1915 / 111 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 14 May 1915 18:00:01 GMT) scan diff

Hamburg.

Auf Einladung der Hamburger Handelskammer nahm der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. S olf am Dienstag an einem ihm zu Ehren veranstalteten Herrenabend im Uhlen- horster Fährhause teil, zu dem die Präsidenten und mehrere Mitolieder des Senats sowie führende Viänner _des weltwirt- \chatilihen Lebens e:schienen waren. Auch der stellvertretende Kommandierende General von Roehl war erschienen. Wie V T B,“ mitteilt, \prach der Staatssekretär über den Gang der hisherigen deutshen Kolonial- politik, in dem er anu der geschichtlichen Entwicklung des folonialen Gedankens in Deutschland und an der Auszestaltung der Verwaltung in den Kolonien na- wies, daß unjere Kolonialpolitik von Anfang an mit friedlichen Mitteln friedliche Ziele verfolgte und von jedem Konquistadoren- tum frei war und ist. Jn der darauf folgenden zwanglosen Aussprache über die dur den Krieg für unjere Kolonien eni- standene Lage äußerte sich der Sjaatssekretär dahin, daß das Reich keineswegs gewillt sei, bei den Friedensverhandlungen seine durch treue deutsche Arbeit wertvoll gewordenen Kolonien aufzugeben, sondern im Gegenteil versuchen werde, das Vér- lorene wiederzugewinnen und den deuischen Kolonialbefiß nach Möglichkeit zu stärken und auszubauen.

Oesterreich-Ungarn.

Der Armeeoberkommandant Erzherzog Friedri ch hat, wie durch „W. T: B.“ aus dem Kriegspressequartier gemeldet wird, folgenden Befehl erlassen :

Die vergangenen adt Kampftage bilten ein neues Nubmesblatt in der Gescbichte der deut!chen und der österreihisch-ungatishen Artillerie. Mit großer Mühe verbundene zielbewußte Etabliezung sowie vorzügli geleitetes und mit hervorraç ender Schiefit-chnik zu bôchster Wirkung gesteige1tes Feuer baben den Angriff der verbündeten Trurpen mit überwältigender Kralt vo1bereitet und ihn in aufopfernder waffenbrüdezlid)ster Weise bis zum vollen Ge- lingen unterßügt. Mehrere Neiben stark augtgebauter feind- liher Befestigungen sind {n unserem Besige und sind Zeugen sowohl des Heldenmutes unjerer Infanterte wie der ver- nihtenden Wirkung unserer Artillerie. Seither begleitet diefe obne Nügdsicht auf Strapazen und Entbehrungen unter |chwierigften Vers hältnissen rastlos die Verfolgurg des weicenden Gegners durch die íInfanter’e, um scine Niederlage zu verv.llständigen und ihm jeden neuen Widerstand unmögl'ch zu machen. Ich sage der gesamten Artillerie der elften, vierten, dritten und zweiten Armee für ihr bis- beriges hingebendes und aufopferungsvoUles Zusammenroirken mit der öInfanterte meinen Dank und meine voliste Anerkennung in der festen Zuversicht, daß die 1üdsihtêlofe Infanteriever folgung, enge gepaart mit unablässiger, kein Opfer sheuender Unterstützung durch die bewähite v.rbündete Artillerie, zu vollem Siege jühren und die Kamvyskraft unseres zähen Gegners vernichten werde.

Im ungarishen Abgeordnetenhause ersuchte vorgesiern der Abgeordnete Graf Michael Karolyi (Oppo- fitionell) den Ministerpräsidenten, dem Abgeordnetenhaus noch vor dessen Vertagung Mitteilungen über die auswärtige Lage zu machen, und begründete das Ersuchen namentlich mit dêm Hinweis auf die Beziehungen zu Jtalien. Graf Tisza extlärte:

Er hoffe, in naher Zeit über die auswärtige Lage Mitteilungen maden zu können. Es würde ihn fœuen, diese ehestens dem Hause

(plerberiten, er jei jedoch nit in der Lage, in dieser Beziehung

lngên, ait übernehmen, weil dies nah der Natur

Großebritañuien nud Frland. Im Oberhauje gab Lord Crewe am Dienstag Auf-

klärungen über die Lage an den Dardanellen.

Nach dem Bericht des ,W. T. B." teilte er mit, daß in der Nacht des 2. Mai ein Angriff auf die ganze Linie der Verbündeten geridtet wurde, der unter zahlreihen Verlusten für die Engländer wie für den Feind abgeschlagen wurde. Die Stellung der feindliGen Reserven wurde durch Sweinwerfer entdeckt, worauf thnen dur die französishen 7,5 em-Kanonen große Verluste beigebraßt wurden. S5n den folgenden “Nächten bis zum 6. Mai würden Angriffe wiederholt chue Mühe zurück- gewitsen, sodaß die Engländer Fortschritte machten. Die Stellungen der Verbündeten wurden inzwicchen verstärkt und neue Truppen herangebraht. Die Franzosen besetzten einen wichtigen Punkt am linken Flügel und fügten dem Feinde durch Bajonettängriffe schwete Verluste zu. Auch die Australter und Neuseeländer verrihteten nüß- Tiche Arbeit, indem sie den Feind auf cem engen Teil der Halbinsel in ein Gefeht verwidckelten. Die Operationen wurden regelreckcht durch die Flotte unterstügt.

_ Auf eite Anfrage nach dem von einem englishen Konsul gelieferten Bericht über einen angeblihen Befehl des Kron - prinzen Rupprecht von Bayeèrn, alle englischen G e- fangenen zu erschießen, erwiderte Lord Crewe, eine andere Bestätigung der Nachricht fehle, aber es liege kein Gründ vor, die Authentizität und Richtigkeit der Erklärungen zu beziveifeln. (Däs „W. T. B.“ ist von zuständiger Sielle zu der Erklärung ermächtigt, daß an dieser Behauptung von englisher Seite kein wahres Wort ist.)

