1896 / 273 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Nov 1896 18:00:01 GMT) scan diff

riscomitès für die Errichtung eines Kaiser Friedrich- Denkmals in Cronberg statt. - Dem Comité sind sofort eine große Zahl von Notabilitäten der Provinz beigetreten. Seine ' De oheit der Großherzog von Baden isst um die Uebernahme des Protektorats ersuht worden.

Hefen, Zhre Kaiserlihe und Königlihe Hoheit die Herzogin von Sachsen-Coburg und Gotha hat am Sonnabend Abend Darmstadt verlassen und sich nach London begeben.

Deutsche Kolonien.

Durch Verfügung des Kaiserlichen Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika sind die Zollämter zur leichteren Ce und Bezeichnung unter Belassung der bisherigen Amtsbefugnisse in nachstehende Klassen eingetheilt und, wie folgt, benannt worden: a. „Hauptzollämter“, wie bisher, b. „Zollämter I. Klasse“, die von Zollamts-Assistenten erster Klasse verwalic:en Amtsstellen Saadani, Lindi und vom 1. April k. J. ab auch Pangani, ‘. „Zollämter II. Klasse“, die von Zollamts-Assistenten zweiter Klasse verwalteten Amlsstellen

wale, Simba-Uranga, Mohorro und Schole, d. „Zollämter ITI. Klasse“, die übrigen mit farbigen Beamten beseßten

Amtsstellen. :

Ueber eine Expedition nach Ugogo, Jrangi, Bu- rungi und Usfiomi berichtet Stationschef, Lieutenant Glauning aus Mpapua unter dem 21. September d. J. im „Deutschen Kolonialblatt“ Folgendes:

Da die Besaßung von Mpapua selbs zur Ausführung einer größeren Expedition zu schwach war, wurde die Hilfe der Station Kilimatinde erbeten und nach eingetroffener dicsbezügliher Zusage am 15. Juli mit 1 Unteroffizier, 25 Askaris und 11 FJrregu- „ren sowie 32 Trägern der Marsch durch die Marenga

t nah Ugogo angetreten, Der auf den Karten ver- ‘zeihnete Name „Marenga mkali" für das große, von Nyangallo bis fast zun. Nugahafluß sich erstreckende Pori ist ein sehr -willkürlicher Die Gegend if wasserarm; Bitterwasser triit aber nur A cinzelnen. Stellen a, während sih an anderen Stellen, z. B. in einem Wasserloh üdöstlic vèy ngalio, Süßwasser findet- Auf der diesmal von mir begangenen Stanlkey-., £1 Fee Us die sogenannte eBitterwasser - Wildniß“, fand sich in dru eten (Lagerplaß Mbuguni) reihlich und gutes Trinkwasser. Dié wz €®0rentn nennen au nur das bittere Wasser, niemals aber den ganzen wx8gedehnten Buschwald Marenga mkali, Ueber Kikombo, das gut auüsgebamex und etwa 60 Temben zählende, von Wagogos und einzelnen Massais bewohnte Buigiri gelangte ich nach Ntuguni. Der Sultan dieses Orts, Madschaka, der shon im vergangenen Jahre von Lieutenant Nachtigall wegen verschiedener Näubereten bestraft worten war, sollte laut Gouvernementsbefehl vom 11. Januar d. I., falls er sich auf eine Vorladung nicht stellen würde, nohmals heimgesucht und bestraft werden. Troß Aufforderung der Station war er nicht erschienen. Wie ih erfuhr, war Madschaka inzwischen estorben. Jch ließ daher dessen Sohn Muguge vom nahegelegenen ahoma aus nochmals auffordern, zum Schauri zu kommen, andernfalls würde ich ihn bekriegen. Als ich kurze Lei nach Absendung des Boten selb#| aufgebroßen war, um den Vrt im Falle der Weigerung des Sultans zu überfallen, sahen wir nicht weit von Ntugini einen Haufen Eingeborener mit einem jungen Weibe an der Spitze keuhend und im sh-ellsten Lauf auf uns zu- kommen, was bei den Asfaris große Heiterkeit erregte. Es war das Weib des Sultans mit Gefolge, das in scinem Namen, da er selbst fußfkrank is, um Frieden bat, der natürlih gewährt wurde. Der Sultan selbst, ein \{chlanker noch junger Mann, wurde durch die Be- handlung seines Fußübels und einige kleine Geschenke völlig zutraulih gemacht. In Ntuguni wohnen neben den Wagogos zahlreihe Wahehes in fünf gut gebauten Temben. In dem etwa fünf Stunden ent- fernten Kitunda wa dede hatte ih einen Streit zwischen dem Sohne des Dede Meda unxd einem Manne Namens Materra zu {lichten. - Dede hatte den Vater des Materra getödtet und thm zahlrei@es Vieh weggenommen. Der Aufforderung der Station Kilimatinde, zum Schauri zu kommen, hatte er, wie auch später sein Sohn Meda, nicht Folge geleistet. Ich überfiel ihn un- versehens, nahm ihn gefangen und theilte dann die Viehhe1de zwischen ihm und Materra aus Ntuguni, worauf ih PDieda wieder freiließ, der froh war, fo leihten Kaufs davonzukommen. Von da marschierte ih Über den flark frequentierten, mit Unraih bede-ckten L O rod! nah Ngomoia. Die Einwohner dieses Ortes nenncn sti angomoias. Ihre Sprache ifl das Kinaomoia, das aber nur von wenigen noch verstanden wird. Sie sind anscheinend ein im Ausfterben begriffener, den Wadfandanis verwandter Volksstamm. Da ih noch an demselben Tage weitermarschierte, konnte ich mih auf eine nähere - Untersuhung dieses vielleicht ethnographisch wichtigen Punktes nicht einlassen. Ngomota bildet die Grenze zwishen Ugogo und Ufsandaui und i} von demselben dur ein etwa achtslündiges Pori getrennt. Den Umweg durch Ussandaui' hatte ih dhalb ge- wählt, da id feindliche Zusammenstöße mit den Waburungis und Warangis vor Beginn der eigentlichen kriegerischen Aktion vermeiden wollte. In Ussandaui wechseln groteske Felshügel und Berg:üken von mittlerer Höhe mit sanften, überaus fruhtbaren Thälern. Die Landschaft mit ihrem frishen Grün stand in merkwürdigem Gegensaß zu dem trockenen Ugogo. Zahlreihe Wanjamwesi wohnen zwischen der friedlihen Urbevölkerung. Durch die Landschaft Mangasita ge- langte ih nach der Wanjamwesi-Niederlassung Kwa Mtoro, von hier durch ein zwölfstündiges Pori mit Wasser am Limbo Kikumu nach Kwa Mdoda, einem Dorfe von Makua Waduaheli und Wanjamwesi- jägern des Wali von Mkondoa. Der Wali, in dessen Dienst weit über hundert Jäger stehen, die sh in Jrangi, z. B. in Tandalla und Kinduri niedergelassen haben und ihre Jagdzüge bis zum Guruiberg und dem Kilimandscharo. Gebiet ausdehnten, hat diesen Leuten fofort nah Bekanntwerden des Jagdgesetzes Pulver und Zündhütchen ent- zogen, sodaß sie jeßt eigentlih brotlos sind, da fie die verlangten Schiefigebühren nit bezahlen können und auch der Wali nicht in der Lage ist, für jeden feiner Leute die Gebühr zu erlegen. Die Härte, die unzweifelhaft für diese in ihrem Beruf meist sehr tüchtigen Leute in der plôglihen Entziehung ihrer bisherigen Thâtigkeit liegt, ließe sih vielleicht dadurh mindern, daß e fämmtlihes Elfenktein nah der Station zu bringen hätten, wo- elbst jeder vierte Zahn als Gebühr eingezogen, die wieder freigegebenen Zähne aber gestempelt werden müßten. Natürlich müßte diese Kon- trole auf allen Stationen, auch auf den Grenzstationen, für die aus fremdem Gebiet eingeführten Zähne (bei leßteren ohne Entnahme der Schießgebühr) stattfinden und ungestempelte Zähne an der Küste be- shlagnahmt werden. Am 20. Jult langte ich in Mkondoa an und vereinigte mih mit der aus zwei Europäern (Lieutenant Stadlbaur und Dr. Reinhard), etwa 60 Askaris mit Maximgeschühß und etwa 20 Jrregulären bestehenden Abtheilung der Station Kilimatinde. Mein Plan war ursprünglich, zunächst die Wafiomis zu bestrafen, demnächst die Waburungis und Warangis und endlich die Massais, um dann durh die Steppe auf kürzestem Wege zurückzumarschieren. Da ih jedoch von Lieutenant Stadlbaur um Unterjtüßung für seinen vielfach rcch ganz unbekannte Gebiete berührenden Zug gegen die Wangaturus gebeten wurde, beschloß ich, die Bestrafung der Wafiomis zuleßt vorzunehmen, um von Ufiomi aus über Mangati und Gurniberg das nahegelegene Suru zu exreihen. Am 28. Juli begann die eigentlihe Strafexpedition gegen die vorgenannten Stämme. Die Waburungis von Duma, Mura, Sogoi, Pampaya, Mirambo, gegen die zahlreihe Klagen wegen verübter Räubereien vorlagen, wurden bestraft; das Gebiei des deutshfreundlihen Sultans Damaß in Goima dagegen verschont, obwohl er sammt seinen Leuten geflohen “war. Die Tembe des Sultans war verlassen, aber vom Dach wehte noch die deutsche Flagge. Aus dem Umstand, daß die kleine schwarz-weiß-rothe Flagge genügte, das weite Gebiet des Sultans

