1896 / 294 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Dec 1896 18:00:01 GMT) scan diff

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Prämientarif

für die Versiherungsanstalt der Hannoverschen

Baugewerks - Berufsgenossenschaft. Gültig für das Jahr 1897 und folgende.

ett an

Gefahrenklassen.

Lohn- prozente,

zu

entrichten ] „ntritenden

find.

Prozent.

der für jede

angefangene welche als balb Mark Prämie sdes in Betracht Tommenden

Betra

Zoe zu Prämie. Pfennig.

Laufende Rr.

Prämientarif

für die Versi erungsanftalt der Hessen-Nassauischen Baugewerks-Berufsgenossenschaft.

Gültig für das Jahr 1897 und folgende.

Gefahrenklafsen.

Lohn- prozente, welche als Prämie zu entrichten find.

Prozent.

Betra der A Pie angefangene halbe ark

Laufende Nr.

Gefahrenklassen.

B der Sin gngefan ene halbe Mark

des in Betracht kommenden

Lohnes zu

entrichtenden Prämie,

Pfennig.

desin Betracht kommenden Lohnes zu entrihtenden Prämie.

Pfennig.

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I R G3 D p

Gefahrenklasse A. Stubenbohner ; Tapetenankleber;

Ofenseyter;

errouleaux. Gefahrenklasse B. Glaser;

Seba) maler, Staffierer, Anstreicher, Tüncher (Weißbinder), Baulatierer, Kunstmaler. E Gefahrenklasse C. Y 3 Bauschreiner (Tischler). v Gefahrenklasse D.!? uz. Asphaltierer, Steinseßer. & Gefahrenklasse E. Bauklempner ; Stuckateure ; Kunstbildhauer, Steinmetzen, Stein- hauer ; Einrichter von Gas-, Wasser- und Heizungsanlagen. efahrenklas\se F. Maurer, Rauchabsfteller ; Bau-Einseßer, -Schlofser, -Anschläger ; Bauaufsicht, Bauwähter ; Bühnenkbauarbeiter. j Gefahrenklasse G. immerer ; chifffsbau in Holz; Holzzurihtung und Konservierung (Handbetrieb) ; Rammarbeiten (Handbetrieb); emer - Anbringung und -Repa- ratur. ___ Gefahrenklasfse H. Wind- und Wassermühlenbau in Holz; Brunnenmaher ; Brückenbau und Uferbefestigungs- Sie iy i achtarbeiten ; S Gefahrenklasse J. Dachdeer (Ziegel-, Schiefer-, Schindel-, Stroh-, Holzzement-) ; Steinbrucharbeiter. Gefahrenklasse K. Motorendienst. _Gefahrenklasse L. abriks{hornstein-Maurer ;

von

Anbr nung Abnahme und Reparatur

bbrucharbeiter.

Prämientarif für die Versiherungsanstalt der Thüringischen

1

Baugewerks-Berufsgenossenshaft. Gültig für das Jahr 1897 und folgende.

Gefahrenklasse A. Ofenseter ;

Stubenbohner ; Feldmefser.

A (GeenTlasse B. Architekten (Bauaufsicht) ;

Tapezierer ; Bauglaser. Gefahrenklasse C. Steinseßer und Asphaltierer ; Bauansftreiher, Baumaler, Bau- lackierer, Gipser, Tüncher, Ver- Puer Weißb nder ;

Thea! erbauarbeiter ;

Bauklempner.

Gefahrenklasse D. Verfertiger kleiner Steinwaaren ; großer y ;

Stuckateure ; Einrichter von Gas- und Wasser- anlagen; Biégelekrheiter. Gefahrenklasse E. Maurer.

Gefahrenklafse F. immerer und Bautischler; ausclofser;

Anbringung, Abnahme, Verlegung und Reparatur von Bligtableitern.

Gefahrenklasfe G.

Brunnenbauer ;

Mühlenbauer;

Sand- und Kiesgrubenarbeiter ;

Dachdecker ; :

Steinbrucharbeiter und deren Hilfs- arbeiter.

Gefahrenklasse U.

