1896 / 204 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Aug 1896 18:00:01 GMT) scan diff

FA Gs p U C E G C C R E E E E E

dem Schauspiel niht; sie stellen na fiher ein, wenn der Unge gemüthvolle Schwiegersohn feine wissenschaftlihen und

ichen Anschauungen gegenüber der viel bewunderten Autorität eines Schwiegervaters vertritt, wenn die Sterbeglocken für den todten Herzog läuten und wenn der alte Geheimrath seine Kinder als strenge Ehrenrichter vor sich stehen sieht. Der Beifall bei diesen Scenen wie au bei den gemüthlihen, in denen ein junges fröhlihes Liebes- paar die Hauptrolle spielt, und bei dem glüllihen Ausgang des Schauspiels, der in Reue und Liebe alle Gemüther einigt, nahm faft \türmishen Charakter an. Die Darstellung konnte im Ganzen befriedigen. Herr Patry vermohte in der Rolle des jungen Dr. Martius neben seiner burschikosen Derbheit auch Gemüth in seinen Ton zu legen. Die unantastbare Strenge und Ehrenhaftigkeit des Offiziers brachte i Froböôse in der Rolle des erbprinzlichen bei a een gut zur Geltung; au mit den Leistungen der Herren Pauly (Geheimrath von Fortenbah) und Bach (Dr. Kayser) konnte man zufrieden sein. räulein Pauly spielte die junge n die während des Streits zwischen Vater und Gatten steht, ernst und würdig, und Fräulein Meyer gab die heitere jüngere Schwester voll Akinutb.

Im Neuen Ma Ren Opern- Theater gelangt morgen zum 20. Male Carl Gol mark’s Oper „Das Heimchen am Herd“ zur Aufführung (Dot: Frau Gradl, Eduard Plummer: Herr Sommer, das Heimchen : Frl. Stolzenberg).

Das Königlihe Schauspielhaus eröffnet morgen, am Geburtstage Goethe's, die neue Spielzeit mit dem Trauerspiel „Egmont“ (Musik von Ludwig van Beethoven) in folgender Beseßung: Graf Egmont: Herr Ludwig, Clärchen: Frau von Hochenburger, Margarethe: Frau Stollberg, Herzog Alba: Herr Molenar, Braden- burg : Herr Purschian, Oranien: Herr Nesper.

Im Friedrich - Wilhelmstädtishen Theater hat die Ausgabe der Abonnements-Heste sowie der Vorverkauf der Billets zu der Eröffnungsvorstellung am Sonnabend, den 29. d. M., begonnen. Die Kasse ist täglih von 9+ bis 14 Uhr geöffnet.

Der Direktion der Philharmonischen Konzerte hat auh Herr Pablo de Sarasate jeine Mitwirkung für eines der dieswinter- lien Konzerte zugesagt.

Mannigfaltiges.

Das Ererzieren der 1. Garde-Infanterie- Brigade wird in diesem Jahre bei Berlin stattfinden. Der Stab der ge- nannten Brigade, das 1. Garde-Regiment z. F., das Garde-Jäger- Bataillon und das Lehr - Infanterie - Bataillon sind zu diesem Exerzieren heute Vormittag bereits hier eingerüdt, und die Truppen haben zum größten Theil in der Gegend beim Kreuzberg Quartiere bezogen. Die Leib-Kompagnie des 1. Garde- Regiments z. F. is, wie in früheren Jahren, in der Nähe des Schlosses Monbijou einquartiert worden. Das 4. Bataillon des 1. Garde- Regiments z. F. kehrt nah der Parade am 1. f. M. mit der Eisenbahn nach Potsdam zurück; die übrigen Truppen en sich am 5, f. M. von hier aus mit der Eisenbahn in das Manövergelände. Die Besichtigung der 2. Garde- Infanterie-Brigade wird morgen Vormittag von 7 Uhr ab, die der kombinierten Garde-Kavallerie-Brigade (Garde - Kürassier -Regiment und 92. Garde - Dragoner - Regiment) ebenfalls morgen von Vormittags 9 Uhr ab auf dem Tempelhofer Feld bezw. auf dem Kavallerie- Exerzierplay hinter der Hasenhaide stattfinden.

Der Wirklilhe Geheime Rath, ordentlihe Prosessor an der Universität Berlin Dr. Zeller is, wie aus Ragaz gemeldet wird, von einem Unfall betroffen worden. Auf einem Spaziergange traf ihn ein absyringender Stein und fügte ihm einen alüdlicher- weise leihten Bruch des einen Schtenbeins zu.

Die Urliste derjenigen Personen, welhe nah den Bestimmungen des Gerichtsverfassungsgeseßes zu dem Amt eines Schöffen bezw. Geschworenen für das Jahr 1897 berufen werden können, ist jeßt von dem städtishen Wahlbureau, Poststraße 16, 11, aufgestellt worden und liegt daselbst eine Woche lang, und zwar vom 30. August bis einschließlich 5. September tägli von Vormittags 9 bis Nachmittags 2 Uhr zu Jedermanns Einsicht aus. Während dieser Frist kann gegen die N oder Vollständigkeit der Urliste Einsprache er-

oben werden.

Die neulihe Bekanntmachung desPolizei-Präsidenten, betreffend die Erlaubniß zum Befahren der Bür gersteige mit Kinder- und Krankenwagen, is vielfah falsch aufgefaßt worden. Es soll damit nur im Interesse des Publikums eine s{nellere

Erledigung derartiger Gesuche erreiht werden, indem jeßt ftets das- jenige Revier, in dem der Nachsuhende wohnt, zur Er- theilung der Erlaubniß zuständig is, während dieselbe früher in den einzelnen Fällen von der 11. Abtheilung des Polizei-Präsidiums, aubgesproGen werden mußte. Zum Befahren des Bür ersteigs be- darf es nah wie vor einer polizeilichen Erlaubniß, und die Vorausseßungen, unter denen dieselbe ertheilt wird, find die gleichen, wie früher, Der Transport von Lasten in Kinderwagen auf den Bürgersteigen ist nah wie vor verboten.

