1915 / 109 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 May 1915 18:00:01 GMT) scan diff

_- Mäte, zum Teil im Widerspru mit ten Meldungen ihrer eigenen

i Generalstäbe, dem neutralen Auslande gegenüber versuchen, unfere militärisen Erfolge dadu'ch aus der Welt zu schaffen, daß sie sie einfa ableuanen. Wie weit sie in dem géthen, was sie hierin dem neutralen Publifum zvumuten, das dow au Zeiturgen liesi und unsere Fort'chckrtte auf den Kuaten ve:folgen kann, beweist der Wort- Tavt ciner am!lihen russisch n Erk ärung, die im Laufe der vortgen Wode von den russischen Vertretungen im neutralen Auslande ver- breitet worden ist. Liese merkwürdige Kundgebung lautet :

Die Kaiserli russische Gesandt)\chaft ist ermächtigt, alle aus Berlin und Wien stammenden Nachrichten über einen angeblichen großen deuts österreihishen Sieg in Westgalizien kategorisch zu dementieren. Die Kämpfe, die in dieser Gegend stattfinden, lassen auch noch nicht einmal von einem Teilerfolg der deutsch-dster- reihischen Heere reden.“

Jn Washington ist dieser Wortlaut von der russischen Botschaft sogar als Text eines von dem russischen Mintster des Aus- wärtigen felbst unterschriebenen Telearamms veröffentlicht worden. Ob Herrn Sasonoff mit dieser Bloßstellung seiner mangelnden mili1ärt\hen Information dumch seinen diplomati)chen Vertreter im in lafie ein großer Dienst erwiesen wird, können wir dahingestellt ein lafsen.

Das Reichseisenbahnamt hat unterm 4. d. M. einige Aenderungen der Nummern La, Ib und Td in Anlage C zur Eisenbahnverkehrsordnung verfügt:

Ia. Gingangöbe|\timmungen A Spren„mittel. Die 2. Gruppe Þ) ist durch Aufnah:ne von „Wilhelmit“ ergänzt.

1b. Für geladene Géwehrgranaten, Handgranaten sowte Artillerie- munition sind wäbrend der Dauer des Krieges besondere Verpackungs- vorschri1ten vorgeseben.

14 Die Verwendung von Chlorflashen zur Beförderung von Chlorkohlenoxyd is ebenfalls während der Dauer des Krieges unter gewissen Bedingungen gestattet worden.

Das Nähere geht aus der Bekanntmachung in Nr. „Reichs-Geseßblattes“’ vom 8. d. M. hervor.

56 des

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ liegt die Ausgabe 483 der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthält die 221. Verlustliste der preußischen Armee, die 181. Verlustliste der bayerishen Armee und die 145. Verlust- liste der sächsischen Armee.

Sachsen.

Seine Majestät der König hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, gestern abend zu seinen Truppen nach dem östlichen Kriegs\hauplay begeben. Die Rückkehr erfolgt voraussichtlich am 22. Mai.

Braunschweig.

Gestern nahmittag hat im Herzoglichen Residenzshloß in Braunschweig die Taufe des jüngstgeborenen Prinzen rad Sre Hauses stattgefunden. Jn der Rotunde des Schlosses, wo Me elerliche Da dlung abgehalten wurde, war ein mit Blumen geshmückter Altax errichtet. Unter Vor- tritt des Oberzeremonienmeisters und des Hofmarschalls be- gaben sih, wie „W. T. B. berichtet, Jhre Majestät die Kaiserin und Königin, Jhre Königlihen Hoheiten die Herzogin Thyra und die Prinzessin Olga von Cumber- land, der Großherzog und die Großherzogin von Mecélenburg- Schwerin, die Prinzessin Maximilian von Baden sowie das hohe Elternpaar durch den großen Saal nach der Notunde, wo sich bereits eine Anzahl geladener Gäste, darunter die Spißen der Hof-, Staats- und Gemeindebehörden, sowie eine Reihe hoher Offiziere mit ihren Damen versammelt hatten. Die feierliche Handlung wurde durch den Gemeinde- gesang: „Liebster Jesu, wir sind hier“ eingeleitet. Jnzwischen hatte die Oberhofmeisterin Freifrau von dem Bussche - Streit- horst den Täufling Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Olga von Cumberland übergeben, und diese ihn vor dem Altar Jhrer Majesiät der Kaiserin überreicht. Der Hof- und Domprediger Dr. von Echwarß hielt die Taufrede auf Grund des Schriftwortes Jesaias 54, 10: „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“ Nach- dem der Chorgesang: „Der Herr ist mein getreuer Hirte“ ver- flungen war, erfolgte der Taufakt, währenddessen Jhre König- liche Hoheit die Herzogin Thyra von Cumberland den hohen Täufling übernahm. Der Prinz erhielt die Namen: Georg, Milhelm, Ernst, August, Friedrich, Axel. Nach Beendigung der Taufhandlung sang die Gemeinde: „Ein' feste Burg ist unser Gott“. Mit dem Segen und dem vom Domchor vor- getragenen Gesang: „Solli' ich meinem Goit nicht singen“ fand die Feier ihren Abschluß. Später fand Familientafel im Schloß statt.

Oesterreich-Ungarn. Jm ungarischen Abgeordnetenhause erklärte der tinisterpräsident Graf Tisza bei der Erörterung der Er- nährungsfrage wie „W. T O. elder :

Die vegieru g sei mit der Frage der Siche:stelung und Ver- wertung der nähiten Ernte sowie mit alien wichtigen Problemen be- \châftig?, die damit ¡uwammenbängen. Diese Aktion werde in kurzer Zeit einge?lcitet. Nachdem bereits früher das Verbot eines Vor- de: faufes der Broifrüchte erfolgt sei, werde die Negierung für Be- friedigung deè Kre ditbeda1fes der Landwirte vorsorgen, der sonst aus dem Vorverkauf ter Ernte gedeckt wurde.

Großbritanuien nund Jrlaud.

Das Handelsamt hat eine Untersuchung des Unter- ganaes der „Lusitania“ verfügt. Die Untersuchung wird von Lord Mersey geführt werden. /

Frankreich.

