1896 / 188 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 Aug 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Halbjahr vom

Zinsen des vorbenannten Anleihescheins für das M M, Q Vei

bis der Stadtkasse zu Flensburg. Flensbura, den Der Magistrat. Das Stadtverordneten-Kollegium. (Unterschriften.)

Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nah dem Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.

Anmerkung. Die Namensunterschriften können mit Lettern oder Bm esempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenhändigen Unterschrift eines Kontrolbeamten versehen sein.

Regierungsbezirk Schleswig.

Buch-

Provinz Schleswig- olstein.

nw .uUn g ¿um Anleihescheine der Stadt Flensburg, Ill. Ge «Me, se, UDET

Ausgabe, Mark

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Nückgabe zu dem obigen Anleibescheine die . . . Reihe von Zinsscheinen für die zehn Jahre von bis bei der Stadtkasse zu Flensburg, sofern niht rehtzeitig von dem als solchen sich ausweifenden Inhaber des Anleihesheins dagegen Widerspruch erhoben wird.

Flensburg, den i

Der Magistrat. Das Stadtverordneten-Kollegium. (Unterschriften.)

Anmerkung. Die Namensunterschriften können mit Lettern oder Faksimilestempeln gedruckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Unterschrift eines Kontrolbeamten versehen sein.

Die Anweisung ist zum Untershied auf der ganzen Blattbreite unter den beiden leßten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nastehender Art abzudrucken :

. « . ter Zinsschein. | . . «ter Zinsschein,

Anweisung.

Angekommen:

Seine Excellenz der General-Lieutenant Freiherr von Falkenhausen, Direktor des Allgemeinen Kriegs-Departe- ments im Kriegs-Ministerium.

Abgereist:

Seine Excellenz der kommandierende Admiral, Admiral Ln Knorr, zu den Herbstübungen der Flotte nah Wilhelms- aven ;

der Vize-Präsident der Königlichen Ober-Rehnungskammer Graf von der Golß, nach Westerland auf Sylt;

der Direktor im Reichs-Justizamt Gutbrod.

Nichtamtsitßes.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 8. August.

__ Ueber die gestern zu Ehren Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin und Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich als Vertreters Seiner Majestät des Kaisers und Königs von der Stadt Wesel veranstalteten Festlichkeiten entnehmen wir den Be- rihten des „W. T. B.“ weiter Folgendes :

Nach dem Einweihungs-Gottesdienst in der Willibrordi- Kirche, an den sih ein Rundgang unter Führung der Geist- lihkeit anshloß, wurden Jhre Majestät die Kaiserin und Königin und Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von den Spißen der städtishen Behörden zuerst in den kleinen Rathhaussaal geleitet, wo Allerhöchstdieselben die Gemälde der u rien besichtigten, und sodann in den großen

athhaussaal, wo die Chrengäste sih versammelt hatten. Der Ober - Bürgermeister Dr. Fluthgraf hielt hierauf folgende Ansprache:

„_ Allerdurhlauctigste, Großmächtigste Kaiserin und Königin! Aller- gnädigste Kaiserin, Königin und Frau! Durchlauchtigster Prinz ! Gnâädigster Prinz und Herr! Als berufener Vertreter der Stadt Wesel habe ih die hohe Ehre, Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät und Curer Königlichen Hoheit als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers und Königs der Dolmetsch des allerunterthänigsten Dankes zu sein für die Gnade, daß Eure Majestät und Eure Königliche Hoheit E in unsere altpreußishe, allzeit getreue Stadt “hren Einzug gehalten.

__ Zugleich mit dem Ausdruck des Dankes für diese Gnade, welche niht bloß die Bürgerschaft unserer Stadt, sondern auch in weitem Umkreise die Bewohner des ganzen Niederrheins zu jubelnder Be- geisterung entflammt hat, bringe ih dar im Namen der Stadt ehr- furchtsvollst Eurer Majestät wie auch dem Durhhlauchtigsten Herrn Vertreter Seiner Majestät des Kaisers und Königs den herzli sten, E Willkommengruß.

8 ift altangestammter preußischer Boden, den Eure Majestät und Eure Königliche Hoheit heute betreten haben: cs find durh Intelligenz und Ünternehmungsgeist, E und Verkehr, Industrie, Kunst und Wissenschaft in hohem Maße blühende rheinishe Lande, die sih mit freudigem Stolze einer mehrhundertjährigen Zugehörigkeit zum preußishen Staate rühmen, Lande, die auf eine fast 2000-jährige Geschichte Moa igs als deren Denkmäler so manches chrwürdige Bauwerk, fo mancher zum Himmel ragende Dom eine beredte Sprate führt. Indem ich aber die Ehre habe, Eure Majestät und Eure Köni liche Pen auf sol historisch bedeutsamem Boden auf das Herzlichste zu

egrüßen, möge mir Allergnädigst gestattet sein, es auszusprechen, daß die Stadt Wesel, wie thren früheren Fürsten und Herren, den Herzogen von Kleve, so auch deren Nachfolgern, den Kurfürsten und Königen aus dem Hohenzollernhause allzeit unentwegt in unershütter- licher Liebe und Treue zugethan gewesen is. Fest wie der Fels im Meer steht seit des Kurfürsten Johann Sigismund Zeiten die Stadt Wesel zum brandenburzis{h-preußishen Herrsherhause: in guten wie in s{limmen Zeiten hat sie treu zur \{chwarz-weißen Fahne gehalten, in den Tagen des Glückes dankbaren Sinnes zum preußishen Throne aufgeschaut, in den Tagen des Un- S, der Noth und der Drangsal von vemsälben Throne hatkräftige Hilfe erhofft und gefunden. Was , im leßten Jahr- zehnt aber die Gemüther der Bürger unserer Stadt bewegte, das Gefühl er Dankbarkeit für die ihr bei der Wiederherstellung der Willibrordi-Kirche von neuem bewiesene Königliche Huld, dies zu bezeugen, findet die Vesalia hospitalis heute und in diesem altehr- würdigen N von Herzen ersehnte Gelegenheit. Mit welchem Rechte Wesel diesen Ehrennamen führt, zeigen sihtbar die beiden Pokale, welche diese Tafel \{chmücken, berühmte Meisterwerke

