1915 / 114 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 May 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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AmerikanisWe Bürger handeln innerhalb der Grenzen ibrer un- beftreitbaren Rechte, wenn sie auf hoher Sec ihre Swiffe überall dabin stevern und zur See überall dahin reisen, wohin sie ihre recht- mäßigen Geschäfte führen, und sie üben diese Nechte in dem wobl jebr berechtigten Vertrauen aus, daß ihr Leben nicht gefährdet werde durch Handlungen, die in offensihtlicher Verletzung allgemein an- erkannter nationaler Verpflihtungen begangen werden, und siher au in dem Vertrauen, daß ihre eigene Regierung sie in der Ausübung ibre Rechte unterstützen werde.

„_ Es wurde, wie ih der Kaiserlich deutshen Regierung bedauere mit- teilen zu müssen, kürzli in den Zeitungen der Vereinigten Staaten eine formelle, an die Bevölkerung der Vereinigten Staaten gerichtete Warnung veröffentlicht, die von der deuts&en Botschaft in Washington stammen soll und die tatsählih besagte, daß jeder Bürger der Ver- einigten Staaten, der fein Neht zu freien Reisen auf den Meeren ausübe, es auf eigene Gefahr tue, falls seine Reise ihn in die Zone der Gewässer führe, in der die Kaiferliße Marine ihre Unterseeboote gegen den Handel Großbritanniens und Frankreihs verwende, tro des achtungévollen, aber fehr ernsthaften Protestes der Regierung der Ver- einigten Staaten. Die Regierung der Vereinigten Staaten erwähnt dies nit, um die Aufmerksamkeit der deu!\hen Reaterung auf die überrasende NRegelwid1takeit der Tatsache zu lenken, daß eine von der deut'chen Botschaft in Washington stammende Mitteilung si an die Bevölkeruyg der Vereinigten Staaten durch Vermittlung der Prefse richtet, sondern nur um darauf hinzuweisen, daß eine Warnung vor einer ungeseßlihen und unbilligen Handlung in keiner Weise als eine Entscbuldigung oder Milderung dteser Handlung, nocþ als geeignet Ie werden kann, die Verantwortlichkeit ihrer Urbeber zu ver- ringern.

Die Regterung der Verelnigten Staaten, die \eit langem den Charakter der Kaiserli deuishen Reaierung und die boben Grund- säße tér Billigkeit kennt, von denen sie in der Vergangenbeit beseelt und geleitet war, kann nicht glaubten, daß die Kommandanten der Schiffe, die diese ungeseßlihen Handlungen begangen haben, dies anders als unter einem Mifverständnis der von den deutschen Vearine- beböôrden gegebenen Befehle getan baben können. Sie jeßt es als selbstverständlih voraus, daß in einem jeden solchen Fall man wenigstens im Bereihß der Grenzen der praktischen Möglichkeit erwarten könne, daß die Kommandanten felbst ron Unterseebooten nichts tun würden, was das Leben von Nichtkombattanten oder die Sidterbeit neutraler Swiffe gefährdet, selbst auf die Gefahr bin, daß die Kaperung oder Zer- itôörung des in Frage stehenden Schiffs vereitelt wird. Sie vertraut daher darauf, daß die Kaiserlih deutiche Regierung die Handlungen, über die die Regierung der Vereinigten Staaten Klage führt, miß- billige; doß sie, soweit möglich, Genugtuung geben wird für uner- meßlide Schäden und daß sie sofort die nötigen St&riite tun wird, um die Wiederholung von Vorfällen zu verhindern, die to offenkundig die Grundsäße der Kriegführung, für die die Kaiserlih deu sche Regierung in der Vergangenheit so klug und fest eingetreten ift, umstürzen.

Die Regierurg und die Bcvö!kerung der Vereirigten Staaten erwarten von der Kaiferlih deutshen MNegierung ein gerechtes, baldiges und aufgeklärtes Vorgehen in diefer vitalen Angelegenheit mit umso größerem Vertrauen, als die Vereinigten Staaten und Deutschland nicht nur dur befondere Bande der Freundschaft, sondern auch durch auédrüdcklihe Bestimmungen des Vertrages von 1828 zwischen den Vereintgten Staaten und dem Königreih Preußen ver- bunden find.

Der Auédruck des Bedauerrn8 und das Angebot einer Genua- tuung im Falle der Zerstörung irrtümiih versenkter neutraler Schiffe fônnen, wenn sie aud, im Falle Verluste an Menschenleben nit zu beÉlagen find, internationalen Verpflichtungen genügen mögen, doch niht ein Verfahren rechtfertigen oder eatschuldiaen, dessen natürliche und votwendige Wirkung es ist, neutrale Staaten und Personen neucn und unermeßlihen Gefahren auézusctzen.

Die Kaiferlih deutshe Regierung wird nicht erwarten, daß die Negterung der Vereinigten Staaten irgend ein Wort ungesprochen oder irgend eine Tat ungeshehen lassen wird, di notwendig sein sollten, um ibrer heiligen. Pflicht zu genügen, die Nechte der Ver- einigten Staaten und ibrer Bürger zu wahren und ihre freie Äus- übung und Genuß zu gewährleiften.

Ich benute diese Gelegenheit, Eure Exzellenz erneut meiner ausgezethneten Hohschäßung zu versichern.

gez. James W: Gerard.

Seiner Exzellenz Herrn bon Jagow, Kaijerlies Staatssekretär der Auswärtigen Angelegenheiten 2c. 2c. c.

Ueber die Verhandlungen zwishen Deutschland und Frankreih wegen des Austausches dienst- untauglicher KriegS8gefangener sind der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ zufolge kürzlih von französischer Seite Preßmeldungen verbreitet worden, die das Verhalten der deutschen Regierung gänzli entstellen. Namentlich wurde dabei der deutshen Regierung das Bestreben nachgesagt, die Ver- handlungen zu vershleppen und sih den eingegargenen Ver- pflichtungen nachträglih zu entziehen. Die erhobenen Vor- würfe sind, wie sih aus dem nachstehenden ergibt, völlig un- begründet.