Der General d'Amade, der Befehlshaber des französischen Expeditionskorps, wird dem „Petit Patisien“ zufolge demnächst nah Frankreih zurückkehren. Die Regierung wird ihm eine Mission übertragen. Nachfolger d’Amades wird der General Gouraud, der sich bei den Operationen in Marokko einen großen Namen machte.

_ Veber das kommerzielle und industrielle Leben in Bordeaux und der Gironde berichtet der Korrespondent des oben genannten Blattes, daß ein völliger Stillstand ein- getreten sei. Der Vorfiyende der Bordelaiser Handelskammer und verschiedene bedeutende Persönlichkeiten in Bordeau hätten einmütig erflärt, daß das ganze Land leide und das Ende der Leiden noch nit abzusehen sei. Der Hauptgrund der schlehten Lage sei der Arbeitermangel und diè Brachlegung des größten Gebiets des Weinhandels. Durch den Krieg habe der Wein-

Bericht

handel seine besten Kunden, Deutschland und Belgien, verloren. Eine andere Gefahr für den Weinhandel sei Vorgehen der englischen Regierung gegen den Alkoholismus. Durch die Ausfuhrverbote sei auch der S chiffsverkehr im Hafen von Bo deaux stark zuückgeganaen. Die Lage sei sehr ernst, vm- \somehr, als die kommende Meinernte eingebracht werden müsse, während niemand wisse, wo man die dazu nötigen Arbeiter

finden könne. Jtalien.

Der König hat gestern morgen dem „Giornale d'Jtalia“ zufolge Giolitti in Audienz empfangen, die 50 Minuten dauerte. Nach Giolitti empfing der König den Minister- präsidenten Salandra. Blättermeldungen zufolge begab si Giolitti Nachmittags zum Ministerpräsidenten Salandra, mit dem er eine lange Unterredung hatte.

Der italienishe Dampfer „Washington“ ist nach einer Meldung der „Neuen Zürcher Zeitung“ im Aegäischen Meere von einem englischen Kreuzer angehalten und nah Lemnos geführt worden, wo Holz, Eisen, Mehl und Ge- Ee ausgeladen wurde, worauf der Dampfer freigegeben wurde.

Auf Grund der bereits gemeldeten Verfügung der Regierung an die Präfekten, betreffend den Schutz der Fremden in Jtalien, sind überall umfassende Maßregeln zum Schuß deutschen Besitzes getroffen worden.

Niederlande.

Die deutsche Regierung hat nah einer Meldung des „Handelsblad“ die holländishe Regierung verständigt, daß sie nach der Vergleichung der Aussagen der Bemannung der „Katwyk“ und des Kommandanten des deutschen Untersee- boots die Ueberzeugung gewonnen habe, daß die „Katwyk“ durch das Unterseeboot versenkt worden sei. Der Kommandant des Unterseeboots hatte geglaubt, ein feindlihes Schiff vor sich zu haben. Die „Katwyk“ hatte bei hereinbrechender Dämmerung die gebräuchlichen Kennzeichen neutraler Schiffe noh nicht be- leuchtet, sodaß sie auf der Seite, auf der das Schiff getroffen wurde, nicht unterschieden werden fonnten. Die deutsche Re- gierung hat über den Vorfall, der ganz unbeabsichtigt gewesen sei, ihr aufrichtiges Bedauern ausgesprochen und sich bereit erklärt, den verursachten Schaden zu erseßen.

Griechenland.

In den drei leyten Tagen wurden mehrere außer- ordentlihe Ministersißungen abgehalten, die sih, wie „W. T. B.“ meldet, mit der auswärtigen Politik beschäftigten. Das Ergebnis dieser Beratungen liegt bis jeßt nicht vor, ist aber nächstens zu erwarten.

Amerika.

Das amerikanische Auswärtige Amt hat der „Nationaltidende“ zufolge von der deutschen Regierung über die Torpedierung der: „Lusitania“ er- beten und gefordert, daß der Bericht auf den Meldungen des Führers des Untürseebootes beruhe. ad Kriegsminister Garrison hat seine Jnspektionsreise nah Tènnessee únterbrochen.

Afien,

Wie „Taswir-i-Efkiar“ erfährt, hai Rußland an die persische Regierung neuerlich eine Note gerichtet, in der es über den seitens der persischen Patrioten gegen die Russen kfundgegebenen Haß sowie über die Tätigkeit dieser Patrioten Beschwerde führt und verlangt, daß dies aufhöre, andernfalls

würde es dies als casus belli betraten. Der japanische Gesandte in Peking Hioki ist nach

einer Meldung der Dl. Petersburger Telegraphenagentur“ beauftragt worden, eine Entente mit China vorzubereiten, die voraussichtlih in der Woche vor Beginn der außerordent-

lichen Session des Parlaments geschlossen werden wird.

Kriegsnarihten.

Mestlicher Kriegsschauplaß.

Großes Hauptquartier, 10. Mai. (W. T. B.) An der Küste machten wir in den Dünen Fortschritte in der Rich- tung auf Nieuport, nahmen mehrere feindliche Gräben und Maschinengewehre. Ein Gegenstoß des Feindes während der leßten Nacht gelangte bis an Lombartzyde heran, wurde dann aber völlig zurückgeworfen. Auch in Flandern wurde wieder nah vorwärts Gelände gewonnen. Bei Ver- lorenhoek machten wir 162 Engländer zu Gefangenen. Südwestlich Lille seßte“ der als Autwort auf unsere Erfolge in Galizien erwartete große französisch-englishe An- griff ein. Er richtete sih gegen unsere Stellungen von ösllih Fleurbaix östlich Richebourg östlih Vermelles, in Ablain, Carency, Neuville und St Laurent bei Arras. Der Feind Franzosen sowie weiße und farbige Engländer führte mindestens vier neue Armeekorps in den Kampf neben den in jener Linie {on längere Zeit verwendeten Kräften. Troßdem sind die wiederholten Angriffe fast überall mit sehr starken Verlusten für den Gegner abge- wiesen worden. Jm besonderen war das bei den englischen Angriffsversuchen der Fall. Etwa 500 Gefangene wukden gemaht. Nur in der Gegend zwischen Carency und Neuville gelang es dem Gegner sih_ in unserer vordersten Linie festzuseßen. Der Gegenan griff ist im Gange. Nörd- lih von Steinabrück im Fechttal warfen wir den Feind, der sich unmittelbar vor unserer Stellung im dichten Nebel ein- genistet hatte, durch Angriff zurück und zerstörten seine Gräben.

