1896 / 61 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Mar 1896 18:00:01 GMT) scan diff

“E R E ee B Le D _ S. ü 4 —; L D A A M O I L

Je ein Unfall kommt auf

Kilometer Tausend Beiriebslänge | Zugkilometer

bei den Staatsbahnen .. 232 158 bei den Privatbahnen . . 256 115

Wenn die Verwaltungen nah dem geometrischen Mittel aus den Betriebslängen und den geleisteten Zugkilometern ge- ordnet werden, so treten an die ungünstigste Stelle:

bei den Staatsbahnen : :

die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn- Direktionen in Kattowiß, in Elberfeld und in Berlin, bei den Privatbahnen : die Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn, die Hessishe Ludwigs-Eisenbahn und die Lübeck-Büchener Eisenbahn.

In Nr- 154- des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ vom 1. Zuli v. J. sind die inzwishen vom Bundesrath ohne wesentlihe Aenderung genehmigten Entwürfe von Tabellen- formularen u. \. w. für die Zusammenstellung der berufs- statistishen Ergebnisse der Berufs- und Gewerbe- zählung vom 14. Juni 1895 veröffentlicht worden. i

Nunmehr hat das Kaiserlihe Statistische Amt unter Mit- wirkung der Vertretcr der amtlichen Statistik der Bundes- staaten auch Entwürfe für die Bearbeitung der land- und forstwirthschaftlihen und der gewerblichen Betriebs statistik aufgestellt. Die betreffenden Tabellen- formulare nebst einer Klassifikation der Gewerbcarten sind in der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ abgedrudckt.

Der Königliche Gesandte in München Graf von Monts hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der etatsmäßige Legations-Sekretär der Königlichen Gesandtshaft Graf von der Groeben als Geschäftsträger.

‘Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial-Rath von Geiger is hier angekommen.

Der österreichish-ungarishe Minister der auswärtigen An- gelegenheiten Graf Goluchowski ist gestern Abend, kurz nah 9 Uhr, auf dem Bahnhof Friedrichstraße hierselbst ein- getroffen und von dem österreichisch: ungarischen Botschafter von Szögyény sowie den sämmtlichen Herren der Botschaft

empfangen worden.

Der Regierungs-Assessor Dr. Jacob in Trier ist von Anfang April d. J. ab der Königlichen Direktion für die Ver- waltung der direkten Steuern zu Berlin zur weiteren dienst- lihen Verwendung überwiesen worden.

Sachseu.

Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg ist, wie das „Dresdner Journal“ meldet, aus Anlaß Höchstseines 50 jährigen Militärdienstjubiläums am Morgen des Jubiläums- tages folgendes Allerhöchste Handschreiben Seiner Majestät des Königs überreicht worden:

Mit Mir blickt heute an dem Erinnerungêkage _einer ruhmvoll und erfolgreich zurückgelegten 50 jährigen Militärdienstzeit stolz und freudig bewegt die ganze Armee aus Eure Königliche Hoheit, und dankbaren Herzens jpreche Ich mit der Armee Eurer Königlichen Hoheit tiefempfundene Glückwünsche aus. j

Menn Ih es auch fühle, daß nihts dem während des lang- jährigen Wirtens Eurer Königlichen Hoheit in und an der Sptße der Armee zu so herzlicher Gestaltung gelangten Verhältniß Eurer Köntg- lien Hoheit zu derselben einen noch innigeren Ausdruck zu geben vermag, so’ will Ih do, um damit Meine Allerhôöcste Anerkennung für das ruhmvolle, hingebende und erfolgreihe Wirken Gurer Köntg- lichen Hoheit erneut darzuthun, und zur Erinnerung an den beutigen GEbrentaog Eure Königliche Hoheit à la suite Meines Garde- Reiter-Regiments und Meines 1. Feld Artillerie-Regiments Nr. 12 tellen; beides bewährte Regimenter, die mit Stolz sih_ heute be- sonders der Zeit erinnern, in welcher Eure Königliche Hoheit vor Jahren in nahe dienstliche und persönliche Beziehungen zu ihnen traten.

Dresden, den 8. März 1896.

Albert.

An Seine Königliche Hoheit den Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen,

Die Seiner Königlichen Hoheit ferner überreihten Aller- höchsten Handschreiben haben, dem genannten Blatte zufolge, nachstehenden Wortlaut :

Handschr eiben Seiner Majestät des Kaisers und Königs von Preußen: Durc(blauchtigster Fürst, freundlich lieber Vetter!

Eure Königliche Hoheit blicken beut auf eine 50 jährige, an Ver- dienst und Ehren besonders reihe Dienstlaufbahn zurück. Meinen berzlihsten und ausfrichtigsten Glüdckfwünschen für Eure Königliche Hoheit zu diesem Tage füge Ih den warmen Dank für das rege Buierefle und die wohlwollende Fürsorge hinzu, welche (Cure König- liche Hoheit als General-Inspekteur der [T. Armee-Inspektion Meiner Krmee und ihrer kriegstüchtigen Ausbileung, wie dem Ulanen-Regiment Hennigs von Treffenseld (Altmärkisches) Nr. 16 als dessen erlauchter Chef alle Zeit gewidmet haben. Fch gedenke heut aber au der unver- änglihen Lorbeeren, welhe Cure Königliche Hoheit Sih vor Mey,

