1896 / 265 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Nov 1896 18:00:01 GMT) scan diff

G T E E S E

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L E r L a E E v mud TE Eci É L L b lbe aa

Die Nr. 11 der „Amtlichen Nachrichten des Neichs- Versichherungs3amts“ vom 1. November 1896 enthält aus dem Gebiete der Unfallversicherung Unfall- verhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der Bremischen Landwirthe, Revidierte Unfallverhütungsvorschriften der Hamburgischen landwirthschaftlihen Berufsgenossenschaft und Unfallverhütungsvorschriften für die Schlesishe Eisen- und Stahl - Berufsgenossenschaft, sowie folgende Rekurs- Entscheidungen:

Eine nah §67 des Unfallversicherungsgeseßes zu zahlende Kapitalabfindung ist so zu bestimmen, daß sie in Be- rüdsichtigung aller. Unstände des Einzelfalles als ausreichender Ersaß desjenigen Schadens erscheint, welcher für den Ausländer durch den Unfall entstanden ist. Die Abhebung der Versiche- rungssumme durch den Verleßten ist noch nicht als eine die Anerkennung der Angemessenheit dieser Summe enthaltende Handlung anzusehen (1549). : ,

Die Rente der Ascendenten eines getödteten Arbeiters Q 6 Ziffer 2b des Unfallversicherungsgeseßes) beträgt

Prozent des Arbeitsverdienstes des Getödteten dergestalt, daß beim Vorhandensein mehrcrer gleichberechtigter Personen diese sih in den Betrag der 20 Prozent gleihmäßig zu theilen haben (1550). :

Ein Unfallverleßter, dem schon von einer landwirthschaft- lichen Berufsgenossenschaft rechtskräftig eine Rente zuge- sprochen worden ist, kann aus dem gleihen Unfallgegen eine industrielle Berufsgenossenshaft mit der Be- hauptung, daß der Unfall sich in einem bei der industriellen Berufsgenossenschaft versicherten Betriebe ereignet habe, An- sprüche niht mehr geltend machen (1551).

Ebenso wie die Holzabfuhr ist auch das Aufladen der Stämme als cine unmittelbar der Abfuhr dienende Vor- bereitungshandlung grundsäßlih dem Forstwirthschafts- betriebe, in desscn Bezirk die Handlungen vorgenommen werden, zuzurehnen. Unfälle, die sh bei der Holzabfuhr auf den sogenannten „Schneißen“ ereignen, sind regelmäßig von der zuständigen forstwirthschaftlihen Berufsgenossenschaft oder Ausführungébehörde zu entschädigen, da die Schneißen als für Lastfuhrwerk praktikable Fahrwege in der Regel nicht anzu- sehen sind (1552). : :

Ein Holzhauermeister, der in einer Königlichen Forst in der Provinz Posen beschäftigt war, dort wie jeder andere Holzschläger unter Aufsicht der Forstschußbeamten gearbeitet hat, die Befugniß, Ordnungewidrigkeiten der Mitarbeiter zu rügen, nicht besaß, als stellvertretender Forstshußbeamter niemals thätig wurde, ist nah Lage des Falles nicht als forst- wirthschaftliher Betriebsbeamter angesehen worden (1553).

Sogenannte „Kundenreisen“ sind nicht lediglih dem faufmännischen, sondern auch dem betriebstehnischen Theil eines Brauereiunternehmens zuzurehnen, wenn sie mit zu dem Zweck unternommen werden, um ge- liefertes Bier auf seine Brauchbarkeit prüfen und Bemänge- lungen seitens der Abnehmer entgegentreten zu können (1554).

Ein Handelsgesellshafter, welher im Jateresse der Er- leichterung des Betricbes eine offene Handelsgesellschaft in eine Aktiengescllshaft umgewandelt und dort Aufseherdienste verrichtet hat, ist nah Lage des Einzelfalles nicht als Betriebs- beamter der Aktiengesellschaft angesehen worden, weil ihm in Wahrheit auch nah der Umwandelung der Gesellschaft das wirthschaftlihe Ergebniß des Betriebes in Gestalt von Dividenden zugeflossen ist (1555).

Der Entschädigungsanspruh eines Erdarbeiters, der sich am Gründonnerstage für die Feiertage eine Abschlags- zahlung auf seinen Lohn holen wollte und in einer auf der Arbeitsstätte befindlihen Feldshmiede, woselbst er seinen Arbeitgeber suchte, infolge einer Explosion einen Unfall erlitt, ist anerkannt worden (1556).

Die Arbeiter sind bei der Erledigung von Aufträgen, die Betriebszwecken dienen, gegen Unfälle, die damit in ursählichem Zusammenhang stehen, versichert, auch wenn sie dabei G e- A erliegen, denen sie für gewöhnlich an ihrer

etriebsstätte nicht ausgeseßt sind (1557).

Die selbständige Annahme eines Auftrags durch cinen Gesellen ist als ausreihende Grundlage für die Annahme einer Beschäftigung des Gesellen im Betriebe seines Meisters anzusehen; ein Unfall, der sich bei der Reparatur eines zum „Geschirr“ des Meisters gehörenden, ur Ausführung des übernommenen Auftrags benöthigten

rbeitsgeräths ereignet, ist daher als Betriebsgunfall zu er- achten (1558).

Der ursächlihe Zusammenhang einer Thätig- feit mit dem versicherten Betriebe wird dadur nicht aufgehoben oder gelöst, daß sie zugleich theilweise auch den Interessen eines nicht versicherten Betriebes dient (1559).

Der Entschädigungsanspruch eines Arbeiters, der im Auf- trage eines Dachpappefabrikanten an einem fremden Orle beim Abladen der dort für seinen Arbeitgeber lagernden Dachpappe mit thätig war und dabei einen Unfall erlitt, ist anerkannt worden, da die unfallbringende Thätigkeit sih lediglih als Aus fluß des versicherten Betriebes darstelle (1560).

