1896 / 197 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 19 Aug 1896 18:00:01 GMT) scan diff

als solcher nach einander bei den Missionen in St. Peters- burg, Tokio, Stockholm und Washington beschäftigt. Darauf erfolgte im März 1886 seine Charakterisierung als Legations- Rath und im Juli 1888 seine Ernennung zum Gesandten in Mexiko. Von Ende 1891 ab nah Europa beurlaubt, schied er zu Anfang April 1892 aus dem Reichsdienste aus.

_ Freiherr von Zedtwiß hat sih in allen von ihm be- kieideten Stellungen dur Diensteifer und gute Leistungen be- währt. Dem in verhältnißmäßig A Jahren so jäh aus dem Leben Geschiedenen wird im Auswärtigen Amt ein ehrendes Andenken bewahrt bleiben.

Der General der Jnfanterie Bronsart von Schellen- dorff traf vorgestérn Abend von seinem Gute Marienhof hier ein, konsultierte 4d seinen Hausarzt und hat sih heute zur Kur nah Bad Neuenahr begeben.

Der Kaiserlihe Gesandte in Brüssel, Wirkliche Geheime Rath Graf von Alvensleben hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der etatsmäßige Legations-Sekretär der Een Gesandtschaft Graf von Linden als Geschäfts- räger.

Fulda, 19. August. Die Bischofs-Konferenz ist heute Vormittag 9 Uhr nach vorausgegangenem Gottesdienst durch den Erzbishof von Köln als Vorsißenden eröffnet worden. Der Schluß findet, dem „W. T. B.“ zufolge, vor- aussihtlich am Freitag Nachmittag statt.

Sachsen. Seine Königliche Hoheit der Prinz Max, Herzog zu Sachsen, hat sih vorgestern nah London begeben. |

Baden.

__ Auf dem Höhgauer Kriegertag, welher mit der Einweihung des Krieger-Denkmals in Hilzingen verbunden war und, wie bereits gestern berihtet wurde, eine besondere Weihe durch die Theilnahme Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs erhielt, rihtete Höchstderselbe an die anwesenden Mitglieder der Kriegervereine nah der „Bad. Vandeana folgende Ansprache:

Jch kann nicht von Ihnen scheiden, liebe Freunde, ohne zunächst der Gemeinde Hilzingen Meinen Dank auszudrücken dafür, daß sie Mich aufsefordert hat, dieser Feier anzuwohnen. Mit Meinem Dank verbinde Ih den Ausdruck wärmster Anerkennung dafür, daß die Gemeinde daran gedaht hat, das Gedächtniß einer großen Bel aus diese Weise für die unt in der Ge- meinde als ein Wahrzeihen hinzustellen, als ein Vorbild für die künftigen Generationen, als ein Wahrzeihen dessen, was es heißt, wenn die ganze Treue des Mannes sich so be- währt, wie sie sih bewährt hat in den Jahren 1870/71. Ein \{chönercs Zeugniß für die Treue und Hingebung an das Vaterland kann es wahrlich kaum geben, Meine vas als die Leistungen unserer Krieger im Jahre 1870/71. dieses Vorbild eine Mahnung sei für alle künftigen Generationen, das i wchl au}h Ihr Wunsh. Wenn Ih Mich heute an die Veteranen wende und sie frage, was ihre dringendsten Wünsche

nd, so werden sie mit Mir gewiß einstimmen, daß der chönste Wuns is}, daß diese Eigenschaften auf die künftigen

Generationen übergehen und ihnen ganz und gar eigen werden. Wenn Sie bedenken wollen, Meine Freunde, was es heißt, Kriegerverein ! so müssen Sie sih vergegenwärtigen, wie diese Kriegervereine ent- standen sind. Sie sind lange vor 1870 vorbereitet, weil in den Jahren, da die Felddienst - Medaille gestiftet wurde, das Bewußtsein wah wurde, was es heißt, auch in s{chweren Zeiten Gehorsam zu leisten. Dieser Gehorsam, der in den Zeiten der Kriege unter der Herrschaft der französishen Krone stattgefanden hat, bildet die traurigste Erinnerung für unser Vaterland. Aber der Gehorsam, der 2 auch damals kundgegeben hat unter den deutshen Soldaten, dieser Gehorsani war es, der geehrt werden wollte durch diese Medaille, der Gehorsam dem Landesherrn gegen- über und die treue Hingebung alles das, was zum Wohle des Landes gehört, Als die große Zeit von 1870/71 vorüber war, da galt es, die Erinnnerung an diese Zeit festzuhalten, und daraus sind die Kriegervereine entstanden. Die Krieger- vereine vergegenwärtigen die beste Schule, die man fih denken kann: die Schule der Hingebung, des Gehorsams, der Treue und all? der Eigenschaften, ohne die im Land, im Staat nihts von Erfolg geschehen kann. Trachten Sie darnah, Meine Freunde, daß die Kriegervereine an diesem Standpunkt festhalten, daß fie das Beispiel geben, allenthalben für die Jugend, ja über- haupt in den Gemeinden für alles das, was Tugend heißt. Tugend eben fo sehr als Furchtlosigkeit; Furchtlosigkeit gegenüber allen Gewalten, sei es von außen oder von innen. Aber [itsbefondere im Inneren heißt es furdtlos fein; keine Menschenfurht aber Gottesfurht. Mit dieser Gottesfurcht werden Sie voranschreiten und Siege erlangen, Siege über das Böse, Siege über die Unordnung, Siege zum Wohl des Ganzen, der Familie, der Gemeinde, des Staats, des Reichs. Und daran, Meine Freunde, halten Sie fes. Ich weiß, daß, wenn Ich diese Mahnung Ihnen ausspreche, sie auf guten Boden fällt und fie nit nothwendig ist; aber Sie werden mit Mir erkennen, baß es sich zeitweise darum handelt, die tiefste Empfindung des Herzens zum Ausspruch zu bringen, und das thue Ih, das thue Ih in dem Ver- trauen auf die treuen Herzen, die hier vereinigt find.

