betreffend die egen der Bezüge der Professoren an Hochschulen, auf die großen Erfolge hin, welche seiner eit die Thun’she Studienreform gehabt habe, an deren rundgedanken, besonders der Lehr- und Lernfreiheit, festzu- alten sei; gleichzeitig sei aber der Entwickelung der modernen erhältnisse Rechnung zu tragen. Es müßten für die wissen- schaftlihe Forshung günstigere Aan geschaffen werden, als die jeßigen seien. Von der neuen Bestimmung, daß alle fessoren an allen Universitäten, einschließlich der drei nicht- chen, das gleihe Gehalt beziehen sollen, sei ein großer rit und eine mächtige Förderung des höheren nterrihtswesens zu erwarten. Bei der alten Einrichtung der Kollegiengelder hätten sih solhe Mißstände herausgestellt, daß eine theilweise Sanierung nothwendig sei. Der Minister warf dann einen geschichtlichen Rückblick guf die S der Kollegien- gelder und wies auf die ungünstigen Urtheile Adam Smith's und Friedrih von Schiller's über die Kollegiengelder hin. Jn dem Augenblick, in welchem der Staat die Einkünfte der rofessoren auskömmlich regele, fehle den Kollegiengeldern als nnahmequelle der Professoren die Berechtigung. Er hege keine Besorgniß, daß durch den Fortfall der Kollegiengelder 19 Spezialkollegien leiden würden. Der Minister empfahl
chließlich die Annahme der Vorlage. Die Verhandlung sollte eute fortgeseßt werden.
Der Alterspräsident des ungarishen Unter- hauses machte in der vorgestrigen Sißung des Hauses die Mittheilung, daß 15 Wahlen durch Petitionen angefochten worden seien.
Die liberale Partei des Unterhauses hielt gestern Abend eine Konferenz ab, in der für die Stelle des Pr ä- sidenten des Unterhauses Desider von Szilagyi, für die der Vize-Präsidenten Albert Derzeviczy und Ludwig Lang als Kandidaten bestimmt wurden.
Großbritannien und JFrland.
Das „Reuter’she Bureau“ veröffentlicht folgendes Pariser Telegramm: Auf eine freundschaftlihe Anfrage Frankrei chs über die Ziele der britishen Niger-Ex pedition habe die britishe Regierung die Versicherung abgegeben, daß durh die Expedition die französishen Ansprüche und Interessen nicht berührt werden würden.
Frankreich.
Sn dem am Sonnabend abgehaltenen Ministerrath machte der Minister des Aeußern Hanotaux Mittheilungen über die orientalishen Angelegenheiten. Der Minister erklärte, die Botschaften in Konstantinopel führen fort, that- kräftig und in völliger Uebereinstimmung vorzugehen, und ließen sich besonders die Pie m des Verfahrens vor dem Kriminalgerichtshofe angelegen sein.
Der Kolonial:Minister Lebon, welcher vorgestern in Marseille bei der zwanzigjährigen Gedenkfeier der Gründung der dortigen Geographischen Gesellschaft den Vorsiy führte, be- tonte, dem „W. T. B.“ zufolge, in seiner Rede mit großem Nachdruck die Nothwendigkeit, gegen den englischen und deutschen Wettbewerb außerhalb Europas anzukämpfen.
Türkei.
Die Pforte hat, wie das Wiener „Telegraphen-Korre- \pondenz-Bureau“ meldet, in ihrer Antwort auf die lehten, von den Botschaftern der Pforte übermittelten Forderungen erklärt, die Sendung des Generals Saad Eddin Pascha nach Kreta trage keinen politischen, sondern einen militärish-administrativen Charakter. Wahrscheinlich werde der General den erkrankten Militärkommandanten Kretas erseßen.
Gestern hat die leßte Berathung des Ausschusses für die Umgestaltung der Gendarmerie auf Kreta stattgefunden. Das Protokoll is unter einem Vor- behalt der türkishen Delegirten geschlossen worden, welcher dahin lautet, daß die Pforte grundsäßlih gegen die Einreihung fremder Mannschaften fei, jedoch den provisorishen Eintritt fremder Offiziere gestatte. Der Ausschuß wird morgen, der russische Militär-Attaché Peschkow übermorgen nach Kreta abreisen; die Justizkommission reist gleichfalls am Dienstag dorthin ab.
În Philippopel eingetroffenen Berichten aus Kon- stantinopel zufolge verlaute daselbst, der frühere Ober- Stallmeister Vigei Dasca, welcher jüngst nach Aleppo ver- bannt wurde und dort das Kommando einer Kavallerie- Division führte, sei in das Ausland geflüchtet.
Griechenland.
Die Regierung hat für heute die Besprehung der JFnterpellation über die auswärtige Politik Griechen- lands angenommen. Die Opposition hielt eine Vorversamm- lung ab, worin sie ihre Haltung bei der Besprechung regelte.
Die „Agence Havas“ meldet, der italienishe Botschafter in Konstantinopel Pansa sci gestern in Athen eingetroffen. Derselbe habe mit dem italienischen; dem russishen und dem deutshen Gesandten eine Besprehung gehabt und sei am Abend auf seinen Posten zurückgekehrt.
Numänien.
Der Senat und die Deputirtenkammer haben die orgen Bureaux wiedergewählt. er frühere Buürgermcister von Bukarest Filipesco und der Bruder des früheren konservativen Ministers Jonescu riefen am Sonnabend, wie „W. T. B.“ berichtet, an der Die fi von etwa 400 Jndividuen Straßenunruhen hervor. Die Polizei wurde beim Einschreiten mit Steinwürfen empfangen, zerstreute die Ruhestörer jedoch mit leihter Mühe.
Serbien.
Der der Skupschtina unterbreitete Voranschlag für das Budget von 1897 weist in den Ausgaben 66 730 000 Fr., in den Einnahmen 66 790 000 Fr. auf. Aus demselben ergiebt sich, daß die indirekten Steuereingänge, besonders die Ausfuhr- ölle, die entsprehenden Voranschläge für 1896 erheblih über- steigen. Die diesjährige Ausfuhr hat beinahe die doppelte Die
erjenigen des Jahres 1895 erreiht. Die Ausfuhr an Felds
Uten A die des Vorjahres um 120 Prozent an
erth; die Ausfuhr an Borstenvieh während der leßten neun Monate allein übertrifft die gesammte Ausfuhr von Schweinen im Vorjahre um 22 600 000 Fr. Dieses günstige Ergebniß ist eine Be der glänzenden Ernie und der inzwischen gelösten Viehaus- uhrfrage. Auf Grund dieses v ad Wachsens des National- einkommens haben sich auch die Eingänge der direkten Steuern und die Spareinlagen in den Banken bedeutend
höht. Der griechische Metropolit in Ueskueb Methodius ist am Schlagfluß gestorben.
