Ausstellungsnachrichten.
Eine Kupfershau aus Anlaß der Metallbeslagnahme hat in Nürnberg, wo das Kupferschmiedsgewerbe in boher Blüte stand, das Germanishe Nationalmuseum im Game i Kupfer- stihkabinetts veranstaltet. Die Ausstellung, die aus öffentlichem und privatem Besiy unter starker Beteiligung des Altectümerbandels in der Eile zusammengebraht wurde, E den praktishen Zwet, das Publikum und die Vollzugsorgane der Behörden über die weniger Ugen tiigen S@&önheiten des alten Gebrauhskupters aufzuklären. N ausgesprochenen Kunstformen sind darum hauptsählich solHe Gegenstände EREttent, die an sich unter die Beschlagnahme fallen Tônnen (wie alte Wafserbehälter und -Kannen, Backformen u. deragl.), aber durch Gestolt und Zierat kunst- und kulturgeschichtlihen Wert besitzen. Insbesondere soli das Interesse auf die zarte alte Punzterung gelenkt werden, die nur zu häufig geringer geachtet wird als aufdring- Tie halbmoderne Geshmadlosigkeiten. Die Bestimmung, daß Kupfergeräte mit Beshlägen im allgemeinen nur als Altmetall gelten, hat dazu geführt, daß gute alte Stücke dur voreilige Entfernung voni Misentetsen zerstört wurden. Das solite tunlihst überall verhindert
erden.
Verkehrstvesen.
Postaufträge nah der Schweiz können mit dem Vermerk «zur Schuldbetreibung“ versehen sein. Werden solche Postaufträge nicht eingelöst, so fordert die \{chweizerishe Postverwaltung die Auf- traggeber auf, ein törmlihes Betreibungsveriangen, das Namen und Wohnort des Gläubigers und des Sculdners, die Forderungs|[umme in gesezliher Schweizerwährung und Art und Datum der Forderungs- urkunde oder in Ermangelung etner solchen den Grund der Forderung enthalten muß, fowie den getießlichen KostenvorsGuß einzusenden, der 1,05 Fr. für Forderungen bis 100 Fr. und 1,75 Fr. für höhere Forderungen beträgt. Außerdem sind ein \hweizerisher Gerichtssig und eine dort wohnhafte Person zu bezcihnen, der die Betreibungs- urkunden zugestellt werden sollen. Wird diesen Vorschriften nicht genügt, fo geht der Postauftrag an den Aufgabcort zurü.
Nr. 37 des „Zentralblatis für das Deutshe Reih", herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 3. September 1915 hat folgenden Inhalt: Justizwesen : Aenderungen und Ergänzungen des Verzeichnisses der mit der Einziehung von Gerichtskosten be- trauten Behörden (Kassen). — Zol- und Steuerwesen: Zulcssung von Waldmelster ais Tabakersaßz\tof}. — Veränderungen in dem Stande und den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. — Handels- und Gewerbewesen: Vertriebsgesellshaften für den Steinkohlen- und Braunkohlenbergbau. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reich3gebiete.
Theater und Mufik.
Lessingtheater.
Das Lessingtheater griff gestern auf ein S&aufptel zurück, das vor zehn Jahren an dieser Bühne, als sie noch unter Brahms Leitung ftand, seine Uraufführung erlebt hatte: „Stein unter Steinen“ von Hermann Sudermann. Das Schauspiel, das mit seiner handfesten Theatralik und an das Volksftück gemabnenden Rührselig- Teit dereinst dem überfeinecten Ges&mack der Lessingtheaterbesucher nicht behagen wollte, erregte gestern ketnen Meinungsftreit mehr. Ist eine innere Wandlung des Publikums vor ih gegangen, durch die es einfacheren Gefühlsregungen zugängliher geworden ist, oder machte
ch gestern nur eine gewisse Duldsamkeit gegenüber einem Stück geltend, über das die Akten bereits ges{lossen find? Es ist {wer zu entscheiden. Die gestrige Aufführung des Schauspiels stand, obwohl mit Ausnahme des dem Lessingtheater wiedergewonnenen Albert Bassermann, lauter neue Kräfte am Werke waren, der de3 Jahres 1905 keineswegs nah. Besonders stark fesselte der driite in der Kantine spielende Akt mit seinem wirksamen Schluß, während die Stimmung nach dem vierten merklich abflaute. Als Darsteller ift Albert Bassermann, der den um seine bürgerlihe Existenz ringenden, entlassenen Sträfling Iakob Biegler spielte, wiederum an erster Stelle zu nennen. Erih Kaiser - Tiy als sein Gegenspteler traf den Ton des abstoßend rohen, weltmännisch selbst- bewußten Steinmeßgen Göttlingk ebenfalls sebr überzeugend. Als Zuchthaushumorist Struve führte fi Hermann Valentin, das bisherige beliebte Mitglied des Königlichen Schauspiel- hauses, mit Glück an seiner neuen Wirkungsstätte ein. Auch der bis an die Grenze der Möglichkeit menschenfreundlihe Steinmeßzmeister Zarndcke fand in Kurt Göh cinen trefflichen Vertreter. Nicht minder gut waren die weiblichen Rollen beseßt. Das urrouchsige Talent von
, Marie, in der Wiedergat ga Hansens und un- aufdringlich drollig die chwaßhaste Wirtschafterin Paula Eberiys, Die Eitte Ziener, John, N und Piaten vervollständigten in den kleineren Nollen das f etônte Zusammen!piel, um das ih der zulegt Genannte auch als Spielordner vzrdient gemacht hatte.