__ Und in diesem Vertrauen, Meine A fordere Ich Sie auf, einen Ruf erschallen zu lassen, der die Folge dieses Denkmals ist, die Folge der Siege von 1870/71, der Gründung des Deutschen Reichs. An das Deutsche Reich aber können wir nur denken, wenn wir feine Spitze ins Auge fassen, und Jh rufe Ihnen zu und Sie rufen Mir wieder zu: dem Deutschen Kaiser ein dreifaches Hurrah !

Oesterreich-Ungarn.

Der Geburtstag des Kaisers wurde gestern in allen Theilen Oesterreichs in solennster Weise gefeiert. Jn sämmt- lichen Städten waren die Straßen restlich dekoriert, und überall fanden Festgottesdienste statt, ‘an denen die Spitzen der Behörden und ein zahlreihes Publikum theil- nahmen. Der Kaiser verlieh dem Minister des Aeußern Brie: Goluchowski den Orden vom goldenen Vließ, dem Reichs - Kriegs - Minister von Krieghammer und dem General - Adjutanten Grafen Paar das Großkreuz des Leopold-Ordens sowie dem General-Adjutanten Bolfras von Ahnenburg den Orden der Eisernen Krone erster Klasse.

In Budape st wurde der Mea des Königs MOPEE, durch Festgottesdienste in allen Kirchen gefeiert.

em olgellen Gottesdienste wohnten der Minister-Präsident Baron Banffy und die Minister, sowie die Sen der Be- hörden bei. Nachmittags fanden Festessen bei dem Minister- Präsidenten und bei dem Korps-Kommandanten Prinzen Lob- oie stait. Festgottesdienste wurden im ganzen Lande ab- gehalten.

Großbritannien und Frland.

Der „Daily Telegraph“ theilt aus Buluwayo mit, Rho des werde vor Ende dieses Jahres nah London kommen und vor der parlamentarishen Untersuhungskommission seine Dees machen.

„W. T. B.“ erfährt, daß heute sieben hochgestellte Japaner in London eintreffen würden, um die chinesische Kriegsentshädigung in Empfang zu nehmen.

Frankreich,

Während der Schi eßübungen des aktiven Ge- schwa ders in der Nähe von Toulon fielen, wie „W. T. B.“ unter dem heutigen Datum mittheilt, drei Projektile, die aus den Revolverkanonen des Kreuzers „Vautour“ gegen das von dem Panzershiff „Brennus“ geschleppte iel abgeshossen waren, auf die Kommandobrüke des „Brennus“, auf welcher sich der Admiral Gervais und die Offiziere befanden. Zwei Geschosse verursahten nur Sach- beshädigung, dagegen wurde durch das dritte ein Untere- Stuermann ziemlih s{hwer verleßt. Admiral Gervais licß sofort das Feuer einstellen.

Rußland.

Jm Kaiserlihen Schlosse zu Krasnoje Sselo fand gestern zur Feier des Geburtstages des Kaisers von Desterreih, Königs von Ungarn, eine Frühstücks- tafel statt, zu welcher der österreichish-ungarische Botschafter Prinz Liechtenstein, der Milifärbevollmächtigte General Klepsch und der Erste Botschafts - Sekretär geladen waren. Ber Kaiser tig, e „W. D: B#' ‘betichtet, die Uniform seines Regiments Preobrashensky und den Groß- kordon des österreichischen St. Stefan-Ordens. Prinz Liechten- stein trug den Kordon seines russishen Ordens. Alle Groß- fürsten und Jnhaber österreichisher Orden hatten die leßteren angelegt. Der Kaiser toastete auf den Kaiser Franz Joseph. Prinz Liechtenstein saß der Kaiserin zur Rechten.

Der Minister für Verkehrswege Fürst Chilkow, welcher nah Sibirien abgereist ist, um den Bau der großen sibirischen Eisenbahn zu besichtigen, begiebt sich, demselben Bureau zu- folge, von Wladiwostok nah Japan, wo cr sich einige Zeit aufhalten wird, und sodann nah San Francisco, New- Bas: London und Paris. Der Minister gedenkt Ende

ftober nah Rußland zurückzukehren.

Ftalien.

_Die „Agenzia Stefani“ macht bekannt: Der König theilte dem Minister-Präsidenten di Rudini mit, daß gestern die Verlobung des Prinzen von Neapel mit der Prinzessin Helene von Montenegro in Cetinje publiziert wurde, und beauftragte den Minister-Präsidenten, hiervon dem Ministerrath Kenntniß zu geben. Der Minister-Präsident theilte den Präfekten die Verlobung, welhe glückbringend für die Königlihe Familie und für Ftalien sein werde, mit und seßte dieselben zuglei von dem Wunsch des Königs in Kenntniß, daß die Stadtvermwal- tungen sih aller Festlichkeiten, welhe den Stadtsäckel belasten könnten, enthalten sollten. Der Termin der Hochzeit wird später „festgeseßt werden, Der Eheschließung werden aus- O die Mitglieder der Familien des Brautpaares bei-

ohnen.

N Nom rief, wie „W. T. B.“ meldet, die gestern Abend veröffentlihte Nachricht von der Verlobung des Kronprinzen die lebhafteste Freude hervor.

Spanien.

Dem „Heraldo“ zufolge soll ein anarchistisher An- \hlag, das Schloß La Granja, wo gegenwärtig die Jn- fantin Jsabella refidiert, in die Luft zu sprengen, entdeckt E sein. Amtlich ist die Nachriht noch nicht bestätigt worden.

Jn Barcelona sind gestern, wie „W. T. B.“ meldet, auch die chemaligen republikanisch-föderalistishen Deputirten Lostau und Valles sowie noch andere Personen verhaftet worden. Die Verhaftungen sollen die Folge einer unter den Jntransigenten entdeckten Vershwörung sein, welche die Ab- reise der Verstärkungen für Cuba hindern wollten.

Türkei.

_Jm Sandshak Serfidge haben in der Nähe der griechischen Grenze, nah einer Meldung des „Wiener K. K. Telegraphen-Korrespondenz-Bureaus“ vom gestrigen Tage, kleine Zusammenstöße zwischen griehishen Banden und türkishen Truppen stattgefunden, bei welchen die ersteren zurückgeworfen und zerstreut wurden. Der Verlust der griechishen Freischärler beträgt 18 Todte, mehrere Ver- wundete und Gefangene.