vor Verwüstung und Plünderung zu s{chüßen, mußte auch seinen Stammesgenossen ein Verständniß für den Werth des Besites einer folhen Flagge erwahfen. Vom 1. bis 8. August wurden die Warangis von Daraï, Sandalla, Kinduri, Buzi, Ziwani unter- worfen. Der Jumbe von Arimabu, der als einziger früher auf der Station gewesen war und um Schußbrief und Flagge gebeten hatte, wurde reihlih beschenkt. Die tief in den Bergen gelegene Landschaft Ziwani, an einem noch unbekannten, etwa 1000 m angen und 209 m breiten Süßwassersee gelegen, deren Einwohner nah Aussage der Leute von Mkondoa besonders frede Karawanenräuber sein follten, wurde zuleßt unterworfen. JInteressant waren hier die rings um die Felder errihteten niederen Erdwälle zur Regulierung der Wasserverhältnisse in der Regenzeit ; ferner die von den Eingeborenen verwendeten Pfeile mit Messingspiße. Von Ziwani marschierten wir nah Mkondoa, um die Kranken und das erbeutete Vieh zurüzulassen und uns neu zu verprovian- tieren. Meine Absicht, die Ma von Mridjo zu bestrafen; mußte ich vor- läufig aufgeben, da wir nah Aussage sämmtlicher wegekundigen Suaheli- jäger mindestens drei bis vier Me ohne Wasser hätten marschieren müssen. Auch der Aufenthaltsort der Massais, die ihre Kraals in den Serirani- bergen verlaffen haben, ift zur Zeit niht bekannt. Jch habe einige der Suaghelijäger beauftragt, den dortigen Wohnsiß der Massais aus: findig zu machen und der Station hierüber Meldurg zu erstatten. Am 11. August rückten wir in Ufiomi ein. Die \{chuldigen Stämme wurden bestraft, ihre Hütten verbrannt. Vieh konnte nur wenig er- beutet werden, da die Wafiomis von unserem Anmarsh Nachrichten erhalten und das meiste Vieh {on viele Tage vorher weggeshafft hatten. Der Hauptschuldige am Morde Henntng’s, Sultan Giso, war mit seinem ganzen Stamm nach Klein-Ufiomi auf der Westscite des Selemaberges ausgewandert. Es gelang, ihn mit seinem Sohn: und mehreren seiner Leute durch einen nächtlichen Streifzug gefangen zu nehmen. Der Sultan Hilo von Haliambe, der sih {on bei feinem leßten Besuch deutshfreundlih gezeigt, der Sultan Njeihe, der ein Empfehlungsschreiben tes Herrn Köther vorwies, und der Haupt-Sültan Uhu, der mich bei Gefangennahme des Giso unterstügte, erhielten Schußbrief und Flagge, sowie Geschenke an Vieh. Giso und sein Sohn Monde wurten durch ein sofort zu- sammengerufenes Kriegsgericht, dem die Sultane Hilo, Njeihe und Uhu, ferner die drei Sols der Kompagni: Selim Daust, Murgan Selim, Ramassan, Unteroffizier Skiba, Dr. Reinhard und Lieutenant Glauning angehörten, während Lieutenant Stadlbaur als unter- suchungsföhrender Offizier fungierte, verurtheilt, ersterer zum Tode, leßterer zu Kettenhaft. Die nah Verlauf von kaum zehn Wochen nach Ermordung Henning's erfolgte energische ta der Auf- rührer sowie die reihlihe Belohnung der treugebliebenen Sultane dürften nunmehr wohl ein friedliches Verhalten dieses Stammes ge- währleisten, so lange ein Europäer von der Besonnenheit des Herrn Köther der Faktorei vorsteht, Von Ufiomi aus fandte ich Unter- offizier Skiba mit den gefangenen Weibern über Mkondoa nach Mpapua zurlick, mit dem Auftrag, das in Mkondoa zurückzelassene Beutevieh und die kranken Askaris nah der Station zu schaffen. Am 15. August marscierte ih über den Selemapaß nach Klein-Üfiomi zur Bestrafung der Wafiomis von Babati. Diese hatten das dec Bee von Köther gehörige Vich geraubt mit den höhnischen Worten, der M ungu sei ja jeßt todt, und niemand mehr da, um die Fafkftorei zu s{chüßen. Da sie sih weigerten, zum Schauri zu komen und Strafe zu bezahlen, zerstörte ih ihre Dörfer, nahm ihnen Vieh weg uad verfolgte sie bis Umbugwe. Jn Umbugwe konnte ih mi gleichzeitig überzeugen, daß auf der dortigen Faktorei der Firma Köther alles in Ordnung und ein Einfall der Massais von Ngorongoro vorläufig nicht zu befürchten ist Den Manyarajee fanden wir bis auf einen {malen Sumpfstreifen an der Südwestseite des Sees, wo der Kwon einfließt, völlig ausgetrocknet. Von Umbugwe kehrten wir wieder nah Klein-Ufiomi zurück. Neben den Wafiomis wohnen hier viele Wataturus, deren Häuptling Hanota sih uns gegenüber sehr freundlich gezeigt und einen Elfenbeinzahn als Geschenk gebracht hatte. Von hier marschierten wir an dem von zahlreihen Kibokos und Wasservögeln belebten Bakurasee entlang, dann durch bushb-\tandene Thäler über den Zigêdaberg und den an der Uebergangsstclle kaum fnietiefen Bulufluß nah Mangati (Ort Massagaloda). Der dortige Sultan Malombe kam uns schon von weither entgegen und brate cinen {önen Elfenbeinzahn von 14 Fra- sila Gewicht. Von Mangati aus marschierte ih, der Requisition des Lieutenants Stadlbaur für die Strafexpedition in Suru Folge [eistend, gemeinsam mit diesem an den zwischen dem Gurniberz und dem steil abfallenden Plateau des ostafrikanishen Grabens liegenden Bas- langiddasee. Der See, den ih zur Erkundung des gegenüberliegen- des Westplateaus zweimal überschritt, ist völlig auëgetrocknet. In \-iner Nordhâlfte ist er mit mächtigen Schollen von Salzkry allen bedeckt und gleicht einer geborstenen Eiéflähe. Am Westufer liegt auf weite Strecken reines weißes Salz zu Tage, wie frishgefallener Schnee aus- fehend. Wir sammelten mehrere kleine Säcke dieses Salzes und haben dasselbe bis zu Ende der Expedition täglich zum Kochen benußt, Proben der Salzkrystalle und des reinen Salzes habe ih an die Abtheilung für Landeskultur gesandt. Die Südhälfte des Sees enthält rothb- braunen treckenen Shlammlb-oden. Das Westylateau selbst ist eine weite Graésteppe mit aufgeseßten Felskuppen, belebt von e Straußen und Antilopen. Leider gelang es im Lager am Gurniberg dem Sohn des Giso, Monde, in der Naht vom 23. zum 24. August zu entfliehen Obwohl drei Posten im Lager flanden, von denen der am nächsten stehende sofort {choß, und obwohl zahlreiche Patrouillen abgesandt wurden, gelang es nicht mehr, seiner habhaft zu werden. Von hier ‘aus gelangten wir durch zehnstündige wasserlose Steppe nach Turu, uad nach Beendigung der dortigen Strafexpedition in fünf Tagen über Saranda nah Kilimatinde, wo ih meinen ershöpften Askaris zwei Tage Nuhe gönnte und mih neu verproviantierte. Durh Südngogo und Westusagara marschierte ich in zehn Tagen nach Mpapua. Beim Marsch dur Ugogo fand ih fasi überall stark bevölferte und gut an- gebaute Ortschaften von bedeutender Ausdehnung. Dagegen machten die an der äuyersten Westgrenze von Usagara gelegenen Gebirgsdörfer Difa, Ngalamiro und Berege einen sehr ärmlihen Eindruck, Vieh ist wenig vorhanden. Die Ernte hat durch Trockenheit und die Heu- s{recken sehr gelitten. Am 17. September traf ih wieder in Mypapua ein, wo ih alles in bester Ordnung vorfand. 15 von den 32 angeworbenen Trägern, zumeist Wanj»mwesis, sämmtlich aus der Umgegend von Mpapua, haben die neunr-öchentliche anftrengende Expedition bis zu Ende mitgemaht. Sie wurden. reihlih beschenkt und sollen den Stamm für die allmählih einzurihtende Trägerkaste der Station bilden.

