1896 / 282 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 27 Nov 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Der Regierungs - Assessor Dr. Shwarzlose zu Marien- werder ist der Königlihen Regierung in Königsberg zur weiteren dienstlihen Verwendung übcrwiesen worden.

Nach telegraphishen Meldungen an das Ober-Kom- mando der Marine ist S. M. S. „Kaiser“, Kommandant Kapitän zur See eye, mit dem Chef der Kreuzer- Division, Kontre-Admi:al Tirpiÿ an Bord, gestern in Amoy angekommen und beabsichtigt, am 29. November nach Hongkong in See zu gehen; S. M. S. „Moltke“, Kom- mandant Korvetten-Kapitän Stiege, ist gestern in Smyrna angekommen.

Württemberg. Der Landtag ist auf den 11. Dezember einberufen worden.

Reuß ä. L.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Ober-Regierunas- Nath, Kammerherr von Meding hat sich am 25. d. M. behufs Theilnahme an der gestrigen Sißung des Bundesraths nah Berlin begeben.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser ist heute früh von Budapest wieder in ien eingetroffen. | E O wis De Abgeordnetenh aus berieth gestern den Gesegentwurf, betreffend die Regulierung der Beamten- ehälter, und nahm den Art. 5, welcher den Beginn der Mirksamkeit mit dem Zeitpunkt der Veröffentlihung des Ge- seßes verfügt, mit beträchtlicher Mehrheit in der las der Regierungsvorlage an. Die Fassung des Ausschusses, welche den Beginn der Wirksamkeit zum 1. Juli 1897 beantragte, wurde abgelehnt. Jm weiteren Verlauf der Sißung wurde der Geseßentwurf, betreffend die provisorische Regelung der Bezüge der in die Kategorie der Dienerschaft gehörigen Staatsdiener, unverändert nah dem An- trage des Ausschusses angenommen, wonach der Geseßz- entwurf am 1. Juli 1897 in Kraft treten soll. Jm Laufe der Debatte \prah sich der Finanz-Minister Dr. von Bilinski entschieden für die Regierungsvo: lage aus, welche bestimmt, daß das Gesey erst mit seiner Veröffentlichung in Kraft treten solle. Der Minister erklärte ferner, die Regierung beabsichtige, für einen großen Theil der Diurnisten niedrig dotierte Posten zu schaffen. Die Frage der Alters- und Jnvaliditäts- versorgung d:r Diurnisten werde demnächst geregelt werden.

Gestern Abend fand in Budapest die erste Konferenz der liberalen Partei statt. Der Präsident Baron Po d- maniczky begrüßte die vollzählig ershienenen Mitglieder. Der. Minister-Präsident Baron Banffy hielt eine Ansprache und hob darin hervor, die abgelaufenen Wahlen seien eine Endabrehnung gewesen, welche darüber Aufklärung ge- geben, ob die Thätigkeit der liberalen Pa1tei den Jnter- essen und den Anforderungen des Landes entsprochen habe. Diese Endabrechnung habe auch der Partei Gerechtigkeit widerfahren lassen. Redner betonte die Zustimmung zu dem Programm, auf welchem die Partei stehe; dieses Programm müsse die Thätigkeit der Partei auh in der Zukunft leiten. Man stehe vor großen, wichtigen Aufgaben, zu deren Lösung man einer starken, einheitlihen Partei benöthige. Die Gegner trachteten die Einheit der Partei aus persönlichen Gründen zu spalten, da sie dies auf prinzipieller Grundlage nicht thun könnten; darum ersuche er, die Partei möge volles Vertrauen zur Regierung haben und überzeugt sein, daß die- selbe zähe an ihrem Programm festhalten werde; sie habe keine Sonderinteressen und werde sich nur die staatlihen und materiellen Jnteressen des Vaterlandes vor Augen halten. Er zweifele niht, daß die Regierung und die Partei in der Lage sein würden, die ihrer harrenden Aufgaben mit Erfolg u lösen. Der Abg. Berzewiczy gab darauf dem Vertrauen ber liberalen Partei zur Regierung unter lebhafter allgemeiner Zustimmung Ausdru.

Die ungarischen Jndustriellen entsandten gestern eine Abordnung von 100 Mitzliedern an den Kaiser und König, um für Allerhöchstdessen und der Kaiserin und Königin Theilnahme an der Millenniums-Ausstellung zu danken. Auf die Ansprahe der Abordnung erwiderte der Kaiser und König: Es gereihe ihm zur be- sonderen Freude, daß die Jndustriellen durch ihr Er- cheinen ihm Gelegenheit gegeben hätten, ihnen für enen opferwilligen und unermüdlichen Eifer, den sie zum Bortheil der Ausstellung entfaltet hätten und dem der glänzende Erfolg in erster Reihe zu verdanken sei, seine volle An- erkennung mündlih aussprechen zu können. Die Abordnung sprach sodann bei dem Handels-Minister Daniel vor.

Das ungarische „Amtsblatt“ von heute veröffentlicht ein ehr huldvolles Königliches Handschreiben an den bis- a Präsidenten des Magnatenhauses von Szlavy, worin dem Bedauern Ausdruck gegeben wird, daß von Szlavy aus Gesundheitsrücksihten das Präsidium niederlege.

Frankreich.

Der gestern Vormittag abgehaltene Ministerrath hat sich, dem „W. T. B.“ zufolge, noch nicht mit dem Entwurf des Zuckersteuergeseßes des Abg. Graux beschäftigt. Der Ministerrath wird der Frage erst näher treten, nachdem die Zollkommission den endgültigen Wortlaut des Entwurfs fest- gesegt haben wird.

In der gestrigen Sißung des Senats gedachte der Prä- sident mit ehrenden Worten des gestern verstorbenen Mitgliedes des Senats Arago und {loß darauf zum Zeichen der Trauer die Sizung. i

Die Deputirtenkammer sehte gestern die am 25. d. M. begonnene Berathung des Budgets des öffentlichen Unterrichts fort. Der Deputirte Jourdan (radikal) ver- langte die Verweltlihung sämmtlicher Mädchenschulen innerhalb zweier Jahre. Der Berichterstatter Bouge bekämpfte den Antrag, der betröchtlihe Ausgaben mit sih bringen würde. Der Mmister-Präsident Mél ine lehnte den Antrag, dessen Aus- ührung unmöglich sei, ab; die Regierung Be ein solches

anöver zurück und bitte dic Kammer, die wirkliche Berathung des Budgets wieder aufzunehmen. Hierauf wurde der Antrag Jourdan mit 326 gegen 237 Stimmen abgelehnt.

