1896 / 58 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Mar 1896 18:00:01 GMT) scan diff

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Aushalten, An- und Abschwellen der Töne in Liedern von Löwengard, Spohr und Petri. Der Pianist, ein Schüler tes Professors AOLES trug Variationen von Kiel, die Sonata quasi Fantasiía von Beetboven Es-dur, op. 27) und einige moderne Stücke von Sharwenka, E. G.

ubert, Brahms und Ln vor, in denen er seine forgfältig ge- {ulte Technik und eindringliche Aufsoguna zur Geltung brate,

hrend freilih mitunter etwas mehr Belebtheit und Wärme der Empfindung zu wünschen blieb. Beiden Vortragenden wurde Beifall

zu theil.

Im Königlihen Opernhause gelangten morgen Adams fomisde Oper „Die Nürnberger Puppe“ (Herr Bulß, Fräulein Dietrich) unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung, und das Ballet „Laurin“ zur Aufführung. Herr Theodor Reichmann eröffnet sein Gast- spiel in Wilhelm Kienzl’'s musikalishem Schauspiel „Der Evangelimann“. Die geplante Aufführung von Marschner's „Vampyr“ mußte ver- hoben werden, da Fräulein Hiedler, die kürzlich erkrankte, noch immér nit völlig genesen ist. Die Künstlerin konnte auch aus diesem Grunde im leßten Hof-Konzert, zu dem sie befohlen war, niht mit- wirken. i

Im Königlihen Schauspielhause findet morgen die erfte Aufführung des Schwankes „Die T von Richard Faffé und Wilhelm Wolff statt, in Scene geseßt vom Ober- Regisseur Grube; dekorative Einrichtung vom Ober - Inspektor Brandt. Die neue Dekoration im zweiten Aufzug „Schutzhütte in der Schneeregion“ is vom Königlichen Dekorationsmaler Quaglio emalt. O Y Hugo Lbliner's Lustspiel „Die junge Frau Arneck“ ist die leßte Novität, welhe das Deutsche Theater in dieser Spielzeit zur Darstellung bringt. Die Grstaufführung findet, wie [hon mitgetheilt, morgen ftatt.

Im Lessing-Theater kommt das fünfaktige Berliner Schau- spiel „Fräulein Tizian“ von Benno Jacobson am Sonntag zur ersten Aufführung. i i ;

aul Heyse's Schauspiel „Hans Lange“, das als sechster Abend des Gafstspiels Bernhard Baumeister's morgen im Neuen Theater in Scene gebt, ist zu diesem Zweck von der General - Intendantur der Königlihen Schauspiele freigegeben worden.

Im Theater Unter den Linden geht morgen das Ballet „Columbia“ neu in Scene. Den Anfang der Vorstellung macht die Offenbach'she Operette „Die shöne Helena* mit Frau Petterfson- Norrie in der Titelrolle. Das Eastspiel der Künstlerin wurde aber- mals verlängert.

Der Vorftand des „Berliner Frauen Bundes“ (Vorsißende: Frau Minister Bronsart von Schellendorf) veranftaltet zum Besten der Arbeiterinnen-Kolonie in Stegliß am 20. März im großen Saal des Kaiserhofes ein Konzert, dessen Ausführung mit Allerhöchster Genehmigung von Mitgliedern der Königs- lien Oper übernommen worden if. Nähere Mittheilungen folgen.

Mannigfaltiges.

Ihre Kaiserlihen und Königlihen Majestäten be- suchten beute die Berliner Gewerbe-Ausftellung 1896. Punkt 9 Ubr fuhren Allerhöchstdieselben in Portal 1X bei dem Sem egend vor und besichtigten, geleitet von den Herren des Arbeitsaus|chufses, auf einer Wanderung von 24 Stunden alle hervorragenden Baulich- keiten, sowie das Alpenpanorama.

Bei den im Publikum vielfa g proRenen Wünschen, die s{önen Glocken der Kaiser Wilhelm-Gedächtnißkirche läuten zu hören, theilen wir mit, daß namentlich mit der großen

Glodte an folgenden en geläutet wird und zwar: zum Haupt- ottesdienst am Neujahrstag, Charfreitag, erften Osterfeiertag, immelfahrtêtag, ersten Pfingstfciertag, Bußtag, Todtenfestsonntag und

ersten Weihnachsfeiertag; ferner zumjGottesdienst am Weihnachts-Heilig-

abend und am Sylvesterabend um Mitternaht. Außerdem läutet die roße Glocke Mittags um 12 Uhr an den bedeutsamen patriotischen

edenktagen: 9. und 22. März, 1. September, desgleichen am Ge- burtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs. Ohne die größte

Glocke wird endli noch geläutet an 12 Uhr: am 18. Januar,

2. September und 22. Oktober. In diesem Jahre wird am 22. März

das volle Geläut um 10 Uhr zum Gottesdienst und nach Beendigung

desselben ertönen, dagegen um 12 Uhr Mittags nicht geläutet werden.