Der erste Austausch dienstuntaugliher Krieg8gefangener hat zwisWen Deutschland und Frankreih Anfang März d. J. stattgefunden. Bei den vorhergehenden Verhandlungen, deren Eröffnung von der deutschen Regierung ausging, ist deutscherseits der allgemeine Grundsaß aufgestellt daß alle diejenigen entlassen werden sollten, die für eine militärishe Verwendung während der Dauer des Krieges niht in Frage kommen. Da hiergegen von französischer Seite Einwendungen nicht erhoben wurden, find unter den französishen Gefangenen die nach diesem Grundsaß Dienst- untauglihen ausgesucht und entlassen worden. Die end- gültige Untersuhung ist, um die Einheitlihkeit der Auswahl ncherzustellen, in Konstanz durch eine besondere Unter- suhungsfommission erfolgt, ein Verfahren, das, soweit hier bekannt ist, in ähnliher Weise auch von französisher Seite zur Anwendung gebracht worden ist. Die deutshe Kommission hat sich bei der endgültigen Auswahl der zu Entlassenden aus- {ließlich von dem vorerwähnten Grundsag leiten lassen. Die von ihr von dem Austausch ausgeschlossenen Gefangenen waren entweder tatsächlich nicht dienstunfähig oder operationsbedürftiag oder nicht weiter transportfähig. Die französishe Behauptung, daß deutscherseits versuht worden sei, den verabredeten allge- meinen Austausch durch eine Auswechslung nah der Kopfzahl zu erseßen, wird schon dur die Tatsache widerlegt, daß von Deutschland 29 Offiziere, 160 Unteroffiziere und rund 1520 Mannschaften, von Frankreich 5 Offiziere, 20 Unteroffiziere und rund 830 Mannschafien herausgegeben worden sind.

Ebenso unrichtig ist die Behauptung, daß die deutsche Regierung der Antwort auf einen französishen Vorschlag aus- gewichen sei, bei der Auswahl der Auszutauschenden eine Liste der die Dienstuntauglichkeit begründenden Gebrechen zugrunde zu legen. Eine solche Liste ist der deutshen Regierung zur Durchführung des ersten Austausches überhaupt nicht zugegangen. Nachdem dies Ende März d. J. geschehen ist, hat die deutsche Regierung zunächst für die von ihr in Vorschlag gebrachte monatliche Fortseßung des Austausches die Beibehaltung des von ihr bei dem ersten Austaush zur Anwendung gebrachten veitherzigen Verfahrens empfohlen, sih aber neuerdings zur

Aöschtem Kalk oder - Haltbärkeit der so behgädelten Waren ist, daß sie sich vor dem

worden,

Vermeidung fernerer Verzögerung bereit erklärt, auch auf das französischerseits vorgeshlagene Listenverfahren einzugehen. Hiernach steht ein befriedigender Abschluß der Verhandlungen und damit der ungestörte Fortgang des Austausches in Bälde zu erwarten.

Die Reichs stelle für Kartoffelversorgung hat den Kommunalverbänden laut Meldung des „W. T. B.“ mitge- teilt, daß sie ihren Bedarf an Kartoffeln, den sie zur Er- nährung der minderbemittelten Bevölkerung durch die Reichs- stelle zu beziehen beabsichtigten, und dessen Höhe bis zur nächsten Ernte berechnet sein muß, der Reichsstelle bis spätestens zum 20. Mai anzumelden haben. Geht die Anmeldung bis zu dem genannten Zeitpunkt nicht ein, so kann eine Deckung des Bedarfes durch die Reichsstelle niht ge- währleistet werden. Anderseits sind die Kommunalverbände verpflichtet, diejenigen Kartoffelmengen, die sie als Fehlbedarf bei: der Reichsstelle angemeldet haben, auch unbedingt ab- zunehmen.

Der Reichsstelle steht zur Zeit ein sehr großes Angebot an Kartoffeln zur Verfügung. Die Landwirte drängen aus wirischaftlihen Gründen zur Abnahme. Um den Bedarfs- fommunalverbänden die sofortige Abnahme zu erleichtern, sollen diejenigen von ihnen, die in der Zeit vom 17. Mai bis zum 31. Mai d. J. die von ihnen bestellten Kartoffelmengen von den Uebershußkommunalverbänden abnehmen, einen Zu- shlag von 1 # für den Zentner der durhch die Vermittlung der Reichsstelle gelieferten Menge als Reichs- zushuß erhalten. Dieser Zuschuß ist zum Ausgleih für die Mühe des Lagerns und der Behandlung und für die Gefahr des Verderbens und des Schwundes, die bei sofor- tiger Abnahme zu Lasten des Bedarfskommunalverbandes gehen würde, bestimmt. Bei diesem weitgehenden Entgegen- kommen der Reichsfinanzverwaltung wird darauf gerechnet, daß der größte Teil der von den Fehlbedarfsbezirken benötigten Kartoffeln nunmehr sofort abgenommen werden wird. Bietet doch dieser Zuschlag den Bedarsskommunalverbänden eine wesentlih erleihterte Möglichkeit, mit Hilfe des Handels oder auch auf eigene Gefahr die Lagerung der Kartoffeln inner- halb der Bedarfskommunalverbände ohne Verluste vorzunehmen und sich andererseits die zur Ernährung der Bevölkerung nötigen Mengen bestimmt zu fichern.

