1915 / 112 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 May 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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fungsordnung vom 16. August 1911 erworbenen Befähigungs- ane für Kindergärtnerinnen im Großherzogtum Oldenburg dieselbe Gültigfeit erlangen, die sie in dem Staate besißen, in dem sie ausgestellt sind.

Vorstehendes wird zur Beachtung mitgeteilt.

Berlin, den 7. Mai 1915. Der Minister der geistlihen und Unterrichtsangelegenheiten.

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J. V.: von Chappuis.

An die Königlichen Vrovinzialschulkollegien und die Königlichen Regierungen.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Dem Tierarzt Friedrich Lehmann in Luckau ist die

kommissarische Verwaltung der Kreistierarztstelle in Cammin i. Pomm. übertragen worden.

Bekanntmachung.

Es find vielfach Reklamations-, Zurüdckstellungs- und Urlaubsgesuche auf Grund häusliher und gewerblicher Verhältnisse für Mannschaften des Feld- und Be- saßungsheeres dirett an das FKrieasministerium, das Reichs- marineamt oder das stellvertretende Generalfommando gerichtet in der irrigen Annahme, daß diese Gesuche dadurch wirksamer und schneller ihr Ziel erreichen. Das Gegenteil ist der Fall.

Gesuche der bezeihneten Arti sind unter allen Umjtänden an den Zivilvorsißènden derjenigen Ersaß- kommission zu ‘richten, in deren Bezirk der Gesuchsteller seinen ‘Wohnsiß hat.

Es wird jedoch darauf aufmerksam gemacht, daß Entlafsungen nur _ausnahmöweise im Falle: eines dringenden Notftandes Aussicht auf Berücksichtigung haben.

Berlin, den 10. Mai 1915. Die Ersazkommissionen der Aushebungsbezirke Berlin. Frommel.

Parochialregulierungsurfkunde.

Mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen und Unterri{htsangelegenheiten und des Evangelischen Ober- kirhenrats sowie nah Anhörung der Beteiligten wird von den

unterzeihneten Behörden hierdurch folgendes festgeseßt: Ls Die pfarramtliche Verbindung der evangelischen Kircßengemeinde NBerlin-Fohanniéthal mit der evangelischen Kirchengemeinde Rudow, Diözese Kölln-Land 11, wird aufgehoben. é 2 In. der Kirchengemeinde Berlin-Fobannisthal wird eine Pfarrs stelle mit dem Sig în Berlin-Johannisthal- errichtet. Diese Urkunde tritt mit dem 1. April 1915 in Kraft.

Berlin, den 22, März 1915. Potsdam, den 25. März 1915. (L. S:) (L. S.) Königliches: Konsistorium Königliche Regierung, der Provinz Brandenburg, Abteilung für Kirchen- und Abteilung Berlin. Schulwesen. Steinhausen. von Bardeleben.

Nictamlkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. Mai 1915.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll- und Steuerwesen und für Justizwesen, dié vereiniäten Aus- üsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie der Ausshuß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

Der Oberbefehlshaber in den Marken, Generaloberst von Kessel hat laut Meldung des „W. T. B.“ auf Grund der 88 4 und 9 des Geseyes über den Belagerungszustand vom 4. Zuni 1851 (Preußische Geseßsammlung S. 451 ff.) folgende Verfügung erlassen:

Aus dem Bezirf des 111. Armeckorps8, welcher die Provinz Brändenburg mit Ausnahme von Groß Berlin und den Landkfreijen Teltow, Nicderbarnim und Züllichau-Shw!ebus umfaßt, darf vom 17. Mai d. F. ab bis auf weiteres Heu weder mit der Bahn noch mit der Achse oder auf dem MWasserwege von Privat- personen ausgeführt werden.“ Die Ausfubx ist nur zuläsfig auf Grund einer Bescheinigung der stellvertretenden / Intendantur des 111. Armeekorps oder der ihr untergeordneten Proviantämter fowie

auf Grund von Frachtbriefen, die von einer dieser Dienststellen abge-

ftempelt sind. i l Zuwiderhandlungen werden, foweit die Geseze niht höhere

Strajen vortehzn, mit Gefängnis bis zu einem Jahre besiraft.

Die Auskunfts stelle des Zentralnachweise-

bureaus- des Kriegsminifteriums, L orotheenstraße 48, ist, wie

durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, an beiden Pfingstfeiertagen nur von. 11—1 Uhr geöfsnet.

Der Siy der Zivilverwaltung für Russisch-Polen wird nah einer Meldung des „W. T. B.“ am heutigen Tage von Posen nah Kalisch verlegt. Alle Eingaben sind-in Zu- kunft zu adressieren an dîe Kaiserlih Deutsche Zivilverwaltung für Russisch-Polen in Kalisch.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staat3anzeiger3““ liegen die Ausgaben 488 und 489 der Deutschen Verlu sst- listen bei. Sie -enthalien die 224. Verlustliste der preußischen Armee, - die - 182. Verlustliste der bayerishen Armee, die 146. Verlusiliste der sächsishen Armee und die 178., 179. und 180. Verlusiliste der württembergischen Armee.

Eine neue ôsterreihishe Verlustliste (Nr. 175) ist erschienen und liegt, wie die übrigen bisher erschienenen Listen, in der Geschäftsstelle des Deutsh-Oesterreihi|sch- Ungarishen Wirtschaftsverban in Berlin (Am Karlsbad 16) wochentäglich während Ver Zeit von 11 bis 1 Uhr Vormittags und 4 bis 6 Uhr Nachmutags unentgeltlich zur Einsicht aus.

Oefterreih-Ungarn. Der Chef des Generalstabes, General der Jnfantérie

Freiherr Conrad von Hoezendorf hat anläßlih der be- deutsamen Erfolge der verbündeten Waffen in Westgalizien, wie „W. T. B.“ mitteilt, folgende Allerhöchste Hand- schreiben erhalten :

Lieber General der Infanterie Freiherr von Gonrad!