In der Sißung des Unterhauses am Dienstag erflärte Mac Namara auf eine Anfrage nah der Zahl der während des Krieges vom Feinde versenkten Handels- schi ffe, Trawlers usw., die Zahl betrage 201 und“ die Zahl der dabei verlorenen Leben 1556. Darauf forderte der Radikale Dalziel die Regierung auf, ihre Volitik géegen- Du den Deutschen in England einer Revision zu unter- ziehen.

Wie „W. T. B.* berichtet, erklärte Dalziel, daß er in dieser Hiosiht kein Vertrauen zu “der Regterung habe. Die offentliche

einung sei für Inter nierung aller Feinde im militärpflibtigen Alter. Die Geduld des Publikums sei nabezu ers{öpft. Der Redner bätte eîne Abordnung empfangen, die Tausende angesehener Citymänner vertrat. Sie wünschten, daß der Regierung dringend nahegelégt würde, Laß! dic Notwendigkeit des Handéls niht nur im öffentlichen Interesse, sondern im Interesse der Deutschen scibst läge, forst seien ernste- Folgen- ju erwarten. Die Regierung müsse ernste s{hleunige Sritte tun. In London lebten 20 000 Deutsche involler Freiheit. Wenn ein Zeppelinangriff auf London erfolgte, würden sicherlich Taufende davon auf ihrêm bereits avagewitesenen Vösten sein. Die Deutfchen würden vor ntchts zurücks{chrecken. Lord Charles Beresford sagte, es wäre beklagenswert, wenn mangels einer bestimmten Politik der Regierúñg der Mob die Justiz în eigene Hände nähme. Wenn “etn * Zeppelin nach London“ käme, und einen Brand entzündete, würden“ 20000 Deutsche die Stadt an zwanzig oder dreißig vershiedenen Stellen anzünden. Die Regierung bätte die Verantwortung zu - tragen. Die Bevölkerung sei sehr erbittert und würde noch erbitterter werten, wenn nit geschäbe. Der Unterstaatssekretär Tennant fagte, er habe die Absicht Da!ziels, Übex diesèn Punkt zu sprechen, erst kurz zuvor erfahren. Er sei ntcht in der Lage, heute eine neue Politik arzukündigen. Bonar Law {lug den Aufschub der Debatte vor. Dié Läge “sei zu ernst ge- worden, als daß die Regierung nur eine Gelegenheitéerklärung ab- gehen dürfe. Tennant sagte, da die herrschende Stimmung mög-

' Fnternierung:

si@erweise ron der Regierurg elne andere Bekbant!ung als bisher verlange, wolle er Dounetétag cine Grtlärung abgeben. Alsdann wuxde er jedo von Bonar Law genöt!gt, seine Erklärung son für Mittwcch zu verspiecèn.

Jn der vorgestrigen Sißung machte der Premierminister A 3quith nah Erledigung verschiedener Anfragen folgende Mitteilung über die eventuelle Politik in der Frage der

Es bewe;en stch ncch vierzigtausend Ausländer, tarunter 24 0C0 Männer aus feindiiden Ländern, frei in England. Die Regierung beantrage, olle erwahienen männlichen Perjonen wegen der Sicherheit des Landes zu internieren oder, wenn fie das militäri\che Alter überschritten hätlen, nah der Heimat zurückzu- \chiden. Frauen und Kinder würden, wenn es die Um- {tände gestatt.ten, nah Hause geshickt werden. In vielen Fällen würde es ein Gebot der Gerechtigkeit und der Merschlickeit sein, ibnen zu geslatten, im Lande zu bleiben. Es weide etne besondere Kemmission gebildet werden, um die Anspzüdbe auf Befreiung von der Repatriierung zu erledigen. Man denke nit daran, die Naiura- lisfierten, die etwa ahttausend Véann zählteo, zu internieren. Aus- nabmefälle würden belonders behandelt und die Möglichkeit geschaffen werden müssen, in Fällen von Notwendigkeit und Gefahr zu inter- nieren-

Bonar Law hieß die Vorlage der Regierung gut und sagte, es sei klar, daß das Land erregt sei und daß man leicht die Kontrolle über dasselbe verlieren fönnte. Niemand wünsche ungerecht mit den Feinden zu verfahren, aber das Land müsse fühlen, daß die Frage behandelt werde.

Der Erste Lord der Admiralität Churchill teilte mit, daß das Linienschiff „Goliath“ in den Dardanellen torpediert worden sei und man den Verlust von 500 Menschenleben befürchte.

Wie der „Manchester Guardian“ meldet, hält die Re- gierung Neuwahlen im nächsten Jahre, falls der Krieg länger dauern sollte, für undenkbar und beabsichtigt, die Legis- laturperiode geseßlih verlängern zu lassen, so lange der Krieg dauert.

Die Regierung. hat den Bericht der Kommission veröffentlicht, die am 15. Dezember zur Untersuchung der an- geblihen deutshen Greueltaten gebildet worden ist. Der Bericht enthält die Aussagen von zwölfhundert Zeugen.

Die amerifanishe Botschaft in London gibt dem „Reuterschen Bureau“ zufolge bekannt, daß 139 Amerikaner mit der „Lusitania“ ertrunken sind. Jn einer von der Botschaft abgegebenen Erklärung wird bestätigt, daß der Dampfer ohne Warnung torpediert und versenkt wurde und in 18 Minuten in 60 Faden Tiefe sank. An Bord waren 218 Amerikaner.

Rußland.

Ein Ukas des Kaisers befiehlt dem Finanzminister laut Meldung des „W. T. B.“, eine zweite innere Anleihe von einer Miiliarde Rubel zu emittieren.

Der Kaiser hat der zeitweiligen Kriegs steuer fürdie vom Militärdienst befreiten Personen seine Zustimmung erteilt und ihre Jnkraftsezung angeordnet.

