1896 / 179 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 29 Jul 1896 18:00:01 GMT) scan diff

E E E E

A 0A D a0;

E E E E E

des Korveitenkapitäns Graf von Baudissin in Korea und“ Formosa zum Schuß der deutschen Jnteressen in Aktion.

Es wird noch in frishem Gedächtniß av daß das kleine Kanonenboot zum S us eines deutschen inpsers, der von chinesischen meuternden Soldaten beschossen wurde, eintrat und das Auslaufen des Dampfers dadurh erzwang, daß es das artilleristisch weit überlegene Fort zum Schweigen brachte.

Die gegenwärtige Besaßung (Mannschaft) S. M. Kbts. „Iltis“ hat Deutschland am 26. März 1895 verlassen und würde im Juni 1897 in die Heimath zurügekchrt sein. Der Kommandant hat En in diesem Hrdelgor das Kommando übernommen, die übrigen Offiziere sind im Laufe des Jahres 1895 hinausgegangen.

Der Stab bestand aus:

Kapitän-Lieutenant Braun, Kommandant,

Lieutenant zur See von Holbach, Erster Offizier,

Lieutenants zur See Fraustaedter und Prasse,

Assistenz-Arzt erster Klasse Dr. Hildebrandt,

Marine-Unter-Zahlmeister Loß,

Ober-Maschinist Hill.

Zahlmeister Loß war während der Katastrophe, wie oben- stehende Depesche besagt, niht an Bord.

Die genaue Verlustliste wird nah Feststellung sofort ver- öffentlicht werden.

Baden.

Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sind am Montag Abend zu längerem Auf- enthalt auf S{loß Mainau eingetroffen.

Anhalt.

Jhre Hoheiten der Herzog und die Herzogin sind mit Gefolge har pa Nachmittag von Ballenstedt nah Berchtes- gaden abgereist.

Großbritannien und JFrland.

Im Unterhause richtete gestern Berthelott die l fe d an die Regierung, ob dieselbe angesichts der ernsten Nach- rihten aus Rhodesia weitere Truppen nah Süd-Afrika zu senden gedenke. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain erwiderte darauf: er habe am 24. d. M. abermals an Goodenough telegraphiert, Carrington s Telegramme über die jüngsten militärishen Operationen ließen darauf schließen, daß die Unterdrückung des Aufstands langwierig werden könne; er solle in Gemeinschaft mit Carrington noch- mals erwägen, ob sie noch der Ansicht seien, daß die Streit- kräfte genügen, oder ob weitere ‘Verstärkungen erwünscht seien. Gestern Abend habe er (Chamberlain) cine vom 27. d. M. datierte Antwort “a g worin Carrington be- rihte, daß er unzweifelhaft dur den Mangel einer größeren Zahl von Mannschaften an der {nellen und wirksamen Unter- drückung des Aufstands behindert sei, daß er aber andererseits, wenn mehr Mannschaften geschickt würden, dieselben bei den \{hwierigen Transportverhältnissen nicht verpflegen könne. Goodenough habe hinzugefügt, er sche keine Verminderung der Schwierigkeiten voraus. Alle Bemühungen O jezt darauf erichtet, die Nahrungsmittel noch vor der Regenzeit, die in Ri oder vier Monaten eintrete, den Truppen zuzuführen. Er Habe gegenwärtig über 1000 Reichstruppen in Rhodesia, Maclautsie und Mafeking e Verfügung, einen Bestand, der in dieser Höhe aufrechterhalten werden solle. Die Verluste seien bis jeßt glücklicherweise gering gewesen. Chamberlain bemerkte zum Schluß, er halte es für unrecht, zu versuchen, den Befchlshabern Truppen aufzudrängen, die sie niht ver- pflegen könnten. Auf weitere Anfragen erklärte der Parlaments - Untersekretär Curzon, der Regierung sei nihts davon bekannt, daß die Pforte die Abberufung Abdullah Pascha's beschloffen habe. Die * Vertreter der Mächte hätten der Pforte empfohlen, den Oberbefchl auf Kreta an einen Offizier von niedrigerem Rang als Abdullah Pascha zu übergeben; die Pforte habe darauf geantwortet, daß die Zahl der jeßt auf Kreta befind- lihen Truppen einen Befehlshaber hohen Ranges nothwendig mache, daß ferner die Ernennung Abdullah Pascha's nur eine zeitweilige sei, und daß ihm die Jnstruktion zugegangen fei, im Einvernehmen mit dem Statthalter zu handeln und sich nicht in die Angelegenheiten der Zivilverwaltung zu mischen. Der Prozeß gegen Jameson und Genossen wurde gestern zu Ende geführt. „W. T. B.“ berichtet darüber Folgendes aus London: Der Gerichts\aal war dicht A Es herrschte tiefes Schweigen, als der Lord-Oberrichter Russell begann, den Mitgliedern der Jury das Resumé der Verhandlung darzulegen. Erführte aus, wenn die Bi nur überzeugt sei, daßdie Angeklagten bei den Vorfällen in Pitsani und Mafeking helfend und auf- reizend betheiligt waren, so komme es nicht darauf an, ob Pitsani im Herrschaftsgebiet der Königin von England liege oder nicht, oder ob die Forcign Enlislment Act dort in Kraft bestanden habe oder nicht. Der Lord-Oberrichter Russell hob sodann den unzweifelhaft militärischen Charakter der Expedition Jameson's hervor. Gegenüber der Behauptung, daß die Expedi- tion nicht auf den Umsturz der Regierung von Transvaal abgezielt habe, machte er geltend, daß Jameson mit dem Einfall eine Aenderung der in Transvaal geltenden Gesehe im Interesse anderer Personen gewaltsam herbeizuführen E habe, daß die Expedition somit gegen einen befreundeten Staat ge- rihtet gewesen sei. Betreffs des Briefes des Nus an Jameson führte der Lord-Oberrichter aus, der Brief habe sich auf eine politishe Schwierigkeit bezogen, in welcher der Ausschuß eine politische Ungerechtigkeit erblickt habe, nämlich die, daß die Uitlanders des gerehten Antheils an der Gesch- gebung des Landes beraubt würden. Die Jury müsse er- wägen, warum der Reformausshuß sih nit lieber an den Vertreter der Königin in Kapstadt oder Prätoria oder direkt an das Kolonialamt als an den Verwalter einer Handels- gier ewendet habe. Nachdem der Lord-Oberrichter ussell der Jury noch anheimgestellt hatte, ju erwägen, ob sie niht überzeugt sei, daß alle Angeklagten bei der Vorbereitung der Ausführung der edition gemeinschaftli}Þ vorgegangen seien, zogen sih die Geshworenen zurück. Der Wahrspruch lautete auf „Schuldig“ gegen sämmtliche Angeklagten. Jameson wurde zu 16 Monaten Gefängniß ohne ana e Major Willoughby zu 10 Monaten, Major White zu 7 Monaten, Coventry, Grey und Oberst White zu je 5 Monaten Gefängniß eru it Nücsicht f diesen A des Prozes it Rücksicht auf diesen Ausgang des Prozesses gegen Jameson hat der Anwalt der Chartered Company Hawksley