Morgen, Donnerstag, werden im Königlichen Opernhause eDie lustigen Weiber von Windsor* in folgender Besetzung gegeben: rau Fluth: Fräulein Alfermann; Frau Reih: Frau Goetze; Anna ei: Frau Engell; Falstaff: Herr Knüpfer; Fluth : Herr Bischoff ; Reich: Herr Krasa; Fenton: Herr Sommer; Spärlich: Herr Henke; Cajus: Herr Wolter vom Hoftheater in Schwerin als Gast. Diri- gent ift der Kapellmeister von Strauß.
Die Spielzeit des Königlichen Shauspielbauses, die mit Nücksicht auf szenishe Schwierigkeiten niht, wie ursprünglich vor- gesehen, am 1. September beginnen konnte, wird am Sonnabend, den 11. d. M., eröffnet werden, und zwar mit einer Aufführung von Wildenbruhs „Quißzoros*® (178. Dauerbezugsvorstellung). Es folgen am Mana Freytags „Journalisten® (179. Dauerbezugsvorstellung) und am Montag Lessings „Minna von Barnhelm“ (180. Dauer- bezug8vorstellung). Der Vorverkauf der Eintrittskarten beginnt am morgigen Donnerstag.
¿Fräuletn Maria Fein, bisher am Hoftheater in Dresden, beginnt am Montag ihre Tätigkeit am Deutschen Theater. Ste spielt in der Neueinstudierung von Hebbels „Judith" die Titelrolle.
Mannigfaltiges. Berlin, 8. September 1915.
Der Oberbefehlshaber in den Marken, Generaloberst von Kesfel erläßt unter dem 7. September d. J., wie „W. T. B.“ mitteilt, folgende Bekanntmachung: „Für den Landespolizeibezirk Berlin und für die Gemeinden tm Kreise Teltow, Berlin-Treptow, Berlin-Brttz, Berlin-Dahlem, Berlin-Friedenau, Berlin-Gruneroald, Berlin-Johannisthal, Berlin-Lankwitz, Berlin-Lichterfelde, Berlin- Mariendorf, Berlin-Niedershöneweide, Berlin-Shmargendorf, Berlin- Stegliß, Berlin-Tempelhof, im Kreise Niederbarnim, Berltn-Pankow, Berlin-Reinickendorf, Berlin-Weißensee, bestimme ih biermit im An- \{chluß an meine Bekanntmachung vom 13. Juli 1915, O.-Nr. 34 458: Zur Ersparung von Beleuchtungsstoffen wird die Fort- lassung der Beleuhtung an allen mit Pferden bespannten Fuhr- werken noch bis einschließlich 15. Oktober 1915 gestattet. Die be- stehenden polizeiliGen Vorschriften treten insoweit außer Kraft.“
Ueber Krieg3nagelungen {reibt der Professor Dr.-Ing. H. Phleps-Danzig im „Zentralblatt der Bauverwaltung* : An einer Vauseckde in der Nähe des Stephandomes in Wien steht ein mit un- zähligen eisernen Nägeln benagelter kleiner Baumstamm. Die Sage erzählt, daß jeder, der an dem Gotteshaus des heiligen Stephan mit- gewirkt hôtte, fich mit einem Nagel an diesem Erinnerungsmal ver- ewigte. Unser jetkger Krieg hat diese Sitte neu erweckt. So wie der \{chlichie Wiener Werkmann durch etne Nagelung dem der Gottheit gewidmeten Denkmal huldigen wollte, gedenkt man nun im ganzen Deutschen Reibe in ähnliher Handlung seiner Ehre furt. und Hingebung zu Kaiser und Reih äußerlich Ausdruck zu verleihen. Um den Kriegsnöten zu steuern, soll mit der Nage- lung zuglei eine Opfergabe an Geld verbunden sein. Hler- mit allein ist der gewollie Zweck noch nicht erreiht. Da der genagelte Holzkörper zugleih als Erinnerung?mal an den vaterländischen Geist während des Krteges späteren Geschlechtern erhalten bletben foll, ergibt sich zuglei der künstlerische Gedanke, den genagelten Aufbau in eine eigenartige Form zu kleiden, Man hat bisher hierbei vor- wiegend zu figürlihen Formen gegriffen. So ging z. B. zuerst Wien mit einem eisernen Ritter voran. Fn Deutschland betraten mehrere Städte einen ähnlihen Weg, Heilbronn mit einem Eisenhart, Mannheim mit einem eifernen Roland, Hamburg mit etnem eisernen Michael (2,70 m hoch), Bremen mit einem etfernen Noland, Emden mit etnem „Jsern Kecrl van Emden“ (2 m ho), Breslau mit einem eisernen Michael (23 m ho) und Berlin inkteinem 10 m hoben Hindenburg: Frank- furt a, M. wählie einen sißenden Adler, Lübeck den Doppeladler seines Wappens, Potsdam und Wannsee begnügten ih mit einfachen eisernen Kreuzen, Goslar griff zu drei Schilden, die Hindenburg, Weddigen und den namenlosen Helden gewidmet sind, und Schöne- berg entihied sich für eine Tür. Bei den meisten dieser Wahrzeichen unterließ man es, die Formengebung den technts{chen Bedingungen anzupassen. Die erste Erœägung hierüber betrifft die Form an fich. Es muß zu allererst dafür Sorge getragen werden, daß die Nägel einen sicheren Halt bekommen, taß die Gefahr des Aufeinander- treffens einzelner Nägel avsgeschlossen bleibt und daß sie an jeder Stelle letcht eingeschlagen werden können. Aus diesem Grunde sind spize Winkel, kleine buckelaritge Erhöhungen und \charfe Eins\chnitte zu vermeiden. Figürlihe Darstellungen bergen aber diese Mißstände stets in fi, und deshalb werden solhe Stellen durch die Nagelung immer unshône Veränderungen erletden. Die für Nagelungen günstigea Formen fegen sch nach dem Angesührten aus geraden Flächen, RNundkörpern, stumpfwinkligen und flahgewellten Vorsprüngen zusammen. Eine zweite Erwägung muß dafür Vorsorge treffen, daß der genagelte Körver, wenn er der Einwirkung des Wette1s preis- gegeben wird, niht Nisse bekommt. Hierzu dienen eiserne Sicherungen. Diesen beiden grundlegenden Erwägungen entsprehen am metsten die Tafel oder die Säule. Als nächstliegende Form für Tafelnage- [lungen kann man die Tür als Gingangstür von Kirh:n und öffent-