Die Bureaux der Kammer wählten eine Kommission, die

mit der Prüfung des Gesezentwurfs, betreffend die Er-

neuerung des Privilegiums der Banque deFrance, beauftragt werden soll. N

Die Mehrzahl der Pariser Blätter erklärt die Ablehnung des Antrages Jourdan für sehr bedeutungsvoll. Die gemäßigten republikanischen Zeitungen beglückwünschen das Ministerium dazu, daß es dies n Kompromiß mit der Oppo- sition abgelehnt habe. Die konservativen Blätter er- klären die Ablehnung als einen Beweis dafür, daß der Anti- klerifkalismus an Zugkraft verloren habe.

Ftalien.

Der König von Serbien begab ih, wie aus Rom gemeldet wird, gestern nah dem Dejeuner im Quirinal zu Wagen nach dem Hôtel „Zum Quirinal“, um dem serbischen Gesandten Bogitschewit) ch einen Besuch zu machen. Von hier aus fuhr sodann der König mit dem Kriegs - Minister und sieben anderen Personen, sämmtlich in großer Uniform, in Privatwagen nah dem Vatikan, um dem Papst seinen Besuch abzustatten. Eine Kompagnie italienisher Cara- binieri mit Fahne und Musik erwies unter den Klängen der serbischen Hymne die militärischen Ehren. Zu beiden Seiten des Wagens, in welchem der König saß, und welhem je ein Zug Carabinieri voranritt und folgte, ritten zwei Offiziere dieser Truppe. Von dem Rusticucci -Plaße über den Petersplay bis zum Portikus Karl’s des Großen bildete eine italienishe Jnfanterie-Brigade Spalier. Der Wagenzug fuhr um 31/2 Uhr in den Vatikan ein. Beim Eintritt in den Palast wurde der König von dem Almosenier und mehreren geist- lichen und weltlichen Persönlichkeiten empfangen, welche den Monarchen und das Gefolge bis zu dem Vorzimmer und den päpstlihen Gemächern begleiteten. Der König betrat den Audienzsaal allein und verblieb daselbst mit dem Papst gegen 8/4 Stunden; alsdann wurde des Gefolge des Königs dem Papst vorgestellt. Nach der Audienz machte der König dem Kardinal-Staatésekretär Rampolla einen Besuch. Um 43/4 Uhr verließen der König und das Gefolge den Vatikan. Der König nahm später den Thee bei dem serbischen Ge- sandten Bogitschewitsh cin und begab sih hierauf nach dem Quirinal. Dort fand Abends ein diplomatishes Diner und später im „Teatro Costanzi“ eine Galavorstellung statt. Heute wird sich der König von Serbien nah Neapel begeben und voraussihtlich am Montag nah Rom zurückehren.

Einer Meldung der „Jtalie“ zufolge ist der Friedens- vertrag von Addis Abeba gestern in Harrar ratifi- ziert worden. Man erwarte die Rückkehr des Majors Nerazzini nah Rom für Mitte Dezember.

Türkei.

Dem Wiener „Telegraphen-Korrespondenz-Bureau“ wird aus Konstantinopel gemeldet, die Botschaften hätten gestern gemeinschaftlih bei der Pforte die Erklärung ab- gegeben, daß fie den Standpunkt der Militär-Attachés bezüglih der theilweisen Einreihung von Ausländern in die kfretensishe Gendarmerie und der Verwendung fremder Militärs als Kommandanten derselben theilten, und das Verlangen gestellt, die Abreise dec Kommission zur Reorgani- sation der Gendarmerie auf Kreta möge am 1. Dezember erfolgen, auch wenn der streitige Punkt bis dahin unerledigt geblieben sei. Der russische Militär-Attaché Oberst Peschkow habe erklärt, er werde nicht eher abreisen, als bis alles er- ledigt sei. :

Unter den Steckbriefen, welhe gegen kompromittierte Armenier erlassen sind, befindet sih auh ein solcher gegen den früheren Schuldirektor in Galata Mostidschjan, der gleich- zeitig Erster Sekretär- des armenischen Pat! iarhen Jzmirlian gewesen und seit dessen Rücktritt flüchtig ist.

Asien.

Nach neueren, aus Bombay in London eingetroffenen Nachrichten hat die Meuterei unter den Sepoys des 27. Punjab-JInfanterie-Regiments in Rawulpindi nicht den bedrohlihen Charakter angenommen, den man zunächst den Ausschreitungen beilegte. Es sollen nur ungefähr 40 Sepoys an den Vorkommnissen betheiligt gewesen sein.

Afrika.

Der Volksraad der Südafrikanishen Republik berieth gestern das Geseß, betreffend die Beschränkung der Einwanderung, und nahm die Bestimmung an, daß kein Aus- länder das Land betreten dürfe, der niht im Besit eines Passes sei, aus welchem hervorgehe, daß der Paßinhaber Mittel besitze oder in der Lage sei, Arbeit zu erlangen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten be- finden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Jn der heutigen (134.) Sißung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs-Justizamts Dr. Nieber- ding beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Geseßh- en1wurfs, betreffend Abänderung und e des Gerichtsverfassungsgesecßes und «der Straf- prozeßordnung, fortgeseßt. ; j

Die 88 364 und 366 der lehteren ordnen die Beweis-

aufnahme in der Berufungsinstanz. Die Vorlage s{chlägt zu diesen bciden Paragraphen keine Abänderung vor, es soll daher bei den geltenden Vorschriften auh nah Wiedereinführung der Berufung gegen die Urtheile der Strafkammern verbleiben. Die Sam million hatte, da sie darin eine Durch- brechung des Prinzips der Mündlichkeit erblickte, in ihren beiden ersten Lesungen eine andere Fassung des D 366 vorgeschlagen, wonach Protokolle und Aussagen der n erster Instanz vernommenen Zeugen und Sachverständigen ohne Zustimmung der Staatsanwaltschaft und des Angeklagten vor den Ober-Amtsgerichten überhaupt nicht, vor den Straf- kammern der Landgerichte dann nicht verlesen werden durften, wenn die wiederholte Vorladung der Zeugen und Sachverständigen erfolgt oder von dem Ange lagten rechtzeitig vor der B beantragt sei. Auf den bestimmten Widerspruch der Vertreter des Bundesrathes hat die Kommission in dritter S diésen Beschluß wieder fallen lassen, dagegen dem § 364 folgenden Zusaß gegeben :

