1915 / 13 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Jan 1915 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium für Handel und Gewerbe.

S Der Navigationslehrer Kropf in Geesiemünde ist an die Navigationsvorschule in Papenburg verjetßt.

Auf Grund der Verordnung, betreffend die zwan gs- weise Verwaltung britisher Unternehmungen, vom 22. Dezember 1914 (Reichsgeseßbl. S. 556) ist die Zwangs- verwaltung folgender Firmen :

H. Aron, Elektrizitätszählerfabrik Gesellschaft m. b. H. in

Charlottenburg, Wilmersdorfer Straße 39 (Verwalter: J. Fran, Charlottenburg, Kurfürstendamm 18), Fisher u. Co. Gesellschaft m. b. H. in Cöln (Verwalter: Direktor Schmit, Vorstand der Treuhand A. G. in Cöln) angeordnet worden. Berlin, den 12. Januar 1915. Der Minister für Handel und Gewerbe, F. A.: Lusenskty.

Ministerium der geistlihen und Unterrichts- angelegenheiten.

Dem Seminardirektor Deetjen ist das Direktorat des Lehrerseminars in Eckernförde verliehen worden.

Finanzministerium. __ Die Rentméeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Königsberg i. Pr., Regierungsbezirk Königsberg, und die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Cóin I, Regierungsbezirï Cöln, 1nd zu bejeßen.

Boetannlm«@QUn.a

Gemäß S 46 des Kommunalabgabengeseßzes vom 14. Juli 1893 (G.-S. S. 152) wird hiermit zur öffentlihen Kenntnis gebraht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunalabgaben einshäßbare Reinertrag aus dem Be- triebsjahre 1913/14 bei der Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn bezüglih ihrer in Preußen belegenen Strecke auf 83 M 26 5 festgestellt worden ist.

Magdeburg, den 14. Januar 1915.

Der Königliche Eisenbahnkommissar. Sommer.

Nichtamtliches.

Deutsches Neicch.

Preußen. Berlin, 16. Januar 1915.

Der Ausschuß des Bundesrats für Zoll- und Steuer- wesen hielt heute eine Sißung.

Verbot der Ausfuhr von Jutesäcken.

Die Ausfuhr von alten und neuen leeren Jutesäcken als Handelsware ist verboten. Anträge auf Befreiung von diesem Ausfuhrverbot haben keine Aussicht auf Genehmigung.

Vom 1. Februar 1915 ab ist allgemein die Ausfuhr von SJutesäcken und Jutetüchern, die als Umschließung bei der Ausfuhr von Hopfen, Kalisalzen, Zucker, Salz, Zement, Gips, Bittersalz, Sämereien und anderen Artikeln des Massenverkehrs wie Korken, Bettfedern, Lumpen usw. mit aus- gefüßrt werden, verboten, und zwar mit der Maßgabe, daß das Verbot für alle Sendungen in Kraft tritt, die nicht vor dem 1. Februar bereits zur Beförderung angenommen waren. Die Ausfuhr wird jedoch ohne besondere Ausfuhrbewilligung ge- stattet werden, wenn eine Gewähr dafür geleistet wird, daß die Säcke nah ihrer Entleerung im Ausland in das Neichsgebiet zurückgebracht werden.

Um diese Wiederecinfuhr sicherzustellen, find die Zollstellen befugt, bei der Ausfuhr einen Betrag in bar oder in TBert- papieren usw. hinterlegen zu lassen, der dem ungefähren Werte der Säcke entspricht, und der zurückzuerstatten ist, sobald die Säde vom Ausland wieder eingehen. Der Durchschnittswert eines Sackes dürfte für die Sicherstellung ohne Rücksicht auf die Größe etwa mit 1 #6 anzunehmen fein.

Ebenso ist seitens der Zollbehörden zu verfahren mit Säcken, die leer ausgeführt werden und die demnächst in be- fülltem Zustand vom Ausland in das Zollinland zurückgebracht werden jollen.

erden die bedingungsweis hinausgelassenen Säcke nicht innerhalb der geseßten Frist wieder eingeführt, so ist die Sicherheitsleistung der Staatskasse verfallen und außerdem hat der Ausführer seine Bestrafung wegen Konterbande nach 88 134 ff. des Vereinszollgeseßes zu gewärtigen.

Jm Besiße von Ausländern befindliche Jutesäcke (eigene und Leihsäcke), die entweder in leerem Zustand zur Befüllung in das Neichsgebiet eingeführt, und demnächst befüllt wieder in das Ausland zurückgebracht werden oder die befüllt eingeführt und nach Entleerung im Jnland in das Ausland wieder zurückgebracht werden, sind von den Grenzeingangsämtern im Vormerkverkehr ohne Hinterlegung eines Wertbetrags abzufertigen. Jm allgemeinen wird hierfür eine Buchkontrolle genügen. Ob es in einzelnen Fällen erforderlih sein wird, die Wiederausfuhr der einge- führten Säcke durch Anbringung eines Erkennungszeichens zu überwachen, bleibt dem Ermessen der zuständigen Amtsstellen anheimgestellt.

Säcke aus anderen Geweben als Jute oder aus Papier unterliegen zurzeit nicht dem Ausfuhrverbote.

Das „Journal officiel“ verbreitet einen amtlichen französi- 4

schen Bericht über deutsche Grausamkeiten. Wie „W. T. B. mitteilt, bildet der Bericht den Gipfel in dem Lügenfeldzuge, der seit Kriegsbeginn gegen Deutschland geführt wird. Er strozt von den unerhörtesten Greuelgeschichten. Die lediglich von Franzosen behaupteten Fälle werden als bewiesen dargestellt, ohne daß irgendeine Möglichkeit bestände, fie unparteiish zu untersuchen.