Rheinprovinz einen Ghrentrunk zu thun geruhte. kennenden Zeichen der Dankbarkeit für

Gotteshauses ermögliht und gefördert hat, dankerfüllt

und Eure Königliche Hoheit, in Gnaden geruhen zu wollen, in Huld und Gunft aus diesen Bechern zu kosten von dem herrlichsten Er- zeugniß der rebenumkränzten, sagenumwobenen Berge des hönsten Stromes unseres deutschen V

fonnigen Höhen der fröhlihen Rheinlande.

Ober-Bürgermeister sodann den Allerhöchsten Herrschaften die Pokale zum Ehrentrunk.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich erwiderte auf die Ansprache etwa Folgendes :

Als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers fühle er ih ver- pflichtet, für die dargebrahten Ovationen zu danken. Der Empfang und die Einweihung am Vormittag seien ein gutes Zeichen treuer Gesinnung gegen den Thron und ein Beweis der Gottesfurht. Seine Majestät der Kaiser werde aus beredterem Munde als dem scinen, von Ihrer Majestät der Kaiserin, die gewonnenen unvergeßlichen Ein- drücke und das hier Gesehene erfahren. Er danke und trinke in Seiner Majestät des Kaisers Namen auf das Wohl Wesels.

Der Ober-Bürgermeister Dr. Fluthgraf brachte alsdann ein Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und Jhre Majestät die Kaiserin aus, in welches die Anwesenden begeistert ein- stimmten.

Bald darauf begaben Sich die Kaiserin und der Prinz Heinrich zur Weiterreise nah dem Landungsplaß der Rhein- dampfer. Auf der Fahrt dorthin wurden Jhre Majestät von endlosen Hurrahrufen der Bevölkerung begleitet. Allerhöchst- dieselbe ließen Sich vor der Abfahrt noch einige Vertreter der Stadt vorstellen und begrüßten mit huldvollen Worten die am Landungsplaß versammelte Generalität. Unter dem Salut der Geschüße erfolgte sodann die Abreise mittels Dampfers nah Ruhrort.

Aus Ruhrort berichtet „W. T. B.“: Die Landung Jhrer Majestät der Kaiserin und Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich erfolgte gestern Nachmitta gegen 21/2 Uhr im Hafen am Eisenbahnbassin. Der Landrat

ammacher und der Bürgermeister Bemme empfingen daselbst die Allerhöhsten Herrschaften, welche auf der Fahrt durch die prächtig geschmüdckte Feststraße nach dem Denkmalsplaÿ von der zahlreihen Volksmenge mit be- geistertem Jubel begrüßt wurden. Die Ehrenpforte, welche er Wagenzug passierte, stellte eine Nachbildung der Burg Adolf's 11. von Kleve dar. Bei der Ankunft am Denkmal für den Hochseligen Kaiser Wilhelm T. wurde Jhrer Majestät ein Blumenstrauß überreiht, worauf die Vorstellung der Vertreter der Stadt und des Denkmals-Comités er- folgte. Alsdann begann die Enthüllungsfeier mit einleitenden Gesangsvorträgen, nah welchen Amtsgerichts-Nath Carp die Festrede hielt. Auf ein Zeihen Seiner Königlichen O des Prinzen Heinrich fiel unter den begeisterten Ho )rufen des Publikums und dem Geläut der Glöcken die Hülle, welche die Sculpturen des stattlihen Obelisken verdeckt hatte. Nah abermaligem festlihen Gesang hielt der Bürgermeister eine Ansprache, welhe mit einem Hoch auf Jhre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin \chloß, während die Musik die Hymne „Heil Dir im Siegerkranz“ intonierte. Nach Darbietung eines Ehrentrunks erfolgte die Besichtigung des Denkmals und sodann eine Dampferfahrt durch den Außenhafen, den Süd-, den Nord- und den Kaiser-Hafen. Beim Auslaufen aus dem Hafen gaben alle Schiffe, welche festlih geflaggt in Parade auf dem Rhein Aen aren, Salut ab. Jhre Majestät die Kaiserin und Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich wurden von der dichtgedrängten Menge und ebenso während der Dampferfahrt von den Schiffen aus enthusiastisch begrüßt. Abends um 61/2 Uhr erfolgte unter begeisterten Kundgebungen der Be- völkerung die Abfahrt nah Essen.

Dort trafen Ahre Majestät die Kaiserin und Seine König- lihe Hoheit der Prinz Heinrih, dem „W. T. B.“ zufolge, Dans 6 Uhr 50 Minuten ein und wurden auf dem prächtig dekorierten Bahnhof von dem Geheimen Kom- merzien - Rath Krupp und Gemahlin sowie von dem Staatssekretär des Reichs - Marineamts, Admiral Lun und dem Kapitän zur See Sack empfangen.

ie Kapelle des 8. Pionier-Bataillons aus Deußz spielte die Nationalhymne und das Preupenlied, während die um- liegenden Höhen von Böllerschüssen Aae S Nach der Begrüßung fuhren Jhre Majestät die Kaiserin mit Frau Ge- heimrath Krupp, Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich mit dem Geheimen Kommerzien-Nath Krupp nach der Villa Hügel, auf deren Zinne die Standarte der Kaiserin emporstieg. Bei der Abendtafel, bei welcher 27 Gedecke aufgelegt waren, saß zur Rechten Jhrer Majestät der Kaiserin der Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen, zur Linken der Geheime Kommerzien-Rath Krupp ; gegenüber Jhrer Majestät saß Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich, zur Rechten Frau Geheim- rath Krupp, zur Linken Freifrau von Ende.