Ein Arbeiter, welcher sih durch einen Betriebsunfall eine gerinafügige Daumenverleßzung zugezogen hatte und deshalb den Arm in der Binde trug, ging vor dem Abschluß des Heilverfahrens zu seiner Erholung spazieren, glitt hierbei aus und erlitt einen s{hweren Beinbruh. Sein auf die Be- hauptung gestüßter Entschädigungsanspruh, daß der neue Unfall in ursählihem Zusammenhang mit dem früheren des-

alb stehe, weil derselbe sich bei cinem im Interesse des eilverfahrens auf Anweisung des Arztes unternommenen paziergang ereignet habe, is zurückgewiesen worden, weil der zweite Unfall wesentlich auf die Einwirkung eines neuen selbständigen, von der früheren Verleßung unabhängigen Thatbestandes zurückzuführen sei (1561 a).

Mit ähnlicher Begründung is der Anspruch eines Ar- beiters zurückgewiesen worden, der sih zunächst beim Holz- sägen im Betriebe eine geringfügige Handverlezung zugezogen hatte und dann zehn Tage später auf der Fahrt zum Arzt durch einen Fall vom Wagen- eine zweite erhebliche Verleßung erlitt (1561 b). |

Dagegen is der Anspruch eines Arbeiters anerkannt worden, der zunächst im Betrieb einen Bruch des linken Unter- schenkels erlitten hatte und dann einige Monate später, als er sih wieder zur Arbeit begeben wollte, auf dem glatten Wege gefallen war, weil mit Rücksiht auf die ver- hältnißmäßige Kürze der seit dem ersten Unfall ver-

Zeit, für welhen zweifellos Entschädigun der Art des dadur

enen eleistet worden ist, und bei 1 herbei eführten Körperschadens (eines schiefverheilten Bein-

ruchs) der zweite Unfall lediglich als eine Folg e- ersheinung des ersten Unfalls und der durch ihn her-

vorgerufene Schaden als eine Vershlimmerung des dur lere bedingten Zustandes erschien, für den die Berufsgenossen)chaft vermöge ihrer Verpflichtung zur Entschädigung wegen des ersten Unfalls aufzukommen hat, ohne daß es weiter darauf ankam, ob der zweite Unfall als ein solcher bei dem Betriebe anzusehen war oder nicht Pei G),

Ebenso ‘ist der Anspruch eines Arbeiters anerkannt worden, welcher infolge eines Betriebsunfalls einen Bruch des linken Unterschenkels erlitten hatte, dann in einem Kranken- hause, in welhem er auf Veranlassung der Berufsgenossen- schaft zur Heilung untergebraht war, an Kopfrose erkrankte, was seine vollständige Erblindung zur Folge hatte, weil der ursählihe Zusammenhang zwishen einem Be- trieb3unfall und der Verlegung eines Ver- erien au daun gegeben \&@ wenn die Körperbeschädigung nur eine mittelbare Folge des Unfalls ist, sei es in der Weise, daß dieselbe ihren Grund hat in einer an sich vom Unfall unabhängigen neuen Krankheit, deren Entstehung aber bei dem Verleßten durch die natürlichen Folgen des Unfalls in besonderem Maße begünstigt worden ist, oder in der Weise, daß die Körperbeschädigung durch be- sondere, äußerlich betrahtet von dem Unfall und dessen un- mittelbaren Folgen zunächst unabhängige Umstände herbei- geführt wird, deren s{hädlichen Einwirkungen der Ver- legte aber erst durh den Unfall und seine Folgen in einem das Ergebniß wesentlich mitbestimmenden Maße ausgeseßt worden is. Diese E ist hier als vorliegend erachtet worden, indem das Rekurs- gericht die Ueberzeugung gewonnen hat, sowohl, daß die An- steckung des Klägers but Erysipelas-Bacillen während seines Aufenthalts im Krankenhause stattgefunden hat, als auch, daß die Ansteckung höchst wahrscheinlih nicht erfolgt wäre, wenn der Kläger sih niht im Krankenhause befunden hätte, das heißt, daß die besonderen Verhältnisse in dem leßteren die An- steŒung hervorgerufen oder wenigstens in außerordentlichem Maße begünstigt haben (1561 d).

Aus dem Gebiet der Jnvaliditäts- und Alters- versicherung sind folgende Revisions-Entscheidungen veröffentlicht :

Die Nichtanhörung dec Vertrauensmänner in dem zur Bewilligung der Jnvalidenrente führenden Verfahren kann dann nicht als wesentliher Mangel angeschen werden, wenn über alle wesentlichen Punkte, welche für die Begut- atung der Vertrauensmänner in Frage kommen können, ein vollständiges und bedenkenfreies Einverständniß unter den Be- theiligten besteht (535).

Doppelmarken, welheim Wege des Berichtigung s- verfahrens an Stelle der zum Zwecke freiwilliger Fortseßung des Versicherungsverhältnisses irrthümlih verwendeten Pflicht- marken getreten sind, rücken, wie dies shon aus dem Begriff der „Berichtigung“ folgt, vollständig an die Stelle und in die Rechte der früheren unrichtigen Ma1ken, haben also insbesondere auch für die gleichen Zeiträume Geltung, für welche die un- richtigen Marken verwendet wurden und an sich, sofern den geseßlichen Anforderungen genügt wäre, hätten Berücksichtigung finden müssen (536).

Ein Koch, der, nahdem er viele Jahre hindurch als ständiger Herrschaftskoh in einer und derselben Familie thätig gewesen war, bei wechselnden Auftraggebern unter Eintritt in deren Hausgemeinschaft gegen eine nah Aufwand von Zeit und Mühe bemessene, feste Vergütung gekocht, dabei jedoch die zur Herstellung der Speisen erforderlihen Gegenstände Materialien, Geschirr u. st. w. nicht selbst geliefert hat, ist als versiherungspflihtiger Gehilfe angesehen worden (537).