T B ma
amenszug unseres A chst 1 Jahreszahl des Kriegsjahres selbst — leicht einfügen lassen. könnte auch besonders geformte der Nagelung dienende auf. rauben. lassen sich tafelförmige Wahrzeichen gesondert Innen- und Außenwänden von Kirchen, Rathäusern und Stadt- toren aufhängen. ien muß dafür Sorge getragen werden, das Holz vor flüfsen der Feuchtigkeit bewahrt bleibt. fann außer den üblihen das Werfen werhindernden Vor- kehrungen ein Shußdah und ein metallener Randshutz bewirken Für eine zweite Form genagelter Wahrzeihen wären einfache Balken vor- zushlagen, die, ein- oder zweiseitig genagelt, in Torwegen oder Vor- hallen von öffentlih-n Gebäuden in wagerechter Lage aufgehängt werden können. Diese Form dürfte sich für kleinere Gemeinden eignen und troß ihrer Einfachheit sich ais wirkungévoll erweisen. Es ist von Wichtigkeit gerade für die kleinen Gemeinden, wo die Mittel gering find, nach eigenartigen Wahrzeichen zu suhen. Wäre es nitt angebraht, über den genagelten Gegensiand hinwegzugehen und außer diesen auch Gebilde der Natur heranzuziehen? So z. B. könnte man die Tanne nehmen, die an einem besonderen genagelten Gerüst mit eiserner Deckschiene sich leiht befestigen ließe und die dann, viertetjährlich erneut, zugleichß ein Zeichen ewig wah bleibenden Gedenkens an die Heldenzeit des aroßen Krieges darstellen würde, Allen Wahrzeichen voran dürfte die Säule nform steben, nicht allein deshalb, weil wir sie seit unserer altgermanishen Vorzeit leben, fondern auch wegen ihrer ästhetishen wie technischen Vorzüge. Mit threr aufrechtstehenden Form lassen sich im Freien wle im Innern stets Bilder von eigenartigem Reiz shaffen. Jhr äußeres Gewand, ob rund oder vtelkantig, verbürgt die für eine gute Nagelung not- wendigen Vorausfezungen — keine übermäßigen Erhöhungen und Einschnitte So haben die Stadt Danzig und die Stadt Thorn fd für Säulen entschieden, In Danzig sißt die Säule mit vier Eisen verankert auf cinem Sockel von Kunstgranit und Porpbyr. Sie ti} aus mehreren Teilen weichen Kiefernholzes mit Quarkleim zus ammengeleimt, Um Nissezu vermeiden, hat fie eine sechsfahe eiserne Bereifung erbalten. Auch das bekrönende Kreuz, an dessen Innerem Vertiefungen liegen, ist am Nande mit siarkem Eisenblech geschüßt. Desgleichen trägt der Uebergang vom Kreuz zum Schaft etn Eisenkleid. Auf diese Weise ist dem Einwirken der Witterung {hon in der Verteilung der Baustoffe Einhalt geboten. Die Säule wurde zweimal mit heißem Leinöl gestrihen. Wenn die Nagelung, die in Form etnes silbernen Ornazments auf etsernem Grund vollzogen wird, vollendet it, so werden die elsernen Nägel in gewissen Zeitabschnitten mit einem schüßenden Anstrichß versehen werden. Die etfernen Relfen des Schaftes dienen außer technisch:n Zwecken zuglei als die ehernen Berkünder unserer Fürsten und Helden, soweit fie auf den Osten Bezug haben. Der oberste Reif trägt die Namen des Kaisers sowie des Kronprinzen und des Prinzen Hetnrih, der zweite Reif: Hindenburg, Mackensen, Falkenhayn, der dritte: Tirpig, Spee, Weddingen. Das Eisenwerk wurde {warz gestrichen, die Buchstaben blaugrün. Für die Kronprinzessin, die mit ihrem Nagel und den Nägeln für dle kronprinzlihen Kinder die Nagelung selbst einleitete, wurde eine besondere Stelle in Waypen- form auêgespart. Als Rand dieses Wappens reiben fih die Nägel der Ehrengâäste. An der Thorner Säule sind die gleichen Bewegs gründe wie am vorigen berüdckfihtigt worden. Hier sollte das Kreuz allein genagelt werden, was auf die Gesamtersheinung thres Auf- baues wesentli einwirkte. Bei geringen Mitteln konnte man \ich begnügen, nur einzelne Stellen einer Säule zu benageln. Es lassen fih auch hier, besonders durch die metallenen Bekrönungen, leicht eigenartige Formen bilden. Auch der Gedanke, solhe Säulen zuglei als Kranzhalter auszubilden, läßt ch leiht und billig in die Tat umsezen und gibt dem Denkmal einen neuen Wert.