Eines unserer Luftschiffe belegte heute früh den befestigten Ort Southend an der Themsemündung mit einigen Bomben. Oberste Heeresleitung.

i Oestlicher Kriegsscchauplaß. Großes Hauptquartier, 10. Mai. (W. T. B.) Die Lage ist unverändert. Oberste Heercsleitung.

Großes Hauptquartier, 10. Mi. (W. T. B.) Troß aller Versuche des Feindes, dwch eilig mit der Bahn oder Fußmarsch herangefüh1te neue Kräfte unsere Verfolgung aufzu- halten, warfen die verbündeten Truppen der Heeresgruppe des Generaloversten von Madckensen auch gestern den Gegner von Stellung zu Stellung zurück und nahmen ihm über 12000 Gefangene nebst vielem Material ab. Die Zahl der von dieser Heeresgruppe allein seit dem 2. Mai gemachten

Gefangenen steigt damit auf über 80 000. Unsere Vortruppéit näherten fih dem Stobnicaabschnitt und erreichten die Brzezanka sowie den unteren Wislof. Die Verfolgung geht vorwärts, Öberste Heeresleitung.

_Wien, 10. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die unter \hweren Verlusten aus MWestgalizien und den Karpath en zurücgeshlagene russische dritte Armee ist, dem Druckfe aus beiden Richtungen nahgebend, mit der Haup!kraft im Raume um Sanok und Lisko zusammengepreßt. Gegen diese Masse dringen die verbündeten Armeen weiter erfolgreich vor und haben vom Westen den Uebergang über die MWislok erkämvft, von Süden die Linie Dwernik- Baligrod—Bukowsko erreicht. Am nördlichen Flügel der westgalizishen Front erstürmten gestern Oberösterreicher, Salzburger und Tiroler Truppen mehrere Orte östlich und nordöstlih Debica. Die Zahl der in Westgalizien gemachten Gefangenen ist auf 80 000 gestiegen. Hinzu kommen noch über 20000 Gefangene, die bei der Ver- folgung in den Karpathen eingebracht wurden. Die russische dritte Armee, die aus den fünf Korps, TX X. NXIT und YXIY. und T. faukasisches sowie mehreren Reservedivisionen zusammengeseßt war, hat somit einen Verlust von allein 100 000 Mann an Gefangenen. Rechnet man hinzu die Zahl der Toten und Verwundeten, so kann der Gesamtverlust mit mindestens 150000 Mann ongenommen werden. Von der auch jeßt noch nicht zu übersehenden Menge von Kriegsmaterial sind bisher 60 Geschüße und 200 Ma- \chinengewehre aezählt. Die Kämpfe in Südost galizien dauern noch fort. Durch einen Gegenangriff wurde auf den Höhen nordöstlich Ottynia eine starke Gruppe des Feindes zurückgeworfen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs.

von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg zur See.

Rotterdam, 10. Mai. (W. T. B.) Wie der „Rotter- damsche Courant“ meldet, steht jegt fest, daß beinahe 1500 Passagiere von der „Lusitania“ umgekommen sind.

Kopenhagen, 11. Mai. (W. T. B.) Der Genevral- agent der Cunardlinie gibt die Gesamtanzahl der Ge- retteten von der „Lusitania“ nunmehr auf 764 an, und zwar 462 Passagiere und 302 Angehörige der Besaßuna. Weitere 144 Leichen sind gefunden worden, von denen 87 identifiziert wurden, und zwar 65 Passagiere und 22 Mann von der Besaßung; bei 57 konnte die Identität nicht: festgestellt werden. Verwundet sind 30 Passagiere und 17 Mann der Besaßung.

London, 10. Mai. (W. T. B.) Nach einer Reuter- meldung ist der Dampfer „Queen Wilhelmina“ aus West-Hartlepool von einem deutschen U-Boot am Sonn- abend auf der Höhe von Blyth verf enkt worden. Die Be- sazung wurde gerettet.

London, 11. Mai. (W. T. B.) Der Fishdampfer „Bennington 4 ist am Freitag bei der Crudenbai durch Ge- \hüßfeuer versenkt worden. Die Mannschaft wurde gerettet.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Konstantinopel, 10. Mai. (W. T. B.) Das Große Hauptquartier teilt mit: An der Dardanellenfront bei Ari Burnu machte der Feind gestern naht vier verzweifelte An- griffe, wurde aber durch unsere Bajonettangriffe vollständig zurückgeworfen. Der Feind erlitt dabei schwere Verluste. Ungefähr drei seiner Batailloue wurden aufgerieben. Heute gegen mittag brachte der Feind uv aufhörlich seine zahlreichen: Verwundeten in seine Boote. Jm Süden, bei Sedil Bahr, machte der Feind unter dem Schuß des Feuers seiner Schiffe vom Meeresufer aus cinen Angriff, der dank unserer Gegen- angriffe erfolglos blieb. Von den übrigen Kriegs8- \chaup lägen ist nihts von Bedeulung zu melden.

ABohlfahrtspflege.

hre Maj-stät die Kaiferin und Königin ber Nationalstistung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen eine von Her:n Georg Horst in Reading, Pennfyl- vanten (Vereinigte Staaten von Amerika), gesliftete Summe pon 20 000 6 übe1uwiesen.

hat

Badekuren für Krieasteilnehmer. Erholungsbedürftige: inaktive Kriegsteilnehmer wer den sich hôufig vnmitielbar an die ein- zelnen Badeverwaltungen, um in den Genuß der vom Zentralkomitee der deutshen Vereine vom Roten Kieuz eiwirlten Freistellen und sonstigen weitgehenden Ver günstigungen zu gelangen. Es set darauf hingewiesen, daß derartige Anträge an die Badeverwaltungen zweck108 sind, da die Vei sügung über dieje Freistellen, die freien Unterkunfts- gelegenheiten usw. ausscließlich dem genannten Zentral- komitee zusteht. An diese Stelle (Deulsches Zentralkomitee vom: Roten Kreuz, Berlin, Herrenhaus) sind also die Gesuche zu richten.

