1896 / 278 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Nov 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Der dem Hause der Abgeordneten zugegangene esehentwurf, betreffend den Erwerb des Sessi - chen Ludwigs-Eisenbahnunternehmens für den

preußischen und hessishen Staat, sowie Bildung

einer R Lten o und Finanzgemein-

schaft zwischen Preußen und Hessen, lautet:

1

S1 Die Staatsregierung wird unter Genehmigung der beigedruckten Verträge, nämlich:

1) des Vertrages vom 8./9. Juli 1896, betreffend den Uebergang des Hessischen Ludwigs-Eisenbahnunternehmens auf den preu- ßishen und bessishen Staat, / : :

2) des O IDerrages zwishen Preußen und Hessen üker die gemeinschaftlihe Verwaltung des beiderseitigen Eisenbahnbesites vom 23. Juni 1896, :

ermädtigt, nah Maßgabe der bezüglihen Vertragsbestimmungen in Gemeinschaft mit der bessishen Staatsregierung das Unternehmen der Hessischen Ludwigs - Eisenbahngesellshaft käuflih zu erwerben und zunächst für gemeinsame Rechnung zu verwalten, sodann aber den ge- sammten preußischen und hessishen Staats-Eisenbahnbesiß zu einer Betriebs- und Finanzgemeinschaft zu vereinigeiu.

S9,

Die Staatsregierung wird ermäctigt, nah Maßgabe der imZ§1 dachten Verträge in Gemeinschaft mit der Großherzoglich hessischen gierung den Umtausch von i : i

111 900 000 A Stammaktien der HessischGen Ludwigs-Eisen- bahngesellschaft in Schaldvershreibungen der dreiprozentigen preußischen konsolidierten Staats-Anleihe und in Schuldverschrei- bungen der dreiprozentigen hessishen Staats-Anleihe : herbeizuführen und zu diesem Zweck Schuldverschreibungen der drei- prozentigen Preußischen konsolidierten Staatsanleihe in dem zur Aus- führ ung der gedachten Verträge erfo1derlihen Betrage auszugeben.

8 3,

Die Staatsregierung wird ermächtigt, in Gemäßheit der im § 1 gedachten Verträge: /

a. von dem Baarbetrage von 41 #4 auf jede Aktie = 7 646 500 M den auf Preußen entfallenden Antheil,

b, zu den vertragsmäßigen Abfindungen : A

1) an den Vorsißenden und die Mitglieder der Spezial-Direktion der Hessishen Ludwigs-Eisenbahngesellshaft im Betrage von ins- gesammt 810 000 ( den auf Preußen entfallenden Antheil,

2) an die gegenwärtigen Mitglieder des Verwaltungsraths der Hessischen Ludwigs-Eisenbahngesellschaft im Betrage von 220 000 4 den auf Preußen entfallenden Antheil, s

e. zur erstmaligen baulihen Inftandscßung der Hessischen Ludwigs:Eisenbahn und zur Ergänzug der Betriebsmittel die Summe E i a o b e oe s LOOODOO! Æ

d. zur Deckung s{chwebender Schulden der Hessischen Ludwigs- Eifenbahngesellshast bis zur Höhe von . .. . . 2253000 M, den auf Preußen vertragsmäßig entfallenden Antheil zu zahlen und

I. zur Deckung der im § 3 unter a bis d vorgesehenen Mittel die Bestände der Reserve-, Erneuerungs- 2c. Fonds, welhe für die auf preußishem Gebiet belegenen Strecken gebildet sind, sowie die TEenoen gemäß Art. 2 Absaß 3 und 4 des Staatsvertrages vom

3. Juni 1896 etwa fonft zustehenden Baarbestände, sobald solche dem preußischen Staate zugefallen sein werden, zu verwenden ;

T1. zur Deckung der alsdann etwa noch verbleibenden Beträge Staats-Schuldverschreibungen in entsprehender Höhe auszugeben;

TIT. etwa verbleibende Nestbestände der genannten Fonds in An- rechnung auf die der Staatsregierung bewilligten noch offenstehenden Eijenbahnkredite zu verwenden.

8 4,

Der Finanz-Minister und der Minister der öffentlihen Arbeiten werden ermächtigt, bei der Auflösung der Hessishen Ludwigs - Eisen- bahngesellshaft in Gemeinschaft mit der Großherzoglich Hessischen Regierung nah Maßgabe des § 2 Absaß 1 des Vertrages vom 8./9. Juli 1896 den Kaufpreis für den Erroerb der Bahn unter Ver- wendung der in den §8§ 2 und 3 dieses Gesetzes bewilligten Mittel, soweit jener auf Preußen antheilig entfällt, zu zahlen, beziehungsweise auf die Staatskasse zu übernehmen.

Der Finanz-Minister wird ferner ermächtigt, nachß Maßgabe des Staatsvertrages vom 23. Juni 1896 in Gemeinschaft mit der hessischen Regierung die bisher begebenen Anleihen des bezeihneten Eisenbahn- unternehmens, soweit dieselben nit inzwiichen getilgt sind, zur Nük- Pdtuog zu kündigen, sowie au) den Inhabern der Schuldverschrei-

ungen dieser Anleihen die Nüclzahlung der Schuldbeträge oder den Umtausch gegen preußishe beziehungsweise hessishe Staats-Schuld- verschreibungen anzubieten und die Bedingungen des Ange- bots festzuseßen. Jusoweit von dieser Ermächtigung in - der Weise Gebrauch gemacht werden sfollte, daß den Inhabern zum Umtausch ihrer Schuldverschreibungen nur hessishe Staats-Schuld- verschreibungen angeboten werden, ist der Finanz-Minister ermächtigt, die zur Durchführung des Umtausches erforderlichen Mittel bis zur öhe des Betrages, welcher bei baarer Rückzahlung der Anleihen auf reußen entfallen würde, baar zur Verfügung zu stellen. Die von reußen aufzuwendenden Mittel sind dur Verausgabung eines ent- sprechenden Betrages von Staats-Schuldverschreibungen aufzubringen. & 5,

Ueber die Ausführung der im § 4 getroffenen Bestimmungen, soweit sie sih auf Preußen beziehen, hat die Staatsregierung dem Landtage bei jedesmaliger Vorlage des Etats der Eisenbahnverwaltung Rechenschaft zu geben.