Zm Monat Juli d. J. haben 2047 Schiffe mit einem Netto-Raumgehalt von 169 085 Reg.-Tonnen den Kaiser Wilhelm-Kanal benußzt und an Gebühren zusammen 93 313 M entrichtet.

Der Königliche Gesandte in Stuttgart, Wirkliche Geheime Rath von Holleben hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fun-

rheinisher Goldshmiedekunst, Andenken, welche der Stadt Wesel vor mehr denn 300 Jahren von flüchtigen, um ihres Bekenntnisses

T der etatsmäßige Legations-Sekretär der Königlichen Ge- andtschaft Freiherr von Wangenheim als Geschäftsträger.

willen Schuß suchenden Niederländern und Wallonen nach einer den- selben gewährten elfjährigen Gastfreundshaft aus Dankbarkeit ge- stiftet rwourden, Pokale, von denen der eine noch einen erhöhten Werth dadur besißt, daß, wie das an demselben befestigte Erinnerungs- zeichen den fernsten Geshlechtern bekunden soll, Seiner Majestät des Kaisers und Königs Allerdurhlauhtigster Herr ‘Großvater bei fest- eei Gelegenheit in Köln aus demselben auf die Metropole der

Heute ist es der Stadt Wesel Penn, diese Becher, die be-

d angjährige Gastfreundschaft, Gurer Majestät und Eurer Königlichen Hoheit kredenzen zu dürfen, dankerfüllt gegen Seine Majestät den Kaiser, den thatkräftigen, rast- losen Friedensfürsten, der in tiefer Gottesfurht und in hohem Kunst- sinn die Wiederherstellung des soeben neu eingeweihten hehren nit minder gegen Ihre Majestät die Kaiserin, die allverehrte Landes- mutter, die Beshüßerin der Shwachen und Hilfébedürftigen, die Wohlthäterin der Armen und Nothleidenden, die Trösterin der Un- glüdlihen und Elenden. Indem ih zugleich im Namen der Stadt Wesel Eurer Majestät und Eurer Königlichen Hoheit als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers und Königs heute das Gelöbniß un- verbrüchlicher, felsenfester Treue, wie in den verflossenen Jahrhunderten, so au für alle Zukunft hiermit erneuere, bitte ih Eure Majestät

aterlandes, dem funkelnden Golde der

Unter Assistenz des Ersten Beigeordneten überreichte der

Der Präsident der Preußischen Zentral-Genossenschaftskasse eie von Huene ist mit mehrwöchhigem Urlaub nah lesien abgereist.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober-Kommand der Marine ist S. M. S. _„Jrene“, Kommandant Korvetten- Kapitän Du Bois, am 7. August in Chefoo angekommen.

Schwarzburg-Sondershausen.

Seine Durchlaucht der Für st beging gestern in Sonders- hausen unter freudiger Antheilnahme der Bevölkerung die Feier seines Geburtstags. Jn der Residenzstadt wurde die Feier dur Zapfenstreih am Vorabend, RNeveille und Fest- geläut eingeleitet. Vormittags fanden Festgottesdienste und in den Schulen Festakte statt. Ueberall erflang Musik, und wehende Fahnen verliehen der Stadt ein festliches Gepräge.

Der Landtag begann vorgestern die Berathung des Ent- wurfs eines Geseßzes, betreffend das Vereins- und Versamm- lungswesen, durh welhes das Verbot der Verbindung politisher Vereine unter einander aufgehoben wird. S 1 des Entwurfs wurde bei der Einzelberathung einstimmig an- genommen.

Oesterreich-Ungarn.

Der Fürst von Bulgarien ist vorgestern Abend von Ebenthal nah Sofia abgereist. gel x

Großbritannien und Frland.

Bei der gestern im Oberhause fortgeseßten Einzelberathun der irishenBodengeseßnovelle wurden die Artikel 8 bis 39 zum theil mit den von der Regierung zugestandenen Abände- rungen, angenommen. Ein zum Artikel 33 gestellter Unter- antrag Belmore’s, den die Negierung bekämpft hatte, wurde mit 59 gegen 44 Stimmen abgelehnt. Dagegen nahm das Haus mit 61 gegen 46 Stimmen no ein von der Regierung bekämpftes Amendement zu Artikel 39 der Novelle an. Damit war die Einzelberathung beendet.

Dem „Reuter hen Bureau“ zufolge verlautet, daß die von der Mehrheit der Pairs gegen die irische Bodengesehÿ- novelle bethätigte Opposition beseitigt worden sei, nachdem Lord Salisbury den auf der Seite der Regierungen stehenden Lords vertrauliche Mittheilung davon gemacht habe, daß, wenn noch irgend ein wichtiges Amendement troß der Bekämpfung seitens der Regierung im Oberhause angenommen würde, das Kabinet sich verpflichtet sähe, seine Lage zu prüfen.

Jm Unterhause hat die Regierung, wie die „Daily News“ melden, die Einbringung des Antrags angetündigt, Labouchère aus der Liste der Mitglieder der parlamentari- hen Kommission zur Untersuhung von Jameson's Einfall zu streichen. Gaboudre war als Mitglied von der Opposition vorgeschlagen; aber auf Grund der wiederholten persönlichen Angriffe Labouchère's gegen Rhodes war hiergegen Einspruch erhoben worden.