„In der Ladung des Angeklagten sind die von Amtswegen zu ladenden Zeugen und Sachverständigen namhaft zu machen. Der Angeklagte ist ausd1ücklih darauf hinzuweisen, daß, wenn er die wieder- holte Vernehmung anderer in der Tie erlan erster Instanz ver- nommener Zeugen und Sachverständigen verlangen wolle, er deren Ladung rechtzeitig beantragen müsse, widrigenfalls die Verlesung der über ihre uilagen aufgenommenen Protokolle ohne seine Zu- stimmung zulässig sei.“

Abg. Schmidt - Warburg (Zentr.) beantragt und befürwortet das Festhalten an dem ursprünglichen Kommi!sionsbeshluß. Gventuell wolle er dem § 366 des geltenden Ge folgenden Saß anzefügt wissen: „Jm Verfahren vor den Ober-Landesgerichten darf die Ver- [lesung auch dann nit erfolgen, wenn die Aussagen bei der Protokollierung niht vorgelesen und genehmigt waren.“ Im Falle der Annahme feines Hauptantrages solle der von der Kommission be- \hlossene Zusatz gestrichen werden. Redner sucht dann darzulegen, daß die Verlesung der Zeugenausfagen erster Instanz die Wahrscheinlichkeit der völligen Auf hellung des Thatbestandes nicht erhöhe, sondern zu Ungunsten des Angeklagten vermindere, zumal wenn man bedenke, daß die Aussagen niht s\tenographiert, sondern von subalternen Persönlichkeiten, Afktuaren u. |. w. aufgenommen würden, welche weder in Bezug auf die Lage des einzelnen Fallcs besonders geeignet seien, das Erhebliche vom Unerheblichen zu unterscheiden, noch mit ibrer manuellen Fertigkeit erseßen fönnten, was die Berufunçsinstanz durh den Fo:tfall der wiederholten Bernehmung dec Zeugen und Sachverstäudigen verlieren würde.

Bei Schluß des Blattes nahm der Geheime Ober-Justiz- Rath Dr. Lucas das Wort.

Das Haus der Abgeordneten seßte in seiner heutigen (6.) Sißung die erste Berathung des Geseßentwurfs, betreffend das Diensteinkommen der Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlihen Volksschulen, fort.

Abg. von Schenckendorff (nl.): Im Namen eines Theils meiner Freunde will ih die Ausführungen meines Freundes Noelle in einigen Punkten ergänzen. Wir haben das ernste Bestreben, dazu mitzuwirken, daß diesmal die Vorlage durch alle Klippen glückliÞh hindurch steuern möge, damit endlih das dringende Bedürfniß der Verbesserung der Besoldungsverhältnisse der Lehrer befriedigt werden kann. Aber dies enthebt uns nicht der Aufgabe, auf einige verbesserungsbedürftige Punkte hins- zuweisen. Nach § 7 kann den Lehrern die Alterszulage auh auf Antrag des Schulvorstandes, besonders der öitlihen Schulbebörde, versagt werden. Ich fürchte, daß der Minister von den Schul- vorständen solche Anträge bekommen wird, wo Zristig- keiten zwishen den einzelnen Schulbehörden bestehen. Die Ne- gierung gebietet über so viele Disziplinarmittel, daß ste hier fein neues zu erhalten braucht. Die größeren Städte können den Alters- zulagekassen fern bleiben. Sie hatten die Befürchtung, daß dadurch ihre Selbsiverwaltung bescbränkt wird, daß eine Verstaatlichung der Schule eintreten würde. Diese Befürbtung hatte i niht. Ich bin vielmehr der Meinung, daß es besser gewesen wäre, alle Städte einzuschließen in diese Kassen, damit die Freizügigkeit der Lehrer gewahrt wird. Die Vorschrift des § 22 bezü„lih der Sirafversetßung ist eine Verbesserung. Der neue Entwurf bringt auh für die größeren Gemeinden eine erheblihe Verbesserung, aber von keiner Seite meiner politishen Freunde fan diese Verbesserung als befriedigend angesehen werden. Wir erachten es für nothwendig, daß die staatlich einmal gewährten Zuschüsse unverkürzt bleiben müßen, weil die Städte auf Grund dieser Zuschüsse ihre Lehrer- gebälter verbessert und das Schulgeld aufgehoben haben. An diesen Berhältnissen sollte der Staat am wenigsten etwas ändern. Für die Lehrer bringt die Vorlage eine nicht unerheblite Besserung namepvtlih bezüglih der Gewährung der Alterszulage uxrd bezüglich der Anrehnung der Dienstzeit im prcußishen Schuldienst. Aber die Vorlage geht über die frühere niht hinaus, und es wäre doch wohl Sache der Staatsregierung gewesen, den veränderten finanziellen Verhältnissen ihrerseits bereits Newnung zu tragen, zumal die Gehälter der Staatsbeamten erhöht werden sollen. Die Lehrer sind aller- dings keine S1aatsbeamten, aber die Verfassurg gewährleistet ihnen doch ein Minimaleinkommen. Eine Erhöhung der Bezüge der Lehrer auf Kosten der großen Städte, wie sie von einer Seite ver- langt ift, ist wobl nicht denkbar ; d:-nn an der Benachtheiligung der Städte is ja die Vorlage im Frühjahr gescheitert. Die Wünsche der Lehrer beziehen sih auf eine Erhöhung des Grundgehalts und der Dienstalterszulage. Ich hoffe, wir werden darüber eine Ver- ständigung erzielen. Das Grundgehalt kommt dem Lehrer erst nah vierjähriger Amtszeit zu; bis dahin hat er sih Abzüge bis zu einem Fünftel gefallen zu lassen. Die Lehrer wünschen hauptfächlih eine Erböhuyg des Grundgehalts. Das vorgeschlagene Grundgehalt foll ja nur für billige Ortschaften bestimmt sein, aver es werden auch andere Ort- schaften dahinter Schuß suchen. Man sollte daher für jeden Regierungs- bezirk das Grundgehalt von d zu 5 Jahren jeststeuen zum Schuy der Lehrer. Wenn wir für die Aufbesserung der Lage der Lehrer eintreten, ge- \chieht es niht aus Partetinteresse, sondern weil wir die Ansy:üche der Lehrec als berechtigt anerkennen und dieselven für eine gewisse Dauer befriedigen wollen. Der enge Zusammenhang der Stellung der Lehrer mit der Volksbildung überhaupt, wie ihn Herr von Kardorff gestern dargelegt hat, wird auch von uns vollständig anerkannt. Welche Hoffnungen sind du1h die früheren gesetgeberishen Versuche in der Lehierschaft erweckt worden! Alle Hcffnungen sind unerfült geblieben, und das hat immer weitere Kreise der Lehrer unzufrieden gemacht. Deshalb follte man danach streben, etwas feriig zu bringen. Meine Freunde werden für das Zustandekommen alles einseen, und ih richte an diefes Haus sowie an das Herrenhaus, an den Vorstand des Städtetages und nicht zum mindesten an den Finanz Minister die Bitte, von der Ver- gangenheit zu lernen und das Scheitern der Vorlage verhüten zu wollen.