Das deutsche Heer steht zu hoh, als daß es von diesem Smut erreiht werden könnte. Es nimmt aber davon Kenntnis, zu welchen vergifteten Waffen ohnmächtiger Haß einen Gegner getrieben hat, der einst für ritterlih galt.

Jn der „Tribune de Genève“ wird behauptet, die deutschen Konsulate hätten die in Jtalien ansässigen Deutschen angewiesen, sich auf das ersie Zeichen zum Verlassen Jtaliens bereit zu halten. Diese Behauptung ist, wie „W. T. B.“ mitteilt, völlig erfunden.

Die Presse des feindlihen Auslandes behauptet, die Kriegsgefangenen in Deutschland würden \hlecht be- handelt, im Gegensay zu der Behandlung der Kriegs- gefangenen durch unsere Gegner. Eine durh „Havas“ ver- breitete Note des französischen Kriegsministeriums äußert sich in gleichem Sinne. Andererseits herrscht in Deutschland vielfach die Ansicht, die feindlichen Kriegs gefangenen würden verwöhnt. Beides ist einer amtlichen Erklärung zufolge falsh. Die Kriegs- gefangenen werden in Deutschland nah dem Völkerrecht und nach den Vorschriften, die diesem entsprechen, behandelt, nicht besser und niht \{hlechter. So wird es auch weiter ge- halten werden.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 325 und 326 der Deutschen Ver- lustlisten bei. Sie enthalten die 127. Verlustliste der preu- Fischen Armee, die 136. Verlustliste der bayerishen Armee, die 93. Verlustliste der sächsishen Armee und -die 95. Verlusiliste der württembergischen Armee.

Oesterreich-Ungarn.

Die „Reichspost“ veröffentlicht Aeußerungen des Armeekommandanten Dantkl, der am Mittwoch die Bericht- erstatter des Kriegspressequartiers empfing. General Dankl wies auf den ungeheuren Unterschied zwischen dem jeßigen Kriege und den früheren hin, die durch drei oder vier Schlachten entschieden wurden. Jeßt stehe man in wochenlangem harten Ringen troy kühnster Angriffe und glänzendster Taten fortwährend vor neuen folossalen Fronten, die immer wieder die zeitraubendsten Umgruppierungen und neue Angriffe erforderten. Eines aber bleibe das Entscheidende, nämlich die moralische Kraft der Armee und der Bevölkerung. Wer am zähesten und hartnäckigsten ausharre, werde scließlich den Erfolg erringen! Danil gab sodann seinem Stolze über die I. Armee Ausdru, die eit Kriegsbeginn vor Lublin und Jwangorod 1m éng- sten Verbande mit den tapferen deutschen Wasfen- brüdern gefämpft und später Schulter an Schulter mil den heldenmütigen Verbündeten deutsches Gebiet vor dem Einbruche des Feindes bewahrt habe. „Jm Vertrauen auf die uns inne- wohnende Kraft“, \o {loß der General, „werden wir weiter kämpfen, durhdrungen von der Ueberzeugung, daß der ent- \{chlossene Wille unserer Völker als Rückhalt für die beispiellose Tapferkeit und Zähigkeit der Truppen zur endgültigen Nieder- ringung des Feindes führen muß.“

Großbritannien und Frland.

Die Anordnung der englishen Regierung, internierte Schiffe für die Küstenschiffahrt zu verwenden, hat der „National Tidende“ zufolge in London starkes Aufsehen erregt. Die Anordnung wird die hohen Frachtsäße bedeutend herab- seßen, besonders “wenn ein internationale j Uebereinkommen mit Amerika getroffen werden kann, daß auch in amerikanischén Häfen liegende deutshe Schiffe für Transporte auf dem Atlantischen Ozean verwendet werden können.

_— Vorgestern wurden die als Prisen erklärten deutschen Segler „Friß“, „Orlanda“, „Orlona“ und „Helgo- land“ versteigert. Die Preise schwankten zwischen 1670 und 1800 Pfd. Sterl.

Frankreich.

Jm Senat führte vorgestern der Senator Dubost zu Beginn der Sigzung laut Bericht des „W. T. B.“ aus:

Die Einigkeit und das gegenseitige Vertrauen der Senatoren sei notwendiger als je. Das Jahr 1915 werde ein entseidendes Datum für Franfreih bilden. Deutschland berausche fich an dem drohendsten Kaisertraum, den die Welt jemals gekannt habe, und s{welge jeßt in Brand und Blut im Gegenfaßz zu dem friedlichen Frankreich. Deutsch- land babe die Wissenschaft des Todes organisiert. Der augenblicklihe Kampf set der fürchterlihste in der Geschichte und müsse mit er- barmungéloser Vernichtung jenes mittelalterlihen Despotismus® enden, der in so ungeheuerlicher Weise auferstanden sei. Duboit {loß mit der Aufforderung, Gambettas zu gedenken.

