1896 / 119 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 May 1896 18:00:01 GMT) scan diff

zu können. In den erften Stunden blieh die Marschkolonne unbelästigt. Gegen Mittag erhielt die Spitze Feuer, und wurde auch in die Träger ineingeshofsen. Nah dem Pasßeren eines auf einer Höhe gelegenen

orfes bekam die Avantgarde heftiges Feuer, welches erwidert wurde.

er Marsch wurde darauf fortgeseßt und wurden Seitenpatrouillen vorgenommen. Hierdurch wird bei dem dichten Busch der Vormarsch ehr verzögert, und ih bemerke im voraus, daß ih Seitenpatrouillen inmer dann entsendet habe, wenn besondere Umstände es nöthig erscheinen ließen. Wir gelangten erst um 5 Uhr Abends nah Bromoge, wo uns au an der Wasserstelle Feuer empfing. Dort blieben wir während der Nacht. :

Am 11. früh erfolgte unter feindlichem Feuer der Abmarsch von Bromoge. Gegen 8 Uhr Vormittags kamen wir in die Nähe des Dorfes von Ombasamissoko. Hier wurde noch im Wald der Zug des Unteroffiziers Müller aus der Marschkolonne rechts herausgenommen und gegen die wahrsheinlihe Rückzugslinie des Feindes entsendet.

wei andere Züge wurden in der Front entwickelt. Währenddem

örten wir, wie die Kriegstrommel des Ombasamissoko seine Leute um Kampfe herbeirief. Die in der Front vorgehenden Züge (ia Minen Widerstand, wohl aber feuerte der Zug des Unteroffiziers Müller auf die Yaúndes, die nach kurzer Gegenwehr die Flucht er- ariffen. Diesseits hatten sich 2 Soldaten dur Hineingerathen in Fallgruben verleßt. E O Gie

Das Dorf des Ombasamissoko wurde nunmehr für ein längeres Verweilen eingerihtet und die vorhandene umfangreiche Fenz, der leihteren Bewabung wegen, verkleinert und verstärkt. Um nun Ombasamissoko gründlich zu strafen, befchloß ih, mehrere Tage hier zu bleiben und dur Patrouillen, die zu allen Tageszeiten entsendet wurden und auch über Nacht ausblieben, dem Feinde Abbruch zu thun. Erst am leßten Tage \töberte die Patrouille des farbigen ¿Feld- webels Zampa" das Versteck des Ombasamissoko auf, der dem Anschein nah bereits Noth gelitten hatte. Es fanden sich in diesem Versteck keine Nahrungsmittel, nur abgenagte Knochen lagen herum. Vieh \{lachtet bekanntliG der Schwarze nur in großer Noth. Die Davoneilenden geriethen bei ihrer weiteren Fluht in das Feuer einer anderen Patrouille, welche ihnen Verluste an Menschen und Vieh beibrahte. Das Medizin- horn des Ombasamissoko wurde hierbei erbeutet. Jeden Abend ließ ih auf der vorgefundenen Palawertrommel austrommeln, Ombasa- missoko sei an dem ganzen Kriege s{huld: nun fei sein ganzer Besiß vernichtet und Keiner folle ihm Unterkunft gewähren. Da der Häuptling bei seinen Landsleuten nicht beliebt“ ein soll, is es nicht ausgeschlossen, daß ihm seine eigenen Leute Verlegenheiten bereiten.

Am 15. wurde der Marsch nach dem Njong angetreten. Die am Njong wohnenden Elamas, die mit ihren Kanus das Ueberseyen besorgen, hatten zur Zeit dem Premier-Lieutenant Bartsch trommeln lassen, daß fie keinen Krieg wollten. Jch vershonte daher ihre Dörfer und Pflanzungen, obgleich keine Kanus zur Stelle waren, da sie wahr- sheinlich gezwungen die Kanus versteckt hatten.

Als das mitgeführte Faltboot mit vier Soldaten sich nun dem reten Njong-Ufer näherte der Fluß ist an der Stelle über 100 m breit —, wurde von dort ein überaus heftiges Feuer abgegeben. Der am diesfeitigen Ufer dazu bereit gestellte Zug erwiderte dasselbe sofort, auf den Pulverrauch zîielend, und räumte der Feind in kurzer Zeit seine Stellung am Fluß. Der das Boot führende farbige Unter- offizier Capsteif hatte, obshon das Fahrzeug dreimal von Geschofsen durchlöchert wurde, sich vom Weiterfahren niht abhalten lassen und war ‘der Erste am Pen dea Ufer. Hier hatten die Yaúndes, im Busch versteckt, aus starken Baumstämmen Schützenstände erbaut, in die sie Scharten eingeschnitten hatten; da fie jedo hierzu meist trockenes Holz genommen hatten, waren die Deckungen {on von den Geschossen des M/71 glatt durch\{lagen worden. :

Da beim weiteren Suchen nur ein obendrein \{chadhaftes Kanu gefunden wurde, so hielt das Ueberseßgen lange auf. Erst am späten Abend befand sich die ganze Erpedition auf dem rechten Vfer, wo in dem Ort Atenagegaqua das Lager aufgeschlagen wurde. In der Nacht hörten wir wieder überall die Kriegstrommeln.

Beim Vormarsch am 16. wie auch in den nun folgenden Tagen fanden wir häufig Fußangeln, Fallen und Fallgruben, die meist von den Soldaten entdeckt und unshädlich gemacht wurden. :

Bei dem Orte Esumbalumu erhielt der Avantgardenzug heftiges Feuer. Ohne dasselbe zu erwidern, wurde der Ort im Marsch-Marsch genommen. Bei der Verfolgung verleßten sich einige Soldaten dur die oben erwähnten Fußangeln. Wir verblieben noch den 17. in diesem Dorf. i L

Am 20. erreihten wir ungestört Abekenshama, wo wir unbelästigt blieben. Auch unsere Patrouillen hatten nichts gefunden. Abends trommelte uns der Feind aus weiter Ferne, daß er kämpfen wolle.