Abg. Bött inger (nl.) {ließt sih seinem Fraktionsgenossen an und

| weist auf die große Unzufriedenbeit hin, welche unter den Lehrern und

auch in den Gemeinden sih verbreitet habe, namentlich im Westen, wo die Schule große Anforderungen an die Gemeinden \telle. In den Lehre1kreisen herrsche die Befürchtung, daß, wenn das Grundgehalt auf 900 M festaescht werde, die Gemeinden sih streng daran halten würden. 900 (G sind aber für den Westen cine viel zu niedrige Summe. Allerdings solle eine Aenderung der einmal fest- gesezten Gehälter niht eintreten; aber das beziehe sich nur auf die jeßt in der Stelle befindlihen Lehrer und nicht auf die neu zu er- richtenden Lehrerstellen. Er hoffe, daß die Kommission die Wünsche der Betheiligten beherzizen und die Vorlage wesentli verbessern werde durch Erhöhung der Gehaltsfäge. /

Abg. Rickert (fr. Vgg.): Ich bedauere die Abwesenheit der be- theiligten Minister um so mehr, als ih an die beiden Herren einige Fragen richten wollte. Die bisherigen Debatten haben auf allen Seiten der Geneigtbeit Ausdruck gegeben, daß über den Rahmen der Vorlage hinausgegangen werden müsse. Auch ih bin mit dem Kultus - Minister der Meinung, daß diese Vor- lage Geseg werden muß und zwar vor dem 1. April künftigen Jahres. Wir haben es lebhaft bedauert, daß der Finanz-Minifter, der bei den Herren im Herrenhause der beliebteste Minister ist, seine Popularität dort nicht rechtzeitig gebraucht hat. Als er kam, das Kind zu reiten, war es bercits in den Brunnen gefallen. Ich hoffe, daß er dieémal rechtzeitig kommen wird. Erfreulich ist es, daß die Frage des allgemeizen Scbulgesetes in den Hintergrund gedrängt ist. Die beiden Redner des Zentrums wie der Konservativen haben nur tonftatiert, daß sie an ihrem Standpunkt festhalten. Wir thun das ebenfalls. Sollte die Regierung noh einmal eine Procre machen, so wird die Bewegung eine ganz andere werden als früher. Herr von Kardorff hat hon hervorgehoben, baß die Regierung \latt der 8 Viillionen nur 5 Millionen zur Durchführung des Schulgeseßes verwenden will. Allerdings ist der Etat sei1dem reichliher für die Schule ausgestattet worden; das liegt aber an dem B achsen des Schulwesens. Der Zustand is unhaltbar, daß man den Volks[hullehrern Gehälter

iebt, die niedriger find als die der Kassenboten und ähnlicher Unter- brcinten: Im Reiche pn Millionen über Millionen ausgegeben worden, in B.zug auf die Lehrer hat man geknickert. Wo der Staat Lehrer an seinen Anstalten zu besolden hatte, da hat er ihnen ganz andere Gehälter gewährt, als die Vorlage eben will. Den anderen Volksscullebrern muß der Staat ver- fafsun smäßig ein Mindestgehalt gewähtleisten. )ie Lehrer find in ihren Forderungen sehr bescheiden gewejen; der Vorwurf, daß {sie zu viel