Die Aufbewahrung von gepökelten oder ge- räucherten Fleishdauerwaren für längere Zeit bietet dort, wo die geeigneten luftigen und trocknen Räume hierfür zur Verfügung stehen, keinerlei Schwierigkeiten. Anders wenn solche Räume fehlen, oder wenn diese Fleischdauerwaren, wie im einzelnen Haushalt, in Räumen mit anderen Lebensmitteln zugleich aufbewahrt werden müssen und dadurch den verschie- densten äußeren Einflüssen ausgeseßt sind, wie dem Verstauben, der Ablagerung von Fliegeneiern, der Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit sowie von Keimen aus der Luft, wodurch die Waren ranzig oder weih werden oder in Fäulnis übergehen können usw. Um die Fleishwaren vor diesen äußeren Ein- flüfsen zu \{chüßen, sind bereits vershiedene Verfahren empfohlen wordén, so z. B. das Eintauchen in \{melzbare Massen, die innerhalb kurzer Zeit erstarren und die Ware von der Luft vollfiändig abschließen. Weniger bekannt dürften zwe i einfache und billige vom gesundheitlihen Standpunkt völlig unbedenktliche Verfahren sein, mit denen man besonders in Belgien seit Jahren gute Erfahrungen gemacht hat. Diese beiden Verfahren bestehen in dem Verpacken von Fleischdauer- waren gepöteltem oder geräuchertiem Fleisch in abge-

f Holza sche. Vorausanssezung für die

Einlegen in Kalk oder“ Holzasche in einwandfreiem Zustande be- finden; denn wenn die Waren bereits angefangen haben zu ver- derben, so vermögen diese Verfahren dies aicht hintanzuhalten. Nach zuverlässigen Mitteilungen aus Belgien erfahren gut ge- räucherte Waren durch das Kalkverfahren keine nennenswerte Veränderung der äußeren Beschaffenheit und des Geschmacks ; dagegen wird die äußere Schicht nur gepökelter Waren in ge- ringem Maße verändert, sodaß sie vor dem Genuß durch Ab- shneiden oder Abschaben entfernt werden muß. Beim Ein- lagern von nur gepöteltcr Ware hat man also mit einem geringen Verlust zu rechnen. Mit dem Holzascheverfahren sind in Belgien die besten Ergebnisse selbst bei sehr langer Auf- bewahrung von Fleischwaren, die durch Pökeln oder durch Pôökeln und Räuchern konserviert worden waren, erzielt worden. Die Einlagerung von geräucherten oder gepökelten Fleisch- dauerwaren, die sih in völlig trockenem Zustand befinden müssen, in Kalkpulver oder Holzasche wird zweckmäßig folgender- maßen vorgenommen: _ Man legt auf den Boden eines Behälters (Faß, Tonne, Kiste usw.) zunächst eine niht zu dünne Schicht abgelöschten Kalfpulvers oder Holzashe; alsdann werden die trockenen für die Aufbewahrung bestimmten Fleishwaren einzeln so auf dem Kalk oder der Holzasche ausgebreitet, daß die einzelnen Stüte nh nicht berühren; sodann bede man diese wiederum mit einer niht zu dünnen, mindestens aber 10 cm starken Schicht der genannten Mittel und wechselt mit dem Auf- shihten der Fleishwaren einerseits und des Kalkpulvers oder der Holzashe anderseits ab, bis ‘der Behälter voll ift. Die oberste Fleishschicht wird mit einer besonders starken Kalk- oder Holzascheshiht bedeck. Durch zeitweiliges Ent- nehmen eines Fleishstücks aus dem Behälter wird man sich zweckmäßig von dem Zustand der Waren überzeugen. Die so hergerihteten Behälter müssen an einem trockenen, fühlen Orte aufbewahrt werden.

. Das Kalkpulver kann leiht von jedermann durch \{chwaches Anfeuchten von gebranntem. Weißkalk mit Wasser hergestellt O wobei dieser unter Erwärmung in ein trockenes Pulver zerfällt.

Der heutigen Nummer des „Reihs- und Staatsanzeigers“ -

siegen die Ausgaben 492 und 493 der Deutschen Verlust-

listen bei. Sie enthalten: Hinweise, betreffend “An-

fragen nach Kriegsteilnehmern, sowie die 226. Verlust-

S der preußischen Armee und die 147. Verlustliste der sächsischen rmee.

Aachen, 17. Mai. Auf das aus Anlaß des 100. Gedenk- tages der Wiedervereinigung der Rheinlande mit der Krone Preußens seitens der Stadt Aachen an Seine Majestät den Kaiser und König gerichtete Huldigungstelegramm ist dem Oberbürgermeister Veltmann laut Meldung des „W. T. B.“ nachstehende Antwort zugegangen:

Schmenzlich empfinde ih es, daß der heutige, für die Nheln«e Tande und die alte Kaiserstadt Aachen fo erinnervngéreide Tag fih fo anders gestaltet hat als mie ih gebofft. Gern bäite ih heute inmitten der dortigen Bürgerschaft an hijtorisher Si1ätte ge- weilt, um Treushwur und Handschlag von neuem entgegenzunehmen und die zur Feier des Tages geplante Krönurgsauéstellung zu er- öffnen, deren mit Sorgfalt und Liebe geleitete Vorbereitungen ichon einen \chönen Erfolg versprochen. Das Schicksal hat es anders bestimmt. Neid und Schee!subt unserer Feinde traten dana, die deut|chen Lande und das deutshe Volk zu verniten, den Siegeélauf deutscher Kultur und Arbeit zu stören. Jett gilt es nit, rückwär1s zu schauen, der Vergangenbeit dankbar zu gedenken, sondern mit entshlossenem Willen den Avshlägen der Feinde zu begegnen, mit gepanzerter Faust die Zukunft tes Vaterlandes zu sichern. Der Heldenmut, der Opfersinn unseres Voiks, tie in dem uns aufge- zwungenen Kriege \ckchon so wunderbare Erfolge gezeitigt baben, bürgen nächst Gottes Gnade {ür eine glüdlihe Utberwindung der {wersten Heimsucbung, die je die deutschen Lande betroffen hat. In diesem unerschütterlihen Vertrauen sende ih meiner treuen Stadt Aach-n meinen landesväterlihen Gruß und Dank für ihre freundliche Begrüßung. Wilhelm R.

