1896 / 290 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Dec 1896 18:00:01 GMT) scan diff

dankbare, thränenreihe Rolle der Christiane gab Fräulein Ida Mükler

mit knapper Umgehung der in ver Aufgabe elb liegenden Gefahr,

in übertriebene Sentimentalität zu ate, Die Dekoration des

ten, im Thurme L Kirche spielenden Aktes hätte die Jllusion nen

amer unterstü i heater Unter den Linden.

Seit Freitag wird Louis Roth's Liyereite „Der Lieutenant ur See“, deren Text E. Schlack und L, Herrmann versaßt ben, neueinstudiert gegeben und findet beim Publikum wie früher vielen Beifall. Die Musik ift reich an gefälligen Melodien und anmuthigen Tanzweisen; die kompositorishe Arbeit kann zwar nicht den Anspruch auf fräfti, ausgesprochene Eigenart erheben ; aber das Werk im Ganzen ist doch aus einem starken musikalishen Empfinden heraus geschrieben und erhebt s{ch in einzelnen Nummern weit über das Durchschnittsniveau der jüngsten Operetten- literatur. Jn den lyrishen Abschnitten wirkt die Musik durch die Melodienführung anregend, in den Tanzmotiven dur eigenartigen Rhythmus vielfah re zvoll. Was die A anbetrifft, der wir vorgestern beiwohnten, so wurden die Hauptrollen gut gesungen und gespielt. Herr Klein gab seine Rolle des jungen Ehemannes mit mor und brahte auch seine gesanglihe Veranlagung er- eulih zur Geltung. Die Herren Hanno ‘als Matrose Tom und Steiner als Marine - Offizier verdienten und erhielten für die Lösung ihrer gesanglihen und darstellerishen Aufgaben Anerken- nung. Herr Wellhof ftattete den Obersten der Heilsarmee mit seiner derben Komik fehr belustigend aus. Von den Damen sind besonders hervorzuheben Fräulein Mack, welche die Partie der Wittwe Walter beifallswürdig vortrug, und die Damen Sigl als Eva und Cornelli als Babette. Die Jnscenierung war geschickt, die Ausstattung eschmackvoll und glänzend; besonders in dem Maskenball des zweiten

ktes entrollte sih ein farbenprächhtiges und lebensvolles Bild.

Im Königlichen Schauspielhause werden morgen Blumen- thal’s Lustspiele „Abu Seid“ und „Das zweite Gesicht" gegeben. Die Sun des ersteren Stücks ist folgende: Abu Seid: Herr lein; J Sibim: Herr Vollmer; Fatme: Frau von Hochenburger ; Jussuf: Herr Purschian; Ahmed: Herr Heine. Das zweite Lustspiel ist, wie folgt, beseßt: Graf von Mengers: Herr Klein; Kitty: O lein Hausner; Gräfin Charlotte: Fräulein Lindner; Justiz-Rath Drontheim: Herr Molenar; Mox Koberstein: Herr Blencke; Hans von Maltiyz: Herr Herßer; Hermann Caspari : Herr Oberländer; Nöldicke: Herr Eichholz. ;

In dem am 14. d. M. stattfindenden V. Philharmonischen Konzert unter Arthur Nickisch's Leitung werden, wie hon ge- meldet, Shumann’s Musik zu „Manfred“ von Byron und Beethoven?s IX. Symphonie zur Diana gelangen. Als Solisten haben ihre Mit- wirkung zugesagt: Dr. Ludwig Wüllner (, Manfred“), Frau Lucy Lindner-Orban (,„Astarte“ und „Alpenfee*), Herr Woldemar Runge („Erzähler“, „Abt“ 2c.), ferner Frau Amélie Gmür-Harloff (Sopran), Frau Louise Geller (Alt), Herr Carl Dierih (Lenor) und Herr Anton Sistermans (Baß). Den Chorvart übernimmt der Phil- harmonishe Chor (Dirigent: Siegfried Ochs).

Am Mittwoch wird im Konzerthause Herr Gustav Lazarus das Vorspiel sowie die Ballet- und Zwischenaktsmusik aus feiner ee „Mandanika“ und andere seiner Orchesterwerke zur Aufführung ringen.

In der Marienkirche wird am nächsten Mittwoh, Mittags 12 Uhr, Herr Bernhard Irrgang, Organist an der Heilig-Kreuzkirche, Dienel's „Weihnachts-Sonate“ spielen. Fräulein Clara Huck und Herr Kammermusiker Plaß (Posaune) werden mitwirken. Der Einlaß ift unentgeltlich.

JFagd.

Morgen, A findet Königliche Parforce-Jagd statt. Stelldichein : 1283/4 Uhr Jagdshloß Grunewald, 11/, Uhr am Saugarten.

Mannigfaltiges.

Der Magistrat hat den Vorschlägen der städtishen Schul- deputation, die technischen Lehrerinnen nah und nah mit Pensions-

berechtigung bei 24 ai: Sv Lehrstunden anzustellen, feine Zu- timmung ertheilt. Die Baurathsstelle für den aus\cheidenden Geheimen Baurath Dr Pet ist nunmehr mit einer Gehalts- umme von jährlich 12 é ausgeschrieben. Die Meldungen haben is spätestens den 15. Januar zu erfolgen.

M der Bun des Vereins für deutshes Kunstgewerbe am Mittwoch, den 9. d. M. (im gropen Saale des D A), wird der Reichskommissar Herr Geheimer Regierungs-Rath Dr. Richter einen Vortrag halten über „Die Weltausstellung in Paris 1900 und ihre Organisation“. Der Zutritt is nur den Mitgliedern gestattet.