Auf einem Bankett, welches die am Handel mit China betheiligten Kaufleute zu Ehren des Vize-Königs Li-Hung- Chang gestern Abend in London veranstalteten, erklärte der- selbe in Erwiderung auf einen ihm dargebrachten Toast : Die Schwierigkeiten zwishen England und China seien aus einem Mißverständniß entstanden ; allein England sei gegen China freundlih gesinnt und habe dessen Vertrauen und Achtung gewonnen. Es seien zwar noch einige Punkte zurückgeblieben, welche behufs Herstellung eines völligen Ein- vernehmens zu erledigen seien, aber er habe die feste Hoffnung, daß sein gegenwärtiger Besuh manches Hinderniß zur gänz- lichen Eintracht zwishen England und China aus dem Wege schaffen werde. Seit er in England weile, halte er seine Augen für vieles offen, und er hoffe, daß sih die Enaländer auch ihrerseits für die Beziehungen zu China interessieren würden. Der Friede sei Chinas schnlihster Wunsch, und der Handel sci der gemeinsame Boden, auf welchem die Interessen Englands und Chinas neben einander hergehen könnten. China werde gern bereit sein, auf die Hilfe der Handelsmächte zu rechnen, falls seine Unabhängigkeit jemals bedroht sein sollte.

Frankreich.

__ Der Präsident Fa ure nahm gestern Vormittag in Brest, wie „W. T. B.“ berichtet, eine Besichtigung der bout garni- sonierenden Truppen vor, begab sih sodann zu dem von der Handelskammer gegebenen Frühstück und schiffe sich Nach- mittags zur Flottenrevue ein.

er frühere Finanz-Minister Caillaux, Präsident der Eisenbahn-Gesellschaft Paris-Lyon-Méditerranée, ist gestorben.

Ftalien.

Der italienische Botschafter in Berlin Graf Lanza ist in Rom angekommen, um, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, dem Minister-Präsidenten di Rudini und dem Minister des Auswärtigen Visconti-Venosta einen Besu abzustatten. Der Botschafter gedenke zwei bis drei Tage in Rom zu verweilen und werde si baun nah Piemont zurückbegeben, um dort seinen Urlaub zu verbringen.

Spanien. Bei der Berathung des Budgets in der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer erklärte Moret, die Finanzprojekte der Regierung seien gefahrvoll; er glaube, die Umwandlung der r A Schuld durch eine Kreditoperation sei vor- zuziehen. Der Minister-Präsident Canovas erwiderte, dem „W. T. B.“ zufolge, die Regierung habe lediglih den Wunsch, das Nothwendige angesihts des Krieges auf Cuba zu thun. Der Krieg erstrecke sich über die ganze Insel; der Wohlstand des Landes sei zerstört. Cuba könne zur Zeit ay zu den Kriegskosten beisteuern, Spanien müsse die Mittel hergeben. Daher reihe das ordentlihe Budget niht aus, und man müsse zu außerordentlichen Mitteln greifen. Canovas fügte hinzu, er könne sich niht mit den Mitteln zufrieden erklären, welhe die Minorität ihm be- willigen wolle. Silvela, der Führer der konservativen Dissi- denten, une das Gefahrvolle der Lage auseinander, da ges ie s{hlechte Ernte die Frage der Aufrechterhaltung er öffentlihen Ordnung in den Vordergrund treten lasse und die Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten für Spanien unheilvoll werden könne. Er forderte Canovas A auf, auf die Bewilligungen der Kammer, welche die Minorität

für shädlich halte, zu verzihten, und befragte die Ung über das Ende des Krieges. Canovas antwortete, es sei sicher,

daß die Jusurgenten die spanishe Armee nie bésiegen würden; aber wenn, was er nicht glaube, das spanische Volk des Krieges müde sei, dann würde er (Canovas) für immer sich aus dem öffentlichen Leben zurücziehen. (Beifall.) Zum Schluß bemerkte Canovas, er sei niht gegen cinen Ausgleich mit der Minorität, vorausgeseßt, daß ihm die nöthigen Mittel zur Fortseßun des Krieges bewilligt würden ; denn Spanien müsse alle Hilfsquellen erschöpfen, um seine Oberherrschast über Cuba aufrecht zu erhalten.

Türkei.

Der Sultan empfing gestern, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, den französishen Botschafter Cambon und den japanischen Minister für Post- und Telegraphenwesen in Audienz. Cambon wird am Montag seinen Urlaub antreten. E :

Angesichts der gegenwärtig für die Wahl eines Stellver- treters des Patriarchen ungünstigen Verhältnisse im armenischen Patriarhat ernannte die Pforte neue Mitglieder des gemischten Raths, welche die Wahl heute vornehmen werden.