dem Anwalt beim M brieflih mitgetheilt, daß Ce cil Rhodes bereit sei, nach London zu kommen und sih ei der Regierung zur Verfügung zu stellen, falls seine gericht- lihe Verfolgung gewünscht werde.

Die Blätter billigen übereinstimmend den Ausgang des Prozesses und geben ihrer Befriedigung darüber Ausdru, daß dem Geseß Achtung verschafft und die bona fides der eng- lishen Regierung außer Zweifel gestellt worden sei.

Frankreich.

Gestern Vormittag fand das Leichenbegängniß des früheren Ministers Spuller unter überaus großer Be- theiligung statt. Dem „W. T. B.“ zufolge wohnten fast ämmtliche Minister der Feierlichkeit bei. Auf dem Kirchhofe

ère-Lachaise, wo die Beischung erfolgte, wurden zahlreiche Reden gehalten. Der Unterrichts-Minister Rambaud er- innerte an die von Spüúller als Unterrichts-Minister ge- leisteten Dienste und rühmte die literarishen Arbeiten Spuller's. Der Minister des Auswärtigen Hanotaux sprah im Namen der Regierung. Nachdem der Nedner auf die hervorragenden Eigenschaften hingewiesen haite, die der Verstorbene gezeigt habe, als er Minister des Auswärtigen war, FUDY er TOLS. „Sie erinnern ih, mit welcher Autorität und mit welchem Takt Spuller es verstanden hat, von der Tribüne der Deputirtenkammer denen zu antworten, die es fkritisierten, daß Frankreih die Einladung der Kaiserlich deutshen Regierung zu der internationalen Arbeiterkonferenz angenommen hatte, welchen einstimmigen Erfolg er damals davontrug und Wie C JeIDIT seine Gegner zu seiner Meinung bekehrte, als er den Nachweis führte, daß das mit allen Mächten in Frieden lebende Frank: reih eine andere Rolle zu spielen habe, als sih abseits zu halten, daß Frankreih überall mit Würde den ihm zukom- menden Rang einzunehmen habe, und daß Frankreichs Plaß insbesondere überall da sei, wo es sih um edelmüthige Jdeen und um Bestrebungen handele, die der Menschheit zum Vor- theil gereichen“. N s

Der Vize-König Li-Hung-Chang hat sih über Saint- Etienne wieder nah Paris zurückbegeben.

Der Pariser MITALEA N) empfing gestern Nachmittag die Mitglieder des internationalen Kongresses für angewandte Chemie zu einem Lunch im Stadthause.

Rußland.

In St. Petersburg verlautet, dem „W. T. B.“ zufolge, daß die russishe Sprache vom nächsten Schuljahr ab in Montenegro, Serbien und Bulgarien als obligato- torisher Lchrgegenstand werde eingeführt werden.

Spanien,

Der Marine-Minister Beranger erklärte auf Befragen: er hoffe, daß die Frage der italienischen Kreuzer ihre Erledigung finden werde. Spanien könne dieselben erwerben, obgleich eine andere Macht höhere Preise geboten hätte.

Die Schritte, welhe zum Zweck einer Verständigung wischen der Regierung und der Opposition in Betreff der in

en Cortes zur Berathung stehenden volkswirthscha ft- lihen Geseßentwürfe unternommen wurden, sollen, dem

„W. T. B.“ zufolge, gescheitert sein. Türkei,

Ueber die leßten Ereignisse in Macedonien wird dem Wiener K. K. Telegraphen-Korrespondenz-Bureau aus Kon- stantinopel noh Folgendes berichtet: Wenn auch die Angaben aus türkishen und anderen Quellen über die Stärke der Banden in Macedonien nicht vollkommen zutreffend sein dürften und auf Meldungen erschreckter Lokalbehörden sowie gefährdeter Truppen - Kommandos und auf übertriebene Privatnachrihten zurüczuführen sind, so scheint doch zweifellos, daß die Banden bereits einige hundert Mann \tark sind. Die Operationen der Banden be- gannen auf drei Wegen, von denen der erste von Kalabaka über Milias nah dem Pindosgebirge, der zweite von Trikala nah Nerecha-Planina gegen Monastir und der dritte von Larissa über den Olymp und das Agostosgebirge gegen Prilip führt. Bei dem usammen ston, welher am 823. d. M. bei Verria erfolgte, find} auf türkisher Seite 40 Mann gefallen, 4 wurden verwundet und 17 gefangen genommen. Bei Agostos hat ein kleines Scharmügel stattgefunden; nach beiden Punkten find von Salonichi aus Verstärkungen abgegangen. Ès werden Versuhe gemacht, die bei Ostrovo Kehende Bande zu umzingeln. Neue unentschiedene Zusammenstöße fanden statt bei Kailar, unterhalb Monastir. Jm Janina- kreise werden zwei Redifbataillone mobilisiert, ein Linien- bataillon ist zur Ne des Grenzübergangs bei Milias beordert. Der Vali von Monastir hat sich nah Prilip be- geben. Von dem militärishen Vorgehen der Pforte ist troß der Finanzlage eine energishe Eindämmung der Umtriebe der Banden zu erwarten. ,

Ueber den Umfang der Unterstüßung der Aufständischen auf Kreta von seiten griehisher Unterthanen macht die „Politishe Korrespondenz“ einige Mittheilungen. Danach landete am 21. d. M. ein griehishes Schiff mit Freiwilligen bei Rhodolos, worauf an die Christen in den umliegenden Ortschaften Waffen und Munition vertheilt wurden. Am 23. d. M. landeten griechische Freischärler in San Nicolo bei Canea und griechische Segelschiffe mit Freiwilligen, Waffen und Munition ür Kreta an anderen Stellen. Hieraus erhelle, daß griechischer- eits eifrig auf die Weiterverbreitung des Aufstandes nach der

bigen Westhälfte der Dnsel hingearbeitet werde. Diese

isher ru Vorstellungen der Mächte bei der

Vorgänge hätten au

rieBisMen Regierung veranlaßt. Am Montag früh ent- fand in Canea aus ganz unbedeutenden Ursachen eine Panik. Es wurden einige Flintenschüsse gewechselt, ohne zu treffen. Nach einer Meldung der «Oi E hätten die Konsuln dem Vali empfohlen, strenge Maßregeln gegen die Ruhestörer zu ergreifen.

