1915 / 72 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Mar 1915 18:00:01 GMT) scan diff

lichen Boden aus der Kocher mit 10 dz Häsel beshickt. Die Natronlauge wurde aus einem höher stehenden Gefäß ver- mittels eines Nohres und eines direkt unter dem Mannloch befindlichen, mit Löchern versehenen Rohrringes während der Beschickung zugeführt, der Häcksel von Hand mit einer Holz- früde in den Kocher eingedrückt. Die Natronlauge wurde so hergestellt, daß 300 kg Lauge in 1 chm Waffer aufgelöst, der achte Teil dieser Lösung, alfo etwa 125 1 fonzentrierte Lösung, mit 37,5 k& Aeßnatron bis zum Volumen von 1 chm Wasser verdünnt wmwurde. Dieser Kubikmeter verdünnte Lösung wurde den 10 dz Strohhäcksel in der oben geschilderten Weise beigemisht. Der Dampf wurde in einer in der Nähe aufgestellten Lokomobile erzeugt. Die Unkosten für die Aufschließung eines Doppelzentners Strohhäcksel bere- neten fih „unter den damaligen Preisverhältnissen auf 1,75 #Æ. Durch das Verfahren wurde nah Lehmann die Verdaulichkeit des Strohes von 42 Prozent auf 60-62 Brozent erhöht. Die organische Substanz des Strohes war demzufolge gerade so hoh verdaulih wie die eines mittleren Wiesenheues und etwas höher als die eines mittleren Kleeheues. 100 kg aufgeshlossenes Stroh mit Zusaß von 15-17 kg Erdnußfkuchen, Baumwollsaatmehl oder einem anderen Kraftf.tter ähnlicher Zusammenseßung haben denselben Futterwert wie 140 ke Kleeheu. Vor allem wird aber durch das Verfahren das Stroh in erheblich stärkerem Maße für Futterzwecke verwertbar, weil es in auf- geschlossener Form in größeren Mengen von den Tieren auf- genommen wird. Lehmann hat bei sonst gleichen Kraftfutter- gaben Hammeln aufgeschlossenes und gewöhnliches Stroh vor- gelegt, von dem aufgeschlossenen Stroh wurden durchschnittlich 999 g auf den Kopf und Tag aufgenommen, von dem ge- wöhnlichen nur 268.

Das Verfahren wird, soviel bekannt, noch jeßt von von Seidl in der Zuckerfabrik Steinit (Mähren) praktisch zur Ochsenmast verwertet (das bezügliche Referat findet sih in der Chemiker - Zeitung, Cöthen 1907, Nr. 40, Seite 517). Der Häcksel wird in zwei Kugelkocher von 3 m Durchmesser ge bracht, diese sind um eine horizontale Achse drehbar, man gibt denselben alle halbe Stunde 1/4 Drehung. Man bringt in einen Kocher 1400 ke Stroh und feßt dann 3 prozentige Sodalauge hinzu, erhißt 4 Stunden bei 4 Atmosphären Druck und 6 Stunden bei 6 Atmosphären. Dte Anlage in Steinis, die für 600—700 Ochsen hinreicht, kostet 17 000 Kronen (14 500 M4).

, Die Unkosten betragen für 100 ke Stroh 1,69 Kronen (1,44 46), und es bleibt ein Gewinn von 2,75 Kronen (2,34 4) für den Doppelzentner Stroh

Das zweite von Lehmann vorgeschlagene Verfahren ver- meidet die Verwendung der kostspieligen Anlagen von drucck- sicheren Kugelkohern und läßt sich mit jedem einfachen Kartoffelkoher durchführen. Diese Dämpfer werden in der- selben Weise, wie oben beschrieben, mit dem von Aeztnatron- lauge durchtränkten Häckfsel beschickt und das Material 4 bis 6 Stunden lang gekoht. Wenn* der Häcsel aus dem Kessel kommt, läßt man die überschüssige Lauge, die etwa die Hälfté des unverbrauchten Natrons enthält, ablaufen, vermischt ihn mit etwas Heu oder beliebigem anderen Futter und packt ihn in einen in überdecktem Raum hergestellten Kasten, um ihn hier eine Woche lang der Selbsterhißung zu überlassen. Die Mischung wird in den Kasten eingetreten, nach erfolgter Füllung werden Bretter aufgebracht, die mit Steinen etwas zu beshweren sind. Die Kästen werden L, Stein stark in Zement 1 m hoch aufgemauert und innen unter Abrundung der Een glatt verpußt. Es sind 3 solche Kasten notwendig,

und cs muß demgemäß dreimal in der Woche aufaeshlossen werden. Bei der Gärung gehen nur etwa 4 Proz. der organischen Substanz in Verlust, die dabei erzeugten Säuren bewirken ebenso wie beim Kochen unter hohem Dru erzeugten eine Neutralisierung der Lauge, außerdem; macht die Gärung, wie das bei Selbsierhißzung stets der Fall ist, das Futter shmachafter. Ob dabei die Benußzung von Säurereinkulturen, wie sie neuerdings das Jnstitut für Gärungsgewerbe in Berlin für die Kartoffeleinsäuerung vorgeschlagen hat, von Vorteil ist, muß noch festgestellt werden.

