1896 / 234 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 Oct 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Nichkamfkliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 1. Oktober.

Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plenar- Ps Vorher berieth der Ausschuß für Handel und erkehr.

Der Großherzoglich badishe Gesandte am hiesigen Aller- höchsten Fa von Jagemann is vom Urlaub nah Berlin urüdcgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder bernommen.

Der Großherzoglich hessishe Gesandte am hiesigen Aller- f ohen S Wirkliche Geheime Rath Dr. von Neidhardt ijt vom Urlaub nah Berlin zurückgckehrt und hat die Ge- schäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich Jähsishe Wirklihe Geheime Rath Dr. von Heerwart ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt.

Nach telegraphischen Meldungen an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Sto\ch“, Kommandant Kapitän zur See Thiele, heute in Portsmouth (England) angekommen und beabsichtigt, am 2. Oktober nach Lissabon in See zu gehen ; S. M. S. „Falke“, Kommandant Korvetten-Kapitän Krieg, ist heute von Sydney nah Apia in See gegangen.

Reuß j. L.

Der Landrath, Geheime Regierurgs:Nath Graesel ist zum dritten stimmführenden Mitglied des Ministeriums sowie um Vorstand der Ministerial: Abtheilungen für die Justiz und für Kirchen- und Schulangelegenheiten unter Verleihung des Prädikats „Staatsrath“ ernannt worden.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser und König trifft heute Nachmittag in Budapest ein und wird bis zum 4. Oktober, an welchem Tage die neuerbaute Franz Josephs-Brücke über die Donau feierlich eröffnet werden wird, daselbst verbleiben.

Der König und die Königin von Dänemark sind gestern Nachmittag in Gmunden eingetroffen.

Das Wiener „Fremdenblatt“ schreibt :

Die f{chwungvollen Worte des Königs von Rumänien bei dem Galadiner (siehe unter Rumänien“) zeigen, daß das enge, freund- \chaftliche Verhältniß zwischen Oesterreih-Ungarn und Rumänten als dauernd anzusehen ist. ODesterreih-,Ungarn if eine Friedenêmacht. Alle Opfer für die Kräftigung der Wehrmaht sind Opfer für die Erhaltung eines Friedensbollwerkes, Das Blatt woeist ferner auf den Kulturaufschwung an der unteren Donau bin und \{chließt: Die Hochachtung für tas Fürftenpaar, dessen Name unzer- trennlich von der Geschi(te Ost-Eurcpas sei, sei in Oesterreich- Ungarn, wo das Freundschaftsgefühl für die rumänische Nation ganz feste Wurzeln geschlagen habe, eine allseitige.

Der dem Abgeordnetenhause heute vorgelegte Vor- anschlag für den Staatshaushalt im Jahre 1897 weist ein Gesammterforderniß von 692 161 183 Fl. und eine Gesammt- bédeckung von 692703 959 Fl., mithin einen Uebershuß von 542776 Fl. auf, währcnd für das Jahr 1896 unter Berücksichti-

ung der geseßlich bewilligten Nachtragskredite die Ausgaben mit 665 271 778 Fl., die Einnahmen mit 666 006 190 Fl. und der Ueberschutz mit 734 412 Fl. präliminicrt waren, resultiert für das Jahr 1897 ein um 191 636 Fl. geringerer Ueberschuß.

Jm weiteren Verlauf der gestrigen Sißung des un gari- chenOberhauses wurde der Geseßzentwurf über die Zuständig- keit des Obersten Gerichts in Wahlangelegenheiten im all- emcinen angenommen. Bei der Einzelberathung beantragte Graf Ferdinand Zich y die Streichung des Kanzelparagraphen. Dieser Antrag wurde von der Mehrheit angenommen und hierauf die Sißung geschlossen.

Die Grundsteinlegung zu dem Denkmal des Königs Matthias Corvinus hat gestern in feierliher Weise in Klausenburg stattgefunden. Dic Feslrede hielt der Abgeordnete Alexander Hegedics. Der Minister für die Landes- vertheidigung Baron Féjervary gab im Namen des Königs der Freude darüber Ausdruck, daß die Stadt Klausenburg die erhabene Jdee aufgegriffen habe und dem ruhmvollen König in ihrer Mitte eine Statue errihte. Hierauf entbot der Minister a latere Baron Josika der Stadt den Gruß der ungarischen Regierung und führte aus, daß für die Statue des großen Königs sich kein œwürdigerer Play im Lande finde, als die Stadt Klausenburg. Die Neden wurden mit lautem Beifall aufgenommen.

Großbritannien und Jrland.

Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sowie die Königin Victoria begaben sich n Dejeuner von Balmoral nach Mar Lodge, wo Jhre Majestäten von dem Herzog und der Herzogin von Fife sowie der Prinzessin von Wales und den Prinzessinnen Victoria und Maud empfangen wurden. Eine aus 70 Mann und den Dudelsackspielern des Regiments p igh- [anders bestehende Ehrenwache war vor Mar Lodge aufgestellt. Am Nachmittag kehrten die Majestäten nah Balmoral zurü.

Die Staatseinkünfte des vergangenen Vierteljahrs eigen eine Abnahme von 365 129 Pfd. Sterl. gegenüber dem- Eihen Vierteljahr 18956. Die Verminderung betrifft haupt-

sächlich die Accise und Zölle.

Frankreich.

An der Parade in Châlons wird auch eine Brigade Marine-Jnfanterie theilnehmen. 4 Die meisten Pariser Blätter begrüßen den Abschluß des italienish-tunesischen E I mit Genug- thuung und geben der Hoffnung Ausdruck, daß derselbe zu einer endgültigen Annäherung zwischen Frankreih und Jtalien guf wirthschafstlichem Gebiete führen werde.

Rußland.