Die von Ihnen geistvoll angelegte Operation hat zu einem {ören taftishen Erfoige in Westgalizien aetübrt, der fi, jo Goit will, weiter ausgeiralten und zum endgültigen Siege fühien wird. Das bôghste Vertrauen Ihres Yrineeoberfommantanten, das Sie genießen, und die innere Befriedigung, die Sie über die Frucht Fhrer Tätigkeit emxfinden müssen, ist Ihr \chönster Lohn. Meine wärmste Anerkennung, Mein tiefempfundener Dank und Pein vollstes Vertrauen sind Ihnen ficher.

Wien, am 5. Mai 1915.

Franz Iosepb.

An den K. und K. Oesterreiwis{-Ungaris&en General der Infanterie Fretbherrn Conrad von Hoerzendorf, Chef des Generai- stabes für die gesamte bewaffnete Macht. ;

Ihre Leistungen in treuer Unterstüßung Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hohett des Erzherzogs Friedri von Oesterreich bei der Vorbereitung und im befonderen der Durhführuyg der alorreiden Sblochtf bei Gorlice und Tarnow gehören -für alle Zeiten ter Geschichte an. Wie immer find Sie dabei bemüht gewesen, die unerschütterlide Waffenbrüdershaft zwisden unseren Heeresleitungen und Truppen zu fördern und zu vertiefen. In dankbarer Anerkennung verleihe Ih Ihnen daber den Orden _Ponur le mérite“, den Sd Jhbnen persönli übetrreihte.

S{hloß Pleß, den 12. Mai 1915.

Wilhelm. R.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht eine Ministerial- verordnung über die Verpflichtung zur Anzeige der Vorräte an Schafwolle sowie eine Ministerialverordnung, betreffend die zeitweilige Außerkraftsezung der Zölle für Fette und Oele.

Großbritannien nund Jrland.

Im Unterhaus teilte der Premierminister Asquith in seiner bereits gemeldeten Erklärung mit, daß alle männlichen Staatsangehörigen feindlicher Länder im Alter von 17—59 Jahren interniert werden follten, außer in den Fällen, wo eine noch zu ernennende Kommission mit richterlicher Befugnis eine Ausnahme beschließen würde. Frauen und Kinder follen nah ihrem Heimatlande geschickt werden, wobei aber ebenfalls Aus- nahmen Plaß greifen fönnen. Naturalisierten soll die Freiheit gelassen werden, außer in den Fällen, wo Grund zu einem Verdachte vorläge.

Ueber den Verlauf der Debatte berichtet „W. T. A wie folgt: j

Bonar Law verurteilte die Auss{retturtgen gegen die feind- lien Staat8angebörigen, erklärte aber fagen zu müssen, daß er nit bedauere, daraus eriehen zu baben, wie die Boilkfsstimmung fei, ob- wobl sie sih in so bektlagenewerter Meise geäußert habe. Der Nation sei es jeur flar, fubr er fort, daß dis niht ein Kaieg zwischen den Armeen, sondern. ein. Krieg zw. [en den Nationen, jei. Die Aus- \chreifungen wären in je:er Hinsit teflaacuewert ; Mittel, fie zu beendigen, si der jeBige Plan der Regierung: Dir Liverpooler Reedèr Holt (liberal) sagte, die In- ternierung von Personen in fo großer Zahl würte ter Regierung zwei bis drei illionen Pfund Sterling im Jahre kfosien. Die Errichtung der Lager würde Arbeit und Material anderen Zwecken entziehen. Die Benuyvng von Schiffen für die íüInternierung wäre eine folosszie Vershwvendung, und außerdem brave man die Arbeiteleistung der “Leute, die interniert werden sollten. Jobnson Htcks (Unionift)) fagte, die NRegierunz habe dem Pöbel zugestanden, was sie dem Parlamente nicht zugestanden bätte, nämli die Behandlung der Autéländer in etgene Hände zu nehme. Er verurteile das, aber die Verantwortung trage die Regie'ung, die die im Unte: baus vorgebrahien Warnurgen nit beachtet hätte. Markbam lUnionist) forderte, daß Männer deutscher Abstammurg nicht Mitgleder des Parlaments oder des Geheimen Stoaa!sra!8 bleiben -düiften. Die Regierung häite die neun Schritie unternommen, wahrsceinlich gegen ihr eigenes Urteil, - weil “die öfentlide Veeinung fie dazu ge- zwungen hätte, aber die neuen Maßregeln würden die öffentliche Meinung nicht befriedigen. Der Redner teilte mit, seine Arbeiter verlangten dieGnttafsung eines Deutl)chen, der seit 20 Jahren natura- lifiert tei wid drei Söbne in der enalisrn Armee habe. Der Premie: minister As8qui1th bemerfte, fein Patriot körne fich etwas Un- bésonneres und Sciwpflicberes vorstellen, als die Auvéshreitungen und Plünderungen der legten Tage. Der Arbeitervertreter Croofks rief da- zwischen, etntge Zeitungen ‘hätten tas Bolk dazu au'gereizt. Aëquith er- widerte, um so scimp'!lider wäre es tür die Zeiturgen, einen ent- ebrenden Autbruh der Rachsucht bervorzurufen. Den dafür Verant- wortlihen gereihe dies zur denkbar größten Unehre. Die neuen Maßregeln würden England vor der Möglichkeit einer gefährliden Tätigkeit feintlicher Aue länder scküß-n und zugleih die Möglichkeit aeben, Üngere{htigfeit und Ungemach von Unschuldigen und harmlosen Perfonen abzuwenden.