Bromberg, 17. Mai. Auf das an Seine Majestät den Kaiser und König anläßlih der Hundertjahrfeier der Zugehörigkeit Br ombergs zu Preußen gesandte Huldigungs- telegramm ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute folgende Ant- wort eingegangen:

An den Herrn Okerk ürge1méister Mißlaff, Bromberg.

Seine Majestät der Kaijer und Kön'g haben Sih über den Huldigungêegruß des Magistrats und der Stadtverordnetenversamm- lung Brombergs anläßlih der Hundertjaht feier der Wiedervereintgung mit der Krone Preußers oefreut und lassen für das erneute Gelöbnis der Treue zu Katser und Neih mit den besten Wünschen für eine glüdlihe Zutunft der Stadt und ibrer Bürgerschaft danken.

Geheimer Kabinetts1ati [von Valentini.

Oefterreih-Ungarn.

Der Kommandant der TIYÿ. Armee, General der Jnfanterie Erzherzog Josef Ferdinand hat an das 14. Korps nachstehenden Befehl erlassen:

Ich habe heute das Gefehtebild Jägerhaus 402 und Kote 419 besichtigt und konnte mi perfönlich von der ungeheuren Stärke dieser in mehreren Linien angelegten feindlihen Stellung überzeugen. Mit Bewunderung gedachte ih hierbei der ruhmvollen Kämvfe, welche das 14. Korps tn diesem Raume geführt hat, mit Nührung gedachte ih der vielen tapferen Soldaten, welhe ihr Blut und Leben lassen mußten. Für das 14. Korps bildet das heldenhafte Ringen um die Höhen südlih Tarnow eine neue Rubmestat, welhe ihm wteder meine Anerkennung und meinen Dank sichert. Ich baue auch für die Zu- kunft felse fest auf mein Edelweißkorps.

Im ungarischen Abgeordnetenhause richtete gestern der Oppofitionelle Graf Andr assy an den Minister- prähidenten die Anfrage, ob die Nachricht der Berliner Blätter den Tatsachen entsprehe, daß der gemeinsame Minister des Auswärtigen dem Königreih Jtalien ein terri- toriales Anerbieten gemacht habe zur Sicherung seiner endgültigen Neutralität.

Nach dem Bericht des ,„W. T B.“ hob Graf Andraf sv in der Begründung seiner Anfrage hervor, daß er dicsem Opfer nur insofern zustimmen könnte, als dies nicht bloß der Ausfluß eines momentanen Bedürfnisse s, sondern die Frucht der zielbewußten Politik Oesterreich- Ur garns fei, jenen Gegensagß, der fich beute zeige, in Zukunft auszu- \chalten, das Verhältnis zu Italien auf eine ge!ündere, sihere Basis zu stellen und die Grundlage zu einem künftigen Frieden zu jezen. Seiner Ansicht nach würde ein Zwist zwis{en Italien und ter Monarchie beiden Staaten nachteilig sein; nur ein lahender Dritter würde daraus Nußen ziehen, nur der Panslawismus, gegen den jetzt ein blutiger Kampf geführt würde, de von diejem Gegensaß Vor- teil haben, und De seriaren würden die jeßige Gel endet dazu benen, um fih im Mittelmeer für ewige Zeiten eine Vorher: schaft in E Ie En N

__ Der Ministerpräsident Graf Tisza führte in seiner Er- widerung aus :

Geehrtes Haus! Die Zeitungsmeldungen, die ih auf die seitens unserer Monarchie an Italien gemachten Vorschläge beztehen, find selbstverständlih nit authentisch, und ih t?ann mi jeßt nit in die ins einzelne gebende E1örterung der Nrage einlafsen, wo und in- wiefern sie sih mit der Wirkiüchkeit de-n. Ih bemaike jedo, daß sich aus ibnen im wesentlihen und tn den Hauptzügen eine rihtige ODrientierung über die Vorshläge der Monarie gewinnen läßt, nämli darüber, was das Withtigste an der Sache ist und worauf fih die Frage des Herrn Abgeordneten bezieht. Diese Mitteilungen entsprehen der Wirklichkeit in dem Sinne, daß die Monarchie in der Tat territoriale Anerbietungen an Jtalien gemaht hat zum Zwecke der Sicherung der dauernden Neutralität Italiens. Zu diesem Schritte sind wir, die wir für tie ausnäriige Politif ter Monarchie verantwortlich sind, dur die Ueberzeugung bewogen worten, daß die ständige Freundschait zwilchen unserer Mongrchie und Jtalien sowobl den dauernden groß?n Lebensir.te: essen der Monarble wie denjenigen Italiens ent}priht. Diese dauernden g1oßen Lebensinterefsen erfordern es, daß wir, selbst um den Preis s{werer Opfer, die durch die Er)ichülterungen des gegenwärtigen Krieges emporgewoifenen Netbung8punfte aus dm Wege des gemeinsamen _guten freund|haftlichen Verhältnisses zu räumen trachten müssen. Da wir uns überzeugt haben, daß die Beseitlzuung der Reibungspunkte, das Hervorrufen eines fsolhen Seelenzustandes, der die Voraussegung einer dauernden, aller Hintergedanken baren Freunds{aft ift, ledig- lh um den Preis folcher territorialer Zugestäadnifse er- reiht werden fann, haben wir au diesen Weg betreten im voll: Bewußtsein der auf uns lastenden großen Verantwortung, aber nit zu tafktiihen Zwecken, nicht zur Ueberwindung augenblickliher Schwierigkeiten, sondern bon der Ueberzeugung durchdrungen, dadurch in Wahrheit den ständigen Interessen unseres Vaterlandes und damit der Monarchie zu dienen. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß diefes Voraehen der Regterung dite Zustimmung der öffentlichen Meinung findet, {hon deshalb, weil ich hoffe, daß au die ungarishe öffentlihe Meinung unser Interesse ebenso auffaßt, wie fie zu meiner großen Freude der Interpellant in einer mit unserer Ueberzeugung völlig übereinstimmenden Weise zum Ausdruck gebracht hat; aber auch in der Ueberzeugung daß aus den Herzen der ungarishen Nation die Gefühle der Sym- pathie und der Freundshaft niht geschwunden find, die der italie- nischen Natton gegenüber bei uns jo lange Zeit bki. dur bestanden haben. Jch bege die Ueberzeugung, daß, wenn es gelingt, die vorhin erwähnten Reibungspunkte zu beseitigen und sichere Grundlagen einer ständigen Freundschaft zwischen unserer Monarchie und Italien zu \haffer, die Sympathie der Seelen und die Annäheruna der Getühle zu neuer Kraft gedeihen werden, die zwischen der ungarischen und der italiertshen Nation fo geraume Zeit hindur gewaltet haben. I bitte das geebrte vaus, diese Antwort zur Kenntnis zu nehmen.