& 6,

Wann, durch welche Stelle und in welchen Beträgen, zu welhem Finsfuß, zu welden Bedingungen der Kündigung und zu welchen ursen die Schuldverschreibungen verausgabt werden sollen (88 2, 3 und 4), bestimmt, soweit niht durch die im § 1 angeführten Verträge

Bestimmung getroffen ist, der Finanz-Minister. Im übrigen kommen wegen Verwaltung und Tilgung der An- Teihen und wegen Verjährung der Zinsen die Vorschriften des Gesetzes vom 19. Dezember 1869 R An. S. 1197) zur Anwendung.

Jede Verfügung der ‘Staatsregierung über die nach dem § 1 in das preußishe Cigenthum übergehenden Eisenbahnstrecken dur Ver- äußerung bedarf zu ihrer Rechtégültigkeit der Zustimmung beider -Hâuser des Landtages.

Diese Bestimmung bezieht 2A niht auf die beweglichen B -ftand- theile und Zubehörungen dieser Eisenbahnstrecken und auf die unbeweg- Iliden insoweit nicht, als dieselben nah der Grklärung des Ministers der öffentlihen Arbeiten für den Betrieb der betreffenden Gisenbahn- flreden entbehrlich find.

8 8. Dieses Gesey tritt am Tage seiner Verkündigung in Kraft.

Dem Hause der Abgeordneten is folgender Gese §- entwurf, betreffend die Feststellung eines 2. Nach- trages zum Staatshaushalts-Etat für das Jahr pom 1. April 1896/97 und die Abänderung des Gesetzes vom 30. März 1896 wegen Ergänzung der Ein- nahmen des erwähnten Staatshaushalts-Etats,

FZugegangen.:

6-1:

Der diesem Gesey als Anlage beigefügte 2. Nachtrag zum Staatshaushalts-Etat für das Jahr vom 1. April 1896/97 wird in E L 1898760

Und in Aubgabe (dauern) Wf... , ,..1398760 , Ptent und tritt dem Staatshaushalts-Gtat für das Jahr vom 1. April 1896/97 hinzu.

8 2, Der Betriebs-Etat der Hessishen Ludwigs-Eisenbahn für die „Zeit vom 1. Januar 1896 bis Gnde März 1897 dient der Ober-

RNechnungékammer für die Prüfung der Rechnungen und für die Auf- stellung der an den Landtag zu Nene Bemerkungen.

8 3.

Der in dem Gese vom 30. März 1896 (Geseß-Samml. S. 74), betreffend die Ergänzung der Einnahmen in dem Staatshaushalts- Etat für das Jahr vom 1. April 1896/97, genannte und unter Ein- nahme-Kapitel 24 Tit. 17 des Etats der allgemeinen Finanzverwal- tung in Höhe von 15 140 000 4 in Ansaß gebrahte Betrag ermäßigt fih auf 14285 612 4 i: "Die sonstigen Beftimmungen des erwähnten Gesetzes bleiben be-

stehen.

8 4. Der Finanz-Minister ist mit der Ausführung dieses Gesetzes be- auftragt.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand und Ernteschäßung in Preußen um die Mitte des Monats November 1896.

Nach den Ermittelungen des Königlichen Statistishen Bureaus berechtigte der Stand der jungen Saaten um die Mitte des Monats November zu folgenden Erwartungen (Note Nr 1: sehr gute, Nr. 2: gute, Nr. 3: mittlere (durhschnittlihe], Nr. 4: geringe, Nr. 5: sehr geringe Ernte): Winterweizen 2,5 (wie im Oktober), Winterspelz 2,7 (im Oktober 2,5), Winterroggen 2,4 (im Oktober 2,5), Klee (auch Luzerne) 2,5 (wie im Oktober). Der Ertrag der diesjährigen Ernte von Hafer, Erbsen, Kartoffeln, Klee- und Wiesen- heu wird, wie folgt, geschäßt: Hafer auf Grund von Probedrüschen 1446 kg vom Heftar (gegen 1552 im Vorjahre, während eine Mittelernte zu 1410 kg anzunehmen ift), Erbsen 991 kg (gegen 1113 im Vorjahre, Mittelernte 1017), Kartoffeln in Distrikten mit umfangreichem Brennerei- 2c. Betriebe 10 603 kg (gegen 13 138 im Vorjahre), Kar- toffeln überhaupt 11 067 kg (gegen 12894 im Vorjahre, Mittelernte 10 788), davon krank v. H. 9,9 kg (gegen 2,8 im Vorjahre), Kleeheu (auch Luzerne) 3715 kg (gegen 4362 im Vorjahre, Mittelernte 3250), Wiesenheu 3241 kg vom Hektar (gegen 3455 im Vorjahre, Mittel- ernte 2774 kg). j

Erläuternd wird zu dicsen Zahlen in der „Stat. Korr.“ Folgendes bemerkt: :

In dem größten Theile der östlihen Provinzen war das Wetter während der verflossenen Berichtsperiode trocken; in Ost- und West- preußen machte \sich_ sogar, wohl mit als Folge der anhaltenden Dürre während der Sommermonate, in einigen Gegenden Wasser- mangel geltend. Im Westen haben dagegen die Niederschläge au noch in der zweiten Hälfte des Oktober angehalten ; erft Anfang No- vember trat hier, ausgenommen in der Rheinprovinz, beständigeres Wetter ein. Dementsyrehend konnten die Bestellungsarbeiten in den Provinzen Oft- und Westpreußen, Pommern und Posen, sowie im größten Theile der Provinz Brandenburg ohne wesentlihe Störung zu Ende geführt werden ; dagegen war in den übrigen Provinzen die Be- stellung der Winterfelder oft nur unter den \{hwierigsten Verhältnissen mögli; es mußten sogar, besonders in der Provinz Westfalen und im Rheinlande, größere Flächen, welhe zur Wintersaat bestimmt waren, unbestellt bleiben. Klagen über Beschädigungen durh Mäuse kommen aus den Regierungsbezirken Potsdam, Frankfurt, Stettin, Stralsund, Oppeln, Magdeburg, Schleswig, Lüneburg und Stade. Von größerem Umfange ist der angerihtete Shadeu in den Regierungs- bezirken Stettin, Schleswig und Lüneburg. In einigen von überreichen Niederschlägen betroffenen westlihen Bezirken v:rursahte die Acker- \shnecke in den jungen Saaten Schaden; doh dürfte diese Gefahr durch den seit dem 12. dieses Monats eingetretenen Frost als beseitigt gelten; fiel doch das Thermometer in einigen östlichen Berichtsbezirken bis auf 10 Grad Celsius unter Null.

