1896 / 203 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 26 Aug 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des NOMOL na (abg Sa es vom 14. Juli 1893 (Gesez-Samml. S. 152) wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der im laufenden Steuerjahr zu den Kommunalabgaben einshäßbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1895/96 bei der Krefelder Eisenbahn auf 72 000 M festgestellt worden ist.

Elberfeld, den 22. August 1896. Der Königliche Eisenbahn-Kommissar. Die.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 26. August.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten im Neuen Palais e Morgen den s des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus, und empfingen hierauf den Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats-Minister Freiherrn von Marschall zum Vor- trage. Sodann arbeiteten Seine Majestät mit dem Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen und nahmen später den Vortrag des Präsidenten des Evangelischen Ober-Kirchenraths D. Dr. Barkhausen entgegen.

Der Kaiserlihe Gesandte in Stockholm, Wirklihe Ge- heime Rath Graf von Bray-Steinburg hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Ab- wesenheit desselben fungiert der etatsmäßige Legations-Sekretär der Kaiserlihen Gesandtschaft von Portatius- als Ge-

shäftsträger.

_ Laut telegraphischer Meldung an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Hyäne“, Kommandant Kapitän- Lieutenant Deubel, gestern in Benguela angekommen und beabsichtigt, am 27. August nah Kamerun in See zu gehen.

Thorn, 25. August. Seine Königliche Hoheit Ns Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braun-

\{chweig, traf heute früh 8/, Uhr wieder auf dem F gen Stadt- bahnhof ein und begab sich alsbald zur Besichtigung der 35. Kavallerie-Brigade und des 2. Pionier-Bataillons nah dem Lissomißer Felde. Jn der Vorstadt Mocker bildeten die Schulen und Vereine Spalier. Um 121/25 Uhr kehrte Seine Königliche Hoheit nah der Stadt zurück und besichtigte bald darauf das Fort x Or von Plauen“.

Um 4 Uhr erfolgte die

Abfahrt nah Ostromeßko.

Oesterreich-Ungarn,

Der Kaiser pag gestern Mittag den österreichisch- ungarischen Botschafter in St. Petersburg Prinzen Liechten stein und später den ungarishen Mini ter-Präfidenten Baron Banffy sowie den ungarishen Finanz-Minister Dr. Luca cs in Audienz.

Großbritannien und Frlaud.

Ueber Armenien is ein Blaubu ch erschienen, welches 514 Schriftstücke, die Zeit vom Dezember 1893 bis September 1895 umfassend, enthält. Der britische Botschafter äußert darin unter anderem, der Großvezir sheine auf Maßnahmen bedacht zu sein, welche gegen die Armenier von Zeitun gerichtet seien.

Rußland.

Der Groß-Admiral Großfürst Alexis Alexandro- « witsch is, wie „W T. B.“ berichtet, von St. Petersburg nah Sebastopol zur Besichtigung der Flotte des Schwarzen Meeres sowie der Flotten-Anlagen abgereist.

Aus aben wird berichtet, daß ee Banden die kosakishe Bevölkerung im Assuri-Gebiet angegriffen hätten; es seien ernste Maßregeln zur Abwehr ge- troffen worden. Am 9. d. M. hätten russishe Truppen ein heftiges Scharmügel zu bestehen gehabt, wobei sieben Chinesen und ein Russe gefallen seien. Die Khunkhusen seien

eflohen und hätten viele Waffen verloren. Die Ge- angenen seien dem cinefishen General Djao-Tyan aus- geliefert worden, der zur Verfolgung der Khunkhusen ein- getroffen sei. Er habe zwei von ihnen hinrihten lassen und sechs andere zum Tode verurtheilt. Russishe und chinesische Truppenabtheilungen seien in das Flußgebiet abgeschickt worden, um die khunkhusishen Räuber in rem Zufluchtsort aus- zurotten.

Ftalien.

Die „Opinione“ veröffentliht einen Artikel, worin sie ervorhebt, es sei Geduld und Ruhe nöthig, da die Ver- ‘handlungen wegen der Befreiung der Gefangenen, die ohne Demüthigun Ftaliens erfolgen müsse, voraussichtlih langwierig sein würden, umsomehr als der General Valles noch nicht abgereist sei. Bestenfalls könnten die Gefangenen im Januar eintreffen. Es würde Wahnsinn sein, noch in diesem ahre mit Tigre Krieg zu führen. Die Möglichkeit des Krieges ei nur dann diskutierbar, wenn der Negus Jtalien dadur thigen wolle, daß er für die Befreiung der Gefangenen Ent- chädigung verlange. Das Land würde cher auf die Be- iung derselben verzihten, als a p ädigung zahlen. enn Menelik Entschädigung verlange, so möge er nah Rom kommen und sie holen. Das Blatt fordert das Land auf, mit Würde und Ruhe die Befreiung der Gefangenen abzuwarten.

Spanien.

Angesichts der Erklärungen des Minister - Präsidenten Canovas del Castillo, worin er sih für die Vertagung der Berathung des Gesezentwurfs, betreffend die Eisenbahn- subventionen, aussprach, hat sih, dem „W. T. B.“ zufolge, die Opposition entschlossen, bei der Berathung der anderen vorliegenden Negierungsentwürfe keine Obstruktions- politik mehr zu treiben, sodaß die Kammern sih am nächsten Sonnabend bis Ende November werden vertagen können.

Wie die Madrider Blätter berichten, hat die A den Ankauf eines weiteren Panzers\chiffs in Englan angeordnet.

Jn Alicante und Barcelona wurden gestern mehrere Personen verhaftet, welche anarchistishe Aufrufe vertheilten.

Türkei.

Bei dem österreichish-ungarishen Botschafter Freiherrn von Calice fand, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern eine mehrstündige Verhandlung zwischen den Botschaftern und dem Minister des Aeußern Tewfik Pascha über die den Aufständischen auf Kreta zu gewährenden Zugeständnisse statt.