Statistik und Volkswirtschaft.

Entwi@lung des Beschäftigungsgrades in Groß Berlin in der Zeit vom 24. Apri1 bis 1. Mai 1915.

_In den Uebersihlen über den gewerblihen und industriellen Be- \cäftigungsarad in Groß Berlin, die das Statistishe Amt der Reicbshaup!stadt auf Grund der Angaben über den Mitgliederb stand der Krankenkassen während des Krieges allwöchentlih veröffentlicht, werden nunmehr auch die versiherungspflichttgen Hausgewerbetrei|ckenden berücsihtigt, nahdem von 11 Krankenkassen Groß Berlins, die für deren Krankenvarsiherung in Betraht komme», 10 dem Awt eine Berichterstattung auch über diese Art von Versicherungspflichtigen zugesagt haben. Die Gesamtzahl der Hauagewerbetreibenden, die bei den 10 Kassen versihert waren, belief sch am 24 April auf 8112 männlihen und d1 860 weiblichen Geschlehts, im ganzen auf 59 972. Bet * deren Einbeziehung betrug die Zahl aller Verstcherungspflichtigen von 235 Krankenkassen Groß Berlins am 24. April 1149093, am 1. Mai 1150861, so- doß eine Zunahme um 1768 oder 0,16 9/9 feslzustellen ist als. E1 gebnis des Ausgleihs zwi|hen- einer Abnahme um 6528 oder 1,1390 beim männltichen" und (iner Zunahme um 8296 oder 1,45 9/6 beim: weiblihen Geichleht. Beachtenswert ist cs, deß in tisem neuesten der im Kriege entstandenen Berichte über den Beichäftigungtcrad das weibliche Geichl:cht zum ersten Male die Mehrheit au'weist: 581 558 gegen 569 303 versiherung?! pflihtige Männer, wesentlich infoloe der nun mitberücksichligten Hausgewerbetreibenden, unter denen; wie die obigen Angaben zeigen, die Frauen über 6 mal so stark vertreten find alz die Vännec. /

M den Fiauen das Nasenstätchen.

M Urwalde

F bellrot und blau und tagen,

inen Ortskrankenkassen nahm die i

derungspfl'chtigen um 4369 oder-1,47 */o ‘Geschlecht eine um 7110 oder 1,09% bôheie idttcen aufweist, „sodaß sih hier im ganzen

1 oder 0,389/o ergibt.’ Bei der Berliner « llge- se insbesondere ist eine' gleihfalls Tlediglih dur ht herbeigejührte Zunahme um 1714 oder 0,48 9/o

der 204 gewer bl i ch gegliederten Kranken-

falls etne Abnahme der Zahl der Versicherungs-

inlihen Geschlecht um 2162 oder 0,77 9/0

beim weiblihen um 1198 oder 0,88% mit

iner Abnahwe um 964 Be|chäftigte oder 0,23 9/0.

ahme aufweisenden Gewerbegruppen ist das Bau-

| Mehr von 573 Beschäftigten oder 4,91 9/o ausge-

mit der größten Abnahme um 486 oder 3,61 9/9 die

industrie hervortritt.

j r bei 39 Fachverbänden der freien Gewerk-

j u Arbeitslosen sank in der Woche vom 26. April W von 3904 auf 3712, d. i. um 192 oder 4920/0. Ä) ä der Gesamtzahl innerhalb “so gilt dies noch mehr von den einzelnen Fach

deneu die Metallarbelter und Zimmerer mit einem } bezw. 33 Arbeitslosen noh die guößten Abweichungen

/ voche zeigen. ch om Bericht des Nerbandes märkischGer Arbeitsnachweise A ea Arbeitsmarktes in der Zeit vom 26. April bis | dur die öffentlichen Arbetitsnahweise Groß 799 (in der Vorwoche 5393) Stellen für männliche und Stellen für æœetblihe Arbeitskräfte vermittelt. Offene n 6634 (6955) für männlies und 3530 (3661) für rsonal vorhanden, wäh: end 4752 (5343) männliche und veiblihe Arbeitsuchende gezählt wurden. Die allgemeine daß das Angebot von Stellenjuhenden infolge der ng zurückgeht, hält weiter an Wenn aber ung weniger auf die allgemeine Lage des Arbeits- inwirkt, als erwartet werden könnte, îo liegt daß aub die Nachfrage nach Arbeitskräften etne finkende Da nämli der Materialbedarf des Heeres ch in der erringert hat, ist eine beginnende Einschränkung der

rie zu erkennen.

rxe „Statistishe Nachrichten" st. i. d. Ersten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

Sit der unter dem Vorsißze von Professor Seler abgehaltenen prilfißung der Anthropologischen Gesellschast berichtete elhêrx Erland von Nordenskjöld über die Ergebnisse ner leßten Forshungsreisen in den Grenzgebieten n Bolivien und Brasilien. Der Vortragende spcah im ¿ginñe seiner Darlegungen als Schwede s\cinen Dank an _die utsche Wissenschaft aue, der die \chwedishe Wissenschaft näher he als der jeder anderen Nation; er hob hervor, wte die ite Wissenschaft auch während des Krieges im Gegen- je zu Frankreih und England hoch über den politishen Ver- tnissen des Tages stehe, und drückte den Wunsch und die ffung aus, daß die Schweden Gelegenheit haben möchten, jedêr zur Verbindung der Kulturnationen untereinander nah dem

Wieden beitiagen zu können. Die Fo: schungsreilen Nordenstjôlds 1182-1914 bilden die Fortseyung seiner Expeditionen zur Indianer- “WsHung in Südamerika aus den Zahren 1904—1905 und 1908 1909. M den1fióld machte über seine For|chungömethode die Vèttteilung, er alle ihm begegnenden PYeenschen, die Indianer, die Mesützen,

7 Hirten im Walde, alle Kolonisten nach Resten von Siedlungby,

% Nuwnen und Bearäbnis|\tätten frage und derart die Erfahruvgek

F Hunderten faramle, um alle Spuren aufzufinden, die zur Auf-' ung der Geschichte der \üdameritani)hen Indianer führen können.