Der Stand der Wintersaaten kann in den östliher Provinzen fast allgemein als ein guter bezeihnet w:rden. Besonders üppig ent- wickelt und stark gewachsen sind sie in den Provinzen Oft-- und West- preußen. Hier mußten sie in vielen Bezirken ges{hröpft oder vom Vieh abgeweidet werden, weshalb mehrfach die Befürhtung ausë- gesprochen wird, die Saaten könnten bei starker Schneedecke ohne voraufgegangenen Frost ausfaulen. Weniger erfreuliÞh lauten die Nachrichten aus den westlichen Provinzen, wo in- folge des nassen Wetters die Bestellung nur eine mangel- haste sein konnte. Die Ausfaat des Weizens, welhe im Often bei zumeist trockenem und frostfreiem Wetter zu Ende geführt worden ist, hat im Westen nur zum theil beendet werden können. Es giebt sogar in den Provinzen Hannover, Westfalen und Rheinland Berichtsbezirke, in denen nur # dec zur Einsaat bestimmten Aecker bestellt werden konnten. Während in den ösilihen Provinzen die Weizensaaten zumeist kräftig bestockt in den Winter kommen, find sie in den westlichen noch weit zurück oder überhaupt noch nicht aufgegangen. Die No ggen saaten find in den Provinzen Osft- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern und Posen gut eingegrünt ; dasselbe gilt au von den frühen Saaten der übrigen Provinzen, während die spât befteliten Felder im Westen nur einen dünnen Stand zeigen. Im Kreise Hörter des Regierungsbezirkes Minden und in den Kreisen Brilon, Lippstadt und Soest des Regierungsbezirkes Arnsberg haben die Noggensaaten durch Mäuse und Schnecken gelitten, sodaß größere Flächen von neuem eingesät werden mußten. Der junge Klee steht im allgemeinen gut und hat sh auch im Often, wo er infolge der langen Trodckenheit nur lückenhaft aufgegangen war, ausgenommen in der Provinz Pommern, etwas gebessert. Jn den Eingangs erwähnten Regierungsbezirken rihten die Viäuse niht unwesentlichen Schaden an.

Was die Schäßung dec Ernteerträge vom Hafer, von den Erbsen und Kartoffeln sowie des Heuertrages vom Klee und von den Wiesen betrifft, fo ist zunächst das Ergebniß bezüglih des Hafers im Staatédurchshnitt besser, als in den Vormonaten erwartet wurde. Infolge andauernder Dürre hat diese Frucht in den östlihen Pro- vinzen meist nur flahes und leihtes Korn gegeben; au in den west- lichen hat der Erdrush nicht selten gezeigt, daß das Korn nicht fo \{hwer wie im Vorjahre ist. Dazu kommt, daß die Güte in den leßtgenannten Gebieten dur anhaltendes Megenwetter während der Ernte ungemein gelitten hat, und daß nur ein geringer Theil unbeschädigt eingeerntet werden konnte. Als Staatsdurchschnitt wurden 1446 kg für das Hektar ermittelt, ein Ertrag, ter hinter dem des Vorjahres zwar um 7 Hunderttheile zurückbleibt, über eine Mittel- ernte, wie solhe für den Staat nah den 1892 vorgenommenen fkreis- weisen Schäßungen unter Berücksichtigung der Anbauflächen der einzelnen Regierungsbezirke nach zehnjährigem Durchschnitt beziffert worden ift, aber noch um 2 Hunderttheile hinausgeht.

Die Erbsen haben in den Bezirken, welhe im Laufe des Sommers unter Dürre zu leiden hatten, nur sehr geringe Erträge gegeben; oft ist niht die Aussaat geerntet worden. Für den Staat berechnet sh ihr Ertrag auf 991 kg vom Hektar, bleibt also hinter dem des Vorjahres um 12 und hinter dem einer Mittelernte um 3 Hunderttheile zurü.

Die Kartoffelernte konnte zwar, einige größere Güter aus- „genommen, rechtzeitig erfolgen; der Ertrag i}| aber in den meisten Regierungsbezirken eringer als im Vorjahre aus- gefallen. Dazu kommt, da der Antheil der erkrankten Kartoffeln an der Gesammternte, wie {hon im Oktober- berichte befürchtet wurde, ein ungewöhnlih hoher is; er beträgt im Staatédurhhnitt 9,9 vom Hundert gegen 2,8 im Vorjahre. Fast allgemein wird au Klage darüber cefübrt, daß die Kartoffeln, insbesondere die feineren Speisekartosfeln, in den Kellern und Miethen in bedenklicher Weise nahfaulen, In den östlichen Bezirken wird dies zumeist dadurch E daß die Kartoffeln infolge großer LTrockenheit niht völlig reif geworden sind, während im westlihen Theile des Staatsgebiets die anhaltenden Nieder- schläge, welhe ein trockenes Einerten unmöglih machten, die Schuld daran tragen. Auch diesmal bestätigen die Berichte, pad „Magnum bonum“ nicht nur gute Erträge geliefert, sondern sih au als die haltbarste Sorte bewährt hat. Der höchste Hektarertrag

wurde mit 13286 kg für den Regierungsbezirk Stralsund, der

niedrigste mit 8134 kg für den Regierungsbezirk Sigmarin ermittelt. Im Staatsdurhshnitt wurden 11067 kg vom En geerntet; der Minderertrag gegen das Vorjahr beträgt Leimos 17, der Mehrertrag gegen eine Mittelernte noch 3 ers Für diejenigen Kreise, für welhe der Ausfall der Kartoffelernte wegen deren Verwendung in den Brennereibetrieben und Stärkefabriken von besonderer Bedeutung ist, wurde der Ertrag besonders ermittelt: er betrug in den Kreisen des Regierungsbezirkes des Regierungsbezirkes Königsberg: Posen: Ortelsburg . . . . , 9034 kg Neidenburg C2 Osterode i. Ostpr. . . 10754 , des Negierungsbezirkes Gumbinnen: | Birnbaum Angerburg x | Schwerin a. Warthe . 10 003 Goldap Meseri 10 142 Oletko Lüdck