Die „Agence E erfährt aus Athen, daß die Christen im Distrikt Nea nah einem Kampfe mit den eingeborenen Türken mehrere mohamedanishe Dörfer in Brand gesteckt hätten. 1000 bewaffnete Mohamedaner hätten Herakleion in der Absicht verlassen, die Pro- vinz Malevisi zu verwüsten, um dadurch Vergeltung zu üben. Jn Kasteli, in der Provinz Selino, hätten die Auf- ständischen eine Kompagnie Türken eingeschlossen; ein Regi- ment sei zum Entsay der Eingeschlossenen abgesandt worden. Die Vorfälle bei Herakleion seien nach Konstantinopel gemeldet worden, und die Pforte habe dem Gouverneur den Befehl zugehen lassen, genügende Streitkräfte nah dem Distrikt von Herakleion zu entsenden, um die Ordnung wiederherzustellen. Die ane: siegreihen Aufständischen \chickten sich indessen an, die türkishen Truppen zurückzuschlagen, aus Furcht, dieselben könnten sich mit den eingeborenen Mohamedanern vereinigen, um die Niederlagen der Türken zu rächen.

Bulgarien.

Der „Agence Balcanique“ zufolge ift in der Frage des Rütritts des Kriegs-Ministers Petrow eine günstige Lösung zu erwarten. Nach Berichten, welche beim Kriegs- Ministerium acn sind, griff am Sonntag eine türkische, von aschibozuks unterstüßte Truppen- abtheilung die bulgarischen Grenzposten südlih von Cer an. Die Türken zogen sich nah fünfstündigem

efeht zurück und ließen mehrere Todte auf bulgarishem Ge- biete. Der bulgarishe Posten hatte keine Verluste. Nach- mittags wurde der Angriff erfolglos erneuert. Von Philippopel wurden zwei Kompagnien abgesandt. Das Kriegs-Ministerium forderte das Ministerium des Aeußern auf, die Vorstellungen bei der Pforte zu erneuern, damit die türkishe Regierung den Grenztruppen in dieser Hinsicht strenge Befehle ertheile, da die bulgarischen Posten den strikten Auftrag hätten, auf jeden türktishen Militär, der sih diesseits der Grenze zeige, zu s eyen. Der Chef des Generalstabs Oberst Jwanow hat ih nah dem Kloster Rilo begeben, um dem Fürsten Bericht Über die Vorgänge an der Grenze zu erstatten.

Montenegro.

Aus Cetinzje erfährt „W. T. B.“, daß nach den daselbst eingetroffenen Nachrichten der König von Serbien in Be- gleitung des Kriegs-Ministers Frassanowic Ende Oktober dem Fürsten von Montenegro einen Gegenbesuh ab- statten werde.

Schweden und Norwegen.

Nach einer dem „W. T.B.“ ausChristiania zugegangenen Mittheilung verlautet daselbst, der König und wahrscheinlih auch der Kronprinz würden demnächst dort eintreffen, um bei der Ankunft Nansen's zugegen zu sein. Die Ankunft Nansen’'s in Christiania wird, „Morgenbladet“ zufolge, am 5. September erfolgen.

Amerika.

Durch die (in der gestrigen Nr. d. Bl. mitgetheilte) Ver- ordnung des Generals Wey ler, welche die Ernte des Kaffees untersagt, wird auch die Ernte des Zuckerrohrs verboten; die Verordnung erstreckt fih auf die ganze Jnsel Cuba. Die Insurgenten sollen neuerdings dreißig Kaffee - Plantagen angezündet haben.

Die „Times“ erfährt aus Rio de Janeiro unter dem

estrigen Datum, daf der italienishe Geschäftsträger Genugthuung für die Beschimpfung der italienishen Flagge t Die diplomatischen Beziehungen zwischen Ztalien und

rasilien würden gespanntere; weitere Unruhen seien zu er- warten.

Afrika.

Die „Agence E berihtet aus Kairo von gestern, es bestätige sih, daß von britischer Seite Unterhändler an den Mahdi j pra worden seien. Dieselben hätten im Namen Kitchener Paschas den Dora gemacht, unter der D Großbritanniens ein unabhängiges S des

udans mit Obeid als Hauptstadt zu gründen. Die Unter- händler hätten nah ihrer Rückkehr berihtet, der Mahdi habe eine ausweichende Antwort gegeben. Es scheine, als ob er die Expeditionstruppen weiter in das Jnnere locken wolle, um fie dann vollständiger vernihten zu können.

Der Sultan von Sansibar Hamed bin Twain ist, wie das „Reuter sche Bureau“ meldet, gestern gestorben. Sofort nach- dem der Tod des Sultans bekannt geworden, habe Said Kal id, der Onkel des Sultans, Besiß von dem Palast er- griffen und sich selbst zum Sultan erklärt, nachdem er si ium Palast mit 700 bewaffneten Askaris verbarrikadiert habe. Die britischen Kriegsschiffe „Philomel“, „Thrush“ und „Sparrow“ hätten bei dem Zollhause Mannschaften gelandet, welche jeht die Befehle der britishen Regierung erwarteten. Alle Frauen hätten sih in das britische Konsulat begeben, da Unruhen befürchtet würden. Ein Telegramm vom heutigen Tage besagt: Die vergangene Nacht sei ruhig verlaufen. Der Play vor dem Palast sei noch im Besiß von Said Kalid. Die Geschügze seien gegen die Kanonenboote „Thrush“ und „Sparrow“ ges tet, welche dem Palast gegenüber vor Anker lägen. Die britishen Truppen erwarteten noch Befehle.

Nach einer Meldung des „Daily Telegraph“ aus Prä- toria vom gestrigen Tage tritt überall im Lande die Rinder-

pest auf.