Auf den Rath ausländischer Offiziere hat der Kriegs- Minister die Bildung von Gendarmerie-Bataillonen zu je 1000 Mann beantragt, zu denen nur ausgesuchte Mann- schaften aus den Vilajets von Monastir, Saloniki und Kossovo herangezogen werden sollen. Dieselben sollen zu Streif- fommandos verwendet werden. Der Antrag des Kriegs- Ministers wurde genehmigt und wird umgehend aus- geführt werden. Durh Verstärkungen aus dem Norden und durch Mobilmachungen wurden die Truppen in dem gefährdeten Gebiet von Argyronastra, Mo- nastir und Saloniki bis zur griehishen Grenze auf 90 Linien-Bataillone, 10 Redif-Bataillone, 27 Batterien und 9 Schwadronen erhöht. Diese Truppen werden für genügend erachtet, um den Umtrieben von Banden entgegenzutreten, auch wenn sie größeren Umfang annehmen sollten. Zum Kommandanten der Truppen, welche zur Bekämpfung der Banden in Macedonien bestimmt sind, wurde der Brigade- General Js mail ernannt. Ï :

Das in Athen erscheinende Blatt „Asty“ erfährt, in Janina sei eine ernstlihe Meuterei ausgebrohen. Zwei Resei ve-Regimenter hätten sih geweigert, nah Macedonien zu marschieren. Die meuternden Truppen würden von der übrigen Garnison in ihren Kasernen eingeschlossen gehalten. Mehrere Offiziere und Soldaten seien verhaftet worden. Der Gouverneur habe strengen Befehl zur Unterdrückung des Auf- ruhrs gegeben. Bei Silos joll ein neuer Zujammen- stoß türkisher Truppen mit einer griehischen Bande stattgefunden haben, wobei die lehtere 8 Todte verlor und viele Verwundete habe. Nach einer Meldung der „Times“ aus Athen wurde ein Haufe von 22 griechischen Aufrührern von einem türkishen Bataillon in der Nähe von Karatasi am Dienstag aufgerieben; 18 Mann wurden getödtet, vier gefangen genommen. Die Türken hatten s{hwere Verluste.

Die Nachrichten über Unruhen in Canea werden bestätigt. Die Zahl der dabei ums Leben Gekommenen ist noh nicht bekannt. Während der Kämpfe wurden mehrere Türken von Christen, die ihre Häuser vertheidigten, getödtet. Die Mohamedaner verlangen die „Absezung der Regierungs- behörde wegen ihrer Haltung während der Unruhen. |

Die Führer der aufständishen Drusen boten Tahir Pascha ihre Unterwerfung an, worauf dieser die Auslieferung der Waffen bis zum heutigen Tage verlangte.

Bulgarien.

Bezüglich der jüngsten Vorfälle an der bulgarisc- türkishen Grenze theilt die „Agence balcanique“ mit: Die bulgarische Regierung habe in den leßten Tagen cine Note von der türkischen Regierung erhalten, welche besage, daß die Konzentrierung von Truppen an der Grenze zum Schuß der Grenzbevölkerung gegen Einfälle von Räuberbanden, die augenblicklih in der Bildung begriffen seien, [tattge- funden habe. Die Note füge hinzu, daß die Offiziere die Grenze niht genau kennten, da die Truppen häufig wechselten. Auf bulgarischer Scite werde dieser nicht zufrieden- stellenden Erklärung die Thatsache entgegengestellt, daß Bul- garien seit ziemlih langer Zeit bei der ottomanischen Regie- rung auf Herbeiführung ciner Verständigung über eine defini- ive Bestimmung der Grenze und die Feststellung einer Demar- kationslinie dringe. ; ;

Die „Agence balcanique“ lenkt ferner die Aufmerksamkeit auf einen Artikel des „Mir“, welcher gegen die Haltung russischer Blätter gegenüber Bulgarien polemisiert und erklärt, Bulgarien könne sih über das offizielle Rußland nicht be- klagen, wohl aber über das nichtoffizielle, welches sich in die bulgarishen Angelegenheiten einmishe und besondere Ga- rantien, insbesondere in der Frage der emigrierten Offiziere, i u obgleih der Zar Bulgarien bedingungslos verziehen abe, i

Amerika.

Die „Frankf. Ztg.“ meldet aus New-York, daß bei der Konferenz der Golddemokraten in Jndianopolis 31 Staaten vertreten seien. Die Einberufung einer neuen National-Kon- vention und Aufstellung eines dritten Präsidentschasts-Kandi- daten sei zweifellos. i

Aus Brasilien wird berichtet, die Regierung habe offiziell ihre Gesandtschaften davon in Kenntniß geseßt, daß Großbritannien die Souveränetät Brasiliens über die Jnsel Trinidad anerkannt habe.

Afrika.

Aus Prätoria berichtet „W. T. B.“, der erste Volks- raad habe eine Geseßesvorlage angenommen, durh welche der Verkauf von Branntwein an die Eingeborenen untersagt wird.

Nr. 32 der „Ver öffentlihungendes Katiserlihen Gesun d- heitsamts“ vom 5. August hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Sterbefälle im Juni. Zeit- weilige Maßregeln gegen Cholera 2c. Desgl. gegen Gelbfieber. Gesetzgebung u. f w. (Mecklenburg-Streliß). Fremdländische Arbeiter. (Oesterreich). Cholera. (Böhmen). Handels\{hweine. Gang der Thierseuchen in der Präsidentshaft Bombay, 1894/95. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preuß. Reg.-Bezirk Düssel- dorf, Oldenburg, Bremen, Oesterrei, Schweiz, Niederlande, Dänemark). Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen U, 08; Persammlung deutsher Naturforsher und Aerzte. (Großbritannien). Bierverfälschung. Vermischtes. (Deutsches Reich). Anstalten zur technishen Untersuchung von Nahrungs- und Genuß- mitteln. (Preußen. Berlin.) Erste Hilfe bei Unglüdsfällen. Ansteckende Krankheiten. Geschenkliste. Monatstabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern,

Junt, Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Otten mit 40 000 und mehr Ein- wohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkran- kungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Beilage: Gerichtliche Entscheidungen zum Nahrungsmittelgeseß (Butter, Kunstbutter, Fett).

Entscheidungen des Reichsgerichts.

