1896 / 221 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 16 Sep 1896 18:00:01 GMT) scan diff

e Sachsen.

A R Mei at A „Dresd. Journal“ meldet, an Seine estät den Köni folgendes Allerhöchste Handschreiben E Y

Dur(lauchtigster, Großmächtigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder! Beim heutigen Scheiden aus Eurer Majestät Landen, in denen die diesjährigen lehrreihen Herbstübungen von vier Armee- Korps zum größten Theil abgehalten worden sind, ist es Mir ein tiefempfundenes Bedürfniß, Meiner bereits wiederholt kund- gegebenen lebhaftesten Anerkennung über den vortrefflichen

_ Zustand des X11. (Königlih Sächsishen) Armee - Korps er- neut Ausdruck zu verleihen. Wie {hon die Parade dieser sichere Prüfstein für Haltung und Disziplin eine vorzügliche war, so führten die nachfolgenden, vielfah mit großen Anstrengungen ver- bundenen Feldmanöver die kriegsgemäße Ausbildung von Sachsens Söhnen wiederum in der Vollendung vor. Sie gaben beredtes Zeugniß davon, daß der so vielfah erprobte Feldherrnblick Eurer Majestät unausgeseßt und zielbewußt zum Wohle des gesammten Vaterlandes auf Seinen Kriegern ruht und der Geist der Väter in Ihnen fortlebt. Eure Majestät bitte Jh, auch Ihren Truppen und deren Führern danken und aus\prehen zu wollen, daß Mich der Verlauf der diesjährigen großen Uebungen mit ganz besonderer Be- friedigung und fester Ueberzeugung von ihrer steten Kriegstüchtigkeit erfülit hat. Eurer Majestät erlauhtem Herrn Bruder, dem General- Feldmarshall und kommandierenden General, Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen, wollen Dieselben Mir gestatten, noch persönlih Meinen Dank für seine erfolg- reihe Thätigkeit und feine hervorragende Truppenführung zum Ausdruck zu bringen. Eure Majestät aber wollen noch Meinen wärmsten Dank für die fo herzlihe Gastfreundschaft entgegennehmen, die nicht nur Mir von Eurer Majestät sowohl in Oresden, wie auf der mit der Geschichte des sähsishen Königsgeshlehts eng verwachsenen Albrechtsburg, fondern auchß Meinen so zahlrei er- schienenen Truppen überall von Sachsens Land und Leuten bereitet worden ist.

Mit der Versicherung der vollkommensten Hochachtung und auf- rihtiger warmer Freundschaft verbleibe Jch Eurer Majestät freund- williger Vetter und Bruder Wilhelm R.

Görliß, den 12. September 1896.

An des Königs von Sachsen Majestät.

Auf Befehl Seiner Majestät des Königs ist das vor- stehende brllerbéchste andschreiben allen Behörden und Supweii theilen bekannt gegeben worden.

Sachsen-Altenburg.

Seine Hoheit der Herzog begeht heute im Schlosse Hummelshain im englen Famllienteese seinen 70. Geburt: tag. Dem Wunsche Seiner p, entsprehend ist im ganzen Lande von einer Feier des

anstaltungen abgesehen worden.

Sachsen-Coburg-Gotha,

Seine Königliche Hoheit der Herzog ist gestern von Coburg nah Rurcänten abgereist. Jn Budapest E Höchst- derselbe bis zum 17. d. M. zu verweilen und sich von dort zunächst nah Sinaja zu begeben.

Bremen.

„Boesmann's Des Bureau“ meldet, daß Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden dem Prä- sidenten des Senats, Bürgermeister Dr. Pauly auf dessen E Bee folgendes Antwort-Telegramm gesandt ave : ¿Empfangen Sie den Ausdruk meines wärmsten Dankes für die so werthen Glüdckwünsche, welhe Sie mir im Namen des Senats der reien Hansestadt Bremen freundlich} übermittelt haben. Ich ersuche ie, dem Senat meinen tiefgefühltesten Dank für die mir erwiesene Aufmerksamkeit auszudrücken und thm zu versichern, daß der so warme Ausdruck der mir gewidmeten Wünsche mir ein theures Andenken bleiben wird. Ich erwidere diese Kundgebung mit treuen Wünschen für das Wohl der Stadt Bremen. Friedri, Großherzog.“

Deutsche Kolonien.

Das „Deutsche Kolonialblatt“ veröffentlicht in der gestern ausgegebenen Nummer 18 eine vom 83. Juli d. J. datierte Ver- ordnung des Kaiserlihen Gouverneurs von Kamerun, be- treffend die Einführung eines Eingeborenen-Schieds- gerichts für die Bakoko - Niederlassungen am unteren Abo.

us Deutsch-Ostafrika wird gemeldet, daß auf An- Ing des Kaiserlihen Gouvernements sich der Kompagnie- rer amsay nah dem Tanganyika begeben hat, um ort eine Lege Station anzulegen. Er ist am 8. Mai in Udschidschi mit dem HEPGen heil der Expedition einge- troffen; Lieutenant Fonck Il. sollte ihm mit dem Rest der Askaris binnen kurzem folgen.

Ueber einen Marsch von Lindi an den Umbem- kFurru-Fluß berichtet der Kompagnieführer Fromm unter dem 29. Zuli d. J. Folgendes:

Am 9. Juni brach ich mit 20 Trägern und 20 Soldaten von ier nah Mtschinga auf und traf dort nach zweitägigem Marsche ein.