i Juli 1913 begab sich der Forschec mit seiner Gemahlin und

t wentaen Begleitern von Südbrasilien aus in den Gran

j traf bei Jtiroro den Stamm der Chiriguano, die thn

M einer bi:her noch unbekannten (Grotte führten, die zahlreiche elézeichnungen enthält. Er fonnte dann die Ruinen von Fochabamba, die größten Nutinen nah denen von Tiubiunaco, unter- hen, sodann die gewalti„en Reîte der Festung bet Incallafta, in

er hinter einer im Fnkastile von Cuzïo aufgeführten Ringmauer ebäude liegen, deren Gemäuer 78 m lang und 25,50 m breit sind. Bei Inkahuasó fi-den si Ter1assen, die mit Urwald überwachsen d. Diete Stelle beherrscht den Paß im Osten des Inkagebiets hegen die Chiriguano-Indianer, mit denen, wie wir wissen, die Inkas Än Kampfe gewesen sind, und zwar war ¿Ur Zeit des ersten Cin- dringens der Spanier in dieses Gebiet diese Ero erung der Inka ncch eu. Fm Chiriguanogebiet gibt cs viele Grabpläße der Voreltern des Stammes, deren Keramik derjenigen in Paraguay sehr ähnlich ist; die Toten sind unter mächtigen umoestürzten Gefäßen beigesetzt. Die dorthin in späterer Zeit einges{hleppte Malaria hat eine Entvôlkerung des Ge- iets herbetgetühnt Aus der Sammlung der von dem Forscher au im Miequetale gefuntenen Felsenmaleréeten lofft Nordenskjöld durch ergleiung mit dem von anderen Stellen her befannten gleidartigen Material die Kenntnis der Wanderungen der Völker Südamerikas fördern zu Tönnen. Nachdem Nordenskjöld die Chiriguano- Indianer, ie einem starken Getsterglauben huldigen und in steter Furcht vor der Nache der Toten leben, studiert hatte, begab er sich zu bem zwar hristlihen, aber doch in setnen alten Vorstellungen befangenen Stamme der Kichua- Indianer, het denen eine schr starke Geburten- ziffer einer relativ hoben Säuglingsftecblichkeit gegenübersteht, suchte dann in einer sehr beschwerlicen Urwaidreise die Mossetenes auf, die durch die Blattern stark an Kopfzahl zurückgeaongen sind; die Fiauen find dort meist \chon mit 16 bis 17 Jahren Mütter, ünd der natürlihen Vermehrung innerhalb des Stamm:8 find VLinerlei Schranken geseßt. Obwohl getau}t, haven auch sie ihre alten

N Vorstellungen bewahrt, unter denen der Glauve hervorzuheben ift, daß alle Tiere früher Menschen waren ; ihre motertelle Kultur ist von ge» ringem Interesse; au die Chimane, die im 17. &Fahrhundert schon von den Dominikanern mi}sioniert wurden und dann im 19. Jahr- hundert ncchmals von den Franziékanern, leben von Fischfang und bon Jagd, sie weisen den Schmuck ab, verstehen aber einen jehr starken Baumwolerstoff zu weben. Hinsichtlich der Reinlichkeit stehen

s die einzelnen Stämme bisweilen ebenso diametral gegenüber wie insihtlih der Ehrlichkeit; die Mocho- Indianer verstehen vortreff lide Kanále zu bauen. Bei den Saromo |pielen ebenfalls die Toten eine große Rolle: sie machen auf alles Anspruch, was se im Leben bejessen haben. Auf beshwerliher Urwaldwanderung fam der Forscher dann zu dem Stamme der Guari. Ste sind ein fleiner S1amm, der mit seinen Nachbarn in Streit ist, von Hackbau, Saad und Fischfang lebt, Steinäxte und Steinmesser benußt und den Hund nicht kennt. Obwohl ohne jegliche Kleidung, legen sie auf Schwuck und auf, Waffen Weit, das Haar wird an Stirn und Schläfen kurz geschnitten und der Körper rot bemalt, niemals fehlt Die Guari sind von ihren feindlichen Gegnern ruhlos behandelt worden, sodaß sie heute auf eine fehr geringe Zahl zusammengeschmolzen sind. Aus den in großer Menge in Bolivien zu findenden Resten alter indianischer Keramik ergibt ch, daß das Land ehemals, was auch die ersten Mi)sionare be- _tihten, sehr stark bevölfert gewesen sein muß. Weiter wurden die Vanyam-Jndianer am Rio Mamore besucht, die in einem von Paranußbäumen leben, um deren Früchte | sie ofi mit ihren noch unbekannten Nachbarn gekämpft haben; sie be- “nuten die Platten der Schildkrôte als Schmud, bemalen den Körper | j namentli die Frauen, Lipyenpflöck-. hre Piect'e vergisten sie mit Kurarxe. Am Rio Guapore und in dessen Umgebung bleibt jür den E en no jehr viel zu l-rnen. " Bei den Cavina-Jndionern am Rio Bent konnte der Forscher 30 Sagen {ammeln, fie haben Kokapflanzungen, und auch bi ihnen Iptelt dite

Furt vor den Toten eine große Rolle, obwohl fe Christen find. Die Ghüna: Indianer kennen, troßdem fie Mais bauen, tie Mebl- bereitung nicht, und find von den Gumm'isucern sehr grausam bez- handelt worden. Alle Indianer längs der Anden konnte Nordeustjôld besuchen und noch auf der Heimreise die Yu akarstänune-

Ein Teil teiner Sammlungen ist nach Schweden gelangt, ein anderer befindet sich z. Z. noh in Bolivien, ein dritter Teil cheint verloren zu sein; doch was bedeutet dieser Verlust, so guperie sich der Vortragende, gegenüber der Zerstórung einer einzigen Wo nstätte durch den gegenwä! tigen Weltkrieg:!

i Bischof Bahlmann, der 24 Jahre in Brasilien a!s Franziskaner missionieread tätig ist und besonders das Nmazonas-Gebtet kennt, konnte die ‘Mittei: ungen des Vortragenden ergänzen, die durch Vor- führung von zahlreihen Typen im Lichtbilde auf das beste er- läuterit wurden.

