1915 / 187 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Aug 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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Die Nr. 7 der „Amtlichen Nachrichten des Neichs8- ver\ichherungsamts“ vom 15. Juli 1915 enthält unter À (Unfallversiherung) eine Befanntmahung des Amtes vom 21. Juni 1915 über die Genehmigung von Unfallver- hütungsvorschriften im 2. Vierteljahr 1915, eine weitere Be- kanntmachung vom gleichen Tage über die Genehmigung von Gefahrtarifen im 2. Vierteljahr 1915. Hieran schließen sich Rekursentscheidungen (2811 bis 2813*) und andere Ent- scheidungen (2814 bis 2817) über folgende Gegenstände:

Eine Gräberei (Grube) im Sinne des § 537 Abf. 1 Nr. 1 der Neichsversicherungéordnung setzt begrifflih nit die Gewerb8mäßigkeit des Betriebs voraus [2811];

Das bloße Vorhandensein der unterstützten —- Eltern {ließt den Hinterbziebenenrente niht aus; die Leistungen des Enfels an die zu- sammenlebenden Großeltern dürfen nicht bloß der Großmuiter z1ge- rechnet werden, und bei der Frage nah der Eigenschaft des Gnfels als

nit bedürstigen und nicht Anspru der Großeltern auf

außer Betracht bleiben [2812];

Der Hinweis darauf, daß für die S&äßzung der Erwerbsunfähig- keit des Verletzten ein (räber bezeihnetes) ärztlibes Gutach‘en die Unterlage bilde, genügt s Begründung des Bescheides (F 1589 der Retcbsversicherungsordnung); es bedarf ‘viz?lmehr der Mitteilung wentgstens des wes 1 Inhalts des Gutachtens.

Die allgemeine BVerwei)ung auf die 88 1592, 1595, 1596 der Neichéversiherungscrdnung gerügt nicht als Hinweis auf die dem Verletßten nah den dortigen Vorschriften zustehenden Berechtigungen (8 1590 a. a. O.); der Bescheid muß vielmehr entweder einen UAb- druck der Paragraphen oder cinen besonderen Vermerk enthalten, aus dem der Verletzte ohne weiteres ersehen kann, welhe Berechtigungen ihm im einzelnen zustehen [2813];

Bei Anlegung zeitweilig verfügba1er Gelder einer Berufs- genofsenschaît iit deren Siß auf die Auswahl der nah landes8gesetz- lich:r Vorschrift zur Anlegung von Mündelgeldern für geeignet er- klärten Banfanstalten ohne Einfluß [2814];

Die Kosten ärztlih-r Gutbaben, die das Versiherungëamt im Einipruchéverfahren im Rahmen seiner Befvgnisse aus §S 1595 und 1598 der Neichsversicherungéordnung cinholt, geboren zu den von den Versicherung?trägern zu erstattenden Baraus!agen; für die Frage der Erstattungévfliht eires im Ein\puchéverfahren von Amts wegen ein- oebolten ärztiichen Gutachtens kommt es nit darauf an, ob das Gutachten zur Beurteilung des Falles erforderlih war [2815];

_Gegen die Festsezung der Kost:n des Verfahrens vor dem Ober- versiherung8amte 44 der Kaiserlihen Verordnung über Ge- ihäftsgang und Verfahren der Oberversicherungtämter) beginnt die Beschwerdefrist in allen Fällen erft von der Zustellung einer förm- lihen Verfügung des Oberversicherungëamts ab zu laufen [2816] ;

Die Entscheidungen der Oberversiherunasämter über Beschwerden geaen Kostenfestsezungen der Versiherungsämter 97 der Kaiser- lihen Verordnung über Gesckäftsgarg und Verfahren der Ver- ficherungsärmter) find endgültig [2817].

Der Abschnitt B (Kranken-, Jnvaliden- und Hinter- bliebenenversiherung) enthält einen Runderlaß der Medi- zinalabteilung des Kriegsministeriuums vom 2. Juni 1915 über die Verlequng der sicher dienstunbrauhbaren Mannschaften in Lazarette ihres Heimatgebiets und einen Nachtrag zu dem in den „Amtlichen Nachrichten“ des Reichs #Æftcherungsamts 1915 Seite 345 veröffentlichten Verzeihnis dêr vom Reichsversiche- rungëamt auf Grund des 8 514 Abf. 1 der Reichsversiche- rungsordnung zugelassenen Ersaßzkassen, für die eine Anordnung nach S 518 Abs. 1 der Reichsversicherungsordnung ergangen ist. (Abgeschlossen am 10. Mai 1915.)

Den Revisionsentschei#ungen 2042 bis- 2044 sind folgende Grundsäße vorangestellt :

Kriegsteilnehmer, die sh nach § 313 der Neihsversicherungs- ordnung weiterversicert baben, haben im Falle ihrer Verwundung und dadurch hberbeigeführter Arbeiteunfäbigkeit Anspruch auf Kranken- geld, und zwar in in der Kassensayzung vorgesehenen ein- faen Betrags. Ein Anspruch auf Erhöhung des Kiankengeldes auf den anderthaibfahen Betrag steht ibnen für die Zeit, in der ibnen Krankenpflege von der Heerrsverwaltung gewährt wird, nit zu, auch wenn die Satzung eine dem § 193 Abs. 3 der Reichéversicherungs ordnung entsprehende Bestimmung enthält 12042) ; *)

Der Jahre8arbettsverdienst VIngestellter, deren voraut\fichtlihe Einnahmen nicht von vornherein feststeben, ist schätungêweise zu er-

d 165 Abs. 1 Nr. 2 und Abs. 2 der Rei ing bleibt für die Vergangenheit achträglih infolge nicht voraus- cht zutreffend herausgestellt

der Neichsversiherung8ordnung bezeihneten auch Streitigkeiten der

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den im § 1540 Streitigkeiten über Ersaßzanspiüche gehören Ersatberechtigten untereinander.