Dasselbe Blatt berichtet aus Lourenço Marquez von

lipp es sei von der Seestation aus auf ein mit einer

ruppe von Transvaal-Reisenden beseytes Dampfboot ge- {ossen worden. Eine Frau Namens Landsberg habe einen Schuß durch die Lunge erhalten. An ihrem Aufkommen werde gezweifelt, Der Konsul der Südafrikanischen Republik habe eine Untersuhung des Vorfalls angeordnet. :

Aus Brüssel wird dem „W. T. B.“ mitgetheilt, der Lieutenant Lothaire G sih, wie es heiße, infolge einer an ihn ergangenen ei, Men, demnächst nah dem Congo zurückzu E Er werde den Oberbefehl über eine der Truppenabtheilungen übernehmen, die zur Be- wachung der N des Unabhängigen Congostaats gegen die. Einfälle der Mahdisten bestimmt seien.

Entscheidungen des Neichsgerichts.

Beim Falscheide tritt nah § 163 Abs. 2 des Strafgeseßbuches Straflosigkeit ein, wenn der Thäter, bevor eine Anzeige gegen ihn erfolgt oder eine Untersuhung gegen thn eingeleitet und bevor ein Rechtsnachtheil für einen Anderen aus der falshen Ausfage entstanden ist, diese bei derjenigen Behörde, bei welcher er sie abgegeben hat, widerruft. Jn Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichs- geriht, IV. Strafsenat, durch Urtheil vom 15. Februar 1896 ausgesprohen, daß dieser Widerruf von dem Thäter nicht persönlich und unmittelbar der betreffenden Behörde gegenüber erklärt zu werden braucht, daß vielmehr eine Widerrufs-Crklärung, welhe dur eine vermittelnde Thätigkeit anderer Per- fonen an die betreffende Behörde gebracht wird, wirksam ist, voraus- eseßt nur, daß die Erklärung zur Kenntnißnahme der leßteren be- stimmt und die Vermittelung der anderen Personen vom Thäter zur Realisierung jener Bestimmung in Bewegung geseßt ist. (4927/95.)

Die vor)äßlihe Störung einer in herkömmlicher Weite durch einzelne Verkehrs\straßen des Ortes sich bewegenden kirh- lihen Prozession in einer dieser Straßen ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, T. Strafsenats, vom 9. April 1896, nicht als Religionsvergehen aus § 167 des Strafgeseßbuchs zu be- strafen, wohl aber kann der Thäter sich hierdurch eines groben Unfugs s{huldig machen. N. hatte eine sich am Allerheiligentage in herkömmliher Weise in O. vom Friedhof ur Kirche durch verschiedene Orts\straßen bewegende Prozession vor- säplih durch überlautes Schreien, dur Fahren zwischen den Reihen der betenden Frauen und Durchbrechen ihrer Reihen gestört. Er wurde wegen vorsäßliher Störung des Gottesdienstes an einem zu religiösen Bersammlungen bestimmten Orte aus § 167 Strafgeseßbuchs ange- klagt und von der Strafkammer verurtheilt, indem das Urtheil annahm, die von der Prozession berührten Theile der Ortsstraße seien zu jener eit, weil ihre Benußung zu den Prozessionen ortsüblich sei, zu religiösen Ver- sammlungen bestimmte Orte gewesen. Auf die Revision des Angeklagten hob das Reichsgericht das erste Urtheil auf, indem es bes ründend ausführte: „Der § 167 des Strafgeseßbuchs seßt ein Er- orderniß voraus, das bei ôffentlihen Straßen, deren Zweck ist, dem allgemeinen Verkehr zu dienen, niht zutrifft, daß nämlich die Verwendung zu religiösen P E die wesentlihe Bestimmung des Ortes sei. a N dem Zweck, dem allgemeinen Verkehr zu dienen, die Benußung der Straßen zu Umzügen aller Art, also au kirchlihen Prozessionen, naturgemäß einordnet, so äudert sich die Bestimmung der Straße, dem allgemeinen Verkehr zu dienen, auch dadurch niht, daß orts- üblich gewisse herkömmlihe Prozessionen darauf verkehren und ver- kehren follen. Sie gewinnt dadurh nicht jene enge Beziehung zur Religion, deren Schuß die §8 166 und 167 St.-G.-B. bezielen.“ (936/96)

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

Ist der Betrieb einer genehmigungspflihtigen ge- werblichen Anlage unter der Bedingung von der zuständigen Be- hörde genehmigt worden, daß der Graben, durch welchen die Abwässer der Anlage fließen, eingedeckt werde, so ist, nah einem Urtheil des Ober-Verwaltungsgerihts, TITL. Senats, vom 20, April 1896, der Unternehmer verpflichtet, die Eindeckung des Grabens niht nur herzustellen, sondern auch zu unterhalten, und die zu- ftändige Behörde kann durch Verfügung an den Unter- nehmer die Wiederherstellung des verfallenen Mauerwerks dur Ein- deckdung fordern. „Es handelt sich um ein Schlachthaus, eine ge- nehmigungspflihtige und vorschriftsmäßig genehmigte gewerbliche Anlage 16 der Reichs - Gewerbeordnung). Die genehmigende Behörde durfte nah § 18 a. a. O. bei der Genehmigung die „sich als nöthig ergebenden Bedingungen“ für die Errihtung und den Betrieb der Anlage festseßen. Dies is in dem Rekursbescheid vom 26. April 1883 hinsihtlich der Abführung der Abwässer des Schlachthaujses IOA geschehen, daß die Eindeckung des dur das Kreishausgrundstück gehenden Grabens als Bedingung für die Anlage und den Betrieb gestellt wurde. Diese Bedingung hat die Be- deutung, daß, i die Abwässer des Schlachthauses durch den Graben gesührt werden, die Eindeckung des Gra- bens bestehen und unterhalten werden muß. Die Klägerin als Konzessionarin darf bei Vermeidung der in dem § 147 a. a. D. näher bezeihneten Folgen, zu denen gehört, daß die Polizeibehörde die Her- ftellung des den Bedingungen entsprehenden Zustandes fordern kann, von den gestellten Bedingungen niht abweichen. Mit dem Ver- langen, daf eine Betriebsbedingung aufrecht erhalten werde, hat sich die Polizeibehörde nur an den Konzessionar zu halten.“ (I1T. 513.)

