1915 / 80 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 07 Apr 1915 18:00:01 GMT) scan diff

, Der Königliche Hof legt heute für Jhre Durchlaucht die Prinzessin Therese von Sachjen- Altenburg, Herzogin zu Sachsen, die Trauer auf drei Tage bis einshließlih den 8. d. M. an.

Berlin, den 6. April 1915.

Der Oberzeremonienmeister. Sreiherr von Reischa c.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Verordnung, betreffend die zwang 8- weise Verwaltung französischer und britischer Unter- nehmungen, vom 2. November und 22. Dezember v. J. (RGBl. S. 487/556) ist über das in Deutschland befindliche Vermögen folgender Firmen: -

a. Wm. Lurcott & Co. in London, b. Mooke & Galloß in London, - Appelt & Deiches in Paris, 1. Nichard Fishos in Paris, ck. Ferd. Schiff in Paris, . J. & F. Ginsberg in Paris, g. S. Guillon in Paris, 1. Halberstadt in Paris, i. Ludovic Strauß in Paris die zwangsweise Verwaltung angeordnet worden. Zum Ver- walter ist der Bankier Georg Mosler in Berlin, Markgrafen- straße 45, bestellt. Berlin, den 30. März 1915. Der Minister für Handel und Gewerbe. J. A.: Lusens ky.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts- angelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent, Professor Dr. Hermann Schneider in Bonn ist zum außerordentlihen Professor in der philosophischen Fakultät der Friedrich Wilhelms-Universität in Berlin ernannt worden.

Königliche Friedrich Wilhelms-Universität. Dann ita Gun:

Die Immatrikulationen bei der hiesigen Universität für das kommende Sommerhalbjahr“ beginnen am 16. April und ließen it dem 5. Mat d. J: |

Jeder, der immatrikuliert zu werden wünscht, hat \sih zuvor bei dem Pförtner der Universität mit einer Zulassungskarte zu ver- sehen. Drt und Stunde der Immatrikulation wird bei dieser Gelegenheit mitgeteilt werden.

A. Behufs der Immatrikulation haben vorzulegen, und zwar fämtlihe Zeugnisse im Original:

1) Die Studierenden, welhe die Universitätsstudien erst beg innen:

a. Angehörige des Deutschen Reichs: dasjenige MNeife- zeugnis einer höheren Lehranstalt, welches für die Zulassung zu den ihrem Studienfah entsprehenden Berufsprüfungen in ihrem Heimatstaate vorgeschrieben ist. Genügt nach den bestehenden Bestimmungen für ein Berufsftudium (Phar- mate) der Nachweis der Neife für die Prima einer neun- stufigen höheren Lehranstalt, so reiht das auch für die Immatrikulation aus.

Ausländer: ausreihende L&itimationspapiere, Paß 2c.

und amtliche Zeugnisse über eine Schulbildung, die der É

2) Die Studierenden, welche von einer anderen Univ ers itä tim

unter a. bezeichneten im we)entliden glethweriy ift.

kommen: die zu 1 geforderten Zeugnisse und ein Abgangszeugnis jeder der früher besuchten Universitäten.

3) Außerdem hat jeder eine forgfältig ausgefüllte Personalkarte mit den Zeugnissen abzugeben. Formulare sind bei dem Pförtner zu haben.

B. Sonstige männlihe Angehörige des Deutschen Reichs, die ein Neifezeugnis nicht erworben, jedoch wenigstens dasjenige Maß der Schulbildung erreicht haben, welches für die Er- langung der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienst vor- geschrieben ist, können mit besonderer Erlaubnis der unterzeichneten Kommission auf wvjer Semester immatrikuliert und bei der philosophischen Fakultät eingetragen werden. Die Gesuche sind unter Beifügung der Zeugnisse persönlich an den ÜÚniversitätssekretär ab- zugeben. Formulare dazu können bei dem Oberpedell in Empfang genommen werden. Neichsinländerinnen bedürfen in diesem Halle der Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten. Die Gesuche, denen alle Zeugnisse bei- zufügen sind, find im Zimmer Nr. 8 der Universität abzugeben.

C. Angehörige der zurzeit mit dem Deutschen Reth 1m Kriegs8- zustand befindlihen Staa1en sind von der Immatrikulation fowie von der Zulassung als Hörer ausgeschlossen.

Berlin, den 31. März 1915.

Die Immatrikulationskommission.

Kipp. Wollenberg.

Felix Mendelsfohn-Bartholdy-Staatsstipendien für Musiker.

Oktober d. I. kommen zwei Stipendien der Felix Mendelssohn-Bartholdyschen Stiftung für befähigte und \trebsame Musiker zur Verleihung. Jedes derselben beträgt 1500 4. Das eine ist für Komponisten, das andere für ausübende Ton- künstler bestimmt. Zur gleichen Zeit erfolgt die Verteilung einer Summe als Unterstüßungen. Die Verleihung geschieht an Schüler der in Deutschland vom Staate unterstützten Ausbildungs- inititu'e, vhne Unterschied des Alters, des Geschlehts, der Religion und der Nationalität. Bewerbungsfähig is nur derjenige, welcher mindestens ein halbes Jahr Studien an einem der genannten Institute gemacht hat.