Reicht der zur Verfügung stehende Betrag etner Invalidenrente zur Befriedigung der von tem vorläufig unterstüßenden vnd dem endgültig verpflihteten Armenverbard erbobenen Erjazansvrüche nicht

9 ift der vorlâu tende Armenvzrband befugt, diesen en ganz für fh in Anspruch

werden folgende grun ds\äßliche

die Beschäftigung eines An- bi. 1 Nr. 2 der Nzi&s gung nicht allein H die Beschäftigung in und sozialer Hinsicht für seine Lzbensftellung von aus- Bedeutung ift [2045 i u deren regelmäßige8 die niht Iahaber von iegen der Kranfenversiherungspfliht [2048] : Bersichzrungs8pfliht eines gegen feste Bzaüge nâßige Iaßbresarbeitsverdientt (S 165 ung) nah der Höbe der gegenwä ür die Zukunft in Ausficht ges zer Betracht [2047] : (f Krankengeldes statt der ersicherungSordnurg darf reien Ermessen des Kaff standes im ET En 048]: Neidhéverfiherung find für die Schli bender Krankenkassen und die Ent'chei eiten nicht zuständig [2049]}; zrsicherungsamt in den Fällen, tin denen ir einzelne Bestimmungen der Saßzung berversiherungtamts erfordert, nah freiem darf es lediglich aus abweichenden „Gerebmigung“ zu einer an fi den : Bestimmung der Sazung oder zerfagung der Genehmigung ift die

des Oberversicherungs- nd unterliegen der Auf-

Auskegun etreffen, entscheitet in rg!eihen En1scheiturg

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) Di : de zinielnen Entsheidungen stehenden eingeklam- merten Zablen geben die Ziffer an, unter welcher diefe in den „“ liche a irie s E f+ c E Le E he dieje n den „Amte ichen Nachrichten“ veröffentlicht find.

Krankenkasse

2) Die Anstellung der in § 351 Abs. 2 der Reick8versiherungs- crdnung genannten Personen erfolgt auch dann durch Beschluß des Gesamtvorstands, obne daß es übereinstunmender Beschlüsse beider Gruppen im Vorstand bedarf 349 Abs. 1 der Neichsversiherungs- ordnung), wenn einzelne Bestimmungen der Dienstordnunga nah 8 251 Abs. 2 der Reichéversicherungsozdnung auf diese Angestellten Anwendung finden [2051]: |

Gegen die Vertagung der Genehmigung der Dienstordnurg durh das Oberversicherungsamt (S 355 der Reichs"verfiherungsordaung), wie überhaupt bei Entscheit ungen des Obetversicherungsomis über den Erlaß und den Inhalt der Dienstordnuno, ist eiae Beschwerde an das Vteih8sversiberung8amt nicht zulässig 12052] ;

Veber die Beschwerde etnes Kassenvorstandes weaen Versagung der Genehmigung des Oberversicherunatamts zur Anstellung von Kassenbeamten nach § 359 Abs. 1 dec Neichéversicherungsordnung hat das Retchévzisicherungsamt nicht zu entscheiden [2053];

1) Die Vorschriften des Krarkenrversiherungsgesees und der Neich: versiherungéordnung über die Verpfl-htung der Arbeitgeber zur Entrichtung von Beiträgen sind ersckchêpfend Für die Anwendung von Vorschriften des bürgerlichen Rechts ist daneben kein Naum.

2) Die Veipflich!ung zur Fortzahlung der Beiträge bis zur vor- \{ckriftsmäßigen Lbmeldung des Versicherten 52 Abs. 1 Sah 4 des Krankenversicherungsgesetzes, § 397 Abs. 1 der Reich3versiherung?- ordnung) besteht auch dann, wenn irzwishen der niht abgemeldete Arbeitnehmer infolge anderweiter versiherung8pflichliger Beschäftigung bei derselben oder einer anderen Kasse angemelcet worden tft. Ob der Arbeitgeber die Unterlassung der Abmeldung vecshuldet hat, ist grundfäulih ohae Bedéutung [2054];

1) In einem Verfahren über einen Antrag auf Befreiung von der Krankenversicherungépfliht rach S 418 Abs. 3 der MNeichs- versiherungêcrdnung ift jüx etne gleichzeitige Ertscheidung über dte Versicherungspfl'cht des zu Befceienden kein Kaum. Wird in einem Verfahren über einen Befcetun,s1ntrag nah § 418 Abs. 3 der Neichë- versich-rung8ordnung in der Beschwerde an tas Versiherungsöamt die Versicherungé pflicht des zu Befreientea nachträglich bestritten oder hat das Versich-rungeamt von Amts wegen Bedenken gegen die Ver- sicherungepfliht des zu Befceienden, fo ist die Entsheidung über die Beschwerde aukzuseten und zunä&st vom Versiberung8amt, und zwar grundsäglich vom Bescblußausschuß, nah § 405 Ab}. 2 der Neiché- versiherungéordnung über die Versicherungépfliht des zu Befreiznden zu entsheicen (88 418 Abs. 3, 405 Abs. 2 der Reiche versiherungs- ordnung).

2) Eine im Beschlußverfahren ergchende Vorentscheidung des Versicherungs8amts muß den Hinweis enthalten, daß gegen die Vor- en1scheidung entweder das zulä)sige Nechtemittel eingelegt oter Antrag auf Entscheidung durch. den Beschlußaussck{uß gestellt werden fann (S 60 der Verordnung über Ge\chäftegana und Verfahren der Ver- siherung8ämter vom 24. Dezember 1911, § 1658 Abs. 1 der NReichs- versiherungéordnuno, Entscheidung 1915 Amtliche Nachrihten des NVA. 1914 Seite 741) [2055];

1) Dien\1boten können auch von juristisWen Personen beschäftigt werden.

2) Unter , Betrieb" im Sinne des § 439 der Neich8versiherungs- ordnung ift nur eln gewerblicher oder lantwirtschhaftliher Betrieb zu verstehen [2056];

1) Die Satzung einer Krankenkasse darf die Gewährung der Mehzleistungen nicht davon abhängig machen, daß die Kassenmitglieder und deren Angehörige niht gegen § 529 tec NReichsversicherung®- ordnung veistoßen.