Auf Kreta haben im Bezirk Pyrgolißa bei Kandia blutige Kämpfe stattgefunden. Zehn Dörfer und einige Klöster wurden geplündert. Jn Demenos kämpfen Moha- medaner, von türkishen Truppen unterstüßt, hon seit cinigen Tagen gegen die Christen. Den türkishen Truppen wurde eine Halbbatterie zur Hilfe nachgesandt. Die Epitropiz soll beabsichtigen, die Ausfständishen ausf- zufordern, unter der griechishen Fahne zu kämpfen. Auch heute werden wieder einige vereinzelte Zwischenfälle aus Kreta gemeldet. Der „Agence Havas“ zufolge hat der General-Gouverneur Fürst Berowitsch nunmehr befohlen, daß die Truppen in die Städte sih zurücckziehen. Dieser Befehl, für den man den Grund nicht kennt, wird als Vor- bedeutung für eine friedlihe Löseng angesehen. Die Türken sind von Fort Hocksare abgerükt.

Griechenland.

Die Regierung hat nah einer Meldung der „Agence Havas“ aus Athen vom heutigen Tage an ihre Konsuln in Macedonien ein NundsGreiben gerihtet mit der Weisung, ihren ganzen Einfluß aufzubieten, um zu verhindern, daß die Landbevölkerung den grichishen Banden Hilfe leiste. Einige weitere Freishärler sind wegen Mangels an Munition wieder zurückgekehrt.

Bulgarien.

Die „Agerce Balcanique“ meldet: Gestern zirkulierte in Sofia das Gerücht von einem neuen Zwischenfall an der bulgarisch - türkishen Grenze im Distrikt Küstendil. Das Blatt „Swoboda“ hatte nämlih die Nachricht von einem Einfall türkisher Truppen gebracht, bei dem Oberst Penew, ein Hauptmann und dreißig Soldaten getödtet worden. sein sollten. Auf eine Anfrage des Kriegs-Ministeriums antwortete jedoch Oberst Penew felbst telegraphisch, daß in den leßten Tagen weder an der Grenze noch sonst irgendwo in dem Distrikte fich ein Zwischenfall ereignet habe. Jm ganzen

Distrikt herrshe Ruhe. Angesichts einer aus amitili her Quelle stammenden, in einem auswärtigen “Ao wiedergegebenen Mittheilung aber, daß sich an der türkisge bulgarishen Grenze überhaupt kein Zwischenfall ereignet babe konstatiert die „Agence Balcanique“, daß die bulgarische Ne gierung infolge der vorgekommenen Zwischenfälle an dag Ms manische Kommissariat eine Note richtete, in der sie Thatsachen aufführte und neuerdings die Absendung von Delegirten für an gemischte Grenzkommissio:n1 verlangte, für deren Eintreffen fie einen Termin festsezte, der bald abgelaufen sein wird. Sollte dieses Begehren nicht erfüllt werden, so würden die bulgarischen Truppen den Auftrag erhalten, die bulgarischen Positionen welche von den Türken eingenommen werden, wieder U beseßen. i Die ursprünglih für den 29. August anberaumten Manöver bei Plewna finden erst im September statt.

Montenegro.

4, ¿008 Cetinje meldet „W. T. B.“ : Gestern Mittag er- folgte die feierliche Proklamierung der Verlobung der Prinzessin Helene mit dem Kronprinzen von Jtalien Nach der Proflamation fand ein Tedeum in der Kathedrale slatt. Dem hohen Brautpaar wurden dann von allen Seiten begeisterte Huldigungen und Glückœünsche ent egengebraht Die Stadt ist mit italienishen und Mena Cd Flaggen geshmückt; am Abend fand große JZllumination jtatt. De Kronprinz von Ftalien erhielt den Großkordon des Danilo- Ordens und den Hausorden der Familie Petrowitsh. Jn der Stadt herrscht großer Enthusiasmus.

Dänemark.

Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland werden der offiziellen Ankündigung gemäß zu einem zehntägigen Abe bei dem dänischen Hofe am 9. September in Kopenhagen eintreffen.

großen

Amerika.

Einer in Madrid eingetroffenen Depesche aus Cuba zus folge ist es zwischen der Kolonne Za balla's und den Banden Aguirre Mirabal’s bei Laslajas, eine halbe Meile von Havanna, zu einem Gefecht gekommen. Elf Ausfständische und ein spanischer Offizier wurden getödtet und einige Spanier Een Jn Havanna wurden bedeutende Waffenniederlagen entdeckt.

Nr. 35 des „Centralblatts für das Deutsche Reih

den Jnhalt: 1) Allgemeine Verwaltungssahen: Herausgabe ein neuen Sachregisters zum Centralblatt für das Deutsche Reich. 2) Handels- und Gewerbewesen: Kündigung des Handels- und Schif, fahrtsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und der Republik Uruguay. 3) Bankwesea: Status der deutshen Notenbanken Ende Zuli 1896. 4) Justizwesen: Bestimmungen zur Abänderung da Verordnung vom 16. Juni 1882, betreffend die Einrichtung von N und die wechselseitige Mittheilung der Strafurtheile, 9) Versicherungswesen: Bekanntmachung, betreffend das Ausscheiden des A E aus der Nahrungsmittel-Jndustrie-Berufsgenossen- \haft und die Bildung einer besonderen Berufégenossenschaft für das selbe. 6) Konsulatwesen: Ermächtigung zur Vornahme von Zivil standëatten ; Entlassung; Erequatur-Ertheilung. 7) Polizei wesen : Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Nr. 24 des „Eisenbahn-Verordnungsblatts*, heraus rgen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 15. August, jat folgenden Inhalt: Allerhöchste Verordnung vom 12. Juli 1896, betr. die Herstellung ciner Gisenbahn von Corbah nah Frankenberg in Hessen-Nassau. Allerhöchsie Konzessionsurkunde, betr. den Bau und Betrieb der auf ‘das preußische Staatëgebiet entfallenden Strede einer s{malspurigen Nebeneisenbahn von Nordhausen über Ilfeld nah Wernigerode mit einer Abzweigung nah dem Brocken durch die Nordhausen-Wernigercder Eisenbahn-Gesellschaft, vom 27. Mat 1896, Erlasse des Ministers der fentlichen Arbeiten: vom 4. August 1896, betreffend Bestellung des ständigen Kommissars für die Aus- übung des staatlihen Aussichtsrehts übec die Nebeneisenbahn von Nordkéausen über Ilfeld nah Wernigerode mit einer Abzweigung nach dem Brocken; vom 8. August 1896, betr. Aenderung der Staatsbahn-Wagenvorschriften. Nachrichten.