Wie dem „W. T. B.“ aus Warschau von gestern ge- meldet wird, konstatiert das neueste, über das Befinden des Grafen Schuwalow veröffentlihte Bulletin das Auftreten von Symptomen einer Shwäche der Herzthätigkeit.

Ftalien.

Wie die „Agcnzia Stefani“ aus Paris erfährt, bestehen die gestern zwishen Jtalien und Tunis abgeschlossenen Vereinbarungen aus einem Handels- und Shiff- fahrtsvertrag, einer Konvention, betreffend die Konsulate und Niederlassungen, ferner einer Kon- vention über Ausweisungen und zwei Artikeln, welche spezielle Punkte behandeln. Jn diesen Vereinbarungen wird der status quo für die Einrichtung italienisher Schulen im Lande Tunis sowie für die Einrichtung des italienischen Hospitals und der italienishen Schulen in der Stadt Tunis aufrecht erhalten. Ebenso wird die juristishe Person der italienischen Vereine und der anderen Jnstitutionen aufrecht erhalten ; die Nationalitäten- fragen werden noch weiter durch Geseß geregelt werden. Jn ¿ivilrechtliher Beziehung wird die Gleichberechtigung der Jtaliener mit den Angehörigen der meistbegünjtigten Staaten, ausgenommen die Franzosen, anerkannt. Weiter ist den Jtalienern in Tunis die freie Ausübung von Handel, Industrie, Künsten, P aller Art und der status quo für die freie Ausübung der Fischerei und Handelsschiffahrt garantiert, sowie der italienishen Schiffahrt eine spezielle An- wendung der Zolltarife zugestanden. Jn der Feststellung der Behandlung als meistbegünstigte Nation ist ein eventuell speziel für Frankreih reserviertes System nicht enthalten. Jtalienishe Jmport-Artikel werden außerhalb der Bchand- lung nah dem Meistbegünstigungssystem einem höheren Zoll- saße unterworfen werden als dem franzöfifchei Minimaltarif. Die übrigen Vereinbarungen regeln in allgemein üblicher Form mindcr wichtige Punkte, betreffend Handel, Schiffahrt, Behandlung der wechselseitigen Unterthanen bezüglih der Niederlassungen und des Handelsbetriebs und die Ausweisung von Verbrechern. Die Dauer des Vertrags ist auf 9 Jahre festgeseßt. L :

Die gestrigen römishen Abendblätter bcsprehen den italienish-tunesischen Vertrag, äußern ihre Genug- thuung über denselben und geben dem Wunsche Ausdruck, daß der Vertrag zu ciner befriedigenden Lösung der übrigen zwischen Jtalien und Frankreih s{chwebenden Fragen führen möge. Die Blätter der Oppositionspartei machen allerlei kritishe Bemerkungen zu dem Vertrage.

Belgien.

Die Nachricht, daß der Baron d’Hanis vom König der Belgier als dem Souverän des unabhängigen Cong o- staats die Anweisung erhalten habe, eine Reihe von Punkten am Nil zu besezen, wird für unbegründet erklärt.

Türkei.

Die „Morning Posi“ erfährt aus Konstantinopel, der Sultan habe dem Fürsten von Montenegio cinen großen Dampfer zum Geschenk gemacht.

Der „Times“ zufolge wird nach dem Anschlage des Budgetcomités das Defizit für das laufende Jahr 1 000 000 türk. Pfund nicht übersteigen.

Der „Politishen Korrespondenz“ wird aus Rom ge-

meldet, verläßliche, dort aus Konstantinopel eingetroffene |

Berichte stellten cine Besserung der politischen Lage in Der Turlel fell, die leitenden . trlichen Kreise

der aufgeregten Gemüther beizutragen. Die unter dem Vorsip Schakir Pascha’'s tagende Kommission habe, türkisher Quelle zufolge, bisher 580 Armenier aus der Haft entlassen. Die „Daily News“ erfahren aus Konstantinopel, der cnglishe Konsul Hampson, der über Erzerum aus Musch angekommen sei, berihte, an den genannten Orten besscre sih die Lage dark der Haltung der führenden türkischen Kreise, die keincrlei Meßeleien mehr haben wollten.

Jn Athen eingegangenen Nachrichten zufolge hätten in den leßten Tagen in Macedonien mehrere Zusammen- stöße zwishen Truppen und Aufständischen stattgefunden ;: am bedeutendsten sci der Zusammenstoß bei Serona (?) gewesen.

Griechenland.

Der Khedive ist am Dienstag in Zante eingetroffen und Abends an Bord der „Mahrussa“ nah Alexandrien abgereist.

Der „Hestia“ zufolge hat die Regierung beschlossen, das Kanonenboot „Alpheios“ als Stations\schiff nah Konstan ti- nopel zu senden. ; S f

Das halbamtliche Blatt „Proia“ spriht sich scharf über die armenishen Flüchtlinge aus und räth ihnen, sich entschieden von jeder Bewegung fernzuhalten, die die Be- ziehungen Griechenlands zu den benahbarten Staaten trüben

könne. Rumänien.

Der von dem König von Rumänien bei dem Gala- diner in Bukarest am Montag ausgebrachte Toast auf den Katser von Vesterreich hatte, dem „W. S. B.“ zufolge, folgenden Wortlaut: -