Die Dienstwohnungen von Bediensteten milder Stiftungen sind, nah einem Urtheil des Ober-Verwaltungsgerihts, IL. Senats, vom 29. April 1896, wenn diese Dienstwohnungen statutarisch für die Zwecke der milden Stiftung unmittelbar dienen, der kommunalen Grundsteuer niht unterworfen. „Die Gewährung einer Wohnung im Stiftshause, die in einem Zimmer mit Zubehör besteht 9% des Statuts der R, - Stiftung), an den Hauswart umfaßt nicht bloß diese Räume im engsten Sinne. Vielmehr müssen auch gewisse andere Bedingungen erfüllt sein, um den Benefiziatinnen ein den Intentionen des Stifters entsprehendes Wohnen in dem Stiftshause zu ermöglihen, Nach ihrer sozialen Stellung sind sie als wohl berechtigt zu dem Verlangen anzusehen, daß Korridore und Treppen gehörig rein gehalten und Abends hbeleuhtet werden, sowie daß ihnen in othfälen die Möglichkeit gegeben i, die Hilfe einer männlihen Perjon in Anspruch / zu nehmen. Es ist daher nöthig, daß der Dat unausgeseßzt anwesend ist, und das wieder ist nur ausführbar, fofern er im Sie wohnt. Nach den Satzungen des Statuts läßt sih daher füglih niht bezweifeln, daß auch die von dem Hauswart als Wohnung benußten Räumlichkeiten des Stiftshauses unmittelbar für die Zwecke der Stiftung benußt werden. . .* (IT. 890.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Die auf Selbsthilfe gegründeten deutschen Erwerbs- und Wiek WattaaenoisensBaten.

Der Allgemeine Verband der auf Selbsthilfe gegründeten deutshen Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften hat vor kurzem seinen Jahresberiht für 1895 veröffentlicht, aus dem die nachstehenden e der Beachtung werth erscheinen. Der von Dr. Hans

rüger, ftellvertretenden Anwalt des Verbandes, verfaßte Jahres- bericht führt in seinen Listen 13 005 ats auf, gegen 11141 am 31. Mai 1895. Von diesen Genoffenschaften waren (die in Klammern geseßten Zahlen beziehen sich überall auf das Vorjahr)

Kreditgenossenshaften. . . . . . , 8069 (6417) Nohstoffgenossenschaften :

E e 58 (61)

landwirthschaftliche e e LOSO CIOG O) Werkgenossenschaften :

gema A 1 (17

andwirtbschaftlide . .. , , 248 (240 Magazinen ien Gaften:

ees E e d 0 (00

andwirthschastl@e ,. . .. , 19 (4) Produktivgenossenschaften :

D ea L (124)

Cndwirtb\ Mae C e 16048 (1408) Versicherungs- und fonstige Genofsen-

E e U Ae. (LOO MOMUBDE E s ah s oe e AGUO 4e ZIOUAeNONE A a 102 (120).

Die unbeschränkte Haftpflicht wird von den Kreditgenossenschaften vorgezogen; die Konsumvereine und Baugenofsenschaften haben der Mehrzahl nach die beschränkte Haftpflicht; unter den landwirthschaft- lihen Genofsenschaften überwiegt die unbeschränkte Haftpflicht; auf die Ausbreitung der Handwerkergenossenshaften if die Zulassung der be- \chränkten Haftpflicht anscheinend ohne Einfluß gewesen.

Von einer großen Zahl der deutshen Erwerbs- und Wirthschafts- enossenshaften sind Verbände gebildet worden zum Zweck des ustaushes der gemahten Erfahrungen, zur Ertheilung von Rath

und Auskunft, zur Wahrung und Bextolaun gemeinsamer Interessen und zur Durchführung der geseßlich Vorgeldrtebeiten Revision. Der Jahresbericht führt 17 solcher Berbände auf; davon is der älteste der von Schulze-Delißsch im Jahre 1859 errihtete Allgemeine Verband der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenshaften (Siy der Verbandsleitung in Berlin) mit 1496 Genossenschaften, die in 32 Untervecbände getheilt find. Die größte Zahl von Genofssen- schaften umfaßt der Allgemeine Verband der landwirth- \haftlihen Genossenschaften des Deutshen Neihs (Sig der Verbandsleitung in Offenbach a. M.) mit 2447 Genossenschaften.

Unter den Genossenschaften haben sich am stärksten die Kredit- genossenschaften vermehrt und unter diesen, wie in früheren Zen die ländlichen Kreditgenossenshaften, die Darlehnskassen- vereine.

Die Geschäftsergebnisse des Jahres 1895 von 1068 Kredit- go E LEs nah dem System von Dr. Schulze-D elißs\ch

ehandelt der I1. Abschnitt des Jahresberihts. Die Mitglieder- zahl dieser 1068 Kreditgenossenshaften betrug nach Schluß des Geschäftsjahres 1895: 525 748. Eine besondere Statiftik über die Eintheilung der Mitglieder nach Berufsklassen läßt ersehen, daß die selbständigen Landwirthe, Gärtner 2c. 32 9%/ (31,5 9%) des Gesammtmitgliederbestandes ausmachen, worauf die selbständigen Hand- werker mit 25,4 9/6 s 9%) folgen. Die starke Betheiligung der Land- wirthe an den Kreditgenossenschaften nah dem System von Dr. Schulze-Delißs{ch (die Zahl bei 1021 zu der Mitgliederstatistik berihtenden Kreditgenossenshaften beträgt 161 609) liefert den Beweis dafür, daß die Landwirthe bei diesen Genoffenschaften nicht nur die Befriedigung ihres Kreditbedürfnisses finden können, sondern auch daß die Kreditgenossenschaften bestrebt [9 allen nah dieser Richtung hin an sie gestellten Ansprüchen gerecht zu werden.

