1896 / 64 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 13 Mar 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Im Königlihen Opernhause

die Clisabeth F

Im Königlihen Schauspielhause gelángt morgen Richard

anke Zeit* zur ‘Auf- Schramm, Conrad, von Mayburg, Hartmann und Heine

Sfkowronnek?s vieraktiges Lustspiel „Die führung. Die Damen Poppe, olenar, Vollmer,

usner und die en : d darin beschäftigt. Seine Majestät der Kaifer und ¿nig ließ nah der gestrigen Vorftellung des Schauspiels „1812* fordten den Darftellern Allerhöchstseine befondere

von Otto von der

Zufriedenheit und Anerkennung ausfprechen.

Paul Lindau's Schauspiel „Die Erfte“ wird als nätste Novität

des Lessing-Theaters vorbereitet, und zwar ift die erfte Aufführung ; Hauptrolle des

tüds wird auf besonderen Wunsh des Dichters von Marie Poépischil vom Berliner Theater als Gast dargeftellt werden, welche bei der erften Aufführung in Meiningen diese Rolle unter den Augen

Sr den Freitag der nähsten Woche angeseßt. Die

des Verfassers creirt hat.

Im Schiller-Theater findet am Dienstag, den 17. b Me, die Érstaufführung von Wolzogen-Schumann's Lustspiel „Die Kinder

der Gxcellenz* ftaït.

In dem X. (leßten) Philharmonischen Konzert unter Arthur Nikisch's Leitung (30. März) wird der Philharmonishe Chor (Dirigent: S. Ochs) ein neues Werk von Wilhelm Berger „Gesang der Geister über den Wassern“ sowie ferner die Chorsäße der Schu- mann’s{hen „Manfred“ -Musik zur Auffübrung bringen. Den verbindenden Text spriht der Hofschauspieler Dr. Ludwig Wüllner aus Meiningen. Richard Wagner eröffnet den Abend.

Die „Faust- Ouvertüre“ von Der Kartenverkauf ist bei Bote v. Bock erössnet.

Herr Musikdirektor Otto Dienel veranstaltet seit längerer Zeit in der hiesigen Marienkirche an jedem Mittrocch, Miitags 72 bis 1 Ubr, regelmäßige Orgelvorträge, zu denen jedermann freien Zutritt hat. Die mit vielen wirkungëvollen Solostimmen und großer Tonfülle ausgestattete neue Orgel der Marienkirche ermöglicht es der anerkannten Orgeltechnik des Herrn Dienel, nit bloß Diejenigen fünstlerish zu erbazen, welche hon ein Verständniß für gute Orgel-

fr sondern auch ferner stehende Kreise für die, alte und neue Musik bietenden Orgelvorträge zu interessieren; daß ihm bierbtei der rechte Erfolg nicht fehlt, beweift das ftets mit einem zahl- reihen andächtigen Zuhörerkreise angefüllte Gottethaus. Wir machen deshalb wiederholt auf diese Orgelvorträge aufmerksam und bemerken dabei, daß die regelmäßige Folge derselben nur am Mittwoch, den

musfik besi

25. März, unterbrochen werden wird.

Mannigfaltiges.

Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Stadt- verordneten stand als erster Gegenftand die Berichterstattung des Etatsausshufses über cinige Kapitel des Hauthalts. Etats. Bei dem Œtat des Krankenhauses im Friedrihshain empfahl der Autschuß „Die Derlammung ersucht den Magistrat, ihr

ei anderen großen biesigen

erfonal zugehen zu lassen, damit bei Berathung des Stadthauéhalts-Ctats für 1897/98 eine Ens dabin eintreten kann, ob das in den städtishen Kranken- l nid es das wirkliche

i Diese Resolution wurde angenommen. Es folgte die Berichterfiattung des Stadtverordneten Jacobi über den ür den Betrieb des Wafser- gegen 32090 Æ | in einer der

folgende Refolution: „D eine vergleichende Uebersicht über das b und auswärtigen Krankenhäusern beschäftigte

äusern beshäftigte Personal nicht zahlreicher ift, als Bedürfniß erfordert.“

Etat der Park- und Gartenverwaltzng. fturzes im Victoriapark find 29 A, im Vorjahre, angeseßt. Die dem Antrag des (agistrats, den Wa i: von 1. Mai v 1.

bâätigkeit zu erbalten. Für S mudckanlagen E der Maricnkirche auf städtishem Terrain wurden 6000 #--bewilligt vnd hierbei der Wunsch ausgesprochen, zuglei) .azi@) die gärtnerishe Auéschmüdckung i um das Lutber-DenkmaL in Angriff zu nebmen, damit den Fremden, | Doz. Dr. Behrend; Geh. Med.-Rath Prof. von Bergmann; Dr.

die aus Anlaß der -Gewerbe-Ausftelung nah Berlin kommen und Frosch; Geh. Med.-Rath Prof. Gerhard; Dr. Arthur Hartmann ;

wird morgen Richard

Ps U nach er

Okiober tägliÞh 8 Stunden in | ältere und

unshes, wenn irgend möglich,

das n meter Gas in Aussicht stimmte dem zu.

bofes und der Fleishf\ Erhöhung der

über die Etats der

1) De

wona erfolgt,

biéher 2) die

gedankenloses Geben ftattfindet* ?

der Magistrat habe seine

ausgedrüdckt.

Ankauf Nr. 17/18 für 3000 000 gelegten Projekts eines Erdgeshoßräume des

öffentlihe folgte eine geheime

Schutze gegen

im Anfange dieses Jahrhunderts 40 000 Menschen den Tod brachte.

f gefeiert--- werden. Außerdem N M: VE- neuere Medaillen u. \#. w. ins Leben zu rufen,

hat ih

seine Sehenswürdigkeiten in Augenshein nehmen, der Anblick des Wagne1's „Tannhäuser“ (Pariser Einrichtung) unter Kapellmeister jeyt wüst daliegenden Platzes entzogen werde. Die Erfüllung dieses Sucher's Leitung gegeben. Herr Theodor Reihmann von der Wiener

Hofoper gastiert als Wolfram. Den Tannbäusfer singt Herr Sylva, | gefagt.