„Die Restitution binnen vier Jahren“ des § 937 des preußischen Allgemeinen Landrechts 1 9 („Wird die Verjährung während der Minderjährigkeit vollendet, so kommt dem Minderjährigen die Wiedereinsezung in den vortgen Stand binnen vier Jahren nah aufgehobener Vormundschaft zu statten“) findet, na einem Urtheil des Reichsgerichts, VI. Zivilsenats, vom 4. Juni 1896, auch bei den im Allgemeinen Landrecht enthaltenen kürzeren Verjährungs- fristen Anwendung. „Es mag zunächst bemerkt werden, daß man fich für die Unzulässigkeit der Restitution bei den Verjährungsfristen unter vier Jahren keineêwegs auf den Gesezrevisor und auf Bornemann berufen darf. Beide machen zwar auf die erwähnte Anomalie auf- merksam, knüpfen jedoch daran nur den Vorschlag einer Gesetzes- änderung, nehmen also an, daß das Gese, wie es vorliegt, au bei fürzeren Verjährungsfristen Anwendung findet. Derselben Meinung is Noch, wenn er sagt, daß nach dem Wortsinn die Restitution auch gegen kürzere Verjährungsfristen stattfinde, Das Ober - Tribunal hat allerdings unter Billigung mancher Nechtslehrer die Unzulässigkeit der Restitution bei kürzeren Verjährungsfristen allgemein angenommen nihcht etwa bloß bei der Verjährung aus dem Geseh vom 831. März 1838, welches in dieser Beziehung, wie auch andere spätere Gesetze, für die dadur eingeführten kurzen Verjährungsfristen die Absicht der Ausschließung der Restitution erkennen lassen mag, sondern auch für die im Geseßbuch selbst enthaltenen kurzen Verjährungsfriften. Das Gesey nimmt indessen in den §8 531, 537 des Allg. L.-N. 19 die kürzeren Verjährungen nit aus . . ." (40/96.)

Der § 535 des Preuß. Allg. Landrechts 1 9, wonach die Verjährung durch Nichtgebrauh gegen Unmündige und Minderjährige während der Minderjährigkeit niht anfangen kann, bezieht sich, nah einem Urtheil des Reichsgerihts, VI. Zivilsenats, vom 4. Juni 1896, nicht auf Unmündige und Buren igs in väterlicher Gewalt, wenn es sich um ein von dem Vater als \folen wahrzunehmendes Interesse des Kindes handelt. Stirbt der Vater vor dem Ablauf der Verjährung, so wird zwar dadur niht der Fortlauf der Verjährung gehemmt, wohl aber fommt dem Minderjährigen, wenn die Verjährung während der Minderjährigkeit vollendet wird, gemäß § 537 a. a. O. die Wieder- einseßung in den vorigen Stand binnen vier Jahren nah aufgehobener Vormundschaft zu statten. „Die §§ 535 bis 537 a. a. D. ergaben, daß das Geseß die Minderjährigkeit des bevor- mundeten oder zu bevormundenden Shutzbefohlenen als ein Hinder- niß für die Verjährung durch Nichtgebrauch ansieht, das gleich anderen Verjährungshindernissen zwar den Fortlauf der bereits be- gonnenen Verjährung nicht hemmt 530 a. a. O.), aber, ebenso wie diese 531), den Antrag auf Nestitation begründet, wenn die Verjährungsfrist vor Hebung des Hindernisses abgelaufen ist. Hörte die väterlihe Gewalt vor Vollendung der Verjährung während der Minderjährigkeit des Klägers auf, so trat damit das Verjährungs- hinderniß ein. Das Hinderniß konnte den Fortlauf der Verjährung nicht hemmen, begründet aber die Restitution. Es erhellt daraus, daß hinsihtlih der Frage, ob die Restitution zugelassen sei, auf den Zeitpunkt des Ablaufs der Verjährung zu sehen ist. War in diesem Zeitpunkt das Hinderniß niht vorhanden war also damals der Berechtigte minderjährig und bevormundet oder zu bev-rmunden —, so findet die Nestitution statt..." (40/96.)

Stellt fich eine vom Lehrherxr n dem Lehrling zugefügte Mißhan dlung als eine Ueberschreitung der Grenzen des dem Lehr- herrn zustehenden Rechts der väterlihen Zucht 127 der Gewerbe- ordnung) dar, so liegt, nah einem Urtheil des Neichsgerichts, VI. Zivil- senats, vom 4. Juni 1896, in dem Mißbrauch jenes Nechts eine Berleßung der aus dem Lehrvertrag entspringenden Pflichten des Lehrherrn, und es findet alsdann die kurze Ver- jährung aus § 54 des Preuß. Allg. Landrechts, Th. 1 Tit. 6 („Wer einen außerhalb des Falles eines Kontraïtes erlittenen Schaden innerhalb dreier Jahre, nahdem das Dasein und der Ur- heber desfelben zu seiner Wissenschaft gelangt sind, l Mp einzu- flagen vernachlässigt, der hat sein Recht verloren“), keine An- wendung. (40/96.)

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

Auf dem Gebiet des Gemeindeabgabenwesens sind, nah einem Urtheil des Ober-Verwaltungs8gerihts, 11. Senats, vom 15. April 1896, Feststellungsklagen im Verwaltungs- streitverfahren unzulässig. „Des von dem Kläger vermißten ausdrücklichen Verbots bedarf es in dieser Hinsicht nicht, da umgekehrt die Zulässigkeit des Verwoaltungsstreitverfahrens von einer ausdrück- lihen Gesetzesvorschrift abhängig ist 7 des Landesverwaltungs- Geseßzes), die in ten §§ 18 und 34 des Zuständigkeits. Gesetzes erfolgte Eröffnung jenes Verfahrens aber auf Feststellungsklagen si nicht erstreckt, sondern nur das Gebiet des ehemals zulässigen Rekurses umfaßt.“ (IT. 765.)