Schon früh am 21. bekam die Spiße mehrere Male Feuer. Als darauf der Avantgardenzug vor dem größeren Ort Umbudu ein kleines Dorf passierte, erhielt er heftiges Flankenfeuer. Die sofort darauf losgehenden Soldaten wurden dur eine im Busch errihtete Fenz aufgehalten und einer stürzte in eine Fallgrube, ohne jedoch Schaden zu nehmen. Infolgedessen entkam dort der Feind ohne Vérlust. Unmittelbar darauf wurde der Marsch fortgeseßt. Als nun der Weg, nahdemer längere Zeit knietief durch Wasser ging, im dichten Busch steil bergan führte, erhielten wir von der rechten Seite aus unmittelbarer Nähe ein recht [lebhaftes Feuer. Dasselbe kam nicht unerwartet, da jedermann den Angriff an dieser Stelle ahnte, und wurde es sofort erwidert. Vor der unmittelbaren Verfolgung {chüßte den Feind ein wiederum im Busch errihteter Zaun.. Schon am 22. hatte id durch eine Patrouille Nachricht zur Station Yaúnde gesandt. Tags darauf kam die Meldung des Stations-Assistenten Rabischon zurück, daß die Station wohlbehalten sei, au zur Zeit, wo das Anrücken der Expedition bekannt sei, dringende Gefahr niht mehr vorliege.

Am 26. erreihten wir nah ganz kurzem Marsch die letzte größere feindlihe Ortschaft Folitov. Hierhin ließ ih den Häuptling Amba holen, der sih auch shnell mit seinen Kriegern einfand. In Anbetracht feiner der Station geleisteten Dienste beschenkte ih ihn sehr reichlich. Am 27. zog die Expedition in der Station Yaúnde ein.

Die Station war in der ersten Zeit nah dem Abinarsch des remier-Lieutenants Bartsch nicht belästigt worden. Doch hatte der tations-Assistent Rabischon dur Lonu und Amba erfahren, daß die

Vogebetschi die Station vernihten wollten. Ende Januar wurde ein zur Station gehöriges Bakokoweib bei der Gartenarbeit von den Vogebetschi getödtet. Am 31. kam Amba mit seinen gesammten Kriegern zur Station und überfiel dann in der folgenden Nacht die anrückenden Vogebetschi. Er erbeutete Hierbei vier Gewehre. Nach dieser Zeit versuhten die Vogebetschi viermal vergeblih des Nachts die Station in Brand zu stecken. Das Erscheinen der Expedition hat größere Unternehmungen, die von den gesammten Aufständischen gegen die Station beabsichtigt waren, vereitelt. Dieselben follen {hon eingeleitet gewesen fein, Zwei Tage nah Ankunft auf der Station kamen bereits die noh nicht bestraften Häuptlinge der Vogebela und Jetudes, um Frieden zu

itten.

Die Vogebetschi hingegen, die sih auf ihre Berge zurückgezogen hatten, ließen sagen, daß fie kämpfen wollten. Um nun die Vogebetschi zu isolieren, bewilligte u diesen einen billigen Frieden. Das ihnen auferlegte Vieh ist in kurzer Zeit gezahlt worden. Den Häuptling Amba beauftragte ih, bei den bestraften Yaúndes Erkundi EeN ein- zuziehen, ob sie weiter Krieg haben wollten. Der Unterhändler, der nôrdlih des Njong angefragt hatte, kehrte am 4. März zurück mit der Ee daß alle nunmehr Frieden haben wollten. Jch habe daher alle reie Häuptlinge, fünf an der Zahl, in ia Tagen zur Station bestellt. Der Unterhändler für das Gebiet südli des Njong ist noch nicht zurückgekehrt. Inzwischen habe ih am 2. mit einer kleineren Abtheilung das Gebiet der Vogebetshi rekognoësciert und will in den nähsten Tagen die militärische Aktion gegen sie be-

innen. Sie sollen 300 Krieger haben. Jch glaube, daß diese Aktion n acht Tagen beendigt sein wird. Für gute dauernde Friedens- abshlüsse halte ih noch ein längeres Verweilen der Schußtruppe im Yaúndegebiet für nöthig. /

Unsere Verluste betragen insgesammt 4 {chwer- und 8 leichtver- wundete Soldaten und 1 |chwer- und 2 leihtverwundete Träger. Der

Gesundheitszustand der Weißen iff ein guter. Die Verluste des Feindes find Pie

Oesterreih-Ungarn.

Der Erzherzog Karl Ludwig, geboren am 30. Juli 1833, dritter Sohn des am 8. ärz 1878 verstorbenen Erzherzogs Franz Karl und dessen am 28. Mai 1872 verstorbenen Gemahlin Sophie, geborenen Prinzessin von Bayern, der jüngere Bruder des Kaisers, ist ute früh 6 Uhr 45 Minuten in Wien verschieden. Derselbe war in erster Ehe mit der Prinzessin Margarethe von Sachsen, in zweiter mit der Prinzessin Annunciata von Bourbon- Sizilien und in dritter mit der Prinzessin Maria Therefia von Braganza vermählt. Der zweiten Ehe sind E der Eiiberzda Franz Ferdinand von Oesterreich-Este, der Erz- ees Otto Franz Joseph, vermählt mit der Prinzessin Maria

N von Sachsen, der Erzherzog Ferdinand Karl Ludwig und die Erzherzogin Margaretha Sophia, vermählt mit dem Herzog Albrecht von Württemberg, der dritten Ehe die Erz- herzogin Maria Annunciata und die Eczherzogin Elisabeth Der verstorbene Erzherzog war Jnhaber des österreichisch- ungarischen Ulanen-Regiments Nr. 7, des preußischen Ulanen- Regiments Graf zu Dohna (ostpreußishes) Nr. 8 und des russischen 24. Dragoner-Regiments.

