1896 / 104 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 May 1896 18:00:01 GMT) scan diff

zuzugeben ; aber es ift namentlich für die Landwirth-

aft von großer Bedeutung, daß nit jede Aenderung in dem Dis- sich auch in dem Geschäftsverkehr der Kasse mit den \hastsverbänden ausdrückt. Wenn auch mal vorübergehende

ankungen zu kleinen Opfern für die Kasse führen, fo muß die rtung, daß sie unt-

asse möglichst diesé Opfer bringèn in der

rt ia Zeiten, wo das Geld billiger hätte gegeben werden können, “au bei diesem Durchschnittssay bleibt. JH würde nicht

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entspricht niht dem genofsenschaftlichen Betrieb, mit dem wir es hier zu thun haben. i | _ Meine Herren, wenn der Herr Abg. von Eynern nunmehr feine beider erften Berathung ausgesprochene Befürchtung, daß das Kind zu {nell gewachsen wäre und daher vielleicht als Wunderkind ein dauerndes kernhaftes Wachsthum nicht zeigen würde, aufgegeben hat- so höre ih dies gern, und er hat au den richtigen Grund dafür an- gegében. Meine Herren, in den Dingen liegende Bedürfnisse das lehren die Grfahrungen aller historishen Prozesse kommen in einer gegebenen Zeit, ih möchte fagen, eruptiv zum allgemeinen Bewußtsein. Das Bedürfniß genossenschaftliher Bildung, namentli für die Land- bevölkerung, ist seit Jahrzehnten vorhanden; es ist auch gefühlt; man hat hier und da in intelligenten Kreisen begonnen, dieses Bedürfniß zu befriedigen. Die gegenwärtige shwierige Lage der Landwirthschaft ift ein ftarkes Moment gewesen für das Erwachen des allgemeinen Bewußtseins von der Nothwendigkeit von Organisationen, um die Verbesserung des Personalkredits herbeizuführen. Gerade in diese Zeit sind wir nun hineingekommen mit unserer Zentralkasse; eine Menge freier Kräfte war {hon im ganzen Lande thätig, das Ge- nossenshaftswesens zu propagieren; das im höchsten Grade verdienst- volle und dankenswerthe Vorgehen von Schulze-Delißsh auf diesem Gébict hatte auch schon mäthtig vorgearbeitet, und nun sind wir in diese Bewegung mit der Kasse eingetreten. Daß da in der ersten Zeit, wo die Kasse auf den Plan tritt, eine starke Förderung des Genossenschaftsroesens eintritt, zahlreihe Genossenschaften sich neu bilden, andere sih vergrößern, daß ein allgemeines Gefühl dur die Verbände geht: wir haben nun einen festen Halt bekommen, das ift ganz erklärlich, und ih bin überzeugt, daß wir au in den nächsten Jahren noch einer \tetigen, starken Vermehrung der Genossenschaften entgegensehen können, und daß unser Grundkapital noch stärker da- durch in Angriff genommen wird: als bisher.

Allein so kommt der Ausgleih. Das werden mir alle Kenner des Genofsenschaftswesens zugeben, daß neugegründete Genossenschaften zunächst starke Geldverbraucher sind (Zuruf rechts) namentli im Often, aber nicht bloß im Osten, sondern auch im Westen —, und daß, je älter die Genoffenschaft ist, je mehr sie sich konsolidirt hat, sie um so méhr in der Lage ist, mit eigenen Kräften zu wirthschaften und die gegebenen Vorshüfse wieder zurückzuzahlen.

Der stark wachsende Bedarf der Genofsenschaftskasse kommt gerade von der großen Zahl n euer Genossenschaften, die si bilden; und je günstiger das Verhältniß! der neuen Genössenshaften zu der Ge- fammtheit der Genossenschaften, mit welchen die Kasse im Verkehr ift, ist, desto geringer wird der Rückgriff auf die Zentralkasse werden.

Darin bin ich aber dürhaus einverstanden, daß man die Ge- nofsenschaftskasse auffordert, in jeder Weise sich zu bemühen, fremde, bra liegende Gelder als Depositen an si zu ziehen, damit sie mög- list wenig auf ihr eigenes Grundkapital angewiesen is da ih zugeben würde, wenn das auf die Dauer nit der Fall wäre, so würde dieses Grundkapital von 20 Millionen {ließli auch nicht mehr Senügen. Aber es wird namentli in der Kommission der Herr Prä- sitent ja darüber nähere Auskunft geben, daß mit dem größten Eifer nah dieser Richtung gearbeitet wird. Und Herr von Eynern wird mir als Geschäftskenner doch géwiß niht bestreiten und gern zugeben wollen, daß, wenn in der kurzen Zeit, wo diese Genossenschaftskasse in Thätigkeit ist, es noch nicht gelungen ift, in dieser Beziehung großartige Resultate zu erzielen, dies ganz natur- gemäß ift. Die Verbindungèn, die wir mit den Sparkassen jeßt an- geknüpft haben, haben {on in der allerkürzesten Zeit in diesér Be- ziehung Grfolge ‘gehabt, und ich zweifle niht, daß diese Verbindung noch reger und reger werden wird und daß dadur die Gesammtheit der Depositen der Bank noch erheblih wachsen wird.

Aber die Genossenschaftskasse ist keineswegs allein auf die Spar- faffen angewiesen; es giebt auch noch andere Quellen, aus denen sie Depositen an si ziehen kann, und i kann nur wiederholen, daß wir in derselben Richtung arbeiten werden, die Herr von Eynern an- gedeutet hat.

Meine Herren, nun möchte ih {ließlich noch eins sagen, was mir wohl rihtig gedeutet werden wird: Jch stelle den Segen der genossens{haftlichen Entwitelung, die Organisation des Personalkredits, im Gegenfay zum Realkredit, die dadurh ermöglichte allmählihe Ver- minderung des leßteren so hoh, taß, wenn wir nah Jahren ein aus- gebildetes, über das ganze Land verbreitetes System von Personal- kredit-Drganisationen hätten, es mich auch nit gereuen würde, wenn der Staat dafür auch einige finanzielle Opfer gebraht haben würde. (Bravo!)

Die Diskussion wird geschlossen. Nach persönlichen Be- merkungen der Abg. Parisius, Gothein und von R erg wird die Vorlage der Budgetkommission über- wiesen.

Die Berathung des Antrags der Abgg. Kruse und Marterns auf Vorlegung eines Gesetzeritwürfs über die Medizinalreform wird erst in der nächste Sigßung erfolgen, welche der Vize-Präsident Freiherr von Heereman auf Montag 1 Uhr anberaumt (außerdem stehen Rechnungsvor- lagen und Petitionen zur Berathung).