Die leßte Sißzung der „Deutshen Gesellshaft von Rennen der j otographie“, welche wieder in dec Aula der

riegs-Akademie stattfand, gestaltete sich durch die Vorführung des Kinematographen seitens des Herrn Fuhrmann zu einer besonders interessanten. Den Hauptwerth legte jedo die Gefellshaft nicht auf die Vorführung dieser „lebenden P N « sondern, ihrem Zweck entsprehend, auf eine Erklärung des Mechanismus und der Wirksam- keit des Apparats. Herr Direktor Schulz-Hencke, der diese Erklärung übernommen hatte, führte etwa Folgendes aus: Schon vor Jahren erläuterte Redner in einer Sizung der Gesellschaft Edison's Kinetoskop, und wenn er damals die Verwirklihung der Idee von Edison, die Bilder des Kinetoskops in Lebensgröße auf eine Wand zu werfen, als in ferner Zukunft liegend betrahten mußte, so ist dieselbe heute dur die Thatsachen überholt worden. An der Hand von Modellen suchte Redner nun die Konstruktion des Apparats zu erklären, indem er darauf hinwies, daß die Wirkung desselben auf der Eigenschaft des Auges beruht, Lichteindrüke eine gewisse Zeit festzuhalten, was man am besten an dem Kinderspiel erkennen könne, wobei cine an einem Faden be- festigte glühende Kohle im Kreise herumge|{wungen wird und, trotzdem die Kohle in jedem Augenblick nur an einem bestimmten Punkt sein könne, man doch einen geshlossenen genden Kreis vor sich sehe. Es komme also bei der Reproduktion von Bewegungen darauf an, auf dieselbe Stelle in shneller Reihenfolge die einzelnen Momentaufnahmen zu werfen, sodaß das Auge, wenn es schon die folgenden Bilder mit ver- änderter Stellung der Gliedmaßen, z. B. bei einer sih bewegenden Person, sieht, noch die vorher gesehenen Bilder festhält und auf diese Weise der Eindruck der stetigen, in einander übergehenden Bewegung erzeugt wird. Diese Aufgabe hat Edison dadurch gelöst, daß er in der Sekunde 45 Aufnahmen mat, sodaß für jede Aufnahme 1/45 Sekunde übrig bleibt. Aber diese 1/44 Sekunde kann nicht vollständig zur Aufnahme verwerthet werden; denn in diese Zeit ist zweierlei mit einbegriffen: erstens die Aufnahmezeit, während welcher die Platte in Nuhe fein muß, und zweitens die Zeit, die dazu nöthig ist, um eine neue Platte an die Stelle der vorhergehenden zu führen. Für ersteren Fall hat Edison 1/10 der 8 Sekunde reserviert und für den Ersaß der Platte 1/10 dieser Zeit, sodaß also die Bewegung in 1/450 Sekunde ausgeführt werden muß. Diese Aufgabe mechanisch zu lösen, schien beinahe un- mögli; denn man konnte niht vorausseßen, daß die Bildschicht, wenn sie etwa eine so schnelle Bewegung in 1/460 Sekunde ausgeführt hat, im nächsten Augenblicke während der übrigen 4/10 der 1/45 Sekunde in Ruhe verharren würde; doch hat Edison, wie Redner an den von ihm gefertigten Modellen zeigt, diese Aufgabe in ebenso genialer wie außerordentlich einfaher Weise gelöst. Aber noch eine Schwierigkeit war zu überwinden. Während die Bilder si in der {nellen Bewegung austaushen, mußte der Momentverschluß geschlossen werden, damit man das ih bewegende Bild während des Austaushes nicht sehe; au hierfür hat Edison einen Momentverschluß konstruiert, wie er einfaher niht gedaht werden kann, indem er einen Zylinder mit zwei gegenüberliegenden Shlißen vor dem Objektiv rotieren läit und auf diese Weise dem Licht nur ruckweise den Durchgang gestattet. Zum Schluß theilte Redner mit, daß es, glaubhasten Nach- richten zufolge, Edison gelungen sein foll, einen Kinematographen mit dem Phonographen zu verbinden, sodaß man nicht allein die Be- wegungen fehen, sondern au das dur dieselben verursahte Geräusch hören könne.

Dem Berliner Zoologishen Garten hat Herr Konsul und Plantagenbesißer Dorenberg in Leipzig einen Ozelot aus Mexiko zum Geschenk gemaht. Es ift dem jeßigen Direktor des Gartens, Herrn Dr. Heck, somit gelungen, zum erften Male eine direkte Verbindung

mit dem tropischen Nord-Amerika zu erlangen, woher sonst der i handel fast nihts bringt. Die Ozelots sind Le ais Lees stärker als eine Hauskaßge und ungefähr von derselben Größe wie der afrikanishe Serval und die indishe Tüpfelkaye,

e nun der Serval in Afrika je nach den faunistishen Gebieten, welhe man unterscheidet, verschieden auésieht und wie man den Senegal-Serval von dem durch Matschie na Exemplaren des hiesigen Museums beschriebenen Togo Seras und dem osftafrikanischen Serval hon auf den ersten Blick unter. scheiden kann, so lassen sich auch mehrere Formen des ame- rifanischen. Ozelots erkennen. Der merikanische Ozelot hat läng- lihe, in Streifen zusammenfließende Binden und wurde als Foliz catenata beshrieben, Im Amazonas-Gebiet ist der Ozelot sehr groß und kräftig; dort lebt die als Felis pardalis bekannte Form. Im Paranágebiet begegnen wir einer zierlihen, \pärlich gefledten orm, der sogenannten sanften Kaße, Felis mitis, die ihren Namen sehr mit Unrecht trägt, da sie, wie alle Ozelots, so lange sie si einer guten Gesundheit erfreut, keineswegs fehr zahm ist.