ei Beaumont, Sedan und vor Paris in den heißen S(lachten bei Villiers als Kommandeur der 23. Division und an der Spitze des XII. (Königlich Sächsischen) Armee: Korps in jener großen Zeit erwarben. Meiner tiefempfundenen Dankbarkeit für Eure Königliche Hoheit habe Ich nah Meinem Regierungsantritt dur Verleihung der wohlverdienten höchsten militärischen Würde Ausdruck gegeben, sie heut erneut be- thätigen zu fönnen, gereiht Mir zur herzlichen Freude, indem Eurer Königlichen Hoheit hierdurch das Eichenlaub zu dem auf Frank- reis Feldern erfämpften Orden pour le mérite verleibe, ‘dessen Insignien anbei erfolgen. Möge es Eurer Königlichen Hoheit ver- gönnt sein, Ihre unshäßbaren Dienste noch lange dem Heere und dem Vaterlante zu weihen, und möge die Armee noch viele Jahre bindurxch der Ehre theilhaftig bleiben, Eure Königliche Hoheit als General-Feldmarschall in ihrer Mitte zu wihjen. i Mit der Versichecung der vollkommenen Hochachtung verbleibe Jh Eurer Königlichen Hoheit freundwilliger Vetter Wilhelm. Berlin, den 8. März 1896. A An des Prinzen Georg von Sachsen Königliche Hoheit.

Handschreiben Seiner Majestät des Kaisers von Oesterreich und Königs von Ungarn: Durélauchtigster, freundlich lieber Herr Vetter!

Mit aufrichtigster Freude erfüllt es Mich, daß die Vorsehung Eure Königliche Hoheit und Liebden einen vielbedeutenden Gedenftag in voller Rüstigkeit begehen läßt.

Mögen unter all den Glückwünschen, die Gure Köni liche Hoheit zum 50jéhrigen Dienstjubiläum dargebracht werden, die Meinen Euer

Liebden sagen, wie das Gefühl unwandelbarer, treuer Freundschaft und Hohschäßung auch Mich erfüllt, und wie fehr Ih in diefem Augenblicke, dem Drange des Herzens folgend, für Eure Königliche Hoheit noch eine lange Reihe ungetrübter Jahre ersechne. \

Wenn Mein Infanterie Regiment Nr. 11, das den ruhmreien Namen seines erlauhten Inhabers mit Stolz in hohen Ehren hält, durch die entsendete Deputation Eurer Königlichen Hoheit und Liebden seine Glückwünsche unterbreitet, wollen Eure Königliche Hoheit darin zuglei den Ausdruck der Verehrung erblicken, welche Ich und Mein Heer dem hochsinnigen, krieggerfahrenen Soldaten zollen, dessen selbst- loses Schaffen ein halbes Jahrhundert hindurch mitgewirkt hat an dem Gedeihen seines Vaterlands.

Mit dem Ausdrucke der vollkommenen Hochahtung und auf- Fit Freundschaft bin Ich E

urer Königlichen Hoheit und Liebden freundwilliger Vetter , Franz Joseph.

Kap Martin, am 4. März 1896.

An Seine Königliche Hoheit den Prinzen Georg von Sachsen, Meinen freundlich lieben Herrn Vetter.

Die Zweite Kammer genehmigte gestern die Kapitel 8 bis 15 und 77 a des ordentlichen Etats (Berg-, Hütten- und Münz - Etat), ferner die_ Kapitel 17 bis 19 (Landeslotterie, Landeslotterie-Darlehnskasse und Einnahme bei der allgemeinen Kasfsenverwaltung), sowie Tit 24 des außerordentlichen Etats (Erweiterung der Haltestelle Triebischthal). Der Schluß des Landtags is für den 21. d. M. in Aussicht genommen.

Mecklenburg-Schwerin.

Die Erholung Seiner Königlichen Hoheit des Groß- herzogs macht, nah einem den „Meckl. Nachr.“ zugegangenen Telegramm aus Cannes von gestern, weitere erfreuliche Fort- schritte. Das Allgemeinbefinden is dauernd befriedigend. Seine Königliche Hoheit ist täglich mehrere Stunden außer Bett, hat indessen das Haus noch nicht verlassen.

Sachsen-Meiningen. Der Landtag ist am 7. d. M. auf unbestimmte Zeit vertagt worden.

Reuß ä. L.

Ueber das Befinden Seiner Durchlaucht des Fürsten ist, nahdem an den früher von der Kopfrose ergriffenen Stellen neuerdings Anschwellungen aufgetreten waren, gestern folgen- des Bulletin ausgegeben worden:

Die Gesichts\hwellung hat an Intensität und Umfang nit mebr zugenommen. Die durch theilweise Berschließung des äußeren Gehörganges veranlaßte Gehörstörung dauert noch an.

Overlach. Fleck. Hamburg.

Der Senat hatte bei Aufstellung des Hamburgischen Staatsbudgets für 1896 die Erhebung von jechs Einheitssägen der Einkommensteuer beantragt. Der Budget-Aus\huß der Bürgerschaft hat jeyt über diesen Gegenstand Bericht erstattet und unter Berücksichtigung des Umstandes, daß die vor einigen Tagen erfolgte vorläufige Abrechnung für 1895 anstatt des veranshlagten Fehlbetrages von 1 776 500 6 einen Uebershuß von 57 400 M ergeben hat, einstimmig beschlossen, der Bürgerschaft zu empfehlen, für 1896 51/5 Einheitss äße zu bewilligen.

Oesterreich-Ungarn.

Das öósterreichishe Abgeordnetenhaus erledigte geîtern Vormittag mehrere Kapitel des Budgets des Finanz-Ministeriums. Am Schlusse der Sitzung brachten die Abag. Geßmann und Dr. Lueger unter Hinweis auf das Verbot einer Volksversammlung, welche am Sonntag in Ret hatte stattfinden sollen, einen dringenden Antrag ein, in welhem die Regierung aufgefordet wird, den ihr unterstehenden politischen Behörden Weisungen im Sinne der Wahrung des ver- fassungsmäßig gewährleisteten Versammlungsrechts zu ertheilen. Nachdem der Minister-Prästdent Graf Badeni erklärt hatte, daß er gegen die Dringlichkeit nichts einzuwenden habe, wurden die Dringlichkeit und der sachliche Jnhalt des Antrags angenommen. Fn der gestrigen Abendsißung erledigte das Haus die legten Kapitel des Budgets des Finanz- Ministeriums und nahm die Resolution des Budgctaus)chusses an, worin die Regierung aufgefordert wird, die Aufhebung des Zeitungsstempels in Erwägung zu ziehen.