Die Revision der sozialistischen Dumaabgeord- neten gegen das Urteil des Petersburger Appellhofes, das sie zur Verbannung verurteilt, ist vom Senat verworfen worden.

Jtalien.

Eine im Anschluß an den vorgestrigen Ministerrat ver- öffentlihte amtlihe Mitteilung enthält einige Beschlüsse ge- wöhnlichen Charakters. Als der Ministerpräfident Salandra gestern vormittag gelegentlih der Unterzeihnung von Dekreten durch den König mit den Ministern zusammentraf, berief er persönlih einen Ministerrat ¿ der die

[i Minist auf den Nachmittag, Demission des Ministeriums beschloß. Diesen Beschluß, den

der Ministerpräsident dem König am Abend mititeilte, gibt die

„Agenzia Stefani“ durch folgende Note bekannt:

Der Ministerrat hat in Anbetrccht, daß er in bezug auf die Nichtlinien der Regicrung in der iriternationalen Politik der Ein- ira&t und der Zustimmung der konstitutionellen Parteien entbehrt, tie angesihts des E1nstes der Lage ezforderlid märe, beihlofsen, dem König seine Demission zu überreihen. Der König kat fich seinen Beschluß vorbehalten.

Der Präsident der Kammer Marcora, der gestern abend in Rom angekommen ist, hatte dem „Giornale d’Jtalia“ zufolge von 9!/» Uhr ab eine einstündige Besprehung mit dem König. Heute wird der König außer dem Ministerpräfidenten noch andere Persönlichkeiten befragen.

Gestern abend fanden in Rom nicht unerhebliche Kundgebungen gegen Giolitti statt, die sich auch gegen Oesterreich und Deutschland richteten.

Nachdem schon am Nachmittag kleine Trupps von Studenten versucht hatten, în der Nähe von Giolittis Wchnuna zu demonstrieren, sammelten sih, wie ¿W. T. B.“ berichtet, gegen 7 Uhr Abents auf Gründ einer anonymen Aufforderung durch Flugblätter eiwa bundert Demonlstranten, darunter viele Studenten, auf der Piazza Colonna vor der östcrreihisW-ungarishen Botschaft. Die Demonstranten wurden sehr rash durch das auf dem Corso Umberto zu dieser Stunde \chlendernde Publitum um Neugierige ver- mehrt. Bald ertônten aus der Vtèenge Nufe wie: Nieder mit Giolitti? Nieder mit den Landesverrätern! Nieder mit Oester- reih! Und auch der vereinzelte Ruf: A basso il re! wurde laut. Carabinieri s{titten ras ein, speriten die Piazza Colonna und ihre nähere Umgeburg ab. Da1auf zegen die Demonstrarten durch die Bia del Pretore, am Colieaio Germänico vorbei, wo heftige Pereat- rufe gegen Deutschland ausg stoßen wurden, noch der Via Cavour, wo ih die Wohnung Giolittis befindet. Dort wurden sie aber rasch durch Carabinieri und Mililär zerstreut und abgedrängt, ohne daß es zu ernsthaften Zwischenfällen gekommen wäre. Nach Zeitungsmeldungen besianden die Demorstranten vorwiegend aus Radikalen und Natio- nalisten mit eintgen Liberalen. Der Abgeordnete Labriola hielt eine kriegsheßzerishe* Ansprache.

__ Auch in Mailand fam es vorgestern zu Kundgebungen, die bedeutend gewesen zu sein scheinen und sih gegen Deuisch- land im Anschluß an die „Lusitania“:Afffäre richteten.

Schweiz.

Einer eigenen Meldung des „Berner Bundes“ zufolge hat der Kapitän des am 11. d. M. von Barcelona in Genua an- gekommenen Dampfers „Sicilia“ ertlärt, daß am 7. sein Schiff von einem französischen Torpedoboot angehalten und nah Toulon gebracht worden sei, wo die ganze, größtenteils für die Schweiz bestimmte Ladung beschlagnahmt worden sei. Der „Neuen Zürcher Zeiting“ zufolge heißt das Schiff „Sibilla“. Grbsen, 2ohnèn, Fleishkonserven, sowie Jnstrumente und Apparate für Genua seien zurückbehalten und dann die Weiterfahrt gestattet worden,

Dürkei.

Ghazi Sultan Mehmed V. hat einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge an den Kaiser Franz Joseph nach- stehendes Telegramm gerichtet :

Ich beeile mi, Eurer Majestät meine berili&sten Glü. wünsiche zu dem großen Siege auezudrüden, ten die K. und K. Armeen soeben über die Russen errungen haber, und bitte Eure Majestät, als Anderken an meine tiefge\ühlte Freundschaft tie Imtiaz=« Kriegemedaillen entgegennehmen zu wollen. Ich f:eue wi, Eurer PMeajef:ât zur Kenntnis zu bringen, daß ih aus diesem glücklihen An= lasse dieselben Kriegêmedaillen Ahren K. und K. Hoheiten dem Erz- herzog- Thronfolger Karl Franz Joseph und tem Feldmarschall Erz herzog Friedrich verliehen habe.