Am 30. August wird der Magistrat den Verband deutscher Architekten und Ingenieurvereine in den Festsälen des Berliner Rathhauses bewilllommnen. Es werden etwa 1000 Architekten uud Ingenieure aus ganz Deutschland erwartet. Baurath von der Hude wird die Versammlung eröffnen und namens des Architektenvereins und der Vereinigung Berliner Archi- tekten willkommen heißen. Darauf wird Bürgermeister Kirschner im Namen der Stadt die Gäste begrüßen. Nach einer weiteren Ansprache des Geheimen Bauraths Hinkeldeyn geht dann ein von dem Architekten Bodo Ebhardt verfaßtes Festspiel in Scene, an welches sich Quartettvorträge Berliner Fachgenossen \s{ließen. Jm Bibliotheksaal wird ein großes Buffet aufgestellt fein, welches gleich- falls den Gästen von der Stadt Berlin dargeboten wird.

An dem Geburtshause des im Jahre 1894 verstorbenen verdienten Ingenieurs I. W. Schwedler, Gipsstraße 5, ist mit Einwilligung des jeßigen Besizers seitens des Berliner Architektenvereins eine Gedenktafel in Bronze mit der Inschrift: „An dieser Stätte wurde Johann Wilhelm Schwedler am 28. Junt 1823 geboren“ angebracht worden, Die Tafel is dem Magistrat zum Eigenthum E und eine grundbuhhlihe Eintragung zum Schuz derselben erfolgt.

Die Plätze um die beiden neuen Garnisonkirhen an der Hasenhaide werden jeßt reguliert. Rings um die protestantische Kirche wird ein breiter asphaltierter Fahrtamm angelegt, der nah allen vier Seiten hin Zufahrtstraßen hat. Die zwishen dem atphaltierten Damm und den angrenzenden Straßenzügen liegenden inselartigen Terrainabschnitte werden mit Schmudckanlagen versehen, um welhe rings herum breite Bürgersteige laufen. Die katholische Garnisonkirhe, die sich etwas abseits vom Wege, unmittelbar am Saum der Hasenhaide erhebt, wird nah der Straße zu durch ein hohes Eisengitter abgeschlossen, zu dem die steinernen Grundmauern bereits gelegt sind. Unmittelbar um das Gotteshaus ziehen sich asphaltierte Fahr- und mit Mosaikpflaster versehene Fußwege hin. Die weitere gens der Kirche, deren Chorseite von Bäumen be- shattet wird, besteht ebenfalls aus Shmuckanlagen und großen grünen Rasenflächen.

Am nähsten Sonntag wird Herr General - Superintendent Dr. Faber den Gottesdienst im Hörsaal des Chemie-Gebäudes der Berliner Gewerbe-Ausstellung abhalten.

Die Mitglieder des Ver bandes deutscher Architekten-und Ingenieur-Vereine, welche hier ihre Wanderversammlung ab- halten, werden am Montag Nachmittag von 2 bis 7 Uhr in Ab- theilungen von je 50 bis 60 Personen die Gruppe II1 der Ausstellung (Bau- und Ingenieurwescu) besuchen.

In dem Rindergehege des Zoologischen Gartens, welches eine ganze Reihe seltener und merkwürdiger Hufthiere enthält, erregt augenblicklich ein junges Kalb des europäishen Wisent besondere Aufmerksamkeit. Neben dem Gehege, in welchem mehrere Pracht- exemplare des _nordamerikanischen Bison sich befinden, hausft eine Familie dieses seltensten altweltlihen Wildes, welches im russishen Polen und im Kaukasus allein noch in geringer Anzahl lebt. Dieser gewaltige Wiederkäuer war bis zum Mittelalter über Deutschland weit verbreitet, ist aber seit einem Jahrhundert nur noch in einem einzigen Revier, dem Byalowiczer Walde erhalten. Leider geht gere der Bestand auh dort mehr und mehr zurück; um so werthvoller ist deshalb der Zuwachs, den der Zoologische Garten erhalten hat.

Wien, 26. August. Heute Nachmittag wüthete hier ein heftiger Sturmwind. Durch einen abgerissenen \chweren Baumast wurde eine alte Frau getödtet, und dur herabfallende Dachziegeln und Steine wurden mehrere vorübergehende Personen verlegt. Wie die Blätter aus Laibach melden, hat doct in der leßten Nacht ein heftiges Erdbeben stattgefunden, welches drei Sekunden dauerte.

Grenoble, 22. August. Laut einem Telegramm des Bürger- meisters von Saint-Christophe-en-ODisans (Cottische Alpen) haben, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, zwei Grenobler, und zwar der vereidete Abshäger Torrant, Vorsißender des hiesigen Nocher-Klubs, und der Gymnasiallehrer Payerne, bei der Rückkehr von der 3987 m hohen Meije-Spitze den Tod gefunden. Man fand die Leichen neben dem Gletfcher Etançons in einer 500 m tiefen Schlucht. Die Frauen der Bergsteiger hatten ihre Männer bis La Grane begleitet und erwarteten dort \eit dem 18. d. M. ihre Rücklunft. Der Absturz ist auf das seit drei Tagen in den Gebirgen herrschende Schneegestöber zurüczuführen. Die Verunglückten_ waren beide Familienväter und kaum 40 Jahre alt. Die 2 eije-Sviße ward zum ersten Male 1877 von E. Boileau aus Castelnau erstiegen. Der Oesterreiher Szig- mondy ließ bei einem Aufstieg 1885 sein Leben.

__Brienz, 26. August. Zu der Verwüstung des Dorfes Kienh olz durch einen vom Lammbach ausgegangenen, 100 m breiten Schlammstrom (vgl. Nrn. 201 u. 202 d. Bl.) meldet „W. T. B.“ weiter: Der Bah nverkehr der Brünig-Bahn is bei Kienholz heute wieder hergestellt, der Wagenverkehr ist indeß noch nicht möglich. Die Lage ist unverändert, die Gefahr einer neuen Berwüstung keines- roegs beseitigt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Konstantinopel, 26. August. (Meldung des Wiener K. K. Korresp. - Bureaus.) Im Verlauf der heutigen Unruhen wurden der Portier und zwei Beamte der Ottomanbank getödtet und der Kassierer s{chwer ver- wundet. Das Bankgebäude und die Beamten werden von der Polizei und dem Militär geshügt. Nah Angaben der türkischen Polizei wurde auch aus armenishen Häusern ge- ossen. Die Polizei erwiderte das Feuer, welches bis in die späten Nachmittagsstunden dauerte, wagte jedoch nicht, ohne die Intervention der Konsuln in die Häuser einzudringen. Die Armenier, deren man habhaft wurde, wurden niedergemacht. Die mohamedanishe Bevölkerung rottete fih, mit Knütteln bewaffnet, zusammen. Nah 3 Uhr Nachmittags begannen die Unruhen in Tophane und die Plünderung armenischer Geschäfte in Galata. Jn unmittelbarer Nähe der österreichish-ungarischen Botschaft in Stambul fand eine Ansammlung statt, die das Militär zu zerstreuen suchte. Nach Angabe von Augenzeugen verhielten sich Militär und Polizei indessen unthätig. Vor dem Lyceum von Galata - Serai wurde eine Bombe geworfen, durch deren Explosion zwei Menschen getödtet und mehrere Hundert verwundet wurden. Die Todten und die Verwundeten wurden auf Lastwagen fortgeführt. Alle Geschäfte in Pera, Galata und Stambul wurden geschlossen. Von 6 Uhr Abends an durchstreiften mit Knütteln bewaffnete Mohamedaner alle Straßen. Die Flüchtlinge wurden verfolgt.

