1896 / 247 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Oct 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Urkunde,

betreffend die Errichtung einer evangelishen Heilands-

Kirchengemeinde in Berlin.

Mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlihen, Unter- rihts- und A Avgie enheiten und des Evangelischen Ober- Kirchenraths, sowie nach dbeun der Betheiligten wird von den unterzeichneten Behörden D olgendes festgeseßt:

Die Evangelischen in demjenigen Stadtgebiet von Berlin, welches umschrieben wird z im Osten von der Lessingbrücke nordwärts dur die Mittellinien e der Strom- und der Putlißstraße sowie der im Bebauungs- L plan vorgesehenen. Verlängerung der Putlißstraße bis zur Weichbildgrenze,

im Norden und Westen durh die Weichbildgrenze von der Mittellinie der verlängerten Putlißstraße west- und südwärts bis zur Mittellinie der Spree, :

im Süden durch die Mittellinie der Spree von der verlängerten Mittellinie der Beusselstraße ostwärts bis zur Lessingbrüde,

werden aus der St. Johannis-Kirchengemeinde zu Moabit ausgepfarrt und zu einer selbständigen Heilands-Kirchengemeinde vereinigt.

E: Das bisherige Archidiakonat der St. Johannis-Kirhengemeinde u Moabit geht auf die Heilands- Kirchengemeinde als deren erfte Pfarrstelle über. In der Heilands-Kirchengemeinde wird außerdem eine; zweite Pfarrstelle errichtet. Für die S enc ameite gelten bis auf weiteres die Magen ebührenordnungen der St. Johannis-Kirchengemeinde zu Moabit.

EV edin Bestimmungen treten mit dem 16. Oktober 1896 raft. Berlin, den f Oktober 1896. Berlin den 14. Oktober 1896. L

(L. S.) (L. S.) Königliches Konsistorium De der Provinz Brandenburg, Königliche Polizei- Abtheilung Berlin. Präsident. In Vertretung: In Vertretung: Peter. Friedheim.

Vorstehende Urkunde bringen wir hierdur zur öffentlichen Kenntniß. Zugleich werden folgende Festseßungen und Anordnungen getroffen :

A. Die Heilands-Kirhengemeinde hat, solange sie noch keinen eigenen Kirhhof besißt, jedoh nicht länger als sechs Jahre vom Tage der Errichtung an, das Recht der Mitbenußung der Kirchhöse der St. Johannis: Kirhengemeinde zu Moabit mit der Maßgabe, daß

a. die Verwaltung diefer Kirhhöfe allein der Stammgemeinde verbleibt, welhe auch alle Verwaltungs- und Unterhaltungskosten allein zu tragen hat,

b. die Zweiggemeinde nur die Stolgebühren für Begräbnisse ibrer Nhglieder beziebt, während alle übrigen Gebühren einshließ- A In gen für Grabgitter und Denkmäler der Stammgemeinde zufließen.

B. Der Inhaber der bisherigen Archidiakonatsstelle an der St. Jo- hannis-Kirchengemeinde zu Moabit, Prediger Lehmann, tritt mit dem 16. Oktober 1896 als Erster Pfarrer zur Heilands - Kirchen- gemeinde über. Derselbe wird die Anmeldung der in dem neuen Parochialbezirk wohnhaften wahlfähigen Gemeinde- Mer zur Wählerliste während der noÞ durch Kanzelabkündigung zu estimmenden e in der Sakristei der Heilandskirhe und außerdem nach Möglichkeit Wohnung entgegennehmen.

Die ersten Erneueru Rat nah § 43 Abfay 2 der Kirchen- gemeinde- und Synodal-VDrdnung haben in der Heilands-Kirhhen- gemeinde im Herbst 1900 zu erfolgen.

Berlin, den 14. Oktober 1896.

Königliches Konsistorium der Provinz Brandenburg, Abtheilung Berlin. Faber.

zu jéder anderen Tageszeit in seiner

Angekommen:

der Unter-Staatssekretär im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Fleck, von kurzem Urlaub.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 16. Oktober.

Jhre Kaiserlihen und Königlihen Majestäten und Jhre Durchlaucht die Prinzessin Amalie zu Schleswig- R onerourg-Augustenbur kamen geltera Abend nah

erlin und wohnten der Vorstellung im Königlichen Opern- hause bei. Nah derselben kehrten Jhre Majestät mit dem erlauchten Gaste nah dem Neuen Palais zurück, während Seine Majestät Sih nah dem Königlichen Schlosse begaben, um hier zu übernachten.

_ Heute Morgen um 9 Uhr fuhren Seine Majestät der Kaiser mittels Sonderzuges von hier nah dem Schießplaßz bei Kummersdorf. Nach der Rückkehr, um 31/4 Uhr Nachmittags, gedahten Seine Majestät hier den Vortrag des Reichskanzlers entgegenzunehmen und Sich sodann um 5 Uhr nah Potsdam zu begeben, um im Offizier-Kasino des Ersten Garde-Regiments à. F. dem Abschiedsmahl für den Flügel-Adjutanten, Major Freiherrn von Berg beizuwohnen.

Der Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen hielt heute eine Sißung.

Laut telegraphischer Meldungen an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Cormoran“, Kommandant Korvetten-Kapitän Brinkmann, am 14. Oktober in Chefoo angekommen; S. M. S. „Stein, Kommandant Kapitän zur See von Ahlefeld, ist an demselben Tage. in ‘Funchal Se) eingetroffen und gestern nah Agadir (Marokko) in

ee gegangen.

Hessen. Der Aufenthalt Jhrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin von Rußland in Darmstadt wird, wie die „Darmst. Ztg.“ hört, bis zum 29. Oktober währen.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist am Dienstag von der Bacburg nah Wiesbaden abgereist, um Jhrer Kaiserlihen Hoheit der Großfürstin Konstantin pon Rußland einen Besuh abzustatten. Von Wiesbaden

. 10. Mai erreihten wir die ersten Tae e fn Urege.

wird: Seine Königliche Hoheit nach Koblenz begeben, um dort . 8 Enthüllung. des Denkmals weiland Fhrer Majestät der Kaiserin Augusta beizuwohnen. :

Oldenburg.