Wenn auch das prozentuale Verhältniß der Handwerker bei der Mitgliedschaft der Kreditgenossenshaften zurückgegangen i hauptfächhlih eine Folge des von Jahr zu Jahr watenden Zutritts der Landwirthe —, so kann doch eine absolut \tärkere Betheiligung Mee O gegen das Vorjahr festgestellt werden (128 527 gegen

Die von den berihtenden 1068 Kreditgenossenshaften im Jahre 1895 gewährten Kredite betragen 1659 305785 A Von diesen Krediten wurden gewährt

gegen Vorshußweckhsel . Schuldscheine, «„ Diskonten . « Hypothek . 12225957 im Konto-Korrent 617 769 465

Das Gesammt-Betriebskapital der 1068 berihtenden Kredit- genossenshaften hat Ende 1895 630 607 941 „#46 betragen, wovon 163 484 900 M auf das eigene Vermögen in Geschäftsguthaben der Genossen und Reserven, 467 123 041 M auf angelkiehene fremde Gelder entfallen.

íInterefsant ift eine Berehnung, wonach von 1000 #4 der von der Genossenschaft angeliehenen fremden Gelder 971,7 4 auf Anlehen von Privaten und nur 2,83 9% auf Kredite von Banken entfallen. Es ergiebt sich daraus, daß die berihtenden Kreditgenossenschaften fast unabhängig von dem Großbankkredit find, daß für diefe Genossen- schaften auch jedenfalls kein reis nah Staatskredit besteht. Die von Privaten aufgenommenen Gelder stellen sich bei den richtigen Maßnahmen als die billigsten Betriebskapitalien heraus. Die Ver- infung der fremden Gelder betrug wie im Jahre 1894 durh- {nittli 3,59 9/0.

Der Jahrebbericht hebt ferner hervor, da fas die größeren Kredit- genofsenshaften der Vervollständigung der Geschästszweige befleißigen und insbesondere der Einführung des Checkverkehrs ihre Auf- merksamkeit zuwenden. Vielfach hat man au ofenbar den Zins für die gewährten Kredite herabgeseßt. :

Der Neingewin n des Jahres 1895 belief sich bei 1050 berihtenden Genossenschaften auf 9418239 «4 Davon wurden 2234362 dem Reservefonds überwiesen, 6723 192 6 an die Mitglieder als Dividende vertheilt, 87105 A zu Volksbildungs-, gemein- nüßigen und wohlthätigen Zwecken verwendet. ie Be- amten -Unterstütßungs- und Pensionsfonds der Kredit- genossenshaften belaufen sich bei 48 der berihtenden Genossenschaften auf 923 826 M

Der JIahresberiht verzeihnet die Liquidation von 48 eingetra- genen Kreditgenossenshaften im Jahre 1895/96, wovon die große Mehrzahl ländlihe Darlehnskassen waren, die nur kurze Zeit bestanden, denen die Vorbedingungen für eine Geschäftsthätigkeit fehlten. In Konkurs geriethen 4 eingetragene Fel eyiGartes, eine davon, eine ländliche Spar- und Darlehnskafse, infolge bedeutender Unter- s{lagungen thres Kassierers.

Der Abschnitt 111 behandelt die Reben alten in ein- zelnen Gewerbszweigen: die Nohstoffgenossenshaften, Werk- api Mal be iy Magazin- und Absaßgenossenschaften und Produktiy- geno enschaften, Die Anzahl dieser Genossenschaften is oben an- gegeben.

Es erscheinen zum ersten Mal Getreide- und MeN R Eelen schaften in den Listen des Jahresberichts aufgeführt, welhe die Um- guna des aupil en amels in beiden Produkten der Lan wirtblaalt

zweden. ie Zahl der Getreide-Absaßgenofsenschasten ist 12. Die preupilDe Negierung hat sih bekanntli ganz besonders die Förderung dieser Geno ende en zur Aufgabe gemacht, und der preußische Land- lse at 3 Millionen Mark zum Bau von ilos bewilligt. 11 gewerb- lihe und 1 Lt lde ModstoffgenoN enfgat berihteten zur

582 258 958 M, 107 439 996 , 339 611 409 ;,

t Statistik des Jahresberichts e 11 gewerblichen Rohstoffgenossen-

haften hatten einen Erlôs von 582 731 „M4 erzielt.

Von 5 gewerblihen Magazingenossenshaften sind bie Abschlüsse für 1895 im Jahresbericht veröffentliht. Der Gesammt- verkaufserlös dieser b Genossenschaften betrug 235 128 M

Von 15 gew erblichen Produktivgenossenschaf ten, deren Geschäftsberihte für 1895 im Jahresberiht enthalten find, hatten 13 bei einem Verkaufserl88 von 1347266 einen Reingewinn von zusammen 51 723 A Unter den berihtenden 15 gewerblihen R Be befinden sih: eine Aan genten haft, 3 Buchdruckergenossenschaften, 1 Gold- und Ar.tLLeistenfabrik, 1 Schneidergenossenshaft, 1 Regulatorgehäuse-Fabrik, 1 Braunstein- handelsverein, 1 Zigarrenfabrik, 2 Bäckereien, 1 Hafnergenossenschaft,