Beide Verfahren sollten in der heutigen Zeit zur Ver- mehrung der Futterbestände Verwendung finden, und die be- teiligten Kreise der Jndustrie und Landwirtschaft, ebenso wie die Versuchsstationen sollten sih an der Weiterausbildung be teiligen und etwa erzielte brauchbare Ergebnisse ungesäumt durch Veröffentlichung der Allgemeinheit zugänglih machen. Aufgabe der Versuchsstationen wird es vor allem sein, praktische Beispiele von Futtermishungen unler Verwendung einer mög- lichst großen Menge aufgeschlossenen Strohes für die ver- schiedenen Fütterungszwecke aufzustellen, die von der Praxis direkt übernommen werden fönnen, und außerdem festzustellen, ob es möglich ist, durch Verwendung eines größeren Prozent- saßes von Aufschließungsmitteln eine weitere Erhöhung der Verdaulichkeit der Strohsubstanz herbeizuführen.

Für das erste Verfahren kommen in Betracht alle industriellen Anlagen, die über die erwähnten Donkinkocher, Autoclaven oder ähnliche Einrichlungen verfügen, namentlich solche, die zurzeit nit voll beschäftigt sind: in erster Linie also die Anlagen der Papier-, der chemischen, der Seifen und Konserven-Jndustrie. Diese Anlagen f:nd vielfach auch mit Trockenvorrichtungen versehen, sodaß die nachheriqe Trocknung des aufgeschlossenen Häcksels in Frage kommt, um ihn auf größere Entfernungen transportfähig zu machen.

Für das zweite Verfahren gilt es, die in landwirt- schaftlichen Betrieben vorhandenen Vorrichtungen auszunugen. Die Aibeitszeit der Brennereien ist demnächst zu Ende, mög- licherweise lassen sich die Henzedämpfer für die Strohaufschließung verwenden, wenn es gelingt, die Entleerungsvorrichtungen in einfacher Weise abzuändern. S

Man soll derartige Maßnahmen in ihrer Bedeutung "nicht überschäßen, immerhin sei darauf hingewiesen, daß die Stroh- ernte Deutschlands auf 40 Millionen Tonnen ges? pt VérGf fann, wovon zu normalen Zeiten etwa !/- verfüt“rt wird. Jn diesem Jahre wird das Stroh {on an °ch in erheblich größerem Umfange zur Fütterung E ia Meg E : Z .ngezogen werden. Troßdem bleibt zur Herstellung von SUtr’gmehl und zur Auf- \{ließung von Stroh nah den ange9“ebenen Verfahren noch genug: Rohmaterial übrig. Der Aus*41{ an Strok Krte Eiñ- streuen wird ret beträchtlich sein, und {on mit Nücfsicht auf die mit der Menge der Einstreu in Zusammenhang stehende Dün: ererzeugung muß das son, zur Streu verwendete Stroh auf andere Weise erjeßt werden. Hie: bei fommen als Ersag- stoffe in erster Linie in Betracht: Torf-, Wald-, Laub-, Heide-, iren sollte are ¿Die Herstellung von Torf: Kriegsgefangenen dz : 9 E, D E R, A

bea, déeición! f LBT das äußerste “gesteigert werden, desgleichen sollten olle übrigen Möglichkeiten der

Streuwerbung voll ausgenußt werden, um die erforderliche Menge Stroh zur Fütterung freizumachen. Berlin, den 24. März 1915. Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, Freiherr von Schorlemer.

Bei der Tierärztlichhen Hochschule in Berlin sind ernannt worden: der Rendant Hermann Raddat zum Administrator, der Sekretär Walter Winter stein zum Rendanten und der Bureaudiätar Richard Keil zum Sekretär.

Finanzministerium.

__ Die Nentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Meppen, Regierungsbezirk Osnabrück, ist zu beseßen.

Ministerium des FJnnern.

Der Regierungsrat Weickert in Erfurt ist zum Mitgliede des der Regierung in Erfurt angegliederten Oberoersicherungs- amts ernannt worden.

Oberverwaltungs8gericht.

Bei dem Oberverwaltungsgericht ist angestellt worden: der Militärintendantursefretär des IIL. Armeekorps Ernst Ehrhardt als erpedierender Sekretär und Registrator.

TädeLordnünga ür die am Donnerstag, den 8. April 1915, Vormittags 1 Uhr, im großen Sizungssaale der Köntglichen Eisen- ahndireftion in Frankfurt (Main), Hohenzollern- play 35, stattfindende 79. Sitzung des Bezirks- eifsenbahnrats.

Mitteilung über die neue Zusammenseßung des Bezkrkseisenbahnrats.

Wahl des Vorsiß-nden und seines Stellvertreters.

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mitglieder des eisenbabnra!s.

Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mitglieder des ständigen Ausschusses des Bezirkseisenbahnrats.

Erneute Vorlage der Königlichen Eisenbahndirektion betr. Aenderung des § 1 der Geschäftsorbnung für den Bezirkseiseabahnrat Frankfurt (M.).

Frankfurt a. M., den 22. März 1915. Köntglihhe Eisonkabndircktion. NReuleaux.

Landeê-

Bekanntmachung, : betreffend die Immatrikulation auf der Universität Valle - Wittenberg für das Sommerhalbjahr 1915.