Auf der Treptower Sternwarte finden in den nägsten Tagen folgende kinematographiscken Vorführungen mit erklärenden Vorträgen statt: Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: „Unser Heer in Krieg und Frieden", um 5 Uhr: „Unsere Feldgrauen an der Frout*, Abends 7 Uhr: „Siegeszug der Verbündeten in Galizien" ; Mittwoch, den 15. September: „Aus fernen Landen“. In jedem fkinemato- graphi|chen Vortrag werden neue Krieosfilme vorgeführt. — Am Dienstag, den 14. September, Abends 7 Uhr, {prickt der Direktor Dr. F. S. Archenhold an der Hand zahlreicher Lichtbilder über : «Das Geheimnis des Weltenbaues", am Sonnabend, den 11. Sep- temb:r, Nachmittags 5 Uhr, wird der Lichtbildervortrag: „Unser Planetensystem“ gehalten. — Mit dem großen Fernrohr können S ORROL eden) Doppelsterne, der „Jupiter“ und der Mond beobachtet werden.
Kopenhagen, 7. September. (W. T. B.) An Bord des norwegischen Dampfers „Marie“, der mit einer wertvollen Stückgutladung nach London unterwegs war, bra am 2. September während heftigen Sturms Feuer aus, das sich schnell über das ganze Schiff verbreitete, sodaß die Besaßung gezwungen war, in die Boote zu gehen. Zwei Boote wurden vom Sturme weggerissen, ein drittes, in das ih die Besaßung rettete, lief zur Hälfte voll Wasser. Die Scchchiffbrüchigen wurden {ließli von dem griechischen Dampfer „Marcella“ aufgenommen und in Port Talbot gelandet.
(Fortsezung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
T. s P Ry
Theater. Freitag: Rausch,
Deutsches Künstlertheater.(Nürn-
Schillertheater. O. (Wallner-
Thaliatheater. (Direktion: Kren und
Krieg aufgezwungen werden sollte,
Königliche Bchauspiele. Donners- tag: Opernhaus. 183. Abonnements- vorstellung. Die lustigen Weiber von Windsor. Komisch - phantastishe Oper in 4 Akten nach Shakesveares gleich- namigem Lustspiel von H.-S. Mosenthal. Musik von Otto Nicolai. Mufikalische Leitung: Herr Kapellmeister von Strauß. MNegie: Herr Oberregifsseur Droescher. Ballett : Herr Ballettmeister Graeb. Chöre : Herr Professor Nüdel. Anfang 7# Uhr.
Freitag: Opernhaus. 184. Abonne- mentsyorstellung. Aïda. Oper in vier Akten (7 Bildern) von G. Verdi. Text von Antonio Ghislanzoni, für die deutsche Bühne bearbeitet von Julius Schanz. Anfang 7#F Uhr. i
Berliner Theater. Donnerst „Abends 8 Uhr: Extrablätter! Heitere Bilder aus ernster Zeit von Bernauer-Schanzer und Gordon. Mufik von Walter Kollo und Willy Bredschneider.
ú ag und folgende Tage: Extra-
Theater in der Königgrüäßer
Straße. Donnerstag, Abents 8 Uhr:
Ueber die Kraft, U. Teil. Schausptel in zwei Atkt-n von Björnstjerne Björn}on. - Deutsch von Julius Elias.
/
Sonnabend: Ueber die Kraft,
L, Teil.
Deutsches Theater. (Direktion: Mar Reinhardt). Donnerstag, Abends 6x Uhr: Faust, D. Teil.
Freitag: Faust, L. Teil.
Sonnabend: Faust, 2. Teil.
Kammerspviecele.,
Donnerstag, Vbends 8 Uhr: Weibsteufel. j
Freitag: Die deutschen Kleiustädter.
Sonnabend: Der Weibsteufel.
Volks8bühne.
(Theater am BVülowplatz.) (Untergrundbahn Schönhauser Tor.) Direktion: Max Reinhardt.
Die
Donnerstag, Abends 84 Uhr: Näuber. Freitag und Sonnabend: Die Räuber. Deutsches Opernhaus. (Shar- lottenburg, Bismarck - Straße 34—37. Direktion: Georg Hartmann.) Donnerktt., Abends 8 Uhr: Hofîimanus Erzüäßlungen. Phantaslishe Oper in drei Bildern, einem Borspiel uxrd eirem Eptlog nach Th. Amadeus Hoffmaans Nooellen von Jul:s6 Barbter. Musik von Jacques Offenbach. Freitag: Die Fledermaus, Erzüäh-
Sonnabend: Hoffmanns lungea.
Der
bergerstr. 70/71, gegenüber dem Zoologischen Garten.) Sonnabend, den 11. September, Abends 74 Uhr: Eröffnungéporstellung. Zum ersten Vèale: König Salomo.
Lessingtheater. Donnerstag, Abents 8 Uhr: Stein unter Steinen. Schau- spiel in 4 Akten von Hermann Suder- mann.
Freitag: Vaumeistexe Soïneß..
Sonnabend: Stein unter Steinen.
Komische Oper. (An der Weiden- dammer Brückte.) Donnerstag, Abends Uhr: Juug muß man sein. Operette in dret Akten von Leo Leipziger und Erich Urban. Gesangsterte von Leo E On S J reitag und folgende Tage: Jun muff; man sein. B
Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Donnerstag, Abents 8 Uhr: Andersen. Phantastishes Tanzspiel in 7 Bildern und etnem Boriplel. Mufik von Oskar Nedbal. — Vorher: Am Wörther See. Liederspiel von Thomas Koschat.