(Die neben den einzelnen Entscheidungen stehenden ein- geklammerten Zahlen geben die Ziffer an, unter der diese in den „Amtlichen Nachrichten“ veröffentlicht sind.)

Der Kaiserlihe Gesandte in Bukarest Graf von Leyden hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der etatsmäßige Legations-Sekretär der Kaiserlihen Gesandtschaft von Hum- bracht als Geschäftsträger.

Dem Landrath Dr. von Lieres und Wilkau in Waldenburg ist die kommissarishe Verwaltung des Landraths- amts im Landkreise Breslau und dem Regierungs - Assessor Scharmer aus Breslau die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Waldenburg übertragen worden.

Der bisher bei dem Königlichen Ober - Präsidium zu Schleswig beschäftigte Regierungs-Afsessor von Uklanski ist dem Kömglichen Ober - Präsidium zu Breslau zur weiteren dienstlihen Verwendung überwiesen worden.

Nach telegraphishen Meldungen an das Ober-Kommando der Marine ist S. M.S. „Kaiser“, Kommandant Kapitän zur See Zeye, mit dem Chef der Kreuzer-Division, Kontre- Admiral Tirpiß an Bord, gestern in Shanghai und S. M. S. „Stein“, Kommandant Kapitän zur See von Ahlefeld, gestern in Corfu angekommen.

Württemberg.

Seine Königliche Hoheit der Herzog Wilhelm von Württemberg ist, wie „W. T. B.“ berichtet, in der ver- gangenen Nacht in Meran infolge eines Herzschlages gestorben. Lbcstderselbe war am 20. Juli 1828 als der älteste Sohn des am 16. September 1857 verstorbenen Herzogs Eugen und dessen zweiter Gemahlin, der am 5. September 1880 ver- storbenen Herzogin Helene, geborenen Prinzessin zu Hohenlohe- Langenburg, zu Carlsruhe in Schlesien geboren. Höchst- I be war österreichisch - ungarisher Feldzeugmeister und Jnhaber des Jnfanterie-Regiments Nr. 73. Außerdem war der verstorbene Herzog württembergisher General der În- fanterie, zweiter Chef des Grenadier-Regiments König Karl (0, era es) Nr. 123 und Chef des Preußischen Jnfanterie-Regiments Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13.

Baden.

Der Kräftezustand Seiner Königlichen Va des Groß- Ege welcher durch das überstandene Fieber. angegriffen st, hat sich, der „Karlsr. Z'g.“ zufolge, gebessert, erfordert aber noh absolute Ruhe und Schonung. Der Heilungsverlauf der Wunde is andauernd normal, und die Schmerzen haben aufgehört. Der Appetit beginnt sih zu heben.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin von Hessen ist gestern zu me Mem Besuh am Serkoalithen Bel in Coburg eingetroffen.

Schwarzburg-Rudolstadt.

Der Landtag ist auf den 24. November nah Rudolstadt einberufen worden.

Oesterreich-Ungarn.

Jn der Pfarrkirche der Wiener Hofburg fand gestern Vor- mittag um 11 Uhr die Vermählung der Erzherzogin Maria Dorothea mit dem Herzog von Orléans statt. Der Kaiser, die Königin von Portugal, das Hohe Brautpaar, die Erzherzoge und Erz- herzoginnen, sowie die fremden Pürstli keiten hatten sich um 103, Uhr im Spiegelzimmer versammelt und sich in feierlihem Zuge nah der Pfarrkirche begeben, wo sie von dem Kardinal-Fürsterzbishof von Wien Gruscha empfangen wurden. Leßterer vollzog, nahdem das Hohe Brautpaar knicend ein kurzes Gebet verrichtet hatte, die Weihe der Vermählungs- ringe, hielt alsdann die Ansprache an das Hohe Brautpaar und nahm die kirchliche Einsegnung der Che vor. Die Erz- herzogin Marig Dorothea trug bei der Feierlichkeit eine von französischen Damen gewidmete Brillantenkrone, der Herzog von Orléans hatte Zivilkleidung mit dem Orden des Goldenen Vließes angelegt. Außer den obengenannten Fürstlichkeiten wohnten die gemeinsamen Minister, die Minister-Prä- sidenten Graf Badeni und Baron Banffy sowie die österreihishen Minister und die in Wien weilenden ungarischen Minister dem feierlichen Akte bei.

Der König von Griechenland is mit dem Prinzen Georg gestern Abend von Gmunden wieder in Wien cin- getroffen. Der Prinz und die Land von Rumänien sind auf der Durchreise nah Sigmaringen gestern gleichfalls in Wien angekommen.

Jm Budgetausshuß des österreihishen Ab- geordneten hauses erklärte gestern der Unterrichts-Minister Dr. Freiherr von Gauts ch: die wissenschaftliche Unternehmung behuss arhäologischer Ausgrabungen im Orient sei in vollem Gange. Es werde vielleiht in einigen Monaten möglich sein, einem weiteren Kreise Mittheilungen über die bisher durhaus erfreulichen Ergebnisse zugehen zu lassen.

_ Aus sämmtlichen 413 Bezirken Un garns liegt nunmehr das Ergebniß der allgemeinen Reichstagswahlen vor. Danach wurden gewählt : 282 Liberale, 37 Anhänger der Nationalpartei, 10 keiner Partei Angehörige, 48 Mitglieder der Kossuthfraktion, 7 der Ugronfraktion und 20 der Volks- partei. Jn 7 Bezirken ijt eine Stichwahl nothwendig, in einem muß wegen Stimmengleichheit eine Neuwahl vor- genommen werden und in einem anderen Bezirk wurde die Wahl unterbrochen. Die liberale Partei hat 82 Bezirke gewonnen, und zwar 24 von der Nationalpartei, 20 von den Parteilosen, 17 von der Kossuth- und 21 von der Ugron-Fraktion. Da- gegen verloren die Liberalen 17 Bezirke, und zwar 83 an die Nationalpartei, einen an die keiner Partei Angehörigen, 6 an die Kossuth-Fraktion und 7 an die Volkspartei. Der Nein- gewinn der liberalen Partei beträgt demnach 65 Wahlbezirke.