Bulgarien.
Am Sonnabend Abend hatte der Kriegs-Minister Petroto
eine längere Audienz bei dem Fürsten. Gestern empfing der
ürst den Kriegs-Minister nochmals und genehmigte das
bshiedsgesuch desselben, indem er ihn unter Verseßung zur Reserve zum General-Major ernannte. /
Wie die „Agence Balcanique“ meldet, fand gestern in S ofia anläßlich der Wahlen bereits seit dem frühen Morgen ein starkes Zusammenströômen von Menschen statt. Die Oppo- sition hatte schon früher beschlossen, Unruhen zu veranlassen, um dann sagen zu können, daß die Wahlen nicht De gewesen seien. Die Wahlen begannen in guter
rdnung; während des E aber zogen mehrere tausend Personen, welche der Oppositionspartei ange- hörten, unter Lärmen von der Umgebung des Wahllokals nah dem Plaß vor dem Palais, um eine Protestversammlung ab- zuhalten. Eine heranrückende berittene Abtheilung Polizei wurde mit einem Steinhagel empfangen, wobei 3 Gendarmen verwundet wurden. Die Polizei vertrieb jedoh die Menge, ohne von den Waffen Gebrauch zu machen, und duldete, daß der Nadoslawowist Tontschew an die sih wieder Ansammeln- den eine Ansprache hielt. Eine heransprengende Schwadron Kavallerie trat nih® in Thätigkeit; dieselbe saß in der Nähe des Wahllokals ab und wurde bald wieder zurückgezogen. Berittene Abtheilungen der Polizei sprengten später, im Galopp heranreitend, mehrmals die Menge, welche lärmte und eine herausfordernde Haltung annahm, auseinander. Als Zankow das Wahllokal verließ, brachen mehrere Wähler in den Ruf aus: „Nieder mit Zankow!“ Später er- schien eine zahlreiche - regierungsfreundlihe Menge vor dem Wahllokal, eröffnete ein Steinbombardement gegen einen Haufen, der das Wahllokal angegriffen hatte, und drängte denselben zurück. — Nach Meldungen aus dem Jnnern des Landes vollzogen sich die Wahlen dort ruhig. Ernstere Zusammenstöße sind nur aus Stara Zagora ge- meldet worden.
Wie die „Agence balcanique“ weiter meldet, erhielt der Minister - Präsident Stoilow bei der gestrigen Wahl 6714 Stimmen; es ist dies die höchste Stimmenzahl, die bisher ein Kandidat erhalten hat. Der Minister Geschow und die übrigen regierungsfreundlihen Kandidaten drangen mit ähnlihen Stimmenzahlen durch. Auf die Nachricht des glänzenden Sieges der Regierung bildete sih gestern Abend ein Er Zug, welcher mit Fackeln und Musik vor das Gebäude zog, in welchem die Minister ver- sammelt waren, und brachte den Leßteren lebhafte Huldigungen dar. Der Minister-Präsident Stoilow erwiderte auf eine an ihn gerichtete Ansprache, daß die Wahlen überall in vollster Ruhe vor sich gegangen seien, daß die Negierung überall gesiegt habe und daß dieser Ausdru des Vertrauens des ganzen Bulgaren-Volkes für die Regierung ein Fingerzeig sein werde, die gleiche Bahn, wie bisher, zu verfolgen. Jn Philippopel sind Stoilow und Madjarow mit 4000 Stimmen, in Rustshuk Todorow und Benew gewählt. Wie anderweitig gemeldet wird, erhielten die Oppositionsparteien nur 15 Mandate; sämmtlihe Führer derselben, Radoslawow, Grekow, Zankow und Karawelow, sind unterlegen.
Amerika.
Die brasilianishe Deputirtenkammer hat vor- gestern nahezu einstimmig das Uebereinkommen, betreffend die italienishen Entshädigungsforderungen, an- genommen; dasselbe ist sogleich dem Senat zugegangen.
Aus Montevideo erfährt das „Reuter']he Bureau“, daß. die Mehrzahl der Jnsurgenten in Uruguay zerstreut worden sei.
Afrika.
Aus Tanger von vorgestern berichtet das „Reutersche Bureau“, daß die zwei deutshen Firmen, deren Reisende der Gouverneur von Marakesh vor einem halben Jahre an der Weiterreise verhindert habe, vön der marokkanischen Regie- rung je 300 000 Fr., die Reisenden selbst je 4000 Fr. Ent- schädigung erhalten hätten.
Der „Agenzia Stefani“ wird aus Djibuti vom Freitag gemeldet : der Major Nerazzini beabsichtige, in der ersten Woche des Dezember mit ungefähr 300 Gefangenen von Harrar aufzubrehen. Major Nerazzini habe am 7. d. M. Addis Abeba mit 26 Gefangenen, unter denen sich der Kommandant Gamara be- finde, verlassen. General Albertone bleibe bei Menelik in Addis Abeba, um die fernere Beförderung der Gefangenen zu leiten. Eine weitere Abtheilung Gefangener werde in den ersten Tagen des Januar in Harrar zum Abmarsch bereit stehen. ie italienishe Gesellshaft vom Rothen Kreuz sei ermächtigt worden, bis Kombolo vorzugehen, wo die Gefangenen ein Lager beziehen würden. Der Regiments-Arzt Mozzetti sei am 27. d. M. nah Harrar abgegangen, um die Namensliste der Gefangenen aufzunehmen.
