i E E E E E Ae E O T N
Vor den Königlichen tehnishen Prüfungsämtern in Berlin, annover und Aachen haben im Laufe des Jahres vom . April 1895 bis dahin 1896 im Ganzen die Vor- bezw.
die erste Hauptprüfung für den Staatsdienst 1m
Baufach abgelegt: a, die T AL ns
in Berlin 362, in Hannover 87 und in Aachen 25, zu-
sammen 474 Kandidaten R Vorjahre 406); b. die erste Hauptprüfung:
in Berlin 206, in Hannover 40 und in Aachen 6, zu- sammen 262 Kandidaten (im Vorjahre 194).
Von den 474 Kandidaten zu a sind 113 für das Hoch- Mai 166 für das Jngenieurbaufah und 195 für das Maschinenbaufah geprüft worden und haben 309, also 65,2 Proz. (im Vorjahre von 406 Kandidaten 259 oder
,8 Proz.) die ‘Prüfung bestanden, darunter 16 „mit Aus- zeichnung“.
Von den in die erste Hauptprüfung eingetretenen 252 Kandidaten sind 60 für das Hochbaüfah, 133 für das Jngenieurbaufach und 69 für das Maschinenbaufach ge- prüft worden und haben 205, also 81,3 Proz. (im Vor- e von 194 Kandidaten 170 oder 87,6 Proz.) die Prüfung bestanden, darunter 20 „mit Auszeichnung“.
Bei dem Königlichen technishen Prüfungsamt in Berlin haben sih außerdem 19 Kandidaten der Vorprüfung und 15 der exsten Hauptprüfung im Schiffbau- und Schiffsmaschinen- baufache der Kaiserlichen Marine unterzogen (im Vorjahre 23 bezw. 14 Kandidaten). :
iervon haben bestanden: die Vorprüfung 12 Kandidaten, also 63,2 Proz. (im Vorjahre von 23 Kandidaten 16 oder 69,6 Proz.), darunter 1 „mit Auszeihnung“, die erste Haupt- prüfung 14 Kandidaten, also 93,3 Proz. (im Vorjahre von 14 Kandidaten 13 oder 92,9 Proz.), darunter 3 „mit Aus- zeichnung“.
Vor dem Königlichen tehnis{chen Ober-Prüfung8amt in Berlin haben während des Zeitraums vom 1. April 1895 bis dahin 1896 im Ganzen 89 Regierungs-Bauführer die zweite Hauptprüfung für den Staatsdienst im Baufach abgelegt. Von diesen Bauführ ern haben 77 die Prüfung be- standen, und zwar 23 als Baumeister für das Hochbaufach, 30 als Baumeister für das Jngenieurbaufah und 24 als Baumeister für das Maschinenbaufach; von diesen sind 76 zu Regierungs-Baumeistern ernannt worden.
Nach den Vorschriften vom 6. Juli 1886 sind 74 Re- ierungs-Bauführer, und zwar 21 für das Hochbaufach, 37 für das Jngenieurbaufah und 16 für das Maschinenbaufach und nah den Vorschriften vom 15. April 1895 15 Negierungs- Bauführer, und zwar 4 für das Hochbaufach und 11 für das Maschinenbaufah geprüft worden.
Von den 77 Regierungs - Bauführern, welche die zweite Haup1prüfung mit Erfolg abgelegt haben, haben 6 das Prädikat „mit Auszeichnung“ zuerkannt erhalten.
Der Kaiserliche E in Madrid, Wirkliche Boe Rath von Radowiß hat einen ihm AÚerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von Madrid fungiert der Erste lelok ale Gei Legations-Rath Graf von Arco - Valley daselbst als Geschäftsträger.
Der Kaiserlihe Gesandte in Belgrad Freiherr von Waecker-Gotter hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Belgrad fungiert der Legations-Sekretär Freiherr von Ritter zu Grünstein als Geschäftsträger.
Der Wirkliche Geheime Ober-:Baurath im Reichs-Eisen- bahnamt Strecckert hat eine Urlaubsreise angetreten.
Laut telegraphischer Meldung an das Ober- Kommando der Marine 1#st S..M. S. „Prinzeß Wilhelm“, Kom- mandant Korvetten-Kapitän von Holßendorff, am 16. Juli nach Hankow in See gegangen.
Neuwied, 18. Juli. Seine Durchlaucht der P zu
Wied und Jhre Königliche Hoheit die Fürstin bege die Feier der silbernen Hochzeit.
Deutsche Kolonien.
. Veber den Verlauf der Ehlers’schen Expedition berichtet der Kaiserlihe Landeshauptmann von Deutsch-Neu- Guinea Rüdiger auf Grund der Vernehmungen der über- lebenden eingeborenen Träger aus Friedrich Wilhelmshafen unter dem 13. April d. J. nah dem „D. Kolonialbl.“ Folgendes:
Die Expedition hatte sich am 11. August 1895 an Bord des Dampfers „Vsabel“* in Friedri Wilhelmshafen eingeschifft und war nah der Bayernbucht übergeführt worden. Die Ausschiffung an der Mündung tes Franziskaflusses geschah am 14. August unmittelbar nah dem Mittagessen. Am Vormittag des genannten Tages waren für eine eventuelle Nahrungsreserve in einem von den Eingeborenen des unmittelbar am Flusse und an der Küste gelegenen Dorfes zur Verfügung gestellten nie _zehn Sack Reis = 600 kg ges lagert worden. Die Expedition, welhe nun den Weg ins Innere antreten follte, 1 Frie aus: Otto E. Ehlers als Leiter, den Polizei-
en heute
Unteroffizier von Friedrich Wilhelmshafen Piering als europäishem Begleiter, dem kleinen Diener des Herrn Ehlers, einem 15 Jahre alten Maritiusmischling, der von seinem Herrn Tshókra gerufen wurde, 43 s{chwarzen Trägern, die aus Eingeborenen ven Buka bezw. Bugain- ville, von Neu-Mecklenburg und Neu-Pommern Plaqunen eseßt waren. An Nen führte die Expedition mit 31 Maeriafen zu 20 kg Reis in geölten Beuteln = 620 kg Reis und dazu eine kleine Proviant- ausrüstung für die Europäer. Bei einiger Sparsamkeit, die wohl dur die erwarteten Erträgnisse der Zagd ausgeglihen werden könnte, glaubte O, Ehlers mit 7 kg Reis für den Mann und Tag auskommen zu können und rechnete demgemäß, daß der an Reis mitgenommene Pro- viant für nahezu 30 Hane reichen müßte. Weiter glaubte O. Ehlers anzunehmen fih berechtigt, daß er bei der von thm Nen end pru welche in der Luftlinie etwa 170 km Weg rug, täglih doch es 6 km, wenn nicht mehr, in der Luftlinie werde zurücklegen können. Ausge Pee Bedenken gegen diese Annahme wies Ehlers ganz entschieden zurück und berief sich dabei auf seine Erfahrungen. Außerdem lebte Ehlers der sicheren Hoffnung, daß er, wenn nicht {on früher, so doch Res mit Er- reihen des in den Karten „Heath river“ genannten Flusses, nach etwa 110 km Luftlinienweg, genügend Dörfer von Eingeborenen an- treffen würde, daß dann also von einem Nahrungêmangel niht mehr die Rede sein könne. Die Bedenken über die ganz unbekannten
Terrainschwierigkeiten glaubte Ehlers unter diesen Umständen nicht theilen zu sollen, hielt sie auch nicht für so s{chwierig, wie fle von hier aus gefürchtet wurden.