Nach der Rede Dubosts trat das Haus in; die Erörterung über die Tagesordnung ein. Auf dieser stand ein Gefeßantrag, betreffend den Unterricht an höheren Lehranstalten. Der Senator Delahaye verlangte nah dem „Nouvelliste“ unter den obwaltenden Verhältnissen eine Vertagung der Debatte über dieses und alle anderen Projekte,

Der Vorsißende des Finanzaueshusses Peytral erklärte dem- gegenüber, das Parlament müsse seine Ausgate als gesehz- gebender und fontrollierender Faktor durchführen. Der Minister- präsident Viviani äußerte, die Regierung teile die Auffassung des Finanzaus\husses und verlange die volle Kontrolle durch das Parlament. Er bedauere den durch Delahaye entstandenen Zwischenfall. Die Einigkeit des Landes könne auch mit der Kontrolle des Parlaments bestehen. Delahaye erwiderte hierauf, daß er gegen die Worte dcs Ministerpräsidenten proteslieren müsse, und fragte, ob man in der gegenwärtigen Zeit unnütze De- batten wteder beginnen und sich nußlosen_ parlamentarischen S{hwäyßereien hingeben wolle. Das Haus wise, daß das Land nit mit ihm fei. Die pvarlamentarise Kontrolle sei nur eine Phrase. Der Senator Hervey {loß \sich dem Einspruch Delahaves an und erklärte, daß das von der Negierung für die Session des Parlaments angenommene Arbeitsprogramm die im Felde stehenden Parlamentarier an threr Pflichterfüllung bei der Armee verbindere. Er fei mobilisiert und reiche daher feine Demisssion als Senator ein. Auf Drängen seiner Freunde zog Hervay \chließlich scine Demission zurück und kam dagegen um Urlaub bis Ende des Krieges ein. Damit war der Zwischenfall beigelegt.

_ Das Haus vertagte sich darauf. Ob Delahayes Antrag auf Vertagung angenommen wurde, ist nicht ersichtlich, da die betreffende Stelle von der Zensur unterdrückt worden it.

—- Gustave Hervé verlangt, daß nah der Frage des Gesundheitsdienstes die dringende Frage der Jnternierten- lager erledigt werde, die kein Ruhmesblatt der französischen Geschichte sei. Er sagte obiger Quelle zufolge:

Anfang August habe eèn Schwarm von Alarmisten dèr Bevölke- rung in den Kopf geseht, das Land sei voller Spione. Spione habe es gegeben, aber als dié deutsche Lawine in Frankrei. eingebrochen wäre, fet es allzu einfa gewesen, die Niederlage durch ungenügende Borbereitung, zablenmäßige Unteriegenheit und Fehlen \ckchwererc Artillerie zu erklären Man habe einen Sündenbock finden

müssen. Diesmal seien Spione der Sündenbock gewesen.

| Die Regierung habe den Kopf verloren und befohlen, alle

Deutschen zu internieren. Die unglücklihen Opfer würden unter dem Johlen der Bevölkerung in Eitenbahnzüge gebracht und ta den Waggons eingepfercht. In den für ihren Aufenthalt bestimmten Städten würden fie zwishen zwei Reihen von Soldaten und Schußz- leuten in Lokale geführt, wo nichts zu ihrem Empfang vorbereitet set, und wo Männer, Frauen und Kinder wochenlang auf Stroh oder dem nackten Boden in widerlihem Durcheinander hausen müßten und wie Sträflinge behandelt würden. Man werde niemals die Zahl der armen Kinder kennen lernen, die in diefen Zucht- bäusern infolge des Elends und der Entbehrungen gestorben seien. Dies sei eine \chône Reklame für Frankreih im Ausland. Das Parlament solle Maßnahmen für eine würdige Behandlung ter Intexnierten treffen, um den guten Nuf Frankreihs und die Ehre der Nepublif

zu retten. Rußland.

Der Finanzminister führt in seinem begründenden E rposé zum Budgetentwurf für 1915 laut Bericht des A6. D. D! aus: | "eie Beendiaung der Mobilmachung habe die allmählihe Wieder- herstellung des Warenverkehrs gestattet. So sei der Warenverkehr auf den Eisenbahnen im November 1914 nur um 23 9/o geringer ge- wesen als im November 1913. Die zeitweilige Verschiebung der Fällig- feitêtage für DarleHen und die Einschränkung des gewöhnlichen Be- darfs in den ersten Augenblicken nah der Kriegserklärung hätten den Handel bedeutende Schwierigkeiten verursat. Dennoch hate sich die age schnell gebessert. Die Messe von Nischni Nowgorod habe bereits einen befriedigenden Erfolg gehabt und eine Preissteigerung für gewile Waren gezeigt. Der ungünstige Einfluß des Krieges avf den Handels- verkehr habe sich dank den Maßnahmen zur Stüßung des Kredits und der Wiederherstellung des Warenverkehrs auf den meijten Eisenbahnen be- ständig vermindert. In der Industrie sei keine Arbeitslofigkeit beobachtet worden, außer in dem Gebiete der Kriegsoperattonen, wo die Arbeits- losigkeit durch das Aufhören der industriellen Produktion bedingt sei. Ab- aesehen von den nicht sehr beträchtlihen vom Feinde besepten Ge- bieten babe das industrielle Leben des Landes keine wes chDT- minderung erfahren. Diefe verhältnismäßig günstige Lage erkläre fich besonders dur die Erhôhung der Leistungsfähigkeit der Arbeiter in- folge des Verbots des Spirituosenverkau!s, die 30 bis 50 9/o betrage. Sie wiege die Verminderung der Arbeiterschaft dur die Einberufung zu den Fahnen in beträchtlihem Maße auf. j