Amerika.

Nach einer in Madrid eingetroffenen Drahtmeldung aus Cuba vom heutigen Tage s{chlugen die spanishen Truppen unter Linares die Schaaren der Aufständischen unter Garcia und anderen Führern und brachten ihnen einen Verlust von 29 Todten und zahlreihen Verwundeten bei. Die Kolonne Linares hatte 9 Todte und mehrere Verwundete.

Afrika.

_ Wie die „Agenzia Stefani‘ aus Djibuti meldet, traten die fre getasenen italienishen Gefangenen gestern Vormittag die Heimreise auf einem italienischen Dampfer an.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Abg. Jo est, Mitglied des Reichstags und des Hausez der Abgeordneten, hat seine Mandate niedergelegt.

Statistik und Volkswirthschaft.

Der auswärtige Handel des deutschen Zollgebiets im Juni 1896 na dem vom Kaiserlichen Statistishen Amt herausgegebenen Juni- Heft;

A. Einfuhr im Juni in Tonnen zu 1000 «e netto: 3 282 845 aegen 2 889 790 im Juni 1895, daher mehr 393 055. Hierunter Edelmetalle 162, übrige Artikel 3 282683. An der Steigerung nehmen hauptsädllich theil: Abfälle mit 15 909 t, Erden und Erze x, mit 115 122 t, Getreide mit 33 059 6," Holz mit 139 094 t, Kohlen x, mit 78 472 t, während die Einfuhr von Oel und Fetten, Steinen und Steinwaaren, Vieh, Wolle und Wollenwaaren nicht unerheblich zurü, gegangen ist. Die Gesammteinfuhr im ersten Halbjahr 1896 beträgt 16 175 232 gegen 14 C96 339 im Vorjahre, daher mehr 2 078 902,

B; Ausfubr im Juni in Tonnen zu 1000 kg netto: 2076 128 gegen 1 782444 im Juni 1895, daher mehr 293 684. Hierunter Edelmetalle 49, übrige Artikel 2076 079. An der Steigerung nehmen haupt1\ächlich theil: Erden und Erze mit 30 758 t, Holz mit 5808 t, Meaterial-, Spezerei- und Konditorwaaren mit 4095 t, Papier mit 9582 t, Steine 2c. mit 16 033 t, Kohlen mit 214 696 t und Thon waaren mit 7208 t, während wenige Waarengruppen einen Rückgang der Ausfuhr ergeben, nämli Abfälle, Flachs, Getreide, Haare, Häute, Seide, Vieh, Zink 2c. Die Gesammtausfuhr im 1. Halbjahr 1896 beträgt 11 957536 gegen .10 930 648 im Vorjahre, daher mehr 1 026 888,

Einfuhrwerthe für 1. Halbjahr 1896 in 1000 4 nah den für 1895 festgestellten Einheitèwerthen: 2241418 gegen 2 071 293 im Jahre 1895, daher mehr 170 125. Hierunter Edelmetalle 117781 gegen 47 517, übrige Autikel 2 123 637 gegen 2023 776.

Ausfuhrwerthe für 1. Halbjahr 1896 in 1000 : 1 738 944 gegen 1579 147, daher mehr 159 797. Hierunter Edel- metalle 96 525 geaen 43 229, übrige Artikel 1 642419 gegen 1535 918,

Gestiegen ijt d.x Werth der Einfuhr von Abfällen gegen 1. R jahr 1895 vm 4, von Droguerie- 2c. Waaren um 9, von Eisen um 6, von Getreide um 45, von Holz um 17, von Instrumenten x, um 3, von Kautshuck um 4, von Kupfer um 8, von Leder um 2, von literaris{en und Kunstgegenständen um 2, von Materialwaaren um 9, von Kohlen um 5, von Theer 2. um 4, von Thieren x, um 4, von Wolle um 9 Millionen Mark, gefallen dagegen der MWerth der Einfuhr von Baumwolle um 15, von Flachs um 8, von Häuten um 7, von Vieh um 26 Millionen Mark.

Gestiegen ist der Werth der Ausfuhr von Droguerie- 2c. Waaren um 15, Eisen um 23, von Erden, Erzen, Edelmetallen um 57, von Kleidern um 9, von Kupfer um 6, von Kurzwaaren um 17, von Meaterialwaaren um 8, von Papier um 3, von Steinen um 3, von Kohlen um 7, von Thonwaaren um 3, von Wolle um 3 Millionen Mark. 6

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Solingen wird der „Rhein.-Westt. Ztg.“ Über die Be- endigung des Ausstandes der Reider (vgl. Nr. 178 d. Bl) geschrieben: Der seit 7 Wochen andauernde Ausftand der Taschen messerreider ist am Sonnabend beigelegt worden. Die Neider ver- pflichten sch zur sofortigen Wiederaufnahme der Arbeit, die Fabri- kanten zur alsbaldigen Regulierung tes Lohns für die streitigen Sorten. Außerdem wird für die Taschenmesserfabrikanten und ihre Messerreider eine Vergleihskammer ins Leben gerufen, welche für die Folge Streitigkeiten, wie diejenigen, die zum Ausstand geführt baben, allein regelt.

Aus Braunschweig meldet „W. T. B.": In der Feld- \chlößchen-Brauerei hat gestern das gesammte Brauerperfonal die Arbeit niedergelegt. Als Grund wird die Berufung eines Keller- meisters aus Hannover angeführt. Die anderen Brauereien der Stadt haben fofort Hilfspe1 sonal entfandt.