verlangen im Lande sind kräftigere Ausdrücke dafür gebraucht worden —, ist duraus unberehtigt. Der Unterricht--Min ster hat uns auf den Finanz-Minister verniesen. Er gab auf die Anfrage des Herrn von Heydebrand keine Antwort. Der Finanz-Mir ister chwimmt ject in Ueberschüssen, er müßte dcch für die Volkzschulen ein ge Millionen übrig haben. Die Regierung lehnt die Gleich- ftellung der Lehrer mit den Staatsbeamten ab; abr dz, wo es den Lehrern unbequem isst, bezüglih der Stx fverseß"ng, follen sie den Staatsbeamten plöulich gleibgestelt werden. Von dem gegenwärtigen Kultus-Minister wird wohl kein Mißbrauch dieser Vorschrift zu erwarten sein; aber die Minister wechseln, und die Geseße bleiben, dethalb fürchten die Lehrer diese Be- immung und mit Recht; denn die Lehrer werden nicht immer so behandelt, wie es geschehen müßte, wenn sie das Lob verdienen, das Herr von Kardo:ff} ihnen gespendet hat. Wir baben im Sowmer etwas von den Konduitenlisten gel. sen. Der Kultus - Minister bat allerdings die V:rfüouyg sofort annulliert. Aber die Volkszeitung brach e aus W stpreußen eine Meldung, daß über die politishe Gesinnung, den Umgang des Lehrers u. f. w. von den Gmeindevorstehern Auskunft eingeholt werde. Das wäre eine niedrige Gesinnungss{nüffelei. Der Kultus - Minister follte sih sofort über diese Dinge unter1ri{ten und ihnen entgegentreten. Deshalb weg mit dieser Bestimmung aus dieser Verlage! Die Alters- zulagefassen befördern die Freizügigkeit der Lehrer, w-nn sie auf tas ganze Land auszedehnt sind. Aber die selbständigen Stadtkreise kann man doch wohl aus diesen Kassen herauélassen. Herr von Heydetrand war auch für eine Verbesserung der Stellung der Lehrer, aber er wollte keine weitere Belastung des platten Landes. Dagegen habe ih nihts einzuwenden, aber ich muß mich dagegen verwahren, daß deshalb die Städte \{lechter behandelt werden sollen. Die großen Städte sind das Lebenëelement des Staates. Von wo gehen denn die großen Weltbewegungen aus? Die Herren sind ja garniht fo, Sie kommen fehr gern nah Berlin. Jh \{chwärme viel mehr für das Land, als die Mehrzahl von Ihnen etge Warum denn so bôse auf die großen Stätte? der Kultus-Minister meinte, die Steuerreform habe den Städten viele Millionen gebracht, dem platten Lande aber nihts. Der Minister scheint die Denkschrift des landwirtbschaftliden Ministers nicht zu kennen, die ein kostbares Werk ist, welches wir den Herren, welche die großen Mittel verlangen, noch oft vorführen werden. Das platte Land hat 284 Millionen von den überwiesenen Realsteuern erhalten. Den Gutebezirken i die Grund' und Gebäudesteuer vollkfommcn erlassen, ih bedauere, daß der Finanz- Minister nicht sofort den Kultus. Minister berichtigt hat. Auf dem Gebiete der Schule leistet der Staat für das vlatte Land gerade \o- viel, wie dás platte Land an Einkommen- und Ergänzungssteuer auf- bringt. Wenn die Vorlage angenommen wird, müssen die großen Städte Millioxen opfern für das platte Land. Die großen Städte find prästationsfähig, weil die Politik des Bundes der Landwirthe von der Regierung nicht getrieben wird. Wo wären wir aber ge- blieben, wenn wir heute in einem europäishen Zollkriege uns befänden. Lediglih den Handelsverträgen ist es zu danken, daß die großen Städte îin der Lage sind, für das platte Land etwas zu thun. Da follte man die Städte nicht noch mehr s{chädigen wollen. Es wäre auf allen Seiten des Hauses angebracht, niht unnötbigerweise den Unterschied zwishen Stadt und Land hervorzuheben. Der Bund der Landwirthe hat die Sache in einer Weise behandelt, daß man nicht annehmen kann, der betr:ffende Artikelshreiber habe jemals den Etat gesehen. Danach follen für die Landwirthschaft 32 Millionen, für Handel und Jn- dustrie dagegeu eine ganze Milliarde auëgegeben worden sein; der Schreiber zieht nämlich die ganzen Eisenbahnen nur für Handel und Industrie in Betracht, als wenn sie dem platten Lande garnicht zu gvte kämen. Der Kultus-Minister hat bei der Einweihung eines Lehrerheims in Schreiberhau eine Aeußerung gethan, daß er gern weiter gegangen wäre, aber von parlamentirisher Seite sei ihm gesagt worden, daß das niht mögli sei. Wer sind denn die bösen Herren ? Der Kultus- Minister sollte doh etwas mehr Kur2ge haben. Wenn beim Finarz- Minister ein Grundgehalt von 1200 A turhgedrückt wäre, dann würde der Zwang der Situation den Widerspruch der Herren von der Rechten unterdrücken. Wird das Mir destgehalt auf 900 #4 festgeseßt, dann werden s{hon zum nächsten Etat die Petitionen der Lehrer kommen. Das Staatsint-resse verlangt es, daß endlih Abhilfe ge- schaffen wird. Als der Minister Camvhausen für die Schule nichts geben wollte, da haben wir: Miquel, Lasker, Webrenpfennig und ich ihn gründlichst bearbeitet, und es fand sih {ließlich das Geld. Jeßt liegt ein ähnliher Fall vor, wo endlih Abhilfe ge- schaffen werden muß. Machen Sie ganze Arbeit, dann werden Sie eine Reihe von Jahren Rude haben.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Hamburg berichtet das ,Wolff's{he Bureau“ über den Aus- stand der Schauerleute und anderen Hafenarbeiter: Von aus- wärts sind gestern so viele Ersayleute eingetroffen, daß die Stauer ibren Bedarf an Arbeitern gut decken konnten. Im Verein mit der Sciffsbesaß»-ng wird von diesen Leuten auf den Dampfern flott gearbeitet. Auch von den an der Stadt liegenden Oberländer Kähnen haben \ich Personen zur Ueber- nahme von Schiffsarbeit gemeldet. Infolge des Ausstandes hat sih für Hamburg und Altona ein Verein der Importeure englischer Kohlen gebildet, der in Uebereinstimmung mit den Schiffsagenten beschlossen hat, daß Arb.iter nur auf Grund eines revidierten Tarifs wieder zugelassen werden scollen. Nah ciner Bekanntmahung der hamburgishen Han- delskammer werden die Empfänger der mit der Bahn in Ham- burg eingehenden Güter aufgefordert, s{chleunigst Anordnung zu treffen, um die Waaren von den Gütershuppen der Bahn abholen zu lassen und möglichst alles zu Lager zu nehmen, da eine Ueber- füllung der Schuppen die Eisenbahnverwaltung zu anderweitigen Maßnahmen veranlassen könnte. Um die Zuführung von Waaren unter den auzenblicklihen Verhältnissen einzushränken, wird in der Bekanntmachung anheimgegeben, die Absendung von zur Verschiffung bestimmten Gütern aus dem Binnenlande thunlichst hinauszuschieben. Eine von Tausenden besuhte Versammlurg der Werftarbeiter beschloß, erft in den allgemeinen Auéstand einzutreten, wenn die aus- \tändigen Schauerleute dazu auffordern. An den Senat wurde eine Resolution gesandt, in welher gegen den Zuzug italienischer Arbeiter Einspruch erhoben wird. Auh der Verein der Maschin isten will die heutige Beschlußfassung über den allgemeinen Ausstand abwarten, ehe die Mitglieder die Arbeit niederlegen. Der englishe Arbeiterführer Tom Man, der sih einige Tage in Altona aufgehalten hatte, ist gestern Abend in Cimébüttel verhaftet und an Bord des zur Abfahrt bereiten Dampfers „Nottingham“ ge- braht worden. Das Schiff ging sodann nah Grimsby ab. Die Ha fenarbeiter in Harburg haben beschlossen, sh dem Ham- burger Ausftande anzu'chließen.