Beim Etat der ftädtishen Gasanstalten war im räulein Hiedler, die Venus Frau Sucher. ed mit allen gegen 3 Stimmen abgelehnt worden, für

e Etatsjahr den Finheitspreis von 10 Z für den Kubik- zu neèehmea , den Etats des Viehmarkts, des Schlacht- u auf dem S{hlachthof wurde die SchlaWtgebühren um 60 für das Stück Vieh gutgeheißen. Es folgte der Bericht des Stadtverordneten Mommfen böberen Lehranstalten, welhe eine Abänderung seitens der Versammlung nicht erfuhren. Bei dem Etat der Ge- meindes{ulen empfahl der Etatëausshuß folgende Beschlußfassung: „Die Versammlung ersucht den Magistrat, Einrichtungen zu treffen, Oeffnung der Entscheidung über die Hergabe der unentgeltlichen Lehrmittel niht, wie bisher, den Sculkommissionen, sondern dem Rektor und dem Lehrerkollegium übertragen wird“. Die Versammlung trat diesem Antrage é b den Etat. Hierauf erfiattete Stadtverortneter KyUmann den Aus\chuß- bericht über die Magistratsvorlage, betreffend die Veräußerung der Grund- stücke am Spittelmarkt 1/7 und g R von Baufluchtlinien für den uße des Eiger, Spittelmarktam Treffpunkt mit der F

Fußgängerwege, fowie für den leßteren. dem Antrage des Auétschusses entsprehend. Ländereien zur Erweiterung der nördlichen Rieselfelder wurde ge- nehmigt. Auf die Anfrage der Stadtverordneten Rosenow und Ge- nossen: „1) Is dem Magistrat die Verfügung der Armen-Direktion (gez. Tourbié), a. d. Berlin, den 15. Januar 1836, bekannt, in welcher u. a. die Armen-Direktion von den Seme O verlangt, daß diefe bei gewissen Extra-Unterstüßungen berichten ollen, „wie die Bedürftigen das Geld verwendet haben, damit die Armen- Dircktion entnehmen könne, ob die Kommissionen den Bedürftigen räher treten und ih um dieselben wirkli bekümmern, oder ob nur 2) Welche E nimmt der

Magistrat zu dieser Verfügung ein?* erwiderte Ober-3 Zelle: daß die Armen-Direktion inzwischen hon aus eigenem Antriebe bestrebt gewesen sei, Ren Hus der Verfügung zu deklarieren ; tißbilligung betreffs jener Verfügung Die Vorlagen, betreffend den Neubau ciner Brüde im Zuge der Köthenerstraße, den Umbau der Potsdamerbrücke, den Umbau der Schöreberger Brücke und den Umbau der Alfenbrüde, wurden einem Ausschuß überwiesen, ebenso die Vorlage, betreffend den des Inselspeicher - Grundstüks an der M4 Die Ausführung des wvor- provisorishen Durchgangs durch die Grundftücks wurde genehmigt und der Betrag von 13 500 #6 dazu bewilligt. Bei der Vorlage, betreffend eine Feuerwahe in der Wilmssftraße, erklärte auf eine Anfrage des Stadtverordneten Ullstein der Stadtbaurath Blankenstein, daß der Magistrat den Bau nah Möglichkeit be- \{chleunigen werde. Die Boriage wurde angenommen. Auf die

ißung.

Am 14. Mai 1796 hat Jenner seine erste Impfung zum odenerfranfung auêgeführt und damit den Grund gelegt zur Verhütung einer der gefährlihsten Seuchen, welhe noch

| führung der Impfung vor 100 Jahren foll au segensreihen EntdeFung entsprechenden

Waarenhause“ eine Ausstellung Impfschriften, die Um die Gedenkfeier ein Comité gebildet

aus folgenden Herren bcsteht: Geb. San.-Rath Dr. Be

S Med.-Rath Geh. wurde vom Magiftratetish zu-

Rath Dr.

und die Versammlurtg | Stadtrath und

Waarenhaus,

Gemeindeshulen früher als Ueber das P

bei und genehmigte im übrigen legt sih um den íInterlaken aus

allstraße und dem projektierten Die Versammlung beschloß Der Erwerb von

obrt, um ober

ürgermeister | W. T. B.* vor

pu wis po l C indeffen fallen Fischerbrücke | ftand Abends 7,4

aben di Rivigsirafie 1 Vis 6 Haren Le, T Mainz,

die Felder stehen

Med.-Rath Prof. König; Geh. San.-Rath Dr.

Rath Dr. Kruse, Mitglied des R

Reg.-Rath Dr. Kübler ; Dr. Langerhans, Mitglied des Reihst

und des gerne hanles: Geh. Met.-Rath Prof. von Leyden ¿San iffin; L

Virchow; San.-Rath Dr. Windels; San.-Rath Dr. Zinn, Eber2walde. Die Auéftellung foll am 14. Mj eröffnet werder. Alle diejenigen Herren, wel für die Ausstellung eignen, besitzen, werden ge fügung zu stellen und bezügliche

betreffend, zu richten.

sprach gestern in der Urania eeis or Dr. Kati Braunschweig. An der Hand zahlrei

der Redner den Ausführung beschlossene Sache ist. Die Trace der projektierten Bahn

Koblen z, 12. März. mat bekannt : Wegen des Hochwassers fallen die Trajektfahrten Bingerbrück—R nur noch zwischen Bingen und Rüdesheim.