Ueber die Lage der Station Bukoba im Zuni 1896 berihtet Kompagnieführer Herrmann Folgendes:

Der vertriebene Sultan Mukotani is auf meine Drohungen hin voin Sultan Kageto von Karagwe doch ausgewiesen worden und hat sih in englisches Gebiet nach Koki (Uganda) begeben, wo er von Mwanga einen Bananenhain erhalten hat. Die hiesige Bevölkerung wird fleißig angehalten, ihre abgehackten Bananenhaine wieder anzu- pflanzen. Die infolge der Landvertheilung auëgewanderten Eingeborenen, die sich den neuen Sultanen nit fügen wollten, habe ih in unbewohnten Gebieten des hiesigen Landes angesiedelt, bis jeßt etwa 600 Familien. Ueberall herrs{cht Friede. Mehrere kleine Uebergriffe gegen Kara- wanen wurden durch Vermittelung der Stationen redressiert und die Schuldigen bestraft. In Kifumbiro und Kitengule herrscht reger Handel; jeder dieser Pläge hat Ujiji längst überholt. Die beiden feind- lichen Sultane Lutaïkwa und Bwama haben sich auf der Mission Marienberg im Beisein von 3000 Unterthanen ein großes Verbrüde- rungsfest gegeben. Beide sind auf mein Zureden offen zum Christen- thum übergetreten. Ein {öner Erfolg. Jch machte in diesem Monat behufs fkartographisher Arbeit kleinere Reisen, Mit allen Wasiba- Sultanen bin ich fehr befreundet und tauschte mit ihnen den Blut- \{wur. Wenn das hier so weiter geht, wird dauernd der Friede er- halten bleiben. Dies Jahr ist so trocken wie kaum eines früher, in- folge dessen die an sta:k:n Regen gewöhnten Bananen stark leiden. Am 16. früh {lug der Bliß ins große Europäerhaus, doch wurde der Dachbhrand, dank der herrshenden Windstille, gelösht. Als