Der orthodore Erzbischof von Wolhynien Eulogius hat an das galizishe Volk und die galizische Geistlichkeit ein besonderes Rundschreiben gerichtet, in dem es unter

anderem heißt: l n Gute Hirten des galizishen Rußland! Ihr habt euch um das

Volk sebr verdient gemacht; wenn «s bisber die russische Seele be- wahrt hat, so verdankt es dies der Seeliorge und der Arbeit seiner Geistlichkeit. Ihr seid in der Ueberlieferung der lateinischen Union erzogen worden, sie vermochte do nicht, den russischen Geist in euch zu ersticken. Die Macht der dur Jahrhunderte befestigten Veberlieferung ist aroß; aber es gibt Augenblicke im Leben, in denen man nicht von Ueberlieterungen leben kann, in denen ite, einer Kritik, einer Durchsicht unterworfen werden müssen. Nun tit ein solher Augenblick da. Führt das Volk nun auf dem Wege der organishen Vereinigung mit dém großen Rußland weiter und befor ders, stellt setne uralte bistorische Verbindung mit der orthodoren russischen Kirche wieder her und bekräftigt diese. Denkt daran wieviel Kummer dem Volke aus der ihm mit Gewalt aufgezwungenen Verbindung mit Nom erwachsen ist, wie viele von euren Brüdern, denen diese Union lästig war, länast ihre Fesseln sprengten und Volt sführer der orthodoxen Neligion im Cholmec Land und in Amerika wurden. Aus ihrer Mitte leuctet in feiner geistigen nheit das Bild des ewig denk- würdigen Paters des galizish-russishen Bolkes, des großen Volks- freundes und Dulders für sein Volk, des Paters Johann Nau- mowitsch hervor. Er soll nunmehr Guer geistiger Führer werden ; führt das Volk ihm nah auf einem Wege, den die Geschichte ibm jeßt weist, richtiger gesagt, auf dem ott selbst es leitet; führt Eure Herde dahin, wohin das Gewissen des Volks sie treibt zum Slauben unserer Väter, zu dem Glauben, in dem unsere heiligen Noreltern lebten und erlöft wurden.

Der Gouverneur von Riga hat das Verbot des öffentlichen „demonstrativen“ Deutsch\sprechens sowie der deutsheu Schilder und Aufschriften unter Androhung von 3000 Nubel oder 3 Monat Gefängnis erneut eingeschärft.

Ftalien.

Durch Königlichen Erlaß ist der Generalinspektor im Mi- nisterium des- Junern Dezza zum Königlichen Kommi}jar ernannt und mit Vollmacht ausgestattet worden, um unler direftem Befehl des Ministeriums des Jnnern für alle aus dem Erdbeben vom 13. Januar sich ergebenden Notwendig- feiten Sorge zu tragen. Der Erlaß gibt außerordentliche Ver- fügungen, ähnlich denen bei dem Erdbeben von Messina, über die Zuerkennung von Besiß und Eigentum, über Feststellungen von Todesfällen und den Mündelschußz verlajsener Kinder sowie über die Ausführung von Arbeiten.

Der Fürst von Bülow hat gestern gegenüber den Ministern Salandra und Sonnino sein Beileid aus Anlaß des Erdbebens zum Ausdruck gebracht.

Portugal,

Der Finanzminister hat für das Rechnungsjahr 1915/16 einen Budgetanschlag eingebracht, der nach dem „Figaro“ ohne Erhöhung der Abgaben und Steuern mit einem Ueber- {huß von 215 Contos abschließt.

Der Senat hat derselben Quelle zufolge in seiner leßten Sigung den Handelsvertrag mit England ratifiziert. Der - Kongreß hat beschlojjen, sih auf den 4. März zu vertagen. Die Wahlkollegien werden am 7. März zusammentreten.

Belgien.

Der Generalgouverneur von Belgien, Generaloberst Freîi- herr von Bissing, hat gestern die in Brüßsel ansässigen Journalisten empfangen und bei ‘diesem Empfange erklärt, er lege großen Wert darauf, daß das deutsche Volk regel- mäßig und tunlichst umfangreih über die Verhältnisse in Belgien und die sih daraus ergebenden Maßnahmen der deutschen Verwaltung unterrichtet werde. Er wies auf die große Aufgabe hin, die hiermit den Vertretern der deutschen Presse in Belgien erwächst, und versprach ihnen jegliche Förde- rung in ihrem Berufe.

Schweden.

Der Reichstag ist gestern zu einer ordentlichen Session zusammengetreten. Der Präsident und die Vizepräsidenten sind dieselben wie 1914. Die feierliche Eröffnung findet heute stati,

Amerika.

Der Bericht beider Häuser des amerikanischen Kongresses über die Einwanderungsbill, betreffend den Ausschluß von Analphabeten, soll, wie das „RNeutersche Bureau“ meldet, jeßt dem Präsidenten Wilson vorgel gt werden, nachdem das Repräsentantenhaus sie mit 227 gegen 96 Stimmen au-

genommen hat.

} In den Vogesen nichts von Bedeutung.

Die Lage in den Oelfeldern vonTampico- ist wieder ernst geworden. Der „Times“ zufolge sucht der General Carra Ss den Betrieb der Oelguellen, deren einige der Pearson- esellshaft gehören, zu verhindern. Die britishe Re- gierung erhob dagegen Einspruch. Die Zustände qind jedo jo verwirrt, daß der Protest wahrscheinlich. wirkungslos bleiben wird. Zwischen Carranza und Villa finden hartnäckige Gefechte statt. Auch Villa und Zapata dürften bald Kämpfe beginnen, während die militärishe Konvention einen Schein- präsidenten wählte, den aber niemand beachtet.

Kriegsnatrihten. Westlicher Kriegsschauplaßt.