Die Bewaffnung bestand aus acht Mauserkarabinern mit der nöthigen Munition, zwei Jagdgewehren mit genügender Anzahl von Patronen und der persönlihen Mevolverausrüstung der beiden Euro- päer. Tauschartikel für den eventuellen Einkauf von Nahrungsmitteln waren in beshränkter Zahl mitgenommen. Für die persönlichen Be- dürfnisse der beiden Europäer dienten ein größeres und ein kleineres Leinenzelt. Von lebenden Thieren begleiteten die Expedition eine etwa ein Jahr alte Hündin, groß und kräftig, aus dem Blute einer Gen Dogge hervorgegangen und in Stephansort an der Astrolabeebene geboren, sowie eine fleine, ganz zahme Ziege. Von der Mitnahme einer größeren Anzahl lebender Piegen mußte nach fehlgeschlagenem Versuh der Schwierigkeit des
reibens wegen Abstand genommen werden. Ehlers hatte keinerlei Instrumente zur geographischen Ortsbestimmung mitcenommen ; außer seiner Uhr trug er, mit einem Riemen um die Hüfte geshnallt, in einem Lederfutteral eine etwa 7 bis 8 cm im Durchmesser große Diopterbussole.
Von einer Anzahl der an der Mündung des Franziskaflusses wohnenden Eingeborenen begleitet, brach die Expedition am Mittwoch, den 14. August 1895, Nachmittags 2 Uhr, von der Küste auf und begann den Marsch in das Innere. Der Weg ging zuerst das Fluß- thal aufwärts, bald auf diesem Ufer, bald auf jenem Ufer entlang. Es gab noch einzelne Eingeborenenpfade, und das flache Wasser des Blas machte das hâufig nothwendige Ueberschreiten des- elben nicht unangenehm oder beshwerlich. So ging es, immer allmählich ansteigend, vorwärts. Nah 2 Tagen, am Sonnabend, den 17. August, noch vor Tages- anbruch hatten die begleitenden Eingeborenen \sich von der Expedition getrennt und waren nah der Küste zurückgekehrt. Ehlers hatte ihnen keinen Zettel mit irgend einer Notiz zur Besorgung mitgegeben, sodaß der Dampfer „Ysabel“, welher am Sonntag, den 18. August, die Bayernbucht noh einmal angelaufen hatte, nur aus den Erzählungen der eben heimgekehrten Eingeborenen erfahren konnte, daß die Expe- dition bis dahin einen erwünschten Verlauf genommen hatte. Im Ganzen wurde dem Flußlauf des Franziskaflusses etwa fünf Tage, das ist bis zum 19. August, gefolgt und dann dèr Weg nah dem Kompaß dur den Busch eingeschlagen. Bald gelaug es, einen Bahlauf zu er- reichen, dessen Richtung so günstig lag, daß sie verfolgt werden konnte. Gleich nah dem Verlassen des Franziskaflusses mußten hohe Gebirgs- rüden überflettert werden, die noch von der See zu sehen sind und deren Höhe wohl auf 1000 m geshäßt werden kann. Alle diese Gebirgsrücken waren von starkem Hochwald bestanden, welchen dihtes Unterholz neben viel Gestein nur {wer und schr mühsam passierbar mahten. Am 23. August wurde ein großes Eingeborenen- dorf angetroffen, und da die Leute sih sehr freundlich geberdeten, wurde beschlossen, drei le bei ihnen zu rasten. Taback und Eisen waren den Leuten ganz unbekannt, nur Glaëêperlen erweckten ihre Be- gierde, und sie verkauften dafür gern alle Nahrungsmittel,“ besonders auch lebende Schweine und Hunde; die Kokospalme ist gar niht vor- gefunden worden. Für rothe und blaue Farbe, die sonst gern an der Küste zum Schmuck der nackten Leiber verwendet wird, hatten sie: gar kein Verständniß, ja sie sollen fi sogar davor gefürhtet haben, Der Schmuck der Einwohner des Dorfes bestand meist in Halsbändern aus Hundezähnen und stark gebogenen Eberhauern, also ganz ähnlich wie bei den Bewohnern der Küste. Leider hatte Ehlers auf dem Marsch durch den Busch, wo der Weg mittels Messer erst ges{lagen werden mußte, seine Diopterbussole verloren; sie ist ihm wohl beim Durchdringen des Busches von der Hüfte fortgerissen worden, ohne daß er es bemerkt hatte. Für die Richtungsbestimmung war die Erx- pedition ¿eut nur auf einen kleinen Taschenkompaß des Polizei-Unter- offiziers Piering angewiesen. Solange der Weg durch den Busch gegangen ‘ war, gab der erste Anfang \{chon ein wenig verlockendes Bild von den Strapazen, welhe die Expedition auf dem weiteren Marsch zu erwarten hatte. Das große Dorf lag auf dem Rüten eines hohen Berges, und die der kalten Luft ungewohnten Träger der Expedition litten sehr von der ‘oben herrschenden Kälte. Schon auf dem Wege bis