Nach einer Meldung der Wiener Blätter hat der Polen- flub den Abg. Lewakowski ausgeschlossen, weil er in der gestrigen Sizung des Abgeordnetenhauses für den Antrag Geßmann tro des Abrathens seiner Klubgenossen gestimmt hatte, anstatt fih der Abstimmung zu enthalten.

Wie das „Ungariscdfe Korrespondenzbureau“ meldet, wird sich der Minister-Präsident Baron Banffy mit dem Handels- Minister Daniel, dem Finanz-Minister Luka cs und dem Minister für Ackerbau Darányi am Freitag Abend zur Fortseßung der Ausgleichsverhandlungen mit der osterreichischen Regierung nah Wien begeben.

Im ungarischen Unterhause führte, dem „T. D: zufolge, gestern der Justiz-Minister von Erdély etwa Fol- gendes über das Börsen - Schiedsgericht aus: Der Präsident des Handels- und Wechselgerihts habe im Auf- trage der Justizverwaltung eine Untersuhung angestellt, aus welcher hervorgehe, daß das Börsen - Schiedsgericht jest der Justiz gute Dienste leiste, und daß die Be- \huldigung, als zöóge dieses Gericht “auch solhe An- gelegenheiten in den Kreis seiner Kompetenz, welche nicht dahin gehörten, unbegründet sei. Er gedenke, das Börjen- Sqiedsgericht zur Zeit nicht zu ändern, sei jedoh nicht ab- geneigt, einer Abänderung des Wirkungskreises und der ge- rihtlihen Organisation desselben näher zu treten zu der Zeit, wenn die allgemeine Prozeßordnung werde geschaffen werden.

Großbritannien und Frland.

Der Prinz und die Prinzessin Albrecht von Preußen sind, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Abend in London eingetroffen und werden vor. der Weiterreise nach Burnemouth eine Woche daselbst verbleiben. i

Der Zivil-Lord der Admiralität Austin Chamberlain erklärte gestern im Unterhause, die Behauptung, day etn Geschwader von fünf britischen Kriegsschiffen demnächst in Curaçao eintreffen werde, sei, soweit ihm bekannt, unbe- gründet. Bei der Berathung über den Marine-Etat be- antragte Labouchère zu dem Posten „Präsenzstand“ eine Verminderung der Mannschaft um 1000 Mann. Der Erste Lord der Admiralität G oschen erklärte darauf, England könne alle Schiffe bemannen, welche morgen zur Abfahrt fertig sein

fönnten, wenn es 5000 Reservisten in Dienst stelle. Wenn jedes

seetühtige Fahrzeug in Dienst gestellt würde, so könne die Be- mannung mit Einberufung von 11000 Reservisten vollzogen werden. England habe jeßt bei weitem mehr Schiffe in Dienst als je zuvor in Friedenszeiten ; er glaube, fast ebenso viele als alle übrigen europäishen Mächte zusammen. Die Politik der Regierung sei bestrebt, eine Streitmacht zur Verfügung zu haben, auf Grund welcher England siher darauf bauen fönne, daß seine Jnteressen in allen Welttheilen, wo sie angegriffen würden, auch vertheidigt werden könnten. Dieter Voranschlag sei keine Provozierung, denn das Flottenprogramm sei bereits im November v. J. festgestellt worden, also zu einer Zeit, als noch keine ernsten politishen Fragen entstanden ge- wesen seien. Darauf wurde das Amendement Labouchère mit 262 gegen 45 Stimmen verworfen und der von der Regi: rung vorgeschlagene Präsenzstand mit 261 gegen 45 Stimme angenommen.

Frankreich.

Die Königin von Großbritannien und Jrland ist, in Begleitung der Prinzessinnen Chriftian und Victoria zu Schleswig - Holstein, gestern Abend an Bord der Yacht „Alberta“ in Cherbourg eingetroffen.

Der Großfürst Alexis von Rußland trifft, dem „W. T. B.“ zufolge, heute Abend in Paris éin und wird un- verzüglich nah La Turbie bei Nizza weiterreisen.

Der Präsident Faure unterzeichnete in dem gestern ab: gehaltenen Ministerrath die Ernennung des Prinzen Heinrih von Orleans zum Ritter der Ehrenlegion für die Erforshung von Yün-nan und Birma. Der Minister für die Kolonien Guieysse theilte eine Depesche aus Mada- gasfïar mit, wonach dort alles in Ordnung sei.

Die Radikalen werden heute, wie verlautet, über die Dekorierung des Prinzen Heinrich von Orleans (f. o.) interpellieren ; sie dürften die Ungesetlichkeit der für den Prinzen bestimmten Auszeichnung hervorheben, da derselbe als Mitglied eines ehemaligen Herrscherhauses der bürgerlichen Rechte entbehre.

Die Zollkommission hat einen Antrag des Depu- tirten Graux angenommen, nah welchem bei der Ausfuhr von reinen Seidengeweben die auf denselb-n liegenden Abgaben zurückerstattet werden sollen.

Ftalien

Der König hat, wie die „Agenzia Stefani“ beri, angeordnet, daß, da in diesen Tagen ; talien von tiefer Traut über den Verlust seiner in Afrika gefallenen Söhne erfüllt sei, am 14. d. M. keine Festlichkeiten zur Feier seines Geburstags stattfinden sollen.