Die Stadtverordneten nahmen in ihrer gestrigen Sißung zunähst Kenntniß von einem Schreiben des neugewäblten Stadt- Bauraths Hoffmann, wonach derselbe die Wahl annimmt, aber bittet, das neue Amt erst am 1. Oktober d. J. antreten zu dürfen, da ihn der Reichsgerihtsbau noch bis dahin in Anspruch nehmen werde. Das Schreiben wurde dem Ober-Bürgermeister Zelle zur weiteren Ver- anlassung überwiesen. Hierauf trat die Versammlung in die Berathung der Tagesordnung ein, deren erften Punkt die Bericht- erstattung des Stadtv. Meyer I. über die fernere Behandlun der Bauplaßzsteuer in dem dazu eingeseßten Ausfhuß bildete. Na längerer Debatte wurde unter Ablehnung sämmtlicher anderen Vor- \hlâge der folgende Antrag des Aus\{usses angenommen: „Die Ver- fammlung erkennt die Nothwendigkeit an, die Härten, welche sich bei der Veranlagung der Bauplaßfteuer ergeben haben, zu mildern, nimmt aber zur Zeit von einer Aenderung der Baupla R Es Abs stand und ermächtigt den Magistrat, die Einziehung der veranlagten und noch zu veranlagenden Bauplaßsteuer bis längstens am 1. Januar 1897 einzustellen.“ Ohne Debatte genehmigte die Versammlung ferner die Ueberweisung eines städtishen Grundstücks als Spiel- und Eisplaß an die Deputation für das städtishe Turn- und Badewesen und nahm von einigen geshäftlichen Mittheilungen Kenntniß. Durch Beschluß vom 20. Februar d. J. hatte die Stadtverordneten-Versammlung es abgelehnt, das zur Verbreiterung des Platzes am Rosenthaler Thor von dem Grundftück Elsafser- straße 1 und Brunnenstraße 198 abgetretene Straßenterrain von 177 qm im Wege der Enteignung zu erwerben, und den Magistrat ersuht, mit den Besißern des Grundstücks nochmals wegen des freibändigen Erwerbs zu unterhandeln. Diese haben ihre Forderung nunmehr von 110 000 Æ auf 105 000 erag, Diese Offerte bält der Magistrat für eine annehmbare. Die Versammlung war der even Ansicht und gab ohne Debatte ibr Einverständniß zu der

agistratsvorlage, für diesen Preis das Terrain zu erwerben. Weiter erklärte ih die Versammlung mit der Annahme des vom ver- storbenen Buchhändler Wilhelm Schulye (vgl. Nr. 54 d. Bl.) der städtishen Blindenanstalt vermachten Legats einverstanden und genehmigte en bloc die Œtats der Ernst Oppermann-Stiftung und des von Scheve’schen Stiftungsfonds pro 1. April 1896/97. Ferner erklärte sich dieselbe damit einverstanden, daß in Zukunft zunächst für das Steuerjahr 1896/97 auf Antrag von Steuerpflichtigen, welche ihre Steuern durch ihr Bankhaus- berihtigen wollen, dies durh Ver- mittelung der Bank des Berliner Kassenvereins erfolgen fönne. Die Magistratsvorlage, betreffend die Herstellung eines Fußgängertunnels unter dem Bahnkörper der Stettiner Eisenbahn im Zuge der Schwarßkopff- und der Feldstraße, wurde einem Ausshuß zur Vorberathung überwiesen; ebenso die Vorlage, betreffend die Erwerbung einer von dem Grundstück Alte Jakob- straße 23 zur Straßenverbreiterung erforderlihen Flähe. Auf die öffentliche folgte eine geheime Sißung.

Im Zoologi\chen Garten sind einige sehr interessante Thiere aus Japan eingetroffen. Das hiesige Importhaus Rex u. Co. hat

seine altbewährte Gönnerschaft für das Inftitut aufs neue bethätigt und demselben ein Paar Sikahirshe, zwei Sömmerings- fasane und einen weißen wes hahn zum Geschenk gemaht. Die Hirsche sind troß ihrer mäßigen Größe febe \höône, elegante Vertreter ibres Geshlechts, \{chwarzgrau von Farbe, das Männchen mit {chwarzer Nackenmähne. Anatomish stehen fie dem Dambirfch, dessen Größe sie auch haben, am nächsten; doch erinnern fie in der Zierlihkeit der Form und Bewegungen viel mehr an unser Reb, Die Dmer getan gehören nit gerade zu den bunteften, aber doh zu den schönsten dieser von der Natur mit Farbenglanz so rei be- dachten Vogelgattung. Er if unserem Fasan ziemlich ähnli, hat aber nicht einen grünen, sondern bronzebraunen Kopf und bronze- glänzendes Gefieder. Der weiße Zwerghahn mit shwarzem Schwanz gebört zu dem Stamm der beliebten Bantamhühner, deren Rasse- eigenthümlihkeit bekanntlih bängende Flügel und beim Hahn ein Hennenschweif bilden.

Kattowitz, 6. März. Ueber das Unglück in der Grube Kleop has (vgl. Nr. 56 und 57 d. Bl.) meldet „W. T. B.* weiter: Der Brand dauert noch immer fort. Die Verwaltung hat \ofort Anordnung getroffen, daß bis zu 5099/6 der monatlichen Unfallrente vorshußweise an die Hinterbliebenen gezahlt werden. Außerdem ift eine erbeblide Erhöhung der geseßlichen Unfallrente in Aussicht genommen. Ferner wurden aus öffentlihen Mitteln Fonds gebildet, um besonderen Bedürfnissen abzuhelfen. Geheimer Berg- rath Broja hat heute die Grube Kleophas befahren. Seine Majestät der Kaiser und König hat t S R? Bericht über das Unglück ‘gefordert. Bis jeßt sind 101 Leichen ans Tageslicht gefördert worden. Nach der Liste der Eingefahrenen wird noch ein Mann vermißt, doch liegt die Möglichkeit vor, daß derselbe überhaupt nit eingefahren ist. Außerdem find 23 Pferde erstick#t. Von allen Seiten laufen reihliche Spenden ein. (ine Deputation der Offiziere des Infanterie-Regiments Keith (1. Ober- \{chlesishes) Nr. 22 übermittelte 1000 A für die Hinterbliebenen.