„Eure Majestät wollen mir erlauben, Ihnen unsere tiefe Dank - barkeit auszusprehen für den hohen Besuch, welhen Sie uns zu machen die Güte haben. Die Begeisterung, mit welcher die Haupt- stadt Eure Majestät empfangen hat, findet etnmüthigen Widerhall im ganzen Lande, das stolz ist auf die Freundschaft, mit welher Eure Majestät es beehrt. Die Gegenwart Eurer Majestät unter uns is ein wahres Nationalfest und erhöht auf glänzende Weise den Werth, den Cure Majestät dem jungen König- reich an der unteren Donau beilegt, das, geehrt durh Eurer Majestät Gegenwart, die Zukunft als“ zwischen uzseren Staaten fest- gestelt ansieht. Wir begrüßen daher den Besuch Eurer Majestät als ein Ereigniß von hoher Bedeutung, und wir hegen heiße Wünsche, daß die Vorsehung Eurer Majestät etne lange uvnd friediihe Regierung gewähre, nicht bloß für das Glüdck Ihres mächtigen Reiches, fordern auh für uns, die wir für (&ure Majestät die tiefste Verehrung empsinden und die wir Jhre hohe Weisheit bewundern. In dieser Empfindung eins mit meinem Volke, erhebe ich mein Glas auf die Gesundheit Eurer Majestät und diejenige der Kaiserin. Seine Majestät der Kaiser von Oesterreich und König von Ungarn lebe hoh!“

Der Kaiser von Desterreich verbrachte gestern in Sinaja den ganzen A im engen Kreise der Königlichen

amilie. Außer den uiten der Monarchen und des rinzen und der Prinzessin Ferdinand von Rumänien wurden im Schloß nur der Minister -Präsident Sturdza

und der Administrations-Nath der Königlichen Domänen Linderow empfangen. Gegen 10 Uhr unternahm

der Kaiser eine S PoU ael durh die Straßen voir Sinaja und später mit dem König, der Königin, dem Prinzen und der Prinzessin Ferdinand sowie deren S e einen Ausflug in das Gebirge, auf welchem au das S loß Foisnor des Prinzen Ferdinand besuht wurde. Die Rückkehr nah Schloß Pelesch erfolgte um 41/5 Uhr. Abends fand daselbst ein Diner im engeren Kreise statt. Daran {loß sich eine Soirée, zu der die Minister mit ihren Damen, die Mitglieder der österreichish-ungarishen Gesandtschaft, der rumänishe Gesandte in Wien E. Ghika, der rumänische Gesandte in Paris G. Ghika und der diplomatishe Agent Rumäniens in Sofia A. Ghika Einladungen erhalten hatten. Abends gegen 10 Uhr begaben si der Kaiser Franz Joseph, der König und die Königin, sowie der Prinz Ferdinand nah dem Bahnhofe. Jn zwei Wagen folgten der österreichisch: ungarische Minilier des Aeußern Graf Goluchowski und der rumänische Minister-Präsident Sturdza. Die Höhen der umliegenden Berge waren von Jägern beseßt, welche brennende Fackeln trugen. Die Fahrstraße war durch bengalisches Feuer erleuchtet, der Bahnhof in glänzender Weise durh Lichter, Lampions und venetianische Laternen illuminiert. Der Empfangssalon war in den rumä- nischen Farben geshmückt. Auf dem Bahnhof erwarteten bereits sämmtliche Minister, die Vertreter der BE und Militärbehörden und die anwesenden rumänischen Diplomaten die Ankunft der Allerhöchsten Herrschaften. Schon von ferne kündete Musik das Nahen der Majestäten an, Allerhöhstwelche unter den Klängen der österreihishen Nationalhymne den Perron betraten. Die Monarchen schritten alsdann die Front der aufgestellten Ehrenkompagnie ab. Um 10 Uhr verab- schiedeten sich ‘die beiden Herrscher. Der Kaiser Franz Joseph umarmte dreimal den König Carl, sodann den Prinzen Ferdinand und bestieg den Waggon, gefolgt von dem Miniitcr des Auswärtigen Grafen Goluchowski, dem General-Adjutanten Grafen Paar, dem Chef des Generalstabs und Feldzeugmeister Freiherrn von Beck. Unter den Hurrahrufen des Publikums jeßte sih der Zug in Bewegung. Jn Predeal wurde der rumänische Zug gegen einen ungarischen ausgewechselt.

Bulgarien, Der Fürst Ferdinand ist heute früh aus dem Manöver- terrain nah Sofia zurückgekehrt.

Afien.

Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Simla gemeldet: Jnfolge der hohen Kornpreise, welhe durh die anhaltende Dürre veranlaßt sind, fanden Volksaufläufe in Agra, Cawnpur, Nagpur statt. Jn Delhi nahmen dieselben einen ernsten Charakter an, sodaß das Militär den Befehl bekam, sich bereit zu halten.

Nach einer in Madrid eingetroffenen amtlihen Depesche aus Manila versuchten die Aufitändischen in die Provinz Batangas einzufallen, wurden aber mit vielen Verlusten zurücgeshlagen. Eine andere Abtheilung Aufständischer wurde bei Canita von den spanishen Truppen besiegt und in die Flucht geschlagen.

Afrika.

Die „Agence Havas“ berichtet aus Tanger, die britische Regierung habe vom Sultan die Ermähtigung zur An- legung eines Kohlenlagers in Pontons auf der Rhcde von Tanger crhalten.

Das „Reuter’she Bureau“ erfährt, für dieses Jahr sei Tan Weiteres Borruden Uber die Provin Dongola hinaus geplant, Dieselbe werde ihrem ganzen Umfange nah bescht bleiben. Dauernde Garnisonen würden

shicnen entschlossen, das WMöglichste zur Beruhigung | in Korti und El- Debbe errihtet werden; in diesen

| Orten solle auch eine eqyptishe Brigade stationiert werden.

Die bewaffneten Dampfer würden auf dem Flusse den Sicherheitsdienst versehen, um ein Vordringen des Feindes zu verhindern. Es sei beabsichtigt, die Verwaltung der Provinz Dongola zu organisieren und zu diesem Zwecke englishe und egyptishe Beamte zu ernennen. Der Oberst Nundle werde voraussihtlich zum Kommandanten von Dongola ernannt werden. Britishe Truppen würden in der Front nicht verbleiben, mit Ausnahme der für die Maximgeschüße crforderlichen Artilleristen und einiger Mannschaften vom

Genie. Die Eisenbahn solle bis nah Kaibar am dritten

Katarakt nördlih von Dongola vollendet werden.