Freitag und folgende Tage: Anderseu. —-Vorher: Am Wöither See. -
1
theater.) Donnerêtag, Abends 8 Uhr: Der Raub der Sabiucriunen. Schwank in vier Akten von Franz und Paul von
Schönthan. Der Raub der Sabine-
Freitag : rinnen.
Sonnabend: Zum ersten Male: Heimat.
Charlottenburg. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Wohltäter der Meuschheit. Schauspiel in drei Akten von Felix Philippt.
Freitag: Nosmersholm:
Sonnabend: Der G’wissenswuruz:.
Lusispielhaus. (Friedrihstraße 236.) Donnerstag, Abends 84 Uhr: Herrfchaft- licher Diener gesucht . . . Sch{chwank in drei Akten von Eugen Burg und Louis Taufstein.
Freitag und folgende Tage:
Herr- \cchaftlicher Diener gesucht .
Theater am Nollendorfplaß. Donneistaa, Abends 84 Uhr: Jmmer feste druf}f! Vaterländiihes Bolksstück in vier Bildern yon Hermann Haller und Willi Welf. Musik von Walter Kolo.
Freitag ‘vnd folgende Tage: Jurmer feste bruff! L j
Schönfeld.) Donnerstag : G: lossen. Freitag: Zum ersten Male: Drei Paar Séhuhÿe.
Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Donnerst., Abends 8 Ubr: Die Hydra. Lustspiel in 3 Akten von Karl Ettlinger.
Freitag und folgende Die Hydra.
E S F E R T E T E
Familiennachrichten.
Gestorben: Hr. Regierungs- und Forst- rat a. D., GScheimer Regierungsrat Nudolf Godbersen (Berlin). — Verw. Fr. Oberst Anna von Hirsch, geb. Muth (Magdeburg).
Tage:
_ Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.
Verlag der Expedition (I. V.: Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutshen Buchdruterei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. Drei Veilagen
sowie die 674, und 675. Ausgabe der Deutschen Vexrlufilisieu.
Erste Beilage
zum Deutshen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
M 212.
_Goldmünzen
Berlin, Mittwoch, den §. September
—
Amlflices.
Deutsches Rei. Uebers it §t
der Prägungen von Reihsmünzen in den deutshen Münzstätten bis Ende August 1915.
Silbe rmünzen
1) Im Monat August 1915 snd geprägt worden in:
Doppel-
Frónén Kronen
R
Hiervon auf Prtivat- rechuung *)
M
Drei- markitüdcke
Zwei- marfkstüdcke
Ein- Fünfzig- marfkitücke | pfennigstüde
M d | S
Fünf- martkstüde
R
h Fünfund- zwanzig- n- pfennigstücke | pfennigstüde M A M K M | A M | A M [4
_ 1915.
Kupfermünzen
Ein- pfennigstüde
Nidcde lmün zen
Zwei-
Fünf- pfennigstüdcke
Zehn- pfennigstüdcke
M Berlin . 3013 200 E S E — U E a _— E — E o I S e — Da c U NE —
P ETEA
3013 200|
— 1255 139/50
272 327 — — 107 000 109 000|— 500 0009 — — 311 000 —— [— — 134 000|—
F
|— 33 781'— 2
27172130] — 3193 94 L LTZA E 3 500|—
- E -
Summe 1 3 013 200
2) Vorher waren geprägt **) .
3 U13 200] — 4 556 119 480/772 276 55014030730040/281 382 740/172 183 893/319 394 8581365 904 9211110 117 71 ¿[50
1190 3271 1 489 139/50
|
7 500 449 —
6 693 97
F 787 | | 9 079 511/30] 15 774 063/04
77 172 30) 74 777 340/70
37 241 679/30
3) Gesamtausprägung
4) Hiervon sind wieder eingezogen 111 166 060} 67 341 670
4 999 132 6801772 276 550 4033743240281 382 740/172 183 893/319 394 858[367 095 245|111 606 854 —
244 880 20 043 380 996| 1 154 394 41 518,50
7500 4149 —
37 268 S9100l 9079 5L130l 15,80 7,698
74 811 121/70 523 901/20 40 551/52 40 288/63
770/75) 4 898 659/50
O) Dee «v 6 4 447966 6201704 934 880
9 152 901 500 ,
281 137 S6C[172 163 8501519 013 862/365 940 SpaITI1 565 33550 _7 499 678/25
69 91746220] 36 744950 401 9 038 959 78| 15 140 48139
1 249 821 761,50 4.
®) Einsließlih von Kronen, zu deren Prägung die Reichsbank das Gold eliefert hat. **) Vergl. den „Reichsanzeiger“ vom 9. August 1915, Nr. 186. s
Berlin, den 7. September 1915.
Hauptbuchhalterei des Reichsschaßamts. Schuckert.
114 157 090,85 4. 24 779 428,13 A.
Nicßkamfllicßes:
(Fortseßung aus dem Hauptblatt.)
Zu den Mitteilungen des Londoner Auswärtigen Amtes über die deutsh-englishen Verhandlungen im Jahre 1912, die nunmehr im Wortlaut vorliegen, s{hreibt die „Nord- deutsche Allgemeine Zeitung“:
Der Eindruck, den wir {hon von der telegraphishen Wiedergabe gewonnen, findet sich vollauf bestätigt. Es handelt sich um eir en Versuch der englishen Regierung, das englishe Publikum und die Welt von der einfachen und klaren Tatsache abzulenken, daß die deutschen Bemühungen, im Winter 1912 mit England zu einer den Weltfrieden sihernden Verständigung zu gelangen, an der positiven Weigerung des englischen Kabineits gescheitert sind, Deutschland Neutralität auch nur für den Fall zuzusihern, daß ihm ein 7 also nicht absolute Neu- tralität, wie das den Tatsachen entgegen Mr. Aequith tn öffentlicher Rede behauptet und Sir E. Grey in der „Times“ vom 27. Januar bestätigt hat.