Leivzig, 6. Februar. Die Königlihe Eisenbahn-Betriebs- inspektion 2 theilt mit: Gestern früh 6 Uhr 40 Minuten ent- eie an der Abzweigung der fogenannten Thüringer Ver- indungsbahn aus der Bahnlinie Leubsch-Leipzig die beiden leßten Wagen des Personenzuges 435 (Leipzig 6 Uhr 45 Minuten) infolge Umstellung der Abzweigungs- weiche unter dem fahrenden Zuge. Eine Neisende wurde mäßig |chwer verleßt; die Beschädigung von Betriebsmitteln, Geleifen und Weichen ist nicht bedeutend. Die Störung des Betriebs war gegen 10 Uhr vollständig beseitigt ; bis dahin wurde derselbe durch Umsteigen der Reisenden an dèr Unfallstelle aufrecht erhalten.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. Nizza, 6. März. (W. T. B.) Der Präfident Faure hat sich heute früh 7 Uhr mit den Ministern nah Antibes P Bei der Abreise wurden dem Präfidenten von der

zahlreich anwesenden Bevölkerung lebhafte Kundgebungen dargebracht.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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Wetterbericht vom 6. März, 8 Uhr Morgens.

von Ernst Pasqué. l Regisseur Teßlaff. Dirigent : Kapellmeister Dr. Mud.

In Scene geseßt vom Ober- | J ( Herr Kapellmeister Winns.

In Scene geseßt von Julius Fritsche. Anfang 7# Uhr.

unter gefälliger Mitwirkung der Pianistin Fräulein

Dirigent : Schulz und des Herrn Weise. Symphonie Nr. 3

Stationen. Wind. | Wetter.

Temperatur in 9 Celfius 9G. = N.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp. red. in Millim.

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3) Abends

Vebersiht der Witterung.

Während das barometrishe Marimum über Süd- west-Europa an Höbe erheblich zugenommen hat, ift nôrdlich von den Shetlands eine neue tiefe De- vression erschienen, welche nordostwärts fortzuschreiten scheint. Ueber Zentral-Europa hat der Luftdruck allenthalben zugenommen. Jn Deutschland ift das Wetter andauernd feucht und mild, im Westen bei frishem südlihen und südwestlihen Winde trübe, im Osten bei {waer südwestliher Luftströmung wolkig; fast überall ift Regen gefallen, jedoch in geringer Menge. Im zentralen Rußland hat der Frosi wieder zugenommen, Moskau meldet Minus 11 Grad. Fortdauer der bestehenden Witterung wahrscheinli.

Deutsche Seewarte.

Theater, Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- haus. 61. Vorftellung, Die Nürnberger

Puppe. Komische Oper in 1 Aft von A. Adam. Text von Leuven und A, von Beauplan. Deutsch

Laurinu. Phantastishes Ballet in 3 Aufzügen (6 Bildern), nah einer Dichtung Emil Taubert's, von Emil Graeb. Mußk von Moriß Moszkowski. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. Dirigent : Musikdirektor Steinmann. Anfang 7# Ubr.

Schauspielhaus. 67. Vorstellung. Zum ersten Male: Die Höllenbrücke. Schwank in 3 Aufzügen von Richard Jaffé und Wilbelm Wolff. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Mar Grube. Dekorative E RY vom Ober-Inspektor Brandt. Anfang (5 T.

Sonntag : Opernhaus. 62. Vorstellung. Fidelio. Oper in 2 Akten von Ludwig van Beethoven. Tert nah dem Französishen von Ferdinand Treitschke. Anfang 7# Uhr.

Schauspielhaus. 68. Vorstellung. Die Höllen- brücke. Schwank in 3 Aufzügen von Nichard Jaffé und Wilhelm Wolff. Anfang 7} Uhr.

Deutsches Theater. Sonnabend: Zum ersten Male: Die junge Frau Arneck. Lustspiel von Hugo Lubliner. Anfang 7F Uhr.

Sonntag, Nachmittags 24 Ubr: Die Weber. Abends 7X Uhr: Zum ersten Male wiederbolt: Die junge Frau Arnecck.

Montag: König Heinrich der Vierte.

Berliner Theater. Sonnabend: König Heii- rich. Anfang 74 Uhr.

Sonntag, Nachmittags 2x Uhr: Der Pfarrer von Kirchfeld. Abends 74 Ubr: König Heinri.

Montag: König Heinrich.

Lessing - Theater. Sonnabend: Comtesse Guckerl. Anfang 7# Uhr.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu volksthüm- lien Preisen: Der Pfarrer von Kirchfeld. Abends 74 Ubr: Zum erften Male: Fräulein Tizian. Berliner Schauspiel in 5 Aufzügen von Benno Jacobson.

Montag: Comtefse Guckerl.

Residenz - Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Hotel zum Freihafen. (L’HWôtel du Libre Echange.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, überseßt und bearbeitet von Benno Jacobson. Anfang 7ck Uhr. G En und folgende Tage: Hotel zum Frei-

afen.

Friedrich - Wilhelmfiädtishes Theater. Ghausseeftraße 25—26, .

Mit großartiger Ausftattung an Kostümen, Dekorationen und Neguisiten: Der Sungerleider. Ausftattungs-Komödie mit Gesang und Ballet in 10 Bildern von Julius Keller und Louis Herrmann, mit theilweiser Benußung einer Idee des Mark Twain. Musik von Louis Roth.