Die Unionisten Neville und Johnson His richteten folgende Anfragen an die Negiérung : :

Dex Abg. Neville fcagte, welche Schritte das Staatésekretariat des Innern jum Schuß des Lebens und Etgentums der Perfonen in den Bezirken täte, wo deutschfeindlihe Ausschreitungen stattgefunden hätten" oder vielleicht noch stat: fiaden könnten, Der Unterstaats\ekretär antwortete, die Polizeibehörden seien voll- fommen von dem Ernst der Lage ur t-rridtet. Jede mögliche Vor- sihismaßregel- sei getroffen worden. Die Polizeimaht fei wesentli verstärkt. Eine sehr große Anzahl von Hilfspolizeibeamten sei aus- gehoben worden.

Der Atg. Johnson Hicks fragte, ob Lord Fisbher bei den Beratungen über den Angriff gegen die Dardanellen im März die Ansicht geäußert hätte, daß es weise wäre, die Mit- wirkung der Landtruvpen abzuwarten, und wer feinen Rat verworfen habe. Der Etste Lord der Admiralität C hurchill antwortete, er fei fiber, daß das Haus eine- derartige Anfrage mißbillige, die ab- sichtlich öfentlihen Interessen. von erniter Bedeutung abträglich sein solle. Die«Einheit und Jaotegrität des Admiralitätskollegiums sollte in der Krieg8zeit von keinem Abgeordneten bestrittea werden.

Im Oberhaus - führte. der Lordgroßkanzler Haldane betreffs der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht aus:

Bir fämpfen um das Leben. Untzr gewöbnlihen Um- ständen - und in- Friedengzeiten würden wir vom Frei- willigensvstem nur ungern abgehen, aber wir werden an» gesihts der gervaältigen Notwendigkeit, mit der das Land zu renen hat, vielleicht den jezigen Zustand einer Nevision unterziehen müssen. Vorläufig stehen wir no nit vor dieser „Frage, es kann aber, wie gesagt, dazu kommen. Augenblickliß haben wir die Hände voll Material, das uns zur Verfügung steht, und das prächtiges Matexial ift.

des beste

Frankrei.

Nach der amilichen Statistik betrug die Aus fuhr Frank- reihs in den ersteñ vier Monaten dés “Jahres 1915 915 499 009 Francs, die Einfuhr 2 179612 000 Francs. Der Ausfall gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres beträat für die Ausfuhr 1294 535 000, für die Einfuhr 842 999 000 Francs. Für April allein beläuft sich der Ausfall gegenüber dem April 1914 bei der Ausfuhr auf 322 775 000, bei der Einfuhr auf 33 205 000 Francs. Die Lage der Ausfuhr bessere fih also, wie der „Temps“ bemerkt, nicht, dagegen nähere sich die Einfehr im April der Hêhe normaler Zeiten. Dieses scheinbar günstige Ergebnis sei der bedeutenden Steige- rung der Käufe für Heereszwecke zu danken. E wäre jedoch vorteilhafter, wenn Frankreich diese Artikel selbst herstellen könnte, statt sie im Auslande, besonders in den Vereinigten Staaten von Amerika, kaufen zu müssen. Die Einfuhr von Rohstoffen, die sich ebenfalls der normalen Einfuhr zu nähern béainne, lasse einen erfreulichen Nückfschluß auf das Wiederauf- leben der wirtschaftlichen Tätigkeit Frankreichs zu.

_— Der Senat bewilligte gestern den von der Kammer bereits angenommenen Gefeßesantrag auf Erhöhung- des Ausgabebetrages der Staatsshaßscheine und der Landesverteidigungsgutscheine. Der Finanzminister R ibot vertrat den Gesezesantrag. Er wiederholte. feine vor der Kammer abgegebenen Erklärungen über die Bedeutung des english-französishen Finanzabkommens und erklärte {ließli laut Bericht des „W. T. B.“:

Mit der Verlängerung des Krieges wadsen die finanziellen Schwierigkeiten, aber das erichreckt uns nit. Wir werden uns weder entmutigen, noch niederschlagen lassen. Um jede Besorgnis zu zerstreuen, sofern dies überbaupt nötig würde, ger ügt uns der Blick aut unsere Armee, welche ein fo shônes Beispiel von Tavferkeit gibt. Die Meinung: der gesamten Welt ist mit uns gegea den Ur- beber jener furchtbaren namens der Staatsraiscn begangenen Rerbrehen. Die Straflosigkeit, die jene NBerbreden bit ber genießen, wird nicht ewig währen. Wir werden über alle S@e&{wieriakeiten triumvbieren, wenn wir unseres Landes würdig find, welbes will, daß wir uns durch nicchts aufhalten laffen, um bis zur glücklihen Be- endigung des ungeheuren Kampfes, der uns aufgezwungen wurde, zu gelangen.

Jtalien.

Nach Meldungen der „Agenzia Siefani“ empfing der König im Laufe des gestrigen Vormittags nach einander den Senatspräsidenten Manfredi, den Kammerpräsidenten Marcora und Giolitti. Am Nachmittag wurden Salandra und Marcora abermals vom König empfangen.