achdem dort einige Schauri erledigt waren, seßte ih die Reise über

Ruawa, Namgaru nach dem Fluß Kipunga fort, fast ununterbrochen dur wohlbebaute Felder marschierend, die eine reihe Ernte ver- rahen. Die Bevölkerung besteht meist aus Wangindos (hier andonde genannt, weil sie aus Donde stammen und, durch Scha- bruma vertrieben , hier ansiedelten), Wamatschingas und Wamuëras, welch leßtere früher am Mhbaramgando wohnten und, durch die Einfälle der Angonis (Schabrumas) vertrieben, \ich über das ganze Hinterland von Lindi zerstreuten. Die Wamuöras find recht eigentlich das Volk der Diebe. Ackerbau betreiben sie nur wenig ; sie wohnen in kleinen elenden Hütten und suchen sih möglichst ver- fteckt zu halten. Die jungen Leute werden dur „Fundis* im Stehlen ausgebildet und lernen hauptsächlich, wie sie unter der Hauswand Des sih ins Haus einshleihen fönnen, um unbemerkt die darin Een Gegenstände zu ftehlen. Die besten Diebe gehen in die Küstenpläze, die weniger gewandten bleiben auf den Schamben. Die Wamuöras werden von der übrigen Be- völkerung auf das Tiefste gehaßt und verachtet, deswegen leben sie u und zurückgezogen, meiden die bewohnten Pläße und aben eine unbezwinglihe Furcht vor Europäern und Askaris. Wie hier gleich voraus\{iden will, habe i während der ganzen Reise stellen können, daß in diesem Jahre im Lindibezirk außerordentli viel zu essen ift, namentlih Mtama und Mais. Sesam, was mehr f ndelszwecken angepflanzt wird, hat unter der ungewöhnlichen äfse dieses Jahres gelitten, während Bataten, Bohnen und Mhogo

Deutsche Kaiser hat, wie das

ages durch glänzende Ver-

Flusses auf dem Lisongelehügel angesiegelt hat. Er besißt cinen bedeus- tenden Einfluß auf die M augehe Bevölkerung e scheint diesen im Interesse des Gouvernements geltend zu machen. Einige Stunden vom Lifongelehügel liegt der Mkosësee, ors vom Umbemkurru, und etwa 6 Stunden von Kiswere entfernt, während nördlich vom Um- bemfurru, landeinwärts, fich weitere zwei Seen befinden, der Mto- jange und der Nangara, beide jedo bei weitem niht die Ausdehnung des Mkos erreichend. Vom SNongaenngel wurde in Zickzackmärschen der leßte bewohnte Punkt am Umbemkurru, nämlih der vorerwähnte Nangarasee, erreiht. Auch hier überall rei bebaute Gegenden mit einer nur spärliGen Bevölkerung, meist Wangindos. Der See selbst wimmelt von Flußpferden, während anderes Wild niht gesehen wurde. Ueberhaupt wurden auf der ganzen

Reise nur Elefanten, Flußpferde und Zebras angetroffen; die Anti- [open und Büffel sollen na Aussagen der ina orenén im vorigen

Jahre an einer Seuche mafssenhaft gefallen sein, der Rest soll fich nah Rukundi zurückgezogen haben. Ob dies auf Richtigkeit beruht, kann ih nicht feststellen, doch bin ih geneigt, das gänzlihe Fehlen des Wildes mehr dem dihten pee Grafe zuzuschreiben, durch welches wir uns vom Namgaru aus einen Weg babnen mußten. Auf diese höchst beschiverlihe Weise marschierten wir sieben Tage ; dann beschloß ih, um die Leute nicht zu überanstrengen, vom Umbemkurru abzubiegen und südlich auf Iluluberg zu gehen. Es ist dies ein hoher, weithin sihtbarer Berg, von dessen Gipfel man eine weite Fernsiht hat. Seine Thäler sind be- wohnt und gut bebaut von Wangindos, die unter einem Häuptling, der ebenfalls Makanjira heißt, slehen. Von Jlulu führte der Weg wieder durch unbewohnte Poris; nah fünf Tagen wurden die ersten Schamben angetroffen, und am sechsten Tage erreihten wir Mayeye, eine weit ausgedehnte Landschaft, aus der {rof und unvermittelt hohe Berge auffieigen: die oft die sfeltsamsten Formen zeigen. Die Bevölkerung besteht aus Makuas, einem \{chönen und kräftigen Menschenschlag; sie sind aus dem Portugiesischen vor vielen Jahren hier E und bekannt wegen ihrer Eigenschaft als gute, unerfchrockene Jäger. Aber hier machte sich zuerst die Furcht vor den Wagwangwaras bemerkbar. Obwohl die Ebene sehr guten Boden zeigt und wasserreich ist, so wohnen do die Makuas alle in den Bergen, die theilweise so unzugänglih sind, daß man auf allen Vieren hinaufkriehen muß. Dort sind fie vor dea gefürhteten Wagwangwaras sicher. Und so führen sie, die früher tüchtige Aer- bauer waren, ein elendes Leben; jedo hoffe ih, daß meine Be- mühungen, sie zu bewegen, die verödeten Schamben wieder zu bestellen, Crfolg haben werden, wenngleichß endgültig die Wagwangwarafurht im Hinterlande nur durch Anlage einer Station bei diesem Stamme beseitigt werden wird. Von Mayeye ging ich nah der englischen Missionsstation Masassi, von dort nach der katholischen Station Lukuledi und traf am 23. wieder in Lindi ein. Ich hoffe, daß durch diese Reise die Einwohner, die zum großen Theil Weiße noch nicht gesehen hatten, allmählich Ver- trauen zu unserer Herrshaft gewinnen und daß das [chöne und frucht- bare Hinterland mehr als bisher bebaut wird, ein allmählihes Steigen des Handels wird dann nicht auébleiben.

Oefterreih-Ungarn.

__ Der Kaiser kehrte am Montag Abend von der Be- sichtigung des Manöverterrains in das Baraenlager bei Lipovica De: Gestern früh begab sich Allerhöchstderselbe mit dem Chef des Generalstabs Freiherrn von Beck und der Suite abermals auf das Manöverfeld, wo die Gefechtsübungen seit Tagesanbruch fortgeseßt wurden. In der vergangenen Nacht fanden A und ein Jufanterieangriff auf ein be- lagertes Fort statt. Die Abreise des Kaisers von Przemysl nah Wien erfolgt heute Nachmittag.

Zm Finanzausshuß des ungarishen Unter- hauses, welcher gestern über den Voranschlag des Ackerbau- Ministeriums verhandelte, erklärte der Refsort-Minister Dr. Daranyi auf eine bezüglihe Bemerkung: er beabsichtige, in Budapest einen zweiten Exportmarkt für Borstenvich zu errihten, um in F in denen der eine Markt geschlossen werden müsse, den Verkehr über den anderen leiten zu können. -— Der Justizausschuß hat den Geseßentwurf, betreffend die Jnartikulierung des mit der Schweiz abgeschlossenen Auslieferungsvertrags, angenommen.