Schluß gegen 4 Uhr.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Bielefeld wird ter R lis Ztg.“ geschrieben: Der Ausstand in. der Bielefelder Maschinenfabrik vorm. Dürkovp u. C o.. (vgl. Nr. 101 d. Bl.) gilt für beendet, und zwar zu Ungunften der Arbeiter. Am Mittwoch arbeiteten bereits etwa 1400 Mann, wobei allerdings" diejeóigén Leute mitgezählt sind, welche von hier und auewärts si als neue Arbeiter bei der Firma gemeldet haticn. Mittags wollte dite Lohnkommission der Ausständigen mit Herrn DLLLObp verhandeln, und am Donnerstag sollte dann von allen ncch Aukständigen die Arbeit wieder aufgenommen werden. Alle werden

aber wohl niht wieder eingestellt werden können, da inzwischen viele neue s De Ec N eda

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Ü | nden Tage abzulohnen! und vor . Mai nit wieder einzustellen seien. Die Arbeiter der Mohr’ schen Margarinefabrik haben auch in einer zweiten . Versammlung einstimmig. beshlofsen, den Ausstand. fortzuseßen und nur dann die Arbeit aufzunehmen, wenn die Arbeiter, die ih nit am Ausftand betheiligt haben, entlassen und alle e Auegesperrlen. wieder angénommen werden. (Vgl. Nr. 101 b. Bl.) Ae nlih geht es bei den Arbeitern der Palmfkernölfabrik von F. Thörl im benahbartenHarburg. Die Ausständigen verlangen hier u. a. die Wieder- anstellung zweier Arbeiter, die vor dem Ausstand auf Grundder zu Necht be-

stehenden Fabrikordnung entlassen wurden, ferner daß die Thörl'sche -

Fabrik an die Firma Gaiser u. Co., deren Arbeiter gleichfalls ausftändig sind, während. der Dauer des dortigen Ausftandes keine Waaren liefern soll. Ueber die übrigen Forderungen wegen Lohn- erhöhung 2c. erklärte fich Herr Thörl zu einer Einigung bereit, wollte f aber auf die weiteren Forderungen, die er als einen Eingriff in sein Hausrecht bezeichnete, niht einlassen. Die Zahl bder bei Thörl ausständigen Arbeiter beläuft ih auf über 400; auch 40 Küper, mit denen eine Ginigung wegen des Lohnes stattgefunden hat, sind tn Mitleidenschaft gezogen, da für sie keine Arbeit vorliegt, so lange der Ausstand dauert oder niht andere Arbeitskräfte beschafft worden find. (Val. Nr. 101 d. BL.)

In Lübeck faßten, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, die Arbeitgeber der Metallindustrie gestern den einstimmigen Be- {luß, daß diejenigen Arbeiter, die wegen der Maifeier oder wegen Ausstehens entlassen werden, dis zum 31. Dezember 1896 in keinem anderen Betriebe bes{chäftigt werden sollen.

In Stuttgart fand gestern vor dem Gewerbegericht ein Einigungsversuh zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern des Baugewerks statt. Wie nun dem „Vorwärts* telegraphiert wird, fiel der Schiedsfpruh im Großen und Ganzen zu Buren der Arbeiter aus, und die Arbeitgeber haben ihn anerkannt. Die Vertreter der Arbeiter machten die Erledigung der Angelegenheit von den einzu- berufenden Versammlungen O

In Chemnigt hat sih, wie „W. T. B.“ meldet, ein Verband der Arbeitgeber der gesammten Textilbranche, und zwar der angesehensten Firmen der Weberei, Wirkerei, Spinnerei und Färberei mit einem großen Kapitalfonds zu dem Zwecke gebildet, um etwaigen Arbeitseinstellungen, mit denen die Textilindustrie unaufhörlih bedacht wird, sofort wirksam entgegentreten zu können.

In Mainz haben, der „Frkf. Bt. zufolge, die Zw iccker und Maschinenauspußer einer Schuhfabrik, 24 an der Zahl, gestern Mittag, nahdem der Fabrikant die gestellten Forderungen nit bewilligt und jede weitere Verhandlung abgelehnt hat, die Arbeit niedergelegt.

ier in Berlin beshloß, wie wir der „Voss. Ztg." entnehmen, die freie Vereinigung der Berliner Pia nofortefabrikanten und der verwandten Berufsgenossen vorgestern zum Ausftand der Musikinstrumenten-Arbeiter (vgl. Nr. 97 d. Bl.)- an der Dae 8 der von den Arbeitern gestellten Forderungen in allen unkten ohne Ausnahme festzuhalten. Der Ausstand erstreckt {ih nah vorläufigen Feststellungen auf sämmtlihe Zweige der Pianoforte- industrie, Ae hat sih bis auf einige Ausnahmen in den meisten Fabriken bisher nur ein kleiner Theil der Arbeiter dem Aus- stande ange]Mossen. In einigen größeren Pianofabriken ist sogar bis jeyt nicht einmal theilweise eine Einstellung der Arbeit eingetreten. Alle namhaften Firmen haben sih der Vereinigung an é(blosen, In der Charnierfabrik von Ernst Jacob haben nach dem „Vorwärts“ die Schleifer, Schlosser und Hilfsarbeiter die Arbeit niedergelegt.

Aus Wien meldet „W. T. B.“ : Die Bl ätter haben ihren Arbeitern auf deren Wunsch den heutigen Tag freigegeben. Die nächste Ausgabe erschéint erst morgen Nachmittag.

Aus London berichtet die „A. C.* vom 29. April: Ein Ausftand in den Baugewerken wird am nächsten Freitag beginnen, wenn nicht bis dahin eine Verständigung erzielt wird. Wird kein Frieden geschlossen, so werden 60 000 Arbeiter brotlos. Die Gewerkvereine beschweren sich, daß es seit 1894 keine Arbeitsordnung bei ihnen

ebe. Damals kündigten die Meister den Gewerkvereinen das bisherige bkommen. Die Vereine haben dem Zentralverband der Bauunternehmer eine Abschrist der Arbeitsordnung, wie sie [ie wünschen, zugestellt. Die Meister häben bisher nur den Empfang bestätigt. Wie nun ,„W. T. B.“ aus London meldet, hätten bereits vorgestern ungefähr 7000 Bau- arbeiter die Arbeit niedergelegt. Sie verlangen Lohn- erhöhung. Man glaubt, daß die Meister ‘die Erhöhung be- willigen werden. Ferner berichtet die Londoner „A. C.“ : Der Auéschuß der Bergleute hat während der leßten Tage in Nottingham etagt. Die 60 Delegirten vertraten 400 000 Arbeiter. Die Ver- andlungen waren geheim. Es herrsht die Befürchtung, daß ein neuer großer Ausftand droht. Es handelt sih dabei um die verschieb- bare Lohnscala ; die Arbeiter sind dagegen.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Spanien.