Nach der Rede des Ministerpräsidenten erklärte Graf Andrass\y, daß er sowohl als das ganze Abgeordnetenhaus und die Nation darin übereinstimmen, daß wir, falls der Kampf unvermeidlich sein sollte, unsere Pfliht männlih tun werden, jedo, wenn irgend mögli, unser Verhältnis zu Jtalien inniger, freundlicher und aufrichtiger gestalten wollen. (Allgemeine lebhafte Zustimmung.) Das Haus nahm hierauf einstimmig die Antwort des Grafen Tisza zur Kenntnis.

Großbritanuien und ZFrland.

Die lehle Liste gibt die Offiziersverluste mit 400 an, von denen 99 gefallen sind. 350 Namen werden unter dem 11. Mai angeführt, an welchem Tage das Gefecht bei Aubers und Fromelles stattfand.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus London hat die Polizei allen Deutschen, Oesterreihern und Ungarn befohlen, von 9 Uhr Abends" bis 5 Uhr Morgens u Hause zu bleiben. Die Jnternierung wird fortgeseßt. An verschiedenen Orten kamen noch Ausschreitungen vor, in einigen Fällen mußte Militär aufgeboten und die Aufruhrakte verlesen werden. -

JFtalien.

Der Ministerrat beschäftigte sich gestern, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, mit den Mitteilungen, die er in der Sißzung der Kammer am Donnerstag machen wird.

Den Zustand der italienischen Presse kennzeichnet folgender Aufruf an das italienishe Volï, den der „Vopolo d'Jtalia“ am Sonntag in Hunderttausenden von Exemplaren verteilen ließ:

Der Dreibundvertrag ist am 4. Mai gekündigt worden, - am 15. April ist ein Kriegsabkommen mit dem Dreiverbande abgeschlossen worden, wonach Italien sih verpflichtet, Oesterreich-Ungarn bis zum 24 Mai anzugreifen. Dieses Abkommen verbürgt Jtalien die Be- freiung aller unerlösten Gebtete, die Herrschaft in der Adria und eine große Kompensation in Asien und Afrika. Es ist bereits zur Aus- tühruvg dieses Planes geschritten worden, da Offiziere des italierischen Generalstabes jich für eine einbeitlige militärishe Aktion in Paris und London betätigt haben. Folglich war Eiolitti, der dies alles wußte, von Bülow bezahlt. Er versuchte, das Vaterland zu verraten und an Oesterreich auszuliefern. Angesihts der Majestät des italienischen Volkes beschuldigen wir Giolitti des Hochverrats und überweilen ihn der Verachtung und öffentlihen Nahe. Evviva la

cuerra ! / Portugal.

Das Amtsblatt veröffentliht einen Erlaß, in dem die Bürger beglückwünsht werden, die an der Wiederherstellung der Geseßmäßigkeit mitgearbeitet hätten, und der die Zivil- bevölkerung auffordert, die Waffen wieder abzuliefern, die ihnen geliefert waren. /

Die neue Regierung hat den früheren Premierminister Pimento Castro und den früheren Minister Mederros dem „Reutershen Bureau“ zufolge an Bord des Kriegs\chiffs „Vasco de Gama“ bringen lassen. .

Der Ministerpräsident Chagas, der sih von Oporto nach Lissabon begeben wollte, um sein Amt anzutreten, ist gestern, wie die „Agence Havas“ meldet, auf dem Bahnhofe von Entrocamiento von dem Senator Joan Freitas durch

evolvershüsse {wer verleßt worden. Freitas rourde von Gendarmen niedergeshlagen und getötet, Chargas wurde nah Lissabon gebraht. Die Unruhen haben wieder

begonnen. j Afrika. Dem „Corriere della Sera“ zufolge ist in Tripolis in-

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fjolge der seit den jüngsten Ereignissen zunehmenden Tätigkeit der Eingeborenen der Kriegszustand erklärt worden.

Kriegsnatrihten.

Westlicher Kriegsschauplas.

Großes Hauptquartier, 17. Mai. (W. T.B.) Nördlich von Ypern, wesilih des Kanals bei Steenstraate und Het as, gaben wir unsere vorgeshobenen Stellungen auf und ogen die dort stehenden s{chwachen Kräfte, um Ver- ste durch starkes feindlihes Artilleriefeuer zu verhindern, 1 unsere Hauptstellungen am östlihen Kanalufer zurü. üdlich von Neuve Chapelle halten die Engländer noch die Teile unseres vorderen Grabens, die seit den vorgestrigen Kämpfen in ihrer Hand sind: das Gefecht dauert dort noch an. ördlih von Arras, bei Ablain und Neuville, wiesen wir anzösishe Angriffe sehr verlustreih für den Gegner ab. Bei lilly und im Priesterwalde haben sih geringfügigere nfanteriekämpfe entwickelt. Unsere Luftschiffe machten olgreihe Angriffe auf die Kriegshäfen Dover und Jalais. Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 18. Mai. (W. T-: B.) fördlih von Ypern am Kanal bei Steenstraate und Het ‘0s herrschte gestern Ruhe. Auf dem östlichen Kanalufer, süd- lich Boesinghe, entwidelten sich an einzelnen Stellen âmpfe, die noch fortdauern. Südlih von Neuve Chapelle tsuchten die Engländer gestern und heute naht vergeb- 9), weiteren Boden zu gewinnen. Alle Angriffe wurden iter starken Verlusten für den Feind abgewiesen. neute franzöfishe Angriffe an der Lorettohöhe, bei lblain und westlich Souchez \cheiterten. 170 Gefangene leben in unserer Hand. Bei Ailly fam der Jnfanterie- mpf zum Stillstand. Ein französisher Vorstoß im riesterwalde brach in unserem flankierenden Feuer zu- mmen. Oberste Heeresleitung.