Das neue Ministerium is, wie „W. T. B.“ meldet, in folgender Weise gebildet worden: di Rudini Präsidium und Inneres, Herzog von Sermoneta Aeußeres, General Ricotti Krieg, Brin Marine, Colombo Schaß, Branca Finanzen, Costa Justiz, Gianturco Unterricht, Perazzi offentliche Arbeiten, Guicciardini Ackerbau und Carmine Post und Telegraphie. Die neuen Minister werden heute den Eid in die Hände des Königs ablegen.

Spanien.

In Bilbao fand vorgestern Nachmittag eine Kundgebung gegen die Vereinigten Staate statt. Eine Bande von etwa 200 Personen zertrümmerte Abends durch Steinwürf die Fenster des Privathauses des amerikanischen Konsuls. Die Polizei zerstreute die Ruhestörer und nahm 4 Verhaftungen vor. Zwei Polizisten wurden verwundet. Gestern Vormittag haben sih die Kundgebungen in der Nähe des amerikanischen Konsulats wiederholt, 9 Gendarmen und 20 Ruhestörer wurden bei einem Zusammenstoße verwundet.

Amerika.

In Havanna sind neue Verstärkungen aus Spanien eingetroffen. Die Jnsurgenten sollen nach den leßten 6e fehten mit den Regierungstruppen sehr entmuthigt sein und den Versuch machen, nah dem Osten von Cuba zu entkommen.

Afrika.

Nach einem römischen Blättern zugegangenen Telegramm aus Massowah sind zwei Gebirgsambulanzen des Zentral: Comités des italienishen Rothen Kreuzes zur Pflege der italienishen Verwundeten nah dem \shoanishen Lager a? gegangen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Ne ich tags befindet sih in der Zweiten, die Shlußberichte über die gestrigen Sißungen des Hauses der Abgeordneten n der Dritten Beilage.

Jn der heutigen (56.) Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats - Minister Dr. von Boetticher beiwohnte, wurde die zweite Berathung der Novelle zur Gewerbeordnung bei Artikel 6, wonaŸ die Konsum- und anderen Vereine den Bestimmung? über die Sonntagsruhe unterworfen werden jollen, for

eseßt. 5 0e) ba, Schneider (fr. Volkêp.) hielt die Vorschrift für überflüssid denn die Vereine, welche über den Kreis ihrer Mitglieder hinau% gingen, seien Gewerbetreibende und als solche den Bestimmungen der Sonntagsruhe unterworfen; die anderen Vereine könnten h auf einen formellen Standpunkt stellen und davon aus nommen sein wollen; aber das sei ein falscher Standpunkt, soweit die Vereine ein Handelëgewerbe betrieben. Auf die Vereine, welche neben idealen Zweckdken auch gefellige Ziele verfolgten und dabei Schankfroirtbschaft betrieben, finde die Sonntagsruhe keine Anwendung. Redner hielt deshalb den Artikel 6 für unannehmbar.

Artikel 6 wurde angenommen.

Der von den Abag. Gröber, von Holleuffer und Genossen beantragte Artikel 6a, wonah der Ausschan! geistiger Getränke und der Kleinhandel mit Branntwein Morgens vor 8 Uhr sowie an Sonn- und Festtagen während des Vormittags-Hauptgottesdienstes vecboten jein sollen, wurde von den Antragjtellern zurückgezogen.

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (39.) Sizung, in welcher der Minister der geistlichen 2c. Ar- gelegenheiten D. Dr. Bosse zugegen war, die zweite Berathung des Etats des Ministeriums der L Unte richts- und Medizinal-Angelegenheiten bei dem Kapite „Elementar-Unterrichtswesen“ fort. i

Zu Dienstalterszulagen für Volksschullehrer und Lehre-

rinnen sind 9190 000 F ausgeworfen. Nach einem Etats

vermerk ist die Abiinsmg der Alterszulagen so zu regeln, daß dieselben nah einer Dienstzeit von bezw. 10, 15, 20, 25 und 30 Jahren in Beträgen von jährlich 100, 200, 300, 400 und 500 M an Lehrer, sowie von 70, 140, 210, 280 und 350 4 an Lehrerinnen gewährt werden.

Die Abgg. von Stromb eck (Zentr.) und Genossen be- antragten foigenden Zusaß: Für die Bemessung der Dienst- alterszulagen kommt auch diejenige Zeit in Anrechnung, während welcher ein Lehrer oder eine Lehrerin an einer jtaatlih genehmigten fonfessionellen Privatshule in Orten, in welhen eine öffentlihe Schule der betreffenden Konfession nicht besteht, sich im Dienst befunden hat.

Präsident von Köller bemerkte, daß dieser Antrag crst in der Budgetkommission berathen werden müsse.

Abg. von Strombeck befürwortete infolgedessen die Ueber- weisung feines Antrags an die Budgetkommission.

: Ministerial-Direftor Dr. Kuegler machte daraus aufmerksam, daß die Annahme des Antrags eine Etatsüberschreitung zur Folge haben würde, die noch garnicht zu übersehen sei. In der Kommission für die Berathung des Lehrerbesoldungégeseßes sei derselbe Antrag be- rathen worden, und es habe dahin Uebereinstimmung geherrs{cht, daß in der zweiten Lesung noch eine andere Fassung dafür gefunden werden müsse. Komme das Lehrerbesoldungégeseß zu stande, so erscheine diese Position vom näâchsten Jahre ab überhaupt nicht mehr im Etat, weil dann die staatlichen Dienstalterszulagen voliständig fortfielen. Es sei nicht praflisch, diese Position im leßten Jahre noh grund\äßlih zu ändern. Er geke deshalb anheim, auf den Antrag zu verzihten. In allen Ver- waltungen werde nur die Dienstzeit im öffentlichen Dienst angerechnet. Der Antrag bedeute also cine grundsäßliche Abweichung davon. In den Fällen, wo ein Lehrer eine Stellung an einer Privatshule an- genommen babe in dem guten Glauben, es sei eine cffentlihe Schule, und wo fonst Härten eingetreten seien, habe die Verwaltung {hon bisher die nihtöffentlihe Dienstzeit angerechnet.