, Diejenigen Studierenden, welde beabsichtigen, sch an hiesiger Universität immatrifulieren zu lassen, wollen in der Zeit vom 19. Aprik bis 5. Mai d. J. auf dem Universitätssekre- tariat, Univeriitätsverwaltungsgebäude, Zimmer Nr. 895,

während der Vormittag?stunden von 9 bis 11 Uhr untec

vgabe ihrer Papiere ()teifezeugnis;' Abgangszeugnisse früher be- \úhte': Universitäten und, falls sett dem Abgange von der Pule oder von der leyten Untversität mehr als eln Vierteljahr verflossen is, volizeilihes Führungsattest) raelden. Reichsdeutsche, welhe ein Reifezeugnis nicht be- sien, jedoch wenigstens dasjenige "Maß der Schulbildung erreichten, welches für die Erlangung ver Berechtigung zurn Einjährig- Freiwilligen Dienst vorgeschrieben ist, haben die für ibre Aufnahme erforderlide besondere Genehmigung bei der Immatrikulationskom- mi}fion, und zwar ebenfalls unter Veberreiwung ihrer Papiere im Universitätssekretariat, nat&zusuchen.- Für reichs8inlän- dishe Frauen gelten die gleihea Bestimmungen, nur „ist zu ihrer Immatrikulation, falls fie niht im- Besitze eines MNeifezeugnisses find, in jedem einzelnen Falle die Genehmiaung des Oerrn Ministers der geistlihen und Unterrit8angelegenhetten er- forderlich. Ausländer es. kommen für die Immatrikulation nur folhe in Frage, die den gegen Deuts!and friegführenden Staaten n i % angehören können immatrifuliert werden, wenn sle sih über den Besiß einer Schulbildung ausweisen, welche der von den Neichs- deutschen geforderten (Neifezeugnts einer neunstufigen höheren Schule) im wefentlihen glethwertig isf. Nur den Aueländern, die Land - wtrtschaft studieren wollen, karn das Vorlegen eines MNeife- ¿eugnisses erlassen werden, wenn ibre Eckchulbildung tertenigen gleich- wertig ist, welhe von den Reichödeutshen ohne Reifezeugnis ge- fordert wird. Später elngehende Imn'atrikulatiovtanträge werden nur aus- nahmsweise und bei autreicender Entschuldigung genehmigt werden.

Halle a. S., den 24, März 1915. Der Rektor

der Königlichen veretnigten Frtedrtchs-Universität Halle-Witte nberg.

Gußmer.

*Nichkamkliches. Deutsches Reich.

Preéuszen. Berlin, 26. März 1915.

Der Bundesrat . versammelte sich heute zu einer Plenarsißung ; vorber hielten die vereinigten Ausschüsse für Handel und ' Vexkef)r und für Zoll- und Steuerwesen, der Ausschuß für Ha#del und Verkehr sowie die vereinigten Aus- üsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen Sißungen.

/

Am 11. v. ‘M. ist in Rosario (Argentinien) der Konsul des Reichs Wösöltje Tietjen nah fast fünfzigjähriger Tätigkeit im kossularifhèn Ehrenamte verstorben. Für die außerordentliche persönliche Verehrung und Wertschäßung, deren er fih weit üker feinen: Amtssig hinaus erfreute, hat die überaus zahlrei e Beteiligung an seiner feierlichen Beiseßung Zeugnis abgelegt. Die Kaiserliche Regierung beklagt aufrichtig das Hinscheidek dieses a#sgezeihneten Mannes, der außer in jeiner ungeweöhnlih lawgen amtlihen Wirksamkeit auch dur seine Persönlichkeit und seine geschäftlichen Erfolge in hervorragender Weise zur Ehre des Deutshtums im Auslande beigetragen h/ if.

Das genaue Ergebnis der Zeihnungen auf die áweite Kriegsanleihe beziffert sich laut Meldung des „W. T. B.“ auf #4 9060 000000 und seßt sih zu- sammen aus :

6 610 Millionen Zeichnungen auf Anleihestücke,

1 675 Ï r Anleihe mit Schuld-

bucheintragung, T S Z Reichsschaßanweisungen.

Das Ergebnis wird sich noch erhöhen dur die Zeich- nungen der Truppen. im Felde, für die, soweit sie den Betrag von 10 000 F nicht übersteigen, Verlängerung der Zeichnungs- frist bis zum 10. April bewilligt worden ist. Die Zeichner er- halten Zuteilungsschreiben von der Stelle, bei der sie gezeichnet haben. Es wird volle Zuteilung auch auf die Schaß- anweisungen erfolgen. Zahlungen fönnen befanntlih vom 31. März ab geleistet werden.

Jm Einvernehmen mit dem Oberbefehlshaber Ost hat der Landeshauptmann der Provinz Ostpreußen als Staatskom- missar für das Flüchtlingswesen, wie „W. T. B.“ meldet, nunmehr die Kreise Lößen, Darkehmen, Angerburg und Gumbinnen den ostpreußi- \hen Flüchtlingen zur Rückkehr freigegeben. Da- gegen hat der Kreis Memel mit Nücksicht auf die Kriegs- ereignisse der leßten Tage aus dem freigegebenen Gebiet vorläufig ausgeschlossen werden müssen. Es ist demnach das ganze Gebiet der Provinz Ostpreußen den Flüchtlingen zur Rückkehr freigegeben mit Aus\{hluß der Grenzkreise Neidenburg, Ortelsburg, Johannisburg, Lyck, Oletko, Goldap, Stallupönen, Pillkallen und Memel, ferner des nördlich der Memel gelegenen Teiles des Landkreises Tilsit und des östlichen Teiles des Kreises Ragnit, der durch eine über Nau- jeningfen verlaufende Linie zwischen der Szeszuppe und der Jnster abgegrenzt wird. Jn diese nicht sreigegebenen Gebiete ist die Nückkehr nur den Kreis-, Staats- und Gemeinde- beamten, den Pfarrern und Lehrern für ihre Person, also ohne Familie, sowie denjenigen Personen gestattet, die im Besiß eines schriftlihen, auf ihren Namen lautenden Ausweises des Landrates ihres Heimatkreises sind, wodurch sie zur Nückkehr aufgefordert oder ermächtigt werden.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 419 und 420 der Deutschen Verlust- listen bei: Sie enthalten die 3. Sonderverlustliste des deutschen Heeres (Unermittelte), die 184. Verlustlijte der preußi- hen Armee, die 125. Verlustliste der sächsishen Armee und die 23. Verlustliste der Kaiserlichen Marine.