Großbritannien und Frland.

Der Unter-Staatssekretär im Kolonialamt Lord Selborne hielt gestern in Edinburg eine Rede, worin er,-dem „W. T. B.“ zufolge, sagte: Die Zukunft d-Afrikas müsse eine bri- tische Zukunft sein. Die Regierung denke nicht an irgend einen Angriff auf Republiken, deren Unabhängigkeit Groß- britannien anerkannt habe, aber sie bestehe auf der Durch- seßung aller ihrer Rechte, und die Welt könne es jedenfalls wissen, daß England niemals die Rivalität oder die Ein- mishung irgend einer Macht in Süd-Afrika zulassen werde, wo die Königin Victoria allein die Vorherrschaît ausÜübe.

Frankreich.

Jn der gestrigen Sizung der Deputirtenkammer be- gründete der Deputirte FJaurès seine Jnterpellation über die am 26. Oktober in Carmaux vorgekommenen Ruhe- störungen. Der Redner beschuldigte die Regierung, sie habe im Einverständniß mit Resseguier, dem Direktor der Glas- hütte in Carmaux, die Kundgebung gegen die sozialistischen Deputirten veranstaltet, sie habe ferner die Versamm- lung Ungeses her Weise aufgelöst und die Menschen- gruppen, die fich gebildet hätten, ohne vorherige Aufforderung zum Auseinandergehen durhch die Gendarmerie auseinander- treiben lassen. Der Minister des Jnnern Barthou érwiderte, die Negierung habe niemals versucht, sih der Gründung der Glashütte der Arbeiter zu widerseßen. Jaurès' Wähler in Carmaux seien unzufrieden daruber, daß die Arbeiter: Glashütte in Albi gegründet worden sei. Jn Anbetracht der großen Aufregung der Arbeiter in Carmaux habe die Regierung Vorkehrungen treffen müssen, um etwaige Ruhestörungen zu verhindern. Der Minister {loß mit einer Rechtfertigung der Haltung der Polizei. Der Deputirte Millerand {loß sich den Aus- führungen des Deputirten Jaurès an, die der Minister des Jnnern Barthou von neuem zurückwies. Als der Deputirte Goblet dem Minister erwidern wollte, wurde er durch Schluß- rufe zunächst am Sprechen gehindert. Ein Antrag auf Schluß der Debatte wurde indeß mit 246 gegen 235 Stimmen abgelehnt, worauf der Deputirte Goblet behauptete, das Geseh sei von der Negierung verleßt worden. Schließlih wurde eine Tages- ordnung Dulau, in welher es heißt, die Kammer billige die Haltung der Regierung, von der Regierung ge- nehmigt und von dem Hause mit 316 gegen 238 Stimmen angenommen. Jm Laufe der Debatte, als der Minister des Innern Barthou dem Deputirten Goblet gegenüber die Behauptung aufrecht hielt, der Kommissar habe das Recht

chabt, die Versammlung aufzulösen, kam es dadurch zu einem Fwikchenfall daß der Deputirte Bo yer rief: „Sie lügen“. Der Prâä ident Brisson rügte diesen Zwischenruf, worauf der Minister des Jnnern Barth ou nohmals versicherte, die Ne- gierung habe ihre Pflicht gethan. Rußland.

Die „Russische Telegraphen-Agentur“ meldet, der aale Botschafter in Konstantinopel von Nelidow werde nächstens in St. Petersburg eintreffen. Seine Anme daselbst sei als wünschenswerth erachtet worden behufs Mittheilung von nothwendigen Jnstruktionen, die darauf gerichtet seien, den Gang der Verhandlungen zu beschleunigen, welche mit den anderen Großmächten hinsichtlih der s{chwebenden Fragen in

Konstantinopel eingeleitet worden seien. Der Botschafter werde nur wenige Tage tin St. Petersburg bleiben und dann auf seinen Posten zurückkehren.

Jtalien.

Die Einkünfte des Staatsschaßes weisen für die Zeit vom Juli bis Oktober d. J. eine Erhöhung von mehr als 5 Millionen gegen den gleichen Zeitraum des vorigen Jahres auf. Dies ist, wie die „Agenzia Stefani“ hervorhebt, um so bemerkenswerther, als das Erträgniß der Zölle, wie vorausgesehen, infolge ger gener Getreideeinfuhr, welche ihren Grund in dem guten Ausfall der Ernte hat, sih verringerte.

Die „Opinione“ veröffentlicht eine Note, welhe, dem ,„W. T. B.? zufolge, besagt, daß alle über die Lage in Afrika in diesen Tagen verbreiteten Nachrihten mehr oder weniger auf Erfindung beruhten. Es sei falsch, daß die Regierung Nachrichten empfangen habe, welche niht veröffentliht worden seien. Wie bereits vor zwei Monaten erklärt worden sei, fönnten von dem Major Nerazzini vor Ende dieses Monats keine siheren Nachrichten eintreffen. Die Regie- rung wolle den Frieden, werde sich aber niht durch einen Krieg aus der Fassung bringen lassen, wenn die Jnteressen Ftaliens ihn rathsam erscheinen ließen. Jndessen sei die Re- gierung bestrebt, mit ruhiger Erwägung zu urtheilen, um mit dem Kredit und dem Prestige Jtaliens in Europa nicht zu spielen. Alles, was die Regierung von dem Lande verlange, sei, Daß man sich ernst und ruhig zeige und sich nicht zu Manövern hergebe, die zum Schaden Ftaliens angezettelt würden.

Türkei.