__ Abg. von Strombeck erklärte, auf seinen Antrag nicht ver- zihten zu können, weil das Schiksal des Lehrerbesoldungsgeseßes noch nicht feststebe. _. Geheimer Ober: Finanz Rath Dr. Ger mar sprach si gegen den Antrag aus. Auch das Herrenhaus babe dabei mitzusprehen. Die Frage solle jeßt durch Gesey geregelt werden. Es sei bedenklich, einen sol{en Beschluß zu dem nur für ein Jahr geltenden Etat zu fassen, zumal im Gese die Sache vielleiht anders geregelt werde. Abg. Graf zu Limburg- Stirum (kons.) bemerkte, daß der Antrag geshäft8ordnung8mäßig ‘erledigt werden müsse,“ wenn er nicht zurücgezogen werde, und empfahl daber die Ueberweisung des Antrags an die Budgetkommisfion. Die Position wurde mit dem Antrag von Strombeck an die Budgetkommission überwiesen. (Schluß ‘des Blattes.)

Kunst und Wissenschaft.

In der leßten Sitzung der Akademie der Wissenschaften theilte Professor Erman eine vorläufige Nachricht des z. Zt. bei den Auégrabungen auf der Insel Philâ beschäftigten Herrn Ludwig Borchardt mit über die Auffindung einer dreisprachigen In- \chrift des ersten rômischen Statthalters von Egypten, des praef. Alexandriae et Aègypti, C. Cornelius Cn. F. Gallus. Die Inschrift liegt in hieroglyphischer, in lateinischer und griechischer Redaktion vor und berichtet üker Kriegéthaten des Cornelius Gallus, der in 15 Tagen einen Aufstand in Ober-Egypten niedergeschlagen, vershiedene Städte eingenommen, äthiopishe Gesandte in Philä empfangen und sein Heer über die Nilkatarakte geführt hat. Genauere Mittkeilungen über die aufgefundene Inschrift sind in Aussicht gestellt,

Im großen Treppenhause des Königlichen Kunstgewerbe- Museums sind zur Zeit von der hiesigen Firma I. C. Spinn u. Co. gemalte Glas fenster ausgestellt, die für die St. Jakobi- kirche in Lübed bestimmt sind. Die Entwürfe zu diesen monu- mentalen Fenstern rühren von den Dekorationsmalern Gathemann und Kellner in Charlottenburg ber und find im Stil der deutschen Frührenaissance gehalten. Das mittlere Fenster zeigt Christus am Kreuz, die Seitenfenster haben vorwiegend ornamentalen Schmuck.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrung®- Maßregeln.

Spanien. _ Durch Königliche Verordnung vom 18. v. M. find die Vor- schriften der Verordnung vom 28. Juli 1893, wonah Neisende aus verseuchten Orten Süd-Umerikas unter bestimmten Voraussetzungen zum Verkehr im spanischen Hafenplay Vigo zuge- lassen werden, auch auf die aus ebenfolhen Orten in Santander und Coruña anlangenden Reisenden ausgedehnt worden. (Vergl. eN.-Anz.“ Nr. 7 vom 9. Januar v. J.)

Durch Königliche Verordnung vom 3. d. M. ist für Herkünfte aus Buenos A ires wegen des daselbst aufgetretenen G elbfiebers Buarantäne angeordnet worden.

Alle Häfen, welhe von Buenos Aires niht weiter als 165 km entfernt find, gelten als verdächtig.

Handel und Gewerbe.

Die Reichsbank von 1876 bis 189%.

Der soeben ershienene Verwaltungsberiht der Reichs- bank für das Jahr 1895 erinnert daran, daß seit ihrer Errichtung am 1. Januar 1876 20 Fahre verflossen sind. Thatsächlih war {hon die Preußische Bank, als deren Rechtsnachfolgerin die Reichsbank ihre Thätigkeit begann, 2entral - Notenbank Deutschlands, zumal in den kritischen eiten der Jahre 1866 und 1870/71. Die vollen Aufgaben einer solchen Zeniralbank übernahm nun auch rehtlih die Reichsbank. Wie sie dieselben gelöst hat, zeigt die Ent- wickelung der beiden verflossenen Jahrzehnte. Von -den zur Zeit des Erlasses des Bankgescßes bestehenden 32 Privat- Notenbanken sind nur noch 7, vornehmlich in Süd- deutshland, als folhe thätig. Die Reichsbank hat das ganze Reih mit einem Neße von Zweiganstalten über- zogen. Vox 207 im Jahre 1876 ijt die Zahl derselben auf 276 im Jahre 1895 gewachsen; im leßten Zahre allein sind 10 Nebenstellen eröffnet. Ganz gewaltig aber ist die Zunahme der Umsäße. Bei der Preußischen Bank betrugen dieselben im legten Jahre ihres Bestehens 17 458 Millionen Mark; bei der Reichsbank haben sie sich fast stetig bis auf 121 313 Millionen, also auf mehr als das Siebenfache gesteigert. Ein schr er- hebliher Theil davon kommt auf den Giroverkehr, einen neu eingerihteten Geschäftszweig, mittels dessen das gesammte Zahlungswesen im Lande umgestaltet worden ist. Die größten

ahlungen von Ort zu Ort werden dadurch ohne Bewegung von Metall oder Banknoten im Wege bloßer Buchübertragung bewerkstelligt, woran sih ein fortwährend wachsender Che ck- verkehr (Gließt. Die Giroumsäye sind von 16711 Millionen im Jahre 1876 in fast ununterbrochenem Wachsthum bis auf 93 698 Millionen Mark im Jahre 1895 gestiegen. Mit Hilfe der in diesem Jahre durcschnittlich 290 Millionen Mark be- tragenden Guthaben der Konto-Jnhaber, zu denen fast der