Oestliher Kriegsschaupla §8.

Großes Hauptquartier, 17. Mai. (W. T. B.) An i Dubissa in Gegend Eiragola und Czekiszki sowie lich des Njemen bei Mariampol und Ludwinow wurden ndliche Angriffe abgewiesen. Unter den bei Szwle ge- thten rufsishen Gefangenen wurden Rekruten des Jahr- gs 1916 festgestellt, die eine nur vierwöchentliche Ausbildung ter sich hatten. Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 18. Mai. (W. T. B.) An ! Dubissa wurden in Gegend Eiragola wiederum starke 1dlihe Angriffe abgewiesen. Gegen die südlich des Njemen angeführten russishen Kräfte gingen unsere Truppen

allgemeiner Richtung Gryszkabuda, Syntowty, jakfi zum Angriff vor. Die Kämpfe dauern noch an. lern wurden 1700 Russen gefangen. Nördlich der so fa mwarf unsere Kavallerie die feindlihe. Russische riffe auf Mariampol scheiterten.

Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 17. Mai. (W. T. B.) ser M zwischen Pilica und oberer Weichsel, lo wie auf der Front A id fortgesetzt. Bei Jaroslau und nördlich ist es an mehreren len gelungen, den San zu überschreiten. Um Przemys l

d gekämpft. Oberste Heeresleitung.

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Großes Hauptquartier, 18. Mai. (W. T. B.) Nördlich Przemysl[, von südlich Jaroslau bis zur Einmündung des Wislok in den San, haben sich- deutshe und österreichisch- unagarishe Truppen den Uebergang über den San erfämpft. Der Gegner geht hier weiter nah Osten und Nordosten zurück. Zwischen Pilica und oberer Weichsel (bei Jlza und Lagow) südöstlih Przemysl sowie in der Gegend von Stryj sind seit gestern arößere Kämpfe im Gange. Oberste Heeresleitung.

Wien, 17. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Jm Verhältnis zu den hartnäckigen Kämpfen der vergangenen zwei Wochen verlief der gestrige Tag an der ganzen Front im allgemeinen ohne wesentlihe Ereignisse. Die Armeen haben weiter nah vorwärts Raum gewonnen. Die gegen den oberen Dnjestr vorgerückten Kolonnen haben mit Teilen nun auch Drohobycz genommen, weitere 5100 Gefangene ge- macht und 8 Maschinengewehre erbeutet.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg zur See.

Durch die Zeitungen ging am 15. d. M. eine kleine unscheinbare Mitteilung, die aber doch ret interessantes zu denken gestattet. Es hieß dort, daß die Torpedierung des eng- lischen Linienschiffs „Goliath“ vor den Dardanellen entweder auf eine Ueberra\hung zurückzuführen sei oder es sei, während es einen Angriff deckte, von eigenen Zerstörern torpediert worden. Dies Leßtere wird dann als eine Wieder- holung der Taktik bezeichnet, „die {hon vor zwei Monaten den Verlust dreier schöner Schiffe verursaht hat.“ Es fann also keinem Zweifel unterliegen, daß die „Daily News““, der die Nachricht entstammt, von einem zweiten Kampf zwischen englischen Flottenteilen spricht, der etwa im Anfang des leßten Drittels des März stattgefunden haben müßte. Die norwegische Seeschlaht kann nicht gemeint sein, denn fie war erst in der Naht vom 7. zum 8. April, auch haben da Torpedoboote nicht die wichtigste Rolle gespielt. Daß in der angegebenen Märzzeit etwas für die englische Flotte nicht Erfreuliches stattgefunden hatte, davon hatte man auch bei uns Kunde, genau so wie man nah der norwegischen Schlaht von beschädigten Schiffen gehört hatte. Damals war es ein aufgefangener Brief, der Gewißheit brachte, jeßt eine sagen wir kleine Entgleisung der Zeitung oder Unachisamkeit des Zensors, die große Wahrschein- keit gibt. Wir wollen uns erinnern, daß die englische Presse nach verschiedenen Anzeichen gut unterrichtet ist, auch zu schweigen weiß, es läuft aber manchmal etwas unter. Denken wir an die Zeit des Verlustes von „U 29“, wo auch eine Zeitung ge- maßregelt wurde, weil fie etwas brachte, was offenbar gute Schlüsse zuließ auf die Vorgänge bei dieser Tat, die das Licht der Oeffentlichkeit zu {euen scheint, vielleiht hat si dabei auch etwas ereignet, was niht zur Mehrung der englischen Flotte beitrug?

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

St. Petersburg, 17. Mai. (W. T. B. Mitteilung des Großen Generalstabes. Am 15. Mai beshoß die Flotte des Schwarzen Meeres Kephfken, Eregli und Kilimli. Sie vernichtete vier beladene Dampfer und zwanzig Segelschiffe.