Sensburg A Dana des Negierungsbezirkes

r 2

anzig: | Czarnikau Danziger Höhe . . . 12254 | Wiege i. Pos. 12.906 Dirschau 11 584 | Bro Ala 7 995 Preußisch-Stargard . 10 253 | Sbübin (Land) . 9 Berent 1100 E Aa L 0179 Neustadt i. Westpr. . 11 190 Putig 13 355 des NRegterungsbezirkes | Marienwerder: { Namslau Marienwerder , . , 12346 kg | Groß-Wartenberg . . 9247 Löbau 11 565 | Oels 12 102 Strasburg i. Westpr. . 10 171 | Trebnitz Schweß 8 901 | Guhrau Zi Schlochau 8 406 A 12 Deut s 4 237 | Neumarkt WBeutsWKrone. 9431 ; A des Negierungsbezirkes des Regierungsbezirkes Stettin: Liegniy: Dem. 10/978 Randow 11 898 Greifenhagen . . . . 14246 u E | Cr Ce 13 122 j F , c 2: Naugard 9 756 Rothenburg i. O.-L. , 11914 Regenwalde . . . . 13007 | des Negterungsbezirkes des Negierungsbezirkes | Oppeln: Köslin: Kreuzburg Schivelbein | Nosenberg i. O.-S. , 10836 Dramburg | Oppeln 8 944 Neuttettin Groß-Strehlißp . . . 10688 Belgard S0 OWIAE «8100 Bublitz Nybnik 7 091 SPUAE. Ratibor 9 631 Rummelsburg | Kosel 23 C C | Neustadt i. O.zS. . Lauenburg i. P. . | Falkenberg Bütoro | Der Klee und die Wiesen haben in den von der Dürre be- troffenen östlihen Bezirken nur einen geringen zweiten Schnitt gegeben. In den übrigen Provinzen war der Ertrag zwar ein reiclicer; die Güte des Herbstschnittes hat aber durh übergroße Nässe gelitten. Nach den vorläufigen Shäßungen ergab sich für Klee ein Hektarertrag von 3715 kg im Staate; dieser bleibt hinter dem des Vorjahres um 17 Hunderttheile zurück und übertrifft eine Mittelernte um 13 Hundert- theile. Für Wiesenheu stellt sich der Hektarertrag im Staatsdurch- schnitt auf 3241 kg gegen 3455 kg im Vorjahre.

| Wongrowiß

des Regierungsbezirkes Breslau:

= 2

0. P. Wu

Handel und Gewerbe.

Stettin, 21. November. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen matt, loko 165—169, per November —,—, per November- Dezember —,—. NMoggen ruhig, loko 127—128, per November —,—, per November-Dezember —,—. Pommerscher Hafer loko 128—134. Rüböl loko unverändert, per November 58,00, per April-Mai 58,00. Spiritus unverändert, loko mit 70 4 Konsumsteuer 36,80. Petroleum loko —,—.

Breslau, 21. November. (W. T. B.) Getreide- und Pro- duttenmarkí. Spiritus per 100 1 100% exkl. 50 M Verbrauch8- abgaben pr. November 54,30, do. do. 70 6 Verbrauchsabgaben pr. November 34,80.

Magdeburg, 21. November. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl. von 92% —,—. Kornzucker exkl. 88 0/4 Rendem. 9,90—10,00, Nachprodukte exkl. 75 9/0 Rendem. 7,40 —8,10. Stetig. Brotraffinade 1 23,50. Brotraffinade Il 23,25, Gem. Raffi- nade mit Faß 23,75—24,00. Gem. Melis I mit Faß 22,50. Ruhig. Rohzucker 1. Produkt Transito fr. a. B. Hamburg pr. November 9,224 Gd., 9,30 Br., pr. Dezember 9,274 Gd., 9,32} Br., pr. Januar 9,37 Gd., 9,40 Br., pr. April-Mai 9,724 Gd., 9,75 Br., pr. Juni-Juli 9,90 Gd., 9,95 Br. Still.

Leipzig, 21. November. (W. T. B.) (Schluß - Kurse.) 3% Sächsische Rente 96,60, 34 9/9 do. Anleihe 101,25, Zeitzer Paraffin- und Solaröl-Fabrik 100,00, Mansfelder Kuxe 747,00, Leipziger Kredit- anstalt-Aktien 213,25, Kredit- u. Sparbank zu Leipzig 121,00, Leipziger Bankaktien 183,25, Leipziger Hypothekenbank 138,75, Sächsische Bankaktien 124,00, Sächsishe Boden - Kreditanftalt 119,50, Leipziger Baumwollspinnerei-Aktien 185,00, Leivziger Kammgarnspinnerei - Aktien 201,00, Kammgarnspinnerei Stöhr u. Co. 205,00, Wernhausfener Kammgarnspinnerei 94,00, Alten- burger Aktienbrauerei 236,90, Zuckerraffinerie Halle-Aktien 115,00, Große Leipziger en 178,50, Leipziger Elektrische T Tahen, 153,75, Thüringishe Gasgesellshasts-Aktien 199,00, Deutsche Spitzen- fabrik 224 00, Veipzider lektrizitätswerke 136,00, Böhmische Nord- bahn-Aktien 180,50.

Kammzug-Terminhandel. La Plata. Grundmuster B. pr. Novbr. 3,175 6, pr. Dezbr. 3,20 A, pr. Januar 3,20 H, pr. Februar 3,20 H#, pr. März 3,20 4, pr. April 3,225 M, pr. Mai 3,22} 4, pr. Juni 3,224 4, pr. Juli 3,25 4, pr. August 3,29 H, vr. September 3,29 4, pr. Oktober 3,25 A Umsaß 50 0090. Behauptet.

Mannheim, 21. November. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen pr. November 18,35. Roggen pr. November 14,40. Hafer pr. November 14,20. Mais pr. November 10,090.

Bremen, 21. November. (W. T. B.) Börfen - Schlußbericht. Raffiniertes Petr ole um. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum- Börse.) Ruhig. Loko 6,45 Br. Russisches Petroleum. Loko Br. Schmalz ruhig. Wilcox 234 H, Armour shield 23 H, Cudahy 24}. &, Choice Grocery 24} «4, White label 244 A4, Fair- banks S §. Speck. Ruhig. Short clear middl. loko 22} S, Dezember, Januar 23 y; Reis fest, Kaffee ie Baumwolle. Matt. Upland middl. loko 41 4. Taback. 247 Seronen Carmen, 105 Faß Kentucky.

Kurse des Effekten-Makler-Vereins. 5% Nord- deutshe Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei - Aktien 179 E z 0 n A Lloyd - Aktien 1124 Gd., Bremer Wollkämm

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staals-Anzeiger.

Mi 288.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Krefeld wird der „Frkf. Ztg.“ telegraphiert: In der Färberei von Puller haben mehrere hundert Färber die Arbeit wegen Lohnftreits niedergelegt. Eine baldige - Wiederaufnahme der Arbeit wird erwartet.

Aus Stettin wird dem „Vorwärts“ berichtet, daß neuerdings die Maurer wieder die Arbeit auf mehreren Bauten eingestellt haben.