Für die Nacht werden große Megzeleien befürchtet, die ósterreichish-ungarishe Post in Stambul ist gesperrt, und das Postamt in Galata wird von Matrosen des „Tauris“ bewacht. Die Ursachen der Unruhen lassen sih augenblicklih niht voll- kommen ergründen, auch die Ausdehnung derselben ist noch nicht festzustellen, da aus vielen armenischen Vierteln jede Nachricht fehlt. Zahlreihe Straßen find abgesperrt. Viele Offiziere retteten Armenier. Gerüchtweise verlautet, daß Albanesen den Angriff auf die Ottomanbank ausgeführt haben, nah anderen Angaben sollen Kurden die Angreifer gewesen fein. Die Panik unter den Europäern ift groß.

Sansibar, 27. August. (Meldung des „RNeuter'schen Bureaus“.) Das Bombardement auf das Palais Said Kalid's begann um 9 Uhr Vormittags und dauerte 50 Minuten; während dicér Zeit wurde von den Kriegsschiffen „Raccoon“, „Thrush“ und „Sparrow“ eine starke Kanonade unterhalten. Die Anhänger Said Kalid's hatten eine wohlvewasfnete Streit- macht hinter den Barrikaden, welhe bis zum Ende ein leb- haftes Feuer unterhielten; die Verluste find noch unbekannt. Einzelheiten fehlen.

(Forisezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

L L i i

Wetterbericht vom 27. August, 8 Ubr Morgens.

meldet 41, Wilhelmshaven 23, Helgoland 45, Cux- haven 21, Kiel 30, Berlin 20 mm Regen.

Deutsche Seewarte. A

Bax. auf 0Gr. u. d. Meece8fp

Stationen. Wind. Wetter.

red. ti Vèilitim

Belmullet. . | 767 N bededckt Aberdeen .. NNW wolkig Christiansund W Kopenhagen . | 750 |WSW ödshbedeckt Stocholm L D S heiter 16 Parana 1 709 |SVD wolkig 13 osfau. . . | 764 |SSO wolkig 18

Corf,Queens- town .. . | 766 ; 4 Gherbourg . | 758 |NNW 6 E 008 1/halb Vit. ee (04 S Leg Hamburg . . | 757 |WSW aal ed.1)} 11 7 5

_I=—J N D do S

Dirigent:

NNW 4\wolkig 13

ed.

2 Beethoven.

Swinemünde | 7956 |SW ;[wolfki 12 t Steufahrwafser| 758 |SW halb bed. 14 Sonnabend: Memel .…. | 7566 |SW d|halb bed. |_17

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Wieshaten . | 760 |SW halb bed. | 10 München . . | 762 |SSO 4[bedeckt ( Chemniy ,. | 761 |SSW Z3shalb bed. | 11 Berlin. ,, . | 757 |\WSW 4sheiter 12 E cel 08 sttill|bedeckt 11 Breslau... |_762 _|SSO_4jsbedeckt 13 Ri d'Aix.. | 761 (WNW 9 ti bed. | 14

| 0c B 1/heiter 18 Triest... . | 759 OSO 1\[Negen 19

1) Gestern Gewitter. Vebersicht der Witterung. ddie

fang 74 Uhr.

Ein barometrishes Minimum, das gestern über Re ; ; gisseur Teßlaff. Dekorative Einrichtung vom dem nordwestlichen Deutschland lag, ist, mit zu Ober-Inspekor Brandt. Dirigent: Profehor lef.

nehmender Tiefe nordwärts nah den \{wedishen Anfang 74 Uhr

Am höchsten den Britishen Inseln, wo das Baro- eli meter star gestiegen is. In Deutschland zl X ist bei an der Küste starken, im Binnenlande {wachen südwestlihen Winden das Wetter trübe und veränder!!L. ielfach haben Gewitter statt- gefunden, insk-sondere an der nordwestdeutschen Küste, | Anfang 8 Uhr. wo große Regenmengen gefallen sind: Borkum

Königliche Schauspiele. Opern-Theater (Kroll). Heimchen am Herd. Oper in 3 Abtheilungen | yolksthümlichen Regen Ura N Ap Tens: Me ger Erzählung) von | tese Guckerl. Abends 7x Uhr: Das eigene | Konzert, ausgeführt von der Park-Kapelle, unter

. M, Willner. v

In Scene gesezt vom Ober-Regisseur Teßlaff. S Dekorative Einrihtung vom Ober-Inspektor Brandt. Professor Kleffel. Anfang 7# Uhr.

Schauspielhaus.

Abonnement B. 26. Vorstellung. Goethe’s Geburts-

In Scene geseßt vom Ober-Regisseur

Max Grube. Musikalishe Direktion : Musikdirektor

Wegener. Zung 7 E:

teues Opern - Theater (Kroll).

184. Vorstellung.

Regen | 11° fefso Kleff t (aobead Herr Ernst K

efor Klessel. (Lohengartn: Herr S&rn raus, vom

arlsruße. , | 760 |NO 2[woltenlos 12 L und National-Theater in Mannheim, als | sn und F. Zell. Musik von Antoine Bands In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg.

178. Vorstellung. Romeo und | Fapellmeister: Albert Wicher. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend und Sonntag: Tata-Toto.

Dienstag, den 1. September:

ast.) Anfang 74 Uhr. 9 Schauspielhaus. ulia. Trauerspiel in 5 Aufzügen von William hakespeare. Ueberseßt von August Wilhelm von Schlegel. (Romeo: Hr. Rudolf Christians, vom Wintersaison Deutschen Volkstheater in Wien, als Gast.) An- | Z Akten von Georges Fevdeau.