Die Stipendien werden zur Fortbildung auf einem der be- treffenden, vom Staate unterstügten Institute erteilt, das Kuratorium ist aber berechtigt, hervorragend begabten Bewerbern nach Vollendung ihrer Studien auf dem Institute ein Stipendium für Jahresfrist zu weiterer Ausbildung (auf Reisen, dur Besuch aus- wärtiger Institute usw.) zu verleihen. Auch die Gewährung von Beihilfen und Unterstüßungen erfolgt nur an Schüler der in Deutschland vom S'aate unterstüßten Ausbbi1dungsinstttute, oder an solche, welde Schüler eines dieser Institute gewesen sind, ohne Unterschied des Alters, des Geschlechts, der Religion und der Nationalität nah dem freien Ermessen des Kuratoriums.

Bewerbungen find bts einshltießlih 30. Juni d. F. an das Kurato1ium der Felix Mendelssohn-Bartholdy-Stipendien, Char- Tottenburg 2, Fasanentiraße Nr. 1, zu rihten. Dabei sind folgende Schciftstücke beizufügen :

1) ein furzer, selbstgeshriebener Lebenslauf, in welchem besonders

der Studiengang hervorgehoben wird;

eine Bescheinigung der Yeife zum Wettbewerb, mit der zu be- aeugenden Tatfache, daß der Bewerber mindestens ein halbes Jahr der Anstalt angehört hat :

eine Auskunft des Vorstants der Anstalt, daß diese vom Staate untérfiügt wird.

Am 1.

Den Bewerbungen für Komponisten if etne selbständige Kom- position nah freier Wahl, unter eidesstattlicer Versiche- rung, daß die Arbeit ohne fremde Beihilfe ausgeführt worden ist, beizufügen.

Ausnahmsweise können preußische Staatsangehörige, obne daß sie diese Bedingungen erfüllen, ein Stipendium oder eine Unter- stüßung empfangen, wenn das Kuratorium auf Grund eigener Prüfung ihrer Befähigung sie dazu für geeignet erachtet.

Die Verleihung des Stipendiums und der Unterstützungen für ausübende Tonkünstler erfolgt auf Grund einer Ende September D in Charlottenburg dur das Kuratorium abzuhaltenden Prüfung.

Charlottenburg, den 1. April 1915.

Der Vorsißende des Kuratoriums. Dr. Kret schmar.

Ioseph Joachim-Stiftung.

__ Anläßlich des am 17. März 1889 stattgefundenen 50 jährigen Künstlerjubiläums des verstorbenen Direktors der Königlichen akademi- hen Hochschule für Musik in Berlin, Professors Dr. Joseph Joachim ist vorbezeichnete Stiftung errichtet worden ; diese bezweckt, unbemittelten Schülern der in Deutschland vom Staate oder von Stadtgemeinden errihteten oder unterstüßten musikalischen Bildungsanstalten ohne Unterschied des Alters, des Geschlechts, der MNeligion und der Staatsangehörigkeit Prämien in Gestalt von Streich- instrumenten (Geigen und Viokoocelli) oder in Geld zu gewähren.

Bewerbungsfähig ist nur derjenige, welcher mindestens ein halbes Jahr einer der genannten Anstalten angehört hat. Im Iabre 1915 gelangt ein Instrument zur Verleihung, die Bewerber müssen also ihre Ausbildung als Geiger oder Violoncellist erfahren haben.

Bei der Bewerbung sind folgende Schriftstücke einzureichen :

1) ein vom Bewerber verfaßter kurzer Lebens auf,

2) eine \chriftlihe Auskunft des Vorstands der vom Bewerber

besuchten Anstalt a übec die Genehmigung zur Teilnahme an der Bewerbung mit der zu bezeugenden Tatsache, daß der Bewerber mindestens ein halbes Jahr der Anstalt angehört hat, b. über Würdigkeit und Bedürftigkeit des Bewerbers, und c. darüber, daß die Anstalt von dem Staate over der Stadt- gemeinde errichtet ist oder unterstüßt wtrd. __ Die Zuerkennung der Prämie erfolgt durch etn Kuratorium am 28. Juni, dem Geburtstage des Stifters, die Aushändigung dexselben am 1. Oftober d. F.

Geeignete. Bewerber haben thre Gesuche mit den geforderten Schriftstücken bis einschließlich den 31. Mat d. S an das Kuratorium der Jo\eph Joachim-Stiftuna, Charlottenburg 2, Fasanen- straße Nr. 1, einzureichen. Später eingehende Gesuche werden nicht berücksichtigt.

Charlottenburg, den 1. April 1915.

Der Vorsißende. Dr. Kreuschmar.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 17 der Preußischen Geseßsammlung enthält unter idr _Nr. 11411 das Knappschafts-Krciegsgeseß, vom 26. März O Ie Berlin W. 9, den 3. April 1915. Königliches Geseßsammlungsamt. Krüer.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 18 der Preußischen Gesezsammlung enthält unter Nr. 11 412 das Eisenbahnanleihegeseßs, vom 26. März 1915. Berlin W. 9, den 3. April 1915./ Königliches Geseßsammlungsamt. Krüer.

Nichkamfkliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 7. April 1915.

Das Oberkommando in den Marken erläßt laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Bekanntmachung, be- tressfend Vorratserhebung für Verbandstoffe, vom 7. Apkil 1915:

__ Auf Grund der Bundesratsverordnung , betreffend Vorrats- erhebungen, vom 2. Februar 1915 (Neihs-Geseßbl. Seite 54) wird folgende Bekanntmachung erlassen :

§ 1. Von der Verfügung betroffen sind:

1) entfettete Verbandwatte jeder Art,

2) gewöhnlihe ungeietmte Watte,

3) Kompressenmull, 4) Bindenmull,

9) Gaze,

6) Cambric.