Wir stellen zunächst fest, daß ein Verlangen nah absoluter Neu- tralität {hon in dem Entwurf nicht mehr enthalten war, den Lord Haldane von Berlin nah London zurückbrahte, nahdem der Minister die erste — in unserer Ausgabe vom 18. Iult dieses Jahres — wiedergegebene deutshe Formel sofort als zu weitgehend zurückgewtiesen hatte. Das Foreign Öffice wendet nun die Taklik an, besagten Entwurf, in dem die Neutralitätspfliht auf den Fall eines Krieges beshränkt wurde, in dem der beteiligte Vertrag- \hließende niht als Angreifer gelten könne, in allen Einzelheiten wtederzugeben, um zu bewetsen, daß es sich um einen Versuh der deutshea Regierung gehandelt habe, Deutsch- land die absolute Neutralität Englands zu sichern, fch selbst dagegen freie Hand vorzubehalten. Es wird dabei mit der Behauptung operieri, daß die deutschen Formulterungen Deutschland die Möglichkeit geboten haben würde, einen Krieg durch seine Bundesgenossen provoztieren zu lassen, unter Berufung auf setne Ver- tragspflihten daran teilzunehmen, gleihwohl aber von England Neu- tralität zu verlangen. Daß das englische Anerbieten, sh niht an einem „unprovozterten*" Angriff gegen Deutschland beteiligen zu wollen, England analog die Möglichkeit bot, seine Freunde zu einem Krieg gegen Deuti\chland zu veranlassen urd dann unter dem Vor- wand nicht neutral zu bleiben, daß kein unprovozterter Angriff vor- liege, scheint dem Foreign Office nicht eingefallen zu sein. Ver- trauen in die gegenseitige bona fides ift die natürliche und selbstver- ständlihe Voraussezung für alle solhe Abkommen. Bei der Auf- fassung, die die deutshe Regierung von ihren Verpflichtungen gegen ihre Dreibundgenossen hegte, ntubte fie Vorsorge dahin treffen, durch die geplanten Vereinbarungen niht in Gegensaß zu diesen Ver- pflihtungen zu geraten. Daher die Klauseln in dem deutshen Ent- wurf, die die Zusicherung deutscher Neutralität für den Fall aus- \{lossen, daß dieselbe mit den Dreibundabmachungen nit vereinbar war. Auch die weiteren deutshen Vorshläge erscheinen jeßt der englishen Negterung und mit ihr dem ganzen Chor der eng- lishen Presse als eine hbinterlistige Falle. Natürlih muß dabei der gegenwärtige Krieg als Probe aufs Exempel für die deutshe Tüde herhalten. Wir wollen ihr diesen Spaß nicht verderben, nur möchten wir als Kuriosum festfiellen, daß die erglishe Kundgebung si als Eideshelfer für die Behauptung, daß der Krieg tatsählih ein deutscher Aggrefsivkrieg sei, auf das wortbrüchige Italten beruft. Wir haben bestimmte Gründe für dle Annahme, daß die neugeknüpften Be- ziehungen zu dem durh seinen Verrat für alle Zeiten gekennzeichneten Italien von seinen jeßigen Bundesgenossen als ein Pudendum an- grie werden. Wie die Anrufung des italtentischen Zeugnisses lehrt,
ildet die englische Reaterung, die mit einem so edlen Enthusiasmus für die Heiligkeit der Verträge in den Kampf gezogen ist, in dieser Hinsicht etne Ausnahme.
Es ist nun sehr bedauerlich, daß alle die {önen Argumente, mit denen die englishe Negierung jeßt theoretish zu berwetjen sucht, weshalb die deutschen Neutralitätsformeln für England unannehmbar fvaren, weder Lord Haldane noch Sir E. Grey zur Verfügung standen, als sie mit dem Grafen Metternich im Winter 1912 verhandelten. Andernfalls wäre es dem E vielleiht möglih gewesen, die Bedenken der Minister zu beseitigen oder andere Formulierungen vorzuschlagen, die diesen Bedenken Rechnung trugen. Aus der Bericht- ‘erstattung des Grafen Metternich geht aber flar hervor, daß die englischen Minister damals ganz unumwunden zugegeben haben, da die Sorge um die Beziehungen Englands zu Rußland und Frankrei für thre Haltung auss{chlaggebend sei. Die nachstehenden beiden Be- richte des Grafen Metternih mögen dies erwetfen :
London, den 15. Februar 1912. Lord Haldane hat mir gestern ausführlich über seine Unter- redungen in Berlin Mitteilung gemaht. Ich konnte dabei konsta- tieren, daß die mir von Euerer Exzellenz zugegangene Information genau mit Lord Haldanes Aeußerungen übereinstimmt. Der
Minister bemerkte, daß seine aus Berlin zurückgebrachten Eindrücke und Miti1eilungen auf Sir E. Grey, den Premierminister und seine übrigen Kollegen den besten Eindruck gemacht hätten und daß das Kabinett den dringenden Wunsch hade, daß etne Vereinbarung zustande komme. Er verhehle fich allerdings niht die großen Schwierigkeiten, welhe die beiden Punkte, Neutralitätsabkommen und Flottennovelle, in sich \{chlö}en. Die englishe Megierung könne mit Bezug auf dite Neutralt1äiserk{ärung unsere assung niht annehmen, weil ste thr treundshaftlihes Ver- hältnis zu Frankreich und Rußland niht in Frage stellen wolle. Er glaube abér, daß eine Fassung in der Art, wie sie von thm vorgeschlagen sei, von großer und fegensreicher Wirkung auf dte Beziehungen der beiden Völker sein werde, und daß ein folches Abkommen ebenfalls der übrigen Welt den festen Entschluß der betden Regierungen beweisen werde, in Frieden und Freundschaft miteinander zu leben. Auch ein solches Abkommen würde die Ecken und Schä1fen wegnehmen, welche aus Englands bisherigen Ententeverbältnissen uns gegenüber ‘entstehen fönnten. Wenn die von ihm vorgeshlagene oder etne ähnlihe Formel von uns akzeptiert würde, so würde damit im englishen Volke die Grundlage zu dem Vertrauen in die beiderseitigen Beztehüungen gelegt werden, ohne welhes feine diplomatishe Formel dauernden Wert habe. Würde dagegen eine Formel gewählt, die etnen un- günstigen Einfluß auf die Beziehungen Englands zu Frankrei und Nußiand ausübe, so wäre damit von vornherein das Abkommen mit uns in England unpopulär, und es würde daher nicht den inneren Wert und die Kraft besitzen, die es zur Herstellung der beiderseitigen freundshaftlihen Beziehungen haben müfse. gez. Metternich.