In Leipzig ist, wie „W,. T. B.* meldet, in der vergangenen Nacht der Geheime Hosrat, Professor Dr. Karl Lamprecht im 60. Lebensjahre nach kurzer Krankheit gestorben. Er war in ZFefsen geboren, {tudierte in Göttingen, Leipzig und München Geschichte, Literatur- und Kunstgeschichte, Juritprudenz und Naitonalötcnomie, habilitierte ih, nahdem er kurze Zeit als Lehrer in Cöln tätig gewesen war, im Jahre 1880 in Bonn, wo er 1885 außerordentlicher Professor für Geschichte, wurde. Im Jahre 1890 folgte er einem Ruf als Ordinartus na Marburg, seit 1892 war er ordentlicher Professor der Geichichte an der Leipziger Universität. Außer wirtschaft2geschihtlichen und fulturgeschichtlichen Werken (Beiträge zur Geschichte des französishen Wirtschaftslebens im 11. Jahrhundert; Der Dom zu Cöln und seine Geschichte; Snitialornamentik des 8. bis 13. SFahrhunderts; Die wirtschafts- geschbichtlihen Studien in Deutschland; Deutsches Städteleben am Slusse des Mittelalters u. a. g: verfaßte er eine „Deutsche Ge- \chihte“, von der 1890—95 fün| Bände und 1902 ein Ergänzungs- band erschienen. Lamprecht war au Begründer der „Gejellihaft für Nheinishe Gesh!htekunde“ und der Westdeutschen Zeitichrift für Geschichte und Kunst“.

Dem Bericht über die Tätigkeit des Zentralbureaus der internationalen Erdmessung im Fahre 1914 ist zu entnehmen, daß der internationale Bretitendienst auf den ses Stationen des Nordparallel1s in + 39° 8‘ Breite durch die Kriegsunruhen bis zum Schlusse des ahres 1914 keine Beein- trächtigung erfahren hat. Die Beobachturgen find aus allen Stationen fortgejeßt worden und selbst der Eingang der Beobachtungs- bücher hat teine nennentwe'te Verzögerung erlitten. Es fann gehofft werden, daß der Breitendienst au weiterhin von etingreijenden Störungen bewahrt bleiben wind, was um |o mehr erwünscht wäre, als dieser Dienst in nunmehr 15 Iahren eines Bestehens als unentbehrlich für die Astronomie und Geodäsie ih erwiesen hat. Eine Aenderung in der Organisation des Breitendienstes is in Erfüllung eines von der Konferenz in Hamburg ausgesprochenen Wunsches dahin geplant, daß die Stalion Gaither8burg ftünftig aus- \cheiden soll. Der Breitendienst wird dann folgende Stationen um- fassen: Mizusawa, Tscherdjut, Carloforte, Cincinnati und Ufcah. Im Berich1sjahr wurden auf 6 Stationen 11 112 Sternyaare beobatet. Von der Südhalbkugel sind aus Fohannesburg (Lransvaal) seit Mitte des Jahres 1914 keine Nachrichten eingegangen, so daß es sich nicht festitellen läßt, ob die Beobachtungen dort noch im Gange sid. Die Ergebnisse der Breitenbeobachtungen au! dem Observatorium in Johannesburg vom März 1910 bis dahin 1913 find fertiggestellt. Ste geben die wertvolle Bestätigung dessen, daß man die Beob- achtungsergebnisse für x, 7 und 2 auf der Nordhalbkugel obne weit:res auch auf die Südhbalbkugel übertragen kann. Weitergefübrt wurden ferner die Berechnungen für das europälsche YLotabweihungesvstem, Schweremefsungen und Beobachtungen zur Be- stimmung der Bewegung des Lotes unter dem Einfluß von Mond und Sonne. Die Verwaltung des Dotationsfonds ergab an Cin- nahmen rund 127 322 und an Ausgaben rund 71 545 M, sodaß Ente 1914 cin Bestand von rund 955777 # v rblieb. Das Inventar hat sih nicht verändert, die Bücherei zählt 845 Nummern.

Gerade in den Zeiten des Völkerringen?, wo die Gegensäße, die sonst verhüllt oder unterdrüdt wurden, so heftig aufetnander plaßen, werden die Forschungen eines der bekanntesten Geographen, des Pro» tessors Oberhummer- Wien, iber Rassen, Völker und Sprachen weit úber den Kreis der engeren Fachgenossen hinaus Beachtung finden. Er \prah hierübec in der Kaiserlich-königlichen geoaraphi]hen Geselschaft in Wien. Selbst in vielbenußten Lehr- büchern der Geogrophte beris{t in der Unterscheidung der Rassen, Völker und Sprachen oft ein Mangel an Klarheit. Wie hâufia werden Magyaren und Türken mit dem Typus PMongolen verwechieli! Unter Magyaren in Ungarn ist aber eigentli der Mongolentypus nicht zu finden, und auch die Türken haben kein mongoli\hes Aus- seben; das bewies Oberhummer an der Hand von Bildern osmanischer Sultane. . Bei einem Aufenthalt in Konia konnte er nur bei einem Drittel der Bevölkerung mongolische Gesihtszüge feststellen. Auch die Finnen findet man in Handbüchein als Mongolen erwähnt, obwobl ße ihrem Aussehen nach nicht zu ihnen gezählt werden können. Es ist biaber noch nit gelungen, eine Karte der Rassen, Sprachen und Völlkersitten in einem Blatte zu entwerfen, jede Karte sptegelt die persönliche Au!fassung thres Urhebers wieder. Die Anthropologen gehen hier einzelnen Merkmalen, wie der Schädelform, dem Haar- wuchs, ter Hauttarbe na, aber mit dem Ergebnis, daß es zwar auêsgev!ägte ytassenmrkmale gibt, daß es aber nicht möglich ist, genau ihre Zahl anzugeben oder fireng abzugrenzen. Die Verbreitung von Rasse und Sprache fällt durchaus niht immer zusammen. Hier bestehen in Lebrbüchern und Landkarten vielfah Iritümer, 3. B. decken {ich faukasi! he oder weiße Rassen keineswegs mit Indogermanen, Srmiten und Hamiten. Die neuere Svrahhenforschung hat an vielen Beispielen dartun können, daß die Rassenmerkmale geblieben sind, aber die Sprach?zn im Laufe der Geschichte gewechselt wurden. Selbst für die Vorgeschichhte bat man dieses Veiktältnis nachweisen können. Die Bevölke: ung des alten Kleinasien, mit Ausnahme der Phryger, ist dur Kretshmers Forschungen als ein ganz eigenes Volk mit eigener Sprache, die weder indogermanish noch \semitisch war, bekannt. Wieder - hoit bat ein an Zahl mächtiges Volk die Sprache seines an Vo'kszahl weit hinter thm stehenden Siegers angenommen, während die Rafsen- merfmale der Sieger in der ursprünglichen Bevölkerung aufgingen. So lassen die Abbildungen von der Akropolis etne stärker blonde Be- völkerung in Gtiechenlaud erkennen, die allmählih in der ursprüng- lien, nit indogei manischen Biyölkerung aufging. Damit, fo meint Oberhummer, sann das Erlahmen der \chöpferishen Kraft im oriechi\chen Volke zusammengebracht werden. Weitere Bet\piele sind bei den Armentern, Persern, íIndern zu finden. In der Sprache können noch ursprüngliche Zusammengektörigkeiten einzelner Völker erfannt werden, aber umgekehrt läßt die Sprache wieder erkennen, daß Völker sich s{on vor Ausbildung ihrer Sprache getrennt hatten. Karz betonte Oberhummer now, wie der Begriff „Volk“ von den beiten „Rasse“ und „Sprache“ unabhängig sein kann, wie Völker“, die aus verschiedenen Nafsen und Sprahelementen bestehen, unter dem Einfluß geograpbischer Momente und durch die geschichtliche Entk- wicklung zu einem geschlossenen Ganzen werden können.