2. Zur Auskunft verpflichtet \ind:

1) alle, welche die in § 1 aufgeführten Gegenstände aus Anlaß ihres Handelsbetriebes oder sonst des Erwerbes wegen im Gewahrsam und/oder unter Zollaufficht haben, kaufen

oder verkaufen ;

2) gewerblihe Unternehmer, in deren Betrieben die in S 1

_ aufgeführten Gegenttände erzeugt oder verarbeitet werden;

3) Kommunen, öffentlich rechtlihe Körperschaften und Verbände.

3. Zu melden sind

1) die Vorrâte, tie den zur Auskunft nah § 2 Verpflichteten gehören ; dabei ist anzugeben, wer diese Vorräte aufbewahrt (genaue Adresse), mit Angaben der Mengen, die von ten einzelnen Perfonen oder Firmen usw. aufbewahrt werden ; die eimeloen Vorräte, die sich mit Ausnahme der unter 1) anaegebenen Mengen außerdem in seinem Ge- wahrsam befinden, fowie die Eigentümer (unter Angabe der genauen Adresse) der einzelnen Mengen ;

3) die Mengen, die sich auf dem Tranéport zu dem nach § 2 zur Auékunft Verpflichteten oder unter Zollaufsicht (auf dem Wege zu ihm) befinden.

._ Die Mengen sind einheitlih in Kilogramm anzugeben, und zwar

für jeden in § 1 genannten Stoff getrennt.

S 4. ‘Zeitpunkt für die Angaben der Meldung. Zu melden sind alle in ‘§ 3 aufgefühiten Vorräte und Mengen us Lan am 7. April 1915, Vormittags 10 Uhr, tatsächlih bestehenden

ustande. l

__§ 95. Ausgenommen von der Verfügung sind Vorräte,

die am Tage der Vorratserhebung wenizer als je 50 kg von einem

der in § 1 aufaeführten Gegenstände betragen.

§ 6. Die Meldung ist zu richten an die Medizinalabteilung des Königlich preußtschen Kriegsministeriums, Berlin W. 9, Leipziger Play 17.

§ 7. Die Meldung hat zu erfolgen bis zum 17. April 1915 an die im § 6 angegebene Adresse.

§ 8. Die zuständige Behörde oder die von ihr beauftragten Be, amten sind befugt, zur Ermitrlung richtiger Angaben Vorratéräume in denen Vorräte an Verbandstoffen zu vermuten sind, zu unter). dey und die Bücher der zur Auskunft Verpflichteten zu prüfen.

8 9. Wer vorsäglih die in den oben genannten Para rapbey geforderte Auékunft zu der in § 7 angesetzten Frist nicht erteilt, Oder wissentlich unrichtige oder unvollsländige Angaben* macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafen bis zu 10000 bestraft ; auch können Vorräte, die verschwiegen find, im Urteil alt dem Staat verfallen erkiärt werden.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers« liegen die Ausgaben 436 und 437 der Deutschen Verlusf listen bei. Sie enthalten die 192. Verlustliste der preußis{en Armee, die 169. Verlustliste der bayerishen Armee, dj 152. Verlustlijte der württembergischen Armee und die 25. Ver: lustliste der Kaiserlichen Marine.

Oesterreich-Ungarn.

Der Generalfeldmarschall Freiherr von der Golß-Paf da stattete vorgestern in Wien dem Minister des Aeußern Freiherry Burian und dem türkischen Botschafter einen Besuch ab und wurds darauf vom Kaiser Franz Joseph in Audienz empfangen, Gestern besuchte Freiherr von der Golz in Budapest auf der

Durchreise nah Konstantinopel den Ministerpräsidenten Grafen

Tisza und den Landesverteidigungsminister Baron Hazay.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht eine Ministerial.

verordnung über verbürgte Gegenseitigkeit mit dem Deutschen

Reiche hinsichtlich der Ausnahmebestim mungen auf den Gebiete des Patentwesens zugunsten von Militärpersonen, 5

Großbritannien und Frland. Laut Mitteilung des Handelsamtes gingen im

gehalt lief auf eine Mine.

verlusten 217 Mann ums Leben. Die Zahl der verloren ge: P Fassungs: é YPlervon wurden drei Schiffe

gangenen Segelschiffe beträgt 25 mit einem vermögen von 8110 Tonnen. torpediert.

Nußland.

Die Lebensmittelteuerung in St. nimmt dem Blatte „Njetsh“ zufolge einen lihen Umfang an. verzweifelt.

mitteln.

zu ermöglichen seien. Der Mangel an

nieder. Portugal.

Ein ernstliher Tumult hat den „Times“ zufolge am der Karfreitagsprozession 2 gaben beleidigende Rufe einer

2. April in Coimbra gelegentlich stattgefunden. Den Anlaß Gruppe von Demokratenführern, die sich in einer Apotheke zu- sammengefunden hatten. Schüsse wurden gewechf\elt und vier Bomben vom Dache der Apotheke geworfen , wodurch fünf Personen verwundet wurden. Die Menge zerstörte Geschäft und Wohnung des Apothekers.

Niederlande.