Kuriosum erwähne i, s niein Aneroid, troßdem es selber nit {lug diht- dabei durch ein Gewehr

beshädigt wurde —«der B von seinem gewöhnlichen Stand 654 mm auf 752 mm sprang. Nach einem in Soerabaya, den 4. November, aufgegebenen Telegramm sind ‘die Mitglieder der Forshungsexpedition in Neu-Guinea Dr. Lauterbach, Dr. Kersting und Tap pen- beck von ihrer Reise ins Jnnere wohlbehalten Ende Oktober zur Küste zurückgekehrt. Die Expedition hat am Fuße des großs artigen Bismarckgebirges einen ansehnlichen q baren Strom entdeckt. Er durhfließt eine fruchtbare, stark bevölferte, aus- edehnte, zur Kultur geeignete Ebene, welche 200 englische eilen weit erforsht worden ist. Bisher war es noch nit geglückt, im Jnnern Neu-Guineas stark bevölkerte Landstriche aufzufinden. Die Entdeckung dürfte daher von großer Bedeu- tung für die weitere Kolonisation des Schußgebiets sein.

Oesfterreich-Ungarnu.

Der Kaiser empfing am Sonnabend den ENER Georg Michailowitsh von Nußland und gab später in dessen Hotel Allerhöchstseine Karte ab. Jm Laufe des Nachmittags stattete der Kaiser dem König und der Königin von Griechenland einen Besuch ab, den der König Georg bald darauf erwiderte, ohne jedoch den Kaiser anzutreffen. Am Vormittag hatten der König und die Königin von Griechen- land der Kaiserin einen längeren Besuch abgestattet.

Der König von Griechenland stattete gestern dem Minister des Aeußern, Grafen Goluchowski einen etwa ein- stündigen Besuch ab.

Der König von Dänemark ist vorgestern Mittag von Gmunden nach Kopenhagen abgereist; die Königin wird noh längere Zeit in Gmunden verweilen.

Der Budgetausschuß des öôsterreihishen Ab- geordnetenhauses hat in seiner vorgestrigen Sizßung den Voranschlag des Ministeriums für die Landesve r- theidigung angenommen. Jin Laufe der Debatte erklärte der Minister Graf von Welsersheimb, es werde ein neues Militär-Strafgesep vom Kriegs-Ministerium ausgearbeitet. Auf eine Anfrage des Abg. Pacak wegen der Ver- wendung österreichisher Truppentheile bei den Reichstags- wahlen in Ungarn bemerkte Graf von Welsersheimb: die Verwendung der Truppen der gemeinsamen Armee sei eine ausshließlich der obersten Heeresleitung zukommende An- gelegenheit. Jhre Verwendung außerhalb des territorialen Dislokationsbereihs beweise die Nothwendigk-it einer großen gemeinsamen Armee. Betreffs der Sonntagsheiligung habe das Reichs- Kriegs-Ministerium angeordnet, daß den Mann- schaften zur Ecfüllung ihrer religiösen Pflichten grundsäßlih an den Vormittagen der dem Gottesdienst vornehmlich ge- weihten Tage freier Ausgang gestattet werde.

Nach dem ungarischen Staatskassenausweis für das dritte Quartal dieses Jahres betrugen die Einnahmen 130 700 000 Gulden, gegen das Vorjahr 6 300 000 Gulden mehr, die Ausgaben 138 100 000 Gulden, gegen das Vorjahr 14600000 Gulden mehr. Die Bilanz des dritten Quartals ist somit um 8300000 Gulden ungünstiger, als für die entsprechende Zeit des Vorjahres. Von diesen Mehrausgaben entfallen über 9 000 000 Gulden auf Bahnbauten, darunter befinden si die Szekler-Bahnen unddie Linie Hermannstadt—RNotyenthurmpaß. Wenn man diese Ausgaben in Betracht zieht, gestaltet si die Bilanz um 700 000 Gulden günstiger.

Frankreich.

Jn der Deputirtenkammer brachte am Sonnabend der sozialistishe Deputirte Dejeante einen Antrag auf Amnestierung aller derjenigen ein, welhe wegen politischer oder bei Gelegenheit eines Strikes begangener Vergehen ver- urtheilt worden seien, und verlangte die Dringlichkeit für seinen Antrag. Der Justiz-Minister Darlan bekämpfte die Dring- lichkeit, welhe mit 375 gegen 80 Stimmen abgelehnt wurde. Hierauf trat die Kammer in die Generaldebatte über das Budget ein.

Die Zollkommission hatte den ersten Artikel des Gesezentwurfs, betreffend die Ausfuhrprämien für Zucker, abgelehnt, unterzog indessen am Sonnabend auf Ersuchen der Regierung den Gesehentwurf einer neuen Prüfung. Der Ent- wurf wurde aber nah nohmaliger Berathung zum zweiten Mal abgelehnt. Die Kommission ist für die Einführung von Prämien, wünscht aber, daß die Lasten, die sih aus solhen Prämien ergäben, in gerehterer Weise vertheilt würden.

Der Deputirte Gerville-Réache wird, dem „W. T. B.“ zufolge, bei der Debatte über das Marine-Budget die plößlihe Abberufung des Generals Dodds aus Tongking zur Sprache bringen.

Rußland.

Der russishe Botschafter in Konstantinopel von Nelidow ist, wie „W. T. B.“ berichtet, am Sonnabend in St. Peters- burg angekommen. n E

Der Flügel-Adjutant des Königs von Serbien Kasidolagz ist in St. Petersburg eingetroffen und hat sih nah Zarskoje- Ssselo begeben.

Ftalien.