Frankreich.

_ Bei dem gestern von dem Kriegs - Minister General Billot zu Ehren der auswärtigen Militär-Attahés und der höheren französischen Offiziere, welhe an den Manövern theil- ra haben, in Rouillac gegebenen Bankett führte der

räsident Faure den Vorsiß. Der Kriegs-Minister brachte, wie „W. T. B.“ berichtet, im Namen der französischen Armee die Gesundheit des Präsidenten und der durh ihre Offiziere vertretenen Souveräne der befreundeten Nationen aus. Der russishe Militär-Attahé General - Lieutenant Baron Fredericks erwiderte im Namen der auswärtigen Militär-:Attahés mit einem Toast auf den Präsidenten Faure und mit einem Toast auf die französishe Armee, wobei er den Dank der fremden Offiziere für die ihnen zu theil ge- wordene Bewillklommnung zum Ausdruck brachte. Der Prä- sident Faure begrüßte in einem Trinkspruch die Vertreter der fremden Armeen und die französischen Offiziere, welche die Manöver vorbereitet und geleitet haben, und leerte sein Glas zu Ehren der Soldaten und Offiziere, die er im Manöver- gelände beobachtet habe.

Spanien.

Die für die Philippinen bestimmten Verstärkungen sind, dem „W. T. B.“ zufolge, von Barcelona nah Cirtas gena abgegangen. :

Jn Barcelona sind dreizehn Anarchisten aus der Haft entlassen worden.

Niederlande.

Die Königin-Regentin eröffnete gestern die General - staaten mit einer Thronrede, in welcher die Lage des Landes als befriedigend bezeihnet wird. Die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten seien sehr freundlihe. Die Thronrede gedenkt fodann in chrenden Worten der Thätigkeit und des Muthes der Armee und Marine in Jndien, welche die Führer der Aufständischen in Atschin die Macht der holländishen Waffen encegid hätten fühlen lassen. Was die Landwirthschaft an- che, jo sei die Lage derselben ñoch keine günstige; dagegen eien in den Zweigen des Handels und der Industrie ort- schritte zu verzeihnen. Angekündigt wird ein Geseß, betreffend die obligatorishe Arbeiter-Ünfallversicherung.

Türkei.

Der Generalstabs-Chef des Militärbezirks Odessa und ein zweiter rujssisher Offizier haben, wie dem „W. T. B.“ aus Konstantinopel berichtet wird, mit der Erlaubniß des Sultans während der Dauer von 4 Tagen die Befestigungen der Dardanellen besihtigt. Sie wohnten dem Legen von Minen und den Uebungen der

ausgezeichnet gediehen sind. Nah mehrtägigem Aufenthalt am Kipunga marsch rte id ¿um Yaohäuptling Said Ma antra, der früher am Nordufêr des Umbemkurru wohnte und sich jeßt südli dieses

Das Wiener ,„Telegräphen-Korrespondenz-Bureau“ bex ‘der am Montag abgehaltenen ersten Sißung der Kommis es ur Untersuchung der Frage, ob die verhafteten Armenier seiinzüfeñen oder in Konstantinopel zu behalten seien, hätten Son Le hrer Tettateit beigewohnt. Da jedo die Kom- mission in ihrer Thätigkeit den Erwartungen nit entsprochen abe, hätten sih die Dragomane zurückgezogen. Eine neue ittheilung der Pforte sei zu erwarten. Dasselbe Bureau meldet, die Pforte habe den Bot- \ch altern S mittheilen lassen, daß sie einen Anschlag der Armenier befürchte, und militärishe Bewachung der Bot- schaften angeboten. Ferner habe die Pforte schriftlich das Ansuchen gestellt, es möchten Konsularbeamte nah der Polizei- Direktion ge werden, um bei der polizeilihen Unter- suchung der Häuser von Ausländern, in denen licherweise Armenier verborgen seien, ihre Jntervention zu leihen. Gestern fand eine Konferenz der Botschafter statt.

Die „Politishe Correspondenz“ erfährt aus Salonichi, Berichte aus A Quellen bezifferten die Gesammtstärke der in Macedonien aufgetauhten Banden auf 700 Mann die sämmtlich von Broufas befehligt würden. Der „Agence

avas“ wird aus Athen berichtet, eine Aufrührerbande abe bei Krupista eine Schlappe erlitten, bei welcher mehrere Nitglieder derselben getödtet und andere in die Hände dex türkischen Truppen gefallen seien. Die türkischen Truppen hätten eine doppelte Postenlinie an der Grenze gebildet, um den Eintritt von Banden wirksamer verhindern zu können, allein diese zögen in leßter Zeit den Wasserweg vor.

Griechenland.

Die französishen Kriegsschiffe „Dévastation“ und „Admiral Courbet“ sind, der „Agence Havas“ zufolge, in Syra angekommen und haben dort weitere Ordres vor- gefunden, denen zufolge sie gestern um Mitternaht mit uubekanntem Bestimmungsort wieder abgegangen sind.

Bulgarien.

Bei den Munizipalwahlen in den Städten erzielte, der „Agence Balcanique“ zufolge, die Regierungspartei einen durhshlagenden Erfolg. Von insgesammt 78 Städten ge- wann die Opposition nur drei. Jn Philippopel, Tirnowo, Grabowo und Schumla erfolgten bei der Bildung des Wahl- bureaus Zusammenstöße, bei denen es zu Stockschlägen und Steinwürfen kam. Zn Slivno wurde der radoslawowistische Deputirte Dagramadjew durch einen Revolvershuß verwundet und zwei Wähler verhaftet.

Amerika.

Aus Cuba wird gemeldet, es habe cin Zusammensto are einer Gendarmerie-Abtheilung und E Aut tändischer unter Delgado stattgefunden, bei dem 15 Ausfständische getödtet und 25 Gefangene, sowie 50 Pferde in die Hände der Gendarmerie gefallen seien

Nach einer Meldung der „Times“ aus Santiago vom 14. d. M. seht sih das neue chilenishe Ministerium, wie folgt, zusammen: Zanartu Jnneres, de Putron Aeußeres, Jbanez Justiz, Fabres Finanzen, Baiza Oeffentliche Arbeiten. Eine Kommission sei ernannt worden, um die Wege zur Aufbesserung der finanziellen Lage zu berathen. Fabres trete enischieden für eine Konversion ein.