Köln, 12. März. Die größte Hohwafsergefahr {eint vorüber,

Rüdesheim, 12. März.

rof. bner; Geh. Med.-Rath M i Ptrte Ses: eichôtagi und des Abgeordnetenhauses:

Prof. Dr. Prosfauer; Geh. San.-Rath Dr. ; n.-Rath Dr. Straßmann; Geh. Med.-Rath Per Prof. Dr. Max Wolf; Geb.

e Gegenstände, die sh i en, dieselben zur Ver,

; ittheilungen an das Medizinishe Berlin N., Friedrichstraße 108 l, Impfausstellutig

rojekt einer Eisenbahn auf den Gipfel her Jungfrau )

d icher Projektionsbilder crihiied

lan dieses großartigen Unternehmens, dessen

Eiger, den Mönch und die Jungfrau. Sie geht über Lauterbrunn bis zur Wenzernalp d den sie in einem auffteigenden Tunnel d halb von Grindelwald in einer Galerie wieder

zu Tage zu treten. Die Haupistation foll auf dem oberen Mön, joch im Hochgebirge eingerihtet werden, wo eine Anzahl von Wehe, räumen unmittelbar aus dem Felsen herausgehauen werden soll. Der Gipfel der Jungfrau selbst foll dur . cinen Aufzug erreichbar sein, Mit Klarheit machte der Vortragende auf die zu überwindenden Schwierigkeiten nawentlich in Bezu

auf die Vermessung jener zum

theil unerreihbaren Gebiete aufmerksam, welche durch ein besonderes pbotogrammetrisches Verfahren bewerkstelligt wird.

Aus den vom Hochwasser (vgl. Nr. 60 und folgende d. Bl. heimgesuhten Orten liegen g Bl.)

eute folgende weitere Meldungen des Das Eisenbahn - Betriebsamt Koblen;

. .

üdes8heim aus. Der Personentrajekt verkehrt

Oberrbein noch Steigen des Waffers gemel aar, Neckar und Mosel. Hier war der Waser: 1 m; derselbe nimmt ftündlih nur nech 2 cm zu, h Wegen Hochwafsers des Rheins n -Düsseldorfer und die L

+

Dampfschiffahrts-Ge sellschaft die Dampferfahrten eingeft

März. Der Wasserstand des Rheins beträgt

451 m. Bei Worms und Mannheim fteigt das Wasser langsam. In Budenheim fand heute früh 6 Uhr ein Dammbruch ftatt:

unter Waffer.

i: Nach SwHluß der Redaktion eingegangene

in Preuße allein jährli ca. [f Dieser Gedenktag der Ein- | Yusl mil vei in Berlin Weise sol im , Medizinischen ftattfinden, umfassend die Impstehnik, Porträts, und die Ausstellung welches

; Priv.-

Schlachischiffen

(Fortschung

Paris, 13. März. sicheri, das Marine-Ministerium beschäftige sich fehr leb-

Depeschen. (W. T. B.) Der „Matin“ ver-

Krediten für die Vermehrung der britischen

lotte und gehe damit um, auf das Programm des Admirals ube zurückzukommen, welches darin bejtand, an Stelle von

shnellfahrende Kreuzer zu bauen.

Massowah, 13. März. (Meldung der „Agenzia Sitefani“,) Mit dem Negus Menelik find Friedensunterhandlungen eingeleitet worden.

des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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t vom 13. März, Morgens

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Weiterberi a)

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S tationen. Wind,

d. Meeressp. red. inMillim.

2'reolfig 3 wolkig 4'wolkenlos 4'bededt 4

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Belmullet . . Christiansund | Kopenhagen . Stodholm .

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s j still’tedeckt 1) GSeftern und Nachts Schnee. I) Nachts Vebersiht der Witterung. é geîtern erwähnte barometrisde Minimum ift « Sütsémreten sübosiwärts nah ter oftpreußishen Küst- fortgeschritten und verursadt an der medcklen- iden unt vommershen Küste frisde bis fteife ide und norèwestlide Winde, während in den gelegenen Küstengebieten wieder ruhiges Wetter eingetreten ist. Fn West-Guropa ift der Zuittrud in Abnahme begriffen. An Deutschland ift daé Wetter veränterlih und allenthalben fälter, sotaëi die Tewperatur unter dem Mittelwerth uad etwas unter dem Sefrierpunkt liegt. Meistens ift Negen cter Sáhnmee gefallen. Deutsche Seewarte.

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Königliche Schauspiele. Scanatent: Opvern- hans. 67. Vorstellung. Tannhäuser uud der Sängerkricg auf Wartburg. Komantisie Oper

|

Î

Graeb. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur

Tetlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspektor

Brandt. Dirigent: Kapellmeifter Weingartner.

(Wolfram: Herr Theodor Reichmann, K. K. Kammer-

jener von der Hofoper in Wien, als Gast.) Anfang r.

7

* SEeespielbaus. 73. Vorftellung. Die kranke t. Luftsviel in 4 Aufzügen von Richard

Skororonnek. In Scene gesezt vom Ober-Regisseur

Mar Grube. Anfang 74 Ubr.

Sonntaza : Opernhaus. 68. Vorstellung. Mignou. Over in 3 Akten von Ambroiie Thomas. Text mit Benuzung des Goethe’schen Rornans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Michel Garró und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet ron Paul Taglioni. Anfang 7i Uhr.

Zauïspielbaus. 74. Vorftellung. Doktor Kiaus. Lustspiel in 5 Aufzügen von Adolph LArronge. Anfang 7# Uhr.

Deutsches Theater. Sonnabend: Liebelei. - ees: Der zerbrochene Krug. Anfang x T.

"Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Hamlet, Akends 74 Ubr: Liebelei. Vorher: Der zer- brochene Krug.

Montag: König Heinrich der Vierte.

Berliner Theater. Sonnabend: König Seiu- ri. Anfang 75 Uhr.

Sonntag, Nachmittags 2 Ubr: Fauft. Abends 74 Ubr: König Seinrich.

Montag: König Seiurich.

Kessing-Theater. Sonnabend: Der Pfarrer von Kirhchfeld. Anfang 74 Uhr. i

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu D eR Preisen: Comtesse Guckerl. Abends 74 Uhr: Bav ame Sans - Gêue. (Hedwig Niemann als Saft.)