Die „Agenzia Stefani“ meldet: Die Regierung habe gestern die offizielle Nachricht erhalten, daß am 26. Of: tober der Friede mit Abessynien abgeschlossen worden sei. Der Negus Menelik habe aus diesem Anlaß das nachstehende Telegramm aus Adis Abeba an den König von Jtalien

erichtet :

9 ah bin glücklich, zur Kenntniß Eurer Majestät zw bringen, daß der Friedensvertrag heute unterzeichnet wurde. Gott erhalte uus immer als Freunde. Da ih weiß, daß der 20. November ein hoher Festtag Ihrer erhabenen Familie üt, freue ih mi, daß wir mit dem Königlichen Willen Eurer Majestät und dank der Einsicht und dem ernsten Charakter Jhres bevollmächtigten Gesandten Majors Nerazzini diesen denkwürdigen Tag zu einem Freudentag sür die Väter und Mütter der italienischen Gefangenen machen können. Gott erhalte Eurer Majestät ein langes Leben !“

Ferner veröffentliht die „Agenzia Stefani“ das nach- stehende Telegramm des Majors Nerazzini:

„Adis Abeba, 26. Oktober. Ich habe heute den Friedensvertrag sowie cine Uebereinkunft, betreffend die Freilafsung der Gefangenen, unterzeichnet, Die Unterzeichnung geschah in feierliher Form. Der #Friedensvertrag beginnt mit einer allgemeinen Einleitung, welche den Wunsch nah Wiederherstellung der ehemaligen Freundschaft ausdrückt. Es folgen sodann die einzelnen Artikel. Art. 1 bestimmt das Auf- hôren des Krtiegszustandes; er besagt, daß zwischen den beiden Ländern ewiger Friede und ewige Freundschaft bestehen soll. Art. Il bestimmt die Abschaffung des Vertrages von Utschialli ; Art IIl die Anerkennung der vollkommenen Unabhängigkeit Aethtopiens. Art. 1V seßt fest: Da

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die beiden Parteien fich über die endgültige Feftfezung der Grenzen nicht

2 igt haben, wegen dieser Meinungsverschiedenheit aber die Friedens- l E Netiagen nicht unterbrochen zu sehen wüns B

n, wird vereinbart, daß innerhalb eines Jahres, vom Tage des Vertragsabschlusses an erehnet, Sondergesandte der beiden Regierungen die Grenze auf dem ege freundschaftliher Uebereinkunft \estseßen sollen. Jnzwischen soll der status quo antes und die Grenzlinie Mareb—Belesa—Muna in Geltung bleiben. Art. V besagt: Bis zur endgültigen Grenz- festiebung verpflichtet sh die italienishe Regierung, keine Ma ras an eine andere Macht vorzunehmen, und wenn sie freiwillig einen Gebtetstheil aufgeben wollte, so würde dieser unter die äthiopishe Herrschaft zurückfallen. Art. VI vereinbart, daß zur Hebung der kommerziellen und industriellen Beziehungen eine weitere Uebereinkunft abgeshlossen werden könne. Art. VII beslimmt, daß der gegenwärtige Vertrag dur die vertragshließenden Parteien den Mächten mitgetheilt werden solle. Dem Art. VI111 zufolge soll ver Vertrag binnen einem Monat nach dem Datum seiner Unter- zeihnung ratifiziert werden.“

Das Uebereinkommen, betreffend die Freilassung der Gefangenen, enthält die nachfolgenden Festsezungen :

1) Infolge des Friedens\{chlusses werden die Gefangenen für frei erklärt; der Negus Menelik wird alle Gefangenen nah Harrar senden, um sie von da nah Zeila weitergehen zu lassen, sobald die telegraphische Ratifikation des Vertrages eingegangen sein wird. 2) Das italienische Rothe Kreuz darf seine Abtheilung den Gefangenen bis Gildessa ent- gegenshicken. 3) Da der italienishe Bevollmäch:igte bereitwillig die hohen Ausgaben anerkannt hat, welche die äthiopishe Regierung für den Unterhalt und die Zufammenziehung der Gefangenen hatte, ist es billig, dieselben der äthtopischen Regierung zurückzuerstatten; der Negus erklärt, keine bestimmte Summe festseßen zu wollen, indem er fh völlig auf den Billigkeitssinn der italienischen Regierung verlasse.

Schweiz.

Zn verschiedenen Kantonen 2 gestern die Nach - wahlen für den Nationalrath stattgefunden. Jn Zürich kam zum zweiten Mal keine Wahl zustande. Greulich (Sozialist) erhielt 8749, Schaeppi (Demokrat) 6640, Wille (liberal- konservativ) 6258 Stimmen. Jn Appenzell-Außer- rhoden siegte der freisinnige Kandidat über den sozialistischen, in Nidcalden der konservative Kandidat mit 15 Stimmen über den Demokraten. Jn Basel wurde als Stände- rath Dr. Paul Scherrer (freisinnig) gewählt, derselbe erhielt rund 1100 Stimmen mehr als der konservative Kandidat Vischer.

Das Volk von Schaffhausen verwarf mit großer Mehrheit die neue Veifassung. Der Kanton Zug nahm ein neues Wahlgeseß mit Einführung des Proportional- systems an.

Bulgarien.

Die Ernennung des Minister-Präsidenten Stoilow zum Titular des Ministeriums des Aeußeren is, wie „W. T. B.“ aus Sofia meldet, amtlih bekanni gemacht worden. Der Genetal:Sekretär des Ministerraths Bren wurde zum Minister des Jnnern ernannt. Die Abreise des Minister-Präsidenten Stoilow nah Philippopel hat ih neuer- dings verzögert.

Amerika.

Das „Reuter’she Bureau“ berichtet aus Washington: der Präsident Cleveland habe einem Mitgliede des Senats mitgetheilt, daß die Haltung der Vereinigten Staaten dem cubanishen Aufstande gegenüber dicselbe geblieben sei, wie er sie in seiner leßten Botshaft an den Kongreß auseinander- gescßt habe. Cleveland habe noch hinzugefügt, es seien aller- dings Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, damit die Ver- einigten Staaten, wenn nöthig, ihre Anschauungen unter Anwendung von Gewalt in Cuba zur Geltung bringen konnten ; doch denke er nicht, daß dies nöthig sein werde.