Asien.

Eine amtliche Depesche aus Manila meldet, daß die dort angekommenen Verstärkungen sich auf 6000 Mann be- liefen. Es sei beabsichtigt, den Aufstand in der Provinz A zu lofkalisieren und ihn dort dur Einschließung zu ersticken.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

_ Der bloße Mitgenuß eines gestohlenen Genußmittels ist, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 14. April 1896, niht als Hehlerei zu bestrafen, gleichviel ob das Genußmittel vermittels eines besonderen Gefäßes oder unmittelbar von dem Körper des Genießenden aufgenommen i. A. hatte ein Faß mit Bier gestohlen und B brachte mit Zustimmung des an- wesenden Diebes seinen Mund an das geöffnete Spundloh des ge- stohlenen Fasses und trank in dieser Weise einen Theil des darin be- findlihen Bieres. B. wurde von der Strafkammer wegen Hehleret verurtheilt, indem sie davon ausging, daß jedes Mitgenießen schon an si einen Uebergang der Verfügungsgewalt von dem Diebe auf den Hehbler in sich {{ließe. Auf die Revision des B. hob das Reichs- geriht das erste Urtheil auf und spra den B. frei, indem es den oben erwähnten Saß aussprah. (943/96.)

Als eine Gotteslästerung in beshimpfenden Aeußerun en, bezw. als eine Beschimpfung einer R Ey im Sinne des § 166 Str.-G.-B. is, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, Ln Strafsenats, vom 2. Juni 1896, zu erachten: die Behauptung oder Verbreitung einer Thatsahe an sich \{chimpflicher Art, mag auc die Form, in der die Oel tupsung aufgestellt oder die Verbreitung vorgenommen wird, eine besonders robe nicht sein, namentlich des Gebrauchs sog. Schimpfworte ent- behren. Der Zeitungsredakteur S. war angeklagt worden, dur einen Zeitungsartifel „Der jüngste Ritualmord“ öffent- lih in beshimpfenden Aeußerungen Gott gelästert und dadur ein Aergerniß gegeben, sowie die mit Korporationsrehchten innerhalb des Bundesgebiets bestehende jüdishe Neli jonégeleliMast oder ihre Einrichtungen oder ihre Gebräuche beschimpit zu aben. Die Straf- kammer sprach ihn frei, weil er fich in seinem Artikel keiner Shhimpf- worte bedient hatte. Auf die Revision des Staatsanwalts hob das Neichsgericht das ecste Urtheil auf, indem es begründend ausführte :

. «Allerdings verlangt das Reichsgericht, daß der Angriff beim Beschimpfen

dur eine Rohheit oder besonders verleßende Form des Ausdrucks

kennzeihne, wodur an die Deren oder tus dele was Achtung und Verehrung erfordert, kundgegeben wird. Damit ist aber nicht gesagt, daß _bes@tmpfende Aeußerungen“ bezw. eine „Beschimpfung“ im Sinne des § 166 Str.-G.-B. nur vorliegen können beim Gebrauhe fog. Schimpfworte. Es wird si vielmehr namentli fragen, ob nitt im Falle der Behauptung oder Verbreitung von Thatsachen in S auf „Gott“ insbesondere den „Judengott“, d. h. den Gott nach Ma gabe der jüdischen Religionslehre oder in Bezug auf eine NReligionsgesellschaft z. B. wie hier die jüdishe oder deren Einrichtungen und Gebräuche eine Beschimpfung auch dann vorliege, wenn die behauptete oder verbreitete Thatfale an sich s\chimpflider Art iff, mag au die Form, in der die Beschimpfung aufgestellt oder die Verbret- tung vorgenommen wird, eine besonders rohe nicht scin, namentli des Gebrauches sogenannter Schimpfworte entbehren. Diese Frage ift zu bejahen, zunähst {on aus dem allgemeinen Grunde, daß Thatsachen so ehrenrühriger Art denkbar sind, daß ihre Zurückführung auf eine Perfon, eine Gesellschaft, auf gewisse Cinrißtungen oder Gebräuche für diese selbs geradezu {impflich ist in dem Sinne, daß die Person 2x, von welcher eine solhe Thatsahe behauptet oder verbreitet wird, eben wegen des Charakters derselben ohne weiteres der Verachtung preisgegeben ist. Weiter nimmt aber

Artillerie bei.

e auch der Glaube an die Wahr eit der chrenrührigen Thatsache, von dem hier nit gegebenen Falle der erwähnten Wahrheit abgesehen,

uptung nicht den Charakter der Beschimpfung, Die That-

der Mrsbst ist F sich {impflich. Daß der gute Glaube für den e thestand des § 166 Str.-G.-B., insbesondere die hier in Betracht ‘menden Alternativen garniht von Einfluß sein können, T hiermit nicht ausgesprohen sein, vielmehr is anzuerkennen, P soweit es in subjektiver Beziehung auf das Bewußtsein von dem 0) 6 impfenden Charakter der Aeußerungen ankommt, dies möglicher We se dur den guten Glauben an die thatsählihe Richtigkeit der ufgestellten oder verbreiteten Behauptungen aua yronen sein kann; L i niht undenkbar, daß der Thäter in der Ueberzeugung von der Richtigkeit den E des objektiv Beshimpfenden der Aeußerung

verkenne .. “_( 575/96.)