Allenstein, 5. Dezember. Amtlich wird bekannt gemaht: Am 4. d. M., Abends gegen 8 Uhr, ift ein Fu hrwerk auf dem Chaufsee- überwege zwishen Gutten und Johannisburg vom Zuge 828 über- fahren worden. Der Wagenführer if getödtet, das Fuhrwerk zer- trümmert. Beschädigungen am Zuge sind nicht vorgekommen. Die Untersuchung ist eingeleitet.

Bochum, 6. Dezember. Auf Zehe „Constantin“, Schacht 2, wurde gestern dur einen Sprengshuß ein Bergmann getödt et; zwei andere wurden {wer verroundet.

Brüx, 6. Dezember. In der leßten Nacht erfolgte, wie „W. T. B.* berichtet, im Einbruchsgebiet der Katastrophe vom Sep- tember b. J. eine neuerlihe Erdsenk ung; der Vorgang war bis 3 Uhr Morgens bemerkbar und ließ an mehreren Häusern Risse und andere Merkmale zurück. Die Senkung dürfte mit Bohrlocharbeiten zusammenhängen. Im Annahilfs\hachte haben keinerlei Veränderungen stattgefunden. Der Betrieb der Aussig-Teplißer Bahn hat keine Störung erfahren.

London, 6. Dezember. Der Vize-König von Indien hat, dem „W. T. B.* zufolge, hierher berichtet, daß in vielen Theilen Jndiens weitere Regenfälle vorgekommen sind, daß die Kornpreise fallen uny für verschiedene Bezirke Hungers8noth nicht mehr befürchtet wird.

Paris, 6. Dezember. Durch einen heftigen Sturm is das Feuer des Leuchtthurms auf der Ile de Sein (Departement Finistère) ausgelö\cht worden. Eine {hwarze Fahne weht auf dem Leuchtthurm. Das Verlöschen des Feuers if eine große Gefahr für die Schiffahrt. Infolge des hohen Wellenganges können Boote #ich dem Leuchtthurm nicht nähern.

Brest, 5. Dezember. Bei Gelegenheit der Feier des St. Barbarafestes Fest der Artilleristen durchzogen heute, einem Bericht des ,W. T. B.“ zufolge, Unt eroffiziere und Soldaten die Straßen mit gezogenem Säbel, bedrohten die Vorübergehenden, lôschten Gaslaternen aus, drangen in eine Singspielhalle und zerschlugen die Tische. Eine andere Gruppe warf Steine segen die Kasernen und beleidigte einen wachthabenden

ffizier. Als die Polizei einschritt, leisteten die Soldaten den Polizisten Widerstand und bedrohten sie mit dem Tode; auch den militärishen Patrouillen wurde Widerstand entgegengeseßt. Ein Sergeant, der eine Patrouille führte, wurde durch einen Säbelhieb am Kopfe verwundet, ein Polizeibeamter s{chwer verleßt. Infolge defsen sind mehrere Verhaftungen vorgenommen worden.

Rom, 6. Dezember. An den Küften der Inseln Elba und Sardinien wüthet ein heftiger Sturm; die Schiffe suchen die nächsten Häfen auf. Man befürchtet, daß Unglücksfälle vor- gekommen sind.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Uebersicht der Witterung,

Eine umfangreihe Depression liegt über West- Guropa, die tiefsten Barometerstände über der Nordsée® aufweisend, während der Luftdruck über Nordost-Guropa am höchsten i, Bei \{roaqer, meist südlicher bis öôstliher Luftströmung is das Wetter in Deutschland, wo vielfah Nieder|chläge gefallen d, trübe und wärmer, erheblich in den östlichen Gebietstheilen. Mittel- und Süddeutschland, zum theil au Norddeutschland, {ind frostfret.

Deutsche Seewarte.

E Theater. i

Königliche Bchauspiele. Dienstag: Opern- | burg. haus. Keine Vorstellung. Schauspielhaus. 277. Vorstellung. Abu Seid. Lustspiel in 1 Aua von Oscar Blumenthal. Scene geseht vom rere Max Grube. Das zweite Gesicht. Lustspiel in 3

bedeckt bededt wolkenlos

Regen bedeckt

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Anfang 7{ Uhr.

der Liebe.

Straß. L Mittwoch:

als Gast.)

der Liebe.

74 Ubr.

ufzügen

von Oscar Blumenthal. Jn Scene geseßt vom Ober- Morgens. Neabeur Marx Grube.. Anfang 7F Uhr. ittwoch: Opernhaus.

1. Abend: Richard Wagner.

Schauspielhaus. frau von Orleans. Eine romantishe Tragödie in 1 Vorspiel und 5 Aufzügen von o R Ven Bühnenfestspiel „D n dem ühnenfestspiel „Der Ring des Nibelungen“ voa Richard Wagner | Anfang 74 Uhr. wirken nachstehende auswärtige Künstler mit: Frau Ellen Gulbranson (Brünnhilde); Heink (Ekfda) ; Herr Wilhelm Grüning (Siegfried); Herr Heinri Vogl (Loge); Herr Karl P

Hermann Bachmann (Donner). Das Ab ment i} für diese Tage aufgehoben. Der Bikllet- verkauf findet tägli am Opernhauses von 9 bis 10 und 124 bis 1 Uhr ftatt. Die Preise zu tr (einer) Vorstellung sind folgende:

4A Orchester-Loge 24 4 Erster Rang, Balkon und Loge 18 M 18 M; Reihe 11—16 15 A; Reihe 17-— 20

Berliner Theater. Dienstag: Renaissance.

Mittwoch: Kaiser Heinrich. Donnerstag: Renaifsance.

Lessing - Theater. Male: Das Oelkrüglein. von Gustav Sarasin. Zym ersten Male: Jenseits Schwank in 3 Aufzügen von Rudolf 74 Uhr. ie goldne Eva.