Wartung und Bedienung von Dampf- lan, Kraftmaschinen (Dampf-, er-, Gas-, Windmotoren) und

von rbeitsmaschinen, welche dur Motoren genannter Art getrieben werden. Schneidemüller rbeiter an Holzbearbeitungsmaschinen, Kreis: rort andsägen mit elementarer

2.5 Gescirrführer und L i Abra epeund Langholzfuhrlenker;

3

Ì

Gefahrenklasse A. Ofenseter;

Stubenbohner. Gefahrenklasse B. Tapezierer;

2

Motoren g 1 werden ;

Arbeiten mit Fuhrwerk, Arbeitsbahn, Seilbahn oder Schiffen. Gefahrenklasse J. 34 Wartung und Bedienung von Dampf- kefseln , Kraftmashinen (Dampf-, Wasser-, Gas-, Windmotoren) und von Arbeitsmaschine

Abbrucharbeiter.

a

n, die dur enannter Árt getrieben

Glaser;

binder,

maler ;

Bauschrei G

Steinme Bauschlo Ziegelei- (Handb G

Maurer ;

G

Bauunter

G

Erd- und

G

kesseln,

00 Q Uo D

Abbruchar

Gefahrenklasse A. 1 Stubenofenseter ; Bohner, Wachser. Gefahrenklasse B.

Tapezierer

eldbrandziegelei; laserei (ohne Anstreicherei) ;

Bauau

efahrenklasse O, Aspbaltierer, Betonierer, Zementierer, Pflasterer, sl S Anstreicher, Maler, Weißbinder; Bühnenbauarbeiter 5 Glase hegelei ; m

Glaserei ( Ge

Bildhauer

Steinschläger; Klempner, Spengler; Installateure ; Bauschlofser ; Bauschreiner; Stellmacher, Wagner.

Gefahrenklasse E. Maurer, Ringofenbauer; Balofenbauer;

Grottenbauer; Studckateure ;

Einfüger ;

ußer, Gipser, taaker, Windelbodenmaer ; Schiffsbau in Holz; N für Hochbauten. e

Zimmerer, Anbringun Reparat Ge

Mühlenbauer ; Brunnenbauer; Pumpenmacher.

Ge

Erdtiefbau, Sand-, Kies-, Lehm- und Thongräberei ;

Dachdecker Steinbreh

Kaminbauer ;

Architekten, Ingenieure, Bauführer, E Bauwähter.

efa Baulackierer, Bauanstreiher, Weiß-

Tüncher, Kunst- und, Dekorations-

Stuckateure; Bühnenbauarbeiter; Asphaltierer, Steinseßer (Pflasterer) ;

Einrichter von Gas- und Wasser- anlagen;

Bauklempner. Schiffsbauer; Shornsteinfeger. immerer ;

haltungs- (Bauleitungs-) Arbeiten ; Anbringung, und Reparatur von

Mühlenbauer; Bruunenmaher ; Schornsteinbauer ;

: Gefahrenklasse U. Kies-, Lehm-, Mergel-, Sand- und

A bereiz Dachdecker; Steinbrecer, Steinsprenger ; Fuhrwerks- und Transportarbeiten. Arbeiter zur Bedienun

Arbeitsmaschinen 2c. ;

renklasse C. Verputer, Baumaler, Gipser,

ner. efahrenklasse D.

en und Steinhauer ;

er;

und Kalkbrenneretarbeiten etrieb);

efahrenklasse E.

efahrenklasse F.

nehmungs- und Bauunter-

ableitern.

Abnahme, Verlegung Bligzableite efahrenklasse G.

Grundarbeiten.

efahrenklasse J. von Dampf- Kraftmaschinen und von

beiter.

P-rämitentartf

für die Versiherungs8anstalt der Rheinishch-Westfälischen Baugewerks-Berufsgenosseuscha ft.

Gültig für das Jahr 1897 und folgende.

und Dekorateure (Polsterer) ;

t.

Plattenleger; adierer Tüncher,

t Anstreicherei). fahrenklasse D. Steinhauer, Steinmegzen,

liefterer;

ahrenklasse F.

Holzschneider;

g, Abiabie: Berlegung und ur von Blißableitern. fahrenklasse G.

fahrenklasse U.

,

er, Steinsprenger;

Prämientarif

für die Versicherungs - Anftalt der Südwestlichen Baugewt!erks-Berufsgenossenschaft.

¡Gültig für das Jahr 1897 und folgende.

Gefahrenklasse A. 1

Ofensetzer; ! t

Bohner, Waser ;

Tapezierer mit Sattlerei beztehungs- weise Möbelpolsterei.

__ Gefahrenklas\se B. Architekten ;

Tapezierer (Tapetenanklcben, Anbrin- gen von Wetterrouleaux, Marquisen und Jalousien) ohne Sattlerei be- ziehungsweise Möbelpolsterei

Bauglaser.