In einigen Gegenden Spaniens ift der langersehnte Regen endlich gefallen, jodaß die Nachrichten über den derzeitigen Stand der Saaten im allgemeinen etwas weniger ungünstig lauten. Jn den nördlichen und südlichen Provinzen aber wird noh immer über Trockenheit des Bodens geklagt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperruugs- Maßregeln.

Portugal.

Durch Verfügung des Gen Ministeriums des Innern ist der Hafen von Ceärá (Brasilien) für von Gelbfieber verseucht erflärt worden. Die übrigen Häfen der gleidl;namigen Provinz gelten als verdächtig.

Cholera. k:

Egypten. In Alexandrien sind zu Anfang April wieder Cholerafälle vorgekommen. Vom 1. bis 15. April wurden dafelbst 10 Erkrankungen und 33 Totesfälle festgestellt.

Ostindien. Kalkutta. Vom 15. bis 21. Mär} sind 173 Personen an Cholera gestorben.

7 ‘e,

Hongkong. In der Zeit vom 23. bis 29. Februar sind 28, vom 1. bis 7. März 41 Chinesen an der Pest gestorben : eigentlice Krankheitsherde haben sich jedoch biéber niht gebildet. Einer weiteren Mittheilung zufolge bat \sih die Seuche“ zunächst auf einen kleinen Bezirk der Stadt, den Westen von Taipingshun, bes{ränkt. Im Ganzen sollen seit Anfang des Jahres bis zum 15. April 482’ Fälle, dávon 75 in der Woche vom 1. bis 7. April, 47, 44 und 33 in den drei vorhergehenden Wochen festgestellt worden fein; 427 Erkrankungen nahwen einen tödtlichen Ausgang.

Verschiedene Erkrankungen. Polen: “St. alia de 5, Warschau 3, Kalkutta 3 Todes- fälle; Reg.-Bez. Posen 2, Budapest 3, Kopenhagen 2, London 4 (Krankenhäuser), Paris 7, St. Petersburg 24 Erfrankun en; Fledck- typhus: Stk. Peteréburg 8 Erkrankungen ; Rüdfall fieber: Moskau 2, St. Petersburg 3 Todesfälle; St. Petersburg 109 Er- krankungen; Genickstarre: New-Yerk 6, St. etersburg 2 Todes- fälle; Reg.-Bez, Königsberg 2 Erkrankungen; Keuchhusten: London 117 Todesfälle ; Stockholm 58, Wien 94 Erfrankungen; Fnfluenza Fri 4, London 9, Moskau 2, New-York 6, Paris 5 Todetfälle; e urt a. O. 14, Nürnberg 45, Stockholm 63, Kopenhagen 71 Er- rankungen; Fieber: Kalkutta 237 Todesfälle. Mehr als ein Zehntel

aifeier Stellung genommen. Jett hat auch der Hamburger 7 H g u #\ch “R nsti e: a ibe 3; ie anes 4 | L P t am folge Veseiubtüttio n, als" em

aller Gestorbenen starben an Masern (Durbschnitt aller deutschen

Berichtsorte 1881/90: 1,309/6): in Sil Königsberg und

Krakau Erkrankungen kamen vor in Breélau 71, in den Reg.-

Aaten 161, t 123, Königsberg 221, Sew E in urg 84, St.

ambur 10: Bu S Christiania 31, tbei b 172, Prag :43,- 1484 —. an htbexie und Croup ; 9 L LAD 9/0)! in © Broî L Da Ga, Halburg und pandau Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 89; im Reg.- Bez. Arnsberg 109, in London 90 (Krankenhäuser), Tie §9, St. Petersburg 52, Wien 88 desgl. an Scharlä| lin 5, Breslau 37, Budapest-28,-Gdinburg 65, London 201 (Krankenhäuser), a 69, St. Petersburg 117, Wien 133 desgl. an Unter- eibstyphus in St. Petersburg 160.

Handel und Gewerbe.

Durch ein vom 1. April M datierendes dänisches Geseg ist bestimmt worden, daß der in Dänemark bisher bestehende Zoll für Bier in Glasballons, Flashen oder Kruken von 10 Oere für 1 Pfund brutto und für Bier in anderen Gefäßen von 4 Oere für 1. Pfund brutto, welcher nah den Geseßen vom 1. April 1891 und 10. April 1895 vom 1. Januar d. J. ab auf 15 bezw. 6 Oere erhöht werden sollte, noch bis zum 1. Januar 1897 unverändert in Kraft bleiben soll. Der seit dem 1. Januar d. J. bis zum Inkrafttreten des jeßigen Geseßes etwa erlegte höhere Zoll- betrag soll auf Verlangen zurückerstattet werden.

Tägliche Wagengestellung [e Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr find am 30. v. M. gestellt 11 874, niczt retzeiltig oeS Be n Tes ien sind 29. v. M. gestellt 4411, ni n Eer eilen sind am 29. b. 2. geite , nit Ís zeitig gestellt H Wagen. Gt red

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht T Berlin standen am 30. April die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Hagels- bergerstr aße 37/38, dem Architekten Herm. Stußt gehörig; Fläche 12,96 a; Nußungêwerth 24 270 4A; Ersteher wurden die V eute Franz und Albert Glinicke, Elsholstraße 23 und Sigmunds- hof 7, für das Meistgebot von 358 000 A Kolberger straße 25, dem Käsehändler C. Lier gehörig, Fläche 6,8 a; Nuztzungswerth 6648 M; Meistbietender blieb der Rentier Th. Thiemig zu Hohen- Neuendorf (Nordbahn) mit dem Gebot pon 110050 A Emdener- straße 47, Ede Waldensetstraße, dem Rentier Gustav L ranke gehörig; Fläche 10,31 a; Nußungswerth 17 370 4; Meist- tetender blieb der Kaufmann Jos. Kasupke zu Berlin mit dem Gebot von 282 200 4