Hier in Berlin is der Ausstand der Berliner Litho-

raphen und Steindruclkker bcendet. Die Verhandlungen der ohnkommissfion der auéständigen Arbeiter mit der Vereinigung der Arbeitgeber haben, wie die „Voß. Ztg.* mittheilt, zur Beilegung des Ausstandes geführt. Die Arbeiter haben keine ihrer Forderungen durchgeseßt. Am heutigen Montag sollte die Arbeit in allen Betrieben in vollem Umfange wieder aufgenommen werden. Der Ausstand hat fünf Wochen gedauert und den Arbeitnehmern sowohl wie den Arbeit- aebern {were Opfer gekostet. In der Buchbinderei von C. Metschke haben, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, die Buchbinder wegen Lohnstreits am Sonnabend die Arbeit niedergelegt.

Aus Hamburg meldet „W. T. B.“ zum Ausstand der Schauerleute: Am Sonnabend sind ie Schauerleute von Ham- burg und Altona, wie in der vorgestrigen Versammlung Les{chkofsen worden war, in den Ausstand getreten. Einige Schiffe arbeiteten mit Stauervizen und ihrer Mannschaft, auf den meisten Schiffen ruhte aber die Arbeit. Im Ganzen find etwa 2500 Leute ausftändig. Die Schauerleute standen in größeren Ansammlungen am Hafen beisammen und besprachen die Sachlage; es herrsckchte indessen überall vollkommene Ruhe, Gestern haben die Korn-Accordarbeiter und die Kohlen- arbeiter in einer sehr zahlreih besuchten Versammlung fast ein- stimmig beschlossen, sih sofort dem Ausftand der Schauerleute anzu- \hließen. Im Laufe der Verhandlung wurde mitgetheilt, daß die Hafenarbeiter in Holland, Belgien, England und Amerika ihre Unter- stüßung zugesagt haben. Heute früh zwischen 5 und 6 Uhr erschienen infolge der öffentliben Aufforderungen in den Zeitungen etwa 500 Arbeiter am Quai, von denen 309 zu arbeiten anfingen. Mehrere Hunderte sind von auswärts unterwegs. Der Betrieb wird in beshränktem Umfange aufrecht erhalten. ie Auéständigen ver- hielten sich auch heute ruhig.

Aus Lübeck wird der „Voss. Ztg.“ geschrieben: Der Ausstand bei der hiesigen Emailwaaren-Firma Carl Thiel u. Söhne dauert noch immer fort, troßdem die Ausständigen, wenigstens die große Méhrzahl, eingesehen haben, daß an einen Sieg nicht zu denken ist. Täglich laufen bei den Fabrikinhabern Gesuche um Wieder- anstellung ein, aber die Plätze sind besetzt, und die unbesetten Stellen geben die Fabrikherren cher an folche Leute, die dem Auëstand nicht angehören.

In Vegesadck sind, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, in der Bootsbaueret von Lürßen 21 von 24 Arbeitern nah der Kündigung entlassen worden, angeblih, weil fie fi weigerten, aus dem Werftarbeiter-Verband auszutreten.

Aus Bordeaux meldet „W. T. B.“, daß die dortigen Gas- arbeiter in ten Ausstand getreten sind. Die Gasversorguug der Stadt wird theilweise durch Verwendung von Soldaten gesichert. Der Requisition der Truppen dur die Gasgesellshaft hat der seiner Mehrheit nach sozialistishe Gemeinderath zugestimmt.

Literatur.

Literatur über das Bürgerliche Geseßbuch für das Deuische Neich. I.

Die Veröffentlihung desneuen Bürgerlihen Ge*eßbuhz3 im «Neichs-Gesegblatt* hat, obwohl kaum ein Vierteljahr verflossen, bereits eine ansehnliche Litcratur darüber gezeitigt. Zunächst sind es Text- ausgaben ohne oder mit Anmerkungen, welche den Reigen eröffnen, und systematisde Werke, welche der Vergleihung mit dem geltenden Nechte gewidmet sind. Den zuverlässigen Geseßestext ohne Erläuterungen giebt unter anderen eine vornehm ausgestattete, wohlfeile Ausgabe, welche die Verlags-Buchhandlung Franz Vahlen-Berlin veranstaltet hat (Preis 3,60 4); und wer eine Ausgabe des ganzen Bürgerlichen Geseybuchs nebst Einführungs8gesetz für nur 1 M4 zu erwerben wünscht, dem kommt das Bibliographische Institut in Leipzig mit einer typographishen Muster- leistung entgegen, die, zwei Bändchen von über 300 Seiten umfassend, in den Kreisen, für welhe sie berehnet ist, gewiß die gleihe An- erkennung finden wird, wie alle bieher in der Sammlung von „Dieyer's Bolksbüchern“ erschienenen Geseßes8ausgaben. Die Haupt- fade ist bei folchen für den ersten Gebrauch bestimmten Ausgaben ein autführlihes Sachregister, auf Grund dessen zusammengehörige oder in Vergleih zu stelende Bestimmungen alsbald ermittelt werden können. Derartige Register find beiden Ausgaben beigegeben. Daë- jenige der an erster Stelle genannten umfaßt mehr als fünf Druck- bogen und ift von dem Gericßts-Asscfsor F. Drewes in Berlin mit großer Sorgfalt bearbeitet. Eine höhere Aufgabe haben sich die Herausgeber ciner im Verlage von J. Guttentag-Berlin erschienenen Bearbeitung des Bürgerlichen Gefeßbuhs und des Einführungsgesetzes (Preis 5,50 M) gestellt, nämli der Reichsgerichts - Nath a. D. A. Achilles, seiner Zeit Kommissar tes Neichs-Justizamts bei der Kom- mission für die zweite Lesung des Entwurfs eines Bürgerlichen Geseßbuchs, in Verbindung mit den damaligen Schriftführern bei derselben Kom- mission Dr. F. André, a. o. Professor in Göttingen, M. Greiff, Amtsrichter in Fürstenwalde, F. Nitgen, Gerichts-Asessor in Berlin, und Dr. K. Unznexr, 11. Staatsanwalt (bisher Amtsrichter) in München. Sie bieten den betheiligten Kreisen ein übrigens auch äußerlih an- sprechend ausgestattetes Handbuch, das den Leser in das Studium des neuen Rechts einführt, thm den Zusammenhang der Nechts\äße an- deutet, die Tragweite des einen und des anderen Satzes darlegt und auf diese Weise einen Wegweiser durch die oft recht vershlungenen Pfade des Geseßbuhs an die Hand giebt. Dem Zweck entsprechend ist nah einer Einleitung, welche über die Entstehungsgeshichte des Bürgerlichen Gefeßbuhs orientiert, der Gesetßzestert wortgetreu ab- gedruckt und mit klaren, verständlichen, jede Weitschweifigkeit vermeidenden Erläuterungen versehen. Diese betreffen entweder einen größeren Theil des Geseßbuchs oder nur einen Paragraphen. Die ersteren, zum theil recht eingehenden Erläuterungen schieben sich zwischen die Üeber- \chrift eines Buches, Abschnittes oder Titels und die darauf folgenden Geseßtzesvorschriften ein; die legteren sind als Anmerkungen dem Para- graphen beigefügt, auf welhen sie sih beziehen. tihwöôrter in größerem Druck am Eingang der cinzelnen Paragraphen seten den Leser in den Stand, den Inhalt und das System einer ganzen Gruppe von Rechtsnormen mit Leichtigkeit zu überblicken. Auch dieses für alle Juristen nüßlihe Werk {ließt mit cinem fehr ausführlichen, alphabetish geordneten Sachregiiter.