Die „Politische Correspondenz“ erfährt aus Konstan- tinopel: maßgebende Kreise im Yildiz-Kiosk hätten erklärt, daß etwaigen europäishen Absichten, die Verwaltung der „Dette Publique“ in ein Organ zur Kontrole der türkischen Finanzen zu verwandeln, unter keiner Bedingung nachgegeben werden könne, da dies den energischen Widerstand des ganzen türkischen Volks anfachen würde, dem der Yildiz-Kiosk nicht entgegentreten könnte. Der Eintritt eines russishen Delegirten in den Conseil der „Dette Publique“ sci das einzig mögliche Zugeständniß.

Die grie chische Gemeinde in Salonichi soll, wie dem „W. T. B.“ aus Athen gemeldet wird, sehr erregt gegen den Metropoliten sein. Den Grund der Erregung bildeten administrative Maßnahmen. Es würden Unruhen befürchtet ; sechs französishe Fahrzeuge würden in Salonichi erwartet.

Griechenland.

Die außerordentliche Session der Deputirtenkammer ift gestern eröffnet worden. Der Minister-Präsident Delyannis verlas das Einberufungsdekret. Die Wabl des Präsidenten wird in der nächsten Woche stattfinden.

Das französishe Panzersh1f „Marceau“ ist vom Piräus nach Smyrna in See gegangen.

Schweden und Norwegen.

Der König gab am Mitiwoch aus Anlaß des Unions- tages im Schlosse zu Stockholm ein Galad iner, an welchem die Prinzen des Königlichen Hauses, die shwedischen und norwegischen Staatsräthe, das am 2. November in Stock- holm zusammengetretene {hwedis{ch-norwegishe Unions-:-Comité, die Chefs der höheren Behörden und die sämmtlihen Mit- glieder des höchsten Gerichtehofes theilnahmen. Der König trank bei dem Diner auf das Wohl der Union.

Amerika.

Jn Madrid vcecrlautete gestern, die spanishen Truppen hätten den Führer der Aufständischen auf Cuba Maceo in der Provinz Pinar del Rio geschlagen und ihm einen Verlust von 200 Mann zugefügt.

Asien.

Nach cinem dem Madrider Journal „Jmparcial“ zuge- gangenen Telegramm aus Singapore dauern die Nuhe- störungen auf Luzon fort. Es sei unmöglich, die Haupt- stadt Manila zu verlassen : die Aufständischen kämen von den Bergen herab bis in die Nähe der Stadt ; zwei Einwohner, welche vor die Thore gegangen seien, um Skizzen zu zeichnen, seien von den Aufständischen getödtet worden.

Nr.45 der „Veröffentlichungen des KaiserlihenGesund- heitsamts* vom 4. November hat folgenden Inhalt: Gesundheits- ftand und Gang der Volkskrankheiten. Sterbefälle im September. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera 2c. Desgl. gegen Pest. Gesundheitsverhältnisse in Stuttgart, 1895. FJahresberiht des Lübecker Medizinal-Kollegiums, 1895/96, Todesfälle in Bern, 1881/90. Gesundheitszustand in Stockholm, 1895. Geseßgebung u. \. w., (Deutshes Reich). Schweineseuhe 2c. (Preußen). Tuber- kulose der Hausthiere. (NReg.-Bez. Bromberg). Trinkgefäße in Gast- und Schankwirthschaften. Rothlauf und Milzbrand. (Neg.-Bez. Stade). Schweinefeuchen. (Oesterreich). Dienstzeit der M Ea x. Milzbrand bei Papierfabrikarbeitern. Bezug von Arzneiwaaren 2c. aus dem Auslande. (Vereinigte Staaten von Amerika). Rindvieh und Häute. (Canada). Quarantäne. Gang der Thterseuchen in Oesterreich, 3. Vierteljahr. Ninderpest in Afrika. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preuß. Neg. - Bezirke Bromberg, Stade, Desterreih, Dänemark), Vermischtes. (Preußen. Provinz Brandenburg). Oeffentlihe Nahrung8mittel-Untersuhungs- anstalt. (Frankfurt a. M.) Desgl. (Waden). Chemisches Laboratorium zu Heidelberg, 1891/95. (Schweiz). Gesundheitszustand im Kanton Tessin, 1895. (Ofst-Jndien). Opiumfrage. Geburten und Sterbefälle in Aachen, Köln und Wien, 1895. Geschenkliste. Monatêtabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, September. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern La Großstädte. Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung.

Statistik und Volkswirthschaft.

Der Zinsfuß der von den sächsishen Sparkassen gegen

hypothekarishe Sicherheit gewährten De etes

Die nachstehende, dem soeben erschienenen Doppelheft 1/2 (1896) der „Zeitschrift des Königlich sächsischen Statistischen Bureaus* ent- nommene Uebersicht giebt eine gedrängte Darstellung über die im Jahre 1894 gegen hypothekarische Sicherheit von 235 Sparkassen des Königreihs Sachsen gewährten Darlehen nah der Höhe des erzielten Zinsfußes. Sie zeigt, daß der Zinsfuß für derartige Darlehen bei der überwiegenden Mehrzahl der Sparkassen 4 bis 4{ 0% betrug. Nur ausnahmsweise wurden Darlehen gegen hypothekarischße Sicherheit unter 40/0 einerseits und über 42 %/9 andererseits abgegeben. Es sind nämli ausgelieheu worden :

Summe der è Von je 109 4 überhaupt ae an Darlehn an Zinsen Zinsen kamen auf den neben- M stehenden Zinsfuß

747 083 39,79 37,89 540 867 27;11 2743 492 197 23,30 24,96

97 358 4,79 4,94

51 994 2,95 2,64 44 343200 15787 0,73 0,80 4k 2638656 10994 0/56 0,55 42 112 150 5 327 0,24 0,27 34 102 300 3 580 0,22 0,18 41/s 65 500 2751 0/14 0,14 5 41 899 2 095 0,09 0,11 43 20 790 970 0,04 0.05 Lo 10 350 445 0,02 0,02

