1896 / 137 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 10 Jun 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Entgleisungen auf freier Bahn . Zusammenstöße auf freier Bahn . in Stationen ; sonstige Betriebsunfälle. L129 zusammen 148

Dabei wurden: tödtet

e-

E O

Bahnbeamte und Bahnarbeiter im Dienst . .| 25 M e, ties, Telegraphen-, Polizei-Beamte 2c.

m en . . . . - . . . . . .

Fremde esdlié einschließlih der nicht im

10 17 9

Dienst befindlihen Beamten und Arbeiter, aber aus\chließlich der Selbstmörder

zusammen

Die den Reisenden zugestoßenen Unfälle find auf folgenden Bahnen vorgekommen :

Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn- Direktionen in Altona Cassel. . L INeTTeIO a Frankfurt a. M. . Da St. Johann-Saarbrüdcken . . Großherzoglich badische Staatseisenbahnen . . F oldenburgischeStaatseisenbahnen

wie vor . Bei den Betriebsgunfällen wurden 26 Eisenbahnfahrzeuge erheblich, TL x unerheblich

D [mor | | ofm

beschädigt. Von den Betriebsunfällen ereigneten R: auf den Staatsbahnen bei einer Betriebslänge von O L400 Sale auf den Privatbahnen bei einer Betriebslänge Don 2E E A RN, Je ein Unfall kommt auf

n

Kilometer

l Tausend Betriebslänge

Zugkilometer

bei den S tens S 262 173 bei den Privatbahnen . . 266 115 Wenn die Verwaltungen nach dem Een Mittel aus den Betriebslängen und den geleisteten Zugkilometern ge- ordnet werden, so treten an die ungünstigste Stelle: bei den Staatsbahnen : : die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn- Direktionen in Elberfeld, in St. Johann-Saa1brücken und in Essen, bei den Privatbahnen : die Hessische Ludwigs-Eisenbahn und die Lübeck-Büchener Eisenbahn.

Nah Mittheilungen von glaubenswürdiger und sach- kundiger Seite sind die Minenverwaltungen in der Süda en Republik Transvaal der Verwendung deutscher Artikel, wie Maschinen 2c., durhaus nicht abgeneigt. Soll diese Verwendung aber einen größeren Umfang als bisher gewinnen, so is es durchaus erforderlich, daß die in Frage kommenden deutschen Firmen, wie es die QiiGen Firmen schon längst thun, größere Lager und Aus- De ungen ihrer Artikel in Johannesburg einrihten und \sih ur besondere Agenten ständig vertreten lassen, welche mit den Managern der Gruben an Ort und Stelle unmittelbar verhandeln können.

Der General der Kavallerie von Krosigk, Inspekteur der 1. Kavallerie-Jnspektion, ist hierher zurückgekehrt.

Laut telegraphisher Meldungen an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Cormoran“, Kommandant Korvetten-Kapitän Brinkmann, gestern von Yokohama nah Shanghai und S. M. S. „Jltis“, Kommandant Kapitän- Lieutenant Braun, am 8. Juni von Shiakwang nach Woo- sung in See gegangen.

Oesterreich-Ungarn. Die Kaiserin und Königin ist gestern Nachmittag von Budapest nah Wien abgereist. __ Die Kaiserin Friedrich ist gestern in San Martino di Castrozza in Tirol eingetroffen und gedenkt heute ihre

Reise raenea. Im Budgetausshuß der österreihishen Reichs - inister des Aus-

E eat Gel, gab gestern der

wärtigen Graf Goluchowski ein Exposé über die aus wärtige Politik und hob dabei, wie „W. T. B.“ berichtet, Folgendes hervor:

Die Wirren in Macedonien sowie die niht minder bedenklichen Se in Kleinasien hätten hauptsählich die europäische Diplomatie beschäftigt; beide Fragen seien geeignet gewesen, einen Brand zu entfachen. Jo vereinzelt auftauhende Wirren in Macedonien hätten sehr bald einen Widerhall in Bul- arien gefunden, wo eine weitverzweigte Organisation den usbruch) einer fast alle Balkanstaaten umfassenden Bewegung [leiht zur Folge hâtte haben können; erst auf die Jnitiative Oester- reih-Ungarns fei eine Kundgebung sämmtlicher Signatarmächte des Berliner Vertrags erfolgt und habe dem wüsten Treiben ein Ende emacht. Schon nach wenigen Wochen habe eine Ee Wir- ung der Aktion konstatiert werden können. Nicht minder habe {ih eine vom Standpunkt des i ey Friedens angestrebte und zuleßt erzielte Einmüthigkeit der ähte in der armenishen Frage bewährt. „Wir wollten“, so fuhr der Minister fort, „uns ursprünglich an der von England, rankreich und Rußland inscenierten Aktion troß der Sympathie für die christlihe Be- völkerung in Kleinasien nicht betheiligen, da wir neben anderen Ursachen von einzuleitenden diplomatischen Schritten keine ersprießliche Wirkung erhofften, vielmehr für die Armenier Unheil oran ien. Thatsächlich blieben die bewilligten Reformen ein todter Buchstabe und führten andererseits zu den bekannten Greuel- thaten. Die besten Absichten des Sultans scheiterten an dem unbe-

baren Widerstand der vielfah korrupten türkischen Verwaltung. erade in dem Moment, wo die größte Einigkeit unter den drei Aktions- mächten nothwendig gewesen wäre, trat eine e wegen der Mittel ein, die angewendet werden follten. Die Gegens be batien fih so

weit zugespiht, ‘daß die Gefahr eines einfeitigen Éingrelfens und it das Aufrollen d n orientalischen Frage immer drohender f Ld: iy n A Ectentintsdibfer Gefahr A österreichis{ch-ungarische tin