Die holländische Regierung hat der Regierung der Ver- | Meldung des ff daß keinem fremden Schiffe, das die holländische Flagge mißbraucht hat, gestattet

einigten Staaten von Amerika einer

„W. D. B.,“* mitgeteilt,

nach

werden' wird, holländische Gewässer zu durchfahren. Griechenland. Das Preßbureau veröffentlicht folgende K undgebung:

Die Negierung, die von gewissen Vorgängen Kenntnis erhalten hat, die fich seit ibrer Konstituterung zugetragen haben, erflärt, daf: L der König niemals etngewilligt hat, in Vorverhandlungen

über die Abtretung grtehischen Gebiets an Macht einzutreten, t gestimmt hat. Die Regierung

i cine fremde und daß er niemals derartigen Vor)chlägen zu- sieht sich zur Veröffentlihung dieser

Kundgebung wegen letzthin von Venizelos in den Bläitern veröffent- F

lihter Mitteilungen veranlaßt.

Bulgarien.

Jn Beantwortung des vom serbishen Gesandten unter- |

nommenen Schrittes, betreffend den Aufruhr von Musel- manen im Gebiete von bureau in Nish als eine Jnvasion von Komitadschis und bulgarishen Soldaten auf serbisches Gebiet dargestellt hat, richtete das Ministerium des Aeußeren an die serbische Gesandtschaft eine Note, . in der es laut Meldung der „Agence Bulgare“ den wahren Sachverhalt nach den Berichten der Grenzbehörden darstellt und insbesondere das einwandfreie Verhalten der bulgarischen Grenz- posten hervorhebt, die ihr möglihstes taten, um den ver- lassenen serbischen Posten zu \{hüßen und der verfolgten Be- völkerung die Zuflucht zu verweigern, da es unmöglich war, ihr Obdach zu geben. Die Note verlangt die Ergreifung von Maßregeln, damit die serbischen Truppen bei der Verfolgung der aufrührerischen Bevölkerung nicht in die Lage tommen, auf bulgarische Grenzposten zu schießen und fo Zwischenfälle herbei- zuführen, deren Folgen ungemein ernst {sein könnten.

Amerika.

Die Note der Vereinigten Staaten von Amerika, betreffend die englishen Maßregeln auf der See zur Verhinderung alles Handels mit Deutschland, is nunmehr veröffentliht worden. Wie „W. T. B.“ meldet, betont sie, daß die englishe Blockade so, wie sie in der eng- lishen Verordnung definiert worden sei, etwas Neues dar- stelle, da sie den freien Zugang zu vielen neutralen Häfen hindere, die zu blockieren England kein Recht habe. Dies sei ein aus- gesprochener Einbruch in die Souveränitätsrechte der Nationen, deren Schiffe diesen Eingriffen in den Verkehr ausgeseßt sind. Die Note erftennt an, daß eine große Veränderung in den Bedingungen des Seekrieges eingetreten sei, und gibt daher der Meinung Aus- druck, daß es leicht sein werde, jedem legitimen Verkehr mit neutralen Häfen freie Ein- und Ausfahrt durh den Blockade- fordon zu gewähren. Die Note spriht die Genugtuung der Vereinigten Staaten über die Versicherungen der englischen Ne-

M är; V 33 englishe Dampfer mit einem Fassungsvermögen vot 4 61 383 Tonnen verloren. Hiervon wurden 26 Schiffe mit} 49 449 Tonnengehalt torpediert und ein Schiff von 115 Tonney- / JZnsgesamt kamen bei den Schiffs:

Petersburg außerordent-F Die Lage der ärmeren Schichten c; Noch entseßlicher als die Teuerung sei der binnen kurzem zu erwartende vollständige Mangel an Lebens-F Trotz den von der Stadt getroffenen Maßnahmen|| sei es fraglich, ob bei dem jeßigen Kriegszustande die Zufuhren Lebensmitteln demoralisiere die Bevölkerung und drücke die Kriegsbegeisterung

Valandovo, den das Presse- F

gierung aus hinsichtlih der Art, wie die Blockade durchgeführt werden foll, und nimmt an, daß die Bestimmungen der engli- hen Verordnung , -deren strenge Durchführung die Rechte der Neutralen verleßen würde, bei der praktischen Anwendung an- gemessen abacändert werden würden, und daß amerikanischen Handels\chiffen, die von und nach neutralen Häfen fahren, von England keine Schwierigkeiten bereitet werden sollen, falls sie nicht Konterbande oder Güter führen, die für Häfen innerhalb des Kriegs8gebiets bestimmt sind oder aus solchen kommen. Schließlih gibt die Note * der Annahme Ausdruck, daß Eng- land für etwaige Verlezungen neutraler Nechte volle Genug- tuung gewähren werde.

Nach New Yorker Blättermeldungen haben Mitalieder der dort abgehältenen Konferenz der Methodistish-Bischöflichen Kirche die Anficht ausgesprochen, daß, wenn die amerikanische Regierung fofortige Schritte täte, um die Ausfuhr von Kriegsmunition und Kriegsvorräten an die Trieg- führenden Völker von Europa zu verhindern, der Krieg bald beendet sein würde.

Dem „Daily Telegraph“ wird gemeldet, daß nach amt- sicher Mitteilung fih gegenwärtig in Kanada 35 620 den feind- lichen Staaten angehörige Fremde in Freiheit auf Grund der Abgabe ihres Ehrenwortes befinden, während 2294 in Kon- zentrationslagern untergebracht sind. Die Unterhaltung der Lager habe die Regierung bereits 25000 Pfund Sterling

gekostet. Asien.

Die gestrige chinesishch-japanische Konferenz befaßte sich mit Einzelheiten über das Abkommen bezüglich der Mandschurei. Wie die „Times“ melden, verlief die Sizung ohne Schwierigkeiten.

