort, wo die Rübenbauer auch Aktionäre der Fabriken sind, ausgeschlossen, und man sieht wieder hieraus, wie gefährlih es ist, wenn die Verbindung der Rübenindustrie mit der Landwirthschaft aufhören und sih eine kapita- listishe Ausbildung der Industrie herausstellen und welhe Gefahren das für unsere Landwirthschaft herbeiführen würde. (Sehr richtig! rechts.)

Meine Herren, auf die Debatte und die Darlegung der heutigen Herren Redner weiter einzugehen, halte ih nicht für nothwendig. An die Herren von der polnischen Fraktion möchte ih aber die Bitte rihten und ih habe auch geglaubt, annehmen zu sfollen, daß diese Bitte gewährt wird —, an den Verhandlungen in der Kommission theilzunehmen und zu den Verhandlungen eine möglihst objektive Stellung einzunehmen und zu prüfen, ob niht doch die Anschauung die richtigere ist, daß im Grunde die Interessen der östlihen Industrie mit denen der mitteldeutshen und der westlichen identisch find. Meine Herren, ich warne davor, auf diesem Gebiet eine Interessen- tbeilung, die sachlich nach meiner Meinung niht begründet ist, herbeizuführen. Ih möchte dabei an die Geschichte von den beiden Löwen erinnern, die sich gegenseitig aufgefrefsen haben und wo \{ließlich nihts weiter als die beiden Wedel übrig geblieben ift. (Heiterkeit.) Das wäre ein bedauerliher Vorgang, wenn darüber die Herren Interessenten unter si, weil der eine glaubt, bei der gegenwärtigen Saclage etwas günstiger gestellt zu sein, es länger aushalten zu können, und \fich deshalb ablehnend gegen eine folche Gesetzgebung verhält, auseinandergehen. Im günstigsten Falle fann dann eintreten, daß die günstiger Gestellten etwas länger leben. Aber s{ließlich folgt nach ihnen der Untergang auf dem Fuße na, und so gebe ich mich der Hoffnung hin, daß alle die- jenigen, die sich für die Landwirthschaft hier in Deutschland inter- essieren, objektiv an die Verhandlungen in der Kommission heran- treten. Dann ist meine persönliche Ueberzeugung die, daß es gelingen wird, in der Kommissionsberathung eine durchaus alle Intereffen, soweit das möglich ift, berücksihtigende Konstellation der Vorlage herbeizuführen, die denn auch von der Staatsregierung angenomnien wird. (Bravo!)