Auss\tellungsnachrichten.

Die deutsche Fahpresse hatte fich an der vorjährigen „Inter- nalionallen Auéstellung für Buchgeroerbe und Graphik“ in Leivzig hervorragend beteiligt. Die Ausstellung hat ihre Pforten geschiossen, noch che der Schay gehoben werden konnte, der in thr niedergelegt war. Es ist daher ein verdiensivolles Unternehmen, daß der Ber- lagébubhändler Wilheim Dtebener in Leipzia, der Leiter der Grurp? Kachpresse, ta einec trefflih ausyestalteten Fcstschrint: „Die Fach-

der Internationalen Ausstellung für Bu ch{- gewerbe und Graphik îin Letpzig 1914“ etnen Rü&boick auf tie Ausstellung der Fachoresse gibt, ihre volféwirtschaftiide Wedeutung nos einmal vor Augen 10 Kunstblär era auch ein sihtbares Zeugnis bon ibr ukunft bewahrt. Wer im Tempel der Fachpresse die Ausstellung überblickt hat, der ift gewiß erstaunt gewesen über die Mannigfal:igkeit der deutsen Fachpresse und über die reie Anzahl in den etnzelnen Erwerbs- gruppen. Erscheinen doch in manchen Städten fo viele Fachblätter, daß fast für keinen Stand ein Leiborgan fehlt. Beriin bringt 1602 Fachblätter, Leipzia 607, München 266, Stuttgart 206, Hamburg 147 usw hervor. Und überall pulsiert ein jrishes Leben zur Wohl- fahrt deutscher Arbeit. Als älteste Gruppe trat uns die Philologie und Pädagogik mit den „Söttingisen gelehrten Anzeigen“, die eint das maßgebende Urteil über Fragen der Kultur zu fällen berufen waren, entgegen. Sie waren im Jahre 1739 der Anfang der wissen'haftlihen Fachpresie, und heute weisen Phileclooie und Pädagogik allein 594 soldher Fachblätter auf. Mit Recht hebt die Schrift hervor, daß die Fach- zeitshriiten, die anfänglih zu dünn gesät waren, mit den Jah: en, besonders seit 1870, einem Heeres8zug aleich an\chwolen, deffen Fahaen besonders auf den Gebieten Industuie, Handwerk, Handel und Vers kehr’ hier unübersehvar geworden sind. Manche Vertreter der Fach- presse ragen noch aus alter Zeit tn unsere herüber und können auf eine Tange Vergangenheit zurüdbliden. So brachte das Iahr 1819 auf dem Gebiet der Theologie und Philosovhie ein noch heute be- stehendes Fachblatt, jeyt gibt es deren aber 741; Industrie und Handwerk, die heute von 1163 Fachblättern gefördert und unterstüyt werden, konnten noch 1815 nur ein einziges Organ aufweisen. Die Unterhaliungs , Frauen- und Jugendzeitschriften, deren erste 1821 er- ten, find beute auf 441 angewahien, Kunst und Uteratur s{hufen ih erst 1829 (heute 253 Blätter), Handel und Verkehr (heute 559 Blätter) erst 1834 und der Sport (heute 217) gar erft 1846 ein eigenes Organ. Insgesamt wurde das Erscheinen von rund 7800 Fachzeitshristen in deutsher Sprache festgestellt, wovon 5630 in Deutschland ausgegeben werden. Die Anzahl der wieder eingegangenen Fachbiätter beläuft sich auf etwa 15000. Es trifft zu, was die Broschüre sagt, daß für den Wirtscha|tspo!itiker dieser Aufma:sch der Kachpresse au insofern ein hohes nteresse bietet, als man aus ihm die Umwandlung Deut|hlands vom Agrar- zum Handels» und Industrie- ftaat erkexnen kann. Im Jahre 1840 zeigt die Statistik noch die aleide Anzahl von Fachzeitschriften auf beiden Gebteten; 1850 ist die Landwirt\chaft sogar mit einem Blatt im Vorsyrung, dann aber tritt ein Umschwung ein, und 1860 haben Handel und Industrie bereits einen Vorsprung von fünf Blättern, 1913 aber ist das Verhältnis 440 zu 1722. Dabei darf jedo mit Genugtuung festgestelt werden, daß auch die deutsche Landwirischaft stark geblieben ist und für ihre Enteressenvertretung die geeignete Fachpresse besigt. Eine Fachpresse, die în jo hervorragender Weise ersta:ft is, wird au in Zukunft zum Segen der deutshen Arbeit ihres wirtschaftlichen Amtes walten und dazu führen, daß nah Beendigung des Krieges die deutsce Kultur weiteren Ausshwung nimmt. Die Diebener\che Schrift wird dazu beitragen, daß man in Zukunft auc der deutschen Fachpresse ein nohch größeres Interesse entgegenbringen und ihre volkewirtscha}tlihe Be- deulung immer mehr anerkennen wird.