Diskontveränderungen, welche in den leßten Jahren bei steti sinkendem p immer seltener berden Jud. Die Bol endung diejes Systems zeigt sich in den von der Reichsbank seit dem Jahre 1883 an den bedeutendsten Handelspläßen er- richteten Abrechnungs stellen (Clearing - Häusern nach english-amerikanisher Art), bei welchen im Jahre 1895 21 284 Millionen Mark ein bisher unerreihter Betrag durh bloße Scontrierung ausgeglihen worden sind. Eine Hauptaufgabe der Reichsbank war die Durch- führung und Befestigung der in den Jahren 1871/73 eingeführten Goldwährung. Seit 1876 hat sie Gold im Werth von 2119 Millionen Mark angekauft. Jhr Gold- bestand ist so von 287 Millionen Mark im Durchschnitt des Jahres 1876 allmählich bis auf 705 Millionen Mark im Durchschnitt des Jahres 1895 erhöht worden, sodaß die Deckung der umlaufenden Noten durch Gold allein von durchshnittlich 41,9 Proz. auf 64,3 Proz. gestiegen ist, ob- wohl geseßlich nur 33!/ Proz. in kursfähigem deutschen Gelde, einshließlih des Silbers, Reichskassenscheinen und Gold in Barren oder ausländischen Münzen zu halten sind. Zur Einlösung ihrer Noten hat sie gegen den Willen der Empfänger niemals Thaler, wiewohl diese noch immer geseß- lihes Zahlungsmittel in unbeshränktem Sinne nd sondern aussließlich Gold verwendet. Von großem Werth für das Publikum ist auch die in fort- währendem Aufschwung begriffene Einrichtung eines Komtors zur Aufbewahrung und Verwaltung von Wert h- papieren bei der Hauptbank. Der Nennwerth der bei diesem Komtor niedergelegten Papiere i} von 424 Millionen Mark in 1547 Gattungen im Jahre 1876 auf 2721 Millionen in 3704 Gattungen im Jahre 1895 gestiegen. Für beinahe 60 000 Deponenten hat das Komtor im Jahre 1895 102 Mil- lionen Mark an Zinsen eingezogen. Jn den eigentlih wer- benden Geschäften zeigt sich eine weniger große Steigerung, was sih aus der wachsenden Konkurrenz von Kreditgebern aller Art erklärt. Die Wechselankäufe betrugen im Jahre 1876 4122 Millionen, im Jahre 1895 5166 Millionen Mark aus- schließlih der Wechsel auf das Ausland, welhe von 171/, Millionen im Jahre 1876 auf 54 Millionen Mark im Jahre 1895 gestiegen sind. Die Lombard-Darlehne sind von 467 Millionen im Jahre 1876 auf 1110 Millionen im Jahre 1895 vermehrt. Die unentgeltlich zu be- sorgenden Ein- und Auszahlungen für Rechnung des Reichs und der Bundesstaaten haben sih mehr als verdoppelt; sie betrugen 1876: 2070 Millionen, 1895: 4232 Millionen Mark. Die Verfassung der Reichs- bank ist bekanntlih die des sogenannten gemischten Bank- systems. Auf Privatkapital (120 Millionen Mark) gegründet, wird die Reichsbank aus\cließlich von Reichsbeamten ver- waltet, während die Vertreter der Bankantheilseigner im wesentlichen nur eine berathende Stimme haben. Die Zahl der Beamten hat sich von 1094 auf 1819 vermehrt. Die gesammte Bankverwaltung wird von dem Reichskanzler geleitet. Unter ihm fungiert als verwaltende Behörde das Reichsbanfk-Direktorium. An der Spitze desselben steht seit dem Tode von Dechend's des ersten Präsidenten im April 1890 der Wirkliche Geheime Rath Dr. Koch, welcher hon dem Königlih preußishen Hauptbank-Direktorium seit dem 24. März 1871 als Mitglied angehört hat. Vize- Präsident des Reichsbank-Direktoriums, welches außer ihm noch fünf Mitglieder zählt (eine sehste Stelle ist erledigt), ist Dr. Gallenkamp, ebenfalls früher Mitglied der Zentralverwaltun der Preußischen Bank. Die Reichsbank-Hauptstellen un Reichsbankstellen werden von je zwei Vorstandsbeamten geleitet. Die Verfassung der Bank ungefähr die gleiche wie die ihrer 1846 errichteten Vorgängerin, der Preußischen Bank hat fich vollkommen bewährt.