zuin Dorfe und nun auch im Dorfe selber hatte die Expedition viel von Regen und feuchtem Nebel zu leiden, die Sonne wurde nur sehr selten gesehen. In dem Dorfe starb der erste Mann, ein Neu-Mecklenburger; wie es s{cheint, hat der Mann Krämpfe ge- habt, doh welche Ursache diese hatten, ist zu erfahren nicht möglich gewesen. Nach drei Tagen, also am 26. August, verließ die Expedition das gastliche Dorf, noch die leßten Reste der einge- handelten Nahrungsmittel, soviel wie es möglich war, mit si tragend. Es ees unaufhörlich, und kein Eingeborener des Dorfes hatte seine Begleitung angeboten, /doch hatte Ehlers sih eingehend bei ihnen erkundigt, ob er auf einém Wege, dessen Richtung er ihnen mit der Hand gab, ncch mehr Dörfer antreffen würde. Die Antwort schien günstig zu lauten, do hatten die Eingeborenen den Zusaß ge- macht: es wäre aber sehr, sehr weit. Es ist zweifellos hwierig, von Leuten, deren Zeitbestimmung auf \o ganz ursprüngliher Grundlage ruht, die Entfernung bis zu einem nächsten Dorf zu erfahren, der Ausdruck „sehr, sehr weit“ ist immer ein dehnbarer Begriff. Ehlers glaubte aber, die Auskunft für sih günstig deuten zu sollen, und mit froher Zuversicht wurde der weitere Weg angetreten. Kein nußbarer Pfad war von jeßt an vorhanden, prächtiger Hohwald mit riesenhohen Stämmen und dichter Unterbush bedeckte unabsehbar die Gebirgs- höhen wie die Thäler. Zunächst ging man nun, den eg durch den vershlungenen dichten Unterbusch mittels Messer sich bahnend, von dem Gebirgsrücken abwärts ins Thal, wo ein ziemli bedeutender Fluß angetroffen wurde, dessen Gewässer nah Osten liefen und der durch Schwimmen passiert werden mußte. Der Weg war sehr beshwerlih, herumgestreute Steine und riesige Felsblöcke versperrten ihn häufig und machten ihn noch beshwerlicher, dazu kam noh fortwährender Regen und feuhter Nebel, sodaß der Fortgang des Marsches ein sehr langsamer war; oft war ein Nacht- lager auf der Höhe eines Gebirgsrückens, und am ganzen nähsten Tage konnte nur das Thal erreiht werden, um das nähste Nachtlager dort aufzushlagen. Die Träger, hußlos dem strömenden Regen ausgeseßt, konnten nicht liegen und {{lafen, jondern hockten jeder an einer möglichst geshüßten Stelle nieder und versuchten in solher Stellung wenigstens zu ruhen. Nach viertägigem Marsch wurde in einem Thale wieder ein nah Osten fließender Flug durh Schwimmen passiert, und nah weiteren drei Tagen war ein dritter größerer, ebenso fließender Fluß zu überschreiten. Schon gleih nah Abgang von dem oben erwähnten Dorf trat die Plage der Blutegel ungemein lästig auf. Die Schwarzen mit ihren nackten Leibern waren ihnen {ußlos überliefert, während die beiden Europäer in der ersten Zeit etwas günstiger gestellt waren, wenn aus die Bethung ihnen keinen unbedingten Schuß gegen diese Quäl- geister gab.
Unter diesen Beschwerden waren nah Verlassen des gastlichen Dorfes etwa 24 Tage verflossen, da trat das \{hreckliche Ges Sh es rug nangels an die Expedition heraa. Ehlers spra einen Leuten Muth ein und vertröstete sie darauf, daß nothwendigerweife in wenigen Tagen ein großer Fluß erreiht werden müsse, und daß dort viele Dörfer liegen, in denen man Essen gebaer vorfinden werde.
Mittlerweile war der Nahrungsmangel vollständig geworden, der Hunger plagte dié Leute sehr, und zusammen mit den äußerlihen Leiden, welhe durch die Bisse der Blutegel verursaht waren, zeigte die Spion bald ein sehr trauriges Bild körperlicher Schwäche und moralischer Niedergeschlagenheit.
Eine neue sehr böse Plage hatte \ich nun allmähl d l lbte:
d
die, verbunden mit Hunger, mangelhafter und \chließ \chlechter Nahrung, das Unglück der Expedition voll mate. In die durch die Blutegel gebissenen Wunden hatten Insekten Eier gelegt, aus denen röthlihe kleine Maden ausgekrohen waren ; die Wunden gingen in Eiterung über und aus ihnen r fehr bald ein übel- riehender Eiter heraus, der nat nur physisch recht lästig war, sondern besonders auch die moralishe Kraft ungemein lähmte. So waren die Körper nicht nur der Schwarzen, sondern besonders auch der beiden Weißen bald vollkommen durh diese eiterigen Geshwüre bedeckt, und alles litt auh unter dieser s{chrecklihen Plage farchtbar.