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

__ Nah § 16 der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 muß daé: jenige Cinkommen, welches einem Abgabenpflihtigen aus seinem außerhalb des Kreises belegenen Grundeigenthum zufließt, bei Fest- stellung des im Kreise zu veranlagenden Einkommens desfelben außer Berechnung gelassen werden; „dies geshieht dur Absetzung der be- ¿üglichen Einkommensquote von dem zur Staatssteuer ver- anlagten Gesammteinkommen und durch verhältnißmäßige Herabseßung des festgestellten Steuersaßes“. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Ober - Verwaltungsgericht, II. Senat, dur Urtheil vom 26. März 1896 ausgesprochen: Die Ausführung der verhältnißmäßigen Herabseßung vollzieht {ich in der Weise, daß der auf das forensishe Einkommen entfallende Steuer- betrag im Wege der Proportionsrehnung gefunden wird. Das Gesammteinkommen verhält fih zu dem Forensaleinkommen, wie die auf das Gesammteinkommen entfallende Kreissteuer zu x, und die im Domizilkreise zu entrichtende Steuer ist demnach die auf das Gesammt- einfommen entfallende Kreisabgabe minus x. In dem zu Grunde liegenden Fall hatte der Bezirksausshuß als Stecuerobjekt ein Einkommen von 18 467 # angenommen, und er war dazu gelangt dadurch, daß er von dem s\taatsseitig cingeshäuten Gesammteinkommen des Zenfiten 19 020,90 4 den Ertrag des in Str. belegenen Hauses mit 553,90 6 abzog. Diesen Rechnungsmodus mißbilligte das Ober-Verwaltungs8geriht, indem es die oben erwähnten Säge aussp:ah und des weiteren autführte: „Es mag dem Vorderrichter zugegeben werden, daß die Fassung des § 16 der Kreisordnung in der beregten Richtung keine glückliche ist. Indessen bestehen {on seit langer Zeit in der Judikatur keine Zweifel dar- über, daß die fraglize Vorschrift in dem dargelegten Sinne zu verstehen Und zu handhaben ist, wie denn au

die Gesehgebung auf dem verwandten Gebiet der Gemeindebesteuerung kein Bedenken getragen hat, das solchergestalt klargelegte Prinzip des S 16 der Kreisordnung zu rezipieren 49 des Kommunalabgabenges. v. 14. Juli 1893). Nach diesem Grundsay beträgt die Jahressteiter des

i; ¡ 54 Klägers nicht, wie der Vorderrichter annimmt, o *= 162 M,

sondern 166,02 A Denn nah der Proportion 19 020,90 : 553,90 = 171 : x beträgt x 4,98 H, mithin die reduziert: Kreis\teuer (171 4,98 =) 166,02 6 Aus diesem Grunde war die Vorentscheidung wegen Verleßung des bestehenden Rechts aufzuheben.“ (11. 601.)

I}

Statistik und Volkswirthschaft.

Ueber die Hebung des Gerstenbaues in Deutschland. In den beiden letzten Heften der Conrad’'shen Jahrbücher für

Nationalökonomie und Statistik (dritte Folge, Band X11, Heft 1

türki

herausgegeben im Reichsamt des Jnnern, vom 14. August, hat folgen

1ahnt ein mit sehr reihlidhem statiftishen Material versehener ute E W. May üker „Die Entwickelung und Lage der M hen Gerstenfultur und des deutschen Außenhandels in Gerste und Malz während der Jahre 1881—1895* auf das eindringlichste die deutschen Landwirthe zu quantitativ und namentli qualitativ erhöhtem Gerstenbau.

Der Verfasser knüpft an die Thatsache an, daß „der Umsaß wischen Landwirthschaft und Brauerei, also nur der Rohstoffe, die L der Landwirthschaft in die Brauerei gelangen, und der Abfallstoffe, die als Futter oder Dünger wieder dahin zurückehren, sih im Deutschen Reich auf 300 000 000 4 beläuft". Leider entfalle dieser Umsay aber zum Theil auf die ausländishe Landwirthschaft, weil namentlich die in Deutschland erzeugte Gerste, jährlih etwa 99 Millionen Dovpelzentner, nur zur Hälfte für die Brauerei ver- wendbar sei. Von den 16 Millionen Doppelzentnern „Brau-

erste", die in Deuts{land gebraucht würden, müßten also 5 Millionen Doppelzentner aus dem Auslande bezogen werden. Diese Thatsache und die daran geknüpfte Erwägung, daß fich hier der deutschen Landwirthschaft noch ein weites Feld biete, dur Nerbesserung ihres Erzeugnisses das ausländische entbehrlih zu machen, babe in neuester Zeit berufene Kreise veranlaßt, besonders auf eine Hebung des Gerstenbaues na der qualitativen Seite hin in denjenigen Gebieten Deutschlands Bedacht zu nehmen, wo die Gewinnung brauch- barer Braugerste bizher mehr oder weniger vernahlässint worden fei. Darauf ziele namentlich das Streben des Vereins „Versuch8- und Lehranstalt für Brauereien in Berlin“ durch die alljährlich in Berlin veranstalteten Ausftellungen hin, wie ja auch schon im yreußishen Landes-Dekonomie-Kollegium 1888 angeregt worden sei, bei einer Hebung der deutschen Getreidekultur speziell der Hebung des HBraugerstenbaues erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die von dem genannten Verein ins Leben gerufene deutshe Gerstenkultunstation habe bereits dur das Resultat ihrer Arbeiten dargethan, „daß die fulturtechnische Möglichkeit zur Hebung und Erweite- rung des deutschen Gerstenbaues speziell in der Nichtung auf Braugerste vorhanden ift". , :