Kabinet seine bisherige Zurückhaltung auf. Seiner Jnitiative, sow der Friedensliebe der anderen Mächte E. es S E daß die Frage ihren akuten Charakter verlor. ämmtlihe Mächte nahmen das Prinzip der offenen Aussprache und der dadur zu erzielenden Einmüthigkeit an. Seit diesem Augenblick trahteten die Mächte nunmehr auf dem einmal betretenen Terrain zu verbleiben und fi gegen- seitig zu M, damit keine dem Prinzip der Einmüthigkeit und der Urt eines solidarischen Vorgehens untreu werde. Wir dienten dem Interesse des Friedens, als wir den E Ent s bes kundeten, den status quo auf der Balkan-Halbinsel aufrechtzuhalten. Andererseits glauben wir den Dank und die Erkenntlichkeit der Türkei beanspruchen zu können; möge diese Erkenntlichkeit darin bethätigt werden, daß die Türkei sich um die Herbeiführung erträglicher Zu- stände in ihren Provinzen aufri(tig bemühe und Vorkehrungen treffe, welche das Vertrauen Europas in ihre Lebensfähigkeit rechtfertigen können; \onst werden ihre besten Freunde, zu welchen auch wir ge- hören, fle vor dem [lien Niedergang nicht behüten können.“ Der Minister ging sodann auf die Besprehung des Verhältnisses zu den verschiedenen Mächten über und hob in erster Linie die Intimität, das gegen Vertrauen und die enge Verständigung mit Deutschland bervor. ieses Verhältniß sei beinahe zur zweiten Natur der beiden Länder geworden. Der Minister trat sodann jenen entgegen, welche ein Symptom der A QUnE ales Verhältnisses erblicken, und fuhr fort: „Unser Verhältniß zu Deutschland ist fester denn je. Wir empfinden gegenseitig tas Bedürfniß, hinsichtlichß aller das internationale Gebiet tangierenden Fragen in steter Fühlung zu bleiben, und infolge der Uebereinstimmung mit dem deutschen Kabinet traten wir den Aufgaben gerecht zu werden, die sich der Dreibund vorgezeichnet hat.” it jenen, welche eine andere Gruppierung befürworteten, wolle er niht darüber streiten, ob die gegenwärtige Kombination befser oder \{lechter fei als die vcn ihnen erdahte. „Eines weiß ich aber ficer“, sagte der Minister, „daß sich die Gruppe des Dreibundes trefflich bewährt, und wir sind bescheiden genug, uns mit Vortrefflichem zu begnügea. Ebenso intim und vertrauensvoll is unser Verhältniß mit Jtalien.“ Nachdem fodann der Minister den tiefempfundenen Antheil und die aufrihtigsten Sympathien für die italienishen Soldaten in Afrika ausgedrückt hatte, fuhr er fort: „In A Weise gestalten ch auch unsere Beziehungen zu Rußland. ußland hat fo ategorisch die Erhaltung des status quo und das unverbrüchlihhe D an den bestehenden Verträgen als das Ziel seiner Politik ezeihnet, daß wir keinen Grund haben, seiner Politik zu mißtrauen.“ Nedner wies dtesbezüglih auf die Stellungnahme Rußlands in eiuer der leßten Phasen der orientalischen Krisis hin. „Als nämli die revolutionäre Bewegung von Konstantinopel cinen immer gefahr- drohenderen Charakter gewann, entstand die Frage, ob Europa dem Sultan zur Wiederherstellung der Ordnung verhelfen solle, was mittels einer genau vorgeschriebenen Aktion sämmtliher Mächte, unter Aufhebung gewisser Bestimmungen des Pariser Vertrags für eine möglichst furze Zeit, durchführbar gewesen wäre. Rußland erklärte damals, es hege die größten Bedenken gegen diese Weise des Vorgehens als ein gefährlihes Präzedenz und könne keiner Vorkehrung zustimmen, welhe den Bestimmungen des Pariser Vertrags zuwiderlaufe. Wir haben uns dieser Auffassung angeschlossen und nahmen von dieser Erklärung mit Befriedigung Kenntniß als von einer neuen Bürgschaft für die Fortentwickelung friedliher Zustände. Solange die russishe Regierung auf -dem ein- geschlagenen Wege verharrt, kann fie auf ntttete unbedingte loyale Unterstüßung zählen, denn Oesterreih-Ungarn strebt nichts Anderes an, als die Konfolidierung der Zustände im Orient, die Erhaltung der Türkei, die Unabhängigkeit, die Erstarkung und die freie Ent- widelung der einzelnen Balkanstaaten, freundschaftlite Be- ziehungen zu denselben und endlich den Auss{chluß des prädominie- renden Einflusses irgend einer Großmacht zum Nachtheil der übrigen. Wir erblicken im Aufgeben des intranfigenten Standpunkts Ruß- lands gegenüber Bulgarien, in der Anerkennung der Wahl des Fürsten, die wir seit dem ersten Augenblick als legal und den Be- dingungen des Berliner Vertrags konform ansahen, in dem Bestreben, alles zu vermeiden, was den Verdacht der Einmischung in die inneren Verhältnisse des Fürstenthums aufkommen lassen könnte, und \{chließlich in seiner bei jeder Gelegenheit betonten Achtung für Verträge den Beweis, daß es an der Förderung friedliher Zustände aufrihtig mitwirken will. Unsererseits werden wir fortfahren, unentwegt an den bisherigen Prinzipien festzuhalten. Wir sind mit unserem Besißstand vollkommen zufrieden und streben nicht nach Erweiterung desselben. Oesterreich betreibt keine Kolonialpolitik; es hieße unsere Interessen verkennen, wenn wir eine ausgreifende Richtung einschlagen follten, die für uns nachtheiliger und gefährliher wäre, als Kolonialpolitik ; dagegen er- warten wir von unseren Nahbarn Achtung und freunds\ aftliches Entgegenkommen.“ Der Minister gedahte sodann speziel, Numäniens; er hob die besonders korrekte Haltung dieses Königreichs hervor, die Klugheit und staatsmännishe Einsicht seines Herrschers, die Begabung seiner leitenden Kreise und die politishe Reife dieses Staats, welhe ihn zu einem wichtigen Faktor in der europäischen Staatengruppierung mache. „Unsere Beziehungen zum rumänischen Königrei bri die allerbesten und erfreulihsten. Bei weitem nicht so zufriedenstellend is die Lage in Serbien; dieses Land ist innerlich fo zerrüttet und wandelt so unsihere Wege, daß seine Freunde die Entwickelung der leßten Fahre nur bedauern können. Man hat in Belgrad Neigung, Andere für eigenes Verschulden verant- worilih zu machen, verkennt aber die daraus entspringenden Gefahren.“ Der Minister warnte vor einer Vorgangsweije, welche die öffentliche Meinung in Serbien irreführen könne und {ließli nur geeignet sei, das aufrihtige Wohlwollen für die Serben sehr zu ver- mindern. Bezüglich Bulgariens bemerkte der Minister, dasselbe habe normale Bahnen betreten; die inneren Verhältnisse ließen jedo manches zu wünschen übrig. „Wir sind R überzeugt, daß das Fürstenthum die Sympathien esterreih-Ungarns rechtfertigen wird. Bulgarien wird verstehen, seine elbständigkeit zu wahren, die Ordnung zu erhalten und e Aktion zu vermeiden, welhe mit dem festen Entshluß Europas, keine Konsflagration im Balkan zu dulden, im Widerspru stände,“ Der Minister erklärte sodann: „Mit Frankrei fahren wir fort, auf freundschaftlihstem Fuße zu stehen, was {on daraus erklärlich ift, daß in allen Sn die uns näher angehen, unsere \pezifisch öster- reih-ungarishen Interessen mit den spezisish französischen Interessen nirgends kollidieren. Außerdem zeigt sich Frankreich so aufrihtig und loyal für den Frieden eingenommen, daß wir au auf ein Zusammen- ehen in der Förderung einer friedlihen Lösung der europäischen ragen stets zählen können. Mit England verbindet uns eine traditionelle Sympathie, und beiderseits ist das Bestreben vorhanden, dieselbe in den fortlaufenden Beziehungen zum Ausdruck zu bringen,“ Schließlich besprah der Minister die Frage der Dongola-Expedition und erklärte, Oesterreich-Ungarn habe die Angelegenheit nur von E L Ble e Le 4 SeEVErein immun mit eutschen und ttalienischen Kabinet auf das englische Ansinnen eine bejahende Antwort ertheilt. N