5 690 341 i 54 1 600 aae 0,02 0,02

durchschnittlich

41/5 46 941 606 1971877 100,00 100,00

Aus den neben den Kapitalsummen und den aufs Jahr berechneten Zinserträgen in den beiden leßten Rubriken der vorstehenden Ueber- sicht aufgeführten Verhältnißzahlen geht hervor, daß bei über 90 von je 100 Æ Kapital 4, 4} oder 43 9/6 Zinsen zur Verrechnung gekommen sind; 7 bis 8 von je 100 A Darlehn erzielten einen Zinsfuß von 47 bezw. 33 9/9. Die übrigen Modalitäten des Zinsfußes, zusammen 10 an Zahl, kommen nur ganz selten vor. Zwar haben 13 Kassen einen Theil ihrer Gelder gegen hypothekarishe Sicherheit mit 5 9/6 verzinst erhalten, aber die Kapitalsumme selbst is ganz geringfügig. Noch weit unbeträchtlicher find die Summen, die gelegentlih gegen 54 und 6 9% Zinfen auf Hypotheken ausgeliehen wurden. Eine ganz ähnliche ab- steigende Reihe wie bei den Darlehen stellt auch die der Zinserträg- nisse dar. Man erkennt deutlich, daß auf den durchschnittlichen Zinê- ertrag von 41/5 9/0, den die sächsi-chen Sparkassen von den im Rechnungsjahr 1894 gewährten hyvothekarishen Darlehen erzielten, nur der în den ersten vier bis fünf Reihen genannte Zinsfuß von Einfluß gewesen ift.

Bon den 239 Sparkassen, welche 1894 bestanden, haben 4 Gelder auf Hypotheken überhaupt nicht verliehen. Unter den übrigen 235 Kassen haben bei dem Ausleihen von Hypothekendarlehen 128 nur einen Zinsfuß festgehalten, 107 dagegen zu verschiedenem Zinsfuß ausgeliehen, und zwar wird von 61 Kassen ein doppelter, von 28 ein dreifaher, von 15 ein vierfaher und von 3 Kassen ein fünffacher Zinsfuß namhaft gemacht. Unter den 128 Kassen mit einem Zinsfuß bedienten \sih 120 des Zinsfußes von 4, 4} oder 449%, und zwar kommt der Zinsfuß von 49/6 doppelt so häufig als der von 43 9/0 vor. Bei den Kassen mit mehrfachem Zinsfuß tritt der von 40% zurüdck, es überwiegt der Zinsfuß von 4} bezw. 43 %. Ver- hältnißmäßig oft findet sih bei diesen Kassen noh der Zinsfuß von 43 9% angegeben. 13 Kassen für kleine Hypothekendarlehen endlich haLen einen Zinsfuß von 5, 1 einen folhen von 54 und 3 einen Zinsfuß von 6 9/9 erzielt.

¡um Zinsfuß von

9% M.

4 18 677 063 44 12 726 275 43 10 937 708 3 2 246 728 3 1 386 495

an Kapitalien insgesammt

Invaliditäts- und Altersversicherung.

Bei der Hanfsfeatishen Versihherungsanstalt sind I. an Anträgen auf Gewährung von RNMenten eingegangen: a. an Altersrenten: im Laufe des Jahres 1891 1105, 1892 404, 1893 381, 1894 353, 1895 354 und .in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Oktober 1896 297, zusammen 2894; þ. an Invaliden - renten: im Laufe des Jahres 1892 181, 1893 301, 1894 550, 1895 895 und in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Oktober 1896 771, zusammen 2698; mithin sind seit Beginn des Jahres 1891 bei der Hanseatischen Versicherung8anstalt an Rentenanträgen überhaupt eingegangen 5592. Von denAnträgen auf Altersrente entfallen auf das Gebiet der freien und Hansestadt Lübeck 478, Bremen 617, Hamburg 1799 und von den auf Invalidenrente auf das Gebiet von Lübeck 288, Bremen 843, Hamburg 1567. Von den Anträgen auf Alters- rente find bis Ende Oktober 1896 erledigt worden 2825, und zwar 24954 durch Nentengewährung, 329 durch Ablehnung und 42 auf sonstige Weise. Von den Altersrenten-Empfängern sind inzwischen aus- A raf 579, von diesen sind verstorben 541. Von den Anträgen auf Invalidenrente sind bis Ende Oktober 1896 erledigt worden 2539, und zwar 1836 dur Rentengewährung, 614 durch Ablehnung und 89 auf sonstige Weise. Von den Invalidenrenten-Empfängern sind inzwischen ausgesbiedta 527, von diesen sind verstorben 486. Auf die Gebiete der dret Hansestädte vertheilen fih die noch im Bezug der Rente be- findlihen Personen folgendermaßen: Lübeck 306 Altersrenten, 152 Invalidenrenten; Bremen 409 Altersrenten, 485 Invaliden- renten; Hamburg 1164 Altersrenten, 672 Invalidenrenten. Die Jahressumme der bis jeßt gewährten Renten macht insgesammt 624 461,00 M aus, von welhem Betrage 152 563,60 4 für die in- zwishen ausgeschiedenen Rentenempfänger abzuseßzen sind. Nach den Berufszweigen vertheilen sich die 4290 Renteneapfänger auf folgende Gruppen: Landwirthschaft und Gärtnerei 269 Rentenempfänger, Industrie und Bauwesen 1819, Handel und Verkehr 825, sonstige Berufsarten 356, Dienstboten 2c. 1021 Rentenempfänger. Ikl. Anträge auf Nüerstattung der Beiträge sind eingegangen: a. Anträge gemäß § 30 des Gesetzes: im Laufe des Jahres 1895 425 und in der Zeit vom 1. Januar bis 31. Oktober 1896 1718, zusammen 2143; b. Anträge gemäß § 31 des Geseßes: im Laufe des Jahres 1895 83 und in der Zeit vom 1. Januar bis 31. Oktober 1896 309, zusammen 392. Von diesen 2535 Anträgen auf Rückerstattung der Beiträge entfallen auf das Gebiet von Lübeck 205, Bremen 579, Hamburg 171, zusammen 2535. Davon sind durch Rückzahlung 2069, durch Ablehnung 289, auf sonstige Weise 37 erledigt worden, mithin unerledigt 140.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Aachen wird der „Köln. Ztg.“ von der Firma Gebr. Steemann über den bei derselben ausgebrochenen Ausstand der Weber geschrieben: Sämmtliche Weber haben ohne den geringsten Anlaß die Arbeit eingestellt. Als sie dieselbe wieder aufnehmen wollten, wurde ihnen erklärt, daß sie nur dann die Arbeit wieder an- fangen könnten, wenn fünf Mann entlassen wären. Diesem Ansinnen widerfeßten \sih die Weber. Am Mittwoch wurde der Weberschaft eine neue Arbeitsordnung vorgelegt und von dieser angenommen; am Donnerstag follte der ganze Betrieb wieder voll aufgenommen werden. (Vgl. Nr. 261 d. Bl.) Der „Rh.-Westf. Ztg.“ wird berichtet, daß den Aachener Fabriken neue Lohnkämpfe drohen. Der Arbeitgeber der Tuchfabrik von Neiß u. Nheins is mit den Webern in Ver- handlungen eingetreten wegen einer Lohnkürzung, Die Aufträge für den Winter sind so spärlich eingelaufen, 208 die Firma entweder eine Anzahl Arbeiter entlassen oder eine Lohnkürzung auf so lange eintreten lassen zu müssen erklärt, bis der Betrieb flotter edt. Die Weber lehnen beides ab, sie haben aber der Firma den