Fns Gewicht fällt für dieses Verlangen wie der Verfasser mit Recht rotederholt hervorhebt s{chon der Umstand, daß es si aner- fanntermaßen bei dem Absaß voa Braugerste für die deutsche Undwirth\chaft um ein Bodenerzeugniß handelt, „welches im Gegen- saß zu den anderen Massenproduften der Landwirthschaft den außer- ordentlihen Vortheil aufweist, daß es bezüglich seiner Preis- gestaltung nahezu unabhängig tis von den |chwer übersehbaren und häufig wehselndeu Konjunkturen des Weltmarktes“. Gerste, namentlich aber „Braugerste“,

neóme, so sagt der Verfasser, in der Preisgestaltung eine „eigene, autonome“ Stellung ein. Sie sei höher bewerthet als alle anderen Missenprodukte der Landwirthschaft; der Markt notiere Braugerste durschnittlich 40, manhmal 80 4 höher als Roggen, und „auch iht annähernd sei die Gerste solchen dur ch inter- nationale Zoll-, Währungs-, Valutaverhältnisfe, Terminspekulationen 2c. bewirkten Preisfluftuationen ausgeseßt, wie Weizen und Roggen.“

Auch tas macht der Verfasser für die Hebung des Gerstenbaues, und zwar gegenüber dem Zuckerrübenbau geltend, daß die deutsche Gerste ihren Absaß zum gr ößten Theil zu ganz bestimmten Zeiten im eigenen Lande finde, und zwar bei einer Industrie, die sich ihrerseits wieder auf den Massenkonsum des eigenen Volks gründe. Dieser Faktor sichere fo meint der Verfasser der Gerstenproduktion eine nicht hoh genug anzushlagende Stabilität und mache sie zu- gleih vom Auslande gänzlich unabhängig, während bei der Zuckerindustrie und Spiritusbrennerei die jeweiligen Chancen des Exports die Produktion der dazu erforderlichen landwirthschaftlichen Rohprodukte verhängnißvoll beeinflussen. :

In dem Jahrzehnt 1885 bis 1894 hat sich nun die deute Einfuhr von Gerste auf 777,6 Millionen Mark, d. h. auf fast %5 9% der gesammten deutschen Getreideeinfuhr, belaufen. Dazu kommt für den gleihen Zeitraum eine Malzeinfuhr im Werthe von 164,6 Millionen Mark, sodaß einschließlich des in diefen Zahlen nicht mitgerehneten Imports der Freihafengebiete von Hamburg und Bremen, nahezu eine Milliarde Mark als Werth der Einfuhr von Gerste und Malz \ih ergieót, welchem vie Ausfuhr nur mit dem Merthe von zusammen 41,1 Millionen Mark gegenübersteht.

Na(stehende Zahlen geben ein Bild der Entwickelung des Außenhandels und der Kultur von Gerste in Deutschland seit 1886.

Einfuhr Doppel- Ztr.

3 538 956 5 115 256 4 439 360 6 514 554 7 3592 921 7 255 193 5 832 966 8 517 404 10 974 970 9 290 087 68 831 667 26 961 047| 1 306 619

Anbau- fläche

: Ernte ;

Erntejahr t (Juli- | Deutschland Juni) | Doppel-Ztr.

Ausfuhr

D oppel- Ztr.

Kalender- Fahr

22 648 290 23 372 060 22 055 040 22 605 900 19 384 190 22 834 320 25 173 740 24 207 360 1893/94 19 469 440 1894/95 | 24 329 130 1885/94 | 226 079 470 1885/89 | 110 065 480 | 8 589 426 1891/95 [41 870 620| 887 875] 1890/94 | 116 013 990 | 8 558 676

Indem wir bezüglich des übrigen, sehr umfangreichen und ershöpfenden statistischen Zahlenwerks auf das Studium unserer Quelle selbst verweisen müssen, folgen wir dem Verfasser in nach- stehendem noch in einigen seiner wesentlichsten Ausführungen. l

Wenngleich zur Zeit, {reibt er u. a., nur etwa die Hälfte der deutshen Gerstenproduktion als „Braugerste“ Verwendung findet, so habe diese doch bereits einen Werth von rund 170000000 \ jährli. Dazu komme die jährliße Einfuhr an Braugerste im Werth von etwa 80000000 # und die Malzeinfuhr mit 17 000 000 A, das seien ctwa 268 000 000 46, während vergleihsweise der „Zuckerexport" des Deuishen Reichs ch nur auf 209 200 000 6 bewerthete. Das \chon, meint der Verfasser, lasse die hohe Bedeutung der Brauindustrie für die deutsche Landwirthschaft erkennen. Noch mehr springe aber diese Bedeutung in die Augen, wenn man sih vergegenwärtige, daß die deutse Rübenzuckerindustrie in dem Jahrzehnt 1885/86 bis 1894/95 etwa rund 950 Millionen Doppelzentner Zucker- rüben im Werthe von rund 1 900 000000 # verarbeitet habe, während der Verbrauch der deutsen Brauereien an Gerste und Malz also ohne Hopfen, Weizen 2c. einen Werth von mindestens 2 400 000 009 Æ repräsentiert habe. „Thatsächlih“ fo bemerkt der Verfasser wörtliÞh „ist also der Konsum landwirthschaftlicher Erzeugnisse auf Seiten der deutshen Brauerei ein viel bedeutenderer als auf Seiten der deutshen Zulkerindustrie : ein Moment, das bisher wenig oder garnicht berücksichtigt worden ist.“ /

Die Mahnung zu energischer Hebung des deutschen Gerftenbaues glaubt der Verfasser noch besonders durch einen Hinweis auf die voraussichtlihe Entwickelung der Verhältniffe in der Zukunft unter- 3 U richtet f dieser Hiniveis guf die wabulèhitiä

unä rihtet si ejer Hinweis auf die wahrscheinliche Steigerung des Bierkonsums in Deutschland. Nicht nur fe en Bayern, sondern auh gegen Baden und Württemberg ehe B