Von dem richtigen Gedanken ausgehend, „daß Spruch und Neim sih leichter als dié ehernen G-setesregeln den Weg zur Auffassung und zum Gedächtniß bahnen“, hat Dr. Georg Cohn, o. ô, Pro- fessor an der Universität Zürich, in einem mit geschmackvollem Geschenk- einband verseheuen kleinen Werke „Das neue deutsche bürgerliche Recht in Sprüchen (Verlag von Otto Liebmann in Berlin; Preis 2 A) den lobenswerthen und bither im wesentlihen glücklih dur- geführten Veisuch gemacht, das neue bürgerlihe Recht, und zwar zu- nächst den allgemeinen Theil des Gcseßbuches in einem sprichwort- ähnlichen Gewande der cupida legum juventus zu unterbreiten. Zur Verwirklichung dieses Gedankens der Anknüpfung an die alten

Berlin, Montag, den 23. November

deutschen Rechts\prihwörter, die im Mittelalter an Stelle der lang- athmigen Paragraphen als Rechts\äße aufgestellt waren, bedarf es niht nur gründlicher Kenntniß des neuen Rechts und einer poetischen Ader: Geist und gesunder Wiß müssen den spröden Stoff volfsthüm- lih gestalten helfen. Bei dem genannten Verfasser haben sich diese Vorbedingungen vereinigt. Einiges hat er der mittelalterlihen Spruchweisheit entlehnen können, das Meiste in diesem Büch- lein verdanken wir indessen ihm selbst, der den Ton seiner Vor- bilder oft überrasdä)end gut zu treffen verstanden hat. Bei einer Neubearbeitung dürfte es sh empfehlen, einzelne trivial kÉlingende und entbehrlihe Säße zu streichen, wie z. B.: Es dient im kühlen Grunde der Mühle das Mühlenrad (S. 35); reservatio mentalis für das Nechtêgeschäft egal is (S. 42); der Fremdenführer dient dem Fremden (S. 77); Schiffe müssen eintreffen oder zurückkehren S. 8); Nachts um die zwölfte Stunde steigt der Verschollene ins Srab (S. 9). Man hat bei der Benrtheilung des Bürgerlich:n Geseßbuchs vielfa beklagt, daß es kein volksthümlihes Werk sei, daß es weit abstehe von der Ternigen Art, die den mittelalterlichen Nehts- werken angehaftet habe. Angesihts dieses Vorwurfs, der dem Gesetz in seiner jeßigen Gestalt gegenüber gewiß feine Berechtigung mehr hat, muß es als eine bestehende Aufgabe erscheinen, den w:\ent- lichsten Inhalt des neuen Rechts durch Umprägung in kurze, kernige Sâte auch dem allgemeineren Verständniß der nicht rehtsfundigen Volksgenossen zu ershließen. Dies wird freilih dur das vorliegende Büchlein s{chon wegen seiner zahlreihen Fremdwörter und Kunst- ausdrücke nicht erreiht. Gleihwohl verdient die Arbeit alle An- erkennung; sie wird dem jungen Juristen beim ersten Studium ohne Zweifel gute Dienste leisten, aber auch dem älteren Praktiker manche frohe Stunde bereiten, und daher kann man nur wünschen, daß der Verfasser sein Werk fortseßen möge.