An das osé des Grafen Goluchowski {loß ih eine lebhafte Diskusston an. - Der Se Br anas s ih für ein eaten mit Rußland in der Orientpolitik aus und bemängelte das N Betonen des Dreibundes in der Thronrede. Die elegirten Graf Wurmbrand, Bareuther und Ruß traten aufs wärmste für den Drei- bund ein, der die beste Le des Ans sei; der Delegirte Graf Zedtwiß empfahl ein vorsi tiges Vorgehen bei Maßregeln zum Schuß der Christen in der Türkei, da ein allzu nahdrücklicher Sis celogrungagemäß den Christen nur Se ig sei. Der Minister des Aeußern Graf Go lu-

owski wies zunächst in Beantwortung einer Anfrage des

elegirten Kramar die Annahme zurück, als ob aus den

k intimen : ieh a Ba Dreibundmächte geschlossen werden

daß das Verhältniß rb - Ungarns zu

Mächten, speziel zu Rußland, gelitten habe. Der Minister wies auf die in dem Exposé gemachten Aus- Pargagen hin und sagte, der Faden, von dem Kramar ge- prochen habe, sei keineswegs gerissen, sondern bestehe nah wie vor. Auf die Anfrage des Delegirten Kramar, ob der Dreibund erneuert worden fei, erwiderte der Minister, daß die Nothwendigkeit einer Sens des Bündnißvertrages, dessen Text im Jahre 1888 veröffentliht worden sei, bisher nicht vorgelegen habe, da derselbe von selbst fortlaufe. Damit ent- fielen alle jene Konsequenzen, welche aus einer stattgehabten Erneuerung gezogen würden. Betreffs der Beziehungen zu Serbien erklärte der Minister, daß sich der Delegirte Kramar im Jrrthum befinde, wenn er annehme, daß diese Beziehungen \chlechte seien. Der Minister wies die Ausführungen dieses Delegirten über das Ver- halten der ungarischen Behörden gegenüber der serbischen Schweineausfuhr als ungerechtfertigt zurück. Bezüglich der Frage über die Stellung der bsterreichis{ungarisGen Politik in Hinsicht S die britisch-deutshen Differenzen erwiderte Graf Goluchowski, daß Desterreih:Ungarn Ec in diese Diffe- renzen überhaupt nicht einzumishen gehabt habe, so sehr es auh wünsche, daß diese beiden großen Staaten miteinander in gen Einvernehmen lebten; ebensowenig habe bisher ein An- vorgelegen, zu einem angeblichen Jnteressengegensaßze wischen Rußland und England irgendwie Stellung zu nehmen. n Erwiderung auf eine Frage des Delegirten Grafen Wurmbrand führte Graf Goluchowski aus, daß die Hervorhebung des festen, zielbewußten Auftretens des Drei- bundes in der Thronrede nicht so gedeutet werden könne, als ob mit den Verbündeten Oesterreih-Ungarns ein \pezifishes Pro- gramm betreffs der österreichish-ungarischen Orientpolitik bestehe. Der Dreibund sei zur Erhaltung des Friedens bestimmt, und es sei selbstverständlih, daß Oesterreih-Ungarn sich mit seinen allernächsten Freunden über Schritte zur Erhaltung des Friedens zunächst verständige. Eine Feststellung über eine positive Orientpolitik, welhe sich auf die Wahrung der Jn- teressen einzelner Theilnehmer bezöge, würde dem defensiven Charakter des Bündnisses zuwiderlaufen, wenn auch jeder Theilnehmer nicht nur betreffs der Erhaltung des Friedens, pit überhaupt in Bezug auf seine Politik auf die Freund- haft und Unterstüßung seiner Bundesgenossen zu zählen berech- tigt sei. Bezüglih der Anregung des Delegirten Kramar, betreffend die schiedsrichterliche Austragung internationaler Differenzen, erklärte der Minister, daß er diesen Bestrebungen fympatbisck gegenüberstche, jedoh die Zeit noch nicht für cfommen erachte, um diese Frage in Angriff zu nehmen. ußerdem wiederholte der Minister nochmals, daß keineswegs eine Abänderung der Bündnißveriräge der Grund gewesen sei, weshalb in der diesjährigen Thronrede das Bündnißverhältniß aufs neue betont worden Li, daß dies vielmehr deshalb ge- schehen sei, weil man es für nöthig erachtet habe, die Bais der österreihish-ungarischen