m

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

esellshaften mit beschränkter Haftung sind, nah e Ai o Ober - Verwaltungsgerihts, 11. Senats, vom 97. Juni 1896, im Sinne der Städteordnung vom 30. Mai 1853 feine juristishen Personen, und das durch § 8 Absf. 2 der Städteordnung den juristishen Personen eingeräumte Recht der Theilnahme an den Gemeindewahlen findet auf Gesellschaften mit beshränkter Haftung keine Anwendung. „Die juristische ersönlihkeit der Gesellschaften mit beschränkter Haftung st feineswegs etwa dadurch anerkannt, daß das Ober- Nerwaltungsgeriht diese Gesellshaften in gewissem Sinne immerhin als Rechtösträger als den einzelnen Gesellschaftern selbständig gegenüberstehend hingestellt hat; bei diefer Annahme gehen die Kläger davon aus, daß außer den physishen Personen nur juristische Personen als Rechtssubjekte denkbar seien. Das aber entspricht nicht der wiederholt und mit aller Deutlichkeit ausgesprohenen Ansicht des Ober-Verwaltungsgerihts. Die moderne Rechtsentwickelung hat, dem B des Verkehrs folgend, zwar neue Mechts- gebilde in estalt von Zweckvermögen oder von Personen- gemeinshaften geschaffen und mit wichtigen Eigenschaften der juristishen Personen, namentlich der Fähigkeit, unter einer Firma oder einem Kollektivnamen Rechte zu erwerben und zu vertreten, ausgestattet, sie aber damit noch niht unbeschränkt zu juristishen Personen erklärt. Ob diese Gebilde |ämmtlih oder zum theil auf dem Boden des Privatrechts den juristishen Perfonen voll gleihstehen, ob ihnen beispielsweise auh Erbfähigkeit inne wohnt, und ob sie für jenes Rechtsgebiet vielleicht fogar als juristische Personen betrachtet werden dürfen, braucht nicht untersuht zu werden ; auf dem hier berührten Gebiete des öffentlihen Rechts flehen sie als eine dritte Gattung von Rechtsträgern neben den vhysishen und neben den juristischen Personen. Wenn ferner durch die Praxis des ber-Verwaltungsgerihts Aktiengefsell- shaften, obwohl auch sie von den E E nit ausdrücklich als juriftishe Personen anerkannt werden, doch glei solhen aud schon vor Erlaß des Geseßes vom 27. Juni 1885 auf Grund des § 4 Abs. 3 der Städteordnung für gemeindesteuerpflictig und demgemäß auch nach § 8 a. a. O. für wakhlberehtigt erklärt worden sind, fo findet das seine Berechtigung in der historischen Entwickelung. Zur Zeit des Erlasses der Städteordnung besaßen sämmtliche preußischen Aktiengesellshasten auf Grund der §S§1 und 8 des Gesetzes vom 9. November 1843 die Eigenschaft juristischer Per- sonen und sollten als folhe durch § 4 Abs. 3 der Städteordnung dem Besteuerungsrehte der Gemeinde unterworfen, durch § 8 daf. aber auh mit dem Gemeindewahlrecht ausgestattet werden; wenn dann auch die neuere Geseßgebung die oben erwähnten Bestimmungen des preußishen Gefeßes nit übernommen hat, so hat sie do die Aktien- gesellshaften derjenigen Eigenschaften niht entkleidet, auf deren Besiß die Anweisung der gedahten Stellung in der Gemeinde wesentlich zurückzuführen war, und deshalb durfte auch diese Stellung als unver- ändert gelten.“ (II. 1312.)

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung

über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam stellte sih

nah den Ermittelungen des Kaiferlihen Statistishen Amts für

R ust 1896 und den gleihen Zeitraum des Vorjahres folgender- maßen:

Es wurden befördert

über 1896 1895

871 1599

Hamburg 1444 andere deutshe Häfen (Stettin) 60

deutsche Häfen zusammen. .. 2261 3043 Anttoerpen 539 504 Rotterdam 121 146 Amsterdam 12 4

E 3697.

Aus deutschen Häfen wurden im August 1896 neben den vor- enannten 2261 deutschen Auswanderern no@ 9358 Angehörige emder Staaten befördert. Davon gingen über Bremen 3650, Hamburg 5610, Stettin 98.

Zur Arbeiterbewegung.

, Aus Elberfeld wird der Berliner „Volks-Ztg." geschrieben: Die Stuckateure Elberfelds hielten am Sonntag eine Versammlung ab, um über die Stellung zu berathen, die sie wegen ihrer Lohnforderungen den Meistern gegenüber einzunehmen hätten. Die

orderungen der Stuckateure sind: 5,50 (G Mindestlohn und 9} stündige

rbeitêzeit. Ferner sollen Ueberstunden mit 30 0/ Aufschlag, Sonn- tags- und Nachtarbeit mit 50 °/9 Aufschlag in Anrechnnung groragt werden. Man einigte sich nach den „Elb. N. N.“ über folgende Resolution : Die Versammlung erklärt, daß, wenn binnen aht Tagen der Lohntarif von den Meistern nicht unterschrieben ist, sämmtliche

[legen die Arbeit niederlegen. Die Arbeiter, welhe Kündigungsfrist haben, kündigen am Montag das Arbeitsverbhältniß. Ist ein Arbeitgeber eneigt, den Lohntarif zu unterschreiben, so if sofort der Kommission

ittheilung zu mahen. Wenn der Arbeitgeber den Lohntarif unter- s{hrieben hat, e:fklärt die Kommission in dem betreffenden Geshäft den Ausftand für beendet. i

._ Aus Hamburg meldet ,W.T. B.“: Der englische Arbeiter- führer Tom Mann von der Londoner Sailors, Dockers and

iremen Union, der gestern Abend hier vor einer großen Versamm- ung sprechen wollte, sowie dessen norwegischer Genosse Fehr er- hielten den Ausweisungsbefehl und sollten Abends zugleih mit dem ausgewiesenen Sekretär der Union Buzzo nah London eingeschifft werden. (Vgl. Nr. 220 d. Bl.)

Hier in Berlin wurde am Montag in einer Versammlung von Swhlossern und Metallarbeitern mitgetheilt, daß bis Montag 41 Firmen mit 710 Arbeitern die geEee Forderung neunstündige Arbeitszeit bei gleichem Wochenlohn bewilligten, während

ch Firmen mit 760 Arbeitern ablehnend Perhieitos:

ter diesen befinden sich die größeren Werkstätten. Nach eingehenden rôrterungen wurde, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, besch ossen, überall die Arbeit wieder aufzunehmen, wo die Forderungen bewilligt sind. i amit wäre der allgemeine Ausstand beendigt. Eine außerordent- ide Generalversammlung der Berliner Schlo ssermeisterinnung E beschlossen, vom 15. September ab den neunstündigen Arbeits- ag zu bewilligen, Sie überläßt es den Meistern, die Lohnfrage mit ren Leuten zu regeln.

Kunst und Wissenschaft.