Mag eine geschlosseneGesellschaft nach ihrem Vereins- statut nur dur ein sehr loses Band zusammengehalten werden und es deshalb, sowie wegen der großen Mitgliederzahl an näheren wechselseitigen persönlichen Beziehungen zwischen den Mit- liedern fehlen, so bleibt diese Gesellschaft, nach einem Urtheil des Ober-Vétivaltüngsaericts, IIT. Senats, vom 30. April 1896, troßdem doch ein Verein im Sinne des preußischen Rechts. Verabfolgt der Verein \tatutarish Speisen und Getränke im Vereinslokal ausschließlich an Mitglieder, so kann die Polizeibehörde diesen Betrieh wegen Völlerei inner- halb des Vereins oder wegen Ueberschreitung der Polizeistunde oder wegen Belästigung der Nachbarschaft u. dgl. nit hindern. „Das Vorgehen der Fo Mera A zu D. läßt ih nicht {hon auf eine Völlerei innerhalb der Gefellshaft und deren Förderung dur die Bildung der Gesellschaft, die Ueberschreitung der Polizeistunde, die Belästigung der Nachbarschaft u. dgl. stügen,_ fondern würde nur be-

ründet sein, wenn entweder bloß des Scheines halber eine Bereinsbildun mit einem vorgeschobenen Organ stattgefunden hätte, oder troß Ecnstlichkeit der Vereinsbildung eine gewerbsmäßige Verabfolgung von Speisen und Getränken im Vereinslokal vom Verein an Nichtmitglieder oder vom Kastellan in eigenem Namen und für eigene Nechnung, nicht im Namen und für Rehnung des Vereins, an Mitglieder oder Nichtmitglieder geshehen, also vom Verein oder vom Kastellan ohne die erforderliße Konzession Schank- wirthschaft betrieben worden wäre. Diese Vorausseßungen sind nicht erwiesen; sie folgen namentli noch nicht aus der lockeren E B p des Vereins und der Leichtigkeit, mit der die Mitgliedschaft erlangt WELDEN Lune L O2)

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Lüdenscheid wird der „Rhein.-Westf. Ztg.“ geschrieben : Die bei der Firma Jäger und Fischer aNEeroG ene Lohnstreitig- keiten (vgl. Nr. 184 d. Bl.) sind wieder beigelegt. Nachdem der Vor- stand des Polierervereins persönli mit der Firma Unterhandlung ge- pflogen hat und leptere das Fortbestehen der bisherigen Löhne zuge- sichert hat, haben sämmtliche Polierer, bis auf einen, die Kündigung zurückgezogen.

In Augsburg hatten die Brauergehilfen an die Arbeit- geber neue Forderungen in A auf die Lohnsäße, die Arbeitszeit 2c. estellt. Wie nun die „Augsbg. Äbdztg." berichtet, hat der Augsburger Be c uerbecda beshlossen, auf die ge der Gehilfen grund- säßlih nicht einzugehen, aber vom 15. August an die Arbeitsdauer auf 12 Stunden herabzusezen. Die Gehilfen verlangten 11 Stunden. Diese Dauer soll aber in bestimmten dringenden Fällen verlängert werden können. Die Regelung der Lohn- und Kostfrage wurde jedem einzelnen Arbeitgeber überlaffen. Einem Berit der sozialdemokratishen Berliner Gewerk - scchaftskommission über ihre Thätigkeit im ersten Halbiahre 1896 entnehmen wir nah der Berliner L über die Arbeiter- ausfstände Aen Der Ausstand der Konfektionsarbeiter wurde durch einen Vergleich beigelegt, doch wurden die Abmaiungen {on nah kurzem von den Unternehmern gebrochen. Verloren gingen die Ausstände der Hutmacher und Mukkinstrumentenarbeiter. Ganz oder zum theil seßten ihre Forderungen durh die Putßer, Maurer, Zimmerer, Maler, Anstreiher und Lackierer, Tabackarbeiter, Schrifthauer, Tischler, Möbel- polierer, Parquettbodenleger, Mechaniker, Holzbildhauer und Schrauben- dreher. Etwas erreichten die Klempner, die in Holzbearbeitungs- Fabriken und auf Holzpläßen beschäftigten Arbeiter, die Stellmacher und ein Theil der Dachdecker. In der Gewerkschaftskommission find gegenwärtig 89 Gewerkschaften durch 95 Delegirte vertreten. Der Ausstand in der Maschinenfabrik von Jänicke u. Co. (vgl. Nr. 184 d. Bl.) ist, wie der „Vorwärts“ berihtigend mittheilt, niht wegen Lohnstreits erfolgt, sondern weil die Arbeiter sich weigerten, die von jeher in der Fabrik bestehende Arbeitsordnung zu unter- schreiben. . Aus London berichtet die Londoner „A. K.":- Der Exekutiv-

Ausschuß des Internationalen Verbandes der Sthhiffs-, Dodck- und Flußarbeiter berieth am Donnerstag über die Räth- lichkeit eines allgemeinen Ausstandes in allen Häfen Groß- britanniens, Amerikas und des Festlandes. Von 87 europäischen

äfen waren Berichte eingegangen über die vom Verband gestellten

orderungen. Vorerst sollen Kundgebungen in den Haupthäfen Eng- lands, Schottlands und des Festlandes stattfinden, ehe der allgemeine Ausstand ausgeschrieben wird. Anfangs hatte man den 16. August als Tag der Ausftandserklärung festgeseßt; davon hat man aber ine zwischen Abstand genommen. __ Aus Lille meldet „,W. T. B.“: Infolge eines zwischen den Arbeitgebern und den Gießern der hiesigen Metallwaarenfabriken getroffenen Abkommens haben die Arbeiter ihre Thätigkeit wieter aufgenommen. Der Auéstand is damit endgültig beendet. (Vgl. Ne: 180 d, Bl)

Aus Genf wird dem Berner „Bund®" gemeldet: Alle Arbeiter

der Weber ei Bernaert in Wetteren, etwa 1000 an Zahl, haben die Arbeit eingestellt; sie verlangen eine Lohnerhöhung.