Donnerstag: Das Oelkrüglein. Jenseits | Goldene Herzen.

Refsidenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- Dienstag: Schwank in 3 Akten von Alexandre Bisson und Andrs Sylvane. Deutsch von Franz Hofer. Anfang | stattun woe mit Gesang und Tanz in 6

, Mannstädt und Julius Freund. Musik Mittwoh: Bocksprünge. von Julius Einödehofer. - Anfang 7F Uhr. von Paul Hirschberger und C. Kraaß. Vorher:

Otto Erich Hartleben.

Neues Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg.

Der Ning des Nibe- Das Rheingold. Von Anfang 8 Uhr.

278. Vorstellung. Die Junug-

riedrich von berger und

Komödie in 1 Aft von Otto

Frau Ernestine Duse.

dran Unter dem

onne-

ageskassenshalter des Tedeum.

Parquet Reihe 1—10

„NReservesaß Nr. 5, 6, 7, 8°". | Donnerstag: Gräfin Lea.

Dienstag: Ayufang 7| Uhr. (Teja.

Die ver-

Direktion: Julius EripsGe. Fritzchen.

Lieutenant zur See. einer älteren Jdee) von E.

Dienstag: Zum ersten

Lustspiel in 1 Aufzug

Luard Selby. Darauf:

Gébildete Menschen. Viktor Léon. Anfa

(Georg Engels | Zwei Schwiegersöhne!

C. Karlweis.

Bentral - Theater. Alte

Vershwundeu. (Disparu.) | Direktion: Richard Schulß.

von

Schwank in 3 Akten Mittwoch: Eiue wilde Sache.

Die fittlihe Forderung. Komödie in 1 Akt von

Swiffbauerdamm 4 g. /5. Dienstag: Vockek- \sprünge. Schwank in 3 Akten von Paul Hirsch-

C. aas, mit Benutzung einer fran- zösischen Idee. Vorher : Die fittliche Forderung. Erich Hartleben.

Mittwoch: Abschieds: Vorstellung von Eleonora La Signora dalle Camelie. Peer Donnerstag: Wohlthätigkeits - Vorstellung. [lerhöhsten Protektorat Jhrer Majestät

2), T der Kaiserin und Königin Friedrih zum Besten der Herr Frit Friedrihs (Alberih); Herr Hinterbliebenen der aut dem „Iltis" Verunglückten.

Schiller-Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der Bureaukrat.

t Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn- weiter Rang, Balkon und Loge 10 A | hof Zoologischer Garten.) ang Balkon und Loge 6 4 Vierter Rang Siyplay 3 4; Stehplaß 2 4 Die Billets tragen die Bezeichnung Dienst- und Freipläße haben keine Gültigkeit.

Deutsches Theater. sunkene Glocke.

Mittwoch: WMorüituri. Das Ewig-Mänuliche.)

Donnerstag: Die versunkene Glocke.

Dienstag: Zwischen Himmel und Erde. Anfang 74 Uhr. Mittwoch: Zwischen Himmel und Erde.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Dienstag: Der perette in 3 Akten (nah Schlack und L. Herr- mann. Musik von Louis Noth. Regie: Herr Hanno. N gent: Herr Kapellmeister Korolanyi. Anfang

Mittwoch: Der Lieutenant zur See.

Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernft-Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Dienstag: Das Wetterhäuschen. no.) usikalishes Genrebild von Adrian Roß. Deutsch von Herwann Hirschel. Musik von Bertram Zum leyten Male: Zeitbild in 3 Akten von

ng 74 Uhr. Mittæwoh: Das Wetterhäuschen. Darauf:

Freitag, den 11. Dezember: Zum ersten Male: chwank in 4 Akten von

Jakobstraße Dienstag: Thomas a. G. Eine wilde Sache. Große Aus-

Konzerte.

Sing-Akademie. Dienstag, Anfang 8 Uhr: Konzert des Vokal-Quartetts Emmi Lampe, Clara Leithold, Sophie Braun, Margar. Krause, unter gütiger Mitwirkung des Herrn Pro- fessors Waldemar Meyer (Viol.).

Konzerthaus. Dienstag: Ouverturen

Karl WMeyder - Konzert.

„Oberon“ von Weber, „Tell* von NRosfini. „Frühlingsjubel" von Wagner. Gynt - Suite Nr. 1 von Grieg. Walzer „Minnen und Werben“ von Blon. Phantasie „La Traviata“ von Verdi. „Fantaisie de ballet“ Ln Violine von Beriot (Herr Schmidt, Reinecke). „An der Weser“ für Cornet-à-Piston von Pressel (Herr Werner).

Saal Bechstein. Dienstag, Anfang 74 Uhr: TIL. Abonnuemeuts - Konzert des Böhmischen Streich-Qunartetts.

Familien-Nachrichten.

Verehelicht: Hr. Regierungs-Assessor Friedri Frhr. von Falkenhausen mit Frl. Marie Charlotte von der Marwiß (Schloß Sitberole), Hr. Lieut. 3. S. Marks mit Frl. Harriet Moriß (Berlin). Hr. Pastor Botho Klaehre mit Frl. Lillt von Ortenberg (See, /

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pastor Wilhelm Meinhold (Baumgarten b. Rackitt i. Pomm.). Eine Tochter: Hrn. Amtsrichter Kramer (Beuthen O.-S.). :

Gestorben: Mathilde Gräfin von Schlippenbach, eb. von Goldbeck (Arendsee). Fr. Agathe von Bülow, eb. von Wedel, verw. Freifr. von Vietinghof (Hoffelde). Hr. Arthur von Usedom (Königsberg). Verw. Fr. NRegierungs- und Landschafts-Geometer Marie Queisser, geb. von Ney (Strehlen). Hr. Kanzlei-Rath Ferdinand Blaescke (Berlin). Hr. Amtsrichter Hermann Westram (Arco, Südtirol). Fr. Geheime Regierungs-Rath Hedwig Wittmack, geb. Schmeiyzer (Berlin). Fr. Geheime Justiz-Rath Clara Bussenius, geb. Haendler (Leipzig). Fr. Kom- missions-Rath Johanna Unger (Erfurt). Hr. Vize-Konsul a. D. Achilles Fuévstenhees (Berlin).