_Die Wochenübersicht der Reichsbank vom 7. März 1896 weist bei einem gesammten Kassenbestande von 975 010 000 (1895 1122 453 000) 6 der Vorwoche gegenüber eine Abnahme auf von 5 833 000 (1395 Abnahme 8 225 000) 4; der Metallbestand allein hat fich um 4 821 000 (1895 8 225 000) A6 vermindert. Der Bestand an Wechseln von 558 248 000 (1895 459 765 000) M zeigt eine Zu- nahme um 4 284 000 (1895 Abnahme um 7 748 000) 4, während der Bestand an Lombardforderungen von 81483000 (1895 66 837 000) A eine Abnahme um 4746000 (189% Abnahme 4 588 000) Æ ergiebt; auf diesen beiden Anlagekonten zu- sammen is also ein Rückgang um 462000 (1895 Abnahme 12 336 000) eingetreten. Auf passiver Seite zeigt der Betrag der umlaufenden Noten mit 997 658 000 (1895 980813 000) M eine Ab- nahme um 12 901 000 (1895 Abnahme 3 275 000) 4, und die sonstigen täglich fälligen Verbindlihfeiten (Giroguthaben) mit 501 860 000 (1895 549 388 000) M lassen eine Zunahme um 8 724 000 (1395 Abnahme 13 299 000) Æ erkennen.

Die wissenschaftlihe Kommission der Jungfrau- bahn hat in der E „Schweizer Bahnen“ vom 92. Februar d. J. cine Preisausshreibung erlassen, durch welche die hervorragendsten Techniker und bedeutendsten und leistungsfähigsten Firmen zu einem internationalen Wettbewerb eingeladen werden, damit der genannten Hochgebirgsbahn die besten tehnishen Entwürfe und die besten Lösungen einer Reihe von Problemen, welche bei der Anlage, beim Bau und Betrieb dieser Bahn in Betracht kommen, zur Verfügung L ännoe oe Diese Ausschreibung, welche auch für deutsche Fachmänner von Jnteresse sein dürfte, lautet, wie folgt :

íInternationaler Wettbewerb

zur Erlangung von Entwürfen für die Anlage der JFungfraubahn.

Die für die Vorbereitung des Baues der Jungfraubahn bestellte wissenschastlihe Kommission seßt hiermit Preise aus im Gesammt- betrage von 30000 Fr. für die besten Lösungen einer Reihe von Fragen, welche beim Bau und Betrieb dieser Bahn in Betracht fallen. Die wesentlichsten der in Frage kommenden Punkte sind:

1. Bei der Anlage der Bahn:

a. das Tunnelprofil ohne und mit Ausmauerung; der Unter- und Oberbau ; Laufschienen, Zahnstange, Weichen und Kreuzungen.

b. Das zur Uebertragung der elektrishen Betriebskraft zu wählende System; Einrichtung der rimärstationen, der Fernleitung und der fekundären Stationen; System der Vertheilung der Betriebskraft in der Stromleitung entlang der Bahn; Sicherung gegen atmosphärische Störungen des Betriebes.

_c. Die Fahrzeuge des eleftrishen Betriebes mit allen nöthigen Sicherheitsvorrichtungen.

_d, Projekt für den Bau eines Stations- und Restaurations- gebäudes der Station Eigergletscher.

e. Bau und Ausrüstung der Galerie-Stationen.

ganze größere Handelsstand und viele Privatpersonen gehören, ergänzt die Reichsbank ihr Betriebskapital und vermeidet

f. Projekt einer größeren Klubhütte für ca. 50 Klubisten a Mönchjoch-Station. größ i

g. Elevator von ca. 100 m Höhe und 8 m Durhmefser, mit Treppen versehen, auf dem Gipfel der Jungfrau.

11. Bei der Ausführung des Baues:

a. Die Tunnelbobrung: Bohrmaschinen mit elektrishem Betrieb, Sprengmaterial, Ventilation.

b. Das Wegschaffen des Ausbruhmaterials (Schutterung).

c. Vorsorglihe Maßnahmen für die Erhaltung von Gesundheit und Leben der Arbeiter; Typen von ambulanten Baracken,

1TI. Beim Betrieb der Bahn:

a. Maßnahmen und Einrichtungen, welche unter den gegebenen Verhältnissen den fontinuierlihen Betrieb sichern, bezw. Störungen verhindern.

b. Art der elektrishen Beleuhtung des Tunnels, der Wagen und der Stationen.

c. Elektris@&e Beheizung der Wagen und der Stationen; Vor- fehrungen zum Schuß der Reisenden und des Betriebspersonals.

Hierzu is zu bemerken :

Bon diesen Fragen können einzelne oder mehrere im Zusammen- hang dur einen oder mehrere Bewerber (follektiv) gelöft werden; ebenso if die Einreibung der Lösung weiterer Fragen, welche das Jungfraubahn-Unternehmen wesentlich fördern könnten, zuläsfig.

Die wissenschaftlihe Kommission prüft, unter event. Beizug von Experten, die eingegangenen Arbeiten und entscheidet über die Prâmiierung oder Nichtprämiierung derselben. Die Resultate der Prüfung werden öffentli bekannt gemacht.

Mit der Preisvertheilung erbält die Jungfraubahn-Gefell schaft das Recht, die prämiierten Lö]ungen ohne weitere Entschädigung für sich zu verwenden ; im übrigen bleibt das gewerbliche Urheberrecht den Bewerbern; nit prämiierte Lösungen werden den Verfassern wieder d : |

Für die Lösung der gestellten Fragen sind die nachstehenden An- gaben maßgebend:

Die Marximalsteigung der Bahn beträgt 25 9/0, die Svurweite 1 m, der fleinste Krümmungsradius ift 100 m, der fleinste Aus- rundungsradius 500 m, die größte Fahrzeugsbreite 2,590 m und die größte Höbe 3 m, die zulässige Fahrgeshwindigkeit 7 bis 10 km per Stunde. Die Wasserkräfte zum elektrishen Betrieb (ca. 5000 HP) werden den Lütschinen entnommen. Von den Turbinenanlagen bis zum Anfangspunkt der Bahn bei der kleinen Scheidegg ift die Ent- fernung ca 8 km, von diesem bis zum Tunneleingang 2,5 km; der Tunnel hat eine Länge von 10 km.