Der Erahergog erkrankte, dem gestern ausgegebenen Bulletin zufolge, im Monat März d. F. an einem ruhrartigen Darmkatarrh (Enteritis follicularis), welcher, begleitet von intercurrierendem Fieber, einen shleppenden Verlauf nahm. Troßdem die Darmfunktion anscheinend allmählich wieder normal wurde, trat unter wiederkehrendem Fieber als Folge- zustand der Darmläsion und mangelhafter Nahrungsaufsaugung eine fortshreitende Abmagerung. und Abnahme der Kräfte ein, welche sich in der leßten Zeit zu der bedrohlihen Erscheinung von Herzshwäche steigerten. Nachdem der Kaiser bereits gestern Vormittag dem Erzherzog einen Besuch abgestattet M traf gestern Mittag auch die Kaiserin aus Lainz zum

esuch ein. Da sich_ das Befinden des Erzherzogs ver- \hlimmerte, so wurde Höchstderselbe Mittags mit den Sterbe- jakramenten versehen. Gestern Abend kam die Herzogin Albrecht von Württemberg in Wien an und begab sich sofort in das Palais ihres erkrankten Vaters, öchstwelcher bei vollem Bewußtsein in wenigen orten die Freude äußerte, die Tochter wiederzusehen. Um 9 Uhr Abends war der Shwächezustand des Erzherzogs etwas geringer, das Befinden jedoch äußerst besorgnißerregend. Unausgeseßt er- schienen Mitglieder des Kaiserlichen Hauses, um sich nah dem Be- finden des hohen Patienten zu erkundigen. Gegen 9 Uhr Abends traf der Segen des Mo fes ein. Der ErzherzogLudwig Victor, der um 10 Uhr im Palais ankam, brachte die Nacht daselbst zu. Heute früh um 1 Uhr fuhr der Kaiser vor dem Palais des Erzherzogs Karl Ludwig vor, begab sich sofort in das Krankenzimmer und verblieb daselbst bis 41/7 Uhr Morgens, worauf Allerhöchstderselde sih zurückzog, da der Ausspruch der Aerzte lautete, die Agonie könne noch viele Stunden dauern. Der Kaiser erschien zwishen 7 und 8 Uhr neuerdings im Palais, wo er die Nachricht von dem soeben erfolgten Hin- scheiden des Erzherzogs erhielt. Der Kaiser suchte die Wittwe und die Hinterbliebenen des Verblichenen zu trösten. Seine Majestät kehrte um 81/4 Uhr in die Hofburg zurü.

Die Blätter brachten die Todesnachriht durch Sonder- ausgaben zur Kenntniß der Bevölkerung, indem sie die ausgezeihneten Eigenschaften des Geistes und Herzens des Verblichenen hervorheben und die innige Theilnahme für den abermals s{chwer geprüften Monarchen und die Hinter- bliebenen des Erzherzogs, insbesondere für dessen hoch- herzige Pflegerin, die Frdergegin Maria Theresia aussprechen. Eine Sonderausgabe der „Wiener Zeitung“ betont den that- kräftigen Antheil des Verblihenen, der vom Kaiser oft mit der Erledigung von Staatsgeschäften betraut worden, an der Entwicklung des Vaterlandes So oft es sih gezeigt habe, was ODesterreich an Werken des

riedens und der Arbeit zu leisten vermöge, habe Erzherzog arl Ludwig, der sih selbst scherzend den Ausstellungs- Erzherzog genannt, Een an erster Stelle gestanden. Die Künste und Wissenschaften verlören an ihm einen be- eisterten Förderer ; ein herzliher Gatte und liebevoller Vater fei mit ihm dahingegangen; alle Völker der Monarchie seien heute wie eine Familie geeint im Schmerze um den Ent- rissenen. |

An Stelle des Erzherzogs Ludwig Victor wird sich der Erzherzog Eugen zu den Krönungsfeierlichkeiten nach Moskau begeben.

Das ungarische Unterhaus nahm gestern die Wahlen der zu den Delegationen zu entsendenden Mitglieder vor. Der Führer der Nationalpartei Graf Apponyi erklärte, in diesem Jahre auf ein Delegationsmandat zu verzihten. Hierauf begann die General-Debatte über den Geseßentwurf, betreffend die Errihtung von Verwaltungsgerichten. Jn der heutigen Sißung widmete vor Eintritt in die Tageëordnung der Prä- sident von Szilagyi dem hingeschiedenen Erzherzog Karl Ludwig einen warmen, pietätvollen Nachruf. Das Haus beschloß, dem allgemeinen Schmerz im Protokoll Aus- druck zu geben, bei der Trauerfeier zu erscheinen und über die Art, wie seiner Pietät Ausdru zu geben, in der morgigen Sitzung zu beschlicßen. Zum Zeichen der Trauer {loß das Haus damit seine Sißung.

Der Sang S chuß hat den Geseßentwurf, betreffend die Gewährung der Steuer- und Gebührenfreiheit des Buda- pester 50 000 000-Unlehens, angenommen.