Zu Ehren des Präsidenten Krüger wurde, wie das „Reuter’she Bureau“ berichtet, am Freitag in Prätoria ein Bankett veranstaltet, bei welchem derselbe in einer Rede die falschen und shädlichen Nachrichten, wonach die Südafrikanische Republik mit Gewalt die Londoner Konvention von 1884 beseitigen wolle, auf das shärfste verurtheilte. Der Präsident erklärte: die Konvention habe Transvaal jeglihe Sicher- heit für seine Unabhängigkeit gegeben. Wenn irgend eine Abänderung der Konvention gewünscht werde, so müsse sie in geseßmäßiger Weise (in a constitutional manner) herbeigeführt werden. Transvaals Motto sei nicht, Konventionen und Verträge zu verletzen, sondern sie aufrecht zu erhalten. Wenn die Republik Entschädigungsansprüche wegen des Jameson’shen Einfalles in das Land unterbreiten sollte, so würde die englishe Regierung ohne Zweifel gerehten Wünschen billig entsprehen. Es sei Trans- vaals Politik, niemals aggressiv, sondern defensiv zu handeln. Redner bezeichnete sodann den Gedanken, daß Transvaal einen Einfall in Rhodesia veranstalten könnte, als lächerlih und er- klärte es schließlich für eine Pflicht der Regierung der Re- publik, die Minenindustrie im Jnteresse des Landes zu fördern.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die vorgestrige Sizung des Reichstages befindet sih in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (136.) Sißung des Reichstages, welher der Staatssekretär des ZJnnern, Staats-Minister Dr. von Boetticher, der Staatssekretär des Reihs-Schahß- amts Dr. Graf vo n Fol adowsky, der Staatssekretär des Reichs-Marineamts, Admiral Hollmann und der Kriegs-
Minister, General-Lieutenant von Goßler beiwohnten, wurde die erste Berathung des Etats und des dazu gehörigen Anleihegeseß es von dem Staatssekretär des Reichs-Schaß- amts Dr. Grafen von Posadowsky mit einer Rede ein- geleitet, die bei Schluß des Blattes noch fortdauerte und morgen im Wortlaut nachgetragen werden wird.
— Dem Herrenhause is die Uebersiht der von der Königlichen Staatsregierung gefaßten Entschließungen auf Anträge und Resolutionen des Herrenhauses aus der Session vom 15. Januar bis 20. Juni 1896 zugegangen.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Bevölkerung des preußischen Staats
betrug nach dem in der „Stat, Korr.“ veröffentlihten endgültigen Ergebniß der leßten Volkezählung am 2. Dezember v. J. 31 855 123 Personen, gegen 29 957 367 am 2. Dezember 1890. Ausländer wurden 205 818 (164 805), Personen ohne Angabe der Nationalität 123 (1137), Deutsche 31 649 182 (29 791 425) gezählt. Die durhchnittlihe jähr- lihe Volkszunahme hat während des leßten Jahrfünfts im preußischen Staat einen höheren Betrag erreiht als jemals zuvor, seitdem ver- läßlihe Aufnahmen des Standes der Bevölkerung stattgefunden haben, d. h. seit der Errichtung des Norddeuts(ßen Bundes. Sie betrug aufs Tausend der Bevölkerung 12,36, dagegen in der Zeit vom 3. Dezember 1867 bis zum 1. Dezember 1871: 6,9, vom 1. Dezember 1871 bis zum 1. Dezember 1875: 10,5, vom 1. Dezember 1875 bis zum 1. Dezember 1880: 11,7, vom 1. Dezember 1880 bis zum 1. De- zember 1885: 7,5, vom 1. Dezember 1885 bis zum 1. Dezember 1890: 11,3.
Die männliche Bevölkerung hat stärker zugenommen als die weiblihe. Der zahlenmäßige UÜebershuß des weiblichen über das männlihe Geschleht hat sich zwar während des leßten Jahrfünfts noch um 13 088 Personen erhöht, aber im Verhältniß zur Gesammt- zahl der Bevölkerung erheblich vermindert. Die Zahl der Evangelischen (20 351 448) hat etwas weniger als die der Katholiken (10 999 505) zugenommen, was hauptsächlih dur den zwischen Nord- und Süd- deutshland durch Wanderungen bewirkten Bevölkerungsaustausch ver- anlaßt wird. Sehr hoch war die Zunahme bei den „anderen“. Christen, sehr niedrig bei den Juden (379 716). Auch die Zahl der Reichs- ausländer (205 818) ift stark angewawsen und darf als zuverlässig gelten, da diesmal nur bei sehr wenigen Personen die Staats- angehörigkeit niht hat ermittelt werden können.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Hamburg berichtet das „Wolff’s{che Bureau" über den Aus - stand der Hafenarbeiter: In einer Versammlung der Gwers- führer wurde am Sbönnabend ein Antrag angenommen, nah dem die Ewerführer erklären, die Arbeit niht eher wieder auf- nehmen zu wollen, bis eine Regelung der Forderungen sämmtlicher Gewerkschaften des Hafenarbeiter-Verbandes erfolgt sein werde. Eine Versammlung der Kornumstecher beschloß, fich dem Ausstande der Hafenarbeiter anzuschließen. — Ju der gestrigen Versammlung erklärten die Lagerhaus-Speicherarbeiter, sih dem Auéstand anzuschließen. Die Staatsquai-Arbeiter beschlossen in einer Versammlung, in welcher der sozialdemokratische Reichotags-Abgeordnete Legien eine Rede über die Arbeiterbewegung hielt, daß fie, falls sie beauftragt würden, am Quai liegende Dampfer der Hamburg-Amerikanischen Paketfahrt- Aktiengesellschaft zu löschen, ebenfalls in den Ausftand ein- treten würden, und zwar im ganzen Staatêsquaibetrieb. ¿
Aus Harburg wird gemeldet, daß dort bisher in die Liste der Ausständigen 238 Mann eingetragen worden sind, darunter 181 Verheirathete. Im Hafen ruht die Arbeit fast gänzlich, au die Schiffahrt liegt beinahe völlig darnieder, größtentheils infolge der Wirkungen des Hamburger Ausstandes. In verschiedenen Fabriken soll fich bereits Mangel an Rohmaterial geltend machen. Bei längerer Dauer des Ausstandes dürften zahlreiche Arbeiterentlafsungen in sicherer Ausficht stehen.