Gefahrenklasse C. Maler, Anstreicher, Baulackierer, Bau-

maler, Kunst- und Defkorations- maler, Gipser, Tüncher, Weißbinder;

Steinmeßen,Steinbildhauer, Grabmal- verfertiger, Kunstbildhauer in Stein, Marmorwaarenverfertiger, Stein- \{läger, Steinsäger, Steinschleifer, Steinpolierer Steinhauer, Anfertiger grober und feiner Steinwaaren ;

Mübhlensteinverfertiger;

Asphaltierer, Steinseßer (Pflästerer), Zementierer;

Bauklempner (Fla\chner, Spengler) mit Verfertigung von Blehwaaren ;

Baud A aushlosser (Anschläger) ;

Bübnenbauarbeiee

Gefahrenklaffe D. Bauklempner (Flaschner, Spengler)

ohne Verfertigung von Blechwaaren;

Einrichter für Gas- und Wafseranlagen (Installateure) ;

Stuckateure, Verfertiger von künsft- lildem Marmor und künstlichen Steinen.

Gefahrenklasse E. Maurer, Ofenbauer, Baofenbauer, Schornsteinbauer ;

Schiffsbau in Holz, Bootsbauer.

Gefahrenklas\se F.

Anbringung, Abnahme, Verlegung und

Reparatur von Blißableitern;

Bauunternehmer ;

Zimmerer.

Gefahrenklasse G.

Mühlenbauer in Holz;

Brunnenmacher, Brunnenbohrer,

Brunnenbauer, Pumpensetzer, Rohr-

macher, Pumpenmacher, Brunnen-

gräber.

Gefahren klasse U. Sand-, Kies-, Lehm- und Thongräberei, Erdtiefbau, Ziegelei;

Dachdeter Fei ageder, Schiefer-

deer, S indeldecker ;

Steinbrecher, Kalksteinbreher, Stein-

\sprenger.

Gefahrenklasse J. Wartung und Bedienung von- Dampf- rellen, Kraftmaschinen (Dampf-,

afser-, Gas-, Windmotoren) und von Arbeitsmaschinen, welche durch

Motoren genannter Art getrieben

werden ; Holzbearbeitung 2c. ;

29 | Abbrucharbeiter.

Die sämmtlichen vorstehend abgedruckten Prämientarife A übereinstimmend die nachstehende zusäßlihe Be immung :

„Hinsichtlih der in dem vorstehenden H Rentarf nicht besonders aufgeführten Arten von Arbeiten (Nebenarbeiten) ist zunächst fest ustellen, ob die Arbeit in dem berufsgenossen- aftlichen Gefahrentarif aufgeführt ist. Trifft dies zu, so ist ür die Arbeit die der betreffenden Gefahrenklasse des Ge- ahrentarifs entsprechende Prämie zu entrichten. Für alle übrigen im Ae und Prämientarif nicht u a E Bauarbeiten is der Prämiensaß der vorstehenden Klasse E Ge der Hannovershen Baugewerks - Berufsgenossenschaft der lasse F) mit cu folgt in den einzelnen Tarifen die pie dieser Klasse) Pfennig für jede GLRENIONENE halbe Mark des in Betracht kommenden Lohnes maßgebend.“

Berlin, den 5. Dezember 1896. Das Neichs-Versicherungsamt. Dr. Bödifker.

Deutscher Reichstag. 143. Sißung vom 10. Dezember 1896, 1 Uhr. : aus seßt die erste Berathung des Gesehentwurfs, Le Post-Dampfscchiffüverbindungen it übee: seeishen Ländern, fort.

Abg. Dr. Hammacher U Einige der Redner von gestern maten erheblihe Bedenken geltend, behielten sich aber ihre end- iltige Entscheidung vor. Meine politishen Freunde wnen fich h einer ähnlihen Lage. Jedenfalls haben sie, ihren alten Tradi- tionen treu, die Vorlage mit Genugthuung begrüßt, weil sie die über- seeishen Verbindungen festigen und den Absaß vermehren soll. Aber wir können uns großer Bedenken nit entshlagen. Die Begründung der Vorlage ist durhaus nicht glücklih; an der Hand derselben müßte man sehr zweifelhaft sein, ob man die Vorlage annehmen kann. Daß der Lloyd 59 Millionen für Schiffsbauten ausgegeben habe, während 40 Millionen Subvention gewährt seien, ist kein wirth- chaftlich berehtigter Grund für die Erhöhung der Subvention. Die L ehen der Schiffsbauten wirkt natürli zurück auf die Arbeits- elegenheit im ganzen Lande; aber zur Erkenntniß einer solchen Meisheit bedürfen wir der Belehrung des Bundesraths niht. Das erinnert an die Aeußerung des Generals von Steinmetz, N die Militärausgaben im Lande bleiben. Es wird behauptet, daß der Norddeutsche Lloyd einen Verlust von 600 000 gebaut habe, während er seinen Aktionären einen Gewinn von 400 6 vor- rechnet. Diese Differenz hat der Staatssekretär des Reichs-Postamts hereits zu erflären gesuht. Sie beruht auf den Rehnungsgrundsäten, die der Lloyd vertragsmäßig für den Dienst der Reichs-Postdampfer anwendet. Darnah werden 21 %/ des Werthes der Schiffe und der Ausrüftung von dem Bruttogewinn abgerehnet. Da müssen in jedem Jahre Verluste herausgerehnet werden. Wenn der Lloyd dreizehn neue Fahrten macht, 8 brauht er neue Schiffe, welche 13 Millionen Mark kosten. ei den Probefahrten is ein Be- triebsverluft von 720000 M ohne irgendwelche Abschreibungen herausgerehnet worden; der Gesammtverlust beträgt 2 030 000 A, also nach Abzug der Subvention ein Verlust von 520000 M Ehe der Reichstag zu dieser Vorlage Stellung nimmt, Bu er in eine Prüfung der Frage eintreten, ob die Regierung die Rehnung des Nordbeutseden LUoyd genau geprüft hat, und ob nicht günstigere Bedingungen gemacht werden können. Es wird geprüft werden müssen, ob niht der über einen gewissen Betrag hinaus- gehende Ueberschuß theilweise dem Reiche zu gute kommen muß, oder ob man nit weitere Leistungen des Lloyd dafür verlangen kann. erner wird man untersuhen müssen, ob nit der Lloyd die Dur- achten zu niedrig berechnet. Wenn Waaren aus New-York nah