Sonntag: Neues 185, Vorstellung. Oper in 3 Abtheilungen (frei nah Dikens? Geis: namiger Erzählung) von A. M. Willner. usik

Sonnabend: Die Weber.

as u Lessing - Theater. Theater.

der Frauen. Anfang 7F Uhr. Sonnabend:

Freitag: Neues 183. Vorstellung. Das Zobeltiß.

von Carl Goldmark. | Blut. Residenz - Theater.

177. Vorstellung. Trauerspiel in 5 Aufzügen von | William Busna

Wol ; k Ludwi von Max Schönau. Vorher: Erlaubeu Sie olfgang von Goethe. Musik von Ludwig pan | Madame ! Lustspiel in 1 Akt nach dem Fran- zöfishen des Labiche von F. Lichterfeld. Anfong | Verlobt: Frl. Clara Richelot mit Hrn. Gutsbef.

74 Uhr.

Lohengrin. Romantische Oper

agner. Dirigent: Pro- Neues Theater.

Opern - Theater

Das Heimchen am Herd, Alexandre Dumas.

überseßt

Bentral - Theater. Alte Ingenud. | Direktion: Richard Schuly. tolle Nacht.

Freitag:

Zum ersten Male: Blut. Schauspiel in 4 Aufzügen von Fedor von

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: reisen Parquet 2 4 —: Com-

Direktion : Sonder- | Lautenburg. Freitag: Der Stellvertreter. (Le

Remplacçant. Schwank in 3 Akten von L und Georges Duval. Deutsch | E E

Schiffbauerdamm 4 a./5. rot Freitag: Leßte Woche: Tata-Toto. Vaudeville Verehelicht: Hr, in 3 Akten nah Bilhaud und Barrós von Victor | Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.-Lieut. Kurt

Theater Unter den Cinden. Behrenstr. 55/57. arl Goldmark. In Scene geseßt vom Ober- | Direftion: Julius Frische. Freitag: Mit neuer Ausstattung: Die Lachtaube. Operette in 3 Akten von Alexander Landesberg und Leo Stein. Musik

Seen fortgeschritten und verursacht auf Bornholm | Schauspielhaus. 179. Vorstellung. Ein Sommer- e M ifeuo Deren G lesin Scene gesezt vom

Sturm aus Südwest, zu Wisby Südsturm. nahtstraum von William Shakespeare ist der Luftdruck westlich von von August Wilhelm von Sélegel, Musik VOR Kapellmeister Federmann.

endelsfohn-Bartholdy, Lanz von Emil raeb. Anfang 7# Uhr.

Deutsches Theater.

er. biana 7 onnabend und. Sonntag: Die Lachtaube.

Jakobstraße 830.

Freitag: Eine roße Aubstattungsposse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von W. Mannstädt und

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Weber. | J. Freund. Musik von Julius Einödshofer. Anfang Abends 8 Uhr: Lumpacivagabundus.

8 Uhr. Sonnabend: Große Vorstellung uud Konzert.

Freitag: Ein Freund | jezrich-Wilhelmstädtischer Konzert-Park.

Chausseestraße 25—28.

Direktion : Julius Frische.

eihe oade E S R S August 6 ußvorstellung. reitag: Auftreten von Dorstellung zu 28 Spezialitäten ersten Ranges. Großes Elite-

Das eigene

Leitung des Herrn Kapellmeisters C. Schüler. Den des Konzerts 6 Uhr, Beginn der Vorftellung jr.

Sigmund Entrée 30 K. Dauer- und Ghrenkarten haben

Familien-Nachrichten.

Ewald Groectzner (Königsberg - Wangnicken).

lus Lina Uebershär mit Hrn. Gutsbes. Rudolph anke (Grödißberg - Ober-Leiserédorf).

Prof. Dr. W. Lingenberg mit

Frl. Charlotte Neinhaus (Krefeld).

von Kessel (Ober-Glauche). Hrn. Amtêrichter Rükert (Frankfurt a. M.). Hrn. Lieut. von Marschall (Potsdam). Hrn. Gutspyächter H. Mazura (Wyrow). Hrn. Rendanten Cebulla

Eröffnung der | (Pleß). Eine Tochter: Hrn. Amtsrichter

System Nibadier. Schwank in| vers ( a i ; Borher: Besuch rs (Freren) Hrn. Hauptmann Peter von (Kroll). | 89ch der Hochzeit, Lustspiel in 1 Akt von

Blaunckensee - (Breólau). Hrn. Hauptmann Werner von Heinemann (Altenburg). Hrn. Prem.-Lieut. Eberhard Ebert (Charlottenburg). Hrn. Benno ron Massow (Liegnitz). Gestorben: Fr. Gerichts-Assessor Anna Linde- mann, geb. Knoop (Verden i. H.). Hr. Richard von Bardeleben (Darmstadt). Fr. Cordelie billips, geb. von Gironcourt (Soden i. T.). rl. Foahima von Scheliha (Breslau).

Dirigent: Herr

Uhr. Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth

in Berlin.

Verlag der Expedition (I. V.: Heidrich) in Berlin, Druck der Norddeutshen Buchdrudterei und Verlags« Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Drei Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage).

M 204.

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 27. August

Kunft und Wissenschaft.

Pictures in the National Gallery, London. With descriptive text, written (unofficially) by Charles L. Eastlake, keeper and secretary N. G. Franz Hanfstaeng], Munich, London, New York. Part I. Die englische National- Galerie ift eine der jüngsten staatlihen Sammlungen von Werken der Malerei und unterscheidet sich namentlich dadur von den großen Galerien des Kontinents, daß sie niht durch Ueberweisungen aus Schlössern und altem landesherrlihen Besiy entstanden ist. Dafür hat sie jedoch den Vortheil, daß sie erst in der neueren Zeit mit ihrem geläuterten und fritischeren Kunstgeschmack entstand. öIFhr fehlt der Ballast der Eklektiker, an denen die älteren Galerien so überreih sind, jene Domenichinos, Caraccis, Sassoferratos 2c., die das Entzücken einer früheren Epoche bildeten, heute jedoch in den Augen der Kenner und Liebhaber \{öpferisher Kunst an Werth sehr verloren haben, sodaß man fie jeßt bedeutend tiefer stellt und ihnen höchstens zweiten, dritten Nang zugesteht. Die späte Entstehung ist der englishen Galerie somit von Nuyen gewesen. Mögen manche Maler unvy:lkommen vertreten sein, und mag sie auch an Umfang fich mit den auswärtigen Sammlungen nicht messen können, so find namentli die Werke der älteren Kunst so sorgfältig und kritish ausgewählt, daß kaum eines darunter ift, welches nit der Beachtung werth wäre. Die englische National- Galerie verdanft ihren Ursprung den patriotisch:n Bemühungen einiger