Die einzige Nahrung, welche nur genossen werden Gras oder die Blätter der Bäume des Maldes. Wenn Q y und Piering auch in der ersten Zeit meist gelang, das Gras oder Baumblätter zu kochen, so konnten die Schwarzen der großen N wegen kein Feuer bekommen und aßen Gras und Blätter roh. se Leute hatten Sud gefunden und aßen sie gierig vor Hunger, Jes müssen diese Früchte gistig gewesen sein: benn nah wenigen Stund, traten bôse Vergiftungserscheinungen ein, und sie starben untex großen Shieen. A / en ach etwa fünf Tagen der nahrunaslosen Zeit wu
Morgens entdeckt, daß drei Leute — Neu - Mee ues Potmilac — an der Ostküste von Neu-Mecklenburg — desertie, j; waren unter Mitnahme eines kleinen TIaL Los In demselbe, hatte si} an Nahrungêmitteln nur ein wenig Mehl und A Stückchen Mehlkuchen befunden, sons waren Teller, Messer ak Gabeln sein Inhalt. Jedenfalls sind diese Leute im Busch irgendws oen, da die Möglichkeit, sie könnten bewohnte Gegenden erreidt aben, nahezu ausgeschlossen ersheinen mnß. ie Gras- und Blätternahrung hatte auf Alle die Wirkung, daß ih ernste Darmleiden neben sonstigen Erscheinungen des Verhungertseing entwidckelten. „Die blutigen Erscheinungen der rothen Ruhr Dysenterie) waren fast überall aufgetreten“ — einige
chwarze starben auch sehr bald daran. Besonders Ehlers schien fehr zu leiden, und seine Kräfte nahmen \i{tbar ah Nach acht Tagen der nahrungslosen Zeit war die allgemeine Schwäche so groß geworden, daß das itschleppen des noch vor, handenen Gepäcks niht mehr angehen wollte. So hatte Ehlers befohlen, als die Expedition wieder cinmal auf dem Rüen eines hohen Gebirg8zugs übernachtet hatte, daß in die Stammhöhlung eines dort befindlihen hohen Baumes das Gepäck hineingelegt und verlassen werden sollte. Es wurden daher die beiden Zelte, Bettgestell, Tausch waaren, wie Aexte, Messer, Perlen, auh Pulver und etwas Dynamit dort gelassen. Die Waffen mit der nöthigen Munition wurden mitgenommen ebenso alle Papiere, und es ist nah allem sicher, daß Ehlers in den Baum fkeinerlei s{riftlihe Mittheilung mit hineingelegt bat. Der Baum wurde auf Befehl des Ehlers durch Arthiebe gezeichnet, um ihn wieder finden zu können. Aus der Aeußerung des Ehlers: „Nach zwei Tagen kommen wir nah großen Dörfern mit viel Essen, und wenn wir uns erholt haben, dann holen wir uns die Sachen!“ töônt noch immer die große Hoffnung, seine Expedition gelingen zu sehen. Endlich am elften Tage der nahrungslosen Leidenszeit, also am 30. September, wurde der große Fluß gesehen, welcher seine Gewässer nach Westen bezw. Südwesten führte und auf dessen Erreichen Ehlers seine ganze Hoffnung geseßt hatte, In dur hohe Berge eingeengtem Flußbett Bravften die &Fluthen flürmisch dahin und wiesen wohl der Expedition den Weg zu ihrer Rettung, aber leider kein Dorf war weit und breit zy sehen, auch niht die Spuren einer bewohnten Gegend zu erkennen, Ghlers selber litt furchtbar an dem {hon erwähnten Darml:iden mit rein blutigen Ruhrerscheinungen, und seine Kraft war ganz zu Ende. Einigen Schwarzen war es gelungen, eine Sagopalme zu entdecken, und das Mark dieser leider nur einen Palme gab endlich ein wenig bessere Nahrung als das früher genossene Gras, wenn es auch im Heißhunger roh gegessen wurde. Hier endli gab auch Ehlers seine Gene migung zum Schlachten einer großen Hündin, die die Expedition treu bis dahin begleitet hatte, doch hat Ehlers abgelehnt, das Fleisch derselben zu essen. Die beiden Europäer und der größte Theil der Schwarzen {liefen fast fortwährend in dem Lager am Fluß vor Erschöpfung, und den kräftigeren unter den leßteren trat die Ueberzeugung entgegen, daß Ehlers, den Alle niht genug als ihren guten Herrn preisen konnten, dem Tode entgegen})ah und in ganz kurzer Zeit, vielleicht {on in wenigen Stunden, sterben müßte. Von einer Fort- seßung des Fußmarsches konnte für Ehlers allgemein, für Piering [hon wegen einer Beinverleßung nicht die Rede in
Nach dreitägigem Aufenthalt am Flusse war ein Floß am Morgen des 3. Oktober fertiggestellt, und alles wurde zum Aufbruch bereit ge- macht. Das Floß war wohl fest gebaut aus Stämmen, die lageweise rechtwinklig übereinandergelegt und mit MNotang- festgebunden waren, aber es hatte den großen Fehler, der dort nit zu vermeiden war, daß das Holz, welches zum Bauen benußt werden mußte, für ein rihtiges Floß zu s{chwer war. So fam es, daß das Floß, in das Wasser gelassen, {on ohne Belastung unter A shwamm und naturgemäß einen bedeutenden Tiefgang hatte. Mit der Belastung der vier Passagiere: Ehlers, Piering und der beiden Schwarzen Ranga und Opia, fank es noh etwas tiefer. Mit Mühe geleng es, für Ehlers und Piering in der Mitte des Flosses eine Erhöhung zu bauen, auf diese wurde die Geldkassette, ein Stahl- koffer mit allen Papieren, Gewehre, Patronen und einzelne Kleinig- keiten geladen, „und dann wurden durch Stäbe zwei Armfessel konstruiert. Beide Europäer, auf das Floß gebracht, sanken vor Schwäche bald in sich zusammen und schienen sofort in tiefen Schlaf gesunken zu sein.
Am 3. Oktober Vormittags waren die überlebenden Schwarzen aufgebrohen zu neuem Marsch stromab, und gegen Mittag fand die Abfahrt des Flosses statt. Troy des erböbten Sitzes spülte das Wasser den beiden Europäern bis über die Knie, da das Floß aber im ziemlich reißenden Strome nur trieb, war ein Abwaschen nicht zu fürhten. Opia stand vorn, Ranga hinten auf dem Floß, von Steuern war wenig die Rede. Kaum 150 m von der Abfahrtsstelle stieß das Floß, als es gerade an einem Felsen vorübertrieb, auf einen unter Wasser quer zur Stromrichtung liegenden Baumstamm und kenterte unmittelbar. Alles wurde ins Wasser geschleudert, und Ehlers und Piering, beide scheinbar in tiefem Schlaf, der durch die körperliche Schwäche erklärt werden muß, versanken lautlos in den Fluthen und on auch nit wieder an die Oberfläche gekommen; ohne Kampf sind ¡e kraftlos und willenlos in den reißenden Fluthen ertrunken ; Ranga und Opia waren durch die Strömung in die Nähe des reten Fluß- ufers gerissen, und es gelang beiden, je ein herunterhängendes Lianentau zu ergreifen und sich an das Ufer zu retten. on den beiden Europäern hat keiner von ihnen wieder etwas gesehen. i
Leider hat Ehlers den zu Fuß weiter gewanderten Leuten keine \hriftkihe Mittheilung irgend welcher Art mitgegeben ; alles hat \ich in dem von ihm. selber auf das Floß mitgenommenen Stahlkoffer befunden, und so sind die Aufzeihnungen, welche genaues Licht über die Expedition, ihre Erfahrungen und Leiden verbreiten könnten, leider in dem Fluß versunken und unwiederbringlich verloren.
Oesterreich-Ungarn.
Bei den gestern Nachmittag abgehaltenen Berathungen der österreichischen und ungarishen Minister über die Erneuerung des wirthshaftlichen Ausgleihs mit Ungarn wurde in einer Reihe von L noch nicht er- ledigten Punkten Uebereinstimmung erzielk. Bezüglich der Frage des Mahlverkehrs werden die Verhandlungen fortgesezt werden. Die Besprehungen dürften heute abgeschlossen werden.