Seine Königlihe Hoheit der Erbgroßherzog hat folgende Danksagung erlassen:

Anläßlich Meiner Verlobung mit Ihrer Hoheit der Herzogin Elisabeth von Medlenburg sind Mir aus allen Theilen des Olden - burger Landes und weit über dessen Grenzen hinaus so viele Beweife freudiger Antheilnahme zugegangen, daß es Mir leider unmögli ist, in jedem einzelnen Falle zu antworten. Jch danke deshalb herzlich auf diesem Wege für die von neuem Mir bewährte Treue und An- hânglihkeit.

Deutsche Kolonien.

Das „D. Kolonialbl.“ veröffentliht eine Kaiserliche Verordnung vom 27. September d. J., der zufolge die für das Heer gegebenen Bestimmungen, betreffend die Verleihung des Dienstauszeihnungskreuzes und der Dienst- auszeihnungen, sowie das Heirathen der Offiziere und Sanitäts-Offiziere, künftig auch auf die Shußtruppen in den afrikanishen Schußgebieten Anwendung finden.

Ueber seine Expedition nach dem Victoria-Nyanza berichtet Oberst-Lieutenant von Trotha unter dem 28. Juni d. J. vom Mwanga am Victoria-Nyanza aus Folgendes:

__ Meine Reise war reich an Beschwerden, aber viel reicher an interessanten Momenten, die sich allerdings fast nur auf das Geographische beshränkten, da ih für das G:ologische, was einem Fans wohl ungeheures Interesse und Aufschlüsse der verschiedensten rt gegeben hätte, zu wenig vorgebildet bin. Vom Kilimandjaro brach ich am 17. März auf, um zunähst Sinna in Kiboscho, die Mission Kibosho und Machame zu besuchen. Jn Sinna sah ih den ersten wirklich mächtigen Sultan oder, wie le hier heißen, Mangi. Sein Haus i|st ein zweistöckiger

alast, den ihm Schmidt gebaut hat. Die katholishe Mission (Schwarze Patres) ist ausgezeichnet im stande, sowohl was Geb äude, als au Versuchépflanzstation anbelangt. Ich muß dabei bemerken, wie sehr man in dem Bezirk V aRo die Hand des Kompagnie- führers I ohannes merkt. Alle ege Lis ausgeschlagen, jeder Wasserlauf überbrückt, jede Sultan zum Selam. Es is eine wahre Freude, in dem Bezirk zu reisen. Der Weg nah Arusha yun (Meru), wo sih au noch die gewichtige Hand Johannes? bemerkbar macht, führt dur werthlose Sal;steppe. Hier wäre vielleiht die Kokospalme anzupflanzen. Ich habe dieserhalb an Dr. Stuhl- mann geschrieben und mit Schmidt das Nöthige verabredet. Die Häuptlinge der Arushaleute sind jeßt gänzlich rubia und scheinbar mit dem Gedanken, daß deutsche Macht bis hierher reiht, einverstanden. Die Fruchtbarkeit des Landes ist groß. Einzelne Streifen Urwald gehen bis Arusha hinunter. Die Leute sind reine Massais in Sprache, Sitte und Aussehen. Leßteres namentlih der weiblihe Theil. Der Mannesstamm is s{chon gemischt. _Es ist unglaublich viel Wasser dort. Ih mußte in Arusha länger liegen, als ich wollte, weil ih den Griehen mit Stofflasten für mich abwarten mußte. Am 29. März brach ich von Arusha auf und marschierte über das Kisongoplateau an dem mächtigen Mondul vorbei dur ein höchst interessantes Gebirgs- und Steppenkesselgelände nah Naaruka. Hier fing die Baumann "sche, auf Dr. Fischer ?s Route basierte Karte an mit der Wirklichkeit, wie sie meine Augen sahen, arg in Konflikt zu gerathen. Der Blick vom Verbindungsrücken des Dolossa, eines großen Berges, an dem Dr. Fischer bei Nacht vorbei- gegangen sein muß, zum Borgo in den großen Ngarukakessel ist groß- artig, der Marsch hindur weniger. Ngaruka liegt hart am Grabenrand ; am Fuße des Kavinjiro ist eine Kolonie der Wangaruka. Nach Aussage meines Massai-Dolmetschers heißt ngaruka und nguruma dasselbe, was Kiswahili lima und panda bedeutet, also anpflanzen. Diese Leute sind Pflanzer gewordene Massais. Auf dem Borgorücken saß auch ein kleiner Stamm Wandorobo. Auch sie hatten Schamben und baten um Schutz, merfwürdigerweise gegen die Arushaleute. Die Wangarukaleute haben ein fruhtbares Land, bauen Wiazi und haben eine Griechenniederlage, die vom Kilimandjaro in das englische Gebiet bis nach Sotik hinein handelt. Dort is auch englischer Zoll. Von Ngaruka trat ich nun in das höchst merk- würdige Gebiet des Vulkans Ngai und des Natron-Sees. Seine Merkwürdigkeit liegt wohl hauptsählich auf geolozishem Ge- biete. Für den gewöhnlichen Reisenden ist dort kaum etwas Anderes zu holen als glühender Staub, Natronkrystalle und Tausende von elifanen. Auch hier ließ mich die Karte gänzlih im Stich. Ngurumani liegt füdlih des Samboberges, d. h. der Sambo ist eine vorspringende Nase nördlich von Ngurumani, auf dem Grabenrand und wo nach Fisher der Donjo Sambo liegen soll, liegt der Konguto. Wo war also die Grenze? Durch Ngurumani, wie Kiepert, Baumann und Peters angeben, oder nördli vom Sambo? Da cs mir in meinen Marsch paßte, so nahm ich leßteres an. Ngurumani is keine Wakuavikolonie mehr. Man sieht noch die Hütten, doch die Menschen sind fort, merk- würdigerweise; denn sowohl Ngurumani mit seinem Fluß Bagassi, wie auch die Peninjehalbinsel mit dem wasserreiten Peninje- fluß bieten günstige Pläße für Anflanzungen. Lebensmittel mußte ih aus Sonjo holen lassen. Letzteres i von Wasonjoleuten bewohnt. Sie sind nach meiner Meinung ebenso ein abgefallener Massaistamm wie alle ringsum und deprezieren heftig, Wasegeju zu sein. Von hier ging ich nun am Grabenrand fo lange hin, bis ich am Utimi einen Stamm Wangurumas antraf, dessen Jumbe, ein Küstenmann aus Pangani, beim Anblick meiner Flagge oder seiner Landsleute alles hinwarf, Jumbenwürde, Weib, zwei Kinder, ein Haus und eine vielversprehende Ernte, um bei mir als Ochsentreiber einzutreten und zur Küste zu gehen. Hier war ein AufstizIg am Lukaru, und ih erstieg den Graben und das auf ihm gelagerte Romaiplateau. Dieses fowie das Loitagebirge bildete die Fortseßung meines Marsches. Kein Mensch war auf der ganzen Strecke Romai, Loite, Ndare Serian, Sero zu sehen. Einmal erschienen in Ndare Serian Wando- robos, verschwanden aber sofort. Sonst nichts als Berge mit Busch- wald, große Steppenkessel mit Busch, wenig Wasser und Wild. Der Ndare Serian {ließt sich an tas Loita-Hochplateau an und ist ihm gee und sonst in der Ausftattung glei. Am leßten Tage auf dem oitaplateau fielen alle Esel, wie es schien, durch tödtlih wirkende Sliegenstihe. Von den fünf Kameelen mußten {hon zwei in Tanga dem Meßger überantwortet werden, eins starb [hon auf dem Marsch nah Muhoga, eins auf dem tödtlihen Marsch, 50 Stunden ohne Wasser, vom Borgo nah Ngaruka, und das leßte mußte ich am Abend des 6. Mai am Ostufer des Dabash {lachten lassen, weil keine Möglichkeit war, es hinüber zu bringen. Die Laune der Träger fiel jeßt bei dem Nahrungsmangel unter Null. Schon lange gab es keine andere Chakula (Essen), als was durch meine Büchse fiel, und troß- dem dies immer reichlich war, so konnte es doch einen Trägermagen nicht füllen. Es stieg bis zur offenen Empörung, der ih nur ein Ende machte, als ih mit dem ‘Révolver unter fie trat und befahl, die Lasten niederzulegen. Sie seien sämmtli entlassen, und ih würde mit den Askaris allein weitergehen, Nach einer halben Stunde Schauri war die ganze Sajari (Karawane) vollzählig im Marsh. Am Ein wahrer öllenlärm erhob si bei den Trägern, als fie die erste Mtamaschambe ahen, und zwei Tage war ih marschunfähig, Die Warege und Wanjabassi sind ein sehr zahlreiher und kriegerisher Stamm. Ich habe später überall durch ruhiges Schauri mit den Leuten au bei den Wagagas Essen bekommen wie ih überhaupt meinen Stolz darin seßen wollte, ohne Streit meine Reise zu beendigen. Die Wareges und Wanjabassis, später noch einige andere Stammesnamen ührend, find auch abgefallene Massais, mit diesen in Feind- chaft lebend, aber Kimassai tupu sprechend und ganz