weniger Liebhaber, darunter Sir George Beaumont und der verstorbene

Lord Dover. Sie verwantten sich vor mehr als 70 Jahren bei der Regierung um die Erwerbung der kleinen, aber werthvollen Gemälde- sammlung des im Jahre 1823 verstorbenen Banquiers John Anger- stein, und ein Jahr darauf, unter dem Ministerium des Lord Liverpool, rourde auch vom Parlament die Summe von 60000 Pfd. Sterl. für den Ankauf bewilligt. Bis zur Vollendung des vorderen Theils des heutigen Gebäuves für die National-Galerie und die Königliche Akademie der Künste auf dem Trafalgar Square im Jahre 1838 mußte die Samm- lung in dem Hause des \rüheren Besitzers in Pall-Mall verbleiben. Durch die Schenkung des {hon genannten Sir George Beaumont, die moderne Sammlung von Mr. Robert Vernon, die Vermächtnisse des Reverend William Holwell - Carr und des Landschaftsmalers Turner wurden die Räume jedo bald überfüllt. Erst die Verlegung der Akademie nah Burlington House in Piccadilly im Jahre 1869 \huf Abhilfe. Einige Jahre später wurde ein neuer Flügel angebaut, aber s{on bei dessen Eröffnung im Fahre 1876 fand eine abermalige Vermehrung des Bestandes um 94 Gemälde aus dem Vermäthtniß des Mr. Wynn Ellis statt. Dieses und fernere Erwerbungen durch Schenkung oder Ankauf machten eine neue Erweiterung nöthig, die in den Jahren 1885 bis 1887 ausgeführt wurde und fünf neue Näume sowie ein Treppenhaus binzufügte. Auf diese Weise hat sih der baulihe Rahmen der Galerie in den leßten 90 Jahren mehr als verdoppelt ; troßdem aber vermochten alle Gr- weiterungen mit dem {nellen Anwachsen des Inhalts nicht gleichen Schritt zu halten, sodaß der Raum schon jeyt wieder knapy zu werden beginnt. Die systematische Ordnung, welche erst nah dem Aus- bau vorgenommen werden konnte, ist historisch und nach Schulen erfolgt. Gegenwärtig umfaßt die Galerie mehr als 14C€0 Werke, von denen ungefähr 850 auf die Schulen Italiens, Deutschlands, der Nieder- lande, Hollands, Spaniens und Frankreichs fommen; der Rest besteht in Werken britisher Kunst aus der Zeit des 17. Jahrhunderts bis auf die Gegenwart. Die Art der Anordnung läßt zugleih den Reich- thum und die Lüden der Sammlung erkennen. Es fehlen ibr einzelne bemerkenswerthe Meister, bei J'alien z. B. solche aus der Umbrischen und der Lombardishen Schule; dagegen hat, außer Venedig selbst, keine andere europäische Galerie so viele Schätze veuctianisher Kunst aufzuweisen. Das in feiner ersten Lieferung hier vorliegende Werk ist nun dazu bestimmt, eine Auswahl der werth- vollsten und typish hervorragendsten Gemälde der Londoner National- Galerie dem Kunstliebhaber in getreuer Wiedergabe darzubieten. Die Anordnung is auch hier, wie in der Galerie, eine möglich| chronologische und den Schulen folgende. Der von dem Kustos der Galerie, Charles J. Eastlake in englischer Sprache verfaßte Text giebt eine gedrängte kritische Beschreibung jedes Bildes mit Seitenblicken auf den Urheber und seine kunfstgeschichtliche Bedeutung. Der Verleger, tem die kunstliebende Welt {on so viele vorzügliche Publikationen der Meisterwerke aus anderen europäischen Galerien verdankt, gelangt erst jeßt zur Veröffentlichung der Londoner Sammlung. Dafür kommt dieser Publikation jedo der Vortheil zu gute, daß nun auch die erst in neuester Zeit erworbenen Meisterwerke darin Uufnahme finden konnten.

Der kürzlich erschienene erste Theil is (wie der demnächst folgende zweite) ten Tosfanischen Schulen vorbehalten. Er beginnt mit einem Altarbilde von Margaritone di Magnano aus Arezzo (geb. um 1216 gest. 1293): darstellend die Madonna mit dem Kinde, umgeben von aht Scenen aus dem Leben von Heiligen. Auf dieses älteste Bild der Sammlung, welches noch ganz archaischen Charakter zeigt, folgt (wie jenes und das weiter folgende im Text abgebildet) eine thronende, von Engeln umgebene Madonna von Giovanni Cimabue. Dieselbe erinnert dur die Haltung der Hauptfigur und die Anordnung der Engel lebhaft an die Madonna Nucellai in Santa Maria Novella zu Florenz ; nur ist diese in ganzer Figur gemalt und dadurch auch für die über einander auf Wolken nieenden Gngel Raum zur vollen Darstellung ermöglicht, Londoner Bild nur Halbfi„uren zeigt. - Von Giotto, dem berühmten Schüler des Vorgenannten, besitzt die Galerie ein Fragment einer Wandmalerci ‘aus der im vorigen Jahrhundert abgebrannten Kirche Santa Pêéaria del Carmine in Florenz: zwei Apostelköpfe, die zu einer Darstellung der Bestattung Johannes? des Täufers gehörten. Die Köpfe (nebst einem Theil der Gewandung) sind von sorgfältigster Zeichnung, wenn auh etwas flach modelliert, und von _ einer ergrel- fenden Wahrheit des Ausdrucks. Giotto?s Schule zugewiesen wird cine auf einer besonderen Tafel abgebildete „Krönung der Jungfrau“, welche aus dem Kloster în San Miniato bei Florenz stammt. Denselben Vorwurf behandelt ein Gemälde von Orcagna (Andrea di Cione); dieses ift jedoh, im Gegensaß zu jener einfachen Tafel, welche nur vier verehrende Engel unterhalb der Haupt- gruppe zergt, sehr figurenreih und dreitheilig. Außer einer größeren Anzahl von musizierenden Engeln am Fuße des Mittelbildes sieht man auf den Seitenbildern, diagonal angeordnet, lange Reihen von ehrfurchtsvoll bewundernd dem Vorgang zuschauenden Pa in kostbaren farbigen Gewändern und mit goldenen Nimben, deren Muster sorgfältig varitert find. Mit den neun anderen, nicht mit abgedildeten Theilen (Heilige Dreieinigkeit und Vorwürfe aus dem Leben Jesu), welhe zu diesem Altarwerk gehören, bietet das Bild ein arakteristishes Beispiel der vorwiegend dekorativen, glänzenden Kirchengemälde, wie fie die damalige Zeit liebte. Außer diesem beahtenswerthen Werk der frühen floren- rinishen Kunst zeigt noch ein drittes, von Justus von Padua (gest. 1400), denselben Vorgang. Es ist ein klein: s Tripty{on, ebenfalls mit vielen Heiligenfigürhen auf dem Mittelbilde und Scenen aus dem Leben des Heilands auf den Flügeln, aber es überragt, troß der primi- ¡ven Unbehilflihkeit des Künstlers, jene an Mannigfaltigkeit des seelischen usdrucks in den Köpfen und an harmonischer Farbenbehandlung. Fra Angelico da Ftesole is in der Galerie durch drei Werke ver- treten, von denen als das hervorragendste die in der Hansfstaengl’ schen