Montag: Comtesse Guekerl,

Refidenz - Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: s zum Freihafeu. (L’Hôtel du Libre ange.) Zhwrank in 3 Akten von Georges Feydeau, überseßt und bearbeitet von Benno Jacobson. Anfang 7# Uhr. E und folgende Tage: Hotel zum Frei-

en.

Friedrih - Wilhelmstädtishes Theater. Chaufserftraße 25— 26,

Sonrabend: Mit großartiger Auéftattung an

Koften, Dekorationen und Requifiten: Der

Hungerleider, Ausftattungs-Komödie mit Gesan

und Ballet în 10 Bildern von Julius Keller un

in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil | Idee des Mark Twain. Musik von Louis Roth.

n Scene gefeßt von Iulius Fritsche. Dirigent: Kapellmeister Winnó. Anfang 7} Ukr. Sonntag: Der Hungercleider.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 448. /5. Sonnabend: Winterschlaf. Drama in 3 Akten von Max Dreyer. Regie: Siegfried Jelenko. Vorher: Zum erften Male: Jhre erste Liebe. Fiel in 1 Akt von Wenzel Grabowsky. Anfarg Ée Sonntag, Moatag und Dienstag: Winterschlaf. Vorker: Jhre erfte Liebe. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Sr Herr Direktor. Vorker: Jhre erfte iebe.

Theater Unter den Linden. Direktion: Julius Fritsche. Sonnaktend: Der Obersfteiger. Operette in 3 Akten von M. West und L, Held. Musik von Carl Zeller. Dirigent: Herr Kapell- meister Federmann. Hierauf: Divertifsemeut, Mane vom Balletmeister J. Reisinger. Anfang

Es

Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Zu halben Preifen: Die schöne Helena. Operette in 3 Akten von Jacques Offenba. Abends 7} Uhr: Der Oberstciger. Operette in 3 Akten von Carl Zeller. Hierauf: Divertissement, arrangiert vom Balletmeister J. Reisinger.

Montag und die folgenden Tage: Der Ober- steiger. Hierauf: Divertifsement.

Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Char- ley’s Taute. Schwank in 3 Akten von Thomas Brandon. RMepertoirestück des Globe-Theaters in London. In Scene geseßt von Adolph Ernst. Vorher: Die Bajazzi. Parodistishe Posse mit Gesang und Tanz in 1 Akt von Cd. Jacobson und 74 Ub Facobson. Musik von F. Roth. Anfang

r. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Bentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 230. Sonnabend: Emil Thomas a. G. Eine tolle Nacht. Große Ausftattungsp-fse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wilh. Mannftädt und ulius Freund. Musik von Julius Einödshofer. n Scene gesezt vom Direktor Rihard Sul Die Tanz-Arrangements vom Balletmeifter Gun

law. Anfang 74 Uhr. Sonntag und folgende Tage: Eiue tolle Nacht.

Konzerte. Konzert-Haus. Karl Mevyder - Konzert,

xtra-Konzert, unter Mitwirkung der Neger- Fubilänms-Säuger. Entrée 1 A Numerierter Parquetplay 1,50 „6 1. Rang nuinertert 2 #, unnumeriert 1,50 A II. Rang 75 s.

Zirkus Renz. Karlstraße. Sonnabend: Ar fans präzise 7} Ubr: Novität! Kolossaler Erfolg: Luftige Blätter! Novität! : Kolossaler Erfolg! Eigens vom Direktor Franz Renz uad dem G herzoglich hefsishen Hof - Balletmeister Anguft Siems für Berlin fkomponierte, mit gän neuen technishen Apparaten und Belecußtur& Einrichtungen inscenierte Original - Vorstellnzs in 2 Abtheilungen mit den Ausftattungs-DW Les Weltftadtbilder ! Aus dem equestrishen Theil des Programms sind hervorzuheben : Prini Karneval und sein Gefolge, komisch-equestrishet Arrangement vom Direktor Fr. Renz. Der ä crkannt beste Schulreiter der Welt Mr. Jamet Fillis mit seinem Schulpferde Povero. Auftreten der Amerikanerin Miß Rita del Erido mit ibrew Schulpferde Aegir. :

Sonntag: Zwei Vorftelluugen: Nachmittae? 4 Ubr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Zabre frei): 1870/71. Abends 74 Uhr: Novits! Luftige Blätter !

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Luise Smidt mit Hrn. Ritter qutépähter und Prem--Lieut. d. R. Dr. C. & Schwarz (Plauen i. V.—Gisendorf). Ft Elisabeth Buchwald mit Hrn. Paftor Gers Schneider (Haynau—Märzdorf). y z

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Ingenieur Luis (Stuttgart). S

Gestorben: Hr. Oberst a. D. Paul Stefier (Gries b. Bozen). Hr. Lieut. a. D. Ferdinan von Kaphengst (Hafserode). Hr. Regierun und Forfirath Emil Priem (Potsdam). Verw

L s Bit Lange, geb. The

reslau). s uptmann rmann (Neisse). Sew Fr. “rfe Athen F E (Unterwalden). Hr. Rechnungs-Rath und Haup! mann a. D. Gustav Flügge (Berlin).

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Verantwortlicher Redakteur: Siemenr oth in Berlin. | Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin-

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlacb Anstalt Berlin 8W., Wi lmfstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

Sonnabend: Operetten- nud Walzer-Abeud,

Louis Herrmann, mit theilweiser Benußung einer

Montag, ten 16. März, Atents 74 Uhr: Grofies

(einschließli Börsen-Beilage?

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußishen Staals-Anzeiger.

4 64.