Großbritannien und Jrland,

Im Oberhause beantragte gestern der Premier-Minister Lord Salisbury die Vertagung des Hauses vom 21. d. M. bis zum 8. Juni. Jm Unterhause erklärte der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain: der britishe diplomatische Agent in Prätoria de Wet habe gewünscht, aus Gesund- heitsrücksihten sofort aller amtlihen Arbeiten enthoben zu werden; infolge dessen sei der Advokat Cloete zeitweilig zu de Wets Nachfolger ernannt worden. Die Regierung be- absichtige keinen definitiven ROIEE zu ernennen, bevor sie Gelegenheit gehabt habe, mit dem Gouverneur der Kapkolonie Sir Letkules Robinson darüber zu berathen. Die Regierung habe keine Nachricht über ein endgültiges Erkenntniß gegen die Gefangenen in Prätoria. Howard Vincent fragte, ob e von den Konsuln aus Deutschland über die taatliche Unterstüßung des Exports Ger Kohlen nah

ondon eingegangen feion: Der Präsident des Handelsamts

Ritchie erwiderte, er habe die Berichte der Konsuln in Berlin

scheinlih sei; auch sei es eda

und Düsseldorf erhalten, daraus gehe nicht hervor, daß in Preußen eine staatlihe Unterstüßung des Kohlenexports wahr-

baft, ob Leichtecschiffe von 700 t Gehalt für diesen Verkehr auf dem Rhein verwandt

werden könnten. Frankreich.

Am 26. d. M. wird der Finanz-Minister Cochery der Budgetkommission den Steuerreform-Entwurf vorlegen. Nach dem Entwurf soll das Einkommen nah verschiedenen Kategorien besteuert werden; besonders wird darin das Ein- kommen aus Arbeit geringer belastet, als das aus Kapital. Auch die französishe Rente soll, gleich den übrigen Werth- papieren, einer vierprozentigen Steuer unterworfen werden, Je vom Stempel und der Uebertragungsgebühr befreit

eiben.

Um den mit dem Rücktritt des Herzogs von Audiffret- Pasquier von seiner Stelle als Präsident des royalistischen Comités in Zusammenhang stehenden Gerüchten von Zwistig- keiten mit dem berathenden Zentralcomité die Spiße abzu- brechen, läßt der Herzog von Orléans den Brief veröffent- lihen, welchen er an den Herzog von Audiffret-Pasquier me hat. Jn diesem Briefe spricht der Herzog seine

erwunderung über die s{hlechte Aufnahme aus, welche der Plan der Arbeiter, die Anhänger des Prinzen seien, bei dem Comité gefunden habe, der Plan nämli, auf den Namen des Prinzen eine Wahlkundgebung in Cholet u veranstalten. Man müsse wählen zwischen einer bloßen Andeutung der Monarchie und der Bethätigung derselben. Der. Prinz spriht sih in dem Briefe gegen cine abwartende Haltung aus und erklärt, er würde glücklih ge- wesen sein, die Wahlstimmen auf seinen Namen abgeben zu lassen und dadurch die Nichtigkeit der thörihten Legende von der Unvereinbarkeit des monarchistishen Rechts mit dem Wahlrecht darzuthun. Es würde ihm nicht mißfallen, selbst ein Beispiel von Annäherung zu geben und mit seiner Person den Beschuldigungen, welche gegen die Monarchie ausgenügt würden, den ersten Schlag zu verseßen. Der Herzog billigt es ferner, daß der Prinz Heinrih von Orléans den Orden der Ehrenlegion angenommen habe, denn er selbst möchte nicht, daß, falls er zur Herrschaft gelangen sollte, gute Bürger si weigerten, wegen ihrer republikanishen Gesinnungen diese Aus- zeihnung aus seiner Hand anzunehmen.

Die konservativen Blätter billigen einstimmig den Brief des Herzogs von Orléans; sie konstatieren, daß derselbe ein bemerkenswerther Akt sei, durh welchen der Herzog gegenüber der öffentlichen Meinung energish Stellung nehme. Die I Zeitungen glauben, der Brief könne nicht die geringste Beunruhigung für die Zukunft der demofkratishen Jnstitutionen einflößen. Der „Gaulois“ nennt den Brief des Herzogs von Orléans den vollkommensten Ausdruck der nationalen ausgleichhenden Monarchie, die alle Franzosen, ob Royalisten oder Bonapartisten oder Republi- kaner, wünschen könnten. Die bonapartistishe „Autorité“ legt dem Brief gleichfalls eine gewisse Bedeutung bei und wünscht, Prinz Viktor Napoleon wäre von gleichem Geist be- seelt. Der „Figaro“ dagegen meint, der Brief werde viel- leiht die royalistishe Partei, kaum aber das Land in Revolu-

tion versezen. Rußland,

Der Kaiser und die Kaiserin sind, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Nachmittag 5!/2 Uhr in Moskau eingetroffen. Vor Ankunst des Kaiserlihen Zuges hatten sih sämmtliche in Moskau anwesenden Großfürsten, die fremden Fürst- lihkeiten, die Generalität und die Spißen der Behörden in der Bahnhofshalle, welhe eigens für den Empfang der Majestäten errichtet war, eingefunden. A den angrenzenden Straßen und Pläßen stand eine dihtgedrängte Menschen- menge, welche troß des strömenden Regens ausharrte. Das Herannahen des Zuges wurde durch brausende Hurrahrufe angekündigt; beim Einlaufen des Zuges trat Stille ein. Der Kaiser und die Kaiserin ‘wurden beim Ver- lassen des Salonwagens von dem Großfürsten

“Wladimir empfangen. Nach Begrüßung aller Anwesenden

schritt der Kaiser unter den Klängen der Nationalhymne die Front der Ehrenwache ab; hierauf begaben sih der Kaiser und die Kaiserin in geschlossenem Wagen, von einer glänzenden Eskorte begleitet, unter fortwährenden Hurrahrufen der Menge nah dem Petrowsky-Palais, wo die Majestäten von den Großfürstinnen und den auswärtigen Prin- zessinnen begrüßt wurden. Die höchste Hofgeistlichkeit hielt einen kurzen Gottesdienst ab.