remen kommen mit der Bestimmung, nah Oft-Asien gagren zu werden, fo kann der Lloyd die NoGien von Amerika nah Europa nah seinem Belieben berechnen. enn er für die ganze Route 60 4 rechnete und für die Fahrt von New-York nah Bremen 50 4, für die Fahrt von Bremen nah Ost-Asien aber nur 10 4 anseßt, fo würde das ein Mißbrauh sein. Ferner wird untersuht werden müssen, wie hoh die Reparaturen berechnet sind, die doch meistens in den eigenen Werkstätten des Lloyd erfolgen. Man sollte in dem jeßt abzuscbließenden Vertrage den Lloyd verpflihten, au Notterdam an- zulaufen, was seitens der verbündeten Regierungen bereits in Aussicht geen ist. Nach der Statistik der Mannheimer Handelskammer geht er größte Theil des Rheinverkehrs nah Rotterdam und niht nah Antwerpen. Es würde da die Frage nahe liegen, ob nicht Holland ebenfalls zur Subventionierung angehalten werden kann. Hat die Reichsregierung sih {hon mit Belgien darüber in Verbindung gesetzt? Da wir Genua ebenfalls anlaufen, könnte man au seitens Staliens ein Subvention der Dampferlinien fordern. Das größte Be- denken ist die Beeinträchtigung der anderen Unternehmungen. Man kann es begreifen, daß die Hamburger RNRhedereien Wider- \spruch erheben. Aber dieses Bedenken is bereits 1885 widerlegt worden; s{chon damals wies Herr Wörmann hin auf die Ver- schiedenheit des Güter- und des Personenverkehrs ; für leßteren werden ganz andere Bedingungen an den Bau der Schiffe und ihre Schnelligkeit gestellt, damit der Dienst ein sicherer ist. Selbft wenn die Fracht- dampferlinien etwas geshädigt werden sollten, so kann das nicht davon abhalten , u dem betretenen Wege fortzuschreiten; denn für die Privatunternehmungen bleibt noch eine [ragene Frachtmenge Übrig. ie übrigen Vorwürfe, welche die Kingsin-Linie in ihrer Ein- gabe erhoben hat, müssen in der Kommission geprüft werden; wir werden vom Lloyd wohl verlangen müssen, daß er einer gewissen Kontrole seiner Frachtsäße seitens des Reiches L unterwirft. Daß die sub- ventionierten Dampfer nur inländishe oder nur für Deutschland bestimmte Güter aufnehmen sollen, wäre eine verkehrte Bestimmung. Die subventionierten Dampfer anderer Staaten besorgen ja au den deutschen Verkehr mit. Wir Enn eine weitere Ergänzung der Begründung, aber wir haben den Wunsch, daß aus der Borlage etwas Positives wird. Denn die Beziehungen Deutschlands zu Oft- Asien nöthigen zu einer Vermehrung der Schiffsgelegenheit. Japan und China sind in wirthschaftliher Entwickelung; die Einfuhren deutsher Waaren dorthin find im Wachsen. Auf die Dauer kann eine Nation von 400 Millionen Menschen sich niht vom allgemeinen Verkehr auss{ließen. Deshalb müssen solhe Einrichtungen getroffen werden, die eine möglihst \tarke Betheiligung Deutschlands an der Versorgung dieses Marktes sichern.