2 Brennereien, 1 Ziegelet.

Die Baugenossenshaften Abschnitt TV des Jahres- berihts haben eine Zunahme ihrer Zahl gegen das Vorjahr zu verzeihnen “gehabt (132 gegen 124). Es hat fich in den leßten Jahren besonders diejenige Gattung der Baugenossenschaften mehr entwickelt, welche es ih zur Aufgabe gemaht hat, größere Wohnhäuser her- zustellen, die im e he der Genossenschaft verbleiben. Solche allen gesundheitlihen Anforderungen entsprehenden Wohnungen werden zu billigen Preisen an die Mitglieder vermiethet, Diese Ge- nossenshaften ühren in der Regel die Bezeichnung „Spar- und Bauverein“; thre Zahl beträgt von dem Gesammtbestande von 132 etwa 60. Die andere Gattung erbaut kleinere Häuser für eine oder zwei Familien, die in das Eigenthum der Genossen übergehen. 19 Baugenossenschaften haben zu der Statistik des Jahresberichts ihre Abschlüsse für 1895 eingereiht; davon sind 15 Genossenschaften der ersteren Gattung, 4 der leßteren. Von 7 Baugenossenschaften, welche die Wohnungen der in ihrem Eigenthum verbleibenden Häuser an ihre Genossen vermiethen, wurden im Jahre 1895 16 Wohn- häuser gebaut; in 15 dieser e befanden sih zusammen 90 Woh- nungen. Von den Genossenschaften der Gattung, die die von thnen erbauten Häuser an ihre Genossen zum eigenthümlichen Erwerb abgiebt, ist die bedeutendste die Berliner Baugenossenschaft, e. G. m, b. H., die im Jahre 1895 16 Häuser in Treptow bei Berlin aufgeführt hat. Während der Zeit ihres zehnjährigen Bestehens hat diese Genofsen- haft in den Vororten von Berlin, auf Terrains in Adlershof bei Ksöpenick, in Lichterfelde, Hermsdorf, Treptow insgesammt 150 Wohn- häuser errichtet, von denen der größte Theil bereits Eigenthum der Genossen geworden ift.

Die Konsumvereine Abschnitt V des Jahresberihts find in ihrer Zahl zurückgegangen, von 1412 im Voriahre auf 1400. Es lôften sih eine Anzahl von Konsumvereinen, zum großen Theil fog. Schnaps - Konsumvereine, die nihts mit den Lebensmittel- belbalinabWereinen gemein haben und lediglich zur Umgehung be- stehender geseßliher Bestimmungen geschaffen wurden, auf, was im Interesse der gesunden genossenschaftlihen Bewegung auf dem Gebiet der Konsumvereine freudig zu begrüßen ist. Zu der Statistik des Jahresberichts für 1895 berihteten 460 Konsumvereine. Dieselben hatten nach Schluß des ares 1895: 292 077 Mitglieder. Aus einer besonderen Statistik über die Eintheilung der Mitglieder in Berufsklassen is zu entnehmen, daß 59,8 % des Gesammt- mitgliederbestandes der Konsumvereine auf die abhängigen Ar- beiter entfallen; dann kommen die sfelbständigen Handwerker mit 12,4% (31 814 von 256 374 Gesammtbestand der 426 Konsumvereine, die zu dieser besonderen Statistik berihten). Die starke Betheiligung der Handwerker an den Konsumvereinen verdient besondere Be- achtung. Der Verkaufserl 0s der 460 Konsumvereine betrug 1895: 82 681 043 Æ, woraus sih 8214002 A Ueberschüsse, Gewinn, ergaben; davon erhielten die Genossen 7 845 110 M als Kapital- und Cinkaufsdividende zurück, was eine Verzinsung von 112,7 0% der Geshiftsguthaben der Genossen ergiebt. Das Be- triebsfapital der 460 Konsumvereine beträgt 17 632 394 (4; davon entfallen at) die Geshäftsguthaben der Genoffen 6 957 304 M4, auf die Reservefonds 3 228 884 4 und auf die angeliehenen fremden Gelder 7 446 206 A Es soll noch der Aufwendungen der berichten- den Konsumvereine für Bildungs- und gemeinnüßige Zwedcke gedacht werden, die im Jahre 1895: 55252 # betrugen.

So giebt denn der umfangreihe Jahresberiht aufs neue einen Beweis von dem segensreihen Wüiken der auf der Selbsthilfe be- ruhenden deutshen Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften; sein Inhalt ist die klare Widerlegung der Behauptung, daß es den Er- werbsthätigen niht mögli fei, ohne Staatshilfe ihre Stellung im wirthschaftlichen Leben festzuhalten und thre Existenz zu fördern.

Die Sparkassen im Königreih Sachsen.

Die I gewinnen in ihrer Bedeutung für die Wohlfah1t des Volkes von Jahr zu Jahr nicht allein dadur, daß sie fortgeseßt größere Kapitalien ansammeln, die, großentheils in Immobilien an- elegt, besonders zur Verbesserung der Wohnverhältnisse beitragen, ondern auch dadur, daß sie erzieherisch auf die Bevölkerung ein- wirken und fortwährende Anregung geben, den Ueber- fluß guter Tage nicht unnüß zu wvergeuden, fondern zur Deckung etwaigen Mangels in trüben Zeiten aufzusparen eine An- regung, die um so wirksamer is, je mehr Spargelegenheiten vor- handen sind. ine verhältnißmäßig große Zahl von Spargelegen- heiten weist das Königreih Sachsen cet wie das soeben erschienene eStatistishe Jahrbuch für das Königreich Sachsen“ erkennen läßt. Es ab daselbst am Schluß des Jahres 1895 247 selbständige Spar- assen gegen 239 im Dezember 1894 und 233 Ende 1893; und die Sparkassen der meisten Städte unterhalten außer den Hauptkassen- stellen noch eine Anzahl Filialen, die ebenfalls dazu beitragen, die Rege e zu vermehren. : as genannte Jahrbuch bringt ferner einige tabellarishe Ueber- sihten, welhe auch den Verkehr und den Stand der Sparkassen Sachsens während des Jahres 1894 veranschaulihea und zugleich die vorläufigen Ergebnisse über den Verkehr der Sparkassen im Jahre 1895 enthalten.