Politik festzustellen, unter anderem auch mit Rücksicht auf verschiedene Zeitungsstimmen, welche von einer Lockerung des Bündnißverhältnisses zu erzählen ge- wußt hätten. Bezüglich Bulgariens hob der Minister hervor, daß Oesterreih:Ungarn niemals gewünsht habe, daß sih Bulgarien gegen Rußland feindselig stelle. Die österreichisch- ungarischen Jnteressen seien somit durh ein fkorrektes und freundschafiliches Verhältniß zwischen Bulgarien und Rußland nicht gefährdet. Betreffs der Theilung in Junteressensphären, von denen der Delegirte Kramar gesprochen hatte, hob der Minister nur soviel hervor, daß man bei ciner solchen Thei- ung werde zugeben müssen, daß in einem Theile der Balkan- länder eine Macht nah Willkür schalte, wogegen man sich die gleiche Freiheit in einem andern Theile vorbehalten würde. Das sei aber eben, was die Regierung nicht wolle; sie wolle lediglich die Selbständigkeit dieser Lunder. Der Berichterstatter Delegirter Dumba erklärte darauf, sowohl von der Thronrede, als von den Erklärungen des Minijters in hohem Grade Ha! zu sein, und {loß mit den Worten: „Wir beglückwünschen den Minister zu der energischen und erfolgreihen Friedenspolitik, welche derselbe gleih im ersten Jahre seiner Amtsthätigkeit entwickelt hat, und wir sprechen ihm auf dieser Bahn unser volles Ver- trauen aus.“ Jn der Abendsißung des Ausschusses wurde die Spezialdebatte über das Budget des Ministeriums des Aus- wärtigen zu Ende geführt; dasjelbe- wurde mit allen gegen eine Stimme angenommen. Jm Verlauf der Debatte wurde beim Titel „Konsularwesen“ unter anderem auch die Erri§tung einer Gesandtschaft in Peking erörtert.

Der Armee-Aus\chuß der ungarischen Delegation erledigte in seiner gestrigen Sißung Beantwortungen von Reso- [lutionen und das Heeres:-Ordinarium. Jm Verlauf der Dc- batte gab der Kriegs-Minister von Krieghammer die er- forderlichen Aufklärungen. Derselbe äußerte sih eingehend Über die Anschaffung von Ersaßpferden, welhe Angelegen- heit von der Kriegsverwaltung aufmerksam verfolgt werde. Bezüglih der Freiwilligen sagte der Minister, daß die bichaffung des zweiten ienstjahres nit in seine Kompetenz gehöre; seiner Ansicht nah Bre indessen die Bestimmung, daß diejenigen Freiwilligen, we che die Offiziersprüfung niht beständen, ein zweites Jahr dienen müßten, der Gerechtigkeit; wem man Vortheile einräume, der müsse auch entsprechende Leistungen geben. Schärfer vorzu- gehen werde niht angeordnet werden, obgleich in diesem Jahre mehr Freiwillige die Offiziersprüfung nicht bestanden hätten als früher, welher Umstand Zufall Vin könne. Nachdem der Delegirte Gajary dem Minister nahegelegt hatte, auf dem Szeklerboden, wo ein kriegerish veranlagtes Volk wohne, eine Militärschule zu errihten, erklärte der Minister, dies sei nicht thunlich, da die Vorbereitungsstadien dort fehlten. Eine andere Schule werde selbstverständlich mit deutscher Unter- rihtssprache errichtet werden, und die vorzüglichsten Schüler würden auf die Afademie gean werden. Nuf eine Anfrage des Delegirten Bolgar er ärte der Kriegs-Minister, daß er eine Reform der ette a und des Ee Verfahrens ins Auge gefaßt habe; die Thon i ollten so unabhängig sein, daß nur ein Allerhöchster Gnaden- akt an dem Ausspruche des Offizierkorps etwas ändern könne. Die Grundlage des ganzen Verfahrens sei eben, daß das Offizierkorps vollkommen aa Urte ob ein Mitglied desselben würdig sei, ee zu bleiben, Auf eine Anfrage Gag p der geplanten Erhöhung der Of lerogogen erklärte der Minister, er habe in dieser Angelegenheit bereits Schritte unternommen, doch wünshe er im Einvernehmen mit den Ressort - Ministern beider Staaten vorzugehen. Stließlió wurde das Ordinarium des Armeebudgets von dem Ausschu unverändert angenommen.