Der Prinz Heinrich von Preußen traf gestern Nach- mittag 3 Uhr in Moskau ein. Zum Empfange hatten si alle dort anwesenden Großfürsten, der deutsche Botschafter Fürst Nadolin, der bayerishe Gesandte Freiherr von Gas ser, die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden, darunter der Marine- Minister, sowie der 9jährige Admiral Heyden, aufdem Bahnhof eingefunden. Die Ehrenwache war von dem St. U Dee Grenadier-Regiment „König Friedrih Wilhelm 11T.“, dessen Uniform der Prinz trug, gesteUt worden. Die Musik spielte die preußishe Nationalhymne. :

Der Erbgroßherzog von Oldenburg kam gestern, Nachmittags um 38/4 Uhr, in Moskau an und wurde von den Großfürsten empfangen. |

Gestern Nachmittag ist die” britishe Yacht „Victoria and Albert“ mit dem Herzog und der Herzogin von Connaught an Bord in St. Petersburg eingetroffen. Der

»erzog und die Herzogin von Connaught stiegen im neuen afen von St. Petersburg ans Land, wo ein Kaiserlicher der die hohen Reisenden direkt nach Moskau führte. Die beiden britischen Kreuzer, welche die „Victoria and Albert“ begleiteten, sind auf der Rhede von Kronstadt geblieben. ;

Aus Anlaß des Namenstages des Kaisers gaben gestern auch die englischen und das amerikanische Kriegs\chiff, welche auf der Rhede von Kronstadt liegen, Geschüßsalut ab.

JFtalienu.| Jn der Deputirtenkammer erklärte gestern auf die Anfrage des Deputirten Cavallotti, aus welhem Grunde der Kammer die Akten, betreffend seine Anklage gegen Crisp1, nicht vorgelegt seien und wann dieselben vorgelogt würden, der Ju sen fein df Costa: er werde das betreffende Dokument, das

ta f wartete

indessen kein öffentliches sei, der Kammer vorlegen, wenn dieselbe beschließen sollte, daß es vorgelegt werde. Der Justiz-Minister betonte die Dringlichkeit der übrigen parlamentarischen Fragen und bat Cavallotti und die Kammer, diese bereits erledigte Angelegenheit ruhen zu lassen. Cavallotti besprah in längerer Ausführung die Art, wie der Prozeß geführt worden

, und st\ loß mit dem Verlangen, daß die Prozeßakten im rchiv der Kammer niedergelegt würden. Nachdem noch andere Redner Oa, brachte Cavallotti den Antrag ein, daß die Abtheilungen der Kammer über das zu befolgende Ver- fahren sich äußern sollten. Der Deputirte Muratori be- antragte, der Beschluß des Untersuchungsrichters solle im ge- imen Archiv der Kammer niedergelegt werden. Auf Vor- lag des Minister-Präsidenten di Rudini wurde die Be- rathung dieser Anträge bis nach der Berathung des Budgets

verlag. : ach einer gestern in der Kammer abgegebenen Erklärung des Minister-Präsidenten di Rudini wird die Anklage gegen den General Baratieri auf Grund des Art. 88 des Militär- Strafgeseßes erhoben werden. Dieser Artikel bedroht den Kom- mandanten, der vor dem Feinde unter Umständen, welche die et ate des Heeres gefährden, das Kommando verläßt, mit Todesftrase. | i Der Papst empfing gestern die Erbgroßherzogin von Sachsen.

Spanien. In der gestrigen Sißung des Senats protestierte Romero Giron gegen die Verleumdungen Spaniens und die falschen Beschuldigungen, welche im Senat der Vereinigten Staaten gegen die Königin vorgebraht worden seien. Der Minister des Auswärtigen erklärte, er könne sih dem lezten Protest anschließen, aber im übrigen die Rede Giron's niht billigen, denn der Präsident Cleveland und seine Re- gierung hätten Beweise ihrer Achtung vor dem Prinzip des internationalen Rechts gegeben. Der Präsident erklärte hierauf, daß, da der Senat noh nicht konstituiert sei, eine weitere Debatte nicht stattfinden könne.

Amerika.

Der Schaßsekretär Carlisle hat, wie „W. T. B.“ aus Washington erfährt, dem Senat ein Schreiben über den i durch welchen der Präsident ermächtigt werden soll, Differentialzölle gegenüber dem amerikanischen Handel zu bekämpfen, zugehen lassen. Der Schaßsekretär n eine derartige Maßnahme für unausführbar. Das

epräsentantenhaus begann gestern die Debatte über die Einwa nderungsgeseße, von denen zwei Prüfungen über die Schulbildung der Einwanderer, das dritte die Aufsicht der Konsuln über die Einwanderer vorsehen.

Asien. __ Die „Daily News“ erfährt aus Tabris, der Schah sei am 18. d. M. in Begleitung des britischen und des russischen Konsuls von dort nah Teheran abgereist. Das Land sei ruhig. Wegen der Knappheit von Nahrunssmitteln auf dem Wege zähle das Gefolge des Schahs nur 1000 Personen.

Afrika.

Wie der „Tribuna“ aus Massowah von gestern be- rihtet wird, sind die Zelte der italienischen Gefangenen immer noch am Abhange des Col Seta zu sehen. Gestern früh habe \{ch der General Baldissera in Begleitung des Generals Del Mayno nach dem Fort von Adigrat begeben, um sich die Gefangenen übergeben zu lassen; aber die Führer der Mq hätten erklärt, die Gefangenen würden niht ausgeliefert werden, wenn die weiter vorgerückte Be- sazung des Forts sich nicht zurüc{zöge. Vitfolge dessen habe die Division Del Mayno ihr Lager verlassen und si nh Cherseber zurücgezogen, wo der General-Licutenant Sapelli ftehe. Amba Debra sei vorgestern von den Tigrinern angegriffen und beseßt worden; nähere Nah- thten darüber würden erwartet.

Der „Jtalie“ zufolge wird der Major Salsa heute im Hauptquaxtier des Generals Baldissera eumtreffen.