Großbritannien und JFrland.
Im Oberhause legte gen der Premier-Minister Lord Salisbury cinen Theil des Schriftwechsels, betreffend Venezuela, vor und erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, er offe in einigen Logen einen weiteren Theil vorlegen zu önnen. Die Unterhandlungen seien noch nit beendet, gingen aber in günstiger Weise weiter. Sie beträfen zwet verschiedene Punkte: erstens liege die rage des Grenzstreits mit Venezuela vor, hinsihtlih deren die ereinigten Staaten von Amerika die Haltung eines Freundes Venezuelas angenommen hätten, Die englisóe Regierung sei froh darüber gewesen, lieber mit diesen als mit Venezuela unterhandeln zu können; ein Ab-
5 ei bisher aber niht erreiht worden, Die Schwierig- uh Le darin, daß der Anspruch Venezuelas sehr große Theile Landes, etwa zwei Drittel von British-Guyana ein- schließlich bedeutender Gebietstheile, deren Zugehörigkeit seit vielen Jahren festgestellt sei, umfasse. Die britische Regie- rung habe niht daran gedaht und denke auch jeßt noch niht daran, daß der Besiy dieses Gebiets Sache eines Schiedsspruhs sein solle, obwohl sie stets betreffs der nicht festgestellten Gebiete einem Schiedsspruch geneigt ge- wesen sei. Die Regierung glaube auch nicht, daß im jeßigen Stadium der Angelegenheit ein Schiedsspruch das geeignete Mittel zur Abhilfe wäre. Erst müsse der wirkliche Thatbestand hinsichtlich der Vorgeshihte Venezuelas, Spaniens und Hollands in jenen d A Van werden. Wenn durch die Kommission, in welche beide Länder ihr Vertrauen n dieser Thatbestand festgestellt sci, werde die Lösung der diplomatishen Frage kaum noch schwierig sein. r eo wenn Ne IOWmerig jen solle, jo würde dann Zeit zur Anwendung des Prinzips des Schied8gerich18 jein. Wenn der Schiedsspruch befriedigend sein solle, so müsse die vorgelegte Frage klar und einfach in. Der Thatbestand sei aber noch nicht festgestellt, denn die Arbeit sei sehr mühselig. Gleichzeitig mit diesen Unterhandlungen habe die Regierung die von dem vorigen Kabinet begonnencn \\nterhandlungen über ein allgemeines Schieds\pruchs- syssttem ailen den Vereinigten Staaten und Groß- hritannien wieder aufgenommen; diese seien wegen des Ablebens eines der Unterhändler und wegen der auch jeßt noch niht überwältigten Schwierigkeit, so große und wichtige Fragen dem Zufall eines Schiedsgerichts auszuseßen, unterbrohen worden. Es hätten viele Erörte- rungen mit der Regierung der Vereinigten Staaten über diesen Punkt stattgefunden. Er (Lord Salisbury) glaube, die amerikanishe Regierung sei für eine nelle, summarische Entscheidung dieser Frage, die britische Regierung sei aber der Ansicht, daß das Prinzip des obligatorischen Schieds\spruchs, zum ersten Mal angewandt, von bedeutendem Risiko und gee begleitet sei und daher eine umsihtige und sorgfältige Behandlung erfordere. Die britishe Regierung glaube, es müsse eine Berufung oder cin Protest vorgesehen werden, um eine Ungerechtigkeit zu verhüten, die durch einen Jrrthum des Schiedsrichters entstehen könne. Eine der Schwierigkeiten eines Schiedsgerichts, die sich der Regierung am meisten -auf- gedrängt habe, sei die, daß man nicht wissen könne, ob das System eines obligatorischen Schiedsspruchs nicht {pekulative Ansprüche hervorrufen könne, insofern, als eine Re- gierung, um Popularität zu gewinnen oder um auf die andere Regierung, mit welcher sie unterhandele, einen Druck auszuüben, etwas beanspruhe, was zu erlangen sie keine große Hoffnung habe. Die Behauptung des Staatssekretärs der Vereinigten Staaten Olney, es sei nicht wahrscheinlih, daß solhe Fragen zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien entstehen würden, habe ja viel Vahres für sich. Es dürfe aber niht vergessen werden, daß die Vereinigten Staaten in den leßten Fahren die Geneigtheit gezeigt hätten, Fragen, welche viele Republiken Süd-Amerikas be- rührten, als eigene Angelegenheit zu betrachten. Er beanstande diese Geneigtheit niht. Großbritannien habe dasselbe gethan; es nehme an den Grenzen Schwedens, Hollands, Belgiens und Priuga!s Interesse. Dies seien Dinge von Wichtigkeit für roßbritannien, und die Vereinigten Staaten hätten ebenso, wie Großbritannien, das Recht, Jnteresse an der Wohlfahrt der Nachbarvölker zu zeigen. Diese Thatsache involviere aber die Möglichkeit, daß die Ansprüche solcher Mächte Sache eines Schiedsgerichts werden könnten, und man müsse daher die Aussichten eines obligatorishen Schieds- gans unter dem Gesichtspunkt betrachten, aß das Geltendmachen solher Ansprüche eher von der durch- \hnittlihen Meinung der verschiedenen Staaten des ameri- kanischen Kontinents, als von der Neigung der Vereinigten Staaten abhänge. Daher habe die britishe Regierung sehr große Vorsicht und Umsicht bei diesen Unterhandlungen gezeigt und lege deshalb auch die Depeschen, während die Unterhand- lungen noch im Gange seien, vor, weil sie die Ansicht der öffentlichen Meinung über diese Fragen kennen lernen möchte. Das Haus nahm sodann die dritte Lesung der lan dwirth- shaftlichen Bodensteuerbill an.