Die Bewerber haben ihre Lösungen durch Zeichnungen, eventuell Modelle, zu erläutern, sowie entsprechende Kostenberehnungen bei- zufügen.

f rat Endtermin für die Eingabefrist wird der 1. August 1896 festgesetzt.

Nbbere Auskunft wird ertheilt auf dem Bureau der Jungfrau- bahn, Züri, Bahnhofstraße 10, von wo auch die generellen Pläne, die Resultate der geologishen Untersuchungen, die genaueren Angaben der benußbaren Wasserkräfte bezogen werden können.

Die wissenschaftlihe Kommission der Jungfraubahn besteht außer dem Unterzeichneten aus folgenden Mitgliedern: Ing. - Top. Prof. Beer, Oberst-Lt. im s{chweiz. Generalstab, Zürih; H. Brack, tehn. Direktor der \{chweiz. N.-O.-B., Zürich; Prof. Golliez, Geologe, Laufanne; Dr. Maurer, Meteorologe, Zürich; Dr. L. von Salis- Guyer, Prof. der Nehte, Basel; Dr. Schmid, Direktor des eidgen. Gesundheitsamts, Bern: Schriftsteller G. Strasser, Pfarrer im Grindelwald; Ingenieur E. Strub, Inspektor der Wengernalp- und Berneroberland - Bahnen, Interlaken; Prof. Dr. Walder - Meyer, Nedaktor der „Alpina“, Zürich; Dr. Weber, Prof. der Physik am cidgen. Polytehnikum, Zürich; Dr. Wrubel, Bergwerks-Ingenieur, Zürich.

Zürich, den 15. Februar 1896.

Namens der Inngfraubahn-Kommission : Der Präsident : Guyer- Zeller.

Täglihe Wagengestellung für Kohlen und Koks s E G Oberschlesien. An der Ruhr sind am 9. d. M. geftellt 11 628, nit rechtzeiti S E a E nOberschlesien sind am 7. d. M. gestellt 4207, niht rets ¡eitig gestellt keine Wagen. : G

Verdingungen im Auslande,

j Niederlande.

13. März, 105 Uhr zu Rotterdam im Lokal „Pro Patria“ : Versteigerung von 947 Kisten Muskatnuß, 395 Kisten Muskatblüthe. Auskunft ertheilen die Makler G. Duuring & Zoon, Dalen & Plemp Kolf & Witkamp und Leonard Jacobson & Zonen. | i:

Verkehrs-Anstalten.

St. Petersburg, 9. März. (W.T.B.) Der Vorsigende der amerikanishen Kommission für das Studium der Eisenbabnen, Pengborn, wird in kurzem nah Zentral - Asien und dem Kaukasus abreisen, um an Ort und Stelle das Studium der dortigen Eisenbahnen zu betreiben.

Theater und Musik,

E S Lessing-Theater.

Das Schauspiel „Fräulein Tizian* vonBenno Jakobson, welches der Verfasser noch besonders als „Berliner“ Schauspiel bezeichnet, fand am Sonntag Abend nur anfangs Anklang und Entgegenkommen bei den Zuschauern und Hörern. Dem Verfasser sind kleine Plaudereien nah französishem Muster ret hübsch gelungen, und noh glüdliher ist er in der Bearbeitung französisher Schwänke gewesen. In „Fräulein Tizian“ \trebte er höheren Zielen zu: der Bethätigung seines Talents auf dem ernsteren Gebiete des Schauspiels. Der Verfasser griff keck hinein in die Gegenwart und wollte ein Stück Berliner Atelierleben mit seinen heiteren und ernsten Seiten auf die Bühne bringen. Die Akte find niht ohne Geshick mit einer breiten Fülle episodisher Einzelheiten ausgestattet, die, an si unter- haltend, doch niht immer den Zweck der Erheiterung erfüllen, da sie mit der eigentlihen Handlung meist in sehr losem Zusammenhang stehen. Die Charaktere sind niht {arf und klar genug gezeichnet, um Theilnahme zu erwecken, und die Handlung is nicht lebendig genug, um diesen Mangel zu verdecken. Man hält in der ersten Hälfte des Schauspiels die rothblonde Irma, das „Fräulein „Tizian“", für eine moderne VFdealgestalt, und man wird stußtig, in der leßten Hälfte in diesem Modell nur eine Suwpfpflanze zu entdecken, an deren Gift ein begabter Bildhauer fast zu Grunde geht. In diefer Gestalt stellt sich ein Gemish von Hyperromantik und niedrigen Trieben dar, sodaß man nicht mit ihr fühlen, nichts ihr nahempfinden kann. Der Dialog ist stark naturalistisch gehalten; gewisse Ausdrücke sollten jedo unter allen Umständen von der Bühne ausgeschlossen bleiben. Die Antheilnahme und der Beifall des Publikums bewegten sih während des Abends in absteigender Linie. Die Darsteller, namentlih die Herren Sauer, Schönfeld und Suske und die Damen Paula Wirth, von Pöllniß und Jäger, waren redlih bemüht, den gestellten Aufgaben gerecht zu werden; aber es gelang nit, ein glaubhaftes klares und ergreifendes Lebensbild zu gestalten.

Konzerte. Das gestrige VITII. Symphonie-Konzert der Königlichen Kapelle brachte zur Erinnerung an Hector Berlioz (gestorben am 9. März 1869) eine in jeder Beziehung wohlgélungene Auf- führung des Chorwerks „Faust's Verdammniß“ von dem berühmten französishen Meister. Unter Kapellmeister Wein-

gartner's sicherer Leitung kamen alle Schönheiten und die Fülle von geistreiher Erfindung und origineller musikalischer