Braunschweig. Eine Sonderausgabe der Amtlichen Braunschweigischen Anzeigen veröffentlicht folgende amtliche Bekanntmachung: Auf höchsten Befehl bringen wir hierdurch zur allgemetnen Kenntnis, daß Ihre Königlihe Hoheit die Herzogin Viktoria Lutse am heutigen Tage, Nachmittags 5 Uhr 20 Minuten, „Von einem gesunden-Prinzen glücklih entbunden ist. Das Befinden Ihrer Königlichèn Hoheit und des neugeborenen Prinzen ift nah den Umständen vortreflich. Das durch dieses Ereignts unserem geliebten durchlauctigsten Fürstenpaare abermals beshiedene Familten- glück wird von allen Braunschweigern auf das herzlihste begrüßt und geteilt werden. Braunschweig, 25. März 1915. Herzoglich Braunschweig-Lüneburgishes Staatsministerium. gez. C. Wolff. Boden.

Oefterreich-Ungarn.

Eine Abordnung ‘des griehisch-katholischen ukrainishen Klerus Galiziens hat vorgestern dem Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh eine Denkschrift mit einer Reihe von Anliegen des ukrainishen Klerus überreicht, wobei der Sprecher unter Verwahrung und Protest auf die Ver- gewaltigung hinwies, die den griechisch-katholischen Gläubigen und ihren Priestern în dem vom Feinde beseßten Gebiete Galiziens durch Bedrängung aller Art, insbesondere durch) Versuche, ihnen die Orthodorie aufzuzwingen, angetan werde. Die Abordnung bekräftigte die in \{chwerster Bedrängnis befundete unvergänglich loyale staats- und faisertreue Gesinnung des ukrainischen Klerus und erbat den Schuß und die Hilfe der Regierung. Der Ministerpräsident erwiderte laut Be- riht des „W. T. B.“:

Er beklage mit den Erschienenen tiefstens, daß fremde Gewalt die Gläubigen der hier vertretenen Diözesen zum Abfall zwingen wolle und die Priester Drangsalen aussetze. Mit besonderem Sbmerze empfinde er die dem kirchlidben Oberbirten, dem Metropoltten Grafen Szeptycki, den er als Märtyrer seiner Ueberzeugung ver: hre, angetane Gewalt. Die shwere Zeit der Prüfuna, die über die griehisch-katholische Kirche Galiziens uyd ihre treuen Söhne gekommen set, werde, 1w er zuversihtlih offe, mit Gottes Hilfe überwunden werden und einer glüdliheren Zukunft weihen. Mit Genugtuung nehme er dic von fo hervorragenden Vertretern des ukcainishen Klervs in dessea Namen abgegebene Versicherung unverbrüchliher Loyalität gegenüber dem Kaiser und dem österreih1s{Gen Staate entgegen. Wenn si in leßter Zeit innerhalb eines Teiles der rutbent\chen Bevölkerung und auch der ruthenishen Priestershzft im Lande tiefbedauerliche wei}e eine mit diesen Gefühlen unvereinbare Gesinnung und Haltung gezeitigt habe, so er!heine es doppelt notwendig, daß der ufrainishe Klérus setnen korreften staats- und faitertreuen Standpunkt nach wie vor unver- hrüchlih bewahre und thn auch nah auswärts fräftigst bekenne. (S ine jchwere, aber besonders wichtige Aufgabe erwachse dem patiiotisch ge finnten Klerus nah Maßgabe der Révindikation des Landes, wen! er nah den Wirrnissen des Kriegszustandes in die Stätten feines beruflihen Wirkens zurückgekehrt sei und dortselbst die}e patriotiichen staatstreuen Gesinnungen in den Herzen der Gläubigen durch Wort und Beispiel zu beleben und zu fesligen haben werde. Der utraint|che Klerus werde bei folhem Bestreben der Unterstützung der Regierung sicher sein können.

Die Kriegsberichterstatter der Blätter melden, daß der in Südostgalizien operierende rus\si\che Armeekommandant einen Befehl erlassen habe, in dem den Soldaten nnd der Bevölkerung der Auftrag erteilt wird, die Mitglieder der polnischen Legion, obwohl diese in unserer Armee vereidigt sind, als Räuberbanden zu behandeln. Es wird jedem mit Kriegsgericht gedroht, der die Legionäre unterstützt, eben)o mit Zerstörung der Dörfer, in denen Legionäre aufgefunden

werden.

, be

A g,

Großbritannien und JFrland.

Nach einer Anordnung des Kriegsministeriums ist der tassagierverkehr auf „den englischen Eiseubahnen nit Rücksicht auf bevorstehende Truppentransporte eitweilig aufgehoben worden, auch der gewöhnliche Aus- ugverkeht für Ostern wurde eingestellt, weil dann große An- orderungen an die Eisenbahnen herantreten würden.

Frankreich.

Der Heeresaus\chuß der Kammer trat gestern zu- Foammen, um den Gesezantrag über die Aushebung und Minberufung der Jahresklasse 1917 sowie die erneute

Musterung der seit der Mobilmachung zurückgestellten Mann- chaften zu besprechen. Der Berichterstatter forderte, wie der Petit Parisien“ meldet, die Aenderung einiger Bestimmungen des. Gesezantrages; namentli müsse die Festsezung des Zeit- punftes der Einberung der Jahresklasse 1917 den Gegenftand ines Sondergeseßes bilden.