Aus Havanna wird gemeldet, der Oberst Lara habe die Aufständischen bei Calabazar geschlagen; die Auf- ständischen hätten 21 Todte, die Spanier 3 Todte und 8 Ver- wundete gehabt. Zur Unterstüßung der Stadt Condado, welche von den Aufständischen belagert werde, sei eine Abtheilung Truppen abgegangen.

Ein Telegramm des „Neuter'shen Bureaus“ aus Sucre (Bolivien) meldet, daß der Kongreß eine Resolution zu Gunsten der Anerkennung der Cubaner als kricg- führender Macht angenommen habe. Im Senat sei die Annahme unter lebhaftem Widerspruch eines Theiles der Senatoren erfolgt.

Afien. _ Nah amtlichen, in Madrid eingetroffenen Nachrichten aus Manila ist es der Kolonne Aguirre gelungen, die Höhen von

Sungay zu beseßen und Talisay zu nehmen. Diese Operation werde als sehr wichtig für das Gelingen des Feldzuges erachtet.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die vorgestrige Sißung des Reichstags befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (125.) Sißung des Reichstags, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staats- sckretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. von Boetticher, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats - Minister Freiherr Marschall von Bieberstein, der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammerstein und der Kriegs-Minister, General-Lieutenant von Goßler beiwohnten, ltand zunächst auf der Tagesordnung die Verlesung der fol- genden Jnterpellation des Abg. Grafen von Hom- pesch (Zentr.):

„Jst der Herr Reidskanzler in der Lage, Auskunft darüber zu geben, 1) ob bis zum Jahre 1890 ein geheimer Vertrag zwischen dem Deutschen Reih und Rußland bestanden hat; 2) im Fall ein solcher Vertrag bestand, welche Vorgänge dazu geführt haben, ihn niht zu erneuern; 3) welhezn Einfluß die jüngsten Veröffent- lihungen über dieje Angelegenbeit auf die Stellung Deutschlands im Dreibunde und sein Verhältniß zu den übrigen europäischen Mächten geübt haben ?"

Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe erklärt sich bereit, die Jnterpellation sofort zu beantworten.

f Daraus erhält das Wort zur Begründung der Jnterpella- ion der

Abg. Graf von Hompesc: Eine kürzliche Veröffentlihung hat in weiten Kreisen lebhafte Bewegung und Beunruhigung hervor- gerufen und uns veranlaßt, die Interpellation einzubringen, Die «Hamburger Nachrichten“ haben Enthüllungen gebraht, welche das größte und wohlberechtigtste Aufsehen gemacht haben; aus diesen CEnthülungen war zu entnehmen, daß in den Jahren 1884—90

neben dem Dreibund ein Separatabkommen mit Ru land beftand welches die Gefahr in sih barg, diejenigen Mächte, Wede Dc TIEN zum Dreibund gehören, mit Mißtrauen zu erfüllen und die Friedens- garantien zu ershüttern und in Frage zu stellen. Von diesem Gesichtsvunkt aus hat das deutsGe Volk wohl zu verlangen, daß Auskunft gegeben wird, ob diese Enthüllungen auf Wakhrheit beruhen „und ob ein solches Séparatabkommen mit Nußland 1884—1890 thatsählih bestanden hat. Der „Reichs-Anzeiger“ hat eine Mittheilung gebracht, wona die Regierung fi nit für befugt hält, Staatsgeheimnisse öffentlih preiszugeben ; indessen will ich an- nehmen, daß diese. Weigerun sih auf ten Wortlaut des betreffenden bkommens, nit aver auf die Existenz desselben bezieht. Ferner er- scheint es angemessen, zu erfahren, aus welchen Gründen jenes Ab- kommen 1890 nicht erneuert worden is, ob die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten, welche dem damaligen Leiter der deutschen Politik ein solches Separat - Ab- Fommen 1884 als geboten erscheinen ließen, 1890 fo waren, daß der damalige Reichskanzler das Abkommen, als nit mebr im Interesse der deutshen Politik liegend ablehnte. geringen Maß von Kenntnissen, die der Reichstag über die auswärtigen Angelegenheiten erhält, und zur Aufklärung und Beruhigung erscheint es angezeigt, von maßgebender Stelle zu erfahren, welhen Einfluß „die Hamburger Enthüllungen auf vie Beziehungen zu den auswärtigen, besonders zu den befreundeten Mächten haben. E3 würde uns zu großec Befriedigung gereichen, wenn uns die Versicherung zu theil würde, daß der jeßige Leiter der deutshen Politik entshlofsen ift, unentwegt an dem Vertrage mit den beiden Mächten festzuhalten, und daß die Enthüllungen der „Ham- burger Nachrichten“ das beiderseitige Vertrauen in keiner Weise alteriert haben.

Die hierauf von dem Reichskanzler Fürsten zu Hohen- lohe abgegebene Erklärung sowie die sich bei Schluß des Blattes hieran anschließende Rede des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, Staats-Ministers Freiherrn Marschall eth Bieberstein werden wir morgen im Wortlaut nach- ragen.

Bei der Stichwahl zum Reichstage im Wahlkreise Mainz-Oppenheim wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, Dr. Schmitt-Mainz (Zentr.) mit 10296 Stimmen zum Abgeordneten gewählt. Dr. David-Mainz (Soz.) erhielt 10 102 Stimmen.

Laud- und Forstwirthschaft.

Ernteergebniß Italiens. Ueber das diesjährige Ernteergebniß in Jtalien liegt folgende Schätzung vor: Süd- Jtalien,

Wetzen . . 12768 635 h] Were, L26240) DAser. .. 4816958 200 007 7 846 200 ,„ Mais... 4087129. Le 20830301 Die Bearbeitung der Felder und die neue Aussaat ist im nörd- lichen Jtalien durch anhaltenden Regen beeinträchtigt worden und die Ausfaat zum theil noch nicht beendigt. Auch in Süd - Jtalien und Sizilien ist man zur Zeit noch mit der Winteraussaat beschäftigt ; der Stand der Felder is dort infolge reihliher Regengüsse ein recht guter.

ganz Italien, 48 637 332 hl 3124094

Sizilien, 6386 830 hl 1223490,

Saatenstand in den Niederlanden.

Die Aus\aat des Wintergetreides kann nunmehr als beendet be- trachtet werden. Die außergewöhnlihe Nässe des Erdreihs wird der Entwickelung der neuen Saat wenig günstig fein.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln. Indien. Wegen des Ausbruchs der Beulenpest in Bombay sind für Herkünfte von dort in Karachi, Madras, Kalkutta, Goa, Ceylon und

Rangoon Quarantänemaßregeln angeordnet worden. (Vergl. auch „N.eAnz." Nr. 266 vom 7. d. M.)