2) Eine Satzungsbcstimmung, wonach dfe Méh1leistungen nur dann und fo lange gewähit werden, als dcs Kassenmi!glied uud fetne ‘Angebötigen den Anordnungen des Arztes oder des Kafssenvo standes xolge leisten und den Arzt nicht obre genügende Veranlassung in Anspr ‘ch nebmen, ist unzulässig [2057];

Cine Krankenkasse kahu au? Grund des § 531 Abs. 2 der Neichs- versicherungeo:dnurg; die} Zahlung Fe& Cin- bis Fünsfgehen der rück- ständigen Beiträge einem ArbéitgeW nur dann auferlegen, wern bes auf Grund des § 530 a. a. O. zuvor rechtékräftig bestra1t ist 2058];

Ueber die Versagung der Inyalidenrente während eines Heilver- fabrens (§S 1271, 1305 der Neichsversiherung8-rdnung) ist, falls ein ereslstellungsverfahren niht \{webt, nah § 1273 der Reichzverfidhe- rungS8ordnung im Beschlußverfahren zu ent\heiden 2059] ;

__ Für Beiträge zur Invaliden- und Hinterbliebenenversiherung, die aus der Beschäftigung versicherungspflichtiger Personen durch den Konkursverwalter fällig werden, kann dteser persönlißh nicht vor den Instanzen der MRetchsoersiherungsordnung haftbar aemacht werden. Perfönlih haftet er nur nah Maßgabe des § 82 der Konkursordnung [2060};

Für die zur anderweiten Entsheidung an das Oberversiherungs- amt zurückverwiesenen Spruchsahen der Invaliden- und Hinter- bliebenenversiherung darf die Paushgebühr gemäß § 80 Abs. 2 der Neich2verfih-rung8ordnung nur einmal erhoben werden [2061];

Die Höhe des Hau3ageldes 1271 Say 3 der Reich: versiherung83- ordnung) richtet sih auch für die Zeit, 1üc die eine Verpflichtung der an? niht mehc besteht, nach der Satzung der Krankea- faîte [2062].

Hieran s{ließen sih die Uebersichten über Zahlungen der 31 Versicherungsanstalten aus Jnvaliden-, Kranken-, Alters- und Zusaßrenten, über Versicherungsleistungen an Hinterbliebene im Monat Mai 1915 und über den Erlös aus Beitragsmarken im Monat Juni 1915.

Unter der Ueberschrift „Russische Lügen“ schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“:

Wie aus der russischen Presse zu entnehmen ist, bat die in Nuß- land eingesezte Greuelfommisjtion unter dem Vorsitze des Senators Kriwzow einen Bericht zusammengestellt, der in tausenden von Gxem- vlaren nah den neutralen Ländern, hauptsächlich auch nah Südamerika verjandt worden ist. Aus Einzelnotizen der russis@en Blätter ergibt si, was man russischerseits wagt, den deutsh.n Soldaten zur Last 1 legen. Verbrennen russisWer Gefangener, Erschießen friedlicher Zinwohner, Warterungen von Gefangenen, Abschneiden von Fingern, Xoltezn mit glühenden Ei)enstangen, das sind einige der wirksameren ummern aus diesem Schreckenéskabinett.

Wir find überzeugt, daß niemand außerbalb Rußlands dtiesen

1 dummen Lügen Glauben {enken wird. Die russi{hen Greuel-

tz, die gerade fo unglaubwürdig sind, wie dite russishe Behaup-

die ru'isishen Truppen Warschau verlassen bätten, um der : die Beichietung zu ersparen, rihten sich selbst. Ihnen im einzelnen zu widersprechen, wäre zwecklos, -da sie unkontrollierbar find vnd der Greuelfeldzug von der russishen Regie:ung zur Verhetzung der kritiklosen Menge gegen Deutschland troy aller Vementis |yste- matisch betrieben wird. Wir überlassen es ruhig jedem objektiv denfenden Neutralen, die Plumpheit dieser Lügen, die sfich würdig an die Fälschungen der Pogrombilder anreiben, nal Gebühr einzuschäßen. Schimpfen und Verleumden ist die leßte Waffe des geschlagenen Feindes.

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Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 627 und 628 der Deutschen Verlust- listen bei; sie enthalten die Liste Nr. 2 der aus England zurückgefehrten Austauschverwundeten, die 297. Verlustliste der preußischen Armee, die 210. Verlustliste der bayerischen Armee, die 238. Verlústliste der württembergishen Armee und die 13. Marineverlustliste. :

Oesterreich-Ungarn.

Die internationale Kommission, die über die Lage der österreihisch - ungarishen KriegS8gesangenen in Serbien zu berichtea hatte und aus dem Gesandten der Ver- einigten Staaten in Bukarest Vopiccka, dem spa nishen Militärattahé in Nish, Oberstleutnant Sola, und dem s\chweizerishen Sanitätshauptmann Bilad he stand, ist nach vierwöchigem - Aufenthalt in Serbien nah Wien zuúrückgekehrt. Sie hat den größten Teil der Unterbringungsorte der Kriegsgefangenen besucht und Gelegenheit gehabt, viele Kriegsgefangenen zu sprehen. Dem Berichte ist na einer Meldung des Wiener „K. K. Telegraphen- Korrespondenzbureaus“ zu entnehmen, daß sich die Lage der Kriegsgefangenen in Serbien hinsichtlich der Behandlung, Ver- pflegung und sanitären Verhältnisse in der leßten Zeit in den meisten Unterbringungsorten erheblih gebessert hat, wenn auh durchaus noch nicht überall solche Verhältnisse eingetreten sind, wie sie für die Krieg8gefangenen zu wünschen sind.

Großbritannien und Frland.

In London ift ein Aus\huß für Gewerkschaft srechte gebildet worden, dessen Zweck es ist, die Gewerkschaften gegen jede Geseßgebung zu schüßen, die ihre industriellen, fozialen und politischen Rechte und Betätigungen zu shwächen und zu unter: drücken strebt. Jn einem Manifest, das an die Gewerkschaften

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- gerichtet wurde, heißt es, daß das Streikreht um jeden Preis

wieder gewonnen werden müsse. Das Munitionsgeseß habe die Gewerfschaften nicht machtlos gemacht. Der kommende Ge- wertschaftskongreß solle die Sache in die Hand nehmen. Die gestern erschienene Ver lusiliste weist 181 Offiziere und 2547 Mann auf. Frankreich.