egenvorshlag gemacht, eine Kürzung der Arbeitszeit eintreten zu lassen, damit kein Weber brotlos würde.

Aus Eupen wird der „Köln. Ztg.“ zur Beendigung des Weberausf\tandes in der Tuchfabrik von J. Tasté (vergl. Nr. 262 d. Bl.) mitgetheilt, day der Arbeitgeber von der Einführung des Zweistuhlsystems für die Ausständigen Abstand genommen hat.

Aus Charleroi wird demselben Blatt cer egpopmext. In Braquegnies sind über tausend Bergleute ausständig; sie ver- langen eine zehnprozentige Lohnerhöhung.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Türkei.

Zufolge Beschlusses des ottomanishen Gesundheitsamts in Bagdad find für Herkünfte von Bombay wegen der dort herr- (Rees Pest in Basra strenge Quarantänemaßregeln angeordnet worden,

Kunst und Wissenschaft.

Die Königlichen Museen (Altes und Neues Museum, National-Gal-rie, Museum für Völkerkunde und Kunstgewerbe- Museum) sind seit dem Beginn des November für die Dauer des Winterhalbjahrs an den Wo hentagen mit Ausnahme des Montags wieder, wie in den Vorjahren, von 10 bis 3 Uhr geoffnet. Die National-Galerie ist auch Mon- tags von 1 bis 3 Uhr gegen vorherige Meldung beim Kastellan zugänglih. An den Sonntagen und dem zweiten Weihnachtsfeiertage werden die Museen bis zum Eintritt der Dunkelheit geöffnet bleiben, im allgemeinen also im November von 12 bis 4 Uhr, im Dezember und Januar von 12 bis 3 Uhr, im Februar von 12 bis 4 Uhr, im März von 12 bis 5 Uhr.

Die Marcus-Säule auf Piazza Colonna in Rom, herausgegeben von Eugen Petersen und Alfred von Do- maszewski. Mit Beiträgen von Theodor Mommsen und Guglielmo Calderini. Großfolio; 128 Tafeln in Lichtdruck und Chromolithogravhie mit 252 Darstellungen der Säule und deren Neliefbilder nach Originalaufnahmen, nebst 130 Seiten illustriertem Text. München, Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. Eine der wichtigsten Quellen füc die Geschichte unserer Vorfahren, die NRelief- darstellungen an der Marcus-Säule zu Rom, welche die Kriege Kaiser Marc-Aurel’s gegen die Marcomannen, Quaden und Jazygea in den Jahren 166 bis 180 n. Chr. zum Gegenstande haben, war bisher gänzli vershlossen. Während die in mancher Beziehung verwandten, aller- - dings künstlerisch höher stehenden Reliefs der Trajans-Säule bereits des öfteren abgeformt und publiziert worden sind, blieben die historisch ebenso wichtigen Bilder der Marc-Aurel’s-Säule der Geshitsforshung entzogen, bis gelegentlih des Besuches Kaiser Wilhelm's 11. in Rom, zu Ostern des Jahres 1893, die erste Anregung dazu erfolgte, diese ältesten Darstellungen germanischen Lebens würdig herauszugeben. Dank der Unterstüßung Seiner Majestät des Kaisers und Seiner König- lihen Hoheit des Großherzogs von Baden, konnte das Projekt alsbald verwirklicht werden. Im Sommer 1895 wurde unter wissenschaftlicher Leitung das Reliefbild, welches die Säule in zwanzig Windungen umzieht, auf 248 Platten photographiert; das dazu erforderliche Gerüst hatte die Königlich italienishe Regierung, um auch ihrerseits das Unternehmen zu fördern, auf ihre Kosten erbauen lassen. Die Aufnahmen find troy der s{wierigen Verhältnisse glänzend gelungen, und die Publikation erhält durch den Umstand, daß thr direkte Aufnahmen nah dem Original und nicht nach Gips- abgüssen zu Grunde liegen, einen besonderen Werth. Abgeformt wurden überhaupt nur einzelne Theile der Darstellungen, sodaß die Wissenschaft für das Studium des Ganzen auf die vorliegende Ver- öffentlihung angewiesen ist, die nah fahmännischem Urtheil den Anforde- rungen vollkommen genügt Der Text zerfällt in folgende Abschnitte: Ein- leitung von Eugen Petersen; Der Marcomannen-Kriez unter Kaiser Marcus von Theodor Mommsen; L'’architettura della colonna da Guglielmo Calderini; Beschrcibung der Bildwerke von Eugen Petersen; Erläuterung der Bildwerke von Alfred von Domaszewski; Verzeichniß der Gipsabgüsse. Jedes Exemplar ist mit zwei starken, zur endgültigen Aufbewahrung genügenden Mappen für die Tafeln sowie einer Ginbanddecke für den Text versehen und wiegt einschließli der Verpackung in Holzkiste etwa 22 kg. Der Preis für das voll- ständige Werk in dieser Einrichtung beträgt 300 4