Aus Suakin wird demselben Bureau gemeldet, es ver- laute daselbst, daß unter den Parteigängern des Khalifen Uneinigkeit herrshe. Infolge dessen trügen die Emire Sorge, stets von ihren eigenen Leuten umgeben zu sein. Der Einfluß des Khalifen sei bedeutend im Ab- nehmen. Der Khalif fürhte den Vormarsch der egyptischen Truppen auf Omdurman.

Der „Times“ wird aus Sansibar vom 29. v. M. be- rihtet, der Sultan sei willens, cinen Appellhof mit einem englishen Richter als Präsidenten zu errihten, wenn die übrigen Mächte die Konsulargerihte abschafften Zwischen dem Sultan und seinen britishen Rathgebern bestehe völliges Einvernehmen.

Nr. 40 der „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesunt- heitsamts* vom 30, September hat folgenden Inhalt: Gesund- heitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maß- regeln gegen Pest. Gesundheitswesen in Dresden, 1894, Desgl. in Elsaß-Lothringen, 1894/95, Geburten und Todesfälle im Staat Miaine, 1893, Gesetzgebung u. \. w. (Desterreih.) Viehtransporte. (Jtalien.) Experimentelle Hygiene und Gesundbeitstehnik. Arzneitoxe. N Mineralwässer. Diphtheriekranke. Zahnärzte. (Großbritannien.) Viehseuhen. (Belgien.) Kakao und Chokolade. (VNicderlande.) Viebseuchen. Vereinigte Staaten von Amerika.) Rindfleish. (Neu-Süd-Wales,) Vieheinfuhr. Gang der Thierseuchen in Frankreich, 2. Vierteljahr. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuhen. (Preuß. Reg.-Bezixke Bromberg, Oppeln, Düsseldorf.) Bayern. Serbien. Vermischtes. Deutsche Hospitäler des Auslandes, 1895/96, (Preußen, Hamburg, Oester- reih.) Geheimmittel. (Berlin.) Volksbädér, 1888/89 bis 1895/96. (Westfalen.) Heilslätte für E (ggen, Knapp- shaftsvereine, 1895. JInfektionskränkhciten in Hamburg und Moskau, 1895. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mebr Einwohnern, Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl, in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung, Grundwasserstand und Bodenwärme in Berlin und

München, August.

Statistik und Volkswirthschaft.

Invaliditäts- und Altersversiher ung.

In Cassel haben sich Vertreter fas aller Fnvaliditäts-- und Altersversiherungsanstalten des Deutschen Reichs zur Berathung über den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung von Arbeiterversicherungs- geseßen, versammelt und, wie „W. T. B.“ mittheilt, folgende Er- Tlärungen einstimmig angenommen: 1) Die in dem Entwurf eines Geseßes zur Abänderung von Arbeiterversiherungsgesetzen ent- haltenen Bestimmungen, welche auf eine Veränderung in der Aussihtsführung über die Versicherungéanstalten hinzielen, {ind geeignet, das für tie Durhsührung der Väersiherung bedeutungs- volle Selbstverwaltungërccht und die Selbständigkeit der Versicherungs- anstalten zu vernichten. 2) Die geltenden Bestimmungen, wonach {ih die Aufsicht lediglich auf die Befolgung der geseßlichen und \tatuta- rishen Vorschriften beschränkt, und die bisherigen Aufsichtsinstanzen find ausreihend, um eine wirksame Aufsicht über die Versicherungs- anstalten zu führen. 3) Die in dem Gesetentwurf vor- geschene Erweiterung der Befugnisse des Staattkornmissars wind den Geschäftsgang bei den Versicherungsanstalten er- {weren und verlangsamen. Die betreffenden Bestimmungen ent- halten den Keim zu fortgeseßten Reibungen und Zwistigkeiten zwischen dem Staatskommissar und den Versicherungsanstalten. Das Institut des Staatskommissars ist entbehrlih. 4) Für Bildung von Sektionen bei den Versicherungéanstalten fehlt jede Veranlassung. Eine der- artige Maßregel würde nur geeignet sein, die Durhführung der Ver- fiherung zu ershweren und zu vertheuern.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Köln wird den Zeitungen berichtet, die Direktion ter Kölnischen Baumwollspinnerei habe sih jeßt bereit erklärt, das Gewerbegeriht als Einigungsamt anzunehmen (vgl. Nr. 231 d. Bl.).

Aus Aachen wird ter „Frkf. Ztg.* gemeldet: Jn den letzten Tagen haben als Einleitung zur Einführung des Zweistuhl- \fystems auh in den Webereien von Aachen und Burtscheid wieder- hoit Konferenzen von Fabrikanten mit Vertrauensmännern ter Weber, den Vorsitzenden des katholishen Arbeitervereins und des katholischen Weberverbandes unter dem Vorsiß des Königlichen Gewerberaths \tattgefunden. Die Konferenzen hatten in erster Linie den Zwecl, den Webern dur ihre Vertrauensmänner klar zu machen, daß die Einführung des Zweiftuhlsystems unerläßlich sei und die Weber bei weitem nicht so sehr schädige, wie diese annähmen. In M.-Glad- bach und in Düsseldorf sei, so wurde angeführt, das Zweistuhlsystem schon längst eingeführt. Die Fabrikanten beabsitigen, durch die Konferenzen vor allem einen allgemeinen Ausstand der gesammten Weber bei Einführung des Zweistuhlsystems zu verhüten.

In Döôlau bei Greiz find einer Mittheilung des , Vorwärts“ zufolge die Weber der mechanishen Weberei von Hermann Weber seit dem 27. Septimber wegen Lohnkürzung aus|ändig.