‘Der Bericht des Steuerausschusses des FEerre@ M Sa cten auses über den Geseßentwurf, etreffend die zeitweise Abänderung einiger Bestim- mungen des. Zucktersteuergeseßes, empfiehlt die unver- änderte Annahme der Regierungsvorlage und beantragt eine Resolution, welche die Regierung auffordert, über die Verhält- nisse und die Wirksamkeit der Kartelle der Zuckerfabrikanten möglichst genaue Es anzustellen und danach eventuell auf verfassungsmäßigem Wege V zu ergreifen, welche einerseits eine Herabdrückung der Rübenpreise, andererseits eine künstlihe Erhöhung der Zuckerpreise durch diese Kartelle verhinderten. i

Gestern Abend wurde in Wien in einer stark besuchten antisemitischen Versammlung “eine Resolution an- genommen, welche die niht magyarischen Nationen Ungarns zu ihrec Haltung gegenüber der Millenniumsfeier beglü- wünscht und n gegen diese Feier ausspricht. Dr. Lueger sagte, er lasse jih niht von der Agitation abbringen; auch niht durch die Drohung, daß er nihi werde Bürgermeister werden, wenn er weiter gegen Ungarn hege.

Der Kaiser hat, wie das „Militär-Verordnungsblatt“ meldet, die Aufstellung von vier weiteren bosnisch-herzego- winischen Jnfanterie-Kompagnien und vier Bataillonsstäben im Herbst 1896 genehmigt.

Großbritannien und JFrland.

Sir Charles Dilke richtete in der gestrigen Sißung des Unterhauses die Anfrage an die Regierung, ob es während der schwebenden Berufung nöthig sein werde, fúr die egyptischen Operationen im Sudan und die indische Expedition in Suakin Geldmittel außer denen zu beschaffen, die das gemischte Tribunal als ungeseßlih vorgestreckt erachtet habe ; ferner ob die Regierung beabsichtige, das Parlament aufzufordern, der egyptishen Regierung in Betreff solcher Ausgaben hilfreich zu sein. Der Kanzler der Schaßkammer Sir M. His Beach er- widerte, die Antwort auf den ersten Theil der Anfrage laute „nein“, soweit die egyptishen Operationen in Betracht kämen. Die außerordentlihen Ausgaben für die indishe Garnison würden wie üblich aus dem britishen Staatsschaß bestritten werden; wie dem Schaßamt die Gelder erseßt werden sollten, werde Sache der Erwägung sein. Die zweite von Sir Charles Dilke aufgeworfene Frage werde von der erung in Er- wägung gezogen. Er (der Kanzler der Schaßkammer) halte an seiner bei der Budgetdebatte abgegebenen Erklärung fest. Damals habe er die Entscheidung des gemischten Gerichtshofs niht voraussehen können; er habe dieselbe der Berufung unterworfen und hoffe, sie werde umgestoßen werden. Die egyptishen Ausgaben würden selbstredend aus egyptischen Mitteln besiritten, die keineswegs auf die bereits vorgestreckte halbe Million beschränkt seien. Es sei nichts vorgefallen, das 2 der Stellung der Regierung eine Aenderung hervorrufen ónne.

Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain er- öffnete gestern im großen Saale der Korporation der Spezerei- waarenhändler der City von London den Kongreß der Handelskammern des britishen Reichs. Der Staats- sekretär drückte in einer Begrüßungsansprache seine Freude darüber aus, in der Versammlung die Vertreter der fernen Kolonien, als einen zuverlässigen Beweis für die Einheit des Reichs, zu sehen. Niemals seien die Aussichten für diese Einheit günstigere gewesen, als zur Zeit, aber alle Vorschläge für eine engere Verbindung zwischen den Kolonien und dem Mutter- lande träten zurück gegenüber den Vorschlägen, welche darauf ausgingen, eine Handelsunion des Reichs zu sichern. Leßteres sei der Zweck der Berathungen des Kongresses.

Frankreich.

Jn Erwiderung der Beileidsdepeshe Seiner Majestät des Deutschen Kaisers anläßli*ch des Todes Alm Simon's hat der Präsident Faure, dem „W. T. B.“ zufolge, an Seine Majestät ein Telegramm folgenden Wortlauts ge- richtet :

d „frank wird empfänglih sein für die Gefühle, deren Aus- druck Eure Majestät aus Anlaß des Todes eines seiner ausgezeih- netsten Söhne an mich gelangen ließen. Ich bitte Eure Majestät, gen Auédruck meines vollsten Dankes entgegen zu nehmen. Felix

aure.“

Im Senat hielt gestern der Präsident Loubet eine An- sprache dm Gedächtniß Jules Simon's. Die P o eruns für die Bestattung Jules Simon'’s auf Kosten der Republik wurde vom Senat angenommen und alsdann die Sißung zum Zeichen der Trauer geschlossen.

_ Die Bureaux des Senats en estern die Mit- lieder der Finanzkommission; die ehrheit derselben ist em Reformvorschlage Cochery's, betreffend die direkten Steuern, günstig gestimmt.