Handel und Getoerbe.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 14, November 1896. Auftrieb und Markt- preise nad Schlachigewiht mit Ausnahme der Schweine, welche nah Lebendgewiht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 3006 Stück. (Dur&schnittspreis für 100 kg.) T. Qualität 116—120 M, IT. Qualität 102—110 Æ, III. Qualität 88—98 A, IV. Qualität 74—84 A Schweine. Auftrieb 8867 Stück. (Dur(schnitts- preis für 100 kg.) Mecklenburger 100—102 4, Landshweine: a. gute 26—98 M, bÞ. geringere 90—94 F, Galizier —,— A, leichte Ungarn —,— M bei 209/09 Tara. Bakonyer —,— 4 bei kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 886 Stück. (Dur(h\schnitts- preis für 1 kg.) I. Qualität 1,18—1,24 Æ, IL. Qualität 1,08— 1,16 M, ITII. Qualität 1,00—1,06 A Schafe. Auftrieb 9606 Stück. (Durschnittspreis für 1 kg.) 1. Qualität 0,94— 1,10 Æ, IT. Qualität 0,84—0,90 (6, LII1. Qualität —-,— M

Theater und Musik,

Nesidenz-Theater.

Paul Hervieu, ein Vertreter der jüngeren naturalistischen Dichtershule Frankreihs, welcher bisher in Deutschland so gut wie unbekannt war, kam am Sonnabend mit feinem dreiaktigen Schau- spiel „Ehefesseln“ (Les tenailles) zu Wort, ohne jedo das Publitum überzeugen zu fkönnen, daß es zur Würdigung der modernen französishen Literatur seiner Bekanntschaft be- durfte. Das von Dora Laudó recht unbeholfen überseßte Stück behandelt ohne psyhologishe Vertiefung, obne \chärfere Charakteristik das Thema von der Unlösbarkeit der Ehe auch bei egenseitiger Abneigung der Ehegatten, wenn einer von beiden feine Elkiwisitaung zu diesem Schritte versagt, noch dazu in einer Form, die an Gefühlsroheit und Cynismus kaum zu überbieten ist. Der fkärg- lihe Beifall, der am Schluß ers{choll, galt allein dem Spiel des Fräulein Rosa Bertens. Herr Schönfeld verdient zwar als Regisseur Anerkennung, vermochte dagegen als Darsteller niht zu erwärmen. Ganz unzulänglich war Herr Horsky, dem man Rollen, die eine elegante Erscheinung fordern, niht anvertrauen sollte. Dem Schau- spiel ging das bekannte einaktige Lustspiel „Ein delikater Auf- trag“ von A. Ascher vorauf, das in der Darstellung der Damen Rosa Bertens und Frida Brock sowie des Herrn Schönfeld recht gut gefiel.

Theater Unter den Linden.

Am Sonnabend fand die erste Aufführung der dreiaktigen Ballet- Phantasie „Unter den Linden®" von Benno Jacobson statt, zu der Paul Line die Musik geschrieben hat und deren horeographischer Theil von Herrn Greco Poggiolesi arrangiert und einstudiert wurde. Das shwierige Unternehmen , eine Handlung nur dur die mimishe Kunst des Ballets, ohne Zuhilfenahme des gesprochenen oder gefungenen Wortes zum Ausdruck zu bringen, wird nur dann ge- liíingen, .wenn der leitende Gedanke durch eine große

Zahl äußerlich bewegter Scenen veranschauliht werden kann.

Der Stoff zu der neuen Balletphantasie ist aber fo win : zig, daß der

Pulwauer das verknüpfende Band in der langen Reihe der bunten, arbenprähtigen Bilder, die an seinem Auge vorüberziehen, kaum noch erkennt; eine glänzende Augenweide obne greifbaren Sinn läßt aber den Zaschauer {nell ermüden. Alle Vorgänge des Ballets und das ift in der That ein serzhafter Einfall des Verfassers pielen ih „Unter den Linden" ab. Dort, an der „Kranzler- und )auer-Ecke“ begegnet ein amerikanisher Millionär mit drei Töchtern, denen von drei jungen Männern lebhafte Huldigungen Par AE werden, efînem scheinbar eleganten Herrn, der aber später als ein s{limmer Betrüger erkannt wird. Der neue Bekannte verlockt dann den Amerikaner, \ich den Freuden und Genüffen der Großstadt hinzugeben. Der zweite Akt zeigt die Straße im Mondschein. Der Amerikaner \{läft auf einer Bank seinen Maud aus und sieht in seinen phantastish:n Träumen alle Erei nisse des Tages und Abends vorüberziehen : die Denkmalgestalten Berlins tanzen groteske Pas, ein ganzer Zirkus wird lebendig, dem Träumenden steigen merkwürdiger Weise Erinnerungen an den entschwundenen Berliner Weihnachtsmarkt auf, und sogar die Zeit vor hundert Jahren mit ihren zierlihen Gavotten und Menuetten läßt der Traum lebendig werden. Diese \{chöne Gelegenheit benußt der trügerishe Begleiter, um dem c Amerikaner fein Geld und seine Werthsachen zu stehlen. Im dritten Akt wird der Dieb mit seinem noch unberührten Raub Unter den Linden wieder entdeckt, wo zur guten Stunde auch die ihren Vater \{merzlich fuhenden Töchter erscheinen, die nun auf der Stelle mit den sie begleitenden drei Verehrern verlobt werden, Die Glülihen wissen ihrer Freude \chließlid keinen angemesseneren Ausdruck zu geben, als daß fie den Maskenball besuchen, der gerade im Vestibül des Theaters Unter den Linden flattfindet. Am meisten gefiel der erste Akt mit dem lebenden Straßenbild und dem humoristischen Abschluß; der „Berliner Gafsenhauer*“ (Fräulein Cornelly) tritt auf und [äßt durch typische Gestalten die bekann- testen Weisen keck zum Vortrag bringen. Die wortlosen Nachtphantasien des zweiten Akts wirkten wenizer zündend, und im dritten Aufzug dachte niemand mehr an eine Handlung, sondern freute sih alle:n der glänzenden choreographishen Leistungen. Dem Balletmeister gebührt also an erster Stelle n- erkennung, denn feine Arbeit erzielte die stärkste Wirkung. Der musikalische Theil des Ballets war nicht bedeutend, aber zumeist gefällig, und die Handlung, wie erwähnt, verschwand fast unter der Last des bunten Auspußes. Unter den Darstellern spielten die Tänzerinnen,_ die Damen Poggiolesi, Polednik und Caprano und der Solotänzer Herr Klaß mit Erfolg die ersten Rollen.