Jm Unterhause erwiderte der Parlaments-Sekretär des Auswärtigen Curzon auf eine Anfrage, die Regierung habe bis jeßt nichts davon gehört, daß die Vertreter der Groß- mächte in Konstantinopel ihre Einwände gegen die Ver- theilung der Hilfsgelder durch den britischen Konsul auf Kreta zurückgezogen hätten. Der Hilfsausshuß . habe der Gofnung Ausdruck gegeben, zur Vertheilung der
elder einen eigenen Vertreter absenden zu können. Die Regierung habe den Mächten keine Vorstellungen dahin gemacht, ihre Einwände fallen zu lassen, weil sie es für nußlos halte. Der Kanzler der Schaßkammer Sir M. Hicks Beach bemerkte auf eine weitere Anfrage, daß noch keine Nachricht von der egyptischen Regierung über die bereits ge- machten Ausgaben für die militärischen Operationen im Sudan eingegangen fei. Vermuthlich seien jene Ausgaben aus Geldern bestritten worden, die unter der Kontrole der egyptishen Re- gierung ständen, einschließlich der von der Staatsschuldkasse lewährten halben Million. Die Frage, ob ein Theil der osten, außer den Ausgaben für die indishe Garnison in Suakin, eventuell von ao zu bestreiten scin werde, müsse zukünftiger Erwägung vorbehalten bleiben. Der Präsident des andelsamts Ritchie erklärte, er wolle eine Vorlage, betref- end die Einführung des metrischen S ystems, einbringen, Ait mit der Absicht, sie in der jeßigen Session durch- ühren,
Bei einem gestern Abend in der St. James-Hall zu London abgehaltenen Bankett hielt der Erste Lord des Schaßamts Balfour eine Rede, worin er ausführte, die wirkliche S Sl D der Opposition bei der Bekämpfung der Unterrichtsbill sei die Feindseligkeit gegen die Kirche und gegen die religióse C Aus der Nothwendigkeit der Zurück- jehung der Bill sei die Lehre zu ziehen, daß nur kurze Vor- agen in einer Session durhgebracht werden könnten und daß große Fragen nur in kleinen Theilen zur Behandlung zu
ingen seien. Frankreich,
d In der gestrigen Sizung des Ministerraths theilte wéi Marine-Minister, Admiral Besnard mit, daß wegen er Fortdauer der O auf Kreta der Kreuzer „Loino18“ sich mit dem Kreuzer „Cosmao“ in den kretishen Gewässern vereinigen werde. — Der aaa beshloß, den General
amont ne Rücksiht auf die Altersgrenze im aktiven
lenst zu belassen.
„Der Minister des Aeußern Hanotaux gab dem Vize- König Li-Hung-Chang zu Ehren gestern ein Frühstück auf dem Eiffel-Thurm.
Die Regierung wird, dem „W. T. B.“ zufolge, ein Dekret erlassen, durh welches der Zoll auf ausländischen Zucker vom 1. August ab erhöht wird. Eine Verordnung vom Jahre 1840 gestaltet ein derartiges Vorgehen durch Dekret unter Vorbehalt der Ratifikation durch die Kammern. Der Bos für Rohzucker soll von 7 auf 10,50, für raffinierten
ucker von 8 auf 12,50 Fr. erhöht werden. Diese Maßregel erfolgt unbeschadet der Gewährung von Ausfuhr-Prämien auf sranzösishen Zucker, welch leßtere erst beim Wiederzusammentritt des Parlaments geseßlich geregelt werden kann.
Ftalien.
Die „Agenzia Stefani“ veröffentliht folgende Note: Der Minister - Präsident di Rudini hatte gestern wiederum eine Unterredung mit Visconti Venosta. Die Entscheidung über das Visconti Venosta gemachte Angebot, das Portefeuille des Aeußern zu übernehmen, is bis zur Rückkehr des Königs nah Rom verschoben.
Spanien.
«Fn der Deputirtenkammer erklärte gestern der Präsident des E Linares Rivas gegenüber den Angriffen wegen mangelhafter Soldzahlung an die Truppen, daß einige Militärs auf Cuba den Sold infolge der schwierigen Verkehrs- verhältnisse allerdings verspätet erhalten hätten.
Die Mütter der nah Cuba abgehenden Soldaten haben, wie dem „W. T. B.“ aus Saragossa berichtet wird, einen Protest gegen die Truppensendungen eingereicht; man glaube, daß dieses Vorgehen durch Agenten der cubanischen Freibeuter veranlaßt sei. Die Regierung sei entschlossen, gegen die An- stifter thatkräftig vorzugehen.
Schweiz.
Die Sammlung von Unterschriften zu dem Neferendum
über das Bundesbankgeseß hat bereits begonnen. Die
Frist der zur Einreihung des Referendums nothwendigen 30 000 Unterschriften läuft am 13. Oktober d. J. ab.
Türkei.
Aus Athen wird berichtet, der am Montag bei Kalyves begonnene Kampf dauere noch fort.
Dänemark.
Der Prinz Heinrich von Preußen is} gestern an Bord der Yacht „Espérance“ von Kopenhagen wieder in See gegangen.
Amerika.
Nach einer Meldung aus Havanna haben die Auf- ständischen in der Nähe von Sagua einen Güterzug zum Ent- gleisen gebraht. Der Zug wurde vollständig zertrümmert, der Lokomotivführer getödtet und zwei Heizer verwundet. Die Polizei entdeckte in Havanna ein Depot von Waffen, welche E a Aufständischen bestimmt waren. Zehn Personen wurden verhaftet.
Die argentinishe Deputirtenkammer hat das Amendement des Deputirten für Entre Rios zu der Geseßvorlage, betreffend die Unifizierung der argen- ae Staatsschuld, angenommen. Dieser Beschluß macht die Zurückverweisung der Geseßvorlage an den Senat
nothwendig. Afrika.
Aus Buluwayo wird gemeldet, der General Carrington habe gestern mit einer starken Streitmacht Buluwayo verlassen und hoffe heute einen entsheidenden Schlag gegen die in den Matoppobergen versammelten Feinde führen zu können.