Jn der Deputirtenkammer richtete gestern Berry eine Anfrage an die Regierung, betreffend die Medizin studierenden Ausländer, und beklagte sich Über die denselben ertheilte Erlaubniß, den ärztlihen Beruf in Frankreich auszu- üben, ohne daß sie im Besiy des Baccalaureats seien. Der Unterrichts-Minister Rambaud erkannte in seiner Erwiderung an, daß sich viele Ausländer als Aerzte in An reih niederließen, und betonte, daß Mittel esuht werden müßten, um diesen Mitbewerb zu ver- indern. Was die ausländishen Studierenden betreffe, deren Zahl von Jahr zu Jahr zunehme, so würde es unwürdig sein, ihnen die Pforien der Fakultäten zu verschließen. Die Kammer nahm schließlich ohne namentlihe Abstimmung eine Sa na an, welhe die Regierung auffordert, einen Gesegentwurf, betreffend die ausländishen Studierenden, aus- zuarbeiten. Der Minister-Präfident lin e brachte sodann eine S zum Zweck der feierlihen Bestattung Jules Simon'’s auf Staatskosten ein; die Forderung wurde mit 351 gegen 45 Stimmen bewilligt. i

Der Deputirte Graux hielt gestern bei der Uebernahme des Vorsiges in der Zollkommission eine Rede, worin er er- klärte, er werde der treue Hüter der Traditionen und der Lehren Méline’s sein. Redner hob sodann die günstigen Re- sultate des Zollregimes von 1892 hervor und fügte hinzu, die Ar könnten und müßten gere werden, denn dies sei ein Gebot der Nothwendigkeit, doh dürften die Abänderungen nur nah reifliher Erwägung geschehen. Der Redner {loß mit der Bemerkung, man müsse sh bemühen, der Ausfuhr einen neuen Aufschwung zu geben.

Rußland,

Der Gro Gfürst Sergius ist zum Kommandeur der

Truppen des Militärbezirks Moskau ernannt worden, unter ag ing, in seinem bisherigen Amte als General-Gouverneur osfau, |

Italien.

Dex Senat E gestern über“ den Geseygentwurf, O die Ueberschreitungen des Ausgaben-Etats ür Afrika. Jn Beantwortung der Ausführungen verschie- ener Redner erklärte der Minister des Aeußern Herzog von Sermoneta: die Regierung habe in Afrika eine kluge und bedächtige Haltung eingenommen und die Grenzen der Kolonie bestimmt. Die Regierung hoffedort bald Nuhe einkehren zu sehen. Wenn die Erythräische Kolonie einer Entwidelung igsei jo werde diese durch cine landwirthschaftlihe Kolonisation und eine starke Einwanderung erfolgen. Er beglückwünsche sh dazu, daß die Erhaltung Kassalas von sachkundiger Seite ge- billigt worden sei. A welches durh die Tapferkeit der italienishen Waffen behauptet worden sei, habe der Regierung nah so vielen Unfällen einen Trost geboten. Aber die Be- hauptung Kassalas koste Jtalien viel Menschen. Wenn die Derwishe Kassala in großer Zahl angreifen sollten, so werde es kein leichtes Unternehmen sein, die Garnison zu befreien. Wenn Jtalien in Kassala verbleibe, so habe man \{hwere Probleme im Sudan zu erwägen, wo heute wilde Bedrückung durch ein sehr grausames Volk herrsche. Die afrikanishen Stämme besäßen L Eigenschaften ersten Ranges, und täglih bessere sich die Ausrüstung ihrer Heere. Ztalien habe den afrikanischen Krieg satt. Die Regierung habe das Vertrauen, in E Monaten dem Junteresse des Landes entsprehend das Problem lösen zu können, welches Kassala biete.

Türkei.

Aus Kon stantinopel erfährt „W. T. B.“: bei Kisamo aut Kreta habe ein Gefecht. zwischen den türkischen Truppen und den Aufständischen stattgefunden, bei welchem beide Theile Verluste erlitten hätten. Die Aufständischen seien hierauf in das Gebirge geflüchtet. Da der gleihnamige westlihe Bezirk von Kreta fit bisher ruhig verhalten habe, flöße diese Meldung E Besorgniß ein. Die Meldung des türkischen Gesandten in Athen, daß die griechishe Regierung die Intervention aller Großmächte nachgesucht habe, beunruhige in den Kreisen der Pforte. Vorgestern und gestern hätten im Yildiz - Kiosk Ministerberathungen stattgefunden. Jn türkischen Kreisen werde versichert, die Pforte sei d energishen Niederwerfung des Aufstands entschlossen. inige Beunruhigung herrsche wegen der Haltung derjenigen uu Kreta neu eingetroffenen Truppentheile, welhe aus Zeitun dahin dirigiert worden seien, da dieselben durch die monatelangen Strapazen, sowie durch Krankheiten sehr gelitten hätten, ihre Stimmung eine sehr erbitterte sei und dies Besorgnisse wegen Ser Ausschreitungen dieser Truppentheile E

ußland und Frankreih hätten der Pforte Rathschläge er- theilt zur Eindämmung der Bewegung auf Kreta durch fried- liche Zugeständnisse, indem fie darauf hingewiesen hätten, daß die entsandten Verstärkungen zur Niederwerfung des großen Hue im Innern f als nicht ausreihend erweisen önnten.

Das griechishe Blatt „Asty“ meldet, das Reform- Comité für Kreta verlange die Einseßung eines General- Gouverneurs unter der Bürgschaft der Mächte, wirthschaftliche Unabhängigkeit der Jnsel, Reorganisation der Gendarmerie, Errichtung einer Militärshule in Canea, und ein nur ‘dem Gouverneur, der in seiner Hand die Militär- und Zivil- verwaltung vereinigen solle, zustehendes Veto gegen die von der geseßgebenden Versammlung genehmigten Geseke.