Staatssekretär des Reichs-Postamts Dr. von Stephan:

Meine Herren! Mit dem Schluß der Rede des verehrten Herrn Abgeordneten sind die verbündeten Regierungen das bedarf wohl nicht erst der Versicherung vollkommen einverstanden, ebenso mit dem Anfange seiner Rede, der, wenn ich mich recht erinnere, so [autete: „getreu unseren Traditionen, den meinigen und denen meiner politischen Freunde, werden wir auf dem kolonialen und überseeischen Gebiete diese Vorlage der Regierung mit Sympathie begrüßen, behalten uns aber vor, sie genau zu fkritisieren und in der Kommission eine nähere Prüfung darüber anzustellen“. Es kam dann die Kritik in der Mitte, die mir allerdings weniger gefallen hat. (Heiterkeit.) Man kann hier sagen mit dem alten lateinishen Saße: in medio venenum! (Große Heiterkeit.) Um dem gegenüber nun einen An- klang an die von dem verehrten Herrn Vorredner zitierten alten Traditionen seiner Partei wieder zu erwecken, möchte ih mir erlauben, feine eigenen Worte aus der Verhandlung im Jahre 1885 ih habe den ftenographishen Berit hier vor mir —, Sitzung Nr. 67 vom 14. März zu zitieren. Er sagt hier:

Herr von Bennigsen fteht ebenso wie wir voll und ganz auf dem Boden der gesammten Geseßzesvorlage, und er ist ebenso wie wir überzeugungstreu im Unterstüßen der von dem Fürsten Reichskanzler inaugurierten Kolonialpolitik.

Und an einer anderen Stelle heißt es :

Nach meiner Ansicht haben England und Frankrei überall die Opfer für ihre Postdampfer gebraht, weil diese die Piontere des Handelsverkehrs sind. Wir müssen die Frage gerade so auf- fassen, und es würde allen wirthschaftliGen Gesetzen widerstreiten, wenn nicht jene Erfolge, die andere Länder aus der Einrichtung überseeisher Dampferlinien haben, au bei uns eintreten.

Und am Schluß:

Soviel steht fest, daß, wenn Deutschland die gegenwärtige

Periode vorübergehen läßt ih mache auf die große Aehnlichkeit der jeßigen Periode mit der damaligen, nämlich der Ausdehnung auf 14tägige Fahrten in den anderen Ländern, aufmerksam

Soviel steht feft, daß, wenn Deutschland die gegenwärtige

Periode vorübergehen läßt, ohne sich bei dem Wettstreite um

die wirthshaftlihe Beherrshung überseeisher Länder zu betheiligen, daß dann in Zukunft Deutschland den Poetenantheil bekommt, genau das, was ich gestern mit weniger poetischen Worten gesagt habe daß dann unsere Kinder und Enkel uns denselben Vorrourf zu machen berechtigt sind, den wir unseren Vorfahren machen. (Bravo! bei den Rationalliberalen.) (Heiterkeit.) Also, meine verehrten Herren, die Kritik begann wesentlih damit, daß der Herr Abgeordnete die Motive als verfehlt hinstellte. Ich will mi niht zum Richter über die Motive machen, die ja in der Regierung selber ausgearbeitet worden sind. Jch muß aber sagen: ih gebe Ihnen die Motive vollständig preis (große Heiterkeit), wenn Sie dafür nur die Güte haben wollen, für den Gesetzentwurf zu stimmen, worauf mi allerdings die Hoffnung hinleitet, die ih aus seinen Schlußworten entnehmen kann.