Dem „Petit Parisien“ zufolge hat die Kammer einen Zusaßzantrag des Sozialisten Long zu dem Antrag über den Ankauf und Verkauf von Getreide und Mehl angenommen, wonah fkünftig zur Brotherstellung nur bis zy 74 Proz. ausgemahlenes Mehl verwendet werden darf. Nußerdem muß das Mehl bei der Brotherstellung einen Zusaß von mindestens 5 Proz. Roggen-, Reis- oder Manico- mehl enthalten.

RNufß:land,

Jn dem Seniorenkonvent der Duma beschwerte s\ih der „Nowoje Wremja“ zufolge der Führer Kerenski der revolutionären Arbeitergruppe Trudowiki darüber, daß der Passus seiner Rede über die Friedenswünsche- aus dem amt: lihen Stenogramm gestrihen worden sei. Hierzu bemerkte Markoff, wenn Kerenski nicht Mitglied der Duma wäre, ver- diente er für seine Aeußerung gehenkt zu werden. Jn derselben Sizung des Seniorenkonvents wurde festgestellt, daß der Kriegê- oberzensor, General Swonikoff den Dumasißungen beiwohni, um gemeinsam mit dem Präsidenten zu bestimmen, was aus dem Stenogramm zu veröffentlichen sei.

Wie das genannte Blatt ferner mitteilt, werden zehn Gouverneure, die nicht energisch genug gewesen sind, jeßt von dem Minister des Jnnern abgeseßt.

_— Ueber die Räumung Warschaus bringen zie „Times“ nachstehende Mitteilungen des Korrespondenten der „Chicago Daily News“ beim russischen Heere:

Die Räumung der Siadt begann am 15. Juli, Die Polizei suchte jedes Haus auf und forderte auf, die Stadt zu verlassen und Frahtwagen zur Verfügung zu stellen. 350 000 Perfonen, unter ihnen das halbe Ghetto, zogen nach Osten. Ungefähr ebensoviel Bewohner aus der Umgebung kamen dafür in die Stadt. In Warschau selbst sind 10000 Familien zugrunde gerichtet. Der Korre)\pondent kennt vier Fälle von Leuten, die in den leßten Monaten 200 000 Pfund besaßen und jeßt bettelarm find. Alles, was an M-:tall in der Stadt war, wurde entweder nah Osten ge- {chaft oder zerstört. Es ift sicher niht mehr als eine Tonne Kupfer zurückgeblieben. Die \chweren Bronzeglockten der Kirchen wurden weg- geführt. Seit dem 21. Iult waren alle Fahrzeuge über die Weichsel gebraht. 20 000 Fuhrwerke fubren quer durch Rußland nach Moskau. Die Lebensmittel waren in den legten Monaten ungefähr zehnmal teurer als sonst. Die Wasserleitung arbeitet niht mehr, weil alle Maschinen nach Rußland gebracht wurden, Die Fabriken wurden kurzerhand au8geräumt. Die Besiger erhielten die Erlaubnis, was si? von ihrem Eigentum in Sicherheit bringen konnten, unentgeltlch nach Osten zu verfrahten. Tag und Naht hörte man die Explosionen von den Sprengungen der Fabrikeinri{tungen. Jedes . Brulhstüuck der -gesprengten Maschinen wurde mit der Bahn verladen. Tag und Nacht gingen lange Wagzenkolonnen nach Osten, und Soldaten waien damit beschäftigt, die kupfernen Telegraphendrähte herunter- zuholen. Das auf den Feldern ftehende Gelreide wurde vernicktet, die Dörfer dem Erdboden gleihgemacht. Rings um Warschau wurden Feldvers{anzungen aufgeworfen. Den Bewohnern der Vor- städte wurde besohlerv, fi nach der Stadt zu begeben. Auch mit der Räumung der Städte zwishen Warschau und Brest-Litowsk ift ke- gonnen worden.

Jtalien.

Das amtliche Militärblatt veröffentlicht die Einberufung der ersten und zweiten Kategorie folgender Klassen: Grenadiert Jahrgang 1887, Infanterie und Alpenjäger 1886, Alpenjägek 1877, Artillerie 1885 und 1877, Infanterie, einschließlid Grenadiere und Bersaglieri, 1876. Gestellungstermin ist dek 14. August.

_— Ueber die Tagung der parlamentarishen Gruppe der sozialistishen Partei meldet. der „Secolo“ aus Florenz, bezüglich der Getreidefrage bedauern die Sozialisten, daß feine Maßnahmen zur Verhinderung der Umtriebe der Getreide- spetulanten getroffen seien, und fordern die Regierung auf, große Getreideanfäufe im Ausland zu machen und sie auf besonderen Dampfern nach Jtalien zu bringen. Die dem Staat dabei erwachsenden Verluste soll er als besondere Kriegsausgabet tragen. Zur politischen Lage wurde eine lange Entschließung mit verschiedenen Einwänden und Vorschlägen angenommen,

deren vollständige Veröffentlichung die Zensur jedoch verhinderte. |

Aus den Mitteilungen des „Secolo“ ist zu ersehen, daß ein normales Weiterarbeiten des Parlaments verlangt wird, da dot! jede Klasse und jede Partei ihr Programm entwickeln und di? Verantwortlichkeit vor dem Lande übernehmen werde. Eine andere Entschließung über das Problem der Arbeitslosigkeit, deren s{hlimme Folgen fich immer deutlicher zeigten, bedauert das vollständige Versagen der Negierungsmaßnahmen zuk Finanzierung der öffentlichen Arbeiten. Es soll ein Sonder aus|chuß eingeseßt werden, der der Regierung noch einmal d!e ganze Schwere des Problems nahelegen foll. Nach den Bericht Morgaris über seine Auslandsreise wurden shließlic alle Anstrengungen derer, die auf einen künftigen Frieden hin arbeiten, gebilligt, ;

Amerika.