Das „Amtsblati“ veröffentliht eine Geseßnovelle, die, vorbehaltlih der parlamentarishen Genehmigung, die auf die Dauer der Wehrpflicht bezüglichen Artikel des vorjährigen Wehrgeseßzes in der Weise abändert, daß die Wehrpflicht, die für die Infanterie und den Traindienst 25 Jahre, * für die übrigen Waffen der Landarmee jedoch 20 Jahre und für die Marine nur 17 Jahre betrug, nunmehr für alle Waffen der Landarmee und für die Marine mit dem vollendeten 18. Lebensjahre (14. März nah dem vollendeten 18. Jahre) beginnt und mit dem vollendeten 45. Lebensjahre (14. Oktober nach dem vollendeten 45. Jahre) endet. Die 18- und 19 jährigen sowie die niht eingerückdten 20 jährigen föónnen nur im Kriegsfalle auf Grund einer Kaiserlichen Verordnung einberufen werden. Die Dienstpflicht beginnt mit dem vollendeten 20. Lebensjahre und dauert 20 Jahre (hiervon 2 Jahre aktive Dienstpflicht) für die Jnfanterie und die Trainmannschaft, 18, Jahre (hiervon 3 Jahre aktive Diensipflicht) für die übrigen Waffen der Landarmee fowie für die Gendarmerie und die Musik und 10 Jahre (hiervon 5 Jahre aktiver Dienstpflicht) für die Marine. Die Landsturmpflicht bei allen Waffen dauert bis zum vollendeten 45. Lebensjahre, wobei die in den Landsturm eingereihte Marinemannschaft als Landsturm der Jnfanterie betrachtet wird.

_ Der italienishe Botschafter Garroni hatte gestern eine Besprehung mit dem Großwesir-Halim Pascha und dem Minister des Innern Talaat Bey.

Die weitere Forisezung der Enthüllungen des „Tanin“ in der Vershwörungsangelegenheit enthält die Korrespondenz Midhat Effendis mit der Zentrale der geheimen Vereinigung in Paris über die Einzel- A der Aftion in Athen und über die an derselben beteiligten Personen, erzählt auch, daß Midhat auf der Reise von Konstanza nah Athen bei der Durchfahrt durch Konstantinopel an Bord eines Schiffes den Besuch des früheren Deputierten von Jpek, Hafiz Jbrahim empfing und diesem den Vorschlag machte, ihn in dem Kampfe aegen die Opposition zu unterslüßen, die gegen die Tüz kei arbeite, insbesondere in dem Zeitpunkte, wo ein neuer Krieg zwischen der Türkei und Griechenland auszubrechen drohe. Ein anderes Mitglied der Vereinigung der frühere Deputierte Sabri flüchtete, nahdem er vergebens versucht hatte, die Ver- einigung zu einer Verständigung mit dem Komitee für Einheit und Fortschritt zu überreden, nah Bosnien und ließ sich dort nieder, anstatt nah Aegypten zu reisen, wohin er..im Auftrag der Vereinigung entsandt worden war. Die Vorschläge Sabris wurden von Scherif Pascha verworfen, weil dieser gerade damals aus Aegypten von Sadik, der sich mit dem Präsidenten des revolutionören armenishen Komitees Sabah Gulian in Ver- bindung gesezt hatte, ermutigende Nachrichten erhalten hatte. Sadik kam mit Sabah Gulian überein, daß diefer Emissäre nah Konstantinopel entsende, die einen Aufstand anstiften, gegen die Pforte, das Kriegsminisierium und die Polizeidirektion einen Anschlag unternehmen, die vor- nehmsten Mitglieder des Komitees für Einheit und Fort- \chritt töten und die Regierung in die Hand nehmen sollten. Zum Lohne dafür sollte Sabah Gulian zum Finanzminister ernannt werden. Er verlangte jedoch außerdem Geld. Sadik wandte fih damals an Lord Kitchener, der erklärte, er fönne nicht Geld vorweg geben. Er würde jedoch 20 000 Pfd. Sterl. zahlen, wenn man Talaat Bey töten würde, und nah geianer Arbeit weitere Summen. Nun ging man an die Arbeit. Die Emissäre des armenishen Komitees verkehrten in dem Pariser Haus Midhats, des Vertrauensmanns des türkischen Komitees, der nah Konstantinopel kommen sollte, um dort eine Filiale zu gründen, tatsählich aber Agent der türkishen Polizei war und -nun_ die Ent- hüssungen -maht. Als Midhat noch in Paris weilte, kam der Führer des armenischen Komitees mit den Emissären nach Konstantinopel, ohne daß die Polizei von deren Anwesenheit etwas erfuhr. Schließlih wurden die Verschwörer entdeckt und, nachdem Sabah Gulian geschrieben hatte, man müsse endlich Talaat Bey töten, um 20 000 Pfund Sterling zu befommen, verhaftet und dem Kriegsgerichte überantwortet.

Griechenland.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ wird von maß- gebender Seite mitgeteilt, daß zwischen dem Dreiverband und der griehischen Regierung fein Uebereinkommen bezüglih eines Heraustretens Griechenlands aus der Neu- tralität zugunsten dieser Mächtegruppe erzielt worden sei, da diese Mächtegruppe nicht die erwünschten Garantien zu geben imstande wäre. Aus dieser Tatsache ergebe sih ein ferneres Beibehalten der Neutralität Griechenlands.

Amerika.

Dás amerikanische Kabinett beriet über die deutsche

in der mitgeteilt wurde, daß die deutshen U-Boote den

haben, neutralen Schiffen in der Kriegszone keinen

Schadeß zuzüfügen und daß Deutschland für die Beschädigung

solcher Schiffe Schadenersatz leisten will, daß aber neutrale

Schiffe] mit Konterbandeladung nah dem Seekriegsgeseß be- handelt werden würden.

Kriegsnahrithten. Westlicher Kriegs8schauplagt.

__ Großes Hauptquartier, 12. Mai. (W. T. B.) Feind? liche Flieger bewarfen - gestern die belgische Stadt Brügge mit Bomben ohne militärishen Schaden anzurihten. Destlich von Ypern nahmen wir eine wichtige, von schottishen Hoch- sändern verteidigie Höhe. Dünkirchen wurde weiter von uns unter Gener gehalten. Oestlich Dixmuiden schossen wir ein englishes Flugzeug -ab, Die zwischen Carency und

Mrößert sih von Tag zu Tag.