während das

Publikation abgebildete „Auferstebung" anzusehen ist, "Diefes Bild, cin die Predella des Altargemäldes in der KreLerkirhe von San Domenico zu Fiesole, gehört überhaupt zu den kostbarsten Perlen der Lon- doner Sammlung. Es zerfällt in fünf Abtheilungen : in der Mitte sieht man, von einer Strahlenglorie umgeben, den auferstehenden Grlöfer, die rechte Hand segnend erhoben, in der Linken die Fahne; auf beiden Seiten Scharen von Engeln, theils musizierend, theils anbetend, alle mit farbigen G-.wändern angethan, die Flügel blau mit Gold, die Köpfe von Nimben umglänzt. Die linke Abtheilung ist angefüllt mit stehend oder knicend anbetenden männlichen Heil!genfiguren: Patriarchen, Bischöfen, Mönchen und Märtyrern; im Vordergrund der rehten Abtheilung siebt man eine dreifache Reihe von knieenden weiblichen Heiligen, dahinter wieder männliche. Kein Kopf ist so groß, daß man ihn nicht mit einem Schilling verdecken könnte, aber jeder forgfältig modelliert, die weiblichen von Anmuth, die männlihen von Würde erfüllt. Die Farben sind rein, aber so zart getönt und mit feinem Verständniß zusammengestellt, daß nirgends Härten entstehen; der Goldgrund thut das Uebrige, um dem Ganzen Harmonie zu verleihen. Fn den \{chmaleren Abtheilungen an beiden Enden der Predella ist die Brüderschaft der Dominikaner in ihren weißen Kutten und s{warzen Mänteln dargestellt. Das Bild, über welhes hon Vaïsari sih mit Bewunderung aussprach, enthält niht weniger als 266 Figuren. Ausgeführt mit einer Feinheit, wie man sie nur bei den alten Meß- buhmalern wiederfindet, glänzt es in schönen, aber gedämpften Farben, während das Ganze jene innige, rührende Frömmig- feit athmet, die für diesen malenden Mönch so carakteristis{ ist. Eine weltliche Unterbrehung bringt in die Reihe der kird;- lien Gemälde Paolo Uccello's Komposition: „Die Slacht von Sant? Egidio“ (1416). Der Florentiner Maler Paolo di Dono (1397—1475), wegen seiner Geschicklichkeit in der Darstellung der Vögel mit obigem Beinamen belegt, malte für die Familie Bartolini in Gualfondo vier solher Schlachtenbilder, von denen fich zwei in Florenz, das dritte im Louvre zu Paris befinden. Das Londoner Gemälde is gut erhalten und bemerkenswerth dur die ebenso vortrefflihe Zeichnung der metsten Reiter-, wie die völlige Kindlichkeit der Pferdefiguren. Wegen der Sorgfalt, die der Maler auf das Beiwerk, Rüstungen, Pferdegeswirr, Waffen 2c. ver- wandt hat, ist das Bild auch von kostümgeschichtlihem chinteresse. Non den vier Werken Fra Filippo Lippi?s, welche die Londoner Galerie besißt, sind in die Haufstaengl’she Publikation als die zwei bei weitem anziehendsten aufgenommen: „Die Verkündigung“ und „Johannes der Täufer mit anderen Heiligen“. Sie bilden nach ihrem gleihen länglichen Format Pendants und sind, wie sich aus dem auf dem ersteren angebrahten Wappen ergiebt, für Cosmo de’ Medici gemalt worden. Beide zeiaen in ihrer naiv frommen Auffassung, der feinen Zeichnung der Ge- stalten, der geschmackvollen Gewandung, der wohlerwogenen Kom- position, der minutiósen Behandlung aller Details und der \{chön ab- gestimmten Färbung den liebenswürdigen Meister von der besten Seite. Den Mangel an Modellen der Köpfe weiß er auh in diesen Werken, besonders in dem zweiten, durch eine roße Lebendigkeit und Mannigfaltigkeit des Ausdrucks in den Gestern auszugleichen. Von Benozzo Gozzoli (1420—1498) findet man (im Text abge- bildet) eine lieblihe Madonna, um welche in der Mitte Engel, zu beiden Seiten Heilige gruvpiert find. Die Köpfe der leßteren find markig modelliert und, besonders diejenigen der unterhalb FTnieenden (Hieronymus und Franciscus), von tiefem Ausdruck. Die Gewandung ist sorgfältig studiert, noch größeren Fleiß aber hat der Künstler auf das Beiwerk, die Muster der prächtigen Gewänder, die Blumen 2c., verwandt. Den Hintergrund bildet im Gegensaß zu den Werken der älteren Malerei eine Landschaft mit regelmäßig stilifierten und angeordneten Bäumen. Von eigenthümlichem Interesse ist daneben ein (auf einer Tafel repro- duziertes) Profanbild debselben Meisters, welches den „Raub der Helena* zum Vorwurf hat. Die naive Art der Behandlung des Gegenstandes, welche, ohne jede Andeutung der antiken Zeit, allen darauf erscheinenden Personen das italienishe Kostüm des 15. JFahr- hunderts gegeben hat, die findlihe Zartheit der Figuren und die drastishen Gruppen und Situationen verleihen dem Ganzen etwas unfreiwillig Komisches. Troßdem übt das Bild dur die sorgfältige Auéführung und die erstaunlihe Frische der Farben auf den Beschauer einen nicht geringen Reiz aus. Der auch als Bildhauer und Architekt thätig gewesene Florentiner Maler Francesco di Stefano, besser bekannt unter dem Namen | cdbeptnis (1422— 1457), ist vertreten durch ein Bild der heiligen reieinigkeit: Gott-Vater, mit dem Autdruck tiefen Schmerzes in dem edlen Greisenantliy, umgeben von Cherubim und Seraphim sowie einem Strahlenkranz, hält im Schoße das Kreuz, an welchem der jugendlihe Körper des sterbenden Erlösers hängt, während der Heilige Geist in Gestalt einer Taube über dem Haupt des Heilands \{webt; am Fuß des Kreuzes eine hügelige Landschaft. Unter den seltenen Werken des Meisters ist dieses wohl überhaupt das bedeutendste, sowohl was die zeichnerishen und maleri- {hen Qualitäten im einzelnen, als was die monumentale Gruppierung und den ergreifenden Eindruck des Ganzen betrifft Ein anderes sehr bemerkenswerthes Werk florentinisher Malerei ist Antonio Pollajuolo’s (etwa 1429 bis 1498) „Märtyrerthum des hi, Sebastian.“ Oie sieben Hauptfiguren auf diesem Gemälde haben beinahe Lebensgröße ; sie sind {harf umrissen, anatomish korrekt ge- zeichnet und bekunden in ihren mannigfachen Posen ein sehr fleißiges Naturstudium. Auch der gottergebene Ausdruck im Antliß des Märtyrers wie die cynishen Gesichter der ihre Pfeile auf ihn ab- \hießenden Schergen is gut ftudiert. Alles Detail, bis auf tie fein intarsiierten Armbrüste, die Perspektive der sich weit in den Hintergrund ausdehnenden Landschaft mit Architektur sind äußerst sorgfältig und geschickt behandelt. Von Cosimo Rosselli (1439—1507) besißt die Londoner Galerie ein Altarbild, darstellend den heiligen Hieronymus, vor einem Kruzifix knieend (Mittelbild), zu beiden Seiten Heilige, unter diesen in fleinerem Maßstabe die Stifter, oben schwebende musizierende Engel. Leßtere sind von solher Anmuth, daß in ihnen die Haupt- anziehungsfraft des Bildes beruht, während die übrigen Figuren mehr fonventionell behandelt sind. ; L Bei der Wiedergabe der Gemälde hat die Hanfstaengl’{he An- stalt alle Vervollkommnungen der modernen photographischen MNe- produlktionétechnik in Anwendung gebraht und damit Resultate erzielt, wie man sie noch vor furzem kaum für erreihbar gehalten hätte. Die Bilder sind von einer Schärfe und Deutlichkeit, von einer Treue und Feinheit in der dynamischen Darstellung aller Ton- und Farben- werthe der Originale, daß überhaupt nichts mehr daran fehlt als eben die Farbe selbs. Die Münchener Anstalt wird mit dieser Publikation, falls die weiteren Lieferungen sih auf demselben Niveau erhalten, bei den englishen Kunstliebhabern ficherlih ebensoviel CGhre einlegen und Beifall finden wie bei den unseren. Das Werk wird zehn Theile zum Preije von je 15 M umfassen und jeder von diesen, wie der vorliegende, zehn ganzseitige Tafeln und fünf halbseitige Ab- bitdungen in Photogravüre mit Text enthalten.