Gestern sind in Massowah 1129 Mann zur Rückehr nah Jtalien eingeschifft worden. :

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sigungen des Reichstags, des Mere niaures und des A der Abgeordneten befinden sich in der Ersten beziehungs- weise in der Zweiten Beilage.

In der heutigen (93.) Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. von Voetti er und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats - Minister Freiherr Marschall von Bieberstein beiwohnten, stand die erste Berathung des Nachtrags zum Etat der Shußgebiete, und zwar speziell für das \üd- vest-afrikanische Schußtgebiet, auf der Tagesordnung.

Dem Reichszushuß von 2 Millionen Mark, welcher ge- (ndert wird, stehen gegenüber an Ausgaben: I. Fort- dauernde: Besoldun der Schußtruppe, die um 400 Köpfe berstärkt werden soll, 433539 F; für Farbige 25000 M; für sahlihe und gemishte Ausgaben 1159 400 M; [L einmalige: für Neubauten und Beschaffung der inneren finrihtung 2c. 100 000 #4 und für die Ausreise des Ver- särkungstransports 150 000 M4; IIT. Reservefonds zu un- vorhergesehenen Ausgaben 132 061 M

Zur Einleitung der Debatte nahm das Wort der Direktor der Kolonial: Abtheilung im Auswärtigen Amt Dr. Kayser,

jen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte.

, Das Herrenhaus ehrte in der heutigen (15.) Sißun k welher der Finanz-Minister Dr. Miquel, der Minister er öffentlichen Arbeiten Thielen und der Minister für Land- wirthschaft 2c. Freiherr von San erstein zugegen waren, 0s Andenken des gestern verstorbenen Mitglieds, des Staats- inisters von Camphausen in der üblihen Weise. n Ueber die Petition des Destillateurs Marx RNadziejewski i Dels (Schlesien) um Nükerstattung eines Stempelbetrags ging gs Haus M aeebiertnung (er, ; zweiter egenstand der Tagesordnung folgte der

ommissionsbericht über die Novelle fut Gesetz, Me a die : tung einer (Nt Sau zur Förderung des g,nossens aftlichen F O Na Treten (Erhöhung des rundkapitals von 5 auf 20 Millionen Mark). indegetichterstatter ‘Herr von Graß beantragte die unver-

rte Annahme der Vorlage.

(Schluß des Blattes.) :

In der heutigen N Sigung des Hauses der Ab- er

Abgg. Dr. Kruse und Dr. Martens (nl.) auf Vor eines Gesegentwurfs über A Meni ina Le f, zur Berathung. :

Die Kommission beantragte: die Staatsre ierung zu er- suchen, dem Landtage möglich bald einen Gésezerimart vor- zulegen, der eine den jezigen Ansprüchen der Gesundheitspflege entsprehende Reorganisation der Medizinalbehörden in allen Instanzen herbeiführt.

Abg. von Waldow (kons.): Meine Freunde legen den Schwer- punkt einer Medizinalreform in die Gefantintoraartsation der medi- zinishen Behörden, insbesondere der Kreisphysici, deren Gehalt zwar erhöht werden könnte, aber nit so hoh bemessen werden sollte, daß sie auf jede Privatpraris verzichten und so jeden Zusammenhang mit dem praktishen Leben verlieren. Wir wünschen keine Schabloni- sierung; was für große Städte paßt, eignet sich nicht immer für das Piante Land. Der Landrath darf nicht ausgeschlossen werden. Wir timmen für den Antrag der Budgetkommission.

Abg. Dr. Kruse (nl.): Nach Lage der Sache und der Geschäfte le ih darauf, meinen Antrag zu wiederholen, obwohl derselbe leihter durchzuführen wäre, als der Antrag der Kommission ; ih ziehe meinen Antrag zurü. /

Minister der geistlihen c. Angelegenheiten Dr. Bosse:

Meine Herren! Dadurch, daß der Herr Abg. Dr. Kruse seinen Antrag zu Gunsten des Antrags der Budgetkommissizn zurückgezogen hat, wenn ih recht verstanden habe, wird mir meine Auf- gabe sehr erleihtert und werde ih in die Lage ge- seßt, mich auf wenige, ganz kurze Worte beshränken zu können. Der Antrag Ihrer Budgetkommission begegnet #ch durchaus mit den Arbeiten, mit denen wir bereits befaßt sind. Mein Herr Kommissarius hat Ihnen früher mitgetheilt, daß wir bereits einen fertigen Geseßentwurf haben. Dieser ift den betheiligten anderen Ressorts mitgetheilt, is dort auf materielle Bedenken gestoßen, und diese Bedenken sind auch mir zum theil so ein- leuhtend, daß ih beshlossen habe, ihn nicht in Widerspruch mit diesen Ressorts in das Staats-Ministerium zu bringen, sondern ihn noch- mals einer Revision im Medizinal-Ministerium zu unterziehen. Zu diesem Zweck habe ih. eine Kommission gebildet aus praktischen und solchen « Sachverständigen, die si literarish mit der Sache befaßt und dabei hervorgethan haben, und diese Kommission wird am 8. Juni dieses Jahres hier zusammentreten. Jh hoffe also, in der Lage zu sein, mögli bald einen fertigen Entwurf an die anderen beiden betheiligten Ressorts hringen zu können. Jch will auch zur Beruhigung des Herrn Abg. von Waldow noch bemerken, daß es sich ganz von selbst für uns versteht, daß man die Thätigkeit der Physiker nicht von der Thâtigkeit des Landraths loslösen darf, und noch weniger, daß man die Thâtigkeit der Bezirksinstanz etwa loslösen könnte von dem Negierungs-Präsidenten. Das ift rein unmöglih. Wir müssen auch eine starke staatlihe Jnitiative in diesen Dingen haben, sonst könnten wir mit der bloßen Besserstelung der Physiker, die wir ja auch ins Auge fassen, sehr leiht dahin kommen, daß die Sache ohne rechte Kontrole von oben und ohne die Behörden \{limmer wäre nah der Reform als vorher (sehr rihtig!), und das wollen wir natürlih vermeiden.