Ueber die Bemühungen der Vereinigten Staaten und der südamerifanishen Republiken, in Meriko den Frieden herzu- tellen, meldet die „Morning Post“, die südamerikanischen Ver- treter hätten auf der Konferenz sofort erklärt, daß sie gegen eine politische Jntervention nichts einzuwenden hätten, aber gegen eine militärishe Jntervention bestimmt opponieren würden. Der Staatssekretär Lansing erklärte, daß die Vereinigten Staaten eine militärishe Jntervention nit beabsichtigten. Der Erfolg der Jntervention hängt also von den Mexikanern selbst ab. Die Finanzlage Merikos ist nahezu hoffnungslos. Die Vereinigten Staaten sind geneigt, der Ge- währung von Anleihen durch amerikanische Banken zuzustimmen, wofern sie Sicherheit haben, daß nicht bald darauf eine neue Revolution ausbriht.

Wie die „Times“ melden, hat der Krieg Kanada bereits 18 Millionen Pfund Sterling gekostet. Die täglichen Ausgaben werden vom Finanzminister auf 60 000 Pfund Sterling geshäßt. Die Staatseinkünfte sind mit den neuen Steuern um 100 000 Pfund Sterling monatlich gestiegen.

Kriegsnahrichten.

Westlicher Kriegsschaupla ß.

Großes Hauptquartier, 10. August. (W. T. B.) Oestlich von Ypern gelang es starken englischen Kräften, sih in Besiß des Westteils von Hooge zu seyen. Französishe Minènsprengungen in der “Gegend des Ge- hôöftes Beauséjour in dec Champagne waren erfolglos. Nach der Zerstörung des Viaduktes westlich von Dammer- kfirch durch unsere Artillerie am 30. 5. haben die Franzosen im Zuge einer Umaehungsbahn die Larg südlich von Mans- bah überbrückt. Die kürzlich fertiggestellte Brücke wurde gestern durch einige Volltreffer unjerer Artillerie zerstört. Am Südrand des Hessenwaldes westlich von Verdun wurde ein französisher Fesselballon heruntergeshossen. Am 9. 8. um 11 Abends warf ein feindlicher Flieger auf Cadzand (auf holländishem Gebiet in der Nähe der belgishen Grenze) Bomben. Zwischen Bellingen und Nheinweiler (südlich von Müllheim in Baden) mußte ein französishes Flugzeug im Feuer unserer Abwehr- geshüße landen; Führer und Beobachter sind gefangen ge- nommen. Bei Pfirt wi ein feindlicher Flieger, durch unser Feuer gezwungen, auf Schweizer Gebiet aus.

Oberste Heeresleilung.

Oestlicher Kriegsschauplaß.

Großes Hauptquartier, 10. August. (W. T. B.) Auf der Westfront von Kowno wurde der Angriff unter ständigen Gefechten näher an die Fortlinie herangetragen. Hierbei machten wir wieder einige Hundert Russen zu Gefangenen, vier Geschüße wurden erbeutet. Truppen der Armee des Generals von Scholy durch- brachen gestern nahmittag die Fortlinie von Lomza, er- stürmten Fort vier und nahmen heute bei Tagesanbruch die Festung. Südlih von Lomza wurde die Straße nach Ostrow kämpfend überschritten. Ostrow wird noh vomGegner gehalten. Von Bojany westlich von Brok bis zur Bugmündung haben unsere Truppen diesen Fluß errciht. Seit dem 7. August wurden - hier 23 Offiziere, 10100 Mann zu Ge- fangenen gemacht. Oestlich von Warschau ist die Armee des Prinzen Leopold von Bayern bis nahe an die Straße Stanislawow—Nowo-Minsk gelangt.

Oberste Heeresleitung.

(Brok liegt 12 km füdlich Ostrow.)

Südöstlicher Kriegsschauplaß.

Wien, 9. August. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Der von der Weichselfront zurückgewichene Feind wird ver- folgt. Oesterreichish-ungarische und deutsche Streitkräfte haben hon gestern zwishen der Eisenbahn Jwangorod—Lukow und dem Orte Garwolin die große Straße Warschau— Zubltin m Miher Mcilihig Uber. \[chritlen., - Das linke Wieprzufer und das rehte Weichselufer bei Jwangorod sind vom Gegner gesäubert. Unsere Truppen überseßten den Wieprz gegen Nordosten und Norden. Die Gefechtsfelder von Lubartow und Miechow wiesen alle Spuren einer eiligen Fluht des Feindes auf. Die Zahl der von der Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand ge- machten Gefangenen erhöhte sich auf 8000. Zwischen Wieprz und Bug wird weiter gekämpft. Am Dnjestr auf- wärts Uscieczko warfen unsere Truppen die Russen an mehreren Punkten, wobei über 1600 Mann gefangen und 5 Ma- shinengewehre erbeutet wurden.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Großes Hauptquartier, 10. August. (W. T. B.) Die Armee des: Generalobersten von Woyrsch erreichte in der Verfolgung die Gegend nördlich und östlih von Zelechow; sie nahm Anschluß an den von Süden vor- dringenden linken Flügel der Heeresgruppe des Generalfeld- marschalls von Mackensen. Auf der Front von Ostrow bis zum Bug wurden die feindlihen Nachhuten auf ihre Haupt- fräfte zurückgeworfen. Oberste Heeresleitung.

Südlicher Kriegsschauplaß.

Wien, 9. August. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Gestern stand der Südteil des Plateaus von Doberdo stellen- weise unter heftigem Geschüßfeuer. Unsere Artillerie antwortete mit Erfolg. Auch in der Gegend von Plava herrschte erhöhte Artillerietätigfkeit. Ein Versuch \{chwächerer feindlicher Infanterie, in unsere Stellungen bei Zagora: einzudringen, mißlang. An der Kärntner Grenze griffen kleinere feindliche Abteilungen an mehreren Punkten erfolglos an. Vor unseren Stellungen auf dem Bladnerjoch ließ der Feind über hundert Tote zurück. Jm Tiroler Grenzge biete wies eine unserer Patrouillen auf der Cresta Bianca (Cristallo- gebiet) eine feindliche Halbkompagnie ab und brachte ihr hierbei erhebliche Verluste bei, ohne selbst auch nur einen Mann zu verlieren. Westlih Daone, am Lavanech fand in der Nacht zum 8. August ein lebhaftes Feuergefecht statt, an dem jedoch unsererseits keine Truppen beteiligt waren.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschaleutnanlt.