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Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth 30, in Berlin.

Emil Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen (einschließli4 Börsen-Beilage).

ildern

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 290.

Deutscher Reichstag.

141. Sihung vom 5. Dezember 1896, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung stehen Kommissionsberihte über Petitionen. :

Ueber den Anfang der Sißung wurde am Sonnabend erichtet.

: Pie Petition des Deutschen Fleischerverbandes, betreffend Abänderung des 8 367 Zisfer 7 des Strafgeseßbuhs, wird den verbündeten Regierungen zur Kenntnißnahme überwiesen.

Ueber die Petition von Nanny vom Hof zu Hombressen, betreffend Verbesserung und Verschärferung der §8 223 und 232 des Strafgeseßbuchs sowie um noch anderweitigen geseß- lihen Schuß für Ehefrauen gegen rohe, lasterhafte Ehemänner, wird zur Tagesordnung übergegangen.

Die Petition der Vereinigten Fabrikanten von mechanishen Musikwerken wegen Abänderung der Berner Uebereinkunft, betr. die Bildung eines internationalen Verbandes zum Schuße von Werken der Literatur und Kunst, wird dem Reichskanzler als Material überwiesen.

Ueber die Petition der Vorstandschaft des deutschen Trichinen- und Fleishbeschauerbundes, betreffend Regelung der Fleishbeschau in Deutschland, wird zur Tagesordnung über- egangen. ; S E Die Petition, betreffend Erlaß eines Verbots der Vivi- sektion, überweist der Reichstag dem Reichskanzler als Material für cine künftige Revision des Strafges:ÿbuchs.

Hoffmann's Stärkefabriken petitionieren um Herabseßung oder gänzliche Aufhebung des Zolls auf den zur Stärke- fabrikation verwendeten Reis. Das Haus gcht über die Petition zur Tagesordnung über.

Hinsichtlih der Petition der Gewerbekammer zu Hanau wird beschlossen, über das Petitum des Beitritts des Deutschen Reichs zu der Union zum Schuße des gewerblichen Eigen- thums zur Tagesordnung überzugehen, die Bitte dagegen, dahin zu wirken, daß der deutschen hemishen Jndustrie der Schug ihrer Erfindungen auch in den Niederlanden und der Schweiz gesichert werde, dem Reichskanzler zur Berücksichtigung zu überweisen. S

Ueber die Petition des Senators Schubert und Genossen aus Tönningen, betreffend die Gewährung eines Reichszuschusses zur Geradelegung der Eider von Rendsburg bis zur Mündung, wird zur Tagesordnung übergegangen. e

Die Petilion der Tiefbaugenossenschaft wegen Revision des Bauunfallgeseßes überweist das Haus dem Reichskanzler als Material, ebenso die Petition des Vorstandes des deutschen Thiershußvereins um Erlaß eines Verbots des Massen- transports lebender Wachteln durch Deutschland. / i

Die auf Einführung des Befähigungsnachweises im Baugewcrbe gerichteten Petitionen werden, entgegen einem Antrage ci g auf Uebergang zur Tagesordnung, dem Reichskanzler als Material für die Gesezgebung überwiesen; über eine dieser Petitionen, welhe auch die Einführung des Paßzwanges fordert, wird zur Tagesordnung übergangen.

Die Petition des Magistrats zu Tondern, betreffend den Neubau eines Postdienstgebäudes daselbst, wird dem Reichs- kanzler zur Kenntnißnahme überwiesen. )

Mündlichen Bericht erstattet der Abg. Graf von Oriola nl.) über zahlreihe, die Aenderung der Militär- Pensionsgesebe betreffende Petitionen, die wiederum die

ewährung eines Ehrensoldes für die Kriegstheilnehmer, die Aufbesserung der Pensionen, Erhöhung der Verstümmelungs- ulagen, Entschädigung für dauernde oder zeitweise Nicht- Leitgina des Zivilversorgungsscheins, Belassung der Militär- pension für die Reihs-, Staats- und Kommunalbeamten u. \. w. betreffen. Diese Petitionen sollen dem Reichs- kanzler als Material überwiesen werden. Ueber eine Reihe anderer Petitionen wegen Pensionserhöhung soll zur Tagesordnung Peergegangen werden. Außerdem schlägt die Kommission die Annahme einer Resolution vor: „Den Reichskanzler zu ersuchen, eine rah den einzelnen Bundes- staaten geordnete statistishe Zusammenstellung zu veranlassen, aus der ersihtlich ijt: a. die Zahl der Kriegstheilnehmer, welche sich als gänzli erwerb8unfäbig und Bat geda zu der durch das Gefeß vom 22. Mai 1895 beschlossenen Beihilfe gemeldet haben, b. die Zahl derjenigen Kricgstheilnehmer, welhe von der Behörde als gänzlich erwerbéunfähig und unterstühungsbedürftig anerkannt worden sind, c. die Zahl derjenigen Kriegstheilnehmer, welche die Beihilfe erhalten haben, und diese Zusammenstellung baldmöglichst zur Kenntniß des Reichstages zu bringen.“ i General - Major von Viebahn: Die Militärverwaltung ist anz einverstanden mit der Kommission im Punkte des Wohlwollens ür unsere Invaliden; sie hat sih aber an die bestehenden Gesetze und im Rahmen der vorhandenen Mittel zu halten. Sie kann u. a. niht anerkennen, daß die Verstümmelungszulage für die Invaliden u gros E: Ee Poren und Ungleichheiten sollen nah Möglichkeit ausgeglichen werden. N

Aba. Graf Von Oriola weist auf die übershüssigen Bestände im Reichs - Invalidenfonds hin, welhe für diese Zwecke zu verwenden wären. Die Kriegetheilnehmer hätten einen gerechten Anspruch darauf. Die 4 prozentigen Papiere des Fonds wären zu diesem Zwecke von der Konversion auszuschließen.