In Wien hat gestern Abend, wie „W. T. B.“ meldet, eine zahlreih besuwte Versammlung der ausständigen Arbeiter der Staatseiseubahngesellshaft beshlossen, den Ausstand in Wien und Prag fortzusetzen.

In Dux wurde, einer Prager Meldung des „W. T. B.* zu- folge, der Aus ftand der Bergarbeiter durh anarchistishze Ein- griffe vorbercitet, sodaß die Arbeiter, ohne eigentlihe Forderungen zu stellen, die Arbeit eingestellt haben. Eine 50 Mann starke Truppe zieht von Schacht zu Schacht, um die Arbeiter unter Androhung von Gewalt zur Einstellung der Arbeit zu zwingen. Jn Osfegg nahmen die Arbeiter eine bedrohlihe Haltung an und zer- trümmerten Fenster. In zahlreihen Schachten fand Eixstellung der Arbeit infolge der Einshüchterung der Arbeiter statt. Jm Betricbe befindlihe Schachte suchten den Schutz der Behörden nah, welcher auch gewährt wurde. Für militärishe Unterstüßung wurde gesorgt. Bis Dienstag Avend wurden 9 Verhaftungen vorgenommen. Aus Komotau wird berichtet, daß im Brürer Revier zahlreiche Arbeits- einstellungen stattgefunden haben ; die Zahl der Austtändigen betrug gestern im Ganzen 2500. -— In Uebereinstimmung hiermit wird der „Voss. Ztg.“ aus Prag telegraphiert: Der Ausstand der zordbôhmishen Kohlenarbeiter stellt sih nicht als eine Lohnbewegung dar, da bisher keine Forderungen erhoben worden sind, sondern ex1- fcheint als das Werk auswärtiger Agitatoren. Angeblih wünschen die Arbeiter, daß die Bruderlade des ganzen Kohlenbeckens verstaatlicht werde. Auf den Brucher Kohlenwerken versuchtcn die Ausständigen gestern, den Morißshaht zu stürmen, wurden aber zurück- geworfen. —. Ferner liegen über -den böhmischen Berg- arbeiteraus\stand folgende Meldungen des „W. T. B.“ vor: Einer Bekanntmachung der Bezirkshauptmannschaft zufolge wird, wie aus Dux berichtet wird, jedem setnem WLerufe nahgehenden Arbeiter bei einem ctwaigen Versuch, ihn daran gewaltsam zu verhindern, der aus8giebigste Schuß der Staatsbehörden zugesichert, andererseits wird die Bestrafung aller Unruhestifter angedroht, und \{ließlich werden die Arbeiter aufgefordert, sich aller Anfammlungen zu enthalten. Zwei Bataillone Infanterie und 14 Eskadron Kavallerie find im Auéstandsgebiet eingetroffen und haben NRuhbestöcungen, die angedroht waren, vorgebeugt. Im Laufe des gestrigen Tages sind zwei Dritttheile der Belegschaft im Robert-Schaht bei Komotau, 80 Mann stark, ausgefahren. Die Belegshaft des Guido- Schachtes klei Nieder-Georgenthal, etwa 400 Mann ftark, hat die Arbeit eingestellt. Aus Tepliß und Kaaden sind beruhigende Nach- richten eingetroffen. Aus Brüx wird gemeldet: Die vorlette Nacht verlief im Brüxer Bergwerksbezirk ohne Störung. Die Än- fahrt der gestrigen Tagesschihten unterblieb auf drei Schächten in Kopiß, Brüx und Triebshiß; auf allen übrigen Werkcn war der Betrieb nahezu normal. :

Aus Brüssel wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben, daß die dortigen Tischler- und Zimmermeister gestern einstimmig be- {chlossen haben, allen Forderungen der ausständigen Arbeiter nachdrücklichen Widerstand entgegenzusegzen.

Aus Montreal meldet ,„W. T. B.“ vom gestrigen Tage nah dem „R. B.“: Die Beamten der canadischen Pacificbahn er- warten noch heute die Beendigung der Arbeiiseinstellung, jedoch be- wahren beite Parteien eine entschiedene Haltung.

Kunst und Wissenschaft.

In Le ipzig ist gestern, wie das „Lpz. Tagebl.“ meldet, der Mathe- matiker 1:nd Philofoph, Professor Dr. Véoriß Wilhelm Drobisch im Alter von 94 Jahren gestorben. Drodbish wurde ebenda am 16. August 1802 geboren, wo er auch seit 1820 studierte und sich 1824 an der Universität habilitierte. Er erhielt 1826 die außer- ordentlihe, 1842 die ordentlihe Professur der Philosophie. Won 1826 bis 1868 war er zuglei ordentlicher Professor der Mathematik. Seit 1886 hielt er feine Vorlesurgen mehr. Schriftstellerish be- thäâtigte sich der V:rstorbene durch Herausgabe einer Anzahl von Schriften philosophishen und mathematischen Fnhalts.

, Von den drei Bechern, aus denen der Kaiser Franz Joseph und die Könige von Numänien und Serbien unmittelbar nach der feierlichen Eröffnung des neuen Kanals am Eisernen Thor bei dem Frühstück auf dem Dampfer „I. Ferencz Jozsef“ tranfen, und die die ungarisdhe Regierung hatte herstellen lassen, giebt der „Pester Lloyd“ eine Be- \chreibung, der Folgendes entnonmen sei. Die drei Becher ruhten in prächtigen weißen Maroquin-Futteralen, die, innen mit {warzer Seide ausgeshlagen und mit vergoldeten Schlössern versehen, vorn in reizender Ausführung das ungarishe Staatswappen zeigen. Die Becher selbst find aus vierzehnkarätigem Gold und verewigen in kunstvoller allegorisher Darstellung zwei bedeutsame Thatsachen : auf der einen Seite die Landnahme (896), auf der anderen Seite den feierlichen Akt der Eröffnung des Eisernen Thors (1896). Beide Allegorten find en relief in ahtzehnkarätigem Gold ausgeführt. Das eine Bild zeigt die Gestalt Arpád’s, des Begründers der ungari- schen Heimath, mit den Führern des Volks, von dem neuen Vaterlande Besiy ergreifend, das andere die Spiegelflähe der Donauy, ein Lootsenboot im Vordergrunde, einen Berge rückenden Nautilus im Fond und darüber einen Engel, der Rosen auf die

Sruthen streut. Die beiden Reliefs sind einerseits getrennt durch den ext des Berliner Vertrags, der Oesterreih-Ungarn die Erschließung des Gifernen Thors überträgt, andererseits durh den Tert des Gesetz- ee mit dem Ungarn die Durhführung der großen Aufgabe übernahm.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Aus den „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts*, Nr. 40 vom 30. September.