Großes Hauptquartier, 15. Januar. (W. T. B.) Vor Westende zeigten sich gestern einige Torpedoboote und kleinere Fahrzeuge, die sih der Küste bis auf etwa 14 km näherten. Französische Angriffe beiderseits Notre Dame de Lorette nordwestlih Arras wurden von unseren Truppen abgewiesen. Ein vor acht Tagen bei Ecurie nördlich Arras dem Feinde entrifsener, von Teilen einer Kompagnie besezter Schüßengraben ging uns gestern verloren. Die Kämpfe an dieser Stelle sind heute wieder im Gange. Nördlich und nordöstlih Soissons ist das nördliche A is ne- ufer von Franzosen endgültig gesäubert worden. Die deutschen Truppen eroberten in ununterbrohenem Angriff die Orte Cuffies, Crouy, Bucy-le-Long, Missy und die Gehöfte Vauxrot und Verreries. Unsere Beute aus den Dreitäginen Kämnfon nördlih Soifsons hesäuft fich jeßt auf rund 5200 Gefangene, 14 Geschüße, 6 Ma- shinengewehre und mehrere Revolverkanonen. Die Franzosen erlitten \chwere Verluste, 4 bis 5000 tote Franzosen wurden auf dem Kampffelde gefunden, der Rückzug füdlih der Aisne lag unter dem Feuer unserer {weren Batterien.

Wie sehr sih die Verhältnisse gegen frühere Kriege ver- schoben - haben, zeigt ein Veraleih der hier besprochenen Kämpfe mit Ereignissen von 1870. Wenn auch die Bedeutung der Gefechte nördlih Soissons mit derjenigen der Schlacht vom 18. August 1870 nicht zu vergleichen ist, so entspricht doch die Breite des Kampffeldes annähernd der von Gravelotte- St. Privat. Die französischen Verluste aber vom 12. bis 14. Januar 1915 übersteigen aller Wahrscheinlichkeit nach die der Franzosen am 18. August 1870 um ein Beträchtliches.

Feindlihe Angriffe nördlih Verdun bei Consen- voye \scheiterten. Mehrere Vorstöße gegen unsere Stellungen bei Ailly südöstlih St. Mihiel wurden durch Gegenangriffe, nachdem fie stellenweise bis in unsere vordersten Gräben geführt hatten, unter \chweren Verlusten für den Feind zurücckgeshlagen. Jm lezten Nachstoß eroberten unsere Truppen die feindlihen Stellungen, die aber nach Wiederaufbau unserer eigenen Stellung freiwillig und ohne Kampf während der Nacht wieder aufgegeben wurden. Ein unbedeutender Angriff bei Mes nil nördlih St. Dié wurde von unseren Truppen abgewiesen. Jm übrigen fanden in den Vogesen nur Artilleriekämpsfe statt.

Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 16. Januar. (W. T. B.)

n Gegend Nieuport fanden nur Artillerieklämpfe statt. Feindlihe Angriffe auf unsere Stellungen nord westlich Arras wurden abgewiesen; im Gegenangriff eroberten unsere Truppen zwei Schüßengräben und nahmen die Besaßung gefangen. Das in leßter Zeit oft erwähnte Gehöft von La Boisselle nordöstlich Albert wurde gestern gänzlich zerstört und von Franzosen gesäubert. NordöstlihSoissons herrschte Ruhe. Die Zahl der in den Kämpfen vom 12. bis 14. Januar dort- selbst eroberten französischen Geschüße hat fich auf 35 erhöht. Kleinere, für uns erfolgreiche Gefechte fanden in den Argonnen und im Wald von Consenvoye (nördlich Verdun) statt. Ein Angriff auf Ailly südöstlih St. Mihiel brach unter unserem Feuer in der Entwicklung zusammen.

Oberste Heeresleitung.

Oestlicher Kriegsschaupla b.

A Großes Hauptquartier, 15. Januar. (W. N) In Ostpreußen und im nördlichen Polen keine Verände- rung. Die Angriffe in Polen westlich der Weichsel machten langsam Fortschritte. Bei Eroberung eines Stüß- punktes nordöstlich Rawa blieben 500 Russen als Ge- fangene in unseren Händen, 3 Maschinengewehre wurden erobert. Heftige russische Gegenangriffe wurden unter \chwersten Verlusten für die Russen zurückgeschlagen. Oberste Heeresleitung.

L. Großes Hauptquartier, 16. Januar. (W. D. D.) Die Lage ist unverändert. Die regnerische und trübe Witterung \hloß jede Gefechtstätigkeit aus.

Oberste Heeresleitung.

Wien, 15. Januar. (W. T. B.) Amtlich wird ge- meldet: Während an der Front in Russisch Polen nur stellenweise Geshüz- und Maschinengewehrfeuer einseßte, war gestern am Dunajec heftigerer Ge\hüßkampf im Gange. Besonders unsere \hwere Artillerie wirkte gut. Sie \choß ein großes Magazin des Gegners in Brand und brachte nah, einigen Schüssen eine seit einigen Tagen gut placierte feindliche {were Batterie zum Schweigen. Jn den Karpathen herrscht Nuhe, Zunehmender Frost beeinflußt die Gefechtstätigfkeit.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: - von Hoefer, Feldmarschalleutnank.

Der Krieg in den Kolonien.