Aus Zwickau wird der „Rhein.-Westf. Ztg." unter dem 27. Juli berihtet: Seit längerer Zeit klagten die Bergleute fowohl im Zwiauer wie im Oelsnit-Lugauer Bezirk über die gedrückten Ce dingelöhne und über lange Arbeitszeit, während Über daî „Nullen* und andere Strafen neuerdings weniger Beschwerden geführt werden. Vor mehreren Tagen is es nun auf einigen Schälhten des Zwickauer Bezirks zwishen der Werkverwaltung und der Beleg chaft zu Auseinandersczungen über Lohnfragen gekommen. Die Förderleute verweigerten die Einfahrt, sodaß die Werkyerwaltung eine Erhöhung der Gedingelöhne und vom 1. Januar ab auch eine Auf- besserung der Schihtlöhne versprechen mußte. Die Arbeit wurde aló- dann wieder aufgenommen. 0

In Wien ist am Montag im Währinger Brauhause eint Arbeitseinstellung von 50 Personen erfolgt, die, wie die „Presse“ mik theilt, hon seit längerer Zeit, etwa seit drei Wochen, vorbereite! wurde. Ursache des Ausstandcs ist die Entlassung ciniger Arbeiter,

welhe die Arbeitersh«ft mit der Forderung eincr nb fernung des Oberbrauers beantwortete. Da die Direktion, diese Forderung zu erfüllen, ablehnte, erfolgte die Arbeitseinstellung der Brauer, der \sich auch die Binder anschlossen. Die Gemwerk- schaft der Bierbrauergehilfen hat nun, wie das „D. B. H.“ meldet, den B oykott über die Währinger Bierbrauerei verhängt.

Aus Antwerpen schreibt man der „Köln. Ztg.“ unter dem 96. Juli : Der von englishen Agitatoren in Antwerpen angereglt internationale Verband der Hafenarbeiter foll hauptsäd- lih der gleichzeitigen Veranstaltung von Ausftänden in England, Holland und Belgien dienen und bei Arbeitseinstellungen in den beiden ersten Ländern den Schiffen die Möglichkeit benehmen, ihre Ladung in belgishen Häfen zu löschen. er monatlihe Beitrag der Ver bandsmitglieder is auf 25 Cts. festgeseßt. Mehrere Versammlungen der Hafenarbeiter auf öffentlihen Pläßen wurden polizeilih aufge

Kunft und Wissenschaft.

Ausgrabungen auf Thera hat im Laufe dieses Sommers Herr Dr. F. Hiller von Gärtringen unternommen. Wir dürfen einem seiner Brief a 15. Juli d. J.) nähere Nachrichten darüber entnehmen. err von Hiller schreibt, wie folgt :

Ein fünfwöchentlicher Aufenthalt aüf Thera im vorige Jahre, während dessen ih mit meinem Freunde Alfred Si} die Inschriften dieser merkwürdigsten aller Jnjeln des Aegäischen Meeres studierte, erweckte in uns beiden dic Ueber zeugung, daß außer den wunderbaren geologischen ErscheinurW und den unter der Lava tief vergrabenen prähistorischen 2 siedelungen auch gerade die historische Hauptstadt gründlihere Untersuhung verdiene. Die alte Stadt e liegt außerhalb der vulkanishen Gebilde “auf gs ins Meer vorgeshobenen Berge (Méssa Vunó), der, höchsten Gipfel der Jnsel, dem rophitis Flias, dur iden insattlung (Sclládba) getrennt ist. Außer den erfolg er Bereisungen durch Ludwig Roß und Rudolf Weil lagen G nur so gut wie gar nit veröffentlichte Ergebnisse Mui systematisher Grabungen vor. So begab ih. mi ese dieses 1s mit dem Königlich preußischen La ge Herrn P. Wilski, welher die Ausführung Li erg nauen Karte übernommen hatte, nach dem S 20 {lug bei der Kapelle Evangelismós meine Zelte au it

egann am 165. Mai die Ausgrabungen auf dem v0! Pre ele Often und Roß entdeckten sogenannten Votivfelsen, eint?

wo die natürlichen s{hrägen Platten des blauen Kalkstein- gebirges weithin mit Jnschriften bedeckt sind, welche e if

u den aa p Schriftdenkmälern der Griechen ge-

óren. Aber das ehrwürdige Alter derselben steht in

tarkem Widerspruch ju dem Jnhalt der meisten dieser der Laune des Augenblicks verdankten Texte, welche uns die

Theräer in ihrer Glanzzeit, als sie das stolze Kyrene gründeten, als Freunde heiteren, uns allerdings niht mehr

anz verständlichen Lebensgenusses zeigten. Auch eine Künstler- inschrift fand sich aus dieser Zeit, welche Hermotimos Sohn des Lykeios, nennt ; seine Werke mag man sich nach Art des

Apollon von Thera vorstellen. Später verehrte man hier wie Juschriften lehren, in der Nähe einer künstlich ausgearbeiteten Grotte den Hermes und Herakles, die Götter der Palästra. Doch die mehrfah in jenen alten Texten erwähnten Tänzer erinnern noch mehr an die Feste des dorishen Hauptagottes des Apollon Karneios, dessen einfachen, alterthümlichen Tempel wir auch in nicht weiter Entfernung vom Votivofelsen, dicht am Ostrande des Stadtberges aufgefunden haben. Späte Gemwandstatuen, die in seinem Bezirk standen, und einige inter- essante Jnschriften fanden wir theils im Nande einer modernen Tenne verbaut, die im Pronaos des Tempels hergerichtet war theils in Terrassenmauern, welche die shmalen Gerstenfelder stüßen, theils auch in ciner Cisterne, die innerhalb des Bezirks liegt; zwei zylindrishe Postamente waren viel tiefer hinab nah dem Meere zu gerollt. Eine dur viele Felsnischen für Weihgeschenke bezeichnete Feststraße führt an der Rückseite des Tempels hinauf zu einer dem dritten Ptolemäer geweihten Felsbasis; auf der anderen Seite der Straße liegt das Nymphenheiligthum der Hylleer, wohl das Brunnenhaus der cinen dorishen Phyle. Jnnerhalb dessen sind wiederum zahlreiche hochalterthümliche Jnschriften, darunter auch der Name dcs Zeus, in den Fels gemeißelt. Denn der Kalkfels schien den alten Theräern nun einmal die natürlichste und dauerhafteste Unterlage für ihre Aufzeihnungen zu sein.