Afrika.

Nach einem Bericht des „Temps“ über die Lage in Marokko dauert in den Gebieten von Fes und Taza die Agitation mit ziemlicher Heftigkeit fort. Banden von berberischen Reitern belästigen die Wachtposten und versuchen den Bau der Eisenbahn zu stören. Eine aus Taza eingetroffene mobile Kolonne hat mehrere Streifzüge unternommen. Man wartet das Aufhören der Regenperiode ab, um energischere Vorstöße zu unternehmen.

Kricgsnathriÿten.

Westlicher Kriegs\chaupla #£.

Gg eS S eE C N Œ E B) Die Franzosen sind seit gestern zwishen Maas und Mosel besonders tätig. Sie griffen unter Einsay starker Kräfte und zahlreicher Artillerie nordöstlih, östlich und süd- östlih von Verdun sowie bei Ailly, Apremont, Flirey und nordwestlih von Pont-à-Mousson an. Nordöstlih und östlih von Verdun kamen die Angriffe in unserem Feuer überhaupt nicht zur Entwicklung, südlich von Verdun wurden fie abgeshlagen. Am Ostrande der Maäshöhen gelang es dem Feind, in einem fleinen Teil unseres vordersten Grabens vorübergehend Fuß zu fassen: auh hier wurde er in der Nacht wieder hinausgeworfen. Der Kampf in der Gegend von Ailly und Apremont dauerte während der Nacht ohne jeden Erfolg für den Gegner an. Erbittert wurde in Gegend Flirey gefochten, mehrfache fran- zösische Angriffe wurden dort abgewiesen. Westlich des Priester- waldes brach ein starker Angriff nördlih der Straße Flirey Pont-à-Mousson zusammen. Troß der sehr \chweren Ver- luste, die der Gêgner bei diesen Gefechten erlitten hat, muß nach seiner neuerlichen Kräfteverteilung angenommen werden, daß er seine Angriffe hier fortsezen wird, nachdem die gänzliche Aussichtslosigkeit aller seiner Bemühungen in der Champagne klar zu Tage getreten ist. /

Oberste Heeresleitung.

Berlin, 7. April. (W. T. B.) Aus dem Großen Haupt- quartier wird uns über die Kämpfe zwischen Mosel und Maas geschrieben :

Bereits vor Ostern war zu erl'ennen, daß die Franzosen zu einer neuen aroßen Unternehmung gegen die von den Deutschen befestigten Maashöhen, die Côtes Lorraines, schreiten würden. Wie aus- fdtslos ein bloßer Frontalangriff sein würde, hatten die Er- fahrungen des Wtinters gezeigt. Der neue Ver) uch wurde deshalb gegen beide Flanken der deutschen Krätte ¿wisGen Mosel und Maas unternommen, eine neue Armee hierfür wie Gefangene aus sagen gebildet. Nach den ersten tastenden Versuchen, den gleich- zeitig von unseren Fliegern beobachteten Verschiebungen hinter der französishen Front, den einleitenden Infanteriekämpfen im Priester- walde und westlih davon, begann am 3. April eine bestige Tätigkeit der französishen Artillerie im Norden bei dem vielumstrittenen (ombres und auf der Südfcont zwischen Mosel und Maas. Die deutschen Vorposten gingen, als sich nun die feindlihe Infanterie entwickelte, plaumäßtg von NRegntiéville und Fey-en-Haye auf die Hauptstellung zurü. Am Ostermontag, den 59. April, begann der eigentlihe Angriff der Fcanzosen, auf der Südfront zunächst nördlich von Toul, dann auch 1m YPriesterwalde, gleichzeitig am Nordflügel füdlih der Orne fowte zwishen Les Eparges und Combres. Erfolg war dena Franzosen nirgends beshieden. Wo kleine Trupps an einzelnen Stellen bis an die deutshen Gräben oder selbst in se hinein gelangten, wurden fie überall wieder hinausgeworfen. Am heftigsten entbrannte dec Kampf an zwei Punkten. Zwischen der ‘Maas und Ypremont kamen in dem waldigen Gelände tie Kranzosen nale an die deutschen Stellungen heran, ehe vernichtendes Feuer sie auf furze Entfernung empfing. Be]jonders östlih von Flirey entwielte ih eine regelt echte Shlaht. Den franzößshen Schützen, die ge\chickt jede Geländefalte ausnußend vorginger, folgten starke Reservzn, um den Angriff nach Norden vorzutragen. Hter fand die deutsche Artillerie große Ziele und gelangte zu gewaltiger Wirkung „gegen fie. Nach kurzer Zeit waren die Reserven in wilder Flucht, während der Schüßhßenangriff im deulshen Geweh1 feuer __verblutete. Bet Flirey selbst war es nöôtta, im nächtlihen Kampf zum Bajonett zu gueifen, um die deutshen Gräben zu behaupten. So- lbald der Infanterieangriff am 5. Apul erloschen war, _ber- ftärkte sih auf beiden Seiten die Tätigkeit der Actillerie, mit weldhem Erfolge für die deutshen Geschüße, geht aus etner Be- obahtung hervor, die am 6. April Morgens gemabt 1urte: Hunderte von Leichen wurden aus den französischen Gräben nach vor- wärts- hinausgerwo1fen. Am 6. Aptil \cheiterten bei Flirey dret neue. französishe Angriffe.- Auch im Priesterwalde griff der Feind von neuem an; hier warf \sih dem französishen 13. Infanterte- regiment ein rheinisWes Bataillon, die „Wacht am Rhein“ sfingend, mit der blanken Waffe entgegen und {lug den Feind in die Flucht. Südlich der Orne entwickelte si am 6. Avril ein neuer Kamp?, der für uns günstig steht Fn der Mitte der Stellungen längs der Maas war nur die Artillerie tälig. Bisher haben die Franzosen nur neve Mißertolge in dem {on oft umstrittenen Gebiet zu vérzeid)nen ; doch jceint es, als set ihr Angriff noh nicht zu Ende.