Handel und Gewerbe.

Leipzig, 26. August. (W. T. B.) Kammzug-Terminhandel. La Plata. Grundmuster B. pr. August —,— #4, pr. September 3,174 4, pr. Oktober 3,20 46, pr. November 3,225 #, pr. Dezember 3,221 M, pr. Januar 3,25 #, pr. Februar 3,25 #6, pr. März

1896.

3,275 Æ, pr. April 3,27} #4, pr. Mai 3,275 #4, pr. Juni 3,274 4, pr. Juli 3,30 A Umsay 65 000 kg. Ruhig.

Mannheim, 26. August. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen pr. November 15,15. Roggen pr. November 12,70. Hafer pr. November 12,60. Mais pr. November 8,60.

Bremen, 26. August. (W. L. B.) Börsen - Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offiziele Notierung der remer L Höher. Loko 6,45 Br. Russishes Petroleum.

oko 6,25 Br. Schmalz. Ruhig. Wilcox 214 4, Armour shield 202 4, Cudaby 22 4, Choice Grocery 22 H, White label 22 S, g 21 4. Speck. Ruhig. Short clear middl. loko 22 d.

eis fest. Kaffee fest. Baumwolle. Ruhig.- Upland middl. loko 43} 4. /

Hamburg, 26. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen loko Vit, holsteinisher loko neuer 146—150. Nocgn loko fest, hiesiger —,—, mecklenburger loko neuer 120—124 russischer loko feft, 80—82, Hafer fest. Gèêrste fell. I fest, loko 49. Spiritus (unverzollt) steigend, pr. August-Sept. 184 Br., pr. September-Oktober 184 Br., pr. Oktober-November 182 Br., pr. November-Dezember 18} Br. Kaffee fest. Umsay 4000 Sack. Petroleum behauptet. Standard white loîo 6,45.

Kaffee. (Nahmittagsbericht.) Good average Santos pr. Seytember 54, pr. Dezember 514, pr. März 514, pr. Mat 51#. Sdleppend. Zuckermar kt. (Schlußbericht.) Rüben - Rohzucker I. Produkt Be 88 0/9 Mendement neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. August 9,524, pvr. September 9,60, pr. Oktober 9,80, pr. Dezember 9,95, pr. März 10,25, pr. Mai 10,40. Fest.

Wien, 26. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen pr. Herbst 7,08 Gd., 7,10 Br., pr. Frühjahr 7,46 Gd., 7,48 Br. Roggen pr. Herbst 6,23 Gd., 6,25 Br., pr. Früßj. 6,44 Gd., 6,46 Br. Mais pr. August - September Gd., Br,, pr. Septembers Oktober 3,98 Gd., 4,00 Br., pr. Mai - Juni 420 Gd,, 4,22 Br. Hafer pvr. Herbst 5,67 Gd. 5,69 Br., pr. Frühjahr 5,96 Gd., 5,98 Br.