Griechenland. Die Königin und die Prinzen sind von Moskau nach Athen zurückgekehrt.

Schweden und Norwegen.

Die Budgetkommission des Storthing hat, wie „W. T. B.“ aus Christiania erfährt, die Regierungs- vorlage, betreffend die Aufnahme einer neuen Staats-Anleihe von 25 Millionen Kronen, einstimmig angenommen.

Amerika.

Aus Havanna wird berichtet, daß die Aufständischen am Montag die Stadt Guanabazoa bei Havanna angegriffen hätten. Sie hätten sih aber wieder zurückgezogen, nahdem ein Haus von ihnen in Brand gesteckt worden sei.

Afrika.

Aus Kairo berichtet das „Reuter'she Bureau“, Major Burnside habe mit der Kavallerie Suarda erobert, wobei eine Anzahl Derwische umgekommen sei. Auf dem Marsche dorthin habe er sih eines ganzen Lagers der Derwische be- mächtigt, wobei er 40 Gefangene gemacht und eine große Menge Vorräthe in ns genommen habe. General Kitchener lasse jeßt die fe anterie von Firket aus vorrüdcken, um Suarda zu halten, dessen Einnahme die Egypter zu Herren des Nils im Norden dieser Stadt mache. Die gesammte Streitmacht der Derwishe im Norden von Suarda sei ge- tödtet oder gefangen worden mit Ausnahme von ungefähr 200 Mann.

Die „Tribuna“ meldet aus Massowah vom Montag, daß Ligg Merteha am 6. d. M. nah Kairo Ln sei mit Briefen Ras Mangascha’s und Ras Alula’s an Lord Cromer, welche die Antwort der ersteren auf ein ihnen von Lord Cromer im April d. F. übersandtes Schreiben ent- hielten. General Baldissera habe die un Ligg Mer- teha’'s auf einem bis Suez gemietheten adctetboote gestattet.

Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Suakin: Nach dem Briefe eines griechischen Gefangenen aus Omdurman würden die europäischen Gefangenen von dem Khalifen hart verfolgt, weil derselbe annehme, daß sie mit den Engländern in Verbindung ständen. Seit der Khalif Kenntniß von der Nil-Expedition habe, habe er die Gefangenen despotisher und gean behandelt als je und sie mit dem Tode bedroht.

ie Gefangenen befürchteten, der Khalif werde seine Drohungen zur Ausführung bringen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sihungen des Reichs- tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (101.) Sißung des Reichstags wurde die dritte Berathung des Nu Les eines Gesegyes, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung, beim Artikel TI]l fortgeseßt, der die Konzèssionspflichtig-

betreiben, betrifft.

Abg. Dr. Schädler ( e, wollte die Landesregierungen bevoll- O au den Kleinhandel mit Bier der Konzessionspflicht zu unterwerfen.

Abg. Stadthagen (Soz.) empfahl den sozialdemokratischen Antrag, nah welchem keinem Gastwirth die Veranstaltung von Tan lustbarkeiten untersagt werden dürfe, wenn sie einem anderen Gastwirth an demselben Ort gestattet werde.

(Schluß des Blattes.)

Jm Hause der Abgeordneten stand in der heutigen (76.) Sigung, in welcher der Finanz-Minister Dr. Miquel jugegen war, zunächst zur Berathung die Denkschrift über

ie Ausführung des Geseßes vom 13. August 1895, betreffend die Bewilligung von Staatsmitteln zur Verbe se- rung der Wohnungsverhältnisse von Arbeitern, die in staatlihen Betrieben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staatsbeamten.

Abg. vom Rath (nl.): Wir haben das Geseß vom vorigen Jahre mit Freud2 begrüßt und angenommen und ans der Denkschrift mit Genugthuung ersehen, daß die Maßregel mit Energie in angriff genommen worden is. Bisher war der Staat und vor allem die Gisenbahnverwaltung als größte Arbeitgeberin in ter Schaffung von Wohnungen für ihre niedrig bezahlten Arbeiter hinter den Privatunternehmern zurückgeblieben. ir würden uns freuen, wenn die Regierung für diesen Zweck noch weitere Mittel von uns verlangen würde. Die Baukosten s{heinen mir ctwas hoh gegriffen zu sein, und ich muß sagen, daß man bei uns und in anderen Gegenden privatim mit weniger Geld auskommt. Dies gilt sorohl von dem Bau der Wohnhäuser selbs wie von den Grunderwerb2- kosten. Jch beantrage, die Denkschrift der Budgetkommission zur näheren Prüfung zu überweisen.

Fe Mes Dr. Miquel: Es ift sehr s\{chwer, aus den Baukosten irgendwelhe Schlußfolgerung zu ziehen, da die Hauptkosten immer lokale Bedeutung haben. Wir haben diese Wohnungen Leuten möglichst in General-Entreprise geben wollen. Es ist hier eine An- leihe gemacht zu Lasten der allgemeinen Staatskasse; deshalb müssen die Kosten auch eine mäßigeVerzinsungergeben. Wäreleßteres nicht der Fall dann müßte zu Lasten der einzelnen Verwaltungen gebaut werden. Auf ata h gion sind wir namentlich in der BVergwerksverwaltung gef ogen, Bei der Frage der Verzinsung kommt auch die Höhe der

öhne in Betracht ; daher wird die Rentabilität im Westen leichter erreiht werden als im Osten.