Sonnabend:

Sonntag: Der Hungerleider.

Neues Theater. Sgiffbauerdamm 4483. /5.

Sonnakbend}: Gastspiel des K. und K. Hof-Schau- \pielers Beruhard Baumeister. Sechster Abend: Zum ersten Male: Hans Lange. Schauspiel in 4 Akten von Paul Heyse. Regie: Siegfried Jelenko. Anfang 7t§ Uhr.

Sonntag: Baumeister-Gastspiel. Abend: Hans Lange.

Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Zu halben Preisen : Kabale und Liebe. E

Montag: Abschieds - Vorstellung Banmeisfter. Der Erbförfter. Trauerspiel in 5 Akten von Otto Ludwig. -

Dienstag: Zum ersten Male: Winterschlaf. Drama in 3 Akten von Mar Dreyer.

Vorleßter

Theater Unter den Linden. Direktion:

Fulius Frißs{e. Sonnabend: Gastspiel der Fran Petterson-Norrie. Die s{chöne Helena. Komische Operette in 3 Akten von Meilhac und Halévy, deutsch von Julius Hopp. Musik von Jacques Offenbah. Dirigent: Herr Kapellmeister Feder- mann. Hierauf: Neu in Scene geseßt: Columbia. Ausftattungs-Ballet in 4 Abtheilungen von H. Regel. Musik von Iosef Bayer. Der coreo- grapbishe Theil von I. Haßreiter. Insceniert vom Balletmeister J. Reisinger. Dirigent: Herr Kapell- meister Federmann. Anfang 74 Ubr.

Sonntag, Abends 74 Uhr: Gaftspiel der Frau Petterson-Norriec. Die schöne Helena. Komische Operette in 3 Akten von Jacques Offenbah. Hierauf: Columbia. Ausstattungs - Ballet in 4 Abtheilungen.

Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Char- ley’s Tante. Schwank in 3 Akten von Thomas Brandon. Repertoirestück des Globe-Theaters in London. In Scene geseßt von Adolph Ernst. Vorher: Die Bajazzi. Parodistishe Posse mit Gesang und Tanz in 1 Akt von Ed. Jacobson und T U, Jacobson. Musik von F. Roth. Anfang

E, Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Bentral-Theater. Alte Zakobftraße Nr. 30,

Sonnabend: Emil Thomas a. G. Eine tolle Nacht. Große Ausftattungspoße mit Gesang und Tanz in 5 Bildern vcn Wilb. Mannftädt und Julius Freund. Musik von Julius Cinödshofer. In Scene gescßt vom Direktor Nihard S®ult. Die Tanz-Arrangements vom Balletmeifter Gund- lad. Anfang 7# Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Eine tolle Nacht.

Konzerte.

Konzert-Haus. Karl Meyder - Konzert.

Sonnabend: Operetten- und Walzer-Abeud. Montag, den 9, März: Symphonie-Konzert,

F-dur von Brahms.

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Sonnabend, Anfang 7{ Uhr: Ux. (letter) Klavier-Abend von Wladimir von Pachmaun.

Birkus Renz. Karlstraße. Sonnabend, Anfang präzise Abends 74 Uhr: Novität! Lustige Blätter! Novität! Eigens vom Direktor Franz Renz und dem Großberzoglih hefsishen Hof - Balletmeister August Siems für Berlin komponierte, mit gänzli neuen technischen Apparaten und Beleutungs- Einrichtungen inscenierte Original - Vorstellung in 2 Abtheilungen mit den Ausftattungs-Diver S Weltstadtbilder! Anfang präzise Abend! 74 Uhr.

Sonntag: Zwei Vorstellungen: Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren frei): 1870/71. Abends 74 Uhr: Lustige Blätter!

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Frieda von Poser mit Hrn. Sec.- Lieut. Ernst von Webern (Bingerau—Oels i. Schl.). Frl. Hedwig Schaß mit Hrn. Regierungs-Rath und Prem.-Lieut. d. R. Hans Gisevius (Marien: heim b. Kröben, Prov. Posen—Posen).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Léhatarales Schimmelmann Grafen zu Lindenburg (Ahrens- burg). Hrn. Rittmeister von Sydow (Potsdam). Hrn. Hauptmann - Moeller (Neu-Ruppin). Eine Tochter: Hrn. Prem.-Lieut. Wermelskirh (Stolp). - i

Gestorben: Verw. Fr. Pastor Johanna Seidel, geb. Nômer (Dun weg). Hrn. Hauptmann George von Rode Sohn Roderich (Schleswig). Hr. Major Friedrich Frhr. von Wangenheim (Stotternheim). Hr. Gymnasial-Oberlehrer Dr. phil. Rudolf Köhler (Davos). Fr. Ritt- meister Elsbeth von Pachelbl-Gehag, geb. Edle von der Planitz (Demmin). Fr. Rittmeister Bertha Dierke, geb. Heyne (Berlin). Hr. Rech- nungs-Rath Leopold Niedermeyer (Glogau). Fr. Ober-Amtmann Emilie Schmidt, geb. Zim- mermann (Bernburg). Hrn. Magistrats-Assefor Dr. Rudolf Leo Sohn Werner (Berlin).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth ia Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin,

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlag Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen (einschließli Börsen-Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reihs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

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Deutscher Reichstag. 52. Sißung vom 5. März 1896, 1 Uhr:

Tagesordnung: Fortseßung der ersten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Zuckersteuer.