Aus London meldet ,W. T. B.*: Die Abstimmung des Lon- doner Theiles der Internationalen Vereinigung der Schiffs-, Dodck- und Flußarbeiter ist zu Gunsten der Arbeitseinstellung auf den Londoner Docks ausgefallen. E53 is indessen ungewiß, ob dieser Beschluß ausgeführt werden wird, da die Leiter der Doers- Bereinigung noch nit beshlcfsen haben, den aligemeinen Ausstand zu empfehlen oder die Entladung der aus Hamburg kommenden Schiffe zu verhindern. Die Leiter weigern sich, über ein endgültiges Verhalten sich zu äußern. Auf dem Albert-Dock werden Vorkehrungen zur Her“ richtung von Unterkunftsstätten für nihtunionistishe Arbeiter durch die Aufstellung ‘der alten eisernen Baracken getroffen, welche bereits bei früheren Ausftänden verwendet wurden.

Kunst und Wissenschaft.

Der Verein für deutsches Kunstgewerbe veranstaltete am Mittrooch, den 25. November, im Architektenhauje einen Fachabend für dekorative Malerei, bei dem eine große Zahl von Original- zeilnungen alter Meister und neueren Aufnahmen charakteristisher Innenräume des 17. und 18. Jahrhunderts, farbenprächtige Bilöer, meist von der Hand des Professors Max Koh und seinen Schülern, ausgestellt waren. Dr. E. Renard sprach im Anschluß daran . über die Farbe in der Dekoration des Rococo“. Er legte die Wand- lungen des foloristishen Geshmacks in Frankreih von der Regierungs- zeit Ludwig's XIV. bis zum Rococo dar und erläuterte eingehend die prachtvollen D-nkmäler deutscher Dekorationskunst, welche die Schlösser in Süd- und Norddeutschland aufzuweisen haben.

Die „Académie française“ hat, wie ,W. T. B.“ aus Paris meldet, in ihrer letzten feierlihen Jabreésißung den Gobert- v reis im Betrage von 10000 Fr. dem Minister Hanotaux für seine „Geschichte des Kardinals Richelieu" zuerkannt.

Literatur.

Von der s{önen biographishen Arbeit, in welcher Dr. Karl Theodor E unter dem Titel „Aus Friy Neuter's jungen undalten Tagen“ den beliebtesten niederdeutschen Dialekt- dichter in Verbindung mit allen jenen Gestalten zeihnet, die in den Werken des Dichters cine Rolle spielen und ihm im wirklidhen Leben thatsächlih begegnet sind, liegt jeßt s{on, also nah einem Jahre seit ihrem ersten Erscheinen, die zweite Auflage vor. Die Eraänzung des Titels, in welcher der Verfasser den Inhalt seines Werkes dahin charakterisiert, daß es , Neues über des Dichters Leben und Werden auf Grund ungedruckter Briefe und kleiner Dichtungen“ bringe, gilt von der zweiten Auflage noch mehr als von ter erften; denn wiederum hat der Verfasser mancherlei neue Züge entdeckt, die das Gesammt- bild Neuter's ergänzen und vervollständigen. Auch der Bilder- und Porträtschmuck, der das Gaederß'\he Buh so anziehend macht, i} bedeutend bereichert worden. U E L ein von Reuter gemaltes Porträt des Pastors Reuter in Iabel, seines Onkels, bei dem er nach der Rückkehr von der Festung liebevolle Aufmunterung fand, ferner Dr. Liebmann (Doktor So und So) mit Tochter (dem „Lütt Aksesser“ im I[I1. Theil der Stromtid) in seinem Wagen vor dem Bürgermeisterhaus in Staven- hagen; dann Bilder von den Gebrüdern Boll, dem NRathskellermeister Ahlers und dem Banquier Viktor Siemerling in Neubrandenburg, nah Originalen vom Hofmaler Schloepke. Eine Zeichnung .des aus der „Stromtid“ bekannten Zimmerlings Schulz von Ludwig Pietsch, sowie ein trefflihes Porträt von „Dörchläu« ting“ werden ebenfalls interessieren. Ferner ift das Grabdenkmal zu Eisenach, vor welhem der Dichter und feine Gattin ruhen, nah einer neuen photographischen Aufnahme wiedergegeben worden. Im übrigen kann nur das beim Er!cheinen der ersten Auflage über das verdienstlihe Werk Gesaate wiederholt werden. Von jeder Seite gewinnt man den Eindruck, daß es dem Verfasser Ernst war mit der Absicht, das Lebensbild des Dichters auf Grund seiner Beziehungen zu den Menschen, in deren Mitte er lebte, und auf Grund der Oertlichkeiten, an denen er wirkte, zu entwerfen, und daß er diese Absiht nicht nur mit Fleiß, sondern durhdrungen von inniger Verehrung für den Dichter vollständig verwirklicht hat. Die Hinftorff'\he Hofbuchhand- lung in Wismar hat die zweite Auflage des vortrefflihen Buches ebenso glänzend ausgestattet wie die erfte.