Anläßlich dieser Ausschußsißung erklärt die „Humanité“:

Bereits bei Einberufung der Jahrestlasse 1916 hake die Nes- lierung Sondermaßnahmen getroffen, damit nur wirkli diensttaug- Miche Mannschaften auëgeboben würden. Was die Negieruna für die

ahresflafse 1916 getan habe, genüge nit für die Fabresflaf- 1917, deren Rekruten in voller körperlicher Entwicklung befindliche Kinder seien. Selbst die kräftigsten dieser Kinder seien unfähig, die Anstrengungen des Krieges zu ertragen. So vers{wende man wertvolle nationale ÄSnergie, die morgen, aber nit jeßt verwendet werden fönne. Im Motfalle solle man eber durch ein neues Gesetz alle französishen Bürger bis zu 0 und mehr Jahren einberufen als diese Kinder, die die Reserve, der Reichtum und die Zukunft Frankreichs seien.

Der Minister des Jnnern erklärte, wie der „Temps“ Bneldet, im Budgetausshuß der Kammer, daß 2800000 Gesuche um staatliche Unterstüßung seitens der Familien

sobilisierter eingebracht worden sind. 2430 000 Gesuchen ist stattgegeben worden. Dem Oberausschuß zur Bewilligung von Unterstüßung liegen 27 000 Berufungen gegen die Entschei- dungen der Unterausshüsse vor. Weitere 50 000 Berufungen werden demnächst einlaufen. Der Minister erklärte, daß zur chnelleren Erledigung der Berufungen die Mitgliederzahl des IOberausschusses von 50 auf 100 erhöht worden fei. Jin M veiteren Verlauf der Sißung teilte der Minister mit, daß; ins- gesamt 1700 Deuilschen, Oesterreichern und Ungarn Be ‘echtigungsscheine zum Aufenthalt in Frankreich für Mie Dauer des Krieges bewilligt worden seien. 600 Deutschen, Oesterreihern und Ungarn sei die bereits erteilte Bewilligung wieder entzogen worden, da sie nicht, wie für die Bewilligung notwendig ist, Söhne in der französishen Armee hätten oder selber früher in der Fremdenlegion mehrjährigen Dienst getan hätten oder infolge Verfrüppelung oder anderer Gebrechen dienstuntauglih seien. Jn 58. Jnternierungslagern in rankrei seien augenblicklich etwa 7500 Deutsche und (00 Desterreicher und Ungarn untergebracht.

Niederlande.

Das Blalt „Nieuws van den Dag“ veröffentlicht einen Brief des holländishen Ministers des Aeußern M oudon auf eine Eingabe an die Königin, die mit vielen Tausenden von Unterschriften bedeckt war und in der die Königin um ihre Hilfe zur Herbeiführung des Friedens ersucht wird. Der Brief des Ministers lautet: 5 Dur Sie und viele andere ist an Ihre Majestät die Königin eine Adresse gerihtet worden, worin Ihre Majestät ersuht wird, den versWiedenen Regterungen der friegführenden Länder ihre Vermitt- lung anzubieten, damit ein Waffenstillstand zur Abbaltung einer WFriedensfonferenz oder zur Erörterung von Maßregeln gef{lossen púrde, die dem baldigen Zustandekommen des Friedens dienlicz sein ônnen. Auf diese, durch Ihre Majestät în meine Hände gegebene dresse habe ih die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß die Regierung die arin au8gedrückten Gefühle vollständig teilt und den feurigen Wunsch hegt, zu gelegener Zeit, soweit es ihr möglich ist, tim Interesse des E criedens und der einträhtigen Zufammenarbett der Völker zu wirken.

Türkei.

Der Generalfeldmarschall Freiherr von der Gol ß-Pascha

ist nach Berlin abgereist, um dem Kaiser die vom Sultan ver- liehene und besonders angefertigte Kriegsmedaille zu überbringen. e Albanien.

s Wie die „Agenzia Stefani“ aus Durazzo meldet, gaben die Aufständischen am 23. d. M. etwa zehn Kanonen- schüsse auf die Stadt ab. Dabei wurden vier Personen verlegt, eine davon s{chwer. Aus der Stadt wurde ihr Feuer beantwortet, worauf sie das Feuer einstellten. Vorgestern morgen M aaben die hinter den vor der Stadt liegenden Höhen versteckten

S Aufständischen mehrere Kanonenschüsse ab, von denen drei das

M Palais Essad Paschas trafen und den benachbarten Plaß. Sie M verursachten unbedeutenden Schaden. Die Buhe ist jezt wieder- E hergestellt. E Asien. S Jn Schantung herrsht der „Morning Post“ zufolge M große Erregung über die Landung japanischer Truppen. Die cinesishe Regierung ist bestürzt über das N Auftreten Japans und erklärt, wenn infolge von Japans F militärisher Jnvasion ein Konflikt entstehen würde, \o treffe hierfür die Schuld allein Japan. Die Versicherung der [lapanischen Regierung, den Frieden aufrecht erhalten zu wollen, erscheine nichtssagend gegenüber den Begebenheiten. | Es bedürfe jeßt nur eines fleinen Anlasses, um die Lage sehr y ernst zu gestalten. | Dem „Daily Telegraph“ zufolge wurden von den chine- hen und japanischen Delegierten in der Konferenz am Dienstag fünf Artikel der mandschurischen Gruppe, die sich mit den Eisenbahnen, Bergbau und Anleihen befassen, beraten. Die wichtigsten Artikel 2 und 3 sind noch unerledigt. Die ¿Frage der Bergwerke am. Yangtse wurde auch besprochen, führte aber zu keinem Ergebnis. Afrika. Jm südafrikanishen Abgeordnetenhause sprach y der Verteidigungsminister Smut s bei der Begründung des | Zusavantrages zur Jndemnitätsbill, wie das „Reutersche } QUreau“ meldet, die Hoffnung aus, daß das Land die Politik der Regierung unterstüßen und Vergangenes ruhen lassen werde. Sir Thomas Smart unterstüßte den Zusaßantrag unter der Vedingung, daß Mariß keine Gnade finde, wenn er gefangen enommen würde. Auch die Partei Herßogs gewährte dem JUsaßantrag Unterstüßung. Einge Miniterielle übten Kritik, mif der Begründung, daß dadur eine Prämie auf Rebellion ausgestellt werde. Smut s bestritt, daß die zu Gefängnis ver- urteilten Bürger, die- sich geweigert hatten, gegen Deutsch Süd-