Wenn dann der verehrte Herr Abg. Dr. Hammacher, der ein großer Sahkenner auf diesem Gebiete ist das hat ihm noch nie- mand bestritten und das würde auch ein verfehlter Versuh sein —, auf die einzelnen Zahlen zurückgekommen ist, so möchte ih noch be- merken, daß diese Zahlen schon gestern Gegenstand einer ausführlichen Debatte gewesen sind, und daß von seiten des Herrn Abg. Freese- Bremen und au vom Regierungstische aus vieles von dem widerlegt worden ift, was irrig war oder was vielleiht mißverständlih in den Motiven angegeben sein mag. Ich möchte nur auf eins aufmerksam machen. Wenn immer hier auf eine gewisse Discrepanz zwischen den Ausgaben hin- gewiesen wird, die der Lloyd aus Anlaß dieses Unternehmens geleistet hat : also beispielsweise 59 Millionen habe der Lloyd ausgegeben und nur 40 Millionen Subvention bekommen so wird dabei immer übersehen, daß die Einnahme mit in Betracht kommt, die ganzen Einnahmen an Passagiergeld, Frachten, und berücksihtigt man das, fo fällt dies Exempel ganz anders aus. Was die Differenz betrifft, so hat der Herr Abg. Hammacher ganz richtig bemerkt, daß das in den ver- schiedenen Systemen der Abschreibung liegt; er hat zu- treffend ausgeführt, daß nach dem Vertrage der Lloyd berechtigt ist, in seinen Abrechnungen mit der Reichs - Postverwaltung 6 9% Assekuranzprämie in Rechnung zu stellen. Die Hälfte kommt aber dem Reich wieder zu gut, da der Lloyd, wie jedes große Geschäft, seine Schiffe bei sih selbst versihert. Davon sind 5 9/6 Zinsen vom Anlagekapital, 5 % Abschreibungen auf Schiffe und 5 9% Abschrei- bungen auf Reservefonds. Zu diesen verschiedenen Abschreibungen möchte ih bemerken, daß der Reservefonds noch vorhanden ist beim Lloyd und während der ganzen Zeit niht in Anspruh genommen ift. Was dann ferner die Abschreibung von 5 9% für Schiffe betrifft, so ist das wenig ; denn jeder Sachkenner wird mir zugeben, daß namentlich die Maschinen und Kessel in einer sehr viel kürzeren Zeit als in 20 Jahren erneuert werden müssen. Das spriht auch zu Gunften des Lloyd.

Dann hat der Herr Abgeordnete gefragt, wie es denn eigentli mit den Reineinnahmen ftände. Das kann ich Ihnen sagen: im Jahre 1894 hat der Lloyd 1F 9% von dem Kapital herausbekommen, das in dem ganzen Unternehmen \teckt, und im Jahre 1895 29/, im leßten Jahre jenen gesammten Uebershuß von 440 000 M Nun hat der Herr Abgeordnete, anschließend an einen Artikel in der Zeitschrift „Export“, ferner erwähnt: ja, es wäre doch etwas \{wierig und verwickelt mit den Berechnungen; es kämen z. B. Frachten von Amerika nach China über Genua via Suez-Kanal wie dann der Loyd diese Frachten berehne, ob für die Amerika-Linie oder die oft- asiatishe Linie. Bekanntlich werden für beide getrennte Rehnungen geführt. Diese Sache ist sehr aufgebausht in dem Artikel von dem gelehrten Herrn Dr. Jannasch. Jh habe mir die Statistik vorlegen lassen, und daraus geht hervor, daß auf diesem un- natürlichen Wege über Genua nur etwa 100 cbm im Jahre befördert werden, das macht auf den einzelnen Postdampfer 7 cbm; es kommen sogar Dampfer án mit nur 3 cbm amerikanischer Ladung. Wenn der Herr Dr. Jannash ein wenig näher über die Sache nahgedaht hätte, so müßte er sich als ein so berühmter Nationalökonom gesagt haben, daß, wenn jemand auf diesem unnatürlihen Wege von Nord- Amerika über Genua durch den Suezkanal nah China Waaren \chtckt, er doch gar nit sicher ist, daß in Genua der Anschluß erreicht wird, daß noch Lagerraum genug da ist; und das wäre doch ein Kaufmann, der sein Geschäft nicht versteht, der ein Risiko in dieser Weise läuft.

Dann hat der Herr Abgeordnete Dr. Hammacher nach der Ver- theilung der Reparaturkosten gefragt, wie es auf den verschiedenen Maschinenstätten des Lloyd gehandhabt wird. Da habe ih mir au eine amtlihe Auskunft vom Lloyd darüber erbeten, und da lautet es wörtlich:

Soweit es möglich ist, werden sämmtlihe Reparaturen und Insiandhaltungsarbeiten an den Schiffen in unseren eigenen Be- trieben in Bremerhafen vorgenommen, doch laffen si selbstverständlich auch Reparaturen im Auslande, felbst größere, nicht immer ver- meiden. Die Berehnung der Reparaturen erfolgt auf Grund der wirklichen Koften für Materialien und Löhne zuzüglich der General- unkosten unseres Werkstättenbetriebes, welche sih auf etwa 274 bis 30 9/9 belaufen.

Sie sehen, daß hier der,Lloyd, wie es auh von etner so vortreff- lihen und kaufmännish ges{hulten Verwaltung nur zu verlangen ift, die Berechnungen schr gewissenhaft und präzise aufgestellt hat.