hre Manieren zeigend. Schöne, kräftige Leute! Die Warege

schäge ih auf 500 bis 1000, die Wanjaba bis 2000. Sie leben in stetem Krieg mit den Beet s kfüste. Ih war, da ih ohne Führer weitergehen mußte, sehr ma pieEiGe wo ich am_See landen würde, und glaubte mi am 17. Mai rüh, von einer Höhe ein tiefes Thal, mit Nebel angefüllt, für do See haltend, zu frü am Ziel. Erst am 18. erreichte ih die Mori. bucht. Am See stieß ih zunächst auf einen Wagagastamm, die Bassoba. Sie wurden dur meine Safari vollständig überrast, einzelne Weiber stürzten aus den Schamben in die Dörfer, die in die Felsen des hohen Ufergebirges eingebaut \ind, und in den Dörfern entstand ein großes Kriegsgeschrei. J n aber meine Karawane halten und ging mit meinem ersten Führer Ferugi an das erste Dorf heran und forderte auf, zum Schauri zu kommen. Sie sprachen Kikavirondo, wie an der ganzen Küste bis zu den Washomas, wo das Kisukuma anfängt, und sind rihtige Wagaga. Ihren Sultan Ribogo fuhte ih am nächsten Tage an der Shiratibucht auf. Am 22. Mai ¿og ih mit meiner kleinen Heecesmacht an die Ugayabucht. Warum sie Kayirondobucht beißt, ist mir ein A, An der Buchtspiße mitten in dem Sumpf, der die ganze Bucht umgiebt, residiert die Sultanin Manyana, eine Dame von etwa 40 bis 45 Jahren. Sie empfing mih sehr zuvorkommend und bat mi, längere Zeit dort zu bleiben Am Pfingstsonntag, der mit dem Ramazan zusammenfiel, blieh ih an der Shiratibuht und marschierte dann am Ostufer entlang, mit groben SEeen über den Mara sfeßend, nah Süden, in der bficht, auf Majita zu gehen und von dort nach Ukerewe und um den Speckegolf herum uach Muanza zu kommen. Ih richtete meinen Marsch nah Baumann's Karte und rechnete etwa drei Tage auf die Strecke Maramündung—Höhe von Majita, befand mich aber am Abend des zweiten Tages so weit südli, daß ich die Nichtung auf Katoto am Spekegolf s und am Nordrand des Spek-- golfs entlang bei Rugedzi nah Ukerewe überging und am 13. Juni auf der neuen französischen Mission eintraf. Von der Ein; äscherung der Gebäude in Neuwied wußte ih nichts, au nihts von der Verlegung der Mission. Dies erfuhr ih erst beim Uebergang, der übrigens über die Begriffe übel ift, Ich bin über eine Stunde bis an die Arme im Wasser gegangen, Boussole, Noutenbuh, Tabackbeutel und Streichhölzer hoh in der Luft tragend. Das abgebrannte Neuwted zeugt von vershwundener Pracht, Ein Gebäudekomplex wie für ein Infanterie-Regiment! Von Ukerewe seßte ich am 16. nah Majita über. Es waren, um meine zehn Asfaris und drei Lasten herüberzubringen, 16 Boote und 100 Mann erforderlih. Jch erstieg den Majitaberg, von wo ih einen wunder- vollen Einblick in die Land- und Wasserverhältnisse des großen Majita- Archipels hatte. Ich war durch den Uebergang bei Rugedzi und durch die 4¿tündige Ueberfahrt in dem wasserreihen Boot etwas mit meiner Gesundheit in Konflikt gerathen, sodaß ih den Ge- danken, die Insel Uferewe ganz aufzunehmen, aufgab und mich am 20. von Neuwied, wo mich der Lieutenant Kollmann am 19. er- wartete, im Stofkes'\{hen Boote nah Muanza einschiffte. Nach zwölf- stündiger Ueberfahrt, während der ih vom Fieber geschüttelt wurde, trafen wir dort ein. Hier habe ih meine Karten beendigt, den Bischof in Bukumbi besucht und dort Alles auf das {önste in Ordnung ges funden. Am 1. Juli gedenke ih nach Bukoba aufzubrechen.