E 1 2

USEPD Ab I A 2 Y N 2 N i: s Ds

west-Afrika zu Felde zu ziehen, beim Bau der Bahn Prieska— Upinaton arbeiten müßten, und erflärte, daß diese Gefangenen | als freie Bürger an Transporten über den Oranjefluß; ar beiteten,

Kriegsnahrichten.

Westlicher Kriegs\chaupla s.

Großes Hauptquartier, 26. März. (W. T. B.) Auf den Maas-Höhen südöstlih Verdun versuchten die Franzosen bei Combres erneut in einem stärkeren Angriff sich unserer Stellung zu bemächtigen, wurden aber nach hart- näckigem Kampf zurücckgeworfèn. Die Gefechte am Hartmannsweilerkopf dauern noch an.

Oberste Heeresl[eitung.

Oestlicher Kriegsschauplaßt.

Großes Hauptquartier, 25. März. (W. T. B) Neber die Vorgänge bei Memel ist folgendes festgestellt :

Donnerstaa, den 18. März, rückten die Ru} sen, gleichzeitig von Norden und Osten kommend, in mehreren Kolonnen gegen Vcemel vor. Es waren sieben Reichswebrbataillone mit sechs bis aht älteren Geshügen, einige Reichswehreskadrons, zwei Kompagnien Marine- infanterie, ein Bataillon des Reserveregiments 270 und Grenzwadh- iruppen aus Riga und Libau, im ganzen 6000 bis 10000 Mann. Der unterlegene deutsche Landsturm zog ih von der Grenze auf Memel zurück und mußte {ließli auch dur die Stadt über das Haff und die Nehrung zurückgehen. Die Russen fengten an den Vormarscstraßen von Nimmerfatt und Laugallen zahlreihe Ge- bäude, vor allem Scheunen nieder: im ganzen wurden 15 Ort- shaften \chwer geschädtgt, cine erheblihe Anzahl von Landeseinwohnern, auch Frauen und Kinder, wurden na ch Rußland fortgeschleppt, eine Anzahl Einwohner er- ihlagen. Am Abend des 18. zogen die Ruffen in Memel ein. Die Trupven wurden hauptfächih in den Kasernen untergebracht.

Am Freitagabend er\hien der russi\che Kommandant im Rat- haus, forderte den Oberbürgermeister und später noch drei weitere Bürger als Geiseln und ließ sie in die Kasernen bringen, welche von den Nuffen bereits in elnen unglaublihen Zustand verseßt waren. In den Straßen der Stadt trieben sich plündernde Trupps ruffischer Soldaten herum, verbafteten Einwohner, drangen in die Häuser ein, zershlugen Ladenscheiben, plünderten und raubten Lebens- mitteige\chäste, zwei Uhrmacherläden und einen Iuwelierladen vollständig aus. In drei Fällen sind Bergewaltigungen weibliher Perjonen bisher festgestellt. Brände und Hauszerstörungen ereigneten sich im allgemeinen nit. Die Nachricht, daß russisher Pöbel si an den Nusfhreitungen be- teiligt habe, hat sich nicht bestätigt. Der russishe Kommandant, dem das wüste Treiben ciner Leute anscheinend selbst ungebeuerlih ersien, fuchte Einhalt zu gebieten, irdem er die Plünderertruppe tn

die Kalernen zurückschicken und {ließli die Kasernentore {ließen leß.

Am Sonnabend vormittag die Stadt selbst bis auf Patrouillen frei von russishen Soldaten. Am Sonnabend abend ¡ogen die Nussen ab. Nur einzelne versyrengte Trupps blieben in Memel zurück. Diese wollten bereits ihre Gewehre auf dem Rathaus abliefern, als am Sonntag nahmittag von neuem stärkere russtsche Trupps von Norden her in die Stadt einrücckten. Ste stießen tn Memel bereits auf deutsche Patrouillen, denen stärkere deutsche Truppen von Süden her folgten. Im energischen An- griff, bei dem sich das BataillonNuisbaumvomErsatregiment Königsberg besonders auszeichnete, warfen se die uffen aus Memel heraus. Bet dem heftigen Straßenkampf verloren die Russen etwa 150 Tote, unsere Verluste roaren gertng. Betm Zurükgehen rissen die Russen ihre nahkommenden Betstärkungen mit in die Flucht. Die Geiseln waren beim Herannahen unserer Truppen unter Bedeckung nordwärts abgefahren. Bei Köntgswäldchen blieb der Wagen stehen. Die Bedeckungsmannschaften f(üchteten. Die ver- hafteten Bürger suhten nah Memel zurückzukommen: hierbei fiel Bürgermeister Po ckels zu Boden und wurde ltegend von flühtenden russihea Soldaten dur Bajonettstiche {wer verletzt.