Dann war die Rede davon, daß Rotterdam angelaufen werden könnte. Ja, dafür haben. wir uns s{chon damals sehr interessiert. Jch stimme mit dem Herrn Abgeordneten vollkommen überein, daß es für die Rhein- und auch für die Ruhrschiffer von erheblicher Wichtigkeit ist, diese Hafen anzulaufen. Damals wurde davon Ab- ftand genommen, weil \sih bei näherer Prüfung der Wasserverhältnifse herausstellte, daß der Rotterdamer Hafen niht die nöthige Tiefe hatte, um Schiffe von 24 Fuß Tiefgang zu jeder Zeit bei Ebbe und Flut aufnehmen zu können. Das hat sich inzwischen ja glücklicher- weise geändert; es find sehr bedeutende Arbeiten an der Maas vorgenommen, und die jeßige nieuwe Waterstraat ist so gut beschaffen, daß die großen Lloyddampfer jederzeit unbehindert werden den Hafen erreichen können. Es wird also dieses Hinderniß gehoben fein. Daß eine bindende Verpflihtung in den Vertrag auf- genommen wird, hat ja auch der Herr Abgeordnete nicht verlangt. Wenn der Herr Abgeordnete gemeint hat, daß vielleiht ins Auge bâtte gefaßt werden können, ob man Holland zu den Kosten der Sub- vention mit heranzöge, weil es einen Vortheil davon hat, wenn die Dampfer dort anlegen, so ift ja die Frage wiederholt aufgetauht. Wir haben es aber stets vermieden ich möchte sagen: es hat unsern Gefühlen nicht entsprohen für die Subvention, die zur Hebung deutsh-

nationaler Interessen vom Reichstag bewilligt werden soll, gewissermaßen kleine Kontributionen von den Nachbarländern einzuziehen. Es kommen

ja die Anlageverhältnifse deutsher Schiffe im Auslande au uns zu

statten, ohne daß Deutschland je bereit gewesen wäre, irgend eine

Kontribution zu geben. Ich möhte sagen: es ist das eine Frage

internationalen Anstandes. Was wir erreichen wollen, ist eine Er-

[eihterung der Hafenabgaben und Tonnengelder; baare Beiträge:

würden doch auch niht den Empfindungen des hohen Hauses ent-

sprehen. Jh glaube, daß der Punkt damit erledigt sein wird.

Dann hat der Herr Abgeordnete von der Kingsinlinie gesprochen, er hat aber auch seinen Tadel nit zurückgehalten über die verschiedenen Bemerkungen, die die Unrichtigkeit an der Stirn tragen, in dem Flugblatt, das die Gesellschaft herausgegeben hat. Im einzelnen sind ja diese. Aufstellungen von dem Herrn Abg. Freese ausführlich und auch von mir gestern widerlegt worden, und zwar in allen einzelnen Punkten, die die Kingsinlinie angeführt hat, auch mit dem Boykott. Ih habe ja nihts dagegen, daß das in der Kommission verhandelt wird, es liegt aber gerade umgekehrt, als wie es die Kingsinlinie behauptet hat. Der Lloyd hat \ich nit betheiligt an dem Pool in Singapore, er hat sogar verhindert, daß der Boykott auf die Kingsinlinie gelegt würde, weil er si sagte, es entsprähe seinem Anstandsgefühl nicht, daß eine subventionierte Linie eine andere deutsche nichtsubventionierte Linie unterdrücke.

Ferner ist noch die Rede von der Massenfraht gewesen, welche die subventionierten Dampfer des Lloyd den anderen Linien weg- nähmen, welche Unternehmungen der freien Konkurrenz \ind und ihrer ganzen Einrichtung nah, wie der Herr Abg. Dr. Hammacher ganz rihtig gesagt hat, niht für Postsendungen, für Schnellfraht und Passagiere, sondern für Massengüter eingerichtet find. Jh will nicht in Abrede stellen, daß das ein oder das andere Mal vorgekommen ift, aber allgemeine Folgerungen daraus zu ziehen, dafür ist die Sachlage nit geeignet. Denn es verbietet \{chon die sehr kurze Haltezeit der Postdampfer in Genua, Antwerpen u. f. w., große Massenfrahten auf die Schiffe aufzuladen. Dazu gehört eine bedeutende Zeit, und diese is den subventionierten Schiffen niht gewährt bei der strengen Aufsicht, mit der auf die Innehaltung des Fahrplans unsererseits geachtet wird.

Endlich war die Rede von der Kontrole der Tarife. Ja, nah auswärts findet eine Kontrole der Tarife ftatt. Dieselbe if vor- gesehen und wird vom Reichsamt des Innern ausgeübt; und auf der Heimreise hängt es lediglih von den Konjunkturen der anderen Häfen ab, von der Konkurrenz u. \. w. Da kann man doch unmögli in die freie Gebahrung und Verwaltung eines folhen kaufmännischen Unternehmens eingreifen, ohne ganz erheblihe Shäden hervorzurufen und si dem Tadel einer bureaukratishen Leitung und Bevormundung des Unternehmens auszusetzen.