Staatssekretär des Reichs - Schaßamts Dr. Graf von Posadowsky-Wehner: j

Meine Herren! Der Herr Referent hat die vorliegende Bitte und eine große Anzahl von sonstigen Wünschen ehemaliger Kriegs- theilnehmer und ehemaliger Angehörigen des Heeres befürwortet. Jch muß annehmen, daß die Kommission bei ihrer Befürwortung von der Ansicht ausgegangen ist, daß der Reichs-Invalidenfonds zur Be- friedigung dieses Bedürfnisses noch größere Fonds besige, als er that- sählich aufweist. Wir hatten im Reichs-Invalidenfonds vor Erlaß des Geseßes vom 22. Mai vorigen Jahres noh einen Kapitalbestand von 83 Millionen , der nicht hypotheziert war mit Verpflichtungen gegenüber den Kriegstheilnehmern. Das Geseß vom 22. Mai s: hat aber seine Bewilligung auf die Zinsen dieses Restkapitals an- gewiesen, soweit sie reichen. Dieses NRestkapital bringt gegenwärtig ungefähr noch 3 Millionen Zinsen. Die Bewilligungen aus dem Geseß vom 22. Mai v. F. betragen zur Zeit jährlich 2600000 A Hieraus folgt, daß der Jnvalidenfonds noch für Bewilligungen in Höhe yon 400 000 die erforderlihen Mittel- bieten würde. Die verbündeten

Berlin, Montag, den 7. Dezember

Regierungen sind aber allerdings auch der Ansicht, daß man diese 400 000 6 bis auf weiteres reservieren müsse, weil die Zwecke, zu denen das Geschß vom 22. Mai v. J. ergangen ist, nämlich hilfsbedürftigen, nit anerkannten Kriegstheilnehmern ihr Lebensloos zu erleihtern, natürlich immer dringender werden, je älter die Leute werden, und deshalb scheint es recht und billig, diese verhältnißmäßig kleine Restsumme zu Gunsten jener Kategorie der nichtanerkannten Militärinvaliden zu reservieren. Im übrigen kann ih \agen, die verbündeten Regierungen haben das gute Gewissen, daß sie, namentlich in den leßten Jahren noch in erweitertem und reihlihem Maße, dafür gesorgt haben, das Loos der KFKriegsinvaliden zu verbessern. Dem Wunsche des Herrn Referenten, in dem Konvertierungsgeseß eine Ausnahme zu Gunsten der Werthpapiere zu machen, die im Tresor des Neichs-Invalidenfonds sich befinden, glaube i, wird man nicht entgegenkommen können; denn die Anleihe- titel im Reichs - Invalidenfonds, die zum theil aus preußischen Staatspapieren, zum theil aus Reichsanleihen, zum theil auch aus Kommunalanleihen bestehen, sind eben Juh aber papiere, und man kann niht zu Gunsten einzelner Inhaberpapiere Ausnahmen fest- stellen von der allgemeinen Konversion. Das, was zu Gunsten des Neichs-Invalidenfonds geschehen soll, würde meines Erachtens mit vollkommen gleihem Recht au für eine große Anzahl humanitärer und Wohlthätigkeitsfonds gefordert werden können; was wir aber da ablejnen, können wir dem Reihs-Invalidenfonds niht gewähren. Eine solhe Maßregel würde au thatsächlih keinen anderen Charakter tragen, als daß ein baarer Zushuß aus Mitteln des Reiches zur Aus- füllung der zurückgehenden Revenüen des Reichs-Invalidenfonds ge- währt wird. Dazu brauchen wir aber keine Ausnahmen von dem Konvertierungsgeseß zu machen.

Nachdem General-Major v on Vieba hn noch erklärt hat, daß im Laufe des nächsten Jahres eine übersichtlihe Zusammenstellung aller jeßt in Geltung befindlihen Pensionsgeseße vom Kriegs-Ministerium ver- offentliht werden würde, führt

Abg. Stadthagen (Soz.) aus, daß der dringende Appell der Militärinvaliden an den Reichstag fehr berehtigt sei und nicht un- berüdsihtigt gelassen werden dürfe. Er habe im Laufe des Sommers ebenfalls aus den betreffenden Kreisen Hunderte von Zuschriften erhalten. Die verbündeten Regierungen müßten auf diesem Gebiete endlich ihre Pflicht thun.

Staatssekretär des Reichs - Schaßamts Pr. Posadowsky-Wehner:

Meine Herren! Die Ausführungen des Herrn Vors redners werden das gute Gewissen der verbündeten Regierungen nicht erschüttern, welche glauben, daß sie ihre Verpflihtunugen auf diesem Gebiete in weitem Maße erfüllt haben. Jch gestatte mir ferner, an die Ent- stehung des NReichs-Invalidenfonds- zu érinnern. Als seiner Zeit die Höhe des Invalidenfonds festgeseßt wurde, herrshte im ganzen Haufe inhaltlih der \tenographishen Berichte die Ueberzeugung, daß die bewilligten Summen sehr weit über das Bedürfniß bemessen wären. Man sagte damals aber: in solchen Sachen muß man mit weiter Hand geben und es kommt vorläufig niht darauf an ; es können später Rüklagen stattfinden. Und jeßt is der ganze JInvalidenfends thatsählich buchmäßig verausgabt, voll belegt und verpflichtet.