Künstlerroman. Von F. W. Hackländer. FJIllustriert von A. Langhammer. Verlag von Carl Krabbe in Stuttgart. 3 Bände. Pr. geh. 12 A Diese figurenreiche, dramatisch belebte Geschichte mit ihren fesselnden Darstellungen aus dem Düsseldorfer Künstlerleben, ihren interessanten Erörterungen über Kunst und kfünstlerishe Aufgaben und ihren bunten Zeiwnungen aus dem be- rühmten Kölner Karneval erregte vor einem Menschenalter viel Auf- sehen. Jegt liegt sie in einer stattlihen, von A. Langhammer reich und vortrefflich illustrierten Ausgabe neu vor. Die Lektüre dieses Romans wird den Leser davon überzeugen, daß Hackländer zu den wenigen Romanschriftstellern gehört, die nie veralten. Er \childert eben wirklides Leben und wirkliche Menschen, und zwar bei seiner auvßerordentlihen Welt- und Lebenskenntniß und seiner scharfen Beobachtungsgabe, die durch den glücklihsten Humor noh verklärt wird, in fo vollendeter Art, daß seine Bilder noch heute in den frishesten Farben strablen. Die kongenialen Jlustrationen des außerordentli) begabten Ze-ichners A. Langhammer, der die Haupt- figuren auch äußerlich treffend charafterisiert und konsequent festgehalten hat, verleihen dem Ganzen noch einen besonderen Reiz.

Land- und Forstwirthschaft.

Der französische Ackerbau-Minister hat durch Verordnung vom 20. d. M. wegen des Auftretens der Maul- und Klauenseuche in Hclland die Ein- und Durchfuhr von Rindvieh, Schafen Ziegen und Schweinen aus den Niederlanden nach bezw. durch Frankreich verboten.

Saatenstand in Spanten.

Die zweite Hälfte des Oktober bat in ganz Spanien zahlreiche Negenfälle gebracht, die ter. Landwirthschaft sehr zu statten kamen. Sie haben das Keimen des bereits gesäeten Getreides begünstigt und den noch unbestellten Ackerboden in erwünshter Weise für die Saat vorbereitet,

Saatenstand in Serbien.

Infolge anbaltenden Regens find die Feldarbeiten etwas im Nückstand. Durch die Ueberschwemmungen in den Morawa-Gebieten scheint bisher Schaden nit verursacht zu sein.

Das Ergebniß der diesjährigen Maisernte wird sowohl qualitativ als auch quantitativ als fel gut bezeichnet.

eft 21 der „Mittheilungen der Deutschen Landwirt h- \schafts-Gesellshaft“ vom 29. November (Verlag von P. Parey in Berlin) bringt Aufsäße über Kalkdüngungsversuhèe und über die Landwirthschaft Uruguays, sowie Mirtheilungen über die aus- geseßten Preisech der in der Zeit vom 17. bis 21. Juni 1897 in Hamburg stattfindenden allgemeinen deutschen landwirthschaftlichen Ausftellurg. In der die Berichterstattung der land- und forst- wirthschaftlichen Sachverständigen bei dea Kaiserlichen Vertretungen im Auelande enthaltenden Beilage sind Aufsäße über die en.lische Buttereiufuhr_ von dem Sachyerständigen in London, über den Zucker- rübenbau in Oesterreih von dem Sachverständigen in Wien, und die Fortseßung des Berichts über die Landwirthschaft der Republik Uruguay von dem Sachverständigen in Buenos Aires veröffentlicht.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Spanien. Durch Königliche Verordnung vom 11. d. M. if die für Her- künfte aus Kalkutta f. Z. angeordnete Quarantäne unter den üblichen Bedingungen wieder aufgehoben worden. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 256 vom 27. v. M.)

Handel und Gewerbe.

Infolge der zwischen Deutschland und Frankreih wegen Tunis abgeschlossenen Vereinbarung kommt bekanntlih auf deutshe Waaren bei der Einfuhr in die Regentschaft, ebenso wie auf die Waaren der übrigen Vertragsstaaten, bis auf eeres der frühere tunesishe Zolltarif zur An- wendung.

g Nach diesem haben an Eingangszoll in Tunis zu ent- richten: i i

alle nit besonders benannten Waaren 8 Proz. vom Werth, goldene Wren O0 L 4 silberne und andere Uhren. . 1 A D goldene, mit Edelsteinen beseßte | Boll 0 5 andere goldene Bijouterien. . 0,5 fuberne Bisjouteri L Goldwaaren mit einem Fein- gehalt von 750/,cœœUund darüber 3 J / Wein. und Spirituosen. „10 * 2 2 ollfrei sind: Getreide, Bücher und Zeitungen, Gold- und Silberwaaren, Pferde und Rindvieh, Schafe und Ziegen, Schweine, lebendes und todtes Wild und Geflügel; ferner landwirthschaftlihe Maschinen und Geräthe, wenn nachgewiesen wird, daß diese zum Privatgebrauh und nicht für den Handel bestimmt sind. ZolUlfrei sind „außerdem Zuchtthiere zur Ver- besserung einheimischer Rassen.

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In Spanien ist nach einer in der „Gaceta“ vom 20. d. M. veröffentlichten Bestimmung des spanischen Finanz- Ministers, vom 11. d. M., die zollfreie Zulassung auf Ce für deutshe Waarenmuster, welhe deutsche )andlungsreisende mit sih führen, nah denselben Grund- säßen gewährt worden, wie sie den übrigen Ländern eingeräumt ist. Es müssen hierb-i die Vorschriften des dritten Theils der 14. Anlage zu den spanischen Zollverordnungen beobachtet werden. Eine Ucberseßung dieser Vorschriften findet fich im Deutschen Handelsarchiv, Jahrgang 1895, Band T Seite 849.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

s L e a M t 4 bi ved a der Nuhr fino am 26. d. M. gestellt 1 2, nit rechtzeit gestellt 1945 Wagen. ‘a

Liquidationskurse der Berliner Börse für Ende November 1896. 39/6 Deutsche Reichs-Anleihe 98,20, 39/6 Preuß. Konsols 98,30, Le Kredit-Aktien 228,75, Lombarden 41,25, Feanten 149,75, Berliner Handelsgesellshaft 150,00, Darmstädter