(in. der Gegend nördlich von Arras)- von in den leßten Tagen genommenen Gräben ihrem Vesiß. Im übrigen waren au chbruchsversuche des Feindes

L ville

ranzosen i B in s alle Dur

e lich: seine Angriffe richteten sich hauptsächlich gegen L D: aen östlih und südöstlih von Vermelles, gegen T rettohöhe, die Orte Ablain, Carency sowie gegen Stellungen nördlich und nordöstlih von Arras. Sämt- L, Vorstöße brachen unter den s{chwersten Verlusten den Feind zusammen. Ein Versuch des Gegners, uns ¿artmannsweilerk opf wieder zu entreißen, scheiterte. 4 starker Artillerievorbereitung drangen französische Alpen- hier zwar in unser auf der Kuppe gelegenes Blockhaus

} je wurden aber sofort wieder hinausgeworfen.

Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 13. Mai. (W. T. B.) lich Ypern nahmen wir einen weiteren feindlichen Stüg-

Am Nachmittage wurden starke französische griffe gegen unsere Front Ablain—Neuville unter wersten Verlusten für den Feind abgewiesen. hs infolge des Festseßens der Franzosen in unseren vorderen ¿ben zwischen Neuville und Carency zum größten ile umfaßte Dorf Carency sowie der Westteil von ¡sain wurden jedoh in der vergangenen Nacht geräumt. der ist auch dabei wieder eine Anzahl unserer ‘braven ite und Material verloren gegangen. Französische Ver- he, das von ‘uns nordwesilich Berry-au-Bac in den aldungen südlich Ville au Bois genommene Graben- # wieder zu gewinnen, blieben erfolglos. Nach starker illerievorbereitung griff der Feind gestern abend unsere ellungen zwishen Maas und Mosel bei Croix s Carmes an.. Es gelang ihm, in einer Breite 1 150 bis 200 m in unsere vordersten Gräben einzudringen. erbitterten Nahfämpfen wurden unsere Stellungen jedoch bder völlig von den Franzosen gesäubert, eine Anzahl Ge- gener blieb in unseren Händen. Zwei französishe Block- her auf dem Westhange des Hartmannsweilerkopfes irden von unserer Artillerie zusammengeschossen.

Oberste Heeresleitung.

Oestlicher Kriegs schauplaß.

Berlin, 13. Mai. (W. T. B.) Aus dem Großen auptquartier wird uns geschrieben :

Zwei amtliche russische Berichte vom 12. Mai wagen es, geblich zur Autklärung der öffentlihen Meinung in den neutralen aaten, die Erfolge der verbündeten deutschen und erreihisch-ungari]chen Heere abzuleugnen. Wir môhten ht unterlassen, diese Versuche nieduiger zu hängen. Ste find 1 so fkomisher und unverfrorener, als heute, am zwölfien dge nahdem die verbündeten Truppen die ru|sishen Stellungen bei orlice—Tarnow angriffen, ihrck- Bataillone 150 km weiter öftlih h unteren San vor Jarosiau, Prczemysl und Dobromil steben, und

ganze russisde Karparthenarmee südliÞ davon aus einer Front 1 wehr als 120 km Breite eiligst nah Mordoftcn flüchtet. Als riosum sei noch erwäbnt, daß der Kommandeur der in dem einen eriht besonters erwährten tapferen 48. Jnfanteriedtvision seit siern sich auf dem Transport nach dem Innern Oesterreihs be- E er wurde von den Begleitleuten ciner Munitionskolonne auf- griffen.

Großes Hauptquartier, 12. Mai. (W. T. B.) Bei zawle ist ein noch unentschiedenes Gefeht im Gange. An r Bzura wurde ein russishes Bataillon, das einen Versuch m Ueberschreiten des Flusses machte, vernichtet.

Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 13. Mai. (W. T. B.) D age ist unverändert; der Kampf bei Szawle steht noch. Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 12. Mai. (W. T. B.) Unsere erfolgung zwischen Karpathen und Weichsel ist in vollem uge geblieben. Dem Feinde wurde auf der ganzen Front feiterhin schwerer Abbruch getan. So nahm ein Bataillon es 4. Garderegiments zu Fuß allein 14 Offiziere (darunter nen Oberst), 4500 Mann gefangen und erbeutete 4 Ge- üge, eine bespannte Mafchinengewehrkompagnie und eine agage. Die verbündeten Truppen überschritten den an zwishen Sanok und Dynow. Weiter nordwestlich reichten fie die Gegend von Rzes zow-Mielec. Die in den Karpathen beiderseits des Stryj kämpfenden Truppen arfen den Feind aus seinen Stellungen. Oberste Heercsleilung.

_ Wien, 12. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: le Niederlage der russischen 3. und 8. Armee ver- (0 Jn regellosen Kolonnen, eils in Auflösung, fluten die russishen Truppen und Trains dieser Armeen in den Richtungen auf Jaroslau, Przemysl nd Chyrow zurück. Die aus dem Raume Sanok-Lisko 0h Oft flüchtenden starken feindlichen Kräfte werden von Süden tr dur die über Baligrod und Polana vorgedrungenen eigenen Rolonnen angegriffen. Die siegreihen Truppen haben in weiterer Verfolgung die untere Wisloka überschritten, Rzeszow tober. Dynow, Sanok und Lisko sind in Unserem Besiz. Durch den bisherigen außerordentlichen

olg in West- und Mittelgalizien beginnt nun auch die uissishe Karpathenfront östlih des Uzsokerpasses zu wanken. Deutsche und österreichish-ungarishe Truppen sind nun auch hier auf der ganzen Front im Angriff, der Feind im Naume bei Turka, im Orawa- und Oportale im Rückzuge. Nördlih der Weichsel sind unsere Truppen iber die Nida vorgedrungen. Jn Südostgalizien ind starke russische Kräfte über den Dnjestr in Richtung auf Vorodenka vorgestoßen. Zaleszcyki wurde von uns ge- numt. Die Kämpfe dauern fort.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

- Großes Hauptquartier, 13. Mai. (W. T. B.) Die Neresgruppe des Generalobersten v on Maensen erreichte \tstern in der Verfolgung die Gegend von Dubieccko am San- ncut (am unteren Wislok)—Kolbuszowa (nordöôstlih ebica). Unter der Einwirkung dieses Vordringens weichen die Ru1 sen auch aus ihren Stellungen nördlich der Veichsel : dort gelangten die Truppen des Generalobersten don Woyr\{ch, dem Feinde dichtauf folgend, bis in die

gend südlich und nordwestlih von Kielce. Jn den Kar- dathen erkämpften österreichisch - ungarishe und deutsche Truppen untér General von Linsingen die Höhen istlih des oberen Str yj: sie nahmen dabei 3650 Mann gefangen und erbeuteten 6 Maschinengewehre.