Aus Dresden wird berihtet: Zu der Preisbewerbung um ein Denkmal des Fürsten Bismarck in Dresden sind 62 Entwürfe und eine Zeichnung eingegangen, deren Prüfung dur das Preisrihterkollegium am 29. und 30. v. M. stattgefunden hat. Zur Verleihung des auf 4000 A festgeseßten ersten Preises konnten die Preisrihter nicht gelangen; sie beschlossen vielmehr, die für Preise ausgescßte Summe von 9000 M so zur Vertheilung zu bringen, daß ein zweiter Preis zu 3000 Æ und drei dritte Preise zu je 2000 M verliehen würden. Hier- auf wurden zuerkannt : dem Bildhauer Werner Stein in Leipzig für den Entwurf Nr. 11 „Fels von Erz“ der 2. Preis von 3000 4; dem Bildhauer Wandschneider in Charlottenburg für seine Entwürfe Nr. 34 und 35 „In robore virtus“ und „Per aspera ad astra“ zusammen ein 3. Preis von 2000 4; dem Architekten Hans Pätzel und dem Bildhauer Oskar Nühm, beide in Dresden, für ihren Ent- wurf Nr. 4 „Arminius“ sowie dem Bildhauer Carl Meisen in Friedenau bei Berlin für seinen Entwurf Nr. 58 „In trinitate robur“ Je ein 3. Preis von 2000 % Die Entwürfe Nr. 50 „Siegfried 11.“ (Bildhauer Wilhelm Haverkamp in Friedenau bei Berlin), Nr. 39 „Dem Fürsten Bismarck" (Hugo Lederer in Berlin) und Nr. 27 „Vereint“ (Bildhauer Johannes Röttger in Berlin) sind zum Ankauf für je 500 ( empfohlen worden. Diese Ankäufe hat der Denkmalsaus\{huß auch beschlossen. Sämmt- lihe Entwürfe sind von Sonnabend, den 7., bis mit Sonntag, den 15. d, M., täglich Vormittags von 11 Uhr ab bis Nachmittags 3 Uhr im östlichen Seitensaal der städtishen Ausftellungshalle an der Stübel-Allee (Eingang von der Lennéstraße, Eke Grunaer Straße) öffentlih ausgestellt.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Nuhr und in Oberswlesien.

An der Ruhr sind am 5. d. M. gestellt 13 093, niht rechtzeitig gestellt 137 Wagen.

In Oberschlesien sind am 5. d. M. gestellt 4571, niht recht- zeitig gestellt 775 Wagen.

Vom Berliner Pfandbrief-Institut sind bis ultimo Oktober 1896 18788400 \ 3#%, 21 609 000- A 4 9/0, 45 762 600 483 9/0, 9717900 M 59/0 alte Pfandbriefe und 12477300 Æ 39% und 22758700 4 34% neue, zusammen 131 113 900 4 Pfandbriefe, ausgegeben worden, wovon noch 12390300 M 34 9/0, 9907500 A 49%, 9862500 A 4} °/%, 1857 000 Æ 595 9/6 alte Pfandbriefe und 12406 800 # 39% und 22 758 700 6 34 9/0 neue, zusammen 69 182 800 G Pfandbriefe, von den Grundstückseigenthümern zu verzinsen sind. Angemeldet zur Beleihung in Neuen Berliner Pfandbriefen sind bis 31. Oktober d. J. 160 Grundstücke mit cinem Feuerversiherungswerthe von 31 794 900 4A Zugefichert, aber noch nicht abgehoben sind 9 351 600 M

Die Bilanz der Victoria-Brauerei Aktiengesell- schaft in Berlin für 1895/96 ergiebt einen Betriebsübershuß von rund 290 000 M gegen 246 000 A im Vorjahre. Es wurde be- shlossen, hiervon rund 100000 A (1894/95 95 000 4) zu Ab- schreibungen und NReservestellungen zu verwenden und der General- versammlung die Vertheilung von 10 9% Dividende gegen 8% für 1894/95 vorzuschlagen.

Der Aufsihtsrath der Brauerei Pfefferberg vorm. Scneider u. Hillig genehmigte die von der Direktion vorgelegte Bilanz; der auf den 3. Dezember d. J. einzuberufenden General- versammlung foll die Vertheilung einer Dividende von 11 %/% (gegen 9% im Vorjahre) in Vorschlag gebracht werden.

In der ne Sigzung des Aufsichtsraths der Aktiengesellschaft Scchloßbrauerei Schöneberg legte der Vorstand die Bilanz und Gewinn- und Bres für 1895/96 vor. Dieselbe ergiebt einen Gewinn auf Bier-Konto von 1 316 097 A (gegen 1 134 903 M4 für 1894/95), der Bruttogewinn tellt sich auf 728 399 woraus nach Abschrcibung in Höhe von 405 843 # und nah Zahlung der Tantiòmen die Vertheilung einer Dividende von 12% (gegen 10 9% im Vorjahr) der am 24. d. M. ftattfindenten Generalverfammlung vorgeschlagen werden foll. E

In der Sitzung des Aufsichtsraths der Weißbier-Akticn- Brauerei vorm. H. A. Bolle vom 4. d. M. wurde die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung per 30. September 1896 vor- gelegt und beschlossen, eine Dividende von 7 9/9 (gegen 64 %/ im Vor- R für das abgelaufene Geschäftsjahr in der zum 7. Dezember d. J. einzuberufenden Generalversammlung in Vorschlag zu bringen.