Konstantinopel, 17. Mai, 7 Uhr 10 Minuten Abends. (W. T. B.) Das Hauptquartier teilt mit: An der Darda- nellenfront bei Ari Burnu fand gestern außer {wachem Artillerie- und Jnfanteriefeuer keine wichtige Aktion statt. Ein kleiner Transport wurde durch unsere Granaten beschädigt. Jm Süden bei Sedil Bahr nahmen die Truppen unseres rechten Flügels eine Höhe wieder, die 200 Meter von unseren Stellungen entfernt liegt. Ein französischer Kreuzer landete gestern bei Sarskale, westlich von Mefkri an der Südküste von Smyrna 60 Soldaten, die wieder die Flucht ergriffen, als unsere Küstenposten ihr Feuer erwiderten. Ein anderer Kreuzer landete etwa 100 Soldaten bei Sefat westlich von Fenike. Unsere Truppen vertrieben den Feind, der zehn Tote respektive Verwundete hatte. Jn der Nacht vom 15. zum 16. Mai zogen sih zwei vor den Forts von Smyrna fahrende Kreuzer zurück, nachdem einer von ihnen durch das Feuer unserer Batterien beschädigt worden war. Von den anderen Kriegsschaupläßen ist nichts Wichtiges zu melden.

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Reichstage ist zu der Denkschrift über wirt- \chaftlihe Maßnahmen aus Anlaß des Krieges ein vierter Nachtrag zugegangen, der die Lage der Reich s- bank und des Geldmarktes in den sechs Kriegsmonaten November 1914 bis einshließlich April 1915 be- handelt, also für die Zeit, über die er berichtet, eine Ergänzung der ersten drei Narhträge zur Denkschrift bildet. Beigefügt sind zwei Anlagen, die im besonderen die zweite Kriegsanleihe und die Weiterentwicklung der Darlehnskassen be- handeln.

Der Seniorenkonvent des Hauses der Abgeordneten hat, wie „W. T. B.* berichtet, gestern beshlofsen, die erste Sitzung nach der Vertagung am 1. Juni, Nachmittags 2 Uhr, mit folgender Tagesordnung ftattfinden zu lafsen: 1) Beratung des Antrages der Abag. Brütt und Genossen, betressend die Sicherstellung der Ernährung des Heeres, der Flotte und des Volkes, 2) zweite Beratung des Entwurfs eines Wohnungsgeseßes, 3) wiederholte Beratung des vom Herrenhause in abgeänderter Fafsung zurück- gelangten Geseßentwurfs, betreffend die Abänderung des Geseyes über die Fürsorgeerziehung Minderjäbriger vom 2. Juli 1900. Nach den Veretnbarungen unter den Fraktiontvertretern wird der Antrag der Abgg. Brütt und Genossen ohne Erörterung der ver- stärkten Budgetkommission überwiesen und der Entwurf eines Wohnunasgefeßes ohne Erörterung zur nohmaltaen Beratung an die Kommission zurückverwiesen werden. Am Slusse der ersten Sizung wtrd der Präsident dem Hause vorschlagen, thn zu ermächtigen, eine weitere Plena!sigung felbständia, aber nicht vor dem 7. n. M. an- zuberaurnen und die Tageéordnurig dafür zu bestimmen. Das Fischerei- gese wird vorausfichilih in der zweiten Stßung nah der Vertagung beraten werden.

Æohlfahrtêpflege.

Wie „,W. T. B.* beridtet, hat das Zentralkomitec vom Rotezt Kreuz bei jeinen-Bestrebungen, eine zwelmäßlge Beschäftigung der Kriegsbeshäditgten in den Lazaretten zu fördern, eine Zentral- stelle für kostenlosen brieflihen Unterciht in Deutsch, Sôönschreiben, Kunzschrift, Nenen, Geschichte, Verwaltungskunde und Erdkunde in Kiel, Gerhardstraße 49, errihtet. Dieser schri1tliche Unterricht hat den großen Vorzug, daß kcin Lehrerwehsel oder Systeme wesel stattzufinden braucht, wena der Beschäftigte seinen Aufs enthaltsort verändert. Die Zentralstelle ist gern bereit, diesen unent- geltlihen Unterriht auh folwen Kriegsbeshädigten erteilen zu lafsen, die hon aus der Lazarettbehandlung entlassen sind. Anmeldungen sind an die genannte Zentralstelle in Kiel zu richten.

Die s{chweizerisden TiersGußvereine beabsiligen nah einer Mel- dung von „W. T. B.“ aus Bern die Shzffung eines sogenannten Internationalen Noten Sternes, der dieselbe Aufgate für die im Kriege verwundeten oder erfrantkten Tiere haben soll, wie das Rote Kreuz für die Merschen. In einer am 24. Juit in Genf stattfindenden internationalen Konferenz wird beantragt werden, der shweizerishe Bundesrat mödte ersucht werden, die Gründung dur internationale Vereinbarungen in die Hand zu nehmen.

Nr. 12 des „Eisfenbahnverordnungsblklatts*“, beraus- gegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 14. Mat hat folgenden Inhalt: Bekanutmachung des Stellvertreters des Neicht- kanzlers vcm 26. April 1915 betr. Aenderung der Militärtransport- ordnung. Nachrichten.

Statistik und Volkswirtschaft.

Entwicklung des Beschäftigungs8grades in Groß Berlin in der Zeit vom 1. bis 8. Mai 1915.

i Nab der vergleihenden Darstellung des gewerblichen und industriellen Bes@äftigungsgrades in Groß Berlin am 1. und 8. Mai, die das Statistis&e Amt der Stadt Berlin veröffentliht, nabm in der Zeit zwisben diesen beiden Stichtagen die Gesawtzabtl der versiherungspflichtigen Mitglieder von 236 Kranken- fas sen Groß Berlins von 1150557 auf 1146393, d. i. um 4164 oder 0,36 9% ab, wobl unter der Wüikung der milttäris{hen Ein- berufungen wie des augenblicklihen Nachlassens des Bedarfs in ver- schiedenen Zweigen der Kriegéindustrie. Die Zahl der männlichen Beschäftigten verminterte ih um 5588 oder 0,98 9/0, während die der weiblihen um 1424 oder 0,24 9/9 gestiegen ift.