Neber den Fortgang der wissen schaftlihen Grpedition in Deutsch-Neu- Guinea liegen von Dr. Karl Lauterbach l gende Berichte vor, welhe im „Deutschen Kolonialblatt“ vom

9, d. M. veröffentliht sind:

Erima, dén 25. Mai 1896. Am 12. Mai brachen wir mit 24 Trägern, begleitet von dem Herrn Missionar Hoffmann und einigen Bogadjimleuten als Führern, von Erima auf und marschierten zunäthst dur dichten Hohwald über fruhtbares, aber durch einen starken Regen der leßten Naht in Morast verwandeltes Land bis zu einem etwa 200 m hoh gelegenen Dorf Namens Wai. Am nächsten Tage Mein wir in das Bett eines Flusses Namens Nowulja, eines Nebenflusses des bei Bogadjim mündenden Gori (Juria), herunter, der an dem Gipfel des Dergen-Gebirges entspringt. err Missionar Hoffmann verließ uns hier, nachdem er mehrere Bogadjim- und Waileute über- redet hatte, uns noh éinige Tage als Führer zu begleiten. Unter diesen befand sich ein alter Mann, der seinerzeit Micluho Maclay als Führer gedient hatte. Wir marswierten im Flußbett theils über Gerôll, theils im Wasser aufwärts und s{lugen in etwa 3 km Ent- fernung (Luftlinie) vom Gipfel unser Lager auf. versuchte Herr Dr. Kersting am nächsten Tage in Begleitung der Führer einen Weg nach dem höchsten Gipfel, von den Eingeborenen „Fajomanna" genannt, zu s{chlagen. Nach äußerst anstrengendem Klettern über theilweise fenkrehte Felswände, die an Lianen hängend überschritten werden müssen, gelangte er EeD auf eine Fels\spige, die bereits Maclay bestiegen hatte. Diese Spitze ist jedoch nit die höchste, sondern dem eigentlihen Gipfel nah der See zu vorgelagert, die Ausficht daber nur eine beschränkte. Am nächsten Tage verlegten wir das Lager noch etwa 5 km stromauf auf einen Bergabhang. Mit belasteten Trägern is es bei der Steilheit der Hânge nicht möglih, weiter zu kommen. Am 16. Mai brachen wir unter Zurücklassung der Schwachen und Kranken, nur mit dem Nöthigsten versehen, in der Richtung auf den Gipfel zu auf. Wir folgten zunächst einem Bachbett, über große Felsblöcke kletternd. Bald gelangten wir an einige Wafserfälle, die nur mit großer Mühe, zum theil unter An- wendung des Seils, zu umgehen waren. Schließlich erreihten wir einen Grat (etwa 600 m Seehöhe), der nach zwei Seiten senk- recht abstürzt. Hier weigerten sih unsere Leute weiter zu gehen, auch zwang uns die vorgerückte Tagetzeit zur Umkehr. Dem Grat gegenüber, aus einer tiefen Schlucht, wiederum beinahe senkreht aufsteigend, zeigte fich in Büchsenshußweite der eigentliche Fajomanna- ipfel. Dr. Kersting gelang es, mit Hilfe der Eingeborenenführer die ß öchste Spitze zu erklettern; die Höhe über der See beträgt 1100 m. Der Ausblick war dur in der Tiefe liegende Wolken etwas beschränkt, doch zeigte sh klar, daß vom ODerten - Gebirge nah Westen zu keine höheren Bergfketten vorhanden find, nur niedrige Bergzüge laufen einer neben dem andern von Nordwesten nah Südosten. /

Der Stock des ODerten-Gebirges wird von blaugrünen Thon- \chiefern mit Konglomeraten abwechselnd gebildet, die, von Nordwesten nah Südosten streihend, unter einem Winkel von 70 bis 80 Grad aufgerichtet sind. Nach der See zu {ließen \sich braungelbe, feste Thone mit undeutlihen Bersteinerungen an. j

Am 18. Mai trafen wir wieder in Erima ein. Die auf die Tour mitgenommenen Ziegen haben sich ausgezeihnet bewährt.

Am 24. Mai bekamen wir den Rest der Träger, im Ganzen 40 Mann, 16 Jabimleute, 24 Neu-Mecklenburger. Es wurde sofort mit Schießübungen begonnen, da leider nur ein Einziger zu schießen versteht. Zum Nachholen des Proviants sind uns noch weitere 20 Mann in Aussicht gestellt.

Ich gedenke, in etwa vier Tagen nach dem Innern aufzubrechen und zunächst dem Gogolthal zu folgen. Der Gesundheitszustand der Europäer i} bisher ein guter, dagegen leiden die Malayen an {weren und häufigen Fiebern. i h

Stephansort, den 26. Juni 1896. Nach einem durch die Un- brauchbarkeit S verursahten Aufenthalte trat die Expedi- tion am 30. ai ihren Marsh ins Innere an. Außer den Guropäern bestand das Personal aus vier Malayen und 40 Mela- nesen bezw. Jabims; die vier Pferde trugen je drei Lasten, außerdem wurden 50 Ziegen mitgetrieben. Wir folgten zunächst einem bereits vorher ges{lagenen Weg in nordwestlicher Nichtung nach Erimadorf. Von hier erhielten wir Führer und einige Träger, die uns nah einem großen Fluß, „Gögoli“, weiter landeinwärts „Núru“ (Närïää) genannt, brachten. Er ist identisch mit dem Slifabethfluß. Da der Fluß in seinem etwa 100 m breiten, zumeist trockenen Bett auf den Geröllbänken ein s{hnelles Fortkommen ermöglihte und von Südwest her kam, beschloß ih, zunächst demselben zu folgen. Nach dem E dieses Nebenflusses und den Aussagen der Eingeborenen zu urtheilen, mat der Wasserstand im Gogol ein Marschieren in dessen Flußbett unmöglich. Am nächsten Tage pa'‘sierten wir die Stelle, an welcher der Fluß in einem Felsenthor das Dergen-Gebirge (Fajomanna) durhbriht, und folgten seinem Lauf weiter in füdwestliher Richtung aufwärts. Das Land hinter dem Oerßen-Gebirge wird von mäßig hohen Berg- und Hügelketten - durchzogen, die im wesentlihen von Nordosten nah Südwesten laufen. Nah Norden zu nehmen fie s{heinbar an Höhe ab und lösen sih in einzelne niedrige Hügel auf. Alle diese Ketten bestehen aus Sandstein und weichen, dunkelgefärbten Thon- \chiefern, welhe stellenweise mit Konglomeraten abwehseln. Der Boden i} fruchtbar, ebenes Kulturland aber nur in be- s{ränktem Maße vorhanden. Das Land i} verhältnißmäßig reih bevölkert, und gelang es meist, die nöthigen Lebens- mittel einzutaushen. Am 6. Juni gelangten wir in eine Felsen- flamm, in welcher riesfige Blöcke dem weiteren Vordringen mit Pferden eine Schranke zu seßen schienen. Es gelang jedoch {chließlich, die Thiere hinüber zu bekommen. Der Nurufluß oder, wie er hier genannt wird, Narua nimmt hier auf der rechten Seite einen gleich großen Bach auf und zeigt weiter aufwärts den Charakter eines Wildbahs. Die Explorierung des von Südwesten kom- menden Zuflusses ergab dessen Unwegsamkeit. Wir folgten daher dem mehr westlich i r aplág Bach aufwärts und gelangten am 9. Juni bis in die Nähe seiner Quelle in etwa 500 m Höhe über dem Meer. Der Bach entspringt an dem nördlichen Abhang eines 900 m hohen Bergmassivs und shneidet sich zunächst tief in blauen, plastischen Thon ein. Das Vorwärtskommen wird hierdurch höchst mühsam und beschwerlich.