ank-Aktien Mark-St. 154,25, Deutsche Bank-Aktien 191,25, Dis- fonto-Kommandit-Antheile 206,00, Dresdner Bank 156,50, National- bank für Deutschland 138,75, Russishe Bank für auswärtigen Handel 126,50, Aachen-Maastriht 90,75 Dortmund-Gronau 164,90, Lübeck - Büchener 147,00, Mainz - Ludwigshafener 118,00, Marienburg-Mlawka 95,50, Ostpreußishe Südbahn 93,00, Busch- tehrader 267,00, Canada Pacific 52,25, Gotthardbahn 165,25, Italienische Meridional 123,00, do. Mittelmeer 95,90, Jura- Simplon (konv. Schwz. W.) 97,75, Oesterreihische Nordwest- bahn 133,50, do. do. Elbethal 136,50, Prince Henri 87,50, Transvaal 224,75, Schweizer Zentralbahn 136,00, do. Nordost- bahn 131,25, do. Union 87,25, Warschau-Wiener 264,75, Ftalienische 5% Rente 90,60, Merikaner 6 9% Anleihe 94,90, do. v. 1890 94,90, Oest. 1860er Loose 149,10, Russishe 49/6 Konsols 103,25, do, 4% 8er Anleihe 102,75, do. 49% Rente 66,60, do. 9% er 3% Gold - Anleibe 99,00, Türken konv. 19,90, do. Loose 99.75: Türkishe Taback —,—, Ungarische 4% Gold-Rente 103,70, do. Kronen - Rente 99,90, Chi- nesisle 50%/0 do. 97,75, Bochumer Gußstahl 160, Konsolidation 243,00, Dannenbaum 115,90, Dortmunder Union 6% Stamm- Prüetfcben 44,00, Gelsenkirhen 165,50, Guano 79,75, Hamburg. acketfahrt-Aft. 133,75, Harpener 165,75, Hibernia 177,75, Königs- und Laurahütte 158,00, Norddeutscher Lloyd 113,75, Trust Komp. 180,25, Russische Banknoten 217,25, Buenos Aires 28,75, Mexikaner 1893 9,200. Heutiger amtliher Durchschnittskurs für deutsche Fonds und CEisenbahn-Aktien. Amtlicher Durchschnittskurs vom Je d M. für Desterreichishe Noten, Wechsel pr. Wien u. St. eterzburg.

Am 1. November d. J. ist, wie seiner Zeit berihtet wurde, der neue Fischereihafen zu Geestemünde nah einer Bauzeit von fünf Jahren feierlich eröffnet und der dortigen Fischereihafen-Betriebs- genossens{chaft übergeben worden. Der Hafen, der eine Kajenlänge von 1200 m und eine Breite von 65 m aufweist, is der größte des Kontinents und dazu bestimmt, der Hochseefischerei, insbe)ondere der mit Dampfern betriebenen Fischerei, zu dienen, den Absay der Fishe nach dem Binnenlande zu erleihtern und die Verbreitun der Seefishe alé gesundes und billiges Volksnahrungsmitte dur Massenvertrieb und schnelle Beförderung zu unterstüßen. Die Fischhalle, welhe an einzelne Fischerei- Interessenten verpachtet ist, erstreckt sih in einer Länge von 450 m längs des Bohlwerks und soll demnächst auf 600 m erweitert werden. In ihr finden die Ge- \{äftsräume der Fischhändler ihren Play; außerdem befindet sich darin an der Wasserscite eine große Auktionshalle, in der die an- gebrahten Fänge versteigert werden. Der Erlös der versteigerten Waare fließt in erst:r Linie der Fischerei- Betriebsgenofsenschaft zu, ein Theil gebührt vertragsmäßig dem Fiskus und den Auktionatoren. Im Anschluß an die eigentlihen Hafenbauten sind umfangreiche Geleis- und Güterabfertigungs-Anklagen der Eisenbahnverwaltung und ein Restaurationsgebäude zu vermerken. Leßteres enthält gleichzeitig Räume für die Post und Telegraphie und ein Seemannsheim, das unter geistliher Aussicht steht und Gelegenheit bieten foll, den abs gemusterten Seeleuten billige und zweckentsprehende Unterkunft zu gewähren. Im Anschluß an das Seemannsheim wird wver- suht werden, dem verderblichen Einfluß der Heuerbase, wie er vielfah in den Hafenstädten sh geltend macht, entgegenzutreten. Der neue Hafen liegt zum großen Theil im Zollausshlußgebiet; die betheiligten Gewerbetreibenden haben jedoch den Wunsch, daß die Fischereifahrzeuge, welche zur Zeit in die im Zollinlande belegene Geeste einlaufen, auch in Zukunft im Zollinlande löschen können, da anderenfalls die in den Packhäusern zum Versand in Körbe verpadckten Fische beim Eintritt in das Zollgebiet der Zollrevision unterliegen und infolge der zeitraubenden Abfertigungen Verspätungen bei der Ver- sendung nicht zu vermeiden sein würden. s winde für die ein- gebrachten, von der Mannschaft deutsher Fahrzeuge an der deuts@en Küste gefangenen Schalthiere eine besonrere Identitätékontrole in dem ausländishen Theile des Hafens erforderlich werden, von welcher die Interessenten nicht ohne Grund eine Schädigung des Geschäfts befürhten. Um diesen Mikständen vor- zubeugen, erscheint es geboten, den Fischereihafen bis auf etnen kleinen, zur Errichtung von Proviantlagern bestimmten Theil der Südmole dem Zollgebiet anzuschließen. Der Bundeêrath hat deshalb in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, daß der neue Geestemünder Fishereihafen bis auf einen zur Errichtung von Proviantlagern bestimmten kleinen Theil der Südmole dem Zollgebiet angeschlofsen und die nähere Festseßung der Zollgrenze, sowie die Bestimmung des Zeitpunktes für den Anschluß dem Königlich preußishen Finanz-Minister überlassen werden soll. Die Belassung eines Theils des neuen Hafens außerhalb der Zollgrenze ist für nothwendig erahtet worden, damit die Fischerei- fahrzeuge zu jeder Zeit ihren Proviant unverzollt und ohne Aufenthalt an Bord nehmen können.

Verdingungen im Auslande.

G Rumänten.

14. Januar 1897. Kriege-Ministerium in Bukarest: Lieferung von 120 000 Halsbinden, 80 000 Stück Kautschuk für Halsbinden, 120 000 Taschentücher 12 000 [leinenen utter säcken.

16. Januar. Kriegs-Minifterium n Bukarest: Lieferung von 40 000 wollenen Fuutapren, 30 000 gesäumten Brotbeuteln, §0 000 beinernen Kämmen, 30 000 blehernen Schmierbücksen. j

20. Januar. Kriegs-Ministerium in Bukarest: seen. von an

41000 m verschiedenen wollenen Galons, 55000 m