Berlin, 30. April. (Monatsberit der ständigen Deputation der Woll-Interessenten über den Wollhandel.) Das Gef{äft war im abgelaufenen Monat, was deutsche Rücckenwäschen anbetrifft, weniger lebhaft als in den Vcrmonaten; die kleinen Vorräthe, worunter jedoch noch gute Wollen vertreten sind, mögen mit Ver- anlassung dazu gewesen sein. Dagegen nahm das Geschäft in un-

ewashenen Wollen einen weiteren regen Verlauf, es erhielt fich die Nachfrage bei größeren Umsäßen und auch die Kamm- arn-Spinnerei trat dabei als Käufer auf. Nach den bisherigen Er- fabeüngen ergaben ungewashene Wollen ziemlich gleihe Resultate wie im vorigen Jahre, das Material ift billig zu nennen. Die ange- legten Preise für deutsche Wollen zeigen gegen den Vormonat keine Veränderung. Verkauft wurden im April etwa 2200 Ztr. NRücken- wäschen und etwa 6000 Ztr. ungewaschene Wollen. Am 7. Mai l. J. wird hier cine Auktion von ungewaschenen Wollen abgehalten werden, wobei etwa 9000 Ztr. gegen 13 500 Ztr. im vorigen Jahre zur Versteigerung gelangen. Nach den großen Umsäßen des ersten Vierteljahrs war es nur natürlich, daß sih im April die Verkäufe in Kolonial-Wolle nur in engeren Grenzen bewegen konnten, zumal das Geschäft zu Anfang des Monats durch die Ofstetiziectage gegen Ende dur die Nähe der Eröffnung der Londoner Auktionen mehr oder weniger beeinträhtigt wurde. Im Ganzen fanden etwa 2000 Ballen, wovon die I Kap-, die andere Hälfte Buenos Aires- und Austral-Wollen, zu unveränderten Preisen Nehmer. Das Resultat der Londoner Auktion, welche zu pari bis 59% niedrigeren Preisen unter den vielfah extremen Werthen der legten Serie eröffnete, hat die Ansicht vieler, welhe einen größeren Abschlag erwarteten, getäuscht, und damit einen neuen Beweis von der gesunden Lage des Artikels geliefert. Der diesjährige Berliner Woll- markt findet am 16., 17. und 18. Juni in der Rinder-Großmarkt- halle des städtischen Schlachtviehmarkts statt. Die Einlagerung der Wolle beginnt Sonntag, den 14. Juni früh.

Breslau, 30. April. (W. T. B.) Getreide- und Nr 9p sep ma pt Spiritus pr. 100 1 100% exkl. 50 4A Ver- C E IGE En pr. April 50,99, do. do. 70 46 Verbräáuchsabgaben pr. Apr ,10.

Magdeburg, 30. April. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn- zuder erkl, von 92% 13,40, Kornzuder extl. 889% endement ,—, Nadprodukte exkl., 75% Rendement 10—10,70. Still. Brotraffinade 1 25,25. Brotraffinade 11 25,00, Gem. Salpade mit Faß 24 75—25,259. Melis 1 mit Faß 24,50. Still. Robzuder I. Produft Transito f. a. B. Hamburg pr. April 12,524 Gd., 12,55 Br., pr. Mai 12,524 bez., 12,95 Br., pr. Juli 12,80 Gd.,, 12,824 Br., pr August 12,92F bez. u. Br., pr. Öktober-Dezember 11,824 Gd., 11,88 Br. Nuhig, stetig. ;

Magdeburg, 1. Mai. (W. T. B.) Die noch in erster Hand befindlihen Vorräthe von Rüben-Rohbzucker erstes Produkt in Deutschland betrugen Gnde April 1896 1 186 000 Ztr., Gnde April 1895 4 736 000 Ztr., Ende April 1894 2 184 000 Ztr.

Leipzig, 30. pril. (W.T.B.) Kammzug-Terminbandel, La Plata. Grundmuster B. pr. April #4, pr. Mai 3,30 4, pr. Juni 3,324. 4, pr. Iuli 3,35 #4, ‘pr. August 3.395 H, pr. September 3,374 #, pr. Dfktober 3,40 4, pr. November 3,40 4, pr. Dezember 3,42} Æ, pr. Januar 3,45 #4, pr. do: 3,45 M, pr. März 3,45 . Umsay: —. Geschäfislos. Umsaß pro Monat Aprii 1 185 000 kg. -

Lübe, 30. April. (W. T. B.) Die große chemische abrik von Oscar Mielenßy steht in Flammen. Der Schaden is fehr bedeutend, viele Maschinen sind zerstört. Ein Arbeiter ift verleßt worden.

Bremen, 30. April. (W. T. B.) Börsen -S{luß- Bericht. RNRaffintertes Petroleu m. (Dffiziele Notierung der Bremer Petroleum - Börse.) Ruhig. Loko 5,65 Br. Russishes Petroleum. Loko 5,45 Br. MALAAE Nuhbig. Wiicox 27} 4, Armour shield 264 9, Cudahy 27f 4, Choice Grocery 274 A, White label 274 4, E 29 A. Speck. Nuhig. Short ciear middling loko 244 &. Neis unverändert. Kaffee rubig. Baumrvolle ruhig, Upylant midt4. loko 414 F. Wolle. Umsay: 94 Ballen. Taback. 24 Faß Kentucky.

Hasmburg, 30. April. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen loko rubig, holsteinisher loko neuer 154—155. Noggen loko ruhig, hiesiger —, medcklenburger loko neuer 128—131, russischer loko ruhig, 83-——84. Hafer ruhig. Gerste ruhig. Rüböl (unverzollt) ruhig, loko 47. Spiritus ruhig, per April - Mai 16§ Br., pr. Mai - Juni 16 Br., pr. Juni - Juli 167 Br., per September - Oktober 174. . Kaffee fes. Umsay 4500 Sack. Petroleum behauptet, Standard white loko 5,70.

Kaffee, (Nachmittagsbericht.) Good average Santos pr. Mai 68, pr. September 644, pr. Dezember 60}, pr. März 594, Behauptet, Zuckermarkt. (Schlyßkbericht.) Rüben - Nohzucker 1. Produkt Basis 88 9% Rendement neue Usance, frei an Bord antes pr. April 12,50, pr. Mai 12,50, pr. Juli 12,80 pr. August 12,90, pr. Dezember 11,80, pr. März 12,074. Ruhig. j

London, 30. April. (W. T. B.) Wollauktion. Preise

An ‘der Küste 3 Weizenlädungen angeboten.

96 9% Javazucker 14} stetig, Rüben-Robzucker loko 129/16 fest. Ghile-Kupfer 45%6, pr. 3 Monat 454, :

Liverpool, 30. April. (W. T. B.) Baumwolle. Umsay 10 000 B., davon für Spekulation und Export 500 B. Unyerändert. Middl. amerikanische Lieferungen: Stetig. April-Mai 49/33 Käufer- preis, Mat-Juni 47/64 do., Juni-Juli 415/4—4{ Verkäuferpreis,

li-A tguft 4!/3a ‘do., August-September 45/32 411/64 Käuferpreis,

tember-Oktober 48/64 Verkäuferpreis, Oktober-November 361/644 do.,

November-Dezember 3%/64 do., Dezember-Januar 35964 do.,, Januar- Februar 35/64 d. Käuferprets.