Mit Pferden war jeßt niht mehr weiter zu kommen. Die Thiere litten außerdem infolge des fortwährenden Gehens auf grobem Geröll und Steinen und im Wasser an Hufentzündung und konnten nur mit Mühe vorwärts gebraht werden. Wenn fie noch brauchbar, wird die Astrolabe-Kompagnie sie übernehmen. Der bisher zurückgelegte Weg beträgt 80 km, etwa 40 km Luftlinie von der Küste. Der Punkt, an dem wir uns augenblicklich befinden, liegt etwas \südwestlih des auf dem Un Cas es Kolonial-Atlas eingetragenen, „Suor Mana“ genannten Berges. Ich blieb hier mit 20 Mann zurüd und sandte Dr. Kersting und Tappenbeck mit den übrigen 20 Mann und den Pferden nach Stephansort, um mit Hilfe von 20 weiteren, von der Astrolabe-Kompagnie gestellten Trägern Pro- viant nachzuholen.

Ich felbst bestieg in den nächsten Tagen den von den Ein- geborenen „Ssigänu Jänu*® genannten Berg, und gelang es nach Norden und Westen Ausblicke zu bekommen. Nach esten war am Horizont eine Riesenkette (Arthur Gordon - Kette?) A vor derselben zehn Parallelketten: die näheren 100

is 200, die weiteren über 1000 bis 2000 m hoh, alle diht bewaldet. Nach Norden tauhte am Horizont ebenfalls ein mächtiges, wohl über 3000 m hohes Gebirge auf, welches vielleiht den am Augustafluß, nördlih des Gogol gelegenen Ketten entspriht. Sonst war der Aus- blick nah dieser Ga dur in der Nähe belegene, meist wild- gezackte Berge von 1000 bis 1500 m Höhe theilweise verdeckt. Von einem am nächsten Tage geschaffenen Durchhau erblickte ich nah Westsüdwesten bei Westen einen gewaltigen, gegen 4000 bis m hohen Srl, dessen Fuß noch etwa 10 km entfernt sein mochte. Der Lage nach ist dieser mit dem Bismarck-Gebirge identisch, doch scheint er sh von Osten nah Westen zu erstrecken. Des {weren Waldes wegen war es unmöglich, einen größeren Ausblick zu ffen.

Am 13. Juni verlegte ih das Lager nah einem 600 m hoch ger legenen Dorfe, „Ssigänu E genannt, dessen Eingeborene mich reihlich mit Lebensmitteln versahen. Die Leute waren in ethno-

graphisher Beziehung interessant. Von hier aus die Umgegend durch-

Von hier aus |

forschend, gelang es mir, im Westen einen größeren nah Südwesten fließenden Fluß zu finden, an welchen ih das Lager verlegte. s Am 19. Juni kam Dr. Kersting mit 38 Lasten Proviant von dr Küste an. Am nächsten Tage verfolgten wir den Fluß 12 km abwärts. Derselbe wird durch reihlichen fluß bald stärker und hatte westliche Richtung. An einer geeignetea, boch gelegenen Stelle legte ih hier vorläufig die Station an und ließ Dr. Kersting mit elf Mann zurück, während ich mit den übrigen Leuten in vier Tagen nah Stephansort marschierte, um den leyten Foo) nachzuholen. Mit diesen leßteren Lasten find wir für reichlich zwei Monate mit Proviant versehen, dazu 35 Ziegen; außerdem sind in dieser Gegend genügend Lebensmittel von den Eingeborenen zu bekommen. Die Station liegt etwa 100 km von der Küste entfernt in 300 m Höhe über dem Meere. :

Der allgemeine Gesundheitszustand ist ein guter. Morgen, den 27. Juni, werden ih und LTappenbeck mit 46 Lasten nah der Station abmarschieren, welhe ich in fünf bis sechs Tagen zu erreichen hoffe. Von da gehen die 20 Hilfsträger unter Be- deckung nach der Küste zurück. Wir werden jeßt in südlicher Richtung vorzudringen sowie einen der höchsten Gipfel des Gebirges zu besteigen suhen. Nach der mir bis jeßt bekannt gewordenen Kon- figuration der Bergketten \{heint ein Durhdringen nah dem Huongolf möglich, und habe ih daher gebeten, in etwa 11 Monaten ein Schiff dorthin zu entsenden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Portugal.

Durch Verfügung des Königlich yortugiesishen Ministeriums des Innern sind die Däfen der Insel Martinique für vom Gelb- fieber verseucht erklärt worden.

Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vom 30. August bis 5. September ein günstiger und die Sterblichkeit eine niedrige (von je 1000 Einwohnern Harden: aufs Jahr berechnet, 17,6). Infolge der im allgemeinen kühleren Temperatur der Luft, die in der Berichtswoche vorherrshte, kamen akute Darmkrankhbeiten seltener zum Vorschein und führten auch seltener als in der Vor- woche zum Tode. Immerhin erlagen denfelben noch 147 Personen gegen 152 der Vorwoche, fast nur Kinder im Alter unter 2 Jahren. Die Ss Todesfälle.an diesen Krankheitsformen wurden aus der diesseitigen Luisen- stadt und aus dem Wedding gemeldet. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit blieb fast die gleihe wie in der Vorwoche; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 79 Säuglinge. Dagegen wurden akute Entzündungen der Athmungsorgane etwas häufiger Todesursahen, auch kamen 2 Sterbefälle infolge von Grippe zur Meldung. Von den JIn- fektionskrankheiten zeigten sch Erkrankungen an Masern und Unterleibstyphus selten; Erkrankungen an Scharlah (am häufigsten in dem Stralauer Viertel) wurden in gleicher Zahl wie in der Vorwoche gemeldet, während Erkrankungen an Diphtherie in gesteigerter Zahl (am zahlreihsten aus der jenseitigen Luisenstadt und aus dem Stralauer Viertel) zur Anzeige gelangten. Er- krankungen an Kindbettfieber wurden 2 bekannt. Rosenartige Ent- zündungen des Zellgewebes der Haut blieben selten. Erkrankungen an Keuchhusten, die in 15 Fällen tödtlih endeten, gelangten wieder häufiger zur ärztlihen Behandlung, während rheumatishe Beschwerden mes Art keine wesentliße Veränderung in ihrem Vorkommen auf- wiesen.

Verdingungen im Auslande.

Italien. Stadtverwaltung von Pattada: Bau einer Trinkwasser-Leitung. Voranschlag 113 729 Frcs. Prov. Kaution 1000 Fres., def. 13 000 Pee L Zuschlag 10. Oktober, 3 Uhr. ortugal. 3. Oktober,. 12 Uhr. Königlich portugiesishe Eisenbahn - Gesell- schaft in Lissabon: Lieferung von Beleuchtungs - Apparaten und Ersaßstücken. Auskunft in den Bureaux der Gesfellshaft, 28 Rue de

Châteaudun, in Paris. î Rumänien.

5. Oktober, 3 Uhr. Rumänishe Eisenbahn-Verwaltung: Erd- arbeiten und Kunstbauten auf der Eisenbahnstrecke Rosiori—Zimnicea. Voranschlag 197 000 Fr. Ee

elgien.

30, September, Mittags. E zu Brüsfel: Lieferung für 1897 von Zubehörstücken zu Stahlf G R vom gewöhnlichen Profil Vignoles, nämli: 100 Weihen Nr. 1 und 220 id Nr. 2 ohne Weichenstellung, 120 Kreuzungen Nr. 2a mit Schienen von 6 m und Zwangsschienen von 2 m 65, 120 Nr. 3a mit Schienen von 6 m und Zwangsschienen von 2 m 70, 70 Nr. 4a mit Schienen von 6 m und Zwangsschienen von 2 m 60; Kaution 25 Fr. für jedes Stü. l :

Nächstens. Börse zu Brüssel, 114 Ubr: Vollständige Ein- richtung der elektrishen Beleuchtung auf der Station Arlon.

Nächstens. Börse zu Brüssel, 113 Uhr: Lieferung von Be- leuhtungsgegenständen für Mecheln: 1. Loos: 240 Petroleum-Lampen mit intensiver Leuhtkraft, 160 große Hängelampen ; 2. Loos : 150 große Laternen, 80 Laternen-Arme, 150 eiserne Träger für Lampen mit intensiver Leuchtkraft; 3. Loos: 160 Reflektoren für Laternen, 150 Lampenschirme für große Bange 130 Rauchverbrenner in emailliertem Eisenblech für große und kleine Hängelamþen; 4. Loos; 330 gewöhnlihe Armleuchter.

Verkehrs-Anstalten.

Die Besprehungen des Chefs des Kaiserlich russischen Poswelens, Generals von Petroff mit dem Staatssekretär des NReichs- Postamts Dr. von Stephan erstreckten u au auf Ver- besserungen im Packetpostverkehr und im Telegraphenwesen, sowie auf die wichtigeren der für den nächsten eltpostkongreß (in Washington 1897) in Vorbereitung begriffenen Anträge. General von Petroff ist nah St. Petersburg zurückgekehrt.

Der Fahrplan für die Strecken der Königlichen Eisen- bahn-Direktion zu Berlin vom 1. Oktober 1896 (jür die Ab- theilungen A, B und C: Stadtzüge, Stadtringzüge, Stadtzüge Grunewald Charlottenburg Nieder - Schönweide—Ioachimsthal Grünau und Vorortzüge 2c. tritt der Winterfahrplan erst am 16. Oktober ein) enthält gegenüber dem jepigen va folgende weiteren Aenderungen: A. eue Züge bezw. neue Anschlüsse: Auf dem Südring werden des Vormittags in jeder Nichtung 4 nur an Werktagen verkehrende und des Nachmittags in jeder Richtung 8 täglih verkehrende Züge neu eingelegt. Der Zug 858, ab Berlin Wannseebahn 12,12 Nachts, wird neu eingelegt. Die Züge 640 und 658, ab Berlin Wann- seebahnhof 7,00 und 8,00 Vormittags, werden von Zehlen- dorf bis Schlachtensee verlängert, desgleichen werden die Züge 841 und 859, an Berlin Wannseebahnhof 8,14 und 9,14 Vorm., bereits von Schlachtensee Rae B. Ausfallende A ge: Abth. 15b der Zug 812, ab Berlin Wannseebahnhof 8,22 Nachm., und der Zug 831, ab Zehlendorf 10,42 Nachm., fallen aus.

Bremen, 16. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Mater t Abi „Gs at i ane Se A e n der eser angekommen. er Postdan A 14. Sep- tember Abends auf der Weser angekommen. Der Reit Po a è von * ist am

22. September, 9 Uhr.

Oldenburg* hat am 14. September Nachmittags die Suez nah L fortgeseyt. Der Dampfer „Löwenb ur 13. September von Santos abgegangen. Der

„Fulda* hat am 15. September ormittag Pun

8 ta Delgad pasfiert. Der Reichs-Postdampfer „Sachsen * ist am 15. September orgens in Neapel angekommen. : -