Deutscher Reichstag. 58. Sißung vom 12. März 1896, 1 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen zunächst die Anträge wegen

Aufhebung des S Tg a age I eTes vom 8. April 1874, gg:

welche gestellt find von den r. Förster- Neustettin f-P.) und Meßtner- Neustadt oen sowie von den Sirtaldemokraten Abgg. Blos und Genoffen.

bg. Dr. Förster-Neustettin (Ref.-P.): Als der Reichstag sch mit dem esch beschäftigte, lag ein ärztlihes Gutachten vor, welches von großem Einfluß war. Es wurde damals der Reichstag überredet mehr als überzeugt, daß die Impfung großen Segen bringen würde. Trotzdem wurde die Vorlage damals nur mit kleiner Mehr- heit angenommen und der Vorschlag, daß beim Auëbruch einer Seuche eine allgemeine Zwangsimpfung vorgenommen werden folle, wurde sogar mit einer Stimme Mehrheit verworfen. Die Rechtsprehung hat ergeben, was der Reichstag sicherlich niemals geweollt hat, näm- sich daß die Verweigerung der Impfung nit bloß Polizeistrafen nah ih zieht, sondern daß au ein direkter Zwang augeübt werden fann. Inzwischen is aber der Widerspruch gegen die Zwangs- impfung gewachsen und zwar nit bloß auf seiten der Laien, sondern au auf seiten der wissenschaftlih gebildeten Männer, speziell der Aerzte. Troßdem in Deutschland der Impfzwang besteht, ist das deutshe Volk nicht sicher vor dem Ausbruch einer Epidemie; denn die Schußtimpfung wirkt nur zehn Jahre ; nach diefer Zeit sind die Menschen aht mehr immun, also alle Frauen und alle Männer, welche niht gedient haben, nah dem 20. Lebensjahr und alle gedienten Máänuer vom 30. Lebensjahre ab. Seit 1874 is allerdings die Sterblichkeit an den Pocken sehr zurückgegangen, wir haben auch feine aroße Epidemie gehabt. Aber die Epidemien haben auch ihre Perioden, und wenn wir davon verschont geblieben sind, so ist das auf die Besserung der Lebens- und Gesundheitsverhältnisse, Verbesse- cung der Wohnungen u. |. w. zurückzuführen. Die guten Folgen des Impfzwanges schreibt man immer diesem zu, obgleich sie vielleicht andere Ursachen haben ; aber die böôfen Folgen, die schreibt man anderen Ürsachen zu. Die Statistik aus Sachfen, Preußen und Bayern be- weist, daß so viele Impfshädigungen vorgekommen sind, daß die Sache niht mehr so weiter gehen kann, da die sichere Garantie, daß die Impfung unter allen Umständen unschädlih erfolgen kann, nicht gegeben ist. In der Schweiz besteht für 68 °/o der Bevölkerung der Impfzwang nicht mehr; er besteht nur für 32/0, und unter dem Drade der Stimmung des Volks wird er immer mehr abgeschafft. Die Kantone, welche den Impfzwang nicht gehabt haben, hatten weniger Todesfälle an Pocken als diejenigen, welche den Impfzwang hatten. Redner weist auf die Verhältxisse in O hin und folzert daraus, daß auch dort die nit ¡einpften weniger Erkrankungsfälle gehabt hätten als die Geimpften. Danu fährt er fort: Bezüglih der Impfschädigung ist die vorhandene Statistik nicht ausreichend; denn es be- steht kein Zwang für die Aerzte, Impfschädigungen zur Anzeige zu bringen. wird au seitens der Impfärzte natürlih nah Möglich- keit vermieden, die eingetretenen Todesfälle auf diese Ursache zurück- zuführen; ebenso wird in vielen Q das spätere Auftreten von Sie{thum und Krankheit auf diese Ursache zurückzuführen fein. Wenn mun au gegen Diphtherie, Cholera und andere Krankheiten Schutz- impfungen stattfinden, dann wird man sich immer mehr vernah- lässigen und sich auf die Güte des Schußes verlassen, statt gesund- heitli zu leben. Die Gerichte wissen uiht, wie sie sih verhalten sollen. Einige Gerichte haben eine fleine Ordnungsstrafe bei der Impfverweigerung festgeseßt; einige haben gemeint, es könne nur einmal gestraft werden ; andere haben bei wiederholter Verweigerung des Impfens von einem andauernden Vergehen gespro@Wen und fort- laufende Strafe verhängt. Wir müssen velle Freiheit der Staats- bürger verlangen, auch in der Frage des eigenen Leibes. Redner empfiehlt die Ueberweisung der ganzen Frage an eine Kommission, welche aber das Recht habcn solle, Sa@verstäntige nit bloß seitens der Regierung zu Rathe zu ziehen.

Nach fiebenviertelstündiger Rede crhält als Antrag- steller für den sozialdemokrati]chen Antrag das Wort der

Abg. Reißhaus (Soz.): Der Widerspruch gegen das Gesetz war anfänglich ein schr {wacher ; es kamen nur wenige Petitionen an den Neichstag; jeßt kommen alljährlih Taufende von Petitionen mit Hunderttausenden von Unterschriften. Bei der Berathung des Geseßes sagte hon der Abg. NReichenéperger voraus, daß dieses Zwangsgeseßz bedenflide Dinge mit sich bringen würde; das ist vollständig ein- getroffen, denn die Behörden weihen sogar vor Ungesetlichem nit ¡urüt, um die Impfung zu erzwingen, während von einer Iwaigsimpfung keine Rede Lin fann. Der Widerspruch gegen das Impfgeseß ist aus dem Kreise der Laien auch in die Kreise der Aerzte übergegangen. Wenn nicht die Polizei einshreiten würde, vor welcher viele Leute Furht haben, dann würde bald das ganze Volk sich der Impfung entziehen. In der Denkschrift, welche das Kaiserliche Gesundheitéamt über die Impfung ausgearbeitet hat, wird von den zahlreichen Pockenfällen im französischen Heere gesprochen, während thatsählih eine Statistik darüber niht vorhanden ist. Die Impfung für die Schafe hat man 1880 bereits aufgehoben, da muß ian do) fragen, warum sie für die Menschen bestehen bleibt. Warum hat die Impfung bei den Schafen \{hädlich gewirkt und bei den Menschen niht? Das beste Mittel zum Schuÿ gegen die Poken find gute bygienishe Einrichtungen und ein guter Unterricht in der Schule über die Gesundheitslehre. Nehmcn Sie den Antrag an, und es wird die überwiegende Mehrheit des deutschen Volks den Tag segnen, an welchem das Impfgesey aufgehoben worden ift.