London, 15. Januar. (W. T. B.) Der „Daily Tele- graph“ veröffentlicht folgenden Bericht über den erfolglosen englishen Angriff au f Tanga in Deutsch Ostafrika:

Die aus britischen und indischen Truppen bestehende englische Streitmaht war Ende Oktober ven Bombay abgereist und über Mombasa bei Tagetanbruch am 2. November vor Tanga ange- kommen, das als Landungsort in Ausficht genommen war. Da Tanga ein unbefestigter Hafen ist, so forderte der Kommandeur des begleitenden Kriegs\hifes Fox den Play auf, sich zu ergeben, bevor dieser besMossen würde. Der deutsche Gouverneur lehnte dies ab, zog mit der Bahn Verstärkungen heran und befeftigte den Plaß. Es war \{roterig, Truppen zu landen. Dies konnte erst am

Zeit zu sparen, - bet Mondschein autgeschifft, ohne . angegriffen zu werden. Die Abteilung zog auf Tanga, von wo fie mit Gewekrfeuer empfangen wurde, dem fie standhtel!, bis der bedeutend verstärkte Feind einen Gegenangriff machte, vor dem die Briten weich2n mußten. Fox eröffnete das Feuer auf den Feind, der eilig zurückging, Inzwischen wurden weitere Truppen gelandet. Die Streitmacht vershanzte sich. Die gefamte Infanterie war am 4. November um 9 Ubx fruh an Land. Der ll- gemeine Vormarsch wurde unternommen, aber obwohl die Stadt nur zwei Meilen entfernt war, kamen die Briten erft nah zweieinhalb Stunden unter Feuer. Infolge dichter Pflanzungen war es un- möglich, weiter als 100 Yards zu sehen. Da die Geschüße nuglos waren, \o blieben sie an Bord des Tran®portschiffes im äußeren Hafen und feuerten nur auf Ziele, die fihtbar waren. Unsere Truppen famen um 2 Uhr 30 Minuten unter das Feuer der Gewehre und Maschinengewehre, Die 101. Grenadiere kamen in einem dichten Buch unter heftiges Kreuzfeuer, behaupteten aber ihre Stellung. Das Royal North Lancashire Negiment und * die Kashmir Nifles kamen langsam vorwärts und drangen in Tanga ein, dessen äußerste Häusergrenze sie besezt hielten. Troß des heftigen Feuers aus den Häusern, die mit Schteßscharten versehen und stark für die Verteidigung eingerichtet waren, war es unmögli, angesichts des dichten Busches und infolge der Zerstreuung der Regimenter Ver- fârkung beranzubringen. Die britischen Truppen gingen daher bet Dunkelwerden unbelästigt in eine befestigte Stellung etwa etne Viertelmeile zurück, von wo es möglich war, die Küste zu gewinnen und sih wieder einzuschiffen. Die Deutschen hatten zwei- bis dreis tausend Mann europäischer Truppen, während die unsrigen vierzehn Tage auf See gewesen waren. Der Angriff fand in einem schwierigen Lande ftatt. Jedes im Busch verstedt liegende Haus war auf die Verteidigung vorbereitet. 41

Pretoria, 15. Januar. (W. T. B.) Nach einer amtlichen Meldung hat der Kommandant Vanzyl am 12. Januar Namans- drift, den Hauptübergang über denOranjefluß nach dem deutschen Gebiet, besest und ist. nat den Nordufer vorgerüct, wo ein

R N J l A) , Y Ci Kampf mit einer deutshen Patrouille stattfand. Die Deutschen zogen fsih in nördlicher Richtung zurück. Sie wurden Nachmittags zwei Meilen von der Drift überrascht. Ein Deutscher wurde getötet, einer verwundet gefangen. Der Rest zog sih gegen Sandfontein zurück. ;

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Pretoria, 16. Januar. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ amtlich meldet, haben südafrikanische Truppen Swa- kfopmund besegt. Zwei Mann wurden getötet, einer ver- wundet. (Die längst erwartete Beseßung der offenen Hafen- stadt Swakopmund is für den Fortgang des Krieges in Südwestafrika ohne Bedeutung.)

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

__ Konstantinopel, 15. Januar. (W. T. B.) Das Große Hauptquartier teilt mit: Das französishe Unterseeboot e, SANYIL versuchte sich dem Eingang in die Dardanellen- Straße zu nähern, wurde aber sofort durch unsere Artillerie zum Sinken gebracht; ein Teil der Besaßung konnte ge- rettet werden. | i

S{ Peêétersburá, 15. Januar. (W. D. B) Eine Mitteilung des Generalstabs der Kaukasusarmee besagt: Um einer falshen Auffassung von unseren Operationen in Aserbeid\chan während der letzten Tage entgegenzutreten, hält es der Generalstab der Kaukasusarmee für notwendig, zu erklären, daß die Folge der Eröffnung der ent- scheidenden Aktion in der Hauptgegend dieses Kriegsschau- plaßzes eine gewisse Umgruppierung unserer Streilkräfte er- forderlih machte. Junfolgedessen ergab sih die Notwendigkeit, in Aserbeidshan eine Konzentration unserer Truppen an bestimmten Orten vorzunehmen, was die Räumung mehrerer vorher besetßzter Punkte erforderte. Diese Umgruppierung wurde nicht unter dem Druck des Feindes vorgenommen, son- dern als Folge des eben bezeichneten Planes. Während unsere Truppen diese Operation ausführten, fand kein bedeutendes Unternehmen statt, abgesehen von einem Zusammenstoß unserer Vorhut mit dem Feinde bei Miandul. Auf diese Weise haben wir. also Aserbeidschan niht geräumt, sondern wir haben nur eine Dislokation vorgenommen, die der neuen Lage mehr entsprach.

Statistik und Volkswirtschaft.

Bevölkerungsbewegung, Grundbesißzwechsel, Sgwhlachtungen, städtishe Sparkasse und Armenpflege in Berlin im November 1914.

Nah dem Novemberhest der „Monatsberihte des Statistischen Amts der Stadt Berlin“ betrug die fortgeshriebene Bevölkerungs- ziffer der Reichshauptstadt Anfang Dezember 1914 1 990 156 gegen 2078 267 zu Beginn des gleichen Monats im Vorjahr und 1 979 933 zu Anfang November 1914. Demnach ergibt si rechnungsmäßig für den Monat November eine Zunahme der Bevölkerungszahl um 10 223. Hiervon entfallen 1984 auf das männliche und 8239 auf das weiblihe Geshlecht. Bezüglich der ersteren Zunahme aber ift auf den Umfang der bei den militärischen Cinziehungen unterbleibenden Ab- meldungen hinzuweis-n. Die berechnete Bevölkerungszahl dürfte noch immer um Zehntausende über die tatsächlihe hinausgehen.