In Rom und verschiedenen Provinzstädten fanden vor- gestern und gesiern zum Teil maßlose Kundgebungen statt, die ih gegen Giolitti und die Neutralitätsidee richteten. Nach einem Beschluß des Ministerrats richtete Salandra gestern ein Rundschreiben an die Präfekten, in dem er fie ermächtigt, für den Fall, wo sie es für notwendig er- achten sollten, den militärishen Behörden die Leitung ‘des öfentlihen Sicherheitsdienstes und den Schuß der öffentlichen Ordnung zu übertragen. Das Schreiben hebt obiger Quelle zufolge hervor, daß die Regierung durch diese Maßnahme ihren Egtschluß kundgebe, mit unbeugsamer Festigkeit alle geseßlichen Mittel zur Aufrechterhaltung der Ordnung zu ge- brauchen. Das Ministerium habe indessen das Vertrauen, daß es für den - Geisi- umsichtiger RVerantworilichkeit des italienischen Volkes besser wäre, den unshäßbaren S chaden „abzuï i feit der politishen Leidenschaften hervorrufen fönnte. Ein Mangel an Achtung gegenüber Ausländern sei ein Fleck auf der Zivilisation eines Landes. Der bloße Verdacht, einen Druck auf die Behörden ausüben zu wollen, trübe deren Verantwortung und shwäche ihre Autorität, was immer bedauernswert wäre und heute das Staatswohl gefährden könnte. Das italienische Rolk, das seine Pfliht gegen das Vaterland in \chwereren Tagen seiner Geschichte edel empfunden habe, werde nicht jeßt in dieser Hinsicht fehlen wollen und werde es verstehen, die Zügel der Würde und der bürgerlihen Disziplin den Aus- brüchen von Gemwalttätigkeit anzulegen, die alle gleich tadelns- wert seien, gleichviel von welcher Seite sie herrührten und welhem Zweck sie dienten.

Portugal.

Bei der Einweihung des Monarchistenklubs in Lissabon ist es zu Kundgebungen gekommen. Manifestanten durchzogen die Stadt unter dem Nufe: Es lebe die Republik! Bei Zw sammenstößen wurden mehrere Personen verleßt. Der Minijter des Jnnern hat dem „Temps“ zufolge die ZivilgouverneurÒe aufgefordert, die Bildung neuer Monarchistenflubs scharf zu überwachen und alle Akte zu unterdrücken, die geeignet seien, Ruhestörungen zu veranlassen.

Schweiz.

Die Eidgenössishe Staatsrechnung für 1914 ergibt laut Meldung des „W. T. B.“ rund «8 Millionen Ein- nahmeh und 101 Millionen Ausgaben, mithin ein Defizit von 93 Millionen Franken. Darin sind die Mobilmachungskosten nicht enthalten, die bis Ende 1914 die Summe von rund 109 Millionen Franken erreichten.

GriecheulsanD. Da nach einer Meldung der „Agence Havas“ eine end-

gültige Vereinbarung - zwischen Griehenland und dem Drei verband über die Formel der Gewährleistung der territorialen Integrität nicht zustande gekommen ist, find die Verhandlungel unterbrochen.

Amerika.

Das amerikanische? Staatsdepartement: hat dét „Reuterschen Bureau“ zufölge das ‘Marinedepartement ersu, \{leunigst ein Kriegsschiff nah dem der amerikanischen Kolonie Esperanza in Merik o nä@hstgelegenen Hafen aus zusenden, da die Yaquiindianer die Kolonie bedrohen. Wahrscheinlih werden vier Kriegsschiffe nah Guayamas aus? fahren, von wo aus ein Expeditionekorps über Land vor rüdcken ftann. ä

Die American Truth Society hat, wie „W. T. B°' aus New Vork meldet, in öffentliher Versammlung beschlo}? beim Präfidenten Einspruch gegen die Ausfuhr vol Waffen und Munition einzureichen, und gleichzeitig be antragt, eine Untersuhung über die Herstellung von Dumdulni geschojsen in Amerika einzuleiten.

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zuwenden, den in einem Augenblick wie dem gegenwärtigen - der Anblick von bürgerlicher Zwietraht und heftiger Zügello)igf

i diesem’ Tage 4500 melden. ‘Fhon am« 6. Mai, unterstüßt vou einer deutschen Radfahrerabteilung,

/ drei rusfische Eskadrons aus Krofâno ‘hinav8geworfen und damit den | erften Wislofübergang (nit zu verwehleln mit der Wiskoka) in die

: : Afrika.

Na einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Tripolis purde am. 12. d. M. in der Gegend von Misurata eine aus Band und Kapallerie. zusammengesezte Abteilung durch

ufständische heftig angegriffen. î abgeschlagen Auf italienischer Seite sind elf Soldaten gefallen

und drei Offiziere und 29 Soldaten verwundet worden.

Kriegsnahhrithten.

Westliher Kriegsschauplaß. Großes Hauptquartier, 14. Mai. (W. T. B.)

Starfe englishe Angriffe. gegen unsere vor pern neu gewonnene Front (Q ISrEN unter \chwersten Verlusten für deñ Feind. n Straße Menin—Ypern gewannen wir in Richtung Hooge weiter Gelönde. In der Gegend füd- westlich Lille griff der Feind nach fiarker Artillerievorbereitung nur- an eéinzelñen Stellen an. Alle Angriffe wurden abge- iesen. An. der Loretito-Höhe und nördlich Arras verlief der Tag verhästnismäßig ruhig. Größere Angriffe des Feindes fanden nicht statt. Unsere Verluste bei der Wegnahme von Carency durch den Feind befragen 600—700 Mann. Ein weiterer Anagriffsversuch des Feindes, uns das nordwestlih Berry-au-Bac genommene Grabenstück wieder zu entreißen, sheiterté abermals. Zwischen Maas und Mosel brach ein feindlicher Vorstoß im Priesterwald vor unseren Stellungen in unserem Feuer zusammen. Die Jnsafsen eines bei Hagenau zum Landen gezwungenen französishen Doppeldeckers wurden gefangen genommen. Oberste Heeresleitung.

Oestliher Krieg3schauplaßz.

Großes Hauptquartier, 14. Mai. (W. T. B.) Bei Szawle sind die Kämpfe auch gestern noch nit ab geschlossen worden. Nördlih des Njemen an der unteren Dubissa machten wir bei einem nächtlichen Vorstoß 80 Ge- fangene. Westlih Prasznysz gelangten Teile des ersten iurkestanishen Armeeforps nah viermaligem vergeblichen An- îsturm bis in unsere vorderen Gräben; am Abend war der Fie ind überall wieder hinausgeworfen: er hat schwere Ver- [uste erlitten; 120 Gefangene blieben in unserer Hand.

Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 14. Mai. (Mi T: B) Die Rortruppen der Armeen des Generalobersten von Macensen stehen vor Przemysl und am linken Ufer des unteren San. Rechts und links anschließend segen die verbündeten Truppen die Verfolgung in Richtung Dolina—Dobromil einerseits und über Polaniec (an der Weichsel) —Kielce andererseits fort. Auh von Kielce bis zur Pilica bei Fnowlodz haben die Russen ihre Stellungen nicht zu halten vermocht und find im schleunigen Abzug nah Often.

Oberste Heeresleitung.

Mien, 14. Mai. (W. T. B.) Amilich wird gemeldet : Der Rückzugs des Feindes in Russisch Polen dauert fort, er übergreift aúh auf die Abschnitte der bisherigen Pilica- iront. Von östlih Petrikau bis zur oberen Weichsel ver- jolgen die verbündeten Armeen Woyrsch und Dankl den zurücgehenden Gegner. Jhre Truppen haben im Berglande nordöstlih Kielce Fuß gefaßt. Vor der Armee Erzherzog Joseph Ferdinand ziehen sich die Russen in Mittelgalizien über den San zurück und weihen aus dem Raume Dobromil—Stary Sambor vor den Têten der Armeen Boroevic und Boehm-Ermolli in nordöstlicher Richtung. Unsere Truppen haben die Höhen südwesilich Dobromil und Stary Sambor unter Nachhutkämpfen erreicht. Dem allgemeinen Vorgehen haben sich nun auch die verbündeten Truppen der Armee Linfingen angeshlofsen, die über Turka und Skole vordringen. Die Schlacht in Südo|t- aalizien dauert an. Starke russische Kräfte find bis über Obertyn bis nördlich Sniatyn und bis Mahala vor- gedrungen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Berlin, 14. Mai. (W. T. B.) Aus dem Großen Hauptquartier wird uns über den weiteren Verlauf der Operationen der Verbündeten in Westgalizien fol- gendes geschrieben: h

Als am 6. Mai die Armee Matckensen die Miesloka überschrilten und die erzberzoglihe Armee nah der Einrahme von Tarnow den Feind zur Näumung der ganzen Dunajeclinie bis zur Weichielmünduug gezwungen hatte, konnte die Durebbruchs[chlacht von Gorlice—Tatnow als beendet angesehen werden. Auf einer Frontbreite von 160 km war der Feind im Rückzuge; die durhbroenen Stellungen der Russen lagen hon 30 km hinter dem Sieger, der auf der ganzen Linie die Berfolgung aufgenommen hatte. Dieje zeitigte auf der weiten Front vie schönsten Früchte. Am 6. Mai Nachmittags stellte das im An- tchlusse an den reten Flügel Madckensens vorgebende österreichiiche Korvs in dem Karpathendorfe Tyalwa die ru!sische 48. Division, mate dabei einen General, einen Obersten und gegen 3000 Mann zu Gefangenen und nahm dieser Division 16 Feldkanonen, sech8 ganz 2E Feroda dew zahlreihe Munitionswagen und Kriegsgerät aller

rt ab.

4m 7. Mai erschienen die Reste dieser Division auf der Hôhe von Hyrowa Gora vorden Truppen des Generals von Emmich. Von cinem deutschen Parlamèntär aufgefordert, ich zu ergeben, erilärte der Divisionskommandeur, di:8 könne er nit tun, legte fein Kommando nieder und verschwand mit szinem Stabe ia den Wäldern. . 3500 Mann ergaben si bierauf dem Korps Emmih. Nach viertägigem Umber- érren in dén Karpathen ergab sich General- der Infanterie Korniloff am 12. Mai samt seinem ganzen Stab einem öfterreihhichen Irtuppen- teile.

Am 8. Mat hatte die österreichische dritte Armee Boroevîc bereits 12 000 Gefangene in ihren Händen." General von Emmich fonnte an Eine shwache ungarische Etfkadron ‘hatte

Hand genommen. - In der Stadt wurde viel Sanitätématertal und Berpflegung erbeutet. íIn - exgster Zusanimegarbelt mit deutschen Truppen wurden dem Feinde am: 8. Mai au die das Ostufer des “Bielof beberrshenden pBA entrissen. Die Garde fand auf ihrem Bormarsch zum Wislok neun russishe Geschüße und 21 Munitions- voagen. dre der Feind auf feiner eiligen Flucht slehen gelaffen baîite. Die Bésazung von Odxipkon, die der Garde den Uebergang über bèn »éLußi «8g maden sollte, ergab si. Die Zahl der Gefangenen betrug am § Mai L ;

Am nisten Tage ergaben fich einém Garderegiment, das bei Fropie überraschend ciner feindlichen Nackhut in den RNüen gekommen war, 12 Offiziere, 3000 Mann und ses Geschüße. Zu diefer Tages- beute traten an anderer Stelle 2000 weitere Gefangene, acht

Der- Angriff wurde -

Maschinengewehre, ein Geshüß und mebrere gefüllte Patronenivagen. Bei - der Armee -des Erzherzogs siicg die Gefangenenzahl bis zum 2. Mai Abends auf-20000 Mann. Vor ter Armee Boroevic gina der Feind aus den Karpathen eiligst in vordöôstliWer Richtung zurü. Er batte also au feine anfänglih bestantene Abfidkt, die Wislok- linie zu balten, unter dem Druck der unaufhaltfsamen Verfolgung der Verbündeten aufgeben müfsen.