P est, 26. August. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen loko flau, pr. Herbst 6,75 Gd., 6,77 Br., pr. Frühjahr 7,09 Gd., 7,11 Br. Roggen pr. Herbst 5,75 Gd., 5,76 Br., pr. Frühjahr 6,05 Gd,, 6,07 Br. Hafer pr. Herbst 5,25 Gd., 5,27 Br., pr. Frühjahr 5,51 Gd., 5,53 Br... Mais pr. August 3,72 Gd., 3,74 Br., pr. September 3,83 Gd., 3,85 Br. Kohlraps per August-September 10,65 Gd., 10,75 Br.

London, 26. August. (W. T. Ph Getreidemarkt. (S{luß.) Englischer Weizen fest, fremder 4+—# sh. höher verlangt, Mehl rubig, aber stetig, Mais ruhig, Gerste und Hafer fest. Von s{wimmendem Getreide Weizen ruhig, Gerste ruhig, aber stetig, Mais flauer.

An der Küste 2 Weizenladungen angeboten.

96% SFavazuckder 113 ruhig, Rüben-NRohbzucker loko 97/16 fest. Chile- Kupfer 47, pr. 3 Monat 478/16.

Liverpool, 26. August. (W. T. B.) Baumwolle. Umsay 6000 B., davon für Spekulation und Export 1000 B. Rubig. Amerikaner 1/33 niedriger. Middl. amerikanische Lieferungen: Ruhig. August - September 422/64 Verkäuferpreis, September- Oktober 41/64 Käuferpreis, Oktober-November 414/64 do., November-Dezember 413/64 Werth, Dezember - Januar 41/64 Verkäuferpreis, Januar-Februar 413/644 Werth, Februar-März 41/64—414/64 Käuferpreis, März- April 414/64— 415/64 Verkäuferpreis, April-Mai 415/64 do.,, Mai-Juni 4/64 416/64 d. Käuferpreis.

Glasgow, 26. August. (W. T. B.) Roheisen. Mixed numbers warrants 46 sh. 14 d. (Ausstandsbefürhtung.) (Schluß.) Mixed numbers warrants 46 sh. 43 d.

Paris, 26. August. (W. T. B.) Von der Börse wird be- richtet: Der Markt war etwas weniger gut disponiert. Im Ver- laufe des Verkehrs fanden Realisierungen ftatt. Der Schluß war fester.

Rohzucker (Schluß) ruhig, 88%/6 loko 284 —28}. Weißer Zucker fest, Nr. 3 pr. 100 kg pr. August 35, pr. September 30, pr. Oktober-Januar 28#, pr. Januar-Avril 283. Y

Nishni-Nowgorod, 26. August. (W. T. B.) Nach län- geren Debatten hat der hier tagende Kongreß der Vertreter des Handels und der Industrie einen Antrag angenommen, in welchem ausgesprohen wird, daß eine Herabseßung der Einfuhrzölle ul dir Vi Ga ne Maschinen für die Landwirthschaft vortheilhaft

ein werde.

Amsterdam, 26. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen auf Termine flau, do. pr. November 152, do. pr. Vtârz 153, Roggen loko matt, do. auf Termine flau, do. pr. Oktober 94, do. März 98, do. per Mai 99. Rüböl loco 26, do. pr. Herbst 25, do. pr Mai 1897 255.

Java-Kaffee good ordinary 50. Bancazinn 36s.

Ne w- York, 26. August. (W. T. B.) Die B örse eröffnete

mit duræœeg günstigem Geschäft; im weiteren Verlaufe wurde die Haltung unregelmäßig und der Schluß war ruhig. Der Umsfayß in Aktien betrug 100 000 Stü.

Die bedeutende Firma Hilton Hughes und Kompagnie (Stoffwaaren) hat, wie gemeldet wird, ihre Zahlungen eingestellt.

Weizen eröffnete stetig, hwächte sih infolge von finanziellen Störungen und auf Realisierungen etwas ab, erholte ih später in- folge von umfangreichen Käufen, namentli Exportkäufen, und auf Deckungen, gab jedoh \{chließlich wieder nah auf dringentes Angebot. Mais abgeshwäht während des ganzen Börsenverlaufs auf

ünstige Ernteberihte, Realisierungen und wegen Mangels an Käufern. Sm Verlaufe des Verkehrs machten si geringere Reaktionen geltend.

(Schluß-Kurse.) Geld für Ln En, Prozentsay 4 eld für andere Sicherheiten, Prozentsay 12, chsel auf London (60 Tage) 4,823, Cable Transfers 4,843, Wechsel auf Paris (60 Tage) 5,217 Wechsel auf Berlin (60 Tage) 94%, Atchison Topeka & Santa Fs Aktien 10, Canadian Pacific Aktien 564, Central Pacific Aftien 12, Chicago Milwaukee & St. Paul Aktien 634, Denver & Rio Grande Preferred 374, Illinois Central Aktien 86, Lake Shore Shares 1394, Louisville & Nashville Aktien 373, New-York Lake Erie Shares 11#, New - York Zentralbahn 904, Northern Pacific Preferred 15, Norfolk and Western Preferred 12, Philadelphia and Reading 5% 1. Inc. Bds. 234, Union Pacific Aktien 47, 4 9/9 Vereinigte Staaten Bondo pr. 1925 1124, Silber, Commercial Bars 665. Tendenz für Geld: Fest. i,

Waarenbericht. Baumwolle - Preis in New - York 88/16 do. do. in New-Orleans 7#, Petroleum Stand. white in New-York 6,65, do. do. in Philadelphia 6,60, do. rohes a Cases) 7,55, do. Bure line Certif. per August 1054, Schmalz Western steam 3,75, do. Robe & Brothers 3,95. Mais per Aug. 268, per September 26§, per Oktober 27t. Rother Winterweizen 673, Weizen Aug, 632, do. per September 635, do. per Oktober 64, do. per ber 662. Getreidefraht nah Liverpool 34, Kaffee fair Rio Nr. 7 108, do. Rio Nr. 7 per Sept. 10,10, do. io per November 9,60, Meh Spring-Wheat clears 2,40, Zucker 3, Zinn 13,35, Kupfer 10,90.

Chicago, 26. August. (W. T. B.) Weizen zog nah Er- öffnung auf gute Nachfrage für den Export im Preise etwas an, gab dann nah auf Zwangsliquidationen. Später brahten Exrportkäufe und Deckungen ein AEMUE Steigen der Preise, welches infolge von Realisierungen und finanziellen Störungen wieder verloren ging. Mais mit geringen Reaktionen durchweg abgeschwächt.

Weizen pr. August 55%, do. pr. September 56. Mais pr. August 21. Schmalz pr. August 3,324, do. vr. September 3,325. - Sped short clear 3,75, Pork pr. August 5,424.