Abg. Hilpert (b. k. B: Die Vorlage zeigt, daß die Zuer- industrie der Regierung wichtiger ist als die Landwirthschaft. Wenn die Zuckerindustrie das Rükgrat der Landwirthschaft ist, dann hat die hayerishe Landwirthschaft überhaupt kein Nückzrat. Wir können des- halb nicht voller Freude für die Vorlage stimmen, aber wir werden für die Kommissionsberathung eintceten.

Abg. Ehni (Vp.) erklärt sich gegen die Vorlage und gegen eine Kommissionsberathung. Die Vorlage enthalte eine Belastung der Konsumenten, während eine Ermäßigung der Zuerfteuer zur Hebung des Konsums verlangt werde. Ì

Staatssekretär des Reichs - Shaßzamts Dr. Graf von Posadowsky-Wehner:

Der Herr Abg. Dr. Barth hat gestern, wie ich zugestehe, von seinem Freihandelsftandpunkt ganz korrekt die Vorlage bekämpft. Er hat sih als ein Gegner jedes Schußzollsystems geäußert; das ift eben die wirthschaftlihe Auffassung des Herrn Abg. Barth. Ih glaube aber, er berüdsihtigt bei seinen Ausführungen nicht, daß wir aus unserem Schußzollsystem eine Einnahme für das Reich in Höhe von 356 Millionen haben; und ih vermag nicht einzusehen, durch welche anderen Einnahmen wir diese Einnahmen überhaupt erseyen fönnten. Es ift selbstverständlih ausgeschlossen, ähnlihe Erträge aus irgend einer Form der direkten Steuern zu ziehen. Wenn man deshalb selbs ein Gegner des Protektionssystems aus wirthshaft- lihen Gründen wäre, so müßten wic {hon Freunde des Systems aus finanziellen Gründen sein; denn es würden uns sonst die Mittel fehlen namentlich für die großen Ansprüche, welche unsere Landes- vertheidigung an uns stellt.

Meine Herren, der Herr Abg. Barth ist gestern auf die englische Landwirtbschaft zurückgekommen. Ich glaubte Jhnen nachgewiesen zu baben, daß die Auffassung, die ich von der Lage der englischen Landwirthschaft infolge ihres mangelnden nationalen Schußes habe, jeßt von dem leitenden englischen Staatêmann vollinhaltlih bestätigt ist. Der Herr Abg. Barth möge mir das nicht ungnädig nehmen, daß mir do das Urtheil des leitenden englischen Staatsmannes über diese Frage wihtiger if als sein eigenes.

Nun hat der Herr Abg. Dr. Barth bei dieser Gelegenheit einen fehr interefsanten Gegensaß konstruiert zwischen einem deutshen und einem englischen Staatêmann. Er fagt: wenn eine agrarishe Depu- tation zu cinem deutshen Staatsmann, z. B. zum Grafen Posadowsky, fommt, dann sagt dieser: Ja, ih sehe ein, die Lage der Landwirth- haft ist eine ernste und ich werde thun, was in meinen Kräften ist. Käme aber eine solche Deputation zu einem englischen Staatsmann, so sage der: Ja, ih gestehe zu, die Lage ist eine sehr ernste, aber helfen kann ich Euch nicht. Ich bedauere, au hier dem Herrn Abg. Dr. Barth einen argen Irrthum nach- weisen zu müssen. Es ist fehr gefährli, solche Vergleiche aufzustellen. Nämlich Lord Salisbury, auf den ih mich berufen habe, hat in jener Rede, wo er den Verzweiflungékampf der englischen Landwirth- schaft darstellte, gesagt: „Ich hoffe indessen ernstlih, und ih habe Grund, zu hoffen, daß tie Negierung, soweit es in ihrer Macht liegt, aufrichtig bemüht sein wird, die Mißstände, welche wir in dieser Beziehung um uns herum erblicken, einigermaßen zu beseitigen.“ Der Herr Abg. Dr. Barth muß alfo die traurige Erfahrung machen, daß die englishen Minister im Kampf gegen die Landwirthschaft

jest anfangen, ebenso unzuverlässig zu werden, wie die deutschen. (Heiterkeit.)

Der Herr Abg. Dr. Barth hat ferner ausgeführt: die Folge der von uns vorgeschlagenen Prämien würde einfa die sein, daß um die Beträge der Prämien der Weltmarktpreis gedrückt wird und infolge dessen die Produzenten des Zuckers und der Nüben gar keinen Vor- theil bätten; der Vortheil würde nur den ausländischen Konsumenten zufließen. Wenn das richtig wäre (Zuruf links) oder rihtig ist, gut (Heiterkeit), dann würde der Zucker doch im Inland nicht im Preise steigen und dann würden alle Motive, die gegen das Gesetz aus einer eventuellen Steigerung der Zuckerpreise herge- leitet werden, vollkommen hinfällig werden (sehr rihtig!), und dann sind auch alle Behauptungen, daß ein Rückgang des Konsums eintreten müßte, aus der Luft gegriffen. (Zuruf links.) Wenn wir ein wirthschaftlihes Gefeß machen, dann können wir ja nichts thun, wie die geseßliche Möglichkeit zur Besserung der Verhältnisse zu geben. Absolut bessern, absolut eingreifen in die wirthschaftlihe Bewegung kann man rur mit Hilfe des Monopols. Wir wollen der Zuckerindustrie die Möglichkeit geben, sih erhöhte Preise zu schaffen, und wenn man die intelligenten Leitungea unserer Zuckerfabriken kennt, fann man ganz beruhigt sein, daß diese faufmännish so weit gebildet sein werden, um die ganzen Exportprämien lediglih zu verwenden, nit dazu, den Weltmarktpreis zu werfen, fondern um sie der íöInduftrie und Landwirthschaft zu erhalten.