Den endgültigen Ergebnissen über das Jahr 1894 i} zu ent- nehmen, daß die Verkaufsstellen von Sparmarken eine weitere Ab- nahme erfahren haben, nahdem bereits in den Vorjahren eine Anzabl wieder eingezogen worden waren, daß dagegen die Zahl der verkauften Marken und der Ertrag derselben etwas höher waren, als im Jahre 1893. Es scheint demna, als ob das Sparmarkensystem an \ich eine lebensfähige Einrichtung sei, sih aber nit überall und für alle Be- völkerungsflassen gleih gut bewähre. Vielleicht erfüllt es überall da einen nüßlihen Zweck, wo die heranwahsende Jugend angehalten wird, ihre kleinen Ersparnisse vom Lohn als jugendliche Arbeiter fest anzulegen.

Die baaren Einzahlungen der Einleger in die N haben im Jahre 1894 diejenigen des Vorjahres erheblih binter {ih gelassen, und zwar der Zahl nach um mehr als 70 000 Einlagen und dem Betrage nah um 7F Millionen Mark. Dem entsyrehend find auch die den Einlegern au eschriebenen Zinsen um fast 1 Million Mark gestiegen. Die ahlun find gegen das Jahr 1893 der Zahl nach um 37100 und dem Betrage nah um 6 460 000 ä gestiegen. Die den Sparkassen erwahsenen vermehrten Arbeiten haben natur- emäß auch die Verwaltungskoften agffteigert, und zwar für alle

parkassen Sachsens um 63 000 « Die Verwaltungskosten betrugen pro 1000 M Einzahlungen in den Jahren 1893 und 1894 je 8,6 4 Am Ende des Jahres 1894 war die Zahl der überhaupt aus- gtlt Einlagebücher durch 202236 neu hinzugekommene auf 794 056 gestiegen, von denen 18653293 noch in Geltung \ih be- anden. Von diesen am Schluß des Jahres 1894 noch bestehenden inleger-Guthaben lauteten 675 305 (gegen 646 568 im eiahre) auf Beträge bis zu 60 4, 280 366 (gegen 274536 im Vorjahre) au Beträge von über 60 bis 150 4, 235 180 (gegen 227 772 im Vor- jahre n N e von über 150 bis 300 M, 125 (gegen 243 786 im Vorja m) auf Beträge von über 300 bis 600 «A und 412317 (gegen 390 728 im Vorjahre) auf Datrago von mehr als 600 „«

Die Summe der ausgeliehenen Kapitalien bezifferte sh im

Dezember 1894 auf nahezu 7194 Mill. Mark. Davon waren vergeben

gegen bypothefarishe Sicherheit 568 978 000 46, gegen Faustpfand 474 070 M, gegen Bürgschaft 2487781 , an Gemeinden 10 509 059 G und in Staats- oder sonstigen Werthpapieren angelegt 131 954 900 M

Auch das Jahr 1895 hat, wie {hon aus den vorläufigen Ergeb- nissen des Geschäftöverkehrs der Sparkassen in den einzelnen Monaten erkennbar ist, wieder einen Zuwachs der Einzahlungen und der Rück- zahlungen mit sih gebraht. Die Einzahlungen, deren 1 779 265 im Betrage von 165 565 464 4 geleistet wurden, sind gegen das Vorjahr der Zahl nah um 164225 und dem Betrage nah um 22 038 454 46 - gestiegen. Die Rückzahlungen sind auf 1013 896 im Betrage von 135 997 655 M gestiegen und haben diejenigen des Jahres 1894 der an A um 7987 und dem Betrage nach um 2779235 4 hinter 1ch gelassen.

Zur Arbeiterbewegung,

_ Aus Fraukfurt a. M. berichtet die etl: Zta.: Die Buch- bindergehilfen hielten am Montag eine Versammlung ab, in der über eine demnächstige Lohnbewegung berathen wurde. iese Frage ist von dem Vorstand tes Verbandes deutsher Buchbinder angeregt worden. Der Referent sprach sich dahin aus, die Lohn- und Arbeitszeitverhältnisse seien derartige, daß eine Lohn- ns nicht mehr umgangen werden könne, um so mehr, als sih die Geschäftslaze im Augenblick als eine für das Vorhaben sehr E erweise. Die weiteren Redner sowie die Mehrheit der Vera ammlung zeigten sich nicht geneigt, dieser Ansicht beizutreten. Ein Antrag, zu erklären, daß die jeßigen Zeitumstände zu einer Lohn- bewegung nit geeignet seien, kam niht zur Abstimmung, die damit umgangen wurde, daß man einen Ausschuß niederseßte, der sich mit den Vorbereitungen zu ciner späteren Bewegung befassen soll.

In Leipzig is der „Lpz. Ztg." zufolge der Maureraus stand in „Quandt's Hof“ (vgl. Nr. 201 d. Bl.) beendet. Von den 70 Aus- ständigen, welche die Arbeit eingestellt hatten, weil der Bauherr niht dulden wollte, daß während der Arbeitszeit auf dem Neubau Sammellisten für den Ausftandéfonds zirkulieren sollten, haben 50 die Arbeit wieder aufgenommen, während die übrigen Stellen durch neue Kräfte beseßt sind. Die Schriftgießer be- {lofsen, den durhberathenen neuen Lohntarif den Schriftgießerei- besigern zu unterbreiten und sie zu ersuchen, mit der Gehilfen-Lohn- kommission in Unterhandlung einzutreten. Die Berechtigung einer Lohnaufbesserung soll von den Prinzipalen bereits vor längerer Zeit anerkannt worden fein. (Vgl. Nr. 200 d. Bl.)