Cholera.

Egyten. Vom 6. bis 12. September wurden in Alexandrien 11 Erkrankungen (und 11 Todesfälle) festgestellt, vom 1. bis 7. Sep- tember in Kairo 45 (166), in den Bezirken Beba 42 (15), Abu Dig 21 (94), Sohag 16 (62), Guergueh 68 (115), Tama 53 (48), El-Baliana 26 (36), außerdem in 32 verschiedenen Städten und Bezirken 63 (154). Die Gesammtzahl der bis zum 11. Sep- tember angezeigten Cholerafälle betrug in Egypten 20 954 (17 449), in Alexandrien 1063 (£202).

Ostindien. Kalkutta. Vom 2. bis 22. August starben 4, 9 und 2 Personen an Cholera, 2 an Pocken und 191 bezw. 148 und 172 an Fiebern.

Pest,

British-Ostindien. In Bombay ift einer Mittheilung

vom 26. September zufolge die Seuche aufgetreten. Gelbfieber.

In Nio de Janeiro wurden den „Public health reports“ zufolge vom 19. Juli bis 1. August 8 Todesfälle angezeigt. Auf Cuba hat die Seuhe in Havanna und Santiago eine größere Verbreitung unter der Zivil- und Militärbevölkerung angenommen. In Havanna wurden vom 21. bis 27. August 71 Todesfälle (bet ungefähr 200 Erkrankungen) festgestellt, in Cienfuegos vom 17. bis 23. August 10, in Matanzas vom 20. bis 26. August 22, in Sagua la Grande vom 9. bis 22, August 25 (190), in e A vom 16. bis 22. August 22, in Manzanillo in der ¿weiten Julihälfte 8. Jn den ersten Tagen des Monats August wurden auf Martinique in Fort de France außer 2 Todes- fällen 2 verdächtige Erkrankungen gemeldet, ferner in der Zeit vom 16. bis 22. August in Panama 1 Todesfall.

Verschiedene Erkrankungen.

_ Pocken: Odessa und St. Petersburg je 2, Warschau 8 Todes- fälle; Paris 8, St. Petersburg 6 Erkrankungen ; Flecktyphus: St. Petersburg 5 Erkrankungen; Rückfallfieber: St. Petersburg 14 Erkrankungen; Genickstarre: Moskau 4 Todesfälle. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutshen Berichtsorte 1881/90: 1,30%): in Lübeck Erkrankungen kamen vor in Berlin 31, Breslau 20, ‘in den Negierungsbezirken Aachen 223, Arnbberg 161, Düssel- dorf 168, Königsberg 146, Posen 135, Schleswig 123, Wies- baden 113, in Hamburg 25, Wien 27 an Swarlach (1881/90 : 1,39 0/0): in Bohum Erkrankungen sind gemeldet in Berlin 40, Breslau 24, Budapest 25, Edinburg 60, London 453 (Krankenhäuser), Paris 42, St. Petersburg 54, Wien 36 an Diphterie und Croup (1881/90: 4,49 0/): in M.-Gladbach und Gera Erkrankungen wurden angezeigt in Berlin 87, London 103 (Krankenhäuser), Paris 46, St. Petersburg 92, Wien 48 an Unterleibstyphus (1881/90: 1,09%): in Nostock Erkran- Ongey oigen vor in Christiania 51, Paris 34, St. Peters- urg 182.

München, 30. September. Infolge erneuten Auftretens der Schweinepest in Oesterreih-ÜUngarn verbot der Minister des Innern, wie ,W. T. B.* meldet, vom 10. Oktober ab die Einfuhr von Schweinen aus Oesterreih in die Schlathöfe von München, Nürnberg und Fürth.

Handel und Gewerbe.

Jn dem am 15. v. M. von uns veröffentlichten Zirkular des russishen Zolldepartements vom 3. September /22. August d. J., Nr. 17187, betreffend die Tarifierung von Waaren, befindet sich unter Nr. 4 daselbst ein aus dem russishen Urtext übergegangener Dru- fehler. Buntfarbige Glasperlen auf Fäden sind nicht nah Artikel 212 Punkt 2 des Zolltarifs, fondern nah Ar- tikel 214 Punkt 2 zu verzollen.

Uebrigens ist in dem im „Deutschen Handels-Archiv“ von 1895, Band 1 Seite 129, veröffentlichten Zollzirkalar vom 20./8. November 1894, Nr. 20969, unter Nr. 6 daselbst verschentlih „Artikel 214 Punkt 2“ gedruckt worden, anstait, wie das Zollzirkular bestimmte, „Artikel 214 Punkt 1“.