Müllheim (Baden), 6. April. (W. T. B.) Gestern abend 7 Uhr warf ein feindlicher Flieger zwei Bomben über der Stadt ab, durch die fein militärischer Schaden an- gerichtet, wohl aber 3 Zivilpersonen getötet wurden.

Paris, 6. April. (W. T. B.) Wie das „Journal“ aus Montbéliard méldet, überflogen in der Nacht vom Donners- tag zum Freitag sechs Tauben Belfort und warfen sechs Bomben ab, ohne Schaden anzurihten.

Pruntrut, 5. April. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Schweizerischen Depeschenagentur“ mußte ein französi- scher Zweidecker, der sih verirrt hatte, heute abend auf Schweizer Gebiet ganz nahe bei Pruntrut niedergehen. Beide Flieger, Führer und Beobachtungsoffizier, wurden nah dem Nathaus vor den schweizerischen Militärstab geführt und dann in einem Hotel interniert. Einer späteren Meldung zu- folge hatte der Flieger infolge des Nebels die Orientierung verloren. Beim Ueberfliegen der Schweizer Grenze bei Fahy wurde er von schweizerischen Truppen beshossen. Vor der Landung verbrannten die Flieger alle Papiere.

Destlicher Kriegsschauplaß.

Hauptquartier, 6. April (W. T. B) Russische Angriffe östlih und südlich von Kalwarja sowie östlih von Augustow waren erfolglos. Im übrigen ist die Lage im Osten unverändert. Oberste Heeresleitung.

Wien, 6. April. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die Kämpfe in den Karpathen nehmen noch weiter an Ausdehnung zu. Auf den hen östlih des Laborcza- tales eroberten gestern deutsche und unsere Truppen starke Stellungen der Nussen und machten hierbei 9040 Mann zu Gefangenen. In den anschließenden Ab- schnitten wurden mehrere heftige Angriffe unter großen Verlusten des Feindes blutig zurückgeschlagen, weitere 2530 Russen gefangen. In Südost-Galizien \cheiterte auf den Höhen nordöstlich von Ottynia ein Nacht- angriff des Feindes. Bei dem am 4. April südwestlich Uscie-Biskupis versuchten Vorstoß des Gegners auf das

südliche Dnjestrufer wurden zwei Bataillone des russi- schen Alexander-Jnfanterieregiments vernichtet. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:

von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Großes

Der Krieg zur See.

London, 6. April. (W.T. B.) Wie das ,„Reutersche Bureau“ meldet, ist der englische Dampfer „Northlands“ gestern auf der Höhe von Beachy Head torpediert worden. Die Mannschaft wurde gerettet.

London, 6. April. (W. T. B.) Aus Blyth wird vom „Reuterschen Bureau“ gemeldet, daß der englische Segler „Acantha“ gestern in der Nordsee auf der Höhe von Long- stone torpediert worden ist. Die gesamte Mannschaft von

3 Mann wurde durch einen {hwedishen Dampfer gerettet.

Ven L L Ee M Unker boot „U 29“ ist von seiner lezten Unternehmung bisher nicht zurückgekehrt. Nach einer von der britischen Admiralität aué- gehenden Nachricht vom 26. März foll das Boot mit der ganzen Besaßung untergegangen sein. Es muß danach als verloren betrachtet werden.

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes. Behn cke.

Der Krieg in den Kolonien.

London, 6. April. (W. T. B.) Wie das „NReutersche Bureau“ aus Livingstone in Rhodesien meldet, wurde der An- griff auf die Deutschen bei Abercorn durch belgische eingeborene Truppen ausgeführt, während die nordrhodesische Polizeitruppe Vorpostendienst tat. Drei belgishe Asfkaris wurden getötet und zwei verwundet.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

St. Petersburg, 6. April. (W. T. B.) Der Generalstab der Kaukasusarmee teilt mit: Am °. und 3. April wurden die Kampfhandlungen im Küstengebiet und in der Gegend von Artwin fortgeseßt. Auf den übrigen Fronten keine Ver- änderung.

Konstantinopel, 6. April. (W. T. B.) Das Große Hauptquartier gibt befannt: An der kaukasischen Front griff der Feind unsere Vorhuten nördlih von Jschkan in der Nähe der Grenze an. Nach einem erbitterten Kampf von acht- zehn Stunden wurde der Feind auf die andere Seite der Grenze geworfen. Unsere Truppen beseßten die feind- lichen Dörfer in der Umgebnng von Khosor und Parakez südlich von Taußkert. Gestern und heute hat der Feind nichts Ernstliches gegen die Dardanellen unter- nommen. Vorgestern eröffneten zwei feindliche Kreuzer das Feuer auf unsere Batterien am Eingang der Dardanellen. Sie verschossen dreihundert Granaten, ohne eine Wirkung zu erzielen. Hingegen ist dur verschiedene Be- obachtungen festgestellt worden, daß ein feindliher Kreuzer und ein Torpedoboot durch die von unseren Batterien verschossenen Granaten getroffen wurden. Auf den übrigen Kriegs- shauplä pen hat sih nihts Wichtiges ereignet.