Kunst und Wissenschaft.

Der 1I1II. internationale Kongreß für Psychologie in München (vgl. Nr. 185 ff. d. Bl.) hat gestern seine Verhandlungen beendet. In der leßten Sihung hielten Vorträge: Professor Franz Brentano-Wien, Professor Ebbinghaus-Breslau, Professor Janet- B und Professor Lipps-München. Der nächste Kongreß wird im

ahre 1900 in Paris abgehalten werden.

Der geshäftsführende Vorstand des Deutschen Patrioten- bundes zur Errichtung eines Völkershlaht-National- Denkmals bei Leipzig hat nunmehr einen Wettbewerb aus- geschrieben zur Erlangung endgültiger Pläne und Modelle für ein solhes Denkmal, und der Rath der Stadt Leipzig hat die Preise hierfür bewilligt. Zur Theilnahme an diesem Wettbewerbe werden alle deutshen Künstler eingeladen. Für Preise find 15000 M verfügbar, deren Vertheilung in fünf Preise dem Ermessen der Preisrihter überlassen bleibt; jedoch soll der erste Preis nicht unter 6000 46 betragen. Die Entwürfe sind bis zum 15. De- zember 1896, Abends 6 Uhr, an die Geschäftsstelle des oben genannten Bundes, z. H. des Herrn Clemens Thieme, Leipzig, An der Pleiße 12, portofrei einzusenden. Das Programm und die Lagepläne sind gegen Einsendung von 3 #, welche den niht prämiierten Verfassern zurückerstattet werden, ebenfalls von dieser Geshäftsftelle zu beziehen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Kairo, 7. August. „W. T. B." meldet: Nah den amtlichen C/olera-Berichten für Montag, Dienêtag, Míittwoh und Donnerstag ist die Cholera im Zunehmen. Die Gesammtzahl der Neu- erkrankungen beträgt 649, die der Todesfälle 528. Ein englischer Soldat ist in Gemai gestorben.

Handel und Gewerbe,

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschle fien. An der Ruhr find am 7. d. M. gestellt 11 473, niht rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Verkehrs-Anstalten,

Bremen, 8. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Spree“ hat am 6. August Abends Dover passiert. Der Reichs-Postdampfer „Prinz-Regent Luitpold“ hat am 7. August Morgens Gibraltar passiert.

London, 7. August. (W. T. B.) Die Castledampfer „Garth Castle“ und „Roslin Castle“ sind auf der Heimreise Mittwoch in Kapstadt angekommen. Ver Castledampfer „Ha- warden Castle* ift auf der Ausreise heute in Durban (Natal) angekommen.

Hamburg, 7. August. (W.T.B.) Hamkburg-Amerikanische Packetfahrt-Aktiengesellshaft. Der Schnelldampfer „Augusta Victoria“ ist heute Morgen in News: Y ork eingetroffen.

Theater und Musik.

Im Neuen Königlichen Opern-Theater gelangt morgen Donizetti’s „Lucia von Lammermoor“ zur Aufführung. Die Lucia singt Signorina Prevosti als Gast, den Lord Asthon Herr Fricke, den Lord Bucklaw Herr Scheuten, den Raimund Bidebent Herr Riechmann, die Alisa: Fräulein Pohl, Herr Burrian hat wegen plöulih eingetretener Heiserkeit des Herrn Werner Alberti vom théâtre royal zn Liffabon die Partie des Edgardo übernommen. Nach der Oper folgt das Ballet „Die Rose von Sqiras“ mit Fräulein Adelina Genée als Gast. Im Garten findet von 4 Uhr Nachmittags ab großes Militär-Konzert, ausgeführt von dem Musikkorps des Garde-Füsilier-Regiments, unter c des König- lihen Musikdirigenten R statt. Am Montag geht die Oper „Das Heimchen am Herd“ in der bisherigen Beseßung in Scene. Von 6 Uhr Nachmittags ab konzertiert an diesem Tage im Garten die Kapelle des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-NRegiments Nr. 1. S 7

Im Deutschen Theater wird der Spielplan nächster Woche fast aus\{ließlich von Gerhart Hauptmann's Schauspiel „Oie Weber“ beherrsht. Das Stück wird von morgen bis einschließli nächstfolgenden Sonntag allabendlih gegeben, mit Ausnahme des Mittwoch, an welhem Max Halbe's Liebesdrama „Jugend“ zur Auf- führung Tommt. n i

Das Un - Theater hat den Spielplan für dic kommende Woche, wie folgt, festgeseßt: Morgen, sowie am Dienstag, Mittwoch und Freitag wird die Lustspiel-Novität „Fräulein Doctor* wiederholt. Am Montag findet eine Aufführung des Sudermann’shen Schau- spiels „Das Glück im Winkel“, am Donnerstag eine solhe von „Comtesse Guckerl“ statt. Am Sonnabend gelangt das Schauspiel „Das neue Genie“ von Wilhelm Henzen zur ersten Aufführung, das

dann am nächstfolgenden Sountag wiederholt wird.