Abg. Dr. Kruse (nl.): Ich glaube in kürzerer Zeit als die beiden Vorredner die vorgebrachten Behauptungen widerlegen zu können. Ihre Ausführungen haben gezeigt, daß sie troy ihrer gründlichen Studien keine Erfahrungen haben. Eine Kommissionsberathung ist

iht nothwendig in dieser klaren Frage; ebenfo wenig ist die Zu-

ziehung von Sachverständigen erforderlih; die Redner waren ja so sahverständig , daß ‘sie faum noch belehrt werden fönnen. Die Broschüre des Kaiserlichen Gesundheitsamts ist so unparteiisch, so sach- i, fo Tlar und deutlih, daß man faum eiwas hinzufügen fann. Herr Neißhaus fragt, weshalb èie Schafimpfung aufgegeben worden Da zeigt sh {hon der Mangel an Sochverständigkeit des Vor- redners. Die Schafpocken sind direkt mit dem Pokengist geimpf|t und nit mit einer abgeshwächten Vaccine; damit hat man \chlechte rfahrung gemacht ebenso wie zu der Zeit, als man die Menschen direkt mit Peckengift impfte. Die zahlreichen Unterschriften unter den etitionen bedeuten gar nihts, die meisten Unterzeichner kennen faum ie Tragweite der Frage, und außerdem kosten ihre Unterschriften nihts. Daß die Schugimpfung na 10 Jahren ihre Wirkung verliert, ist ein Irrthum des Vorredners. Es is} nur festzustellen, daß in den ersten Jahren nah der Impfung ein vollständiger Schu vorhanden ist, der sich erst von Jahr zu Jahr abschwächt. Die Behauptungen e Impfschädigungen haben fast alle als übertrieben sich herausgestellt, 10 ald man ste genauer unter}uchte. Die Gefahr solcher Schädigungen ist u eine geringere geworden, seitdem nicht mehr abgeimpft wird, sondern möglihst animale Lymphe zur Verwendung kommt. Die “pas kann ih nicht so genau fkontrolieren; aber das ist ficher : N Feu des Krieges von 1870/71 sind viele Franzosen an n Polen erkrankte, wogegen unsere Armee, troßdem sie \ich

Berlin, Freitag, den 13. März

A

unter dieser Bevölkerung befand, verschont geblieben if ; das ift ein Beweis für den Schuß, der in der Impfung liegt. Die französische Armee war während des Krieges 1870 niht geimpft oder doch hôchstens auf dem Papier. Man impfte die Leute, wenn man es konnte, aber die Impfung ist doch ers nah einer gewissen Zeit wirksam. Wer aber {hon infiziert ist, bei dem hilft eine. Impfung niht mehr. Daß es eine große Zahl von Aerzten unter den Impf- gegnern geben soll, hat mich überrasht; ih kenne keinen hervor- ragenden bekannten Arzt, der sih gegen den Impfzwang ausgesprochen hâtte. Wenn die Antragsteller die Zahlen der Statistik näher geprüft hätten, würden sie nicht so leiht die Abschaffung des Impfzwanges gefordert haben.

Abg. Dr. Langerhans (fr. Volksy.): Die Antragsteller haben es sich allerdings sehr leiht gemacht, wir machen es uns fehr \chroer. Die Regierungen und das Kaiserliche Gesundheitsamt haben manchen Dank verdient für die {were Arbeit, die sie geleistet haben, und dafür, daß fie allen einzelnea Fällen fs genau nachgegangen sind. Es wird behauptet, daß die französisGen Gefangenen troy der Impfung bier erkrankt sind. Man hat aber vergessen, daß die meisten Ge- fangenen erft nah Wochen geimpft werden konnten, weil niht fo viel Lymphe vorhanden war. Die Bemängelung der Statistik, welche das Reichsgesundbeitsamt in allen Fällen beweisen kann, seitens der Antrag- steller is doch eine sehr dreiste gewesen; Beweise sind nicht beigebracht worden. Wenn früher Schädigungen eingetreten sind, fo lag das daran, daß die Lymphe früher nicht so gut war wie jeßt. Ob die Schädigungen wirklih eine Folge der Pockenimpfungen waren, muß doch erst wissenschaftlich festgestellt werden. Kein einziger wissenschaft- lier ärztliher Verein, kein bedeutender Arzt hat sih gegen die Impfung ausgesprochen. An der Impfung haben die Aerzte auch kein Interesse, sie verdienen dabei wirkli nicht viel. Erst in diesem Jahre hat die Medizin einen Fortschritt gemaht in der Richtung, in der Jenner angefangen hat. Ich würde mih shämen, wenn wir heute das Impfgefez aufheben würden, wo wir auch fonst durch Impfung Immunität gegen diese oder jene Krankheit herbeizuführen fuhen. Jch möchte Sie dringend bitten, das Impfgeset bestehen zu lassen.

Abg. Freiherr von Hodenberg (b. k. F.): Die legten Worte des Vorredners zeigen uns, welcher Zukunft wir vielleiht entgegengeben. Vielleiht will der Bundesrath uns eine ähnliche Vorlage machen. Jedenfalls wird der Bundesrath die Anträge niht annehmen, wenn auh der Reichstag ihnen zustimmen sollte. Die s{chädlihen Folgen der Impfung bestehen niht in der Impfung selbft, fondern in ihrer mangelhaften Ausführung. Vielleicht könnten die Ausführungsvor- schriften geändert werden. Die Zahl der zu impfenden Kinder in den einzelnen Impfterminen ist eine viel zu große. Wenn 50 bis 60 Kinder binter einander geimpft werden, so ist der Arzt fo er- müdet, daß die Operation bei den leßten nicht mehr rihtig vorge- nommen werden fann. Auch größere Vorsihtsmaßregeln bezüglich der Reinigung der zu benußenden Instrumente sind nothwendig. Unzu- friedenheit erregt es, daß die Aermeren in die öffentlihen Impftermine gezwungen werden, während die Reicheren ihren Hausarzt benußen fönnen. Würden alle Kinder in die íöImpftermine gebracht werden pen Va fo würde ih die Zahl der Gegner in diesem Hause schon mehren.