Kunst und Wiffenschaft.

Im Aprilheft der „Amtlichen Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen“ mat der Geheime Regierungsrat, Professor Dr. Ritter von Falke Mitteilung über norddeutshe und fran- zösishe Bildteppihe im Königlichen Kunstgewerbe - museum. Während Hunderte von oberdeutshen Wirkarbeiten aus dem Miitelalter erbalten sind, ift die Zabl der niederdeutfhen sehr gérina. Auf eisen kurzen, glänzenden Aufslieg der Wirkeret in Nord- deutschland, von dem die großartigen Teppiche des Halberstädter Doms Zeugnis ableger, die zuagleih auch die älteiten aewirktenBilder, dié einzigen in streng romanishem Sul, aufweisen, felgie in Norddeuts-

[and in der Entwicklung eine Lücke, eine Zeit des Niedergange?, in der als Er}aß für die eigentlihe Wirkerei (Gobelintechnik) in Norddeutschland die aus Wolle aestrickten Wandtepy!ce auftreten. Während dann im Laufe des 16. Jahrhunderts in Süddeutschland und in der Schweiz die Teppiwebctunst in dem cinheimishen Stil der Gotik si auslebt, machen fih in Norddeutschland hon um 1500 die Einwirkungen der benahbarten, unvergleilich leistungéfähigeren Großbetriebe der flan- drishen Wirk-rei geltend, bei denen bald direkte Bestellungen gzmacht wurden. Später wurde dann zum Teil zwar wieder nah deutschen Kartons, aber von eingewanderten niederländishen Wirkern in Noid- deutschland gearbeitet. Dieser übermächtige Einfluß der überlegenen flandri\hen Werkstätten hatte indessen doch nicht alle Negungen einer selbständigen, oanz deuts gebliebenen Bilèwirkerei im Norden unter- drüdt. Ihre Werke sind aber sebr selten, und einen Vergleich mit den gleichzeitigen vollendeten Topisserien vêñ Brüssel können fie wedec in fünstlerisher noch in techniswer Hinsicht aushaiten. Während das Kunstgewerbemuseum nun, dank dem alten Bestand aus der König- lihen Kunsikammer, mit süddeutsGen Bildwirkereien des Miittel- alters {on seit lange gut versehen war (es besitt 7 Stücke aus den Hauptsißen dieser Kunft : Nürnberg, Basel und dem Glfaß), besaß cs bisher von norddeut\chen Arbeiten nur ein beachtenswertes Stück, den Thurnevsserteppih von 1578. Im Jahre 1913 wurde dann ein sehr wertvoller norddeutsher Teppih der Fcrührenaissancezeit hinzu- erworben. Es ist das ein Hochzeitsteppih aus dem Jahre 1548, auf dem ein Fadckeitanz dargesiellt it. Links schreiten da zwet Xadeliräger, denen das junge Paar folgt: dann sind ein älteres Paar, weiter ein eben z1m Tanz antretenves und unter tem Musikanten- balkon ein Paar im Nundtanz dargestellt. Während diese Figuren den Vortergrund füllen, sigen im Hintergrund die übrigen Hochzeits- gäfte an einer mit Vokalen beseßten Tafel, vor einem zwischen be- kränzten Säulen aufgefvarnten BVorhana. Ueber dieter Festszene wird die Wandmalerei des Saales, in dem sie sch abspielt, sihtbar: das tüngste Gericht in der typishen Darstellung, die sch an Dürers Holz- {nitt in der Kleinen Pafsion anl-bhnt. Wie aus einigen Figuren des Téppichs unzweifelhaft hervorgeht, hat der Kartonzeichner nah einem Stiche Aldegrevers „Die Hochzeitöränzer“ (1538), aber auch direkt nah Vorbildern Hans Schäufelein®, auf denen auch jener Stich fußt, gearbeitet. Der Teppich enthält aber auch Figuren Schäufeleins, die ‘Uldegrever nit aufgenommen hatte. Aus Eigenem hat der Karton- zeihner dite Livree der Musikanten hinzugefügt, die deuilich das \{warz-weiß gevierteilte W1ppen der Hohenzollern zeigt. Die Ver- mutung legt also nabe, daß auf dem Tevpich die Hochzeit eines Mit- glieds des Hauses Hohenzollern dargesteUt worden ist. Möglich ist, daß wir ein Bild der politisch wichtigen RNochlizer Hochzeit vor uns haben, die am 24. Februar 1547 die Herzogin Clijabeih von Sachsen einer ihrer Hofdamen ausrihtete ein Fest, bei dem der Markgraf Albrecht Alcibiades von MVrandenburg von Kaiscr- lichen Truppen gefangea genommen wurde. Notwendig freilich ist diese geschihtlize Deutung nit, denn das Motiv des adligen Fackelianzes war als vornehmes Gegenstück der Bauerntänze iu der deut|hen Frührenaissance so beltebt, daß auch eine ledigli dekorative Verwendung denkbar ist. Ünser Teppich verrät durdaus die Herstellung durch deutsche Wirker: wahrscheinlich ist er in West- falen gearbeitet. Etne charafteristishe Arbeit der westfälishen Spätrenaissance-Werkstatt ist ein vor zwei Jahren vom Kunstgewerbemuseum erworbener, im Jahre 1608 gearbeiteter Wappenteppih. Von einem Kranz umzogen, steben in der Mitte dite Allianzwappen der Familien von Ässeburg und Westphal mit dem Namen der Besizerin Anna von der Asseburg 1608. Die Borte füllen, abwe@selnd mit Fruchtbündeln und an einem Nollwerkrahmen aufgehängt, die 16 Ahnenmvappen des Fräuleins, meist von westfälisben Geschlechtern, Etne älter datierte Arbeit desselben Wirkers besigt das Museum in Hildet heim: einen großen Wandteppih vom Jahre 1600 mit dem Jsaakopfer und dem Elternwoppen der Anna Elisabeth ven Schadten; in der Borte sind wieder dic 16 Ahnenwappen mit Schrift- bändern, Fruchtbündeln und Blüten anget racht. Die deutsche Herkunft der Teppiche ergibt fich aus der vereinfachten, flähenhaften Art der ärbung und Schattierung der Blätter und Früchte, die den west- fälischen Teppichen im Gegenjatze zu allen niederländischen. Wirkwaren eine eigentümli{he Klarheit, aber auch Härte der Musterwirkurg ver- leiht. Geschult ist der westfälishe Wirker durch einen viederländischen Meister, der zwei Teppiche von 1574 mit flämtshen Jnichriften für den Xantener Dom geliefert hat. Die französtshen Bikld- wirktereten des 15. und 16. Jahrhunderts sind nur wenig über . thre Heimat hinausgekommen, weil Flandern und Brabant den Aug- landbedarf deckten. Die rein französishen Tapisserien lassen sch von den nieteiländishen leiht unterscheiden und haben ihr Stilgepräge bis in die Mitte des 16. Jahrhunder!s bewahrt. Ein vom Kunst- gewerbemuseum 1914 angefauftes Antipendium mit einer Pietà ¿zwischen dem Evangelisten Johannes und der Maria Magdalena läßt die französishe Stileigentümlichkett deutli erkennen. Sie besteht in dem in fri\chen Farben sich von dem s{warzgrünen Grund wirkungsvoll abhebenden Blumengrund. In ziemlich naturgetreuer Nachbildung sind blühende Gewächse, Nelken, Stiefmütterhen, Gänfeblümchen, Erdbeere, Immergrün, Fingerhut und Narzissen dargestellt. Diese geblümten Flächendekorationen sind in ftreng fliiifierter Form {hon auf französishen Wirkereien des 14. Jahrhunderts nahweisbar und haben fch bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts ziemli unverändert erhalten, Die einzelnen Werk- stätten arbeiteten recht verschieden, einige au}fällig grob. Das Antipendium des Kunstgewerb:museums stammt aus etner hohstebenden Werkstatt und steht inmitten einer Teppikgruppe, die mit Necht als die Oôchstleistung der franzößshen Biidwlrkerei aus der Zeit vor der Gobeltnmanufaktur angeiehen wird; die Werkstatt, der es entstammt, it wohl in der Touraine zu suchen. Fn Zentralfrankreih ist au ein anderer im Bcfiy des Kunstgewerbemuseums befindlicher Teppich entstanden, auf dem die Beschneidungsszene dargestellt ist. Die flandrishe Teppichkunst des 15. Jahrhunderts verwandte das Blumen- muster als Flächenfüllung überhauxt nit; erst nah 1500 folgten die Brüsseler Wi1ker hierin dem französischen Beispiel. Da aber gerade die bervorstehendsten Pflanzen der Brüsseler Blumenteppiche, Nofen- sträucher und Schwertlilienstauden, in den fran.öfishen Blumen- wustern kaum vorkommen, ift eine Verwechslung der beiden Teppich- gruppen ausgesclofsen.