Liverpool, 30. April. (W. T. B.) Offizielle Notierungen. American good ordin. 4/16, do. low middling 45/16, do. middling 4/33, do. good middling 44, do. middling fair 42/32, FOA fair 48, do. good fair 47, Ceara fair 44, dvo. good air 42, Egyptian brown fair 5§, do. do. good fair 6, do. do. e 64 Peru rough good fair 63/16, do. do, good 65/16, do. do. fine 67, do. moder, rough fair 54, do. do. good fair 511/16, do. do. good 6. do. fmooth fair 4/16, do. do. good fir 411/16, M. G. Br good 31/2, do. fine 41/33, Dhollerah good 37/16, do. fully good 39/16, do. fine 3}, Oomra good 39/16, do. fully good 311/16, do. fine 34, Scinde good fair 23, do. good 24, Bengal fully good 22/32, do. fine 35/32,

Bradford, 30. April. (W.T. B.) Wolke ruhig, Käufer verhalten sich abwartend, Tendenz zu Gunsten der Käufer; Garne williger; Stoffe ruhiger.

aris, 39. April. Von der Börse berihtet ,W. T. B.“: An der heutigen Börse herrschte allgemein feste Stimmung und ziemlih reges Geschäft. Italienische und türckishe Werthe besser. Paris, 30. April. (W. T. B.) (Schluß.) Rohzucker rubig, 889% loko 324 à 323. Weißer Zucker behauptet, Nr. 3, pr. 100 Epe. April 33, pr. Mai 33}, pr. August 334, pr. Ja- nuar j

Florenz, 30. April. (W. T. B.) Auf der italienischen Meridional-Eisenbahn betrug in der 11. Dekade vom 11. bis 20, April 1896 auf dem Hauptnez die Einnahme 2 599 851 Ca 178 876) Lire. Seit 1. Januar 1896 26 037 761 (+4 1 425 462) Lire.

m Ergänzungsney betrug die Einnahme seit 1. Januar 1896 2 001 844 (+ 217 959) Lire.

Amsterdam, 30. April... (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary ó1l4. Bancazinn 364.

New-York, 30. April. (W. T. B.) Die Börse eröffnete unregelmäßig; im weiteren Verlauf gaben die Kurse etwas nach. Der Umsaß in Aktien betrug 118 000 Stück.

__ Weizen eröffnete fest mit etwas höheren Kursen infolge un- günstiger Wetterberichte und Berichte über Schäden an der Frühlings- fsaat. Auch im weiteren Verlauf konnten sih die Kurse infolge von Berichten über niedrigere Ernteshäßungen in Europa durhweg gut behaupten. Der Schluß blieb feit. Mais allgemein fest, während des ganzen Börsenverlaufs infolge der festen Weizenmärkte.

Waarenbericht. Baumwolle - Preis in New - York 87, do. do. in New-Orleans 7#, Petroleum Stand. white in New-York 6,95, do. do. in Philadelphia 6,90, do. rohes (in Cases) 7,85, do. Pipe line Certif. n Mai 124}, S{chmalz Western steam 5,02, do. Nohe & Brothers 5,25, Mais pr. April —, do. pr. Mai 358, do. pr. Juli 368, Rother Winterweizen 768, Weizen pr. April —, do. pr. Mai 708, do. pr. Juli 703, do. pr. September 703, Getreide- fraht nah Liverpool 13, Kaffee fair Rio Nr. 7 133, do. Rio Nr. 7 pr. Mai 12,95, do. do. pr. Juli 12,55, Mehl, Spring - Wheat clears 2,50, Zuter 33, Zinn 13,40, Kupfer 10,75.

Chicago, 30. April. (W. T. B.) Weizen anfangs fest und etwas steigend auf erwartete Abnahme der Ernteschäßungen in Argentinien. “Dann führten Verkäufe und einige Realisierungen eine Reaktion herbei, die jedech im späteren Verlauf auf Berichte über nasses Wetter im Nordwesten wieder ausgeglihen wurde. Mais anfangs fill, änderte sich im Verlauf nur wenig, da \ih kein be- sonderer Einfluß geltend machte.

Weizen pr. April 62, do. pr. Mai 62. Mais pr. April 288. Schmalz pr. April 4,70, do. pr. Mai 4,70. Speck short clear 4,590. Pork pr. April 8,12.

Verdingungen im Auslande.

; Niederlande.

8. Mai. Kommission für die Gasanftalt und die Straßen- beleuhtung in Zierikzee: Lieferung von 14009 h1 sogenannter engee (Fett-) Gaskfohlen. Die Bedingungen sind auf Franko- ansrage P 29 Zents bei dem Direktor der obenerwähnten Kommission erhä u

Theater und Musik.

Im Friedrich - Wilhelmstädtishen Theater gelangt morgen die Keller-Herrmann'she Ausstattungs-Komödie „Der Hunger- [eider*“ zur 100. Aufführung. ere Louis Roth hat zu dieser Jubiläumsvorstellung einen neuen Walzer komponiert, der nach dem zweiten Bilde gespielt wird. Fräulein Peters tanzt als Einlage ein Solo „Die Leichtfüßige“. Sämmtliche Rollen sind ebenso eseßt, wie bei der Grftauffübrung.

Im Theater Unter den Linden geht morgen die Dellinger'sche Operette „Die Chansonnette“ zum 50. Male in Scene. Die Hau t- nes sind mit den Damen Fischer und Cornelli und Herrn Wellhof

elegt.

Mannigfaltiges.

Heute Vormktttag 11 Uhr hat in Gegenwart Jhrer Majestäten des Kaifers und der Kaiserin die feierlihe Eröffnung der Berliner Gewerbe-Ausstellung stattgefunden.

Bereits um 10 Uhr führten die Stadtbahnzüge, die Wagen der eleftrishen Bahn, zahlreihe Gquipagen und Mailcoahes die zur Gröffnung geladenen Gäste nah dem Ausstellungspark hinaus. Auf allen Wegen und besonders auf der bei dem Bahnhof Treptow kefind- [ichen EGisenbahnbrücke, von wo aus man das „Kaisershif* und die davor aufgestellte Bootparade der Berliner Nuderklubs beobachten konute, standen dihtgedrängte Menschenmafsen, welche die Ankunft Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin erwarteten. Die Bootshäuser der Ruderklubs, sowie alle Schiffe hatten reich geflaggt. ZJnzwischen herrshte innerhalb des Ausftellungéparks ein reges

unter klingendem Spiel heran und nahm auf dem Playe- vor dem Haupt-Ausstellungsgebäude Aufftellung. Um 104 Uhr traf JIbre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrih Leopold an dem Zentral- BVerwaltungsgebäude der Ausstellung ein, wo Höchstdieselbe von der Gemahlin des Ehren-Präsidenten, Staats-Ministers Freiherrn von Berlepsh, Frau Baumeister Bld Frau Geheimrath Goldberger und- Frau Ober-Stabsarzt Kleffel aus Kiel, Tochter des Kommerzien- Raths Kühnemann, empfangen wurde. Frau Gebeimrath Gold- berger überreihte der Gemahlin des Protektors der Ausstellung einen Blumenstrauß und geleitete Höchstdieselbe mit den anderen Damen über den großen Plaß nah dem Kuppeljaal. Zu derselben Stunde traf Seine Königliche Hoheit der Fürst Ferdinand von Bulgarien mit Gefolge auf dem Ausstellungsgelände ein. Höchstdenselben be- grüßte der Chrenpräsident des Ausftellungscomités, Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsh und stellte die übrigen Perren des Ausschusses vor. Inzwischen hatten die geladenen Gäste im Kuppelsaale Aufstellung genommen und ordneten d dort nah der im Programm vorgeschenen Folg-.