Wenn es am 9: und 10: Mat bei der Armee Madensen noch zu einem größeren rufsishen Angriffe kzm, so erfolgte dieser nur, um überbaupt noch den Abzug aus der langen Karpäthenfront im Flusse halten zu tönnen. Sn der Gegend von Sanok zogen die Ruffen zwei eilig zusammengerafie Divisionen zutammen, mit denen fie am 9. und 10. Vai zum Angriff auf Besko und die dortigen Höhen ritten, während fie weiter nördli etwa eine Division, dabei zwei Negimentèr der Festuagsbesaßzung von Przemysl, zu einem Gegensioße gegen österreihzi){-ungarise “Truppen anseßten. Das Ergebnis dieses leßteren. in Richtung Kroëno geführten Angriffs war ein völliges Mèißlinäen, wobei einem dèr aus Przemysl getfommenen Regimenter 1800 Gefangene und 20 Maschinengéwehte abgenommen wurden. Die russishen Angriffe auf Besfo endeten mit \&;werer russischer Nieder- lage. Nachdem der Ansturm abges{lagen war, 500 tote Russen vor der Front lagen, gingen die Truppen des Generals von Emmich zum Angriff über. Völug geslagen, wichen die Nussen nunmehr eiligit auf Sanck zurück, wobei die Verfolgung durch die Kavallerie der Ber- bündeten große Ergebnisse zeitigte. An vielen Stellen ergaben nb diEZ Men, jo vor allem auf den Höhen und in den Wäldern südli

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“Das Kampffeld bot hier noch. in den nächsten Tagen ein düsteres Bild. In ununterbre{ener Reibe zogen ih bier- die stark aus- gebauten rufsis{en Schützen!öcher hin/ In jedem dieser vielen Hundérte von Löchern lag, teilweise noch horizontal angeslagen, je ein Gewehr mit dem aufgepflanzten Bajonett, in der Brustwebr rvaren umgekehrt eingesteckte Gewehre zu seben, an deren Schaft wetße Feen gebunden waren. So hatten ganze Bataillone fapituliert. 6200 &e- fangene, 6 Se!hüge, 7 Munitionêwagen fizlen in die Hand siegrei@en Truppen der Verbündeten. Die Russen waren jet im vollen Rüctzuge nah dem unteren San. Die ganze 8. russische Armee räumte die Ka vatben : aber au nördli der Weichsel wichen die Russen von der Nida in ôfstliher Richtung zurück. Die Wirkung des gelungenen Durhbruhs machte fich jetzt bereits auf einer Front- breite von über 300 Kilometern geltend. Während di Nachbar- armeen ibren Rückzug noch in verbältnismäßiger Ordnung vollziehen fonnten, batte die Auflösung der Reste der entsbeidend geichlagenen Armee Radko Dimitriews einen hohen Grad erreicht. Nöôllig durh- einander aeraten wälzten fich deren MNeste - in nordösilicher Nichtung zurück. Die 49. russische Division vermohte von ibrem ganzen Be- ftande nur meor 4 Geschüße zu retten. Eine faufasiiche Division brate von 36 Kanonen nur noch 9 zurück, dazu waren die russischen Verbände vôllig durcheinander geraten, da die Befeblsführung und die Aufrechterhaltuug der Berbindung der Truppenteile untereinander gänzl:ch versagt batte. Das sechs!e Flügelkorps. der Armee des Erz- berzogs Josevh Ferdinand stellte an einem einzigen Verfolgung2täge Gefangene von 51 verschiedenen russi'chen Regimentern feft. “Am Abend des 10. Mai war die Gesamtzahl der Gefangenen, die die ver- bündeten Heere in Weft!galizien gemacht hatten, auf über 100 000 ge- stiegen. Die Zahl der genommenen Geschüße betrug etwa 80, die der erbeuteten Ma!chinengewebie über 250.

Der Krieg zur See.

Berlin, 14. Mai. (W. T. B.) Aus dem Bericht des Unterseeboots, das die „Lusitania“ zum Sinken gebracht hat, ergibt sih folgender Sachverhalt :

Das Boot sichtete den Dampfer, der keine Flagge führte, am 7. Mai, 2 Uhr 20 Minuten M. E. Z. Nachmittags, an der Südküste Irlands bei shönem, klaren Meiter. Um 3 Uhr 10 Minuten gab es einen Torpedoshuß auf „Lusitania“ ab, die an Sieuerbordseite in Höhe der Kommandobrücte ge- troffen wurde. Der Detonation des Torpedos folgte unmittel- bar eine weitere Explosion von ungemein starker Wirkung. Das Shiff legte sich {nell nah Steuerbord über und beaann zu sinfen. Die zweite Explosion muß auf eine Ent- zündung der im Schiffe befindlichen Munitions- mengen zurückgeführt werden.

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes. gez. Behn cke.

Der Krieg in den Kolonien.

London, 13. Mai. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, wurde in Windhuk umfangreiches Eisen- bahnmaterial erbeutet. Nach Hissung der enaglishen Flaage wurde für das ganze eroberte Gebiet das Kriegsreht profla- miert. Dann dankte General Botha den Truppen für ihre Selbstaufopferung und sagte, die Errungenschaften seien von arößter Bedeutung für das Reich, da der Besiß von ganz Deutsch-Südwestafrika faktish gesichert sei.

MWindhuk, 14. Mai. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ zufolge haben sih die deutschen Streitkräfte nach ‘Nordwesten zurückgezogen. Der Siß der Hau ptstadt wurde nah Grootfontein verlegt.

London, 14. Mai. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Livingstone vom 11. d. M.: Eine Abteilung nordrhodesisher Schüßen und eine Polizeitruppe griffen am 17. März eine deutshe Patrouille schwarzer Truppen ohne deutshe Offiziere in einem mit Pallisaden versehenen Dorfe 17 Meilen von Fife entfernt an. Der Feind leistete mutigen Miderstand, wurde aber überwunden

und verlor 18 Tote und 30 Gefangene.

Wohlfahrtspflege.