Meine Herren, ich möchte nur noch auf einen Gesihtspunkt auf- merksam machen, der mir auch von seiten eines der be- theiligten Ressorts entgegengebracht i. Wir dürfen die neue Organisation niht bloß in Verbindung halten mit den bestehenden Verwaltungsbehörden, sondern wir müssen sie auch in irgend einer Weise in organishe Verbindung bringen mit den Selbstverwaltungs- behörden. Denn, wenn die Medizinalreform Erfolg haben foll, so müssen die Selbstverwaltungsbehörden, die Kommunen, die Kreise und die Bezirksinstanzen in irgend einer Weise über Maß- regeln von größerer Tragweite gehört werden und auch mitzusprechen haben. Das is wenigstens meine Meinung. Also auf diesen Grund- lagen sind wir daran, die Sache zu machen, und Sie werden mir ja wohl zutrauen, wenn ich das hier ausdrüdlich aussprehe, daß es mir damit voller Ernst is. Wir müssen weiter kommen auf diesem Gebiet, die Sache hat schon zu lange gedauert. Jch kann aber wohl fagen, daß seit der ‘Zeit, wo ih mit den Dingen als* Minister befaßt bin, keine Zeit versäumt ift, sondern daß wir unaus- geseßt an der Arbeit gewesen sind, und wir haben wenigstens die nôthigen Grundlagen für die weitere Arbeit bereits beschafft.

Alfo, meine Herren, das Ergebniß dessen, was ih zu sagen habe, ist das, daß ich Ihnen nur anheimgeben kann, ob Sie den Antrag der Kommission annehmen wollen. Ich werde mich bemühen, soviel an mir ist und meine Mitarbeiter werden dasfelbe thun —, alles auf- zubieten, um diese Frage endlih zu einer gedeihlihen Löfung zu bringen.

Abg. Dr. Langerhans (fr. Vp.): Der An ä i lieber, indessen Us wir N tere nit beut Ante per ea E zufrieden geben. Vie Frage der Kreisphysici wird hoffentlih bei der in Ausficht gestellten Reform eine rihtige Lösung finden. Unter dieser Vorausseßung werde auch ich für den tommissionsantrag stimmen.

__ Abg. Im Walle (Zentr.): Wir halten den Kommissionsantrag für eine Verbesserung dcs Antrages Kruse und werden für ihn stimmen.

Der Antrag der Budgetkommission wurde angenommen. Es folgte die Berathung des Antrages der Ab M, De. Arendt (frkons.) u. Gen. : die Staatsregierung zu ersuhen, im Bundesrath dahin wirken zu wollen, daß die von demselben unter dem 4. März d. J. erlassenen Bestimmungen, betreffend den Betrieb von Bäckereien und Konditoreien, nicht in Wirksam- keit treten.

Abg. Letocha E beantragte, diesen Gegenstand von der Tagesordnung abzuseßen. Derselbe betreffe einen fehr wichtigen Gegenstand der sozialen Geseßgebung und muthe dem Hause zu, die Staatsregierung zu veranlassen, den Bundesrath zur Rücknahme einer Verordnung zu bestimmen, welche dieser erst vor kurzem erlassen habe. Ueber einen fo wihtigen Gegenstand könne bei einer fo \{chlechten Be- seßung des Hauses nicht verhandelt werden.

Dieser Vorschlag wurde angenommen.

Damit war die Tagesordnung erschöpft. Der Präsident

beraumte die nähste Sizung auf Dienstag, den 9. Juni,

11 Uhr, an mit der Tagesordnung: Kleinere Vorlagen und

baueaB Brockhausen, betreffend die Besteuerung der Waaren- user.

Schluß 12 Uhr.

Kunst und Wissenschaft.

Wie die „Münchner Neuesten Nachrichten“ melden, bat Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent Verfügungen getroffen, welche die Betheiligung der Aelton an der alle vier Jahre stattfindenden Internationalen Kunstausstellung im Glaspa ast zu

fordneten, welcher d inister der geistlichen 2c. Ange- reiten D. Dr. Bosse Sema Rnte stand zunächst der mili ? Bericht der Budgetkommission über den Antrag der

s{chweben noch Verhandlungen zwischen der Sezession und . geyosenshaf Leßtere bleibt D er Nußznie A des Glampalufies,

ie Sezefsion giebt vom 1. März 1898 an ihr Sans Ausftellungs- gebäude an der Prinz-Regenten-Straße auf und bezieht das von dem Prinz-Regenten überwiesene Ausstellungsgebäude am Köni éplaß behufs regelmäßiger Jahresausstellungen. Nah den „M. N. Nachr.“ hat der bayerishe Kultus-Minister von Landmann die Einigung ver-

mittelt. Land- und Forstwirthschaft, .

Die preußische Staats-Forstverwaltung betrahtet es als ei ihrer Aufgaben, im Interesse der Landeskultur auf E ol iznkla in den Waldungen der Gemeinden, öffentlichen Ansta en, Privat- grundbesißer u. \. w. anregend und fördernd auch dadurch einzuwirken, daß sie gutes P llqurenmatenial zum Selbstkostenpreise denjenigen Wal dbes ißern abgiebt, welhe nicht Gelegenheit haben, fi die erforderlichen Pflanzen selbst zu erziehen. Jn der O vom 1. April 1895 bis dahin 1896 sind auf - diese Weise an

olzpflanzen aus den Staatsforsten abgegeben worden:

Laubholz Nadelholz Zusammen Hunderte Hunderte Hunderte | de | de [de

Ostpreußen 1615/02] 58609| 83 60 224| 85 Westpreußen 1144| 01 43 353| 39 44 497| 40 Brandenburg 1319| 93f 100865| 27} 102 185| 20 ommern 790! 69] 7 668| 40 8459| 09 768| 244 28520/7241 29288| 96 546) 83 13 746| 92 14 293! 75 477| 25 13 638/51 14115| 76 52| 40 832| 82 885| 22 3358| 31 65 307| 46 68 665) 77 386| 46 3 681/39 4 067) 85 eNeneVta nau. ¿»5 1098| 66 9154| 44 10 253| 10 heinprovinz 1541/58 5 736 69 7278| 27

Im ganzen Staat 13 099| 38] 351115| 84| 364215| 22

Handel und Gewerbe.