580 803 207 476 232 454 221 635 64 291 38 992 82 350 82 349 194 047 490 137 2 194 494

1885/86 1886/87

1887/88 | 1888/89 | 1889/90 | 1890/91

1891/92 | 1892/93 |

1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1886/95 1886/90

1 690 096 1627-133 1 628 058 17 148 102

he Norddeutshland noch erheblih in Bezug auf den lerkonsum zurück, zeige aber eine stark sieigende Entwicke- lung, Es unterliege keinem Zweifel, eon die norddeutshe Bier- brauerei noch einer „außerordentlichen Entwickelung fähig" sei, wenn man auch das Erreichen des bayerischen Bierkonsums nicht erwarten dürfe, owohl die Vermehrung der Bevölkerung wie die steigende Kaufkraft der weniger bemittelten Ae des Volks weise darauf hin. Falls ih, was nldt ausgeschlossen sei, der Bierkonsum in einigen

Jahrzehnten verdoppele, so würde der Werthaustausch zwischen der deutshen Landwirthschaft und der deutshen Bierbrauerei ih vielleicht auf jährlich 500 bis 600 000 000 M. steigern.

Sollte aber die deutsche Landwirthschaft si diese Aussihten zu nuße zu machen verabsäumen, so is nah des Verfassers Ansicht die dringende Gefahr vorhanden, daß das Ausland den Vor- theil davon ja e, namentlich durch die Zufuhr billigerer Rohprodukte, wie dies vorzubereiten Amerika bezüglich des Mais bereits alle An- \trengungen mache. Dieser Gefahr könne aber vorgebeugt werden, wenn die deutshen Landwirthe energisch an die Hebung der Gersten- kultur herangingen.

„Die klimatishen und Bodenverhältnisse großer Landstriche des Deutschen Reichs“ sagt der Verfasser unter anderem am Ende seiner Ausführungen „ermöglichen ja auch die Produktion vor- züglicher Gerstenqualitäten. und andererseits sichert die Verbesserung der Gerstenqualität dem Landwirth auch eine entsprehende Preis- steigerung seines Produkts, weil Braugerste eben roegen der bedeutenden Unterschiede in der Qualität nur effektiv auf Muster (also niht als „Usancewaare*") gehandelt werden kann.“

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Leipzig wird dem „Vorwärts“ berichtet, s die Zimmerleute der dortigen Firma Wenk u. Co., soweit sie auf dem Areal der nächstjährigen {ächsis{-thüringischen Gewerbe-Aus- stellung thätig waren, die Arbeit niedergelegt haben; fie fordern Er- höhung des Stundenlohnes von 45 auf 50 s.

Hier in Berlin fand, Zeitungsmeldungen zufolge, am Sonntag cine Besprehung der Buchbinder und Berufsgenossen statt, welche die Vorbereitungen für eine allgemeine Lohnbewegung zum Gegenstande hatte. Von den Vertretern von Hamburg, Brandenburg und Leipzig wurde ein einmüthiges Vorgehen mit den Berlinern in Aussicht gestellt. Die Dresdener werden sich auf die Verweigerung der Arbeit für ge- \perrte Firmen beschränken. In einer Erklärung wurden die Vor- \chläge des Verbandsvorstandes als Grundlage der Bewegung an- genommen. Die Berliner Drechsler aller Arbeitszweige waren am Montag versammelt, um, wie die Berliner „VoUlks-Ztg.* be- richtet, zu der von cinigen Gruppen unternommenen Lohn- bewegung Stellung zu nehmen. Die Baudrehsler wollten bereits am nächsten Sonnabend ihre Forderungen geltend machen, um dann am 24. d. M. in den Ausstand einzutreten. Sie waren der Ansicht, daß ein späterer Beginn des Ausstandes diesen autsichtslos mache, und wollen deéhalb auch ohne Unterstüßung des Holzarbeiter- verbandes und der übrigen Drechsler allein vorgehen. Hiergegen sprachen die Redner aus der Möbel- und Galanteriebranhe. Es wurde mitgetheilt, daß zum nähsten Montag eine Versammlung der Kleinmeister einberufen werden folle, um diese für die Bewegung der Gebilfen zu gewinnen. Hierauf soll dann in einer Vertrauens- männersißung über den Termin der Verkündigung des Ausstandes be- rathen werden. Spätestens Ende August könne endgültig Beschluß gefaßt werden. Die Forderungen: 52 stündige Arbeitszeit und 21 Mindestlohn wurden genehmigt. Die „Schoßarbeiter“ unter den Shuhmachern der Friedrihstadt hielten am Montag eine Versammlung ab, um Stellung zu den Arbeiterentlassungen zu nehmen. Die Versammlung kam zu dem Beschluß, daß die augenblickliche Geschäftslage einen neuen Ausstand nicht räthlih ersheinen lasse, daß jedoh im Herbst mit Cinzelausständen vorgegangen werden solle.

Aus Wien berichtet die „Presse“: Nach mehr als fechs8wöchiger Dauer i am Montag der Ausstand der Wagnergehilfen zum Abschluß gelangt. Von den ursprünglih ausftändigen etwa 300 Gehilfen sind dem größten Theil etwa 200 Gehilfen in 45 Werk- stätten die gestellten Forderungen bewilligt worden, während eine Anzahl von Gehilfen auswärts Arbeit erhielt und dem- zufolge Wien verließ. Jn einer Versammlung der Vertrauensmänner wurde erklärt, daß die noch im Ausstand befindlihen Gehilfen zwar zum Ausharren entschlossen seien, daß es jedoch mit Nücksiht auf ihre geringe Zahl \sich empfehle, den Lohnkampf zu beenden. Dieser Vorschlag wurde genehmigt. (Vgl. Nrn. 159 u. flgde. d. Bl.)