Frankreich.

Der König von Griechenland stattete gestern in Rambouillet dem Präsidenten Faure einen Besuh ab und nahm alsdann an dem Diner im Schlosse theil.

Wie „W. T. B.“ aus Paris erfährt, ist in St. Peters- burg zwischen Frankreih und Rußland ein Uebereinkommen getroffen worden, wonach sämmtliche zwischen den beiden ge- nannten Staaten bestehenden Handelsabkommen auch auf Tunis Anwendung finden sollen. Rußland wird in Tunis die Behandlung einer meisibegünstigten Nation erfahren.

__ Dem „Matin“ zufolge haben die Sozialisten die Ab- sicht aufgegeben, über den Allianzvertrag mit Rußland ah zu interpellieren. Der Abg. Jaurès wurde von der

artei ledigli beauftragt, bei Gelegenheit der Debatte über die Verwendung des Kredits, welcher für die zu Ehren des Kaisers von Nußland veranstalteten Felle bewilligt worden is, von dem Minister Ha notaux Erklärungen über die Beziehungen zu Rußland zu provozieren. Die Nadikalen werden bei der Er- öffnung der Session eine Erklärung über die allgemeine Politik des Kabinets verlangen, damit festgestellt werde, ob dasselbe noch die Kammermehrheit besigze.

Rußland.

Der Leiter des Ministeriums des Auswärtigen, Geheime ele ¿S ist gestern nah St. Petersburg zurück- gekehrt.

__ Zwischen Rußland und der großbritannischen Re- gierung im Namen Sansibars is zu London unter dem 12./24. August d. J. ein Handelsvertrag. abgeschlossen worden. Rußland erhält darin volle Meistbegünstigung in Sansibar und ertheilt Sansibar dieselbe mit einigen Be- shränkungen. Beide Theile gestehen sich das Recht der Er- nennung von Konsuln zu.

Jtalien.

Der deutsche Botschafter von Bülow, welcher am Mitt- woh aus Venedig in Mailand eingetroffen war, hat sich, einer Einladung des Königs und der Königin folgend, nah Monza begeben.

Türkei. Nach amtlicher türkischer Quelle ist die von Athen aus verbreitete Nachriht über einen Zusammenstoß zwischen

türkischen Truppen und Jusurgenten bei Grevena (siehe die gestrige Nr. d. Bl.) unbegründet.

Serbien.

Bei den gestern vorgenommenen Ersaß-Wahlen zur bl chtina wurden die Kandidaten der Regierungspartet gewählt.

Asien.

In einer gestern in Simla abgehaltenen Sißzung des geseßgebenden Raths bestätigte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Vizekönig, daß in einem großen Theile Jndiens ein

Nothstand zu erwarten sei. Die Regierung habe indessen bereits Maßregeln getroffen, um den Bedürftigen Arbeit und Unterstüßung zu gewähren. Die im Eisenbahn- und Kanal- verkehr erzielten Verbesserungen, sowie die Weizeneinfuhr aus Kalifornien und anderen Märkten würden einer akuten Hungers- noth vorbeugen.

Aus Manila in Madrid eingetroffene amtliche Depesche! berichten, daß die spanischen Truppen unter Jalisay von den Rebellen angegriffen worden seien. 400 Soldaten [Ben zu Hilfe Qs worden, hätten aber, mit einem Vorlust von 8 Todten, darunter zwei Offiziere, und 23 Verwundeten, der Uebermacht weichen müssen. Zwei Bataillone unter dent General-Gouverneur Blanco seien zur Unterstüßung ab- gegangen.

Afrika. :

Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Tanger berichtet, der Sultan habe der verwickelten Lage wegen die bereits ertheilte MENe gun des Rücktrittsgesuhs seines Vertreters für auswärtige Angelegenheiten in Tanger Mohammed el- Torres zurückgezogen. :

Der Vorgang, welcher zu den gemeinschaftlihen Vorstellungen Frankreihs und Spaniens bei der marokkanishen Regierung und zur Entsendung von Kriegsschiffen, um leßtere zur Genugthuung und Entschädigung anzuhalten, geführt hat, war nah der „Nat. Ztg.“ Jer