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{ Jeßt, wa die Armeen des- Generalobersten von Mackensen

sich der Festung Przemysl und dem unterén San nähern, läßt sich ein annäherndes Bild der Siegesbeute aus der Schlacht von Gorlice und Tarnow und den daran anschließenden Verfolgungskämpfen geben. Diese Armeen haben bisher 103500 Russen zu Gefangenen gemacht, 69 Geshüße und 255 Maschinengewehre mit stürmender Hand erobert. Jn diese Zahlen ist die Ausbeute der in den Karpathen und nördlih der Weichsel kämpfenden verbündeten Truppen nicht einbegriffen, die sih auf weit über 40000 Gefangene beläuft. Oberste Heeresleitung.

_Vien, 13. Mai. (W. T. B.) Amilich wird gemeldet: Die in den November- und Dezemberschlachten von Lodz und Limanowa erfochtenen Siege der verbündeten deutschen und österreichisch-ungarishen «Truppen zwangen die damals russische Front in Polen und Westgalizien in einer Ausdehnung von nahezu 400 km zum Rückzug. Damals zerschellte der vom Feinde geplante Vormarsh nah Deutschland an der er- probten Schlagkraft der treu verbündeten Truppen. Vom Januar 1915 bis Mitte April haben die Russen ihre Ueber- macht vergeblih aufgeboten, um über die Karpathen nah Ungarn einzubrehen. Unter ungeheuren Ver- lusten ist dieser Plan án dem Heldenmut und der Beharrlich- keit unserer Truppen in monatelangen erbitterien Kämpfen vollkommen gescheitert. Damit war der Zeitpunkt gekommen, mit den machtvoll vereinten Truppen beider Reiche den Feind im gemeinsamen Angriff niederzuringen. Der Sieg von Tarnow und Gorlice hat niht nur Westgalizien vom Feinde befreit, sondern au die ganze russische Nidafront und Karpathenfront zum Weichen gebraht. Jn Aus- nußung des ersten (Erfolges haben die siegreihen Truppen in zehntägigen Kämpfen die russische dritte und ahte Armee bis zur Vernichtung geschlagen, den Raum vom Dunajec und den Beskiden' bis an den San durcheilt, dadur 130 km heimatlihen Bodens erkämpft. Reiche Beute fiel in die Hände der Sieger. Vom 2. bis zum 12. Mai Nachmittags beträgt die Gesamtsumme der von allen Armeen eingebrachten Gefangenen 143500 Mann, ferner etwa 100 Geshüße und 350 Maschinengewehre. Hinzu kommen noch alle jene, die, durch die Ereignisse überrascht, den Anschluß an die zurückgehenden Truppen versäumten und in den Wäldern der Karpathen vereinzelt umherirren. So hat sich der Stab der russischen 48. Jnfanierietruppen- division mit dem General der Jnfanterie Kornilo ff gestern im Rücken unserer Armee bei Odrzehowa unseren Truppen ergeben. Das Maß der Zerrüttung beim Nückfluten des Feindes kennzeichnet sich dadurch, daß unser neuntes Korps in den leßten drei Tagen durcheinander ge- würfelte Mannschaften von 51 ‘russishen Regimentern ge- fangen nahm. Die seit Monaten vom Feinde aufgestapelten Ausrüstungen, Vorräte aller Art, Munition und fonstiges Kriegsmaterial blieben beim rashen Vordringen Der Verfolger in den russishen Etappenstationen zurück Und werden erst jeßt gesammelt werden fönnen, Nörd lich der Weichsel dringen österreichish-ungarishe Truppen über Stopnicck vor. Deutshe Truppen haben die Gouvernementshauptstadt Kielce erobert. ODestlih des Vzsoker Passes erstürmten deuishe und Honvedtruppen gestern mehrere Höhenstellungen der Russen, drangen bis südlich Turka vor und machten 4000 Mann zu Gefangenen. Der Angriff wird ‘hier und in der Richtung auf S kole fort- geseßt. Jn Südostgalizien greifen starke feindlihe Truppen über Horodenfta an.

Schließlich sei erwähnt, daß die russischen Communiqués der lezten Tage, sichtlih bemüht, unsere und die deutschen Er- folge abzushwächen, alles verneinen und als absichtlih fals wiedergegeben bezeichnen. Dies isr ein shlagender Beweis für die Größe der russishen Niederlage, denn sie verwirrt nun nicht allein die Aftionen der Truppen am Schlachtfelde, sondern au die offizielle Berichterstattung der obersten russischen Heeresleitung.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnani.

Der Krieg zur See. New York, 12. Mai. (W. T. B.) Privatnachrichten zufolge haben sich auf der „Falaba“ hundert englische Offiziere befunden, die nah Kamerun wollten.