Aus Bremen liegen folgende Mittheilungen des „W. T. B.“ zum Ausftande der dortigen Hafenarbeiter vor: Die Bremer Lagerhaus-Gesellshast hat der Lohnkommission der Ausständigen ein Schriftstück zugehen lassen, in dem ihre ausständigen Arbeiter für Sonrtag zu einer Besprehung eingeladen werden. Die Gesellshaft beabsichtigt dabei nicht, die Arbeiter zu irgend welden Beschlüssen zu veranlassen, se wird es viel- mebr lediglih für ihre Aufgabe halten, etwaige Mißverständnisse zu beseitigen. Die Lagerhaus - Gesellschaft ist außerdem bereit, mit der Lohnkommission vor dem Einigungéamt des Bremer Gewerbegerichts weiter zu verhandeln. Die Arbeiter der Bremer Lagerhaus - Gesell- saft haben cs abgelehnt, zu der vorgeschlagezen Besprechung zu er- scheinen, und haben ihrerseits die Lagerhaus-Gesell schaft aufgefordert, einer óffentlihen Versamwlung der Bremer Arbeiter im Kasino beizu- wohnen, die gestern Nachmittag stattfinden follte, und eventuell da vorzubringen, was fie von den Arbeitern fordert.
Die Lagerhaus-Gesellshaft erläßt infolge dessen folgende Bekannt- machung: Der Vorstand hat eine Einladung der Lohnkommission, ih heute Nachmittag im Kasino einzufinden, um eventuell seine Forderungen der ganzen Arbeitershaft Bremens vorzulegen und darüber beschließen zu lassen, erhalten. Er sieht außer Stande, einer solhen Einladung zu folgen, weil er in der Angelegenheit, welhe nur die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft und die bei ihr beschäftigt gewesenen Arbeiter, Oberarbeiter und Krahn- führer angeht, allein mit den Betheiligten zu verhandeln gewillt ift. Der Vorstand ist bereit, im Sinne der Erklärungen vom Sonnabend noch am Montag mündlich zu verhandeln, und hat nichts dagegen einzuwenden, daß dafür ein anderer, als der von ihm bezeihnete Ort vereinbart werde.
Aus Bremerhaven wird dem „W. T. B." gemeldet: Die Men aeD etter von Bremerhaven, Geestemünde, Lehe und
ordenham haben sich mit den Ausständigen in Bremen und Hamburg für solidarisch erklärt und sich verpflichtet, kein Schiff zu löschen, welches wegen des Ausstandes von Hamburg oder Bremen nah den Häfen an der unteren Weser zum Ausladen gesandt wird. Die Arbeit foll dagegen nicht niedergelegt werden.
In London fand gestern eine Versammlung von 700 Arbeitern der Londoner Dos tatt, in welcher einstimmig zwei Resolutionen angenommen wurden, von denen die eine gegen die Ausweisung Tom Man’s aus Hamburg Einspruch erhebt, die andere sich für Errich- tung eines Fonds zur Unterstüßung der Ausf\tändigen in Hamburg audspricdt.
In Stockholm beschloß, wie ,W. T. B.* meldet, eine Ver- fammlung sämmtlicher dortigen Transportarbeiter-Fachvertine, kein Schiff aus Hamburg zu löschen, welches dort von nichtunionisti- {hen Arbeitern geladen ist, beauftragte die Vorstände, zu untersuchen, ob dies bei dem hier erwarteten Dampfer „Gefle*“ der Fall sei, und forderte die übrigen Transportvereine Schwedens auf, die gleiche Haltung einzunehmen.
Aus Brüssel wird der „Voss. Ztg.“ gemeldet: Die belgische Regierung habe die sofortige Festnahme und Ausweisung jedes aus- ländishen Agitators unter den Hafenarbeitern Ant- werpens angeordnet.
Aus Carmaurx 4 folgende Wolff’she Meldungen über Ko IBEME Kundgebungen vor, die gestern dort ftattgefunden aben: .
Der Deputirte Jaurès kam, begleitet von zehn anderen sozia- aleen Abgeordneten, gestern Mittag in Carmaux an, um Rechea- schaft über die Verwaltung seines Mandats abzulegen. Es waren ee Maßregeln zur Aufrehterhaltung der Ordnung unter Leitung des Präfekten getroffen. Als die Abgeordneten den Bahnhof ver- ließen, wurden sie von der Menge mit lautem Pfeifen empsangen, nur vereinzelt wurden Rufe laut: „Es lebe Jaurès!*“ Einzelne Individuen warfen mit Shmuß nah dem Wagenzuge, der, von Truppen geleitet, sih nah dem Kasino begab. Unter den Personen, welche
her dem Saale, in dem der Abg. Jaurès sprechen sollte, warteten, ent-
stand ein Tumult, bei dem es zu Thätlichkeiten kam. Die berittene Gendarmerie machte die Zugänge zu der Eingangsthür frei. Mehrere Berhaftungen wurden vorgenommen. Unter den Verhafteten befindet sich auch der frühere Bürgermeister Calvinhac, dessen Gesicht ganz blutig war. Sobald der Versammlungésaal geöffnet war, drängte die Menge hinein. Es kam zu lärmenden Kundgebungen, wobei gepfiffen wurde und Rufe ershollen: „Es lebe Jaurès!*" „Es lebe die Soziale!“ Jaurès versuchte vergeblih sich, Gehör zu ver- schaffen und, mußte von der Tribüne herabsteigen. Ein Versuch Pelletan’s, zu sprechen, war ebenfalls vergeblih. Es entstand nunmehr ein großer Tumult im Saale. Der Polizeikommissar erklärte die Ver- sammlung für aufgelöst. Die Gendarmen räumten den Saal. Berittene Gendarmerie hielt die Ordnung am Ausgang aufrecht. Als die sozialisti- \chen Abgeordneten auf die Straße traten, wurden sie mit Rufen des Beifalls und des Mißfallens empfangen. Die sozialistischen Ab- geordneten begaben * sich alsdann nach dem sozialistischen Kasino. Zahlreiche Patrouillen bewegten sich in den Straßen. — Der Deputirte Jaurès hat nun an seine Wähler ein Manifest gerichtet, in welchem er gegen die Hindernisse protestiert, die seiner Absicht, über die Ausübung seines Mandats seinen Wählern Rechenschaft abzulegen, entgegengestellt wurden. Der Pariser Deputirte Chauvin wurde verhaftet und wird von dem Geriht in Albi wegen Schlägerei abgeurtheilt werden. Zahlreihe andere Sozialisten sind wegen Ruhestörung in Anklage- zustand verseßt. Aus Paris wird gemeldet, die Zahl der Verhafteten in Carmaux übersteige 50; dieselben wurden jedo alsbald wieder freigelassen.
Kunft und Wiffenschaft.