Die französishe Schaluppe „Prosper Covin“ wurde kürzlich auf einer Fahrt von Cadiz nah Algier auf der Höhe des Kaps Basica von Räubern des Stammes der Bocaya-Kabylen angegriffen und eplündert. Auf Befehl des Gouverneurs von Alhucemas eilte fbr der spanishe Dampfer „Sevilla“ zu Hilfe. Als dieser si näherte, sah er, wie mehrere Bocte dem Lande zu- strebten. Er machte darauf Jagd und bemächtigte sih eines derselben, in dem sich gefangene Franzosen befanden. Als er nun auf den „Prosper Co vin* zusteuerte, wurde er von den Kabylen, die das Schiff beseßt und den Kapitän gefangen hielten, mit Salvenfeuer empfangen. Ein spanischer Soldat und einer der festgenommenen Seeräuber blieben sofort todt; ein kukanischer Deportierter, der sih an Bord befand, wurde so shwer verwundet, daß er inzwischen bereits gestorben ift ; ferner wurden drei Mann der Besaßung verleßt. Auch einer der Franzosen wurde schwer verwundet. Da der Dampfer keinen Arzt an Bord hatte, so fuhr er nah Alhucemas zurück, um die Todten und Ver- wundeten an Land zu seßen. Er ging dann von neuem aus, fand aber das Schiff nit mehr, sodaß man annimmt, daß es von der Strömung fortgerissen ist. Was aus dem Kapitän geworden, ist unbekannt.

Parlamentarische Nachrichten.

Der General - Major z. D. Dejanicz von Glisz- czynski, Mitglied des Hauses der Abgeordneten für den 1. Oppelner Wahlbezirk (Kreuzburg-Rosenberg), ist in der vergangenen Nacht zu Kostau (Kreis Kreuzburg) gestorben.

Nr. 42 der „Veröffentlichungen des KaiserlihßenGesun d- heitsamts“ vom 14. Oktober hat folgenden Inhalt: Gesundheits- stand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera 2c. Desgl. gegen Pest. Desgl. gegen Gelbfieber. Gesetzgebung u. |. w. (Deutsches Neich.) Stark wirkende Arznet- mittel. (Preußen. Regierungsbezirk Pofen.) Schweinefleish-Unter- suhung. —- (Regierungsbezirk Osnabrück.) Rindviehbestände. (Negierungsbezirk Trier.) Maul- und Klauenseuhe x. (Anhalt.) Viehregiste. Schweineseuchen, Milzbrand- fadaver. Verscharrungëpläßze. (Schweiz.) Rindertuber- kulose, (Kanton Luzern.) Schuß der Arbeiterinnen. Gang der Thierseuhen in den Niederlanden. 2. Vierteljahr. Desgl. in Schweden, 1894. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuen. (Preußen. Regierungsbezirk Aachen, Oesterreich, Deutsc- Südwest-Afrika, West-Australien.) -—— Vermischt:s8. (Preußen.) Säug- lingéernährung in Berlin. (Bayern.) Tuberkulöse Schlachtthiere, 1895. Geschenkliste, Wodhentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Beilage: Gerichtlihe Entscheidungen zum Nahrungs- mittelgeseß. (Butter, Milch.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Gotha berihtet ,W. T. B.“ weiter über die Verhand- lungen des sfozialdemokratishen Parteitags: In der gestri- en Sißung entspann {ich eine längere Debatte über die rbeitersWuß - Geseßgebung. Auf Antrag des Abg. Wurm wurde eine Resolution angenommen, in welcher die Agi- tation für den geseßlihen Arbeiterschup als eine der wih- tigsten Aufgaben der sozialdemokratishen Partei erklärt wird. Deshalb werde die Partei alle Kraft einseßen, um durch politische und gewerkschastlihe Organisation den geseßlihen Achtstundentag zu erkämpfen. Außerdem erklärte sich der Parteitag für den geseßlichen

Achtuhr-Ladenschluß. : - h

Aus Lübeck wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Sämmitlickse Schlosser und Dreher des großen Thiel’ chen Emaillierwerks haben die Arbeit eingestellt. Als Grund wird die Entlassung eines Drehers angegeben. Wenn keine Einigung erzielt wird, soll die Arbeitseinstellung der übrigen 400 Arbeiter erfolgen.

Wie demselben Blatt aus Brüssel gemeldet wtrd, mache sich unter den Arbeitern der Glasindustrie des Hennegaus eine starke Gährung bemerklih. Jn den sieben größten Glasfabriken haben die Glasarbeiter den Ausstand angekündigt, wofern nicht die Löhne um 10 bis 20 vom Hundert erhöht werden. Die Glas- fobrikanten wollen diese Arbeiterforderungen ablehnen. Der große Tischler ausstand im Bezirk Brüssel, der fast drei Monate lang von der Arbeiterpartei unterhalten worden ist, hat mit dem Siege der Arbeitgeber geendet. Die Arbeitgeber haben ten verlangten Mindestlohn von 50 Cts. für die Stunde nicht e und an ihren vorweg zugestandenen Lohnerhöbungen festgehalten. Da es {ließli den Meistern gelang, Arbeitskr äfte aus den Provinzen heranzuziehen, so haben die Brüsseler Holzarbeiter nahgeben müfsen.

Kunst und W issenschaft.

Die hiesige Friedrih-Wilhelms-Universität beging gestern den Aft des Rektoratswechsels. Der zeitige Rektor, Geheime Regierungs-Rath, Professor Dr. Wagner leitete die Uebergabe des Rektorats an seinen Nachfolger, den Geheimen Justiz-Rath, Professor Dr. Brunner mit dem Vortrag einer statistishen Uebersiht der Ereignisse des jeßt ab eufenen Nektoratsjahres ein, aus welcher Solgendes mit- zutheilen ist: :

Aus dem Lehrpersonal der Universität schieden aus:

durch den Tod: der ordentlihe Professor, Wirkliche Geheime Rath Dr. Curtius, Excellenz, der ordentliche Professor, Geheime Regierungs-Rath Dr. von Treitschke, der ordentliche ce Wrheizis Bergrath Dr. Beyrich, der außerordentliche Professor, Geheime Regierungs-Rath Dr. Sell und der Privatdozent, Profesor Dr. Krabbe,

durch Berufung nah außerhalb: die außerordentlichen Professoren Dr. Biermann, Dr. Gad sowie die Privat- dozenten Lic. Titius, Dr. Franke, Dr. Köpp, Dr. Veit, Puchstein und Zimmermann;

durch Niederlegung des Amts: der Privatdozent, Professor Dr. Krause und der Lektor Rossi. |