Lebend geboren wurden im November 1914 2873 (in dem- selben Monat des Vorjahres 3048) Kinder, darunter 607 (710) oder 21,13 (23,27) 9/9 unehelide. Auf das Iahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, stellte fich die Geburtenziffer auf 17,61 (17,6). Ehen wurden im November 1020 (im gleichen Monat des Vorjahres 1608) geschlossen, darunter 231 (332) Mischehen. Die Zahl der Sterbefälle (ohne die Totgeburten) belief fich im November auf 2297 (im November 1913 auf 2228). Im Alter bis zu 1 Jahre tarben 413 (406) Kinder, das sind 17,98 (18,22) 9% aller Sterbefälle des Berihtémonats. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, betrug die allgemeine Sterblihkeitsziffer 14 08 (13,06).

Als zug ezogen waren im November 1914 14 814 (in demselben Monat des Vorjahres 13 512) männlihe und 16 873 (12401) weib- liche, zusammen 31 687 (25 913) Personen zu verzeihnen. Für die im gleihen Monat Fortgezogenen ergaben fich eins{chließlih des Zuschlags für die unterbliebenen Abmeldungen die Zahlen: 13 141 (11 180) männlie und 8899 (9385) weibliche ,- zusammen 22 040 (20 565) Personen. Somit verblieb bei der Wanderung éin Me hr- zuzug von 1673 (2332) männlichen und 7974 (3016) weiblichen, zusammen ein Mehrzuzug von 9647 (5348) Personen.

Ein Besizwechsel fand im November 1914 bei 72 (im gleichen Monat des Vorjahres bei 131) Grundstüdcken statt. Kauf lag vor bei 33 (40) bebauten Grundstücken mit 11179 513 (16 603 904) 46 Kaufpreis und bei 2 (2) unbebauten mit 112 938 (449803) Kaufpreis, Zwangsversteigerung bet 17 (46) bebauten Grund- stücken mit 4100 453 (13 750 899) Kaufpreis; durch Vererbung gingen 17 (31) Grundstücke mit 5 009 000 (6 326 836 6 Wert und 3 (12) ohne Wertangabe in anderen Besiß über.

Der Auftrieb auf dem städtishen ViebhHhof betrug für den

Abend ausgeführt werden, Ein und ein halbes Bataillon wurden, um

Monat November 1914 28 803 Rinder (gegen 11 783 in demselben Monat des Vorjahres), 11 550 (10 300) Kälber, 33 832 (29 891) Schafe, :

147 644 (110 667) Schweine. In den öffentlichen Shlacht- bäusern wurden im November 19747 Rinder (gegen 8453“ im gleiden Monat des Vorjahres), 8923 (9537) Kälber, 31 299 (32 961) Schafe, 142633 (98 333) Schweine geschlachtet. In ver Zentralroßschlächteret wurden 861 (1083) Pferde ges{lachtect, bon denen 29 (17) zurüdgewiesen wurden. Zum Konsum und zur Tierfütterung gelangten somit 832 (1066) Pferde, ferner von der Neuksllner Noßfchlächterei 29 (86). :

Bei der städtischen Sparkasse beliefen sich die Einzablungen im November 1914 auf 4678 145 4 (im November des Vorjahres auf 5 020 070 4), die Rückzahlungen aher erreichten den boben Betrag von 22799598 e (im gleihen Monat des Vorjahres nur 5 002 761 A); demna ergab fi ein Mehr an Rückzahlungen von 18 121 453 6 (in demselben Monat des Vorjahres ein Véehr an Nü&zahlungen von nur 17 309 4).

Die städtische Armenpflege umfaßte im Monat November 1914 36 987 (in demselben Monat des Vorjahres 36 239) Almojen- geldemvfänger mit einem Gesamtbetrage an laufenden Unterstützungen von 680135 (657 069) #, darunter 2394 (2150) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 17 764 (16 569) Extraunterstützungen. Solche wurden ferner für 17 017 (8549) nit laufend unterstützte Personen im Gesamtbetrage von 223 512 (116 587) Æ# g h Pflegekinder waren 13 140 (12 702) vorhanden, für die 134 (125 752) 6 aufgewendet wurden.

Wohlfahrtsþflege.

Die Frage der Arbeitsvermittlung für Krieg8invalid- hat den Vorstand des Verbandes deutscher Arbeitsnahweise in einer kürzli in Berlin abgehaltenen Sißung beshä!tigt. Der Verband bat an sämtliche angeschiossenen deutshen Arbeiténahweiéverbände! ein Nundschreiben erlassen, in dem auf die hohe Bedeutung der Arbeits- vermittlung für Kriegsinvalide hingewiesen und die regîte Beteiligung als etne selbstverständlihe Pflicht der Arbeitsnachweitorganisationen bezeihnet wird. Eine Sitzung des Ausschusses des Verbandes deutscher NtbeitsnaGweife Ut in Ausficht genommen, sobald die ODrgantsatians- frage, die bekanntlih jüngst zur Erörterung stand, ihre Lösung ge- funden hat.