Die Nussen flohen, ohne Widerstand zu leisten, und wurden am 22 und 23. energis{ch verfolgt. Betonders beim Durchtnar\sch durch Polangen erlitten sie dur das Geschüßfeuer unserer Kreuzer, die si an der Verfolgung betetligten, {were Verluste. Es fielen 500 Gefangene, dret Geschüße, dret Maschinengewehre und Peunition8wagen in unsere Hand.

Die russishe Unternehmung gegen Memel kennzeihnet fich als eln Naubzug, bei dem es von vornherein weniger auf militäri)chen Erfolg, als auf Beute und Verwüstung ankam. Ein gleicher Naubzug scheint gegen Tilsit geplant gewesen zu sein. Der russische Kommandant fragte den Oberbürgermeister von Memel am Freitag- abend, wte es tn Tilsit aussehe, und war fehr erstaunt, zu höôren, daß diese Stadt sih in den Händen der Deutschen befinde.

Bei den deutschen Truvpen, die Memel säuberten, befand si der jüngste Sohn Seiner Maje\tät des Kaisers, Prinz Joachim von Preußen. Er wurde überall, wo er erkannt wurde, von der Bevölkerung freudig begrüßt.

Großes Hauptquartier, 26. März. Russische Angriffe auf die Seenengen Augustow wurden abgeschlagen.

Ar 1/7

(B Di

(W. T. B) östlich

von

Oberste Heeresleitung.

Wien, 25. März. B.) Amtlich wird gemeldet : Jn den Karpathen haben unsere Truppen an der Front westlih des Uzsoker Passes schwere russishe An- griffe abgeschlagen. Die Kämpfe dauern an. Der gestrige Tag ist in einigen Abschnitten ruhiger verlaufen. 1500 Mann des Gegners wurden neuerdings gefangen. Bei Wyszkow scheiterte ein Angriff des Feindes auf die am 22. von uns genommenen Stellungen. An den übrigen Fronten hat sih nichts Wesentliches ereignet. :

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes : von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

om e (T

Südlichèr Kriegsschaupla 8.

Wien, 25. März... (W. T. B.) . Amtlich wird gemeldet: Auf dem südlichen Kriegsschauplaß fanden in leßter Zeit an der Donau und Save \ vereinzelte Geschüßzkämpfe stati. Die allgemeine Lage istiunverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

———_—_—-_

Krieg zur See. Kopenhagen, 25. März. (W. T. B.) Wie „Politiken“ aus Bergen meldet, hat „U 29“ den norwegischen Dampfer „VBotnia“ nördlich der Kanalinsel Casquets Roks angehalten und ihn aufgefordert, die 28 Mann starke Besagung des englischen Dampfers „Adenwen“ aus Cardiff, dessen Torpe- dierung bereits gemeldet wurde, aufzunehmen. Dies geshah und die Befazung wurde dann in Brirham an Land gesetzt.

Der

Der Krieg in den Kolonien.

London, 24. März. (W. T. B.) „Neutersche Bureau“ bringt folgende Meldung aus Kapstadi vom 22. d. M.: Der Feind hat am 19. d. M. die Abteilung des Obersten Berange in Schelpkolk angegriffen: am 20. d. M. hat der Oberst den Feind, der sich durch Nietfontein in Betschuana- land über die Grenze auf eine vorbereitete Stellung zurückzog, in ein Gefecht verwickelt und ihn aus seinen Stellungen ver- irieben. Der Feind ging nah Hasuur in Deutsch Südwest- afrika zurück. Die Engländer hatten drei Verwundete, der Feind anscheinend auch (!) einige Verluste.

London, 25. März. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, machte gestern ein deutshes Flugzeug einen Angriff auf das Lager von Garub östlich Lüderit- bucht, aber das Feuer der schweren britishen Geschüße ver- hinderte ein erfolgreiches Abwerfen von Bomben.

Das

E. P ( A s le

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

E0ud9n,- 26. März. (W. T.- BZ Die „Times“ melden aus Tenedos vom 23. d. M.: Obwohl der Sturm abnahm, ist der Wind noch zu stark, um die Operationen gegen die Dardanellen wieder aufzunehmen. Die Minen- sucher find wieder an der Arbeit.

_—_—

Statiftik und Volkswirtschaft.

Bestrafungen wegen geseßwidriger Beschäftigung von Arbeiterinnen, jugendlichen Arbeitern und Kindern in Deutschland im Fahre 1912.

Nach der im 267. Bande der „Statistik des Deutschen Neichs* enthaltenen Kriminalstatistif für das Jabr 1912 find wegen Zuwider- handlungen gegen die Bestimmungen über die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlihen Arbeitern sowte von Kindern im Zahre 1912 von deutshen Gerichten 7308 (im Vorjahre 7312, tim Jahre*1910 6571) Personen bestraft worden, von denen 5221 (5204 4700) evangelische, 1573 (1614, 1405) fatholishe Christen und 452 (446, 429) Juden waren. Die meisten Fälle kamen wieder in der Stadt Berlin vor, die Zabl der verurteilten Personen mit 604 jedo * erheblich niedriger i als in den Jahren 1910 (561) und 1911 (870). Hieran reiben f ebenfalls mit bohen Zahlen der Negierungsbezirk Potsdam mit 532 (i. Borj. 913), dite FKreishauptmann\chaft Zwickau 02 (318) die Regierungsbezirke Düsseldorf mit 350 (319), Schleswig mit 345 (256) tüitit 325 (522 der Staat Hamburg mit 278 (295), bie Kreishauptmannschaft Chemnly mit (243), die Utegierungsbezirfe Arnsberg mit 247 (2623, ppe (229) Köntgsherg mit 212 (146), die Kreishauvtmannschaft Leipzig mit 209 (183), ferner die Regierungsbezirke Magdeburg mit 162 (104) und Cöôln mit 159 (178) die Kreishauptmannschaft Dretden giei- falls mit 159 (197), sowie der Staat Lübeck mit 139 (6), der Re- gierungsbezirk Liegnitz t 109 (55) und der Neckarkreis mit 100 (80) verurteilten Perfonen.

mt 146

Fd. T chIreSlal!