Staatssekretär des Junern, Staats - Minister Dr. von Boetticher:

Wenn es auch im allgemeinen nicht üblich ist, daß von seiten des Bundesrathstishes zu Jnitiativanträgen aus dem Hause gesprochen wird, so môöthte ih heute do eine Ausnahme machen und s{hon jeßt über die vermuthlihe Stellung, die der Bundesrath zu den vorliegenden Anträgen einnehmen wird, mich äußern, in der Hoffnung, daß ich dadur dazu beitrage, einmal Klarheit über das Schiksal der Anträge zu \{affen, und zweitens auch nah außen hin beruhigend zu wirken,

Ich bin dem leßten Herrn Vorredner dankbar für die Auffassung, die er über seine Stellung zu der Vorlage ausgesprochen hat, und ih fann ihn versichern, daß der Weg, den er vorshläzt, auch nach meiner persönlihen Ueberzeugung wird eingeschlagen werden müssen, um die Impfschädigungen, die ja unleugbar noch vorkommen, aus der Welt zu schaffen. Ih habe keine Fühlung mit dem Bundesratb in dem Sinne genommen, daß ih positiv an- geben könnte, wie die einzelnen Regierungen sich zu der Frage der Aufhebung des Impfgesezes stellen werden. Aber nah der mir be- kannten Auffassung, wie sie mir aus früheren Korrespondenzen ent- gegengetreten ist, glaube ich nit, in Aussicht stellen zu können, daß für die vorliegenden Anträge eine Majorität im Bundesrath zu haben sein wird. Ih bin vielmehr der Meinung, daß die überwiegende Mehrheit der Bundesregierungen, wenn nicht sogar alle, gegen die Aufbebung des Impfgeseßes fich erklären werden. Und, meine Herren, das hat seinen guten Grund.

Die bisherigen Erfahrungen, die mit der Zwangsimpfung gemacht worden sind, lassen es keineëwegs als wohlgethan erscheinen, dieses werthvolle Schußmittel gegen eine verderblihe Krankheit aufzugeben. Die Herren Antragsteller, welhe heute ihre Anträge begründet haben, haben die vom Gesundheitsamt beigebrahte Statistik und die vom Gesundheitsamt für die Aufrehterhaltung des íImpfzwangs heran- gezogenen Gründe mit Gegengründen und mit dem Hinweise auf antere statistishe Aufnahmen zu bemängeln gesuht. Meine Herren, ih glaube, daz die Statiftik, die das Gesundheitsamt aufgenommen hat, und welche Ihnen allen zugänglich gemaht if in dem Büchlein, welches den Titel: „Blattern- und Schußpocken- impfung* trägt, um deswillen vor jeder anderen Statistik den Vorzug verdient, weil sie sich stüßt auf amtliche Erfahrungen und auf amt- lihe Erhebungen. Ich freue mich, daß der Herr Abg. Dr. Langerhans den Werth dieser vom Gesundheitsamt auëtgehenden Statistik und den Werth der Schrift des Gesundheitsamts in das rechte Licht gestellt hat. Jh nehme aber gar keinen Anstand, auch meiner- seits es auszusprehen, daß es in der That ein für die Be- urtbeilung unserer Frage außerordentlich werthvolles Material ist, das uns das Gesundheitsamt geboten hat, daß es mit außerordentlicher Sorgfalt zusammengestellt ist und daß ten Herren Impfgegnern nur empfohlen werden kann, an die Prüfung dieses Materials zu gehen. Ich bezweifle nit, daß, wenn anders fie objektiv verfahren, sie dann ihren Standpunkt erheblich modifizieren werden. Ich bedaure, daß der Herr Direktor des Gesundheitsamts dur Krankheit verhindert ist, der heutigen Berathung beizuwohnen; er würde besser, wie ih es vermag, an der Hand seiner Erfahrungen das Material, welches Ihnen vorliegt, noch erweitern und beleuhten können.

Nun, meine Herren, woraus erklärt sich denn die wachsende Zu- nahme der Impfgegner? Ganz einfah daraus und das hat Herr Dr. Langerhans \{chon mit großem. Recht hervor-

1896.

gehoben —, daß das gegenwärtig lebende Geschlecht gar keine Vorstellung mehr hat von dem Elend, das durch eine Blatternepidemie hervorgerufen werden kann. (Sehr richtig!) Und, meine Herren, woraus erklärt sh die Zunahme der Impf- gegner weiter? Sie erklärt sich daraus, daß es ja für das mensch- lihe Gefühl das wird jeder fühlende Mensch zugeben außer- ordentli empfindlich is, wenn man, obwohl man die Ueber- zeugung hat, sein Kind, seinen Liebling durch die Impfung einer gewissen Gefahr auszusetzen, troßdem vom Staat gezwungen wird, gegen die eigene Ueberzeugung die Impfung vornehmen zu lassen. (Sehr richtig!) Aber daraus folgt noch lange niht, daß, wie die Herren Impfgegner beute behauptet baben, es niht die Aufgabe des Staats sei, und daß der Staat kein Recht habe, zur Impfung zu zwingen. Der Staat hat das Wohl der Gesammtheit dem Wohl des Individuums voranzustellen, und wenn der Staat zu der Ueber- zeugung kommt, daß nur unter Opfern, die von seiten des Einzel- individuums geckraht werden müfsen, das Wohl ves Ganzen sicher zu stellen ift, so hat er allerdings das Recht, au, wie der Herr Abg. Dr. Förster fich ausdrüdckt, über den Leib des Individuums zu ver- fügen. Meine Herren, zum Schuße des Vaterlandes thun wir ja nichts Anderes : wir haben die allgemeine Militärpfliht; da wird auch übcr den Leib des Soldaten verfügt.