Weiter ergab sich, daß das Meiereigebäude (Metochi) des Evangelis8mós in einen alten Tempel cingebaut war, der auf einem bi Unterbau steht. Ein drei Meter langer Gang führt in diesem Unterbau zu einem größeren, theils auf- gemauerten, theils in den Fels gearbeiteten Raume, der zu- nächst eine Grabkammer zu sein schien, wahrscheinli aber doch cin Vorrathskeller der Priester war. Den Namen des Gottcs nennt keine Jnschrift; Reliefbruch- stücke enthalten dionysishe Darstellungen, Satyr und Nymphe , zwei Panther um einen Mishkrug, darüber eine Weintraube u. a. m. Drei in nächster Nähe gefundene kleine Aphroditetorsen und ein marmornes Schwein weisen dagegen in andere Richtung.

/ Nun kam cs aber darauf an, das Zentrum der Stadt mit seinen Staatsgebäuden, seinem Markt und Tempeln zu suchen. Eine schr hervorstehende Mauerele war s{chon von Roß als der Ort bezeihnet worden, wo der frühere französische Vize- Konsul Albi Jnschriften und S tatuen gefunden habe, die meist in den Louvre ee sein werden. Vicle späte Gewandstücke, ein stattliher Altar des Augustus, dann cin anderer, wohl des Ptole- maiosEuergetes (111), ein gutgearbeiteter lebensgroßerOchsenkopf, anscheinend von einem Akroterion, und andere Funde zeigten, daß etwas Bedeutendes in der Nähe war; nah längerem Suchen standen wir vor ciner Thür, die in späterer Zeit ver- baut war, drangen durch sie in das Jnnere vor und fanden uns bald vor zwei in die Nückwand eines langen Gebäudes eingelasscnen Jnschriftiafeln. Nach denselben hat Titos Phlavios Kleitosthenes Klaudianos im Juli des Jahres 149 n. Chr. nach anderen verdienstvollen Arbeiten es übernommen, die „Stoa am Markte“ oder die „Stoa Basilike“/ die sih in sehr übler Ver- fassung befunden hatte, wiederherzustellen. Daß wir uns in der That in der Stoa Basilike befanden, bestätigte der Grund- riß; ein langer, 43 : 11 m messender Bau, in dessen Längs- ase eine (innere) Säulenstellung lief, während an der nörd- lihen Schmalseite hinter drei Quersäulen (statt der einen) eine 3,65 m lange Basis steht. Vor dieser Basis fanden wir von den in einem mit zwei Delphinen als Stadtwappen S Dekret der Theräer erwähnten Bildwerken echs meist wohlerhaltene Köpfe, darunter die Porträtbüste eines sehr shmächtigen Jünglings von offenbar sprechender Aehnlichkeit, einen {hönen griehishen Jünglingékopf, einen stattlichen Frauenkopf, beide von idealem griechishen Typus, und ein interessantes, sehr individuell gebildetes Frauen- porträt. Jn der gegenüberliegenden Ecke deutete ein Tisch mit Haben auf die Thâtigkeit der Marktpolizei. Zahlreiche Jnschristen und Skulpturreste vor der Thür, darunter ein Apollotorso, der an die Statue im Belvedere erinnert, und ein nackter Oberleib, vielleiht von einem Bens, verriethen die Nähe des Staatsmarkts ; ein nörd- lih anstoßender, in später Zeit zugebauter Plaß, der von Magazinen umgeben ist, mag der alte Kaufmarkt sein. Jn eine der Magazinmauern is ein mächtiger Block verbaut , der alterthümlihe Schriftzüge trägt; nach einer geistreichen Deutung cnthalten dieselben eine Schmähung: „Kikinos ist shamlos“.« Also finden wir * hier die Stimmung wieder, die einst auf dem „Votivfelsen“/ geherrsht hat. Eins der hübschesten Fundstücke ergab ein kleines Zimmer im Süden der Stoa, eine 66 ecm hohe Statuctte bekannten Motivs, eine stehende Aphrodite, die das linke Bein über einen Baum- stamm gelegt hat und sich etwas vorneigt, um, wie es scheint, die Sandalen zu lösen. Leider“ fehlen der Kopf, die größten Theile der Arme und der linke Unterschenkel ; aber auch in Rg A Zustand wird die Statuette ein hübsches Museums-

ein.

_ Die baugeschihtlihe Verwerthung des Fundes dieser grcchishen Basilika, bei der jeder an die Stoa Basileios am

thenishen Staatsmarkte erinnert wird, überlassen wir späteren Zeiten. Jeßt galt es nah weiteren festen Punkten, besonders nah Heiligthümern, zu suhen. Zuleßt fand sich in einem Adler auf der Stadthöhe ein Gebäude guter Zeit, in der Nähe Se Altar der Hestia und darin neben zwei kopflosen weiblichen

ewandstatuen zwei lebensgroße guterhaltene Ephebenköpfe u ein kleinerer Knabenkopf von feiner Ausführung und tadel- oser Erhaltung, die um so mehr auffiel, als die Köpfe wenig nter der Oberfläche, zum theil in einem wüsten Steinhaufen e lagen. Unsere Hoffnung, die Bestimmung des Ge-

ill es kennen zu lernen, ging über Erwartung rasch in Er- ; Eu auf ciner e drei Seiten beschriebenen Stele fand 2 M Brief des Königs Ptolemaios von Egypten, offenbar

¡ ritien, Euergetes, der für seine in Thera postierte 16 rien orgt, datiert aus dem 18. Regierungsjahre, vom Eta udnaios = 15. Apeiphi (228 vor Chr.). uf demselben

R steht ein Verzeichn ß derjenigen, welche vom 18. bis

. Kegierungsjahre zur Ausbesserung des Gymnasion bei-

der erwähnten Söldnerschaar an, deren verschiedene Herkunft verständlih genug durch die bald dorischen, bald Drn, Namensformen gekennzeichnet wird.

Für die nächste Leit ist unter anderem auh eine Er- forshung der antiken Nekropolen in Aussicht genommen, zu der Herr Dragendorff demnächst aus Athen herüberkommen wird. Mit der Aufnahme der Architektur und einzelner durch ihre Form bemerkenswerther Jnschriften ist N egierungs- Bauführer al Heyne beschäftigt. Eine Anzahl namhafter Fachgenossen hat jonst noch die Ausgrabungen besucht, nament- lih auch Herr Professor Dörpfeld aus Athen.