In seinen am 7. und 8. Mai abgehaltenen Sigunaen hat der \chwedishe Neichstag die nachstehenden, auf Abn es rungen des Zolltarifs bezüglihen Beschlüsse gefaßt:

1) Für Dextrin und Dextringummi soll der Zoll von 17 auf 20 Oere per Kilogramm erhöht werden.

2) Gebrauchte Pianos, Pianinos und Flügel sollen hin- fort wie neue Musikinstrumente einen Zoll von 150 bezw. 200 Kronen zu tragen haben.

3) Der Zoll für zusammengeseßte Regenschirm- und Sonnenschirmgestelle soll cine Erhöhung von: 50 Oere per Kilogramm auf 80 Oere per Kilogramm er- ahren.

4) Für geladene Patronen (12 Oere per Kilogramm soli hinfort der nämliche Zollsaß wie für S Patronen (35 Oere per Kilogramm) erhoben werden.

Verschiedene auf Herabsezung des Kaffeezolls gerichtete Anträge wurden abgelehnt ; dagegen wurde beschlossen, daß die für Platina bestehende Zollfreiheit auch für Platina zu tehnishen Zwecken, sowie für aus Platina gefertigte Maschinen, F aften pf eo Bea ge soll.

ach einem ferneren Beschlusse endli sollen die Positionen

uten und 591 des Zolltarifs die a benbe Fassung

n:

Steine, nicht spezifiziert : unbearbeitete oder pulverisiere frei s s : E E ei,

Schleif- und Mühlensteine ohne Verbindung mit E

ORDELI I e frei.

e E S Frei.

Andere Arbeiten: polierte N andere Arbeiten Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks M Rate Ae La Db ersStestes, án der uhr lnd am 18. d. M. 3 i Ì cefteit s Wagen geftellt 11 880, nit rechtzeitig In erschlesiecn sind am 16. d. M. ellt 3915, ni - ¡eitig geftellt keine Wagen. oe 19 E E

In der Provinz

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten nud Absperrungs- Maßregeln.

G Portugal. Durch L des Königlich portugiesishen Ministeriums des Innern sind der Hafen von Pernambuco fowie alle übrigen Häfen der gleihnamigen Provinz f\eit dem 20. v. M. für rein vom Gelb- fieber erklärt worden. (Vergl. „R.-Anz.*“ Nr. 52 vom 28. Fe- bruar d. J.)

Türke i.

Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundbeitsraths in e evel n d. M. Per egn Herkünfte R der i n W&ttttelmeertütle einer zehntägigen Quarantäne. {Veral. ,R.-Anz.* Nr. 116 vom 15. d. M) E N Griechenland. Die für Oerkünfte aus Egypten angeordnete 5 tägige Beobachtungs- quarantâne ift in eine 10tägige Effektivquarantäne umgewandelt worden. Derselben haben sich alle seit dem 10. d. M. von Egypten 2 vin in Schiffe in der Quarantänestation von: Delos zu unter- ziehen. (Vergl. „R.-Anz.* Nr. 115 vom 13. d. M.)

Verdingungeu im Auslande.

: Niederlande.

19. Mai, 104 Uhr. Nederlandsche Handel-Maatschappy, Rotterdam: Auktion von 26 600 Ballen zu Rotterdam, Amfter- dam und Middelburg lagernden Java-, Menado- und Surinam- Kaffees. Die Muster sind an den genannten Pläyen zu besichtigen. 22. Mai, 11 Uhr. Die Commissio van toezicht über die Irrenanstalt « Meerenberg*“, in dieser Anstalt (Gemeinde Bl oemen- daal): Lieferung von 252 Waggons (ca. 10 000 kg) westfälishe Un, Bedingungen bei der Anstaltsverwaltung zur Einsicht erhältlich. . 26. Mai, 13 Uhr, im Zentralbabnbof zu Amsterdam (Lokal nächst dem Wartesaal 111. Klafse): Lieferung von Gußeisen für die Zenträlwerkstätte zu Haarlem vom 1. Juni 1896 bis Ende Mai 1897 in fünf Abschnitten. Bedingungsbeft Nr. 659 im Zentral-Verwal- tungsgebäude der Holländischen Eisenbahngesellshaft (Droogbak in Amsterdam, Bureau: Tractie und Materiaal, Zimmer Nr. 19 Bezahlung von 50 Cts. oder bei Frankoanfrage unter Einsendung des R 8 E R a E E .

„Au e vom 20. bis 22. Mai d. J. durch den Chef der Zentralwerkftätte in Haarlem ertheilt. | 20. Mai. Iv, A RoeA Sai Lief 7

. Mai. 1V, Armee-Korps, Ja f\y: Lieferung von 372 000 E anton a 9%. E an E es S E

22, Mai. rgermeisterei der Sta assy: agen für die elektrishe Beleutung in den Hauptstraßen der Stadt. R E N Ohne Datum. Bürgermeisterei der Stadt Jassy: Ert

München ermöglihen. Ueber die betreffenden Modalitäten

der Konzession an einen Unternehmer zur V Jassy mit Trinkwasser. zur Verforgung der Stadt

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