Dem juristischen Praktiker, der von dem bisherigen Recht aus- geht, das er kennt und den Bedürfnissen des Lebens anzupassen gelernt hat, und der zunächst fragen muß, was aus seinen bisherigen Nechts- begriffen und Rechtébehelfen geworden ist, werden in den nächsten Jahren folhe Darstellungen des neuen Rechts die werthvollsten Dienste leisten, welche durch Anknüpfung des neuen an das alte Recht der Praxis den Uebergang möglihst erleichtern, die Unter- schiede zwischen ‘dem bestehenden und dem zukünftigen Nehte und zugleih den inneren Zusammenhang beider in faßliher Weise vor- tragen. Es sind deëthalb freudig drei Werke zu begrüßen, welche diesem Zwee dienen: das eine für das Geltungsgebiet des französischen, die beiden anderen für das des preußischen Rechts, nämlih: Bürger- liGes Geseßbuch und Code civil, vergleihende Darstellung des deutschen und französishen Bürgerlichen Gesezbuhs von Ernft Barre, Landgerichts-Direktor (Verlag von Karl Heymann, Berlin ; Preis 6 #1), Das Bürgerliche Geseßbuch in Vergleichung mit dem preußischen Necht von Dr. E. Riedel, Amtsgerichts- Nath (Lieferung 1, Preis 1 4; Verlag von Siemenroth u. Trofchel, Berlin), und Das Bürgerliche Gesegbuch für das Deutsche Reich nebst dem Einführungsgeseße, für die Praxis erläutert von Paul Lands, Landrichter in Schneitemühl (Karl Heymann's Verlag, Berlin; T. Theil, Preis 3 46). Die Art und Weise, wie die Verfasser der angeführten drei Werke ihr Ziel zu erreichen suchen, ist verschieden. In dem Barre’schen Werke wird das Ret des Code civil zum Ausgangspunkt genommen und im engen Anschluß an das Handbuh von Crome-Zachgriä dargelegt, wie das einzelne Institut im Bürgerlichen Geseßbuch - gestaltet ift. Das System des letzteren tritt dabei durhaus zurüd. Die Darstellung ift \{chlicht und klar, ohne gelchrtes Beiwerk. Der Verfasser seßt überall einen Leser voraus, der das Necht des Code civil als fein bisheriges Recht beberrscht und nun in das neue Necht eingeführt werden will, der aber allgemeine wissens(aftlihe Belehrung in diesem Buche nicht sucht. Das NRiedel’sche Werk is von vornherein auf eine andere, breitere Grundlage gestellt. E3 will eine selbständige systematische Darstellung des neuen Rechts auf historis(:-vogmatischer Grundlage geben. Das aemeine Necht erscheint in derselben als Ausgangépunkt, das preußische Recht als Entwickelungsphase der darzustellenden Rechtsinstitute und die thnen im Bürgerlichen Geseßbucze gegebene Gestaltung als der Endpunkt des rechtêgeshi{tlichen Entwickelungsganges. Neben dem Bürgerlichen Geseßbuche felbst sind. au die in Betraßt kommenden Nebengeseße, die mit demselben gleichzeitig in Kraft treten werden, berüsihtigt und im Einzelnen zitiert; namentlih werden die außer- ordentlih roichtigen und für das Verständniß des neuen Rechts viel- fah unentbehrlichen vorgeshlagenen Aenderungen der Zivilprozeß- ordnung, der Konkursordnung und des Handelsgeseßbuhs an den ent- sprehenden Stellen hervorgehoben und besprohen. Wo cs darauf an- kommt, ift ferner cine forgfältige Zusammenstellung der einzelnen reichsrechilihen und preußischen landesrechtlichen Vorschriften gegeben, welche neben dem Bürgerlichen Geseßbuch in Kraft bleiben. Das an dritter Stelle genannte Werk von Landé if eine kommentatorische Bearbeitung des Gefeßes, deren Verfasser indessen gleihfalls sein Hauptaugenmerk auf die Beschränkungen gerihtet hat, welhe das preußishe Allgemeine Landreht in Zukunft durch das Bürgerliche Geseßbuh erfahren wird. Zur Erläuterung der einzelnen Bestim- mungen sind hier in weitgehendem Maße die für die Praxis wichtigen Motive zum Entwuf erster Lesung, soweit dieselben niht dur die späteren Veränderungen des Geseßestextes hinfällig geworden find, ferner die Piotokolle der ¿weiten Lesung, die Denkschrift zur Reichétags- vorlage und der Bericht der Reichstagskommission herangezogen worden. Es ijt wohl nicht zu bezweifeln, daß diese kommentatorishe Be- arbeitung sowohl als auh die zuvor erwähnte systematishe Dar- stellung von Riedel das Verständniß des Bürgerlihen Gesezbuhs im Geltungsgebiete des preußischen Allgemeinen Landrehts ebenso, wie das Buch von Barre in dem des Code civil, wesentlich fördern wird. Ein abschließendes Urtheil über die beiden Werke is jedoch zur Zeit noch niht mögli, da deren Verfasser niht, wie Barre, bereits ein abgesclossenes Ganzes, sondern nur die erste Lieferung bieten, welcher Niedel noch neun weitere folgen lassen will.

„Vergeltung“. Roman von Hans Richter. Preis 3 M Berlin W. 57, Deutsches Verlagshaus Bong u. Co. Der Autor dieses Nomans versucht ein interessantes Problem aus dem modernen Gesellschaftsleben zu lösen: In geistvoller, oft bis zu dramatischer Höhe sich \teigernder Darstellungsweise zeigt er, bis zu welchen Konse- quenzen tas Recht auf Vergeltung führen und wie \sich dasselbe in den konventionellen Schranken der Gegenwart gestalten kann. Ge- sunder Realiëmus in der Charakterisierung der handelnden Personen vereinigt si mit idealer Auffassung der Lebensmaximen zu einem fesselnden Gesammtbilde.

„Glücksspiel am Hofe“. Noman von K. E. Klopfer. Preis 6 4A Berlin W. 57, Deutsches Verlagëhaus Bong u. Co. Dieser Roman schildert die Machenschaften eines Staatsmännes, welcher Zwietracht in eine Fürstenfamilie bringt und die rechtmäßige Erbfolge zu zerstören trahtetk. Auf der anderen Seite steht der König, unablässig um das eigene Glück und das seiner Unterthanen ringend. Der Faden der Handlung verwirrt ih in den dramatishen Momenten, an denen der Noman ungemein reih i}, und löst sih immer wieder in fo überrashender Weise, daß bei dem Leser bis zum Schluß die Spannung rege erhalten wird.

P. Dysonius: „Der Bauernadvokat “. Verlag von Richard Taendler, Berlin W. 10. Pr. 1 X 50 H. Ein eigen-

1896.

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artiges Werk, das \sich „eine norwegishe Geschichte“ nennt, bietet der Verfasser, ein Engländer, der viele Jahre in Norwegen lebte, mit diesem Buche dem deutshen Publikum „Der Bauernadvokat“ ist ein Emporkömmling aus dem norwegischen Bauernstande, der für seinen a in heimtüdisher und gewissenloser Weije Rache an der „Ge}ellshaft“ nimmt. Der Verfasser suht darzuthun, daß die eigentlichen Norweger nur unter den dortigen Bauern zu suchen seien, während die „Gesellschaft“ sich meist aus dänischen, deutshen und s{chwedischen Einwanderern zusammenseße. Seine Schilderungen, die voll Leben und Wahrheit sind, geben ein Bild moralisher Décadence, wie Ibsen und Lie es niht {ärfer zeihnen könnten. Fn der Technik steht er ganz auf dem Boden der bekannten norwegischen Prosaiker, die er in der Charakteristik theilweise erreicht.