(Es ist hierzu zu bemerken, daß Lord Haldane {hon in Berlin eine Neutralitätsformel entworten hatte, die dem später an Sir E. Grey gemachten offiziellen Vorschlag ungefähr entsprach.)
London, den 17. März 1912.
Zur Erläuterung des Abkommens, das mir beute Sir Edward Grey nach erneuter Ministerratssizung für den Fall einer Einigung über die Flottennovelle vorgeshlagen hat und dessen Wortlaut ih gleichzeitig telegraphisch übermittele, bemerkte der Minister, er wolle mir ofen sagen, weöhalb die englishe Regterung Anstand nehme, das Wort „neutral“ oder „Neutralität“ in das Abkommen aufzunehmen. Er müsse bet dem vorgeshlagenen Ab- kommen niht nur die Beziehungen zu Deutschland, sondern auch zu andern Ländern berücksihtigen. Die engli\he Regierung müsse mit der Tatsahe der wachsenden See- macht Deut\hlands renen, welche mit der geplanten Flottennovelle eine bedeutende Verstärkung erfahren werde. England könne daber nicht feine bisherigen Freundshaften aufs Spiel seßen. Ein direktes Neutralitätsabkommen würde unbedingt die Französishe Empfindlichkeit reizen. Dies müsse die eng- lische Regierung vermeiden. Er könne nicht soweit gehen, die Fréundshaft mit Frankreih zu gefährden, ins- besondere auch nicht aus folgenden Gesichtspunkten : z
Er set bei dem absoluten Vertrauen, das er in die Person und die Politik des Herrn Reichskanzlers seße, der festen Ueberzeugung, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und England fich bessern würden. Er sei ferner der festen üeberzeugung, daß uner diesen Umständen etwaige Schwierigkeiten, die zwishen den beiden Re- gierungen entstehen könnten, feine unerfreulihen Dimensionen an- nehmen würden. Er gehe noch weiter und verbürge sch, daß die englische Politik in dem Sinne des von ihm vorgeschlagenen Ab- kommens geführt werde, auch wenn der Abs{hl{uß des Abkommens für den Augenblick an der Flokttennovelle \cheitern sollte. Ein Neutralitätsabkommen sei aber in seinen Wirkungen unabhängi von Persöalichkeiten. Die englishe Regierung müsse daher au an den all denken, daß einmal etne Aenderung in der. verantwort- lichen Leitung der Neichsvolitik eintreten werde. Dahéêr könne sie über das vorgeshlagene Abkommen nicht hinausgehen und nicht das Risiko laufen, eines Tages die französische Freundschaft ver|cherzt zu haben und zwischen zwei Stühlen zu sißen. Das vorgeschlagene Abkommen dagegen genüge, um vertrauensvolle und den Frieden
hernde Beziehungen zwiichen uns zu schaffen, ohne daß England eine bestehenden Freundschaften gefährde. Seine Politik sei darauf gerichtet, eine erneute Gruppierung der Mächte in zwei Lager zu vermeiden, und diese werde mit der Zeit ihre Früchte tragen. Z gez. Metternich.