Literatur.

Das Aprilheft der von Nichard FleisWer heraußgegebenen „Deutschen Nevue“ (vierteljährlich 6 #) hat folgenden In Erinnerungen an Bitmarck: Vorwo:t von Erich Mards. Zwei Monate Dienst in Friedrihsruh. Von A. von Brauer. Zwei Berichte des Gesandten von Bismarck aus Paris. Meitgeteilt von L Raschdau. Briefe von Frau Johanna von Bismarck. Philipp Zorn: Wer trägt die Schuld? Eine völkerrechtli%e Untersu(ung. Zwelter Ar- tikel. Dr. J. Lulvès, Archivrat (Hannover): Frankreihs Wider- siand gegen die lezten Einhetisbestrebungen der Italiener.

fessor Carl von Noorden (Frankfurt a. M.): Hygtenishe Betra tungen über Volkëernährung im Kriege. Wolfgang Windelb Oesterreihs Balkanpolitik im Urteil eines russishen Staatämanns. U. Sommerfeld (München): Zu Röntgens siebzigstem Geburtstag. Professor Dr. M. Pappénbeim, Geh. Justizrat (Kiel): Das Geleit- recht im Scekriege. Martin Conrad: Zwet Reisen an den Hof des Kaisers Nikolaus 7. von Rußland im Jahre 1850. Aufzeicb- nungen des damaligen preußishen Majors von Schlegell (S{luß). Professor Dr. K. B. Lehmann, Direktor des hbygienishen Jystituts Würzburg: Das Fleckfieber und seine Bekämpfung... KFKtiy Hoffe mann, Konteradmiral z. D. (Kiel): Der deutsh-englisWe Seekrieo. Jan Evssen: Die S{weiz und Savoyen. von Ablefeld, Vize» adiniral a. D.: Die Dardanellen. Literarische Berichte. ŒEin«- gesandte Neuigkeiten des Büchermarkts.