Nr. 29 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesun-d- heitsamts* vom 15. Juli hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Malaria. — Bevölkerungsvorgänge 2c. in Augsburg, 1894. — Sterb- lihkeit in Marseille, 1894. — Gesundheitszustand in Niederländisch- Indien, 1. Vierteljahr. — Desgl. in Massachusetts, 1894. — Geseß- gebung u. f. w. (Preußen). Waagen und Gewichte in Apotheken. — (Provinz Posen). Geheimmittel. — (Reg.-Bez. Breslau). Schweine- seuhen. — (Sachsen). Viehentshädigungen. — Mineralwässer. — (Württemberg). Anstalten für Shwachsinnige und Epileptische. — (Schwarzburg-Rudolstadt). Drogen- 2c. Handlungen. — (Hamburg).
ferdeställe. — (Oesterreih. Steiermark). Impfungen. — Gang der
hierseuchen in Frankreich, 1. Vierteljahr. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preuß. Reg.-Bezirke Königsberg, Posen, Breslau, Schleswig, Lüneburg, Stade, Baden, Oesterreih). — Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Bayern.) C N — (Belgien.) Pferdeecinfuhr. — Vermischtes. (Deutsches Reich.) Aerzt- lihe Prüfungen, 1894/95. — Desgl. zahnärztliche Aae, — Ort und Zeit des Studiums der 1894/95 geprüften Kandidaten der Medizin. — (Niederlande. Utrecht.) Impfstoff-Gewinnungsanstalt, 1894, — (Vereinigte Staaten von Amerika.) Fleishshau, 1894/95. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. — Deésal.- in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deut- her Großstädte. — Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. — Witterung.
Entscheidungen des Reichs8gerichts.
Die Aufftellung neuer R eee R iges und deren Bekanntmachung seitens einer Versi Ne ellshaft auf Gegenseitigkeit oder einer anderen Versicherungéöge|ellshast enthält, ad einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Zivilsenats, vom 22. Februar 1896, an sich nur die Kundgebung des Willens, daß künftighin diese Bedingungen beim Abschluß neuer C eee norm- ebend sein sollen, nicht aber ohne weiteres die Kundgebung, die Northeile der neuen Bedingungen auch den nach den älteren Be- dingungen versicherten Personen zu theil werden zu lassen. Dies ist insbesondere dann niht der Fall, wenn zugleih mit den neuen, den Meng eimen günstigen Bedingungen eine Erhöhung der rämiensäge eingeführt worden ist. — Bei einer Lebensver- berungsgesellshaft auf Vegeni- in P. (Preußen) hatte im Iahre 1875 der Mee . zu Berlin zu Gunsten seiner Kinder sein Leben in Höhe von 3000 4 versichert. Unter den der Police aufgedruckten allgemeinen Bedingungen findet sh unter 8 dîie-Vor- rift: id Hat der Versicherte seinen Tod durch Duell, durch Selbstmord oder sonstige muthwillige Selbstverschuldung veranlaßt, so wird die Gesellschaft dem Rechténachfolger des. Versicherten den vollen Zeitwerth der Police auszahlen, Der Versicherte fand im Jahre 1893 seinen Tod dur Ertrinken im Plövensee bei Berlin, nahdem er wenige Tage vorher wegen Amts- vergehens zu einer 5 monatigen Gefängnißstrafe rechtskr ftig ver- urtheilt worden war. Die dinterbliedenen Kinder forderten klagend von der Versicherungsgesellshaft die Zahlung der versicherten Summe
von 300) 4, wogegen diese sch nur zur Zahlung des Zeitwerthes der Police — 656 46 — bereit erklärte, indem sie behauptete, daß: der Versiherte seinem Leben durch Selbstmord ein Ende gemacht habe. Die Kläger bestritten den Selbsimord, hielten denselben aber für ZeUvant a, weil die Beklagte im Jahre 1888 ihre allgemeinen
:rficherung8bedingungen insofern abgeändert habe, daß fie für alle bereits 5 E in Kraft stehenden Policen die Verpflichtung zur Auszahlung der Versicherungssumme auch im Falle der Selbst- entleibung übernommen habe. Diese Aenderung der Versicherungs- bedingungen war gegen eine Erhöhung der Prämiensäße erfolgt und auch öffentlih bekannt gemacht worden. Die Beklagte bestritt aber deren Anwendbarkeit auf die älteren Versicherungen, insbesondere auf die Versicherung des S., da dieser bis zu seinem Tode nur die alte Prämie gezahlt habe. Die Klage wurde in der Berufungsinstanz abgewiesen, nahdem das Gericht auf Grund des erhobenen Indizien- beweifes in O mit den unstreitigen Thatsachen die Ueber- leugung von dem Selbstmorde gewonnen hatte, weil derselbe „mit an Gewißheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ dargethan sei, und die Res vision der Kläger wurde vom Reich8geriht zurückgewiesen, indem es sich den Ausführungen des Berufungsgerichis an\{chloß und die oben mitgetheilten Säße ausfprach. (375/95.)
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Fabrik-Inspektion in Preußen.
Nach den statistishen Nachweisen der „Jahresberihte der preußi- {hen Negierungs- und Gewerberäthe für 1895“ hat die das Inspektion im Königreich Preußen während des vergangenen Jahres eine weitere bedeutende Ausdehnung erfahren. Im ganzen Staat wurden insgesammt 37 258 gewerblihe Anlagen mit 1319 779 be- {äftigten Arbeitern besichtigt (gegen 34 345 Anlagen mit 1 284 652 Arbeitern im Vorjahre), darunter 29967 (im Vorjahre 28 349) gewerblihe Anlagen einmal, 5124 (im Boriahre 4317) zwei- mal und 2167 (im Vorjahre 1634) drei- oder mehrmal. Die Ge- sammtzahl der vorgenommenen Revisionen betrug 48 781 (gegen 43482 im Vorjahre), von denen 893 (im Vorjahre 614) in der Naht und 2575 (im Vorjahre 600) an Sonn- und Fest} tagen stattgefunden haben. Nach Industriegruppen geordnet, ge- hôren von den dur die Gewerbeaufsihtsbeamten revidierten Be- trieben 10762 mit 167455 Arbeitern (im R 10 286 mit 176 866 A.) der Nahrungs- und Genußmittel-Industrie an, 6020 mit 182 362 Arbeitern (im Vorj. 4691 mit 159 441 A.) der Industrie der Steine und Erden, 4035 mit 63 971 Arbeitern (im Vorj. 3836 mit 64 795 A.) der Industrie der Holz- und Scnitz- stoffe, 3494 mit 254 202 Arbeitern (im Vorj. 3523 mit 245 693 A.) der Textilindustrie, 2972 mit 142 068 Arbeitern (im Vorj. 2740 mit 132 776 A.) der Metallverarbeitung, 2476 mit 155 459 Arbeitern (im Vorj. 2336 mit 156382 A.) der Industriegruppe „Maschinen, Werkzeuge, Instrumente, Apparate“, 1808 mit 60 960 Arbeitern (im Vorj. 1780 mit 63581 A.). der Papier- und Lederindustrie, 1135 mit 38 889 Arbeitern (im Vorj. 920 mit 35 736 A.) der Befkleidungs- und Neinigunsasindustrie, 1130 mit 29 637 Arbeitern (im Vorj. 781 mit 21 856 A.) den polygraphischen Gewerben, 943 mit 17 215 Arbeitern (im Vorj. 854 mit 16 751 A.) der Industriegruppe E N Nebenprodukte, Leuchtstoffe, Fette, Oele und Firnisse“, 903 mit 44 769 Arbeitern (im Vorj. 1038 mit 48967 A.) der chchemischen Industrie, 650 mit 149 288 Ars- beitern (im Vorj. 674 mit 147995 A.) dem Bergbau, Hütten- und Salinenwesen bezw. der Torfgräberei und 930 mit 13504 Arbeitern (im Bor]. 886+ mit“ 13813 A) fonstigen Industriezweigen. Mehrmals besichtigt wurden vor- nehmlich Betriebe der Nahrungs- und Genußmittelindustrie, der Industrie der Steine und Erden, der Textilindustrie, der Industrie- gruppe „Maschinen, Werkzeuge, Instrumente, Apparate“, der Metalls verarbeitung, der Industrie der Holz- und Schnißtstoffe, der Papier- und Lederindustrie, der JIndustriegruppe „Bergbau, Hütten- und Salinenwesen, Torfgräberei“ und der chemishen Industrie.