Eine neue „Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie* gedenken Professor Dr. C. Wernicke in Breslau und Professor Dr. Th. Ziehen in Jena als Herausgeber vom 1. Januar 1897 ab im Verlage von S. Karger in Berlin (NW. 6, Charitsstr. 3) erscheinen zu lassen. Diese Monatéschrift wird enthalten : Originalarbeiten, umfassende Sammelreferate, Bücherbesprehungen, zusammenfassende Berichte über alle für P) ychiatrie und Neurologie bedeutsamen wissenschaftlihen Vereinssizungen und Versammlungen. Den Originalarbeiten foll der größte Theil des Raumes gewidmet sein. Dur Sammelreferate, Besprehungen und Ori inalberichte über Kongresse 2c. sollen alle wihtigen Ergebnisse ut dem Ge- biete der Psychiatrie und Neurologie mit Einschluß ihrer Hilfs- wissenschaften (Anatomie und Physiologie des Nervensystems und physiologische Psychologie) dem Lefer mitgetheilt werden. Zu den Tagesfragen der Psychiatrie und Neurologie gedenkt die Re- daktion in besonderen Leitartikelnn Stellung zu nehmen. Die forenfishe Psychiatrie und das Anstaltswesen sollen ihrer Wichtigkeit entsprehend besondere Berücksichtigung finden. Ihre Mitarbeit bezw. Beiträge haben bisher zugesagt: Dr. Cramer in Göttingen, Dr. Freud in Wien, Dr. C. S. Freund in Breslau, Dr. Friedmann in Mannheim, Dr. G. Hirt in München, Direktor Dr. Kahlbaum in Görliß, Dr. L. Manv in Breslau, Professor Mingazzini in Rom, F. W. Mott in London, Professor Oppenheim in Berlin, Professor A. Pick in Prag, Professor Ramon y Cajal in Madrid, Dr. H. Sachs in Breslau, Professor Soury in Paris, Professor von Tschisch in Dorpat, Professor Tuczek in Marburg, Professor Weigert in Frankfurt a. M., Dr. Wilbrandt in Hamburg. Die „Monats- [rift für Pfychiatrie und Neurologie“ wird in Lexikon-Oktav-Heften von 4 bis 6 Druckbogen ausgegeben; jedem Jahrgang sollen 12 Tafeln beigefügt werden. Der Abvonnementtépreis beträgt 32 4 für den V inri). von Pollihigtt serl ia fer Ac

Heinri on o]Minger jeßi îin der eilcher’|chen „Deutschen. Revue“ (Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt) unter dem Titel „Fürst Biemarck und ¿er Bundesrath des Deutschen Zoll- vereins“ jeine Mittheilungen über die Beziehungen des ersten Neichs- kanzlers zum Bundesrath und zu dessen einzelnen Mitgliedern fort. Das Novemberheft bringt eine Reihe fesselnder Briefe des jeßigen württembergishen Finanz-Ministers von Riecke aus der Zollbundes- ratbszeit, worin derselbe seine Berliner Erlebnisse und namentli seine Begegnungen mit Bismarck schildert. Jn demselben Hest seßt Vize- Admiral Batsch seine „Erinnerungen an Stosch“ fort und theilt eine Reihe bisher unveröffentlihter Briefe des ersten Chefs der Admiralität mit, die jeder, der Antheil an unserer Marine nimmt, mit Interesse [esen wird,

_— Ein elegantes kleines Geschenk für Damen is der auch in diesem Jahre wieder erschienene Haude u. Spener’\he „Dame n- Almanach" (31. Jahrgang, 1897; Verlag von Haude u. Spener, Berlin ; Preis 246). Das sehr geschmackvol und fein ausgestattete Büchlein vereinigt in zierlihur Form Taschenkalender, Notiz- und Tagebuch. Die von Jahr zu Jahr zunehmende Beliebtheit des Almanachs beweist hon hinreichend, daß nicht nur sein Aeußeres, sondern auch der prak- tishe, zwedentsprehende Inhalt, der durch geschickt ausgewählte e Wochenfprüche“ bereichert worden ist, den Beifall der Damenwelt ge- funden hat. Gine gemüthbolle Erzählung aus der Feder der beliebten Novelliftin Frieda Schanz erhöht noch den Reiz des Büchleins.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Egypten.

Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundbeitsraths in Alexandrien is die în Suakin für Herkünfte aus den übrigen Häfen Egyptens angeordnete Quarantäne aufgehoben worden. (Vergl. „Neich8-Anzeiger“ Nr. 199 vom 21. August d. J.)

Ferner hat die genannte Gesundheitsbehörde angeordnet, daß die den Suezkanal in Quarantäne durhfahrenden niht verdächtigen und nicht verseuchten Schiffe ihre Kohlen im Hafen von Port-Said felbst unter Quarantäne und mit Beobachtung der bestehenden Vor- {riften cinnchmen dürfen, während die verdächtigen und verseuchten Schiffe sich in Suez mit Kohlen zu versehen haben.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Obers{&lesien. An der Ruhr sind am 21. d. M. gestellt 13 769, nit rechtzeitig gestellt 253 Wagen. In Oberschlesien sind am 21. d. M. gestellt 5158, nit reht- zeitig gestellt 904 Wagen.

Berlin, 21. November. (Wochenbericht für Stärke, Stär?ke- fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky, Berlin W. 8) Ia. Kartoffelmehl 177—18 6, 1a. Kartoffelstärke 174—18 4, ITa. Kartoffelmehl 16—17 #, Feuchte Kartoffelstärke, Fracht- parität Berlin 9,75 4, gelber Syrup 20}—21 &, Kap.- Syrup 214 22 „6, Kap. - Export 223—23 5, Kartoffelzucker gelber 20—204 Æ, do. Kap. 21¿—22} „, Rum-Kuleur 31—32 M, Bier-Kuleur 30—31 4, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 23}—244 4, do, sekunda 22—23 #&, Weizenflärke (kleinst.) 32—33 4, Weizenstärke (großist.) 38—39 #, Halleshe und Sghlesische 39—40 t, Neisftärke (Strahlen) 49—51 #4, do. (Stütcken) 48—49 #4, la. Maisstärke 40—41 „6, Schabestärke 34—35 4, Viktoria-Erbsen 16—20 #, Kocherbsen 15—19 grüne Erbsen 16—20 4, Futtererbsen 12—13 « inländische weiße Bohnen 25—28 #4, weiße Flahbohnen 25—28 #4, ungaris Bohnen 22—24 #4, galizishe und russische Bohnen 19—21 4, aroße Linsen 34—48 „#6, mittel do. 28—34 #4, ftleine do. 20—26 #4, Mohn, blauer 22—28 Æ, do. weißer 40—50 4, Dirse, weiße 16—20 #4, gelber Senf 22—30 4, Hanfkörner 174 bis 9 M, interrübsen 234—24 #4, Winterraps 24—24} c, Buchweizen 134—15 #4, Wicken 13—14 #4, Pferdebohnen 133—14 #, Leinfaai 20—22 4A, Mais loko 10—10} #4, Kümmel 44—50 „(, pa. inl. Leinkuchen 133—15 #4, pa. Leinkuhen 11}—13 #4, Rapskuchen 12—13 „#«, pa. Mars Erdnußkuchen 147—16§ 6, pa. doppelt gesiebtes Baumwollen-

faatmehl 58—629%/6 13—14} Æ, pa. helle getr. Biertreber 28 big

30 %/0 10—11 M, pa. getr. GetreidesGlempe 31—34 % 114—123 „4, pa. getr. Mais - Weizenshlempe 31-34 % 123—13} 4, pa. getr.

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