Vei den 28 allgemeinen Ortskrankenkassen ist bei den Männern eine Abnahme um 2919 oder 1,09%, bei den Frauen eine Zunabme um 779 oder 0,189, bei beiten Geschlechtern zusammen eine Abnahme um 2140 oder 0,0 9% festzustellen. Die Berliner aligemeine Ortsfrankenkasse tnsbescndere zeigt cinen betnabe völlig unveränderten Bestand an weiblichen Versicherunaspflih11gzn, die Zahl der männlichen aber ist auch bier um 1894 oder 1,20 9/9 zurüd» gegangen.

_ Die 205 gewerblich gegltiederten Krankenkassen habcn

bei einer Zunahme der Frauen um 650 oder 0,4899 doch im ganzen eine Abnahme um 2028 Versicherungépflichtige oder 0,49% zu ver- zeihnen. Auch bei den meisten der im einzelnen unters{iedenen Gerverbegruppen ist dieèmal ein Weniger an Veisicherungtpflichtigen zu bemerken. _ Die Zahl der bei 39 Facverbänden der freien Gewerk- {aften gezählten Arbeitslosen sank in der Woche vom 3. bis zum 10. Mai von 3712 auf 3523, d. f. um 189 odec 5,09 9/6. Im ein- zelnen ift zu erwähnen die Abnahme bei den Holzarbeitern um 73, bei den 6 Verbänden der Bauarbeiter um 51, bei den Buchdruckern "m 950, während es sich sonst um nur geringere Veränderungen handelt.

Nah dem Bericht des Verbandes märkisWer Arbeitsna&weise über die Lage des Arbettsmarktes in der Zeit vom 2. bis 8. Mat wurden dur die öffentlichen Arbeitsnahweise Groß Berlins 4729 (in der Vorwoche 4985) Stellen für männliche und 2405 (2722) für weibliche Arbeitskräfte vermittelt. Offene Stellen waren 6230 (6634) für männliches urd 3096 (3530) für weiblihes Pertonal vor- banden, wäbrend 4639 (4752) männliWe und 3561 (3924) weibliche Arbeitsuhende gezöhlt wurden. Die Berbäitnisse des Arbeitsmarkts zeigen, taß sih allmählih eine gewisse Stetigkeit der allgemeinen Lage des UArbeitsrmarkts zu entwickeln s{eint.

Kunft und Wissenschaft.

__ In Cassel if, wie ,W. T. B.* meldet, der Maler und Pro- fessor an der dortigen Königlichen Kunstakademie Hermann Kna ck- fuß im 66. Lebentjahre gestorben. Er war in Wissen a. d. Sieg geboren, bildete sich in Düsseldorf unter der Leitung von Bendemann und Gebhardt aus, vertiefte scine Studien durch einen mehrjährtgen Aufenthalt in Nom und wurde im Jahre 1880 Professor an der Cafse!er Akaremie. Zahlreihe Studienrcisen führten Knadckfuß auch in der Folgezeit nah den Niederlanden, Dänemark. Frankreich, Spanien, den südslawischen Ländern, nah Aegypten und Kleinasien; im Jahre 1898 mte er im Gefolge Seiner Majestät des Kaisers und Königs eine Reise nach Konstantinopel, Palästina und Syrien. Im ersien Jahrzehnt seiner künstlerishen Tätigkeit beschäftigte Knackfuß sich vornehmih mit der Zeihnung von Fllustra- ¡ionen für ten Holzschnitt, daneben aber malte er s{chon den Vorhang und Deckengemälde für das Stadttheater in Barmen. Seit dem Ende der 70er Jahre shuf er zahlreihe Wand- und Deckengemälde : fo in der Aula des Gymnasiums in Wohlau, im Casseler Reaterung8- gebäude, in der Bahnhofshalle in Straßburg i. E., in der Offiziers- speiseanstalt der Leibgardehusfaren in Potédam und im Casseler (Se riht8gebäude. Daneben malte er Staffeleibilder meist ges{i{tlichen Inhalts, Von ihnen seten genannt: Die Gefangennahme Friedrichs des Schönen in der Schlacht bei Mühldorf, Rudolf von Habsburg empfängt tm Feldlager vor Basel durh Friedrib von Hohenzollern die Nachricht von seiner Wahl zum Deutichen Kaiser, die Erteilung des Mitterschlages an den Burggrafen Friedrih 1V. on Nürnberg dur den Kaiser Heinrich VI!. (diese Gemälde befinden \sich im Besiß Seiner Majestät des Kaisers und Königs) sowte der Einzug Kaiser Wilhelms 11. in Damaskus. Auch als kunstgeshihtlichzer Schr fisteller hat der Verstorbene sich vielfah betätigt. In einer zusammen mit anderen Kunfischriftstellern herausgegebenen Folge von „Künstlerbiogravphien“ verfaßte Knackfuß die Bände: Dürer, Holbein, Naffael, Michelangelo, Tizian, Nubens, van Dyk, Nembrandt, Franz Hals, Velasquez, Murillo und Menzel. Auch veröffentlichte er eine zweibändige „Kunstgeichihte" und gab zusammen mit Georg Zimmer- mann und Walter Gensel eine „Allgemeine Kurstgeshichte“ heraus.

Dem Jahresbericht desrömish-germanischen Zentral- museums in Mainz für das Nechnunasjahr vom 1. April 1914 bis dahin 1915 ift zu entnehmen, daß der Krieg ch in dem we}entlih einges{ränkten Verkebr der Anstalt mit ähnlichen Anstalten des Auslands bemerkbar mac!e, während er tm Fnland ziemlih in gewöhnlihem Umfang weiterging. Die tlbbeiträge wurden seitens einiger Vereine herabgeseßt und die Verkäufe von Modellen usw. blieben binter den Crgebntissen der leßten Jahre zurück, dagegen wurde scitens des Reichs und Hessens die ganze Jahresunterslüßung aufrecht