Der Herr Abg. Dr. Barth sagt: „Ist es niht ein Abderiten- streich, für einen solchen Zweck überhaupt eine Vorlage einzubringen ?“ Während er aber den verbündeten Regierungen, oder auch der da- maligen Mehrheit des Reichstags, die einen dahin gehenden Antrag gestellt hat, einen folhen Abderitenstreih vorwirft, deduziert er in demselben Athemzuge: sobald wir die Prämien erhöhen würden, würde sle Frankreih auch erhöhen und zwar ganz unbeshränkt, obne. Kontingentierung. Wenn andere Länder uns nachfolgen sollten und wenn unsere Konkurrenzländer sich bisher weislih gehütet haben, ihre Prämien zu ermäßigen, dann werden sie dafür wahr- sheinlih sehr tiefgehende wirthshaftlihe Gründe haben.

Der Herr Abg. Dr. Barth hat ferner volkswirths{haftlich deduziert : es ist nit richtig, daß der, der am billigsten produziert, die Preise bestimmt, sondern jeder nimmt, soviel er bekommt. Ja, daß jeder nimmt, soviel er bekommt, das ist klar, das thun Alle. Ich gestehe au dem Herrn Abg. Dr. Barth zu: auf dem Weltmarkt ift zunächst

Berlin, Freitag, den 6. März

entsheidend für die Preisbeftimmung Nawfrage und Angebot. Wenn aber das Angebot größer ift, wie die Nachfrage, dann, be- bhaupte i, bestimmt allerdings derjenige den Preis, der am billigsten produziert (sehr richtig !); denn fobald das Angebot - größer ist, sucht jeder à tout prix zu verkaufen, um, wie der Herr Abg. von Staudy das geftern hier an einem Beispiel ausgeführt hat, unter allen Um- ständen sih wieder das nötkige Betriebskapital zu vershaffen. Dann wird aber allerdings das Angebot erst einen Käufer finden, welches das niedrigste ist, und am niedrigsten kann der anbieten, der die geringsten Produktionskoften hatte. Also die ganze volkswirthschaftlihe Deduktion, die aus diesem Gesichtspunkte der Herr Abg. Dr. Barth gegen den Gesetzentwurf aufbaut, kann ih für zutreffend niht erahten. Der Herr Abg. Dr. Barth meinte dann: wir legten gleich ein Geseg vor, wenn ein paar Zuckerfabriken s{lechte Divi- denden oder gar keine geben, das glihe si aber im Laufe der Jahre aus. Ja, Herr Dr. Barth, so unvorsichtig sind die verbündeten Re- gierungen wirkli nicht gewesen, einen solhen Gesetzentwurf vor- zulegen, ohne amtlich die genaueften Informationen einzuziehen über die finanzielle Lage der Zuckerindustrie, und wir baben hierbei Folgendes festgestelt. Es ift uns gelungen , für das Jahr 1894/95 die Ertragéverhältnisse von 282 Aktienzuckerfabriken fest- zustellen, von diesen 282 Fabriken haben im Jahre 1894/95 97 Fabriken gar keine Dividende bezahlt (hört! bört! rechts) und 148 Fabriken haben mit einer Unterbilanz bis zu 400 000, ja 500 000 4 gearbeitet. (Hört! hört!) Da handelt es sh bei den ungeheuren Vermögen, die in der Zuckerindustrie investiert sind, nicht mehr um Kleinigkeiten. (Sehr richtig! rechts.) Der Herr Abg. Barth hat es auch so darzustellen gesuht, als ob die Zulerfabriken doch über- wiegend kapitalistise Unternehmungen wären. Ich habe, weil ih diesen Einwand voraussah, festgestellt, wie sich in den Fabriken, wo die Aktionäre gleichzeitig Rübenlieferanten sind, das Verhältniß der Anzahl der Aktionäre zur Anzabl der Rübenlicferanten stellt. Jh habe diese Erhebungen für 163 Fabriken machen können; da stellte sich heraus, daß an diesen 163 Fabriken 22781 Aktionäre theilnahmen und daß von diefen 22781 Aktionären 19642 gleichzeitig auch Rübenlieferanten toaren. (Hört! hört! bei den Nationalliberalen.) Daraus ergiebt sih doch ganz klar, daß das Interesse der Landwirthschaft mit dem Interesse der Industrie hier aufs engste verbunden is (sehr wahr! rechts) und namentli das Interesse der Aktienfabriken. Man kann keine Differenz bei der NRübenindustrie zwischen Aktienunternehmungen und landwirthschaftlihem Rübenbau konftruieren.

Der Herr Abg. Zimmermann if auf die Staffelsteuer zu sprechen gekommen und hat so zu sagen einen Fühler au8gestreckt, ob die verbündeten Regierungen bei einer Reform der Biersteuer wohl geneigt wären, ebenfalls das System der Staffelsteuer zer Anwendung zu bringen; vielleicht is es dem Herrn Abg. Zimmermann erinnerlich, daß ih bereits im vorigen Jahre mich über diese Frage, wenn auch nur flüchtig, geäußert habe. Jh kann nur bemerken, daß in Bayern bekanntlih das System der Staffelsteuer bei dem Braumalz- zushlag bestebt, und daß si dort dieses System ganz außerordentlich bewährt hat. Durch dieses System sind in Bayern auch die mittleren und kleineren Brauereien erhalten geblieben. Ih glaube, wenn wir ein neues Biersteuergeses machen, werden wir die Erfahrungen Bayerns, wo sich die Brauereiindustrie so außerordentli glücklih entwickelt hat (Zuruf links), sehr ernst beachten.