S Königlichen Opernhause geht morgen L. van Beet- hoven’s Oper „Fidelio“ unter Kapellmeister Weingartner's Leitung in Scene. Die Beseßung lautet: Don Fernando: Herr Bey; Don Pizarro: Herr Mödlinger; Florestan : Herr Sylya; Leonore: Fräulein Hiedler; Rocco: Herr Stammer; Marzelline: Frau Gradl ; Jacquino: Herr Philipp. Zu Beginn wird die Ouvertüre „Leonore Ne. 3* gespielt.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Schiller!s Trauerspiel „Wallenstein’s Tod“ in folgender Besetzung gegeben : Wallen- stein: Herr Molenar; Herzogin von Friedland: Frau Stollberg ; Thekla : Fräulein Lindner; Dctavio Piccolomini: Herr Ludwig; Ma Picco- lomini: Herr Pucschian; Graf Terzky: Herr Arndt; Gräfin: Fräulein Poppe; Illo: Herr Keßler; Buttler: Herr Kahle.

__Das Lessing-Theater bereitet als nähste Novität Paul Lindau's neues Schauspiel „Der Abend* vor, das im Hof-Theater zu Meiningen bereits mit glücklihem Erfolge aufgeführt wurde. Die tragende Nolle wird von Georg Engels als Gast dargestellt werden. Die erste Aufführung ist auf Sonnabend, den 21. d. M, angeseßt. __ Im Theater des Westens ist die Erstaufführung des S{hwanks „Schiedsmann Hempel“ für Sonnabend angeseßt worden. Der Erfolg, den Stieler's Schwank „Ein blauer Teufel“ in der gestrigen Wohlthätigkeits-Matinée errang, hat die Direktion bewogen, diesen Einakter auf den Abend-Spielplan zu seßen. Morgen wird derselbe daher, an Stelle des Nobert’shen Schauspiels „Treue“, - in na mit Mish's Shwank „Der dritte Mann" in Scene gehen.

__ Am Bußtage (Mittwoch, den 18. November) findet im König- lichen Opernhause ein Konzert des Königlichen Opern- chors unter Mitwirkung des Kapellmeisters Felix Weingartner, der Großherzoglihen Hof- Opernsängerin Frau Gradl, des Herrn Professors Hein ich Barth, des Königlichen Kammersängers Herrn Betz und der niglihen Kapelle statt. Zur Aufführung ge- langen das Vorjpiel zu „Parsifal“ mit dem angefügten Schluß des 3, Aktes, von Richard Wagner, ferner das Klavier- Konzert in A-moll von Robert Schumann (Herr Professor Heinrih Barth) und „Ein deutsches Requiem“ für Soli, Chor und Orchester von Johannes Brahms (Frau Gradl, Herr Betz). Billets zu den bestehenden Opernhauspreisen sind tägli bei Bote und Bock zu haben; Aufgeld wird niht erhoben. Die öffentliche Haupt- probe findet an demselben Tage, Mittags 12 Uhr, statt (Billets zu 2 und 1 Æ ebenfalls bei Bote und Bo).

Im Konzerthause veranstaltet Herr Kapellmeister Meyder am Mittwoch, den 18. November (Bußtag), unter Mitwirkung der Konzertsängerinnen Fräulein Fridrichovicz, Fräulein Kühlih und Fräulein Mayer ein geistlihes Konzert. Billets sind im Bureau des Hauses käuflich. i

In dem nächsten Konzert in der Kaiser Wilhelm-Gedächtniß- Kirche, am Donnerstag, Abends 6—7 Uhr, wird Fräulein Clara von Senfft mitwirken. Die Orgel spielt Herr Dr. Heinrih Reimann. Karten zu 50 4 sind bei Bote u. Bock und Abends an dem Haupt-

eingang der Kirche zu haben,

Jagd,

Morgen, Dienstag, findet Königliche Parforce-Jagd stati. Stelldichein : 18/4 Uhr Jagdshloß Grunewald, 11// Uhr am Saugarten,

Mannigfaltiges.

In dem Bericht über die Trauerfeier für den verstorbenen Hofprediger D. Emil Frommel in Nr. 270 d. Bl. ift den an- geführten Bibelzitaten nabzutragen bezw. darin zu verbessern: Evang. Matthäi 18, V. 27 („Da jammerte den Herrn desselben Knechtes* u. st. w.) und 1. Petri, Kap. 1, V. 3 ff. („Gelobet fei Gott und der Vater unseres Herrn Jesu Christi“ u. \. w.).

Dem Magistrat von Berlin ist in der Zeit vom 1. April bis 1. Oktober d. J. die Allerböchste Genehmigung zur Annahme der nahstehend angegebenen, von der Stiftungs-Deputation verwalteten Vermächtnisse 2c. ertheilt worden: 1) Vermächtniß der am 17. Mai 1895 hierselb verstorbenen Wittwe Deeg, geb. Hartig, in Höhe von 3520,85 46; 2) Vermächhtniß der am 11. August 1895 in Charlottenburg verstorbenen Wittwe Lissauer, geb. Simon, in Höhe von 20000 Æ, 3) Zuwendung von 20 000 4, welche am 19. Dezember 1895 von einem Herrn gemacht wurde, der seinen Namen nicht genannt haben will, zur tend Hilfs- bedürftiger ohne Ansehung des Geschle{ts und Bekenntnisses, 4) Ver- mädtnifß der am 5. Januar cer. hierselbst verstorbenen Wittwe Thieme, geb. Dittmar, in Höhe von 100000 4 zur Verwendung für die Siechenanstalten. Ueber die Revenuen dieser Vermächtnisse ist seitens des Magistrats bereits Verfügung getroffen.

Die städtische Sparkasse hat auh für das Vierteljahr e

September d. J. einen sehr günstigen Kafsenabshluß zu verzeichnen. Von den Interessenten wurden in dieser Zeit 11 264 663,25 M ein- gezahlt, dagegen abgehoben 8 852 882,88 4, sodaß fich eine Mehrein- nahme von 2411 780,37 #4 ergiebt. Hierdurh erhöht ih die Forde-