London, 13. Mai. . B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, teilt die Admiralität mit, daß die „Barbados“, „Columbia“, Miura “Und „Chir? am 1. Mai von zwei deutshen Torpedobooten an- gegriffen worden sind. Das Gefecht dauerte 15 Minuten, worauf sih der Feind zurückzog. Der Weg, den die Torpedo- boote einschlugen, wurde den britishen Zerstörern signalifiert, die sie verfolgten und vernichteten. Die „Columbia“ war in zwishen mit 16 Offizieren und den Mannschaften gesunken. (Wie wir bereits unterm 2. Mai berichteten, is damals nah einer Angabe der englischen Admiralität der größte Teil der Besaßungen der beiden Vorpostenboote gerettêt worden. )

(W J E U e

Der Krieg in den Kolonien.

London, 13. Mai. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ verbreitet nachstehende amtlihe Meldung aus Kapstadt: General Botha is gestern mittag in Windhuk ein- marschiert, ohne Widerstand zu finden. Er hat die englische Flagge auf dem Rathause gehißt. Ungefähr 3000 Europäer und 12000 Eingeborene wurden in der Stadt vorgefunden.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

St. Petersburg, 12. Mai. (W. T. B. Der Generalstab teilt mit: Am 10. Mai wechselte die Shwarze Meerflotte nach einer Beschießung der Forts am Bosporus einige Schüsse mit dem Kreuzer „Goeben“, der mehrere Male getroffen wurde und sich eilig aus der Kampfzone zurüczog.

Konstantinopel, 12. Mai. (W. T. B.) Das Große Hauptquartier gibt bekannt: An der Dardanellenfront hat feine wichtige Kampfhandlung stattgefunden. Nur das s{chwachè Geshüßz- und Gewehrfeuer dauert an. Ein Teil unserer Batterien nahm bei Ari Burnu die Nachhuten und Landungs- stellen des Feindes unter Feuer. Als der englishe Kreuzer „Jmplacable“ vorgestern erfolglos unjere anatolifchen Batterien am Eingange der Meerenge beshoß, wurde ec von

vier türfishen Granaten getroffen, worauf er sich zurüczog. An “der kaukasishen Front wurden mit über legenen Kräften ausgeführte Angriffe der NRusfen in der Gegend von Olty von unseren Vorpotien vollkommen abh- geshlagen. Wir unternahmen Gegenangrisfsfe und be- mächtigten uns dabei beherrshender Höhen. Von den übrigen Kampffronten ist nichts Wichtiges zu melden.

Konstantinopel, 13. Mai. (W. T. B.) Das Große Hauptquartier gibt bekannt: An der Dardanellenfront hat sih zu Lande nichts Wichtiges ereignet. Heute vormittag hat ein Teil unserer Flotte ein englisches Panzershif} angegriffen, das sich in der Nähe des Hafens von Morto bei dem Eingang der Dardanellen befand. Dieses Panzerschiff wurde an drei Stellen von Geschofsen getroffen: an der Brücke des Kommandanten, in der Mitte und achtern. Es sank \o- fort. Auf den übrigen Kriegsschauplä zen hat sich nichts Wesentliches ereignet.

Statistik und Volkswirtschaft.

Statitistishe Mitteilungen aus Breslau.

Der Magistrat der Stadt Breslau bat vor kurzem seinen Ver- waltungsberiht für die drei Nechnungsjahre vom 1. Äpril 1910 bis 31. März 1913 veröffentliht (XIX und 1168 Seiten), der nit nur binsihtli des kommunalen Finanz- und Wirtschaftswesens, sondern auch bezüglih allec der Wohlfahrt, Gemeinnüßpigfteit und Fürsorge gewidmeten Bestrebungen ein Spiegelbild der Entwidlung gibt und eine Fülle werivoller Mitteilungen und ftattstisher Angaben über die Arbeit der städtif{ch2n Verwaltung enthält.

Breslau hatte am 1. Dezemter 1910 eine ort2anwefende Bevöl- ferung von 512 105 Köpfen gegen 470 904 i. I. 1905, 422 709 F. S. 1900, 335 186 f. F. 1890, 239-050 i. I. 1875. Bis Ende 1911 ftiea die fortgeshriebene Bevölkerung8zahl auf 526 175, bis Ende 1912 auf 536 437. Von der am 1. Dezember 1910 gezäblten Bevölkerung waren 303 378 Einwohner oder 592 °/9o (gegen 569 °/co t. I. 1890) evangeli, 183 542 oder 359 °/0o (gegen 374 °/90) röômiickch-katholischz, 3174 oder 6°/60 (gegen 4 °/%) andere Christen, 20212 oder 39 °/oo (gegen 53 °/) Ifraeliten und 1799 oder 4°/6 Andere. 501 506 Ein- wobner lprahen nur deuts, 5440 nur volnisch, 3400 deutich und polnischb, 5171 \spradben nur polnisch, waren aber der deutschen Sprache mächtig; der deutshen Syrache überhaupt nicht mähtig waren m ganzen nur 488 Personen, also noch nicht 1 unter 1000. Bon der am 1. Dezember 1910 ortsanwesenden Bevölkerung stammten 235 521 Personen oder 460 °/% aus Breslau, 220 819 oder 432 0 aus dem übrigen Shlefien, 39014 oder 77 °/)o aus dem übrigen Preußen, 8386 oder 16 °/5s9 aus anderen deutschen Staaten und 7910 oder 15 °/% aus dem Auslande: 175 272 Einwohner Breslaus oder 343 °,, wa:en in Landgemeinden oder Gutsbezirken geboren. Nah den Angaben über die Bevöikerungsbeweaung wurden im Jahre 1910 13 937, i. F. 1911 13969, i. F, 1912 13961 Kinder lebend geboren; einschließlid der Iotgeburien famen auf 1000 drr mittleren Be- völkerung 1910 28,5, 1911 27,9 und 1912 27,2 Geburten (darunter 6 bezw. 5, und 6 unebeliche). Gestorben find ¿inschließlich der Orts fremden i. F. 1910-9675, t. J. 1911. 10128 und |, F. 1912 9753 Personen, D. |. auf 10 000 der mittleren Bevölkerung 191 bezw. 195 und 184 (obne die in Breslau gestorbenen Ortsfremden auf je 10 000 der Bevölkerung 173 beiw. 176 und 164).