Dagegen traten in den Lehrkörper neu ein: y

dur ung: die ordentlihen Professoren Geheimer Medizinal-Rath Dr. König, Dr. Bauschinger, der ordent- liche Honorar: rofessor Dr. van t’Hoff, der außerordentliche

E or Dr. Lesser und der Lektor für Stenographie Dr. olze;

durch Habilitation: in der juristishen Fakultät Dr. An- [G üg, in der medizinischen Fakultät Dr. Dr. StadelmÄAnn, Boedeker, Oestreih, Jansen, Brandl und Krause, in der philosophischen Fakultät Dr. Dr. Zimme rmann, Rosenheim, Pernice, Windish, Traube, Meinecke, Battermann, Naudé, von Wenckstern und Sieg. j

_ Befördert wurden : der außerordentliche Professor in der philosophishen Fakultät Dr. Delbrück zum ordentlichen Pro- fessor, der Privatdozent in der ea Fakultät Dr. Bier'- mann zum außerordentlihen Professor, der außerordentliche Professor in der philosophischen Fakultät, Geheime Regierungs- Rath Dr. Boeckh zum ordentlihen Honorar- Professor, der Privatdozent in der juristishen Fakultät Dr. Oertmann, der Pran in der philosophischen Fakultät Dr. Breysi g, die Privatdozenten in der medizinishen Fakultät Dr. Dr. Thierfelder, Nasse, Hildebrandt und Köppen zu ao Professoren. i

Es wurden im Laufe des Jahres promoviert: von der theologischen Fakultät 1 Licentiat, von der juristischen Fakultät 9 Doktoren, von der- medizinishen Fakultät 136 Doktoren, von der philosophischen Fakultät 79 Doktoren, außerdem 3 Doktoren honoris causa ;

__ Ummatrikuliert: 324 Theologen, 1546 Juristen, 895 Medi- ziner, 1282 Philosophen, insgesammt 4047 Studierende. __ Abgegangen sind: 450 Theologen, 1444 Juristen, 794 Me- diziner, 1028 Philosophen, zusammen 3716 Studierende.

Von diesen sind 13 Studierende verstorben.

Es wurden 798 Privat- und 502 öffentliche Vorlesungen g an welhen 32027 bezw. 27237 Zuhörer theil- nahmen.

Der Herr Rektor berichtete ferner über die Handhabung der afademishen Disziplin und allgemeine UÜniversitäts- Verhältnisse, theilte mit, daß von dem Rentier Zeitler hier- selbst eine Stiftung unter dem Namen „Agnes Lu Kandidatenheim“ gegründet worden sei, in welhem evangelischen Studierenden der Theologie und klassischen Philologie freie Woh- nung nebst Heizung und Beleuchtung gewährt werden solle, daß der Rentier Model zum Ankauf von A M für das staats- wissenschaftliche statistishe Seminar zum Andenken an seinen in Tirol verunglückten Sohn 5000 H geschenkt und daß eine ungenannte Dame zur Verwendung für arme Kranke der Frauenklinik 10 000 6 gespendet habe. :

Hierauf theilte der Rektor mit, daß der für das Uni- versitätsjahr 1896/97 konstituierte Senat aus folgenden Herren besteht: dem Rektor, Geheimen Justiz - Rath, Professor Dr. Brunner, dem Universitätsrihter, Geheimen Regierungs - Rath Dr. Daude, dem Prorektor, Ge- heimen Regierungs - Rath, Professor Dr. Wagner, dem Dekan der theologishén Fakultät, Konsistorial-Nath, Pro- fessor Dr. Baethgen, dem Dekan der juristishen Fakultät, Geheimen Ober-Regierungs-Rath, Professor Dr QUbLer, dem Dekan der medizinischen Fakultät, Geheimen Medizinal- Rath, Professor Dr. Gusserow, dem Dekan der philo- sophishen Fakultät, Professor Dr. Dames, den Senatoren Geheimer Justiz-Rath, Professor Dr. Hinschius, Ober- Konsistorial-Rath, Professor Dr. Kleinert, Professor Dr. Téobler, Professor Dr. Fuchs und Geheimer Justiz-Rath, Professor Dr. Gierke. Dann nahm derselbe seinem Amts- nachfolger den vorgeschriebenen Rektorecid ab und übergab ihm die Insignien des Rektoramts. i

Der neue Rektor, Geheime Justiz - Rath, Professor Dr. Brunner hielt hierauf seine Antrittsrede, in welcher er hauptsählich den Antheil des deutshen Rechts an der Ent- wickelung der Universitäten erörterte.

Mit Gesang {loß demnächst die Feier.

Von der seiner Zeit angekündigten Publikation „Die inter- nationale Kunstausstellung Berlin 1896*, welche die König- lihe Hof- Kunstanstalt von Franz att i ngl in München unter- nommen hat, liegt jeßt die erste Lieferung vor. Nach den darin dar- gebotenen Probeblättern darf man ein Prachtwerk erwarten, welches wirkli, wie die Verlagsanstalt verspricht, ein Denkmal diefer künst- lerishen Veranstaltung zur Feier des 200 jährigen Bestehens der Berliner Kunst-Akademie werden wird. Selbstverständlich kann dasselbe nur eine Auswahl der vorzüglichsten Kunstwecke darbieten. Für die MReproduktion is die Gravüre gewählt, eine Technik, welche es ermöglicht, die Gemälde in allen ihren malerischen Quali- täten und in feinster dynamischer Schattierung ihrer Farbenwerthe