F muß nun zu einer kleinen Auseinanderseßung mit dem Herrn Abg. von Staudy übergehen; derselbe hat gestern gesagt, das Gefeß, wie es vorgelegt sei, werde unter den Konservativen im ganzen Reichs- tag niht eine einzige Stimme erhalten. Ich glaube, der verehrte Herr Abgeordnete hat dabei ganz außer Acht gelassen, daß dieses Geseßz ganz genau gearbeitet ist nah dem Antrag Paashe, daß es auf den drei Grundpfeilern des Antrages Paasche: erhöhte Prämie, Kontingen- tierung und Staffelsteuer, aufgebaut ist, und daß ter Antrag Paasche von 144 Mitgliedern des bohen Hauses unterzeichnet wurde, darunter von dem größten Theil der konservativen Freunde des Herrn Abg. von Staudy. Wenn also ein Gesetz vorgelegt ift, das si an einen Antrag des hohen Hauses so eng anschließt, dann kann man, glaube ih, nit sagen, die Vorlegung des Gesezes war ein „gewagtes Unter- nehmen“. Der Herr Abg. von Staudy irrt auch darin, wenn er be- hauptet, das Zuckersteuergesey von 1891 wäre nur mit drei Stimmen Majorität angenommen; ich glaube, er hat si in seinen Notizen verlesen; das Gesetz is nicht mit 3, sondern mit 33 Stimmen Majorität angenommen (Zuruf rechts), in der maßgebenden Schluß- lesung mit 33 Stimmen Majorität!

Der Herr Abg. von Staudy führte ferner aus, die Preise wären erträglih, und es läge eigentlih zu dem Erlaß des Gesetzes keine Noth- wendigkeit vor. Wenn das richtig ift, dann würde es mir nit ver- ständlih sein, warum er seiner Zeit sich an einem Programm betheiligt hat, das erhöhte Kampfprämien forderte! Sind die Preise erträglich, dann ist auch die Situation der Zuckerindusftrie erträglih, dann würde zunächst kein Anlaß zu erhöhten Kampfprämien vorliegen.

Ih glaube, Herr Abg. von Staudy hat aber ganz rihtig aus- geführt, daß die Preise, wie sie jeßt besteben, nicht maßgebend sind, daß für die Zuckerindustrie die Preise maßgebend sind, die während der Zuckerkampagne gezahlt werden ; denn die Zukerinduftrie erfordert so ungeheure Ausgaben, daß selbst die potentesten Fabriken während der Kampagne ihre Bestände zum großen Theile verkaufen müssen. Es ist also niht wesentlich, wie die Preise im Februar, März, April steben, sondern wie die Preise stehen während der Zuckerkampagne ; da waren die Preise aber noch niedrig.

Der Herr Abg. von Staudy hat uns, die Staatssekretäre, auch veranlaßt, energischer gegen Amerika aufzutreten. Ich glaube, Herr von Staudy wird mir niht die Anerkennung versagen, daß ih auch im stande bin, Energie anzuwenden, wo Energie nothwendig ift ; ih wende sie aber nur an, wo ih dazu befugt bin und wo ih sie für nüßlih halte. Ob sie aber sehr nüßlich ift gerade bei der Materie, mit der wir uns hier beschäftigen, und bei einer Export- industrie, die bis zu 2% der Produktion auf die Ausfuhr angewiesen ift, diese sehr delikate Frage anzuschneiden, ift mir fehr zweifelhaft.

1896.

Ich bin deshalb nicht in der Lage, darauf näher einzugehen; der Herr Vertreter des Auswärtigen Amts ist aber nicht anwesend.

Der Herr Abgeordnete von Staudy ift dann auf die Zucker- direktoren zurückgekommen; es deckt si seine Andeutung mit einer Aeußerung, die ih in der Prefse gefunden habe: ih hätte mich etwas nonchalant über die Zuckerdirektoren ausgesprohen. Das muß ih entschieden bestreiten, ih stehe auf einem wesentlich anderen Stand- punki in dieser Beziehung, wie der Herr Abgeordnete von Staudy. Ich glaube er hat gefagt: „die Zuckerdirektoren müssen bei uns niht regieren, fondern parieren.“ Ih glaube aber, die Zuckerdirektoren regieren sehr eingehend in den Zudcker- fabriken. Mir wenigstens if es bekannt, und ih er- kenne es dankbar an, daß die hohe Blütbe, zu der ih die deutshe Zudckerindustrie entwickelt hat, zu danken ift den kaufmännisch und tehnisch gebildeten Direktoren, wie sie aus der Schule des bochverdienten Herrn Professor Maerker hervorgegangen find. (Beifall.) Gerade diese Männer sind die Ur- heber der großen technischen Fortschritte unserer Zuckerindustrie, wir haben sie ihnen zu verdanken. (Beifall.) Ih erkenne auch als voll- ständig nothwendig an, daß diese Herren in vielen Fragen, die In- dustrie betreffend, ein \{chwerwiegendes Wort in die Waagschale zu werfen haben; aber, meine Herren, es ift doch selbstverständlich, daß dem Zuckerdirektor die kaufmännischen und rein tehnischen Fragen viel näber liegen, wie die landwirthschaftlihe Frage; die hat für ibn zunächst nur ein pekuniäres Interesse. Ih bin deshalb allerdings auch der Ansicht, daß in dieser Angelegenheit der Zuer- fteuerreform die deutsche Landwirthschaft das endgültige Wort zu sprechen hat. Daß aber auch die Zuckerdirektoren bei der pole- mischen Behandlung der Frage eine große Rolle gesvielt haben, dafür liegen unzroeifelhafte Zeugnisse vor. Ich zitiere hier die Meinung eines Landwirthes auf der Versammlung des Ostdeutschen Zuckervereins. Der Ober-Amtmann Krech sagte dort wörtlich:

„Meine Herren, es haben heute überwiegend Vertreter und tehnishe Dirigente1 der Fabriken das Wort ergriffen. Die Frage ift aber eine so eminent landwirthschaftilihe, daß ich es auch für richtig halte, wenn ein Landwirth einmal darüber spricht.“

Und auf der Posener Versammlung if nach Zeitungs8nachrichten zunächst das Programm berathen und festgestellt worden in einer Versammlung von 13 Fabrikleitern bezw. Direktoren. Dieses so feft- gestellte Programm ift dann erst der Versammlung der Landwirthe vorgetragen. Ich bin vollkommen entfernt, an diefem Werfahren irgend welche Kritik zu üben, ih meine aber do, nah der Shwerkrafi der Sache wäre es vielleiht natürliher gewesen, erst die Landwirthe beschließen zu lassen und dann die Fabrikleiter. JIch halte aber diesen Punkt für einen unwesentlichen; ih wollte nur hervorheben, daß meine Stellung gegenüber den Zuckerfabrik-Direktoren eine wesentli andere ift,

Der Herr Abg. von Staudy ift auch darauf zurückgekommen, daf das Interesse an der Annahme des Entwurfs ein sehr fiskalisches sei, und hat als Beweis dafür angeführt, daß die ganzen Kosten der Erhebung der Zudckersteuer in Zukunft von derjenigen: Quote getragen werden follten, die in den Prämienfonds fließt. Ich glaube, der Herr Abg. von Staudy hat dabei vergessen, daß das Geseß eine Novelle ist und verstanden werden will im engen Zusammenhang mit dem Gese von 1891, von welhem nur einzelne Paragraphen abgeändert werden follen. Aber auch der Wortlaut der Novelle läßt ganz klar erkennen, daß zunächst von dem Ertrag der gesammten Zucker- steuer die Erhebungékosten abgezogen werden und erst demnächst ‘von dem Reinertrag 2509/6 in den Prämienfonds fließen; mit anderen Worten: der Prämienfonds trägt nur die Quote der Hebungékoften, die proportionell auf ibn entfallen, und die Anlage E des Geseß- entwurfs ergiebt ganz unzweifelhaft, daß so zu verfahren if. Dieser Jrrthum des Herrn Redners ist in den Zeitungen wiederholt wider- legt und ift au von mir in der Versammlung des Landes-Dekonomie- Kollegiums gekennzeihnet worden; ih nehme an, daß der Herr Abg. von Staudy, bei dem großen Interesse, das er für die Zuckersteuerfrage hat, diese Verhandlungen gelesen hat.

Der Herr Abg. von Staudy hat weiter das Geseß von 1891 als ein „erbärmlihes*“ bezeihnet; mir s{heint dieser Ausdruck nicht ganz unbedenklih gegenüber einem Gese, welhes von einer Majorität dieses hohen Hauses beschlossen worden ist, der noch jezt sehr viele Mitglieder angehören. Mir scheint es auch nicht unbedenklih gegen- über einem Gesetz, das die Sanktion der verbündeten Re- gierungen gefunden hat. Ih will hoffen, daß nicht einmal eine ähnliche Kritik an einem Geseg geübt wird, was dem Herrn Abg. von Staudy sympathisch ist, und wo er eine solche Kritik dann vielleicht sehr unangenehm empfinden wird. Wenn man ein Geseß in dieser Weise charakterifiert, so kann man es doch nur auf Grund der Er- fahrungen, die man selb damit gemaht hat; mir ist da eine Aeußerung des Herrn Abg. von Staudy zur Hand gekommen, dic er bei der Berathung jenes Geseßes in diesem hohen Hause am 27. April 1891 mahte. Er sagte wörtlich:

„Ferner aber glaube ih, daß zugegeben werden muß, man mag stehen, auf welhem Standpunkt man will, daß die Verhält- nisse des Rübenbaues so unsihere geworden find, daß die Lust zu einem übermäßig großen Rübenbau kaum noch vorhanden sein kann.“

Xa, gegenüber dieser damaligen Auffassung des Herrn Abg. von Staudy muß ih do die Thatsachen prüfen.

In der Provinz Posen wurden im Jahre 1890/91, d. h. vor Emanierung des Gesetzes, 877 169 Doppelzentner Zucker hergestellt. Im Jahre 1894/95 betrug aber die Herstellung von Zucker 1 645 740 Doppelzentner, mit anderen Worten: seitdem der Herr Abg. von Standy versucht hat auszuführen, er glaube nicht an eine ftei» gende Produktion, hat auf Grund des Geseyes, dem er eine so abfällige Kritik hat ¡u theil werden lassen, gerade in der Provinz, aus der beraus er die Verhältnisse beurtheilt hat, die Zuckerproduk- tion sich verdoppelt. In einer Beziehung bin ih mit dem Herrn Abg. von Staudy vollkommen einig. Ich hätte auch gewünscht, wir