Die Zahl der in den Fabriken und diefen gleihgestellten Anlagen beschäftigten Kinder unter 14 Jahren, die fich 1890 in Preußen noch auf 27 485 belief, hat im. Berichtsjahre 802 (512 männlihen und 290 weiblihen Geschlehts) betragen, das sind nur 25 weniger als im Vorjahre. Jugendlihe Arbeiter von 14 bis 16 Jahren waren in Preußen 110975 (76 021 männlihen und 34954 weiblihen Ge- \{chlechts) vorhanden, das find 6089 (darunter 2613 weiblihe) mehr als im Vorjahre. Auch die Zahl der Arbeiterinnen über 16 Jahre hat eine weitere, leider noch viel größere Steigerung erfahren. Es wurden nämlich im Berichtsjahre 123 774 in den preußischen Aufsichtsbezirken beschäftigte Arbeiterinnen von 16 bis 21 Fahren (5695 mehr als 1894) und 178 854 über 21 Jahre alte Arbeiterinnen (9109 mehr als 1894), insgesammt also 302 628 Ar- beiterinnen über 16 Jahre gezählt, das sind 14 804 mehr als im Vorjahre. Ein erheblicher Rückgang der Frauenarbeit is nur bet dem Bergbau, Hütten- und Salinenwesen bezw. der Torfgräberet zu konstatieren, und bei der Industriegruppe „Maschinen, Werk- zeuge, Instrumente, Apparate“ ist die Vermehrung der Kopfzahl der beschäftigten Arbeiterinnen wenigstens einem Stillstand ewichen, während sie in allen anderen Industriezweigen rasch vor fich gegangen ift, besonders in der Textilindustrie, die vornehmlich weiblihe Arbeitskräfte beschäftigt, im Berichtsjahre nämlich 135 253 Arbeiterinnen über 16 Jahre. Auch die E der Fa- briken, welhe weiblide Arbeitskräfte überhaupt beschäftigen, ift nicht unerhebliß (um 88 auf 15549) gestiegen. Die von den Aufsichtsbeamten im Jahre 1895 ermittelten Zuwiderhandlungen gegen die zum Besten der jugendlichen Arbeiter erlassenen Schußgeseße und Verordnungen beliefen sih auf 12773 in 4772 gewerblichen Anlagen (gegen 12002 in 4185 Anlagen im Vorjahre); Zuwiderhandlungen gegen die zum Schutze der Arbeiterinnen ergangenen Geseße und Ver- ordnungen wurden 4409 in 1751 Fabriken (im Vorjahre 6330 in 1773 Anlagen) ermittelt.
Die Mittagspause der Arbeiterinnen.
Zu den Bestimmungen der deutschen na, welche die Erwartungen nicht erfüllt haben, die man bei Erlaß der Novelle vom 1. Juni 1891 begte, gehört u. a. der § 137, in weldhem festgeseßt: wird, daß Arbeiterinnen, die ein Hauswesen zu besorgen haben, eine Mittagspause von 14 Stunde beanspruchen dürfen. Diese Bes stimmung will verheiratheten Fabrikarbeiterinnen die Möglich- keit geben, in der eigenen Häuslichkeit das Mittagsmahl bereiten und im Kreise der Familienangehörigen speisen zu können. Der Geseßz- geber hatte die Absicht, für die verheiratheten Fabrikarbeiterinnen ein wichtiges Stück Familienleben gewissermaßen geseßlich festzulegen.. Schon in den amtlihen Berichten der deutschen Fabrik- und Gewerbe- Inspektoren is indeß in den leßten Jahren wiederholt darauf hin- (Aen worden, daß die Wirkung des § 137 der Gewerbeordnung eider nur eine geringe geblieben ijt, namentlich aus zwei Gründen : Die geseßlih gewährleistete Pause ift zu kurz, um in ihr das häusliche Kochgeschäft erledigen und den Weg von und nah der Fabrik zurück- legen zu können. Viele Arbeiterinnen verzihten daher von vornherein darauf, von dem Rechte der längeren Pause Gebrau zu machen. Andere, welche die leßtere gern ausnußen möchten, wagen es nicht, bei der Fabrikleitung den Antrag auf frühere Entlassung zur Mittags- stunde zu stellen. Sie fürchten die Entlaffung aus der Arbeit, da natürlich bei einem geregelten Betrieb vielfah Störungen eintreten, sobald auch nur einzelne Arbeiterinnen früher als andere Mittag machen. Daß die innen gewisl der Mittagspause für die bezeichnete -
Klasse von Arbeiterinnen gewissermaßen von deren Wunsh abhängyi gemacht wurde fat sich für diese also keineswegs als vortheilha erwiesen. Auch in den Berichten der D mes konnte daher die Erfahrung ausgesprohen werden, daß bisher die Wirkung des §& 137 der Gewerbeordnung eine sehr geringfügige gewesen ist.
Diese Thatsachen dürfen als fast allgemein bekannt gelten. Einige neue Ansichten hat über die Angelegenheit in jüngster Zeit Frau
E. Gnauck-Kühne in einer lesenswerthen Studie ausgesprochen, in