etreu wiederzugeben. Die Gesammtstimmung der Originale ist dabei

fene durch verschiedenfarbigen Druck der Platten reizvoll Ga Ler, Die Widmung des Werks hat der Hohe Protektor der Ausstellung, Seine Majestät der Kaiser und König huldvoll angenommen. Das lebenêvolle Bildniß Allerhöch stdes|elben voa der Hand Max Koner's eröffnet die Reihe de Tafeln. Dann folgen zwei Marinebilder: „Die Eröffnung des Kaiser Wilhelm-Kanals“ von Hans Bohrdt und „Eine Manöverfahrt“ von Carl Salßmann. Das Bildnißfach Y weiter vertreten durch das vortrefflihe Porträt des Malers Ludwig Passini von dem Grafen Ferdinand von Harrach. Dem Genre gehören die beiden nähsten Tafeln an; fie veranshau- lien das ergreifende Bild „Allerseelentag" von Franz Skarbina und die von Carl Bekker gemalte, „Violo d’amour“ zubenannte anmuthige junge Geigerin. Ganz meisterhaft in der Stimmung und zartesten Wiedergabe aller Details des reihen Baumschlags endlich ist das Land- shaftsblatt: „Septembertag am Kellersee in Ostholstein“ von Paul Flickel. Der Text, den Professor Ludwig Pietsch mit maßvoller, sachliher Kritik und in der ihm eigenen lebendigen und unterhaltenden Form verfaßt hat, ist außerdem noch mit einer Anzahl kleinerer, aber nicht minder guter Reproduktionen geschmüdckt. Jn dem vorliegenden exsten Heft sehen wir da Bilder von folgenden Malern: Müller-Kurzwelly („Herbstabend im Due e Woldemar Friedrih („Ueber allen Wipfeln ist Ruh“ mit der Gestalt des alten, unter einem Baum auf der Höhe des Gickelhahn bei Ilmenau ausruhenden Goethe), Paul Meyerheim („Mittag auf dem Gutshof“), Jsmael Genh (, Erinnerung“ : eine alte, an ihrem Schreibtish sißende Dame) und Hans Krause („Löwenpaar“). Non dem Werk werden zwei Ausgaben erscheinen : eine Japan- Ausgabe (75 numerierte Exemplare) zum Preise von 10 4 und eine Ausgabe auf Kupferdruckpapier zum Preise von 6 & für die Lieferung. Mit 14 solchen Lieferungen, enthaltend insgesammt 90 Vollbilder (Größe: 20 zu 14 cm), und 78 in den Text vertheilten Illustrationen, wird das Werk vollständig in den Händen der Abonnenten sein.

Der Maler Professor v on Angeli ist, wie ,W. T. B." meldet, von Wien nah Darmstadt berufen worden und dort eingetroffen, um Ihre Majestät die Kaiserin Alexandra von Rußland zu portrâtieven,. eal Sueikitsca Se

In der leßten Sitzung der hiesigen Jur en Gesell- schaft Seebe der Wirkliche Gebeime Rath Dr. Planck in Göttingen aus Anlaß seiner Doe um das Bürgerliche Geseßbuch einstimmig zum Ehrenmitglied der Gefellshaft E arr Gc f

Vor zwei Jahren wurde bei dem Städthen Egis heim im Elsaß eine größere römische Ansiedelung entdeckt. Durch Nach- grabungen wurde niht nur Licht über die* Grenzen, die Art der Um- wallung und die innere Einrihtung derselben gebraht, sondern es

wurde im es Frühjahr auch das Pflaster der dur die Niederlafsung führenden Straße Nee Nachforschungen in südlicher Richtung ergaben ferner das Vorhandensein eines zweiten römischen Wenes der von Sennheim über Nufah und Egisheim, dem Fuß der Vogesen folgend, nah Norden führt. Ferner fand man, von der Vermuthung aus- gehend, daß an Stelle der allen Vogesenbesuchern bekannten Burg „Drei Exen“ ein starkes röômishes Kastell gestanden habe, eine weitere Nömerstraße, die von Often nah Westen führte und jenes Kastell bezw. Egisheim mit Breisah (Mons Brisiacus), dem Haupts- waffenplaß der Römer am Oberrhein, verband. An- dieser Nömer- straße hin, unweit der Bahnlinie Basel—Straßburg, wurde nun, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, dieser Tage durh Nachgrabungen ein großer Komplex römisher Häuser festgestellt. Bis jegt sind die Grundmauern einer größeren Villa bloßgelegt worden. Von den E Nachgrabungen darf man bedeutende arhäologische Grgebnifse erwarten.

_— In Lausanne ist gestern die Jahresversammlung des internationalen Verbandes für Geodäste unter dem Vor- siß des Direktors des Längenmessungs-Amts in Paris, Faye, eröffnet worden. Unter den Delegirten befinden sh der Direktor der Stern- warte in Berlin, Professor Dr. Foerster und der Direktor des preußishen Geodätishen Instituts in Berlin, Professor Helmert:

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Portugal.

Durch Verfügung des Königlich portugiesishen Ministeriums des Innern sind der Hafen von Diu fowie alle anderen Häfen von Portugiesisch-Indien für rein von Cholera erklärt worden. (Vergleiche „Reichs-Anzeiger“ Nr. 93 vem 18. April d. J.)

Handel und Gewerbe.

Außerordentliche Plenarversammlung des Deutschen Handelstages.

Na) Erledigung der Bureauwahlen widmete in der gestrigen Sitzung der Vorsißende, Geheime Kommerzien-Rath Frenzel, dem jeßigen Handelsgeseybuch Worte der Erinnerung. s sei das Kind desselben Gedankens, welhem die Gründung des Zollvereins Ausdruck verliehen, eine große That Preußens, deren Erfolge wunderbare gewesen. Viele der grundlegenden Gedanken seien hinüber genomrnen in das neue Bürgerliche Geseßbud, und man müsse dafür dankbar sein, daß sih_ der neue Entwurf im wesentlihen an das Bestehende anlehne. Sodann wurde in die Berathung des neuen Ent wurfs eingetreten.