Technik.

Unter den Erfindungen der leßten Fahre avf technishem Ge- biete, die die vielsetiigste Anwendungsmöglihkeit boten, ist das Schoop| che Metalliprizverfahren zu nennen. Es wird dabei aeichmolzenes Metall in feinster Verteilung gegen eine zu metallisierende Fläche gespriyt. So wird in der handluichsten Form, der Schoopschen Spriypistole, ein dünner Metalldraht ge\chmolzen und in demselben Augenblick auch gegen die zu metallifierende Fläche ge- \chleudeit. Die einzelnen Metallkügelchen geben einen so fest haftenden Ueberzug, daß man sie hämmern und potieren farn. Man kann nah diesem Berfahren genau fo gut eine fertige Gisenbrücke mit einem nicht rostenden Mitallüberzug versehen oder . etnen Holzboitih mit Metall auskleiden, wie man au das feinste Relief nachbiiden kaan. Ein neues Anwendungsgebiet für das beschriebene Verfahren ist die Herstellung von Zinnfolien oder anderem Blattmetall, die bisher, abgesehen von Blattgold, lediglich durch Aus- walzen erzeugt wurden. d eg bei der Haist-llung dieser Merallüberzüge nach dem Schoocp\chen Verfahren bisher darauf ankam, daß das Metall auf der damit zu überziehenden Unterlage fest haftete, muß bet der Herstellung von Metallfolie diese natürich, von der Unterlage, auf die fie gespriyt wurde, abgehoben werden. Cine Ah drehende Walze aus Glas, Porzellan oder einem andern harten voliersähigen Stcff wird nah dem „Prometheus“ durch eine in ein Wassergesäß eintauchende kieinere Walze ständig befeuhtet und gekühlt. Das Metall wird durch eine Düse gegen die Walze gespritt, wobei es sch in dünner Schicht gleihmäßig ausbieitet und erstarr1, ober an der glatten und feuchten Walze nit haftet, sodaß es dür eine geeignete Vorrihtung abgehoben und auf eine Rolle aufgewickeit werden kann. Das auf diese Weise entstehende dünne Merxallband ist in seiner Breite naturzemäß abhängig von der Stärke des Metall» \trahles; durch Venwéndung etner Düse mit breiter Austritisöffnuvg und noch mehr durch Bewegen der Düse parallel zur Ach)e der Molze fann aber a: ch ein verbältnis8mäßig breites Metallband hergestellt werden, und die Verwendung mehrerer Düsen dürfte auch sehr breite Bänder zu erzeugen gestatten.

presse auf

F die Arbeitsleistung der Sprengstoffe wir t- \chaftlih? In tausenden von Formen leisten heute die Spreng- \toffe, die im kleinsten Naum die größte Energiemenge aufgespeichert baben, Arbeit. Die 42 em-Granaten legen feindliche Festungen mit ungeahnter Schnelligkeit nieder. Wie wir im Wirtschaftsleben zwiscben Nolks- und Kriegswirtschaft zu unterscheiden haben, \so* au bei den Sprengstoffen zwischen Friedens- und Kriegsleistungen. Gewiß fommt bei den leßteren nur der Erfolg, nicht der wirtschaftlihe Nuß- wert in Frage, wohl aber fällt dieser Umstand bei der Frieden8arbeit sehr ins Gewicht. Ob die Arbeit einer 42 em-Granate nebenbei auch wirtschaftlih ist? Genau kann man es. natürlich nicht fagen, aber man wird sie eher bejahen als verneinen könnci, venn es it an- zunehmen, daß die Leistung der Sprengstoffe, also die Niederlegung eines Forts billiger ist, als die gleiche Arbeit auf andere Meise dur=- geführt, etwa mit Spißhadke und Schaufel. Daß diese Ansicht zu treffend sein Hürfte, geht eben aus der Anwendung der Sprengstoffe bei den Werken des Friedens hervor. Ein Hinweis auf einige Höchstleistungen der modernen Sprengmittel in Friedenszeiten wird deshalb auf Interesse rechnen fönnen. In den Vereinigten Staaten bat man neuerdings na der Zeitschrift für das gesamte Schieß- und Spreygstoffwesen mit gutem Grfolg verschiedene Riesensprengungen durchgeführt, bei denen man mebrère 1000 kg Dynamit und Pulver gleichzeitig erplodieren ließ. So wurde bei einem Bahnbau ein 14 m hoher und 100 m langer Felsvorsprung durch eine einzige Sprengung beseitigt, zu der über 16 500 kg Sprengstoff verwendet wurden. Zur Vornahme dieser Sprengung trieb .man zunächst einen 19 m hoben Stollen 28 m tief in borizontaler Richtung in das Innere des Berges vor, an diesen anschließend zwei Querstollen pon T m Länge. Nach Einbringung der Sprengladung wurden Haupt und Nebenstollen durch eine Steinpackung ausgefüllt und der Ein- gang durch eine Bruchsteinmauer und eine 4 m lange Betonscbicht verschlossen. Für die Einbringung der Ladung und die Ausfüllung des Stollens wurden 12 Arbeitstage benötigt. Durh den Spreng- {uß wurden gegen 20 000 t Gestein logge}prengt. Einige VBlôcke wurden auf Entfernungen bis zu 200 m fortaesdleudert, im übrigen wurde jedoch kein Schaden angerichtet. Der Verbrauch von Spreng- stoffen bei dem erwähnten Bahnbau war so groß, daß man eine bez ondere Dynamitfabrik in der Nähe errichtete die über 2000 000 kg

ynamit lieferte, Auch in eintm westfälischen Stoinbru wurde neuerdings eine ähnliche Riesensprengung ausgeführt. Wte at mar mit einer einzigen aus 12000 K Pulver bestehenden Sprenaladung

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rund 120 000 ebm Gestein losgebrochen. Vie Zündung des Spreng4