Abg. Dr. Barth (fr. Vg.): Als der Sliaatssekretair die Ver- handlungen eröffnete mit der Bemerkung, er werde sh anatomischer Ruhe befleißigen, sah ih darin ein günstiges Omen. Da Anatomen ih nur mit Leichen beschäftigen, so sah ih die Vorlage als eine Leiche an. Gestern hielt er aber die Vorlage wieder für sehr lebendig; er gab sogar seine Ruhe auf und wandte sih gegen die shlechten Menschen, die von dem Schutz der nationalen Arbeit nihts wissen wollen. Von dem Schuß der nationalen Arbeit haben namentlich die Agrarier profitiert, aber niemals ist so viel gejammert worden, wie gerade jeßt, wo das Schutzollsystem herrscht. In Eng- land klagt man nicht so viel als bei uns; es sind dort wie hier haupt- \ählih die Großgrundbesißer, welhe auf die Pachtrente angewiesen sind. Das sind einflußreihe Leute, die der jeßigen englishen RNe- gierung sehr nahe stehen. Da ift denn eine Deputation empfangen worden, und Lord Salisbury hat ihnen einige E Worte gesagt, aber er hat bedauert, daß er ihnen nit helfen Tönne. Das möchte ich unseren Ministern au empfehlen. Unsere Minister erklären aber immer: Wir wollen auh helfen, soweit es in unseren Kräften steht. Im Parlament hat Lord Salisbury jede Protektion für die Landwirthschaft aber weit von sih gewiesen. Es steht mit der Landwirthschaft in England gar nicht so |chlecht, die landwirthschaftlihe Produktion steht der deutschen ziemlich gleih. (Redner verweist auf die Angaben in Statesman's Yoearbook.) Die Zudckerproduzenten sollen günstigere Preise erzielen. Bietet denn aber die Entwickelung der Preise Veranlassung, mit einem so wuchtigen Mittel einzugreifen? Ein Preisrückgang hat statt- gefunden ; aber die jeßigen Preise entsprehen {hon wieder den Preisen vor der Krisis. Die Behauptung des Staatssekretärs, daß die Speku- lation die Preise beeinflußt habe, hat niht an sih unsere Heiterkeit hervorgerufen, sondern nur in dem Zusammenhang, daß die Speku- lanten die Preistreibereien veranstaltet haben sollen, um die Vorlage zu Falle zu bringen. Glaubt der Staatsfekretär wirklich, daß die Spekulanten wirklich mit Absicht Geld verlieren wollen? Das würde doch aber der Ge sein, wenn sie das A des Gesetzes herbeiführen wollen und troydem höhere Preise machen. Die Vorgänge in Cuba sind ein wahres Glück für die deutshen Rübenproduzenten, weil dadur gegenüber der Ueber- produktion wieder normale Zustände geschaffen wurden. Herr Paasche hat bestritten, daß die Prämie den Zucker vertheuern wird. Wenn allerdings die Weltmarktpreise um die Prämie gedrückt werden, dann verliert sie au ihre preissteigernde Wirkung im Inlande, dann haben aber auch die Produzenten gar keinen Vortheil von der Prämie. Die Konsumenten zahlen keinen höheren Preis, aber die Steuerzahler müfsen die Prämien aufbringen und die ausländishen Konsumenten haken den Vortheil der billigen Preise. Ist es niht ein wahrer Ab- deritenstreih, für einen sollen weck überhaupt eine Vorlage ein- zubringen! Die einzige Entschädigung ist, daß diese Wirkung nicht erwartet wird, daß man vielmehr einc Steigerung der Preise erhofft und zwar durh die Kontingentierung, Diese hat den Zwedck, das Angebot auf dem Weltmarkt zu beshränken. Aber wenn das deutsche Angebot beschränkt wird, dann werden die anderen Konkurrenten erft reht vorgehen, es wird die Produktion erweitert werden, in Frankreich ¿. B., und die Preise werden erst recht gedrückt auf dem Welt- markt, während durch die Steigerung der Verbrauchsabgabe der in- ländishe Konsum Deutschlands vermindert wird. Die perniziöse Wirkung der Vorlage wird für die Konsumenten lange nicht so groß sein, wie für die Zuckerindustrie selbst. Die Stellungnahme des Zentrums entspriht durchaus dem, was der Abg. Orterer im bayerischen Landtag bereits im Dezember 1894 ausführte, als er von der Mittellinie spra, die . man fuhen müsse. Will man einer kleinen Prämienerhöhung wegen die Gefahr der Kontingentierung auf sich nehmen? Lohnt es sih deshalb, die Zuckerproduzenten und die ganze Bevölkerung zu belästigen? Es ist nicht richtig, daß der- jenige, der am billigsten produziert, die Preise bestimmt ; sondern jeder nimmt, so viel er bekommen kann. Die Nachfrage entscheidet den Preis auf dem Weltmarkt, wie auf dem offenen Markt. Das find die Anfangsgründe der Volkswirthschaft. Bei dieser zweifel-

haften Wirkung der Vorlage muß der Reichstag prüfen, ob er dem Volk eine Belastung mit 50 Millionen Mark auferlegen kann. Ich

Abgeordnetenhause überreicht, in welhem sie gegen das Kartell der lehne die Verantwortung für einen folchen Zweck durchweg ab.