Gleich nah 11 Uhr verkündeten Böllershüsse die Ankunft Jhrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin, Allerhöchstwelche von allen Seiten jubelnd begrüßt an Bord der Yacht „Alexandra“ der Landungóbrücke nahten, wo in einem (von der Firma Herrmann Gerson gespenteten dem Thronhimmel im Weißen Saale des Könige lichen Schlosses genau nachgebildeten Prien der festlihe Empfang stattfand. Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedri Leopold, der hohe

Leben. Die erste Kompagnie des dritten uf dem Plae v rüdte

rotektor der Ausftellung, welcher zu Wagen angekommen war, empfin See Majestäten am Chemiegebäude, reichte Mprer Majestät der aues den Arm und geleitete Allerböchstdieselbe na „dem Haupt- Ausstellungs: de Nach dem Abschreiten der Front der Ehrenkompagnie dur ne Majestät den Kaiser betraten die Allerhöhften und Höch rrschaften unter s{chmetternden Fanfaren und den Hochrufen der Ver- ammelten die Kuppelhalle. Während die draußen aufgestellten Musikkorps en „Kaisermarsh* von Wagner spielten, intonierte die auf der Kuppel- lerie aufgestellte „Liedertafel“ eine Huldigungshymne. Ihre gib: grun Dritten, -von allen Seiten ehrerbietigst begrüßt, zu dem auf der reten Seite errichteten, thronartig drapierten Podium und nahmen daselbst Aufstellung. Seine Majestät trug die Uniform des ersten Garde-Regiments z. F. mit dem Bande des Schwarzen Adler-Ordens. Nachdem Seine Majestät der Kaiser zum Beginn des Festaktes Allerhöchstseine Zustimmung ertheilt hatte, ergriff der BVorsigende, Kommerzien-Rath Kühnemann das Wort zu folgender Rede: Allerdurhlauchtigster, Großmächtiger Kaiser, Allergnädigster Kaiser, König und Herr! Das Werk, dem die gesammten Gewerbe unserer Stadt in opfer-

freudigem Wirken jahrelang ihre besten Kräfte geweiht das Werk,

das selbstlose Bürger zu fördern suchten mit deutschem, bingebendem Fleiß das Werk, das da künden sollte weit übec dfe Grenzen unserer Heimath hinaus von der jugendfrisch emporgeblühten Stadt, ihrer Schaffenslust und thätigen Kraft: das Werk, es is vollendet! Und hat es auch manche Stunde heißer Mühe gekostet, reih fühlen wir uns in dem jeßigen Augenblick durh die Gnade belohnt, daß Gure Majestät uns beehrt haben, in Höhsteigener Person der Er- öffnung beizuwohnen. Der Enkel ist ershienen, um dem Werk seine Weihe zu geben, welhes das Gedächtniß seines Hochseligen Groß- vaters feiern soll, jenes ruhmgekrönten Herrschers, der die Sehnsucht der Besten der Nation erfüllte, der uns ein großc2, ein freies, ein starkes Deuschland \{chuf. 25 Jahre sind vergangen seit jenen welt- geshichtlihen Ereignissen, Kaiser Wilhelm der Große weilt nicht mehr unter uns; doch wie man feiner gedenkt, das zeigten in ergreifender Weise die Jubelfeste, welhe die Deutshen in ihrer Heimath und allüberall, wo die deutsche unge Tlingt, ih eins haben fühlen lassen in der Liebe zu dem großen Dahingeschiedenen. Als Alldeutshland nur bon dem einen Gedanken durchdrungen schien, seiner Freude über die wiedererlangte Einheit Ausdruck zu geben, so einmüthig, so überwältigend-großartig, wie es die Welt noch nicht ge- schen, da entstand au in Berlin der Gedanke, jenen Tag hoher Weihe nicht ohne o ese Feier vorübergehen zu lassen; ihm, der ge- lobte: „Allzeit ein Mehrer des Reichs zu sein an den Gütern und Gaben des Friedens“ sollte ein Friedensdenkmal errichtet werden, um Zeugniß abzulegen von dem Dank feiner Nation.

Nichts Kleines ist es, wenn ein Volk solches seinem ersten Kaiser bekunden will. Verlockend schien daher der Plan, zu friedlihem Wettstreit die Völker der Welt zu laden, auf daß es offenbar würde, wie das junge Deutsche Reih fich nicht nur den Lorber des Sieges

epflückt, daß es auch die Palme des Friedens errungen doch es ollte niht fein. Und wieder hoffte man, die geeinten deutshen Lande möchten sich die Bruderhand reichen , ge den fremden NUG ihr eigenes Können zu zeigen das Geschick hat es anders gewollt.

Da befann Berlin sih seiner selbs. Nicht umsonst macht es Anspruch darauf, die erste Industriestadt der Welt zu sein, die ihre Größe nicht der Gunst der Verhältnisse verdankt, sondern der Ein- sicht, der Arbeitskraft und dem Greis ihrer Bürger. So that Berlin fih denn zusammen, Gewerbe und Industrie vereinten sich mit Kunst und Wissenschaft, und ihrer Bemühung Lohn ist dieses Werk, das als strahlendes Symbol rastlosen Bürgerfleißes gelten kann, berufen, den Ruhm der Stadt zu mehren, die fch mit Stolz Eurer Majestät Nesidenz- und Hauptstadt nennt.

Und da auf Berlin als solhe die Augen der Welt Kch richten, erweiterten wir nach Möglichkeit den besränkten Rahmen einer Lokalausstellung, um höheren Zwecken zu dienen. Gern boten wir Raum der deutshen Fischerei-Ausstellung, die glanzvoll bei uns vorgeführt in die weitesten Kreise den unendlichen Schätzen des Meeres Eingang verschaffen und sie zur wahren Volksnahrung er- heben Jen Vit Freuden begrüßten wir die deutsche Kolonial: Ausftellung, von der wir Erweiterung und Vertiefung ihrer hohen patriotis&en Aufgabe erhoffen. Noch anderen Zweigen deutschen Sens öffneten wir unsere Pforten, sobald Berlin ihr

ß war.