Ich glaube, damit wohl alle von dem Herrn Vorredner er- wähnten Punkte erschöpft oder doh berührt zu haben. Ich hege au die Hoffnung, daß, wenn wir noch weiter in der Kommission Daten und Zahlen geben, worauf wir völlig vorbereitet sind, es uns dann gelingen wird, zu einem Einverständniß zu gelangen, wie auch im Jahre 1885, zum Vortheil der deutshen Nation.

Da ih mal das Wort habe, möchte ih noch eine den Herrn Abg. von Leipziger betreffende Angelegenheit vorbringen. Derselbe erwähnte geftern, daß u. a. ganze Getreideladungen als Ballast mit den Postdampfern von Indien und Asien nah Europa gekommen und hier verkauft worden wären, wodur der inländische Markt gedrüdt sei. Diese Revelation, möchte ih sagen, diese Offenbarung machte natürlih auf gewissen Seiten einige Sensation. Dies veranlaßte mi, sofort die Direktion des Lloyd telegraphisch zu befragen. Darauf bekam ich folgende Antwort: die Reichs-Postdampfer haben aus Asien oder Australien nie Getreide als Ballast nach Europa gebracht. (Hört k hört ! links.) Heute {reibt mir ein hier anwesender Direktor des Lloyd, der das in den Zeitungen gelesen hatte, Folgendes:

Zur Richtigstellung gestatte ih mir Eurer Excellenz die Mit- theilung zu machen, daß mit den Reichs-Postdampfern des Nord- deutschen Lloyd überhaupt kein indishes Getreide, und zwar weder als Ballast noch als frahtzahlende Ladung befördert ift. Diese Beförderung i} {hon deshalb unmöglih, weil die Reichs-Posft- dampfer keine Häfen anlaufen, in welhen eine Verschiffung von oftindishem Getreide stattfindet. Wodurh das Gerücht, das der Behauptung des Herrn Reichtags-Abgeordneten von Leipziger zu Grunde liegen wird, entstanden sein mag, ist mir unerklärli.

(Hört! hört ! links.) Nun, ich habe die Ehre, den Herrn Abg. von Leipziger auch außerhalb dieses Hauses zu kennen, und ih {äße ihn als einen soliden Geist (große Heiterkeit), als einen gediegenen Mann, der in die Tiefe steigt und \ch nicht mit Bes- hauptungen „aufhält, von denen er riskieren muß, daß sie ihm als unrihtig nahgewiesen werden. Aber wie es so geht : eine edle Natur ift niht gern zu Mißtrauen geneigt (Heiterkeit), ift vertrauensselig, wie man sagt; diese Eigenschaft hat jedenfalls ein erfahrener, geriebener Hintermann benußt (Heiterkeit), Herrn von Leipziger auf diesem Gebiet irre zu führen. Jh betrahte das als einen einzelnen Fall; das kann überall einmal vorkommen. Aber mit diesem einen Fall betrachie ih auch die ganze Angelegenheit für er- ledigt. Bedauerlich ist es allerdings, wenn solche Behauptungen, ohne daß die Vertreter der verbündeten Regierungen irgend eine Ahnung. davon haben, ox abrupto in die Versammlung geschleudert werden, Behauptungen, die natürlih eine gewisse Sensation erregen müssen,

und die geeignet sind, die Gegner der Vorlage zu vermehren das

ist immerhin keine angenehme Position, und wenn ih das

wiederholt, so bringen Sie uns an diesem Tische in die Nothlage,

daß wir alles bestreiten müssen, was von Ihnen gesagt wird, bis

sicherer Beweis geführt ift. Das ist doch eine peinliche Situation,

die ih gern vermieden sehen möchte. Ich bitte also nochmals, solche Angaben, die Ihnen unter der Hand gemaht werden, mit Vorsicht

zu prüfen. Jh möhte niht, daß es dazu kommt, daß das alte gute

Bibelwort dahin verkehrt wird: Prüfet alles und das Schlechteste be-- haltet. (Heiterkeit)

Staatssekretär des Reichs-Marineamts, Admiral Holl= mann:

Aus den gestrigen Verhandlungen, denen ih leider niht habe bei« wobnen können wegen dienstliher Pflichten, die mi verhinderten, möchte ih einige Aeußerungen des Herrn Abg. Shädler noch zum Gegenftand der Erörterung machen. Wenn ih richtig unterrichtet bin dur die Zeitungen, so hat der Herr Abg. Dr. Schädler ungefähr gefagt:

Der Kernpunkt der ganzen Frage liegt darin, ob die Schiffe