Was die Anführungen des Herrn Grafen von Oriola betrifft, so gestatte ih mir eins noch zu bemerken. Er ift zurückgekommen auf eine Aeußerung des Herrn Unter-Staatssekretärs im Reihs-Schaßz- amt, welche dahin ging, daß, wenn ih die Zahlen richtig behalten habe, in Bayern 1600 Invaliden bereits Unterstüßung auf Grund des Gesetzes vom 22. Mai v. J. erhielten, 200 aber erst als Anwärter notiert seien. Jch gestatte mir zu bemerken, daß diefe bayerishen Durch- \{hnittszahlen nicht maßgebend sind für alle deutschen Landestheile. Die Bewilligungen auf Grund des Geseßes vom 22. Mai v. J. werden nach den Kriegsleistungen auf die einzelnen Staaten in Form eines Pauschquantums vertheilt; in einzelnen Staaten hat man aber diese Summen niht einmal ganz verausgaben können, weil eine entsprechende Anzahl geeigneter hilfsbedürftiger Bewerber nicht vorhanden war. Wenn der Herr Abg. Graf Oriola einen besonders traurigen Fall angeführt hat, so muß ich ehrlich ge- stehen: nah den Grundsäßen, soweit ih sie kenne, die für die Ge- währung der Beihilfen maßgebend sind in den einzelnen Theilen Deutschlands, is es mir unbegreiflih, aus welhen Gründen ein Mann, der Kriegstheilnehmer war und außerdem blind ift, keine Unter- stüßung bekommt. Wenn man sich aber ein Urtheil über folhe Fälle erlauben will, so muß man sie im einzelnen kennen. Bei näherer Untersuchung sehen solche Fälle manchmal anders aus, als nur bei der einfahen Betrachtung ihrer äußeren E ; t

i . Vgg.) spriht die Erwartung aus, daß die fnantielè Saittiker S iein Gelegenheit der Etatsberathung noh näher gewürdigt werde. Die Ansprüche der Petenten verdienten jedenfalls die ernsteste Erwägung.

Die Kommissionsanträge werden darauf angenommen.

Die Petition des Viehhändlers Friy Feilzer zu Mülheim am Rhein, daß ihm aus Reichsmitteln als Entschädigung für während des Krieges 1870/71 auf dem Transport in Frankreih gefallene bezw. getödtete 55 Ochsen 41 250 nebst 5 Proz. Zinsen ausgezahlt werden, soll dem Reichskanzler zur Berücksichtigung überwiesen werden; dagegen soll über das Petitum desselben Petenten, betreffend die Entschädigung für den bei dem Selbsthilfeverkauf von 10 000 Hammeln nach- gewiesenen Verlust, zur Tagesordnung übergegangen werden.

General-Major Freiherr von Gemmingen bestreitet, daß irgend welche Verpflihtung von der Militärverwaltung eingegangen oder irgend ein s{riftlicher oder mündlicher Lieferungsauftrag dem Petenten seiner Zeit ertheilt worden sei; jedenfalls sei ein \chriftliher Kon- iraft niht auffindbar. Er lehne es daher auch namens der Verwaltung ab, auf die Entshädigungsansprüche desselben sich einzulassen.

Der Kommissionsantrag wird angenommen.

Die P.tition der öffentlichen Bauhandwerkerversammlung in München vom 17. November 1895 um staatliche Be- aufsihtigung A Mb beid wird dem Reichékanzler

e j E Aeg B, hel (S0) beantragt, die Petition als Material an den Neichskanzler zu überweisen. In 7 Jahren seien durch Bauunfälle

Graf von

1896.

niht weniger als 5000 Personen tödtlih verwundet ‘worden; eine große Anzahl fei {wer verleßt und dauernd erwerbsunfähig ge- worden. Solchen Zahlen gegenüber habe der Reichstag alle Ursa €, sih mit der Sache etwas gründlicher zu befassen. Die Gewerbe- Inspektion set Sache der Einzelstaaten; man müsse aus diesem Anlaß das Verlangen wiederholen, daß die Gewerbe-Inspektion auf das Neich übertragen und einheitlich gestaltet werde; mindestens sei ein Reichsgeseß zu erlassen, durch welches die Regierungen angewiesen würden, für eine entsprehende Inspektion im Baugewerbe Sorge zu tragen. Seit einigen Jahren seien in Zürich, aber auch in Ham- burg und Mühlhausen Einrichtungen getroffen, welhe eine Inspektion der Bauten unter Theilnahme von Arbeitern vorsähen. Hier biete si eventuell ein Ausweg.

Die Abgg. Rickert (fr. Vgg.), Spahn (Zentr.), Lee mann (nl.) {ließen sich dem Antrage Bebel an, welcher darauf einstimmig angenommen 1wird.

Jn über hundert Petitionen wird die Einführung cines Wollzolles verlangt. Die Kommission will dieselben dem Reichskanzler als Material überwiesen wissen.

Die Abgg. Nickert und Gen. beantragen, daß über die Petitionen zur Tagesordnung übergegangen werde.

Auf Antrag des Abg. Dr. Kruse (nl.), der auf die Abwesenheit des Referenten Abg. von Wer deck (d. kons.) hinweist, wird der Gegenstand von der Tagesordnung abgeseßt.

Die Petition des „Alldeutschen Verbandes““ wegen Erlaß eines Gesezes über das Auswanderungswesen und anderweitiger Regelung des Verlustes und Erwerbes der Reichs- und Staatsangehörigkeit soll nach dem Antrage der Kommission dem Reichskanzler zu einer bevorstehenden Aenderung der Geseß- gebung überwiesen werden.