Der Krieg zur See.

Kopenhagen, 9. Augusi. (W. T. B.) Das Rizausche Bureau meldet aus Kristiania: Hier eingetroffenen Nachrichten zufolge ilfsf i „India“ (7900 Tonnen) nördli von Böds beim Einlaufen in den Vesifjord torpediert. Der shwedische Dampfer „Göft- aland“ ging mit 80 Mann der Besfazung nach Narvik ab. Etwa 72 Mann wurden auf Helligvärk gelandet. Die Mi- litärbehörden haben die nötigen Maßnahmen getroffen.

Nybor, 9. August. (W. T. B.) Der dänische Dampfer „Lynn“ hat hier fieben Mann und eine Frau von der ‘Be- sazung des Gotenburger Vampfers „Mai“ gelandet, der von Schweden nah England mit Grubenholz unterwegs war und am Freitag in der Nordsee von einem deutschen Unterseeboot in den Grund gebohrt worden war. Die Besaßung war in zwei Boote gegangen. Die -Fnsaßen des einen sind am Sonnabend vom „Lynn“ aufgenommen worden. Jm zweiten Boote befanden sih der Kapitän und neun Mann, deren Schicksal unbekannt ist. (Grubenholz it Bannmware.)

Kristiania, 9. August. (W. T. B.) Die norwegische eiserne Segelbark „Norman“ (995 Tonnen), mit einer Holzlast, also Bannware, unterwegs nach dem Tyne, ist von einem deutschen Unterseeboot quer ab von Arendal, 6 Seemeilen vom Lande entfernt, versenkt worden.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Konstantinopel, 9. August. (W. T. B.) Der Ort Karatschali, in dessen Umgebung nah dem gestrigen Bericht des türkishen Hauptquartiers eine Landung frischer feindlicher Truppen stattgefunden hat, die jedoch in ihre Schiffe zurük- getrieben wurden, liegt an der Nordküste des Golfes von Saros, ungefähr gegenüber der gleichnamigen fleinen Jnsel zwischen den Mündungen zweier kleiner Flüsse, 15 krm westlih des Ortes Kadiköj, der durch die Angriffe der Bulgaren gegen Bulair während des ersten Balkankrieges bekannt geworden ijt.

Konstantinopel, 9. August. (W. T. B.) Das Haupt- quartier teilt mit: An der Dardanellenfront brachte heute früh um 5 Uhr 50 Minuten eines unserer Wasßserflugzeuge durch Bomben ein feindlihes Unterseebot vor Bulair zum Sinken. Jm Norden von Ari Burnu warfen wir gestern wiederholte Angriffe des Feindes zurück und fügten ihm Verluste zu. Bei Sedil Bahr zerstörten wir eine feindliche Bombenwerferstellung. Auf den übrigen Fronten nichts von Bedeutung.

Parlamentarische Nachrichten.

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Mie die „Danziger Zeitung“ meldet, ist das Mitglied des Hauses der Abgeordneten Kommerzienrat Münsterberg (Fortschr. Volksp.), Vertreter des Stadtkreises Danzig fowie der Kreise Danziger Höhe nnd Danziger Niederung, am s. d. M. gestorben.

Statistik und Volk2wirtschaft.

Die ländlichen Fortbildunas\chulen in Preußen im Zabre 1913.

Nach den „Statistischen Nachweisungen aus dem Gebiete der landwirtschaftliden Verwaltung von Preußen", von denen vor kurzem der Jahrgang 1913 vcm Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten herausgegeben worden ist, bestanden irm Königreich Preußen im Jahre 1913 6775 ländliche Fortbildungs\chulen. Sie waren sämtlih ohne fahlihen Unterriht, nacdem die legten versuhéweise mit solchem ausgestatteten Schulen 1908 eingegangen waren. Freise batten 181, Gemeinden 5236, landwirtshaftlide Vereine 28, Private 1330 Schulen errihtet. Unterbalten wurden allein dur Kreise nur 8, durch Gemeinden 27, durch Private 43, durch den Staat 2017, während für 4675 Schulen der Staat noch MBeitrôöge leistete und 5 Schulen überhaupt feine Zuschüsse erforderten. Ins- aesamt betrugen die Unterhaltungskosten 1 173053 M, an denen der Staat mit 808 986 4, Gemeinden mit 156199 #, Kretse mit 131 836 4, Private, Stiftungen und dgl. mit 25 262 4, Provinzen mit 6388 4 und landwirtschastlihe Vereine mit 1441 # beteiligt waren: resilihe 42941 A wurden durch Schulgeld gedeckt.

Non den Schulen wurden 2508 von nit mehr als 10 Schülern, 9612 von 11 bis 20 und 1655 von mebr als 20 Shülern besucht. íInsgesamt bezifferte fich die Schülerzahl auf 111 699, das sind im Durcbschnitt für eine Schule 16,5. ; :

Der Unterricht lag in den Händen von 369 Geistlichen, 3 Land- wirts{aftslehrern, 8897 Volksschullehrern und 60 anderen Personen (Landwirten, Tierärzten), zusammen 9329 Lehrkräften. Im Durh- \hnitt entfielen auf einen Lehrer jährlich 64 von insgesamt 598 771 Unterrichts\tunden. In 41 Schulea wurde während des ganzen Jahres Unterricht erteilt, in den übrigen nur im Winter.

Gegen das Vorjahr hat die Zahl der ländlichen Fortbildungs- \{ulen um 584 zugenommen.

Zur Arbeiterbewegung.