Die Bevölkerung von Thera betrachtet unsere Aus- grabungen als ein nationales Werk und zeigt uns freund- liches Entgegenkommen; der Abt des Eliaéklosters, dem der

anze Berg gehört, läßt uns frei halten und walten. Die

ertreter der Königlich en Regierung, der „Epoptis“ Herr Sculdirektor Vassiliu in Phira (Thera) und der „Epistatis“/ Herr Grimanis fördern die Arbeit in jeder Weise, und im besonderen sind wir der Kaiserlich deulshen Gesandt- (oft in Athen und dem Königlich griechishen Kriegs-Ministerium ür vielfache e zum Dank verpflichtet. Nicht zum wenigsten aber ist der altbewährte Aufseher Angelis Kosmopulos, der seit den Ausgrabungen in Olympia von 1874 oftmals an deutschen An betheiligt war oder deutshen Archäologen dur die griechishen Laùde als Führer gedient hat, mit seinem unermüdlichen Eifer, seiner unbedingten Zuverlässigkeit und seinem glücklihen Spürfinn eine Bürgschaft für unsere Erfolge gewesen.

Der Senior der Berliner Künstler, der Professor Maler A ugust Hopfgarten ist, wie erst jegt bekannt wird, am Sonntag im 89. Gau jahre gestorben. Hopfgarten, geboren am 17. März 1807 in Berlin, besuchte hierselb von 1820 an die Akademie. Im Jahre 182 erhielt er seinen ersten akademischen Preis, verweilte 1827 bis 1832 in Jtalien und malte dann in Wiesbaden die Grabkapelle der Herzogin von Nassau aus. Seit 1835 verweilte er fast ohne Unterbrehung in Berlin und entfaltete hier eine rege Thätigkeit auf dem Gebiet der Historien- und Genremalerei. Bekannt sind feine Bilder „Naffael, das Motiv zur Madonna della Sedia findend“, „Schwäne fütternde Mädchen“, „Tasso bor Eleonore“ : lieben8würdige Kostümbildhen im Stile der Düssel- E ea inad Seit 1841 war Hopfgarten Mitglied der hiesigen

Handel und Gewerbe.

Liquidationskurse der Berliner Börse für Ende Juli 1896. 3%/ Deutsche Reichs - Anleihe 99,70, 39/6 Preuß. Konsols 99,90, Oesterreichische Kredit-Aktien 226,00, Lombarden 43,80, Franzosen, 152,60, Berliner Handelsgesellshaft 150,25, Darmstädter Bank-Aktien Mark-St. 153,50, Deutsche Bank-Aktien 186,00, Dis- konto-Kommandit-Antheile 208,25, Dresdner Bank 157,25, National- bank für Deutschland 139,75, Russishe Bank für auswärtigen Vandel 130,00, Aachen-Maastriht 90,00, Dortmund-Gronau 165,90, Lübeck - Büchener 147,50, Mainz - Ludwigshafener 119,75, Marienburg-Mlawka 91,50, Ostpreußische Südbahn 90,00, Busch- tehrader 272,00, Canada Pacific 55,10, Gotthardbahn 167,50, Italienische Meridional 119,20, do. Mittelmeer 94,60, Jura- Simplon (konv. Schwz. W.) 105,00, Oesterreihishe Nordwest- bahn 135,00, do. do. Elbethal 137,75, Prince Henri 87,50, Transvaal 216,90, Schweizer Zentralbahn 139,50, do. Nordost- bahn 137,50, do. Union 90,00, Warschau-Wiener 269,50, Italienische 9 9% Rente 87,75, Merikaner 6 9/0 Anleihe 95,20, do. v. 1890 95,20, Dest. 1860er Loose 153,25, Russishe 49/6 Konsols 104,00, do. 49/9 80er Anl. 103,00, do. 4 %/o Rente 66,70, Türken konv. 19,20, do. Loose 98,50, Türkishe Tabak 166,00, Ungarische 4 9/0 Gold-Rente 104,25, do. Kronen - Rente 100,20, Ruff. 34 9% Gosldanleibe 99,80, Chines. 5 9/6 do. 99,75, Bochumer Gußstahl 160, Konsfolidation 232,90, Dannenbaum 104,75, Dortmunder Union 6%/o Stamm-Prioritäten 46,7 5, Gelsenkirhen 170,75, Guano 97,00, Hamburg. Padetfahrt-Akt. 131,75, Harpener 157,75, Hibernia 176,50, Königs- und Laurahütte 152,75, Norddeutscher Lloyd 114,50, Trust Komp. 173,75, Russische Banknoten 216,00, Buenos Aires 31,50, Mexikaner 1893 93,29. Heutiger amtlicher Durchschnittskurs für deutsche Fonds und Cisenbahn-Aktien. Amtlicher Durchschnittskurs vom 20. Di für Oesterrei. Noten, Wechsel pr. Wien u. St. Peteréburg.

Verkehrs-Anstalten.

Aus Anlaß der bevorstehenden militärishen Herbstübungen wird au die Wichtigkeit der Anwendung richtiger und dewtlidiee Noel schriften bei den Manöver-Postsendungen hingewiesen. Zur genauen Aufschrift gehören: Familienname (möglihst auch Vorname, unter Umständen die Ordnungsnummer), Dienstgrad und Truppentheil Regiment, Bataillon, Kompagnie, Etkadron, Batterie, Kolonne u. f. w. und für gewöhnli der ständige Garnisonort, eintretenden- falls mit dem Zusaße „oder nawczusenden“. Die Angabe eines Marschquartiers empfiehlt sch nur dann, wenn dasfelbe genau bekannt und vorauszusehen ist, daß die Sendung so zeitig an dem angegebenen Bestimmungsort eintrifft, um vor dem Weitermarsh in Empfang genommen werden zu können, und daß die Abholung von der Post auch mit Sicherheit zu erwarten steht. Da der Stab des Regiments und die einzelnen Bataillone 2c. ihre Postsachen häufig bei verschiedenen Postanstalten in Empfang nehmen, so ift eine genaue und richtige Aufschrift ebenso bei den an die Herren Offiziere gerihteten Manöver-Postsendungen wie bei den Mannschafts- sendungen unentbehrlih. Durch mangelhafte oder ungenaue An- fertigung der Aufschriften wird die Ueberkunft der Sendungen an die Empfänger oft sehr erheblich verzögert. Zur Vermeidung von Aus- lassungen in der Aufschrift und zur Erhöhung der Deutlichkeit em- L 9 die Verwendung von Briefumshlägen mit entsprehendem

ordruck.