Kunft und Wissenschaft,

In der neuesten Nummer des Limesblattes berihtet der Strecken- fommissar der Neihs-Limesk ommission, Professor Wolff aus Franftfurt a. M., über die in leßter Zeit fortgeseßten Nach- forschungen über die Ausdehnung des römischen traßen- neßes in der Umgebung der Stadt Frankfurt. Es wourden danach die am Taunus entlang ziehenden, sowie die in das Ge- birge führenden Straßen weiter untersucht und der Lauf der rehtsmainishen Straßen im Einzelnen näher festgestellt. Jmmer klarer tritt die Bedeutung hervor, welche die Position von Frankfurt mit ihrem Mainübergange auch in römischer Zeit gehabt hat, und zwar, wie die in Biefein Jahre unternommenen Aus- grabungen in der Altstadt Frankfurt bestätigt haben, nicht nur für die Occupation des Maingebiets, sondern auch während der ganzen Zeit der römischen Herrschaft im rechtsrheinishen Ger- manien. Dem entsprehend läßt sh au bereits erkennen, daß, wie Heddernheim, Höchst, Okarben und Friedberg, so auch Frankfurt das Ziel ciner ganzen Reihe konvergierender Straßen bildete. Ab- gesehen von der den Main begleitenden und der oben erwähnten, von der unteren Nidda über Bergen führenden Straße, is eine Verbindung mit Vilbel und eine solhe mit der römishen Stadt bei Heddernheim nachgewie}en und eine dritte, die in der Nähe von Bonames die Nidda überschritt, in hohem Grade wahrscheinlich ge- macht. Durch ältere und neuere Funde wird endli eine D linie markiert, die von der rômishen Station in der MNich- tung des Kettenhofwegs südlih an Bockenheim wvorüberzog und bei Rödelheim die Nidda überschritt, um dann in \tumpfem Winkel \sich nordwestlich dem Taunus zuzuwenden. Jn den Gemarkuugen Rödelheim, Eschborn, Oberhöchstadt, Shönberg und Cronberg ist sie durch Mauerfundamente und alte Wegabschnitte, die in gerader Linie sih aneinander reihen, bezeihnet. Nördlih vom Schlosse Friedrih8hof fehlen noch deutliche Spuren; es ift aber keinem Zweifel unterworfen, daß die Straße identisch ist mit der vom Pflasterweg beim Fuchétanz abbiegenden alten Steinstraße, welche den Altkönig auf der westlichen Seite umgeht.

Die Sonnenfinsterniß wurde, wie dem ,W. T. B.“ aus Hammerfest gemeldet wird, bei klarstem Himmel in Kautokeino (Finmarken) von dem Engländer Butler beobachtet,

Land- und Forstwirthschaft.

Ernteaussichten in Nußland.

Ueber den Saatenstand in Rußland zu Ende vorigen Monats liegen uns folgende Nachrichten vor:

In Kur- und Livland is der Stand der | mit wenigen Ausnahmen ein günstiger, weniger befriedigend der der Weizenfelder. Die {hon durh die Kälte stark beschädigten Kleefelder haben durch die Dürre im Sommer noch mehr gelitten, sodaß im allgemeinen ein recht be- deutender Ausfall erwariet wird. Wiesenheu dagegen bietet cine un- gewöhnli reihe Ernte dar. Die Sommersaaten haben durch die Kälte und spätere Dürre gleihfalls sehr gelitten. Für Gerste wird kaum auf eine Mittelernte gerehäet. ;

In Polen sind die Ernteaussichten für Roggen, Weizen und Kartoffeln andauernd günstig. Die Zuckerrüben sollen fh weniger entwidelt haben. Die Heu- und Klee - Ernte ist befriedigend aus- efallen. H gef In den Südwestprovinzen hat die Qualität des Winter- etreides durch die seit Ende Juni eingetretenen häufigen tarken Nieders{läge unv Stürme gelitten, qualitativ erwartet man jedoch eine Mittel-, und in einigen Theilen \fogar

Noggenfelder

Gouvernements if der Stand der

bietet kaum Auasihi auf eine geringe Mittelernte. Dagegen steht Leinsaat fast übera /

vorzüglich. In dem auf dem Festlande ees Theile des Taurischen intersaaten des Roggens und des Weizens als unter mittel zu bezeihnen. Das Sommergetreide is völlig befriedigend, zum theil gut. Im FJekaterinoslaw?schen Gouvernement dürfte das Wintergetreide kaum eine mittlere Ernte ergeben, dagegen kann der Stand der Sommersaaten als über mittel bezeihnet werden. Besonders ungleich sind die Ernteaus\ihten im Cherfon'schen Gouvernement: in manchen Theilen i eine völlige Mißernte zu erwarten, während die Felder an anderen Stellen ganz gut stehen. Der Durchschnitt is unter mittel. Ju Bessarabien wird nur in wenigen Kreisen ein günstiges Ernteergebniß erwartet. In Kaukasien erwartet man im Gouvernement Eriwan und im Daghestangebiet eine gute, im Gouvernement Kutais eine s{hleckchte Ernte und in den übrigen Gegenden im allgemeinen eine Mittelernte. In Finland verspriht man sich im Durchschnitt eine gute Mittel- ernte für Roggen, Weizen, Gerste und Hafer.