Der Referent für den ersten Theil deëfelben, betreffend den Hand els- stand 1—93), Seligmann-Köln, besprach im einzelnen die Bestim- mungen des Entwurfs und die Anträge zu denselben, soweit solhe dem Deutschen Handelstage zur Bes blußfassung eingereiht find. Ein Antrag Heiliger gab dem § 2 folgende Fassung: „Ein gewerblihes Unternehmen gilt au, wenn die Boraus]ezungen des § 1 al. 1 nicht vorliegen, als Handelsgewerbe im Sinne diefes Geseßbuhs, wenn die Firma des Unternehmers in das Handelsgeseßbuch eingetragen is. W-?nn ein gewerblihes Unternehmen nah Art und Umfang einen in kaufmännischer Weise eingerihteten Geschäftsbetrieb erfordert, so ist der Unternehmer verpflihtet, die Eintragung nach den für die Eintragung kauf- männischer Firmen geltenden Vorschriften herbeizuführen.“ Hierzu wurde noH ein Eventualantrag Seligmann als Zusaß angenommen: „Nach der Eintragung in das Handelsregister kann die Eigenschaft des Betriebes als Handelsgewerbe nicht aus dem Grunde Dritten gegen- über bestritten werden, daß es in Ansehung der Art und des Umfanges des Gewerbebetriebes an den nah al. 1 dieses Paragraphen maßgebenden Voraussetzungen fehle.“ Einstimmig gelangten des weiteren folgende Beschlußanträge des Aus- \chusses zur Annahme: „1) Der Deutsche Handelstag erkennt es dankbar an, daß bei der erforderlich gewordenen Revision des All- gemeinen deutschen Hande gese ege dem deutschen Handelsftande noch vor Feststellung des Entwurfs durch den Bundesrath Gelegenheit gegeben wurde, sih über die Bestimmungen des Entwurfs MutaBili® zu äußern. Der Deutsche Handelstag beauftragt sein Prä- sidium, die eingegangenen Anträge und Gutachten der wirthschaftlichen Körperschaften mit den Beschlüffen seiner Unterkommissionen und des ständigen Ausschusses, sowie die Protokolle über die Plenarsißungen des Handelstages mit den dort gefaßten Beschlüssen der Reichsregierung zu geneigter Prüfung und eventueller Berücksichtigung zu über- reihen. 2) Es if mit der Rechtsgleihheit unvereinbar , daß für einen Gewerbebetrieb, welher nah den Bestimmungen des Entwurfs an sich eine Eintragspfliht in das Handels- register bedingt, lediglih deshalb niht die Pflicht, sondern nur das Recht zur S in das Handelsregister bes gründet sein foll, weil dieser Gewerbebetrieb in Verbindung mit einem Betrieb der Land- und Forstwirthschaft geführt wird. Der Handelstag beschließt deshalb, in § 3 al. 2 des R die Worte zu streichen: „mit der Maßgabe“ und „daß der Unternehmer berechtigt, aber nicht verpflichtet ist, die Eintragung in das Handelsregister herbeizuführen.“

Zu § 7 wurde folgende, von der ersten Unterkommission vor- geschlagene Refolution angenommen: „Es i} erforderlih, daß eine Mitwirkung des zur Vertretung des Handelsstandes berufenen Organs bei Führung des Handelsregisters in der Weise eingerichtet werde, daß a. der NRegisterrichter dea b werde, das Organ in Angelegenheiten dec Registerführung zu befragen, b. die Befragung dem Registerrihter, wenn seitens eines Betheiligten es verlangt wird, zur Pflicht gemacht werde, c. das Organ das Recht erhalte, Anträge in Bezug auf die Registerführung zu stellen. Es ist ferner wünschens- werth, daß ein Rehtsmittel\ystem in Registerangelegenheiten eingeführt werde, welches die leßtinitanzlihe Entscheidung für das ganze Reich an dieselbe Behörde (Reichsgericht) bringt. Für den Fall, daß die A runa in der Hand des Amtsgerichts liegt, ist es wünschens- werth, daß die Beschwerde gegen das Amtsgericht an die Kammer für Handels\sacen da, wo solche bestehen, gelangt.“

Die 88 8 bis 53 wurden ohne erhebliche Diskussion nah den Vors- {lägen des Auss{ufses von der Plenarversammlung angenommen. Seitens der Handelskammer in Mainz lag zu § 54 al. d folgender Fafsungsvorschlag vor, dem die Versammlung ihre Zustimmung er- theilte: „Ein Gehilfe, der als Handlunzbtitbnder angenommen ift, hat im Zweifel die Verpflihtung, auch andere kaufmännische Dienste zu leisten, als solche, die seine Reisen betreffen." Lebhafte Debatten rief die Erörterung des § 60, betreffend die Ala Ca Ee hervor, zu welhem feitens der Handelskammern zu Frankfurt a. M. und zu Mainz D gestellt wurden. Namens der Handelskammer zu rankfurt a. M. begründete Syndikus Dr. Hatshek seinen Antrag auf Einführung einer obligatorischen, mindestens sech8wöchentlichen Kündigungsfrist zum Quartalschluß die Fâlle der Anstellung auf Probe und zu vorübergehender Dienst- leistung ausgenommen. Alle Anträge wurden indeß mit großer Majorität Lens sodaß § 60 in der ursprünglichen Faffung des Entwurfs (Minimalkündigungsfrist von einem Monat) bestehen bleibt.

| 67 des Entwurfs betrifft die Zulässigkeit einer den Handlungs-

chilfen in seiner gewerblichen Thätigkeit nah Beendigung des Dienst- v ltnisses beshränkenden WVertragsklaufel (Narr ne L ierzu lag eine ganze Reihe von Abâänderungs- bezw. usaßanträgen vor. Der Referent empfahl möglihste Be- schränkung in der Zahl positiver Bestimmungen und Anträge. Auf Antrag des Vorstandes beshloß die Versammlung, von allen gemachten Vorschlägen Kenntniß zu nehmen, ohne indeß zu einem von ihnen bestimmte Stellung zu nehmen. on einer Abstimmung wurde bstand genommen. Ein Antrag des Ausschusses zu § 68 wurde ein« stimmig angenommen mit folgendem Wortlaut : „Der Deutsche Handels«- tag erklärt, p die Vorschriften des § 68 al, 2 und 3 in Verbindung mit denen des § 73 des Entwurfs, welche den U Lehr unter strafrechtlihe und polizeilihe Kontrole stellen, n den go

stand unannehmbar find." Die übrigen Paragraphen dieses Titels