Einer vom „W. T. B.“ wtiedergegebenen Meldung des „Daily Chronicle“ zufolge machen sich nah Berichten aus New York die Vorboten eines Ausstandes der Munitionsarbeiter in den Neuenglandstaaten bemerkbar; die Organisatoren der Streikbeweaung beiieten mit den Arbeiterführern über die Forderung höherer Whne und kürzerer Arbeitszeit. Falls diese Forderungen niht bewilligt würden, würde tm September eine haibe Million Arbeiter zum Ausstand aufgefordert werden.

Wohlfahrtspflege.

De Wanderausstellung für Säuglingskunde für Belaiten kann im Kaiserin Auguste Victoria-Haus zur Bekämpfung der Säuglingssterbllhkeit im Deutschen Reiche am nächsten Sonnabend, Vormittags zwischen 11 und 2 Uhr, besichtigt werden. Die Besichtigung empfiehlt sih weniger für das Publikum, dem ja das ständige Museum der Anstalt zur Verfügung steht, als vielmehr für Provinzial- verwaltungen, Gemeindeverwaltungen, überhaupt Körperschaften, die den Wunsch haben, zur Belehrung der Bevölkerung über Säuglings- bvgiene in der Provinz oder in einein kleineren Bezirk eine ähnliche Wanderausstellung zu erroerben.

Kunft und Wissenschaft.

Die technisckde Ciwetßerzeugung.

Man mag bezweifeln, ob vom Krieg eine direkte Förderung der Wissenschaft zu erwarten ist oder niht; unzweifelhaft hat aber -der Krieg der Technik große Fortschritte gebraht, und zwar Fortschritte von grundlegender Bedeutung. Seit undenklihen Zeiten ist die Er- nährung der Menschheit abhängig vom Boden, von Licht und

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wurde gestern abend der englishe Hilfsfreuzer |

| aleidzeitig durch szine Lehre von der Anwendung künftliher Düng

Meiter. Ecst ter Kr'eg mußte kommer, um E eine Umn zun berb¿iufübren, wie f größer faum ged2mt werden - veraißt, wenn man die prafktische Bedeutung der Ec- ;zugung von „Eiw:iß au3 Luft“ ins Auge faßt, zu leit, vgun „Eiweiß au3 Lu Auge „le! ran zu denken, daß hier etwas Ge ite r Mens{beit bisher eigentlich ganz Unerbörtes in die ZBege l hat fih Sr

eitet wird Der Altmeister der Chemie, Liedta, ? u 1 Î auc? um 9a

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da de ge ; in dopp:lter Weisz grofe Verdienste um Deutschland, au das beútige Deutschland, das gegen eine Welt -von Feinden tim Kamps stebt, erworben. Er hat durch die Begründung wissenshaftlih- chem!scher Laboratorien die Methoden geschafen, die die deute Chemie zur Vorherrshaft in der Welt brachten. Er hat aer au

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mittel den Ackerboden Deutschlands ver3ieifamt; er hal es eimöglid mit den Erträgnissen einer ve1fleinerten Fläche eine AroBee Volkämenge durch die Steigerung des Landwirtschastédetrie2s unter Anwendung der fkünstlihen Düngemittel zu ernaHren. PrivzipieUl betrachtet, bedeutet die Érzeugun on fe eiweiß mit Hilfe von Düngemitteln nich!s m und nid weniger, als daß nun zum ecfien Male große Mengen gerade ! wichtigsten Nabrungsstoffs unabhängig vom „Woden und ohne sonstige Risiko, rein tebnisch gewennen werden fönften. log-n des Verfahrens bilden, wenn der Ausdruck gestattel Ul, vi räcste geistige Etappe der Taten Liebigs. big verv elfäitigte n Ertrag der Ackerfläche, das neue Verfahren umge den Aer, Landwirts{cha2ft wird in die Babnen des verme Dazu kommt noch ein zweites wesentliches Vêoment, wenn man }o sagen darf, die Ausschaltung des Zeitbegriffs. Was der Tandmann 9k Furche anvertraut und nachber erntet, das kann er zwar în gew! e beeinflussen durch seine Tücttigkeit, durch seine Kenntnisse. Was der Land- mann aber nit kann, ift Herr der Zeit werden; er muß {( warten, bis das Korn reift. Dieser Punkt fällt bei d uen Technif fort. In seinen wifsenshaftlihen Grundlagen bedeutet das Ver- fabren ni@ts unbedingt Neues, die Grundlagen find in vereinzelten Tatsachen seit längerem bekannt; das is aber ein V? rtm jéder wissenshaftlihen Arbeitsweise, und im Frieden hat es au) n'cht an Nersuchen gefeblt, die Ergebnissz der Wissen]chait in die Prar!s ums zusetzen. Hier hat aber die Not des Krieges eingeseßt, und was fonst in langsam tafienden Versuchen vielleiht nah Jahren gelungen wär! das bat der aroße Lehrmeister in kürzester Zeit zur Tat gemacht. Die grúne Pflznze ist bisher tie Grundlage aller Ernährung gewe! fie besißt im CblorophyU cin Werkzeug, das es ibr ermöglicht, unter Zus- nußung dexSonnenenergie den Kohlen\toff der K oblensâure der Lust und den Sticksloff, den sie dem Boden entntmmt, in ]ene drei Kör pergruppen 1 zit