Der als Kunstschriftsteller in weiteren Kreisen bekannte Regierungs- Nath Dr. Albert Ilg, Direktor der kunsthistorishen Sammlungen des Kaiserhauses in Wien, ist, dem .W. T. B.“ zufolge, gestern da- selbst gestorben. Er war am 11. Oktober 1847 in Wien geboren, besuhte von 1866 an die Universität, wurde 1871 Beamter des öster- reihishen Museums, 1872 Dozent. Seit 1878 wurde Dr. Jlg Direktor der zweiten Gruppe der Kaiserlichen kunsthistorishen Sammlungen und 1891 zum Regierungs-Rath ernannt. Für Eitelberger's „Quellen- schriften für Kunftgeshichte“, deren Herausgabe er 1888 übernahm, lieferte Dr. Slg die mit Kommentaren versehenen Ueberseßzungen des Cennini- {en Malerbuhes von Heraklius' Schrift von den Farben und Künsten der Römer, Biondo's „Traktat von der howedlen Malerei“, der „8chedula diversarum artium“ des Mönches Theophil sowie „Beiträge zur Geschichte der Kunst und der Kunsttehnik aus mittel- L obtentiden Dichtungen“. Von seinen übrigen Schriften seien ge- nannt: „Album öfsterreihischer Bildhauerarbeiten des 18. Jahr- hunderts“ (Wien 1878) und „Kunstgeschihtlihe Charakterbilder aus Oesterreih-Ungarn (daf. 1893). :
— Das soeben erschienene 2. Heft des „Klassischen Sfkulpturenschaßes", herausgegeben von F. von Reber und A. Bayersdorfer (München, Verlagétanstalt F. Bruckmann; Pr. 59 4) bestätigt die guten Erwartungen, welche man bercits nah der ersten eg über dieses Unternehmen hegen konnte. Auch die hier ge- botenen Autotypie-Drucke sind wohlgelungen und geben die Skulptur- werke wie die Bronzen aufs getreueste wieder. Das Alterthum ift vertreten durch den sißenden Hermes in Neapel und den sog. „{terbenden Alexander“ in Florenz, die neuere Zeit durch zwei der Reliefs von Andrea Pisano vom Campanile in Florenz, Andrea del Berrocchio’s bekannten „Knaben mit dem Delphin" aus dem Palazzo Vecchto ebendaselbst, drei Porträtstatuen der niederländish-, burgundi- \en Kunst des X1V. Jahrhunderts und Peter Vischer's Statue tes Königs Arthur aus der Hofkirhe in Innsbruck.
Gesuudheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.
Niederlande.
Durch Verordnung des Königlich niederländishen Ministers des Jnnern vom 24. d. M. sind die für Herkünfte aus Alexan- drien seiner Zeit angeordneten Quarantäne-Maßregeln wieder auf- gehoben worden. (Vergl. "erile Nr. 123 vom 23. Mai d. J.)
Der len.
Zufolge Beschlusses des Gesundheitsraths in Teheran ist für alle aus Indien kommenden Schiffe wegen der in Bombay herrschenden Benlen pest Quarantäne angeordnet worden.
Handel und Gewerbe.
Jn Paraguay ist das Zollgesey vom 24. Dezember 1894, dessen wichtigste Bestimmungen wir in Nr. 483 d. Bl., vom 18. Februar v. J., mitgetheilt JEED durch ein neues Geseh vom 10. Oktober d. J. in mehrfahcr Beziehung abgeändert worden. Als besondere Beachtung verdienend heben wir her- vor, daß fertige Kleider und A R E im allgemeinen, Schuhwerk, Sattel, Zug- und Pferde-
eshirr und Luzerne (Alfalfa), von denen gegenwarng ein Viniubrioil von 40 Proz. des Abschäßungswerthes zu zahlen ist, vom 1. Januar nächsten Jahres ab einem solchen von 50 Proz. unterliegen werden.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Obersclesien. An der Rubr sind am 28. d. M. gestellt 12592, nicht rechtzeitig gestellt 1821 Wagen. / In Oberschlesien sind am 28. d, M. gestellt 4666, nicht recht- zeitig gestellt 1716 Wagen.
Zwangs-Versteigerungeén.
Beim Königlihen Amtsgericht 1 Berlin standen an 27. und 28. November die nachbezeihneten Grundstücke zur Ver- Peerong: Theilung halber, Holzmarktstraße 49, der Familie
ellien gehörig; Nußungswerth 9680 A; mit dem Gebot von 163 000 M blieb der Möbelfabrikant Richard Toepke, Charlotten- ftraße 13, Meistbietender. — Steinmeßstraße 13, dem Maurer- meifter K. H. L. Drawe gehörig; Flächenraum 5,38 a; Nußungs- werth 9270 4; für das Meistgebot von 162 001 4 wurde der Hof- hutmachermeister Theodor Müller, Friedrihstraße 56, Ersteher. — Pappel Allee 114, dem Pensionär E. Ho cke gehörig; Flächen- raum 13,15 a; mit dem Gebot von 185 000 #4 blieb der Kaufmann Herm. Hoe zu Berlin Meistbietender.
Beim Königlichen Amtsgericht I1 Berlin standen die nachbezeihneten Grundstücke zur Versteigerung: Grundstück zu Gro ß- Lichterfelde, Chausseestraße 55, dem Tischlermeister Otto Kieper zu Groß-Lichterfelde, Chausseestraße 54, gehörig ; Nußungs- wetl zur Gebäudesteuer 5100 4A; Meistbietender blieb der Rentier
ermann Koh zu Groß-Lichterfelde, Chausseestraße 91, mit dem ebot von 73 200 «4 — Grundstück zu Mariendorf, Südende, an der Parkstraße belegen, dem Architekten Max Trinkkeller zuLankwiß gehörig; Flähenraum 11,7 a; Nu M eOs ur Gebäudesteuer 2400,46; mit dem Gebot von 475 M blieb der Rentier Reinhold von Kunowsky zu Berlin, Charlottenstraße 63, Meistbietender. — Grundftück zu Deutsch-Wilmersdorf, Mo NEnTivane 6, dem immermeister Hermann Bielicke zu Charlottenburg gehörig; lähenraum 5,94 a; Nußungswerth zur Gebäudesteuer 6500 4; eistbietender blieb der Privatier August Leiter zu Pankow, Kaiser Friedrichstraße 72, mit dem Gebot von 104500 — Grundstück zu Groß-Lichterfelde, Chausseestraße 54, dem lähtermeister Ludwig Roggenthin zu Schöneberg ge- bor: Flächenraum 11,06 a; Nuzungswerth zur Gebäudesteuer 4590 4; mit dem Gebot von 67 800 4 blieb der Rentier Hermann Koch zu Groß-Lichterselde, Chausseestraße 91, Meistbietender. —
Unter Aufrechterhaltung der Vollstreckangsmaßregeln wurde das Ver- fahren wegen des Grundstücks zu Deutsch - Wilmersdorf, Eis- lebenerstraße 1, Ede d i rade Dpua 28, dem Nentier Rudolf Schmidt zu Berlin gehörig, eingestellt.
Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 28. November 1896. Auftrieb und Markt- preise nah Schlahtgewiht mit Ausnahme der Schweine, welhe nach Lebendgewiht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 3430 Stüd. (Durchschnittspreis für - 100 kg.) I. Qualität 116—122 , IT. Qualit&äi 102—112 #4, III. Qualität 88—98 #4, IV. Qualität 74—84 & — Schweine. Auftrieb 5297 Stück. (Durchschnitts- preis für 100 kg.) Mecklenburger 100— 102 #4, Landschweine: a. gute 94—98 M, b. geringere 88—92 #, Galizier —,— #, leichte Ungarn —,— M bei 209% Tara. Bakonyer —,— #4 bei — kg Tara pro Stück. — Kälber. Auftrieb 886 Stück. (Dur(hschnitts- preis für 1 kg.) I. Qualität 1,20—1,26 Æ, II. Qualität 1,08— 1,18 M, ITII. Qualität 0,98—1,06 #A« — Schafe. Auftrieb 7217 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) 1. Qualität 0,86— 1,08 M, II. Qualität 0,76—0,82 A, III. Qualität —,— #4
Berlin, 28. November. (Wochenbericht für Stärke, Stärke- fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky, Berlin W. 8.) Ia. Kartoffelmehl 17¿—18 #Æ, Ia. Kartoffelstärke 17§—18 ä, Ila. Kartoffelmehl 16—17 Æ, Feuchte Kartoffelstärke, Frachtparität Berlin 9,75 4, Gelber Syrup 20}—21 4, Kap-Syrup 21¿—22 M, Export 223—23 4, Kartoffelzucker gelb 20—20§ A, Kartoffelzucker Kap 21}—22} 4, Rum-Kuleur 31—32 #4, Bier-Kuleur 30—31 M, Dextrin gelb und weiß 1a. 2353—24è A, do. sekunda 22—23 M, Weizenstärke (fkleinst.) 32—33 A, do. (großst.) 38—39 #4, Hallesche und Schlesische 39—40 #4, Neisstärke (Strahlen) 50—52 M, do. (Stücken) 49—50 #4, Maisstärke und Mehl 40—41 #4, Schabestärke 34—45 #4, Viktoria-Erbsen 16—20 4, Kocherbsen 15—19 #4, grüne Erbsen 16—20 #, Futter-Erbsen 12—13 4, Inl. weiße Bohnen 24— 26 #, Flahbohnen 24—27 Æ, Ungar. Bohnen 20—22 M, Galiz.-russ. Bohnen 18—20 A, große Linsen 34—48 #4, mittel do. 28—34 M, leine do. 20—26 M, blauer Mohn 22—28 M, weißer do. 40—50 Æ, weiße Hirse 16—20 M, gelber Senf 22—30 Æ, Hanf- kôrner 17{—19 #, Winterrübsen 23¿—24 F, Winterraps 24—24} M, Buchweizen 13}—15 46, Wicken 13—14 Æ, Pferde- bohnen 1353—14 #4, Leinsaat 19—20 4, Mais loko 10—10} M, Kümmel 44—50 4, Prima inl. Leinkuhen 13#—15 AÆ, do. ruf. do. 11¿—13 Æ, Rapéfuchen 12—13 #6, pa. Marseill. Erdnußkuchen 14L—16} M, pa. doppelt gesiebt Baumwollen-Saatmehl 58—62 9% 13— 144 Æ, pa. helle getr. Biertreber 28—30 9/9 10—11 M, pa. getr. Getreiveshlempe 31—340%/ 112— 122 M, pa. getr. Mais- Weizenshlempe 32—34% 127—132 Æ, pa. getr. Maisshlempe 40—42 % 122—134 A, Malzkeime 9—94 Æ, Roggenkleie 9I—9F M, Weizenkleie 9—9ck Æ (Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 0C0 kg.)
— „Heyden's Finanz-Kalender“, das bekannte Taschen- Notizbuch, welches als Finanz- und Sparkassen-Kalender von Dr. jur. Heyden in Essen (Ruhr) im Selbstverlage herausgegeben wird, liegt in der Ausgabe für 1897 vor. Das Büchlein, welches neben dem üblichen Kalenderinhalt einen reihen Schaß von Mittheilungen bringt, die nicht nur — wozu sie in erster Linie bestimmt — für Finanzleute und Sparkassenbeamte von Interesse sind, sondern die jederzeit zur Hand zu haben, im einzelnen und im Ganzen, für alle gewerblihen und Kapitalistenkreise von großem Nuyen ist, hat sich von Jahr zu Jahr mehr Freunde erworben. Wir haben wiederholi den nüßlihen Inhalt des Kalenders gekenn- zeihnet, der u. a. über das Geld- und Münzwesen, über Eisenbahn -, Post- und Telegraphenwesen, über Finanz- fragen aller Art, über Steuer - und Zollwesen, über die ver- schiedenen Berufsarten (besonders die Beamtenlaufbahn), über Maße und Gewichte, über allerhand statistishe Materien und vieles Andere in gedrängter Kürze, aber überall klar und ausreichend unterrichtet. In dem neuen Jahrgang finden wir mancherlei neue CEinfügungen, von welchen folgende besonders erwähnt sein mögen: Auszug aus dem Börsengesetz ; Die größten Meerestiefen, die höchsten Berge und Bauwerke ; Pensionsberechnungs- Tabelle; Preußens Wachsthum. — Dem kleinen nützlichen Kalender-Nachschlagebuh is auch in dem neuen Jahrgang weiteste Verbreitung zu wünschen.