Aus Trier wird berichtet: Die Weinberge zeigen bis jeßt einen außergewöhnlich guten Stand. Der Heuwurm, welcher in einzelnen Weinbergsgemarkungen beobahtet wurde, wird von den Winzern fleißig bekämpft, und der dur die häufigen Bav I mit nachfolgender Shwüle gesteigerten Gefahr eines \tarken Auf- tretens der Blattfallkrankheit hat man in ausgedehntem Maße dur rechtzeitiges Besprizen der Neben. mit der bekannten Kupfervitriol- Lösung erfolgreih vorzubeugen gesucht. Die Traubenblüthe nahm einen raschen und, was für die Güte des Wachsthums sehr in die Waagschale fällt, gleichmäßigen Verlauf. Sie hat sich. auch unter günstigen Witterungsverbhältnissen vollzogen, sodaß in Bezug auf Menge son jeßt cine reihe Ernte angenommen werden kann, welche bei der vorgeschrittenen Entwickelung der Trauben auch in Bezug auf Güte eine hervorragende zu werden verspricht, wofern die Witterung eine günstige bleibt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Der Gesundheitsstand in Berlin blieb auch in der Woche vom 2. bis 8. August ein günstiger, und au die Sterblichkeit zeigte eine Abnahme der Sterblichkeitsziffer von 24,0 der Vorwoche auf 22,6 pro Mille und Jahr. Auch in dieser Woche blieben akute Darm- kranktheiten unter den Todesursahen vorherrschend, obwohl die Zahl der Todesfälle an diesen Krankheitsformen von 295 der Vor- woche auf 262 herabging. Das größte Kontingent hierzu stellten der östlihe Theil der jenseitigen Quifen tadt, das Stralauer Viertel, die Nosenthaler und Oranienburger Vorstadt und der Wedding, währendin der Friedric;\tadt, Dorotheenstadt und in der Tempelhofer Vorstadt nur verein- zelte Todesfälle mitgetheilt wurden. Fast aus\ch{ließlich standen die an diesen Krankheiten Gestorbenen im Alter von unter 2 Jahren. Die Theil- nahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine geringere als in der Vorwoche; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 124 Säuglinge. Akute Entzündungen der Athmungs- organe blieben in mäßiger Zahl; auch kam 1 Todesfall infolge von Grippe zur Mittheilung. Von den Infektions- krantheitea kamen Erkrankungen an Typhus, Masern und Diphtherie in wenig gegen die Vorwoche geänderter Zahl zur Anzeige. Eine größere Steigerung erfuhren nur Er- krankungen an Scharlach, die besonders aus dem Stralauer Viertel und der- Rosenthaler Vorstadt in größerer Zahl zur Meldung kamen. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 3 bekannt; auch eine weitere Erkrankung an Genickstarre kam zur Kenntniß. Erkrankungen an Keuchhusten, die in 9 Fällen tödtlich endeten, blieben zahlrei, während rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut seltener zur Beobachtung kamen. Seltener traten auch akute Gelenkrheumatis- men zu Tage, rheumatische Beshwerden der Muskeln zeigten jedoh im Vergleih zur Vorwoche keine wesentliche Veränderung.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 18. d. M. gestellt 12 405, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen. / In Oberschlesien sind am 18. d. M. gestellt 4950, niht recht- zeitig gestellt keine Wagen.

Dem „Verein der Brauereien Berlins und der Umgegend“ find durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 12. Juli d. J. die Rechte einer juristishen Person verliehen worden. Der Verein pflegt besonders die gemeingaplge tehnisch- wirthschaftliche Förderung des Braugewerbes, fowie die Unterstüßung in Noth ge- rathener Gewerbskollegen und Arbeiter, für welche Zwecke von ihm in den legten Jahren erhebliche Mittel aufgewendet worden sind; auch unterhält der Verein einen eigenen Arbeitsnahweis für das ge- sammte Brauereienpersonal.

In der gestrigen Generalversammlung der Königsberg- Cranzer Eisenbahn-Gesellschaft wurde unter einstimmiger Genehmigung der Tagesordnung beschlossen, eine Dividende von eie (gegen 6# % im Vorjahre) für das leßte Geschäftsjahr zu ver-

eilen.

Nach dem Abschluß der Märkishen Maschinenbau- anstalt vorm. Kamy u. Ko. Wetter a. Nuhr vom 30. Juni d. I. beträgt der Bruttogewinn mit Einschluß des Vortrags von 34960 M aus dem Vorjahr 253 365 4, von welhem für Abschrei- bungen 65528 4 verwendet werden follen und 187 837 #4 als Netto- gewinn zur Verfügung bleiben. Hiervon find für den Reservefonds und für Tantième zusammen 15 287 4 abzuseßen. Der Aufsichtsrath empfiehlt der zum 10 Oktober d. J. zu berufenden Generalversamm- lung der Aktionäre 150000 Æ als 739% ige Dividende zu vertheilen und 22 549 4. auf neue Rechnung vorzutragen.

Dem Aufsichtsrath des Annener Gußstahlwerks, Aktien- Gesellschaft, wurde von der Direktion die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung vom 39. Juni d. J. vorgelegt. Nach Abzug der Gewinnantheile stellt fich der Reingewinn m 81400 Æ gegen 14 635 A Betriebsverlust im voraufgegangenen Geschäftsjahre. Der Aufsichtsrath \{lägt vor 42 675 4 zu Abschreibungen zu verwenden ‘und nah Abzug von 2100 4 für den Aufsichtsrath aus restlichen 31 190 M 29/6 Dividende mit 21 500 4 zu veriheilen, während rest- liche 15 190 6 dem Reservefonds zugewiesen werden sollen.

Königsberg, 18. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen unverändert. Roggen fest, pr. 2000 . Zollgewicht 102. Gerste ruhig, Hafer träge, do. loko pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 118, Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. Zollgewiht 106,06. Spiritus pr. 100 Liter 100 9/9 loko 33,80, do. pr. August 33,50, do. pr. Sept.

Danzig, 18. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen loko fes, Umsay 100 t, do. inländ. hochbunt und weiß 139, do. inländ. bellbunt 135, do. Transit hohbunt und weiß 105, do. hellbunt 101, do. Termin zu freiem Verkehr pr. Sept.-Okt. 135,00, do. Transit pr. Sept.-Okt. 101,00, eas zum freien Verkehr 137. Noggen loko fest , inländischer 100, do. russisher und polnisher zum Tranfit 65, do. Termin pr. Sept.-Dkt. 102,00, do. Termin Transit pr. Sept.-Okt. 69,50, do. Regu- lierungspreis zum freien Verkehr 101. Gerste, große (660—700 Gramm) 114. Gerste, kleine (625—660 Gramm) 105,00. Hafer, inländischer 115,00. Erbsen, inländische 110,00. Spiritus loko kontingentiert 53,00, nit kontingentiert 33,00.

Stettin, 18. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. We fest, loko 139—141, per September-Oktober 141,00, e Oktober- November —. Roggen fest, Toko 109—112, pr. Sept.-Oktober 112,00, per Oktober-November 113,00. Pommerscher

eine gute Mittelernte. T den Sommerweizen und Hafer hat die feuhte Witterung günstig eingewirkt, nachtheilig dagegen auf

Gerste, Naps und Rübfen. Die vor kurzem begonnene Dolterernte

fer loko 120—128. Rüböl loko unverändert, per August 46,70, m Een