Der evangelische Verband zur Pflege der weiblichen Jugend Deuticchlands, Berlin-Dablewm, Ftiedberaerstraße 25}27, wird. seine 23. Jahreskonferenz vom 95. bis 31. Mai tn Wald- heim bei Elbingerode (Harz) mit einem Jugendpflege- fursus- verbinden. Zur- Teilnahme sind alle für die Jugendpflege Interessierten, besonders die in der Arbeit“ stehenden, eingeladen. Ein -ausführlies “Programm verfendet "die genannte Geschäftsffelle. Wobnung finden alle Konférenzteilnebmer im Waldheim. Die Teil- nabme an dem Kursus ist unentaeltlid, Anmeldungen dazu erbittet das Nerbandsbureau Dahlem möglihst bald.

Land- und Forstwirtschaft.

Der Deutsche Landwirtshaftsrat

trat gestern im preußischen Herrenhause zu einer außerordentlien Tagurg zusammen , der auch der Minister für L:ndwirtschaft 2c. Dr. Freiherr von Schorlemer, der Oberbefehlshaber in den Marken, Generaloberst von Kessel, der Unterstaatssekretär im Reichs- amt des Innern'Dr. Richter, der baver ise Gesandte und Bundes- ratzbevollmächtigte Graf von Lerhenfeld-Köfering und andere

Vertreter der Netcsverwaltung und der Regierungen der Einzelstaaten beiwohnten. Der Vorsitzende, Wirklicher Gehetiner Nar Dr. Graf von Schwerin, erôffncte sie mit einer Ansprache, in der er au] die hofe nationale Bedeuturg unjerer Lantwriitschaît hinwies. Je länger der gegenwärtige Ærieg dauere, um fo inebr entreidle er fich zu auf wiri- schaitlidem Gebiete. zu einem Kampf auf Tos und Leben, und in diesem Kamvfe stehe die deutsche Landwk:tshaft in der vorderfien Front. Nacbdem es gelungen sei, ihre Leistungsfähigkeit während der legten drei Jahrzehnte in fo hobem Maße zu fteigern, daß wir beute, obglei von Feinden rings umgeben und nahezu gavz von jeder aus- wärtigen Zufuhr abgeschnitten, vollkommen imstande feien und blieben, unser Volt selbständig auf eigener Scholle zu ernähren, möge der Krieg dauern, folavge er welle, stehe fein anderer Stand uns beugfam fester in dem Entshlusse, in diejem Kriege bis zu einem vollen Siege durhzuhalten, wie die deutsche Landwirtschatt.

Den etnzigen Segenstand der Beratungen bildete die Aufstellung des Kriegswtrtshaftsplans für das Erntejahr 1915/16, d. b. die Maßnahmen, die als erforderli eriheinen einerseits zu etnen vnbedingt gesicherten Auskommen mit unferen NVorräten, anderer?eits aber auch zur ungeshmä!kerten Grbaltung der vollen Leistungs!ähbigkeit unserér landwirticattliden Betriete auch für den Fall ees n jahrelang dauernden Krieges. Als Grundlage für die Verhandlungen diente der folgende, vom fländigen Ausshuß des Landwkiitschafisrats in Form eines Antrags vorgelegte Krieaswirtschafteplan, defi nahme der Wirtliche Geheime Rat Dr. Mehnert-Medingen richiersiatter befürwortete:

„Durch die Krieaslage sind nacheinander den jeweilig dringe Bedürfnifsen entiprehend eine Reibe von Verordnungen un? schaftlichen Einrihtungen entstanden, die des wünshenêwerten ien Zusammenhanges entbehren und dur& eine etnbeitlie Regelung unserer gesamten Versorgung und Vorratseinteilung auch bei voller Sicherung unseres Auskommens entbehrlih ersheinen. Ihre Bes seitigung oder durchgreifende Aenderung it um so notwendiger, als sie, besonders dur ihre zu starke Zentralifation, vielfa eine nat- teilige, d. b. ershwerende und hemmende Wirkung auf die Volks und Heeresversorgung und unser gesamtes Erwcrbsleben ausgeÜ haben. Für die Neuregelung müssen folgende Grundsäße gebend setn:

1) Organisation. Die Vorratsverteilung wird bewirkt dur a. die FKommunalverßände, b. die Landes- (Provinzial-) Ausgleichê- fiellen, c. die Zentralausgleieftelle.

9) Ermittlung der neuen Ernte. a- Die auf Grund der Anbauermittlung bisher in Preußen und einigen Bundesftaaten vorgenommene vorläufige Grnteshäßzung ist auf das ganze Deutsche Reich auszudebnen. b. Die endgüttige Ermittlung der Ernte hat na ihrer Einbringung möglichst bis zum 1. Dezember zu erfolgen. Die Ergebnisse der Aufnahmen unter a und þ find dem zuständigen Kommunalverband einzureichen. Dtefer stellt fie für seinen Bezirk zusammen und gibt *sie an_ die Landes (Provinzial-) Ausgleihsstelle weiter, die sie wiederum, für ihre Bezirke tabellarisch geordnet, der Zentralausgleichsstelle einreidt.

3) Zentralausgleichsfstelle. a Die Reichsverte!lungsstelle, h. die Krieg®getreidegesellchaft und die Reichéstelle für Kartoffel versorgung find. nah Einrichtung der Zentralausgleiheftelle entbehrlih und werden aufgelöst: (Zentralstelle jür Beschaffuna der HeereS8ber- vflegung und ZentraleinkaufsgejeUschaft bleiben bestehen.) Die BVer- waltung der Zentralausgleichsft:lle 1ol unter einem landwirtschaftlid sacveritändigen Vorsitzenden möglichst selbständig geordnet sein. Der Zentralausgleiéstille sicht ein Beirat zur Seite, der aus sech8 vom deutsWen Lindwirtshzftêrat zu ernenrenden landwirishaftlihen Ver tretern und secks Vertretern der übrtgen Erwerbéstände und der Städte gebildet wird. Auch den Landes (Provinzial-) Ausglei{hsstellen sollen Beiräte mit ähnliher Zusammensezung beigegeben werden.