— In der Generalversammlung der Berliner Maschinen- bau -Aktien-Gesellshaft vormals L. Shwartkopff vom 28. November d. J. war ein Kapital von 1516 800 4 mit 2528 Stimmen vertreten. Dem Vorstande und Aufficßtsrathe wurde unter Genehmigung der Bilanz und der Gewinn- und Le:lustrehnung Ent- lastung ertheilt. Das ausscheidende Mitglied des Auffichtsrathes, Geheimer Kommerzien - Rath Wm. Conrad, wurde wieder- und der General-Konsul A. Zwicker neu in den Aufsichtsrath geroählt. Die auf 12 9/6 festgesezte Dividende gelangt von heute ab zur Auszahlung.
— În der ordentlichen Generalverfammlung des Georgs- Marien-Bergwerkls- und Hütten-Vereins zu Osnabrück ¿om 28. November wurde die Bilanz, welche einen Bruttogewinn von 2 600 668 . ausweist, genehmigt. In Gemäßheit der Vorschläge des Aufsichtsraths wurde die Vertheilung einer Dividende von 54 9% für die Vorzugs- und Stamm-Aktien beslofsen. Die ausscheidenden Mitglieder des Aufsichtsraths wurden wiedergewählt. Ueber die Ge- schäftelage sowie über die Aussichten des laufenden Rechnungsjahres konnte der Vorstand günstige Mittheilungen machen.
Stettin, 28. November. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen ruhig, loko 163—169, per November —,—, per November- Dezember —,—. Roggen ruhig, loko 123—128, per November —,—, per November-Dezember —,—. Pommerscher Hafer loko 128—-134. Rüböl loko fil, per November 57,90, per April-Mai 57,50. Spiritus unverändert, loko mit 70 4 Konsumsteuer 36,00. Petroleum loko 10,90.
Züri h , 29. November. (W. T. B.) Der Stadtrath beshloß die Grbauung einer neuen fstädtishen Gasanstalt mit einem täglichen Lieferungsvermögen von 100 009 chm. Die Gesammtkosten betragen 7 800 000 Fr.
Verdingungen im Auslande.
Spanien. i
31. Dezember. Diputación provincial de Vizcaya in Bilbao: Einrichtung einer Zentralheizung irgend welhen Systems im Gebäude des Provinzialausshusses. Grundsäße für die Ausführung in spanischer Sprache beim „Reichs-Anzeiger“. i
14. Januar, 1 Uhr. Dirección de Obras Públicas im Ministerio de Fomento zu Madrid: Dammarbeiten im äußeren Theile des Hafens von Grao de Valencia. Voranschlag 13 511 623,41 Pesetas. aution 600 000 Pesetas. Anmeldungen auf Stempel- papier 12er Klasse bis 9, Januar an die Rene Behörde oder im Zivil-Gouvernement der Halbinsel. Pläne, Bedingungen und Kostenvoranschlag bei der ausshreibenden Behörde und dem Zivil- Gouvernement von Valencia zur Einsicht. Auszug aus den Be- Angunuen und Angebotformular in spanischer Sprache beim „Reichs-
nzeiger“.
Verkehrs-Anstalten,
Bremen, 29. November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Scnelldampfer „Ful da" hat am 27. November Abends die Reise von Neapel nah New - York fortgeseßt. Der Postdampfer eMark* ift am 27. November von Buenos Aires nah der Weser abgegangen Der Reichs-Postdampfer „ Bayern“ ist am 27. No- vember R in Aden angekommen. Der Dampfer „Heim - burg“ ist am 27. November von Pernambuco nah der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Pfalz“ ist am 28. November Vor- mittags auf der Weser angekommen. Der Reichs- Postdampfer „Stuttgart“ ift am 28. November Morgens in New - York
angekommen. Der Postdampfer „Habsburg“ hat am 28. November Vlissingen passiert. Der Reichs-Postdampfer „Friedrich der Große“ hat am 28. November Morgens Gibraltar passiert. Der Reichs-Postdampfer „Oldenburg“ ist am 28. November Nachmittags in Colombo angekommen. Der Postdampfer „Crai- gearn“ ist am 28. November von Buenos Aires nach Antwerpen abgegangen.
London, 28. November. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Warwick Castle“ is heute auf der Ausreise in Mauritius angekommen.
Belarad, 28. November. (W. T. B.) Der Berker zwishen Belgrad, Sofia und Konstantinopel is} wieder- hergestellt.
Theater und Musik,
Neues Theater.
Am Sonnabend spielte Frau Eleonora Duse in Suder- mann ?’s „Heimath* („Magda“) unter stürmishem Beifall der Zuhörer die dramatische und mit vielen feinen Zügen ausgestattete WEUNoNe, Die geniale Schauspielerin gab vermöge ihrer künstlerischen Eigenart eine völlig neue und originelle Schöpfung, die in ihrer ganzen Auffassung in einem gewissen Gegensaß zu den Darstellungen der ein- heimishen Künstlerinnen steht. Zweisellos kann der Charakter der „Magda“ nach seiner Wandlung verschieden aufgefaßt werden, ohne daß die dichterishe Gestalt beeinträchtigt wird. Die durch thre Vergangenheit und den Fluch des Vaters mit ihrem Kinde Verstoßene ist dem Elend preisgegeben. Für ihr Kind kämpft fie und in dem verzweifelten Ringen steigert sich ihre Willenskraft; zugleih trägt ihre künst- lerishe Genialität sie zu den höchsten Staffeln des Ruhmes empor. Aus eigner Kraft hcrrscht sie in threm Reich: — da läßt sie ih be- stimmen, das Vaterhaus wieder aufzusuchen, „theils aus Neugier, theils aus Troß“. Hier hebt die Darstellung an. Diese „Magda“ war mehr als eine verwöhnte Künstlerin, die launenhaft, fkapriziós, voll Bitterkeit und herber Schroff- beit sch nur widerwillig den Ideen thres Vaters fügt. Magda, wie Frau Duse sie giebt, kehrt nicht als Fremde zurück. Ihr ist in den Kämpfen des Lebens das Vaterhaus stets die Heimath ge- blieben. Die wohlbekannten Räume wirken auf sie wie ein eigen- artiger Zauber aus der Kindheit Tagen. Sie vergißt auf kurze Fei die Vergangenheit mit ihrem Leid und ihrer erdrückenden Last. ie fie mit dec Schwester tändelt, wie sie dem Vater und der Mutter begegnet — all dies beweist, daß ihr Herz in den Schicksalswirren einer fremden Welt der Familie niht völlig fremd geworden ist. Der Grundzug ihres Wesens ist die Liebe geblieben, und fern von jeder Schroffheit und Härte is sie milde, nachgiebig, ja zärtlih. Dadurh bringt sie dem Zuschauer die dichterishe Gestalt menshlich näher und umwebt ihr Geshick mit rührender Tragik. Die Heimgekehrte bleibt troy alledem die dem Vater in der Charles anlage gleihende Tochter, die unbezwinglich ift in ihrem Willen, un- beugsam in ihrem Stolz. Frau Duse beherrsht jeden Wechsel der Stimmung, jede Stufe der Leidenschaft durch ihr virtuoses Geberdenspiel und die Ausdrucksfähigkeit ihres Organs, das vom süßesten Shmeichellaut bis zum heiferen Aufschrei der Wildheit stets das Richtige findet. Deshalb war die Leistung der genialen Künstlerin in einzelnen Scenen von hinreißender Wirkung. Mag man auch die Magda, welche die italienische Tragödin gestaltet, theils zu sentimental, theils zu heiß- blütig finden, — es war jedenfalls überall ein Bild wahrer Mensch- lihkeit, das sie darbot, bis in die kleinsten Züge tief empfunden und lebenswahr hingestellt. — Das Zusammenspiel der Truppe war dies- mal tüchtiger und abgerundeter als bei früheren Gastspielen.