Daß Sir E. Grey seine Ablehnung des deutshen Vorschlags u. a. mit einem möglihen W-chsel in der Person des leitenden deutshen Staatsmanns begründete, eigt, wie fremd der Minifter den Verhältnissen des Auslands und speziell Deutshlands gegenüberstand. Da die Minister in allen Ländern, besonders-auch in Frankreich, häufig weseln, so wüxden bei Rezipierung des Grey[hen Standpunktes, der nur die besonderen Verhältnisse in England berüdcksictigte, internationale Vereinbarungen überhaupt nicht mehr möglih sein. Auch wurde Graf Metterntch agten, den Minister Ianas! aufmerksam zu maden, daß die auswärtige Politik in Deutschland niht wie in Eng-
land ausfchließlich von der jeweiligen Negierung beziehungêweise Parlamentsmajorität abhängig sei, vielmehr biete die Person Seiner Majestät des Kaisers eine Bürgschaft dafür, daß die deutsche Politik auch weiterhin in den friedlihen Bahnen wandeln werde, die fie unter der Regierung Seiner Majestät niema!s verlassen habe. Der Minister mute aber Deutschland zu, von den geplanten Nüftungsmaßnahmen Abstand zu nehmen, die nah Ansiht der zuständigen deutschen militärishea Stellen für eine wirksame Defensive gegen einen Angriff der vereinigten Flotten der Ententemähte absolut erforderli seten, ohne gleichzeitig die erforderlihen Garantien gegen einen solchen An- griff geben zu wollen. Jedenfalls sei die von Str E. Grey gebotene Formel ‘in dieser Hinsicht wertlos. Wenn der Minister ferner auf die Möglichkeit eines Wechsels in der Richtung der deutschen Politik in der Zukunft hinweise, so übersehe er, daß auch wir durch ein etwatges, jedenfalls auf längere Zeit zu treffendes Abkommen in unserer Politik nicht weniger gebunden sein würden als England. Wenn wir also jeßt auf die Durchführung der Flottennovelle in dem beabsibtigten Umfange verzihten sollten, so würden wir uns: im Falle eines Wechsels in der englishen Politik gegenüber den Mächten der Tripleentente in einem Zustande maritimer Unterlegenheit befinden. Das Risiko set daher beiderseits das gleihe. Graf Vtetternih möge daher der englischen Regierung keinen Zwetfel darüber belaffen, daß das Zustandekommen einer auf etn gegenteitiges Shußabkommen binauslaufenden, die englische Neutralität in weitgehender Weise ficherstellenden Vereinbarung die absolute Voraus\etzung dafür bilde, unter der allein der Reichskanzler bei Seiner Majestät dem Kaiser einen Verzicht auf wesentlihe Bestandteile der Flottennovelle befür- worten und der öffentlichen Meinung in Deutschland gegenüber würde rechtfertigen können | Graf Metternih glaubte, diese Instruktion dahin auslegen zu sollen, daß nur ein die absolute Neutralität Englands garan- tierendes Abkommen diefen Vorausseßungen entsprehen werde. Er hat si, wie die englische Veröffentlihung zutreffend erwähnt, auc in diesem Sinne gegen Sir E. Grey ausgesprochen. Daß aber der Botschafter diese Forderung nahträglih, und zwar auf Weisung des Reichskanzlers, zurückgezogen hat, erwähnt das Foreign Office nicht. Als nämlich Graf Metternih be«- rihtete, Sir E. Grey habe darauf hingewiesen, daß bei den Bes \sprehungen Lord Haldanes mit dem Reichskanzler über die Neutra- litätsformel nicht, wie jeßt, absolute Neutralität gefordert worden set, erhielt der Botschafter die Instruktion, dem Minister zu sagen, daß der deutsche Vorschlag sich an den von Lord Haldane selbst in Berlin \kizzierten Eutroni anlehne, über den er bezügli der Neutra- lität niht hinausgebhe. Auch billige der Reichskanzler den Wortlaut der beiden von Graf Metternih vorgeschlagenen Zusatformeln in dem englischen Entrourf: „England wird daher mindestens wohlwollende Neutralität beobachten, falls Deutschland ein Krieg 2:fgezwungen werden sollte“,
„England wird daher selbstverständlih neutral bleiben, falls Deutschland ein Krieg aufgezwungen wird“, k in denen absolute Neutralität nicht verlangt werde. Im übrigen komme es der Kaiserlichen Regierung niht auf den Wortlaut, sondern den Inhalt der englishen Zuficherungen an. Deutschland müsse die Gewißheit haben, von England weder direkt noch in einem ihm von dritter Seite aufgezwungenen Krieg angegriffen zu werden.
Graf Metternih meldete daraufhin am 26. März, daß er sofort und ehe der engli\che Ministerrat eine endgültige Entscheidung treffe, betonen werde, daß die deutshen Formeln nur relative Neutralität vo: sähen und daß deutscherseits eine Zusicherung absoluter Neutralität von England nicht erwartet werde. Er glaube, daß dies die Mög- lichkeit einer Verständtgung wieder in größere Nähe rüde.
Die Hcffnung des Botschafters sollte fich niht verwirklichen, wie aus nachstehendem Bericht hervorgeht : i
„London, den 29. März 1912. Die Frage über den Inhalt einer politishen Vereinbaruna mit uns hat dem Ministerrat wiederum vorgelegen. Die englische Regieruna will niht über die von ihr Vor gegen Formel hinaus« gehen. Sir Edward Grey bemängelte den mir von Berlin aus ugegangenen Entwurf für ein Neutralitätsabkommen, weil er nlaß zu vershiedenartiger Auslegung geben könne. Ein joldhes Abkommen würde wegen als irgend ein Vertrag, den die englishe Negierung mit einer europäishen Macht, mit Ausnahme des alten portugießischen Bündnisses, FhacMlelien habe. Unser Gntwurf komme einem Bündnis nahe. Ich ih den Wunsh nah einem Abkommen autgedrückt. das ehende Neutralität in sich \{hließe. Ein Abkommen mit absoluter Bindung für Neutralität werde bei anderen Mächten Mißdeutungen erfahren und könne die Beziehungen Englands zu ihnen {äd was d englishe Politik zu vermeiden wênsds Die englische # dagegen fei klar und enthalte ebenfalls die Absiht der N im Falle unprovozterten Angriffs von dritter Seite. a will neither make nor join any unprovoked attack. «Bai wird keinen unprovozierten machen an einem folchen beteiligen.*) f
oder