Aus Wien berichtet der „Vorwärts“, daß der Ausstand der dortigen Steinnußarbeiter beendet ist. Jn gemeinsamer Sizung mit den Arbeitern erklärten sh die Meister bereit, den verlangten Tarif zu bezahlen, den Arbeitsnahweis der Gewerkschaft anzuerkennen und keinen der am Ausftand betheiligt gewesenen Arbeiter zu ent- lassen. (Vgl. Nr. 187 d. Bl.)

Aus Glasgow meldet ein Londoner Telegramm des ,W. T. B.*: In einer Versammlung der Maschin enarbeiter vom Clyde wurde gestern beschlossen, daß, wofern niht die im Ausstande befind- lihen Arbeiter der Firma Dunsmuir und Jackfon in Govan sofort die Arbeit wicder aufnehmen, ein allgemeiner Ausstand der Maschinenarbeiter vom Clyde, in Belfast und den in Nord-England befindlihen Werkstätten erfolgen folle. Jn Versammlungen von Arbeitern, welhe in Belfast und in den Werkstätten Nord-Englants beshäftigt sind, kam es zu ähnlihen Beschlüfsen.

In Edinburg wird der Londoner „A. K.“ zufolge am 7. Sep- tember der Kongreß der britishen Gewerkvereine eröffnet werden. 343 Delegirte haben fih bis jeßt angemeldet. Die ameri- kfanishe Fôderation der Arbeit wird durch zwet Delegirte auf dem Kongreß vertreten fein. Ferner liegt ein Schreiben des Sekretärs der General-Kommission der Gewerkschaften Deutschlands vor, wonach auch diefe den Kongreß beshicken will.

Aus Brüssel wird der „Voff. Ztg." geschrieben: Nach der „Revue du Travail“ sind vom 1. Januar bis zum 30. Funi d. F. in Belgien 76 A usftände, bei denen 180 Etablissements und 16 800 Arbeiter betheiligt waren, ausgebrochen. Von diefen 76 Ausftänden find 51 zum Nachtheil der Arbeiter ausgeschlagen; nur 16 Ausstände haten die Forderungen der Ausftändigen ganz und 9 Ausstände sie theilweise durchgesezt. Die Textilindustrie ist mit 20, die Kohlen- industrie mit 14 und die Eisenindustrie mit 10 Ausftänden betheiligt.

Kunst und Wissenschaft,

p Ehrenmitgliedern der Kaiserlihen Akademie der Wissenschaften in Wien wurden ernannt in der philofophis{- historischen Klasse: der Professor des Sansfkrit an der Universität Berlin Dr. Albrecht Weber und der Professor der Sprachwifsenschaft an der Accademia letteraria in Mailand Dr. Graziado Ascoli; in der mathematish-naturwissenshaftlihen Klasse: der Professor der bysiologie an der Universität Leipzia Dr. Ewald Seins fowie der rofefsor der Mathematik an der Universität Cambridge Dr. G. G. tokes; zu wirklihen Mitgliedern îin der mathematis{-natur- wissenshaftlihen Klasse: der ordentlihe Professor der Chemie an der g eg ra Graz Zdenko H. Skraup und der ordentliche Pro- fessor der Physik an der Universität Wien Dr. Franz Exner. Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden ernannt: in der philo- sophisch-historishen Klasse: der ordentliche Professor der Geschichte an der Universität Graz Dr. Johann Loserth, der Professor der teilen Sprache an der Universität Dublin Dr. John P. ahaffy, - der Direktor der Universitäts-Bibliothek in Budapest Alex. Szilagyi und der emeritierte Professor der Philologie des Instituto di studii superiori iîn Florenz Dr. Domenico Comparetti; in der mathematisch-naturwissenshaftlihen Klase: der ordentlihe Professor der Zoologie an der deutschen Universität in Prag Dr. Berthold Hatschek, der außerordentliche. Professor der Aitro- nomie an der Universität Graz Dr. Joseph von Hepperger, der ordentliche Professor der kosmishen Physik an der Universität Inns= bruck Dr. Joseph Pernter, der Professor der Chemie an der Uni- versität Berlin Dr. H. van t'Hoff, sowie der Direktor des Geological Survey of India in Galcutta G. L. Griesba.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Abfsperrungss Maßregeln.

Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vom 9. bis 15. August ein günstiger, und au die Sterblichkeit zeigte eine weitere Abnahme (die Sterblichkeitsziffer sank ns Bnaa von 22,6 der Vor- woßed Noch immer blieben unter den Todesursachen akute Darnz1- kranfkhbeiten erte, obwohl die Zahl der dur fie hervorgerufeneuen Sterbefälle eine weitere, wenn auch nur geringe Abnahme im Vergleih zur Vorwoche aufweist. Es erlagen diefen Krankheitsformen 257 Personen (gegen 262 der orwohe), fast aus\cließlich Kinder îm Alter unter zwei Jahren. meisten dieser Todesfälle wurden aus dem Stralauer Viertel, der Rosenthaler Vorstadt und dem Wedding zur Meldung gebra Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war gl falls eine nur wenig gegen die Vorwoche verminderte ; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 119 Säuglinge. Akute Ent- ündungen der Athmungsorgane traten in mäßiger Zabl zu age; Erkrankungen und Sterbefälle an Grippe wurden be» n e ctetclitides aur Tiefes ee: GRAA ngen an Unter p un asern ; i an Sarla und A my kamen ein wenig zahlr als in der Vorw zur Anzeige, und zwar waxen 1 as Sire A Oranienburger und Rosenthaler Vorstadt, erie im auer Viertel am häufigsten, Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 2 bekannt; auch eine weitere an

Genickfstarre kam zur Meldung. Rosenartige Entzündungen des