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Koblehpdrate, Fett, Eiwelß. Die Heranziehung der Pilze und dicfen gebört die Hefe ur Erzeugung von Nahbrungéstoffen \chaltet nun zunächst das Ut, die Sonnenenergie, als. direkten ¿Faklor au nôtig bleiben nunmehr der Kohlenstoff und der Stickstoff als Grund- lage für die Bildung von Eimeiß. Bokorny hat gesunden, da} 100 g Preßbefe, die 28,36 g Trodkensubstani enthielten, binnen zwei Lagen bei entsprehender Ernährung 8 g Trockensubstanz liefern; das macht auf 100 Trockensubstanz in dec DBer]uché- befe 310 2 Trockdensubstanz in der Ernte, D Me Treensubstanzvermebrung betrug täglich 1095 v. . Selbfît- verständlich is bier der Tag zu 24 Stunden gerechnet. Die Hauptmenge der erzevgten Trockensubstanz ist Ciweiß. Nach Berech- nungen der Botaniker beirägt die Vermehrung der Trokensubstarz im grünen Blatt im Tag, der hier nur mit 12 Lichtstunden gerechnet werden kann, aber nur 5 v. H. Der Unterschied zwischen 5 v. H. und 105 v. H. wird wokl jeden erkennen lassen, welch ausgezeineter Eiweißfabrikant demnach die Hefe ist und welch grundlegende Bedeu- tung das Verfahren besigt. Das Verfahren ist zur reten Zeit ge- kommen, denn es ist noW nicht lange ber, daß wtr den Süticlitof 10 ganz in unserer Gewalt haben. Bis vor nit allzulanger Zeit waren die wichtigsten Stickstoffquellen der Chilesalpeter und das Ammoniak, das man aus der Koble gewann. Erst die jüngste Zeit hat uns ge- lehrt, die reiste Sticksioffquelle, den Stickstoff der Luft, technisch zu erfaßen. Auch bier hat ja der Krieg in dem gleißen Sinne etnge- wirkt, wie es sich bet der Erzeugung von Hefeeiweiß gezeigt bat, er bat den S&Friit der Technik beschleunigt. Die Sperre der Salpeter- etnfubr hat es ¿zuwege gebracht, daß Deutschland wohl für alle Zeiten von einer Einfubr von Salpeter unabhängig geworden ist, ja daß viellei&t der ganze Stidstoffmarkt der Welt nach tem Krtege ein ganz anderes Gesdt aufweisen wird Dadurch, daß man den Sti- toff der Luft zur Erzeugung von Eiweiß direkt verwenden fann, it abermals ein arundleaender Fort'chritt zu verzeihnen; denn man be- t Form von Amnoniaftsalzen 1 Pflanzen zuführte, ei:ertlich mt ift also, da die Kohle nichts anderes Pflanzenreste darstellt, nicht8 weiter als pslanzit! der nach jahbrtausendelanger Umwandlung wied Nahrung2mittel dient. Diefer Umweg über die Gewinnung der Düngemittel auf synthetischzm Wege Das Verfabren selbst muß man wirklich als technisch voll zeichnen, denn es ifi in feinem Wesen einfach. JIrgendwo wird ein Särbottih aufgestellt, der die Nährlösung aufnimmt und in dem, durch einen dur(geblasenen Luftstrom angeregt, die Dese zu lebhaftem Wachstum kommt. Ist das Wachstum nach etwa 10 Stunden beendet, so tritt eine Zentrifuge în Tätig- keit und trennt die Hefe von der Näh1flüssigkeit. Schließlich wird die abgeshleuderte Hefe in einem Trockenapparat getrocknet und so in die Dauerware überacführt. Das Verfahren kann also o ztem- lih an jedem Orte ausgeübt werden, d. h. die Erzeugung kann dorthin verleat werden, wo der Rohstoffbezug am einfacsten ist, entweder in die Nähe von Zuli fabriken oder auh in die von Kar1offelstäk fabriten, denn deren Waschwässer, die sonst wenig au?genußt bei der Stärle- fabrikation abgingen, enthalten alle Stoffe, die die Hese zum Aufbau der Leibessubstanz benötigt. Noch ein anderer Rohstoff kann Ver- wendung finden,*und seine Auënuzung würde die Lösung cines Problems bedeuten, das für die Technik stets ein Sckmerzentkind war, nämli die Verwendung der Ablaugen der Sulfitzellstoffabriken. Wenn unsere Wälder ibr Holz opfern müssen, um uns das geduldige Papier in ungeheuren Mengen zu liefern, fo wird der Nobsioff bei weitem nit völlig au8genußt, und die Mengen organischer Substanzen, die unverwertet bleiben, sind so ungeheuer, daß ihre Beseitigung \Pwere Sorgen und viele Kosten verursaht. Man hat die ver- \chiedensten Wege eingeshlagen, um diese Ablaugen namen!1lich auch als Viebfutter zu verwerten, bisher jedoch ohre Grfolg. Hier kann nun das neue Verfahren eingreifen, denn auch tin diesen Ablaugen ist aïfimilierbarer Zucker enthalten, und wie die Arbeiten des Instituts rür Gärungs8gewerbe bereits ergeben haben, find sie gecignet, bei ent- \preGender Mineraldüngung Hefesubstanz zu ernähren und damit Eiweiß zu liefern. i; Y Nun noch einen Blick auf die wirtshaftlihe Bedeutung des Hefe e!weißes. Es ist nichts Neues, was tn die Ernährung eingeführt wird. Es ist bekannt und erit kürzli wieder festgestellt, daß das Hefeeiweik sich sehr gut zur menslichen Ernährung eignet, und für die Viehfütterung bedeutet ja gerade das Verfahren die Un- abbängigmahung von der Einfuhr ausländisher Futtermittel. Wird das neue Verfabren für die Erzeugung von Bädkereihefe herangezogen, fo werden dadur namhafte Mengen von Getreide, die sonst diesem Zwecke dienten, als Futterstoffe frei. Der Preis der Nährhefe wird d voraussihtlich auf etwa 150 16 für 100 kg stellen. Wenn man diefen Preis annimmt, dann würde die Nährhéfe cines der billigsten Nahrung8mittel werden, denn Dr. Baudrexel hat berechnet, daß man dann für eine Mark bei Blutrwourst 1044 Wärmeeinheiten mit 59 g Eiweiß, bei Hübnerei 1391 Wärmeeinheiten mit 105 @ Elweiß, bet (Smmenthaler Käse 1693 Wärmecinheiten mit 123 g CEiweiß, bei mittelfettem Ochsenfleish 896 Wärmeeinheiten mit 137 « Etweiß und bei Nährhefe 3013 Wärmeetinheiten mit 333 Etweiß erhalten würde. Der Berehnung find die Friedenspreise zugrunde gelegt worden.

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ke, wober der Stickstoff, den man 1n

stammt der Koble,