Im Königlihen Opernhause gelangt morgen Otio Nicolai’s komishe Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ unter Kapellmeister Weingartner’s Leitung und in folgender Besezung zur Aufführung: Fluth: Herr Bch; Reich: Herr Mödlinger; Fenton: Herr Naval; Junker Spärlich : Herr Lieban; Doktor Cajus: Herr
chmidt; Frau Fluth: Frau Herzog; Frau Reich: Frau Göge ; Jungfer Anna Reih: Fräulein Weiß. Als Falstaff gastiert Herr Friß Friedrichs. — Die Aufführung des Bühnentestspiels „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner findet an fol- genden Tagen ftatt: am 9. Dezember „Das Nheingold“; 10. Dezember „Die Walküre“; 11. Dezember „Sieg- fried“; 13, Dezember „Götterdämmerung“. — Seine Majestät der Kaiser und König es nah der gestrigen Vorstellung von
Benvenuto Cellini* allen Mitwirkenden Allerhöchstseine besondere Anerkennung durch den General-Intendanten Grafen von Hochberg übermitteln.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Goethe?s „Faust“ (der Tragödie 1. Theil) mit der Musik vom Fürsten Anton von Radziwill und Peter Josef von Lindpainter in folgender Be- segung der Hauptrollen in Scene : Faust: Herr Ludwig; Mephistopheles: Herr Klein; Margarethe: Frau von Hochenburger; Valentin: Herr Purschian; Marthe: Frau Schramm.
Im Theater des Westens wird, wie {on gemeldet, als nächste Novität die neueste Arbeit von Otto Franz Gensichen vor- bereitet. Es ist dies eine Bearbeitung der bekannten Novelle ,Zwischzn Himmel und Erde“ von Otto Ludwig. Da dieselbe das Dachdetker- leben auf die Bühne bringt und die packendsten Scenen vor der Dach- luke eines Kirhthurmes sich abspielen, so waren von dem Bearbeiter ganz befondere Schwierigkeiten zu überwinden, die auch an die Regie und Inscenierung große Anforderungen ftellen. Die Erstaufführung ift auf nächsten Sonnabend festgeseßt. — Am Nachmittag desselben Tages findet wieder eine Schülervorstellung statt, und zwar ist dazu das Schauspiel „Treue“ von Alexander von Roberts ausersehen worden.
Am 17. Dezember findet der vierte Symphonie- Abend der Königlichen Kapelle unter Kapellmeister Weingartner?'s Leitung ftatt. Zur Feier von Beethoven's Geburtstag gelangen nur Kompositionen dieses Meisters zur Aufführung. Der mitwirkende Bats Ferruccio B. Bufoni spielt das Es-dur Konzert von Beethoven.
Das Programm des am Donnerstag in der Philharmonie stattfindenden Konzerts mit Kompositionen von Reinhold Becker bringt unter anderem das Vorspiel zur Oper „Natbold“ (kürzlich in Mainz mit Erfolg aufgeführt), ferner eine neue Ballade für Alt mit Orchesterbegleitung, betitelt „Die Wellerbraut“, sowie eine Ballade für Bariton mit Orchester „Die drei Schwestern“ und das Baritonlied „Der Trompeter an der Kaßbah“. Die Mitwirkung übernehmen die Damen Selma Nicklaß - Kempner (Sopran) und Louise Geller (Alt), die Herren Kammersänger Carl Schheidemantel Sao Céfar Thomfon (Violine) sowie das Philharmonische
rhester.
Bei dem Orgelvortrag in der Marienkirche am nälhsten
Mittwoch (Mittags 12 Uhr) werden mitwirken: Fräulein Helene Linsener, Frau Emilie Jeschke und Herr Organist Friedri Finke aus Spandau. Der Eintritt ift frei.
Im Stadt-Theater zu Schweidniß fand, wie der „Schles. Ztg.* berichtet wird, am 28. d. M., Nachmittags, die erste Aufführung der Tragödie „Die Perser“ von Aeschylos in der a prar fb e Veberseßzung mit der Musik Seiner Hoheit des Erbprinzen S erha von Salon My tunen statt. Der hohe Kom- ponist wohnte mit Ihrer Königlichen Hoheit der Erh- prin eln Charlotte und der Prinzessin eodora der Vorstellung bei. Ferner waren unter den alle Pläße des Hauses füllenden, von nah und fern herbeigekommenen Zuschauern der Kontre-Admiral à la suito der Marine Graf von der Kommandeur der 11. Kavallerie-Brigade, Flügel-Adjutant Oberst Graf von Moltke, Oberst von Körber, Kommandeur des Felde Aut ecte- Leun von Peucker und andere höhere Offiztere hlrei tglieder ver \{lesishen Aristokratie zu bemerken. i m Chor und als Rollen- mitwirkende:
Träger der einzelnen
Primaner und Sekundaner des Schweidnißer Gymnasiums boten
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