Andererseits aber hat au der Staat die Aufgabe, wenn wirklih mit den Opfern, die er von dem Individuum verlangt, Schädigungen verbunden find, alles zu thun, um diese Schädigungen, soweit fie nicht völlig beseitigt werden fönnen, auf ein Minimum zurückzuführen. Und, meine Herren, in dieser Beziehung ift die deutshe Regierung nicht lässig gewesen und hat bereits {öne Erfolge durch ihre Bemühungen er- zielt. Ich erinnere einfach daran, daß, seitdem der Bundesrath dazu übergegangen it, die Anwendung der Thierlymphe bei den Zwangsimpfungen zu empfehlen, die Zahl der Impfschädi- gungen fehr erheblich abgenommen hat. Das ist ja auch ganz natürlich: wird unverfälshte reine Thierlymphe zur Impfung verwendet, so kann von einer Uebertragung von Menschen- krankheiten auf den Impfling nicht die Rede sein. Und wenn Sie sich die Ziffern ansehen, die auch in diesem Büchlein enthalten sind, so hat die Anwendung der Thierlymphe konstant zugenommen, und im Jahre 1893 waren es z. B. nur noch 1,45 9/6 der Erstimpfungen und 0,65 9/9 der Wiederimpfungen, bei denen menschliche Lymphe zur Anwendung gekommen oder die Art der angewendeten Lymphe nicht ermittelt is. Uebrigens werden wir auch in diesem Punkte noh zu besseren Zuständen kommen müfßsen. Auch hier müssen wir bestrebt sein, daß überall nur unverfälshte und gute Thierlymphe Ver- wendung findet, :

Meine Herren, was die Beschaffenheit der Thierlymphe anbelangt, so sind die Regierungen dazu übergegangen, die größtmöglichsten Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen. Jeves Kalb, von dem die Lymphe genommen wird, wird geshlahtet; es wird untersuht, und wenn sich irgend ein Krankheits\tofff in dem Kadaver vorfindet, so wird-die Ly mphe nicht zur Anwendung gebracht.

Weiter sprach der Herr Vorredner davon, daß eine große Unzu- friedenheit bestehe rücksihtlich der Unterwerfung unter die Zwangs- impfung um deswillen, weil die Kinder der Wohlhabenden vom Haus- arzt geimpft werden, während die der armen Leute sich zum Impftermin einfinden müssen. Er s\prach weiter davon, daß es sich vielleicht empfehle, die Unzufriedenheit dadurch zu beseitigen, daß man die Lymphe den Aerzten unentgeltlich giebt, und daß man den armen Leuten, die ihre Kinder impfen lassen müssen, die Wahl des Arztes anheimgiebt. In dieser Beziehung is bereits, wie mir gesagt wird, der Anfang in einem Bundesstaat gemacht: in Hessen wird die Lymphe unentgeltlich verabfolgt. Ich bin gern bereit, in Erwägung zu nehmen, ob niht auch in anderen Theilen des Reichs auf demselben Wege vor- gegangen werden kann. i

Eine weitere Maßregel zur Verringerung der Unannehmlichkeiten bei der Zwangsimpfung habe ih mir noch in neuerer Zeit bei den Regierungen anzuregen erlaubt. Es wird darüber geklagt, daß die Kinder an beiden Armen geimpft werden, daß namentlih, wenn die Pucken aufgehen, Fieber eintritt, und daß dann das Betten der Kinder s{wierig ist. Wir haben die Ueberzeugung gewonnen: es genügt auch die Impfung an einem Arm; und zwar foll das künftig wennmöglih der linke sein, damit das Kind nicht behindert ist, von seinem rechten Arm Gebrauch zu machen. (Heiterkeit.) Natürlih nur zu Zwecken des Schulunterrichts. (Heiterkeit.)

So werden wir jede Anregung, die auf diesem Gebiet gegeben wird, gern verfolgen; wir werden uns sehr freuen, wenn es mögli ist, die unangenehmen Seiten der Zwangsimpfung und die unangenehmen Eindrücke, welche die Vorschrift der Zwangsimpfung auf einen großen Theil des Publikums ausübt, hintenanzuhalten.

Jedenfalls steht so viel fest, daß, wenn auch der gegenwärtige Zustand niht mehr als verbesserungsfähig anzufehen wäre, wenn wir ihn beibehalten müßten, und wenn es uns das will ih noch hinzu- fügen nit gelänge, eine noch forgfältigere Behandlung der Impf- linge zu ermögliden aus dem Mangel ausreihender Sorgfalt resultieren nämlih die meisten Schädigungen, es werden die Impf- stellen nicht gehörig verbunden, nit reingehalten, niht sorgfältig genug beobahtet —, ih sage: selbst wenn alles dies nicht zu bessern wäre, so würde ich doch der Meinung sein, daß der gegenwärtige Zu- stand n och weitaus den Vorzug verdient vor dem Zustand, in dem wir verfallen würden, wenn wir unser Impfgesez aufhöben. (Sehr rihtig!)) Sehen Sie sich die graphische Darstellung in diesem Büchlein an ih habe sie in größerem Format bier, will die Herren aber nicht zu sehr aufhalten mit der Darstellung —, betraten Sie z. B. die Karte über die Hâufigkeit der Pockentodedsfälle, auf welcher die dunkelste Farbe die größte Häufigkeit der Pockentodesfälle bezeichnet und die hellste Schraffierung die geringste Blatternsterblichsteit darstellt, so finden Sie, daß Deutsch» land neben Schweden und Schottland in Bezug auf die Pocken« todeófälle das am besten bestellte Land is, daß Spanien und Ruß-

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