4) Feststellung des Bedarfs. Der Bedarf des Heeres und der Marine ist vorweg zu berüsihtiaen. Die Beschaffung des Bes darfs ist Aufgabe der „Zentralstelle für Beschaffung der Heeres- verpflegung“. Die Zertralavegleitstelle bestimmt iodann den Maß- stab für die Verteilung des Brotçetreides und Mekbles unter Be- rüdfictigung der Bedürfnisse der Bevölkerung von Statt und Land und vermittelt als oberste Instanz den Ausgleich der Ueberschuß- verbände und der Bedarfêverbände, soweit Ditjer Nut gleich nicht be- reits von den Landes- (Provinzial-) Nuealeichéstellen durchgeführt ist.

5) Verteilung der Vorräte. Die Kommunalverbände vers» teilen die Vorräte innerhalb ihrer Bezirke selbständig auf Grund des festgestelt-n Bedarfs. Die Landes (Provinzial-) Ausgleicheftellen baben, foweit erforderli, den Autgleih innerhalb ihrer Bezirke zu übernehmen.

6) Anforderunasreckcht. Die Kommunalverbänte haben zum Ausgleih innerhalb. ihrer Bezirke ein Yntorderungêrecht gegenüber dem einzelnen Besitzer und die Landes- (Provinzial-) Ausgleicht stellen innerbalb ibrer Bezirke gegenüber den einzelnen Kommvnalv rbänden. Pei Autübung des Anforderung! rechts zum Imwecte des Ausgleichs für das Neich bat sich die Zentralausgicihsflelle "der Vermittlung der Landes- (Provinzial-) Ausgleichsttelien zu bedienen.

7) Beschlagnahme. Die Beichiognahme ist auf die zu erntenden Mengen an Weizen, Roggen, Hafer, Gersie, Mengkorn (zwei oder mehr dieser Getreidearten) und Mischfrucht (Getreide und Hülsenfrüchte) zu erstrecken. Die Beschlagnahme erfolgt für den Kommunalverband, in dessen Bezirk Ah die zu beslag- nabmende Menge befindet. Lantwirtichaitlichen Betrieben find be- stimmte Höckstmengen ihrer felbstcrzeugten Vorräte an Getreide zu bee lafsey, soweit es ihre Betriebsführung einschließli der Etrfordernisfie für die Angehörigen threr Wirtschaft und das Gesinde verlangt. Den An- gebörigen der Wirtichaft stehen gleich Naturalberechtigte, insbesondere Rltenteiler, und Arbeiter, sowetit sie kraft ihrer Berechtigung oder als Lohn Brotagetreide oder M: hl zu beanivruchen haben. Die Höchst- mengen werden dur die Zentralauégleihestele festgeseßt. Der Ver- fauf von Saatgetreide ift zu gestatten. Die Verwendung zur Saat ist dem Kommunalverband nachzuweisen. Die einem Besitzer für seine Einhufer fretzulassende Menge an Hafer kann derselbe nach seinem Ermessen auch für andere Ttere verwenden.

8) Höch itpreise. Höchlipreise find festzusegen: a. für Mehl (eins{ließlich fonstiger zur men|\chliden Ernährung beiiimmter Gr- zeugnisse der Wetzen-, Roaggen-, Hafer- und Ge1stenmüllerei), Kleie und Brotgetrerde mit der Makßgabe, taß für Kleie und Brotgetreide ron einem angemessenen Mehlpreise unter Ansatz eines autfömmlichen Mahllohns ausgegangen wird, b. für Hafer, Gerste, Mengforn und Mischfrut in etnem anaemissenen Verhäitnis zu den Preijen der Futtermittel, c. für alle Futtermittel, d. für fünstlihe Düngemittel. Die biéherige Beschlagnahme der Futtermittel ist auch für das neue Erntejahr aufrecht zu erhalten.

9) StredQung- des Brotgetreides. Die Verordnungen iber ‘die stärkere Ausmahlung des Getreides, über tas Verbot der Berfütterung von Bröotgetreide und über den Zusaß von Kartoffeln bei der Brotbereitung find vorläufig - aufreht zu erhalten. Die Zentralauszleidsflelle bat nad Ermittlung der Ernte den Grad der Nuêmahiung des Getreides zu bestimmen. ;

10) Beschäftigung der Mühlen. Die kleinen und mittleren Mühlen sind von den Kommunalverbänden mit der Auémahlung des Getreides möglichst au8giebig zu beschäftigen. N

11) Verteilung der Kleie. --Gine- mögli gleiWmäßige Verteilung der Kléie für das ganze Reich ist anzustreben. Kleie- und Mehlmiishungen sind zu verbieten. N

12) Verbot des Vorverkaufes. NVorvexrkäufe von Getreide der Ernte 1915 mit Ausnahme von Saatgut sind ungöültig. |

13) Hinterkorn. Bei der Anzeige der Getreidevorräte ist das Hinterkorn mitänzugeben. Das freizugebende Hinterkorn darf bödstens bis zu 5 9/9 der Menge betragen. Ueber die Frage ob Ge- treide als Hinterkorn anzusehen ist, entscheiden von den Kommunal- verbänden ernannte Sa(hverständige.

14) Geldäusgleih und Norschußerteilung. Soweit er- forderlich, haben die Landeszentralbehôörden Eimichtungen zu treffen, um den Kommunalverbänden zum Zweck der Erwerbung der benötigten Bedatrfêmengen oter_ zum Zweck der Lombardierung von Getretde

Vorschüsse zu vershaff:n.