Die Abgg. Dasbach (Zentr.) und Möller (nl.) behaupteten, daß in Saarbrücken und St. Johann hin chtlich der Arbeiter- und der Beamtenwohnungen geradezu shreiende Mißstände beständen, und baten um Abhilfe.

Finanz-Minister Dr. Miquel wies darauf hin, daß dieser Fonds zur Befriedigung des Wohnungsbedürfnisses für mittlere Beamte niht bestimmt sei. (Während der Verhandlung dieses Gegenstandes herrshte im Hause eine derartige Unrube, daß es kaum mögli war, den Ausführungen der Redner zu folgen.)

Abg. Dr. von Heydebrand und der Lasa (kons.): Wir sind mit den Ausführungen des Finanz-Ministers einverstanden ; es müssen in diefer schwierigen Sache erst weitere Erfahrungen vorliegen. Für Leue stellen wir deshalb den Antrag, die Denkschrift für erledigt zu erklären.

Abg. Möller: Wir können do in cine Berathung über die Art eintreten, wie as werden soll. Die himmelschreienden Uebel- stände in Saarbrücken müssen beseitigt werden.

Wirklicher Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr. Midcke: Die Verhältnisse in Saarbrücken liegen nicht {limmer als an anderen Orten, wo durch die Reorganisation der Eisenbahnverwaltung neue Behörden eingeseßt sind; da reichen die Wohnungen nicht aus. Die Eisenbahn-Direktion ist aber verpflichtet, selbst einzugreifen, wo Miß- stände vorliegen. Herr Möller sollte der Verwaltung die einzelnen Mißstände zur Ae bringen.

Abg. Step han-Beuthen (Zentr.): Ueber die Verwendung des Baufonds müssen wir uns jeßt in der Kommission unterhalten, nahher ist es zu spät. Jn der Kommission müßten auch die Mitglieder die einzelnen Wünsche wegen Errichtung von Arbeiterwohnhäusern äußern. Die Häuser müssen fo eingerihtet werden, daß die Bewohner vor sitt- lichen Gefahren ges{chüßt And, i 2 |

Die Denkschrift wurde an die Budgeikommission verwiesen.

Hierauf folgte die Berathung von Petitionen.

(Schluß des Blattes.)

keit der es ere mb soweit sie das Schankgewerbe

Nr. 23 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, heraus- egeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 6. Juni, hat folgendeèn Inhalt: Amtliches: Dienst-Nachrichten. Nicht- amtliches: Die Schwingungen eines Trägers mit bewegter Last. Der Wettbewerb für den Neubau eines Rathhauses in Hannover. Die Schleswig-Holsteinshe Provinzial- und internationale Schiffahrts- Ausstellung in Kiel. Stauanlage in der Ochtum bei Bremen. Enthüllung des Schmidt-Denkmals in Wien. Vermischtes: Preis- bewerbung für den Erweiterungsbau des Ratbhauses in Quedlinburg a. H. Hebewerk und geneigte Ebene. Reinigung der Abwässer in Glasgow. Neue Patente.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Mainz sind, wte die „Köln. Ztg.* erfährt, die Maurer in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie begehren einen Stundenlohn von 40 4 für Maurer und 30 K für Handlanger, zehnstündige Arbeitszeit und Unterlassung aller Ueberstunden, Rothfälle ausß- genommen.

In Höchst a. M. haben der „Frkf. Ztg." zufolge die Müller der Gregory’shen Brotfabrik die Arbeit niedergelegt. Sie hatten die Forderung eines wöchentlihen Minimallohnes von 22 bis 23 4 und der Bezahlung der UÜeberstunden mit 35 4 gestellt, wo-

egen sie auf das Sack- und Partiegeld verzihten wollten. Der

Wochenlohn betrug bis jeßt bei vierzehnstündiger Arbeitszeit 15 bis 18 #4, nur ein Arbeiter erhielt 20 4; für Üebershihten, Säcke- tragen u. \. w. wurde noch ein geringer Nebenverdienst erzielt, wodurch ih der Durchschnittsverdienst auf 18 bis 20 Æ erhöhte. Die For- derungen wurden Baer agen

Der Auésftand der Schiffsarbeiter in Nordenham (val. Nr. 131 u. 132 d. Bl.) ist, der „Weser-Ztg.“ zufolge, als beendigt anzusehen, da sich neben den sog. Accordsleuten genügend fremde Hilfskräfte (Arbeiter von den Mühlenwerken in Bremen und Hand- werköburschen 2c.) gefunden haben, um den dort liegenden Getreides dampfer zu entlöschen.

Ein Kongreß der Textilarbeiter und -Arbeiterinnen aus den sämmtli en Nes Staaten findet, wie die „Geraer Ztg.“ meldet, am 21. Juni in Gera statt.

In London haben sich der „Allg. Korr. julorge auch die aut» ständigen Dea naer mit überwältigender Mehrheit bei der vor- genommenen namentlihen Abstimmun Kir Fortseßung des Ausstandes erklärt: 1060 gegen 327. m Ausîtande bleiben nunmehr : 5000 NAR Tage, 400 Gipfer, 1500 Tischler und Zimmerleute,

Maurer und 260 Maschinisten.

In Berlin sind, wie der „Voss. Ztg.“ gemeldet wird, die selb- ständigen Mütßenmacher in eine Lohnbewegun Se Etwa 170 von ihnen wollen ihren Arbeitgebern drei Forderungen unter* breiten und beabsichtigen am Montag in den Ausstand zu treten, tons die F aat B Hmn M Its, Der E

aurer (vgl. Nr. . d. Bl.) zeigt, der ,Vo “zu einem von der Kommission gestein erstatfetea Bed T

Bewilligt wurde an den beiden ersten Tagen des i die neun