Wer ein hohes Ziel erstrebt, darf vor keinem Hinderniß zurück- shrecken, und gar viele galt es bei diesem unserem Werk zu über- winden. Doch es war ein freudiges Ringen, und der Geist froher Zuversicht durhwehte die Reihen der mannhaften Kämpfer. Fühlten wir alle uns do getragen von dem Hochgefühl: Eure Majestät will uns wohl. Haben \{on zu allen Zeiten, in Kriegsnoth und Friedens- glück, die Hohenzollern ihre vage Hand schirmend über unsere Stadt gebreitet, so haben Eure Majestät der Ahnen Ueberlieferungen bewahrt, und in dem jeßigen AHgenblE fühlen wir verdoppelt und dreifah die Verpflichtung ehrerbietigsten Danks und tiefster Ergebenheit. Eure Majestät geruhten unserem Werk sein gnädigstes Wohlwollen zu spenden, Béwielen uns oft und wiederholt die gütigste Theilnahme, verschafften uns den Beistand der Verwaltung und Behörden, daß der Weg zum Erfolg uns erleihtert wurde. Ja, mehr noch als dies : unter die Zahl der Aussteller is Eure Majestät getreten, und vershiedene unserer Gruppen zeugen von der Äller- böchfsten Huld.

Unverzagt und froher Hoffnung shaut unser Blick der Zukunft entgegen, und niht ershreckt uns, was sie bringen wird. Denn sicher vertrauen wir unserem Herrn, dessen piedenapoline allen Zweigen der Gewerbe für lange Zeit hinaus blühendes Gedeihen und tete Be E ind verheißt. Drum spricht hier die Stimme des

olks; drum dankt fie ihrem Kaiserlichea Fern: drum soll sie laut verkünden in jubelndem Widerhall : Seine ajestät der Kaiser lebe

ho!

Begeistert stimmten die Anwesenden in den Ruf ein, während die Liedertafel und das Orchester die Nationalhymne intonierten, welhe von den Anwesenden mitgesungen wurde.

Darauf ritete der erste stellvertretende Vorsißende des Aus- usses Herr Baumeister Felish an den hohen Protektor der Ausstellung, Seine Königliche Hoheit den Prinzen Friedrih Leopold folgende Worte :

Königliche Hoheit !

Seine Kaiserliche Majestät haben die Gnade gchabt zu gestatten, daß ih Eurer Königlichen Hoheit den Dank der Aussteller darbringe für die hohe Huld, mit der Eure Königliche Hoheit das Protektorat über unser {önes Kulturwerk, hervorgediehen aus dem Gewerbfleiß der Stadt Berlin, übernommen haben.

Königliche Hoheit! Jn unserem Vaterlande wird jedes greße Werk unter den mächtigen Shvyÿ und Schirm unseres allezeit ge- liebten und erhabenen Herrscherhauses gestellt. Dann erst empfängt es die rehte Weihe.

Und fo durften au wir hoffnungsfreudig in die Zukunft schauen, als am 18. Oktober 1894 die frohe Botschaft eintraf, daß Eure Königliche Hoheit mit Genehmigung Seiner Majestät geruht hätten, das Protektorat zu übernehmen. |

er 18. Oktober ist in Preußens Geschichte ein hoher Gedenk- tag ; gab uns Gott doch an ihm einst den E Friedrich, jene lichte Heldengestalt, dessen Gedenken in deutshen Herzen nicht in Aeonen erlöschen wird. i

öniglihe Hoheit sind der erlauhte Sohn des ruhmgekrönten Friegebelen, der auf Frankreihs Erde die deutshen Söhne von Sieg zu Sieg geführt hatt

Und Eure Königliche Hoheit stehen heute an der Spitze eines

ewaltigen Friedenswerks und bethätigen damit wieder die Huld und Zuneigung, welche das erhabene Hohenzollernhaus stets dem vater- ländishen Gewerbfleiz erwiesen hat. Wir aber erblicken darin ein lückverheißendes Zeichen, ein Zeichen, in dem wir egen werden ; {h bitte Eure Königliche Hoheit, dafür unseren ehrerbietigsten Dank Int i

odann brachte Herr Geheimer Kommerzien-Rath Goldberger dem

Ebren-Präsidenten und der Stadt Berlin den Dank des A in folgender Form dar: I Mit Eurer Majestät, unseres geliebten Kaisers und Königs

. voller Genehmigung, die eine Auszeichnung ift für uns, wie für d denen unser Wort gilt, damit ihnen Ehre werde, da sie C N Me

dienen : E Me

Ein Fest der Arbeit is es, das wir feiernd beginnen. :

Möge unser Werk vor dem Urtheil der Welt bestehen. N

Eine arbeitsfreudige und leistungsfähige Industrie, ein tüchtiger und zuverlässiger Kaufmanns- und Gewerbestand gehören zu den Grundpfeilern eines E, Staats- und Stadtwesens, das gedeihen soll. Das hat das ruhmreihe Geshlecht der Hohenzollern ag dem erlauchten Beispiel nacheifernd, Berlins Stadtverwaltung erkannt und der wirths{aftlichen Thätigkeit verständnißvollste Untecliiitnma E s ßens Minister für Handel und G e

adurh, daß Preußen inister für Handel und Gewerbe das EChren-Präsidium ber Ausstellung übernahm und überall fürsocalids fördernd uns zur Seite stand, war dem Werke freier Selbstverwaltung - das Wohlwollen des Staats gesihert die Stadt Berlin hat uns hochherzig den Boden gegeben, darauf wir \tehen.

Des Himmels Segen ruht seit Jahrhunderten auf den mit Weis- heit begnadeten Fürsten dieses Landes und auf dem ausdauernden Fleiß seiner Bewsohner.

Was Berlin geworden und aus welchen Anfängen es hervor- gegangen, das zeigt dieses Gelände in der Gegenübérfiellung von Jetzt und Einst in lebendigem Bilde. Mit \tolzer Genugtbuung dürfen wir auf das Erreichte hauen, und vor Ueberhebung üßt uns die Erinnerung an der Vorfahren Verdienst, die in Not und Drang e Zeit zu unserer mächtigen Gegenwart den Grund zu legen verstanden.

So wurde des Reiches Mark zum Mark des Reiches, zu sein Mittelpunkt, Berlin zu des Reiches erster Stadt. Meh, u: feme

Berlins Vertretung ist den BerpslPtumgen, die diese Größe auferlegt, mit edler Freigebigkeit nahgekommen.

In unserem Werke zeige sih unsere Erkenntlichkeit.

Im Namen der Ausstellung bringe ich dem Ehren-Präsidenten und der hohherzigen Stadt freudigen Sinnes innigsten Dank!