Abg. Bassermann empfiehlt den Kommissionsantrag unter besonderem Hinweise auf die Schwierigkeiten, die sh aus der Hand- habung der bisherigen Bestimmungen über Erwerb und Verlust der Reichsangehörigkeit in zahlreihen Fällen zum großen Nachtheil der Betroffenen ergeben hätten. :

Abg. B ebel {ließt \sich diesen Ausführungen an und nimmt Bezug auf einen neuerdings vorgekommenen Fall, in dem ein ehes maliger Reichsangehöriger das Staatsbürgerrecht niht wieder hätte er- langen können, angeblich wegen feiner politis mißliebigen Gesinnung, d. h., weil er Sozialdemokrat sei.

Geheimer Regierungs - Nath N ichter giebt anheim, diesen Fall, der den bestehenden Vorschriften des Staatsangehörigkeits- Geseßes durhaus widersprehe, in feinen näheren Details der Ver- waltung mitzutheilen. E :

Abg. Dr. von Marqguardsen (nl.): Es giebt thatsächlih keine Nation, die den Verlust der Staatsangehörigkeit für ihre Bürger so leiht macht wie Deutschland. Es muß hier RNemedur geschaffen werden.

Abg. Bebel bleibt dabei, daß der vorgetragene Fall fo liege, wie er angegeben. E

Der Kommissionsantrag gelangt darauf zur Annahme.

Die Petition von Arbeitern in Mühlhausen i. Th. um Aufhebung der Kinderarbeit und Stellung der Hausindustrie der Strickwaarenbranche unter die Bestimmungen der Reichs- Gewerbeordnung beantragt die Kommission, dem S als Material zur Abänderung der Geseßgebung zu überwei}en. Ein Antrag des Abg. von Strombeck (Zentr.) will die Petition zur Berücksichtigung überwiesen wissen.

Letterer Antrag wird angenommen.

Der Berliner „Frauenverein“ petitioniert dahin, es möge der Zutritt zu den deutshen Universitäten den Frauen unter baitselben Bedingungen wie den Männern gestattet werden. Die Petitionskommission hat der Petition durhaus sympathisch gegenübergestanden, kam aber nach Lage der ge- jeglichen Bestimmungen, welhe dem Reiche eine Kompetenz auf dem Gebiet der Unterrichtsverwaltung niht zuerkennen, zu dem Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung.

Abg. Rickert beantragt, die Petition dur die Erklärung, welche in dieser Angelegenheit der Staatssekretär von Boetticher früher und sein Somit in der Kommission abgegeben hätten, für erledigt zu Durch den Uebergang zur Tagesordnung möchte der nid

erklären. V D Schein erweckt werden, daß der Reichstag diesen Bestrebungen niî mehr seine Sympathie zuwende. Redner bedauert, daß der preußische Kultus-Minister die Universitätsleitungen nit veranlasse, die Zu- lassung der Frauen ohne Umstände und Weiterungen zu gestatten.

Nachdem auch Abg. Dr. Langerhans (fr. Volksp.) in leit Sinne gesprochen, wird der Antrag Rickert ange-

nommen. i Die Petitionen wegen Erhöhung des Zolles auf Kammzug werden dem Neichskanzlec zur Kenntnißnahme

überwiesen. : R i Der Ober-Postassistent Thier, früher in Halle a. S,, jeßt in Angerburg, Ostpreußen, führt wiederholt beim Reichstage Beschwerde über seine Bestrafung, Zwangsverseßung und Ver- seßung aus dem Bureaudienst in den Betriebsdienst wegen seiner Agitation für den Postassistenten-Verband und verlangt die Einleitung des A Disziplinarverfahrens auf Ents- ernung aus dem Amt. : / f Die Kommission e E dem Reichskanzler zur erücksichtigung überwiesen wissen. D N (Ep erklärt, daß der Reichstag mit der Zu- stimmung zu diesem AvREE Ee Loe befördern würde, nd beautragt Uebergang zur Tagesordnung. 1 Geheimer Ober-Postrath Spilling führt aus, daß Thier sich eständlih eines groben Vertrauensbruches schuldig gemacht habe. Er abe ferner R N gs die Geschäftsführung des

-Bostdirektors in Halle verbreitet. L ; ho Vielhaben (Reform-P.) tritt für den Kommissions- antrag ein, während i:

Abg. Freiherr von Stumm (Rp.) den Gründen des Abg.

auli 1 vflichtet und - die Unterstüzung--des-. Antrages..-des. Petentsx. , fa einen Einbruch in die Disziplinarstrafgewalt der 2 ehörden erklärt.

Abg. Vogtherr (Soz.) nimmt für den Meidlag das Necht in Anspruch, in der Sache einen Beschluß zu fassen. Es handele ih hier um die Wahrung des Petitionsrehtes der Staatsbürger, zu denen doch auch die Beamten gehörten. Von besonderer Unparteilich- feit zeuge das Verhalten der oberen Postbehörden nicht.

Abg. Liebermann von T (Reform-P.) empfiehlt ebenfalls den Kommissionsantrag, wofern niht etwa der Petent sein Recht, die Einleitung des förmlichen Verfahrens gegen sih zu be- antragen, irgendwie verwirkt habe.

Ünter-Saatssekretär im Reichs-Postamt Dr. Fischer: Nah dem klaren Wortlaut des Geseges hat der Ober-Postassistent Thier niht das Recht, die Einleitung des Verfahrens gegen sih zu ver- langen. Die Annahme des Kommissionsantrages würde der Ver- Ds die Aufrechterhaltung der Disziplin in hohem Maße er-

weren.

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