Or, peln mit 23:

Nach einer vom „W. T. B.“ „Notterdamshe Courant“ qus kommission den Metallar

Lohnerhöhung von einem Penny für die Stunde als K zugesprochen. Die Arbetter batten zwet Pence für die als dauernde Lohnerhöhung verlangt. Lloyvd George jollte gestern etne Abordnung des Metallarbeiterverbandes empfangen, der dem Ab kommen mit dem Schazamte noch nicht beigetreten tit weil er die Einstellung von Frauen ungelernten Arbeitern mißbilligt. Den Kohlenträgern in Cardiff, Penarth und Barry ift „W. T. B.* zufolge eine Aufbesferun g : Löhne um

bis zum Ende des Krieges zugef

: aof o L T S 1+ « wtedergegebenen Meldung des London hat die Scchieds-

beitern tm Clydegebiet eine

G7

Stunde

und

109 LU “/0

I ps (BNSeitere - GAFT L4T A

e „Statistishe Na

Wohlfahrtspflege.

Der Johbanniterorden beabsichtigt, gaben-Sonderzug unter der Leitung an die Hindenburg-Armee J

t non 2th s nen TEL o

demnachst ei ; von Johanniterrittern den einzelnen Pro- vinzen werden zu diesem Zweck von den Genossenschaften des Ordens Sammelstellen eingerihtet werden, worüber dur die Ge- nossenshaften in den betreffenden Provinzialblättern no( nähere Mit- teilung erfolgt. Für Berlin und die Provinz' Brandenl if eigens für diesen Zweck eine Sammelstelle tin Berltn Potsdamer Straße 27, eingerihtet worden, an die

auch Gaben aus anderen Provinzen abgeführt werden fönne: Um seine Absicht zu erreichen, wendet sh der Orden nicht nur an seine Mitglieder, tondern er erbittet aub die Mitbilfe weiter Krceise. Vebesgaben aller Art, in Kisten oder Säcken,

mit einem Verzeichnis des Inhalts zu versehen.

Ankauf von Liebeszaben werden nur an die Kasse des Jo

ordens, Berlin W. 35, Schöneberger Ufer 19, oder auf \hecktonto Berlin 3715 erbeten. Die bisherige SZamn

des Johanniterordens, Berlin, Karlsbad 3, bleibt bestehen w

die Sammelstelle Potsdamer Straße 27 nah der Absendung Zuges wteder aufgelöst wird.

abzusenden. In

find

Die Königliche Akademie der 18. d. M. eine Gesamtsizung unter dem Vorsitz Verrn NRoethe. Herr Beckmann f ü 2 Ltithopone. Als weiße Maler- und Anstrifarben konkurrieren Bleiweiß und Lithopone, von denen ienes viderstandsfähiger gegen Atmosphärilien, dietes aber beständig gegen Schwefeiwasserstof ist. Lithopone kann durch Licht verändert werde! Zusammen mit Dr. Wuorinen hat der Vortragende Vetsuche über diese Lichtemp! ndlichkeit angestellt. Ste tritt nur ras ein bet direkter Belichtung und Gegen wart von Luft von bestimmter relativer Feuchtigkeit. Aus den Ver- suchen ergibt sich, daß dte entstehende dunkle Farbe wahrsheinlich auf der Vildung von Zinksuboryd beruht. Das Dunkelwerden wird be- \{chleunigt durch Halogen, wenn es in feiter Lösung vorhanden ift, fowie dutch Zinkionen. Bekämpfen läßt fi die Schwärzung durch Verfabren und Z If welhe der JIonenbildung centgegenwirken, sicher sind - diefe Veittel aber niht. Es ist jedo relativ leiht, reine Ausgangs8tmnaterialien zu verwenden und dadur zu lichtehten Präpa- raten zu gelangen.

Die Akademie genehmigte die Aufnahme einer von Herrn dever in der Sitzung der physfikalish-mathematishen Klasse vom 29. Februar vorgelegten Abhandlung des Geheimen Medizinalrats Projessor Dr. Hans Virchow in Berlin: Gesihtsmuskeln des Schimpanse in den JIahrgang 1915 der Abhandlungen. Bei einer p'inlich aenau, mit Hilte der Doppellupe, durchgeführten Prâäparatton der Gesichtsmuskeln eines weiblichen Schimpansekindes von 5d ecm Sceitel- Steißlänge zeigte sich, daß neben einer Anzahl befonderer V ’rhältnisse, die von denen des Menschen abweichen, auf der anderen Seite in vielen selbst ganz feinen Zügen Uebereinstimmung mit den legteren besteht. Alles in allem weichi diz Gesichtsmuskutatux weit weniger von der des Menichen ab als die Knochengestalt. In der Höhe der Differenzierung steht der

Kunst und Wissenschaft. Wissenschaften

I 4 chDAl-

r. H : Schimpanse nit hinter dem Menschen zurück; es hat fi sogar dur diese genaue Untersuhung