Nachdem der Staats-Minister (els von Berlepsch die Ge- nehmigung Seiner Majestät erhalten hatte, erklärte derselbe die Aus- tus de eröffnet. Gleichzeitig traten sämmtlihe Maschinen in

ätigkeit.

Hierauf begannen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin den Rundgang zunächst dur das Haupt-Ausstellungsgebäude, wo Allerhöchstdieselben Sih als Erste in das goldene Bu der Stadt Berlin eintrugen.

Die A IN P der Zufahrtstraßen zur Gewerbe- Ausstellung ist troy aller Schwierigkeiten heute, am Eröffnungs- tage, im wesentlihen zum Abshluß gebraht worden. Von der Brückenstraße bis zum ilen Thor wehen die Banner von den A Masten, und die hervorragendsten Durchgangsftellen des

erkehrs im Zuge der Köpenicker- kalißzer- und Oranienstraße find durch wirkungsvolle arhitektonische Mes ausgezeihnet. Die Köpenicker Brücke ist von vier mit Vasen bekrönten Pfeilern flankiert ; am Morißplay bezeihnen vier Obelisken den Kreuzungspunkt des Verkehrs; am Kottbuser Thor is der Mittelpunkt der Straßen- kreuzung durch einen denkmalartigen Aufbaw hervorgehoben; in den Schnittpunkt der Wiener und Skalißerstraße sind zwei mit Pflanzen und Trophäen verzierte Postamente gerückt. Am D Thor endlih werden die Fluthen des von der Köpenicker- und Skalißersträße zuströmenden Verkehrs durch zwei Guirlandenthore jedes mit zwei hohen Postamenten und zwei 14 m langen Masten mit Guirlanden- gehängen bestehend in ein gemeinsames Bett geleitet; ein Wald von Masten, mit Bannern und enen behangen, fündigt weithin diesen Hauptangelpunkt des Verkehrs an.

Ihre erste Fahrt zur Ausftellung traten vorgestern Nachmitt nah 5 Uhr, die beiden neuen Dampfer der Gesellscha#, „Stern“ „Ober-Bürgermeifter Zelle" und „Baurath Hobrecht*“ an. Gegen hundert Magistratsmitglieder und Stadtverordnete mit ihren Damen bestiegen an der Jannowißbrücke die eleganten Salondampfer. Eine Militärkapelle blies lustige Weisen, und so ging die t unter den bon Pon dicht beseßten Brücken nah Treptow. Nach der Landung begab fich die Gesellschaft in den P der Stadt Berlin, defsen prächtige Ausstattung allgemein gefiel. Gegen 7 Uhr wurde an Bord des „Zelle“ ein Imbiß eingenommen und nah einer Rundfahrt auf diesem Dampfer an Bord des „Hobreht* die Nückfahrt nah Berlin angetreten.

In der erigen außerordentlihen Sißung des Magistrats, welche unter dem Vor Le Bürgermeisters Kirschner f\tattfand, ger langten die technishen Bestimmungen über Sicherheitsmaßregeln bei eleftrishen Straßenbahnen zur Berathung. Diese von dem Stadt- eleftriker Dr. Kallmann entworfenen Bedingungen fir die Ginreihung der Projekte elektrisher Straßenbahnen, die Vorschriften über die unterirdishen Speiseleitungen, die QEULE Strecken- ausrüstung, die Anordnung der Swienengeleise zur Rückleitung des Stroms und die Bestimmungen über den Betrieb der Bahnen zur Verhütung elektrisher Beschädigungen anderer Röhren und Leitungen durch etwaige aus den Schienen austretende vagabondierende Erdstrôme waren seitens der Vertreter des Magistrats in mehreren unter Vorsiß des Geheimen Bauraths Dr. Hobrecht mit den Ver- tretern des Polizei-Präsidium, der Ober-Postdirektion, der Wasser-, Gaëe- und Elektrizitätswerke sowie der interessierten Unternehmer elektrisher Bahnen abgehaltenen Konferenzen durhberathen und hbier- nah festgestellt worden. Das Magistratskollegium hat beschlossen, diese Bestimmungen der Verkehrsdeputation zu überweisen.

Am heutigen Tage tritt der diesjährige Ton mer Va entan der Großen Berliner Pferde-Eisenbahn in Kraft, durh welchen die nahbezeihneten Aenderungen gur erng, angen. Die Linien „Friedrichstraßen- und Behrenstraßen-Ecke— Slesisches Thor“ und „Zoologisher Garten—Halleshes Thor—Schlesisches Thor“ werden über die Schlesischestraße und die Treptower Chaussee nah dem Ausstellungspark in Treptow vorgeschoben ; ebenso wird die Linie „Zoologischer Garten—Görlitßzer Bahnhof“ von leßterem Punkt aus durch die Wendenstraße, Skaligzerstraße, Schlesishestraße über die Treptower Chaussee nah dem Treptower Ausftellungspark verlängert. “ari wird die Neubaustrecke in der Ritter- und Reichenberger- traße dur die Einführung der beiden neuen Linien: „Döuhoff- plaß— Kottbuser Thor Ausftellungspark“ und e Don gofplan Kottbuser Thor—Glogauer- und Reichenbergerstraßen-Ecke“ in Be- trieb genommen, und zwar soll die erstere Linie vom Dönhoffplaßz dur die Lindenstraße, Ritter-, G, Skaliyer-, Schlesische- straße und Treptower Chaussee, und die leßtere Linie vom Dönhoff- plaß Ur Lindenstraße, Ritter- und Reichenbergerftraße bis zur Ecke der Glogauerstraße geführt werden. Bis zur Beendigung des elektrischen Ausbaues der Strecke in der Lindenstraße werden diese beiden Linien einstweilen von der Ritter- und Lindenstra en- betrieben. Die Signalfarbe is für erstere Linie „wei für leßtere Linie „halb weiß, halb grün“. Diese beiden Linien, sowie die Linie „Zoologisher “Garten Hallesches Thor Schlesishes Thor“, welhe bis zum Ausftellungspark in Treptow ver- längert sind, werden mit elefktrisher Kraft und zwar Dön ias logauerstra e in Zwishenräumen von 10 Minuten, Dönhoffpl Gewerbe-Ausftcllung in enräumen von 10 bis 6

und Zoologischer Garten—Ausftellung in 6 Minuten, bei Bedarf mit Anhängewagen betrieben. Auf der Linie „Moabit Werft \traße— Hansaplaz—Potsdamerstraße, Ede der Groß-Görschenstraße E den ganzen Tag ein 6 Minutenbetrieb eingerichtet, während für die Linie „Plößensee—Moabit* für die Vormittagsstunden ein Ee und für die Nahmittagsstunden ein halbstündlicher Betrieb a ift, Ferner treten diee den neuen Sommer-Fahrplan auf verschiedenen

Linien Fahrpreis-Ermäßigungen in Kraft. t