Glasperlen werden also jeßt in Rußland nach Artikel 214 Punkt 2 mit 50 Kopeken per Pfund (20 Rubel per Pud) anstatt nah Punkt 1 des genannten Artikels mit 5 Rubeln per Pud verzollt.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. __An der Ruÿr sind am 30. v. M. gestellt 12 650, nicht rehtzeitig gestelit keine Wagen. In Oberschlesien sind am 30, v. M, gestellt 4539, nicht reht- zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgeriht T Berlin standea am 30, September die AG Ee ANen Grundstücke zur Versteigerung: Usedomstraße 21, dem Maurermeister L. Schmahl gehörig; Fläche 15,35 a; Nuzungswerth 22900 #4; für das Meistgebot von 330 009 6 wurde der Baumeister Eduard de Grain, Usedom- straße 8 a, Ersteher. Böcckhst raße 47/48, dem Kaufmann Eri ch Callenbach gehöug; Fläche 14,19 a, Nußungswerth 24400 ; Meistbietender blieb der Rentier Rudolf Schôpke, Köpniter- straße 114, mit dem Gebot von 351000 A Aufgehoben wurde das Verfahren wegen des Grundstücks Novalisstraße 2, dem Kaufmann Reinh. Seelig gehörig.

Beim Königlichen Amtsgeriht Il Berlin standen die nabezeihneten Grundstücke z11r Versteigerung: Grundstück zu N eu - Weißensee, Charlottenburgerstraße 98, dem Molkereibesizer Lu d- wig Meschke und dessen Chefrau Auguste, geb. Blankenburg, gehörig; Flächenraum 4.74 a; Nußungswerth zur Gebäudesteuer 1165 A; Meistbietende blieb Frau Kaufmann Schumb zu Char- lottenburg, mit dem Gebot von 150 000 A Grundstück zu Pankow, angeblih Florastraße 62 belegen, dem Ingenieur Paul L rsstt zu Berlin gehörig; Flächenraum 10,1 a; Nußungswerth zur

ebäudesteuer 5300 4; Meistbietender blieb der Kaufmann Ernst Bücking zu Berlin, Zorndorferstraße 2, mit dem Gebot von 113 200 A Grundstück zu Weißensee, angeblih am Heiners- dorfer Wege belegen, dem Polizei-Jnspektor a. D. Carl Oryon zu Berlin gehörig ; äSentaim 8,33 a; Nußungswerth nicht angegeben ; Meistbietender tlieb der Rentier Hermann Hahn zu Charlottenburg, Bismarckstraße 85, mit dem Gebot von 3000 « Grundftück zu Sie E Jägerstraße 14, dem Pensionär Karl

eiter qu roß-Lichterfelde gehörig; lächenraum 7,33 a; Nußungswerth zur Gebäudesteuer 2190 (A; Meistbietende blieb die Preußische Immobilien-Actien-Bank in Liquidation zu Berlin mit dem Gebot von 6800 4

Berlin, 30. September. (Bericht der ständigen Deputation der Dee Cavere auten über den Wollhandel im Monat September.) Der frühere |{chleppende E in deutshen Wollen über- trug sih au auf den abgelaufenen Monat. Bei weiterem Entgegen- kommen der Eigner wurde doch nur zur Deckung des dringendsten

Bedarfs gekauft, da Käufer wohl die Eröffnung der in d i Merl begonnenen Auktionen für überseeishe Wollen in Antwede London und Australien abzuwarten {chienen. Während die Auktion in Antwerpen, am 15, bis 19. d. M., einen Preisabschlag von 7 bis

8 9/0 gegen lebte Juni-Preise bei Zurückhaltung der Käufer brate, er«

öffnete die Londoner, am 22. d. M,, bei zahlreicher Käuferzahl und ziemli

lebhafter BOCOAE Gute Merino-Wollen und Cay eia ie erzielten ungefähr Jult-Preise, alle übrigen Sorten bis 5 0/, darunter, bei festem, unverändertem Verlauf. Troßdem ist für unsere Wollen

‘bis heute keine stärkere Nachfrage eingetreten. Es wurden im Sep-

tember etwa 2300 Ztr. Rückenwäshen und etwa 2900 Ztr. unge- washene Wollen verkauft. Für Kolonialwollen war mit ge- ringen Unterbrehungen während des ganzen Monats etwas Frage vorhanden; die Umsäße belaufen sich auf zusammen 3500 Ballen davon 3 Kap-, 5 Buenos Aires- und australishe Wolle zu kaum behaupteten Preijen.

In der gestrigen Sißung des Aufsichtsraths der Deutschen Bank in Berlin wurde, wie „W. T. B.* meldet, über vie ui ehabte Revision und die Resultate des ersten Semesters berichtet. ie Verminderung der Börsenthätigkeit hat zwar eine Verringerung der Umsäße auf dem Effekten-Konto und den damit zusammen- hängenden Gebieten bei der Zentrale veranlaßt, dieser Rückgang ist indessen durch Vermehrung der Umsäße bei den Filialen im wesents lichen ausgeglihen, sodaß nur eine geringe Verminderung des Ge- sammtumfaßyes eingetreten ist. Die Ergebnisse des Geschäfts sind durchaus befriedigende und übersteigen diejenigen des ersten Semesters im Borjahre. Lie gestrige Hauptversammlung des Eschweiler Eisen- walzwerks beshloß eine Erhöhung des Grundkapitals um 630 000 ( und die Vertheilung einer Dividende von 10 9/9.

__ Stettin, 30. September. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen matt, loko 139—152, per Sept.-Okt. 153,00, ver Okt. November —. Roggen matt, loko 110—118, pr. Sept.-Okt, 118,00, per Oktober-November 118,00. Pommerscher Hafer loko 115—126. Rüböl loko fester, per September-Oftober 51,70, per Oktober-November 51,70. Spiritus chwach, loko mit 70 4 Koz- sumstener 36,50. Petroleum loko 11,05.

Breslau, 30. September. (W. T. B.) Getreide- und Pro- duktenmarkt. Spiritus per 100 1 100 % exfl. 50 4 Verbrauhhs- abgaben pr. September 57,30, do. do. 70 M Verbrauchs3abgaben pr. September 37,30.