_ Der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen ist von dem „German Relief Fund” in New York laut Schreiben des Herrn Paul C Stnitler, Präsidenten des Komitees, New York, die Summe von 200000 zugegangen. Es ist dies cin Beweis dafür, daß die deutschen Landsleute jenseits des Dzeans des deutshen Vaterlandes auch werk- tätig gedenken, und die Nationalstiftung bringt thren wärmsten Dank für diese hochherzige und bedeutsame Spende zum Ausdru. Ferner is unter den wenigen in St. Thomas ansäffigen Deutschen sowie den Kapitänen, Offizieren und Mannschafien der beiden dort aufliegenden Dampfer. , Was8genwald“ und „Calobria“ und einer Anzahl von Deutschfreunden die Summe von 911,29 gesammelt und durch Vermittlung der Hamburg - Amerika - der Nationalstiftung überwiesen worden. Das Interesse Deutschen im In- und Auslande für die Nationalstiftung wird weiter dringend erbeten. Die Geschäftsräume befinden sich in Berlin NW. 40, Alfenstraße 11.

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Der Einbruch der Russen in Galizien und in die Bukowina hat un}ägliches Elend über die dort ansässizen 170 000 Deutschen gebraht. Einige hundert Familien konnten sih durch die Flucht nah Westen und Süden retten. Tautende irren in den von den Nufssen bes seßten Gebieten umher, der Kälte und dem Hunger preisgegeben. Um die furMtbare Not zu lindern, hat sch{ch unter dem Vorsiz des Ge- heimen Hofrats Seeliger in Leipzig ein Aus\chuß Fur die hilfsbedürftigen Deutschen Galiziens und der Bukowina gebildet, dem folgende Herren beigetreten find: Kurt von Burgtdorfff,

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Kreishauptmann in Leipzig, Nechtsanwalt Claß, Vorsigender des Nlla deutschen Verbandes, Geheimer Kirhenrat D, Dr. Hartung in Leipzig, Vorsitzender des Zentralvorstandes des evangelischrn Bere'ns der Gustav Adolf - Stiftung, Herzogli sachsen - coburg - gotbaisher Staatsminister z. D. von Hentig, Vorfitzender des Veretns für das Deutichtum im Auslande, Richard Mintz, stellvertretender Direktor der Allgemeinen deutshen Kreditanstalt, Dr. Petersmann, K. und K. österreihisch-ungarisher Konsul in Leipzig, Latjerlicher Gesandter z. D. Raschdau in Berlin, Vorstand8mitglied des Deutschen Osimarke vereins, Dr. Freiherr von Seckendorff, Präsident des Nethsgeric) Leipzig, Prälat Dr. Werthmann in Freiburg, Vorfißender Charitasverbandes für das fkatholishe Deutshland. Mit deu

des gescchäftaführenden Ausschußmitgliedes wurde der bisherige, vor den Russen vertriebene Anwalt der deutschen Laudrwtirts{aftégenofsen haft in Galizien, Pastor Faust in Leivzig, betraut. Nachdem die Genehmigung des Ministeriums des Innern zu Sammlungen eingetroffen ist, wird der Ausschuß in einigen Tagen mit einem Aufruf an die Oeffentlichkeit treten

Die „Politishe Korrespondenz“ in Wien berichtet, daß das österreihish-ungarisde Konsulat in Porto Alegre in Brasilien als Ergebnis der im Amtsbezirke des Konsulats von österreichischen und ungarishen Staatsangehörigen und Freunden der Monarchie veranstalteten Sammlung zugunsten der notleidenden Landsleute den Betrag von 60 Contos de Rels, beim gegenwärtigen Kurse ungefähr 84000 Kronen, abgeführt hat und auf ein Gesamtéergebnis von rund 100 Contos de Reis hofft. Diese von außergewöhntiher Opferwilligkeit der österreichishen und ungaris@en Landsleute und threr Freunde in Brasilien zeugende Spende wtrd nah Einlangen des Geldes den in Betracht kommenden Kriegs» fürsorgestellen zugeführt werden.

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Kunst und Wissenschaft.

Die Galerie Eduard Schulte is dur eine Sammlung von 16 Bildern vom westlichen Kriegs\{hauplaiz von dem Düsseldorfer Künstler W. Schreuer bereichert worden. Shreuer schildert als Augenzeuge Kriegsszenen aus Flandern, von Antwerpen, Dinankt, Moulant und Laon, von der Aisne und Vser sowie aus den Shüßzen- grähen.

Verkehrswefen.

Die Zahl der bei den Postsammelstellen beschädigt eingehenden Feldpostpäckchen is noch immer groß troß der vielen von der Posibehörde an das Publikum gerichteten Mahnungen, diese Sendungen so dauerhaft wie nur irgend möglich zu verpacken. Besonders mangelhaft is viel- fah die Verpackung von Feldpostbriefen mit Flüssigkeit. Hunderte von Päclkchen dieser Art mit zerbrochenen oder leck gewordenen Glasgefäßen gehen täglich {hon bei den Posisammelstellen ein, also kurz nah ihrer Aufgabe zur Post. Die Aufgabepostanstalten sollen zwar ungenügend verpackte Feldpostbriefe mit Flüssigkeit unbedingt zurückweisen. Vielfach läßt fih jedoch den Sendungen von außen nicht ansehen, daß sie eine mangelhaft verwahrte Glasflasche enthalten. Es wird deshalb erneut darauf hingewiesen, daß sih bei Feldpostbriefen mit Flüssigkeit diese in einem starken, sier verschlo)}senen Be- hälter befinden müssen, und baß der Behälter in einen durch- loten Holzblock oder in eine Hülle aus Pappe fest verpackt sein muß. Außerdem müssen sämtliche Zwischenräume mit Baumwolle, Sägespänen oder einem s{hwammigen Stoffe so angefüllt sein, daß die Flüssigkeit beim Schadhaftwerden des Pehälters unbedingt aufgesaugt wird.

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