Im weiteren Verlauf der gestrigen ersten Sißung der dies- jährigen Tagung des Vereins deutsher Eisenbahn-Ver- waltungen spra Ober-Finanz-Rath Ledig, Mitglied der General- Direktion der Königlich sächsishen Staatseisenbahnen (Dresden) über den „Einfluß der Eisenbahnen auf Kultur und Volkswirthschaft unter besonderer Berüdcksichtigung der Thätigkeit des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwal- tungen“. Der Vortragende führte etwa Folgendes aus: Ohne unfer Verkehrsmittel würde niemals die Entwickelung der allgemeinen Bildungsverhältnifse diejenigen Fortschritte aufzuweisen haben, auf welhe \ich jeßt unser Zeitalter mit Stolz zu berufen vermag. Die tóglichkeit, aus eigener A fremde Verhältnisse und Einrichtungen kennen zu lernen, die erleihterte An- knüpfung persönlicher Beziehungen mit geistig hervorragenden Menschen, die erhöhte Es der Presse, deren Verbreitung ledigli dur die Eisenbahn ermögliht wurde: alles dies vereinte si, um das eistige Leben mächtig anzuregen und den Entwickelungsgang der Völker f einer Weise zu beschleunigen, die in allen Zeitabschnitten ihres Gleichen fucht. Wenn einst nach Abschluß unseres Jahrhunderts das geschihtlihe Fazit gezogen wird, dann muß anerkannt werden, daß auch in kultureller Detehuug der zweiten Hälste des 19, Jahrhunderts die Krone des Crfolges gebührt. Das Verdienst hierfür kommt aber in erster Linie der Eisenbahn zu; sie war es, welhe dur die Befreiung von der örtlichen Gebundenbeit auch zur Befreiung in geistiger Beziehung

gesteuert haben. “Die 289 Namen gehören vermuthlich eben

mächtig beitrug und hierdurch innerhalb weniger Jahrzehnte Erfolge ermöglichte, welhe die früherer Seite thurmhoch beraaeA,

Und. wie in rein geiltlgér: Olufidét, ss (f ad bee Mi | neueren Verkehrsmittel auf oh Gestaltung S ee E S E ¡nen Lebens ausgeübt haben, ein überaus mächtiger. Der Eisenbahn ist es zu danken, wenn die wirthschaftliche Lage der unteren Volksklassen,