Magdeburg, 30. September. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzudcker exkl. von 9209/0 10,55—10,65. Kornzuder exkl. 88 0/6 Rendem. 10,00— 10 159. Nachprodukte exkl. 75 9% Rendement 7,30—8,00, Schwädher. Brotraffinade T 24,50. Brotraffinade Il 24,25. Gem, Raffinade mit Faß 23,50—24,50, Melis 1 mit Faß 22,50. Stetig. Rohzuder I. Produkt Transito fr. a. B. Hamburg per September 8,90 Gd., 9,10 Br., pr. Oktbr. 9,124 bez, 9,15 Br., pr. Novbr.- Dezember 9,35 Gd., 9,374 Br., pr. Januar-März 9,571 bez., 9,624 Br., pr. April-Mai 9,874 bez., 9,90 Br. Flau. Anfangs matt, dann ruhig.

Köln, 30. September. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen

loko 15,25, fremder loko 17,00, neuer —,—. Roggen hiesiger loko 12,00, fremder loko 14,00, neuer loko —,—. Hafer hiesiger loko —,—, fremder 13,75, neuer 11,75, Rüböl loko 56,00, pr. Oktober 54,90, pr. Mai 1897 54,90. : _ München, 1. Oktober. (W. T. B.) Der Aufsichtsrath der Süddeutschen Rückversicherungs-Aktiengesellschaft hat in einer gestern stattgehabten Sitzung die Gründung einer Schwester- anstalt, einer Rück- und Mitversicherungsanstalt „Globus “, be- schlossen. Das Aktienkapital beträgt 5 Millionen Mark. Obwohl die neue Anstalt sich an die Süddeutsche Rückversicherungs - Aktiens- gefells{haft engstens anschließt, wird sie durhaus selbständig arbeiten, und zwar ebenfalls in Nück- und Mitversicherung aller Berstbeccnasa z¡weige.

Rio de Janeiro, 30. September. (W. T. B.) Wesel apf London 827/32,

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Herbesthal is die zweite englische Post über Ostende vom 30. September aus- geblieben. Grund: Zugverspätung in England.

Hamburg, 30. September. (W, T. B.) Hamburg-Amerika- Pte Lai Lee Kal S E Der Postdampfer „Patria“ hat heute früh Scilly passiert.

_ 1. Oktober. (W. T. B.) Der Shnelldampfer „Columbia* ist heute Morgen von Plymouth abgegangen.

Rotterdam, 30. September. (W. T. B.) Niederländisch- Amerikanishe Dampfschiffahrts - Gesellswaft. Der Dampfer „Veendam“ is heute Vormittag von Rotterdam abgegangen. Der Dampfer „Edam*“ i heute Vormittag in Ait 6 dlas und der Dampser „Obdam“" in Rotterdam ange- ommen.

Theater und Musik,

Deutsches Theater.

Ludwig Fulda's feinsinnige Märchendihtung „Der Tali8man* ging gestern vor dihtbeseßtem Hause in Scene. Mit gespannter Erwartung sah man dem ersten Auftreten Guido Thielscher's, des beliebten Komikers des ehemaligen Adolf-Ernst- Theaters, auf dieser Bühne in der Rolle des Habakuk entgegen. Der Sritt vom Possen-Theater zur Schauspielbühne ift {on von anderen Künstlern mit Erfolg gethan worden: der Vergleih mit Georg Engels, Franz Guihery, Oétkar Blencke, Anna Schramta, von denen die ersteren beiden jeßt am Lessing- Theater, die leßteren am König- lihen Schauspielhause thätig ad, -Veäagt fich hier von felbst auf. Aber cine fo „gewaltige Kluft baben die Genannten nicht übersprungen wie gestern Thielsher, der in Pofsen niederster Kunstrihtung feit Jahren eigentlich nur Harlekin- Rollen gab, in denen körperlihe Gelenkigfeit zumeist mehr am Plaße war als s{hauspielerisches Können. Um fo freudiger wurde der Erfolg des Wagnisses begrüßt. Herr Thielscher hat den Beweis erbraht, daß außer dem löblihen Streben nah höheren Aufgaben auch die Fähigkeit in thm legt, 80 zu bewältigen. Er brachte die gereimte, schwierige Verssprache mit un- gekünstelter Natürlichkeit zum Vortrag und den darin liegenden \{lichten Humor treflich zur Geltung, ohne nach Wirkungen zu haschen, die der Abfiht des Dichters fernlagen. Größere Sicherheit und Freiheit der Bewegung in der ungewohnten Umgebung werden si sicherlich na) und nach einstellen. Aufmunternder Beifall wurde ihm häufig zu theil. Unter den übrigen Darstellern ragte vor allen Herr Kainz als König hervor, den er bei bester Disposition meisterhaft charakterisierte. Neben ihm verdient insbesoudere Herr Gregori als Omar uneingeschränkte An- erkennung füc feine fein abgetönte und temperamentvolle L-istung. Minder glücklich war bingegen Fräulein Eberty als Rita, die sie etwas zu nüchtern darstellte, Die Herren Hermann Müller und Emanuel NReicher, sowie Frau Nina Sandow vervollständigten in den übrigen bedeutenderen Rollen das treffliche Zusammenspiel.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen das Lust- spiel „Goldfishe“ von Franz von Schönthan und Gustav Kadelburg unter Mitwirkung der Herren Molenar, Keßler, Oberländer, Vollmer, Herter, Blencke und der Damen Poppe, von Mayburg und Abih gegeben.

Im Berliner Theater findet am Sonnabend Nahmittag für die Schüler der höheren Lehranstalten eine Aufführung von

„König Heinrich“ statt. Die morgige Aufführung von „Faust“ be- -

ginnt ausnahmsweise um 7 Uhr. : Das Neue Theater wird am Sonntag Abend einen der erfolg-

reisten Shwänke des Residenz-Theaters in seinen Spielplan dd é

nehmen: Bisson's „Familie Pontbiquet“.