Staatssteuerzbler waren von je 1000 der Bevölkerung Breslaus im SJabre 1910 207, i. F. 1911-227, t. I. 1912 244, i. 41913 247, Sie und ihre Angehörigen -machten zusammen in ten vier Jabren 572, 632, 672, 673 °/00 der Bevöiferung aus, während 421, 368, 328, 327 °/0 drr Bevditerung steuerfrei waren, alio ein Einkommen von ritt über 900 # hatten. Von je 1000 Steuerzablern ver= steuerten ein jähilihes Ginfommen bon über 900 bis 3000 4 im Sobre 1910 813, t. S. 1911 827, t. J. 1912 833, i. I. 1913 eben- falls 833, ein jährlibes Einkommen von mehr als 3000 # 187,

73, 167, 167. Die Zahl dér Steuerfreien nahm in dem Zett- raum von 1910 bts 1913 um 43889 oter 20,1 % ab, dagegen die der Steuerpflichtigen um 58 765 oder 19,6 °%/9 zu, unter diesen die Z2B1l der Z-nsiten mit Einkommea von über 900 bis 3000 f um 923 894 odr 30.4% und tie der Zenfiten mit Etnkommeén von mehr als 2000 % uvm 2462 oder 13,69/o. Das Eirkfommen der fteuer- rflidtiaen Bevölteruna Breèlaus fticg von 273,380 Millionen Mark im Jahre 1910 auf 325 418 Millioneu Mark im Jahre 1913 V L um 19,0% (in den Einkommenéstufen von ürer 900 bis 3090 #4 um 29,5 9/0, tn denen über 3000 A um 11,9 9%). Dagegen ging das steuer. vflihlige Durb?cbrittscinkommen eines Steuerzahblers der Cinkomme: 82 stufen 900—3000 4 in derfelten Zeit von 1408 auf 1398 ff und

asjenige eines Steuerzablers ter Ginfommengiufen über 2000 6 von 9019 auf 8882 A, das sleuerpflihtige Durhschnittêeinkommen eines Steuerzablers überhaupt von 2828 auf 2644 Æ, tas auf den Kopf der Steuerpflichtigen (Zensiten nebit Angehörigen) entfallende iteuervflidtize Ginfommen von 913 auf 908 M zurüd

Die Spareinlagen bei der städtifden Sparkasse e1h3hten fih von 85 156 498 «e am 1. April 1910 avf 96 417317 4 am 231. März 1913, d. i|. um 11260819 Æ, die Zahl der Sparbüder (Sparkonten) in diefen drei Fahren von 250885 auf 267 488, also um 29 667. Die Zunahme an Kopttal und Sparbüchern hat fich damit auf gleicher Höhe aehalten wie in den vorangegangenen drei Jahren.

Von Interesse find auch die Angaben über den Verbrauch von Lebens- und Genußmitteln. Nachdem am 1. April 1910 die von der Gemeinde bis dahin e1bobene Vteh- und Fleishsteuer urd mit ihr die MWild- und Ge flügelsteuer weggefallen ist, kann der Fleischvertrauch nidt mebr wie früher berenet werden, da die Ei«fuhr und die Augs fuhr von frischem Fleis, Wursiwaien, geräuchertem Fleifch usw. aônzli4 unbekannt bleiben. Es i daher seitdem nur die Menge des im städtishen Schlachthofe ausgefhlahteten Fleisches unter Zugrundelegung von Durchs&nittsgewichten der ein=- zelnen WVtiehgattungen berechnet. Danach sind an Rind-, Schweine-, Kalb- und Schafflei)h ausgeslachtet wo1den im Rech- nurgéfahre 1910 25 965 067 kg, t. I. 1911 27562362 und t Ds 1912 25 715963 kg, auf den Kopf der mittleren Beoölkerung 91,03 bezw. 52,78 und 48,7 kg, nämlich an NRindfleis 17,40 bezw, 17,13 und 16,01 kg, an Schweinefleisch 28,14 bezw. 30,34 und 27,28 kg, an Kalbfleisch 4,12 bezw 4,04 und 3,73 ke und an Schasfleish 1,37 bezw. 1,57 und 1,5 ke. Der Bierverbrauch in Breélau betrug auf dén Kopf der Bevöiterung im Rechnungsjahre 1210 102, S LOIE LIO und:i. F, 1912 +1931.

Die Kosten der öffeytlihen Armenpflege der Stadt (alfo ohne die von ihr anderen Armen- und Unterstüzungsanstalten oder : vereinen zugewendeten Summen) stellten fch im Nechnungt jaÿre 1910 auf 3551 203 4, i. I. 1911 auf 3979677 und t. I. 1912 auf 4185297 A, wozu ein KämmerecizusWuß von 2890509 bezw. 3 252061 und 3 363262 A6 erforderlih war. Auf den Kopf der mittleren Bevölkerung ergaben si{ch für tie ftärtishe Armenpflege in den drei Nechnunasjahren 1910, 1911 und 1912 an gesamten Aus= gaben 6,98 bezw. 7,2 und 7, Æ, an barem Kämmereizushuvsse 5,68 bezw. 6,23 und 6,1 #Æ&. Vie dur{Gshnittliche Zabl der Almojen- genossen betrug 1910 6957, 1911 7987 und 1912 8407, dex durh- ichnittliche Jahreébetrag des einer laufend unterstüßzten Familie oder Ginzeipezrson. gewährten Almosens 95,17 bezw. 86,83 und 89,50 #.

Kunst und Wissenschaft.

Dem „Temps“ zufolge hat die Sociótó des Auteurs et Compósitóurs Dramatiques in Paris alle deuten, öfters reichischen und ungartschen Metglieder, darunter Gerhart Haupta mar, Sudermann und Siegfried Wagner, aus ihrea Listen ges

strichen.