eine reichlichere und woblfeilere Betarfsversorgung er - bessert und hierdurch eine Milderung der s Para e shiede herbeigeführt wird. Der Einfluß des Sn in politisher Hinsicht wird mit Recht dahin präzisiert, daß der ganze Charakter unseres öffentlichen Lebens auf den modernen Verkehrsmitteln beruht, und daß nicht allein die Aufgaben, sondern auch die Macht- mittel des Staats dur die Eisenbahnen, in Verbindung mit dem ver- besserten Nachrichtendienst, wesentiih erweitert worden sind, Es erscheint keineswegs als eine Uebertreibung, wenn von einer Allgegen- wart der staatlihen Zentralgewalt gesprohen wird, die erst dur die Eisenbahn begründet worden sei. In gleiher Weise is die Be- e taung des Volks an der Bearbeitung der Staatsangelegenheiten lediglih dur die modernen Verkehrsmittel ermögliht roorden. Das erhöhte Interesse, welhes in unserer Zeit der Staatsbürger dem politischen Leben zuzuwenden pflegt, kann nur geweckt und unierhalten werden, wenn er jederzeit in der Lage ist, sich entweder dur eigene Anschauung oder dur die Vermittelung der iaresie über den Stand der öffentlihen Angelegenheiten zu unterrihten. Beides wird nur durch die Gisenbahnen möglih gemacht, und zweifellos würde es uns wie eine Rückkehr zum Mittelalter anmuthen, wenn wir heute auf die Errungen- schaften in dieser Nichtung verzichten sollten. Wie der Verkehr von Mensch zu Mensch und von Stamm zu Stzmm erleichtert und eine innigere wurde, so mußten auch die Beziehungen von Volk zu Volk erstarken. Der Eisenbahn ist es zu danken, wenn viele rirklihe oder vermeintlihe Gegensäße zwischen den Nationen ausgeglichen wurden, und wenn engere politishe Beziehungen, welhe zwischen ein- zelnen Staaten hbestanden, imes der vermehrten persönlichen Dfrdrung zu wahrhaften Völkerfreundshaften sich ausbildeten. Ohne unsere Verkehrsmittel hätte chwerlich das auf inniger Inter- essengemeinschaft beruhende Bündniß mit unserem mächtigen Nachbar- staat Desterreih-Ungarn auh in dem Herzen des Volks so tiefe Wurzel fassen können, wie dies thatsählich der Fall ist. Die Eisen- bahn feßte das Volk in die Lage, dasjenige, was dur eine fühl er- wägende Staatékunst geshaffen worden war, mit der eigenen herzlichen Sympathie zu besiegeln und den geschriebenen Verträgen erft hierdurch die rechte und Se Weihe zu geben. Aber nit allein in den friedlihen Beziehungen der Völker maht \sich der große Einfluß des modernen Verkehrswesens geltend, sondern auch in der Kriegführung. Das hervorragendste Berdienst der Eisen- bahnen auf diesem Gebiete liegt zweifellos darin, daß fe, in Ver- bindung mit der unausgesegten Vervollkommnung der Kriegswaffen, zur Abkürzung der modernen Kriege beitcagen. Die gleichzeitige und {nelle Vereinigung großer Truppenmassen auf dem Kriegsshauplag ermögliht und bedingt die Herbeiführung einer {nellen Ent- scheidung. Mögen die Opfer, welhe diese schnelle Ent- scheidung erfordert, noch fo blutig und fo zahlreih sein, so steht doh fo viel fest, daß dadurch die Leiden, welhe der Krieg den betheiligten Staaten auferlegt, wesentlich verringert werden. Zustände, wie sie durch den Dreißigjährigen und Siebenjährigen Krieg herbeigeführt wurden, sind heute kaum mehr denkbar. er wirthshaftlihe Aufs{hwung, den die Eisenbahnen geschaffen haben, ist ein geradezu gewaltiger. Wenn heute ein Mensch zurüdckehrte, der unmittelbar vor der Entstehung der Eisenbahn sein Leben beschloß, er würde nit glauben, dieselbe Welt vorzufinden, und er müßte wenigstens annehmen, daß seit seinem Tode Jahrhunderte vergangen seien, und daß in diesen Jahrhunderten Generationen zusammengewirkt hätten, um die beispiellosen Erfolge auf dem Gebiet des wirtb, schaftlichen Lebens hervorzurufen. Der Redner wies im weiteren Verlauf auf die Verdiensle hin, die der Verein der deutschen Eisenbahn - Verwaltungen \sich um das Eisenbahnwesen erworben abe. Die Schaffung des Uebereinkommens für die gegenseitige Wagenkbenußung sei eine der größten Leistungen, die in der kontinentalen Eisenbahnwirthschaft zu verzeichnen seien. Es wurde dadurch erreicht, daß ein Bestand von mehr als einer halben Million Wagen gewisser- maßen zu einem einheitlihen Betriebsmittelpark verschmolzen, daß der ungehinderte Wagendurchgang von Bahn zu Bahn ermöglicht wurde _ und daß Güterumladungen, welche naturgemäß sowohl die Schnelligkeit als auch die Sicherheit des Transports beeinträhtigen müssen, auf das unbedingt nothwendige Maß beschränkt wurden. „Hoffen wir“, {loß Redner, „daß es noch der jeßigen Eifenbahn-Generation beschieden sein möge, die Reform des Personentarifwesens, welhe {ih für Deutshland immer mehr zu einer wirthschaftlihen und geshäftlihen Nothwendigkeit ausgestaltet hat, durchgeführt zu sehen. Die Vortheile hiervon werden nicht nur dem Publikum zu gute kommen, sondern auch den Eisenbahn-Verwal- tungen, welhe in Frieden mit ihren Verkehréinteressenten zu leben wünschen. Die bedeutende Vermehrung der Zugverbindungen, welche nahezu für das Gesammt-Vereinsgebiet stattgefunden hat, die Er- höhung der Fahrgeshwindigkeit, die insbesondere bei den großen inter- nationalen Verbindungen die hervorragendsten Erfolge ermöglichte, die fortgeseßt erhöhte Rüksichtnahme auf die Gesundheit und Bequemlichkeit der Reisenden während der Fahrt, alles dies sind Fortschritte, auf welhe die moderne Eisenbahnwirthshaft und speziell die Vereins- bahnen mit Recht stolz sein können, und die zweifellos auch vom Pu- blikum in feiner Gesammtheit mit Dank anerkannt werden. Die Wünsche und Anforderungen auf dem Gebiet des öffentlichen Verkehrs- lebens pflegen allerdings so weit voraus zu eilen, daß die Eisenbahn auch mit Dampfkrast nicht nachkommen kann. Troßdem darf die Arbeit, - auf welche die vereinten Eisenbahn-Verwaltungen am heutigen Gedenktage zurüdckblicken, eine gerechte Beurtheilung erwarten. Die ersten 50 Jahre des Eisenbahnbetriebs werden jederzeit für die Entwickelung des allgemeinen Verkehrslebens grundlegend bleiben, und es wird anerkannt werden, daß die heutigen Eisenbahn-Verwaltungen unter dem Schuy erleuchteter Regierungen, unter der Führung des Vereins und unterstüßt von einer Technik, die dem Jahrhundert vorausgeeilt ist, E und Unver- gängliches geleistet haben.“ (Lebhafter Beifall.) Der Vereinstag h ege FO n 5 nen og Ens mit verschiedenen Aende- n des Betriebs-Reglements. 8dann wurde di e: Mittwod vertagt e die BDerhaniung ie heutige Sigung, welcher u. A. der preußishe Minist der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Dari gI Miner Präsident Freiherr von Crailsheim und der würt- tembergishe Minister - Präsident Freiherr von Mittnacht beiwohnten, eröffnete der Präsident, Wirklihe Geheime Ober- Regierungs-Nath Kran old mit der Mittheilung, daß ein Begrüßungs- Telegramm von dem Internationalen Steaßenbabnen-Bertds ein- egangen sei. Der Baudirektor der K. K. priv. Kaiser erdinands - Nordbahn, Regierungs - Rath Art (Wien) sprach alsdann über „Die Entwickelung des Gleisbaues im Vereinsgebiet“. Der Redner, eine Autorität auf diesem Gebiete, wies in längerem Vortrage darauf hin, daß es der Thätigkeit des Vereins zu danken sei, daß man von Holzschienen zu Cisenschienen und von diesen zu Stahlschienen übergegangen fei. Anfäng- lih hâtten die Eisenschienen nur einen \ählernen Oberbau gehabt ; d das Bessemer Verfahren sei jedoch der Stahl billiger geworden, und infolge- dessen sei das Stahlschienensystem fast überall durchgeführt. Auch die Einführung der Vignoleéschienen sei dem Verein zu verdanken. Ebenso sei es ein Verdienst des Vereins, daß der cene Oberbau aus dem Stadium des Versuchs, in dem er f lange Zeit befunden, herausgekommen und bereits n urhgeführt fei. Der Redner empfahl \{chließlich das Zusammenwirken der Bau-, Maschinen- und Betriebstehniker, um einen Eisenbahn-Oberbau herzustellen, der auch den verbesserten Lokomotiven u. \. w. dauernd Stand halte; dies sei {hon aus wirthshaftlihen Gründen empfehlenswerth. Hierauf wurde ein Preisaus\huß gebildet, in den folgende Herren gewählt wurden: Hauptmann a. D. Grünebaum L aher Eisenbahn), Ober - Finanz - Rath Ledig (Sächsische äsfident Thoms

taatseifenbahnen), Eisenbahn - Direktions - (Danzig), Eisenbahn s: Direktions - Präsident Paisiben (Efsen an

einmal. durch Darbietung vermehrter Arbeitsgelegenheit, sodann dur |

E

n # G E TER S i STEZ As Ce

Ferrer hai

EEORRT r E

e T

E E E R E E r e E L E E E: E E T E Ls E ata I I I SE s R I S O Es Ee L AERIIRE A? E R _ a n Rer “renen C rer Meg arer R DE. ÉraS aim h L Er Bai T E

w - -